[AAR] Historia Imperii Romani Sancti

AAR u.a. zu Spielen der Total War Reihe

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[AAR] Historia Imperii Romani Sancti

Beitragvon -=[MAD]=- » 14. Dezember 2010 13:02

Inhaltsverzeichnis

Kapitel I
1. Teil - Ein schwerer Anfang (Sommer 1079)
2. Teil - Die Armeen marschieren (Sommer 1080)
3. Teil - Erste Siege für das Reich (1080-1081)
4. Teil - Kaiserliche Philosophie (Zusammenfassung 1081-1090)
4. Teil - Kaiserliche Philosophie (Fortsetzung der Zusammenfassung)
5. Teil - Der Erste von Vielen (Sommer 1090)

Kapitel II
6. Teil - Krieg!!! (Sommer 1090)
7. Teil - Die Schlacht um Venedig (Winter 1090)
8. Teil - Hiobsbotschaften (Winter 1090)
9. Teil - Der Entsatz von Bologna (Winter 1090)
10. Teil - Die Verteidigung von Metz (Winter 1090)
11. Teil - Rachefeldzüge (Sommer 1091)
12. Teil - Die Schlacht um Mailand (Winter 1091)

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Hallo liebe Leute,

nach toller Anregung habe ich mich entschieden, auch über meine aktuelle HRR-Kampagne einen AAR zu schreiben. Noch eine Anmerkung vorneweg: Die Geschichte wird vermutlich aus mehreren Sichtweisen vorgetragen. Die unterschiedlichen Personen werden dabei entweder zitiert oder ihr Gedankengang beschrieben. Sollten dabei "zufällig" Verbindungen zur heutigen Geschichte oder zu anderen Kampagnenstorys auftreten, so sind diese voll beabsichtigt und wer solche findet, kann sie behalten oder auch gerne posten.

Allgemein freue ich mich über jegliches Feedback, gerne auch inhaltlich zu meiner Spielweise. Auch Nachfragen werde ich so gut es geht beantworten, wenn möglich sogar in der Geschichte. Besonders erwünscht sind natürlich Lobe ^^

Ich spiele das Heilige Römlische Reich Deutscher Nation in der unveränderten Medieval 2 - Kampgange auf schwer/sehr schwer.

Viel Spaß!


[Bis Teil 12 kopiert aus der TWZ, dort erstellt ab dem 28. April 2010]
Zuletzt geändert von -=[MAD]=- am 11. Januar 2011 18:22, insgesamt 5-mal geändert.

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[AAR] Historia Imperii Romani Sancti

Beitragvon -=[MAD]=- » 14. Dezember 2010 13:23

Kapitel I

1. Teil - Ein schwerer Anfang

Bologna, Spätsommer 1079 n. Chr.

Die Sonne scheint über den Dächern der Stadt. Und obwohl es noch nicht mal Mittag ist, hat sie bereits alle Menschen von den Straßen vertrieben. Wer nicht unbedingt etwas zu erledigen hat, bleibt besser in den kühlen Mauern der Häuser. Trotz der Hitze singen ein paar Vögel ihr ewig fröhliches Lied. Einige Zikaden zirpen beharrlich und in der Ferne ist leicht das Geräusch des Mittelmeers zu hören.
Im Palast des Kaisers laufen die Dienstmädchen aufgeregt hin und her. Leises Germurmel der anwesenden Adligen durchdringt den Raum, während erste Vorspeisen serviert werden. Kaiser Heinrich der Streiter jedoch beachtet die Geräusche nicht. Sein Blick ruht mit Stolz auf die zusammengerufenen Generäle, währenddessen er in Gedanken bei der Lage des Reiches ist.

Lange hatte es gedauert, um dieses Treffen vorzubereiten. Die größten und besten Heerführer aus dem ganzen Reich waren hier her gekommen, zu seinem derzeitigen Wohnsitz Bologna. Er vermisste keinen seiner klugen Köpfe. Rechts von ihm sitzt seine Tochter Agnes, links von ihm sein Sohn Henry. Daneben sitzt Leopold, der Statthalter von Wien. Außerdem anwesend sind der Bischof Petér Scherer, Maximillian Mandorf, Otto von Kassel, der brutale Hauptmann Roht und der hervorragende Hauptmann Markus, der von allen nur "Markus der Starke" genannt wird, sowie weitere, noch unbekannte Hauptmänner. Selbst der feine Dietrich von Sachsen ist aus der Hauptstadt Frankfurt eingetroffen und sitzt nun mit am Tisch. Sie alle warteten gespannt auf seine Worte, das war jedem anzumerken. Und seine Worte, die würden sich um die Lage der Nation drehen. Die Situation des Reiches war schlecht, wenn nicht sogar kritisch. Zu wenig war in den letzten Jahren gearbeitet worden, zu lange hat die Passivität gedauert. Doch das sollte sich nun ändern.

Das Reich ist wirtschaftlich und militärisch schwach. Seine Truppen setzen sich zum größten Teil aus Garnisionseinheiten zusammen, die seit Jahren nicht aus ihren jeweiligen Städten heraus gekommen sind. Schwach ist der Kampfgeist geworden, zu schwach. Der einzige Lichtblick ist die gemischte Armee, die das Grenzland zum Norden bewacht und der auch erfahrene Panzerritter angehören. Das ist die einzige verfügbare Kavallerie des Reiches.
Politisch ist das Reich isoliert. Zu keiner der großen Nationen bestehen wirtschaftliche oder gar militärische Bündnisse. Ringsum liegen selbstständige oder als selbstständig ernannte Fürsten- und Herzogtümer. Speziell die Regionen Hamburg, Magdeburg, Prag sowie im Westen Metz sind seit Jahren ein Dorn im Auge. Sollten diese Dornen jetzt gebrochen werden, rücken die Grenzen des Reichs nah an die Großnationen Dänemark, Polen und Frankreich heran. Abgesehen von diesen Nationen muss aber auch auf die Ungarn, die Mailänder und die Venzianer Acht gegeben werden. Denn die Region Bologna selbst, in der sie jetzt alle verweilen, ist vom Rest des Reichs gänzlich abgeschnitten und nur durch mailändisches oder venedisches Gebiet zu erreichen und Wien ist gefährlich nahe des ungarischen Interessengebiets.
Ein Vorteil ist jedoch, dass sich die rebellischen umliegenden Gebiete uneinig sind. Von ihnen ist nicht zu erwarten, dass sie sich gegenseitig unterstützen. Aus diesem Grund erscheint auch trotz des militärischen Leitsatzes "Getrennt marschieren - vereint schlagen" (diesen Satz musste er sich irgendwann mal aufschreiben) ein Aufteilen der Truppen als logisch. Und aus diesem Grund hatte er auch alle verfügbaren Heerführer herbeordert, an die er nun das Wort erhebt:

"Werte Ritter!
Zu lange schon habt ihr die Schwäche des Reiches miterlebt. Zu viele Herzöge gehorchen mir nicht mehr und zu viele Nationen trachten nach unseren Ländereien.

Ihr habt euch sicher gefragt, wann dieses ein Ende hat, und ich sage euch, dieses Ende ist jetzt.
Denn ab dem heutigen Tage wird das Heilige Römische Reich von Neuem ziehen und kämpfen. Ich sehe hier viele große und tapfere Männer und habe keinen Zweifel daran, dass sie das wachsende Reich in den Schlachten und in den Städten führen können und auch in der schwersten Stunde zu mir stehen werden.

Ihr habt euch sicher gefragt, warum ich euch hierher gebeten habe.
Dieses tat ich in meinem Verlangen, das Reich ans Licht zu führen. Es soll aus dem Schatten der großen europäischen Nationen treten und an die erste Stelle gerückt werden. Doch dazu brauche ich euch, meine loyalsten und zuverlässigsten Generäle. Ihr sollt mir Schlachten führen, die ich nicht persönlich führen kann und ihr sollt mir Städte verwalten, wenn ich diese nicht selbst vor Ort verwalten kann.

Ihr habt euch sicher gefragt, was meine nächsten Befehle an euch sind.
Das sind ab heute keine Bauanweisungen und richterlichen Verfügungen mehr, das sind ab heute Schlachtbefehle und Schlachtordnungen. Diesen sollt ihr nach besten Wissen und Gewissen folgen und mit eurem persönlichen Können verbessern. Solltet ihr jemals in eine Zwangslage kommen, gleich ob in oder nach der Schlacht, so entscheidet weise und durchdacht. Aber solltet ihr jemals in einer Zwangslage entschieden haben, so führt eure Entscheidung mit allen Mitteln durch."


Noch während der Kaiser redet, wird das Gemurmel immer lauter. Das merkt auch der Kaiser, und er hält kurz inne.

Hat er seine Pläne deutlich dargelegt? Hat er seine Kompetenzen überschritten? Oder wird er demnächst angeprangert und abgesetzt?
Er schaut auf den Bischof. Dieser sitzt jedoch nachdenklich und unbeweglich am Tisch, während um ihn herum die Männer anfangen zu diskutieren. Sein Sohn Henry nickt ihm zu, während Leopold lautstark mit Otto und dem Hauptmann Roht debattiert. Dietrich hat das Kinn sinnend in die Hand gelegt, derweil Maximillian auf ihn einredet. Die anderen Hauptmänner, allen voran Hauptmann Markus, nicken immer stärker zu den Argumenten des jeweils anderen. Es scheint, als haben sie einen Konsens gefunden. Nein, er hatte seine Rede voll ins Ziel gebracht.

Der Kaiser nimmt wieder das Wort in die Hand:

"Männer,

ich brauche euch die strategische Lage des Reiches nicht darlegen, die kennt ihr zu Genüge. Speziell die Gebiete nördlich und nordöstlich des Reiches sowie die Region Metz liegen mir am Herzen. Um diese zu erlangen, befehle ich euch folgendes:

I. Ihr, werter Dietrich von Sachsen, verlasst Frankfurt und übernehmt den Oberbefehl über die kaiserliche Grenzarmee. Diese wird von Hauptmann Markus zuvor nach Norden geführt und die Belagerung der Rebellenburg Hamburg eingeleitet.
II. Hauptmann Rolf übernimmt den Großteil der Frankfurter Garnison und führt diese in Richtung Magdeburg. Bei Erfurt trefft ihr, Maximillian Mandorf, auf diese Armee und führt sie unter eurem Befehl weiter nach Magdeburg. Nach der Einnahme von Magdeburg stoßt ihr weiter in nordöstliche Richtung vor und erobert für das Reich Stettin.
III. Hauptmann Gerhard übernimmt die gesamte Nürnberger Garnision und führt diese nach Osten. Zusammenhängend mit dieser Operation führt ihr, mein lieber Leopold, von Wien aus weitere Kräfte heran und vereint euch mit Hauptmann Gerhard zur Einnahme von Prag.
IV. Mein Sohn Henry wird mit der gesamten Garnision aus Staufen die Siedlung Metz angreifen und einnehmen.
V. Ich werde persönlich mit dem Hauptteil der hiesigen Garnision das nahe Florenz einnehmen und damit den Südteil unseres Reiches ausbauen.
VI. Ihr, ehrenwerter Otto von Kassel, führt derweil den Großteil der Innsbrucker Garnision aus der Stadt heraus und verstärkt damit Staufen, Nürnberg und Frankfurt.
VII. Garnisionen verbleiben vorerst nur in Frankfurt, Wien, Innsbruck und Bologna selbst."


Die meisten der anwesenden Generäle sitzen nun ob des kühnen und offensichtlich lang gereiften Planes mit offenem Mund da. Auch Bischof Scherer hat seine Starre noch nicht überwunden. Nur sein Sohn Henry und der General Dietrich schauen ihn gelassen und zustimmend an. Dietrich, dieser schlaue Hund ist auch durch nichts zu verblüffen, so als ob er diese seine Reaktion schon voraus gesehen hätte, denkt der Kaiser.
Seine gesamten Truppen in 5 kleinere Kampftrupps aufzuteilen und einige der Städte gar schutzlos zurück zu lassen, um rebellische Randprovinzen des Reichs einzunehmen hält er zumindest für genial. Und gereift war dieser Plan schon lange, gewiss. Bitterer Nebengeschmack ist jedoch dieses verdammte Dèjá-vu, so als ob er solch einen Schlachtplan schon mal so oder so ähnlich gelesen hätte. Und woher er plötzlich dieses Fremdwort hat, weiss er auch nicht.

Seltsamer Weise ist Hauptmann Gerhard von den anderen Heerführern der erste, der sein Staunen überwindet. Er wirft ein: "Aber mein Herr, ein Spion hat uns berichtet, dass in Prag starke Feindkräfte stehen, welche der mir übertragenen Armee gar überlegen sind! Ein Angriff auf diese Stadt wird hohe Verluste und viel Zeit kosten!" Diese Information war dem Kaiser noch neu, und insgeheim dankte er dem tapferen Mann, welcher sich da des Nachts in die feindliche Siedlung geschlichen haben musste.
Trotzdem warf dieser Einwand seinen gesamten dritten Punkt um. Im Kopf stellte er sich Osteuropa vor. In dieser Richtung, noch hinter Prag, musste doch auch irgendwo Breslau liegen. Breslau, ein kleines Rebellendorf, das aber eine strategische Position einnehmen könnte und z.B. direkt in polnischer Stoßrichtung auf Magdeburg liegt. Und vermutlich ist die feindliche Garnision dieser Siedlung ob seiner Größe auch wesentlich kleiner als die von Prag. Außerdem blicken wahrscheinlich auch die Polen in Richtung Westen, er würde ihnen mit einer Umgehung Prags also Breslau vor der Nase wegschnappen können. Und letztendlich könnte er die tschechische Kleinstadt auch noch belagern lassen, nachdem Breslau dem Reich gehört.
Ja, er hatte sich entschieden. Ziel des 3. Stoßtrupps unter Leopold und Hauptmann Gerhard sollte Breslau werden. Prag kann immer noch später erobert werden. Der Kaiser antwortet also: "Hauptmann Gerhard, euch ehrt dieser Einwurf. Die Belagerung Prags würde in der Tat viele Monate dauern und trotz dessen viele Männer des Reiches kosten. Ich entscheide also, dass ihr eure Nürnberger Armee nördlich an Prag vorbei führt und nach Vereinigung mit der Wiener Armee nordöstlich von Prag unter dem Oberbefehl von Leopold Breslau angreift."

Am Abend löst sich die Versammlung auf, und die ersten Generäle verlassen schon am nächsten Morgen die Stadt. Das sind Hauptmann Markus, Hauptmann Rolf und Dietrich von Sachsen, welche natürlich die weitesten Rückwege haben. Im Laufe von wenigen Wochen sind alle Heerführern wieder bei ihren Männern.
Sofort werden alle Vorbereitungen für die bevorstehenden Feldzüge getroffen. Sämtliche Statthalter lassen das gesamte restliche Jahr und auch den Frühling des neuen Jahres große Militärübungen statt finden und alle Schmiede arbeiten auf Hochtouren. Im Frühsommer des Jahres 1080 verlassen alle Armeen ihre Stellung und marschieren wie geplant dem Feind entgegen:

Bild


Nicht verschwiegen werden sollen die weiteren Fragen der Generäle an ihren Kaiser. Im Allgemeinen aber akzeptierten sie sofort die Befehle Heinrichs, und selbst der Bischof hatte im Namen der Kirche keine Einwände.

So äußerte Maximillian Mandorf, welchen der Kaiser sehr schätzt, seine Bedenken wegen der schutzlosen Städte Nürnberg und Staufen. Heinrich beseitigte diese Zweifel jedoch in seiner gewohnten Art und wies ihn auf die Aufgabe von Otto hin, der ja vor allem gerade diese Städte verstärken soll.

Otto von Kassel wollte wissen, welche Truppen der Innsbrucker Garnision er in welcher Stadt abzuliefern hätte und ob es denn für ihn persönlich keinen wichtigeren Auftrag gäbe. Der Kaiser antwortete ihm, dass er ihn für einen sehr fähigen General hält, wegen der derzeitigen strategischen Abgelegenheit der Burg Innsbruck allerdings keinen direkten Kampfauftrag für ihn hat. Von der Innsbrucker Armee sollte er unter Zurücklassung einer Bogenschützeneinheit in Richtung Nürnberg marschieren, 1 Bogenschützentrupp nach Staufen marschieren lassen und die beiden übrigen Infanterieeinheiten auf Nürnberg und Frankfurt aufteilen. Er selbst solle sich zunächst in Frankfurt bereit halten.

Dietrich von Sachsen sprach eine sehr wichtige Frage an, als er den Kampfwert der Bauerntruppen kritisierte. Kaiser Heinrich der Streiter erörtete nun, dass er wie Dietrich den Kampfwert der Bauern als sehr gering einstuft, diese Truppen aber für das Erste eine äußerst wichtige Rolle spielen. Denn diese würden in Frankfurt und Bologna wichtige Fußtruppen frei machen, welche gegen Magdeburg bzw. Florenz eingesetzt werden können. Abgesehen davon sollen diese beiden Einheiten so schnell wie möglich von Speermilizen ersetzt und aufgelöst werden, einerseits aus Ottos Armeegruppe und andererseits aus der Armeegruppe des Kaisers selbst. Die Bogenschützentruppen des Reiches, die sich zur Zeit ebenfalls nur aus Bauern zusammensetzen, seien dagegen für ihre Zwecke mehr als ausreichend, an ihnen wolle der Kaiser noch lange festhalten.

Nun wurden noch einige Details über Marschrouten, Armeezusammenstellungen und Befehlsfragen geklärt und Fristen gesetzt. Kaiser Heinrich hatte sich darüber hinaus noch weitere Gedanken gemacht und gab den Heerführern einige Anweisungen auf den Weg:

"Männer, und beachtet Folgendes:

- Feindliche Siedlungen mit mehr als 3 Einheiten werden vorzugsweise belagert, sofern kein Zeitzwang besteht! Letzteres betrifft in diesem Fall also besonders Magdeburg, damit General Mandorf so schnell wie möglich Stettin einnehmen kann, sowie Florenz selber, damit Bologna schnellstmöglich wieder eine vernünftige Garnision bekommt. Den Sturmangriff bei 3 oder weniger feindlichen Einheiten werde ich noch später bei Gelegenheit genauer erklären.
- Soweit Fernkampfhoheit vorhanden ist, setzt eure Bogenschützentruppen so lange wie möglich ein! Das spart das Blut eurer Infanterie, und die braucht ihr noch.
- Breitet eure Infantere 4- oder 5-reihig aus! Das lässt sie nicht nur stärker aussehen, als sie ist, sondern bringt auch Vorteile im Kampf. Denn dadurch kann ein zahlenmäßig gleichstarker Gegner eingekesselt werden und muss sich gegen mehr Speere wehren.
- Und spart mir eure Kavallerie! Setzt sie nicht präventiv ein, sondern nur bei besonderen Gelegenheiten, die längeren Nahkampf vermeiden. Solche sind insbesondere das Ausschalten von Fernkämpfern und winzigen versprengten Gegnertrupps sowie das Verfolgen von Feinden!

Der Segen des Heiligen Papstes sei mit euch! Nun geht und befolgt meine Befehle!"


Und die Männer gingen, ohne zu murren, und bei vielen von ihnen konnte der Kaiser den Glanz in den Augen sehen, den er so sehr mochte. Besonders in Dietrich von Sachsen hatte er sich getäuscht, musste er zugeben. Ursprünglich hielt er ihn für unloyal und eingebildet, trotzdem musste er seinen äußerst hohen Intellekt zugeben, der ihm auch den Statthalterposten in der Reichshauptstadt Frankfurt gebracht hatte. Aber an seinem Verhalten konnte Heinrich nun ansehen, dass Dietrich auf seiner Seite steht und seine Rolle als denjenigen Armeegeneral, der den militärischen Stolz des Reiches befehlen darf, durchaus zu tragen weiss. Obwohl das stark befestigte Hamburg belagert werden soll und damit auf keinen Fall eines der ersten neuen Eroberungssiege des Reiches liefern wird, ist der Kaiser schon sehr gespannt auf die Schilderung der Schlacht um Hamburg.
Zuletzt geändert von -=[MAD]=- am 30. Dezember 2010 17:30, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitragvon -=[MAD]=- » 17. Dezember 2010 12:23

2. Teil - Die Armeen marschieren

vor Hamburg, Anfang Mai 1080 n. Chr.

Hauptmann Markus schaut auf das vor ihm liegende Hamburg. Gut sieht es aus, aber auch stark befestigt. Große Burgmauern umringen die Stadt, auf denen viele Männer herumlaufen. Offensichtlich haben sie seine Armee schon längst gesehen, so dass ein Überraschungsangriff unmöglich ist und er die Stadt wie geplant belagern muss. Insgeheim hatte er gehofft, die Stadt noch vor dem Eintreffen von Dietrich im Sturm nehmen zu können. Jetzt aber muss er die lästigen Vorbereitungen einer Belagerung durchführen, während der General dann die Stadt erobern darf. Im Prinzip stiehlt Dietrich ihm damit den zustehenden Ruhm.
Der Hauptmann kennt Dietrich von Sachsen schon seit mehreren Jahren. Denn immerhin ist er der Oberbefehlshaber der im Norden des Reiches stationierten Armee und damit sein direkter Vorgesetzter, auch wenn er die Männer bisher immer befehligt hatte und relativ wenig direkten Kontakt mit Dietrich aufnehmen musste. Trotzdem ist dessen Ruf weit über Norddeutschland hinaus bekannt. Er schätzt das strategische Geschick dieses Mannes, welches seinen Truppen, das muss er wohl oder übel eingestehen, eine Menge Blut sparen wird. Und dass seine Truppen Hamburg nach Belagerung einnehmen würden, daran hat er keinen Zweifel. Diese Armee besteht aus den besten Männern des Reiches: 2 erfahrene Einheiten Panzerritter und ebenso viele Speerträgereinheiten, darunter auch das 1. kaiserliche Infanterieregiment, welches ausschließlich aus speziell ausgebildeten Freiwilligen besteht. Und zur Unterstützung sind diesen Truppen noch über 200 Bogenschützen zugeteilt worden.
Die feindliche Garnision besteht aus mehr oder weniger erfahrenen Speerträgern und Bogenschützen, soviel wusste er. Vom Kaiser hatte er außerdem den Befehl bekommen, Hamburg aushungern zu lassen. Das erspart ihm und seinen Männern zumindest das Bauen von Belagerungsgerät, denn so brauchen sie nur auf den Ausfall des Gegners zu warten.
Er beobachtet die Männer beim Aufbauen des Feldlagers. Längst schon sind kampfstarke Patrouillen ausgesendet worden, um die Siedlung abzuriegeln. An jedem Ende des Horizonts sieht er die Feuerstellen der Wachen. Seine Truppen sind bereit und hoch motiviert, das kann er ihnen ansehen.

Einige Monate später trifft Dietrich im Feldlager ein. Zu dieser Zeit zeigt die Belagerung bereits ihre Wirkung und es gibt im feindlichen Lager die ersten Verluste. Der Hauptmann übergibt dem General den Befehl über seine Truppen und wird sogleich von ihm als Kavellerieführer eingeteilt. Offenbar weiss er seine Leistungen zu schätzen. Trotzdem wird es noch mehrere Jahre dauern, bis die feindlichen Truppen dem Hungertode nahe die schützenden Mauern Hamburgs verlassen und sich mit dem letzten Mut der Verzweiflung auf ihre Peiniger stürzen.

nahe Metz, Ende Mai 1080 n. Chr.

Prinz Henry ist wütend. So sehr hatte er es sich gewünscht, Metz noch diesen Sommer einzunehmen. Nun ist er aber trotz des Gewaltmarsches nur in die Nähe seines Ziels gekommen, der Holzburg Metz. Sie ist fern am Horizont zu erkennen, doch seine dem Felddienst ungewohnten Truppen fangen nun an zu murren. Wollte er mit ihnen noch die Siedlung belagern, konnte er ihre Moral jetzt nicht allzu sehr strapazieren. Daher entschließt er sich schweren Herzens, für einige Wochen hier ein Lager aufzubauen.
Henry denkt an die Gespräche mit seinem Vater, die lange vor der großen Versammlung in Bologna stattfanden. Es hatte auch die Möglichkeit gegeben, die weiter südlich gelegene Burg Bern anzugreifen. Aber dieses Vorgehen hat viele Schwachpunkte: so wird Bern nach den letzten Informationen von sehr starken Einheiten verteidigt, die den seinen Truppen allein in der Zahl etwa um das Zweifache überlegen sind. Und das Warten auf Verstärkung, wie es eventuell andere Feldherren gemacht hätten, dauerte ihnen beiden zu lange. Statt dessen fertigten sie den bekannten Plan aus, der als erstes den Feindkontakt bei Hamburg, Florenz und eben auch Metz beinhaltete.
Der Prinz ist sich bewusst, dass er mit der Einnahme von Metz kein leichtes Ziel hat. Denn seine Armeegruppe ist gar die kleinste der 5 ausgehobenen Eroberungsarmeen und in der feindlichen Burg befinden sich etwa ebenso viele Männer wie er befiehlt. Außerdem ist auch über berittene Gegner berichtet worden, auf die er beim feindlichen Ausfall besonders Acht zu nehmen hatte. Innerlich bereitet er sich darauf vor, diesem Verzweiflungsschlag vor den Toren der Holzburg Metz zu begegnen, doch die entscheidende Schlacht würde erst in vielen Monaten, wenn nicht sogar Jahren, stattfinden.
Zuletzt geändert von -=[MAD]=- am 17. Dezember 2010 13:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon -=[MAD]=- » 17. Dezember 2010 12:28

3. Teil - Erste Siege für das Reich

Hauptstadt Frankfurt, Weihnachten des Jahres 1081 n. Chr.

Von unserem heiligen Herrscher Heinrich dem Streiter habe ich, armer Hofschreiber in kaiserlichem Dienste, die ehrenvollen Aufgabe bekommen, die ersten Schlachten unseres großen Reiches zu dokumentieren. Diese kluge Anweisung folgt dem Bestreben, an einem Ort die vollständige Geschichte des Heiligen Römischen Reiches zu versammeln. Diese Aufgabe ist nicht leicht, denn über viele der ersten Siege fehlen genaue Aufzeichnungen. Erst im Sommer diesen Jahres gab der Kaiser den Befehl, sämtliches Wissen über diese Schlachten zusammenzutragen. Lasst mich nun erzählen, was als gesichert betrachtet werden kann:

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In der großen Versammlung in Bologna im Jahre 1079 des Herrn befahl der Kaiser die Einnahme der Städte Hamburg, Magdeburg, Stettin, Breslau, Metz und Florenz, wobei er selbst das letztgenannte Ziel übernahm. Im Sommer des darauf folgenden Jahres zog er mit einem größeren Heer aus Bologna nach Florenz und begann mit dem Bau von Belagerungsgeräten. Im Winter 1080 n. Chr. nahm daraufhin Kaiser Heinrich der Streiter mit seinen Truppen Florenz ein.
Kaum eine Schlacht ist so wenig beschrieben wie diese, anscheinend hat der heilige Kaiser höchstselbst diesen Sieg als so selbstverständlich erachtet, dass er jegliches Dokumentieren als unwichtig empfand. Bekannt sind lediglich die Streitkräfte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und jene der Norditalienischen Rebellen, welche im Winter 1080 n. Chr. aufeinander trafen:

Bild


Zahlenmäßig war die kaiserliche Armee zwar in der Überzahl, allerdings war Heinrichs Infanterie den Italienern unterlegen. An Bogenschützen besaß der Kaiser die doppelte Anzahl, den größten Vorteil hatte er jedoch durch seine Leibgarde. Es kann als gesichert angesehen werden, dass es der Kaiser nicht zu einem langen Nahkampf kommen ließ, sondern wie er es selbst angewiesen hatte zunächst seine Bogenschützen einsetzte und daraufhin die feindlichen Truppen einkreiste.
Über die Höhe der kaiserlichen Verluste ist nichts bekannt, wohl aber über die Behandlung der eingenommen Stadt durch den großen Heinrich. Denn von den einstmals zahlreichen Bewohnern der italienischen Hafenstadt ließ er nur wenige am Leben, zu groß war seine Angst vor Revolten in der nunmehr südlichsten Siedlung des Reiches. Denn würde sich Florenz erst richtig entwickelt haben, könnte es schnell über seine Grenzen wachsen und vor allem wegen der großen Entfernung von der Hauptstadt nicht mehr zu beherrschen sein.
Wie dem auch sei, Kaiser Heinrich ließ jedenfalls eine schwache Garnision in Florenz und zog mit dem Rest seines Heeres nach Bologna zurück, wo er wie geplant die bisher dort stationierte Bauerneinheit auflöste und sich wieder den militärischen und wirtschaftlichen Fragen des Reiches widmete.

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Den nächsten Sieg einer kaiserlichen Armee brachte uns General Maximillian von Mandorf vor Magdeburg. Da er in der großen Versammlung vom Kaiser den Befehl erhalten hatte, die Holzburg so schnell wie möglich einzunehmen und danach auf Stettin vorzustoßen, griff auch er wenige Monate nach Beginn der Belagerung an:

Bild


Seine Streitkräfte waren ebenso groß wie die, mit dem der Kaiser Florenz eingenommen hatte, sein Feind verfügte diesmal jedoch ebenfalls über Kavallerietruppen. Somit besaß Maximillian in dieser Schlacht keinen Kavallerievorteil, sondern seltsamer Weise einen kleinen Infanterievorteil. Denn auch wenn seine Fußtruppen sämtlich unerfahren und schlecht motiviert waren, standen seinen 3 Speerträgereinheiten nur 2 gegnerische Stadtmilizen entgegen. Außerdem besaß er wiederum doppelt so viele Bogenschützen wie der Gegner.
Über diese Schlacht in den ersten Sommertagen des Jahres 1081 n. Chr. weiss ein Zeitzeuge Seltsames zu berichten: Obwohl schon eigenartig genug, von welcher Seite der Holzburg der General seine Truppen mit dem Rammbock angreifen ließ, war die Reaktion des Feindes noch verwunderbarer. Denn im Versuch, von möglichst wenig Bögen und Türmen beschossen zu werden, wurde der Rammbock an einer Stelle angesetzt, an der sich kein Tor befand. Der Feind postierte daraufhin die Hälfte seiner Infanterie hinter der betroffenen Zaunstelle, wurde aber sofort mit Pfeilen eingedeckt. Nun geschah aber das Außergewöhnliche: Der Feind zog mit sämtlichen sonstigen Truppen vor die Stadt und stand plötzlich an der rechten Flanke der Armee!
Nachdem sich die kaiserlichen Truppen wieder gefasst hatten, gruppierten sie sich zum Schutz der Bogenschützen um, während diese den Beschuss der feindlichen Einheiten aufnahmen. Sogar das Einrammen der Holzpalisade wurde unterbrochen, um weitere Speerträger für den Schutz der rechten Flanke freizumachen. Der feindliche Hauptmann, der das Manöver selbst angeführt hatte und nun an der rechtesten Stelle der feindlichen Schlachtreihe stand, hatte offensichtlich nicht mit dieser Reaktion gerechnet und befahl seinen Bogenschützen den Angriff. Aufgrund der Fernkampfhoheit konnten diese jedoch schnell dezimiert und mit der kaiserlichen Leibwache verjagt werden. Die fliehenden Bogenschützen des Gegners rissen seine Formation auf, woraufhin Hauptmann Ulrich erstaunlich schnell umgruppierte. Die feindliche Armee vor den Toren Magdeburgs bestand damit nur noch aus einer Einheit von Infanterie und der feindlichen Kavallerie, die jetzt jedoch in Reichweite der kaiserlichen Bogenschützen stand.
Als endlich die gegnerischen Kavalleristen die Reichsarmee angriffen, lebten nur noch wenige Feinde. Sämtliche ihrer Einheiten hatten durch den Pfeilhagel starke Verluste zu verzeichnen, unter den Toten war auch ihr Hauptmann Ulrich. Der Nahkampf der kaiserlichen Infanterie mit den feindlichen Reitern und Stadtmilizen vor der Palisade war nicht der Rede wert, ebenso die Zahl der Überlebenden derer, welche noch hinter den schützenden Wällen standen und auf die nun die Bogenschützen des Reichs wieder ihr Feuer eröffneten. Als die Pfeile der Bogenschützen aufgebraucht waren, marschierten die kaisertreuen Speerträger und Maximillian selbst durch das bei der Verfolgung der fliehenden Feinde übernommene Tor und töteten alle restlichen Gegner.

Überrascht von der ungewöhnlichen Reaktion des Gegners, konnte Maximillian Mandorf die veränderte Situation sofort taktisch klug ausnutzen und brachte damit dem Reich bereits in den ersten Jahren gegen einen annähernd gleichstarken Gegner den ersten heroischen Sieg. Es kann entweder diesem Sieg und den damit verbundenen ausgelassen friedlichen Siegesfeiern oder der Ritterlichkeit des kaisertreuen Generals zugeschrieben werden, dass die Siedlung Magdeburg keine Plündereien zu überstehen hatte.

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Während Florenz und Magdeburg schon gefallen waren und Hamburg und Metz noch ausgehungert wurden, befand sich Leopolds Armee noch auf dem Marsch nach Breslau. Etwa zeitgleich mit dem großen Sieg vor Magdeburg hatte er sich mit den Truppen von Hauptmann Gerhard aus Nürnberg zusammengeschlossen und das feindliche Dorf in Sichtweite gebracht. Da Breslau keine Wälle besaß, ging er sofort zum Angriff auf die Rebellen über. Im Spätherbst des Jahres 1081 n. Chr. kam es zur entscheidenden Schlacht um Breslau:

Bild


Leopolds Truppen waren denen des Gegners allein zahlenmäßig stark überlegen, besonders auf die ungeheuer große Zahl seiner Bogenschützen und seine Leibwache konnte er bauen. Die feindliche Infanterie hingegen war seiner mindestens ebenbürtig. Letzteres stellte von vorne herein ein taktisches Problem dar, da er sich von Beginn an gezwungen sehen könnte, feindliche Gegenangriffe mit eventuell unterlegener Infanterie zurückhalten zu müssen. In diesem Falle hätten seine Bogenschützen nur unnötige eigene Verluste verursacht, und auch mit dem Einsatz der Kavallerie in den engen Wegen des Dorfes musste er aufpassen. Es war also von Anfang an klar, dass Leopolds Armee Verluste zu beklagen hatten, und diese musste er gering halten. Denn der Kaiser würde ihn und seine Armee später noch brauchen, um in absehbarer Zeit einerseits die Polen zurückzuhalten und andererseits Stöße auf Prag und Stettin, letzteres mit General Maximillian Mandorf, zu führen.
Leopold stellte seine Truppen in umgekehrter Feldformation auf. Die an der Front stationierten Bogenschützen brachten sich sodann so schnell wie möglich in Stellung hinter einem Hof, der strategisch günstig zwischen zwei Wegen lag, die vom Hauptplatz des Ortes wegführten. Auf diese Weise musste er mit seinen Speerträgereinheiten nur noch 2 Punkte verteidigen, während seine Fernkämpfer freies Schussfeld in die Flanke des Gegners hatten. Und wie vorhergesagt entschlossen sich die feindlichen Infanteristen sofort zum Gegenangriff auf eine seiner beiden Speerträgereinheiten. Während schon die ersten Gegner beim Sturm im Pfeilhagel starben, verstärkte er seine Infanterie mit dem Reserveregiment und ließ die andere Speereinheit in den Rücken der Gegner vorstoßen. Trotzdem war der Zusammenstoß der Gegner mit den beiden kaiserlichen Infanterieregimentern ungewohnt heftig, sodass sich Leopold zum Entsatz mit seiner Kavallerie entschloss.
Der Kampf dieser drei Einheiten zeigte endlich die gewünschte Wirkung, und die feindliche Infanterie floh in Richtung des Markplatzes zurück. Auf halben Weg stand aber nun die frische Speerträgereinheit, welche den fliehenden Feinden weitere Verluste zufügen konnte. Nachdem nun gesichert war, dass die Rebellen keinen weiteren Gegenangriff in dieser Richtung führen würden, positionierten sich die Bogenschützen näher an den Dorfplatz heran und eröffneten das Feuer. Gedeckt wurden sie hierbei von einer Infanterieeinheit, während die anderen beiden Regimenter zusammen mit Leopolds Kavallerie das Dorf umgingen und von zwei Seiten in Richtung des Dorfplatzes marschierten. Hierbei kam es immer wieder zu Ausfällen des Gegners auf alle drei Infanterieregimenter, die teilweise erst mit erneutem Kavallerieeinsatz bereinigt werden konnten.

Letztendlich konnte Leopolds Infanterie den Sieg erkämpfen, doch dabei erlitten sie trotz der hohen zahlenmäßigen Überlegenheit starke Verluste, teilweise auch durch die eigenen Bogenschützen, welche nicht wie geplant eingesetzt werden konnten. Das zeigt, dass die bisher in der kaiserlichen Armee vorrangig rekrutierten Speermilizen so schnell wie möglich ersetzt oder verbessert werden müssen.
Obwohl die Rebellen ihm einen harten und verlustreichen Kampf lieferten, ließ Leopold alle Dorfbewohner am Leben. Auch wenn die zu tötende Zahl nur gering gewesen wäre, waren er und seine Männer des Tötens überdrüssig und ließen Gnade vor Recht walten.

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Nur vor wenigen Wochen konnte Prinz Henry an der Westfront den nächsten Sieg verkünden lassen. Nachdem er schon im Mai 1080 n. Chr. in Sichtweite der burgundischen Siedlung Metz gekommen war, begann er die Belagerung der Motte im Juni. Allerdings hätte niemand im Reich vermutet, dass sich diese nur etwa 18 Monate halten würde. Bereits Mitte Dezember 1081 n. Chr. führten die stark geschwächten Feinde einen Ausfall durch, in deren Verlauf Prinz Henry Metz einnahm:

Bild


Die burgundischen Rebellen unter Hauptmann Huet hatten bereits einige Tote durch Desertation und Hunger zu verzeichnen, trotzdem war die Schlacht noch nicht gewonnen. Als sich die Tore der Siedlung öffneten, waren sie immer noch über 450 Mann, darunter eine Einheit der gefürchteten Panzerritter. Dieser konnte Prinz Henry zwar seine nicht kleine Leibwache entgegen stellen, aber seine Infanterie war der gegnerischen nur knapp überlegen. Und auf seine Bogenschützen konnte er bei einem Ausfall eher weniger zählen, zu schnell war der Gegner in den eigenen Reihen.

Über den Verlauf dieses Kampfes ist leider wenig überliefert worden, ebenso wie über die Höhe der Verluste, welche sich aber mit Sicherheit in Grenzen hielten. Fest steht, dass auch Metz ohne Plünderung besetzt wurde.

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Dieses sind die ersten Schlachtschilderungen meines Heiligen Reiches. Auf dem Felde befindet sich zur Zeit noch die Armee des Dietrich von Sachsen vor Hamburg, außerdem steht der Stoß auf Stettin noch bevor. Dafür wird vorraussichtlich in den nächsten Monaten der Hauptteil der Armee des Maximillian Mandorfs aus Magdeburg aufbrechen.
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Beitragvon -=[MAD]=- » 22. Dezember 2010 15:30

4. Teil - Kaiserliche Philosophie

Bologna, Frühjahr 1090 n. Chr.

Kaiser Heinrich der Streiter steht in Gedanken versunken am Fenster seines Gemaches. Soeben war die Meldung gekommen, dass auch Antwerpen seinem General Otto von Kassel erlegen war. Damit sind alle Rebellengebiete in nächster Nähe zum Reich verteilt, großteils an das Reich selber. Er schaut auf die vor ihm liegende Karte:

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Sein Reich ist gewachsen in den letzten Jahren und zählt nun ganze 16 Regionen. Damals, als er die berühmte Rede in Bologna hielt, waren es noch 6 Städte, die zu ihm hielten. Doch schon zwei Jahre später hatte er 10 Gebiete unter seiner Kontrolle, und weitere drei Jahre später waren es bereits derer 12.
Damals hatte Hamburg nach viereinhalbjähriger Belagerung vor Dietrich von Sachsen kampflos kapituliert. Diese Meldung war so unglaublich gewesen, dass er Dietrich zu seinem Lieblingsgeneral erhoben hatte. Offensichtlich war der Überlebenswille der Hamburger Soldaten und Bürger angesichts der deutschen Belagerungsarmee nach annähernd 5 Jahren Hunger und Qual so stark geworden, dass sie sich entschlossen, sämtliche ihrer Befehlshaber umzubringen und die Burg dem General zu übergeben. Bereits sechs Monate zuvor war nach anderhalbjähriger Belagerung die fast 850 Mann starke Garnision der Stettiner Motte den noch von Magdeburg angeschlagenen Kräften des Generals Maximillian Mandorf unterlegen.
Eine weitere Eroberungswelle erfolgte zum Jahreswechsel 1086/1087 n. Chr. Denn noch während der Belagerungen von Stettin und Hamburg hatte er Otto von Kassel mit einem Spezialauftrag von Frankfurt aus in den Nordwesten des Reiches geschickt. Der General, dem bisher noch keine neuerliche Schlachtehre zuteil geworden war, erkundete den Standort der rebellischen Kleinstadt Antwerpen und forderte durch Eilboten sofort Kräfte an, um diese Stadt zu nehmen. Noch während diese Einheiten in Frankfurt und Nürnberg ausgehoben wurden, machte er jedoch eine sensationelle Entdeckung: Auch die in der Nähe liegende Kleinstadt Brügge war noch nicht von englischen oder französischen Truppen eingenommen worden, sodass er sich nach dem Eintreffen der ersten kaiserlichen Fußtruppen zunächst zur Belagerung der westlicheren Siedlung entschloss, um heranmarschierende Armeen der benachbarten Großmächte schneller erkennen zu können. Mit Verstärkung durch die frischen Elitetruppen aus Hamburg konnte er im Winter 1086 nach dreijähriger Belagerung die starken Rebellentruppen besiegen, die sich aus jeweils 300 gut ausgerüsteten Pikenieren und Speerträgern, 240 Armbrustschützen sowie 2 erfahrenen Panzerreitereinheiten zusammensetzten. Dank dieser hervorragenden Leistung nahm sein Sohn General Otto von Kassel in die Kaiserfamilie auf.
Nach Überwintern im eroberten Brügge begann Otto im darauffolgenden Sommer die Belagerung von Antwerpen, in deren Nähe mittlerweile auch eine riesige englische Armee gelandet war, zu der sich sogleich eine weitere kleinere englische Armee und eine riesige schottische Armee samt ihrem Anführer gesellte. Die Besatzung von Antwerpen bestand ebenfalls aus 600 Mann Infanterie und 240 Armbrustschützen, aber nur einer Panzerreitereinheit und wurde im letzten Winter besiegt, als sie ihre dreijährige Belagerung mit einem letzten Verzweiflungsschlag beenden wollte. Diese Schlacht endete mit dem zweiten historischen Sieg der neueren Reichsgeschichte und wurde maßgeblich von Eusebius von Holland beeinflusst, der schon seit Kindertagen bester Freund des Generals Otto von Kassel war und in der Schlacht die kaiserliche Kavallerie führte. Als Ergebnis hatte der Kaiser heute der Bitte Ottos entsprochen, Eusebius adoptieren zu dürfen.

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Zeitgleich mit der Belagerung von Brügge machte Prinz Henry im Westen des Reiches eine weitere Aufsehen erregende Entdeckung, denn die Region südlich seines Sitzes Metz war trotz seiner Nähe zu Frankreich bisher ebenfalls rebellisch geblieben. Jedoch wiesen Anzeichen wie eine beschädigte Palisade darauf hin, dass die Ortschaft Dijon einer früheren Belagerung gestrotzt hatte. Tatsächlich erzählten Dorfbewohner von einem früheren Eroberungsversuch der Franzosen, den sie zurückweisen konnten. Der ruhmreichen heiligen römischen Armee konnten sie nach zweijähriger Belagerung im Spätjahr 1086 n. Chr. jedoch gerade mal noch etwa 100 Mann Infanterie, 200 Mann Bogenschützen und etwa 60 Mann Kavallerie entgegensetzen, die natürlich für die erfahrenen Truppen des kaiserlichen Erbfolgers kein großes Problem darstellten.
Ebenfalls in diese Zeit fiel die Einnahme Prags, dessen Eroberung jedoch einem glücklichem Zufall und der klugen Reaktion eines kaiserlichen Hauptmanns zuzuschreiben ist. Zwar bekam der Kaiser bereits 1083 n. Chr., also dem Jahr der Einnahme von Stettin, vom Adelsrat den Auftrag, die Rebellenkleinstadt einzunehmen, allerdings befanden sich die Armeen von Maximillian Mandorf in Stettin und von Leopold in Breslau noch in der Auffrischung ihrer verlustreichen Kämpfe um Magdeburg, Stettin und Breslau. In deren Verlauf wurden frische Speerträger aus Nürnberg nach Breslau geschickt, die im Winter 1083 in Sichtweite von Prag kamen. Die Überraschung war jedoch groß, als vor den Toren der böhmischen Rebellensiedlung eine polnische Armee gesichtet wurde! Der Hauptmann behielt jedoch einen klaren Kopf und sendete prompt Eilboten nach Stettin und Breslau. Außerdem setzte er sich an der Spitze seiner 150 Mann und begann noch vor Ankunft der Polen die Belagerung der Stadt. Der polnische Hauptmann reagierte verdutzt, blieb aber neutral und schlug sein Feldlager in Sichtweite Prags auf. Während schon die Verstärkungstruppen aus Stettin und Breslau heranmarschierten, führten die etwa 750 Mann der Tschechischen Garnision einen Ausfall durch, dem sich der kaiserliche Hauptmann klugerweise nicht stellte. Im darauffolgenden Sommer trafen dann die Verstärkungen ein und unter dem Oberbefehl von Leopold wurde die Stadt bis zu ihrer Einnahme im Frühjahr 1087 n. Chr. belagert. Die polnische Armee zog sich daraufhin durch ostdeutsches Gebiet in die Nähe von Thorn zurück.

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Langsam ist es Abend geworden und der Kaiser lehnt immer noch am Fenster. Die Hofpagen laufen unruhig vor den kaiserlichen Gemächern hin und her und wissen nicht, wann sie im Speiseraum das Essen servieren sollen. Doch Heinrichs Kammerdiener beruhigt sie: "Seid endlich still, der Herr wünscht nachzudenken! Das Essen könnt ihr ihm später immer noch bringen!" Eine Weile später ziehen die Pagen endlich ab und warten in Reichweite der Zimmertür. Der Kaiser bekommt von all dem nichts mit, denn in seinen Gedanken ist er nach wie vor bei der strategischen Lage des Reiches.

Diese hat sich im Vergleich zu vor 10 Jahren deutlich gebessert. Damals war das Heilige Römische Reich zwar noch nicht so dicht an die Grenzen Frankreichs, Englands und Polens herangerückt, aber sowohl seine wirtschaftliche als auch seine militärische Stärke ließ zu wünschen übrig. Das hatte sich jetzt geändert, denn Jahr für Jahr schrieben seine Bürokraten schwarze Zahlen, die die Statthalter in neue Bauwerke und Truppen umsetzten.
Anfangs konnte er sich nur mit Müh und Not die benötigten Gebäude leisten, für das Militär blieb kein Geld übrig. Und diese ersten Gebäude waren durchweg geldbringende Bauten, allen voran Farmen, Marktplätze und Straßen. Seine Kaufmänner versuchten alles ihnen mögliche, um durch Übernahme von fremden Geschäften oder wertvollen Monopolen einen höchstmöglichen Gewinn zu erwirtschaften. Selbst in jeder diplomatischen Verhandlung wurde versucht, einen kleinen Geldvorteil für das Reich herauszuschlagen.
Mittlerweile konnte er auch wichtige Militärbauten wie Kasernen und Bogenschützenanlagen bauen. Seine Armeen wurden derzeit von Zwangsspeerträgern aus den Städten auf besser ausgebildetere Soldaten aus den Burgregionen umgestellt. Dazu hatte er sich ein effektives System aus Militär- und Wirtschaftsregionen ausgedacht, für dessen Verwirklichung einige Städte und Burgen umgerüstet wurden. Die Herzgebiete seines Reiches, also Frankfurt, Magdeburg, Nürnberg, Prag und Staufen sowie Antwerpen, Wien und Bologna wurden möglichst gewinnbringend zu Kleinstädten ausgebaut, während die Grenzregionen, also Hamburg, Stettin und Breslau im Norden und Osten, Brügge, Metz und Dijon im Westen sowie Innsbruck und Florenz im Süden, zu militärischen Verteidigungspositionen, sämtlich mit Burgen, wurden.

Noch während der Kaiser so hin und her denkt und sich die militärischen Pakte der bekannten Welt vor die Augen führt, macht ihn ein lautes Magenknurren auf die fortgesetzte Stunde aufmerksam und zum Wohle der Hofpagen lässt er sich zum Speisesaal geleiten, wo er mit zufriedenem Gesicht sein Abendmahl einnimmt.
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Beitragvon -=[MAD]=- » 22. Dezember 2010 15:32

Fortsetzung 4. Teil - Kaiserliche Philosophie

Bologna, Frühjahr 1090 n. Chr.

Kaiser Heinrich der Streiter liegt in seinen Gemächern und kann nicht einschlafen. Immer noch gehen ihm die Handelsabschlüsse und Bündnisse der bekannten Welt durch den Kopf und vor seinen Augen stellt er sich die politische Karte Mitteleuropas vor.

Sein Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation hat derzeit 9 Nachbarn. Außer den 4 italienischen Mächten Mailand, Venedig, Sizilien und dem Papststaat sind dies Frankreich, England, Dänemark, Polen und Ungarn. Mit dem nördlichen Nachbarn besitzt er durch das frühe Verheiraten seines Sohnes mit Ingrid von Dänemark einen bisher zuverlässigen Verbündeten. Weiterhin hat er sich mit England, den Mauren und auch dem Papststaat verbündet. Warum er den Mauren sein Wort gegeben hatte, weiss er nicht mehr, bis jetzt jedenfalls hatte er außer nordafrikanischen Händlern und Diplomaten noch nichts vom Maurischen Reich gesehen. Sein Bündnis mit dem Papst allerdings ist aus zweifacher Sicht taktisch klug. Einerseits ist dieser ebenfalls mit den Mauren verbündet, so dass ein Dreierpakt nur konsequent ist, und andererseits konnte er damit seinen bisher eher mageren Ruf zum katholischen Oberhaupt deutlich verbessern.
Das verbündete England, zu dem er ein freundliches Verhältnis pflegt, hält überdies einen Pakt mit Mailand, dessen Gebiete wie ein Dorn in die südwestlichen Grenzen des Reiches ragen. Die Norditaliener hatten irgendwann während der Einnahme Dijons überraschend die rebellische Burg Bern belagert und diese bereits nach sechsmonatiger Belagerung erobert. Die Nachricht über die mailändische Belagerung von Bern kam für das Reich viel zu spät, um noch irgend etwas daran zu ändern, und andererseits war Henrys Armee noch in Dijon beschäftigt. Die äußerst schnelle Einnahme dieser Burg, noch dazu mit nur etwa gleichstarken Kräften, zeigt ihm jedoch, dass er die Mailänder nicht unterschätzen darf. Besonders ihre Armbrustschützen sind geachtet und gefürchtet.
Sein westlicher Konkurrent Frankreich ist mit Venedig verbündet, das zur Zeit vor allem das mittlere Balkangebiet besetzt hält, deren gleichnamige Hauptstadt aber einen Katzensprung von Bologna entfernt ist und damit den Zugang zum Rest des Reiches verhindert. Somit ist diese Macht ebenfalls ein wichtiger Konkurrent, den er im Auge behalten muss. Sizilien am äußersten Süden seiner Grenzen verhält sich ihm gegenüber zur Zeit immerhin völlig neutral. Damit droht seinem Reich besonders aus westlicher und südwestlicher Richtung Gefahr, während der Nordwesten, Norden und Teile des Südens von Verbündeten besetzt ist. Dieser Bedrohung hofft er erfolgreich durch die geschickt verteilten Standorte seiner Armeen zu begegenen. Mailand und Venedig sollen von den Garnisionen in Innsbruck und Bologna in Schach gehalten werden, während Brügge und Metz die kaiserlichen Westgebiete, vor allem Dijon und Staufen, schützen sollen.
Doch auch im Osten muss er aufpassen. Die Polen machen in letzter Zeit zwar immer wieder Anstände, mit mittelstarken Armeen die Grenzen zu übertreten, aber letztendlich haben sie es bisher doch immer sein gelassen. Hier steht ihnen auch in Breslau eine starke Angriffsarmee gegenüber. Viel gefährlicher ist hingegen die Grenze zu Ungarn, die fast komplett von der Region Wien gebildet wird. Da hier keine starke Truppen geschweige denn Ritter stationiert sind, plant er für Wien die größte Verteidigungsgarnision des Reiches mit insgesamt etwa 600 Mann. Derzeit befinden sich in dieser Stadt jedoch abgesehen von der Leibwache des Johann Schmidt nur etwa 250 Bogenschützen.
Seine Gedanken richten sich nun auf die restliche Welt, die außerhalb seiner Karte liegt und von der er abgesehen von den oströmischen Gebieten am Bosporus und den Besetzungen der maurischen Verbündeten kaum etwas weiss. Ihm ist zu Ohren gekommen, dass die muslimischen Staaten einen Glaubenskrieg gegen die byzantische Stadt Konstantinopel begonnen haben, allerdings wurde bisher noch nicht über kriegerische Auseinandersetzungen berichtet. Während er schließlich müde wird, denkt Heinrich noch über die Konsequenzen der möglichen Einnahme der oströmischen Hauptstadt durch die Moslems nach. Prinzipiell hat er außer Handelsbeziehungen mit dieser Nation nicht viel zu tun, und auch ihr Glaube verpflichtet ihn zu keiner Gegenwehr. Er wird sich also an diesem Krieg besser nicht beteiligen. Mit der Frage, wie lange sich wohl Konstantinopel halten wird, schläft der Kaiser endlich ein...

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Am nächsten Morgen wird Kaiser Heinrich der Streiter sanft geweckt und steht nach dem Frühstück vor einem großem Tisch in einem seiner großen Wohnbereiche. Seine Gattin hatte sich von ihm für einen ausgelassenen Frühlingsausritt in den Hainen der italienischen Küste verabschiedet und vor ihm steht nun ein übernächtigter Künster und präsentiert ihm das Werk, das er heute Nacht auf Befehl des Kaisers vollendet hat. Es zeigt den aktuellen Stammbaum der kaiserlichen Familie und beinhaltet nun auch den neuesten Kriegshelden Eusebius von Holland:

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Der Kaiser betrachtet versonnen das Gemälde. Es ist von gewohnt guter Qualität, dieser Maler ist wirklich sein Geld wert. Sein Blick schweift über die einzelnen Feldherren, deren Gemahlinnen und die kaiserlichen Kinder. Wieder einmal stellt er schmerzlich fest, dass die ihm so ans Herz gerückten Generäle Dietrich von Sachsen und Maximillian Mandorf immer noch als Einzige im kaiserlichen Stammbaum fehlen.
Diese sollen die Ostverteidigung seines Reiches gegen Polen übernehmen und sind zusammen mit Leopold auf die nordöstlichsten Provinzen verteilt. Dietrich ist dank seines Wissens über Farm-, Handel- sowie Steuerwesen der mit Abstand beste Statthalter der 3 und soll daher in der recht bevölkerungsreichen Kleinstadt Prag eingesetzt werden. Leopold besitzt zwar ein wenig mehr direkte Kampferfahrung als die anderen beiden Generäle, ist aber taktisch etwas schlechter und als Händler und Steuereintreiber ebenfalls ungeeignet, weshalb der Kaiser seinen Zweitgeborenen zur kleinen Burg Stettin geschickt hat. Maximillian kommandiert mit seinen bewährten Taktikkünsten das östliche Bollwerk Breslau, wo er die Aufsicht über das dortige Farm-, Finanz- und Handelswesen hat, letzteres offensichtlich mit eher zweifelhaften Erfolg. Die kaiserliche Ostarmee soll ebenfalls in Breslau untergebracht werden.
Aber auch einige Adlige hatten ihm mittlerweile die Treue geschworen und waren in den kaiserlichen Stammbaum integriert worden. Einer von ihnen ist Heinricus von Bayern, den sein Sohn trotz seines Alters zum direkten Nachfolger bestimmt hatte. Passend dazu regiert Heinricus in der umgebauten Kleinstadt Staufen, also in nächster Nähe zu Henry, welcher den Oberbefehl über die kaiserliche Westarmee in der Burg Metz innehat und ein großer Kämpfer geworden ist. Er ist stolz auf seinen Sohn, der dank seiner militärischen Kenntnisse und seiner überdurchschnittlichen Gesundheit einer der besten Generäle des Reiches ist. Außerdem interessiert er sich in sehr hohem Maße für das Farm- und Gegenspionagewesen. Heinricus von Bayern ist dagegen der typische Ausbilder. Doch obwohl er sich bisher in keiner Schlacht bewiesen hat, besitzt er ein gutes theoretisches Wissen über den Marsch und Kampf einer Armee sowie grundlegene Schlachttaktiken.
Die bewährten Generäle Otto von Kassel und Eusebius von Holland halten von Brügge und Antwerpen aus den Nordwesten des Reiches. Während Otto von Kassel in Handels- und Steuerfragen eine sehr schlechte Hand besitzt und auch fast keinen Glauben zu Gott hat, ist Eusebius ein äußerst guter Statthalter und daher in Antwerpen eingesetzt. Ihn zeichnen nicht nur seine außergewöhnlich widerstandsfähige Gesundheit und seine Kriegsnarben, sondern auch seine unerschütterliche Loyalität und stattliche Natur aus. Er ist außerdem dank seines äußerst gerechten Wesens und seiner Ritterlichkeit beim Volk hochbeliebt, zudem zeigt er sehr gute Kenntnisse in der Verteidung sowie etwas Glück im Handeln.
Ein weiterer Thronfolger seines Sohns ist Siegfried von Franken, welchem der Kaiser trotz mangelnder Treue den Sitz der Hauptstadt angeboten hat. Der Mittelpunkt seines Reiches ist vermutlich der beste Aufenthaltsort für einen Mann, der nur ein kleines taktisches Wissen besitzt und seine sehr geringe Loyalität mit Furcht wieder wett macht. Immerhin zeigt er Interesse am Farmwesen, zudem hat sich ihm ein Aufseher angeschlossen, was die Baukosten und die Minen- sowie Farmeinkommen der Hauptstadt verbessert.
Mit einem Lächeln blickt der Kaiser auf das Potrait seiner geliebten Tochter. Was hatte er doch für einen Schrecken bekommen, als der damalige Hauptmann Schmidt bei ihm um die Hand von Agnes angehalten hatte. Er gibt nicht viel auf die adlige Herrkunft seiner Untergeben, viel wichtiger war ihm, dass seine Tochter glücklich ist. Und wenn er es recht überlegte, hatte sie sich in der Gegenwart des sympathischen Wiener Hauptmanns sehr wohl gefühlt, daher sagte er der Hochzeit zu. Da der ehemalige Statthalter von Wien gen Breslau zog, hatte er auch den perfekten Wohnsitz für seine Tochter und ihren Mann gefunden, wenngleich der auch ziemlich dicht an Ungarn lag. In der Tat ist Johann Schmidt zusammen mit Eusebius von Holland der beste Statthalter seines Reiches geworden, auf wirtschaftlicher Seite ist er sogar noch besser. Er zeichnet sich durch Farm- und Minenwesen und seine hohe Ritterlichkeit aus, sein prägnantestes Merkmal ist jedoch seine Loyalität. Einen noch treueren Mann gibt es auf der Welt einfach nicht. Abgesehen davon kann er außer sehr guten theoretischen Verteidigungskünsten auf keine Kampf- oder Kommandoerfahrung zurückgreifen, die er allerdings in Wien zunächst auch nicht brauchen wird. Und auch mit Steuern geht Johann schlampig um, woran allerdings seine Tochter keinen kleinen Anteil haben wird, gibt der Kaiser mit einem Schmunzeln zu.
Die bisher jüngsten Familienmitglieder sind der ebenfalls aus Wien stammende Ex-Hauptmann Roht sowie Wilhelm von Franken, der trotz seines Namens nicht direkt mit Siegfried von Franken verwandt ist. Sifridus Roht hat sich ja schon immer durch seine brutale Art ausgezeichnet, diese konnte er bisher theoretisch und praktisch in Angriffsschlachten ausbauen. Außerdem hat sich ihm ein Aufseher angeschlossen, der ihm beim Regieren über die Burg Innbruck tatkräftig zur Seite steht. Wilhelm hingegen ist wie Heinricus von Bayern der Ausbildertyp, der zudem keine Kampf- oder Kommandoerfahrung verfügt und stattdessen hochfromm ist.
Der Kaiser befindet sich immer noch als einziger General in den norditalienischen Provinzen des Heiligen Römischen Reichs. Er kann inzwischen ebenfalls auf sehr gute Kommandokenntnisse zurückgreifen, außerdem hat er sich Minen- und sehr breites Farmwissen angeeignet. Den Handel und ein bisschen auch die Steuern der bevölkerungsstärksten Reichsstadt Bologna bekommt er aber beim besten Willen nicht in den Griff, da hilft ihm auch seine vorbildliche Ritterlichkeit wenig. Um ihn endlich zu unterstützen, ist Wilhelm von Franken derzeit auf dem Weg von Wien nach Innsbruck. Dort soll er zusammen mit Sifridus Roht die Südflanke des Reiches sowie vielleicht Norditalien selber verteidigen. Dabei wird die Schlachterfahrung von Sifridus bestimmt eine große Hilfe sein, auch sein Aufseher könnte den jährlichen Gewinn des Reiches steigern.

Der Kaiser schickt den Maler mit einem Lob weg und lässt seinen persönlichen Berater kommen. Dieser ist ein heidnischer Magier, was den Bischof Schérer schon mehrmals zur Weißglut brachte. Trotz dessen haben viele seiner Untergebenen nach seinem Vorbild einen Hexer in ihrem Gefolge, was den Kaiser nicht besonders stört. Überhaupt liegt ihm wenig an der Kirche. Außer der anfänglichen Kirche in Frankfurt besitzt sein Reich lediglich in Stettin eine kleine Kapelle, und das auch nur, weil der Papst ihm damals eine Depesche geschickt hatte. Auch an Pristern gibt es außer dem Bischof keinen weiteren, dessen Namen erwähnt werden müsste.
Mit dem Heiden spricht er wieder einmal über die Zukunft des Reiches. Natürlich glaubt er den vagen Vorhersagen des Magiers nicht, aber durch dessen Ratschläge bekommt er manchmal Denkanstöße in Richtungen, an die er bis jetzt noch nicht gedacht hatte. Jetzt zum Beispiel kritisiert dieser Mann sein Verhältnis von Städten zu Burgen. Nun, er hat gute Gründe, dieses genau so zu lassen. Wichtiger als das Geld sind ihm nämlich eine starke Armeen und gute Feldherren, und er hasst es, wenn seine Statthalter aufgrund einer zu hohen Staatskasse schlechte Handels- und Steuereigenschaften bekommen. Diese sind überhaupt schon viel zu stark vertreten, während Farmwissen in der Befehlsriege groß geschrieben wird.
Aus diesem Grund lässt er auch in den Städten die Steuern durchweg auf normal, selbst wenn er sie viel höher stellen lassen könnte. Das hat den Vorteil, dass notfalls noch nach oben oder unten korrigieren konnte, wenn es nötig werden würde. Zudem findet er eine Staatskasse von zehn- bis fünfzehntausend völlig ausreichend, der Kaiser weiss gar nicht, was er mit mehr Geld anfangen sollte. Und schließlich stiegen die Gewinne zur Zeit Jahr für Jahr an, sodass er im Moment ja auch die Aufrüstung seiner Armeen forciert und selbst in den Städten lieber Schmieden anstatt von Wirtschaftsgebäuden bauen lässt. Und irgendwann würde sich wieder ein Verhältnis von jährlichem Gewinn zu Armeeunterhalt einpegeln, dessen ist er sich sicher.
Nein, über die Wirtschaft seines Reiches ist er sich im Klaren, der Kaiser würde viel lieber mit dem Heiden über die Bedrohungen von außen sprechen. Denn dass Frankreich, Mailand, Venedig, Ungarn, Polen und vielleicht auch Sizilien von seinem Reich etwas abhaben wollen ist sicher, da stimmt ihm auch sein Berater zu. Was hatte er inzwischen auch schon für Titel gehört, die seinem Staat gelten: das Heilige Römische Reich Deutscher Nation sei die größte, stärkste und fortschrittlichste Seite, die es auf der Erde gibt. Diese Prophezeiungen machen ihn stolz und entschädigen ihn für seine Anstrengungen, die er zum Erreichen dieser Titel hatte leisten müssen.
Er lässt sich von einem Pagen wieder die aktuelle Karte seines Reiches bringen und zeigt auf die Stellen, auf die er am liebsten als nächstes losziehen würde: Das waren die Osthälfte Frankreichs, die norditalienischen Provinzen Mailands und sein östlicher Nachbar Polen. Denn militärisch ist es in den letzten Jahren ruhig geworden, die letzte Belagerung liegt über drei Jahre zurück, von Antwerpen einmal abgesehen. Natürlich bringt ihm diese Ruhe Zeit für die Umrüstung der Armee und gerne würde er noch die hochausgerüsteten Speerträger ausbilden lassen können, von denen seine Ausbilder so schwärmen. In Breslau steht gegen Polen nur eine einzige Armee bereit, und auch die vier Armeen im Westen und Süden des Reiches würden mit einem Feldzug nach Frankreich oder Italien ebenfalls alle Hände voll zu tun haben.
Primäres Ziel ist für ihn daher erst einmal die Vergrößerung dieser Armeen, er stellt sich dafür pro Armee eine Truppenstärke von jeweils 4 Einheiten Infanterie und Bogenschützen vor, die von zwei Panzerreitertruppen unterstützt werden. Von selber angreifen würde er daher erst einmal nicht, aber trotzdem kommt der Kaiser nicht umhin, sich nach einem internationalem Krieg zu sehnen. Abgesehen davon hat er noch einen anderen Plan im Kopf, dessen Ausführung er einige Jahre zuvor in Arbeit gegeben hatte und dessen Ergebnisse bald fruchten müssten...
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[AAR] Historia Imperii Romani Sancti

Beitragvon -=[MAD]=- » 22. Dezember 2010 15:33

5. Teil - Der Erste von Vielen

Frankfurt, April 1090 n. Chr.

Unauffällig grinsend geht er langsam die Dorfstraße entlang in Richtung des Marktplatzes. Er ist mittelgroß, hat schwarzes Haar und einen sehr leisen federnden Gang, und sein Gesicht hält er unter einer dunklen Kapuze verborgen, so wie es die Meisten der ärmeren Bevölkerung machen. Im Schatten dieser Kapuze jedoch blicken wache Augen emsig hin und her, immer auf der Hut vor Gefahr.
Er erreicht den Markplatz und taucht in der Menschenmenge unter. Trotz seiner unauffälligen Erscheinung hält er weiterhin nach allen Seiten Ausschau, besonders die zwei Stadtwachen am anderen Ende des Platzes hat er die ganze Zeit über im Blick. Während er friedlich von Marktstand zu Marktstand schlendert, schnappt er ab und zu einige Gesprächsbrocken der Leute auf. Hier und da bleibt er stehen und besieht die angebotenen Waren. Doch als die beiden Wachen zufällig in seine Richtung gehen, verschwindet er sofort hinter einen Fischverkaufsstand und biegt von dort aus in den Schatten einer Seitengasse ab.
Die ganze Stadt redet entweder von der glorreichen Einnahme von Antwerpen durch den General Otto von Kassel und den zum General beförderten Eusebius von Holland einige Wochen zuvor oder von der Erlangung des Stadtrechtes durch Wien zum Jahreswechsel. Ihm sind beide Ereignisse egal, er kennt weder den einen noch den anderen General und auch in keiner der beiden Städte ist er je gewesen. Er ist über ein ganz anderes Ereignis glücklich und auch stolz: Denn er hat es geschafft. Er, einer der ärmsten des Volkes, könnte die Welt verändern und dabei reich und vielleicht auch berühmt werden. Sicher, nach ihm würden noch Weitere im Namen des Kaisers losgeschickt werden, aber er, Taurus Grau, war der Erste.

Geboren im Bischofssitz Brandenburg im Osten des jetzigen Reiches, entwickelte Taurus schon früh großes Interesse an scharfen Gegenständen. Bereits mit 6 Jahren half er sehr zum Stolz der Familie seiner Mutter bei der Zubereitung des Essens, ein Jahr später unterstüzte er seinen Vater beim Schlachten der Rinder. In seiner Freizeit schnitzte er fleißig Tierfiguren, die er manchmal sogar gegen etwas Geld verkaufen konnte. Als ein adliger Nachbar seine ältere Tochter missbrauchte, schwörte der mittlerweile 14jährige Taurus blutige Rache. Zwei Wochen später wurde der Adlige in seinem Gemach mit Messerwunden übersät tot aufgefunden, doch niemand konnte dem Jungen etwas anhängen. Als das Erbistum Magdeburg vom Heiligen Römischen Reich unterworfen wurde, siedelte seine Familie in die Hauptstadt Frankfurt um, da sie sich dort bessere Lebensbedingungen erhoffte. Seitdem hielt er seine Eltern, Brüder und seine einzige Schwester durch einige "spezielle" Aufträge über Wasser, da deren winziges Schlachtereieinkommen kaum für ihr kümmerliches Leben ausreichte.
Auf diese Weise ist sein Ruf in gewissen Kreisen emsig gewachsen, weshalb man ihn auch im Namen des Kaisers angesprochen hatte. Ihm war die Wahl gestellt worden vor Geld und Ruhm oder gerichtlicher Verfolgung und Tod. Nun, die Entscheidung war für ihn einfach. Nicht nur, dass er ab jetzt im Namen des Kaisers handeln würde, er würde dafür auch noch gutes Geld bekommen, dass er zum größten Teil seiner Familie vermachen wird. Seltsam, wie sich die Zeiten doch ändern. Er wird vom verfolgten Mörder zum gefeierten Attentäter. Sicher, er war auch belehrt worden, selbst bei Folter keinem etwas von seinen Befehlen zu erzählen und ihm war auch bewusst, dass er im Falle des Versagens getötet werden könnte, aber beides war für ihn kein Problem, das war ja bisher auch nie anders gewesen. Außer seiner großen Schwester wusste nicht einmal seine eigene Familie von seinen Tätigkeiten, diese konnte er bisher immer durch geschickte Lügen vertuschen.
Nun ist er auf dem Weg nach Hause, um sich von seinen Eltern zu verabschieden. Denn Abgesandte des Kaisers hatten ihm eine gut durchdachte Reihe von Befehlen und Anweisungen diktiert, die er sämtlich wiederholen musste. Er wird am nächsten Tag in Frankfurt aufbrechen und in östliche Richtung wandern, an Erfurt und seiner früheren Heimatstadt Brandenburg vorbei nach Breslau, wo er sich unter den Menschen der Burg unauffällig über die dortige Situation aufklären lässt. Er hat den Befehl bekommen, sämtliche fremden Würdenträger und Anführer der Gegend, egal ob Hauptmänner, Diplomaten, Kaufmänner, Prister, Generäle, Bischöfe oder gar Prinzessinnen und feindliche Anführer, unauffällig sterben zu lassen. Und diesen Aufträgen würde er entsprechen. Er würde sich langsam hocharbeiten, von leichten Zielen wie unerfahrenen Diplomaten und Hauptmännern bis schließlich zu hohen Botschaftern und Familienmitgliedern fremder Nationen. Und er weiss, dass in der nächsten Zeit Männer wie er an sämtliche Grenzen des Heiligen Römischen Reiches geschickt werden, mit dem gleichen Auftrag wie er. Dann wird nicht nur die östliche Grenze, sondern auch die südöstliche, südliche, südwestliche und westliche Grenze frei von Ausländern werden. Er kann es gar nicht erwarten, sein erstes Ziel vor der Klinge zu haben.
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[AAR] Historia Imperii Romani Sancti

Beitragvon -=[MAD]=- » 30. Dezember 2010 16:58

Kapitel II

6. Teil - Krieg!!!

nahe Salzburg, Frühsommer 1090 n. Chr.

Die Sonne steht hoch am Himmel, während Sifridus Roht seinen Männern beim Abbauen des Lagers zuschaut. Annähernd 750 Mann sind es, die unter seinem Kommando nach Norden marschieren, um eine Rebellenarmee zu besiegen, die nicht weit entfernt von ihm die Straße zwischen Wien und Nürnberg besetzt hat. Gleichzeitig kommt aus Wien General Wilhelm von Franken "der Ausbilder" heran, um den Oberbefehl über die Burg Innsbruck zu übernehmen, die er in den letzten Monaten geführt hat. Er selbst wird nach dem Niederschlagen des Rebellenpacks in den Süden marschieren, um den Kaiser in Norditalien zu unterstützen.
Plötzlich hört er einen Warnschrei aus der entgegengesetzten Richtung, und einer der wachhabenden Unteroffiziere rennt auf ihn zu. Doch dieser braucht gar nicht erst seine Meldung machen, denn Sifridus sieht bereits den Grund des Schreis: Aus südlicher Richtung reitet in hoher Geschwindigkeit ein einzelner Mann auf das Heerlager zu. Er scheint es sehr eilig zu haben, aber welchem Herren er dient, ist aufgrund der großen Entfernung noch nicht abzusehen. Sifridus massiert sich seine Schläfen und überlegt, aber eigentlich erwartet er keine Meldung aus dieser Richtung. Natürlich hat er Späher losgeschickt, um über die Absichten der Rebellenarmee vor ihm im Klaren zu sein, aber wozu sollte er Männer auch den Weg entlang schicken, den er mit seinem Heer erst vor wenigen Wochen marschiert ist?
Schnell kommt der Reiter näher und Sifridus erkennt, dass es ein Mann des Reiches ist. Es hätte ihn auch zu stark verwundert, wenn es ein feindlicher Melder gewesen wäre, so weit hinter der italienischen Grenze. Doch auch die Zugehörigkeit des Mannes hilft ihm nicht bei der Frage, welche Botschaft er wohl zu überbringen hat. Womöglich stammt sie noch vom Kaiser selbst, das wäre die einzige vernüftige Erklärung.
Der Reiter ist mittlerweile am Verteidigungsring der Wachen angekommen und wird von ihnen angehalten. Aber nur kurze Zeit später, der Mann ist nicht einmal abgestiegen, reitet er weiter und kommt nun geradewegs auf Sifridus zu. "Mein Herr!" schreit er, "Mein Herr!" Er ist sichtlich aufgeregt und plötzlich nimmt General Roht die Abzeichen an der Kleidung des Reiters wahr. Verdammt noch mal, das ist einer deiner Männer aus Innsbruck!, schiesst es ihm durch den Kopf. Er herrscht ihn an: "Rede, sofort!"

Der Melder berichtet ihm unheimliches, denn das Heilige Römische Reich Deutscher Nation befindet sich seit wenigen Tagen im Krieg mit der Republik Venedig! Diese hat den Abzug des größten Teils der Innsbrucker Besatzung nach Norden ausgenutzt und belagert nun mit einer kleinen Armee die Burg, in der nur noch gut 100 Bogenschützen stehen. Diese können sich zwar noch mehrere Jahre halten, sind aber einem Sturmangriff hoffnungslos ausgeliefert. Der Melder hat es gerade noch geschafft, die Stadt zu verlassen und der feindlichen Angriffstreitmacht zu entkommen, um ihm diese wichtige Botschaft zu überbringen.
Sifridus Roht hört sich die Meldung an und fängt unvermittelt an, laut und ausladend über die Venezianer zu fluchen. Doch nur kurze Zeit später hat er einen Plan gefasst, um sowohl die Rebellen vor ihm als auch die Venezianer hinter ihm zu besiegen, doch nicht ohne Hilfe des von Osten anrückenden Wilhelm von Franken: Er wird den Großteil seines Heeres Wilhelm entgegen schicken, damit dieser die Rebellenarmee schlagen kann. Er selbst wird sich in der Zeit um die Aushebung von Söldnertruppen aus Salzburg kümmern und mit ihnen sowie der verbliebenen Reitertruppe die Innsbrucker Burg entsetzen. Dazu schickt er Wilhelm einen Melder entgegen. Außerdem hält er es für seine Pflicht, auch den Kaiser in Bologna vom Kriegszustand mit Venedig und von seinen Plänen in Kenntnis zu setzen.

Bologna, Anfang Juni 1090 n. Chr.

Der Melder, der nach Süden zum Kaiser vordringt, begegnet unterwegs einer kleinen venezianischen Bogenschützenarmee, die offensichtlich nach Norden unterwegs ist, um die feindlichen Belagerungskräfte vor Innsbruck zu verstärken. Er kann sich aber unbemerkt vorbeischleichen und trifft am kaiserlichen Hof zeitgleich mit vielen anderen Boten ein, die Kunde aus dem restlichen Reichsgebiet bringen.
Kaiser Heinrich der Streiter wartet in seinem Thronsaal geduldig auf die einzelnen Meldungen. Als der von Sifridus geschickte Bote vor das Oberhaupt tritt und seine Meldung macht, trifft den Kaiser jedoch der Schlag. Krieg mit Venedig, damit hätte er jetzt nicht gerechnet. Er hatte viel eher einen Angriff aus Südwesten erwartet, von dort, wo Frankreich und Mailand ihre Siedlungen haben. Dem Kaiser erschliesst sich die aktuelle Lage der südlichen Reichsprovinzen folgendermaßen:

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Nach einem anfänglichen Schreck beruhigt sich Heinrich jedoch wieder und fängt plötzlich an zu lachen. Venedig, diese Narren! Greifen ausgerechnet eine seiner Garnisionsstädte an, und das wo die kaiserliche Alpenarmee von Innsbruck nur einen Monatsmarsch entfernt ist. Der dort befindliche Sifridus Roht wird mit der winzigen Armee der Venezier problemlos fertig werden, diese zählen ja nicht mal 250 Mann. Bis dahin haben die sich im Anmarsch befindlichen gegnerischen Bogenschützen die Hauptarmee noch nicht mal erreicht, also besitzt diese nicht mal Fernkampftruppen.
Der Plan von Sifridus ist nun, seine Truppen zu teilen und mit den verbliebenen Reitern und angeheuerten Söldnern Innsbruck zu entsetzen. Er will die schwachen venedischen Truppen aus Speerträgern und wenigen Rittern also mit einer gemischten Armee aus Söldnerspeerträgern und -armbrustschützen sowie Panzerreitern angreifen. Dass er dabei siegreich sein wird, davon ist der Kaiser zweifelsfrei überzeugt. Schließlich ist Sifridus ein guter General, ganz besonders im Angriff. Wozu er allerdings die Panzerreiter braucht, erschließt sich Heinrich nicht. Diese würden seiner Meinung nach viel eher weiter im Norden bei Wilhelm von Franken gebraucht, da dieser allem Anschein nach gegen für Kavallerieangriffe anfällige Truppen zu kämpfen hat, zumal die Venezianer vor Innsbruck nicht unbedingt das Lieblingsziel von Panzerreitern sind. Aber für ein Umdirigeren der Kavallerie ist es jetzt zu spät, solche Details hatte er auch vor knapp 11 Jahren in das Ermessen der jeweiligen Feldherren gestellt.

Abgesehen von der Situation in Westösterreich hat der Kaiser aber noch einige andere bedrohlichen Nachrichten zur Kenntnis nehmen müssen. Im Westen, speziell vor Metz, häufen sich die Meldungen über Sichtungen von französischen Armeen. Zuletzt soll direkt vor der Burg auf französischer Seite der Grenze eine riesige Ansammlung von Reitern, Speerträgern und Bogenschützen gesehen worden sein. So eine große Armee von über 1500 Mann ist dem Heiligen Römischen Reich noch nie begegnet, und der Kaiser hofft, dass sie nicht eine der deutschen Siedlungen als Ziel hat.
In Nordwestitalien häufen sich die Aktivitäten von mailändischen Truppen und nicht zuletzt sind in letzter Zeit auch vermehrt Rebellenarmeen gesichtet worden, so unter anderem südöstlich von Stettin, nordöstlich von Wien und südlich von Nürnberg, deren Vernichtung er ja bereits in Auftrag gegeben hat und zu dieser Zeit vermutlich von Wilhelm von Franken ausgeführt wird.
Unterdessen reift in Heinrich ein neuer Plan. Venedig, dass nur einen Katzensprung von Bologna entfernt liegt, besitzt durch das Abziehen der Angriffstruppen gegen Innsbruck nunmehr nur eine schwache Garnision aus etwa 300 Speerträgern. Außerdem befindet sich noch ein venezianisches Familienmitglied in der Stadt. Diese könnte er mit der sich in Bologna befindlichen Reichsarmee angreifen und einnehmen. Zwar befindet sich in Istrien eine weitere kleine venezianische Armee, doch sind diese Truppen genau wie die Angriffssarmee, die Innsbruck belagert, von der venedischen Hauptstadt mindestens einen Jahresmarsch entfernt. Lediglich die vom Melder entdeckte Bogenschützeneinheit könnte der feindlichen Garnision helfen, und diese stellt keine große Bedrohung für das kaiserliche Heer dar. Wenn der Kaiser also schnell handelt und Venedig in einem Blitzangriff attackiert, könnte er die reiche Hafenstadt schon in sehr kurzer Zeit dem Reich einverleiben. Dazu muss er erstmals einen Sturmangriff praktizieren, deren Durchführung er ausführlich kommentieren wird und seinen Generälen zukommen lassen wird.
Unverzüglich lässt Heinrich seine Hauptmänner rufen und spricht mit ihnen den Abmarsch des Großteils der hiesigen Armee nach Venedig ab. Diese teilen ihrem Herrscher mit, dass seine Truppen trotz der Einnahme von Florenz noch sehr unerfahren und aufgrund des jahrelangen Herumsitzens nur sehr wenig motiviert sind und sich dadurch der Aufbruch noch um einige Wochen verzögern wird. Außerdem ist das kaiserliche Südheer nicht mehr so stark wie noch vor 10 Jahren, da nun auch noch in Florenz eine Garnision zurückgelassen werden muss. Der Kaiser akzeptiert diese Einwürfe, mahnt seine Hauptmänner aber trotzdem zur schnellstmöglichen Eile. Venedig liegt zwar nur ein paar Monatsmärsche entfernt, allerdings möchte er auf keinen Fall, dass noch etwas dazwischen kommt. Je eher die venedische Hafenstadt dem Reich gehört, desto besser.

nahe Rosenheim, Anfang Juni 1090 n. Chr.

Wilhelm von Franken schaut auf die ihm zugeteilten Männer. 300 Speerträger sind es, dazu noch ungefähr 250 Bogenschützen. Unerfahren sind sie und unsicher. Ängstlich schauen sie immer wieder verstohlen über ihre Schultern zu ihm herüber, ihm, der bisher noch nie eine Armee in den Kampf geführt hat, sondern statt dessen seit Jahren in Wien unter dem Statthalter Johann Schmidt für die Ausbildung der dortigen Truppen zuständig war. Dies nun soll also seine Feuertaufe werden.
Ihnen gegenüber befindet sich die gegnerische Rebellenarmee. Sie besteht zur Hälfte aus Bauern, aber auch eine Einheit Armbrustschützen und etwa 80 Reichsritter sind darunter. Vor diesen macht sich Wilhelm große Sorgen, immerhin kann er ihnen nur seine Leibwache entgegensetzen. Die anderen Truppen stellen für ihn kein Problem dar, sowohl seine Infanterie als auch seine Fernkämpfer sind den jeweils gegnerischen Kräften klar überlegen. Allerdings würde er wahrscheinlich seine Kavallerie schon zum Vertreiben der feindlichen Armbrustschützen einsetzen, sodass den Kampf gegen die Reichsritter vor allem seine Speermilizen tragen müssen, die dann garantiert hohe Verluste erleiden werden. Um die rebellischen Bauern macht er sich jedenfalls gar keine Sorgen, die meisten von ihnen werden vermutlich schon vor Erreichen der Kampflinien im Pfeilhagel sterben.

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Was der unerfahrene Feldherr aber falsch einschätzt, ist das äußerst bergige Gelände. Denn glücklicherweise betreten seine Truppen von einer Seite das Schlachtfeld, die weit erhöht gegenüber den Rebellen liegt. Seine Bogenschützen rennen sofort auf eine günstige Schussposition, deren einziger Zugang von den Speerträgern gedeckt wird. Dabei stehen die Schützen auf einer Erhöhung noch vor der Infanterie, so dass ein angreifender Feind bis zuletzt von ihnen beschossen werden kann, zum Schluss sogar aus der Flanke. Seine Leibwache positioniert Wilhelm hinter der Infanterie.
Die gegnerische Armee befindet sich weit unten im Tal und zum Standortvorteil des unerfahrenen Generals kommt jetzt auch noch eine völlig falsche Angriffsstrategie des rebellischen Hauptmanns. Dieser schickt nämlich seine Armbrustschützen ohne jeglichen Geleitschutz der kaiserlichen Armee entgegen. Und noch während sich die gut 100 Mann den Berg hochquälen, beginnen Wilhelms Bogenschützen schon zu feuern. Die feindliche Fernkampfeinheit kommt noch nicht einmal bis in Schussreichweite an die Reichssoldaten heran, da zwingen ihre horrenden Verluste sie auch schon zur Flucht. Über 40 Mann werden daraufhin von der kaiserlichen Kavallerie gefangen genommen, während die restlichen Reichstruppen näher an ihren Gegner heranmarschieren.
Nun hetzt der gegnerische Hauptmann eine der beiden Bauerneinheiten auf Wilhelms Männer. Doch auch die beherzten Rebellenbauern laufen allesamt in den Tod:

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Während Wilhelm sich noch fragt, warum die restlichen Rebellen angesichts des sicheren Tods nicht meutern, setzen die verbliebenen Truppen des Feinds zum gemeinsamen Sturmangriff an. Auch diese werden sofort unter Feuer genommen, allerdings kommen einige der Ritter dicht an die Bogenschützen heran. Wilhelm lässt rechtzeitig den Pfeilhagel einstellen und positioniert seine Speerträger vor die Bogenschützen, und tatsächlich setzt das überlebende Dutzend Reichsritter noch zum Sturmangriff auf diese an. Unter gemeinsamen Kräften der 300 Speerträger und seiner Leibwache kann Wilhelm jedoch den gegnerischen Hauptmann töten und die restlichen Ritter zur Flucht zwingen. Wilhelm verzichtet auf eine persönliche Verfolgung des Gegners und lässt stattdessen seine Bogenschützen hinterher feuern. Letztendlich überleben 3 feindliche Ritter diese vernichtende Schlacht, die dem kaiserlichen Heer fast keine Verluste kostete. Sie bringt Wilhelm die ersten militärischen Erfahrungen, die er neben seinen Ausbilderfähigkeiten in Zukunft sicherlich gut gebrauchen kann. Außerdem erhält der schlachtführende Feldherr die Erkenntnis, wie wichtig im Vergleich zu Schlachten der Römerzeit Höhenvorteile geworden sind.

Wilhelm schickt die beiden leicht angeschlagenen Speerträgertruppen nach Wien zur Auffrischung und Verstärkung der dortigen Besatzung und marschiert mit den zwei Bogenschützeneinheiten nach Innsbruck.

Bologna, Mitte Juli 1090 n. Chr.

Mitten in den Vorbereitungen zum Abmarsch des italienischen Reichsheeres nach Venedig trifft ein weiterer kaiserlicher Melder ein. Im Vergleich zu den beiden Männern, die in den letzten 3 Wochen den Kaiser aufsuchten, hat er einen ungleich weiteren Weg zurückgelegt, denn er kommt aus dem hohen Norden des deutschen Reichs. Der Kaiser empfängt den Boten mitten in einer Besprechung mit seinen Hauptmännern und lässt ihn sofort seine Nachricht vortragen.
Doch der Sensationsgehalt dieser Meldung ist gering, sie klärt den Kaiser lediglich über den vernichtenden Sieg von Leopold über eine kleine Rebellenarme nahe Stettin auf. Zuvor waren schon die Meldungen über die Siege von Wilhelm von Franken gegen süddeutsche Rebellen sowie über den erfolgreichen Entsatz der Burg Innsbruck durch Sifridus Roht gekommen.

Der Kaiser denkt im Gedächtnis noch einmal an den Verlauf der letztgenannten Schlacht: Sifridus Roht hatte zunächst im nahe gelegenen Salzburg etwa 300 Söldnerspeerträger und knapp 250 Söldnerarmbrustschützen rekrutiert und war dann mit diesen Männern und seinen 200 Kavalleristen im Eilmarsch nach Innsbruck zurückgekehrt. Bereits Ende Juni des Jahres 1090 n. Chr. wurden die kaiserlichen Banner von der Burg Innsbruck aus gesichtet, was aber auch die venedischen Belagerer bemerkten. Da ihnen der Rückweg in Richtung Venedig durch die anrückende Entsatzarmee abgeschnitten wurde, flüchteten sie sich an Innsbruck vorbei tiefer in die Berge.
Sifridus verstärkte sein Heer nun mit den Bogenschützen aus Innsbruck und nahm die Verfolgung des gegnerischen Hauptmanns auf. Bereits einige Tage später stellte er die feindliche Armee und zwang sie zum Kampf:

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Über den genauen Verlauf der Schlacht wurde dem Kaiser wenig berichtet, allerdings soll die Infanterie größere Verluste erlitten haben. Aber dies war Sifridus Roht vermutlich völlig egal, da diese Männer schließlich allesamt nur gekauft waren, denkt sich der Kaiser. Mit seiner überlegenen Kavallerie konnte er jedenfalls jeden einzelnen Venzianer verfolgen und töten. Die angeheuerten Armbrustschützen sollen sich wenig bewährt haben, was allerdings auch an der geringen Einsatzdauer gelegen haben könnte, und noch vor dem Rückmarsch der Truppen nach Innsbruck soll Sifridus die Söldnertruppen wieder aufgelöst haben.
Auf jeden Fall hatte der Kaiser vor ein paar Tagen für die Zukunft das Anheuern von Söldnerarmbrustschützen untersagt. Söldnertruppen an sich sollen sowieso nur in den dringendsten Fällen angeheuert werden und dann sofort wieder aufgelöst werden. Eine regelmäßige Nutzung dieser Truppen ist Heinrich im Unterhalt viel zu teuer.

Der neueste Bericht über die Schlacht nahe Stettin ist zwar wesentlich detaillierter, aber seine Bedeutung ungleich geringer. Leopold befand sich auf dem Marsch nach Stettin, wohin er ja vom Kaiser aufgrund seines schlechten Handels- und Steuerwissens geschickt worden war. Da in den nordostdeutschen Provinzen schon seit längerem das Gerücht über eine Rebellenarmee umgeht, die die Straße von Thorn nach Magdeburg speert, nahm er das gesamte kaiserliche Ostheer einfach mit. Schließlich sichteten seine Späher die Rebellen südöstlich von Stettin, wo sie der kaiserliche Zweitgeborene nach einer kurzen Verfolgung stellen konnte:

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Der Sieg ist weder erstaunlich noch überraschend, zu groß war die eigene Übermacht. Allerdings hat es Leopold nicht nur fertig gebracht, ohne eigene Verluste den Gegner zu besiegen, sämtliche seiner Fuss- und Kavallerietruppen sollen sich in der Schlacht nicht einmal bewegt haben! Dieses konnte er vermutlich nur erreichen, indem er seine knapp 500 Bogenschützen im Halbkreis noch vor den Truppen aufstellte, überlegt der Kaiser. Wenn der Gegner nun auch noch einzeln an das kaiserliche Heer anmarschiert kommt, sollte dieses Vorhaben durchaus in die Tat umgesetzt werden können.

Mit diesen Gedankengängen, die dem tatsächlichen Schlachtverlauf übrigens exakt entsprechen, geht der Kaiser wieder mit seinen Hauptmännern an die Planung der Einnahme von Venedig.
"Ja, ich brauche alle 250 Bogenschützen und sämtliche Speerträger vor Venedig, die Panzerreiter bleiben in Bologna." ordnet er an und macht damit einen letzten Einwurf einer seiner Hauptmänner zunichte. Schließlich ist sein Angriffsplan auf Venedig alles andere als normal. Strategische Hauptmacht werden diesmal nämlich nicht die kampfstärksten Truppen seiner Armee sein, sondern vor allem die Bogenschützen.
Zuletzt geändert von -=[MAD]=- am 30. Dezember 2010 17:27, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon -=[MAD]=- » 30. Dezember 2010 17:03

7. Teil - Die Schlacht um Venedig

vor Venedig, Anfang Dezember 1090 n. Chr.

Kaiser Heinrich der Streiter steht in seinem Zelt und hört sich die Vollzugsmeldungen seiner Hauptmänner an. Innerlich zählt er auf jeden dieser 4 Kommandeure, überhaupt wird er jeden seiner Männer hier vor der venedischen Hauptstadt brauchen. Er war im Juli mit seinem Heer aus Bologna losmarschiert und innerhalb von 6 Wochen nach Venedig gezogen. Seitdem bauten seine Soldaten Belagerungsgeräte, um die Stadt so schnell wie möglich zu erobern. Er war in Eile, und diese Eile hatte er die Reichssoldaten spüren lassen.
Jetzt spricht der letzte der Einheitsführer, einer der beiden Hauptmänner der Bogenschützen. Auch er berichtet dem Kaiser, dass seine Männer die Leitern wie befohlen fertig gestellt haben, wodurch die kaiserlichen Truppen insgesamt 16 Leitern zur Verfügung haben, welche der Kaiser auf die 4 Fußeinheiten aufgeteilt hat. Damit muss er beim Sturm auf die Stadt vollständig auf Rammböcke und Belagerungstürme verzichten, sehr zum Missfallen seiner Hauptmänner. Aber er hatte ihnen klar gemacht, wie er Venedig einzunehmen gedenkt. Und ein letztes Mal geht er mit den Hauptleuten seinen Plan durch, bevor die Reichssoldaten von seiner Schlachtrede angestachelt ihre Positionen beziehen und den Angriff auf die Stadt beginnen:

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Die gegnerische Garnision besteht aus zwei gut ausgerüsteten Infanterieeinheiten und der Leibwache des Benasuto Selvo. Und obwohl sie dem kaiserlichen Heer zahlenmäßig stark unterlegen ist, gibt es bei der Eroberung der Stadt ein großes Problem: Denn keine seiner Truppen kann es mit den italienischen Speereinheiten aufnehmen. Er hat zwar den Vorteil einer Fernkämpferarmee und auch seine Leibwache ist stärker als die des venezianischen Familienmitglieds, aber seine Speermilizen sind nur unzureichend ausgerüstet und im Kampf jeder der feindlichen Einheiten klar unterlegen. Auch das Gerücht, dass der gegnerische Kommandant eine taktische Niete ist, während er selber militärisch schon einige Erfahrungen vorweisen kann, hilft ihm hier nicht weiter. Immerhin stehen die Italiener auf ihrem eigenen Boden und werden daher wahrscheinlich bis zum letzten Mann kämpfen.
Aber der Kaiser hat einen großen Vorteil, den er auch gedenkt auszunutzen: Denn dank seiner beiden Bogenschützeneinheiten kann er Venedig von vier Seiten angreifen, während der Gegner nur maximal zwei Seiten gleichzeitig verteidigen kann. Auf diesen Weg werden seine militärisch schwachen Truppen mit Sicherheit kampflos die Mauern erobern können und auch seiner Leibwache einen Weg in die Stadt ermöglichen. Diese spezielle Strategie ist bei der Einnahme dieser Siedlung das erste Mal möglich, da zum ersten Mal die Garnision aus weniger als 4 Einheiten besteht.

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Als die Schlacht um Venedig beginnt, stehen also in drei der vier Himmelsrichtungen Reichssoldaten, die mit Leitern ausgestattet sind. Die vierte Fußeinheit marschiert zusammen mit der Leibwache des Kaisers in sicheren Abstand um die Mauern herum und stellt sich vor dem östlichen Tor auf. Als alle Männer schließlich auf ihren Positionen stehen, gibt der Kaiser das Signal zum Angriff.
Nun setzen sich die östliche und nördliche Einheit in Bewegung und erklettern mit ihren Leitern schnell die Stadtmauern. Die feindlichen Truppen, die bisher auf den westlichen und südlichen Wällen ausgeharrt haben, ziehen sich daraufhin auf ihren Marktplatz zurück, was den beiden verbliebenen Fußtruppen ebenfalls die kampflose Erstürmung ihrer Mauerabschnitte ermöglicht. Die östliche Reichseinheit, eine der beiden Bogenschützenabteilungen, begibt sich so schnell wie möglich zum Osttor und öffnet es der kaiserlichen Kavallerie.
Doch der Kampf um die Stadt ist noch nicht entschieden, auch wenn die größte Sorge des Kaisers, nämlich dass die Reichseinheiten vor den Mauern einzeln angegriffen und aufgerieben werden, nicht eingetreten ist. Nun versammeln sich sämliche Bogenschützen und die Hälfte der kaiserlichen Infanterie auf den Wällen der Ostseite, während die restlichen Speerträger das Westtor besetzen. Der gegnerische General schickt daraufhin eine der beiden italienischen Speerträgereinheiten nach Westen und marschiert zusammen mit der anderen zum Osttor. Beide bleiben in sicherer Entfernung zu den Reichssoldaten stehen, doch der Plan des Kaisers, den Gegner durch Schwerpunktbildung aufzuteilen und getrennt angreifen zu können, rückt in greifbare Nähe.
Die Bogenschützen versuchen sich nun auf den Wällen so in Position zu bringen, dass sie die feindlichen Ostkräfte im Schussfeld haben. Nachdem ihnen das gelungen ist, eröffnen sie schließlich das Feuer. Und obwohl die Venezianer überraschend hohe Verluste erleiden, harren sie dennoch im Feuer der kaiserlichen Bogenschützen aus und sperren weiterhin den direkten Zugang zum zentralen Marktplatz. Einzige Reaktion ist, dass sich die italienischen Speermilizen auseinander ziehen, um dem Fernkampffeuer zu entgehen, was in der Enge der Stadt nur eingeschränkt gelingt.

Auf diese Weise gelingt es der Reichsarmee, ohne einen eigenen Mann Verlust bereits ein rundes Drittel der Gegner zu töten. Aber irgendwann sind alle Köcher leer und die kaiserliche Infanterie muss zum Angriff antreten. Nicht nur, dass die zweite kaiserliche Speerträgereinheit noch immer vor dem Westtor gebunden wird, die Straße zum Marktplatz, die von den stark angeschlagenen Feinden unbeirrt besetzt wird, ist auch noch viel zu schmal, um die kaiserliche Leibwache mitsamt den Speerträgern gemeinsam angreifen lassen zu können.
Deshalb lässt der Kaiser seine Speerträger alleine von Osten her zum Angriff auf die italienischen Blockadekräfte antreten. Ein harter Nahkampf entspannt sich, in dem die Reichseinheit zunächst zahlenmäßig im Vorteil ist. Kaiser Heinrich nutzt die Beschäftigung des venedischen Feldherrn sogleich aus und umgeht das Schlachtfeld über eine Parallelstraße. Doch je weiter er sich vom Kampfgeschehen entfernt, desto größer werden die Verluste der kaiserlichen Speerträger, die gegen zwei besser ausgerüstete Feinde kämpfen müssen.
Als die Siegchancen der kaiserlichen Infanterie klar zu schwinden drohen, geht der Kaiser mit seiner Leibwache in den Galopp über. Etwas später stehen die Reichssoldaten schon in letztem Überlebenskampf, wobei sie sogar noch den gegnerischen Feldherren töten können. Aber während sich ihre Zahl und die der feindlichen Leibwache erheblich gelichtet hat, besitzt die gegnerische östliche Infanterieeinheit immer noch etwa die Hälfte ihrer Sollstärke, und beide Feindeinheiten zeigen sich unbeeindruckt vom Tod des italienischen Familienmitglieds. Doch der Schlag der kaiserlichen Kavallerie in ihren Rücken lässt sie nach kurzer Zeit endlich fliehen und bewahrt die kaiserlichen Speerträger vor diesem Schicksal. Fast sämtliche Italiener werden auf dem Weg zum Dorfplatz vom Kaiser und seinen Männern niedergemacht.
Währenddessen reagiert die westliche Feindeinheit auf die Umgehung der Reichstruppen und marschiert in höchsten Tempo zum Marktplatz zurück, gefolgt von der Reichsinfanterie, die von den Westwällen herunter gestiegen ist. Auf dem Marktplatz, der von der kaiserlichen Leibwache in Anbetracht der anstürmenden Speerträger kampflos geräumt wird, positionieren sich die restlichen Italiener um und werden schließlich von drei Seiten gleichzeitig angegriffen und niedergekämpft.

Der errungene Sieg ist von der Reichsinfanterie mit horrenden Verlusten bezahlt worden und selbst die gut ausgerüstete kaiserliche Kavallerie hatte mehrere Tote hinnehmen müssen. Die Bogenschützen, die nach der Erstürmung der Mauern und dem Verschiessen aller ihrer Pfeile militärisch wertlos geworden sind, haben die Einnahme verlustfrei miterlebt. Und während die überlebenden Reichssoldaten die Bevölkerung Venedigs bis auf wenige Tausend Menschen dezimieren, fragt sich der Kaiser immer wieder, warum er den schlachtentscheidenden Sturm in den Rücken der Italiener nicht schon früher durchgeführt hat.
Über hundert tapfere Männer hatten ihr Leben lassen müssen, damit das Heilige Römische Reich diese Hafenstadt einnimmt. Jetzt besitzen die kaiserlichen Südprovinzen Bologna und Florenz endlich einen direkten Zugang zum restlichen Reichsgebiet und der Kaiser kann es gar nicht erwarten, diese Nachricht in der ganzen Welt zu verbreiten.
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Beitragvon -=[MAD]=- » 30. Dezember 2010 17:05

8. Teil - Hiobsbotschaften

Venedig, Mitte Dezember 1090 n. Chr.

Kaiser Heinrich der Streiter schlendert mit seinen treuesten Leibwachen durch die Straßen der neuerworbenen Reichsstadt. Obwohl sie nach den Plündereien vor ein paar Tagen nicht mal mehr 3000 Einwohner besitzt, fasziniert Venedig den Kaiser, wohl auch weil es die erste Stadt seines Reiches ist, die bereits eine Steinmauer besitzt. Aber auch die anderen städtischen Gebäude besitzen architektonische Merkmale, die er in Nord- und Mitteleuropa vergeblich sucht. Nichtsdestotrotz beginnt der Kaiser unverzüglich mit neuen Bauvorhaben, um den Reichtum der Siedlung noch weiter zu vergrößern.
Als erstes Projekt gibt er eine Pflasterstraße in Bau. Damit bezweckt er nicht nur einen immensen Handelsanstieg, sondern auch eine spürbar schnellere Fortbewegung seiner Armeen, Agenten und Melder. Doch das hat auch Nachteile, denn leider gilt diese Straße auch für alle Fremden. Eigentlich müsste er eine Art Durchgangssteuer einführen, denkt Heinrich. Denn diese ganzen Botschafter und Kaufleute machen ihm die Übersicht über Norditalien nicht gerade leichter.

Schließlich kommen auch die ersten Boten aus dem restlichen Reich in sein neues Quartier, um über die Neuigkeiten des letzten Halbjahrs zu berichten. Damit diese so schnell wie möglich seinen neuen Standort erfahren, hatte der Kaiser an der Po-Brücke nördlich von Bologna nahe der Siedlung Ferrara ein paar Männer zurückgelassen, die alle Boten nach Venedig umleiten.
Einer der ersten Boten kommt aus Frankfurt und bringt dem Kaiser die neuesten Meldungen über den Fortschritt seines Reiches in Mittel- und Norddeutschland. Eine seiner wichtigsten Meldungen stammt aus der Reichshauptstadt selber. Denn Frankfurt hat im Herbst die 6000-Einwohner-Grenze überschritten und ist damit nach Bologna und Wien die drittgrößte Stadt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Doch wie in Wien, das zur Zeit nur etwas über 100 Einwohner mehr als Frankfurt besitzt, kann der Mauerbau vorraussichtlich erst im nächsten Sommer erfolgen. Grund dafür sind in beiden Städten Verzögerungen beim Bau der städtischen Stadtwache. In Bologna hingegen ist bereits gleichzeitig mit dem Auszug des Kaisers vor einem halben Jahr mit dem Bau der Verteidigungsmauer begonnen worden.
Weiterhin bringt der Frankfurter Bote noch eine diplomatische Information mit: Denn seit dem Jahreswechsel befinden sich das Byzantinische und das Ägyptische Reich im Krieg miteinander. Anscheinend zeigt der auf Konstantinopel ausgerufene Dschihad nun seine Wirkung, aber es wird sich zeigen, wie viel Erfolg den Muslimen gegen das starke Byzanz beschieden ist. Außerdem erzählt der Mann von den durchgängig freundlichen Botschaften aus dem verbündeten Dänischen Reich, das den Statthaltern in Hamburg und Frankfurt schon seit Jahren fast monatlich kleine Freundschaftsbekenntnisse in Form von alkoholischen Geschenken und höfischen Spielleuten zukommen lässt. Zumindest auf diesen Verbündeten kann der Kaiser also zählen, und auch die Engländer und Mauren machen kaiserlichen Gesandten gegenüber nur höfliche Kommentare.
Die nun folgenden Boten kommen aus Breslau, Wien und Brügge, können dem Kaiser aber nichts nennenswertes aus diesen Reichsgebieten berichten. Sowohl die Polen als auch die Ungarn verhalten sich äußerst ruhig und auch die Franzosen lassen sich vor der starken Reichsarmee in Brügge und Antwerpen nicht sehen. Die kaiserliche Ostarmee und deren 3 Befehlshaber sind zur Zeit auf die Städte Breslau, Stettin und Prag verteilt, während im Landesinneren für den benötigten Garnisionsnachschub der eroberten Reichsgebiete gesorgt wird. Seit einiger Zeit ist im ganzen Reich die Militärproduktion angelaufen, wobei sich der Schwerpunkt in Nürnberg befindet, wo eine Schmiede sämtliche Speerträgereinheiten mit besseren Rüstungen ausrüsten soll. In Metz und in Breslau sind bereits erste besser ausgebildete Speerträger rekrutiert worden. Die beiden Infanterieabteilungen aus der Schlacht bei Rosenheim sind mit Marschrichtung auf Wien unterwegs, um die dortige Garnision zu verstärken.
Die nächste Nachricht wird von einem Melder aus dem südwestlichen Teil des Reiches gebracht und schlägt am kaiserlichen Hof wie eine Bombe ein: Denn das große französiche Heer, welches im letzten Sommer vor Metz gesehen wurde, hat die Mosel überschritten und mit der Belagerung der Burg begonnen. Damit steht Prinz Henry und seinen nicht mal 700 Mann nun ein doppelt so großes Heer gegenüber, welches offenbar mit größtem Nachdruck Belagerungsmaschinen baut. Doch nicht genug, dass neben der kleinen Verstärkungsarmee des Hauptmann Guillemins eine weitere kleine französische Armee vor Metz aufgetaucht ist, so ist auch abgesehen von der Garnision in Dijon, die etwa 400 Mann zählt, keine größere Armeegruppe in der Nähe, um den Kaiserssohn zu unterstützen. Die nächste größere Reichsarmee befindet sich in Antwerpen, und selbst die Truppen in Dijon bräuchten bei dieser Witterung fast ein Jahr, um Metz zu erreichen.
Der Kaiser ist erschüttert. Sollte die belagerte Burg fallen, so kann er den Franzosen in Südwest- und Mitteldeutschland nichts mehr entgegensetzen. Die ehemalige Holzburg in Staufen hatte er ja zugunsten des städtischen Ausbaus einebnen lassen, und die nächste Burg in dieser Stoßrichtung befindet sich erst in Innsbruck. Sein Sohn muss Metz also um jeden Preis halten. Einziger Lichtblick ist, dass ihm immerhin ein paar kampfstarke und ausgeruhte Einheiten unterstehen, während der Gegner mit zwar erfahrenen, aber angeschlagenen Truppen angreift. Vor allem an der Qualität seiner Infanterie ist dieser den Männern seines Sohnes unterlegen. Und glücklicherweise hat Prinz Henry im letzten Halbjahr noch vorrausschauend seine Kavallerie ausgebaut, so dass ihm nun 2 Panzerreitereinheiten zur Verfügung stehen. Nicht zuletzt verfügt Henry auch über einige militärische Kenntnisse, während ihm auf feindlicher Seite anscheinend nur ein Hauptmann entgegen steht:

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Nachdem er den Schock dieser Nachricht verdaut hat, guckt sich der Kaiser fragend um. Er hat bisher Kunde aus den Nordwest-, Südwest-, Mittel-, Nordost- und Südostgebieten seines Reiches gehört, aber die Neuigkeiten aus der sechsten Oberprovinz, nämlich Norditalien, sind ihm bislang verwehrt geblieben. Anscheinend ist der Bote aus Bologna noch nicht eingetroffen, trotzdem fragt er bei der ihm am nächsten stehende Wache nach. Diese schüttelt aber nur ergeben den Kopf und entschuldigt sich vielmals.
"Seltsam", denkt der Kaiser. Mittlerweile ist der Termin zur Meldung am kaiserlichen Hofe um mehrere Wochen verstrichen, und bisher sind alle seine Boten immer pünktlich gewesen. Natürlich hatte Bologna seither noch nie einen Gesandten losschicken müssen, weil er bis zur Eroberung von Florenz vor 10 Jahren immer in der Stadt weilte, aber trotzdem kommt ihm dieses Verhalten sehr merkwürdig vor. "Nein, das kann ich so nicht durchgehen lassen", entscheidet Heinrich und ruft zwei berittene Boten zu sich.
Dem ersten trägt er auf, nach Ferrara zu reiten, bei der dortigen Wache nach dem vermissten Melder zu fragen und danach sofort nach Venedig zurückzukommen und Bericht zu erstatten. Der zweite Bote soll weiter nach Bologna reiten und sich dort die benötigten Informationen selber holen. Um den Schuldigen in Bologna wird er sich kümmern, wenn er mit seinem Heer wieder in der kaiserlichen Residenzstadt einzieht.

Bereits eine Woche später kommt der erste der beiden Boten zurück und berichtet von seinem Treffen mit der kaiserlichen Patrouille an der Brücke bei Ferrara. Doch er kann dem Kaiser nur mitteilen, dass kein kaiserlicher Gesandter die Brücke überquert hat, was in Heinrich starkes Unbehagen hervorruft. Und tatsächlich bestätigt der zweite Bote seine Beklommenheit, als er schon nach 15 Tagen (eigentlich waren ihm für seine Wegstrecke nach Bologna und zurück 3 Wochen zugestanden worden) mit hochrotem Kopf und zitternder Stimme vor dem Kaiser steht. Und die Nachricht, die er nun verkündet, ist die zweite Hiobsnachricht am kaiserlichen Hofe innerhalb von einem Monat:
Denn Mailand hatte den Abzug fast sämtlicher kaiserlicher Truppen aus Bologna zum nahen Venedig als Anlass genommen, mit einer Armee das nun nur noch von 80 Panzerreitern verteidigte Bologna anzugreifen. Diese ungeahnte Frechheit lässt dem Kaiser den Boden schwanken. Wie auch schon in Innsbruck ein halbes Jahr zuvor ist eine kaiserliche Armee ausreichender Stärke zwar dicht genug entfernt, um die Stadt rechtzeitig zu entsetzen, aber dieses Mal ist das angreifende Heer größer als seinerzeit vor der östereichischen Burg, und so langsam sind der kaiserlichen Italienarmee ihre Grenzen anzusehen. Denn auch wenn die angreifende Armee unter Hauptmann Fantino nur etwa 550 Mann zählt, so sind alle dem Kaiser in Norditalien zur Verfügung stehenden Truppen zusammen nicht viel stärker. Und ein nicht unbeachtlicher Teil dieser Truppen muss ständig als Garnision in den norditalienischen Reichsstädten verbleiben.
Außerdem will Heinrich diese neuerliche Tat natürlich nicht ungerächt lassen und im Gegenzug eine der Städte Mailands erobern, wie er es schon mit Venedig gemacht hatte. Die Garnision der gleichnamigen mailändischen Hauptstadt ist nur etwa ebenso stark wie die nun Bologna angreifende italienische Armee, aber die kaiserliche Reichsarmee muss bis zum Angriff auf Mailand noch eine vorraussichtlich harte Schlacht vor Bologna verkraften und dann zusätzlich noch Einheiten in Florenz, Bologna und Venedig zurücklassen. Trotzdem ruft er sofort seine Hauptleute und verkündet den Aufbruch einer Entsatzarmee, die aus sämtlichen in Venedig vorhandenen Truppen besteht.
Aber im Herzen ist er nicht nur bei seinen Männern in Bologna, die zur Zeit der mailändischen Belagerung standhalten müssen, sondern auch bei seinem Sohn, dem das gleiche Schicksal in Metz widerfährt.
Zuletzt geändert von -=[MAD]=- am 30. Dezember 2010 17:25, insgesamt 1-mal geändert.

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[AAR] Historia Imperii Romani Sancti

Beitragvon -=[MAD]=- » 30. Dezember 2010 17:09

9. Teil - Der Entsatz von Bologna

vor Bologna, Anfang Februar 1091 n. Chr.

Innerhalb von 4 Wochen waren seine Männer von Venedig zurück nach Bologna marschiert, und jetzt stehen sie in Sichtweite der einwohnerreichsten Stadt des Reiches. Aber zwischen den vertrauten Toren der Siedlung und den Männern des Kaisers lagern 500 bis 600 Italiener, die die Stadt seit einigen Wochen blockieren. Kaiser Heinrich der Streiter malt sich Schreckliches aus, wenn er die Nachricht von der Belagerung der Reichsstadt nicht rechtzeitig bekommen hätte und sein Heer nicht so schnell abmarschbereit gewesen wäre. Doch glücklicherweise wollte er mit dem Rest seines Heeres sowieso noch in diesem Winter nach Bologna ziehen, seine Männer waren also vorbereitet. Und die Angst um ihre Familien trieb viele von ihnen so sehr an, dass sie den Rückweg in einem Bruchteil der Zeit des Hinmarsches zurücklegten.
Nun steht der Kaiser vor den kläglichen Überresten seiner siegreichen Italienarmee, dessen größter Anteil die eigentlich kampfschwachen Bogenschützen ausmachen. Ihnen gegenüber steht ein mailändischer Hauptmann mit jeweils mehreren Hundert Mann der gefürchteten italienischen Speerträger und genuesischen Armbrustschützen. Der Feind ist ihm damit an Fusstruppen nicht nur zahlenmäßig, sondern vor allem auch an Kampfstärke überlegen. Die einzigen Pluspunkte des Kaisers sind seine Kommandofähigkeiten sowie eine starke Kavallerie, die durch die eingekesselte Stadtgarnision noch verstärkt wird. Allerdings müssen sich auch seine Reiter vor dem Fernkampffeuer der gegnerischen Armbrustschützen stark in Acht nehmen, und ein direkter Angriff scheidet aufgrund der starken italienischen Infanterie aus.
Trotz dieser Schwierigkeiten lässt Heinrich seinen Männern keine Pause und greift den Gegner sofort an. Angestachelt vom Wunsch des Wiedersehens mit ihren Familien, schreien seine Truppen so laut, dass man, würde man es nicht besser wissen, deren Anzahl auf annähernd Tausend Mann schätzen würde. Wohl jeder hier hat zumindest Freunde oder Bekannte in der Stadt, die nun wahrscheinlich ängstlich aus den verschlossenen Fenstern lugen und durch die Schlachtrufe hoffentlich neue Zuversicht schöpfen. Hinter den eigenen Stadttoren weiss der Kaiser die 80 Panzerreiter, die zu einem Ausfall bereit stehen.

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In weiser Vorraussicht postiert der Kaiser seine Truppen etwas vom Gegner entfernt, der vor dem Westtor bereit steht und sich sofort in Richtung des Entsatzheeres bewegt. Heinrich hatte gehofft, dass der Feind ihn verfolgen würde, und lässt seine Soldaten eine sanfte Anhöhe hinaufmarschieren, die außerhalb des Schlachtfelds zu einem spitzen Berg ansteigt. Hiervon erhofft er sich einen Reichweitenvorteil seiner Bogenschützen sowie einen Verteidigungsbonus für seine Infanterie. Auch das Anstürmen der Leibwache würde hier vermutlich leichter fallen.
Kaum sind die kaiserlichen Bogenschützen in Position, eröffnen sie auch schon das Feuer auf den heranstürmenden Feind. Dieser hat sich mittlerweile aufgeteilt und seine Armbrustschützen vorausgeschickt, die jedoch aufgrund des Höhenunterschiedes noch nicht zurückschiessen können. In sicherem Abstand folgen dem Gegner die kaiserlichen Panzerreiter.
Einige Zeit später sind die Reichssoldaten im Feuerbereich der genuesischen Fernkämpfer, die sofort ihre Armbrüste laden und anlegen. Die feindliche Infanterie stürmt an den Schützen vorbei und zielt offensichtlich teilweise auf den Kaiser selbst, der mit mäßigem Schritt davontrabt. Somit lässt sich ein Teil der starken italienischen Speerträger weglocken, während der andere Teil, mittlerweile merklich dezimiert, in die Reihen der bereit stehenden Reichsinfanterie stürmt. Die Bogenschützen konzentrieren ihr Feuer nun auf die verbliebenen Genuesen, die ebenfalls schon spürbare Verluste hinnehmen mussten.
Kaum ist die gegnerische Infanterie im Nahkampf mit der größeren der beiden kaiserlichen Speerträgereinheiten, stößt die kleinere in ihre Flanke. Zeitgleich greifen auch die Panzerreiter die Überreste der Armbrustschützen an, und eine kollektive Flucht der 3 gegnerischen Einheiten beginnt. Nachdem diese restlos von der Kavallerie niedergemacht sind, greifen sämtliche Nahkämpfer die verbliebene feindliche Infanterieeinheit an und schlagen auch diese verheerend.

Die erwarteten hohen Verluste beim Entsatz auf diese Stadt sind also dank der Anhöhe und der zahlenmäßig größenen Einheitenzahl ausgeblieben, und der Kaiser zieht unter Freudentränen der Bevölkerung in Bologna ein. Aber er kann sich auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen, denn für diesen Angriff hatte er bis auf die schwache Garnision in Florenz, die aus einer Speerträgereinheit besteht, welche nicht einmal mehr halbe Sollstärke besitzt, sämtliche ihm in Norditalien zur Verfügung stehenden Truppen zusammengezogen. Langsam sind die Grenzen seiner Italienarmee erreicht, das hatte er schon in Venedig einsehen müssen.
Als Ausweg hatte er bereits von dort aus einen Befehl nach Innsbruck geschickt, damit Sifridus Roht mit der gesamten dort vorhandenen Kavallerie nach Norditalien vorstößt und das kaiserliche Südheer verstärkt. Zusätzlich sollen auch die beiden Bogenschützenabteilungen, die an der Schlacht von Rosenheim im vorigen Sommer teilgenommen hatten, dem kaiserlichen General nach Italien folgen und direkt in Venedig einziehen, während Wilhelm von Franken mit einer Bogenschützeneinheit in Innsbruck verbleibt.
Außerdem gibt er sofort die Ausbildung von Truppen in Bologna und Innsbruck in Auftrag. Während die Geldsituation des Reiches durchweg positiv ist, müssen allerdings bei der Anzahl und Qualität der in Bologna zu rekrutierenden Truppen Abstriche gemacht werden. Doch dem Kaiser sind neue, wenn auch unerfahrene Einheiten zunächst lieber als das Auffrischen der stark angeschlagenen Speerträger, das hatte auch die vergangene Schlacht gezeigt. Ein weiterer wichtiger Befehl ergeht an den Hauptmann der Panzerreiter. Denn dieser bekommt von Heinrich den Auftrag, mit seinen Männern noch am nächsten Tag aufzubrechen und schnellstmöglich nach Venedig zu reiten, da die Hafenstadt derzeit unbesetzt ist.
Während um ihn herum die Stadt ihre Befreiung feiert, denkt der Kaiser nun an die nächsten militärischen Schritte in Italien. Zunächst würde er auf das Eintreffen der Truppen von Sifridus Roht und die Ausbildung der neuen Truppen warten müssen, das ist klar. Ersterer hat ja auch noch die kleine Bogenschützenarmee der Venezier zwischen Venedig und Innsbruck vor sich. Aber nach der Verstärkung seines hiesigen Heeres könnte der Kaiser Mailand angreifen. Insgeheim plant er bereits die an dieser Belagerung teilnehmenden Truppen, aber seinen Männern lässt er davon zunächst nichts verlauten. Nachdem der Abend schon fortgeschritten ist, beendet Heinrich seine Überlegungen und mischt sich unter das feiernde Volk. Aber ein Gedanke verlässt ihn die gesamte Nacht nicht: Das schwere Schicksal seines Sohnes in Metz, der sich gegen eine Übermacht der Franzosen zu erwehren hat.
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[AAR] Historia Imperii Romani Sancti

Beitragvon -=[MAD]=- » 30. Dezember 2010 17:13

10. Teil - Die Verteidigung von Metz

Metz, Mitte Februar 1091 n. Chr.

Prinz Henry steht von seinen engsten Vertrauten umringt auf der Burgmauer von Metz und blickt auf das französische Heer, das seit knapp 2 Monaten die Burg belagert. Riesige Menschenmengen sind es, die dort drüben ihre Vorbereitungen zum Sturm auf die deutsche Siedlung treffen. Hölzern dringt der Lärm vom Bau der Belagerungsmaschinen hinüber.
Henry weiss, dass er keine Verstärkung erwarten braucht, zu weit entfernt und zu schwach sind die nächsten kaiserlichen Truppen. Im nahen Staufen befindet sich nur die Leibwache des Heinricus von Bayern, und die Einheiten aus Dijon, immerhin über 400 kampfstarke Männer und damit ein nicht unwesentlicher Teil des kaiserlichen Südwestheeres, würden die Burg für einen Entsatz zu spät erreichen und wären auch viel zu schwach, um den dichten Belagerungsring der Franzosen zu durchbrechen.
Die Belagerer hatten systematisch die Siedlung abgeriegelt und damit jeglichen Nachschub, besonders von Nahrung, unterbrochen. Diesem Mangel waren, nicht zuletzt auch wegen des langen Winters und der hohen Anzahl an kaiserlichen Truppen in der kleinen Festung, bereits ein paar Dutzend Männer und weit mehr Zivilisten zum Opfer gefallen.

Heute scheinen sich die Franzosen dichter an die Burg heranzuwagen. Überhaupt sind im Vergleich zu den letzten Tagen und Wochen viel mehr Männer zu sehen, die nun in Reih und Glied umhermarschieren. Plötzlich sieht Henry, dass einige von ihnen Belagerungsgeräte nach vorne schieben, unter anderem auch einer der gewaltigen hölzernen Belagerungstürme. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass sich die Franzosen zum Angriff bereit machen.
Inzwischen sind auch die Hammerschläge verklungen und die Marschformationen der Angreifer nehmen immer deutlichere Formen an. Henry befehlt sofort den hinter ihm stehenden Männern, seine Truppen ebenfalls bereit zu stellen und für die Schlacht vorzubereiten. Er selbst werde sich noch einmal in sein Gemach zurückziehen und danach die Schlachtrede halten. Im Abgehen von der Burgmauer sieht Henry den feindlichen Hauptmann bereits die Linien der Franzosen abreiten. Er muss sich nun beeilen, denn schließlich muss er mit seinen Männern die Burg Metz auf alle Fälle halten, und sei es um sein Leben:

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Während sich Henry seine Schlachtrüstung anlegen lässt, philosophiert er weiter über die bevorstehende Schlacht. Die Vorraussetzungen dafür sind denkbar schlecht, zu zahlreich sind die gegnerischen Truppen. Sie setzen sich fast zu gleichen Teilen aus Infanterie, Kavallerie und Fernkämpfern zusammen, ähnlich wie sein Heer, das Metz verteidigt. Allerdings haben die Franzosen von jeder Waffengattung mindestens die doppelte Anzahl an Truppen, und das bereitet Prinz Henry Sorge. Allein an Infanterie ist ihm der Feind zahlenmäßig etwa um das Zweieinhalbfache überlegen.
Trotzdem macht sich Henry Hoffnungen, die Schlacht siegreich zu überstehen. Sein Vorteil ist die Qualität seiner Truppen, wohl jeder seiner Männer kann es mit einem beliebigen Gegenspieler aufnehmen. Besonders seine beiden Speerträgereinheiten sind besser ausgerüstet als der Großteil der französischen Infanterie. Dazu kommt seine persönliche Leibwache, die er zusammen mit den Panzerreitern als starke Reserve zurückzuhalten denkt. Seine Erfahrung aus vorigen Schlachten, besonders der Einnahme von Metz und Dijon, kann er in dieser Schlacht ebenfalls gut gebrauchen, sie schlägt sich gewohnter Weise auch auf seine Männer nieder. Außerdem hat kaum eine der feindlichen Einheiten volle Sollstärke.
Der größte Vorteil des Prinzen ist aber die Burg selbst. Denn erst durch sie kann ein Kampf seiner Männer gegen mehrere Gegner gleichzeitig vermieden werden. Somit kann der Gegner seine zahlenmäßige Überlegenheit nicht direkt einsetzen, in einer Feldschlacht wäre das anders und würde mit Sicherheit zum Untergang der kaiserlichen Südwestarmee führen. Die Burg besitzt nur ein einziges gut gesichertes Tor, das bekanntermaßen der Schwachpunkt jeder Burg ist. Neben Rammböcken setzen die Franzosen aber auch einen Belagerungsturm sowie eine geringe Anzahl an Leitern ein, die es den Feinden erlauben, direkt die Mauern zu besteigen. "Vermutlich reichen die paar Leitern nur zum Ausrüsten einer Einheit aus", überlegt Henry, somit ist er also gezwungen, mindestens zwei Mauerabschnitte infanteristisch zu verteidigen. Dafür gedenkt er seine beiden Speerträgereinheiten einzusetzen, während die Bogenschützentruppen aus erhöhter Stellung und durch die Zinnen gedeckt relativ ungefährdet den Gegner beschießen können. Seine Kavallerie muss derweil das Tor halten. Das ist für sie relativ günstig, denn direkt hinter dem Tor kann sie durchgebrochene Gegner von drei Seiten gleichzeitig angreifen und im Gegenstoß wieder aus der Burg herauswerfen.
Doch Henry ist sich im Klaren darüber, dass die Verteidigung der Wälle und besonders das Halten des Tores Probleme aufwerfen könnten. Denn sollte der Feind an diesen Stellen ein Mal eine Übermacht erreicht haben, dann wird ihn nichts mehr am Durchbruch hindern können. Und wenn sich der Gegner dann auf dem Markplatz festsetzt, haben seine Truppen keine Chance mehr, das steht fest. Das Problem der gegnerischen Schwerpunktbildung besteht besonders am Burgtor, denn hier ist genug Platz, um mehrere Infanterieeinheiten gleichzeitig angreifen zu lassen, nicht zuletzt kann der Gegner hier auch seine eigene Kavallerie einsetzen. Dazu kommt, dass der fliehende Feind vom Tor an nicht mehr verfolgt werden kann und sich somit außerhalb der Burg sehr schnell wieder sammeln wird.
Dem Kaiserssohn bleibt jedoch keine andere Wahl und so stellt er die Truppen wie geplant auf, die Infanterie auf den Mauern je rechts und links vom Tor, die Bogenschützen daneben und die gesamte Kavallerie auf dem Marktplatz:

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Die Männer und Frauen in der Burg Metz brauchen nicht lange auf den Schlachbeginn warten, denn schon bald setzen sich die Franzosen in Bewegung. An der Spitze rollt einer der beiden Rammböcke, daneben stürmt eine französische Infanterieeinheit, die mit den Leitern ausgerüstet ist. An der linken Flanke der Angreifer befindet sich der Belagerungsturm. Er wird von den am besten ausgerüsteten Speerträgern geschoben, die zudem auch über eine gewisse Kampferfahrung verfügen. Die Hauptkräfte des Gegners marschieren eine Einheit hinter der anderem dem Rammbock nach:

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Noch während Prinz Henry mit den anderen Kavalleristen näher an das Tor reitet und seine Bogenschützen bereits mit dem Beschuss des Gegners beginnen (zunächst sind das die beiden das Belagerungsgerät begleitenden Infanterieeinheiten an den Flanken der Franzosen), kommt ihm eine Idee, die er sofort in die Tat umsetzt. Er murmelt nur kurz "Ich muss es versuchen" und hält mit seiner Leibwache direkt auf das Tor zu.
Mittlerweile sind die französischen Einheiten stehen geblieben, nur die drei Belagerungsgeräte bewegen sich weiter auf die Burg zu. Das vierte Gerät, ein zweiter Rammbock, ist offensichtilch nicht fertig geworden und steht nun unbewacht im leeren Zeltlager der Angreifer. Tief wälzen sich die Rollen des Belagerungsturms in den Schnee, und jeden Meter ihrer Vormarsches müssen die Franzosen mit ihrem Blut bezahlen. Besonders hinter den Leiterträgern ist eine deutliche Spur von sich noch kurz auf dem kalten Boden wälzenden Männern zu erkennen. Die Besatzungen in den Verteidigungstürmen schießen mit Brandpfeilen auf den Rammbock und den Belagerungsturm, bisher jedoch ohne Erfolg.
Henry hat mit seiner Leibwache nun das Tor erreicht und gibt zum Erstaunen aller den Befehl zum Ausfall, mitten auf den Rammbock zu. Die Franzosen, die diesen begleiten, erstarren vor Schreck, schließlich können sie diesem Anstoß nichts entgegen setzen und die anderen französischen Truppen sind sind viel zu weit entfernt, um vor einem Zusammprall eingreifen zu können. Trotzdem fangen sie sich überraschend schnell und gruppieren um, während die bisher im Hintergrund wartenden Franzosen so schnell wie möglich heranstürmen. Mitten in diese Umgruppierungsphase hinein stößt der Angriff von Henry, und nur kurz stellen sich die Feinde dem Gegner. Aber ebenso schnell und noch bevor sich ein richtiger Kampf entspannt, gibt Prinz Henry den Befehl zum Rückzug in die schützende Burg.

Deutlich zu hören ist das schallernde Lachen der Feinde, die dem sich zurückziehenden Gegner nachrufen. Prinz Henry ist das zunächst egal, zu wichtig war diese tollkühne Tat, deretwegen er außer Scham auch einige Tote unter seiner Leibwache zu verkraften hat. Allerdings ist ihm gelungen, was er wollte: zunächst bleibt der Rammbock der Franzosen unbenutzt vor dem Tor der Deutschen stehen, seine ehemaligen Bewacher feiern und geben den vor der Burg gefallenen kaiserlichen Reitern schreiend die Gnadenstöße. Die anderen Franzosen, auch die Kavallerie, zieht sich wieder in den Hintergrund zurück.
Währenddessen geht an den Flanken der Angriff ungehindert weiter. Gleich nachdem die Feinde die Mauern erreicht haben, erklimmen sie den Belagerungsturm und die Leitern und stürzen sich in den Kampf mit den ihnen auf den Wällen gegenüber stehenden Reichssoldaten. Die kaiserlichen Bogenschützen beschiessen mittlerweile das Gros des französischen Hauptheeres, deren Schützen schießen zurück, was jedoch kaum Wirkung zeigt. Prinz Henry hat sich mit den beiden Panzerreitereinheiten hinter dem Tor bereit gestellt.
Der Kampf auf den Mauern ist in vollem Gange und wird immer erbarmungsloser. Während die Infanteristen an der linken Flanke gegen ihren Gegner schnell die Oberhand bekommen, müssen sich die Speerträger am Belagerungsturm mit einem gleichstarken Gegner messen. Diese befinden sich zwar von vorneherein und zusätzlich durch die Bogenschützen geschwächt in Unterzahl, aber ihre Ausrüstung ist der der Reichsmännern ebenbürtig und ihr Kampfstil etwas erfahrener als der der Kaisertreuen. Als die ersten Feinde an der linken Flanke bereits fliehend die Leitern herunterklettern, wogt der Kampf auf der rechten Flanke immer noch hin und her. Nur langsam deutet sich hier ein Sieg an, während dort bereits frische Infanterie des Feindes in den Kampf geworfen wird. Doch auch diese wird von den kaiserlichen Speerträgern auf dem linken Mauerabschnitt besiegt und in die Flucht geschlagen. Immer wieder setzen sich neue Einheiten von der Hauptmacht der Franzosen ab und stürmen auf die Leitern zu, um an den flüchtenden Männern vorbei nach oben zu gelangen und den Kampf gegen die kaiserlichen Speerträger an der linken Flanke aufzunehmen. Endlich fliehen auch die Überlebenden Franzosen am Belagerungsturm, rennen diesen herunter und machen Platz für eine neue fränzösische Infanterieeinheit, mit der die verbliebenen Männer über ihnen jedoch keine Probleme haben.
Immer größer wird die Anzahl der in die Flucht geschlagenen Franzosen, welche sich jedoch teilweise wieder sammeln und erneut anstürmen. Und immer noch schiessen die kaiserlichen Bogenschützen auf ihre Feinde. Doch langsam werden die Pfeile knapp, und die letzten werden schließlich auf die französische Kavallerie verschossen. Als der gegnerische Hauptmann letztendlich sogar seine Bogenschützen die Leitern hinauf in den Nahkampf gegen die mittlerweile ebenfalls stark angeschlagenen Reichsoldaten schickt, ist das für Prinz Henry der Beweis für eine gewonnene Schlacht und er gibt den Befehl für einen Angriff aller seiner Reiter auf die verbleibenen Feinde, die zwar zahlenmäßig immer noch leicht überlegen sind, aber mittlerweile vor allem aus Bogenschützen bestehen.
Um seine wenigen verbliebenen Infanteristen auf den Wällen zu entlasten, greift Henry zuerst die fränzösischen Einheiten an, welche vor dem Belagerungsturm und den Leitern stehen. Aber bereits kurz nach der ersten Feindberührung dieser Gegner setzt eine Massenpanik sämtlicher gegnerischer Fußeinheiten ein und die drei kaiserlichen Kavallieeinheiten können sich um die durch Pfeile stark angeschlagenen gegnerischen Reiter kümmern. Nachdem auch diese in die Flucht geschlagen werden und ihr Hauptmann dabei getötet wird, verfolgen die Kavalleristen den Gegner und nehmen noch so viele Franzosen wie möglich gefangen.

Wenige Stunden später beginnt die Siegesfeier in der Burg, in deren Verlauf sämtliche gefangene Franzosen geköpft werden. Entkommen sind aus jeder Waffengattung nur wenige Soldaten, die sich so schnell wie möglich von der Burg zurückziehen. Die eigenen Verluste, immerhin fast die gesamte Infanterie und ein großer Teil der Kavallerie, sind zwar ebenfalls sehr hoch, doch beweist dieser Sieg, dass das Heilige Römische Reich Deutscher Nation auch fähig ist, einen zahlenmäßig stark überlegenen Gegner zu besiegen.
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Re: [AAR] Historia Imperii Romani Sancti

Beitragvon -=[MAD]=- » 30. Dezember 2010 17:14

11. Teil - Rachefeldzüge

Bologna, Mai 1091 n. Chr.

Kaiser Heinrich der Streiter steht vor seinen Truppen und überlegt, welche Worte er an seine Männer richten sollte, um sie so gut wie möglich auf den Feldzug gegen Mailand vorzubereiten. Kurz ruft er sich noch einmal ins Gedächtnis, wie es dazu kam, dass Mailand Gegner des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wurde.
Am Anfang war eine kleine Rebellenarmee südlich von Nürnberg, die sein General Sifridus Roht mit dem Großteil des in Innsbruck garnisionierten kaiserlichen Südheers zerschlagen sollte. Gleichzeitig nutzten venezianische Einheiten diese Schwächung der österreichischen Burg, in der sich nur noch eine Bogenschützenabteilung befand, und belagerten diese feige. Sifridus schlug zusammen mit Wilhelm von Franken beide Armeen nieder und löste das kaiserliche Südheer auf. Während Wilhelm nun mit einer Bogenschützeneinheit in Innsbruck verbleibt und 2 Speerträgerabteilungen nach Wien marschieren, ist Sifridus zusammen mit etwa 200 Reitern und 2 Bogenschützenabteilungen auf dem Weg nach Süditalien, um die kaiserliche Italienarmee zu unterstützen.
Diese hatte nach dem hinterhältigen Angriff auf Innsbruck unter seiner persönlichen Führung in einem Blitzangriff Venedig eingenommen. Doch bereits kurze Zeit später, das Heer machte sich bereits auf den Weg zurück nach Bologna, wurde bekannt, dass Mailand die kaiserlichen Residenz belagert. In einer blutigen Entsatzschlacht besiegten seine Männer die angreifende Armee und zogen wieder in Bologna ein. Dort wurde das angeschlagene Heer durch neue Einheiten verstärkt, um nun einen Rachefeldzug gegen die kriegerischen Mailänder zu führen.

Heinrich schaut stolz auf die vor ihm stehenden Männer. Viele von ihnen waren bereits bei der Einnahme von Venedig dabei, einige sogar bei der Einnahme von Florenz vor über 11 Jahren. Aber er wusste, dass ihn jetzt auch viele junge Rekruten anschauten und sehnsüchtig auf seine Worte und Befehle warten. Und er ist sich sicher, dass sie die Hauptstadt der westitalienischen Handelsmacht Mailand angreifen und einnehmen werden.
Nur die neu aufgestellte Stadtmiliz soll sich an diesem Feldzug nicht beteiligen und statt dessen nach Florenz ziehen, um die dortige angeschlagene Speerträgereinheit für die Auffrischung in Bologna frei zu machen, sämtliche restlichen hier vorhandenen Einheiten inklusive der sich in Venedig befindlichen Panzerritter werden gegen Mailand eingesetzt. Der Kaiser selbst hingegen wird mit seiner Leibwache nach Venedig ziehen, um dort die noch etwas aufsässige Bevölkerung ruhig zu halten und einige der begonnen Bauprojekte voranzutreiben. Außerdem erwartet er in der ostitalienischen Hafenstadt die Ankunft der zwei Bogenschützenabteilungen aus der Schlacht bei Rosenheim von vor einem Jahr.

Was war nicht alles in diesem Jahr geschehen! Nicht nur Venedig und Mailand, nein auch Frankreich hatte den Krieg gegen das Heilige Römische Reich begonnen. Sein Sohn hatte gerade vor ein paar Monaten zusammen mit dem kleinen kaiserlichem Westheer in Metz heldenhaft den französischen Feinden stand gehalten und leitet nun zusammen mit General Otto von Kassel und dem kaiserlichen Nordwestheer, das bisher in Brügge und Antwerpen stationiert war, einen Feldzug gegen Frankreich. Unterstützt werden die Angriffstöße auf Reims und Paris von Heinricus von Bayern und Eusebius von Holland, während eine kleine Reichsarmee die Reste der aus Metz fliehenden Belagerungsarmee verfolgt. Dass die Franzosen trotz der großen Niederlage immer noch ernstzunehmende Interessen an der Westgrenze des Kaiserreichs haben, zeigen die dort immer noch durch die Gegend ziehenden Truppen sowie eine aktuelle Meldung aus Dijon, nach der ein französischer Spion in der Stadt gestellt und seiner gerechten Strafe zugeführt wurde.
Aber es gibt auch erfreuliches zu berichten, überlegt der Kaiser. Denn nicht nur aus seiner direkten Umgenung, sondern auch von fernen Orten hört er in letzter Zeit immer wieder neidvolle Lobe über die Stärke und den Wohlstand seines Reichs. Die Staatskassen wachsen weiter an und neuerdings sieht es an den beiden aktiven Frontabschnitten Italien und Frankreich militärisch gar nicht mehr so schlecht aus wie beispielsweise noch vor einem halben Jahr, in Italien vor allem dank der Verstärkung durch Sifridus Roht. Abgesehen davon hat sich in den letzten Monaten nichts Wichtiges getan, besonders aus den Ostregionen gibt es keine Neuigkeiten zu berichten.

Endlich macht der Kaiser den Mund auf und donnert seine Rede den angetretenen Soldaten entgegen. Er spricht von Sieg, Ruhm und Anerkennung, von der gerechten Strafe und dem großen Heiligen Reich. Die Männer sind kaum noch zu halten. Und bereits wenige Tage später machen sich unter der Führung eines Hauptmanns 3 Speerträgerabteilungen, darunter eine neu aufgestellte, sowie 2 Bogenschützeneinheiten, insgesamt etwa 450 Reichssoldaten, auf den Weg nach Mailand, um vor der Stadt mit General Sifridus Roht und seinen 200 Reitern sowie den etwa 5 bis 6 Dutzend Reitern aus Venedig zusammenzutreffen.

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[AAR] Historia Imperii Romani Sancti

Beitragvon -=[MAD]=- » 30. Dezember 2010 17:18

12. Teil - Die Schlacht um Mailand

vor Mailand, Mitte November 1091 n. Chr.

Sifridus Roht steht vor seinem Generalszelt und schaut auf die vor ihm liegende italienische Stadt. Dies also ist die Hauptstadt eines der hinterlistigen italienischen Feinde seines Reiches. Sie riecht schon von Weitem nach Reichtum, Arroganz und Korruption. Seine Machthaber hatten den Mut, das sich schon seit Jahren im Besitz des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation befindliche Bologna anzugreifen, während sein Kaiser ausgezogen war, um Venedig dem Reich einzuverleiben. Aber seit neuestem werden diese Halunken auch an der Westgrenze des Reiches aktiv. Zumindest will man ein mailändisches Heer dicht vor den Mauern von Metz gesehen haben, dass Prinz Henry erst vor kurzem so erfolgreich gegen die Franzosen verteidigt hatte.
Dieses Übel soll er nun also ausräuchern, dafür ist er von der einsamen Bergfestung Innsbruck nach Italien gekommen, von etwa 200 Reitern begleitet. Unterstützt von einer weiteren Panzerrittereinheit aus Venedig haben sie in den letzten Monaten Leitern gebaut, welche den nachkommenden Fußtruppen dienen sollen. Diese sind vor einigen Wochen eingetroffen und warten nun auf den heutigen Tag, den Tag der Erstürmung Mailands.

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Seine Fußtruppen sind in 3 Abteilungen Speerträger und 2 Abteilungen Bogenschützen gegliedert, und sämtliche seiner Einheiten, inklusive seiner Leibwache, haben in den vergangenen Schlachten Verluste ertragen müssen. Eine Ausnahme bildet nur eine der Speerträgereinheiten. Diese ist erst im vergangenen Frühjahr aufgestellt worden und hat daher noch keine Kampferfahrung, nichtsdestotrotz bilden die jungen Männer dieser Abteilung eine seiner Hauptkräfte. Die anderen beiden Speerträgereinheiten haben aus den schweren Schlachten bei Venedig und Bologna schwere Verluste hinnehmen müssen und besitzen derzeit nur noch einen Bruchteil ihrer Sollstärke. Auch die beiden Bogenschützenabteilungen haben in diesen Schlachten einige Männer verloren.
Sifridus dreht den Kopf und schaut auf das provisorischen Stalllager seiner Kavallerie. Diese ist in der bevorstehenden Schlacht sein großer Vorteil, denn der Gegner besitzt außer der Leibwache des mailändischen Familienmitglieds keine Reiter. Neben seinen eigenen kampferprobtem Leibwächtern stehen dem kaiserlichen General ganze 3 Panzerreiterabteilungen zur Verfügung. Mit zweien davon hatte er im vergangenen Frühjahr die Alpen überquert und dann nach einem kurzen Verfolgungsritt eine venezianische Bogenschützeneinheit unter einem gewissen Hauptmann Bernardo vernichtet. Die andere wurde nach dem Entsatz von Bologna kurzzeitig als Garnision nach Venedig beordert und ist von dort aus direkt hierher marschiert. Alle drei Panzerreitereinheiten können nicht mehr ganz ihre Sollstärke vorweisen, wie bei den Bogenschützen ist das vermutlich jedoch nicht weiter tragisch. Wirklich bemerkbar wird sich das Fehlen von Männern nur bei den beiden Infanterieabteilungen machen, überlegt der kaiserliche General.
Wiederum bewegt er seinen Kopf und schaut nun wieder zur mailändischen Hauptstadt hinüber. Dort wartet ein insgesamt eigentlich schwaches Heer auf seine gut 700 Soldaten. Der Gegner kann außer einem, wie man gehört hat, findigen General nur etwa anderthalb Hundertschaften Speerträger und etwa zweieinhalb Hundertschaften Armbrustschützen vorweisen. Doch Sifridus weiss, dass die Zahlen täuschen. Denn sowohl die feindliche Infanterie als auch die Fernkämpfer sind seinen eigenen überlegen. Er muss im Sturm auf die Stadt seine größere Einheitenanzahl sowie seine Kavallerie voll zur Geltung bringen.

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Einige Zeit später marschieren seine Einheiten auf ihre Positionen. Bereits seit einigen Tagen schneit es in der Region, und die Männer müssen die Leitern durch den mittlerweile bis an die Knöchel reichenden Schnee tragen. Doch trotz der Last und der Kälte frieren die kaiserlichen Soldaten nicht. Denn vor ihnen liegt Mailand, eine der reichsten italienischen Städte und Hauptstadt einer der größten Reichsfeinde. Die Aussicht auf Auszeichnungen, Ruhm und fette Beute lässt die Männer jegliche Gedanken an Kälte und Angst vergessen machen.
Sifridus Roht hat seine Truppen in 3 Gruppen eingeteilt. Am Südtor hat er eine seiner beiden Bogenschützenabteilungen sowie die beiden Speerträgerveteranentrupps und eine Einheit Panzerritter gruppiert, am anderen Ende der Stadt wartet die andere Bogenschützengruppe auf seinen Befehl zum Angriff. Beiden Fernkampftrupps wurden je 4 Leitern zugeordnet. Die restlichen 4 Leitern wurden an die frische Speerträgereinheit vergeben, welche etwas abseits des Osttores stehen. Direkt vor dem Osttor hat der General den Großteil seiner Kavallerie und seine Leibwache positioniert.

Sofort als seine Männer auf Position sind, gleichen sich die gegnerischen Truppen der erneuten Lage an. Im Norden steht eine der beiden feindlichen Genuesischen Armbrustschützentrupps seiner Bogenschützenabteilung gegenüber, während die anderen beiden gegnerischen Fußeinheiten anfangen, auf dem Ostwall nach Süden zu marschieren. Das Banner des mailändischen Generals ist nicht zu sehen, vermutlich befindet er sich auf dem Marktplatz der Stadt.
Sifridus lässt seine Truppen etwas näher an die feindlichen Mauern heranrücken, und sofort bleiben die Feinde auf dem Ostwall stehen. Kurze Zeit später marschieren die italienischen Speermilizen, die sich etwas südlich vom Osttor abgesetzt haben, wieder auf ihre Position gegenüber den kaiserlichen Speerträgern zurück. Das gibt seinen südlich positionierten Bogenschützen die Gelegenheit, mit ihren Leitern die gegnerischen Mauern zu erklimmen.

Ohne Reaktion des Feindes ersteigen seine Bogenschützen in der Nähe des Südtors die Mauern und öffnen es den vor dem Tor wartenden Truppen, die inzwischen etwas näher marschiert sind. Schließlich reagieren jedoch die Italienischen Speerträger auf den gefährlichen Einbruch und begeben sich in Höchsttempo in diese Richtung, wo sie in der Nähe der abgestellten Leitern die Mauern besetzen. Die zweite auf dem Ostwall positionierte Gegnereinheit nimmt derweil die Stellung der italienischen Infanterieabteilung gegenüber den kaiserlichen Speerträgern ein.
Zu dieser Zeit erleidet die im Süden zuvorderst positinierte Vetareneneinheit einen Mann Verlust durch einen der italienischen Wachtürme, infolgedessen ziehen sich die kaiserlichen Truppen wieder ein wenig vom Südtor zurück und sehen zunächst von einem Ansturm auf dieses ab. Anstatt jedoch die eingebrochene Fernkampfeinheit im Nahkampf anzugreifen, bleiben die Italienischen Speerträger zur Verwunderung aller auf ihrer Stellung gegenüber den kaiserlichen Bogenschützen stehen. Diese eröffnen so schnell wie möglich das Feuer, in der Hoffnung, so viele Italiener wie möglich auszuschalten, bevor sie von ihnen um die ganze Stadt gescheucht werden oder gar in einen tödlichen Nahkampf verwickelt werden.
Aber nichts dergleichen geschieht und Salve um Salve hagelt auf die stoisch dastehenden Gegner herunter. Trotz ihrer guten Ausrüstung und der Deckung durch einen Wachturm fallen nach jedem Pfeilhagel einige von ihnen um, genug, um in absehbarer Zeit von dieser Einheit keine Gefahr mehr ausgehen zu lassen.

Erst nach langer Zeit sieht der Befehlshaber der Speerträger die Sinnlosigkeit des Ausharrens ein und lässt seine noch lebenden Männer in Richtung des Marktplatzes marschieren, vorbei am Südtor und immer noch in Reichweite der dort positionierten Bogenschützen. Diesem Rückzug folgt eine ganze Kaskade von Befehlen. Zunächst einmal marschiert der mailändische General seinen übrig gebliebenen Speerträgern entgegen. Gleichzeitig verlassen die beiden Genuesischen Armbrustschützenabteilungen ihre Stellungen auf den Mauern und sammeln sich getrennt voneinander im Osten der Stadt.
Das gibt den anderen kaiserlichen Angriffsgruppen Gelegenheit, kampflos die Wälle zu erstürmen. Die östlich angreifende Speerträgereinheit erobert das Osttor, während durch das Südtor eine der drei Panzerreiter- sowie die beiden anderen Infanterieabteilungen marschieren. Diese Kavallerieeinheit wendet sich daraufhin sofort nach Osten, um die sich in der südöstlichen Ecke befindlichen Armbrustschützen restlos aufzureiben. Der Rest der Feinde wird von 2 Seiten auf dem Marktplatz niedergekämpft.

Der General kann damit vor allem dank des törichten Verhaltens des mailändischen Infanteriehauptmanns unter relativ wenigen Verlusten die prachtvolle Stadt Mailand erobern. Die ehemalige Hauptstadt wird sodann von seinen Männern geschliffen, um ihrer Größe Herr zu werden und ein Exempel an all jenen zu statuieren, die sich getrauen, dem Heiligen Römischen Reich entgegen zu treten.