Kapitel II6. Teil - Krieg!!!nahe Salzburg, Frühsommer 1090 n. Chr.Die Sonne steht hoch am Himmel, während Sifridus Roht seinen Männern beim Abbauen des Lagers zuschaut. Annähernd 750 Mann sind es, die unter seinem Kommando nach Norden marschieren, um eine Rebellenarmee zu besiegen, die nicht weit entfernt von ihm die Straße zwischen Wien und Nürnberg besetzt hat. Gleichzeitig kommt aus Wien General Wilhelm von Franken "der Ausbilder" heran, um den Oberbefehl über die Burg Innsbruck zu übernehmen, die er in den letzten Monaten geführt hat. Er selbst wird nach dem Niederschlagen des Rebellenpacks in den Süden marschieren, um den Kaiser in Norditalien zu unterstützen.
Plötzlich hört er einen Warnschrei aus der entgegengesetzten Richtung, und einer der wachhabenden Unteroffiziere rennt auf ihn zu. Doch dieser braucht gar nicht erst seine Meldung machen, denn Sifridus sieht bereits den Grund des Schreis: Aus südlicher Richtung reitet in hoher Geschwindigkeit ein einzelner Mann auf das Heerlager zu. Er scheint es sehr eilig zu haben, aber welchem Herren er dient, ist aufgrund der großen Entfernung noch nicht abzusehen. Sifridus massiert sich seine Schläfen und überlegt, aber eigentlich erwartet er keine Meldung aus dieser Richtung. Natürlich hat er Späher losgeschickt, um über die Absichten der Rebellenarmee vor ihm im Klaren zu sein, aber wozu sollte er Männer auch den Weg entlang schicken, den er mit seinem Heer erst vor wenigen Wochen marschiert ist?
Schnell kommt der Reiter näher und Sifridus erkennt, dass es ein Mann des Reiches ist. Es hätte ihn auch zu stark verwundert, wenn es ein feindlicher Melder gewesen wäre, so weit hinter der italienischen Grenze. Doch auch die Zugehörigkeit des Mannes hilft ihm nicht bei der Frage, welche Botschaft er wohl zu überbringen hat. Womöglich stammt sie noch vom Kaiser selbst, das wäre die einzige vernüftige Erklärung.
Der Reiter ist mittlerweile am Verteidigungsring der Wachen angekommen und wird von ihnen angehalten. Aber nur kurze Zeit später, der Mann ist nicht einmal abgestiegen, reitet er weiter und kommt nun geradewegs auf Sifridus zu.
"Mein Herr!" schreit er,
"Mein Herr!" Er ist sichtlich aufgeregt und plötzlich nimmt General Roht die Abzeichen an der Kleidung des Reiters wahr.
Verdammt noch mal, das ist einer deiner Männer aus Innsbruck!, schiesst es ihm durch den Kopf. Er herrscht ihn an:
"Rede, sofort!"Der Melder berichtet ihm unheimliches, denn das Heilige Römische Reich Deutscher Nation befindet sich seit wenigen Tagen im Krieg mit der Republik Venedig! Diese hat den Abzug des größten Teils der Innsbrucker Besatzung nach Norden ausgenutzt und belagert nun mit einer kleinen Armee die Burg, in der nur noch gut 100 Bogenschützen stehen. Diese können sich zwar noch mehrere Jahre halten, sind aber einem Sturmangriff hoffnungslos ausgeliefert. Der Melder hat es gerade noch geschafft, die Stadt zu verlassen und der feindlichen Angriffstreitmacht zu entkommen, um ihm diese wichtige Botschaft zu überbringen.
Sifridus Roht hört sich die Meldung an und fängt unvermittelt an, laut und ausladend über die Venezianer zu fluchen. Doch nur kurze Zeit später hat er einen Plan gefasst, um sowohl die Rebellen vor ihm als auch die Venezianer hinter ihm zu besiegen, doch nicht ohne Hilfe des von Osten anrückenden Wilhelm von Franken: Er wird den Großteil seines Heeres Wilhelm entgegen schicken, damit dieser die Rebellenarmee schlagen kann. Er selbst wird sich in der Zeit um die Aushebung von Söldnertruppen aus Salzburg kümmern und mit ihnen sowie der verbliebenen Reitertruppe die Innsbrucker Burg entsetzen. Dazu schickt er Wilhelm einen Melder entgegen. Außerdem hält er es für seine Pflicht, auch den Kaiser in Bologna vom Kriegszustand mit Venedig und von seinen Plänen in Kenntnis zu setzen.
Bologna, Anfang Juni 1090 n. Chr.Der Melder, der nach Süden zum Kaiser vordringt, begegnet unterwegs einer kleinen venezianischen Bogenschützenarmee, die offensichtlich nach Norden unterwegs ist, um die feindlichen Belagerungskräfte vor Innsbruck zu verstärken. Er kann sich aber unbemerkt vorbeischleichen und trifft am kaiserlichen Hof zeitgleich mit vielen anderen Boten ein, die Kunde aus dem restlichen Reichsgebiet bringen.
Kaiser Heinrich der Streiter wartet in seinem Thronsaal geduldig auf die einzelnen Meldungen. Als der von Sifridus geschickte Bote vor das Oberhaupt tritt und seine Meldung macht, trifft den Kaiser jedoch der Schlag. Krieg mit Venedig, damit hätte er jetzt nicht gerechnet. Er hatte viel eher einen Angriff aus Südwesten erwartet, von dort, wo Frankreich und Mailand ihre Siedlungen haben. Dem Kaiser erschliesst sich die aktuelle Lage der südlichen Reichsprovinzen folgendermaßen:
Nach einem anfänglichen Schreck beruhigt sich Heinrich jedoch wieder und fängt plötzlich an zu lachen. Venedig, diese Narren! Greifen ausgerechnet eine seiner Garnisionsstädte an, und das wo die kaiserliche Alpenarmee von Innsbruck nur einen Monatsmarsch entfernt ist. Der dort befindliche Sifridus Roht wird mit der winzigen Armee der Venezier problemlos fertig werden, diese zählen ja nicht mal 250 Mann. Bis dahin haben die sich im Anmarsch befindlichen gegnerischen Bogenschützen die Hauptarmee noch nicht mal erreicht, also besitzt diese nicht mal Fernkampftruppen.
Der Plan von Sifridus ist nun, seine Truppen zu teilen und mit den verbliebenen Reitern und angeheuerten Söldnern Innsbruck zu entsetzen. Er will die schwachen venedischen Truppen aus Speerträgern und wenigen Rittern also mit einer gemischten Armee aus Söldnerspeerträgern und -armbrustschützen sowie Panzerreitern angreifen. Dass er dabei siegreich sein wird, davon ist der Kaiser zweifelsfrei überzeugt. Schließlich ist Sifridus ein guter General, ganz besonders im Angriff. Wozu er allerdings die Panzerreiter braucht, erschließt sich Heinrich nicht. Diese würden seiner Meinung nach viel eher weiter im Norden bei Wilhelm von Franken gebraucht, da dieser allem Anschein nach gegen für Kavallerieangriffe anfällige Truppen zu kämpfen hat, zumal die Venezianer vor Innsbruck nicht unbedingt das Lieblingsziel von Panzerreitern sind. Aber für ein Umdirigeren der Kavallerie ist es jetzt zu spät, solche Details hatte er auch vor knapp 11 Jahren in das Ermessen der jeweiligen Feldherren gestellt.
Abgesehen von der Situation in Westösterreich hat der Kaiser aber noch einige andere bedrohlichen Nachrichten zur Kenntnis nehmen müssen. Im Westen, speziell vor Metz, häufen sich die Meldungen über Sichtungen von französischen Armeen. Zuletzt soll direkt vor der Burg auf französischer Seite der Grenze eine riesige Ansammlung von Reitern, Speerträgern und Bogenschützen gesehen worden sein. So eine große Armee von über 1500 Mann ist dem Heiligen Römischen Reich noch nie begegnet, und der Kaiser hofft, dass sie nicht eine der deutschen Siedlungen als Ziel hat.
In Nordwestitalien häufen sich die Aktivitäten von mailändischen Truppen und nicht zuletzt sind in letzter Zeit auch vermehrt Rebellenarmeen gesichtet worden, so unter anderem südöstlich von Stettin, nordöstlich von Wien und südlich von Nürnberg, deren Vernichtung er ja bereits in Auftrag gegeben hat und zu dieser Zeit vermutlich von Wilhelm von Franken ausgeführt wird.
Unterdessen reift in Heinrich ein neuer Plan. Venedig, dass nur einen Katzensprung von Bologna entfernt liegt, besitzt durch das Abziehen der Angriffstruppen gegen Innsbruck nunmehr nur eine schwache Garnision aus etwa 300 Speerträgern. Außerdem befindet sich noch ein venezianisches Familienmitglied in der Stadt. Diese könnte er mit der sich in Bologna befindlichen Reichsarmee angreifen und einnehmen. Zwar befindet sich in Istrien eine weitere kleine venezianische Armee, doch sind diese Truppen genau wie die Angriffssarmee, die Innsbruck belagert, von der venedischen Hauptstadt mindestens einen Jahresmarsch entfernt. Lediglich die vom Melder entdeckte Bogenschützeneinheit könnte der feindlichen Garnision helfen, und diese stellt keine große Bedrohung für das kaiserliche Heer dar. Wenn der Kaiser also schnell handelt und Venedig in einem Blitzangriff attackiert, könnte er die reiche Hafenstadt schon in sehr kurzer Zeit dem Reich einverleiben. Dazu muss er erstmals einen Sturmangriff praktizieren, deren Durchführung er ausführlich kommentieren wird und seinen Generälen zukommen lassen wird.
Unverzüglich lässt Heinrich seine Hauptmänner rufen und spricht mit ihnen den Abmarsch des Großteils der hiesigen Armee nach Venedig ab. Diese teilen ihrem Herrscher mit, dass seine Truppen trotz der Einnahme von Florenz noch sehr unerfahren und aufgrund des jahrelangen Herumsitzens nur sehr wenig motiviert sind und sich dadurch der Aufbruch noch um einige Wochen verzögern wird. Außerdem ist das kaiserliche Südheer nicht mehr so stark wie noch vor 10 Jahren, da nun auch noch in Florenz eine Garnision zurückgelassen werden muss. Der Kaiser akzeptiert diese Einwürfe, mahnt seine Hauptmänner aber trotzdem zur schnellstmöglichen Eile. Venedig liegt zwar nur ein paar Monatsmärsche entfernt, allerdings möchte er auf keinen Fall, dass noch etwas dazwischen kommt. Je eher die venedische Hafenstadt dem Reich gehört, desto besser.
nahe Rosenheim, Anfang Juni 1090 n. Chr.Wilhelm von Franken schaut auf die ihm zugeteilten Männer. 300 Speerträger sind es, dazu noch ungefähr 250 Bogenschützen. Unerfahren sind sie und unsicher. Ängstlich schauen sie immer wieder verstohlen über ihre Schultern zu ihm herüber, ihm, der bisher noch nie eine Armee in den Kampf geführt hat, sondern statt dessen seit Jahren in Wien unter dem Statthalter Johann Schmidt für die Ausbildung der dortigen Truppen zuständig war. Dies nun soll also seine Feuertaufe werden.
Ihnen gegenüber befindet sich die gegnerische Rebellenarmee. Sie besteht zur Hälfte aus Bauern, aber auch eine Einheit Armbrustschützen und etwa 80 Reichsritter sind darunter. Vor diesen macht sich Wilhelm große Sorgen, immerhin kann er ihnen nur seine Leibwache entgegensetzen. Die anderen Truppen stellen für ihn kein Problem dar, sowohl seine Infanterie als auch seine Fernkämpfer sind den jeweils gegnerischen Kräften klar überlegen. Allerdings würde er wahrscheinlich seine Kavallerie schon zum Vertreiben der feindlichen Armbrustschützen einsetzen, sodass den Kampf gegen die Reichsritter vor allem seine Speermilizen tragen müssen, die dann garantiert hohe Verluste erleiden werden. Um die rebellischen Bauern macht er sich jedenfalls gar keine Sorgen, die meisten von ihnen werden vermutlich schon vor Erreichen der Kampflinien im Pfeilhagel sterben.
Was der unerfahrene Feldherr aber falsch einschätzt, ist das äußerst bergige Gelände. Denn glücklicherweise betreten seine Truppen von einer Seite das Schlachtfeld, die weit erhöht gegenüber den Rebellen liegt. Seine Bogenschützen rennen sofort auf eine günstige Schussposition, deren einziger Zugang von den Speerträgern gedeckt wird. Dabei stehen die Schützen auf einer Erhöhung noch vor der Infanterie, so dass ein angreifender Feind bis zuletzt von ihnen beschossen werden kann, zum Schluss sogar aus der Flanke. Seine Leibwache positioniert Wilhelm hinter der Infanterie.
Die gegnerische Armee befindet sich weit unten im Tal und zum Standortvorteil des unerfahrenen Generals kommt jetzt auch noch eine völlig falsche Angriffsstrategie des rebellischen Hauptmanns. Dieser schickt nämlich seine Armbrustschützen ohne jeglichen Geleitschutz der kaiserlichen Armee entgegen. Und noch während sich die gut 100 Mann den Berg hochquälen, beginnen Wilhelms Bogenschützen schon zu feuern. Die feindliche Fernkampfeinheit kommt noch nicht einmal bis in Schussreichweite an die Reichssoldaten heran, da zwingen ihre horrenden Verluste sie auch schon zur Flucht. Über 40 Mann werden daraufhin von der kaiserlichen Kavallerie gefangen genommen, während die restlichen Reichstruppen näher an ihren Gegner heranmarschieren.
Nun hetzt der gegnerische Hauptmann eine der beiden Bauerneinheiten auf Wilhelms Männer. Doch auch die beherzten Rebellenbauern laufen allesamt in den Tod:
Während Wilhelm sich noch fragt, warum die restlichen Rebellen angesichts des sicheren Tods nicht meutern, setzen die verbliebenen Truppen des Feinds zum gemeinsamen Sturmangriff an. Auch diese werden sofort unter Feuer genommen, allerdings kommen einige der Ritter dicht an die Bogenschützen heran. Wilhelm lässt rechtzeitig den Pfeilhagel einstellen und positioniert seine Speerträger vor die Bogenschützen, und tatsächlich setzt das überlebende Dutzend Reichsritter noch zum Sturmangriff auf diese an. Unter gemeinsamen Kräften der 300 Speerträger und seiner Leibwache kann Wilhelm jedoch den gegnerischen Hauptmann töten und die restlichen Ritter zur Flucht zwingen. Wilhelm verzichtet auf eine persönliche Verfolgung des Gegners und lässt stattdessen seine Bogenschützen hinterher feuern. Letztendlich überleben 3 feindliche Ritter diese vernichtende Schlacht, die dem kaiserlichen Heer fast keine Verluste kostete. Sie bringt Wilhelm die ersten militärischen Erfahrungen, die er neben seinen Ausbilderfähigkeiten in Zukunft sicherlich gut gebrauchen kann. Außerdem erhält der schlachtführende Feldherr die Erkenntnis, wie wichtig im Vergleich zu Schlachten der Römerzeit Höhenvorteile geworden sind.
Wilhelm schickt die beiden leicht angeschlagenen Speerträgertruppen nach Wien zur Auffrischung und Verstärkung der dortigen Besatzung und marschiert mit den zwei Bogenschützeneinheiten nach Innsbruck.
Bologna, Mitte Juli 1090 n. Chr.Mitten in den Vorbereitungen zum Abmarsch des italienischen Reichsheeres nach Venedig trifft ein weiterer kaiserlicher Melder ein. Im Vergleich zu den beiden Männern, die in den letzten 3 Wochen den Kaiser aufsuchten, hat er einen ungleich weiteren Weg zurückgelegt, denn er kommt aus dem hohen Norden des deutschen Reichs. Der Kaiser empfängt den Boten mitten in einer Besprechung mit seinen Hauptmännern und lässt ihn sofort seine Nachricht vortragen.
Doch der Sensationsgehalt dieser Meldung ist gering, sie klärt den Kaiser lediglich über den vernichtenden Sieg von Leopold über eine kleine Rebellenarme nahe Stettin auf. Zuvor waren schon die Meldungen über die Siege von Wilhelm von Franken gegen süddeutsche Rebellen sowie über den erfolgreichen Entsatz der Burg Innsbruck durch Sifridus Roht gekommen.
Der Kaiser denkt im Gedächtnis noch einmal an den Verlauf der letztgenannten Schlacht: Sifridus Roht hatte zunächst im nahe gelegenen Salzburg etwa 300 Söldnerspeerträger und knapp 250 Söldnerarmbrustschützen rekrutiert und war dann mit diesen Männern und seinen 200 Kavalleristen im Eilmarsch nach Innsbruck zurückgekehrt. Bereits Ende Juni des Jahres 1090 n. Chr. wurden die kaiserlichen Banner von der Burg Innsbruck aus gesichtet, was aber auch die venedischen Belagerer bemerkten. Da ihnen der Rückweg in Richtung Venedig durch die anrückende Entsatzarmee abgeschnitten wurde, flüchteten sie sich an Innsbruck vorbei tiefer in die Berge.
Sifridus verstärkte sein Heer nun mit den Bogenschützen aus Innsbruck und nahm die Verfolgung des gegnerischen Hauptmanns auf. Bereits einige Tage später stellte er die feindliche Armee und zwang sie zum Kampf:
Über den genauen Verlauf der Schlacht wurde dem Kaiser wenig berichtet, allerdings soll die Infanterie größere Verluste erlitten haben. Aber dies war Sifridus Roht vermutlich völlig egal, da diese Männer schließlich allesamt nur gekauft waren, denkt sich der Kaiser. Mit seiner überlegenen Kavallerie konnte er jedenfalls jeden einzelnen Venzianer verfolgen und töten. Die angeheuerten Armbrustschützen sollen sich wenig bewährt haben, was allerdings auch an der geringen Einsatzdauer gelegen haben könnte, und noch vor dem Rückmarsch der Truppen nach Innsbruck soll Sifridus die Söldnertruppen wieder aufgelöst haben.
Auf jeden Fall hatte der Kaiser vor ein paar Tagen für die Zukunft das Anheuern von Söldnerarmbrustschützen untersagt. Söldnertruppen an sich sollen sowieso nur in den dringendsten Fällen angeheuert werden und dann sofort wieder aufgelöst werden. Eine regelmäßige Nutzung dieser Truppen ist Heinrich im Unterhalt viel zu teuer.
Der neueste Bericht über die Schlacht nahe Stettin ist zwar wesentlich detaillierter, aber seine Bedeutung ungleich geringer. Leopold befand sich auf dem Marsch nach Stettin, wohin er ja vom Kaiser aufgrund seines schlechten Handels- und Steuerwissens geschickt worden war. Da in den nordostdeutschen Provinzen schon seit längerem das Gerücht über eine Rebellenarmee umgeht, die die Straße von Thorn nach Magdeburg speert, nahm er das gesamte kaiserliche Ostheer einfach mit. Schließlich sichteten seine Späher die Rebellen südöstlich von Stettin, wo sie der kaiserliche Zweitgeborene nach einer kurzen Verfolgung stellen konnte:
Der Sieg ist weder erstaunlich noch überraschend, zu groß war die eigene Übermacht. Allerdings hat es Leopold nicht nur fertig gebracht, ohne eigene Verluste den Gegner zu besiegen, sämtliche seiner Fuss- und Kavallerietruppen sollen sich in der Schlacht nicht einmal bewegt haben! Dieses konnte er vermutlich nur erreichen, indem er seine knapp 500 Bogenschützen im Halbkreis noch vor den Truppen aufstellte, überlegt der Kaiser. Wenn der Gegner nun auch noch einzeln an das kaiserliche Heer anmarschiert kommt, sollte dieses Vorhaben durchaus in die Tat umgesetzt werden können.
Mit diesen Gedankengängen, die dem tatsächlichen Schlachtverlauf übrigens exakt entsprechen, geht der Kaiser wieder mit seinen Hauptmännern an die Planung der Einnahme von Venedig.
"Ja, ich brauche alle 250 Bogenschützen und sämtliche Speerträger vor Venedig, die Panzerreiter bleiben in Bologna." ordnet er an und macht damit einen letzten Einwurf einer seiner Hauptmänner zunichte. Schließlich ist sein Angriffsplan auf Venedig alles andere als normal. Strategische Hauptmacht werden diesmal nämlich nicht die kampfstärksten Truppen seiner Armee sein, sondern vor allem die Bogenschützen.