[AAR] Potestatis Causa (Mount & Blade: Warband)

AAR u.a. zu Spielen der Total War Reihe

Moderator: Moderatoren

Benutzeravatar
J.L.G.
Aquilifer
Aquilifer
Beiträge: 2990
Registriert: 26. August 2011 14:07
Wohnort: Casterlyrock
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest

[AAR] Potestatis Causa (Mount & Blade: Warband)

Beitragvon J.L.G. » 26. Oktober 2011 20:30

Willkommen zu meinem ersten After Action Report. Die folgende Geschichte wird Stück für Stück fortgeführt und ist vom Spiel Mount and Blade: Warband inspiriert. Ich verwende den Mod "1257 AD", welcher versucht, Europa zur Zeit des Mittelalters, 1257 nach Christus, nach zustellen.

"Potestatis Causa" ist lateinisch und bedeutet so viel wie "Wegen (/Aufgrund) der Macht". Wie ihr vielleicht erkennen werdet, wenn ihr das AAR lest, sind die Handlungen des Protagonisten mit diesem Willen begründet.

Kommentare: viewtopic.php?f=254&t=6577

Ich hoffe euch gefällt meine Erzählung.

Grüße JLG
Zuletzt geändert von J.L.G. am 29. Oktober 2011 17:36, insgesamt 3-mal geändert.
~

Benutzeravatar
J.L.G.
Aquilifer
Aquilifer
Beiträge: 2990
Registriert: 26. August 2011 14:07
Wohnort: Casterlyrock
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest

Re: [AAR] Potestatis Causa (Mount & Blade: Warband)

Beitragvon J.L.G. » 26. Oktober 2011 21:29

Prolog

Der Name des Jungen, von dem ich erzählen will, war Vitus. Vitus wurde im Jahre 1239 in Königsberg geboren. Sein Vater, Heinrich, kämpfte für den Ordo Teutonicus, den Deutschen Orden. Dort hatte er den Rang eines Hauptmannes bei den Hilfstruppen der Ritter inne. Während sein Vater oft gegen die Heiden auszog, von denen es in Osteuropa noch viele gab, wurde Vitus in die Handwerkslehre geschickt. Bei einem Schmied, der Waffen für die deutschen Ritter fertigte, lernte er dessen Handwerk. Vitus war begabt , er wusste wie man den Stahl bearbeiten musste damit er sich perfekt an den Körper des Ritters schmiegte, um diesen zu schützen. Er blieb für lange Zeit bei dem Schmied, und jedes Jahr wurde er besser. Sein Meister alterte aber mit jedem Jahr mehr, und nach 7 Jahren Lehre übertrug er Vitus die Verwaltung der ganzen Schmiede mitsamt all ihren Arbeitern, fünf an der Zahl. Der Meister wurde immer gebrechlicher, und er vertraute Vitus vollkommen. Dieser jedoch war in finanziellen Schwierigkeiten, denn der Sold seines Vaters reichte gerade für das Nötigste, und Heinrich war der Meinung, Vitus solle sich selbst versorgen können. Der Lohn, den der junge Mann von seinem Meister bekam, war aber klein, und allzu oft verschwendete er das Geld für Wein und Weiber.
Der Meister hingegen machte mit seiner Schmiede große Gewinne, weil er einen guten Ruf hatte, und viele hohe Ritter des Ordens bei ihm Schwerter und Harnische fertigen ließen. So begann Vitus, kleine Teile des Gewinnes für sich zu behalten. So lebte er für einige Jahre glücklich, und ohne dass er sich um Geld hätte kümmern müssen, denn auch das Geld, dass er von dem seines Meisters abzweigte, wurde immer mehr.
Eines Tages jedoch, wie das Schicksal es wollte, waren der Meister und Vitus alleine in der Schmiede, und der Meister wollte den Gewinn des vergangenen Monates betrachten. Der Junge hatte das Geld aber schon längst verprasst. Als der Greis dies begriff, dass Vitus ihn für Monate oder gar Jahre um sein Geld gebracht hatte, wurde er zornig, schrie, und verwies Vitus der Schmiede. Vitus aber verlor die Beherrschung und nahm einen schweren Streithammer, ein Meisterstück, den der Meister persönlich angefertigt hatte, und hieb auf den schreienden Greis ein. Schon nach dem ersten Schlag fiel der Meister zu Boden, den Schädel gebrochen. Vitus zitterte, und stand vor der Leiche. Doch wollte er den Mord nicht gestehen, niemals. So fasste er den Entschluss, die Leiche zu verstecken, und zu erzählen, dass der Meister seinem Alter erlägen wäre.
So nahm er das verbliebene Geld, und schickte sich an, die Leiche in einem nahen Wald zu vergraben. Als er aber durch die Straßen schlich, die schon düster waren, kam ihm ein Gehilfe des Meisters entgegen, der wohl gerade die nächste Schänke besuchen wollte. Als der Lehrling die Leiche sah, fing er lauthals an zu schreien, und lief davon, ehe Vitus ihn aufhalten konnte. So kam es, dass Heinrich, Vitus Vater, noch am selben Abend mit zornerfülltem Gesicht zu Vitus kam, und ihn anbrüllte, er solle sein Haus verlassen, weil er Schande über sich und die Familie gebracht hätte.
Vitus sah ein, dass er nichts tun konnte, und so lief er alleine und fluchend über sein Ungeschick, in die finstere Nacht.
Zuletzt geändert von J.L.G. am 30. Oktober 2011 12:03, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
J.L.G.
Aquilifer
Aquilifer
Beiträge: 2990
Registriert: 26. August 2011 14:07
Wohnort: Casterlyrock
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest

Re: [AAR] Potestatis Causa (Mount & Blade: Warband)

Beitragvon J.L.G. » 27. Oktober 2011 12:35

Schon nach einigen Wochen, in denen Vitus durch Ostpreußen gewandert war, ging ihm allmählich das Geld aus. So stand er nun da, in einen Überwurf aus Wolle und Leder gehüllt, mit schulterlangen, schmutzigen Haaren. Seine einzige Waffe war ein morsche und verbogene Armbrust, die er bei der Leiche eines Wilderers gefunden hatte.
Bild
Verzweifelt, und mit jedem Tag verzweifelter, suchte er nach einer Möglichkeit, wieder an Geld zu kommen und ein gutes Leben zu führen. Die einzige Lösung schien ihm, sich anderer Leute Dinge zu bereichern. Wie der Zufall es wollte, hatten Vitus Beine ihn, ohne das es eine besondere Absicht gewesen wäre, in einen Wald, westlich von Königsberg geführt. Hier entdeckte er einen Pfad, auf dem regelmäßig Händler, Kaufleute und Ritter vorbeikamen. So wartete Vitus mehrere Tage, bis er ein Opfer erkoren hatte, welches er berauben wollte. Auf dem Pfad ritt an diesem Tage nämlich ein junger Knappe in gehetzten Galopp. Der Junge, nicht älter als Vitus, hatte ein schönes Kurzschwert an seiner Seite und sein Pferd war kräftig und muskulös. Diese Dinge weckten Begierde in Vitus, und mit nichts als einem schweren Knüppel bewaffnet lauerte er dem Jungen auf. Als dieser vorbeikam, hieb Vitus auf seine Brust, und durch den Schwung des Knüppels und der Geschwindigkeit des Rosses flog der Knappe aus seinem Sattel und landete mit einem Schmerzensschrei auf dem harten Waldboden, ehe er sich der Schwertes an seiner Seite erinnerte. So nutze Vitus die Überraschung, zog des Jungen eigenes Schwert aus der Scheide und bereitete ihm ein schnelles Ende. Vitus lächelte, und nahm sämtlichen Besitz des Jungen und auch dessen Pferd, das er auf einer nahen Lichtung fand, an sich.
Weil er nun ein Pferd und ein paar Münzen hatte, musste Vitus überlegen, wohin er sich wenden sollte. Ritt er nach Osten, so kam er wieder nach Königsberg, und das war der letzte Ort, in dem Vitus sein Glück versuchen wollte. Im Norden lag die stürmische Ostsee, und im Süden lebten die Heiden Polens. So war die einzige vernünftige Entscheidung nach Westen, ins Heilige Römische Reich Deutscher Nation zu gehen. Der Gedanke gefiel Vitus, denn das Römische Reich hatte viele wohlhabende Städte, war groß, und niemand würde ihn erkennen. So machte er sich auf den Weg.
Als er schon einige Tage geritten war, traf er eine Handelskarawane, die, wie der Anführer erzählte, Güter aus dem Land Nowgorod, weit im Osten, nach Deutschland brachte. Vitus kam ins Gespräch mit einem der Händler, und erzählte, dass er auch auf der Reise nach Deutschland sei. Der Händler, ein fetter Mann mit blondem Haar, begutachtete Schwert und Pferd von Vitus, und lud ihn ein, mit ihnen zu reisen. In dieser Gegend gäbe es viele Räuber und Wegelagerer, und ein zusätzlicher Arm, der ein Schwert führte, sei gerne willkommen. Wenn er half, die Waren des Händlers zu schützen, dürfte er mit ihm das Lagerfeuer teilen, so sagte der Händler. Vitus nahm dankend an, und so kam er weiter und immer weiter nach Westen. Schließlich, nach fast zwei Monaten, erreichte die Karawane ihr Ziel, die reiche Stadt Nürnberg.
Hier trennte sich Vitus von seinem Gönner, und machte sich auf den Weg zur nächsten Schänke, um auf sein neues Leben zu trinken.

Benutzeravatar
J.L.G.
Aquilifer
Aquilifer
Beiträge: 2990
Registriert: 26. August 2011 14:07
Wohnort: Casterlyrock
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest

Re: [AAR] Potestatis Causa (Mount & Blade: Warband)

Beitragvon J.L.G. » 29. Oktober 2011 17:08

I. Kapitel

In der Schänke herrschte eine gemütliche Atmosphäre. Es roch nach Tabak und heißem Braten. Fast alle Tische der Schänke waren ganz belegt, so setze sich Vitus an den einzigen, an dem noch Platz war. Sein Tischgenosse war ein laut brüllender Edelmann, umringt von besorgt drein blickendem Gefolge. Offensichtlich hatte der Mann so großen „Durst“ gehabt, dass er es nicht mehr zu seinem Anwesen schaffte, sondern sich gleich hier einige Becher Bier genehmigte. Als er den Mann genauer beobachtete, überkam Vitus das Gefühl, dass der gute Herr schon einige Krüge Bier zu viel getrunken hatte.
Erst jetzt, nach einer ganzen Weile, schien ihn der Edelmann zu bemerken.
„Oh, ein Rittersmann!“, grölte er laut, mit einem Blick auf Vitus Schwert. Dieser wollte die Situation gerade richtigstellen, als ihm der Gedanke kam, dass der betrunkene Edelmann ihm noch nützlich sein konnte. So antwortete er rasch: „Ja, mein Lord, stets zu Diensten!“
Der Edelmann schien durch die Antwort verwirrt. Nach einer geraumen Zeit verwarf er aber seine Zweifel, und rief seinem Gefolge, wahrscheinlich lauter als er eigentlich wollte, zu: „Seht ihr, so einen Kerl mit Manieren brauchen am Hofe! Nicht so einen von euch Tölpeln!“
Das angesprochene Gefolge blickte zu Boden, einer jedoch kam zu Vitus und sprach ihn an: „Hört, guter Herr, dies ist der Sohn des Grafen von Nürnberg. Bitte belästigt ihn nicht weiter und geht!“ Vitus ignorierte den Mann und sprach mit lauter Stimme: „Es wäre mir eine Freude euch dienen zu können, mein Herr.“ Der Edelmann lachte grölend, wobei er Bier und Spucke auf dem ganzen Tisch verteilte. „So sei es! Auf die Knie, du Hund, und schwöre mir treu zu dienen!“ Mit diesen Worten zog der Betrunkene ein Schwert, ein prächtiges Langschwert, und Vitus befürchtete schon der Mann könne ihn in seinem Rausch verletzen, doch der Sohn der Grafen legte das Schwert nur auf Vitus Schulter. „Kammerdiener! Kammerdiener!“, rief der Edelmann nun mit heiserer Stimme, und einer aus seinem Gefolge trat rasch hervor: „Sagt den Eid auf, damit er ihn wiederholen kann!“
Der Diener kramte etwas aus seiner Tasche und verlas:
„Hiermit schwöre ich, dem König der Heiligen Römischen Reiches, dem Beschützer des Christentums, und all seinen Fürsten die Treue!“
Vitus wiederholte die Worte und lächelte unmerklich. Dann reichte ihm der Edelmann mit seinen riesigen Pranken einen Bierkrug, um mit ihm anzustoßen.
So ging der Abend rasch vorrüber, und nach einigen Stunden fröhlichen Saufens schlief Vitus auf seinem Stuhl ein.
Zuletzt geändert von J.L.G. am 4. November 2011 21:21, insgesamt 2-mal geändert.

Benutzeravatar
J.L.G.
Aquilifer
Aquilifer
Beiträge: 2990
Registriert: 26. August 2011 14:07
Wohnort: Casterlyrock
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest

Re: [AAR] Potestatis Causa (Mount & Blade: Warband)

Beitragvon J.L.G. » 30. Oktober 2011 17:23

Am nächsten Morgen wurde Vitus durch ein beunruhigendes Geräusch geweckt – Stahl, der auf Holz, Leder und Metall trifft. Vitus, noch nicht wirklich wach, empfand das Geräusch so ungemein laut und schrecklich, dass er im ersten Moment glaubte noch in einem seiner Träume gefangen zu sein. Erst als er die Augen aufschlug, registrierte er, dass das Geräusch echt war, und von einem Schwert kam, dass aus seiner Scheide gezogen wurde. Mit einem Mal wach, sprang Vitus entsetzt auf und griff nach seinen Sachen, die unter ihm lagen. Mit seinen zittrigen Händen ertastete er das Kurzschwert, das er vor einigen Wochen dem Knappen abgenommen hatte, und konnte gerade noch einen Hieb der Person, die das Schwert gezogen hatte, parieren. Vitus, einigermaßen begabt in der Kunst des Fechtens, ließ seinem Gegner keine Zeit sich zu sammeln, sondern ging direkt in den Angriff über. Die ersten Hiebe wurden noch abgefangen, doch dann schaffte Vitus es, die Verteidigung zu umgehen und hieb seinem Gegner das Schwert seitlich in den Bauch. Stöhnend brach dieser zusammen, und nach einer Weile verstummte er ganz.
Vitus atmete schwer. Erst jetzt sah er sich um, und erkannte, dass man ihn wohl in der Nacht aus der Schänke geschmissen hatte, als diese die Pforten schloss. Nun stand er in einer engen und dreckigen Seitengasse voller Ratten. Die Person, die ihn hatte töten wollen, war offensichtlich ein Dieb, von denen es in der armen Vierteln jeder großen Stadt nur so wimmelte. Als er die Leiche genauer beobachtete, stelle Vitus fest, dass der Dieb gar kein Schwert gehabt hatte, sondern nur ein besseres Messer. Er spuckte aus und wollte gerade von dannen gehen, als ihm jemand entgegen kam. Dieser jemand war nicht mit dem Dieb zu vergleichen, sondern war fein angezogen und hatte gebürstetes Haar. Offensichtlich hatte dieser Mann den Kampf beobachtet, und nun rief er Vitus zu:
„Heda, warte! Suchst du zufällig Arbeit?“
„Ein paar Gulden und ich bin ihr Mann!“
„Sehr schön. Komm mit, ich hab am Markt ein Haus. Da kannst du dich erstmal waschen. Da ist noch lauter Blut von dem Dieb an deinem Umhang.“
So folgte Vitus dem Mann, der sich später als recht wohlhabender Kaufmann vorstellte. Nachdem die beiden das Haus erreicht hatten, ein wirklich sehr schönes Haus übrigens, erhöht gebaut und mit bunten Glasfenstern, begann der Kaufmann zu reden.

Bild

„So, nun hört her. Mein Bruder, ein naiver Jüngling, wurde vor 4 Tagen entführt, als er am späten Abend in der Stadt herumspazierte. Wahrscheinlich hat er sich wieder mit irgendwelchen freien Damen vergnügt, dieser Tunichtgut. Jedenfalls wurde er entführt, und am nächsten Morgen wurde mir ein Brief gesandt, in dem ich dazu aufgefordert werde, diesen Räubern und Banditen eine schier unglaubliche Summe zu zahlen, um meinen Bruder zu befreien. Natürlich werde ich nicht darauf eingehen. Stattdessen suche ich jetzt schon seit Tagen in der ganzen Stadt einen dieser vielgerühmten Söldner und Kopfgeldjäger und all diesen Abschaum. Aber mir scheint ich habe den richtigen Mann schon gefunden. Also, hier ist mein Angebot: Ihr macht diese Bande von Entführern fertig und bringt mir meinen Bruder lebendig zurück, und ich werde euch eine staatliche Summe zahlen. Dann muss ich mich wenigstens nicht mit irgendwelchen Kopfgeldjägern rumplagen, und ihr seht aus als könntet ihr ein paar Gulden vertragen. Also, was sagt ihr?“
„Ich glaube das Geschäft bringt für uns Beide nur Vorteile mit sich“, meinte Vitus verschmitzt: „So sei es. Gebt mir drei Tage und ich bringe euch die Schädel der Entführer!“
„In Ordnung. Nehmt diese Summe als Anzahlung.“, antwortete der Händler während er einen kleinen Geldbeutel hervorkramte und Vitus zuwarf: „Vielleicht solltet ihr ein paar Dorfburschen anheuern, die euch unterstützen.“

Benutzeravatar
J.L.G.
Aquilifer
Aquilifer
Beiträge: 2990
Registriert: 26. August 2011 14:07
Wohnort: Casterlyrock
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest

Re: [AAR] Potestatis Causa (Mount & Blade: Warband)

Beitragvon J.L.G. » 30. Oktober 2011 18:34

So kam es, dass sich Vitus mit deutlich schwererem Geldbeutel und listig lächelnd aufmachte, die Stadt zu verlassen. Vorher besuchte er allerdings noch einmal die Schänke, in der er den Abend zuvor verbracht hatte, um sich jetzt etwas zu stärken. Gerade hatte er einen Krug Bier und ein Brot geordert, als die rundliche Wirtin ihn entdeckte und darauf aufmerksam machte, dass er wohl zur Burg gehen sollte, um mit dem Fürst von Nürnberg über den Treueeid zu sprechen. Vitus verschluckte sich beim Kauen, und wurde rot im Gesicht, bis er endlich seinen Hals frei bekam. Den gestrigen Abend hatte er, nicht zuletzt wegen dem vielen Bier das geflossen war, vollkommen vergessen. So nahm er eilig noch einen Schluck und machte sich auf den Weg zur Feste.
Als er an der prächtigen Festung angekommen war, weigerten sich die Wachleute erst, ihn in die Halle des Fürsten hineinzulassen, doch glücklicherweise kam Einer aus dem Gefolge des Sohnes vorbei und erklärte ihnen die Lage. Zu Vitus sprach er, nicht ohne höhnischen Unterton: „Ah, der `Ritter´. Ihr werdet sicher verstehen, dass der Fürst Konrad etwas verstimmt ist, was die Handlungen seines Sohnes angeht. Ihr solltet ihn besser nicht verärgern!“ Böse lachend lief er davon. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen betrat er die Halle, in der sich Fürst Konrad gerade mit seinem Sohn, der nun sehr viel klein lauter wirkte als am gestrigen Abend, unterhielt. Als Vitus in die Halle kam verstummten sie.

Die Halle des Fürsten:
Spoiler (Öffnen)
Bild


„Mylord, Fürst über Nürnberg, es ist mir eine Freude euch zu begegnen.“ , ergiff Vitus das Wort und verbeugte sich tief.
„Genug jetzt!“, antwortete der Fürst, sehr viel weniger freundlich: "Ist das der Kerl?", fragte er seinen Sohn wütend, und dieser bejahte. „Wie ich höre hat mein nutzloser Sohn dich im Rausch zu seinem Vasallen gemacht?“
„Das ist wahr, Mylord.“
Der Fürst stöhnte und vergrub sein Gesicht in den Händen. An seinen Sohn gewandt sagte er mit schneidender Stimme: „Du bringst nichts als Schande über uns! Als ich so alt war wie du hatte ich schon meine erste Festung im Sturm genommen!“ Dann meinte er zu Vitus: „Nun, leider kann ich daran jetzt nichts mehr ändern. Wie ist dein Name und woher kommst du?“
„Mein Name ist Vitus, Mylord, und ich komme aus Königsberg.“
„Einen Abenteurer als Vasallen des Königreiches… - was für eine Schande! Aber ich muss mich wohl mit der Situation abfinden. Diene uns treu, vielleicht kannst du ja sogar nochmal nützlich werden.“ Er schwieg einen Moment. Dann sagte er: „Es gibt da ein kleines Dorf, Den Bosch, dessen Kontrolle eigentlich meinen Sohn obliegt. Der hat aber schon oft genug versagt. Also, hier mein Angebot: Schaff es das Dorf für ein paar Monate zu verwalten und dem Königreich keine Schande zu machen, und ich werde dich als Vasall akzeptieren.“
„Eine so große Ehre Mylord…“
„…Eigentlich viel zu groß für dich. Aber so sei es. Nun geh, verschwinde!“
Und so verließ Vitus fröhlich die Burg. Bisher hatte sich seine Reise vollkommen ausgezahlt. Er verweilte einen Moment vor den Toren der Burg und genoss die Sonne.
Nach einiger Zeit riss er sich los und ging hinunter in die Stadt, um einige kräftige Burschen zu rekrutieren, auf dass sie ihm gegen die Entführer helfen sollten. Schnell hatte Vitus 7 kräftige Jünglinge gefunden, die gegen einen kleinen Obolus bereit waren ihm zu folgen, wenn sie denn etwas zu essen und plündern kriegen würden. Zwar mochte Vitus deren draufgängerische Art nicht, doch dachte er sich, dass die meisten kaum ein Gefecht überleben würden, und der Gedanke erheiterte ihn auf eine merkwürdige Weise.

Bild
Zuletzt geändert von J.L.G. am 4. Dezember 2011 17:26, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
J.L.G.
Aquilifer
Aquilifer
Beiträge: 2990
Registriert: 26. August 2011 14:07
Wohnort: Casterlyrock
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest

Re: [AAR] Potestatis Causa (Mount & Blade: Warband)

Beitragvon J.L.G. » 31. Oktober 2011 15:27

So machte sich Vitus mit seiner erbärmlichen Truppe auf, die Entführer zu töten. Fast einen ganzen Tag lang durchsuchte er das Gebiet nahe der Stadt, aber ohne Erfolg. Erst, als die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht hatte, fand er eine Spur. Unweit eines Weges war ein behelfsmäßiges Lager errichtet, und die Feuerstelle war gar noch warm. Vitus war sich sicher, dass dies ein Lager der Entführer war, denn er fand auch einige Knüppel und andere primitive Waffen. Da es rund um Nürnberg außer dieser einen keine großen Banden von Dieben und Räubern gab, musste dieses Lager das richtige sein.
Vitus sandte einen der Rekruten, die er in Nürnberg angeheuert hatte, aus, auf dass dieser die Umgebung im Auge behalten sollte, während der Rest, mit Vitus sieben Mann, beim Lager warteten. Und weil es das Schicksal so wollte, funktionierte die List, der Kundschafter sah die Entführer kommen, ehe sie ihn bemerkten, und rasch bereitete Vitus seine Trupp auf den Kampf vor.
Sein Plan war ebenso raffiniert wie hinterhältig: Vitus wollte mit versteckten Waffen am Pfad entlang reiten, so dass die Banditen ihn bemerkten und die Verfolgung aufnahmen. Erst dann würden die Rekruten hervor kommen und den Banditen in den Rücken fallen. So gesagt, so getan. Vitus ritt mit seinem Pferd langsam die Straße entlang, und die Räuber, verzückt von der Aussicht auf eine Beute, begannen sofort, ihn zu verfolgen. Dabei versuchte ein besonders gerissener ihm den Weg abzuschneiden, doch die Rekruten kamen auf Vitus Ruf rechtzeitig hervor um ihm zu helfen. So drehte Vitus sein Pferd, und ritt einfach über die Banditen hinweg, die gerade versuchten, sich gegen die langen Spieße der Rekruten zu wehren. Schnell war das Scharmützel entschieden, und es gelang Vitus gar den Räuber, der ihm den Weg hatte abschneiden wollen, gefangen zu nehmen. Zwar weigerte sich der arme Kerl erst, das Versteck seiner Bande zu verraten, doch nachdem Vitus mit seinem Messer allerlei Grausamkeiten gedroht und teilweise gar getan hatte, flehte der Junge um Vergebung und verriet, dass das Versteck nahe des Ortes Würzburg, einen halben Tagesritt von Nürnberg entfernt, lag.

Bild

Vitus hatte vor, das Versteck noch am selben Abend zu überfallen, und zum Missmut seiner Truppe marschierten sie also schnellen Schrittes gen Würzburg und ließen den gefangenen Räuber zurück. Noch ehe die Sonne untergegangen war erreichte der Trupp den kleinen Wald, in dem laut dem Banditen das Versteck lag. Und tatsächlich erspähte Vitus ein Licht, das wohl von einem Feuer stammte, als er durch das Wäldchen schlich. Als Vitus näher herankam, merkte er, dass die Entführer noch ahnungslos waren und um ein Lagerfeuer herum saßen, während der Bruder des Kaufmannes wohl in der kleinen Hütte festgehalten wurde, die etwas abseits stand.
Vitus wollte den Überraschungseffekt nutzen und die Räuber, ohnehin in der Unterzahl, schnell überrumpeln. Er mahnte seine erschöpfte Truppe, leise zu sein, und führte sie zum Versteck. Erst, als sie nur noch einen Steinwurf vom Lager entfernt waren begann der Trupp laut johlend über die armen Entführer herzufallen.

Bild

Im anschließenden Kampf waren die wenigen Räuber, die rechtzeitig eine Waffe gefunden hatten, vollkommen verloren und alle wurden schnell getötet.
Während seine Männer den Sieg feierten und sich über einen Schweinebraten hermachten, der über dem Feuer brutzelte, fand Vitus den Bruder des Kaufmannes gefesselt und geknebelt, aber unversehrt, in der kleinen Hütte. Nun endlich konnte auch Vitus den Sieg entspannt feiern und gesellte sich zum Lagerfeuer. Am nächsten Tag, so plante er, würde er in Würzburg einige Vorräte kaufen, und dann nach Nürnberg zurückkehren um die Belohnung zu erhalten.
Die Nacht jedoch würde er mit seinem Trupp erst mal im Lager der Räuber verbringen.

Das Versteck der Entführer auf der Karte:
Spoiler (Öffnen)
Bild


Die Hütte im Lager der Entführer:
Spoiler (Öffnen)
Bild


Vitus, mit einer Haube, die er einem Banditen abgenommen hat und der Übersicht seiner Fähigkeiten:
Spoiler (Öffnen)
Bild

Benutzeravatar
J.L.G.
Aquilifer
Aquilifer
Beiträge: 2990
Registriert: 26. August 2011 14:07
Wohnort: Casterlyrock
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest

Re: [AAR] Potestatis Causa (Mount & Blade: Warband)

Beitragvon J.L.G. » 10. November 2011 19:09

Am nächsten Morgen wachte Vitus fröhlich mit dem ersten Sonnenstrahl auf. Als er die Augen geöffnet hatte, blieb er noch einen Moment in seinem verlausten Bett aus alten Fellen liegen. Die Sonnenstrahlen schienen auf sein Gesicht und wärmten es, und ihn überkam das Gefühl des Triumphs. Vor gerade einem Tag war er in Nürnberg angekommen, und nun war er bereits Vasall des Reiches, wenn auch nur dank eines betrunkenen Edelmanns, er hatte eine Truppe um sich und ein Schwert hing an seinem Gürtel.
Sobald alle Rekruten aufgewacht waren, machte sich der Trupp auf, nach Würzburg zu ziehen. Vitus hatte noch ein wenig Geld übrig, dass ihm der Händler gegeben hatte, und er brauchte dringend Vorräte. Würzburg war ein kleines Kaff, nicht zu vergleichen mit Nürnberg. Die wenigen Häuser waren um einen kleinen Marktplatz verteilt, auf dem aber reger Betrieb herrschte: Eine Kuh wurde geschlachtet, eine alte Greisin bot mit schriller Stimme ihr Gemüse an und der Geruch von Schweinefäkalien war allgegenwertig. Schnell erspähte Vitus einen alten Mann, der vor einem großen Steinhaus saß und wohl der Dorfälteste war. So ging Vitus zu dem Mann, und schnell hatte man sich auf einen Preis für Vorräte, Räucherfisch und ein wenig Brot, geeinigt.
Nachdem er mit dem Dorfältesten geredet hatte, machte sich Vitus mit seinem Trupp auf, nach Nürnberg zurückzukehren, um dort die Belohnung für die Befreiung des Bruders vom Kaufmann zu erhalten. Gegen Mittag erreichten sie die Stadt, und sofort begab sich Vitus in die Schänke, wo er sich mit dem Kaufmann treffen wollte. Dieser war auch da und zeigte sich höchst erfreut, seinen Bruder wiederzusehen. Nach einer langen und innigen Umarmung mit diesem wandte er sich an Vitus:
„Habt vielmals Dank, Vitus! Ich hätte nicht geglaubt meinen Bruder je wieder zu sehen. Nehmt dieses Gold als Zeichen meiner Dankbarkeit!“, und er übergab Vitus einen angenehm schweren Geldbeutel. Als er Vitus verschlagen lächeln sah, sagte: „Schön, nicht wahr? Wollt ihr mehr davon? Ihr erinnert euch vielleicht, mein Bruder wurde innerhalb der Stadt entführt, was mir schon reichlich merkwürdig vorkam. Nun, ich habe mich in der Stadt umgehört, und es wird gemunkelt, dass diese Banditen einen Verbündeten, vielleicht gar ihren Anführer, hier in der Stadt haben. Angeblich soll der Hauptmann der Stadtwache mit denen im Bunde stehen. Der Fürst der Stadt will mir aber nicht zuhören, deshalb habe ich beschlossen selbst Hand an die Sache zu legen. Wenn wir den Verräter in Ketten vor unseren ehrenwerten Fürsten bringen, und er gesteht, könnten wir diese korrupte Bande endgültig vernichten. Dazu müssen wir ihn natürlich erst mal gefangen nehmen, aber er wird von seinen Verbündeten bewacht. Ich habe einige Städter auf meine Seite ziehen können, doch ich brauche jemanden, der den Angriff führt.“
Einen kleinen Moment zögerte Vitus. Er hatte nie eine Ausbildung zum Krieger, geschweige denn zum Hauptmann erhalten. Alles Wissen, dass er über die Kunst des Kampfes wusste, hatte er in den Straßen von Königsberg beim Spiel mit den anderen Jungen gelernt. Doch bald überwog sein Verlangen nach Geld, und er antwortete:
„Gewiss, mein werter Herr Kaufmann, ich bin der richtige für euch. Ich werde die Städter in den Kampf führen.“
„Ich wusste, dass ich auf euch zählen kann! Seid ihr bereit? Ich habe meine Verbündeten angewiesen, sich bei Mittag hier einzufinden.“
„Gebt mir einen Moment meine Waffen zu prüfen, dann werde ich den Angriff führen.“
Als der Kaufmann den Raum verlassen hatte, atmete Vitus tief ein und aus. Sein Herz klopfte. Vom Pferd aus den Gegner nieder zureiten, oder auch gemeinsam gegen wenige Banditen vorzugehen, das war etwas anderes gewesen. Nun befürchtete er das schlimmste, denn wenn seine Vermutungen richtig waren würde der Feind den Truppen des Kaufmannes sowohl in Anzahl als auch Kampferfahrung überlegen sein. Doch Vitus gab sich einen Ruck und verließ das Schänke, um sich auf dem Platz davor mit den Städtern zu treffen.

Der Kaufmann im Zimmer der Schänke:
Spoiler (Öffnen)
Bild

Benutzeravatar
J.L.G.
Aquilifer
Aquilifer
Beiträge: 2990
Registriert: 26. August 2011 14:07
Wohnort: Casterlyrock
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest

Re: [AAR] Potestatis Causa (Mount & Blade: Warband)

Beitragvon J.L.G. » 10. November 2011 21:00

Als Vitus das Gebäude verließ, wehte ihm der kalte Wind ins Gesicht. Vitus erschauerte, aber nicht nur wegen dem Wind, sondern wegen der erbärmlichen Truppe die sich vor ihm gesammelt hatte. Ein jämmerlicher Haufen jugendlicher Draufgänger, ein alter Mann mit einem Messer, und ein paar weitere Männer, bewaffnet mit Stöcken und Steinen. Deren Schicksal interessierte ihn zwar nicht besonders, doch ihn beunruhigt die Tatsache, dass das seine wohl möglich von dem ihren abhing.
Die Städter, Vitus schätze ihre Zahl auf gerade mal 10, blickten zu ihm mit ängstlichen Blicken auf. Offensichtlich erwarteten sie ein paar ermutigende Worte. Vitus schluckte, und rief mit deutlich weniger Selbstsicherheit als sonst:
„Brüder, heute ist ein Tag der Gerechtigkeit! Töten wir diese korrupten Schweine, auf das Nürnberg eine Stadt bleibt, in der man keine Entführung und keinen Mord fürchten muss! Zu lange haben sie ihr schändliches Spiel getrieben! Dafür werden sie büßen! Folgt mir!“
Einige der Städter wirkten beruhigt, andere aber noch beunruhigter als vorher. Nervös schluckte Vitus erneut und wurde etwas rot im Gesicht, doch dann ging er straffen Schrittes Richtung Stadtwache, und die Städter folgten ihm. Der Weg bis zur Unterkunft der Stadtwache war nur kurz, nach einigen Straßen erreichte der Tross ihn. Vorsichtig spähte Vitus um die Ecke, und registrierte, dass vor dem kleinen Steinhaus zwei gut ausgerüstete Leute der Stadtwache und ein Dutzend Banditen Wache standen. Anscheinend war der korrupte Hauptmann der Wache über die Angriffe auf seine Verbündeten und die Befreiung der Geisel informiert worden und hatte Sicherheitsmaßnahmen getroffen.
Ein letztes Mal atmete er tief durch, dann rief Vitus: „Los!“
Gemeinsam stürmten die Städter mit Vitus auf die Wache zu. Sofort griffen die Wachen nach ihren Waffen, und einer rief ein anscheinend vereinbartes Signal, woraufhin es auch im Wachhäusschen zu rumpeln begann, weil sich weitere Krieger für den Kampf rüsteten. Unauffällig ließ sich Vitus etwas zurückfallen. Die ersten Städter, die die Wachen erreichten, wurden mit Schwerthieben empfangen, und einer der Städter, ein krummer Mann mit schwarzen Haaren, wurde gar vollständig von einem Speer durchbohrt, als er über die Wache herfallen wollte. Kreischend fiel er zu Boden und zuckte krampfhaft, während sein Leben dahinschwand. Vitus sprang mit gezücktem Schwert über ihn hinweg und fiel über den Mann mit dem Speer her. Dem ersten Hieb konnte der Mann ausweichen, und holte prompt zum Gegenschlag aus. Vitus hob seinen Schild und fing den Schlag ab, und rammte dann sein Schwert mit der Kraft seines ganzen Körper nach vorne. Der Bandit, der nur den Speer und keinen Schild hatte, konnte den Stoß nicht abwehren, und so stach Vitus Schwert tief in seinen Bauch. Mit einem Stöhnen brach der Mann zusammen und versuchte vergeblich, den Blutstrom, der aus der Wunde kam, zu stoppen.
Doch Vitus hatte kaum Zeit sich seines Sieges zu erfreuen, denn die Städter waren hoffnungslos unterlegen. Zwar waren ein Mann der Stadtwache und zwei Banditen überwältigt, dafür lagen aber 6 Städter schreiend am Boden. Genau in diesem Moment wurde auch noch die Tür des Wachhauses mit einem krachenden Fußtritt aufgestoßen, und hervor kamen ein Dutzend Banditen und Wachen. Vitus stand jedoch neben der Tür, sodass der erste Bandit, ein mächtiger Mann mit dornenbewerten Streitkolben, ihn nicht sehen konnte. Das machte sich Vitus zu Nutze und er schlug dem Mann das Schwert gegen den Kopf, was diesem den Schädel spaltete. Der nächste Bandit folgte aber sogleich und ließ mehrere schwere Schläge mit einem Knüppel niederprasseln, die dieser nur mit Mühe mit dem Schild abwehren konnte. Vitus, blutbeschmiert, machte eine Finte und täuschte an das Schwert stoßen zu wollen, drehte dann aber ab und hieb auf die Beine des Mannes. Der brach zusammen, und Vitus beendete sein Leben mit einem weiteren Schlag. Ein weiterer Bandit, der Vitus überwältigen wollte, fiel ebenso schnell, und ein dritter verlor seine Hand und fiel schreiend vor Vitus auf die Knie. Dieser scherte sich nicht darum und hieb erneut auf ihn ein.
Schlussendlich waren noch drei Banditen, eine Wache, und auf Vitus Seite zwei Städter übrig. Einer der Banditen focht gegen einen Städter, und Vitus fiel ihm mit einem schnellen Satz in den Rücken. Die verbliebenen Feinde sammelten sich, und auf einen Ruf hin gingen sie gemeinsam auf die Städter und Vitus zu. Als die Stadtwache zum Hieb gegen einen Städter ansetzte, wuchtete Vitus sein Schild rasch nach vorne, so dass der Mann zurückgestoßen wurde. Rasch folgte ein Hieb mit Vitus Schwert, und auch die Lederrüstung des Mannes brachte ihm nichts. Ein weiterer Bandit war einem Spieß der Städter zum Opfer gefallen, und Vitus wollte gerade dazu ansetzten, die zwei übrigen Banditen zu umzingeln, als erneut ein Mann aus dem Haus der Stadtwache trat. Es war ein Hühne von einem Mann, in ein Kettenhemd gehüllt und mit Schwert und Schild bewaffnet. Vitus überließ die Banditen den Städtern und trat dem Riesen gegenüber. Dieser zögerte nicht lange und führte den ersten Schlag gegen Vitus, der mit dem Schild abgefangen wurde. Vitus versuchte die Verteidigung des Gegners zu umgehen, aber erfolglos. Doch bald kam ein Städter hinzu, um ihn zu helfen. Gegen zwei Gegner geriet der Hühne in Bedrängnis, und Vitus konnte einen so starken Hieb gegen sein Schild ausführen, dass dieses brach. Der Mann ergriff nun mit beiden Händen sein Schwert, und hob es über den Kopf an. Mit einer schier unglaublichen Wucht traf es auf Vitus Schild, so dass er brach und Vitus Arm der das Schild gehalten hatte wurde vom Schlag förmlich betäubt wurde. Mit einem Schmerzensschrei ließ Vitus den Schild fallen, doch der Hühne setzte bereits zum nächsten Schlag an. Vitus wusste sich nicht anders zu wehren, als nach dem Gürtel des Städters zu greifen und den bemitleidenswerten Mann schützend vor seinen Körper zu ziehen. Der Hieb krachte in den Brustkorb des Mannes, welcher elendig schrie, doch Vitus hatte sein Ziel erreicht: Das Schwert des Hühnens steckte im Körper des Städters, und Vitus nutze die Gelegenheit auf den Rücken des Mannes einzuhacken. Das Schwert durchdrang das Kettenhemd, und der Mann stürzte brüllend nach vorne auf den Bauch. Mit einem Satz war Vitus über ihm und drückte das Schwert in seinen Nacken. Der Mann wagte kaum sich zu bewegen, als er die kalte Klinge spürte, und rief mit tiefer Stimme:
„Gut jetzt, lass mich leben, ich werde gestehen! Tot bin ich dir nutzlos!“
Vitus, immer noch keuchend vom Kampf und blutüberströmt, hielt den Hühnen für den Hauptmann der Wache, und so tötete er ihn nicht. Er nutze die eingekehrte Ruhe um die Situation zu begutachten. Vor dem Wachhäusschen lagen ein Dutzend Leichen, etliche Verletze und Verkrüppelte. Der letzte unverletzte Städter hatte auch die verbliebenen Banditen niedergemacht und lief nun mit blassem Gesicht los, um den Kaufmann zu holen.
Dieser kam auch alsbald, und dankte Vitus überschwänglich für die vollbrachte Leistung. Nachdem der Hauptmann der Wache gefesselt abgeführt worden war merkte der Kaufmann an:
„Ich sollte mich um die verletzten kümmern. Ich befürchte aber dass einige meiner Freunde den Tod gefunden haben.“, und er blickte, leicht grün im Gesicht, über das Schlachtfeld. Der Sand der Straße war mit Blut getränkt.
„Zum Glück scheint uns niemand gesehen zu haben. Ich habe ein paar Goldmünzen dafür ausgegeben, dass die Anwohner hier ganz zufälliger Weise woanders etwas zu tun haben. So, gehen wir. Hier ist eure Belohnung. Ich kümmere mich um die Leichen und Verletzten.“

Benutzeravatar
J.L.G.
Aquilifer
Aquilifer
Beiträge: 2990
Registriert: 26. August 2011 14:07
Wohnort: Casterlyrock
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest

Re: [AAR] Potestatis Causa (Mount & Blade: Warband)

Beitragvon J.L.G. » 20. November 2011 21:48

Einige Stunden später saß Vitus in der Taverne, in der er sich ein Zimmer genommen hatte. Ihm gegenüber saß der Kaufmann, deutlich gezeichnet von den Geschehnissen der letzten Stunden.
„Leider scheint die Sache nicht ganz zu meiner Zufriedenheit gelaufen zu sein. Der Fürst war verärgerter über meinen Friedensbruch als über die Korruption des Kaufmannes. Was stört ihn denn schon, wenn ein paar Burschen entführt werden? Wahrscheinlich hat er dabei sogar mitverdient.“
„Was werdest ihr jetzt tun?“, fragte Vitus.
„Es scheint als wäre es das Beste für mich die Stadt zu verlassen. Ich kann bei Verwandten im Süden unterkommen. Hier in Nürnberg würde ich nach dem Vorfall nie wieder ordentlich arbeiten können.“
„Und habt ihr… meinen Namen…?“
„Nein, nein, keine Sorge mein Freund, der Fürst weiß nicht, dass ihr den Angriff geleitet habt.“
„Aber der Hauptmann der Wache könnte mich erkennen?“
„Das wird er nicht, um den Anschein von Gerechtigkeit zu erwecken hat der Fürst ihn in eine andere Stadt geschickt. Somit ist die Sache für euch geregelt.“
„Dankeschön. Und wegen euch, das tut mir wirklich leid.“, meinte Vitus, aber ohne besondere Anteilnahme. „Verzeiht mich nun, ich habe noch einige Sachen zu erledigen.“
„Sicher, sicher, ich werde sowieso meine Sachen packen müssen. Macht es gut, Vitus!“, antwortete der Kaufmann und verließ etwas schwermütig den Schankraum.
Vitus begab sich ebenfalls Richtung Stadt. Er hatte vor in der örtlichen Arena zu trainieren, einerseits um seinen Schildarm, der sich immer noch taub vom Schlag den er erlitten hatte, anfühlte, zu trainieren, andererseits um seine Fertigkeiten im Duell mit dem Schwert zu üben. Zwar hatte Vitus den letzten Kampf ohne große Verletzungen überlebt, aber hauptsächlich aufgrund seiner List. Als Vasall der Heiligen Römischen Reiches, so sagte er sich, müsse er besser gewappnet sein.
Die Arena war eines der größten Gebäude in der Stadt, neben der Kirche und der Burg. Erbaut aus hellem Stein, war die Arena innen hohl, und in dieser Einbuchtung lag eine große mit Sand bedeckte Fläche, von Holztribünen umgeben.
Der Leiter der örtlichen Kampfschule, so zumindest nannte er es, war ein untersetzter Mann mit grobschlächtigem Gesicht. Als Vitus sich nach Wettkämpfen erkundigte, lud er ihn dazu ein gleich jetzt bei den Übungskämpfen mitzumachen.
„Ihr habt Glück, Herr, meine Schüler wollten gerade jetzt eine neue Runde beginnen. Jeder kämpft gegen jeden, und der letzte Mann der auf dem Feld steht gewinnt. Habt ihr Interesse?“
„Das klingt nicht schlecht. Haben sie Übungswaffen?“
„Ja, natürlich mein Herr. Ihr könnt wählen: Einhandschwert und Schild, Zweihänder, Spieß oder Bogen.“
„Ein Einhänder mit Schild wäre das richtige, denke ich.“, antwortete Vitus.

Bild

Einige Minuten später stand er bereits im Ring. Einige Kämpfer wollten sich gleich auf ihn stürzen, aber Vitus gab Fersengeld sodass er nicht von allen Seiten angegriffen wurde. Einen Bogenschützen konnte er schnell niederstrecken, aber im Duell reagierte sein Schildarm noch immer träge, weshalb Vitus einige Treffer kassierte, die er aber wegsteckte. Nach einer Weile waren nur noch Vitus, der allen schwereren Gegner aus dem Weg gegangen war, und einige Veteranen übrig. Ein Großteil der erfahrenen Kämpfer bildete gerade einen Knäul und hieb gegenseitig aufeinander ein, und Vitus nutze die Gelegenheit um sie von hinten zu überrumpeln und konnte so noch einige niederstrecken. Dann aber heftete sich ihm ein kräftiger Bursche an und verfolgte Vitus lange, bis er ihn gestellt hatte. Im folgenden Duell zog Vitus schnell den Kürzeren und musste den Ring verlassen.
Aus der Tribüne erwartete ihn der Lehrer.
„Ihr habt zwar nicht ehrenhaft, aber dafür effektiv gekämpft. Euer Schwert ist schnell, aber ihr solltet an eurer Deckung arbeiten. Hier sind 25 Münzen, die sind die Belohnung weil ihr mehr als 10 Gegner niedergestreckt habt.“
Nach dieser Übungsstunde humpelte Vitus von blauen Flecken und Prelllungen überseht weiter durch die Stadt. Er suchte einen Kaufmann auf, um die Beute des Scharmützels zu verkaufen. Einige Messer, ein Falchion, ein Dornen Besetzer Knüppel – die Ausbeute war zwar nicht groß, aber Vitus konnte einige Münzen ergaunern, die er anschließend in einer Innentasche seines Überwurfes verstaute, wo sie wie er hoffte vor Taschendieben sicher waren.

Die Straßen Nürnbergs:
Bild

Vitus ließ sich auf einem alten Fass am Rande des Marktes nieder und grübelte. Vielleicht wäre es nach dem blutigen Vorfall besser, wenn er die Stadt für eine Weile verließ, um nicht verdächtigt zu werden. Außerdem brauchte er dringend mehr Geld, wenn er je wichtigere Positionen im Heiligen Römischen Reich bekleiden wollte. Für ein wenig Geld würden die Beamten und Adligen vielleicht sogar vergessen, dass er kein blaues Blut hatte und seine Ernennung zum Vasallen eher ein Versehen gewesen war. Und wer sollte es ihnen verübeln?
Lange dachte Vitus nach, bis er endlich zum Entschluss kam, dass ihm zugetraute Dorf zu besuchen. Dass würde seinen Ruf verbessern, wenn er sich als guter Verwalter zeigte, und vielleicht konnte er die ein oder andere Steuereinnahme der Dörfler für sich beanspruchen. Ferner überlegte Vitus, vielleicht zu den Grenzen des Reiches zu reisen. In ganz Europa herrschte ständig irgendwo Krieg, und mit dem Recht des Stärkeren konnte man in Krieg durch Plünderungen reich werden und gleichzeitig seinen Ruf verbessern. Doch dass musste warten.
Noch am selben Tag informierte Vitus seine Mannen, sich auf die Reise vorzubereiten. Am nächsten Tage, so plante er, wollte er das Dorf besuchen und die Umgebung der Stadt erkunden.

Benutzeravatar
J.L.G.
Aquilifer
Aquilifer
Beiträge: 2990
Registriert: 26. August 2011 14:07
Wohnort: Casterlyrock
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest

Re: [AAR] Potestatis Causa (Mount & Blade: Warband)

Beitragvon J.L.G. » 4. Dezember 2011 18:18

Am nächsten Morgen sammelte sich die Kolonne bei einem der Tore der Stadt. Vitus hatte darauf bestanden, dass die Burschen, die ihn nun voraussichtlich für einige Zeit begleiten würden, sich diszipliniert verhalten würden, und so standen sie mehr oder minder ordentlich in einer Reihe. Vitus musterte die Truppe und schlug einem, sich nicht um Vitus Autorität scherte, mit der Hand ins Gesicht. Als der daraufhin verstummte war Vitus zufrieden und schritt zu den Wachposten, die in Lederrüstungen am Tor standen.
„Ihr wollt hinaus nehme ich an? Nur zu, das Tor ist offen.“, meinte ein Kahlköpfiger als Vitus sich näherte.
„Nun, ich will hinaus, jedoch muss ich erst wissen wohin ich reiten soll. Wo liegt das Dorf Den Bosch?“
„Den Bosch? Was wollt ihr in Den Bosch?“
„Mir wurde aufgetragen es zu verwalten.“, antwortete Vitus herablassend, und nicht ohne Stolz.
Der Kahle fing an zu grinsen, und der andere Wachposten konnte sich sein Lachen nur schwer verkneifen. Fragend schaute Vitus die beiden an. Auf seinen Blick hin fingen die beiden brüllend zu lachen. Einige Städter drehten sich zu ihnen, und Vitus wurde wütend.
„Was gibt es da zu lachen, meine Herren?!“, fragte er, sich nur mühsam beherrschend.
Die Beiden lachten unverblümt weiter, und erst als Vitus anfing zu brüllen und sein Schwert aus der Scheide zog, beruhigte sich der Kahle wieder. Vitus, rotgesichtig und mit dem Schwert an der Kehle des Mannes, fragte voller unterdrücktem Zorn:
„Was gibt es da zu lachen?“
„Mein guter Herr, es ist nur so, dass Den Bosch das wohl bekannteste Dorf der Stadt ist, aber…“
„Was?“
„Es liegt am anderen Ende des Reiches, an der Küste, weit, weit im Norden, und ist nur ein kleines Kaff mit ein paar Häusern und einem Misthaufen.“ Er grinste unverschämt. „Seit der Kaiser das Dorf einem Vorfahren unseres Fürsten übertragen hat, als Belohnung für einen Feldzug, muss immer das schwarze Schaf der Stadt das Dorf verwalten. Es ist sozusagen der Lacher überhaupt.“
Wieder überkam Vitus der Zorn, doch diesmal wurde er kreidebleich, voller Scham.
„ Soll das heißen, man wollte mich nur loswerden?!“
„Natürlich soll es das heißen. Der letzte der dahin abgeschoben wurde war ein Edelmann, von dem alle wussten, dass er die Pläne des Kaisers und seinen Vasallen an andere Königreiche verkaufte. Und davor ein geisteskranker Bastardsohn des Vaters des momentanen Fürsten. Und am Ende ist er an einer Entzündung gestorben, weil es da oben so kalt und feucht ist…“, sagte der Kahle grinsend, und am Ende fing er wieder an zu Lachen.
Vitus Magen zog sich zusammen. Er war betrogen worden… Diese Schande würde er nicht vergessen. Einige Städter, die das ganze mitgehört hatten, fingen ebenfalls an zu lachen. Voller Wut und Scham drehte sich Vitus um und bestieg sein Pferd. Unter dem Gelächter der ganzen Stadt, so schien es ihm zumindest, ritt er durchs Tor, und sein Trupp folgte ihm zu Fuß.
An diesem Tage marschierten sie lange, dann Vitus verspürte keinen Hunger und keine Müdigkeit, nur die Schande. Er wollte einfach so weit wie möglich weg von diesem verfluchten Fürsten und seiner Stadt. Erst als einer aus seiner Truppe, er stellte sich als Dieter vor, hervortrat und darauf hinwies dass die Männer erschöpft waren und es unklug sei bei Nacht zu reiten, da es viele Wegelagerer gäbe, erlaubte Vitus seinen Mannen halt zu machen. Sie verbrachten die Nacht auf einer Lichtung zwischen Feldern und Wäldern, und es war kalt. Noch ehe die Männer sich aus einer Plane und morschem Holz einen Unterstand hatten errichten können, fing es an zu regnen, und das nasse Holz ließ sich nicht entzünden, so dass es auch kein Feuer gab. So lagen sie alle da, nass, fröstelnd, unter freiem Himmel. Vitus konnte nicht schlafen, stattdessen grübelte er die ganze Nacht. Er kam zu dem Entschluss, dass es besser sei wirklich das Dorf zu verwalten, schließlich war er ein Vasall des Reiches, und er wollte den Edelmännern keine Gelegenheit geben das anzuzweifeln. Wenn er seine Aufgabe nur lange genug gut erfüllte würde man ihn vielleicht zurückholen, um einer ehrenvollere Aufgabe zu erfüllen. Voller düsterer Gedanken schlief Vitus schließlich doch ein.



Anmerkung: Auch diesmal traten wieder viele Bugs auf. Eigentlich war das Dorf, das ich verwalten sollte, direkt nebenan, aber anscheinend hat sich das Spiel umentschieden. Ich werde weiterhin versuchen das beste draus zu machen, aber ich befürchte auf die Dauer wird es mir echt den letzten Nerv rauben.