Mittelalterliche Foltermethoden
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Re: Mittelalterliche Foltermethoden
Scheiterhaufen war anscheind noch gnädig, man man man, das Mittelalter war doch böse, Römer waren besser, Gladiatorentod war schneller als Ratten
Eigennützige Werbung für meine hier geschriebenen AARs:
England in HoI III: For Crown And Country!
Deutsches Reich in HoI III: Tagebuch eines deutschen Landsers
Karthago in Total War Rome 2: Alleine gegen den Rest der Welt!
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Re: Mittelalterliche Foltermethoden
einfach meinen tread klauen
aber die seite ist echt geil^^
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- Greifenstein
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Re: Mittelalterliche Foltermethoden
Kleine Anmerkung zum Pfählen:
Das schlimme daran war auch, dass durch die Verletzungen im Mastdarm eine langsame Dehydrierung des Körpers erfolgte, die die Folterer noch verlängern konnten, in dem sie dem sich in Agonie windenden Gepfählten Flüssigkeit zuführten. Vor allem bei den Türken war diese Hinrichtungsmethode sehr beliebt.
Dabei waren die Pfähle durchaus zugespitzt. Ein geschickter Pfähler schaffte es, den Pfahl über den After durch den Körper zu führen, so dass er an der Schulter wieder heraustrat. Dabei wurden keine lebenswichtigen Organe verletzt noch größere Blutgefäße zerstört. Der Tod am Pfahl konnte sich wirklich bis zu 7 Tage hinziehen, wie historische Aufzeichnungen belegen. Übrigens für den Pfähler auch ein gefährlicher Job: verletzte er sein Opfer so stark beim Einführen des Pfahles, dass es daran verstarb, konnte es durchaus sein, dass er dessen Platz einnehmen musste.
O tempora, o mores....
Das schlimme daran war auch, dass durch die Verletzungen im Mastdarm eine langsame Dehydrierung des Körpers erfolgte, die die Folterer noch verlängern konnten, in dem sie dem sich in Agonie windenden Gepfählten Flüssigkeit zuführten. Vor allem bei den Türken war diese Hinrichtungsmethode sehr beliebt.
Dabei waren die Pfähle durchaus zugespitzt. Ein geschickter Pfähler schaffte es, den Pfahl über den After durch den Körper zu führen, so dass er an der Schulter wieder heraustrat. Dabei wurden keine lebenswichtigen Organe verletzt noch größere Blutgefäße zerstört. Der Tod am Pfahl konnte sich wirklich bis zu 7 Tage hinziehen, wie historische Aufzeichnungen belegen. Übrigens für den Pfähler auch ein gefährlicher Job: verletzte er sein Opfer so stark beim Einführen des Pfahles, dass es daran verstarb, konnte es durchaus sein, dass er dessen Platz einnehmen musste.
O tempora, o mores....
"Es gibt zwei Kräfte in der Welt, das Schwert und den Geist. Am Ende wird das Schwert vom Geiste besiegt." - Napoleon
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Re: Mittelalterliche Foltermethoden
Hmm da fällt mir ein ... in ner Doku über Jeanne d'Arc beim ZDF hieß es glaub ich mal, dass bei ihrer Verbrennung auf dem Scheiterhaufen (ich weiß, Hinrichtung =/= Folter) sogar darauf verzichtet wurde, ihr, bevor die Flammen sie erreichten, einen Pfeil ins Herz zu schiessen ... das suggeriert doch, dass das mit dem Pfeil damals geläufige Praxis gewesen wäre, aber ich hab noch nie was davon gehört...
- Greifenstein
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Re: Mittelalterliche Foltermethoden
Das mit einem Pfeil wäre mir absolut neu - was ich kenne ist, dass man zum Feuertod Verurteilte vorher erdrosselt hat. Von mit Bögen erschießen habe ich noch nie etwas gelesen.
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Re: Mittelalterliche Foltermethoden
Viel schlimmer fand ich eiegntlich was man in ENG und in FR mit Königsmördern machte.
Das ist nur 1 Teil davon was man auf Königsmord ertragen musste.
Da hätte ich mir früher echt paar mal überlebt nen Mist zu bauen.
Vor allem in England wurde diese ohnehin sehr grausame und unehrenhafte Strafe noch dadurch verschärft, dass dem Verurteilten vorher auf dem Schafott der Brustkorb geöffnet wurde. Dann wurden die inneren Organe herausgenommen, dem Delinquenten und den Schaulustigen gezeigt und dann verbrannt. Die Geschicklichkeit des Henkers bewies sich darin, den Verurteilten so lange wie möglich am Leben und bei Bewusstsein zu halten, damit dieser seine eigene Hinrichtung mitverfolgen konnte. Teilweise wurden vor dem folgenden Zerreißen oder Zerhacken des Körpers noch Herz und Lunge entfernt, womit der Delinquent von seinen Schmerzen erlöst wurde.
Ausführender Scharfrichter war Nicolas-Charles-Gabriel Sanson, assistiert von Charles Henri Sanson, dessen erste Hinrichtung es war. Bevor Damiens zu Tode gebracht wurde, wurde ihm gemäß Urteil die Tathand mit brennendem Schwefel verkohlt (brûlée de feu de souffre). Er wurde mit glühenden Zangen gefoltert. Flüssiges Wachs, Pech, Blei, Schwefel und kochendes Öl goss man in seine tiefen Wunden. Sechs Pferde waren nötig, Damiens hinzurichten, was erst nach Durchtrennung der Arm- und Beinsehnen durch Sanson gelang. Damiens' Körperteile wurden zu Asche verbrannt und in alle Winde zerstreut. Nach seinem Tod wurde gemäß der Gesetzesvorschrift für Königsattentäter sein Haus niedergerissen, der Platz eingeebnet und dort ein Bauverbot verhängt. Seinen Geschwistern Louis, Antoine-Joseph und Catherine Damien, verwitwete Cottel, und deren Anverwandten wurde bei Androhung der Todesstrafe befohlen, ihre Namen zu ändern. Seine direkten Verwandten, Vater Pierre-Joseph Damien, Frau Élisabeth Molerienne und Tochter Marie-Élisabeth Damien, wurden, ebenfalls durch Androhung der Todesstrafe bei Rückkehr, für immer des Königreiches verwiesen. Es war eine der grausamsten Hinrichtungen der Neuzeit und die letzte ihrer Art in Frankreich - erschwert durch den Umstand, dass es sich um keinen Mord, sondern um einen Tötungsversuch handelte. Das französische Gesetz über Königsmord (parricide, regicide) machte keinen Unterschied.
Das ist nur 1 Teil davon was man auf Königsmord ertragen musste.
Da hätte ich mir früher echt paar mal überlebt nen Mist zu bauen.
Re: Mittelalterliche Foltermethoden
Aber die schlimmst, aller Foltermethoden ist nicht aufgelistet....
"der Mensch selbst!"
~R
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Re: Mittelalterliche Foltermethoden
Allerdings muss man auch immer bedenken das die Menschen damals ein anderes Weltbild hatten. Damals ging man davon aus das man in der Hölle unendlich lange Qualen erleiden muss bis in die unbegrenzte Zeit(Wer weiß es?! Nix ist belegbar und widerlegbar). Deshhalb tat man den Menschen nach damaliger Auffassung Gutes indem man sie "kurze" Zeit starken Qualen ausetzte und sie somit frei fürs Himmelreich machte. Jetzt kann sich natürlich jeder seinen Teil denken. Ich will nur damit sagen das die Menschen damals nicht Barbaren und Sardisten waren weil es ihnen Spass machte.
Selbst die Henker sahen ihr Werk als gute Tat an. Z.b. der Henker von Paris der ca 3000 Menschen hinrichtete sprach zu Napoleon als Bonaparte zu ihm sagte(Habs zusammengefasst);" Kann man nach 3000 Hinrichtungen noch gut schlafen? Er antwortete wenns die Könige, Kaiser, DIktatoren usw auch noch können kanns der Henker auch. Ich will damit nur sagen das man nicht unbedingt für Mord und Totschlag war.
Selbst die Henker sahen ihr Werk als gute Tat an. Z.b. der Henker von Paris der ca 3000 Menschen hinrichtete sprach zu Napoleon als Bonaparte zu ihm sagte(Habs zusammengefasst);" Kann man nach 3000 Hinrichtungen noch gut schlafen? Er antwortete wenns die Könige, Kaiser, DIktatoren usw auch noch können kanns der Henker auch. Ich will damit nur sagen das man nicht unbedingt für Mord und Totschlag war.
- Kraison
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Re: Mittelalterliche Foltermethoden
Schwedentrunk: Dem Opfer wird Jauche durch den Mund eingeflösst....
Die spinnen die Römer!
-Obelix der Gallier
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Re: Mittelalterliche Foltermethoden
Jauche, schmeckt doch gut *übergeb*, an Grausamkeiten hats den Leuten im Mittelalter wirklich nicht gemangelt :|
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Re: Mittelalterliche Foltermethoden
Blutaar: Dem lebenden Opfer wurde dabei der Rücken aufgeschnitten, die Rippen beidseitig von der Wirbelsäule getrennt und – wie Adlerschwingen – zur Seite geklappt. Manche vermuten, dass noch die Lungen herausgezogen wurden.
- Großadmiral Thrawn
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Re: Mittelalterliche Foltermethoden
Kraison hat geschrieben:Schwedentrunk: Dem Opfer wird Jauche durch den Mund eingeflösst....
PM? Hab ich da glaub ich letztens davon gelesen. Das besondere war ja, dass man dann zusätzlich mit den Füßen auf den aufgeblähten Bauch des (noch lebenden) Opfers sprang, sodass dieses die gesamte eingeflösste Gülle wieder erbrach. Wahlweise wurde auch mit Brettern oder Stangen auf den Bauch des Opfers geschlagen....Wahrlich keine schöne Vorstellung, aber das gilt ja eigentlich für alle Foltermethoden.
Re: Mittelalterliche Foltermethoden
Habe einen interessanten Artikel im Spiegel gefunden und der passt ganz gut hier rein, wie ich denke:
Ausgestorbene Berufe - Henker und Heiler
Ausgestorbene Berufe - Henker und Heiler
Spoiler (Öffnen)
Einer musste den Job ja machen! In den bizarren Tätigkeiten vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte spiegelt sich der Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft. Die Autorin Michaela Vieser und die Illustratorin Irmela Schautz porträtieren ausgestorbene Berufe - wie etwa den Scharfrichter.
Scharfrichter bei der Arbeit: tiefe Kenntnis der menschlichen Anatomie
Auch: Blutrichter, Blutscherge, Blutvogt, Böser Mann, Dehner, Fleischer, Folterer, Hautabzieher, Marterer, Quäler, Knüpfauf, Züchtiger, Meister Hans und vieles mehr
Bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts: Der Scharfrichter folterte und vollstreckte im Auftrag des Gesetzes, kümmerte sich aber auch um andere unangenehme Aufgaben, die in einer Gesellschaft anfallen, zum Beispiel: Abdeckerarbeiten, Aussätzige vertreiben, Hunde einfangen, Tiere kastrieren, Schriften verbrennen, Kloaken und Gefängnisse säubern, Galgen bauen, Dirnen kontrollieren
Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts: Aufteilung in Scharfrichter, Henker und Schinder
Erkennungszeichen: lebte außerhalb der Stadt, musste sich als Scharfrichter erkennbar kleiden, wurden gemieden
Aktive Zeit: ab dem 13. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert; bis heute in Ländern, in denen die Todesstrafe nicht abgeschafft wurde
Es gab gute, allen voran gesundheitliche Gründe einer Enthauptung beizuwohnen, und es gab weniger gute. Schaulust zum Beispiel.
Als am 21. November 1803 Johann Bückler, besser bekannt unter seinem Räubernamen "Schinderhannes", zusammen mit seiner noch neunzehnköpfigen Bande am Rheinufer hingerichtet wurde, drängten um die Gerichtstätte Epileptiker, die ihre Becher mit dem Blut der Geköpften füllten und tranken. Man nahm zu diesem Zeitpunkt noch an, das Blut frisch Hingerichteter helfe gegen die Fallsucht oder Epilepsie - schließlich rauschte darin noch der Lebenssaft eines Menschen, dessen letzte Stunde zu früh geschlagen hatte. Auch 1812, bei einer Hinrichtung von vier Odenwaldräubern in Mannheim, füllte der Henkersknecht mehrmals einen Becher Blut und reichte ihn an die versammelten Epileptiker.
Was die Schaulust betraf: In London wurden Menschenmengen von vierzigtausend gezählt, die zusammenströmten, um eine Vollstreckung zu sehen, in Bayern grillte man bei solchen Gelegenheiten extra "Galgenwürstchen", und selbst Casanova nutzte die Gunst der Stunde: Er mietete sich bei einer menschlichen Vierteilung in Paris ein Zimmer mit Blick auf die Richtstätte. Die Damen in seiner Gesellschaft zeigten sich beeindruckt.
In diesem makaberen Spektakel spielte der Henker zusammen mit dem Angeklagten die Hauptrolle, und theatralisch wirkte auch der Dialog, der zwischen den beiden formell abgehalten wurde und peinlichst genau notiert wurde:
"Herr Gevatter, verzeiht mir; dass ich dies tun muss, tut mir herzlich leid."
"Tu du nur, was dir befohlen ist."
Zetern und schimpfen bis zur letzten Sekunde
Nicht immer liefen Hinrichtungen so possierlich ab; oft wehrte sich der zum Tode Verurteilte. Einem Henker wurde bei einem solchen Kampf die Nase abgebissen; viele Henker mussten sich vorher Mut antrinken, um der Situation gewachsen zu sein. Allgemein waren Frauen bei Hinrichtungen schwerer zu handhaben als Männer: Sie sahen nicht ein, sich mit ihrem Schicksal abzufinden, und zeterten und schimpften bis zur letzten Sekunde. Die meisten Henker empfanden dies als unangenehm.
1276 findet sich die erste Erwähnung eines Scharfrichters im Augsburger Stadtrecht. Zuvor gab es den "Beruf" des Henkers nicht. Stand ein schlimmes Urteil an, so musste es die Gemeinschaft vollstrecken. Wurde eine Frau im Fränkischen vergewaltigt, so war sie es, die mit einem Hammer die ersten drei Schläge auf eine Speerspitze ausführte, die auf das Herz des Schuldigen gerichtet war. Kaiser Barbarossa ließ elf Mitglieder einer zwölfköpfigen Bande durch den zwölften richten, und in vielen Gegenden Deutschlands war es der jüngste Ehemann einer Gemeinschaft, dem dieses schwere Amt zufiel. Doch ab dem 13. Jahrhundert kristallisierte sich der Henker als der Vollstrecker des Gesetzes heraus, um für das Volk das zu tun, womit das Volk sich nicht versündigen wollte. Will man dem "Sachsenspiegel" glauben, waren die Berufshenker der ersten Stunde angesehene Menschen:
"Er mag die Leut ohne Sünd wohl peinigen und töten. Ja, er tut daran ein Gottes Werk, dass er den Sünder um seiner Sünde willen strafet. Denn damit wird Gottes Zorn versühnet. Siehe nun wohl zu, du Fronbot oder Scharfrichter, dass du den Namen mit der Tat habest, und sei gerecht, dann wirst du heilig genannt."
Das blieb nicht lange so. Zumal Henker, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, noch viele andere Aufgaben zu übernehmen mussten, denen man wirklich nichts Göttliches nachsagen konnte.
Die unheimliche Aura des Henkers
Wer trieb die Aussätzigen und Verseuchten aus der Stadt? Wer sammelte alle Tierleichen ein und verscharrte sie auf dem Anger? Wer ging einmal im Jahr durch die Gassen und tötete alle wilden Hunde und herrenlosen Schweine? Wer kastrierte Pferde und Rinder? Wer traute sich, Hexenbücher zu verbrennen? Wer entfernte Selbstmörder aus ihrem Haus? Wer säuberte die Gefängnisse vom Kot der dort Dahinvegetierenden? Wer zimmerte den Galgen? Wer konnte einen ordentlichen Scheiterhaufen bauen? Wer praktizierte die "hochnotpeinliche Befragung", also die Folter, und konnte diese über Tage hinziehen, ohne dass das Opfer an den Folgen gestorben wäre?
Den Henker umgab eine unheimliche Aura, und er wurde gemieden. Die Berührung mit einem Henker konnte fatale Folgen haben. So wurde in Basel ein Handwerker aus seiner Zunft ausgestoßen, weil er mit einem Henker gebechert hatte. Aus diesen Gründen mussten die Scharfrichter außerhalb der Stadttore leben und vererbten ihren Beruf weiter an die Söhne.
"In Deutschland kommen die meisten zu dieser Verrichtung, dass sie von Scharfrichtern gezeuget werden und zu anderen ehrlichen Handwerken und Hantierungen nicht gelangen können und so aus Not solche Verrichtung übernehmen müssen."
Man lernt nie aus
Die Scharfrichter wussten wohl um die Monstrosität ihres Tuns, und nicht wenige ihres Standes litten unter Depressionen oder Ticks. Die einen führten akribisch Tagebuch, um ihre Tätigkeit zu verarbeiten, andere hatten einen Waschzwang. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Wortwahl der Henker für ihre Tätigkeiten: "Einen feinen Knoten schlagen" bedeutete henken, brandmarken wurde durch "zierlich zeichnen" ersetzt, und "artlich mit dem Rade spielen" stand für rädern. Viele dieses Standes versuchten, ihren Beruf so human wie möglich auszuführen. Einen Scheiterhaufen konnte man beispielsweise mit schwefelgefüllten Schloten versehen, um schneller eine Erstickung herbeizuführen. Jemanden, der gerädert werden sollte, konnte man kurz vorher erdrosseln, um die Schmerzen zu vermeiden, und allgemein galt der Spruch: "Kurze Not, sanfter Tod, Gnade bei Gott."
Es passierte aber nicht selten, dass ein Henker vor lauter Aufregung "butzte", also eine Hinrichtung schlecht ausführte. Um mit einem Schwert in einem Hieb den Kopf vom Rumpf zu trennen, musste man geschickt im Umgang damit sein. Kinder von Henkern übten daher mit Kohlköpfen hinter dem elterlichen Haus. In Innsbruck wurde ein gewisser Johann Putzer, Sohn des Scharfrichters Bartholomeus Putzer, von der Stadt für zwei Jahre auf Wanderschaft geschickt und mit Geld ausgestattet, um das Foltern und Hängen zu lernen. Sein Vater war zwar im Köpfen tadellos gewesen, in den anderen Disziplinen aber weniger geschickt.
Die Henker erhielten von den Städten einen kleinen Lohn und wurden für jede Hinrichtung oder peinliche Befragung extra bezahlt. Manche Städte hielten sich keinen "Meister Hans" und mussten, wenn es notwendig war, einen anfordern. So wurde der Henker von Konstanz 1478 nach Luzern gerufen, um dort eine umfassende Strafe zu vollziehen, bei der er dem Verbrecher erst das Herz aus dem Leib schneiden sollte, dieses unter dem Galgen vergraben und später den Leib köpfen und vierteilen. Das waren alles Extrapunkte auf der Rechnung, und die Reise würde sich für den Konstanzer lohnen. Als er aber in Luzern eintraf, hatte sich die Familie des Verbrechers an die Justiz gewandt, und das Gericht ließ Gnade walten: Er sollte "nur" geköpft werden. Der Henker war daraufhin so aufgebracht, dass nun die Stadt ihm beweisen musste, dass sie das Recht auf Gnade hatte.
Wie der Henker zum besseren Arzt wurde
Es gehört zur Ironie der Geschichte, dass die Henker während des Mittelalters die besseren Ärzte waren. Denn wer hatte tiefere anatomische Einsichten als sie? Ärzte lernten an den Universitäten nur die Theorie, während die Henker mit der Praxis vertraut waren. Das gesamte Mittelalter hindurch war es verboten, einen Körper nach dem Tod zu öffnen, da der Körper bei der Auferstehung möglichst unversehrt und vollständig sein sollte. Der Henker öffnete unter Umständen Leiber lebendig.
Welche Gelenke ließen sich beim Rädern besonders gut brechen? Wie ließ sich eine Wunde heilen, damit eine Folter bald wieder fortgesetzt werden konnte? Wie sieht ein Mensch von innen aus? All das wusste der Henker, und die Bürger wussten, dass der Henker das wusste. Also schlich man sich nachts zu ihm und ließ sich heilen, später auch mit dem Einverständnis der Stadtväter. Viele Henker wurden im 18. Jahrhundert Ärzte und Tierärzte, auch Paracelsus soll von Scharfrichtern gelernt haben. Innerhalb ihrer Familien gaben die Henker alles Wissen weiter.
Aber auch allgemein gebräuchliche Zutaten für die Medizin konnte der Henker besorgen. Menschenfett zum Beispiel war im 17. Jahrhundert in Apotheken erhältlich und wurde vom Henker hergestellt. Ein traditionelles Sprichwort lautete:
"Zerlassen Menschenfett ist gut für lahme Glieder, so man sie damit schmiert, sie werden richtig wieder."
Auch Hirnschalenfleisch bot der Apotheker feil. Das zu beschaffen, war nicht jedermanns Sache. Wohl aber die des Henkers.
Der vielseitiger Menschenkenner
Wer mit dem Stigma des Todes behaftet war, konnte auch allerlei Zaubermittel verkaufen: Den Speichel eines zu Tode Gekitzelten, Diebesdaumen, Schamhaare einer gehenkten Frau - all diesen buchstäblich aus dem Kontext gerissenen Menschenteilen wurden magische Fähigkeiten nachgesagt.
Mit der Industrialisierung und der wachsenden Komplexität der Städte veränderte sich auch das Amt des Henkers. Seine Schaffensbereiche wurden verteilt, das Amt des Abdeckers wurde geschaffen. Richtige Henker konnte sich nicht mehr jede Stadt leisten, und als in London Ende des 19. Jahrhunderts ein neuer Henker gesucht wurde, bewarben sich über zwölfhundert Menschen für diesen Posten.
Elisabeth von Russland war fortschrittlich und schaffte bereits 1741 die Todesstrafe in ihrem Reich ab. Sie wurde allerdings später wieder eingeführt. Die Todesstrafe wurde in der Bundesrepublik 1949 abgeschafft, in Bayern jedoch erst 1998, in der DDR 1987, in Österreich 1955, in Frankreich 2007, in der Schweiz 1992 und im Vatikanstaat 2001.
Der Henker als vielseitiger Menschenkenner verließ in Europa Mitte des 20. Jahrhunderts die Bühne der Weltgeschichte. Es gibt Berufe, denen man nicht nachtrauert.
Dieser Text ist ein bearbeiteter Auszug aus dem Buch von Michaela Vieser "Von Kaffeeriechern, Abtrittanbietern und Fischbeinreissern", illustriert von Irmela Schautz; erschienen im C. Bertelsmann Verlag.
Scharfrichter bei der Arbeit: tiefe Kenntnis der menschlichen Anatomie
Auch: Blutrichter, Blutscherge, Blutvogt, Böser Mann, Dehner, Fleischer, Folterer, Hautabzieher, Marterer, Quäler, Knüpfauf, Züchtiger, Meister Hans und vieles mehr
Bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts: Der Scharfrichter folterte und vollstreckte im Auftrag des Gesetzes, kümmerte sich aber auch um andere unangenehme Aufgaben, die in einer Gesellschaft anfallen, zum Beispiel: Abdeckerarbeiten, Aussätzige vertreiben, Hunde einfangen, Tiere kastrieren, Schriften verbrennen, Kloaken und Gefängnisse säubern, Galgen bauen, Dirnen kontrollieren
Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts: Aufteilung in Scharfrichter, Henker und Schinder
Erkennungszeichen: lebte außerhalb der Stadt, musste sich als Scharfrichter erkennbar kleiden, wurden gemieden
Aktive Zeit: ab dem 13. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert; bis heute in Ländern, in denen die Todesstrafe nicht abgeschafft wurde
Es gab gute, allen voran gesundheitliche Gründe einer Enthauptung beizuwohnen, und es gab weniger gute. Schaulust zum Beispiel.
Als am 21. November 1803 Johann Bückler, besser bekannt unter seinem Räubernamen "Schinderhannes", zusammen mit seiner noch neunzehnköpfigen Bande am Rheinufer hingerichtet wurde, drängten um die Gerichtstätte Epileptiker, die ihre Becher mit dem Blut der Geköpften füllten und tranken. Man nahm zu diesem Zeitpunkt noch an, das Blut frisch Hingerichteter helfe gegen die Fallsucht oder Epilepsie - schließlich rauschte darin noch der Lebenssaft eines Menschen, dessen letzte Stunde zu früh geschlagen hatte. Auch 1812, bei einer Hinrichtung von vier Odenwaldräubern in Mannheim, füllte der Henkersknecht mehrmals einen Becher Blut und reichte ihn an die versammelten Epileptiker.
Was die Schaulust betraf: In London wurden Menschenmengen von vierzigtausend gezählt, die zusammenströmten, um eine Vollstreckung zu sehen, in Bayern grillte man bei solchen Gelegenheiten extra "Galgenwürstchen", und selbst Casanova nutzte die Gunst der Stunde: Er mietete sich bei einer menschlichen Vierteilung in Paris ein Zimmer mit Blick auf die Richtstätte. Die Damen in seiner Gesellschaft zeigten sich beeindruckt.
In diesem makaberen Spektakel spielte der Henker zusammen mit dem Angeklagten die Hauptrolle, und theatralisch wirkte auch der Dialog, der zwischen den beiden formell abgehalten wurde und peinlichst genau notiert wurde:
"Herr Gevatter, verzeiht mir; dass ich dies tun muss, tut mir herzlich leid."
"Tu du nur, was dir befohlen ist."
Zetern und schimpfen bis zur letzten Sekunde
Nicht immer liefen Hinrichtungen so possierlich ab; oft wehrte sich der zum Tode Verurteilte. Einem Henker wurde bei einem solchen Kampf die Nase abgebissen; viele Henker mussten sich vorher Mut antrinken, um der Situation gewachsen zu sein. Allgemein waren Frauen bei Hinrichtungen schwerer zu handhaben als Männer: Sie sahen nicht ein, sich mit ihrem Schicksal abzufinden, und zeterten und schimpften bis zur letzten Sekunde. Die meisten Henker empfanden dies als unangenehm.
1276 findet sich die erste Erwähnung eines Scharfrichters im Augsburger Stadtrecht. Zuvor gab es den "Beruf" des Henkers nicht. Stand ein schlimmes Urteil an, so musste es die Gemeinschaft vollstrecken. Wurde eine Frau im Fränkischen vergewaltigt, so war sie es, die mit einem Hammer die ersten drei Schläge auf eine Speerspitze ausführte, die auf das Herz des Schuldigen gerichtet war. Kaiser Barbarossa ließ elf Mitglieder einer zwölfköpfigen Bande durch den zwölften richten, und in vielen Gegenden Deutschlands war es der jüngste Ehemann einer Gemeinschaft, dem dieses schwere Amt zufiel. Doch ab dem 13. Jahrhundert kristallisierte sich der Henker als der Vollstrecker des Gesetzes heraus, um für das Volk das zu tun, womit das Volk sich nicht versündigen wollte. Will man dem "Sachsenspiegel" glauben, waren die Berufshenker der ersten Stunde angesehene Menschen:
"Er mag die Leut ohne Sünd wohl peinigen und töten. Ja, er tut daran ein Gottes Werk, dass er den Sünder um seiner Sünde willen strafet. Denn damit wird Gottes Zorn versühnet. Siehe nun wohl zu, du Fronbot oder Scharfrichter, dass du den Namen mit der Tat habest, und sei gerecht, dann wirst du heilig genannt."
Das blieb nicht lange so. Zumal Henker, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, noch viele andere Aufgaben zu übernehmen mussten, denen man wirklich nichts Göttliches nachsagen konnte.
Die unheimliche Aura des Henkers
Wer trieb die Aussätzigen und Verseuchten aus der Stadt? Wer sammelte alle Tierleichen ein und verscharrte sie auf dem Anger? Wer ging einmal im Jahr durch die Gassen und tötete alle wilden Hunde und herrenlosen Schweine? Wer kastrierte Pferde und Rinder? Wer traute sich, Hexenbücher zu verbrennen? Wer entfernte Selbstmörder aus ihrem Haus? Wer säuberte die Gefängnisse vom Kot der dort Dahinvegetierenden? Wer zimmerte den Galgen? Wer konnte einen ordentlichen Scheiterhaufen bauen? Wer praktizierte die "hochnotpeinliche Befragung", also die Folter, und konnte diese über Tage hinziehen, ohne dass das Opfer an den Folgen gestorben wäre?
Den Henker umgab eine unheimliche Aura, und er wurde gemieden. Die Berührung mit einem Henker konnte fatale Folgen haben. So wurde in Basel ein Handwerker aus seiner Zunft ausgestoßen, weil er mit einem Henker gebechert hatte. Aus diesen Gründen mussten die Scharfrichter außerhalb der Stadttore leben und vererbten ihren Beruf weiter an die Söhne.
"In Deutschland kommen die meisten zu dieser Verrichtung, dass sie von Scharfrichtern gezeuget werden und zu anderen ehrlichen Handwerken und Hantierungen nicht gelangen können und so aus Not solche Verrichtung übernehmen müssen."
Man lernt nie aus
Die Scharfrichter wussten wohl um die Monstrosität ihres Tuns, und nicht wenige ihres Standes litten unter Depressionen oder Ticks. Die einen führten akribisch Tagebuch, um ihre Tätigkeit zu verarbeiten, andere hatten einen Waschzwang. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Wortwahl der Henker für ihre Tätigkeiten: "Einen feinen Knoten schlagen" bedeutete henken, brandmarken wurde durch "zierlich zeichnen" ersetzt, und "artlich mit dem Rade spielen" stand für rädern. Viele dieses Standes versuchten, ihren Beruf so human wie möglich auszuführen. Einen Scheiterhaufen konnte man beispielsweise mit schwefelgefüllten Schloten versehen, um schneller eine Erstickung herbeizuführen. Jemanden, der gerädert werden sollte, konnte man kurz vorher erdrosseln, um die Schmerzen zu vermeiden, und allgemein galt der Spruch: "Kurze Not, sanfter Tod, Gnade bei Gott."
Es passierte aber nicht selten, dass ein Henker vor lauter Aufregung "butzte", also eine Hinrichtung schlecht ausführte. Um mit einem Schwert in einem Hieb den Kopf vom Rumpf zu trennen, musste man geschickt im Umgang damit sein. Kinder von Henkern übten daher mit Kohlköpfen hinter dem elterlichen Haus. In Innsbruck wurde ein gewisser Johann Putzer, Sohn des Scharfrichters Bartholomeus Putzer, von der Stadt für zwei Jahre auf Wanderschaft geschickt und mit Geld ausgestattet, um das Foltern und Hängen zu lernen. Sein Vater war zwar im Köpfen tadellos gewesen, in den anderen Disziplinen aber weniger geschickt.
Die Henker erhielten von den Städten einen kleinen Lohn und wurden für jede Hinrichtung oder peinliche Befragung extra bezahlt. Manche Städte hielten sich keinen "Meister Hans" und mussten, wenn es notwendig war, einen anfordern. So wurde der Henker von Konstanz 1478 nach Luzern gerufen, um dort eine umfassende Strafe zu vollziehen, bei der er dem Verbrecher erst das Herz aus dem Leib schneiden sollte, dieses unter dem Galgen vergraben und später den Leib köpfen und vierteilen. Das waren alles Extrapunkte auf der Rechnung, und die Reise würde sich für den Konstanzer lohnen. Als er aber in Luzern eintraf, hatte sich die Familie des Verbrechers an die Justiz gewandt, und das Gericht ließ Gnade walten: Er sollte "nur" geköpft werden. Der Henker war daraufhin so aufgebracht, dass nun die Stadt ihm beweisen musste, dass sie das Recht auf Gnade hatte.
Wie der Henker zum besseren Arzt wurde
Es gehört zur Ironie der Geschichte, dass die Henker während des Mittelalters die besseren Ärzte waren. Denn wer hatte tiefere anatomische Einsichten als sie? Ärzte lernten an den Universitäten nur die Theorie, während die Henker mit der Praxis vertraut waren. Das gesamte Mittelalter hindurch war es verboten, einen Körper nach dem Tod zu öffnen, da der Körper bei der Auferstehung möglichst unversehrt und vollständig sein sollte. Der Henker öffnete unter Umständen Leiber lebendig.
Welche Gelenke ließen sich beim Rädern besonders gut brechen? Wie ließ sich eine Wunde heilen, damit eine Folter bald wieder fortgesetzt werden konnte? Wie sieht ein Mensch von innen aus? All das wusste der Henker, und die Bürger wussten, dass der Henker das wusste. Also schlich man sich nachts zu ihm und ließ sich heilen, später auch mit dem Einverständnis der Stadtväter. Viele Henker wurden im 18. Jahrhundert Ärzte und Tierärzte, auch Paracelsus soll von Scharfrichtern gelernt haben. Innerhalb ihrer Familien gaben die Henker alles Wissen weiter.
Aber auch allgemein gebräuchliche Zutaten für die Medizin konnte der Henker besorgen. Menschenfett zum Beispiel war im 17. Jahrhundert in Apotheken erhältlich und wurde vom Henker hergestellt. Ein traditionelles Sprichwort lautete:
"Zerlassen Menschenfett ist gut für lahme Glieder, so man sie damit schmiert, sie werden richtig wieder."
Auch Hirnschalenfleisch bot der Apotheker feil. Das zu beschaffen, war nicht jedermanns Sache. Wohl aber die des Henkers.
Der vielseitiger Menschenkenner
Wer mit dem Stigma des Todes behaftet war, konnte auch allerlei Zaubermittel verkaufen: Den Speichel eines zu Tode Gekitzelten, Diebesdaumen, Schamhaare einer gehenkten Frau - all diesen buchstäblich aus dem Kontext gerissenen Menschenteilen wurden magische Fähigkeiten nachgesagt.
Mit der Industrialisierung und der wachsenden Komplexität der Städte veränderte sich auch das Amt des Henkers. Seine Schaffensbereiche wurden verteilt, das Amt des Abdeckers wurde geschaffen. Richtige Henker konnte sich nicht mehr jede Stadt leisten, und als in London Ende des 19. Jahrhunderts ein neuer Henker gesucht wurde, bewarben sich über zwölfhundert Menschen für diesen Posten.
Elisabeth von Russland war fortschrittlich und schaffte bereits 1741 die Todesstrafe in ihrem Reich ab. Sie wurde allerdings später wieder eingeführt. Die Todesstrafe wurde in der Bundesrepublik 1949 abgeschafft, in Bayern jedoch erst 1998, in der DDR 1987, in Österreich 1955, in Frankreich 2007, in der Schweiz 1992 und im Vatikanstaat 2001.
Der Henker als vielseitiger Menschenkenner verließ in Europa Mitte des 20. Jahrhunderts die Bühne der Weltgeschichte. Es gibt Berufe, denen man nicht nachtrauert.
Dieser Text ist ein bearbeiteter Auszug aus dem Buch von Michaela Vieser "Von Kaffeeriechern, Abtrittanbietern und Fischbeinreissern", illustriert von Irmela Schautz; erschienen im C. Bertelsmann Verlag.
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Re: Mittelalterliche Foltermethoden
Attacke hat geschrieben:Habe einen interessanten Artikel im Spiegel gefunden und der passt ganz gut hier rein, wie ich denke:
Ausgestorbene Berufe - Henker und HeilerSpoiler (Öffnen)Einer musste den Job ja machen! In den bizarren Tätigkeiten vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte spiegelt sich der Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft. Die Autorin Michaela Vieser und die Illustratorin Irmela Schautz porträtieren ausgestorbene Berufe - wie etwa den Scharfrichter.
Scharfrichter bei der Arbeit: tiefe Kenntnis der menschlichen Anatomie
Auch: Blutrichter, Blutscherge, Blutvogt, Böser Mann, Dehner, Fleischer, Folterer, Hautabzieher, Marterer, Quäler, Knüpfauf, Züchtiger, Meister Hans und vieles mehr
Bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts: Der Scharfrichter folterte und vollstreckte im Auftrag des Gesetzes, kümmerte sich aber auch um andere unangenehme Aufgaben, die in einer Gesellschaft anfallen, zum Beispiel: Abdeckerarbeiten, Aussätzige vertreiben, Hunde einfangen, Tiere kastrieren, Schriften verbrennen, Kloaken und Gefängnisse säubern, Galgen bauen, Dirnen kontrollieren
Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts: Aufteilung in Scharfrichter, Henker und Schinder
Erkennungszeichen: lebte außerhalb der Stadt, musste sich als Scharfrichter erkennbar kleiden, wurden gemieden
Aktive Zeit: ab dem 13. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert; bis heute in Ländern, in denen die Todesstrafe nicht abgeschafft wurde
Es gab gute, allen voran gesundheitliche Gründe einer Enthauptung beizuwohnen, und es gab weniger gute. Schaulust zum Beispiel.
Als am 21. November 1803 Johann Bückler, besser bekannt unter seinem Räubernamen "Schinderhannes", zusammen mit seiner noch neunzehnköpfigen Bande am Rheinufer hingerichtet wurde, drängten um die Gerichtstätte Epileptiker, die ihre Becher mit dem Blut der Geköpften füllten und tranken. Man nahm zu diesem Zeitpunkt noch an, das Blut frisch Hingerichteter helfe gegen die Fallsucht oder Epilepsie - schließlich rauschte darin noch der Lebenssaft eines Menschen, dessen letzte Stunde zu früh geschlagen hatte. Auch 1812, bei einer Hinrichtung von vier Odenwaldräubern in Mannheim, füllte der Henkersknecht mehrmals einen Becher Blut und reichte ihn an die versammelten Epileptiker.
Was die Schaulust betraf: In London wurden Menschenmengen von vierzigtausend gezählt, die zusammenströmten, um eine Vollstreckung zu sehen, in Bayern grillte man bei solchen Gelegenheiten extra "Galgenwürstchen", und selbst Casanova nutzte die Gunst der Stunde: Er mietete sich bei einer menschlichen Vierteilung in Paris ein Zimmer mit Blick auf die Richtstätte. Die Damen in seiner Gesellschaft zeigten sich beeindruckt.
In diesem makaberen Spektakel spielte der Henker zusammen mit dem Angeklagten die Hauptrolle, und theatralisch wirkte auch der Dialog, der zwischen den beiden formell abgehalten wurde und peinlichst genau notiert wurde:
"Herr Gevatter, verzeiht mir; dass ich dies tun muss, tut mir herzlich leid."
"Tu du nur, was dir befohlen ist."
Zetern und schimpfen bis zur letzten Sekunde
Nicht immer liefen Hinrichtungen so possierlich ab; oft wehrte sich der zum Tode Verurteilte. Einem Henker wurde bei einem solchen Kampf die Nase abgebissen; viele Henker mussten sich vorher Mut antrinken, um der Situation gewachsen zu sein. Allgemein waren Frauen bei Hinrichtungen schwerer zu handhaben als Männer: Sie sahen nicht ein, sich mit ihrem Schicksal abzufinden, und zeterten und schimpften bis zur letzten Sekunde. Die meisten Henker empfanden dies als unangenehm.
1276 findet sich die erste Erwähnung eines Scharfrichters im Augsburger Stadtrecht. Zuvor gab es den "Beruf" des Henkers nicht. Stand ein schlimmes Urteil an, so musste es die Gemeinschaft vollstrecken. Wurde eine Frau im Fränkischen vergewaltigt, so war sie es, die mit einem Hammer die ersten drei Schläge auf eine Speerspitze ausführte, die auf das Herz des Schuldigen gerichtet war. Kaiser Barbarossa ließ elf Mitglieder einer zwölfköpfigen Bande durch den zwölften richten, und in vielen Gegenden Deutschlands war es der jüngste Ehemann einer Gemeinschaft, dem dieses schwere Amt zufiel. Doch ab dem 13. Jahrhundert kristallisierte sich der Henker als der Vollstrecker des Gesetzes heraus, um für das Volk das zu tun, womit das Volk sich nicht versündigen wollte. Will man dem "Sachsenspiegel" glauben, waren die Berufshenker der ersten Stunde angesehene Menschen:
"Er mag die Leut ohne Sünd wohl peinigen und töten. Ja, er tut daran ein Gottes Werk, dass er den Sünder um seiner Sünde willen strafet. Denn damit wird Gottes Zorn versühnet. Siehe nun wohl zu, du Fronbot oder Scharfrichter, dass du den Namen mit der Tat habest, und sei gerecht, dann wirst du heilig genannt."
Das blieb nicht lange so. Zumal Henker, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, noch viele andere Aufgaben zu übernehmen mussten, denen man wirklich nichts Göttliches nachsagen konnte.
Die unheimliche Aura des Henkers
Wer trieb die Aussätzigen und Verseuchten aus der Stadt? Wer sammelte alle Tierleichen ein und verscharrte sie auf dem Anger? Wer ging einmal im Jahr durch die Gassen und tötete alle wilden Hunde und herrenlosen Schweine? Wer kastrierte Pferde und Rinder? Wer traute sich, Hexenbücher zu verbrennen? Wer entfernte Selbstmörder aus ihrem Haus? Wer säuberte die Gefängnisse vom Kot der dort Dahinvegetierenden? Wer zimmerte den Galgen? Wer konnte einen ordentlichen Scheiterhaufen bauen? Wer praktizierte die "hochnotpeinliche Befragung", also die Folter, und konnte diese über Tage hinziehen, ohne dass das Opfer an den Folgen gestorben wäre?
Den Henker umgab eine unheimliche Aura, und er wurde gemieden. Die Berührung mit einem Henker konnte fatale Folgen haben. So wurde in Basel ein Handwerker aus seiner Zunft ausgestoßen, weil er mit einem Henker gebechert hatte. Aus diesen Gründen mussten die Scharfrichter außerhalb der Stadttore leben und vererbten ihren Beruf weiter an die Söhne.
"In Deutschland kommen die meisten zu dieser Verrichtung, dass sie von Scharfrichtern gezeuget werden und zu anderen ehrlichen Handwerken und Hantierungen nicht gelangen können und so aus Not solche Verrichtung übernehmen müssen."
Man lernt nie aus
Die Scharfrichter wussten wohl um die Monstrosität ihres Tuns, und nicht wenige ihres Standes litten unter Depressionen oder Ticks. Die einen führten akribisch Tagebuch, um ihre Tätigkeit zu verarbeiten, andere hatten einen Waschzwang. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Wortwahl der Henker für ihre Tätigkeiten: "Einen feinen Knoten schlagen" bedeutete henken, brandmarken wurde durch "zierlich zeichnen" ersetzt, und "artlich mit dem Rade spielen" stand für rädern. Viele dieses Standes versuchten, ihren Beruf so human wie möglich auszuführen. Einen Scheiterhaufen konnte man beispielsweise mit schwefelgefüllten Schloten versehen, um schneller eine Erstickung herbeizuführen. Jemanden, der gerädert werden sollte, konnte man kurz vorher erdrosseln, um die Schmerzen zu vermeiden, und allgemein galt der Spruch: "Kurze Not, sanfter Tod, Gnade bei Gott."
Es passierte aber nicht selten, dass ein Henker vor lauter Aufregung "butzte", also eine Hinrichtung schlecht ausführte. Um mit einem Schwert in einem Hieb den Kopf vom Rumpf zu trennen, musste man geschickt im Umgang damit sein. Kinder von Henkern übten daher mit Kohlköpfen hinter dem elterlichen Haus. In Innsbruck wurde ein gewisser Johann Putzer, Sohn des Scharfrichters Bartholomeus Putzer, von der Stadt für zwei Jahre auf Wanderschaft geschickt und mit Geld ausgestattet, um das Foltern und Hängen zu lernen. Sein Vater war zwar im Köpfen tadellos gewesen, in den anderen Disziplinen aber weniger geschickt.
Die Henker erhielten von den Städten einen kleinen Lohn und wurden für jede Hinrichtung oder peinliche Befragung extra bezahlt. Manche Städte hielten sich keinen "Meister Hans" und mussten, wenn es notwendig war, einen anfordern. So wurde der Henker von Konstanz 1478 nach Luzern gerufen, um dort eine umfassende Strafe zu vollziehen, bei der er dem Verbrecher erst das Herz aus dem Leib schneiden sollte, dieses unter dem Galgen vergraben und später den Leib köpfen und vierteilen. Das waren alles Extrapunkte auf der Rechnung, und die Reise würde sich für den Konstanzer lohnen. Als er aber in Luzern eintraf, hatte sich die Familie des Verbrechers an die Justiz gewandt, und das Gericht ließ Gnade walten: Er sollte "nur" geköpft werden. Der Henker war daraufhin so aufgebracht, dass nun die Stadt ihm beweisen musste, dass sie das Recht auf Gnade hatte.
Wie der Henker zum besseren Arzt wurde
Es gehört zur Ironie der Geschichte, dass die Henker während des Mittelalters die besseren Ärzte waren. Denn wer hatte tiefere anatomische Einsichten als sie? Ärzte lernten an den Universitäten nur die Theorie, während die Henker mit der Praxis vertraut waren. Das gesamte Mittelalter hindurch war es verboten, einen Körper nach dem Tod zu öffnen, da der Körper bei der Auferstehung möglichst unversehrt und vollständig sein sollte. Der Henker öffnete unter Umständen Leiber lebendig.
Welche Gelenke ließen sich beim Rädern besonders gut brechen? Wie ließ sich eine Wunde heilen, damit eine Folter bald wieder fortgesetzt werden konnte? Wie sieht ein Mensch von innen aus? All das wusste der Henker, und die Bürger wussten, dass der Henker das wusste. Also schlich man sich nachts zu ihm und ließ sich heilen, später auch mit dem Einverständnis der Stadtväter. Viele Henker wurden im 18. Jahrhundert Ärzte und Tierärzte, auch Paracelsus soll von Scharfrichtern gelernt haben. Innerhalb ihrer Familien gaben die Henker alles Wissen weiter.
Aber auch allgemein gebräuchliche Zutaten für die Medizin konnte der Henker besorgen. Menschenfett zum Beispiel war im 17. Jahrhundert in Apotheken erhältlich und wurde vom Henker hergestellt. Ein traditionelles Sprichwort lautete:
"Zerlassen Menschenfett ist gut für lahme Glieder, so man sie damit schmiert, sie werden richtig wieder."
Auch Hirnschalenfleisch bot der Apotheker feil. Das zu beschaffen, war nicht jedermanns Sache. Wohl aber die des Henkers.
Der vielseitiger Menschenkenner
Wer mit dem Stigma des Todes behaftet war, konnte auch allerlei Zaubermittel verkaufen: Den Speichel eines zu Tode Gekitzelten, Diebesdaumen, Schamhaare einer gehenkten Frau - all diesen buchstäblich aus dem Kontext gerissenen Menschenteilen wurden magische Fähigkeiten nachgesagt.
Mit der Industrialisierung und der wachsenden Komplexität der Städte veränderte sich auch das Amt des Henkers. Seine Schaffensbereiche wurden verteilt, das Amt des Abdeckers wurde geschaffen. Richtige Henker konnte sich nicht mehr jede Stadt leisten, und als in London Ende des 19. Jahrhunderts ein neuer Henker gesucht wurde, bewarben sich über zwölfhundert Menschen für diesen Posten.
Elisabeth von Russland war fortschrittlich und schaffte bereits 1741 die Todesstrafe in ihrem Reich ab. Sie wurde allerdings später wieder eingeführt. Die Todesstrafe wurde in der Bundesrepublik 1949 abgeschafft, in Bayern jedoch erst 1998, in der DDR 1987, in Österreich 1955, in Frankreich 2007, in der Schweiz 1992 und im Vatikanstaat 2001.
Der Henker als vielseitiger Menschenkenner verließ in Europa Mitte des 20. Jahrhunderts die Bühne der Weltgeschichte. Es gibt Berufe, denen man nicht nachtrauert.
Dieser Text ist ein bearbeiteter Auszug aus dem Buch von Michaela Vieser "Von Kaffeeriechern, Abtrittanbietern und Fischbeinreissern", illustriert von Irmela Schautz; erschienen im C. Bertelsmann Verlag.
Erstaunlich. Ich wusste echt nicht, dass Henker so zahlreiche Aufgaben hatten und sogar gute Ärzte waren. Das mit den Epileptikern finde ich auch sehr interessant.
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Re: Mittelalterliche Foltermethoden
Eins der bösesten find ich auch das rädern.
Dabei wurde dem Opfer die Arme und Beine gebrochen und diese anschließend in ein großes Wagenrad geflochten und das Rad dann auf einer Stange aufgestellt.
Da dauerte der Tod dann auch lange da ja keine wichtigen Organe betroffen waren.
Wenn man Glück hatte schlug der Henker einem auch auf den Hals Kehlkopf das man erstickte und es hinter sich hatte.
Dabei wurde dem Opfer die Arme und Beine gebrochen und diese anschließend in ein großes Wagenrad geflochten und das Rad dann auf einer Stange aufgestellt.
Da dauerte der Tod dann auch lange da ja keine wichtigen Organe betroffen waren.
Wenn man Glück hatte schlug der Henker einem auch auf den Hals Kehlkopf das man erstickte und es hinter sich hatte.
Ich rückte in einem brillianten takischen Manöver Rückwärts vor.
Und noch eine Erklärung von meinem Namen für die Unwissenden http://www.youtube.com/watch?v=fWpANSpqtEk
Und noch eine Erklärung von meinem Namen für die Unwissenden http://www.youtube.com/watch?v=fWpANSpqtEk