[KdK] Bibliothek der Stadt der Schatten

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[KdK] Bibliothek der Stadt der Schatten

Beitragvon Georgios » 25. März 2013 11:35

Angeblich findet man irgendwo, tief in den Hallen von der Stadt der Schatten eine ganze Bibliothek voller Schriften. Schriften, die von Krieg und Triumph berichten. Das ist nicht wirklich verwunderlich, denn die Bewohner Deadliens lieben Literatur und sammeln diese auch mit Freuden, selbst wenn es die Schriften des Feindes sind. Es ist ganz und gar nicht ungewöhnlich, dass die Bürger Deadliens auch gerne Literaturtourismus betreiben um so auch an Bücher und Schriftstücke aus fernen Ländern zu kommen.
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Re: [KdK] Bibliothek der Stadt der Schatten

Beitragvon Georgios » 25. März 2013 12:14

Die Schlacht der Weiten Ebene


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Zufrieden betrachtete Herzog Georgios das Schlachtfeld. Der Nebel des Morgens waberte noch über das Feld, konnte aber nicht die zahlreichen Toten in ein angemessenes Leichentuch hüllen und verbergen, das beide Seiten Verluste hatten. Hohe. Von der Königlichen Leibwache war nur jeder Neunte entkommen, hauptsächlich die Parna und die Tribokenmannschaften, während unter seinem Banner jeder Zweite gefallen war. Es war natürlich ein gutes Ergebnis, wenn man bedachte, das der König als Genialer Feldherr eigentlich bekannt war und sein Heer leicht größter gewesen war, aber er brauchte jeden seiner Getreuen noch. Sonst stand im Moment niemand auf seiner Seite, selbst sein Vetter, der offizielle Herzog von Ceicla, unterstützte ihn nicht und so hatte er eine Rebellion der Südlichen Provinzen heimlich herbeiführen müssen, damit der König selbst aufbrach. Er war berechenbar gewesen. So leicht in Zorn zu versetzten. Also war er nur von seiner Leibwache beschützt südwärts marschiert. Als er Nahe war, hatte Georgios seine Vasallen gesammelt und den König überfallen. Hier war nun das Ergebnis zu sehen. Neben ihm auf einer Stange flatterte die Fahne seines Hauses im Windes und auf der Spitze der Stange steckte ein wohlbekannter Kopf...ja, Benjamin der VII, der achso so großartige und ritterliche König, er war nun Tod. Und all jene gerächt, die sein Großvater umgebracht hatte. Aber vor allem war nun der Mann gerächt, der ihn mehr oder weniger um seinen Ererbten Titel als Herzog von ganz Ceicla gebracht hatte. Er erinnerte sich noch ganz genau daran als eines Morgens nach dem großen Neujahrsball in der Hauptstadt der König an ihn herangetreten war und ihm kurz und knapp mitteilte, dass seines Erachtens er als Herrscher nicht geeignet sei und man deshalb seinen Vetter zum neuen Herzog ernennen würde, man solle deswegen aber keinen Gramm hegen, würde doch so Ceicla eine grausige Regentschaft erspart werden. Dazu natürlich noch das schöne, kalte Lächeln. "Lächeln tust du nicht mehr, nicht?" spuckte er den schmerzverzerrten Kopf an und wandte sich der Gegenwart wieder zu. "Hauptmann Theoden!" rief er einem seiner Adjudanten zu. "Ja, eure Herrlichkeit?" "Sammelt die Truppe, wir müssen wieder nach Ceilen zurück. Ich habe noch etwas vorzubereiten." "Zu Befehl." Dort angekommen würde er seinen Plan weiterstricken müssen, wenn sein Vetter ihn jetzt anhörte, dann könnten sie sich ja an allen alten Feinden rächen und dann....dann wäre da noch die Frage des Interregnums. Wer solle nun König werden? Wer? Es gab keinen rechtmäßigen Erben, nicht mal einen der unrechtmäßigen Herrscher. Wer hatte nun Anspruch? Niemand und doch jeder. Ein geschickter Mann, wie er es gewiss war, würde es bestimmt weit bringen...aber noch lag diese Ziel in weiter Ferne und es gab wichtigeres zu tun. Bündnisse mussten geschlossen werden, die Hohen Herren würden bestimmt nicht lange warten, bis sie reagieren.
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Re: [KdK] Bibliothek der Stadt der Schatten

Beitragvon Mormegil » 2. April 2013 22:52

:strategie_zone_49: ...
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Re: [KdK] Bibliothek der Stadt der Schatten

Beitragvon Temeraire » 2. April 2013 22:52

Von Vanda:

Die erste Matriarchin Vanidariens - I

Es war lange vor dem Krieg der Fürsten, lange vor dem Eintreffen der abscheulichen Piraten, lange bevor Vanidarien seine Macht einbüßte, es war bevor die Zeit selbst begann. Reihe um Reihe der in Stahl gehüllten Krieger passierten das Tor der großen Bergfestung, Varos der Schild des Nordens. Mehr als 2500 Jahre lang hatte sie über den nördlichen Ländereien von Paradise gethront und gewacht, bis zu jenem Tag an dem die fremden Schiffe an ihrer Küste landeten. Vanidor ritt an der Seite seines Bruders und Fürsten, Vanidar, als sie Ring um Ring der ausgestorbenen Festung durchquerten. Die Bevölkerung war geflohen ohne überhaupt zu versuchen die Mauern zu halten, genau wie es diesen schwächlichen Kreaturen ähnlich sah. Zu Schwäche gesellte sich nicht selten auch Überheblichkeit und aus purer Arroganz war die Armee von Varos ihnen entgegen marschiert um sie zurück ins kalte Meer zu werfen. Vanidor erinnerte sich an die kurze Schlacht oder eher das Gemetzel, er hatte in ihrer Heimat schon Kinder gesehen die mit mehr Leidenschaft und Feuer Blut kämpften. Doch wenn er sich so umsah verstand er warum diese Menschen nicht in der Lage waren sich zu wehren, wogegen sollten sie auch die ganze Zeit kämpfen? Gegen Schmetterlinge und Blumen? Er schüttelte den Kopf und schnaubte abfällig als er an die Märchen dachte die sie von den Gefangenen gehört hatten. Ein mächtiges Geschlecht von Zauberinnen sollte angeblich seit jeher über das Gebiet von Varos herrschen, sie anführen und beschützen. Sie ließen sich von einer Frau anführen! Kein Wunder das sie untergegangen waren, Magie allerdings gab es, zumindest da war Vanidor sich sicher. Er selbst hatte deren Werke in ihrer alten Heimat oft genug gesehen, Hexen, Schamanen alles bösartige Kreaturen und er hoffte sie würden bald weiter ziehen. Im Landesinneren sollte angeblich ein großer Kaiser herrschen, in einer gewaltigen Stadt aus Gold und Marmor. Seine Macht sollte sich über die ganze Insel erstrecken, über ein Reich das wohlhabender war als alle Länder ihrer Heimat zusammen. Vermutlich kämpfen sie sogar in goldenen Rüstungen dachte Vanidor lächelnd, es würde zumindest genug Beute für jeden von ihnen geben. Einen aufregenden Kampf hoffte er inzwischen nicht mehr zu finden, es würde härter werden die Beute gegen die zu verteidigen die nach ihnen kamen. Vanidor wurde aus seinen Gedanken gerissen als sein Bruder neben ihm das Pferd zügelte und abstieg.
„Was ist los?“ fragte Vanidor und verstummte sofort wieder als er sich zum erstenmal seit sie in der Festung waren umsah. Sie hatten einen großen, offenen Platz erreicht der von einer Wiese bedeckt war. Im Zentrum ragte ein weißer, nein fast schon silberner Baum in die Höhe und zeichnete sich deutlich von dem dunklen Gras ab. Doch es waren nicht die silbernen Blätter, die in der Sonne leuchteten und ihn blendeten, die seinem Bruder den Atem verschlugen. Der Fürst ging auf den weißen Baum zu, mit der rechten Hand nahm er seinen Helm ab. Das lange Haar des Fürsten wurde vom Wind zerzaust, es hatte dieselbe Farbe wie dieser merkwürdige Baum, wie jeder aus ihrer Familie. Unter normalen Umständen hätte Vanidor das als ein gutes Omen betrachtet, doch das Ziel auf das sein Bruder langsam zu schritt gefiel ihm ganz und gar nicht.

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Eine junge Frau mit seidigem, schwarzen Haar lehnte an den Baum und beobachtete sie. Vielleicht lag es nur an dem weißen Hintergrund der einen deutlichen Kontrast zu ihr bildete, doch sie wirkte in diesem Moment schöner als jede Frau die er je gesehen hatte. Die Ausstrahlung die ihm entgegenschlug war fast schon übernatürlich und das war es was ihn abschreckte. Sein Bruder dagegen kam direkt vor der Fremden stehen und Vanidor konnte sehen wie sein Blick sich in ihren Augen verlor und die Gesichtszüge seines Fürsten ihre angeborene Härte verloren.
„Wer...wer ähm also“ Vanidar brauchte einen Moment um sich wieder halbwegs zu fangen und die richtigen Worte zu finden während das ebenmäßige Gesicht der Fremden in weiterhin anstarrte „Ich meinte, mein Name ist Vanidar, Fürst in den Diensten des Königs von...von...ach egal. Sagt mir wer ihr seid?“
„Alatia, Matriarchin von Varos, wie alle meine Ahnen zuvor bis zu den Anfängen der Welt.“ antwortete sie und alleine der Klang ihrer Stimme ließ sein Herz höher schlagen „Willkommen auf meiner Burg, werdet ihr lange bleiben?“
„Also ich...ich denke schon.“ antwortete er langsam
„Bruder!“ rief Vanidor und versuchte zu ihm durchzudringen „Die Flotte des Königs wird bald in See stechen! Vergiss nicht warum wir vor den anderen hier sind! Wir wollten uns das Beste des neuen Landes selber holen bevor die restlichen Fürsten wie die Ratten darüber herfallen! Wir müssen weiter und nicht auf diesem Streifen Küste hocken bleiben!“
„Das Beste...vielleicht haben wir das doch schon.“ antwortete er ausweichend und sah ihn nicht einmal an, sondern hielt seinen Blick auf die Frau gerichtet.
„Was hier?“ Vanidor verwirrt sah sich um, gut es gab ein paar hübsche Wälder und die Festung sah zumindest solide aus, aber es war nicht das Paradies das ihnen der Westen oder Süden versprach.
„Wir bleiben gerne.“ sagte sein Bruder, noch immer wie gebannt von den tiefen, dunklen Augen der Matriarchin.
„Na großartig.“ flüsterte Vanidor vor sich hin



Da standen sie also, mitten in einem der vielen Wälder um Varos oder wie sein Bruder es inzwischen nannte...Vanidos. Scheinbar schien Vanidar sich ernsthaft mit dem Gedanken anzufreunden sich hier niederzulassen, gemeinsam mit dieser verdammten Hexe. Anstatt das überraschte Kaiserreich in die Knie zu zwingen und bei der Ankunft ihres Königs ein unterworfenes Land zu präsentieren, waren sie heute mal wieder auf einem Jagdausflug. Vanidor hatte lange darüber nachgedacht wie er dieses Problem lösen konnte. Bei der ersten Jagd hatte er noch daran gedacht bei der Verfolgung eines Hirsches zufällig zurückzufallen, in der Hoffnung die Hexe wäre keine gute Reiterin. Seine Hoffnungen sollten sich nicht erfüllen, sie ritt wie ein Dämon. Aber heute war es anders gekommen, sie fiel absichtlich hinter den anderen zurück. Er hatte es in dem Blick gespürt den sie ihm zuwarf, sie war ebenfalls bereit ihren Streit zu beenden und deswegen standen sie sich jetzt hier gegenüber, weit entfernt vom Fürsten und seinen Männern. Sie würde nicht auf ein unvorbereitet Opfer treffen dachte er. Sein Körper war förmlich übersät von Runen und auch in seinen Händen befanden sich Talismane anstatt eines Schwertes. Sollte sie ruhig versuchen ihn zu verhexen.
„Und was machst du jetzt Hexe?“ rief er ihr höhnisch zu.
Unbeeindruckt davon ging sie einige Schritte auf ihn zu und begann unverständliches Zeug zu murmeln, während sie mit den Händen merkwürdige Zeichen formte. Er starrte sie so gebannt an in Erwartung von dunkler Magie das er den Dolch übersah der plötzlich in ihrer Hand auftauchte. Bevor er Zeit hatte zu reagieren bohrte sich das Messer in Vanidors Kehle, sie ließ den Griff los und wich zurück als er noch einmal kraftlos nach ihr schlug. Gurgelnd und röchelnd ging er in die Knie und brach endgültig zusammen. Sie hockte sich neben ihn.
„Wer an Magie glaubt, ist ein Narr weißt du? Aberglaube ist ein Todesurteil, eine Lektion die du wohl nicht mehr lernen musst, schätze ich. Es war eine große Ehre Matriarchin von Varos zu sein, man konnte kleine Spielzugsoldaten umherschicken und selber bestimmten ob man dem Kaiser die Steuern in 1 oder in 2 Wochen schickt...mehr aber auch leider nicht. Die Menschen von Varos waren nett und soweit ich weiß waren das alle die meine Familie je anbeteten auch. Doch dein Volk ist so anders, stärker, kämpferischer und wer weiß,“ sie griff eine Strähne seines weißen Haares und wickelte es sich um den Zeigefinger „vielleicht mag ich deinen Bruder sogar wirklich. Dieses Haar ist irgendwie niedlich...gut bei dir vielleicht nicht mehr aber du verstehst was ich sagen will oder?“ sie pochte mit einem Finger auf seine Stirn „Es ist unhöflich nicht zu antworten, ach egal.“ Alatia erhob sich wieder „Danke jedenfalls fürs Zuhören, schade das du die strahlende Zukunft deines Geschlechts nicht mehr erleben kannst. Ich vermute irgendein Raubtier oder Aasfresser wird sich deiner annehmen. Viel Glück im Totenreich Vanidor...Silberblatt.“
Vanidar zog nicht weiter ins Landesinnere, sondern suchte nach seinem vermissten Bruder und ließ sich dann in Varos nieder. Die Festung erhielt den Namen Vanidos und der Küstenstreifen sollte auch noch nach 2000 Jahren als Vanidarien bekannt sein. Der einzigartige Baum verlieh seinem Geschlecht seinen Namen, Silberblatt und immer herrschte eine Nachfahrin Alatias über Vanidarien während der Herzog ihr Schwertarm war.

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Re: [KdK] Bibliothek der Stadt der Schatten

Beitragvon Abdülhamid » 3. April 2013 10:25

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Fluchend brachten die Männer Aratars die schwere Kiste mit dem Gold an den Hafenkai. Das Geld musste ihr große Stadt aufbringen, um die Plünderung durch die machtvolle Armee der Piraten zu vermeiden und diese Plagegeister auf Abstand zu halten. Denn der König war tot und niemand verteidigte die Reichsbesandteile gegen Piraten oder schlichtete die Konflikte der Fürsten und Reiche der großen Insel. Prall gefüllt wurde die Kiste mit ihren 20.000 Silbertalern auf das Schiff gehoben, welches das Geld den ankernden Piraten bringen sollte, sobald sie sich weit von der Stadt entfernt hatten. Es war der Preis dafür, dass man die schrecklichen Männer eine lange Zeit nicht mehr sehen würde. Und bis dahin würde Aratar hoffentlich eine starke Flotte und einen guten König haben, der die Teilreiche verteidigt.

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Und Aratar war keine leicht einzuschüchternde Republik, niemals beugte man sich einem Feind, wenn es einen anderen Weg gab. In den letzten Jahren aber waren die Piraten agressiver geworden, vorallem aber gab es viel mehr von ihnen als zuvor und sie waren nun vorallem eines: organisiert. Nicht mehr griff ein Piratenschiff ein anderes an, das Beute geladen hatte oder ein Kapitän weigerte sich, sich einem anderen unterzuordnen. Nein, sie waren inzwischen eine gut organisierte Streitmacht geworden, welche die Republik in der momentantigen Schwächephase zu Fall bringen könnte. Auf ihren Langbooten kamen sie auch Fluusläufe hinaus, somit war selbst das Landesinnere nicht sicher vor ihnen, während die Küste ebenso in brennenden Ruinen versank. Kundschafter hatten Belagerungswaffen auf den Schiffen der Nordmänner entdeckt, etwas das es zuvor noch nie gegeben hatte. Selbst die dicken Mauern der Großfreistadt waren nun kein Schutz wehr, daher hatte Alduin zähneknirschend der Übergabe des Geldes zugestimmt. 20.000 für den Frieden und die Möglichkeit, das Fehlen eines Königs im Reich auszunutzen. Es ging um die Erweiterung des Landbesitzes der Republik, sowie um Bündnisse und geeignetere Handelsplätze...
Die Zeit würde zeigen, ob dies alles diese Summen wert war, Aratar konnte sie sich leisten, doch würde der Doge schnell abgesetzt, wenn herauskam, dass diese Handlungen der Großfreistadt keinen Vorteil erbrachten.

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Re: [KdK] Bibliothek der Stadt der Schatten

Beitragvon Deadly Shadow » 5. April 2013 13:56

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Made by Vanidar


Wir fahren nach Almodosza! - II


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Normalerweise war Aleyandra damit beschäftigt etwas über die Verwaltung des Herzogtums oder die Geschichte ihres Landes und so weiter zu lernen. Trockene, langweilige Themen die alles waren was man ihr beibrachte, aber nach der vorherrschenden Meinung in Vanidarien brauchte sie als jüngere Schwester der Matriarchin auch nicht viel mehr. Sie sollte sich nur manchmal um einige kleinere Angelegenheiten kümmern, wenn Tegara zu beschäftigt war oder sich außerhalb Vanidariens befand. Und auch das nur solange bis ihre Schwester eine Tochter gebar, soweit Aleyandra es richtig verstanden hatte, sollte sie dann Kindermädchen spielen und den Rest ihres Lebens in dieser stickigen Burg verbringen. Man würde sie niemals an eines der anderen Häuser verheiraten, der Einfluss ihrer Linie auf die Silberblätter war zu stark und man wollte keinesfalls das eine Art Möchtegernmatriarchin in einem anderen Fürstentum auftauchte. Aber heute vertrieb etwas diese trüben Gedanken, der Graf von Neidea statte Vanidos einen seiner viel zu seltenen Besuche ab. Im Gegensatz zum großen Rest der Silberblätter ignorierte Aratarn sie nicht und alleine dafür war sie ihm schon mehr als dankbar. Sein Ahnherr war am Hof ein wenig in Ungnade gefallen weil er die Tochter des Grafen von Deadlien, Celina, heiratete die eine Weile als Mündel in Vanidos lebte. Die Heirat zwischen ihm und Celina hatte der Matriarchin nicht im geringsten gefallen, als Hochzeitsgeschenk erhielten sie ein paar Dörfer in den nördlichen Sümpfen. Dort oben gab es seit jeher nichts weiter als Plünderer aus Nordmar und Moskitos, das eine ekliger als das andere. Der Einfluss der sanftmütigen Celina war dort bis heute zu spüren und zwar nicht nur in Aratarns hellbraunen Haaren.
„Autsch!“ rief Aleyandra als das schwere Holzschwert schmerzhaft gegen ihre Hand prallte. Sie warf ihr Übungsschwert vor lauter Schrecken weit von sich und Aratarn setze seines an ihre ungeschützte Kehle.
„Ihr wart mit euren Gedanken wieder ganz woanders junge Lady.“ sagte er mit einem freundlichen Lächeln und trat ein paar Schritte zurück. Sie befanden sich auf einer kleinen Wiese außerhalb der eigentlichen Festung und trotz der Schmerzen in ihrer Hand genoss sie einfach nur die frische Luft. Den ganzen Vormittag über hatte sie hier mit Aratarn geübt und landete dabei meistens unsanft auf dem Boden. Die Stille wurde dagegen von einem Gast unterbrochen der neben ihnen im Gras lag und ihnen zusah, er war Aleyandra nicht ganz so lieb und sie hätte gut auf seine Anwesenheit verzichten können, Aiden Silberblatt.
„Vielleicht solltest du ihr erstmal erklären mit welchem Ende des Schwertes man zuschlägt! Sie stellt sich an wie ein Kleinkind aus dem Süden!“ gackerte er lauthals lachend los während er sich langsam aufsetzte. Schon seit sie ein Kind war jagte Aiden ihr Angst ein, diese unheimliche Wolfsmütze, die merkwürdige südländische Kleidung und das brutale Leuchten in den Augen hatten sie damals sogar oft genug zum weinen gebracht. Etwas animalisches haftete an ihm und zum Glück streifte er meistens, scheinbar ziellos, durch das Land. Seit einigen Jahren jedoch freute sie sich sogar ein wenig über seine Besuche, er hatte das ganze Reich bereist und kannte scheinbar unendlich viele Geschichten.
„Sie ist halt nicht mit dem Schwert in der Hand aufgewachsen.“ erwiderte Aratarn, der Aleyandra ansah wie peinlich ihr diese bescheidenen Künste im Schwertkampf waren, sie hatte kaum Unterricht erhalten und das Meiste wusste sie von Aratarns kurzen Besuchen in der Festung.
„Vielleicht sollte sie einfach ihren Kopf aus den Wolken holen und sich etwas mehr anstrengen. Du bist zu weich mit ihr Aratarn, das muss noch immer das Blut dieser Celina sein. Wirklich erstaunlich wie sehr sie sich von den restlichen Frauen Deadliens unterschieden haben muss wenn so etwas dabei raus kommt.“
„Warst du auf deinen letzten Reisen in Deadlien?“ fragte Aleyandra neugierig nach und ignorierte seine restlichen Worte komplett, stattdessen sprudelten die Fragen nur so aus ihrem Mund heraus „Wie ist es so weit im Westen? Ich habe gehört dort gibt es noch größere und dunklere Wälder als hier und die Leute sollen ein wenig verrückt sein, stimmt das? Und wenn ja, wie verrückt? Wie sehen sie aus? Sind ihre Festungen größer als Vanidos? Was...“
„Sprich nicht so schnell Kleine, ja? Danke.“ sagte Aiden und hielt sich entnervt den Kopf, bevor er schulterzuckend antwortete „Du willst wohl irgendwann selber einmal den Westen besuchen? Die Leute dort sind nicht verrückter als hier, nur vielleicht auf eine andere Art und Weise. Die Höflichkeit die einem in Deadlien entgegenschlägt ist fast schon tödlich. Außerdem ist es kein Ort für eine junge Adlige, dort gibt es Wildkatzen.“ schloss er grinsend
„Ich habe keine Angst vor Katzen.“ entgegnete Aleyandra verwirrt, sie besaß seit Jahren eine der schwarzen vanidarischen Katzen, die sich durch etwas zu lange Ohren und gelbe Ringe im Fell von anderen Arten abhoben, auch jetzt streifte sie irgendwo in der Nähe umher .
„Die Katze die ich meine ist ein deadlischer Lord der eine wahre Besessenheit für das weibliche Geschlecht an den Tag legt, es ist ein Wunder das die Frauen dort sich überhaupt noch die Mühe machen etwas anzuziehen.“
„Oh.“ Aleyandra errötete und wechselte das Thema „Dann erzählt mir etwas über den Rest des Reichs. Über die leuchtenden Strände der Blutküste, über die Chimärenberge und das Vardar Tal oder...“
„Ich bin nicht hier um euren Unterhalter zu spielen.“ sagte Aiden gähnend, legte sich wieder hin und schloss die Augen.
„Was hat er denn immer für ein Problem?“ fragte sie
„Beachte ihn gar nicht weiter, er ist einfach merkwürdig. In dem einen Moment lacht er mit dir über eine Geschichte aus dem Süden und im nächsten geht er dir an die Kehle.“ Aratarn warf dem anderen Silberblatt einen missbilligenden Blick zu „Egal, lasst uns weitermachen.“
Aleyandra hob ihr Schwert auf und stellte sich wieder ihm gegenüber auf. Bevor er sie erneut angreifen konnte wurden sie von einer Stimme unterbrochen, die die schöne Atmosphäre mit schier unendlicher Kälte durchschnitt und Aleyandra glaubte sogar das die Sonne sich ganz schnell aus dem Staub machte und hinter einer Wolke versteckte.

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„Was machst du hier draußen Aleyandra?“ verlangte ihre Schwester zu wissen, die in Begleitung ihres derzeitigen Lieblingsritters, Terrin Silberblatt, die Wiese erreichte.
„Ich bringe ihr den Kampf mit dem Schwert bei, Matriarchin.“ erwiderte Aratarn und gab sich zumindest Mühe respektvoll zu klingen, auch wenn er nicht viel von ihr hielt.
„Ich habe nicht mit dir gesprochen, Sumpfritter.“ Tegara ging auf ihre Schwester zu „Der Herzog will uns alle sehen und sieh nur wie du aussiehst. Deine Kleidung ist dreckiger als die Burg des Sumpfritters, dann noch diese ganzen blauen Flecken und du hast es sogar geschafft das deine Harre noch hässlicher aussehen als sonst.“ Aleyandra wand sich unter ihrem Blick und hoffte einfach nur das sie bald gehen konnte „Verschwinde und lass dich heute lieber nicht mehr blicken.“
Aleyandra warf Aratarn noch einen letzten Blick zu bevor sie sich auf den Rückweg zur Burg machte „Nachtara!“ rief sie, eine vanidarische Katze sprang an ihre Seite und schmiegte sich an ihr Bein.
„Ich hasse dieses Mistvieh.“ sagte Tegara und ließ offen ob sie die Katze oder doch Aleyandra meinte. Seit sie Matriarchin war schien die Existenz von Aleyandra ihr ein Dorn im Auge zu sein. Tegara hatte es sich scheinbar in den Kopf gesetzt, das die Ritter sie niemals mit voller Kraft und Leidenschaft verteidigen würden solange nach Ersatz vorhanden war „Warum bringt ihr meiner Schwester diesen Unsinn bei, Sumpfritter?“
„Damit sie in der Lage ist sich zu verteidigen?“ Aratarn war überrascht von der offensichtlich dummen Frage „Wir leben in unruhigen Zeiten, wenn Krieg ausbricht und die Kämpfe Vanidos erreichen muss sie...“
„Von den Rittern beschützt werden.“ unterbrach ihn Tegara „Und nicht selber auf den Mauern stehen. Man erwartet doch nur von ihr sich still zu verhalten, ist das zu viel verlangt?“ schloss sie, mit einem übertrieben theatralischen Seufzen.
„Sie will halt einfach nur mehr vom Reich sehen als die Mauern von Vanidos.“
„Vielleicht sollte man ausnahmsweise mal mit der Tradition brechen und sie irgendwo in den Süden verheiraten.“ überlegte Tegara, ihr wäre es allerdings auch recht wenn man sie zusammen mit der Katze in einem Sack in den Fluss warf.
„Das wird der Herzog nicht erlauben, das Blut der Matriarchinnen sollte nicht in die niederen Häuser gelangen, Herrin.“ brach Terrin steif sein Schweigen
„Ich wäre fast bereit das Risiko einzugehen, sie...“
„Ah wessen liebreizende Stimme höre ich denn da?“ Aiden war aufgestanden und machte Anstalten sie zu umarmen „Tegara, du bist ja in den letzten Jahren eine richtige Schönheit geworden.“
„Es heißt, Matriarchin.“ Terrin sah ihn verächtlich an und hielt ihn von ihr fern.
„Verzeiht meine Matriarchin!“ Aiden deutete spöttisch lächelnd eine Verbeugung an „Ich war die letzten Jahre nicht in Vanidos und scheinbar habe ich den Tod eurer verehrten Mutter, im letzten Winter, noch nicht ganz verarbeitet. Seid ihr wieder einmal dabei euch über eure Schwester zu beschweren? Es ist angeblich ein Geschenk der Götter wenn eine Matriarchin mit so viel Nachwuchs gesegnet ist.“
„Ah ich habe mich schon gewundert warum die Frauen am Hof panisch die Stadt verlassen und überall dieser schreckliche Gestank in der Luft liegt.“ sagte Tegara und meinte ihre Beleidigungen Ausnahmsweise nicht ganz ernst, Aiden war als Bruder des Herzogs immerhin auch Graf von Gjionland, dem südlichsten Teil Vanidariens „Die Götter hatten schon immer einen schlechten Sinn für Humor, sie ist mir so unähnlich und schwach, ich bin mir sicher das sie nur meine Halbschwester sein kann.“
„Was nicht so ungewöhnlich wäre oder? Matriarchinnen nehmen sich einfach was oder eher wen immer sie gerade wollen, werdet Ihr es genauso halten wie eure Vorgängerinnen?“ fragte er sie zwinkernd mit einem anzüglichen Grinsen im Gesicht „Vielleicht könnte ich euch noch ein wenig aus dem exotischen Süden beibringen.“
Tegara stieg die Röte in die Wangen, sie setzte zu einer Erwiderung an aber ausnahmsweise fiel ihr gerade keine passende Antwort ein, Aiden hatte recht. Matriarchinnen heiraten nicht und es war vollkommen egal wer der Vater ihrer Kinder war, die Tochter der Matriarchin war die Erbin, ob sie von einem Lord oder einfachen Diener abstammte. Tegara wäre allerdings ein Fürst oder Ritter deutlich lieber. „Wie Ihr bereits sagtet, eine Matriarchin nimmt sich was sie will und nicht den Abfall den man ihr einfach vor die Füße wirft.“
„Das schmerzt, aber mein Angebot war durchaus ernst gemeint.“ das Grinsen wich noch immer nicht von seinem Gesicht und Terrin starrte ihn empört an.
Tegara beschloss ihn einfach zu ignorieren, das war ohnehin die beste Art mit Aiden umzugehen „Sumpfritter, zeigt mir lieber ob ihr meiner Schwester wenigstens vernünftig unterrichtet habt. Terrin, euer Schwert.“
Terrin überschlug sich förmlich ihr seine Klinge auszuhändigen, als Graf von Neu Vanidos war er die drittmächtigste Person des Herzogtums und doch scharwenzelte er um sie herum wie ein Hund der nach Aufmerksamkeit bettelte. Es war diese Unterwürfigkeit die Aratarn von den anderen Silberblättern trennte, selbst Aiden mit seiner merkwürdigen Art würde für die Matriarchin sein Leben geben. Er verachtete sie nicht dafür, sondern konnte es einfach nur nicht verstehen. Aratarn zog sein Schwert und freute sich sogar ein bisschen darauf sie zurück auf den Boden zu bringen, vielleicht konnte er ihr sogar diesen Sumpfritter Unsinn ausprügeln.
„Wir kämpfen bis zur ersten Wunde, bis zum ersten Blut Sumpfritter.“ sagte Tegara plötzlich, bevor sie vorschnellte und ihn ohne weitere Vorwarnung attackierte. Aratarn parierte nur langsam und wich vorerst vor ihr zurück, was sie gerade gesagt hatte änderte das kleine Duell leider etwas, wenn er der Matriarchin auch nur einen Kratzer zufügte, konnte er sich gleich vom höchsten Turm der Festung stürzen. Tegara hatte, wie alle Matriarchinnen, eine ausgezeichnete Ausbildung von den besten Rittern Vanidariens erhalten, im Reich respektierte man nur eins, Stärke. Aratarn beneidete ihre Ausbilder nicht, es hieß Tegara hätte bereits vor einigen Jahren einen von ihnen verkrüppelt und einen anderen fast umgebracht. Trotzdem glaubte er nicht daran gegen sie zu verlieren, er schlug sich praktisch schon sein ganzes Leben lang mit Plünderern aus Nordmar und Piraten in den Sümpfen Neideas. Er schüttelte sein Unbehagen ab und machte einen Ausfallschritt nach vorne, schlug ihr Schwert zur Seite und begann jetzt sie unter Druck zu setzen. Doch egal wie schnell seine Hiebe auf sie einprasselten er traf nicht, es war als kämpfte er gegen Wasser, für sie schien das ganze eher ein Tanz als ein Kampf zu sein. Mit einem gefährlichen Lächeln stach sie nach seinem Herzen, er wehrte den tödlichen Angriff mit der flachen Seite seines Schwertes ab und wurde in die Defensive gedrängt. Tegaras Schläge prasselten einfach nur auf ihn ein, sie schien sich keinerlei Sorgen um ihre Verteidigung zu machen und mehr als einmal sah er eine Chance ihr sein Schwert einfach in die Kehle zu rammen. Sie kämpfte als würde sie sich für unsterblich oder unverwundbar halten und zumindest in diesem Kampf war sie das auch irgendwie. Bevor er eine Möglichkeit finden konnte zu gewinnen ohne sie wirklich zu verletzten setzte sie zu einem schnellen, tiefen Hieb an und zog ihre Klinge über seinen linken Oberschenkel, der Stahl durchdrang den dünnen Stoff und das Fleisch darunter. Aratarns Bein gab unter ihm nach und sie schlug ihm das Schwert aus der Hand, während er vor ihr kniete. Tegara ließ ihr Schwert eine Weile neben seinem Gesicht schweben und fügte ihm dann einen tiefen Schnitt an der Wange zu. Es gefiel ihr wohl ihn noch ein wenig zu demütigen, aber in einem echten Kampf würde er sie jederzeit töten und das war alles was für Aratarn zählte.
„Mehr bringt man euch also in den Sümpfen nicht bei? Das ist traurig und solche Gestalten wachen über den Norden meines Landes.“ sagte sie herablassend und übergab die Waffe wieder an Terrin der den Kampf begeistert beobachtet hatte und jeder ihrer Bewegungen mit den Augen aufzusaugen schien. „Aiden, der Herzog uns alle in der Festung, es sind Nachrichten aus Almodosza gekommen. Und nehmt diese hässliche Mütze ab, Ihr seht lächerlich aus und der Herzog hasst es euch so zu sehen.“ Mit einem letzten Blick auf den noch immer stummen Aratarn rauschte sie davon.



Tegara lag mal wieder auf ihrem Thron, die Beine über die Lehne geschwungen und den Kopf gelangweilt in den Nacken gelegt. Um sie herum hatten sich der Herzog und die wichtigsten Adligen Vanidariens versammelt, ein Raum randvoll mit silbernen Blättern. Die lang ersehnte Einladung zur Versammlung der Fürsten war eingetroffen, doch vorher hatte sie mit dem Herzog noch etwas anderes zu besprechen.
„Warum habt ihr dem Nordmarer einen Eid geschworen Roger?“ fragte sie und starrte an die Decke des Thronsaals.
„Ihr wart gerade dabei euch um Kopf und Kragen zu reden, Herrin.“ erwiderte Roger so respektvoll wie möglich „Selbst das bisschen eurer kleinen aufrührerischen Rede wird dank der Anwesenheit unserer Wachen oder der losen Zunge der Nordmarer bald die Stadtmauern verlassen und Gerüchte fliegen weit wenn sie nur interessant genug sind.“
„Gerüchte über ein wenig jugendlichen Leichtsinn würde ich nicht überbewerten.“ warf Terrin ein
Roger betrachtete seinen Sohn fast schon mitleidig „Wir nennen es vielleicht so, andere nennen es Hochverrat und es wäre besser wenn ihr versuchen könntet zukünftige Abgesandte nicht mehr ganz so viel Abneigung entgegenzubringen.“ Er wusste das er praktisch mit einer Wand redete aber einen Versuch war es Wert.
„Das dürfte kein Problem darstellen.“ erwiderte Tegara
„Wirklich?“ fragte Roger überrascht nach, vielleicht hatte er sich ja verhört aber hatte sie ihm gerade zugestimmt?
„Ich werde in nächster Zeit keine Botschafter empfangen, Aleyandra kann sich während meiner Abwesenheit darum kümmern. Dann ist sie wenigstens mal zu etwas Nütze.“
„Abwesenheit?“ scheinbar hatte er sich zu früh gefreut und ihm gefiel ganz und gar nicht worauf das hinauslief.
„Ich werde selbstverständlich zur Versammlung nach Almodosza aufbrechen, wie es meine Aufgabe ist als Herrin von Vanidarien.“ ein amüsiertes Lächeln stahl sich auf Tegaras Lippen als der Herzog aufstöhnte, das hatte gerade noch gefehlt.
„Es ist die Aufgabe des Herzogs sich mit den Fürsten und der Krone auseinanderzusetzen, ich denke nicht...“ versuchte Roger vorsichtig ihre Meinung zu ändern
„Was auch immer ihr gerade nicht denkt, es ist mir gleich. Ich werde morgen mit den Grafen von Neu Vanidos und Gjionland in die Hauptstadt aufbrechen. Ihr solltet euch lieber darum kümmern das meine Schwester in der Zwischenzeit nicht zu viel Ärger verursacht.“
Um Aleyandra machte Roger sich keine Sorgen, sie würde tun was man von ihr verlangte. Bei der Aussicht das Tegara bald stundenlang mit Vertretern aus allen Ecken des Reichs in einem Raum eingesperrt war lief es ihm allerdings eiskalt den Rücken runter.
„Aiden wird noch heute nach Westen aufbrechen und Verhandlungen mit den Republiken beginnen, das Bündnis zwischen uns und Nordmar könnte sie unruhig werden lassen.“ war alles was Roger dazu sagte, sie hatte ihre Wahl getroffen und alles was er jetzt noch machen konnte war zu beten das sie keinen Krieg anfing.
„Ihr habt Zweifel mich zur Versammlung zu lassen aber schickt ein Tier zu Verhandlungen mit unseren Nachbarn?“ der Gedanke schien Tegara zu amüsieren
„Manchmal braucht man eben ein Tier um die Arbeit eines Tieres zu erledigen.“
„Mir soll es recht sein, es reicht wenn Terrin und seine Ritter mich begleiten. Aiden würde vermutlich nur im Weg rumstehen und den armen Adligen Angst einjagen.“
Die Fürsten des Reichs akzeptierten oder eher ignorierten die Existenz der Matriarchin, mehr aber auch nicht. Roger runzelte zweifelnd die Stirn, er war sich sicher das sie auch alleine genug Schaden anrichten konnte. Er sollte lieber schon mal sein Schwert schärfen...
Evil Deadly, das (ehemalige) Böse der VVV und Meister des donnerstäglichen Glückes.

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sgt.feldsau
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Re: [KdK] Bibliothek der Stadt der Schatten

Beitragvon sgt.feldsau » 7. April 2013 12:44

Gepostet für Vanidar

Aleyandra Silberblatt - III


„Nachdem Vanidar, den man später Silberblatt nennen sollte, die nördliche Küste des neuen Paradieses erobert und seine Stellung gefestigt hatte, entschied er sich, die Einwände seiner Generäle ignorierend, nicht weiter vorzurücken. Eine Entscheidung für die seine Nachkommen noch heute bezahlen müssen, als der König und seine Speichellecker mit dem Großteil der Flotte ankamen beanspruchten sie das gesamte Kaiserreich und die reichsten Provinzen für sich. Wir blieben im Norden, beim Weißen Baum und der geheimnisvollen Frau die mit unserem Fürsten das Matriarchinnengeschlecht gründete. Silberblatt entsagte trotz einer ansehnlichen Streitmacht größerer Macht und unendlichem Reichtum, stattdessen blieben er und seine Ritter treue Diener des Königs und das viele Hundert Jahre lang. Natürlich hielt die Loyalität gegenüber der Herrscherfamilie uns nie davon ab den Reichsfrieden bei jeder Gelegenheit zu brechen. Die Kriege zwischen Vanidarien und Nordmar ließen die Vanidaren schon bald am königlichen Hof in Ungnade fallen. Was den Silberblättern nicht viel ausmachte, solange sie ab und zu einen kleinen Krieg führen konnten lebten sie zufrieden in ihrem eigenen kleinen Reich. Das Wort des Königs ist Gesetz heißt es so schön, in Vanidarien dagegen waren die Worte des Königs nie hübsch genug, um die fast schon fanatische Anbetung der Matriarchinnen zu unterbinden. Viele Könige entschieden sich die Existenz dieser Herrscherinnen einfach zu ignorieren, einige wenige versuchten sie loszuwerden und ihre Macht über die Silberblätter zu brechen. Am häufigsten bedienten sie sich dann der einfältigen Nordmarer als Werkzeug. Deren Armeen zerschellten ein ums andere mal an den Mauern Vanidos und nie gelang es ihnen die mächtigen Festungswerke zu überwinden. Den kleinen Nordlingen blieb jedes mal nichts anderes als die panische Flucht zurück in ihre heruntergekommenen, eisigen Bergfestungen.

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Die Silberblätter sahen zwar keiner strahlenden Zukunft entgegen, aber sie waren zufrieden mit ihrer, seit vielen Hundert Jahren, unveränderten Situation im Reich. Doch die Zeit um Vanidarien herum blieb nicht stehen, das Reich veränderte sich und schon seit langem erhoben sich aufrührerische Stimme gegen die Königsfamilie. Aus Reden wurden Unruhen in den einzelnen Reichsteilen, aus leichten Unruhen wurde im Jahr 1988 ein handfester Bürgerkrieg zwischen den Fürsten. Vanidarien war nicht länger in der Lage sich einfach aus dem Geschehnissen im Reich rauszuhalten als der Krieg sie erreichte. Die Silberblätter und ihre Truppen zogen treu an der Seite des rechtmäßigen Königs in den Kampf, leider erfolglos. Bis heute weiß ich nicht wie unsere Ritter eine Schlacht nach der anderen verlieren konnten, doch sie taten es und am Ende erklomm ein neues Geschlecht den Thron. Der neue König ließ nicht zu das Vanidarien sich einfach wieder vom restlichen Reich isolierte, er konnte keine so große Macht akzeptieren die nicht voll und ganz hinter ihm stand. Große Teile des Herzogtums wurden den Königslanden einverleibt und in den nördlichen Kronlanden, wo der Einfluss der Matriarchin und ihrer Ritter immer stark gewesen war, begann man den Menschen die vanidarische Kultur nach und nach auszutreiben. Zu schwach um Widerstand gegen das gesamte Reich zu leisten versank Vanidarien in den letzten 100 Jahren fast gänzlich in der Bedeutungslosigkeit.
Roger Talien Silberblatt „Wenn silberne Blätter fallen“



2089. Jahr der Sonne, Herzogtum Vanidarien, Vanidos

Das Herz von Aleyandra Silberblatt schlug ihr vor Aufregung fast bis zum Hals und hämmerte in ihrer Brust, dabei waren sie noch nicht einmal aufgebrochen. Jeden Moment erwartete sie das die Matriarchin auftauchte und sie doch noch irgendwie aufhielt. Fast ein Dutzend der prachtvollsten Ritter die der Herzog finden konnte warteten auf oder neben ihren Schlachtrössern im Burghof, auch wenn Roger ihre Reise missbilligte sollte sie mit einer angemessenen Eskorte in den Republiken eintreffen. Auf einem recht einfachen Wagen war ihr Gepäck verstaut, das sie in der letzten Nacht, mithilfe einiger Diener, eilig zusammengesucht hatte, an Schlaf war nicht zu denken gewesen. Sie selbst schwang sich auf eine ruhige, braune Stute die sie bereits seit Jahren ritt. Man hatte ihr vielleicht nicht viel über Dinge wie Kämpfen oder Herrschen beigebracht aber reiten konnte sie seit sie ein Kind war, wie es sich für eine Adlige aus Vanidarien gehörte. Ein fröhliches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie sah wie Theron auf sie zukam, inzwischen jagte der langhaarige Republikaner ihr keine Angst mehr ein, was allerdings ausschließlich an ihrer Unwissenheit lag. Aleyandras Augen huschten kurz zu dem Gepäck hinüber, irgendwo dort zwischen ihren Sachen schlief ihr Geschenk für den Mörder, er hatte es ihr immerhin erst ermöglicht die Festung zu verlassen. Sie hatte seine Enttäuschung gesehen als er erfuhr das vanidarische Katzen nicht an Fremde verkauft wurden, also hatte sie letzten Nacht einen Ritter in die Stadt geschickt und selber eines der seltenen Tiere erstanden. Aleyandra würde sie Theron überreichen sobald sie in den Republiken waren. Sie hatte denselben Ritter dazu verdonnert sich während der Reise um die Katze zu kümmern, eine Aufgabe die ihn nicht unbedingt begeisterte, aber das war ihr egal.
„Habt Ihr ein Pferd Theron?“ fragte sie neugierig als er vor Aleyandra stand und zu ihr hoch blickte
„Pferde sind teuer, meine Füße nicht.“ erwiderte er schulterzuckend, noch immer mit dem gleichen ausdruckslosen Gesicht wie schon am Abend zuvor.
„Dann werdet ihr ein vanidarisches Schlachtross reiten, natürlich nur falls es euch nicht sofort wieder abwirft.“ Sie winkte einen der Ritter zu sich.
„Lieber etwas Ruhigeres.“ sagte Theron, während der Ritter sich, nach dem Befehl der jungen Silberblatt, auf den Weg zu den Ställen machte. Als sie warteten trat ein weiterer Mann mit mittellangen, braunen Haaren, aus der Burg und schwang sich wortlos auf eines der Pferde im Hof.

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„Das ist Aratarn Silberblatt der Graf von Neidea, er wird meine Eskorte anführen.“ sagte Aleyandra begeistert als sie den jungen Ritter erblickte, ihr selbsternannter Schwertmeister würde sicher ohne Probleme für ihre Sicherheit sorgen können.
„Er sieht nicht aus wie ein Silberblatt.“ Theron betrachtete die hellen, braunen Haare und grünen Augen die ihn abschätzig musterten.
„Ach das liegt nur daran das vor dem Krieg eine deadlische Fürstentochter seinen Großvater oder Urgroßvater oder etwas in der Art geheiratet hat, seht Ihr den roten Umhang? Er steht für die Farbe Deadliens und soll jeden daran erinnern das er sich nicht nur als Silberblatt sieht.“
In Aratarn fand Theron endlich jemanden der den Auftragsmörder mit dem angemessenen Misstrauen betrachtete und ihn nicht aus den Augen lassen würde solange er sich in der Nähe des Mädchens befand. Aleyandra war so ziemlich die einzige von allen Silberblättern die der junge Ritter leiden konnte und nicht für gänzlich wahnsinnig oder arrogant hielt. Aratarn hatte sich freiwillig für ihre Eskorte gemeldet, er würde sie nicht mit einem Mann ziehen lassen der Meilen gegen den Wind nach Mord und Strömen von Blut stank. Viel mehr Worte wurden auch nicht zwischen ihnen gewechselt, bis ein Pferd für Theron bereitstand und sie sich auf den Weg machen konnten. Aleyandra war es als fiele ihr ein gewaltiger Stein vom Herzen als die Tore von Vanidos hinter ihr zufielen und sich das hügelige, von kleinen Wäldern bedeckte Zentralvanidarien vor ihr erstreckte.
„Wollt Ihr die wirklich mitnehmen?“ Theron deutete auf Nachtara, die vor Aleyandra auf dem Pferd lag und versuchte zu schlafen „In den Republiken gibt es sicher genug Leute die ein Vermögen bezahlen würden, um etwas so Seltenes stehlen zu lassen.“
„Warum sollte jemand meine Katze stehlen?“ fragte Aleyandra und ehrliches Entsetzen spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder, während sie das Tier sanft an sich drückte. Auch Vanidos war keine Stadt frei von Dieben oder Gesindel, aber diese hatten meisten keine große Wahl, als zu verhungern oder eben zu Verbrechern zu werden um am Leben zu bleiben. Sie konnte sich nicht vorstellen das jemand ihre Nachtara essen wollte...oder doch? Aßen Republikaner etwa Katzen? Sie hoffte nicht, ansonsten würde ihr sehr schnell der Spaß an dem Besuch vergehen. Theron öffnete den Mund und schloss ihn wieder als ihm darauf nichts einfiel, er war sprachlos von der geballten Naivität die ihm gerade um die Ohren geschlagen wurde und fast schon drohte den Auftragsmörder von seinem Pferd zu werfen. Eine Weile blieb er still, bevor er einfach nur kurz angebunden eine Antwort murmelte „Ich weiß es nicht, keine Ahnung wie ich auf diese dumme Idee gekommen bin.“
Therons Pferd setzte sich neben Aratarn an die Spitze „Unser Ziel wird die Stadt Benjii sein, in welcher das Haus Mimir herrscht, ich bin sicher man wird euch dort freundlich aufnehmen. Die Stadt liegt nicht weit entfernt von der östlichen Grenze der Republiken, der kürzeste Weg wäre...“
„Danke.“ unterbrach ihn Aratarn mit kalter, abweisender Stimme „Ich kenne den Weg selber, meine Heimat liegt nahe eures Landes. Wir ziehen am Meer entlang in den Norden und dann durch die Sümpfe Neideas weiter nach Westen.“
„Nein.“ warf Aleyandra hinter ihnen energisch ein, wenn sie schon eine Gelegenheit erhielt Vanidos zu verlassen, würde sie bestimmt nicht tagelang durch die langweiligen, leeren Sümpfe irren „Nein wir gehen nicht nach Norden, sondern einfach geradewegs nach Westen, durch die Kronlande, das ist der schnellste Weg.“
Aratarn drehte sich überrascht zu ihr um, er war es nicht gewohnt das sie irgendwem Wiederworte leistete und runzelte verwirrt die Stirn „Das Land des Königs ist nicht so sicher wie man vielleicht denkt, vor allem seit seinem Tod und unser Banner ist dort nicht gerade gerne gesehen.“
„Wir gehen nach Westen.“ sagte sie mit fester Stimme, es war ihr gelungen Vanidos hinter sich zu lassen, vielleicht sollte sie öfter mal versuchen derart Entschlossen aufzutreten. Das schien bei ihrer Schwester immer ganz gut zu funktionieren.
„Dann kommen wir durch die nördlichen Hügel und auch durch die Provinz Tastos.“ Zweifel schwangen in Aratarns Stimme mit, das war keine gute Route.
„Und?“ hakte Aleyandra nach
„In den Hügeln werden wir keine Unterkunft finden, seit dem Krieg der Fürsten gibt es dort nur noch ein einziges Dorf mit ein paar Hundert Einwohnern und das obwohl die Provinz von der Größe her an ganz Vanidarien heranreicht.“ Früher lebten die Vanidaren auch noch in dieser, von Wald bedeckten, Hügellandschaft aber seit dem Krieg benutze der König es als eine Art Puffer zwischen den Kronlanden und dem Herzogtum. Über Tastos wollte er lieber gar nicht erst reden, wenn sie dort mit Königlichen aneinandergerieten könnte es schnell hässlich werden.
„Das ist mir egal, wir lagern einfach im Freien.“
„Und wenn es regnet...“
„Seit wann seid Ihr aus Zucker Aratarn?“ unterbrach sie ihn „Meine Entscheidung steht fest, Ihr könnt ja alleine durch Eure Sümpfe reiten falls es Euch dort so gut gefällt, ich bin sicher wir finden uns in Benjii schon irgendwie wieder.“
Aratarn seufzte schicksalsergeben und sie folgten der Straße Richtung Westen, in die Kronlande.


2089. Jahr der Sonne, die vier Republiken, Benjii

Aiden gefiel sein neuer Auftrag, er sollte nichts weiter machen als ein Bündnis mit den Republiken schließen, ein kleiner Preis dafür mal wieder durch die westlichen Städte zu ziehen. Er befand sich in einer heruntergekommenen Kaschemme, wo auch sonst? Aiden hatte seine ganze Jugend entweder in Orten wie diesen oder bei der Jagd verbracht. Bevor er weiter nach Gurilia zog hoffte er hier den ein oder anderen alten Bekannten zu treffen. Aiden war zwar ein Graf aber dieser Titel hatte ihm noch nie viel bedeutet, seine Kontakte reichten vielleicht nicht so weit wie die eines richtigen Spions aber er war auf seinen vielen Reisen durch das Reich nicht untätig gewesen. Zu seiner Überraschung sah er sogar wirklich jemanden den er gut kannte. Einen Moment überlegte ob er dem Mann mit den kurzen, dunklen Haaren, der sich gerade mit einer Kellnerin unterhielt, von hinten auf die Schulter klopfen sollte. Gerade noch rechtzeitig erinnerte Aiden sich daran das der Auftragsmörder schon immer eine nervöse Ader gehabt hatte, war praktisch eine Berufskrankheit und da er keine Lust hatte ausversehen erstochen zu werden rief er lieber seinen Namen. „Aron!“

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Der drehte sich erstaunt um und begann zu grinsen „Aiden Silberblatt! Haha! Aiden, du alter Verbrecher!“ er umarmte den mürrisch dreinblickenden Silberblatt stürmisch, Aiden hasste es so begrüßt zu werden und genau das wusste Aiden „Wessen Tod führt dich zu mir? Oder suchst du selber nach ein wenig Nervenkitzel? Ich weiß das du Talent hast, wie war das noch damals in Juliues, als du diesen eingebildeten Schnösel für irgendeinen noch eingebildeteren Lord töten solltest? Das war großartige Arbeit, bis dahin habe ich immer gedacht Vanidaren bewegen sich ohne ihre Pferde langsamer als Berge!“ Er setzte sich lachend an einen leeren Tisch und deutete auf den Platz ihm gegenüber, eine gelangweilt dreinblickende Frau brachte ihm sofort eine Flasche mit Wein und zwei Gläser „Setz dich Silberblatt, das Zeug geht auf mich. Jedenfalls, wann war das noch gleich? Vor Zehn Jahren?“
„Vor Neun.“ entgegnete Aiden „Dein Gedächtnis ist noch genauso mies wie früher, ein Wunder das du dir die Namen deiner Opfer merken kannst.“
„Nein, ich bin mir sicher das es vor Zehn war, doch natürlich.“ sagte er nachdenklich „Ich erinnere mich genau daran, die damalige Matriarchin hatte dich mal wieder aus Vanidos gejagt weil du sie mit deiner Art ständig zur Weißglut getrieben hast und du bist ohne ein Stück Gold in Juliues aufgetaucht. Hätte ich nicht freundlicherweise meine Aufträge mit dir geteilt, du wärst elendig verhungert.“
„Das war vor Neun Jahren Aron.“ wiederholte Aiden „Warum bist du nicht mehr in den westlichen Republiken? Du hast sicher nicht schlecht verdient in den Diensten der Linda, soweit ich weiß können sie immer einen guten Mörder brauchen.“
„Ach, Linda zahlt gut aber weil sie die Gilden im Würgegriff haben herrscht rege Nachfrage nach meinen Talenten bei den anderen Häusern. Die Mimir zahlen daher sogar noch mehr und was soll ich sagen, das Gold ruft, nein es schreit einfach nach mir.“
„Noch immer auf der Suche nach dem Reichtum was? Man sollte meinen du hast inzwischen genug verdient um dich zur Ruhe zu setzen.“
„Ruhe?“ fragte er empört „Das wichtige an Geld ist das man es ausgibt! Und zwar am besten mit beiden Händen gleichzeitig! Ich werde bestimmt nicht lange genug leben um alt zu werden.“
„Genau diese Einstellung habe ich vermisst.“ sagte Aiden und lachte diesmal sogar „Aber ich bin nicht aus meinem Loch in Vanidarien gekrochen um über deine Ersparnisse zu reden. Ich soll ein Bündnis zwischen den Republiken und meiner Matriarchin aushandeln und hatte auf ein paar neuere Informationen aus Gurilia gehofft.“
„Dann kommst du zu spät.“ erwiderte Aron Stirnrunzelnd „Man hat einen meiner Kollegen geschickt um in Vanidarien genau dasselbe zu versuchen, nämlich ein Bündnis zwischen unseren Reichsteilen zu schließen.“
„Einen deiner Kollegen? Sind euch die Diplomaten ausgegangen?“ für Aiden war seine Arbeit damit wohl getan, es hatte keinen Sinn noch weiter zu reisen, also konnte er sich genauso gut zurücklehnen.
„Diplomaten können gut reden aber lassen sich zu leicht umbringen.“ Aron zuckte mit den Achseln „Ach, was weiß ich was Markus Linda sich dabei gedacht hat, aber sei lieber froh das du ihm nicht begegnen musst. Der Kerl würde es sogar schaffen dir Angst einzujagen.“
„Ist er etwa einer von der gefährlichen Sorte?“
„Ha! Eher von der richtig gefährlichen die dich im vorbeigehen umbringt ohne es überhaupt wahrzunehmen, es ist die Schlange persönlich!“
Aiden verzog das Gesicht, er hatte genug Geschichten über die Schlange gehört um zu wissen das er wirklich keine Lust hatte dem besten Mörder der Republiken über den Weg zu laufen.
„Bleib eine Weile hier. Komm schon Aiden. In Benjii gibt es alles was man braucht um gut zu leben, hübsche Frauen mit niedrigen Ansprüchen die für genug Gold alles machen, Alkohol in Strömen und wenn dir langweilig wird kannst du mal wieder auf die Jagd gehen, es gibt immer jemanden der für das Blut Anderer einen hohen Preis zahlt.“ Aron zwinkerte ihm zu, hob sein Glas und fuhr mit hochtrabender Stimme fort „Auf republikanischen Wein!“
„Und darauf das er nicht vergiftet ist.“ erwiderte Aiden mit einem wölfischen Grinsen als er anstieß, das Angebot seines alten Freundes kam genau richtig. Sein Auftrag hatte sich scheinbar von alleine erledigt und er wusste eh nicht was er mit seiner Zeit anfangen sollte, ein kleiner Urlaub in den Republiken hatte ihm noch nie geschadet.


2089. Jahr der Sonne, Königliche Provinz Tastos, nahe der Stadt Seiner

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„Erzählt mir etwas über Benjii, Theron.“ forderte Aleyandra ihn auf, sie konnten nicht mehr als einen Tag von der republikanischen Grenze entfernt sein und ihre Neugier war endgültig geweckt „Wer herrscht dort? Wie sieht die Stadt aus? Ist es sehr anders als in Vanidos? Wie sind die Menschen? Und...“ Aleyandra zögerte kurz, sie kam sich albern vor diese Frage zu stellen, aber sie verfolgte die Silberblatt schon die ganze Reise über und spuckte ihr im Kopf herum „essen sie zufällig Katzen?“
„Was?“ Mit vielen Fragen hatte Theron gerechnet aber nicht mit dieser „Nein, nein warum sollten sie?“ Wie kam die junge Silberblatt nur immer auf solche Gedanken, fragte er sich verwirrt.
„Oh,“ Aleyandra wirkte erleichtert „oh das ist gut. Und meine ganzen anderen Fragen?“ hakte sie forsch nach.
„In Benjii regieren die Mimirs, geführt wird das Haus von der alten Lias, wenn man von diesem religiösen Unsinn absieht ist sie ganz in Ordnung, schätze ich. Sie heiratete nach dem Tod ihres Mannes den Lord der Petrovsky und ist damit vermutlich die einflussreichste Frau in den Republiken. Sie hat Zwillingen das Leben geschenkt, Recon und Miranda. Miranda ist älter als Ihr aber ein sanftes Wesen, Ihr werdet denke ich gut mit ihr auskommen. Wenn Ihr euch für Geschichte interessiert...“ Er brach ab als Aratarn und die Ritter der Leibwache stehen blieben.
„Warum halten wir an?“ verlangte Aleyandra zu wissen, vor ihnen führte die Straße in eine kleine Siedlung, umschlossen von einer einfachen Mauer aus Holz. Sie hatte noch nie eine Mauer aus einfachem Holz gesehen schoss es Aleyandra durch den Kopf, in Vanidarien baute man mit festem Stein auf den steinernen Ruinen der Völker die vor ihnen an der Küste gelebt hatten.
„Das ist Seiner, wir umgehen es und reiten eine Weile abseits der Straße weiter, bis wir es hinter uns gelassen haben.“ antwortete Aratarn besorgt, er hatte eigentlich nicht vorgehabt so nahe an der kleinen Stadt vorbeizukommen das Aleyandra sie sehen konnte.
„Dazu gibt es keinen Grund, ich möchte sie mir ansehen.“ als Aratarn ihr einen strengen Blick zuwarf lächelte sie ihn einfach strahlend an und trieb ihr Pferd sorglos vorwärts „Die Siedlung ist klein, wir sind in zwei Minuten auf der anderen Seite und wieder zurück auf der Straße!“ rief sie und zwang die Ritter damit ihr zu folgen, ach ja und Theron natürlich auch.
Die Wachen am Tor sahen scheinbar keinen Grund das Dutzend Ritter aufzuhalten und sie erreichten den Marktplatz im Zentrum der kleinen Stadt ohne Probleme. Aratarns Anspannung fiel langsam von ihm ab, aber er würde sich erst gänzlich beruhigen wenn sie Seiner wieder verließen. Die Menschen wichen vor den Rittern zurück und machten den Weg frei, zumindest anfangs. Scheinbar hatte es eine Weile gedauert, aber inzwischen erkannten sie das Banner der Ritter, den Weißen Baum auf Rot-Schwarzem Grund. Die Leute starrten sie verblüfft an und sammelten sich zu einer schnell anschwellenden Menschenmenge. Aleyandra hob, nervös lächelnd, die Hand um ihnen zuzuwinken, sie wusste nicht was sie sonst in so einer Situation tun sollte und hoffte einfach dass es schon irgendwie richtig war.
„Lang lebe die Matriarchin! Lang lebe der Weiße Baum von Vanidos!“ rief ein Mann ihnen laut zu als er das sah. Vereinzelt erklangen weitere Rufe aus der Menge, hier und da auch zustimmendes Gemurmel, allerdings nicht für lange. Es mischten sich immer mehr Flüche und Beleidigungen gegen die Silberblätter und insbesondere die Matriarchin darunter, bald schon klang es als würde ein wütender Hornissenschwarm über der Siedlung schweben. Die Königlichen und Vanidaren in der Menge begannen sich gegenseitig anzuschreien und die Gemüter kochten schnell über. Bevor Aleyandra wusste was überhaupt los war, befand sie sich mit ihrem Pferd in einem Meer aus drängelnden Menschen, nur zurückgehalten von ihren wenigen Rittern. Ein Mann klettere auf den Wagen mit ihrem Gepäck, begann darin umherzuwühlen und ihre Sachen in die Menge zu werfen, während andere gleich versuchten das ganze Gefährt umzuwerfen, die Ritter waren alle damit beschäftigt sie zu schützen ohne die Einwohner zu töten. „Die Katzen.“ schoss es Aleyandra durch den Kopf, alle beiden vanidarische Katzen befanden sich dort. Sie vergaß die gefährliche Situation und wollte bereits hastig vom Pferd springen um selber nach hinten zu rennen. Doch Theron, der an ihrer Seite ritt, hielt sie fest und verhinderte damit dass sie absteigen und von der Menge verschluckt werden konnte.
„Aber der Wagen! Aratarn!“ rief sie verzweifelt und versuchte erfolglos sich aus dem stahlharten Griff zu befreien „Aratarn!!“
Dem war der Wagen eigentlich ziemlich egal, er wollte einfach nur aus Seiner verschwinden, aber es war wirklich nicht die richtige Zeit sich mit ihr zu streiten. Aratarn zog sein Schwert, ritt neben den Wagen und rammte es dem Mann darauf ohne große Worte zu verlieren in die Brust. Als er es unter einer Blutfontäne herauszog und die anderen Ritter ebenfalls ihre langen Schwerter zogen wich die Menge vor ihnen zurück. Statt sich mit dem dutzend schwer bewaffneter Ritter anzulegen begannen sie jetzt lieber aufeinander loszugehen „Hängt die Hexe!“ schrien manche, andere Stimmen dagegen schienen eher auf ihrer Seite zu stehen „Nieder mit den Bastarden aus Almodosza!“ Während die Königlichen und Vanidaren sich gegenseitig an die Kehle gingen, pflügten die Ritter ohne Rücksicht auf mögliche Verwundete durch die Straßen der Siedlung und galoppierten, an den verwirrten Wachen vorbei, aus dem Westtor. Gut eine Stunde trieb Aratarn sie zur Eile an bis sie die, inzwischen von Schweißperlen überzogenen, Pferde anhielten ließen.
„Sie...sie hielten mich für meine Schwester.“ sagte Aleyandra verstört und mit kreidebleichem Gesicht „Aber warum? Ich sehe ihr doch nicht einmal ähnlich.“
„Sie haben die Matriarchin noch nie gesehen, alles was man außerhalb von Vanidos weiß, ist das sie eine junge Schönheit ist. Das Banner mit dem Weißen Baum hat ebenfalls seinen Teil dazu beigetragen.“ erwiderte Aratarn und blickte nach Seiner zurück, genau so einen Zwischenfall hatte er die ganze Zeit vermeiden wollen. Hoffentlich nahmen die Königlichen Soldaten in Seiner den Vorfall nicht ernst genug um sie zu verfolgen, mit dem dummen Gepäck kamen sie schon langsam genug voran „Die republikanische Grenze ist nicht mehr weit und direkt dahinter liegt Benjii, dort...“ er brach ab als er sah das Aleyandras Blick noch immer auf seinem blutbefleckten Schwert haftete und ihre Hände unkontrolliert zitterten anstatt die Zügel zu halten. Aratarn vergaß gerne das sie von der brutalen Welt außerhalb der Festungsmauern bisher wenig mitbekommen hatte. Er steckte langsam sein Schwert weg, hielt mit seinem Pferd direkt neben ihr und lächelte sie mit seinen sanften, grünen Augen beruhigend an „Aleyandra, geht es Euch gut? Wir haben Seiner und diese Meute weit hinter uns gelassen, es ist alles in Ordnung. Sie werden uns kaum so weit zu Fuß folgen, außerdem sind sie sicher noch immer damit beschäftigt sich gegenseitig zu hassen.“
„A-aber...aber warum haben sie überhaupt so reagiert? Was sollte das alles?“ fragte sie verständnislos „Ich habe diesen Leuten nichts getan, selbst meine Schwester nicht.“
„Tastos war lange Zeit im Besitz eures Herzogtums bevor die Krone es für sich selbst verlangte, die Königlichen in der Provinz hassen die Matriarchin und alles wofür sie steht, für die Vanidaren hier dagegen ist sie zu einer Art Göttin geworden, die sie heimlich verehren konnten um die Arroganz der Königlichen zu ertragen.“ antwortete Theron für ihn, es war kein großes Geheimnis das der Norden der Kronlande noch immer viele Vanidaren beheimatete.
Aratarn nickte zustimmen und bedeutete Theron mit ihm an die Spitze des kleinen Trosses zu reiten. Aleyandra blieb zurück inmitten ihrer kleinen Leibgarde, noch immer verwirrt von dem plötzlichen Hass der ihr entgegengeschlagen war, durch Menschen die sie gar nicht kannte. „Ich“ er machte eine kurze Pause, als müsste er sich zu den nächsten Worten überwinden „ich muss Euch danken. Ihr habt Aleyandra davon abgehalten abzusteigen, ich weiß nicht was sonst mit ihr passiert wäre.“
„Wenn ihr meint. Für genug Geld hätte ich sie persönlich vom Pferd gestoßen.“ sagte Theron nur und reihte sich wieder zwischen den Rittern ein. Das Ganze war für ihn eine einfache Rechnung gewesen, wenn Aleyandra starb gab es vermutlich kein Bündnis, kein Bündnis würde keine Bezahlung durch seinen Auftraggeber bedeuten.
Aratarn musste gegen seinen Willen lächeln, verglichen mit seiner Matriarchin würden die Mimirs sicher nicht so übel sein. Vielleicht konnte er dem Aufenthalt in den Republiken doch noch etwas Gutes abgewinnen, den anstrengenden Teil der Reise hatten sie zumindest hinter sich.
Auch wenn es sicher wenig dramatisch klingt, aber sie erreichten ohne weiteren Ärger die Tore von Benjii.

Wo Mimir dann übernehmen darf ^ ^
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Re: [KdK] Bibliothek der Stadt der Schatten

Beitragvon Mimir » 7. April 2013 17:50

Ankunft in Benjii - IV

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Benjiis Tore quollen über vor Händlern und Reisenden welche in die Stadt wollten. Es würde wohl Stunden dauern um in die Stadt zu kommen, für jeden der nicht in Gesellschaft eines Boten des Rates reiste selbstverständlich. Theron gab den Vanidaren ein Zeichen ihm zu folgen und ritt einfach an der Menschenmenge vorbei bis zum Tor. Die äußerst genervt aussehenden Wachen wollten gerade anfangen die Gruppe anzubrüllen als Theron ihnen das Siegel von Haus Linda zeigte. Die Wachen schlossen die geöffneten Münder und machten sich sofort daran einen Weg freizumachen. Nach gerade einmal fünf Minuten war die Gruppe in der Stadt wo auch gleich eine Eskorte von zwei Dutzend Wachen bereitstand. Zufälligerweise entschied sich der Großteil der Wächter Theron in die Mitte zu nehmen und ihn im Auge zu behalten, also alles beim alten. Nie konnte er sich frei in dieser Stadt bewegen, was wohl vor allem daran lag dass die Mimirs schon immer ein wenig paranoid waren. Während sie nun die Straße hinab in Richtung Rathaus ritten sah Aleyandra sich neugierig um. Es dauerte auch nicht lange und die Gruppe kam auf einem großen Marktplatz an der vor Menschen wimmelte. Theron gesellte sich zu Aleyandra und Aratarn, wenn er die junge Silberblatt schon begleitete konnte er ihr auch ein wenig über die Stadt erzählen. "Dies ist der Loke-Platz, benannt nach Loke Mimir, nun ja, dem ersten Loke. Er lebte vor knapp dreihundert Jahren und hat sich durch einige erfolgreiche Kampagnen gegen die Nordmarer einen Namen gemacht, er gilt allgemein als Kriegsheld und als vier Jahre nach seinem Tod dieser Platz errichtet wurde erwies man ihm die Ehre ihn nach ihm zu benennen.“ "Ist er in einer Schlacht gegen die Nordmarer gestorben?“ fragte Aleyandra neugierig. "Ähm, nicht direkt. Es gab da eine Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und dem damaligen Oberhaupt von Haus Linda. Zwei Tage später ist er beim aufhängen eines neuen Gemäldes rückwärts in seine Messersammlung gefallen, tragische Geschichte.“ "Oh, er hatte eine Messersammlung? Wieso lässt man so etwas offen rumstehen, man müsste doch damit rechnen dass etwas passieren könnte.“ Theron seufzte einfach nur und sagte "Ja, er war vielleicht nicht der klügste.“ "Aber wenn er so erfolgreich gegen Nordmar kämpfen konnte musste er doch zumindest ein wenig Verstand haben und...“ "Ah, seht dort!“ unterbrach der Mörder Aleyandra und deutete auf ein großes Haus am anderen Ende des Marktplatzes. "Dies ist die Villa von Haus Mimir, jedenfalls eine der Villen. Es gibt noch einige andere in der Stadt.“ Die Villa sah aus als wenn sie ohne Probleme zwanzig Leute unterbringen könnte und jeder von ihnen noch immer seine Ruhe hätte. Die Wände waren in schlichtem braun gehalten und über der Eingangstür prangte das Banner der Mimirs. "Ragnarök ist nahe? Was soll dass denn heißen?“ fragte Aleyandra verwundert und sah zu Theron. "Ach, Ragnarök ist das was die Mimirs als vollständigen Untergang des Königreiches bezeichnen durch die Piraten des Nordens und die ewigen Streitereien innerhalb des Reiches. Sie vertreten die Ansicht dass dies nur verhindert werden kann indem alle Hand in Hand zusammenarbeiten, wenn ihr mich fragt ist das zwar ziemlicher Schwachsinn, aber was soll man tun?“ "Und diese Einstellung hat selbstverständlich nichts damit zu tun dass ihr arbeitslos wärt wenn alle zusammenarbeiten, nicht wahr?“ fragte Aratarn mit einem Lächeln. Theron wollte schon antworten als Aleyandra, welche die Bemerkung ihres Leibwächters scheinbar nicht gehört hatte, fragte "Und was ist dass für eine merkwürdige Kreatur dort in der Mitte des Banners?“ "Das ist ein Tier, sie werden Pinguine genannt und leben in der Republik Juliues, besser gesagt an den Küsten nahe der Stadt Nurc. Sie sehen zwar nicht so aus, aber es sind sehr schnelle Schwimmer und sie leben in riesigen Kolonien. Außerdem kümmern sie sich um andere ihrer Art falls diese verletzt sind oder kleine Pinguine ihre Eltern verloren haben. Deshalb haben die Mimirs den Pinguin zu ihrem Wappentier gemacht, und nein sie fressen keine Katzen.“ fügte er mit einem Lächeln hinzu. Bevor Aleyandra antworten konnte wandte er sich an den Anführer der Wachen und sagte "Wir wissen beide dass die Wachen sinnlos sind, wenn ich irgendwas anstellen wollte könntet ihr mich auch nicht aufhalten. Außerdem ist Recon nicht hier, daher ist es unnötig mich derart zu beschatten.“ Der Hauptmann seufzte und gab seinen Männern ein Zeichen woraufhin sie verschwanden. Der Rest des Weges verging ohne weitere Ereignisse und Aleyandra unterhielt sich leise mit Aratarn während Theron einfach nur geradeaus starrte.

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Das Rathaus war nicht zu übersehen, immerhin war es das größte Gebäude in der Umgebung und hatte Platz für hunderte von Leuten welche hier arbeiteten. "Hier sind wir, das Rathaus der Stadt. Hunderte Politiker sitzen hier und diskutieren Tag ein, Tag aus die verschiedensten Dinge. Mal mehr, mal weniger laut. Ich werde den Vertrag hier abgeben damit ihn jemand nach Gurilia zu Lord Petrovsky schickt, danach werde ich euch zu euren Unterkünften führen. Morgen könnt ihr dann die Stadt besichtigen.“ Sie erreichten die Kammer der stellvertretenden Bürgermeisterin welche die Stadt leitete solange Lias Mimir in Gurilia verweilte, also praktisch die ganze Zeit. Theron öffnete die Tür und trat ein, ebenso wie Aleyandra und Aratarn, die restlichen Ritter verweilten im Gang und sahen sich die wunderschönen Holzwände an. Die Kammer war recht geräumig, zumindest verglichen mit dem "Büro“ welches Theron in Nurc hatte. Hinter einem recht großen Tisch saß Leila Raan aus Haus Raan, eines der kleinsten aber auch reichsten Häuser in den Republiken. Sie war eine blonde Frau mittleren Alters und versenkte ihr Gesicht verzweifelt in den Händen als sie Theron sah. "Oh nein, nicht schon wieder. Wer ist dieses mal gestorben? Du weist ganz genau dass allein das Gerücht dass du in der Republik bist ausreicht um Fürst Recon einen Herzinfarkt zu geben, selbst wenn er in Teremaire ist.“ "Keine Sorge Leila, ich habe einen guten Grund für meine Anwesenheit. Genau genommen zwei gute Gründe. Hier ist der Vertrag den ich mit Vanidarien ausgehandelt habe, würdest du ihn nach Gurilia schicken?“ "Oh, du hast es tatsächlich geschafft?“ "Ja, habe ich. Dies sind übrigens Aleyandra und Aratarn Silberblatt aus Vanidos. Die junge Dame hier wollte sich die Republiken ansehen und ich habe sie hierher gebracht. Ich werde sie zum Haus von Lias bringen und dann nach Nurc verschwinden. Sie wollte sich dann Morgen in der Stadt umsehen.“ "Kannst du sie nicht gleich führen wenn du schon hier bist?“ "Nein, nie im Leben. Die Gilde braucht mich.“ "Ich würde dir noch einmal die selbe Summe zahlen die du für den Botengang nach Vanidos bekommen hast.“ "Nun, in diesem Fall kann die Gilde warten.“ Sagte Theron und lächelte. Er händigte Leila den Vertrag aus. Diese kritzelte kurz etwas auf ein Blatt Papier, setzte ihr Siegel darunter und übergab es an Theron. Dieser dankte ihr und wandte sich dann an die Vanidaren. "Folgt mir bitte, ich werde euch nun zur Hauptvilla von Haus Mimir führen. Dort könnt ihr euch ausruhen und werdet Zimmer während eures Aufenthalts in Benjii kriegen.“ Als die Gruppe das Rathaus verlassen hatte wandte Aratarn sich an ihren gerade ernannten Reiseführer "Ich nehme also an dass ihr die Frau kennt?“ "Kennen? Von mir hat sie mehr Geld bekommen als von Haus Mimir, dafür hatte sie mir meine Arbeit wesentlich erleichtert wofür ich ihr durchaus dankbar bin.“ "Als was arbeitet ihr eigentlich?“ fragte Aleyandra. Erneut erstaunte ihn die Naivität dieses Mädchens. Er verzichtete auf eine Antwort und übernahm wieder die Rolle des stummen Führers.

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"Hier ist sie, die Hauptvilla von Haus Mimir.“ sagte Theron und deutete nach vorn. Sie hatten eine Piazza erreicht welche von Villen nur so wimmelte, die meisten waren in schlichtem braun gehalten ganz wie die Villa welche sie bereits am Loke-Platz sehen konnte. Die größte von ihnen war jedoch strahlend weiß und so groß dass drei weitere Villen in ihr Platz gefunden hätten. Abgesehen davon war ein riesiger Garten vor ihr angelegt wurden mit knapp zwei Meter hohen Hecken welche eine Art Zaun um eben jenen bildeten, hinzu kam ein großes Eisentor welches von zwei ernst dreinblickenden Männern bewacht wurde. Theron zeigte ihnen das Schreiben von Leila und die Wachen öffneten das Tor. Ein gepflasterte Weg führte zum Eingang der Villa, links und rechts von diesem erstreckten sich Blumenbeete und auf halbem Weg zur Villa prangte ein Springbrunnen welcher drei von drei goldenen Pinguinen geziert wurde. Aratarn wandte sich an Theron "Was sagtet ihr gleich welches Haus das reichste der Republiken war?“ "Mimir, weshalb fragt ihr?“ "Oh, ich war einfach nur ein wenig neugierig.“ Aleyandra sah sich noch immer im Garten um als der Rest der Gruppe vor der Tür stand und Theron den Türklopfer benutzte. Eine älterer Mann öffnete die Tür, las sich kurz das Schreiben durch welches Theron ihm überreichte und rief dann einige kurze Anweisungen zu den Dienern des Hauses welche hinausrannten und, nach Erlaubnis von Aratarn, anfingen das Gepäck abzuladen. Einer der Diener fiel fast rückwärts vom Wagen als er eine Kiste anhob und von den beiden Katzen angefaucht wurde welche auf eben diesem saßen. Während Theron sich noch fragte ob er betrunken war und anfing Dinge doppelt zu sehen lief die junge Silberblatt zum Wagen und hob eine der beiden Katzen hoch. Dann ging sie auf den Attentäter zu und überreichte sie ihm. "Dies ist als Dank dafür dass ihr mir ermöglicht habt Vanidarien zu verlassen. Passt gut auf sie auf und kümmert euch um sie. Vanidarische Katzen essen am liebsten Fisch, davon dürfte es doch bei euch genug geben, oder?“ "Oh, keine Sorge. Fisch gibt es genug. Und ich weiß dieses Geschenk sehr zu schätzen, vielen Dank. Ihr müsst wissen, ich habe schon immer ein Ding für Katzen gehabt, wir werden noch gute Freunde werden.“ meinte er anschließend an die Katze gewandt. Der alte Mann führte anschließend die Vanidaren auf ihre Zimmer im ersten Stock. "Wir haben momentan drei freie Zimmer, mit jeweils drei großen Betten. Ihr könnt euch auf diese verteilen wie ihr wollt. Wenn ihr etwas braucht, ruft einfach nach mir oder einem anderen Diener, oh bevor ich es vergesse. Vielleicht ist es in Vanidarien anders, aber hier sind die Diener Freiwillige welche für ihre Arbeit bezahlt werden und gute Diener sind schwer zu finden, daher wäre es sehr freundlich wenn ihr ihnen das Leben nicht zu schwer macht. Ich werde mich nun zurückziehen.“ Der Mann verbeugte sich und ging in das zweite Stockwerk. Zwanzig Minuten später hatten sich alle auf die Zimmer verteilt und das Gepäck zugeordnet, nur Theron war verschwunden. Schließlich lies Aleyandra sich auf das weiche Bett fallen und sah wie sich Nachtara neben ihr niederließ. Bevor sie einschlief dachte sie noch darüber nach was Theron ihr wohl Morgen zeigen würde.

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Der nächste Tag brach an und mit ihm die erste wirkliche Besichtigungstour der Stadt. Die Vanidaren wurden von einem Diener in das Esszimmer geführt wo sich bereits Theron mit zwei Mitgliedern des Hauses unterhielt. "Ah, guten Morgen. Esst ruhig, ich werde draußen auf euch warten.“ Mit diesen Worten beendete der Mörder das Gespräch mit den Mimirs und verließ die Villa. Nachdem die Vanidaren gefrühstückt hatten trafen sie sich draußen mit Theron der sie sogleich zum Stall brachte wo die Pferde warteten, diese Villa schien wirklich alles zu haben. Gemeinsam ritten sie auf die Piazza und Theron fing an zu erzählen "Wie ihr euch sicher denken könnt ist dies die Mimir-Piazza, so genannt weil sich hier die Mimirs niedergelassen haben. Wie bereits erwähnt sind sie das reichste Haus in den Republiken, selbst reicher als die Linda. Wie auch immer, ich werde euch heute die Hauptattraktion Benjiis zeigen, die Akademie. Wir müssen dort entlang.“ sagte er und deutete auf eine Straße zu ihrer rechten. Es dauerte gut und gerne zwanzig Minuten, dann erreichte die Gruppe ein großes, steinernes Gebäude. "Dies ist sie, die Akademie von Benjii. Der Großteil der Adeligen hat hier seine Ausbildung gehabt, es gibt viele verschiedene Bereiche in denen man studieren kann. Außerdem gibt es hier eine riesige Bibliothek. Es gibt hier hunderte von Studenten, allesamt von den klügsten Köpfen der Republiken unterrichtet. Fürst Recon Mimir hatte hier ebenfalls seine Ausbildung absolviert und eigentlich sollte er hier in Benjii sein um als Stellvertreter für seine Mutter zu fungieren, leider ist er ziemlich paranoid, selbst im Verhältnis zum Rest seines Hauses. Daher residiert er im südlichsten Teil der Republik, fernab von Intrigen und Gefahr.“ Theron brach ab als eine junge Frau auf die Gruppe zu trat. "Wie ich höre redet ihr gerade von Recon. Wer sind eure Begleiter, Theron?“ "Dies sind Aleyandra und Aratarn Silberblatt aus Vanidarien. Sie sind hier um die Akademie zu besichtigen.“ Er wandte sich an die Vanidaren "Dies ist Miranda Mimir, Tochter von Lias Mimir. Sie wohnt praktisch in der Bibliothek, bei Fragen könnt ihr euch gerne an sie wenden.“ Miranda wandte sich an Aratarn und sagte "Ich begrüße euch hier im Namen meines Hauses, soll ich euch in der Akademie herumführen? Theron hier ist leider kein gern gesehener Gast hier und würde wohl nur Probleme bereiten.
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Re: [KdK] Bibliothek der Stadt der Schatten

Beitragvon Temeraire » 8. April 2013 23:49

Von Vanidora

Geschichtsstunde mit Miranda Mimir - V



„Viele Scharmützel und sogar ausgewachsene Kriege wurden zwischen Nordmar und Vanidarien geführt, doch keiner war so blutig wie der im 1331. Jahr der Sonne. Eine schreckliche Hungersnot raffte die Nordmarer dahin und viele drohten dem harten nordischen Winter zum Opfer fallen. Aus dieser Not heraus wandten die Nordlinge sich doch tatsächlich ausgerechnet an Vanidarien und bettelten um Hilfe. Die damalige Matriarchin, Francesca, verfügte dank eines glücklichen Sommers über mehr als genug Getreide, weit mehr als das Herzogtum brauchte. Es wäre wohl eine gute Gelegenheit gewesen die Feindschaft zu beenden und den ersten Schritt auf dem Weg zur Freundschaft zwischen den Reichsteilen zu gehen. Doch unsere Matriarchinnen denken nicht, sie handeln und zwar nach ihrer impulsiven und launischen Art. An einem anderen Tag wäre sie vielleicht geneigt gewesen den Nordmarer länger als 10 Sekunden anzuhören, nun ja oder vielleicht auch nicht, es ist immer schwer zu sagen wie diese eigenwilligen Frauen reagieren. Statt den Nordmarern Nahrung zu geben, schenkte sie ihnen kalten Stahl in Form der vanidarischen Ritter. Die Nordmarer sammelten alles was sie an Truppen aufbringen konnten und marschierten mit einem Zehntausend Mann starken Heer auf Vanidos um sich die Vorräte gewaltsam zu holen. Nie wurden die Mauern der Zitadelle bezwungen, doch damals waren die Nordmarer kurz davor. Sie rückten schnell vor und brandeten gegen die Stadt. Obwohl es den Rittern letztendlich gelang die Barbaren aufzuhalten geschah eines der schlimmsten Ereignisse in unserer Geschichte. Eine Gruppe Nordmarer überwand die Mauern und durchbrach die Reihen der Ritter, als es ihnen misslang die Matriarchin zu ermorden schlugen sich die Überlebenden tiefer in die Burg vor. Dort trafen sie eher aus Zufall auf das Heiligtum Vanidariens, den Weißen Baum. Roh und brutal wie sie waren zündeten sie den Baum an bevor die Ritter sie in Stücke schlugen. Nur ein Haufen Asche blieb von dem einzigartigen Baum übrig, Asche die noch immer in den Gewölben von Vanidarien aufbewahrt wird. In Kriegszeiten nehmen die Priester der Matriarchin ein klein wenig von der Asche, verarbeitet es zu einer merkwürdigen schwarzen Paste. Diese dient der Matriarchin dann als eine Art Kriegsbemalung, um den Nordmarern immer in Erinnerung zu rufen das wir niemals Gnade mit den Zerstörern des Weißen Baumes zeigen werden.“

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Roger Talien Silberblatt „Wenn silberne Blätter fallen“


2089. Jahr der Sonne, Almodosza, Hauptstadt des Reichs


Terrin Silberblatt stand in einem Gang des königlichen Palastes von Almodosza und lehnte sich gelangweilt, mit vor der Brust verschränkten Armen, an die Wand. Die ihm, nebenbei bemerkt, langsam wirklich unsympathisch wurde. Im Prinzip hatte er nichts persönliches gegen die Wand, eher im Gegenteil, anfangs sah sie noch recht hübsch aus, aber nachdem er Tag für Tag hier stehen musste begann er sie inzwischen einfach nur noch zu hassen. Er hasste die Wand mit den Verzierungen aus Gold und spitzen Edelsteinen die ihm in den Rücken bohrten, er hasste sie mit der brennenden, inbrünstigen Leidenschaft von Tausend weißglühenden Sonnen. Nicht nur das er seine Zeit verschwendete, während diese unfähigen Narren einen neuen König suchten, die Wand trennte ihn außerdem den ganzen Tag über von Tegara, die sich dort hinter im Versammlungsaal der Fürsten befand. Stattdessen durfte er sich den ganzen Tag mit den Leibwachen der anderen Abgesandten und Lords anschweigen, bei den Göttern war das ein langweiliger Haufen! Als Sohn des Herzogs von Vanidarien war es deutlich unter seiner Würde auch nur ein Wort mit diesen abgerissenen Gestalten zu wechseln, selbst viele der Abgesandten waren vom Stand weit unter ihm. Erstaunlich wie faul und träge die Fürsten des Reichs geworden waren wenn sie nicht einmal in der Lage waren selber aufzutauchen, seine Matriarchin dagegen hegte bereits große Pläne. In ihr brannte die Leidenschaft und der Tatendrang der Jugend, sie würde sich von den Lords nichts gefallen lassen und wenn das Ergebnis der Versammlung ihr nicht gefiel...nun dann würde sie auch vor Krieg nicht zurückschrecken und Terrin erhielt vielleicht doch noch eine Gelegenheit diese verdammte Wand einzureißen. Die Erinnerung an Tegara sorgte dafür das er von einem Moment auf den anderen noch miesere Laune bekam. Diese kurzen und plötzlichen Phasen der Schwermut waren ein weiteres Markenzeichen der Silberblätter, häufig verfielen sie in tiefe Depressionen wenn sie zu lange von der Matriarchin getrennt blieben. Er begann vor sich hin zu singen, in einer Sprache die sie benutzt hatten lange bevor sie diesen Kontinent erreichten. Eine Sprache die sich nicht groß von dem Grunzen der wilden Tiere unterschied und die sie im Laufe ihrer Entwicklung schon bald gegen eine zivilisierte Sprache ausgetauscht hatten. Terrin hatte ein wenig davon gelernt, es gefiel ihm andere Leute damit zu verwirren.

She's cold and she's cruel
But she knows what she's doing
cause she's bittersweet
She knocks me off of my feet
And I can't help myself
I don't want anyone else
She's just the girl I'm looking for!


Der Silberblatt verstummte als er merkte wie die anderen Leibwachen ihn überrascht anstarrten und erwiderte das Starren nur mit einem frechen Grinsen, zumindest heiterte ihn deren Reaktion ein wenig auf. Sie rückten einige Schritte von ihm und dieser uralten, barbarischen Sprache weg, wer ein paar Brocken verstanden hatte sogar noch weiter. Damit war es für Terrin wieder an der Zeit mit dem weiterzumachen was er bereits seit Tagen tat und worin er es wohl bald zur Meisterschaft bringen würde, gelangweilt an die Decke starren und darauf warten das endlich ein König gewählt wurde.


2089. Jahr der Sonne, Republik Benjii


Aiden Silberblatt blinzelte verwundert, rieb sich mit dem Arm über die Augen und schloss sie kurz. Als er sie wieder öffnete hoffte er eigentlich das die Halluzination verschwunden war, aber er wurde enttäuscht. Vor der großen Akademie der Stadt standen sie noch immer, Aratarn und die jüngere Schwester der Matriarchin. Aleyandras goldenes Haar glänzte unverkennbar in der Sonne, als sie lachend die Stufen der Akademie hinaufstieg, in Begleitung einer rothaarigen Frau die sich mit den Beiden unterhielt.
„Also entweder ist republikanischer Wein stärker als ich ihn in Erinnerung hatte oder das ist echt.“ schoss es ihm durch den Kopf. Er drückte sich fester an eine Hauswand, in einer kleinen Gasse nahe der großen Akademie und obwohl er gerade in einem kleinen Auftrag unterwegs war trug er seine übliche auffallende Kleidung. In Vanidarien hatte er damit immer ausgesehen wie ein Pfau unter Wölfen, verglichen mit dem was er in den Straßen von Benjii bisher gesehen hatte wirkte er hier dagegen noch recht schlicht.
„Was ist denn los?“ fragte Aron hinter ihm mürrisch „Komm schon wir haben es eilig, ich habe keinen Auftrag mehr erledigt seit du vor drei Tagen in die Stadt gekommen bist.“
„Das war vor vier Tagen und jetzt sei still, ich muss nachdenken.“
„Vier? Nein das kann nicht sein. Den ersten Tag haben wir nur getrunken, den zweiten haben wir mehr getrunken während ich dir die Stadt zeigte und gestern habe ich uns diesen Auftrag besorgt.“
„Du vergisst den Tag den wir im Goldenen Busen verbracht haben.“ Aiden hatte in dem teuren Hurenhaus bereits alles Gold gelassen das sein Bruder ihm für die Reise mitgegeben hatte. Was auch einer der Gründe dafür war wieder mit Aron auf die Jagd zu gehen.
„Oh ja richtig.“ Aron lächelte glückselig und sein Blick schweifte in die Ferne „Ich hatte gedacht das wäre nur ein schöner Traum gewesen.“
Aiden schüttelte missbilligend mit dem Kopf, Aron ließ sich immer viel zu zu leicht ablenken aber darum ging es ihm im Moment nicht. Er hielt es für unwahrscheinlich das die Republikaner Aleyandra entführt hatten, auch wenn sie dazu durchaus in der Lage gewesen wären sah sie nicht aus wie eine Geisel. Vor allem hätte man mit der jüngeren Schwester der Matriarchin nichts gewonnen, eher im Gegenteil, Tegara wäre sicher froh sie eine Weile los zu sein. Also musste sie freiwillig hier sein und Aratarn teil ihrer Leibgarde, das schien unter normalen Umständen fast genauso abwegig zu sein. Sein Bruder, der Herzog achtete stets sorgsam darauf dass das Blut der Matriarchinnen sich nicht in die restlichen Häuser mischte. Ein spöttisches Grinsen stahl sich auf Aidens Lippen, wenn er solche Fehler beging machte die Abwesenheit der jungen Tegara seinem älteren Bruder scheinbar stärker zu schaffen als erwartet. Roger behauptete zwar noch immer gerne das er der neuen Matriarchin bisher nicht verfallen war, aber das hier war dann wohl der perfekte Gegenbeweis. Aiden zuckte gleichgültig mit den Schultern, was solls dachte er sich. Sollte Aleyandra machen was sie wollte, er musste jemanden umbringen und Aron wurde langsam ungeduldig.

...

„Theron ist hier leider kein besonders gern gesehener Gast und seine Anwesenheit würde euch wohl nur Probleme bereiten.“ sagte Miranda Mimir mit einem freundlichen Lächeln zu den beiden Silberblättern „Ich kann euch gerne durch die Akademie führen und die große Bibliothek zeigen.“
Aratarn fragte sich bereits seit der Geschichte mit den Wachen ob Theron überhaupt irgendwo gerne gesehen war, vermutlich nicht aber das war ihm Moment auch recht egal. Er war noch immer zu überrascht von dem, so offen zur Schau gestellten Reichtum, der Mimirs und dem Anblick der Stadt. Er bezweifelte zwar das sich Benjii gut verteidigen ließ aber verglichen damit war selbst die junge Hafenstadt Neu-Vanidos nur ein großer, grauer Steinklotz am nördlichen Meer.
„Ich bin sicher es macht ihm nichts aus draußen auf uns zu warten.“ antwortete Aratarn der jungen, rothaarigen Frau und überging den Auftragsmörder, der ebenfalls zu einer Antwort ansetzen wollte. Stattdessen lehnte er sich wortlos an eine Säule und bedeutete den Beiden das er warten würde, er wurde so oder so bezahlt, egal wer sie führte.
„Gut, dann folgt mir.“ Miranda stieg die Stufen zur Akademie hoch und fragte sie nachdenklich etwas, während die Beiden ihr folgten „Was führt euch nach Benjii? Es sind selten Vanidaren hier, merkwürdig, schließlich sind wir eigentlich Nachbarn.“
„Ich bin sicher das wird sich in naher Zukunft ändern. Euer...Botschafter oder falls man ihn so nennen kann, hat ein Bündnis zwischen den Republiken und dem Herzogtum geschlossen. Unser Problem ist nur das es trotz der Nähe doch ein schwerer Weg bis nach Benjii oder eine eurer anderen Städte ist. Entweder man zieht durch die Sümpfe und verirrt sich, folgt der Küste und landet bei den Barbaren Nordmars oder muss durch die nördlichen Kronlande ziehen, was zumindest für uns nicht ungefährlich ist.“
„Theron sagte ihr seid Silberblätter.“ sie betrachtete ihn und Aleyandra neugierig und verglich sie in Gedanken mit dem was sie über das Haus der Silberblätter wusste, Theron hatte ihr ja nicht gerade viel über die Beiden erzählt. Das Mädchen war auf keinen Fall die Matriarchin, das helle Haar und dieses Lächeln auf ihrem Gesicht passten einfach nicht zu der Hexe von Vanidos. Die junge Silberblatt lief schon den ganzen Tag mit offenem Mund durch Benjii und drehte sich dauernd im Kreis um die ganzen neuen Eindrücke aufzunehmen. Mehr verwirrten Miranda allerdings die braunen Haare und das freundliche Lächeln des jungen Ritters. Sie hatte gelesen das Silberblätter weiße, fast silberne Haare hatten, immer einen fiesen, mörderischen Ausdruck im Gesicht und teilweise sogar rote Augen. Er dagegen wirkte eher wie ein Mann aus den westlichen Fürstentümern oder vielleicht auch dem Süden.

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„Aleyandra ist die Schwester der Matriarchin und ich bin der Graf von Neidea, das liegt...“ erwiderte Aratarn, wurde aber von ihr unterbrochen.
„Im Norden Vanidariens, direkt an unserer Grenze, ich weiß. Neidea soll eine unwirtliche Sumpflandschaft sein mit wenigen Einwohnern.“
Das Wort „Sumpf“ hatte Aratarn eigentlich vermeiden wollen, der Name seines Besitze klang eigentlich nicht nach einer so üblen Gegend, aber die junge Adlige schien klüger zu sein als erwartet. „Natürlich ist sie klug.“ dachte Aratarn und schollt sich selbst einen Narren „Sie studiert immerhin hier.“
„Theron ist ein merkwürdiger Mann.“ sagte Aleyandra unschuldig und warf einen Blick zurück „Die Republiken wählen seltsame Leute als Diplomaten aus, er redet viel zu wenig, man könnte fast meinen er mag seine derzeitige Aufgabe nicht.“
Miranda blinzelte verwirrt und sah Aratarn an, der nur mit den Schultern zuckte, Aleyandra würde schon noch früh genug mitkriegen wer die Schlange wirklich war. Sie betraten die marmorne Eingangshalle und mal wieder fragte Aratarn sich wie viele Ritter man mit dem Geld, das alleine in diesem Gebäude steckte, ausrüsten könnte. Miranda führte sie durch Hallen und lange Gänge in denen es vor Studenten nur so wimmelte. In Benjii stand eine der größten, vielleicht sogar die größte Akademie des Reichs, es war ein Quell des Fortschritts und die Republikaner waren schon immer stolz darauf gewesen, zu recht wie Aratarn inzwischen wusste. Nachdem sie scheinbar ewig durch das Gebäude geführt wurden und Aratarn sich längst verlaufen hatte, erreichten sie die Bibliothek Benjiis. Tausende Bücher befanden sich darin und sie erstreckte sich über ein dutzend Räume, die von der Größe her einem Thronsaal ohne Probleme Konkurrenz gemacht hätten.

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Während Aratarn den Anblick noch auf sich wirken ließ gab es für Aleyandra scheinbar kein Halten mehr. Ehe er sich versah war sie vorgestürmt und in irgendein Buch vertieft, die Bibliothek in Vanidos war zwar deutlich kleiner aber sie verbrachte dort trotzdem einen Großteil ihrer Zeit.
„Lest ihr gerne Graf?“ fragte Miranda interessiert während sie näher an eines der Regale ging.
„Wenn ich in Vanidos zu Besuch bin, bei uns in Neidea gibt es nicht viele Bücher.“ antwortete Aratarn, trat neben sie und suchte verzweifelt nach einem Buchtitel den er kannte, um sie zumindest ein wenig davon zu überzeugen das er nicht hinter ihr zurückstand. Es gelang ihm allerdings nicht.
„Was ist euer Lieblingsbuch über die jüngere Geschichte?“
„Ähm es ist...äh also es ist ein Buch über vanidarische Geschichte, ihr kennt es vermutlich nicht.“ sagte er ausweichend
„Wir haben hier auch Schriften aus Vanidarien, wie heißt es?“ hakte sie neugierig nach
„Es heißt...“ sein Blick huschte immer schneller und verzweifelter über die vielen Buchrücken vor ihm. Er spürte Mirandas durchdringenden Blick förmlich auf seiner Haut kribbeln während sie eine Antwort erwartete, am Ende kombinierte er einfach die Namen zweier Bücher, packte noch das Wort, Silber, dazu und hoffte das es der jungen Adligen nicht auffiel. „Der Krieg der äh Silberschaufel.“ Was rede ich da eigentlich? fragte Aratarn sich verwirrt, die Mimir brachte ihn aus der Fassung und das ohne selbst viel zu sagen.
„Wirklich?“ Miranda hob eine Augenbraue und sah ihn misstrauisch an „Und worum geht es?“
„Ähm ja, es geht um die...äh die Schlacht in der der der äh...Schaufelbucht, nahe Neu-Vanidos.“ Versuchte er die Situation irgendwie zu retten. „Bei den Göttern halt einfach den Mund.“ dachte Aratarn „Du redest nur Schwachsinn.“ Bevor die verwirrte Miranda in der Lage war sich dazu zu äußern wurden sie von Aleyandra unterbrochen.
„Der Krieg der Fürsten, von Reikhard von Gotham.“ Antwortete Aleyandra für ihn, sie hatte scheinbar einen Teil des Gespräches mit angehört „Er schrieb großartig über die Rebellion, auch wenn er sich oft zu blumig ausgedrückt hat.“
„Gotham? Er ist vor allem auf die Folgen eingegangen die die Rebellion brachte. Wie den deutlichen Machtverlust den Vanidarien und Ceicla erlitten. Eine gute Wahl.“ Miranda nickte ihr zu.
„Ich weiß.“ sagte Aleyandra ohne von ihrem Buch aufzublicken, sie war bereits wieder darin versunken.
Miranda zog ein Buch aus dem Regal, das Leder war von silbernen Verzierungen bedeckt und auf der Vorderseite bildeten die sanften Adern aus Metall einen prachtvollen Baum auf purem Silber. „Das hier ist eines der neusten Bücher die wir aus Vanidarien haben.“
„Wenn silberne Blätter fallen.“ las Aratarn verwundert vor „Von Roger Talien Silberblatt, ich wusste nicht das mein Herzog gut schreiben kann.“
„Kann er auch nicht.“ seufzte Miranda „Es ist schrecklich, in Vanidarien scheint man nicht viel auf das geschriebene Wort zu geben.“
„Für die Meisten von uns zählt es mehr ein gutes Stück Stahl in der Hand und ein Schlachtross unter sich zu haben. Aber vielleicht wäre das der Beginn einer guten Handelspartnerschaft, Bücher gegen Pferde.“ sagte er halb im Scherz, halb im Ernst, die Bibliothek von Vanidos war wirklich winzig.
„Dann scheint es so als wäre es wirklich Zeit für ein Bündnis zwischen den Republiken und Vanidarien, meint Ihr nicht auch?“ Miranda stellte das Buch zurück und sah ihn an „Vanidarien hat, wie Ihr gerade selber sagtet, Stahl und vor allem fähige Arme die ihn schwingen. Die Republiken haben Gold aber keine hervorragende Armee.“
„Vielleicht, es heißt der abgesetzte Fürst von Ceicla hat im Süden den König erschlagen und im Reich herrscht Aufregung. Es wird Krieg geben, er liegt bereits in der Luft. Vor allem in den Kronlanden geht Nervosität und Angst um, wir hatten auf unserer Reise bereits einige kleine...Unannehmlichkeiten.“ spielte Aratarn ihren Zusammenstoß mit den Königlichen herunter. „Es wird noch schlimmer werden wenn dieser Georgios weiter eine Armee um sich scharrt.“

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„Dann ist es ein um so besserer Zeitpunkt näher an seine Nachbarn heranzurücken, meint ihr nicht? Selbst eure Matriarchin scheint das zu verstehen, gemeinsam mit Nordmar bilden wir die größte Macht im Norden. Ein starkes, zusammenhaltendes Bündnisgeflecht ist im Krieg wichtiger als eure Schwerter oder unser Gold.“ sagte Miranda gemäß ihres Familienmottos.
„Ein Gebilde das vermutlichen jeden Moment zusammenbricht, das ganze ruht einzig und alleine auf den Schultern einer launischen, jungen Frau die in diesem Moment vermutlich einen Krieg anfängt und den Ruf hat verrückt zu sein.“ dachte Aratarn, behielt das aber für sich als er ihr laut zustimmte „Es hat in der Vergangenheit bereits schlechtere Bündnisse gegeben.“
„Ach?“ fragte sie mit gespielter Neugier und setzte ein schelmisches Lächeln auf „Und welche genau meint Ihr?“
„Mit der Frage hätte ich rechnen müssen oder?“ sagte Aratarn und lachte
„Ja, das hättet Ihr Graf.“ erwiderte Miranda ebenfalls lachend „Kommt, ich zeige euch auch noch den letzten Rest der Akademie, viel ist es nicht mehr. Wir sollten uns beeilen, bevor Theron noch von jemandem den Auftrag erhält uns umzubringen.“
Sie rissen Aleyandra von den Büchern los und machten sich langsam auf den Weg zum Ausgang.
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Re: [KdK] Bibliothek der Stadt der Schatten

Beitragvon Georgios » 9. April 2013 22:32

Der Krieg der Fürsten näherte sich seinem Ende nachdem er nun über 14 Jahre gedauert hatte. Der König selbst, zu dieser Zeit so mächtig wie noch nie, stand vor seiner letzten harten Prüfung: Vanidarien, Deadlien, Ceicla, die Republiken und Aratar hatten Truppen versammelt um ihre Ordnung wiederherzustellen. Diese Allianz, die kurzlebige Konterallianz, krankte an zwei gewichten Problemen: Zum einen waren sich ihre Fürsten uneinig in der Frage wer nun die Nachfolge natreten würde und zum anderen waren ihre Truppen unterlegen - sowohl an der Zahl als auch in der Ausbildung. Vanidarien schickte zwar seine gesammelte Streitmacht, doch umfasste diese nur dreiundzwanzig Ritter und an die Einhundert Knappen. Die Milizen der Republiken stellten den Hauptteil der Kampflinie mit knapp über zweitausend Mann, waren aber, wie vermutet und nicht sonderlich überraschend, jämmerlich ausgerüstet und schlecht motiviert. Aratar selbst war sich wie immer zu fein zum kämpfen und sandte eine Streitmacht ihrer Nordmarischen Söldner, die sich mit ihren großen Äxten noch als nützlich erweisen sollten - der wichtigste Teil des Heeres der Konterallianz sollte aus den Südlichen Ländern stammen, die tapferen und gefürchteten Speerwerfer aus Deadlien kamen in großen Zahlen wie auch die leicht gerüsteten, aber gut ausgebildeten Schwertkämpfer, welche sich in den vorherigen Feldzügen gut ausgezeichnet hatten. Ceicla selbst sandte den Feldherrn und über Tausend Mann: Teils Schwertmilizen, teils gut gepanzerte Schwertkämpfer, teils schwere Kavallerie. Die Edlen dieser Armee waren sich durchaus bewusst, das sie keine Hoffnungen darin hegen konnten den König mit seinen Zehntausend Veteranen in einer offenen Schlacht zu schlagen, sodass sie sich bei dem Herzog von Synkrien bemühten und ihm große Länderreien anboten, wenn er ihnen helfe. Dies sagte diesem zu und er sandte eine große Armee die die Zehntausend übertraf, hauptsächlich Tödliche Bogenschützen aus den Westlichen Landen und sagte den Fürsten das sie sich auf dem Marschhügel in der großen Ebene treffen sollten. Sie positionierten sich strategisch klug auf dem einzigen Hügel weit und breit und diese Voraussicht, böse Zungen munkelten sogar dieses Wissen, machte sich deutlich bezahlt als das Heer des Königs und die Konterallianz zeitgleich eintrafen und der Hügel das Schlachtfeld zu der einen Seite hin begrenzten, ihre Bogenschützen allerdings wundervolles Schussfeld hatten. Sofort sandte die Allianz und die Konterallianz einen Boten zum Herzoge und beide appelierten an geschlossene Verträge und geschworene Eide, verheiratete Töchter und erleideten Schlachten. Aber er wollte sich nicht entscheiden und schickte beide hinfort. Der Kriegsrat der Konterallianz kam am Abend dieses Tages zum Entschluss, das ein Warten ihrer Position abträglich wäre und so griffen sie mitten in der Nacht den König an, der durch die in diesem Kriege all gegenwärtlichen Verräter im Bilde war und Vorkehrungen getroffen hatte - aber seine Soldaten waren müde von den langen Märschen und kämpften im Dunkeln schlecht. In dieser Schlacht der Schatten taten sich besonders die tapferen Axtkämpfer aus Nordmar hervor, die sich mit ihren silbernen Klingen durch die Körper ihrer Brüder schlachteten und Rüstungen der Schwereren Belundischen Ritter zerhackten. Am Morgengrauen entschloss sich der Herzog von Synkrien aus seinem Zelte zu gehen und aktiver in die Schlacht einzugreifen. Zu seiner Bestürzung erkannte er, dass niemand mehr ihn Beachtete, aber um diese Problem zu beheben befahl er eine Salve in die Reihe der Kämpfenden zu feuern. Dies war dann das allgemeine Signal für den Rückzug beider Seiten und der Entsendung zu dem Herzog, der frisch und herausgeputzt in seiner glänzenden Rüstung auf dem grünen Hang stand und sie großmütig empfing. Die Allianz bot ihm zahlreiche Ehrentitel und Gold für die Hilfe an, doch die Konterallianz konterte und versprach ihm alles Land was Belunda südlich des großen Stromes gehörte und die große Stadt Windhelm und ihre Umgebung. Er verneinte beide Angebote höflich und meinte, er wäre doch mehr wert und machte Andeutungen, dass er doch Geld und Land schon habe und das, seine Hilfe doch eventuell entscheidend wäre. So sah sich der Allianzbote genötigt ihm die Länder zu versprechen, die die Konterallianz schon versprochen hatte, diesmal auf Kosten Ceiclas und der Republiken, sowie den Ehrentitel des Ersten Generals der Königlichen Armee, was die Konterallianz überbot indem ihm die Länder Belundas, die Südlichen Gebiete der Krone und der Vorsitz ihm Fürstenrat auf immerda versprach. Darauf hin ließ der Herzog eine Salve auf die Königlichen schießen und neue Boten kamen und boten weitaus höhere Güter: Dem Rang des Vizekönigs und die Erstgeborene Tochter des König und sein Recht als Präsidalerbe eingesetzt zu werden und im Falle des Todes des Königs über alle Länder zu regieren. Zusätzlich wurden natürlich noch unermessliche Reichtümer geboten und Dankbar nahm er das Angebot an und die Todbringenden Pfeile hagelten auf die unglückselige Konterallianz. Erneut kamen Boten und sie flehten ihn an sie zu unterstützen und boten ihm im Falle eines Sieges an, dass er der König über alle Länder werden würde - was dieser auch annahm. Diesmal reichte es dem König und er kam selbst mit seiner Ausgewiesenen Leibgarde und forderte mit lauten Worten den Herzog auf ihm zu dienen, falls er nicht sterben wolle und sein ganzes Geschlecht ihn den Abgrund reißen wollte. Doch der Herzog lachte nur und dies auch zurecht. Mit dieser Antwort enttäuschte er den König nicht und so ließ er die Geiseln aufführen: Des Herzogs Kinder und Frau, frisch herangeführt aus Taweon, was ganz in der Nähe war und dessen Rauchsäule am Himmel zu sehen war. Da ergriff Zorn den Herzog und er wollte das Schwert ziehen und den König eigenhändig köpfen, doch drohte dieser die Kinder zu töten, wen er nicht tue, wie ihm befohlen und wen er dies gut täte, würde eventuell doch noch eine Belohnung herausspringen. Aus Sorge um seine Familie tat er wie geheißen und keine Viertelstunde war die Konterallianz ein Zweites Mal zerschlagen: Keiner entkam dem Gemetzel und der Herzog von Taweon bekam in der Tat einige Belohungen, musste jedoch große Gebiete an Treuere Parteigänger des Königs abgeben.


Die Kriege der Fürsten, geschrieben von Feradan, Graf von Talabheim, Baron der Alten Wälder und Verwalter der Schatzkammer der Herren von Ceicla, geschrieben im Jahre der Sonne 2053.
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Re: [KdK] Bibliothek der Stadt der Schatten

Beitragvon Mimir » 11. April 2013 19:26

Die Geschichte der Linda - VI

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Miranda unterhielt sich den gesamten Weg zum Ausgang der Bibliothek mit dem Ritter aus Vanidarien. Er war bei weitem nicht so wie sie es sich vorgestellt hatte, eher das Gegenteil. Er war freundlich und lustig, nicht gerade dass wofür Silberblätter bekannt waren. Gerade als sie Aratarn einige Fragen über Vanidarien stellen wollte kam ihnen ein alter, grauhaariger Mann entgegen. Als er Miranda erkannte strahlte er und sagte "Ah, wenn das nicht die junge Mimir ist! Eine Freude euch zu sehen. Wer ist dieser nette, junge Mann den ihr bei euch habt?“ "Darf ich vorstellen? Aratarn und Aleyandra Silberblatt aus Vanidarien. Und dies ist Baldwin Lahren, er ist der Leiter dieser Akademie seit mein Onkel Diplomat geworden ist. Außerdem ist er der Professor für Zoologie und....“ der Rest ihres Satzes wurde vom Professor einfach abgewunken während er sich Aleyandra näherte. Sein Blick galt allerdings viel weniger der jungen Silberblatt selbst als dem Tier dass sie mit sich herum trug. "Oho, was haben wir denn hier? Solch ein Tier habe ich noch nie gesehen, stammt es aus Vanidarien?“ Als Aleyandra nickte begann der Mann sie mit Fragen zu bombardieren, jedes kleine Detail wollte er über die vanidarische Katze wissen. Miranda nahm derweil den Faden wieder auf "... und ziemlich vertieft in seine Arbeit, es ist als wenn er sich einfach nicht konzentrieren kann wenn es Tiere zu studieren gibt. Vergebt ihm, es wird eine Weile dauern bis er aus diesem kleinen Rausch entkommt. Ich hoffe es macht euch nichts aus dass er seiner Neugier ein wenig Lauf lässt. Wir könnten uns derweil ein wenig mehr über Geschichte unterhalten“ meinte sie mit einem unschuldigen Lächeln.
Es dauerte eine gute halbe Stunde bis der Wissensdurst des Professors gestillt war und Miranda die Gäste weiter führen konnte. Der Professor bedankte sich noch immer bei Aleyandra während er in sein Büro lief um alles gehörte über die Katze niederzuschreiben. "Ich hoffe es hat euch nicht gestört mit dem Professor zu sprechen, er lebt für seine Arbeit.“ meinte Miranda und lächelte die junge Silberblatt an. Als sie die Akademie verließen trat Theron auf die Gruppe zu. Er ging zu Miranda und meinte "Ah, werteste Miranda. Ihr scheint euch gut mit den Vanidaren zu verstehen, oder?“ "Ähm. ja. Weshalb fragt ihr?“ Überraschenderweise hatte Theron nun einen fast flehenden Gesichtsausdruck und sagte "Warum führt ihr sie dann nicht weiter durch Benjii? Dieses Leben ist nichts für mich, ein Freund von mir war vor kurzem hier und hat mir von drei Aufträgen berichtet welche ich bereits verpasst habe, drei Aufträge die so viel Gold geben dass ich mich drei Monate zur Ruhe setzen könnte! Ich halte das nicht mehr aus, dieses nett und freundlich sein und...“ der Rest des Satzes ging in einem Husten von Aratarn unter dessen Gesichtsausdruck zu sagen schien "DAS war nett und freundlich?“ Miranda seufzte "Gut, ihr seid entlassen. Ich werde die Gäste aus Vanidarien weiter führen.“ "Ich danke euch vielmals! Sollte ich je einen Auftrag erhalten der euch oder euren Bruder betrifft werde ich euch vorher warnen, versprochen!“ Mit diesen Worten war der Mörder auch schon auf dem Weg zum Haupttor der Stadt. Mit einem Lächeln drehte Miranda sich um und sagte zu den Vanidaren "Morgen werde ich euch die letzte Sehenswürdigkeit der Stadt zeigen, für heute sollten wir zur Villa zurückkehren und etwas Essen, seit ihr einverstanden?“ Die Vanidaren gaben ihre Zustimmung und so kehrte die Gruppe zur Mimir-Piazza zurück.

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Nachdem sie alle gegessen hatten gingen die meisten Gäste zu Bett, lediglich Miranda blieb auf um sich ein wenig mehr mit Aratarn zu unterhalten. Der Ritter faszinierte sie, in den Republiken gab es keine richtigen Ritter, lediglich Berufssoldaten welche ein wenig schwerer gerüstet waren als die Milizen. "Möchtet ihr etwas Wein aus Nurc kosten, Sir Aratarn?“ "Gerne, Nurc war die Stadt nahe der Westküste, nicht wahr?“ "Richtig. Es ist eigentlich eine sehr schöne Stadt und wird von Markus Linda geführt.“ Sagte sie während sie zwei Kelche mit Wein füllte "Leider hat dort die Mördergilde der Republiken sein Hauptquartier, daher ist es sehr riskant für Fremde sich dort blicken zu lassen. Kennt ihr die Geschichte der Mördergilde und Haus Linda?“ "Ich fürchte nicht, alles was ich weiß ist dass die Lindas scheinbar eng mit der Gilde zusammenarbeiten.“ Miranda nippte an ihrem Wein und nickte sachte. Dann fing sie an zu erzählen "Nun gut, vor 500 Jahren waren die Lindas nur eines von drei großen Häusern in Nurc, wir hatten also ganze sechst mächtige Familien. Die beiden anderen waren Haus Rist und Haus Thul, sie hatten die Herrschaft über die Stadt Und die Lindas waren ihre treuen Vasallen, zumindest glaubten sie dies. Im Geheimen hatten die Lindas dreizehn der ihren alles beigebracht was man wissen muss um ein erfolgreicher Attentäter zu werden, ein jeder von ihnen konnte sich so leise und still bewegen dass man glaubte sie konnten unsichtbar werden. Aber nicht nur dies, sie wurden auch zu äußerst passablen Schwertkämpfern ausgebildet welche sich ohne Probleme mit den Berufssoldaten der Stadt messen konnten. Eines Tages ließ Linda seine Geheimwaffe zuschlagen, innerhalb einer Nacht wurden die Anführer der Häuser Rist und Thul, ihre zehn ersten Erben sowie neunzig weitere Familienmitglieder ermordet. Von diesem Schlag erholten sich die Familien bis heute nicht, sie schworen ihre Treue dem Haus Linda welche die Chance nutzte um sich an die Spitze der Stadt zu bringen. Um zu verschleiern wer die Mörder geschickt hatte veranstaltete der damalige Herrscher des Hauses, Franco Linda, eine Hetzjagd durch die gesamte Stadt auf die Attentäter. Als bereits zehn Attentäter tot waren wurde Franco zu zuversichtlich und vernachlässigte seine Sicherheit. Er wurde eines Morgens mit durchgeschnittener Kehle in seinem Zimmer aufgefunden, die Fenster und die Tür waren fest verschlossen, niemand konnte sich erklären wie die Mörder es in das Zimmer geschafft hatten, genaugenommen ist dies noch immer ein Rätsel innerhalb der Republiken. Wie auch immer.“ Sie unterbrach sich kurz und trank einen weiteren Schluck des Weins, seltsamerweise schien Aratarn ehrlich an der Geschichte interessiert zu sein. Es war schon ewig her dass sie mit jemandem über Geschichte reden konnte, der Geschichtslehrer an der Akademie war eher mürrisch und eigenbrötlerisch, von daher konnte man nicht mit ihm sprechen und die meisten ihrer Verwandten waren daran interessiert ihren Reichtum zu mehren oder den anderen Häusern damit auf die Nerven zu gehen endlich die alten Streitigkeiten zu vergessen. Sie lächelte erneut und setzte dann ihre Geschichte fort.
"Die Erbin der Lindas, eine gewisse Maria Linda, sah sofort dass die letzten Attentäter aufgehalten werden mussten bevor sie weiter Rache an den Lindas üben konnten. Daher lud sie die Attentäter zu einem Treffen ein um mit ihnen über einen Frieden zu verhandeln. Diese rechneten mit Verrat und kamen erst zum Treffen nachdem sie die gesamte Umgebung abgesucht hatten. Maria verhandelte alleine mit den Mördern und machte ihnen schließlich ein unwiderstehliches Angebot, die Männer kriegen 40.000 Goldstücke und verlassen die Stadt für immer, sie erklärten sich dazu bereit und machten sich auf den Weg zu ihrem Versteck um von dort an den Ort der Geldübergabe zu reisen. Was sie nicht wussten war dass einer von ihnen, übrigens ein Vorfahr vom guten Theron, am Tage zuvor von den Stadtwachen gefangen wurde und den Lindas versprach die anderen Mörder zu verraten wenn er dafür freigelassen wird. Als die Attentäter nun also zu ihrem Versteck kamen warteten dort bereits zwei Dutzend Wachen, bewaffnet mit Armbrüsten. Zwei der Männer wurden von Bolzen gespickt bevor sie reagieren konnten, der dritte erneut festgenommen und vor das Oberhaupt der Lindas geschleift. Dort erhielt er die Wahl entweder seinen Kopf einzubüßen oder eine Gilde unter der Kontrolle der Lindas zu gründen wo er neue 'Rekruten' in der Kunst des Tötens ausbilden sollte. Er entschied sich für letzteres und somit entstand die Gilde, allerdings weiß niemand außer den Lindas wie sie die Gilde noch heute unter Kontrolle halten.“ Sie beendete ihre Erzählung und gähnte. "Entschuldigt, doch es ist spät geworden, ich werde nun zu Bett gehen. Wir werden uns dann Morgen im Speisesaal treffen, dann werde ich euch die letzte Sehenswürdigkeit der Stadt zeigen.“ Mit diesen Worten ließ sie den Ritter in seinem Stuhl sitzen und begab sich in ihr Schlafgemach.

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Was diese letzte Sehenswürdigkeit war zeigte sich als alle am nächsten Tag aufgestanden waren und ihrer neuen Führerin durch die Straßen Benjiis folgten. Besagte Sehenswürdigkeit war nichts anderes als eine scheinbar unendliche lange Straße mit verschiedensten Ständen und Läden, wobei alles noch immer sehr geordnet und übersichtlich war. "Die Marktstraße von Benjii!“ verkündete Miranda "Es heißt wenn es etwas in der Welt gibt kann man es hier kaufen, ich glaube dem zwar nicht so ganz, aber es gibt sehr viele exotische Sachen hier. Eine dieser Katzen würde wahrscheinlich ein Vermögen kosten.“ meinte sie und nickte zu Aleyandra welche ihr Nachtara auf dem Arm trug. Die Gruppe teilte sich ein wenig auf und schlenderte die Straße hinab. Als sie sich nach einer guten Stunde an einem Springbrunnen trafen welcher von Bänken umgeben war setzten sie sich für eine Weile während ein Diener der Mimirs herumging und kleine Küchlein verteilte welche er aus einer nahen Bäckerei erworben hatte. Miranda wandte sich derweil an Aratarn und überreichte ihm mit einem Lächeln ein Buch. "Hier dies habe ich gefunden als ich durch die Läden stöberte. Es ist die 'Geschichte der Republik Juliues' geschrieben von Loke Mimir, meinem Vater. Übrigens...“ fügte sie bevor der Ritter irgendetwas sagen konnte "...würde es euch etwas ausmachen wenn ich euch auf eurer Reise durch die Republiken begleite? Ihr bräuchtet einen neuen Reiseführer jetzt wo Theron gegangen ist und ich bräuchte eine Pause von der Akademie, was sagt ihr dazu?“
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Re: [KdK] Bibliothek der Stadt der Schatten

Beitragvon Deadly Shadow » 11. April 2013 20:48

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Abdül, Herr der Söldner, der Mörder, der Brandschatzer, der Erleichterer der Städte und so weiter und so fort sah verdrossen geradeaus. Bestimmt gab es eine hübsche, lange Liste, wo alle Beinamen drinstehen. Spätestens, wenn auch er mal ins Gras beißen sollte, wird sie in einem Geschichtsbuch auftauchen. Jedenfalls musste die Liste sehr lang sein.

Er war viel gereist und hatte vielen Herren gedient. Die Gehaltsklasse gatte sich dabei konstant gebessert und ein Ruf war aufgebaut und weiter genährt worden. Von Zeit zu Zeit hatten sich immer weitere Taten und Ereignisse in die Bilanz geschoben und Grausamkeiten folgten auf die Nächste. Er führte den berühmtesten Haufen marodierender Krieger überhaupt und seine Loyalität ging nie über die Weiten eines Geldbeutels hinaus.
Viele potentielle Lehnsherren wollten ihn haben, und da kam der springende Punkt ins Spiel. Er war nicht einfach nur ein gedrungener Söldner, den man einfach so ersetzen konnte und gewissenlos war er, soweit er das feststellen konnte, ebensowenig. Natürlich behaupteten böse Zungen etwas anderes, aber das war Firlefanz. Sein Gewissen war nur ein wenig anders. Er liebte es, seine Taten und Schlachten aufzuzählen und haargenau zu schildern. Es war so erstaunlich mit anzusehen, wie selbst harte Herzöge die Gesichter vor soviel Brutalität verzogen. Eine Menge war Verdienst seiner Männer gewesen, denen man in den meisten Fällen nicht mal den Befehl geben sollte, aber sie waren nunmal Teil des Gesamtpaketes. Der eine oder andere ritterliche Herr war dann oftmals so angewidert, dass er Abdül fortschickte, obwohl er Minuten vorher noch davon geschwärmt hatte, mit Abdüls Horden die ganze Welt einzunehmen. Es gab immer Risiken, und die mussten klar gesetzt sein und Abdül würde sich in seinem Werk oder dem seiner Männer nicht herumpfuschen lassen.

Dann aber, als er nach einer ordentlichen Tour in Almodoszra war, kam wie aus dem Nichts eine Gestalt aus dem Schatten geschossen. Das Gesicht sah er nicht, nur die Maske, und die fahl schimmernden, silbernen Verzierungen. Der Rest war in schwarz gehüllt. Er erinnerte sich gut an diese seltsame, makellose Gestalt
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"Der Earl des Westens, wünscht eure Dienste in Anspruch zu nehmen. Kommt rasch."


Die Gestalt war schnell aufgetaucht und schlagartig verschwunden. Die Gassen hinter Abdül waren leer gewesen. Abdül zweifelte schon seine Existenz an, doch das, was die Gestalt gesagt hatte, klang ganz interessant. Zurzeit hatte er ja nix und seine Jungs einfach marodieren zu lassen war auch nicht gut...bevor noch potentielle Auftraggeber ausgeraubt wurden.

Nur eine Woche später saß er in dem weiten Saal des Schlosses bei Schattenhain. Man hatte ihn auf einen Sessel gepflanzt und das wars. Der Graf, ein ziemlich großer, hagerer Mann mit einem neutralen Gesichtsausdruck hatte sich hingesetzt und Abdül kurz gemustert. Als wie aus dem Nichts ein Mann erschien und zwei Tassen mit wohlig duftenden Flüssigkeiten brachten, sprach er endlich:
"Willkommen, General. Ihr habt schnell hierher gefunden?"
"Ja." Antwortete er schlicht. Er hatte logischerweise die große, ceiclische Handelsstraße genommen, denn einen anderen Weg gab es angeblich nicht und die Warscheinlichkeit, in den nebelbehangenen einen Fehltritt zu machen, bevor man diesen überhaupt bemerkte, lag bei knapp 80%, hatte irgendein Schlaukopf mal ausgerechnet.
"Nun gut. Dann erzählt, was euch so famos macht. Ich möchte wissen, wer möglicherweise das Militär meiner Grafschaft stärken wird."

An dieser Stelle fühlte er sich wieder im guten alten Territorium. Er begann, großspurig, von seiner Karriere zu erzählen, die nicht steiler sein konnte. Krieg um Krieg, Fehde um Fehde, die Verhandlungen wurden fallen gelassen, diplomatische Rollen verbrannt und zugehörige Diplomaten aufgespießt, denn Krieg war Profit und brauchte also nicht zu enden. Da er sich bei dem Grafen nicht sicher war und der Kerl einen reichlich reservierten Eindruck machte, wollte er einfach mal in die Vollen gehen. Er erzählte von den Brandschatzungen in den Kronlanden, die er natürlich ganz inkognito gemacht hat (seine Leute gaben sich als Piraten aus) wo jedes Dorf sofort niedergebrannt und alle Bewohner in die Feuer geworfen wurden, er erzählte von den Kleinkriegen und den Straßenkämpfen, die es in den unruhigen Landen zwischen den Republiken und Nordmar gab und ließ sogar die alte Geschichte mit der nikischen Grenzstadt heraus, wo die Frauen vergewaltigt und massakriert worden waren. An dieser Stelle fuhr das bisher konzentrierte Gesicht nach oben.
Abdül war darauf vorbereitet, irgendwann wars jeden Fürsten zuviel, selbst den scheinheiligsten.
Für kurze Zeit blieb der Graf weiter, aufgerichtet auf seinem Sessel. Dann sah er Abdül an, oder zumindest an ihm vorbei und sagte:
"General...würden sie mir bitte den Pfefferstreuer rüberreichen?"

Und das wars. Das war alles, was er sagte. Er wusste natürlich, dass diese Menschen untertrieben auf Verschiedenste Dinge reagierten und dass sie allgemein sogar als "irgendwie nett" bezeichnet wurden, doch Abdül hatte ja noch sein Gewissen. Ein Gewissen, dass immer noch gut darin war, zu interpretieren und Zusammenhänge zu bilden. Die Nüchternheit des Grafen hatte ihn überrascht, als ob er überhaupt nicht zugehört hätte, doch das hatte er.
Die Deadlier waren nett, in gewisser Hinsicht, und sie reagierten nüchtern.
Weil sie schlichtweg kaum Skrupel kannten, um ihre Ziele zu erreichen. Zumindest was den Grafen anging, der wohl schon eine Menge miterlebt haben musste. Es mochte eine Art Charakterfehler sein, dass Faedor das alles hinnahm, doch tief darin verbarg sich ein Geist, der mehr über Nutzen, als über Moral nachdachte. Der Zweck heiligte die Mittel.
Und es stand tatsächlich ein Pfefferstreuer hinter ihm, vorher war er gar nicht da gewesen.
Er hatte sich schließlich dazu entschieden, darauf einzugehen. Er bekam eine recht stattliche Summe und wurde dafür Teil des deadlischen Militärs. Unter solchen Leuten konnte es sich leben lassen.
Evil Deadly, das (ehemalige) Böse der VVV und Meister des donnerstäglichen Glückes.

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Re: [KdK] Bibliothek der Stadt der Schatten

Beitragvon Georgios » 12. April 2013 11:20

"Oft werden wir gefragt: Was ist die Fraternitas? Diese Frage soll hier nun geklärt werden, die Fraternitas Benjamin lehnt den Glauben an die zahllosen Heidnischen Götter der Altvorderen entschieden ab, weil es sie schlicht ergreifend nicht gibt. Aber dies schließt die Existenz von Göttern natürlich nicht aus, die alten waren nur schlechte Vorstellung unserer Vorfahren, die Wahrheit hat sich nun erst offenbart: Es gibt einen Gott, der in seinen verschiedenen Personifikationen immer leitete, in den alten Zeiten in welchen noch die Auguster regierten, hatte jeder König Teile der Untersteblichen Seele und verband sich nach seinem Ableben wieder mit dieser. Das bedeutet natürlich nicht, das die Könige perfekt sind, Teile ihres seins ist immer noch Menschlich und Menschen machen Fehler, aber ihre großen Visionen sollten uns immer leiten und sie wurden geschickt, um den Frieden im Reich zu erhalten. Und zwar nicht wie es die Grander und die Neue Ordnung verlangt, durch Furcht und Grausamkeit, sondern durch die Erkenntnis das wir alle eins sind im Großen Plan des Schicksalsweber.

Die Fraternitas vertritt diesen Standpunkt schon seit über fünfzig Jahren und lasst euch nicht von der Propaganda der Thronräuber täuschen, unsere Absichten sind nicht die Umstürzung der Ordnung und Bürgerkrieg, sondern die Restauration der Alten, von den Königen, gewollten Ordnung, die ein besserer Garant für Frieden und Ordnung ist. Ist dies Erreicht, bereiten wir uns auf die Ankunft des Königs vor der Letzten Schlacht vor. Wen die letzte Schlacht siegreich geschlagen wurde, vereinen sich die irdische und jenseitige Welt und keiner muss mehr leiden, nicht mehr sterben. Doch die Letzte Schlacht ist die Letzte Prüfung, die nur durch den Glauben bestanden werden kann und sie wird misslingen, wen genauso viele Ketzer und Heiden die Länder durchstreifen, sodass wir unseren Glauben verbreiten müssen: Die Christen und die Anhänger der Falschen Götter müssen dazu gebracht werden ihre irrigen Erkenntnisse anzukennen und der Wahrheit folgen.


- Flugblatt gefunden auf den Straßen Ceiclas
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Re: [KdK] Bibliothek der Stadt der Schatten

Beitragvon Georgios » 12. April 2013 14:55

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Auf diesen Tag hatte er sich gut vorbereitet und extra den Plattenpanzer angezogen, der nach außen hin mächtig und stark wirkte, aber leicht zu tragen war und den großen Blauen Mantel umgeschnallt. Dieser schleifte zwar auf dem Boden, aber das machte keinen großen Unterschied. Mit seinen fünfzig treusten Soldaten marschierte er durch die offenen Tore Ceiclas und wurde auch sofort von dem Wachhauptmann aufgehalten.
„Mylord?“ fragte er höflich.
„Was gibt, Soldat?“
„Ich soll sie auf Befehl des Herzogs und im Namen des Königs leider verhaften, Mylord.“
Er legte eine Hand auf die Schulter des Offiziers, der zusammenzuckte und wandte sich an die Zahlreichen Schaulustigen und seine eigenen Männer.
„Seht! Ein guter Mann. Ein Mann der Treu zu seinem Schwur steht und ihn zu erfüllen versucht. Ich respektiere dies. Denn ich handele im gleichen Einklang. Allerdings sehe ich meine Treue bei jenen, denen die Treue meiner Ahnen galt, also bei den Augustern.“
„Die Auguster sind aber Tod, Mylord. Ihr müsst den lebenden dienen, nicht den gefallenen.“
„Dies ist richtig Soldat. Aber ich kann den Verrat des Granders nicht ungesühnt lassen…nun musste sein Enkel büßen, der Schlächter von Seiner und dem Südlichen Vanidarien, der Schrecken der Eisenberge.“ „Es Tut mir Leid, aber ich muss sie jetzt festnehmen.“
„Ich denke ich kann das nicht zu lassen. Bei wem liegt deine Loyalität?“
„Bei meinem Volk und Herzog.“
„Nicht bei deinem König?“
„Natürlich auch.“
„Nein…der König unterdrückte uns. Die Stammstadt meines Hauses ist in den Händen der Belunder, ist das Gerecht? Das ruhmreiche Tabalecland weilt bei Synkrien, ist das Gerecht?“
„Nein, Mylord.“
„Also dienst du deinem Volk?“
„Ja, Mylord.“
„Dann lass mich durch.“
„Aber der Herzog…“
„Der Herzog verfügte nicht über den nötigen Weitblick. Aber ich verstehe ihr Dilemma.“
Er nickte kurz und zwei Seine Soldaten führten den Offizier ab, der sich allerdings nur symbolisch wehrte. Danach setzt Georgios seinen Weg immer weiter fort und alle Menschen betrachteten ihn interessiert und auf dem Platz vor dem Palast hatte sich eine gigantische Menge versammelt, die für ihn eine kleine Gasse bildete. Er genoss die Sonnenstrahlen und das Jubeltosen, als er langsam Treppe für Treppe hinaufstieg und er fühlte sich so…unbesiegbar.
„Keinen Schritt weiter!“ schallte die Stimme des Statthalters von oben. Der Traum zerbrach und er sah Mengsk von Ceicla vor sich. Ein Junger Mann des niedrigen Adels, aber mit großen Potenzial, der vor kurzen adoptiert worden war. „Ah! Und warum?“
„Du bist hier nicht erwünscht. Du führst uns alle ins Verderben.“
„Du irrst. Ich führe uns in das Goldene Licht des Ruhmes zurück.“
„Dein Krieg hat nichts mit uns zu tun.“
„Oh, leider doch. Aber sei unbesorgt, ich habe einen Plan. Komm, gehen wir rein und ich sage ihn dir.“
Mengsk schwankte und deshalb schritt Georgios einfach weiter und nahm ihm mehr oder weniger die Entscheidung ab. Das Innere des Palastes war genauso wie damals, als er vor zwanzig Jahren das letzte Mal hier gewesen war. Seitdem war er immer in seinen Provinzen gewesen, die nun bei unabhängigen Fürsten weilten oder in Celina, wo einige gute Freunde aus seiner Jugend lebten. Er setzte sich auf einen der weichen Stühle, nahm lächelnd ein Glas Wein von einer der zahllosen hübschen Bedienungen und wandte sich Mengst zu, der keinesfalls in sich ruhend wirkte.
„Weißt du, woran Ceicla krankt? Weswegen Chaos herrscht.“
„Weil du Unordnung und Krieg bringst.“
„Nein. Weil es unnatürlich ist. Seit Beginn der Jahre reichte das Herzogtum von hier bis zum Ozean, aber nun verblieben uns nur kleine Küstenstreifen. Wir werden vom König unterdrückt. Nie ging es uns schlechter.“
„Du vergisst die Zeit vor den Jahren.“
„Legenden.“ Er trank einen großen Schluck und ließ sich nachschenken. „Für Ceicla gibt es nur zwei gute Möglichkeiten: Entweder die Rückkehr zu Alten Verhältnissen oder die Unabhängigkeit.“
„Du weißt wovon du sprichst? Niemand wollte je aus dem Königreich austreten.“
„Wieso drinnen bleiben? Sie behindern uns. Sie hassen uns doch alle. Oder wie soll ich sonst diesen Zorn erklären, der mir plötzlich entgegen schallt? Ich habe sie erlöst, mit meiner eigenen Klinge habe ich den König geköpft und ihm das hier abgenommen.“
Er zog einen Ring hervor und Mengst stockte der Atem. „Der Ring des Kaisers.“
„Ja….den Legenden gehörte er einst dem Kaiser der Christen, bevor er ihn…abtrat an Benjamin I. und seitdem hatte jeder Auguster diesen Ring an seiner Rechten Hand. Es gab aber noch einen anderen Ring, aus dem Land unserer Vergangenheit, der immer an ihrer Linken steckte. Nur mit diesen beiden hatten sie laut dem Rechten der Ersten Jahre dieses Reiches die Macht inne, den einen habe ich, der andere ist verschollen. Zusammen mit dem Prinzen.“ „Seine Leiche wurde nie gefunden.“
„Auch wenn der Bastard behauptete ihn eigenhändig geköpft zu haben. Aber er war ein Lügner. Ein Betrüger.“
„Aber was bringt dir dieser Ring?“
„Nichts.“ Er steckte ihn wieder ein und trank noch einen Schluck. „Aber er beweißt eines: Niemand ist König dieser Lande. Bis die Auguster zurückkehren.“
„Hör auf Kindermärchen zu erzählen.“
„Ja, sie kommen nicht zurück, aber bis dahin muss das Land durch den Rat und den Vizekönig, der als Statthalter fungieren muss, regiert werden. Aber das scheinen all die Hohen Herren nicht einzusehen. Also muss ich kämpfen. Notfalls lege ich das Land in Schutt und Asche, um das Recht der Götter durchzusetzen.“
„Was springt für dich dabei heraus?“
„Komm schon, du unterstellst mir solche Mangelwertigen Beweggründe?“
„Ja.“
„Gut. Der Vizekönig wird sicherlich unsere Ansprüche anerkennen und auch die meinigen.“
„Du redest nicht vom Vizekönig von Synkrien, oder?“
„Nicht unbedingt. Wen er sich weigert brauchen wir einen neuen…einen, der die Maßnahmen richtig umsetzt und das Recht der Könige anwendet. Das werde wohl ich sein müssen.“
„Ich konnte mir denken, dass du nichts ohne Belohnung tusts.“
„Ohne Anreiz kann ich mich eben schwer motivieren.“
„Aber was willst du?“
„Du Unterstützt mich.“
„Seh ich wie ein Selbstmörder aus?“
„Oder du stirbst.“
„Gutes Argument.“
Georgios lächelte leicht, es hatte Vorteile als Volksheld gefeiert zu werden. Sein….Möchtegernverwandter würde es sich dreimal überlegen dies zu verneinen.
„Du weißt das wir dabei alle sterben werden, wenn Belunda und ihre Lakaien hier einrücken.“
„Wir sterben in Ruhm und Ehre. Mehr kann man sich nicht wünschen. Außerdem…vielleicht werden wir nicht alleine sein.“
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Re: [KdK] Bibliothek der Stadt der Schatten

Beitragvon Deadly Shadow » 12. April 2013 22:47

Vanidar

Matriarchin...oder doch lieber Königin? - VII


Ich bete dass dein Strahlen nie endet
Deine Gnade mich auf ewig blendet
Ohne dich, kann ich nicht kämpfen
Ohne dich, kann ich nicht lieben
Ohne dich, kann ich nicht sein
Ohne dich, geh ich zu Grunde
Ich kann nicht leben ohne dich
Ich kann nicht atmen ohne dich
Ich kann nichts fühlen ohne dich
Ich kann nicht aufstehen ohne dich
Was ist die Sonne nur ohne dein Licht?
Was ist meine Existenz ohne dein Gesicht?


Gebet der Silberblätter zu ihrer Matriarchin, Tochter des Weißen Baumes und Herrscherin von Vanidarien seit Anbeginn der Zeit


2089. Jahr der Sonne, Republik Benjii

...ihr könntet einen neuen Reiseführer gebrauchen, jetzt wo Theron gegangen ist und ich bräuchte langsam wirklich eine Pause von der Akademie, was sagt ihr dazu?“ Miranda Mimir sah die beiden Silberblätter an und wartete auf eine Antwort, stattdessen setzte Aleyandra sofort zu einer Gegenfrage an als sie das hörte.
„Kommt er denn nicht wieder um uns weiter durch die Republiken zu begleiten? Das ist doch seine Aufgabe oder etwa nicht?“ sie wirkte tatsächlich ein klein wenig enttäuscht.
„Theron ist kein richtiger Diplomat sondern arbeitet für das Haus der Linda und die brauchten wohl nur kurzzeitig einen Abgesandten. Er muss sich um andere Aufträge kümmern.“ Miranda hatte keine Ahnung was Markus Linda dazu bewegt haben mochte die Schlange nach Vanidos zu schicken aber es hat ja scheinbar irgendwie funktioniert.
„Was genau macht er denn in den Diensten der Linda?“ hakte Aleyandra weiter nach
„Er...“ Miranda zögerte kurz, Aratarn hielt sich schön bedeckt und tat so als würde er die andere Straßenseite unendlich interessant finden „er bekämpft ihre Feinde und schützt sie vor ihren vielen Rivalen.“
„Dann ist er also ein Ritter vom Haus Linda?“ fragte Aleyandra nach, legte den Kopf schief und sah die Mimir verwundert an, sie hatte bereits seit dem merkwürdigen Verhalten der Wachen vermutet das Theron nicht wirklich ein echter Diplomat war. Allerdings hätte sie eher gedacht er wäre eine Art berühmter Meisterdieb, wie in irgendwelchen alten Geschichten, aber doch kein Ritter. Sie versuchte sich Theron in einer strahlenden Rüstung, einem gütigen Gesichtsausdruck und einem wehenden, langen Umhang vorzustellen während er ein leuchtendes Schwert gen Himmel streckte. Schnell schüttelte Aleyandra den Kopf um das Bild eilig wieder aus ihren Gedanken zu verbannen, es war einfach zu gruselig.
Miranda blickte hilfesuchend zu Aratarn, der nicht einmal von seinem Teller aufsah als er nur kurz sagte „Ja genau, er ist ein Ritter.“ Womit er es auch bleiben ließ, es war unwahrscheinlich das sie den Mörder jemals wiedersehen würden und er sah keinen Grund Aleyandra ihre gute Laune zu verderben.
Die junge Adlige aus Benjii ließ das Thema vorerst mit einem verzweifelten Seufzen ruhen „Wie auch immer, da die Frage nach...Sir Therons Aufenthalt geklärt ist, was ist mit meinem Angebot euch weiter durch die Republiken zu führen?“
„Ich hätte sicher nicht das Geringste dagegen.“ antwortete Aratarn und lächelte sie freundlich an, er konnte sich eine schlimmere Begleitung vorstellen als die hübsche Mimir. „Aber wie Ihr sicher nicht vergessen habt, bin ich nur hier um die Schwester der Matriarchin zu schützen, es ist allein ihre Entscheidung.“
„Natürlich!“ antwortete Aleyandra, diesmal ohne zu zögern, auch wenn ihr Theron irgendwie tatsächlich sympathisch gewesen war, bedeutete Miranda eine deutliche Verbesserung gegenüber dem schlecht gelaunten Attentäter „Ich möchte die Hauptstadt sehen, ist sie wie Benjii? Oder noch prächtiger?“
„Lasst euch doch einfach überraschen.“ sagte Miranda und setzte ein fröhliches Lächeln auf, sie war ebenfalls glücklich darüber Benjii einmal zu verlassen. In diesem Moment preschten zwei Reiter durch die belebte Straße und die Leute hechteten erschrocken zur Seite. Sie waren so schnell an ihnen vorbei das Aratarn nicht einmal ihre Gesichter erkennen konnte, auch wenn der eine ihm kurz bekannt vorgekommen war. Kurze Zeit später trabten die Wachen der Stadt durch die Straße und machten sich eher halbherzig an die sinnlose Verfolgung.

...

Aiden zog seine Klinge einer der Torwachen übers Gesicht und ließ sein Schwert bedrohlich kreisen. Die Menschenmenge am Tor lief panisch auseinander um nicht Bekanntschaft mit dem Schwert oder den Hufen seines massigen, vanidarischen Schlachtrosses zu machen. Weit weniger auffällig und nicht ansatzweise so gut gelaunt folgte ihm Aron, als sie durch das Tor galoppierten. Sobald sie Benjii weit genug hinter sich gelassen hatten zügelte Aiden sein Pferd und grinste den Auftragsmörder an, ein wenig Katz und Maus Spiel mit republikanischen Wachen hatte er wirklich vermisst.
„Großartig.“ sagte Aron mürrisch „Wir haben unser Ziel nicht ausgeschaltet und ich muss Benjii mal wieder für eine Weile verlassen, danke Aiden.“
„Ach stell dich nicht so an, das Ziel ist tot oder etwa nicht?“ der Silberblatt entschied sich die miese Stimmung seines Freundes zu ignorieren.
„Ja das ist es! Aber wir haben es nicht umgebracht!“ schleuderte Aron ihm aufgebracht entgegen „Diese verfluchte Schlange! Erst tötet er unser Opfer direkt vor unseren Augen und dann hetzt er uns auch noch die Stadtwache auf den Hals! Ich würde diesem Theron am liebsten den dünnen, kleinen Schlangenhals umdrehen!“
„Dann tu es doch.“
„Ähm, also...naja das war doch nur so...“ er warf dem grinsenden Aiden einen vernichtenden Blick zu „Du hättest ihn aufhalten müssen!“
„Und was hätte ich deiner Meinung nach gegen diesen Theron unternehmen sollen?“ fragte Aiden mit geheuchelter Neugier.
„Du...“ Aron seufzte entnervt „Was solls, ich habe noch genug Kontakte in den anderen Städte der Republik. Am besten ständen unsere Chancen in Gurilia dort...“
„Nein, bitte nicht die Hauptstadt.“ unterbrach ihn Aiden gelangweilt „Ich würde gerne mal wieder in den Süden.“
„Gut meinetwegen, dann also nach Süden.“

...

Bereits am nächsten Tag befanden sich die Silberblätter und die Mimir auf der Straße nach Nordwesten und verließen damit die Republik Benjii. Aratarn hatte die „Leibwache“ Mirandas anfangs misstrauisch beäugt, abgesehen von einigen Söldnern unterschieden sich die etwa 20 Mann nicht großartig von den Wachen die er in Benjii gesehen hatte. Er bezweifelte das sie gute Krieger abgaben aber auch ein Ritter konnte durch das Schwert eines Gemeinen sterben, eine Lektion die die Vanidaren schon vor langer Zeit lernen mussten. Die junge Mimir ritt an seiner Seite und unterhielt sich mit dem Silberblatt. Es war am späten Nachmittag als sich ihr Gespräch wieder um Vanidarien zu drehen begann.
„Aleyandra hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem bisschen was man bei uns von eurer Matriarchin weiß.“ sagte Miranda und der Anblick der fröhlichen Aleyandra brachte sie auf etwas anderes das sie gerne von ihm wissen wollte „In den wenigen Büchern über vanidarische Geschichte wird die Matriarchin kaum erwähnt, es ist fast so als wolltet ihr nicht gerne darüber reden. Wie entstand dieses geheimnisvolle Geschlecht das über die Ritter Vanidariens herrscht?“
„Wir machen nicht wirklich mit Absicht ein großes Geheimnis daraus, wir versuchen nur gerne den Rest des Reiches von der Matriarchin fernzuhalten.“ oder eher sie vom Reich, damit niemand dieser armen Fürsten anfängt zu weinen dachte Aratarn „Sie existierte schon lange Zeit bevor Vanidar vor über 2000 Jahren im christlichen Reich landete um es im Namen des Königs zu unterwerfen, zu dieser Zeit war das Land von Vanidariens noch eine kaiserliche Provinz namens Varos. Vielleicht ist der Kult der Matriarchin auch schon älter als Kaiserreich selber, wer weiß, ich kenne nur die üblichen Legenden darüber, mehr nicht.“ Aratarn zögerte kurz, er fühlte sich unwohl dabei das er der Mimir nur ein paar alberne Märchen erzählen konnte. „Es heißt die erste Matriarchin wäre gleich einem mystischen Geist dem uralten Weißen Baum entschwebt, um den Menschen von Varos als dessen Tochter beizustehen. Ihre Haut soll von einem beinahe schon durchscheinenden Weiß gewesen sein und ihr wahrhaft übernatürliches Aussehen verliehen haben. Ihre langen Haare sollen wie schwarze Seide gewesen sein, glänzender als das Gefieder eines Raben. Ihre Augen sahen einem jeden Mann tief in die dunkelsten Abgründe seiner Seele und verwirrten seinen Verstand, vernebelten seinen Geist und erstickten jeden eigenen Gedanken. Es heißt sie ist äußerlich nicht gealtert und glich bis zu ihrem Tod einer hübschen, jungen Frau. Außerdem sagt man die Geister selbst wären ihr untertan gewesen. Man sagt dem Geschlecht der Matriarchinnen viele Kräfte nach, nicht umsonst nennt man sie gerne, die Hexen von Vanidos.“

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Sein Blick schweifte zu Tegaras Schwester die sich, mit ihrem Pferd, unter die Söldner aus Benjii gemischt hatte und sie mit Fragen zu den Republiken löcherte während Nachtara leichtfüßig von einem Pferd zum anderen sprang. „Aleyandra könnte euch dazu vermutlich mehr sagen, immerhin fließt in ihr das Blut der Matriarchin, auch wenn man manchmal wenig davon merkt. Wäre an diesen Geschichten etwas Wahres dran, bräuchte ich kein Schwert und Vanidarien keine Ritter, sondern die Matriarchin könnte unsere Feinde einfach in Frösche oder deren Armeen in Asche verwandeln.“ erwiderte er und gegen seinen Willen Lächeln stahl sich ein Lächeln auf Aratarns Gesicht, an Tegara war rein gar nichts magisches, abgesehen von einem außergewöhnlich hohem Maß an Dummheit und Arroganz. „Die Gründerin des Matriarchinnengeschlecht muss von seltener Schönheit gewesen sein und scheinbar auch deutlich intelligenter als die einfachen Menschen von Varos, mehr steckt nicht dahinter.“ Er gab dem kleinen Tross das Zeichen zum anhalten.
„Was ist? Warum reiten wir nicht weiter? Die Sonne geht bald unter und wir sollten bis dahin eine Unterkunft finden.“ sagte Aleyandra und sah sich um, sie befanden sich am Rand eines kleinen Wäldchens das sich neben der Straße entlang nach Norden zog.
„Das haben.“ antwortete Aratarn und zwinkerte ihr kurz zu „Direkt hier. Gibt es ein Problem damit?“
„Nein, ich werde es überleben, denke ich.“ versuchte Miranda zu scherzen, wohl fühlte sie sich dabei trotzdem noch lange nicht. Da aber selbst Aleyandra kein Problem damit zu haben schien die Nacht hier, mitten im Wald, zu verbringen riss sich die junge Adlige zusammen.

...

Aratarn saß zwischen den Söldnern der Mimir um eines der beiden Lagerfeuer und unterhielt sich mit Miranda. Die Ritter Vanidariens hatten ein kleines Stück weiter ihr eigenes Feuer angezündet und Aleyandra mischte sich unter sie, sie hatte den ganzen Tag über bereits alles interessante aus den Wachen der Mimir rausgepresst.
„Das vanidarische Aufgebot war beinahe 2000 Ritter stark, dazu kamen ihre Knappen und Soldaten. Nie wieder hat man seitdem eine so große Zahl an gepanzerten Reitern im Reich aufmarschieren sehen und auch heute, 100 Jahre später, könnten wir höchstens ein Zehntel unserer damaligen Stärke aufbringen.“ erzählte Aratarn als Miranda begann ihm Fragen über die Geschichte des Herzogtums zu stellen. Besonders schien sie Vanidariens Rolle im Krieg der Fürsten zu interessieren und Aratarn war froh das er immerhin dazu etwas sagen konnte „Das Heer zog allerdings mitten im Winter in den Kriege und unsere Feinde stellten sich uns nur sehr selten auf offenem Feld entgegen. Innerhalb von 14 Jahren Krieg wurde das prächtige Heer langsam mehr und mehr dezimiert.“

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„Wie viele von ihnen kehrten je nach Vanidarien zurück?“ fragte sie nach, als Aratarn einfach verstummte und in die knisternden Flammen starrte.
„In der letzten Schlacht zwischen uns und der Allianz des Bastards waren noch 23 dieser Ritter am Leben.“ antwortete er mit immer bedrückter werdender, gedämpfter Stimme „Sie alle starben im Pfeilhagel der Verräter aus Synkrien. Nach der endgültigen Niederlage gegen den Bastard war eine seiner ersten Handlungen, als neuer König, große Teile Vanidariens nahezu zu entvölkern. Es liegt jetzt als Niemandsland zwischen uns und dem Besitz der Krone.“
Bevor sie etwas erwidern konnte erhob sich einer der Ritter an dem anderen Lagerfeuer und schien mit einer Flasche einfachem Wein dem Mond zu zuprosten, sein langes Haar hatte dieselbe Farbe wie das Mondlicht und wies ihn damit unverkennbar als einen Silberblatt aus. Auch einige der anderen Ritter in Aleyandras Leibwache waren entfernte Verwandte aus den kleinen, unbedeutenderen Linien der Silberblätter „Silberblätter! Vanidaren! In diesem Moment befindet sich unsere geliebte Matriarchin in der Höhle des Löwen selbst und zeigt den Bastarden aus dem Süden den Stolz des Weißen Baumes! Wir alle wissen was uns bei ihrer Rückkehr erwartet! Unsere Herzen sind für sie entbrannt! Heller als die loderndsten Flammen! In Stahl gekleidete Rösser werden über die Ebenen des Südens donnern und die Knechtschaft Vanidariens beenden! Trinkt, aber trinkt diesmal nicht auf unsere Matriarchin Tegara! Nein! Trinkt auf Königin Tegara!“
Aratarn warf ihm einen scharfen, missbilligenden Blick zu und Miranda betrachtete interessiert wie der Mann sich wieder zu seinen Kameraden setzte, denen seine kleine Rede eindeutig besser gefallen hatte als Aratarn. Aleyandra dagegen erhob sich wortlos und entfernte sich von den Rittern um sich hinzulegen, scheinbar hatten die Worte ihrer Laune auch nicht gerade gut getan „Verzeiht, sie wissen manchmal nicht wann es besser ist vor Fremden den Mund zu halten.“
„Warum?“ fragte sie neugierig nach „Denkt Ihr wir in den Republiken hängen an den Lippen des Königs und befolgen alle seiner Anweisungen ohne noch selber nachzudenken?“
Aratarn schüttelte den Kopf, die Republiken hatten durchaus ihren eigenen Willen, im Gegensatz zu den Nordmarern oder Belunda „Nein, aber es ist...“
„Würdet ihr gegen die Kronlande ziehen wenn euch eure Herrin ruft?“ unterbrach sie ihn und überraschte Aratarn mit dieser forschen Frage der sie perplex anstarrte.
„Ich bin ein Ritter Vanidariens und würde mein Leben geben im Kampf für den Weißen Baum von Vanidos...aber es würde mir nicht unbedingt gefallen für die Matriarchin zu fallen.“ er nickte mit einem kurzen, freudlosen Lachen in die Richtung der restlichen Ritter „Sie dagegen, nun Ihr habt sie gerade selbst gehört oder? Das einzige was zurzeit eine Eskalation zwischen Vanidarien und den Kronlanden verhindert ist der Herzog, doch auch in ihm brennt dieser unstillbarer Hass gegen den Süden. Roger ist nur klug genug um zu erkennen das wir verlieren würden, im Gegensatz zu den meisten anderen Silberblättern. Es ist ein großes Haus, um genau zu sein ist es das einzige Adelshaus in Vanidarien. Seit 2000 Jahren entstehen ständig neue Linien und vermutlich hat schon lange niemand mehr einen Überblick darüber, wie groß das Geschlecht eigentlich ist. Der Großteil von uns ist eh verarmt und ohne Macht, seit dem Verlust unseres halben Landes leben in den Gesindeviertelen um die Zitadelle von Vanidos mehr als genug Männer die ihre Herkunft bis auf Vanidar selbst zurückführen können und trotzdem mit dem einfachen Volk um ein Stück Brot betteln müssen. Die Aussicht auf Krieg versetzt uns Vanidaren nicht in Angst, im Gegenteil, sie erfüllt uns mit Freude, selbst mich und das ist...“ Aratarn brach ab und schüttelte plötzlich lächelnd den Kopf „Verzeiht mir, das ist kein Gesprächsthema für eine angenehme Reise. Ihr solltet euch lieber schlafen legen, wir werden früh aufbrechen, noch ehe die Sonne ganz aufgegangen ist.“ Damit zog der Graf von Neidea sich zurück und ließ die verwirrte Miranda mit diesen merkwürdigen Worten zurück. Aratarn legte sich an eines der anderen Feuer, nahm die „Geschichte der Republik Juliues“ zur Hand und begann in dem Buch zu lesen. Vielleicht konnte er dann endlich mal ein vernünftiges Gesprächsthema finden um sich mit der rothaarigen Mimir zu unterhalten. Doch es gelang ihm nicht wirklich sich zu konzentrieren, in Gedanken war er in der Hauptstadt des Reiches. Wenn der neue König seiner Matriarchin nicht zusagen würde, was sehr wahrscheinlich war, würde es Krieg geben. Er selbst wusste nicht was er davon halten sollte, Treue gegenüber den Königen hatte Vanidarien noch nie etwas gebracht außer Leid und wenn er ehrlich war hatte er selber auch kein Interesse daran sich von einem Narren aus Almodosza Befehle geben zu lassen.

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Leider wäre die Matriarchin keine viel bessere Wahl als selbst der schlechteste König...


2089. Jahr der Sonne, Republik Gurilia, Hauptstadt der vier Republiken

Hunderte Menschen drängten sich vor den Toren Gurilias, keiner von ihnen schien den Weg für die Adligen freizumachen, weshalb es für die Pferde wohl vorerst kein Durchkommen gab. Wenigstens hielten die Leute einen angemessen Abstand zu den wartenden Rittern ein und belästigten sie nur mit merkwürdigen Blicken. Aleyandra klammerte sich plötzlich an Aratarns Arm und schien zu versuchen hinter seinem Rücken zu verschwinden, während sie die Menschenmenge mit einem fast schon panischen Blick bedachte. Seit dem Vorfall in Seiner war sie nicht unbedingt besonders scharf darauf noch einmal in so eine Situation zu geraten, vor allem nicht ohne ihre Pferde. Aratarn drehte verwirrt den Kopf und versuchte sie anzusehen „Was soll das? Was machst du denn da?“ er war von ihrem Verhalten so überrascht dass er auf eine höflichere Anrede verzichtete. Sie ließ ihn los und kam sich mit einemmal unendlich albern vor, vor allem als die Mimir sie verwundert anstarrte wurde Aleyandra langsam peinlich berührt. Das war nicht Seiner und die Menschen dort keine Königlichen aber trotzdem...sie warf einen Blick auf das Banner mit dem Weißen Baum, das einer der Ritter noch immer mit sich rum trug und fröhlich im Wind vor sich hin flatterte.
„Rollt das Banner ein Aratarn.“ sagte sie leise, er zog eine Augenbraue hoch und sah sie einen Moment lang unsicher an bevor er dem Ritter ihren Befehl überbrachte. Als der Weiße Baum verschwand atmete Aleyandra sichtlich auf, jetzt würde man sie wohl kaum für ihre Schwester halten, auch wenn die Ritter noch immer auffällig genug waren.
Evil Deadly, das (ehemalige) Böse der VVV und Meister des donnerstäglichen Glückes.

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