[HoI II AAR] The guilty have no pride

AARs zum Zeitpunkte der beiden Weltkriege

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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 1. Juli 2013 21:29

23. November, Frankreich, Sedan

Mit der Post kam heute eine Ladung von Flugblaettern herein, in der eine neue Staatsregierung bekannt gegeben wurde.

„Deutsche Soldaten!

Die Demokraten haben Deutschland 1918 vor dem Untergang gerettet! Nur durch das mutige, selbstlose Handeln der Demokraten konnte eine unnoetige Zerstoerung der Heimat, eine weitere grosse Hungersnot und hunderttausendfacher Tod von dem deutschen Volke abgewendet werden. Hoehrt ihr das Wehgeschrei eurer Heimat?
Deutschland ist nun wieder in einem Krieg gefangen und wieder werden wir Demokraten zur Stelle sein um Deutschland zu retten!

Deutsche Soldaten, an euch ist es die Weichen auf eine neue, demokratische Zukunft zu stellen. Schuetzt Deutschland vor den Nationalsozialisten, die fuer ein neues Menschenbild die Menschenwuerde mit Fuessen getreten haben. Vertraut euren Demokratischen Fuehrern.
Deutsche Soldaten! Wir Demokraten werden alles tun damit ihr umgehend in eure Heimat zurueck kehren koennt!

Fuer Frieden, Wohlstand und ein demokratisches Deutschland!“


Die Rueckseite dieser Bekanntmachung war ebenfalls bedruckt. Auf ihr waren die Minister dieser zweiten Staatsfuehrung nach dem Anschlag abgebildet worden.

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Fuer mein Verstaendniss handelt es sich hierbei um eine ziemlich brisante Mischung. Es erinnerte mich an mein Gleichnis mit der NSDAP, wo allzuviele durch ein und dieselbe Tuere wollten. In dieser Reichsregierung war jede nur moegliche politische Stroemung, mit Ausnahme der Kommunisten und Nationalsozialisten vertreten. Das waren lauter Leute die sich in einem permanentem Machtkampf miteinander befinden. Da war kein Vertrauen, das kann nicht funktionieren!
Aber was blieb mir anderes uebrig als das beste zu hoffen und unserem Koch den Mund zu verbieten. Denn der erzeugt mit seinen Spruechen naemlich noch weniger Zuversicht als ich. Das erste was ihm zu der neuen Reichsregierung einfiel war: „Heiliger Florian, zünd das Haus vom Nachbarn an....“ und schlug anschließend die Haende ueber dem Kopf zusammen.
Doch damit nicht genug, waehrend der Essensausgabe gab er seinen Unmut lautstark gegenueber einem Soldaten bekannt der sich wohl positiv ueber die neue Reichsregierung geaeussert hatte. Er griff dabei auf den ersten Satz in dem Flugblatt zurueck und legte im feinsten Dialekt los: „De Demokrade hobe Deutschland 1918 vor de Undergong gereddet! Hohoho, genau so wors. 1918 habens de Macht ergriffe un ihrn Pelz inne neue Zeit gereddet! Verroten un verkauft hobens uns, de Aersche! 14 Johre hobens Deutschland zu Schund gewirtschafdet und sische Tasche vollstopft! I kann gor ned soviel koche wie isch kotze moescht!"
Als der Soldat dann Wiederworte geben wollte gab es einen Satz heiße Loeffel mit der Suppenkelle und unser Koch bewies Eindrucksvoll warum sein Spitzname Kuechenbulle war. Fuenf andere Soldaten waren Notwendig ihn zu baendigen und ins Café Viereck zu verbringen. Diese Form der Meinungsaeußerung brachte unserem Koch allerdings einen mehrtaegigen Knastaufenthalt und uns fades Essen ein.
Entschuldigt hat sich unser Koch bei dem angegriffenen Soldaten spaeter aber auch noch. „Manchmal sind die Faeuste schneller als das Hirn...“

1. Dezember, Deutschland, Berlin

Auf Wunsch des Oberkommandos der Heeresgruppe Sued bin ich am 30. November 1939 zusammen mit unserem Oberkommandierenden, Oberst Blumentritt und zwei weiteren Generalen zu einer Reise nach Berlin aufgebrochen. Dort sollten wir der ersten Reichstagssitzung des, uebrigens undemokratisch bestimmten, Parlamentes unser neuen Reichsregierung, im noch immer schwer beschaedigten Reichstagsgebaeude, beiwohnen. Anschließend war noch an eine Besprechung zwischen dem OKW und der Reichsregierung anberaumt. Dort sollte das weitere politische und militaerische Vorgehen abgestimmt werden.

Ich hatte waehrend unserer Anreise mit dem Zug nur schlecht geschlafen und unter anderem getraeumt dass die Welt untergeht. Als ich in Berlin aufwachte war aber alles noch viel schlimmer, sie stand ja noch! Doch der Reihe nach...

Puenktlich um acht Uhr war die geladene Generalitaet vollzaehlig im Reichstag angetreten. Von den bestimmten Parlamentariern war auch schon gut die Haelfte eingetroffen und daher verzoegerte sich der Sitzungsbeginn nur ein wenig. Diese Unpeunktlichkeit fuehrte zu einigen sueffisanten Kommentaren einzelner Generale alà: „La Boheme ist zu dieser fruehen Stunde noch nicht wach...“. Andererseits gab uns dies Zeit die entstandenen, noch sichtbaren Schaeden durch den Reichstagsbrand zu begutachten. Derlei waren noch ueberall zu sehen, verkohlte Holzpanele, eine verrußte Kuppel, zerstoertes Mobilar und zerschlagene Fenster allerorten. Das Gebaeude machte trotz seiner massiven Bauweise einen aeußerst klapprigen Eindruck.

Einen aeußerst klapprigen Eindruck machten auch ein paar der Parlamentarier. Diesen schien die Regierungszeit der NSDAP nicht so gut bekommen zu sein. Der feine Zwirn der ihre Leiber bedeckte konnte nicht ueber die koerperlichen Schaeden der Abgeordneten hinweg taeuschen, was zu einer zynischen Konversation innerhalb unserer Delegation fuehrte von der ich nur einige Wortfetzen mitbekam: „Der sieht aber gar nicht einem Deputiertem aus. Eher nach einem Amputierten, der hat sich sicher verlaufen...“ „Scheint fast so als ob der die letzten sechs Jahre arbeiten musste...“ „Arbeiten, unfassbar...“ „Den koennen die aber nicht zum Predigen von Enthaltsamkeit vor die Kameras der Wochenschau stellen.“ „In der Tat, nicht dick und rund genug. Dem koennte man glauben das er weiß was Enthaltsamkeit ist.“
Tatsaechlich machten diese ausgemergelten Gestalten auf mich einen gewissen Eindruck. Ein paar von ihnen hatte ich schon vor '33 in verschiedenen Zeitungen gesehen. Damals hatten Sie sich mit ihrer Großspurigkeit gegenseitig uebertroffen und mit dem sicheren Abgeordnetenstuhl unter dem Hintern und dem Futtertrog vor der Nase den Deutschen empfohlen laenger fuer weniger Geld zu arbeiten. Der Deutsche seie ohnehin ueberversorgt und die umlagefinanzierte Rente werde in 30 Jahren zusammen brechen. Das brachte uns eine kapitalgedeckte Rente ein, an der Banken und Versicherungen zwar vortrefflich verdienten, aber der einfache Rentner nach Strich und Faden beschissen wurde. Ob die sich wohl immernoch wundern warum die radikalen Kraefte der Politik immer staerker geworden sind?

Doch von dieser Großspurigkeit war bei den Personen nichts mehr zu merken. Sie strahlten trotz ihres Zustandes eine gewisse Wuerde aus und wirkten in ihrem ganzen Benehmen weiser. Was hatte ihnen ihr ganzes Geld das sie angehaeuft hatten genutzt als blanke Gewalt ueber das Wohl und Wehe eines Menschen entschied? Ob sie die Belange des deutschen Volkes und seiner Lebensgrundlage nun ernster nehmen wuerden?
Gewiß mehr als jene Gestalten die als Abgeordnete neu hinzu gekommen waren. Ein besonders schoenes Exemplar davon, geradezu das Klischee des Deputiertem trampelte vor uns herum und tat sogleich das was er am zweitbesten konnte oder koennen musste. Wohlgenaehrt, Wohlgkleidet und sogleich am jammern. Der Sitzungssaal seie herunter gekommen, die Stuehle seien dreckig und ziehen tut es auch noch. Diese unhaltbaren, eines Parlamentes und seiner Anwesenheit unwuerdigen Zustaende tat er dann laut im Sitzungssaal kund. So laut das sich unser hochverehrter Generaloberst von Rundstedt zu einem seiner seltenen Kommentare veranlasst sah. Es war ein Zitat von Kaiser Wilhelm I das er gegenueber dem Reichskanzler Otto von Bismarck aeusserte, bezueglich der Tatsache das die Reichstagsabgeordneten unter anderem aufgrund des weiten Fußweges von den Hotels, es ablehnten das „ihr“ Reichstag dort gebaut wuerde wo nun die Krolloper steht. Der Kaiser befuerwortete den neuen Standort anstelle der Krolloper weil „dem doch eigentlich nur der gefürchtete Schnupfen einiger kränklicher Députirter entgegenstehet …“ .

Ueber den Rest dieser Sitzung ist mit einem Zitat von Bismarck alles wesentliche gesagt. Daher breite ich darueber den Mantel des Schweigens aus.
„(Es ist) "für mich an der Zeit, in das Haus der Phrasen (Abgeordnetenhaus) zu gehen. In diesem sitze ich nun wieder, höre die Leute Unsinn reden, und beendige meinen Brief; die Leute sind alle darüber einig, unsere Verträge mit Belgien gut zu heißen, und doch sprechen 20 Redner, schelten einander mit der größten Heftigkeit, als ob jeder den anderen umbringen wollte; (...) echt deutsch leider, Streit um des Kaisers Bart, querelles d'Allemand (...) diese Schwätzer können Preußen wirklich nicht regieren, ich muß dem Widerstand leisten, sie haben zu wenig Witz und zuviel Behagen, dumm und dreist. Dumm in seiner Allgemeinheit ist nicht der richtige Ausdruck: Die Leute sind, einzeln betrachtet, zum Theil recht gescheut, meist unterrichtet, regelrechte deutsche Universitätsbildung, aber von Politik über Kirchthurm-Interessen hinaus wissen sie so wenig, als wir Studenten davon wußten (...) massenweise dumm, einzeln verständig.“

Interessanter fuer uns und auch das einzig richtige Thema war eigentlich die Besprechung zwischen OKW und der Reichsregierung. Fuer mich sollte dies auch noch harte Konsequenzen nach sich ziehen, da mein emotionaler Zustand sich waehrend der Reichstagssitzung nicht zum besseren gewandt hatte.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 2. Juli 2013 22:38

Kurz vor 12 Uhr verließen wir die Sitzung des Reichstages um im Hotel Adlon, der ersten Adresse am Platze, zu dinieren.

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Das Hotel Adlon


Persoenlich war ich noch nie im Adlon gewesen und war daher durch die Prunkfassade, den protzigen Luxus im Inneren und die Sonderbehandlung die man uns angedeihen ließ sehr erstaunt. Schon vor dem Eingang machten uns die hoeheren Angestellten, inklusive dem Chef des Hotels, ihre Aufwartung. Nach dem sehr herzlichen Empfang draußen, geleitete man uns in die Lobby des Hotels wo sogleich die Pagen zur Stelle waren und, guten Geistern gleich, uns die Maentel abnahmen. Ehe ich mich versah, waren unsere Sachen schon in die Garderobe verbracht und die Pagen nahmen wieder ihre Haltung im Hintergrunde an.
Als naechstes traten der Chefkoch und der Leiter des Restaurants heran und stellten sich uns vor. Ihre Aufgabe war es nun uns zu bewirten und mit Speisen zu versorgen. Nachdem auch diese Begrueßung abgeschlossen war brachte man uns in einen separaten Speiseraum wo wir, unbehelligt von anderen Gaesten, platz nehmen sollten.

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Die Lobby des Hotel Adlon


Das Ambiente dort war nicht minder luxurioes. Die Waende waren mir Edelholzpanelen verkleidet und mit Bildern preußischer Staatsmaenner behaengt. Teurer Zierstuck woeblte sich in Richtung eines kleinen Kronleuchters die Decke entlang und auf dem polierten Dielenboden war in der Mitte ein roter Teppich ausgelegt worden auf welchem ein kreisrunder Tisch, auch aus Edelholz, mit einer Reihe Stuehle platziert worden war. Auf dem Tische standen die gefalteten Servietten im Duett mit einer Reihe verschiedener Glaeser und goldenem Besteck. Dem Besteck nach zur Urteilen haette man sich auf jede Art von Bestellung vorbereitet.
Nachdem wir alle Platz genommen hatten wurden uns die Getraenke, unter anderem verschiedene Sorten Wein inlaendischer und auslaendischer Herkunft, sowie auch nicht alkoholisches in allen nur denkbaren Variationen vorgefuehrt.

Als alle Teilnehmer mit dem Getraenk ihrer Wahl versorgt waren bat der Chefkoch nun um Aufmerksamkeit. Diese erhielt er selbstverfreilich und er ratterte dann eine ellenlange Liste von exquisiten Speisen herunter. Er nannte zu jedem Gericht dann auch noch die Zutaten und Beilagen. Als er bei einem Gericht mit Lamafleisch angekommen war fragte Oberst Blumentritt im Scherz ob er auch einen Elefanten besorgen koenne. Der Schuss ging nach hinten los, denn der Koch parierte diese Spitze ganz trocken mit: „Elefant haben wir zwar nicht auf Lager, aber im Tierpark stehen noch ein paar Exemplare herum. Ich werde sofort unsere Aquise los schicken. Wie haetten Sie das Fleisch gerne zubereitet?“.
Mir fehlte jetzt nur noch ein: "... aber aufessen!" und ich haette diesem Mann vom Fleck weg meine Bewunderung ausgesprochen. Unser Oberst hingegen war etwas aus der Fassung geraten und stornierte seinen Wunsch umgehend.

Nachdem der Koch nun das letzte Gericht genannt hatte schloss er seine Aufzaehlung mit den Worten ab, das er sich: „gerne exquisiten Herausforderungen stelle“. Die darauf folgende Stille weckte in mir den nagenden Verdacht das niemand von uns sorecht wusste was er nun bestellen sollte. Um diese unangenehme Situation zu beenden faellte unser Generaloberst eine Entscheidung und legte fest dass, logisch, ich als erster die Bestellung aufgeben solle. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich nach der Erwaehung des Elefanten mit meinen Gedanken ebenda verblieben war. Ich hatte mir in den wildesten Farben ausgemalt wie dieser Koloss sich auf einem Spieß um seine eigene Achse drehte oder gar in einem Kochtopf verschwand, zumindest außerhalb des Gebaeudes.
Von daher hatte ich der weiteren Aufzaehlung nur wenig Gehoer geschenkt, zumal ich mir unter den kulinarischen Koestlichkeiten aus aller Welt weder etwas Essbares vorstellen konnte, außer einem Lamakopf der mich anspuckte, noch das so etwas schmeckt. Den Gesichtsausdruecken einiger Teilnehmer unserer Runde nach zu urteilen, schien es ihnen zumindest aehnlich zu ergehen.
Also entschied ich mich dazu etwas zu bestellen das ich kannte und mochte. Ich bestellte Gruenkohl mit Gruetze, Kartoffeln, Knacker, in Berlin Pinkel genannt und dazu Senf. Als Dessert waehlte ich dann eine Schale Quarkspeise mit Blaubeeren.

Meine stille Hoffnung das dem Chefkoch, im Anbetracht dieser Bestellung, zumindest die Gesichtszuege entgleisten wurde allerdings enttaeuscht. Der hatte sein Handwerk gelernt und nahm meine Wahl mit einem freundlichen Nicken, sowie einem „das ist Exquisit“, zur Kenntnis und wandte sich dem Naechsten zu. Bei soviel herrlich serviertem Zynismus woelbten sich mir vor Anerkennung die Fußnaegel hoch. Im Laufe der weiteren Bestellung wich aber zumindest das Siegerlaecheln aus seinem Gesicht, da alle Anwesenden hierauf das Gleiche bestellten.
Danach verließen dann auf unser Bitten hin alle Angestellten den Speiseraum und wir begannen eine leichte Konversation. Dabei kam unter anderem die Frage auf wie ich auf die Idee mit dem Gruenkohl gekommen sei. Die Antwort gab ich in zwei Etappen. Als erstes erklaerte ich mein Credo bei der Wahl meiner Mahlzeiten: „Watt de Buur nich kennt, dat frett he nich!“. Anschließend machte ich klar das meine Frau Mutter daraus ein herrliches Gericht zaubern konnte und ich mich seit Wochen schon mit Heißhunger diesbezueglich herum schlug.
Mit diesem Bezug brachte ich dann eine Diskussion ueber Hausmannskost in Gang, die in Dialekten und ihre Bedeutung endete. Dabei gab unser Generaloberst eine Anekdote zum Besten die sich um Jaegerschnitzel drehte. Er verstand unter Jaegerschnitzel durchgedrehte Wurst die in Scheiben geschnitten in die Pfanne gehauen und durchgebraten wurde. Als es ihn einmal ins Muensterland verschlug las er in einem Restaurant das es dort Jaegerschnitzel gebe. Er also im Heißhunger rein, sich ueber den Preis gewundert, trotzdem bestellt und im Anschluss gab es ein Schnitzel mit Pfeffersoße und Pilzen. Zuerst hatte er geglaubt man wolle ihn verscheissern, aber es war bitterer Ernst.
Einen aehnlichen Schwank aus seiner Jugend gab dann Gruen zum besten. Er war frueher gerne Tretboot gefahren und bei ihm zu Hause nannte man das „Wassertreten“. Bei einer Reise mit seiner Frau zu Verwandten in ein Kurbad bei Osnabrueck, bot man ihm dann Wassertreten an und er schlug begeistert ein. Die Folge davon war, das er anschließend im Kreis durch kniehohes, kaltes Wasser latschte und sich den Unbillen seiner Frau auflud.

Nach einer guten Viertelstunde wurde dann aufgetischt und wir begannen unverzeuglich mit dem verzehr der servierten Speisen.

Gegen halb zwei blies unser Generaloberst zum Aufbruch. Wir bedankten uns bei der anwesenden Belegschaft fuer das Essen, sowie die hervorragende Bewirtung und erhielten dann in der Lobby, durch die dienstbaren Geister, unsere bereits gereinigten Maentel zurueck. Draußen angekommen machten wir uns dann zu Fuß auf zur neuen Reichskanzlei wo wir um 14 Uhr avisiert worden waren. Als wir nun die Wilhelm-Straße in Richtung Voß-Straße entlang gingen trat der Generaloberst noch einmal an mich heran und fragte ob mir das bestellte Essen denn geschmeckt habe. Meine Antwort: „Bei Muttern schmeckt alles besser.“ entlockte ihm ein grinsen und ein zustimmendes Nicken.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 8. Juli 2013 22:24

Nachdem wir die alte Reichskanzlei hinter uns gelassen hatten bogen wir in die Voß-Straße ein, von wo sich die Frontfassade der neuen Reichskanzlei bis hin zur Hermann-Goering-Straße erstreckte. Direkt an der Ecke war die Fassade des alten Borsig-Palais erhalten und in die neue Reichskanzlei integriert worden. Dabei kamen es zwischen Alt- und Neubau zu einigen gestalterischen Unterschieden, da die Fassade des Borsig-Palais im Stile der italienischen Hochrenaissance und die Neubauten im Stile des Neoklassizismus errichtet worden waren. Allerdings erfolgte, durch Uebernahme der Trauf- und Fensterhoehren, dieser optische Uebergang relativ behutsam.

Die Neue Reichskanzlei war ein zwei- bis drei Stoeckiger Neubau, der in drei Bereiche eingeteilt war. Ganz links, angrenzend an die Hermann-Goernig-Straße, war die eigentliche Reichskanzlei, in der Mitte, etwas zurueck gesetzt der Mittelbau und ganz Rechts die Praesidalkanzlei mit dem Borsig-Palais. Trotz ihrer wuchtigen Bauweise passte die Reichskanzlei in die Voß-Straße, da es die anderen Haeuser auf der gegenueberliegenden Seite in der Hoehe nicht ueberragte und sich nur durch optische Elemente von den restlichen Gebaeuden der Straße unterschied. In Anbetracht dieser Tatsachen ist mir das Gejammere der Demokraten und der Medien ueber die Neue Reichskanzlei und ihre „groeßenwahnsinnige Bauweise“ die „alles in ihrer Umgebung erschlaegt“ unverstaendlich. Insbesondere dann wenn man die Gretchenfrage stellt und sich die Palaeste besieht welche sich die Parteien selbst als Hauptsitz errichtet haben. Aber bei solch despektierlichem Gerde bekommt man ja schnell gesagt das man das nicht vergleichen koenne... .
Warum eigentlich nicht? Ich bin dumm, kann mir das mal einer erklaeren?

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Modell der Neuen Reichskanzlei von Ecke Wilhelm- und Voß-Straße aus gesehen.


Wo ich gerade mit meiner offensichtlichen Dummheit kokettiere, kann ich es natuerlich nicht unterlassen darauf hinzuweisen dass das, dem Mittelbau der Reichskanzlei gegenueber liegende, Kaufhaus Wertheim als das groeßte Kaufhaus in Europa gilt. Doch damit nicht genug, es ist auch wesentlich groeßer als die neue Reichskanzlei und wird dennoch als architektonische Glanzleistung geruehmt!
Wenn ich mir die beiden Gebaeude so besehe wird mir wieder einmal klar, das ich von Architektur und seinen Deutungen nichts verstehe. Es gibt offensichtlich gute und boese Architektur und ich Landpomeranze bin nicht dazu in der Lage den Unterschied zu erkennen.

Doch genug von der aeußeren Erscheinung. Die neue Reichskanzlei betraten wir durch das Hauptportal der Praesidialkanzlei bei der einige Polizisten Dienst taten die offensichtlich die Leibstandarte ersetzt hatten. Im Inneren wurden wir sogleich von einem Bediensteten freundlich empfangen, der uns danach durch das Gebaeude fuehrte. Waerend unseres langen Fußmarsches erlaeuterte er uns dabei einiges ueber die architektonischen Feinheiten und Besonderheiten der Innenarchitektur. Damit war aber schlagartig Schluss als wir den Reichskabinettsaal erreichten. Dieser war, wie auch das restliche Innere des Gebaeudes, prunkvoll ausgestattet worden, auch wenn man auf allzu aufwaendige Verzierungen verzichtet hatte. Da unsere Gastgeber noch nicht anwesend waren nahmen wir kurz darauf am Kabinettstisch Platz und warteten geduldig auf das Eintreffen der neuen Reichsfuehrung.

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Diese kam in Form von Fritz Schaeffer, dem Reichskriegsminster, Karl Arnold, dem Reichsinnenminister und dem Reichskanzler Franz von Papen, den man von seinem Botschafterposten in der Tuerkei zurueck geholt hatte. Puenktlich um 14 Uhr betraten sie den Reichskabinettsaal und nahmen sichtlich unzufrieden zur Kenntnis das wir uns bereits breit gemacht hatten. Nach einer kurzen Begruessung nahmen die Herren in der Mitte des Kabinettstisches Platz und eroeffneten uns dann in einem halbstuendigen Referat das weitere Vorgehen der Reichsregierung in diesem Kriege. Dabei wiesen sie saemtliche Versuche des Generaloberst von Fritsch, als Chef des OKW, sich zu dem Kontext zu aeussern zurueck. Ich empfand diese Behandlung als aeusserst demuetigend, hielt mich aber noch mit Kommentaren zurueck. Schließlich war ich da noch der Meinung das von Fritsch diesem Zinnober bald ein Ende bereiten werde. Doch dazu kam es nicht, im Gegenteil, unsere Minister- und Reichskanzlerdarsteller wurden immer dreister! Sie verlangten vom Generalstab dass dieser sich bedingungslos dem Primat der Politik unter zu ordnen habe, schließlich seien „wir, die Herren Generaele“ an diesem Kriege mit Schuld und nun muesse „der Frieden durch eine freie, demokratische Regierung mit den Maechten der Entente“ errungen werden.
Als Grundvoraussetzung dafuer, dass der Frieden zustande kommt, sollte die Generalitaet nicht in die weiteren Entscheidungen fuer einen Friedensvertrag mit den Westmaechten einbezogen werden, diese aber Bedingungslos mittragen und unterstuetzen.
Nachdem diese Forderungen, die beruehmte Katz im Sack, ausgebracht waren machte sich eine bedrueckende Stille im Saal breit.

Da sich niemand von uns aeusserte, ergriff ich dann das Wort und fragte unsere Herren Reichsminister wie sie denn einen Frieden erreichen wollten. Die Antwort kam prompt, man sei bereits ueber neutrale Drittstaaten mit den Westmaechten in Kontakt getreten und man habe eine Reihe von Forderungen ueberreicht bekommen deren Erfuellung fuer einen Waffenstillstand unabdingbar seien. Angesichts der militaerischen Lage Frankreichs wollte ich schon in Hohngelaechter ausbrechen, aber Generaloberst von Fritsch hakte sich in diesem Moment ein und fragte nach um was fuer Forderungen es sich denn da handele. Die erste, von den Franzosen gestellte Forderung, war das die im Kessel von Friedrichshafen gefangen genommenen Soldaten und das erbeutete Kriegsgeraet zurueck gegeben werden sollten. Ich ergaenzte ungefragt das so etwas jawohl nach dem Friedensschluss zu erfolgen habe und wurde dann, mit einem Hinweis auf meine unzureichende Faehigkeit zuzuhoehren, darueber belehrt das dies vor den Waffenstillstandsverhandlungen erfolgen muesse. Generaloberst von Rundstedt fragte nun mit aergerlicher Stimme wie man darauf reagieren wolle.

Von Papen antwortete kurz angebunden das man dies natuerlich umsetzen werde. Mir entgleisten die Gesichtszuege...
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 8. Juli 2013 23:33

... ich war fassungslos. Oder doch nicht? Just in diesem Moment zerbarst in mir jegliche Contenance.
Da hatten die deutschen Soldaten mit ihrem Blute einen vernichtenden Sieg ueber die franzoesische Armee errungen, sich durch die Maginot-Linie mit ihren Minenfeldern, Waffen und Widerstandsnestern gekaempft um Frankreich aus dem Kriege zu werfen und nun will man in einem Anfall von helotischem Arschkriechertum alles ungeschehen machen? Hatten diese Kreaturen ueberhaupt eine Vorstellung von den Leiden unserer Soldaten? Hatten die ueberhaupt eine Vorstellung von Politik?

„Sie sind Unfaehig!“
platze es aus mir heraus. Ich blickte dann von Papen, Schaeffer und Arnold nacheinander an. „Sie haben noch weniger Ahnung von Politik als vom Kriege!“ fluchte ich und in mir stieg Hitze auf. Mein Blutdruck trieb mir den Schweiß aus den Poren und ich ballte meine Faeuste dermassen zusammen das mir die Fingernaegel ins Fleisch schnitten. In diesem Gefuehl von totaler Erregung brach in mir etwas durch, etwas das ich im Angesicht dieser Menschen seit ueber 20 Jahren zurueck gehalten hatte. Ich blickte in das selbstgerechte Gesicht von Papens, dessen Mund die Worte formte: „Was faellt ihnen ein S...“.
Doch diese Worte kamen nicht mehr in meinem Kopfe an, sie prallten an mir, als das leere Geschwaetz das es schon immer gewesen war, ab. Stattdessen hoehrte ich nur noch das rauschen meines Blutes in den Ohren und fuehlte wie sich meine Eingeweide zusammenzogen um das, was sie seit so langer Zeit in sich verborgen hatten, in einer Eruption auszuspeien. Hass.

„Mir faellt justament sehr viel ein Papen!“ schnitt ich ihm die Worte ab, in einem Tone der ihn zum Schweigen brachte. Papens Gesicht wirkte ueberrascht und fuer einen Moment lang sah er aus wie dieser unsaegliche Dilettant Bruenning. „Ihr..., ihr Demokraten seid Schuld an diesem Zustand.“ wuergte ich hervor und vor meinen Augen verwandelte sich Bruennings Gesicht in das eines Rehs. Es stierte mich an als ob ich ein auf ihn zurasender Lastkraftwagen waere, Sekunden vor dem Aufschlag. Ich sprang in diesem Moment auf, riss den Stuhl hinter mir um und bruellte das Reh an: „Sei still du Lump! Nur wegen deiner Unfaehigkeit sitzen wir heute hier.“
Das Reh fiel in den Stuhl zurueck, nur um Sekunden spaeter wieder wie Papen auszusehen. Papen setzte an Wiederworte zu geben: „Wir haben den Krieg nicht angefangen, wir haben den alten Reichskanzler nicht gewaehlt, w...“. Doch vergebens, dies waren Luegen, Luegen um ihre eigene Unfaehigkeit zu kaschieren, doch nicht mit mir, nicht dieses Mal: „Nur wegen euch Gestalten ist der alte Reichskanzler ueberhaupt an die Macht gekommen...“.

Das Reh erschien wieder vor meinem Auge, doch ich verjagte es: „Kucken Sie nicht so wie ein Reh. Das habt ihr doch gewusst! Man hat euch damals tausend Mal gesagt das eure Politik der Anbiederung an den Westen zum Scheitern verurteilt ist. Der Westen war nicht auf Aussoehnung aus, nie gewesen, der war auf Pluendern aus und ihr habt euch hechelnd, sabbernd, geifernd zum Buettel gemacht. Ihr habt euch wie Schweine im Schlamm gesuhlt um dem Westen zu gefallen.“ Das Reh verschwand und ich schnappte nach Luft: „Ihr habt die Staatsunternehmen verschleudert, Volksvermoegen veruntreut, Existenzen vernichtet, die soziale Absicherung vernichtet, das Volk in die Armut gestuerzt und im Anschluss dafuer beschimpft...“ ich verstellte meine Stimme in den Ton eines Klageweibes und setzte fort: „.. weil der Westen es ja so verlangt hat... ohoho wir haben ja keine Alternative... ohoho wir koennen nicht anders, wir muessen so handeln damit uns der Westen wieder lieb hat... denn wenn wir brav alles tun was man von uns verlangt, dann hat man uns wieder lieb und alles wird gut.“

Ich beendete das Klagegeschrei und bruellte dann ueber den Tisch hinweg: „Scheiß auf den Westen! Scheiß darauf ob sie uns lieb haben. Fuerchten muessen Sie uns, bis Sie lernen das die deutsche Nation existiert und ihre Rechte wahrnimmt! Wir sind die zu spaet gekommene Nation! In unserem Lande haben die europaeischen Großmaechte ueber Jahrhunderte hinweg ihre Kriege gefuehrt um ihre Standpunkte zu klaeren! Warum sein eigenes Land in Truemmer hauen wenn Deutschland, das schwache Deutschland, doch gleich nebenan ist. Schlagen wir doch lieber dessen Inventar zu Bruch. Bedienen wir uns von deutschen Grund und Boden, da ist ja keiner der sich wehren kann.
Wir haben seit dem Spaetmittelalter keine Rolle mehr in Europa gespielt und das fuehrt zu dem wahren Verbrechen das uns der Westen bezichtigt.
Naemlich die deutsche Einigkeit! Das Preußen die deutschen Voelker unter einer deutschen Krone geeint und zu einer Macht geformt hat. Das wir nun eine Nation sind in den jeder Deutsche fuer den anderen einsteht. Das sich gegen die Okkupation durch Frankreich erfolgreich zu Wehr gesetzt hat. Das mit einem Male seine Rechte wahrnimmt und auch noch durchsetzen kann. Das sind unsere Verbrechen und die koennen sie in keinem Frieden wegverhandeln. Schon gar nicht mit dem Westen.“


„Beweise? Die Geschichte duerften sie kennen, doch ich ihnen erklaer ich es gern. Was war 1870/71 denn der Grund fuer den Krieg? Die spanischen Thronstreitigkeiten? Hoho, ein guter Anlass jaja, aber nicht der Grund fuer Frankreich einen Krieg zu suchen. Es schien die letzte Chance fuer Frankreich Preußen, isoliert von von den anderen deutschen Staaten, zu schlagen. Doch es war zu spaet! Die deutsche Nation stand geeint Seit an Seit und schlug das franzoesische Heer. Es holte jene Gebiete zurueck, die Frankreich zuvor in einem 200jaehrigen Raubkriege muehsam aus dem, der Kleinstaaterei verfallenem, deutschen Reiche heraus geklaubt hatte. Oh, welche Schmach fuer die Franzosen, von den Deutschen geschlagen worden, doch welche Verwerfung der Verhaeltnisse? Was macht dieses homogene deutsche Reich da Mitten in Europa?
1914? Da war die Zeit reif das deutsche Reich von drei Seiten aus zu schlagen und wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden zu lassen. Der Moment erschien guenstig und doch gar zu verlockend. Wer konnte etwas gewinnen? England die Kolonien, Russland das Ostpreußen und Frankreich? Elsass Lothringen, die westrheinischen Gebiete, die Waffenschmiede des Reiches, Rheinanien. Schon vergessen? Doch ach, nach vier Jahren blutigen Krieges existiert dieses Deutschland immer noch aber Russland nicht mehr. Drum zersetze man es von Innen. Man erzaehlte den Deutschen das alle Voelker an einem gerechten Frieden interessiert seien, doch ach, nur deutsche Fuehrung sei so blind und wolle einfach keinen Frieden.

Wir waren so blind und glaubten das, wir zerstritten uns und wurden Uneinig. Das war der Weg nach Versailles! Dieses Schanddiktat! Das packte man wohlweislich erst 1919 auf den Tisch, als Deutschland im Buergerkrieg gefangen war. Als es Unfaehig war weiter Widerstand gegen die Westmaechte zu leisten. Welcher Knallkopf hatte eigentlich die besetzten franzoesischen Gebiete geraeumt?
Doch ach, wer konnte schon damit rechnen, dass die deutsche Fuehrung, das unterzeichnen wuerden? Kein Franzose und auch kein Englaender haette seinen Wilhelm unter so einen Vertrag gesetzt. Wir taten es. Unglaublich. Dies war der lange gesuchte Zeitpunkt zur Liquidation des deutschen Reiches und wir hatten nichts besseres zu tun als diesen Vertrag zu unterschreiben. Selbst in unser dunkelsten Stunde demuetigten wir den Westen ein weiteres Mal. Wir nahmen ihm den guten Grund Deutschland zu besetzen und auszuschalten.
Ich glaube nicht das die damalige Fuehrung wusste was sie tat. Das spreche ich einer Demokratie generell ab. Aber die Folge dieser Tat verschaffte uns genuegend Luft um sich 1919 ueber die Runde zu retten und spaeter diesen Wisch abzustreifen. Diese Demokraten damals handelten unbewusst, aber im Gegensatz zu euch waren das noch Charakterkoepfe. Die hatten Ideale, die konnten nicht ahnen das ihnen solche Nullen wie Ihr in die Posten folgen sollten. In deren Selbstverstaendniss war nicht vorstellbar das sich jemand laenger als noetig in solche Ketten legen wuerde.“


„Doch Ihr, Ihr hab euch mit der Situation eingerichtet. Sich bereichern, den Westen die Schuld geben und sagen: „Wir haben ja keine Wahl“. Prima Geschaeft! Doch wir hatten die Wahl, nach 1919 kamen die Westmaechte nicht mehr. Selbst 100.000 Mann Reichswehr war noch zuviel. Wo blieb waerend des Generalstreiks die Totalinvasion des deutschen Reiches? Ausgefallen. Wo blieb mit der Einstellung der Reparationszahlungen der Einmarsch der Westmaechte? Auch Ausgefallen. Wo blieb mit der Remilitarisierung der westrheinischen Gebiete die Kriegserklaerung der Westmaechte? Schon wieder Ausgefallen. Warum konnte der alte Reichskanzler das und Ihr nicht?
Weil ihr Nullen seid! Nichtsnutze, Unfaehige die nicht in der Lage waren die Zeichen der Zeit zu deuten. Weil es euch gefallen hat, so wie es ist und das, das ist der Grund warum die NSDAP die Macht ergreifen konnte. Weil ihr zu dumm gewesen seid das deutsche Reich zu fuehren! Ihr seid saudumm! Oder intelligente Verbrecher! Es gibt nur die beiden Moeglichkeiten, sucht euch eine aus. Aber Dummheit schuetzt vor Strafe nicht!“


„Jetzt nicht wieder kucken wie die Rehe, das war doch euer Credo fuer die einfachen Buerger. Wir sind keine Nation, wir stehen in staendigen Wettbewerb zueinander, nur die besten kommen durch, das regelt der Markt. Doch der Markt, den ihr so beschworen habt, der hat euch hinweg geregelt. Ihr habt eure volksfeindliche Politik verfolgt und wurdet Wahl um Wahl dafuer abgestraft. Doch ihr lerntet nichts daraus, im Gegenteil ihr habt noch lauter gekraeht, noch mal eine ordentliche Schippe drauf gepackt, bis euch schließlich euer religioeses Dogma, der Markt, hinweg gespuelt hat. Doch ihr hattet keine Schuld, ihr wart die Rehe die ganz unverhofft vom Volk, dem großen Luemmel breit gefahren wurden. Ihr habt grundsaetzlich an nichts Schuld. Schon am ersten Weltkriege seid ihr Unschuldig gewesen, ihr hattet ja gar keine Macht... was, Kriegskredite, jedes Jahr? Daran wart ihr sicher auch Unschuldig? Ach nicht? Also darum habt ihr nicht mehr darueber gesprochen. Beweise kehrt man am besten unter den Tisch...“

Die Luft war raus. Was gesagt werden musste wurde gesagt.

Erst jetzt fiel mir auf das ich mich wie ein Raubtier ueber den Tisch gebeugt hatte. Ich hatte den drei Gestalten ihre Papierunterlagen entgegen geschleudert. Sie blickten mich wahrhaft an wie Rehe, mit großen Augen und offenem Munde. Ein Koenigreich fuer ein Photo von dieser Situation. Das tat richtig gut, ich fuehlte mich mit einem Male sauwohl. Ob Sie begriffen hatten was ich ihnen gesagt habe? Egal, ich richtete mich jetzt wieder Kerzengerade auf und schleuderte ihn die restlichen Fetzen entgegen. Schaeffer zuckte zusammen und dann sprach ich mit ruhiger Stimme zu den dreien.

„Sie werden keinen Frieden mit den Westmaechten erreichen. Geben sie ihnen ihre Soldaten wieder, schenken sie ihnen ihre Waffen doch einen Frieden bekommen Sie dafuer nicht und ich sage ihnen auch warum. Wenn ich der Westen waere wuerde ich von ihnen die Wiederherstellung der territorialen Unversehrtheit Polens verlangen. Da koennen sie sogar Westpolen wiederherstellen und bekommen doch keinen Frieden, denn Ostpolen ist uns aus den Haenden entglitten. Ueberzeugen sie die Sowjetunion mal davon fuer einen Frieden zwischen dem deutschen Reich und den Westmaechten ein Stueck ihres Grund und Bodens wieder abzugeben. Glauben sie aber nicht das die Westmaechte dies nicht wuessten. Die wollen das deutsche Reich zu Fall bringen und ueber diese Forderung schaffen Sie es. Sie sind ja an einem Frieden interessiert, aber leider, leider...
Da hat ihnen der alte Reichskanzler eine huebsche Denkaufgabe vermacht. Die Forderung kommt, England hat naemlich Polen die Unabhaengigkeit garantiert und England hat einen Ruf zu verlieren. Von daher rate ich ihnen sich besser zu ueberlegen wie sie England aus dem Kriege werfen wollen. Frankreich braucht in seinem jetzigen Zustand nur noch einen kleinen Schubs, doch England... da brauchts eine gute Idee.“


Ich wandte mich dann um, ohne in die Gesichter der restlichen Generaele zu blicken. Mochten sie doch denken was sie wollten, diesen Moment der inneren Zufriedenheit wollte ich auskosten. Und das moeglichst ohne das mir einer in die Parade faehrt und diesen kleinen Triumph zunichte macht. Ich ging in Richtung der Doppelteure um den Saal zu verlassen und blickte dann in das Gesicht eines Bediensteten der herbei geeilt war. Sein Gesicht verriet mir Ueberraschung, aber auch Unkenntnis. Ich hatte eine unsichtbare Linie ueberschritten. Mal wieder.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 10. Juli 2013 22:33

Ich verließ die Reichskanzlei ohne auf jemanden aus meiner Gruppe zu warten. Statt dessen begab ich mich flinken Fußes in die U-Bahnstation Wilhelmplatz, wo ich auf eine Bahn in Richtung Ostkreuz wartete und hierbei die Muße wieder etwas herunter zu kommen. Es holte mich ein Teil von dem ein was man gemeinhin als Anstand bezeichnete. Dieser Teil versuchte mir klar zu machen das vor wenigen Augenblicken etwas passiert war das nie haette passieren duerfen. Doch noch ehe diese Gedanken ihre vergiftende Wirkung entfalten konnten schob ich sie schon wieder bei Seite. Es gab nichts zurueck zu nehmen. Der Gefuehlsausbruch hatte sich ja nicht ereignet weil ich meine Meinung so einfach kund tun konnte. Wo immer ich auch war, sagte man mir das mein Gerede despektierlich sei, sich nicht gezieme oder so nicht ausgedrueckt werden koenne. Kurzum dieses „wir-reden-ein-andernmal-darueber“ Getue war nichts anderes als freiwillige Selbstzensur. Damit loest man keine Probleme.
In Wahrheit hatte ich keine Linie ueberschritten, ich hatte das getan was einem freien Menschen wuerdig ist. Ich habe meine Meinung vertreten. Das erste Mal seit Jahren fuehlte ich mich innerlich wieder vollkommen frei. Von daher beschloss ich diesen Tag wuerdig zu beenden und besorgte mir in einem Spirituosengeschaeft einen schoenen, franzoesischen Cognac. Diesen ließ ich mir in meinem Hotel kalt stellen und gegen Abend, nach meinem Abendbrot, aufs Zimmer bringen. Den Rest des Abends verbrachte ich dann in einer ganz persoenlichen Feierstunde, mit etwas Musik, einem Buch und meinem hochprozentigen Freund. Gute Nacht.

2. Dezember, Deutsches Reich, Berlin

Gegen acht Uhr wurde ich jaeh durch lautes klopfen an meiner Tuere aus meinem Traeumen gerissen. Nach schnellem Umziehen oeffnete ich die Tuere und blickte dann auf einen jungen Feldwebel der mir ein Brief von der Wahrmacht ueberreichte. Ich bedankte mich kurz, schloss die Tuere wieder und legte das Schreiben hernach auf den Nachttisch. Da ich mir denken konnte was in dem Brief stand, wusste ich das ich mir mit dem oeffnen des selben Zeit lassen konnte. Ich beschloss daher, nachdem ich mich im Bad frisch gemacht hatte noch ordentlich zu fruehstuecken und das Zimmer uebergaberein zu machen. Als ich das Hotel hinter mir gelassen hatte begab ich mich direkt zum Hauptbahnhof, besorgte mir eine Fahrkarte und fuhr dann weiter zur Abwehr. Freundschaften soll man bekanntlich pflegen.

Dort angekommen, musste ich feststellen das hier heftiger Rabatz tobte. Man fand weder an der Wache noch bei den verschiedenen Abteilungen fuer mich Zeit, so das ich mich ohne Anmeldung zu von Biewalski begab. Dieser saß immer noch im Kellergeschoss hinter seinem aufgeraeumten Schreibtisch, studierte wohl gerade ein Dossier und hob mit etwas verwundertem Gesichtsausdrucke seine linke Augenbraue. Er legte das Dossier auf seinen Schreibtisch, klappte seine Brille zusammen und sagte dann in zimmerlautstaerke: „Weil ihr zu dumm gewesen seid das deutsche Reich zu fuehren! Ihr seid saudumm! Oder intelligente Verbrecher! Es gibt nur die beiden Moeglichkeiten, sucht euch eine aus. Aber Dummheit schuetzt vor Strafe nicht!“
Ich war ueberrascht. Woher... „In dieser Reichskanzlei kannst du nicht mal einen Furz lassen ohne das man hier die Nase darueber ruempft.“ sagte er grinsend und bot mir dann einen Stuhl an. „Wer weiss alles davon?“ fragte ich nun etwas veraegert. „Jeder der es wissen moechte. Du kennst ja diesen Laden, und ich kann dir garantieren dass du gestern das Hauptthema hier warst.“

Ich zuckte egalisierend mit den Schultern und legte ihm dann den Brief auf den Tisch den ich heute morgen bekommen hatte. Er ergriff diesen sogleich, kramte in seinem Schubfach nach dem Briefoeffner und fragte nebenher: „Warum tust du solche Sachen?“. „Das kam von innen, von tief innen. Ich hab dieses toerichte Geschwaetz gehoert und war es leid dies noch laenger zu ertragen. Manche Dinge muessen einfach gesagt werden. Und reden ist jawohl immer noch besser als die drei an Ort und Stelle zu füsilieren.“ Biewalski nickte verstehend und ueberflog die ersten Zeilen des Briefes, ehe er dann mit einem leicht traurigen Unterton fortsetzte: „Aber deine Karriere fuer eine Meinung opfern? Du hast Fuersprecher gefunden, Erfolge vorzuweisen und jetzt wo der Dicke im Koma liegt freie Bahn. Und dir faellt jetzt nichts besseres ein vor dem versammelten Fuehrungsstab wilde Sau zu spielen. Sehnst dich wohl nach einflussreichen Feinden“. Vielleicht hatte er Recht aber: „Ich bereue es nicht. Ich fuehle mich frei, das erste mal seit langem und ich halte es fuer richtig dies getan zu haben. Mir ist schleierhaft was sich von Fritsch von diesen Moechtegernhaeuptlingen verspricht aber...“
Biewalski klappte den Brief kurz herunter, blickte mich scharf an und sprach dann abermals mit bedauerndem Unterton: „Frieden... und das hier hat Fritsch nicht gerne getan. Das waren deine Rehe. Die haben ganz klar gesagt, der oder wir und weil wir jemanden brauchen der mit dem Westen spricht ziehst du den Kuerzeren.“

Frieden, mit denen! Ich grummelte von Biewalksi entgegen: „Dann soll er eine Putzfrau hinschicken. Die wuerde dies zumindest mit Ueberzeugung tun und ich bezweifle das sie es schlechter hinbekommt als diese Gestalten. Jeder kann Politiker werden, so er nur eine Ueberzeugung hat fuer die er einsteht. Dafuer braucht man kein Doktor vor dem Namen.“ Biewalski klappte den Brief zusammen und gab ihn mir dann zurueck. „Bedauerst du deine Entscheidung nicht ein bisschen?“ Ich hielt einen Moment inne und fragte mich dann was ich vermissen wuerde. „Nein, ich weiss das meine Soldaten in guten Haenden sind. Oberst Oestenmarsch ist der Sache mehr als gewachsen, also kann ich ruhigen Gewissens den Hut nehmen. Das einzige was ich vielleicht vermissen werde ist Hund wie er meine pommersche Hartewurst auffrisst.“
„Das klingt wirklich so als wuesstest du was du tust.“ Biewalski schwieg einen Moment und blickte dann nachdenklich auf seinen Tisch. „Was willst du als naechstes tun? Privatmann werden?“ Ich konnte mir einen grinsen nicht verkneifen. „Versuchen kann ich es ja. Erst einmal werde ich zurueck nach Stralsund gehen. Da war ich schon viel zu lange nicht mehr und nebenher kann ich da vielleicht auch noch das ein oder andere private regeln. Aber etwas koenntest du noch fuer mich tun...“ Ich beugte mich dem Oberst entgegen und blickte ihn dann verschwoererisch an: „Du hast doch so deine Verbindungen, organisierst dies und das und ich koennte da bei einigen Dingen etwas Hilfe brauchen...“ Er beugte sich mir dann, nun ebenfalls wieder grinsend, zu und fragte mit konspirativen Unterton: „Was darfs denn sein der Herr...?“

Gegen 19 Uhr passierte mein Zug stampfend den Bahnhof Bernau und ich blickte nachdenklich durch das Fenster des Abteils in die dunkle Nacht hinaus. Ich koennte mich nun in das dunkle Loch des Nichtstun stuerzen, vielleicht ein Buch schreiben, meinen Tag damit verbringen strategische Eingaben zu formulieren und das OKW damit zu stoeren oder ich wuerde mal zu ihr fahren und eine Aussprache versuchen. Ich richtete mich in meinem Abteil, ich war alleine hier drin, auf und oeffnete dann das Fenster einen Spalt. Der Fahrtwind des Zuges pfiff sogleich in das Abteil, riss die Gardine nach hinten und die Temperatur sackte spuerbar ab. Ich warf einen letzten Blick auf das Schreiben vom OKW. „...Ehrenhaft aus der Wehrmacht entlassen. Hiermit bedanken wir uns nochmals fuer ihre Leistungen und wuenschen ihnen weiterhin alles gute sowie einen Haufen Gruenkohl und jede Menge Pinkel...“ Ich schob das Schreiben durch den Spalt nach draussen und es verschwand sogleich aus meinem Blickfeld.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 10. Juli 2013 23:45

Mit leisem Klappern an den Bolzen des Schließmechanismus glitt der Schluessel in das Schloss hinein. Ich drehte den Schluessel einmal gegen den Uhrzeigersinn um seine eigene Achse und schnappend fiel der Riegel zurueck. Daraufhin oeffnete ich die Tuere und warf einen ersten Blick in die Wohnung. Alles schien noch so wie seit meinem letzten Besuch dazuliegen. Die Kommode war mit den Resten eines Radios zugestellt das ich schon immer mal reparieren wollte, auf dem Arbeitstisch stapelten sich aufgeschlagene Buecher, eine Tageszeitung lag auf dem Sessel neben dem Fenster, das Bild Don Quixotes ueber dem Tisch hing immer noch schief an der Wand und Ihr Bild stand auf meinem Schreibtisch und blickte zum Fenster hinaus. Mehr vermochte ich noch nicht zu erkennen, da die 25W Flurlampe nicht genug Licht spendete um tiefer zu blicken.

Knarzend begrueßte mich der Dielenboden meiner Wohnung und ich stellte dann meine Koffer neben der Eingangstuere ab um jene hernach wieder zu schließen. Ich fingerte anschließend nach dem Lichtschalter neben der Tuere, legte ihn um, nur um dann festzustellen dass das Leuchtmittel wohl defekt war. „Wieder beginnt ein wunderschoener Tag...“ entfuhr es mir und ich schlich dann im Dunkeln durch meine Wohnung zu der Stelle wo ich eine Kerze vermutete. Auch diese fand sich noch an ihrem Ort und so gelang es mir nach wenigen Augenblicken, mittels meines Luntenfeuerzeuges, eine erste Lichtquelle zu erschaffen. So geruestet ging ich dann zu dem Fenster zur Straßenseite hin und schloss die Vorhaenge, Verdunklung lautete die Devise. Dabei stellte ich fest das Eisblumen meine Fensterscheiben zierten. „Dann und wann koennte sie schonmal heizen...“ brummelte ich und machte mich daran die Deckenlampe wieder in Ordnung zu bringen. Nach gut fuenf Minuten brannte die Lampe wieder und es war ersichtlich das meine Hausbesitzerin, eine alte Dame, regelmaessig in meiner Wohnung gewesen war. Saemtliche Moebel waren glatt poliert und selbst auf den Fußleisten war keine Staubschicht zu entdecken. Das sah generell anders aus wenn ich in dieser Wohnung zu Werke war, denn mit Staub schlug ich mich nur selten umher. Der beharrliche Kampf des weiblichen Geschlechts gegen alles was auch nur entfernt nach Staub aussah erinnerte mich oft an Don Quixotes Kampf gegen die Windmuehlen. Mit dem hatte mich auch schon mein Herr Gevatter des oefteren verglichen...

Die alte Dame war sehr ungluecklich ueber mein Verhalten und auch sichtlich enttaeuscht das ein deutscher Soldat seine Stube so verstauben ließ. Unter unserem Kaiser haettes es sowas nicht gegeben sagte sie immer wieder, weswegen sie mich am meisten mochte wenn ich nicht im Hause war. Dennoch war ich ihr als Mieter gerade recht gekommen, zahlte ich doch puenktlich meine Miete, nutzte durch meine seltene Anwesenheit das Inventar nicht ab und erlaubte es ihr in meiner Abwesenheit in meiner Wohnung nach dem rechten zu sehen, was sie aber gern zur Aufzucht ihrer Zimmerpflanzen missbrauchte. Heute allerdings befanden sich nur meine Sachen in der Wohnung. Ihre Zuchterfolge hatte sie wohl woanders unter gebracht.

Nachdem ich mich aus meinem Mantel befreit hatte machte ich mich daran den Kachelofen mit Holz zu fuellen um etwas Waerme in den Raum zu bekommen. Als nun das gedaempfte Knistern des Feuers zusammen mit der angenehmen Waerme durch den Raum strich klopfte es an der Tuere. Ich oeffnete diese daraufhin und blickte in das Gesicht der alten Dame. „Ach, Se suend's blot...“ sagte sie muerrisch und ich musterte sie einen Augenblick. Sie schien um Jahre gealtert zu sein und es schien offensichtlich das der Krieg bei ihr alte Wunden aufgerissen hatte.
Ihr Mann war damals in Verdun fuer vermisst erklaert worden und sie hatte bis heute nicht die Hoffnung aufgegeben das er eines Tages zurueck kehrte. Manchmal konnte sie einem fuer diese naive Haltung leid tun.
„Jaja, ich will mich mal ein bisschen erholen...“ erwiderte ich und machte eine erschoepfte Geste. „Midden in`n Kriech? Na se hebben Kraasch.“ sagte sie, blickte ueber meine Schulter in die Wohnung und setzte dann fort: „Laten Se ehrs Uennerkruep nech wedder stoevig warrn, anners ward ick dee Kaiser napappeln muessen.“ Ich rollte mir den Augen und antwortete ihr dann brummelnd. “Selbstverstaendlich werde ich die Wohnung verstauben lassen.“
„Goot, goot, ick ward dat konterleern...“ sprach sie, raeusperte sich und blickte mich dann freundlich an. „... Ick wuensch ehr een anstaennig Urlaub Herr Quixote, verpusten se sik goot un villicht finnen se ja de Tiet mit eern Daten um eers Dulcinea to warven.“. „Wie kommen sie auf den Schnee?“ antwortete ich veraergert und blickte dann der alten Dame nach die sich schon umgewandt hatte. „Umsuenst kieckt eers Dulcinea nech vun eers Schrievdisch ton Finster ruut...“ antwortete sie und verschwand dann lachend in der Dunkelheit des Flures.

Alte Hexe!

Kaum hatte ich das gedacht erklang noch einmal ihre Stimme: „In'n Hoff muess noch Holt hackt warn, dat geiht uns droetig to neeg un Heinrich hat ja keen Tiet.“ Heinrich, das war der Vorname ihres Mannes gewesen. Diesen Namen hatte sie schon lange nicht mehr in den Mund genommen. Er war ihr heilig und wurde von ihr noch nie im Zusammenhang mit Hausarbeit verwendet.
Nachdem sie in ihre Wohnung verschwunden war und der Flur wieder im Dunkeln lag, fuhr mir ein eiskalter Schauer durch den Koerper, so als ob soeben etwas nach mir gegriffen haette. Dieses Haus konnte seltsame Gefuehle in einem wecken.

Als ich mich umwandte stand ich dem Bildnis meiner Dulcinea gegenueber. Sie blickte zum Fenster hinaus, wie seit dem Tage als ich die Wohnung das letzte mal betreten hatte. Ich, Don Quixote und Sie, Dulcinea. Der Ritter von der traurigen Gestalt und das Traumbild. Helau, ein Prosit auf die Vergnueglichkeit, die Worte meines Vaters verfolgen mich wahrscheinlich bis ins Grab. Ich drehte ihr Bildniss dann in Richtung Wohnung und wandte mich murmelnd ab: „Don Quixote ist zu Hause...“
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 15. Juli 2013 21:26

6. Dezember 1939, Deutsches Reich, Stralsund

Gegen Mittag kam es heute groß in den Rundfunknachrichten, hunderttausende franzoesische Kriegsgefangene werden frei gelassen und nach Frankreich ueberstellt werden. Man stehe dank dieser Geste des guten Willens kurz vor der Eroeffnung von Waffenstillstandsverhandlungen mit den Westmaechten. Ein Frieden sei nun in greifbare Naehe gerueckt, dazu noch viel Eigenlob fuer die neue Reichsregierung sowie deren Verhandlungsgeschick und Durchsetzungsfaehigkeit.
Mich treibt jedoch nur die Frage nach dem wofuer um. Es gibt noch keine Waffenstillstandsverhandlungen aber wir lassen die Kriegsgefangenen laufen.

Bild


Wie sieht die Position der Franzosen dank dieser 'netten' Geste denn nun aus? Sie haben zwar immer noch dem Feind im Lande, allerdings haben sie ihre erfahrenen Soldaten zurueck. Soldaten die viel ueber die von uns angewandte Taktik preis geben koennen. Daher wuerde meine ersten Fragen an die Rueckkehrer lauten: „Wie haben die Deutschen Angegriffen? Wie haben sie die Panzer eingesetzt? Wie wurde die Artillerie eingesetzt? Womit waren Sie ausgeruestet? Was haben wir verkehrt gemacht?“
Im Winter ist keine offensive Fortsetzung des Krieges zu erwarten, von daher gibt es nun mehr als genug Zeit fuer die Franzosen nach den gemachten Fehlern zu suchen, sie abzustellen und die Einheiten neu zu formieren bzw. aus den Heimkehrern neue Verbaende aufzustellen. Es koennen weiterhin neue Abwehrstellungen vorbereitet werden und die Verbuendeten sind in die Lage versetzt weitere Verstaerkungen einschiffen. Die Zeit arbeitet eindeutig fuer die Westmaechte und alles was wir zustande bringen ist ein Versuch Waffenstillstandsverhandlungen einzuleiten!

Doch, was stoert es mich eigentlich? Ich bin jetzt Zivilist, ich sollte „Hurra!“ schreien und mir nicht die Haare raufen. Bestenfalls kann ich es auch einfach ignorieren.

8. Dezember, 1939, Deutschland, Barth

Die Fahrt hierher ist etwas besonderes fuer mich. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, oder besser eine Reise um Teile der Vergangenheit wieder zu finden. Barth, jene kleine Fuerstenstadt nahe der Halbinsel Zingst, beherbergt etwas von mir, nein jemand, dem ich mich, trotz allem was geschah und der Zeit die verstrich, noch immer verbunden fuehle. Aber die Reise hierher faellt mir nicht leicht, besonders die letzten Kilometer setzen mir sehr zu. Das Herz wird schwer, im Magen bildet sich ein flaues Gefuehl und das alles wegen... .

Das quietschen der Bremsen reist mich aus den Gedanken und die wirkenden Fliehkraefte pressen mich in den Sitz. Der Schaffner ruft das wir angekommen seien, Endstation, alles aussteigen. Ich rapple mich hoch, greife mir das Paeckchen das ich mitgenommen habe und begebe mich dann zum Ausgang des Zuges. Als ich den Zug verlassen will erkenne ich das kleine Bahnhofsgebaeude von Barth wieder. Es scheint als haette sich nichts geaendert und... ich bekomme von hinten einen Stoß sowie die Worte: „Nu jense mal wader, mer wolln naemlich nit wader turueck fahrn.“ an den Kopf geworfen. Ich trete also zur Tuere hinaus und mitten hinein in den stroemenden Regen. Ueberall sind Pfuetzen zu sehen, das Wasser rennt wie in Sturzbaechen die Daecher der Haeuser hinab und die Gleisbetten aehneln Flusslaeufen. Um diesem Wetterchen zu entkommen begebe ich mich hastig unter den Unterstand des Bahnhofsgebaeudes und spaehe dann auf dem Vorplatz nach einer Moeglichkeit zur Weiterreise. Doch nichts, keine Omnibusse, keine Taxen, ja nichteinmal ein Pferdefuhrwerk... also zu Fuß weiter.

Der Fußmarsch faellt mit ungewohnt schwer. Nicht wegen dem Regen, nicht wegen der Kaelte, nicht wegen dem Ostwind sondern nur wegen den Erinnerungen die auf mich von allen Seiten einstuerzen. Monate habe ich hier verbracht in dieser kleinen Stadt, Monate, die jetzt wieder hochkommen, sich in meinen Verstand pressen und ich ahne warum ich, unbewusst(?), es immer wieder vermeiden wollte hierher zu kommen. Ich habe seit meiner Rueckkehr aus China jede sich bietende Moeglichkeit genutzt um irgendwie zu beschaeftigt zu sein um hierher kommen zu muessen. Aber jetzt, tja jetzt muss ich hierher, ich habe es versprochen und nunja, auch wirklich nichts besseres mehr zu tun.

Nach knappen fuenfzehn Minuten Wirklichkeit und einer gefuehlten Ewigkeit stehe ich dann vor dem Haus in dem Sie damals gewohnt hat. Vielleicht rege ich mich ganz umsonst auf? Vielleicht wohnt sie gar nicht mehr hier?
Jahre sind vergangen und... tatsaechlich. Ihr Name ist nicht mehr auf den Briefkaesten zu finden. Umsonst die Reise, umsonst all die Plagen und doch... ich weiß das sie hier ist, hier in dieser Stadt. Eine Art innere Stimme sagt es mir... aufgeben oder auf die Stimme hoehren?
Ich trete wieder auf die Straße zurueck und laufe hernach Ziellos durch das Zentrum der Stadt. Der Regen wird langsam zur Qual, meine Sachen sind durchnaesst und der Ostwind tut sein uebriges dazu. Es riecht nach sibirischem Tiger... .

Irgendwann treibt es mich zum Hauptportal der St. Marien Kirche in Barth.

Bild


Den Glauben hat mir das Leben zwar gruendlich ausgetrieben, aber in meiner jetzigen Lage bin ich lieber im Hause Gottes als in seiner Sintflut. Aber auf Ruhe im inneren brauchte ich nicht zu hoffen. Im Gegenteil, kaum das ich eingetreten war fuchtelte man mit einer brennenden Kerze vor meinem Gesicht herum und irgendwo dahinter sprach eine Stimme zu mir: „Gott zu Gruße, der Pastor ist zwar nicht da aber kann ich vielleicht etwas fuer sie tun?“. Ich antworte sogleich: „Die Kerze aus meinem Gesicht nehmen und eigentlich moechte ich mich nur etwas aufwaermen.“. Die Kerze verschwindet sogleich aus meinem Gesicht und gibt den Blick auf einen halbwuechsigen Messdiener frei. Es folgt eine entschuldigende Geste und mit schnoddrigem Unterton der Hinweis: „Aufwaermen tun sie sich besser im Wirtshaus, in der Kriche wird nicht geheizt.“. „Zumindest regnets nicht durch, das reicht aus.“ kontere ich veraergert und schiebe den Jungen dann zur Seite. Brummelnd verschwindet daraufhin der Messdiener mit seiner Kerze und ich trete in das Hauptschiff der Kirche ein, wobei mir sofort eine Person auffaellt die in einer der mittleren Bankreihen sitzt...
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 15. Juli 2013 21:35

Bedaechtig schreite ich ueber den Kirchenboden, welcher aus alten Grabplatten besteht, hinweg in Richtung der sitzenden Person. Naeher und naeher komme ich ihr dabei und meine Sinne fangen an mir Streiche zu spielen. Der Regen, der auf das Kirchendach trommelt wird immer lauter, das Licht der Altarkerzen erscheint dunkler, entfernter, als zuvor und Schwindelgefuehle packen mich. Der ganze Raum scheint sich in die Laenge zu ziehen, ich bewege mich wie auf einer Tangente vorwaerts und komme der Person nicht naeher.
Bis mit einem Male der Raum sich vor meinen Augen schlagartig wieder zusammen zieht. Das Licht der Kerzen illuminiert nun den ganzen Raum in unnatuerlicher Weise. Die vormals graue Farbe der Saeulen und Waende erscheint nun ploetzlich weiß, das ganze Kirchenschiff erstrahlt fuer mich im hellsten Lichterglanz und ich falle mit einem Gefuehl des Schwindels nach hinten, genau in die Sitzbank schraeg hinter ihr. Der Regen haemmert wie von Sinnen auf das Dach ein, als wolle er die Kirche niederreißen, die Person beginnt ihr Gesicht umzuwenden und ich vernehme meinen Herzschlag jetzt in einer Staerke als wollte er meine Brust in Stuecke teilen. Ich vermag ihr Gesicht kaum zu erkennen, das Licht der Altarkerzen blendet mich noch immer und dann, mit einem Male ein Knall, tausend mal lauter als selbst die staerkste Artillerie ihr nicht abzugeben vermag. Danach Stille.

Ich mustere ihr Gesicht, nach so langer Zeit wieder zum ersten Mal und stelle mit Freude fest das sie noch immer genauso schoen ist wie damals. Sie wirkt reifer, ihre brauen Augen strahlen eine tiefe innere Ruhe und Kraft aus, ihre langen, schwarzen Haare die ueber ihr Schulter hinweg haengen glaenzen fast widernatuerlich und ihr Gesicht ist immer noch mit den weichen Formen gesegnet wie einst. Bei ihr hatte die Natur wirklich alles richtig gemacht, doch... aus ihrem, Gesicht entwich die Ruhe. Sie blickte mich mit einem Male traurig an, sprach etwas das ich nicht verstand und blickte dann zu Boden. Ich erwidere etwas, das ich nicht zu verstehen imstande war und vernahm dann mit einem Male wieder den Regen der leise auf das Kirchendach trommelte.
Stille herrscht zwischen uns beiden, noch immer.

Erneut verschwimmt daraufhin alles, die Lichter tanzen, die Raeume wandern und sie beginnt zu reden. Ich verstehe nichts, antworte etwas, ein Wort ergibt das andere und doch wir scheinen uns nicht einig zu werden. Das Gespraech setzt sich fort, wir reden miteinander, werden emotionaler und ich begreife nicht einmal um was es geht. Ich fuehle mich wie ein Gefangener in meinem Koerper, ein Zaungast ohne Moeglichkeit zur Einflussnahme und ausgesperrt fuer die Dauer des Gespraechs. Es gibt tausend Dinge die ich ihr sagen will, doch ich dringe einfach nicht durchs Unterbewusste durch. Sie legt ihre Stirn in Falten, sie beginnt sich zu aergern, ich registriere es und kann doch nichts tun. Die Sache wird hektisch, das Paket erscheint im Blickfeld und doch mein Koerper scheitert an ihrem Willen. Sie lehnt brueskiert ab, schuettelt wuetend den Kopf, sagt noch etwas, wieder mit diesem unsagbar traurigem Gesichtsausdruck, steht auf und geht dann von hinnen. Ich sitze zusammen gesunken, einem Haeufchen Elend gleich, auf der Bank. Noch immer bin ich nur Zaungast, noch immer bin ich unerreichbar weit von mir selbst entfernt.
Irgendwann erhebt sich mein Koerper und ich gehe still mit ihm mit. Hierbleiben hat ja doch keinen Zweck.

Wie ein altes Tier das sich einen Platz zum sterben sucht wandern wir aus der Kirche hinaus. Muehsam, mit langsamen Bewegungen wandern wir beide fort aus diesem Ort. Der Regen als stillen Begleiter schreiten wir wieder zum Bahnhof und steigen in den naechstbesten Zug nach Stralsund. Mein Koerper gehorcht mir zwar nicht mehr, doch spuere ich das sich meine Verbitterung in ihm breit macht. Verbitterung die alles in ein tiefes Loch reist, alle Gefuehle der Hoffnung verschlingt und die sich bald mit einem anderen, mir wohl bekannten Gefuehl welches jahrelang in meinem Bauche beheimatet war, verbindet. Kaum in Stralsund angekommen schreiten wir beide, uns immer weiter in die Sache hinein steigernd, ueber die weißen Bruecken hinweg zurueck in unsere dunkle Hoehle, die ich ein zu Hause nenne. Ein zu Hause das in seiner Enge, seiner Einsamkeit, seiner Dunkelheit mir ein steter Begleiter war, das in allem, selbst durch die offensichtliche Baufaelligkeit etwas auf mich abstrahlte. Einen Abgesang vom Leben, einen Abgesang vom Licht.

„Scheißdreckgodverdomme!“


Mit einem Zischen saust das Paket durch den Raum und zerschellt dann auf der Oberflaeche des Kachelofens. Der Inhalt zerspringt in tausend Stuecke und flirrt durch durch die Luft. Die Teile ergießen sich in den ganzen Raum, sie bedecken den Boden, das Gestuehl, die Moebel, die Karten und reißen ihr Bildnis in den Abgrund hinab. Der Boden verschwindet aus meinem Blicke, die Waende wandern nach unten, die Deckenlampe erscheint im Blicke und mit einem lauten Krachen schlage ich auf dem Dielenfußboden auf. Mir wird schwarz vor Augen.

Etwas reist mich aus der Dunkelheit, eine Art Licht erhellt meine Finsternis und ich reiße meine Augen auf. Der Vollmond scheint durch mein Stubenfenster in all seiner Pracht auf mich und gibt mir die Kraft mich aufzurichten. Ich weiss zwar nicht warum, aber dieser stille Begleiter unseres Planeten Erde uebt auf mich eine hypnotische Kraft aus. Ich kann seinem Anblick nicht widerstehen, wandere aus meiner Wohnung, die Bodentreppe hinauf, oeffne die Dachlucke und klettere dann auf den Dachstuhl wo ich mich auf einem Tritt niederlasse. Ich blicke in das tiefe, weite, helle Rund des Mondes der in diesem Moment nur fuer mich so hell zu erstrahlen scheint. Wir beide, wir reden miteinander, treffen stille Uebereinkuenfte, waegen ab, waegen neu, wie damals. Wir erneuern unsere Schwuere und darin, in dieser Stille der Nacht erkenne ich zum zweiten Male eine Gemeinsamkeit mit ihm. Wir beide sind nicht dazu in der Lage von selbst zu leuchten. Wir sind nur so hell wie die Gestirne die uns Licht spenden. Wir umkreisen das Leben in unseren Bahnen und sind doch wuest und leer. Wir kommen und wir gehen, wir sind nur ein Abglanz vom Licht.

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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 22. Juli 2013 21:20

„... Doch huetet euch vor der Methodik gleiches mit gleichem zu vergelten! Worin liegt sonst der Unterschied zwischen Euch und Ihnen?“
- Mahnung der Logik

1940

… und da begann ich zu pfeifen. Ganz von selbst, ohne es bewusst zu steuern, formten sich meine Lippen und es schallte eine leise Melodie durch den schwarzen Raum. Der Ueberlebenstrieb meines Koerpers hatte sich endlich gemeldet und tat nun was notwendig war. Die ausgesuchte Melodie entspannte meinen Geist, das herauf dringende Gefuehl der Panik erstarb und koerperlich wurde ich auf gewisse Weise ruhig. Doch so schnell wie dies geschah, schlug das Pendel auch schon wieder zurueck. Was folgte war allerdings keine Panik, sondern eine Stimme in meinem Kopf die jene Worte sang die mit der Melodie meiner Lippen untrennbar verknuepft waren.
„Dehumanize, lobotomize“.
Wie ging es weiter? Ich hoerte das Gurgeln und Stoehnen des jungen Mannes den man in den Kopf geschossen hatte. Er war ein tapferer, junger Mann, aber eben auch unbedacht. Mit dem Mut der Verzweiflung war es ihm gelungen einem unserer Haescher sein Gewehr zu entreißen. Doch in jenem Moment als ihm das Unmoegliche gelungen war verließ ihn auch schon sein Verstand. Er legte an und feuerte in kurzer Folge zwei Schuesse nach draußen, ehe ihn eine Kugel nieder streckte. Er hatte sein Gesicht in das Licht der Sonne gehalten.
Dieser Fehler wuerde mir nicht passieren. Ich hatte mich an das Ende des Wagens zurueck gezogen und wurde gaenzlich von der schwaerze des Raumes verschluckt. Das engte zwar das Schußfeld ein, aber dafuer wurde der Gegner blind. Genauso blind wie ich.

„thrown into a cell,“

Meine Welt ist in Scherben zerbrochen und ich befinde mich in freiem Fall. Woran soll ich mich noch klammern? Mein Leben habe ich verloren, wie meine Heimat. Es ist doch zwecklos sich einer Sache anzudienen von der man nicht ueberzeugt ist. Alles was ich tat, alles was ich mir wuenschte geschah doch unter Vorspieglung falscher Tatsachen.
Die Hoffnung trieb mich zurueck nach Barth. Die Hoffnung das die Zeit alle Wunden heilen wuerde. Die Hoffnung das ein Frauenzimmer wie sie sich die Sache ueberlegen wuerde und ein neuer Anfang moeglich ist. Aber was war das fuer eine Hoffnung? Welche Macht ließ einen Menschen wie mich daran glauben das eine Frau so lange auf ihren Prinzen warten wuerde?
Ich habe keine Antwort gefunden. Ich habe nach Fehlern gesucht und keine gefunden. Alles kam genauso wie es kommen musste. Die Dinge sind im Fluß der Zeit und nichts kann diesen Strom umkehren. Es wird Zeit sich dies einzugestehen.
Diese eine Sache muss gesagt werden: „Es gibt keine Hoffnung!“. Was gesagt ist, ist gesagt, was getan ist, ist getan. Wie sagte meine Großmutter einst zu mir? „Verzeihen kann ich Dir, vergessen kann ich nicht.“.
Welch unendliche Weisheit in diesen Worten lag wurde mir erst jetzt bewusst.
Hoffnung mach blind. Hoffnung macht aus Menschen Idioten. In etwa einen so großen Idioten wie dieser Kerl mit der Schiebermuetze da. Wild gestikulierend hampelt er zwischen den Lastkraftwagen umher und versucht seine Reihen zu ordnen. Ob das wohl der Chef dieser Suppenkasper hier ist?

„swallow your pride,“
Er schreit die Leute an und haelt seine MP38 in meine Richtung. Ich betrachte ihn mir jetzt etwas genauer und ein paar Sekunden spaeter weicht sein Aerger der Verwunderung. Hinter ihm tanzen Flocken und Stoffreste durch die Luft, auf der Vorderseite seiner Brust klafft ein schoenes, tiefrotes Einschußloch. Was er wohl gerade denkt?
Zwei Kugeln noch!
Zeit fuer einen Stellungswechsel, doch ein kurzes anstoßen an meine Mitgefangenen macht mir klar das es keine andere Stellungen als diese hier gibt. Was das alles fuer Gestalten waren die man mit mir eingesammelt hatte. Der eine war Sportlehrer und in der „Du-weißt-schon-welche“ Partei Mitglied. Dazu kamen ein paar junge Kerls die offensichtlich durch Widerstand glaubten das Rad der Zeit zurueck drehen zu koennen. Was aber wollte man von dem Anwalt? Dem sein einziges Verbrechen war sein Pflichtbewusstsein. Er hat Leute verteidigt die man ihm zugewiesen hat. Was der Gemuesehaendler verbrochen hat war mir auch nicht zu vermitteln. Von den zwei Knechten ganz zu schweigen. Bei mir hingegen war die Sache ja Sonnenklar. Nach meinem großen Finale hatte ich nicht erwartet (oder gar gehofft?) das man mich einfach so liegen lassen wuerde. Die Erwartungen waren meinerseits hoch gesteckt, doch meine Opponenten sprangen einfach drunter durch.
Anstelle eines ordentlichen Schauprozesses mit herum bruellenden Richtern feuerte man die Wut der Massen an und richtete diese gegen alle unerwuenschten Elemente. Was nicht passt wird passend gemacht. Wer sich nicht anpasst... verschwindet. Zuerst die unverbesserlichen Parteikader, dann die Freidenker und am Schluss alle die sich nicht zu einhundert Prozent fuegen wollen. Vorneweg bei diesen Wellen immer die einhundertfuenf Prozentler. Jene jaemmerlichen Gestalten die hinterher immer ganz genau wussten was vorher schief gelaufen ist.
So wie das Buerschlein mit der Handgranate da. Der Kleine will bestimmt ein Held sein. Er jachtet wie ein Angestochener von Wagen zu Wagen und wirft sich flach auf den Boden. Danach geht er in die Hocke und sieht zweimal um die Ladeflaeche herum ehe er zum naechsten Wagen springt. Er folgt einem festen Schema und weicht davon nicht ab.
Noch zwei weitere Hupefer ueber den Beton und da haelt er inne.

„in an infant mind“
Mit Hurrah stob er hinter dem Wagen hervor und mit einem erstickten Gurgeln verschwand er hinter dem naechsten. Die Granate folgte seiner Bahn und ich verlasse die Stellung in dem ich den Kopf einziehe. Was jetzt kommt wird scheußlich.
Wilde Rufe, glasberstendes Geschrei und dann eine kleine Explosion. Bloß eine Handgranate, nichts Dickes, so lange man in einer so herrlich gepanzerten Zelle wie ich saß. Gefangenentransporter sind so dick gepanzert damit die Insassen nicht ausbrechen. Das Einbrechen ist aber auch nicht gerade einfach. Besonders dann wenn da drin ein K98 deinen Bewegungen folgt.
Eine Kugel noch!
Wer hat noch nicht? Wer will noch mal? Mein Hundertfuenfer ist nicht allein geblieben. Da liegen noch zwei Gestalten herum und werfen sich hin und her. Ihre Muender sind weit geoeffnet, aber ihre Schreie kommen nicht mehr bei mir an. In meinem Kopf singt die Stimme die Worte: „Dehumanize, lobotomize“.
Wozu mein Unterbewusstsein doch alles in der Lage war? Es erinnerte sich an Lieder die ich vor ueber fuenfzehn Jahren gehoert habe und gibt den Gefuehlen in meinem Koerper jene Worte, die mir fehlen. Etwas in mit stirbt.
Eine Kugel noch!

Wenn es keine Hoffnung gibt, wenn nichts mehr bleibt was Linderung oder Aenderung verspricht, was folgt daraus? Das es nie Hoffnung gegeben hat!
Alles zu was ich in der Lage bin ist Selbsttaeuschung. Also machen wir dem ein Ende! Mein Welt ist nicht zu Scherben zerbrochen, sie besteht nur aus Scherben! Scherben und Versatzstuecke sind die Grundlage meines Lebens. Akzeptiere ich dies als Wahrheit, so stehe ich wieder fest auf dem Boden der Tatsachen.
Ich stehe hier in einer Zelle und bin Herr ueber Leben und Tod. Vor mir liegt irgendwo der Lehrer dem ich den Gewehrkolben an den Schaedel geschlagen habe. Er hat mich angefleht aufzuhoeren, hat Verhandlungen mit den Henkern vorgeschlagen. Was fuer ein Idiot.
Draußen sind unsere Henker und warten feige auf ihre Stunde. Sie koennen alle mit Mal stuermen und ich nur einen von ihnen erschießen. Aber sie sind zu feige dazu. Mit solchen Leuten kann man weder Revolution noch Staat machen. Es laeuft wohl auf eine lange Nacht hinaus.
Eine Kugel noch!
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 4. August 2013 22:51

„Krieg ist aller Dinge Vater, aller Dinge König. Die einen macht er zu Göttern, die anderen zu Menschen, die einen zu Sklaven, die anderen zu Freien.“ soll Heraklit geschrieben haben. Nichts genaues weiss man nicht, aber das hinderte meine Ausbilder bei der Fuehrergehilfenausbildung nicht daran mich damit zu quaelen. Zehn Seiten Interpretation bitte und zwar morgen frueh. Hopp, Hopp.
Ei was habe ich damals fuer einen Scheiß zusammen geschrieben. Ohne die zehn Seiten hatten sie mich ausgeschlossen, also habe ich in den blumigsten Worten interpretiert. Das fuer eine Sache die sich ganz banal erklaeren ließ.
Wer in den Lauf kuckt, der ist ein Sklave. Wer den Lauf haelt, der ist ein Freier, ein Mensch, ein Gott! Selbst der faulste Mensch kann sich beim Blick in den Lauf vor Tatkraft kaum noch retten. Was noch alles zu tun ist, was man alles verkehrt gemacht hat, alle Suenden fallen einem wieder ein. Zugegebenermaßen wird auch vor dem Lauf oft gelogen, aber eben erfrischend anders. Es mangelt nicht an Selbstbezichtigungen! Ich bin doch nur ein armes Suenderlein... .
Und wer hat uns diesen Lauf, Bestandteil der Feuerwaffe, nun beschert? Der Krieg.
Ohne den dem Menschen innewohnenden Drang seine Probleme wie Maenner zu klaeren, nein nicht am Tresen, sondern auf dem Schlachtfeld, waeren wir auf all die tollen Dinge die uns umgeben ja gar nicht gekommen. Mit einem Gewehr in der Hand kann man selbst kein Feld pfluegen oder ein Haus bauen. Man kann aber jemand anderes damit zwingen es fuer einen zu tun.

So wie ich gerade eine Horde von Revoluzzern dazu zwang in Deckung zu verbleiben. Heute morgen noch ein Gott, jetzt ein Sklave der durch den Dreck kraucht und seinesgleichen beim verrecken zusehen darf. Bei mir hingegen... tja da ist der Krieg aller Dinge Vater. Die Lethargie der letzten Wochen ist wie weg geblasen, so als haette sie nie existiert. Obschon ich in einem Gefaengnis sitze bin ich ein Gott, und ja, es fuehlt sich toll an. Ich stehe unter Strom, halte seit Stunden dieses herrliche Gewehr, beobachte, bruelle meine Gegner an wenn sie Fehler machen und bin kein bisschen Muede. Denn eine Kugel habe ich noch!
Erst danach werde ich mich wieder schlafen legen, diesmal fuer immer.
Zumindest habe ich es Ihnen nicht leicht gemacht. Ob man das auf mein Holzkreuz schreiben kann? Ob ich ueberhaupt eines bekomme?

Gewehrfeuer reißt mich aus den Gedanken und ich spaehe durch Kimme und Korn nach draußen. Nichts zu sehen, außer dem Bein von den einen Idioten den ich schon mehrmals dazu ermahnt habe das Ding einzuziehen. Ich kann es ja sehen. Pflichtschuldig zieht er jedes mal seine Quanten ein, aber schon nach wenigen Minuten ist alles wieder wie vorher. Den muesste man bestrafen... .
Ist das nicht ein MG34? Wo bitteschoen haben die den DAS nun wieder her? Ist jetzt wirklich alle Ordnung zusammen gebrochen?
Mit dem Ding da draußen wird sich das Kraefteverhaeltnis ungemein aendern. Ein paar Feuerstoeße hier rein und die Querschlaeger erledigen den Rest. Es sei denn es waere mir moeglich die Waffe selbst zu beschaedigen. Aber dafuer muesste ich sehen woher sie kommt! Mein Gesicht an das vermaledeite Fenster halten.
Derweil setzt draußen noch mehr Feuer ein. Nein, das ist keine Hilfe fuer unsere Revoluzzer, die haben sich entweder gegenseitig in die Haare gekriegt oder Gesellschaft bekommen. Um mich herum wird es jetzt lebendig. Ein leises murmeln setzt ein und jemand fragt was da draußen los sei. „Kannst ja mal nachkucken!“ aetze ich zurueck und wenige Sekunden spaeter nimmt ein dicker, schwarzer, großer Kopf mir die Sicht nach draußen. „Kopf runter!“ befehle ich sofort, doch die Antwort ist nur ein Ruf der Erleichterung: „Wehrmacht!“. Es folgen weitere Feuerstoeße des MG 36. Wie herrlich diese Waffe doch klingt!

Eine halbe Stunde nachdem die letzten Revoluzzer getuermt bzw. sich ergeben hatten, schafften es die herbei geholten Pioniere auch unseren Wagen zu oeffnen. Als Erster wurde unser verwundeter Soldat heraus gegeben, auf dass er die dringend benoetigte medizinisch Versorgung erhalten konnte. Der Rest von uns davon Gekommenen taumelte hernach aus unserem demobilisierten Gefaengniss heraus und fiel gluecklich unseren Befreiern in die Arme. Nachdem der allgemeine Jubel verklungen und wir etwas zu trinken bekommen hatten stiegen wir dann auf einen Pritschenlastkraftwagen auf und fuhren auf diesem weiter die Reichsautobahn entlang in Richtung Berlin, bis zu dem Sammelpunkt der Einheit.

Dieser Sammelpunkt befand sich auf einem abgesperrten, nicht fertig gestellten Rastplatz nahe der Reichsautobahn. Dort angekommen saßen wir unverzeuglich ab und mussten an einem Stand, der mit zwei Fernmeldern besetzt war, unsere Personalien registrieren lassen. Hernach bekamen wir etwas Suppe aus einer Feldkueche und konnten uns, wenn noetig, auch medizinisch versorgen lassen. Ansonsten konnten wir uns im begrenzten Rahmen frei bewegen, wovon ich als einer der Wenigen auch Gebrauch machte. Ich versuchte dabei heraus zu finden um welche Einheit es sich handelte und wer ihr Fuehrer war. Es ist naemlich nicht gerade alltaeglich das Truppenteile der Wehrmacht im Reichsgebiet operieren und Sicherungsaufgaben durchfuehren welche eigentlich der Polizei oblagen. Man koennte auch sagen das es absolut unueblich ist!
Je laenger ich nun hier herum wanderte, desto mehr beschlich mich das Gefuehl das ich beobachtet wurde. Hatten die Posten mich zu Anfang schlichtweg ignoriert, so folgten sie nun jedem meiner Schritte obschon ich den sicheren Bereich nie verlassen hatte. Es dauerte auch gar nicht mehr lange bis ein Soldat auf mich zukam und mir mitteilte das ihr Kommandeur mich sprechen wolle. Offensichtlich hatte man heraus gefunden welchen Fang sie heute gemacht haben. Ich folgte dem Manne durch mehrere Fahrzeugkolonnen bis ich in einen Stabswagen gebracht wurde wo ein Oberleutnant namens Blechschmidt schon auf mich wartete.
Wie sich heraus stellte war ich dem Manne von den Erzaehlungen seines aeltesten Sohnes gut bekannt. Bis ich allerdings begriff das es sich bei jenem Sohn um den Feldwebel aus der Abwehr handelte der uns, von Biewalksi und mir, damals bei der Aufklaerung der „Spanienhilfe“ geholfen hatte, brauchte es allerdings noch einen Moment. Als mir die Zusammenhaenge allerdings klar wurden entwickelte sich zwischen uns beiden ein sehr herzliches Gespraech, das sich hauptsaechlich mit dem Werdegang seines Sohnes bei der 2. Panzerdivision beschaeftigte. Wie klein die Welt doch ist...

Allerdings wurden wir nach einer halben Stunde durch den Adjutanten des Oberleutnants unterbrochen, welcher zwar muerrisch empfangen wurde aber davon unbeirrt dem Oberleutnant eine Nachricht uebergab. Dieser las diese sofort, wirkte etwas Nachdenklich und uebergab mir wortlos das Stueck Papier mit der Nachricht darauf.

+ OKW +

Generalmajor a.D. Nachtwandler ist der Amtsgruppe Heerespersonalamt zu ueberstellen. Bewachung ist mitzugeben. Sofort!

+ OKW +


Nachdem ich diese, doch recht kurze Notiz, ebenfalls gelesen hatte fragte mich der Oberleutnant mit einem neugierigen Unterton in der Stimme: „Sagen Sie mal, sind Sie da irgendjemandem auf die Fueße getreten?“. Ich entschied mich dazu nah bei der Wahrheit zu bleiben und erwiderte mit lakonischem Unterton: „Nein, Getrampelt wie in einer Stampede.“.
Der Oberleutnant kicherte darauf nur leise, unterhielt sich noch ein wenig mit mir und geleitete mich hernach zu einer aquirierten Horch Limousine herueber. Dort angekommen nahm ich dann auf der geraeumigen Rueckbank platz und bekam noch eine eine Wache zur Seite gestellt. Ich verabschiedete mich noch schnell vom Oberleutnant, zusammen mit den besten Wuenschen fuer Ihn und seinen Sohn, ehe wir mit aufheulendem Motor los fuhren.

Da die mir zugeteilte Wache eher schweigsam veranlagt war und sich wohl auch etwas unwohl mir gegenueber fuehlte entschloss ich mich dazu den verlorenen Schlaf nachzuholen, was mir aber nur teilweise gelang. Gut alle 50km mussten wir naemlich an Straßensperren, welche mit Wehrmachtseinheiten besetzt waren, halten, aussteigen, den Grund unserer Fahrt nennen etc. pp. . Sobald wir allerdings den Grund unserer Fahrt nannten und das kleine Zettelchen mit der Weisung vom OKW aus dem Hut zaubern, konnten wir unverzeuglich unsere Reise fort setzen. Waerend unserer Abschnittsfahrt ueberlegte ich was wohl der Grund fuer diesen ganzen Rabatz war. Wuerden wir uns hier auf dem suedamerikanischen Kontinent befinden waere meine erste Vermutung das die Regierung durch das Militaer gestuerzt worden sei. Aber wir befinden uns im deutschen Reich. Rebellion, hier? Ohne eine Weisung von oben? Undenkbar!
Andererseits haben wir ja auch schon marodierende Banden in den Staedten welche wahllos Leute verhaften...
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 10. August 2013 21:17

Zur Bewaehrung!

24. Januar 1940, Deutschland, Raum Stuttgart

Das monotone Poltern in den Wagons legte sich wie Blei ueber das gesamte Abteil. Es drueckte die Menschen in ihren Bestrebungen hernieder, so das es keinerlei Konversation zwischen ihnen und den Mitreisenden gab. Das einzige was diese monotone Geraeuschkulisse hin und wieder unterbrach, war das charakteristische Geraschel einer Zeitung und gelegentliches, verlegenes Husten. Ich hatte meinen Blick zum Fenster hinaus gewandt und sah die weiße Landschaft an mir vorbei rauschen, doch nahm ich deren Eindruecke nicht in mich auf. Langweilig war mir allerdings nicht, denn es stand die Frage im Raum wie von Fritsch das nun wieder geschafft hatte. Und warum ein Konservativer wie er sich das antat.
Das man mich nicht zum Heerespersonalamt brachte, geschenkt. Das man mich in meinen zerlumpten Sachen, ohne Moeglichkeit zur Erfrischung, dem Oberkommandierenden vorfuehrte, einerlei. Das er mich aber dazu zwang wieder in die Wehrmacht einzutreten, nun das verwunderte mich im Nachgang schon. Ehrlicherweise wollte ich in den Schoß der Truppe zurueck kehren, allerdings nicht ohne eine Entschuldigung oder ein Schuldeingestaendnis. Ich hatte ja auch meinen Stolz.

„Sie ganz in Zivil? Ein ungewohnter Anblick muss ich sagen.“ hatte er gesagt. Ob er es ironisch gemeint hatte oder ehrlich ueberrascht war? „Es duerfte Ihnen bekannt sein das ich keine Uniform mehr trage, Generaloberst.“ hatte ich geantwortet, doch er hob nur die Schultern und erwiderte mit einem seltsamen Unterton in der Stimme: „So viel Zorn und Ungeduld.“.
In diesem Moment klang er wie einer dieser Klugscheißer die hinterher immer alles besser wussten, also schwieg ich ihn einfach an. Er tat es mir daraufhin gleich und irgendwie kam ich dabei soweit herunter das er sein Gespraechsversuch von neuem startete: „Warum haben sie das getan? Welcher Teufel hat sie geritten, mich vor der angetretenen Reichsregierung zu blamieren? Was haben Sie erwartet was ich tun werde? Ihnen vor Freude um den Hals fallen?“.
Seine Fragen stellte er ruhig und sachlich, also wollte ich es ihm gleich tun und ihn nicht einen Idioten oder Verbrecher schelten. Denn er war ja da gewesen, er hatte Ohren am Kopf und wusste diese auch zu gebrauchen. Warum ich damals sagte, was gesagt werden musste, hatte ich klar und deutlich dargelegt. Um das ganze nicht noch einmal durchzukauen brachte ich die Sache statt dessen mit einem einzigen Satz auf den Punkt: „Aus Verantwortung gegenueber der Truppe.“.
„Sie meinen also, das man mit beleidigen und anschreien seine Opponenten von seiner Meinung einnehmen kann?“ war seine Replik doch auch mir viel dazu noch gutes dazu ein: „Meinen Sie etwas das man mit ruhigen Erlaeuterungen und Logik bei diesen Gestalten weiter kommt?“. Er laechelte nur schwach und erklaerte mir dann: „Einen Versuch ist es auf jedenfall wert.“. „Sehen Sie, genauso denke ich auch!“ schloss ich diese Runde daraufhin ab, doch offensichtlich wollte er meinen Vorstellungen nicht folgen.
„Herr Nachtwandler mir faellt aus dem Stand nichts ein, wo man etwas positives durch herum bruellen erreicht hat.“. „Komisch, ich habe in meinem Leben bisher nur herum bruellende Kompaniefeldwebel kennen gelernt. Einen anderen Zustand haben die gar nicht.“. „Sind sie Kompaniefeldwebel?“.
Ich musste mir auf die Unterlippe beißen, einerseits wegen der versteckten Beleidigung, ich war ja gar nichts mehr, andererseits weil mein herrlicher Lacher so elendig krepiert ist. „Touché“ presste ich hervor und da fing er wieder an zu laecheln.

„Sie haben es also fuer die Truppe getan. Sie haben die ganze Wut aus sich heraus gelassen um jene Leute zu verteidigen die fuer unser aller Wohl im Felde stehen.“. „Ja.“ bestaetigte ich meine Aussage erneut und sogleich fragte er: „Glauben Sie das ich das nicht tue?“. „Also... ich“ .„Glauben sie das mir das Wohl meiner Soldaten nicht am Herzen liegt? Glauben Sie das ich bei meinen Entscheidungen nicht unser aller Wohl beruecksichtige?“. „Nein, das glaube ich nicht. Sie haben ihre Verantwortung, aber auf einer andere Ebene!“ gab ich zu bedenken und er nickte sogleich. „Das stimmt, und da muss ich mich darauf verlassen koennen das meine Untergebenen nicht vor aller Augen wilde Sau spielen! So etwas faellt naemlich immer auf den Vorgesetzten, also auch mich, zurueck!“
„Generaloberst! Ich verstehe ja was sie mir sagen wollen, aber Sie wollen mir doch wohl nicht erzaehlen das sie diesen geisteskranken Schwa... pardon, diesen Irrsinn einfach so ertragen konnten? Das was diese Personen da abgesondert haben widerspricht jeder Logik, jedem strategischen Denken, jedem Verhandlungsgeschick! Erst polieren wir dem Gegner die Fresse und dann werfen wir uns vor ihm in den Staub! Was soll unser Gegner da denken? Doch nicht das er es mit vernunftbegabten Wesen zu tun hat!“. Von Fritsch sagte daraufhin eine Weile gar nichts mehr.

„Es gibt Dinge die wir in Ihrer Fuehrergehilfenausbildung nicht unterrichtet haben. Ich muss feststellen das diese Dinge ab einem gewissen Rang und Umstande wirklich sehr wichtig sind. Sie sind jetzt gezwungen sich diese Dinge anzunehmen oder die ganz großen Positionen bleiben Ihnen auf ewig verschlossen. Oder war es ihr Berufswunsch Kompaniefeldwebel zu werden“. „Nein, Generaloberst.“ erklaerte ich sofort und das war wohl der Moment wo ich noch haette anfuegen muessen: „... in so einem Lampenladen will ich gar nichts werden!“. Hab ich aber nicht. Statt dessen habe ich ihn gefragt von was fuer Dingen er spreche. „Ach das finden sie bestimmt noch heraus.“ sagte er fast ein wenig beleidigt und ich schlussfolgerte daraus: „Da sie nur von Dingen sprechen, scheinen Sie mich davon fern halten zu wollen.“.
„Wenn Sie in diesem Land etwas werden wollen, sollte Sie niemanden zeigen das Sie ein denkendes Wesen sind.“ sprach er daraufhin in einem Anflug von Resignation. Diese Reaktion wirft bei mir nun die Frage auf worauf er wirklich hinaus will. Einerseits erklaert er mir das es wohl ohne Arschkriechertum nicht geht und andererseits raet er mir davon ab es mit Arschkriechertum zu versuchen.

Unser Gespraech wich danach zu anderen Themen ab und ich konnte mir durch diesen Schwenk einen Ueberblick ueber die Lage im deutschen Reich verschaffen
In der Politik hatte sich zwar viel geaendert, doch nur weniges zum Guten. Mit dem hehren Ziel des Friedens hatten die Demokraten die Regierungsgewalt an sich gerissen. Ihre Appelle stuermten munter durchs Land, waerend sie immer noch an Ort und Stelle standen um diesen und ihren blindwuetigen Anhaengern nach zu schauen. Schoen ist's die Muehen eines Anderen vom sicheren Ufer aus zu beobachten.
Im Verbund mit der ihr hoerigen Journaille peitsche die Regierung ihre Anhaenger mit jedem neuen Tage in eine andere Richtung. Wichtig sind Wahlen! Wichtig ist das es der Wirtschaft gut geht! Wichtig ist die Demokratie! Wichtig ist die Ausmerzung des NS! Nur nicht nachlassen, wir greifen alles zugleich an. Wir sind die Vorreiter einer neuen Gesellschaft, wir krempeln alles von oben nach unten, von links nach rechts, um.

Nun gut, damit konnte man vielleicht die blindwuetigen Anhaenger in Bewegung halten und Tatkraft suggerieren. Doch innerhalb der Wehrmacht hatte man nicht vergessen mit welchen Ziel die Demokraten sich zur Spitze des Staates empor gerungen hatten. Den Frieden zu erringen. Doch ebenda kam nichts erkleckliches bei herum. Die Westmaechte forderten allein fuer die Waffenstillstandsverhandlungen immer weitere Zugestaendnisse und die Reichsregierung war durchaus bereit zu liefern.
Aber die Fuehrung der Wehrmacht verweigerte die Herausgabe wichtiger Schluesselpositionen mit dem Hinweis das man 1918 schon einmal behumst worden sei.

An dieser Stelle setzte sich dann eine ganz eigene Dynamik in Gang bei der man auch die Hintergruende naeher beleuchten muss um sie zu verstehen.
Die neue Reichsregierung, durch einen kalten Putsch an die Macht gekommen, kannte die Moeglichkeiten sehr genau und war Ihrerseits auf der Hut vor solchen Aktionen. Sie verlangte daher von allen Teilen des Staates die bedingungslose Unterordnung und trieb ein Projekt namnes Entnazifizierung voran. Wo immer sich nun Widerstaende aufbauten denunzierte man sogleich oeffentlich Nazitum und brach dem Widerstand, mit Hilfe der fanatisierten Anhaenger, das Rueckrat. Man erzwang Konformitaet durch Angst und Anpassung.
An der Wehrmacht hatte sich die Reichsfuehrung allerdings verspekuliert. Hatte sich diese zu Anfang noch untergeordnet, so begann sie, im Zuge der immer weiterreichenden Forderungen der Westmaechte, die Zusammenarbeit abzulehnen. Diese Veraenderung wurde durch die Reichsregierung genau registriert, und schnell wurde die Wehrmachtsfuehrung oeffentlich mit der alten Reichsregierung in Verbindung gebracht. Doch noch ehe der Naziverdacht voll ausgespielt werden konnte, platzierte das OKW in der Oeffentlichkeit die Forderung nach Verhandlungsergebnissen mit den Westmaechten. Der Streit um die Friedensverhandlungen und den dafuer notwendigen Zugestaendnissen war damit in der Oeffentlichkeit gelandet.
Dort wandte sich die Bevoelkerung nun aber gegen die Reichsregierung und forderte ebenso wie die Wehrmachtsfuehrung klare Ergebnisse vor weiteren Zugestaendnissen. An das unehrenhafte Gebaren der Westmaechte anno 1918/19 konnte man sich naemlich noch gut entsinnen.
Damit erodierte die Macht der Reichsregierung in einem Teilbereich, doch in Ihrer Furcht vor einem Putsch schwang sie die Nazikeule und hetzte ihre Anhaenger auf die Andersdenkenden. Das Land begann zunehmend im Chaos zu versinken und selbst die Regierungen neutraler Staaten gingen zu ihnen auf Distanz.

Diesen Verlauf der Ereignisse fand von Fritsch als sehr deprimierend. Jene, die er entgegen seiner innerlichen Einstellung unterstuetzt hatte, krochen außenpolitisch die ganze Zeit umher und rissen im Inneren staendig neue Fronten auf, anstatt sich mit den draengenden Problemen zu befassen.
Ob er wirklich an die Demokraten geglaubt hat kann ich nicht einschaetzen, aber durch diese Ereignisse gepraegt entschied er sich zu Handeln und die einst gemachten Fehler zu korrigieren.
Dementsprechend lud der Generaloberst die hohen Herren zu sich und forderte sie auf den Schaden zu beseitigen den sie angerichtet hatten. Nach einer Menge Eiapopaia rueckten diese dann kleinlaut mit der Bemerkung heraus das sie dazu nicht mehr in der Lage waeren weil ihnen die Kontrolle ueber die Situation entglitten sei. Fassungslos entfuhr dem Generaloberst dann: „Herrje, dann sehen sie zu das sie die Kontrolle wieder gewinnen. Das kann doch nicht so schwer sein!“. Die patzige Antwort bekam er dann prompt: „Dann machen Sie das doch!“. An dieser Stelle haette er nun Antworten koennen: „Wieso ich? Ihr habt uns die Suppe doch eingebrockt.“, doch Mann der er war verlangte er nur die Vollmachten hierfuer und erhielt sie sogleich.
Damit war er nun, wie unser verehrter Generaloberst Hans von Seeckt anno 1923/24, alleiniger Inhaber der Exekutivgewalt und tat auch etwas. Seine ersten Schritte waren der Einsatz der Reservebataillons zur Wiederherstellung der oeffentlichen Ordnung im Reich. Gleichzeitig wurden entlassene Polizisten reaktiviert und die Polizei neu organisiert.
Der Vorwurf der Reichsregierung hierauf, er wuerde damit den Krebs des NS stuetzen wischte er mit der Bemerkung: “... die politischen Ansichten der Polizisten sind mir egal, solange sie mir nur eine vertretbare oeffentliche Ordnung garantieren!“ . Fuer diese Aussage gab es dann eine Reihe betretener Gesichtsausdruecke und geheucheltes Entsetzen.

Doch von Fritsch dachte und machte schon weiter. Er sammelte Leute um sich die ihn bei seiner Arbeit unterstuetzten obwohl diese durch das vorherige System belastet waren. Defakto erwuchs rund um das OKW herum eine neue, provisorische Reichsregierung, die sich von der jetzigen nur dadurch unterschied, das sie etwas entschied. Die Demokraten wiederum standen waerend dessen beleidigt in der Ecke und sahen von da aus zu. Natuerlich nicht ohne mit guten Ratschlaegen zu geizen und sich untereinander in die Haare zu gehen. Ob sie ueberhaupt mitbekommen haben das sie sich mit der Abgabe der Exekutivgewalt selbst ueberfluessig gemacht haben? Von Fritsch konnte jetzt ohne Sie, doch Sie nicht ohne ihn.
Ich fragte ihn daher ganz direkt ob er die jetzige Machtfuelle behalten wolle. Er verneinte, er taete dies nur so lange wie er muesse. Sobald er jemanden gefunden haette der die Macht im Staate wuerdig repraesentieren koenne und damit auch ordentlich umzugehen wuesste, wuerde er sich wieder darauf beschraenken der Oberbefehlshaber der Wehrmacht zu sein. Es wuerde sich zeigen ob er ein zweiter Hans von Seeckt war... .

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Die Erkenntnis, welche Macht von Fritsch in seinen Haenden konzentrierte, machte mich damals wie heute nachdenklich. Die Demokraten waren illegal an die Macht gekommen und hatten sie legal an Fritsch uebergeben. War das ganze ein guenstiger Zufall oder hatte der Alte die ganze Zeit darauf spekuliert? Wenn letzteres der Fall war zu welchem Zweck?

Fritsch erklaerte mir damals weiter, das diese ganze Koordinierungsarbeit ihn sehr einnehme. Er muesse sich daher mehr denn je auf die Wehrmacht verlassen und brauche Gewissheit, das niemand jetzt aus der Reihe hampelt. Ich wollte ihm schon erwidern das wir diesen Teil schon durch hatten und ich verstanden haette. Verstanden hatte ich aber nicht. Seine Ausfuehrungen gingen weiter und er erklaerte mir wen er alles aus der Truppe heraus loesen musste um sie mit administrativen Aufgaben zu betrauen. Dadurch hatte sich an der Front ein Mangel an Offizieren eingestellt den er nicht so schnell abedecken konnte, daher versuche er derzeit entlassene Offiziere zu reaktivieren um die Luecken wieder zu schließen. Jetzt erst hatte ich verstanden was er wollte.
„Ich mache Ihnen nichts vor, Nachtwandler. Wenn sie verstanden haben was ich will, werden sie wieder in den aktiven Dienst versetzt. Zur Bewaehrung! Sie werden tun was man ihnen befiehlt, sie werden Schweigen wenn sie nicht gefragt sind, es wird keine Orden und keine Befoerderungen geben! Sie sind von meinen persoenlichen Befindlichkeiten abhaengig und wenn ich falle nehme ich sie mit. Sie sind nur hier weil ich das will und kann! Haben sie das verstanden?“.
Ja das hatte ich und obwohl es sich um klare Erpressung handelte war mir klar das er die einzige Chance war wieder in die Wehrmacht zu kommen. Er hatte ein Angebot gemacht das ich nicht ablehnen konnte.

Die Lok vorne pfiff drei Mal und riss mich aus meinen Gedanken heraus. Ich saß noch immer auf der Bank in unserem Abteil und hielt meine Offiziersmuetze mit beiden Haenden, wie ein Lenkrad krampfhaft umklammert. Ein kleiner Pfimpf von vielleicht nichtmal 5 Jahren saß mir derweil gegenueber, kuckte mich mit seinen großen Augen an und brummte dabei mit seinen Lippen wie ein Auto... .
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 26. August 2013 19:00

26. Januar 1940, Frankreich, Raum Metz, Festungssektor S.F. De Thionville.

Entgegen meiner Hoffnung nach einer schnellen Ankunft in meinem alten Divisionsstab, musste ich die letzten Tage mit hektischer Suche nach selbigem verbringen. Verschuldet hatte dass ganze das OKW, da eben jenes die Einsatzbeschraenkungen des Heeres gegenueber den Westmaechten, im speziellen Frankreich, aufgehoben hatte.
Keine Aktion ohne Reaktion, also machte sich das Oberkommando der Heeresgruppe Nord (Bloomberg) sogleich daran in seinem rueckwaertigen Raum aufzuraeumen. Die immer noch franzoesischen Werke Maginots bei Metz und Straßburg wurden schnell ausgeschaltet. Straßburg wurde dabei von Norden her, aus dem Wehrkreis XII durch das 3. Korps (v. Kuechler) besetzt, waerend Metz wiederum aus dem Raum Chaumont durch die aufgefrischte Kampfgruppe Breslau besetzt wurde. Der dabei geleistete Widerstand durch die verbliebenen Festungstruppen ist vernachlaessigbar, bis auf die Tatsache das der Militaerflughafen von Metz schwere Beschaedigungen aufwies.

Am 27. Januar schaffte ich es dann endlich mein Divisionshauptquartier auf eben jenem Militaerflugplatz zu erreichen. Der Empfang war allerdings recht kuehl, so ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Oberst Oestenmarsch der nun wieder Ia war, begruesste mich frostig und auch der Rest des Divisionsstabes ließ mich durch seine Haltung spueren das man mit mir nicht gerade gluecklich war. Da mir die Stimmung missfiel und ich die Situation ein wenig auflockern wollte wandte ich mich zum Oberst um und sprach ihn noch einmal entsetzt an: „Et tu, Brute?“.
Das anschließende Gekicher hinter meinem Ruecken deutete mir an das ein Teil der hier Anwesenden nicht aus innerer Ueberzeugung heraus handelte und brachte zudem den Oberst etwas aus der Fassung. Ich schickte daraufhin die Anwesenden heraus und behielt nur den Oberst zurueck um mich mit ihm auszusprechen.

„Was sollte diese Inszenierung hier?“
fragte ich ihn daraufhin direkt und etwas veraegert. Der Oberst baute sich nun auf und antwortete im Bruston seiner Ueberzeugung: „Das ist keine Inszenierung, das ist der Ausdruck von Unzufriedenheit.“. „Achja, Weswegen? Weil Sie nun wieder Ia sind?“ „Nein, Sie zeigen nun ein zweites Mal Ihre Unzulaenglichkeiten in der Erkennung der Beweggruende eines Menschen fuer sein Handeln. Ja, gar Ihrer Unzulaenglichkeiten im zwischenmenschlichen Umgang generell. Es ist Ihr grenzenloser Egoismus der mich abstoest! Es ist wegen der Art Ihres Handelns, Ihres ganzen Verschwindens. Sie fahren nach Berlin, es sei Ihnen gegoennt, reissen da dann Ihr Maul bis zum Stehkragen auf, auch das sei Ihnen gegoennt und gehen dann sang- und klanglos stiften. Wir kriegen hier keine Nachricht, wir warten tagelang auf Ihre Rueckkehr und muessen am Ende durch die Heeresgruppe erfahren das Sie aus der Armee ausgeschieden sind.“
Das saß. Zugegeben, eine Nachricht hatte ich tatsaechlich nicht an die Division geschickt. Ich koennte mich zwar damit heraus reden das ich umgehend aus dem Armeedienst ausgeschieden war und so keine Nachrichtenverbindung mehr fuer mich bestand die zeitnah informieren konnte. Doch was heist das schon? Ueber von Biewalski haette ich sicher eine Nachricht in Umlauf bringen koennen...
„Was glauben Sie was das fuer ein Gefuehl ist wenn man den Angehoerigen der Division erklaeren soll das der Divisionskommandeur sie schaendlich im Stich gelassen hat? Wenn man anfaengt herum zu luegen, um die innere Festigkeit der Truppe nicht zu gefaehrden? Wenn man anfaengt in den Tagesbefehlen Passagen einzufuegen das der ehemalige Divisionskommandeur sich nach dem Befinden der Truppe erkundigt, obwohl er genau das nicht getan hat!„
... auch der Weg ueber die Feldpost stand mir offen. Mich plagten keine anderen Verpflichtungen die mich davon abhielten der Division ein Schreiben zukommen zu lassen. Dies war in der Tat ein nicht zu unterschaetzendes Defizit meines Handelns. Fuer die Truppe musste dies ein nicht unerheblicher Schlag gewesen sein ihren Kommandeur so mir nichts dir nichts zu verlieren und eine Rueckantwort, selbst auf schriftlichem Wege waehre das Mindeste gewesen.
„Generalmajor Nachtwandler, die Soldaten dieser Division sehen zu Ihnen auf. Die vertrauen... ach die wissen das sie gut durch Sie gefuehrt wurden und die glauben auch das ihr Schicksal bei Ihnen in guten Haenden liegt, weil sie sich um sie kuemmern und dann kommt... Nichts! Doch halt, nun sind sie ja wieder da. Sie kommen hier herein, stehen da wie Max in der Sonne und warten darauf das wir uns freuen Sie wieder zu sehen. Jubelt mir zu Leute! Generalmajor, sie moegen taktisch sehr begabt sein, doch was die persoenliche Beziehung zur Truppe betrifft sind Sie, mit Verlaub, eine Null.“
Der Oberst atmete tief durch, nahm Haltung an und setzte dann fort: „Generalmajor Nachtwandler, das Vertrauensverhaeltniss zwischen uns ist gestoert und da ich Ihnen nicht zumuten kann mit jemanden in Fuehrungspositionen zusammen zu arbeiten der mit Ihnen offen Unzufrieden ist, biete ich hiermit meinen Ruecktritt als Ia der Division an.“

„Soso...“ entgegnete ich knapp, zog mir meine Handschuhe langsam aus, stopfte sie mir in die Manteltasche. Anschließend blickte ich dem Oberst ins Gesicht, donnerte ihm ein: „Abgelehnt!“ entgegen und trat dann auf den Oberst zu. Er hatte keine Ahnung von dem was ich inzwischen durchgemacht hatte, er kann meine Beweggruende fuer mein Handeln nicht erfassen und doch, er hat Recht. „Sie haben in Ihren Ausfuehrungen recht Oberst. Ich meinte bis eben Gruende fuer mein Handeln zu haben die aus meinen Standpunkt aus gesehen auch verstaendlich sind, doch habe ich einen Fehler damit begangen und es tut mir aufrichtig Leid fuer das was den Soldaten und Ihnen Herr Oberst damit widerfahren ist. Ich gelobe Besserung und moechte mich hiermit in aller Form bei Ihnen fuer das Geschehene entschuldigen. Gegenueber den Angehoerigen der Division werde ich mich mit dem morgigen Tagesbefehl aeussern und einige Dinge erlaeutern.“

Ich streckte ihm daraufhin meine rechte Hand hin und nach einem Moment des Zoegerns ergriff er diese dann mit festem Griff.: „Willkommen daheim, Generalmajor.“. Innerlich fiel mir in diesem Moment ein Stein vom Herzen und ich erwiderte nur noch: „Danke.“.
Diese Situation hatte ich vorerst bereinigt. Vorerst.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 27. August 2013 21:55

30. Januar 1940, Frankreich, Raum Metz, Festungssektor S.F. De Thionville.

Heute habe ich endlich Zeit gefunden den Schriftverkehr aufzuarbeiten der sich auf meinem Schreibtisch getuermt hat. Nicht das ich die letzten Tage faul gewesen waere, nein die Tage waren durch Truppenbesuche, Lagebesprechungen und der Uebergabe des Flugplatzes an die Luftwaffe dermaßen ausgefuellt worden das der Schriftverkehr einfach liegen blieb. Dazu musste ich meinen speziellen Freund Herrn Oestenmarsch ja auch noch im Auge behalten.
Jetzt aber sitze ich hier und schreibe mir die Finger wund. „Zur Kenntnis genommen, zur Kenntnis genommen, zur Kenntnis genommen, Der Nichtangriffspakt mit Schweden wurde verlaengert, zur Kenntnis genommen, die Verhandlungen mit Norwegen sind Ergebnisslos abgebrochen worden, zur Kentniss genommen, Das Handelschiff Altmarkt wurde in norwegischen Gewaessern durch die britische Marine aufgebracht, Zur Kenntn...“
Moment mal!

Geheim, Nur Offizier!

Mitteilung des OKW

Vorgang:
In der Nacht vom 6. zum 7. Januar wurde das deutsche Handelsschiff Altmark, welches sich auf dem Weg von Buenos Aires nach Bremen befand, im norwegischen Jössing-Fjord durch britische Marineeinheiten aufgebracht. Dabei kamen sieben deutsche Seeleute zu Tode. Es wurden mehrere deutsche Seeleute verschleppt und umfangreiches Wirtschaftsgut entwendet. Die, in Form von mehreren Torpedobooten, anwesende norwegische Marine hat nicht eingegriffen. Dieser Vorgang stellt eine grobe Verletzung der norwegischen Neutralitaet dar.

Schlussfolgerungen:
Im juengsten Schein der Ereignisse, naemlich der gescheiterten Gespraeche bezueglich eines deutsch-norwegischen Nichtangriffspaktes, ist zu befuerchten das die norwegische Neutralitaet in diesem Konflikt zur Disposition steht. Wahrscheinlich ist das die norwegische Marine der britischen Marine den Standort des Handelsschiffes verraten hat. Die Untaetigkeit der norwegischen Marineeinheiten erhaertet diesen Verdacht.

Da ueber den norwegischen Freihafen Narvik kriegswichtige Erzimporte des deutschen Reiches aus Schweden abgewickelt werden und keine Ausweichmoeglichkeiten bestehen, muss die Sicherheit der norwegischen Gewaesser fuer die deutschen Handelsschiffe gewaehrleistet bleiben. Da die Westmaechte die norwegische Neutralitaet nicht respektieren und Norwegen nicht Willens ist sie zu verteidigen, muss hierfuer eine anderweitige Loesung gefunden werden.

Mitteilung des OKW, Ende


Die Schlussfolgerungen war mehr als deutlich und fuer mich absolut nachzuvollziehen. Eine erneute Hungerblockade, wie sie damals im ersten Weltkriege und auch noch nach dem Waffenstillstand von Compiègne 1918 durchgefuehrt wurde ist um jeden Preis zu verhindern. Noch zu gut saßen mir die Erinnerungen an die Auswirkungen dieser Blockade auf die oeffentliche Moral und auf das taegliche Leben im Kopf. Und nicht nur mir.
Der deutschen Bevoelkerung waere es ohne weiteres zu vermitteln, das im Zuge einer Abwendung einer neuen Hungerblockade, Norwegen der Krieg erklaert wird. Fuer die norwegische Bevoelkerung ist das ganze hingegen schlimmer, da sie in einen europaeischen Krieg hineingezogen wird in dem sie zwar nichts gewinnen, aber den Blutzoll zu entrichten hat. Das alles wegen der Inkompetenz einer Regierung, die offensichtlich nur noch im Interesse der Westmaechte handelt. Doch auf die Folgen fuer die norwegische Bevoelkerung koennen wir keine Ruecksicht nehmen. Entweder man ist Neutral und setzt dies auch mit aller Haerte durch, oder man ist es nicht und traegt die Konsequenzen.
Ob man diese Gedanken der norwegischen Bevoelkerung naeher bringen kann, nun daran habe ich meine berechtigten Zweifel.

Auf das deutsche Reich wird sich eine Kriegserklaerung gegen Norwegen nicht besonders auswirken. Wir stehen beim Zugang zu den Weltmeeren ohnehin mit dem Ruecken zu Wand und koennen lediglich noch die schwedischen Erzlieferungen verlieren, die ueber kurz oder lang ohnehin durch britische Marineeinheiten, die in norwegischen Hoheitsgewaessern herum dampfen, unterbunden werden. Hingegen koennen wir bei einer erfolgreichen Besetzung Norwegens die englische Herrschaft ueber die Nordsee brechen, eine Blockade somit unterbinden und gleichzeitig noch neue Haefen fuer unsere Kriegsmarine gewinnen um deren Einsatzradius vergroessern. Ob sich die norwegische Regierung unserer Handlungsalternativen bewusst ist? Noch hat Sie ja Zeit zum handeln...

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Das Handelschiff Altmark nach dem Zwischenfall
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 2. September 2013 22:29

Schemen I

Die Lok vorne fauchte gellend auf und nur wenige Augenblicke spaeter setzte sich der Zug mit einem Rueck in Bewegung. Der alte Mann nahm das emotionslos zur Kenntnis und spaehte, mit einem wehmuetigen Blick, aus dem Fenster in die dunkle Nacht hinaus. Ein Lichtschein huschte an ihm vorbei und in seiner Naehe er erkannte ein paar hollaendische Zollbeamte und Soldaten. Es waren Menschen deren Aufgabe es war einen Zug abzufertigen, den sie nicht betreten und er nicht verlassen durfte. Der Zug war mit seinem Eintreten versiegelt worden und obschon sein Abteil sehr annehmlich war, so wurde er den Gedanken nicht los das man ihn wie einen boesen Geist bannen wollte.
Was mochten die Menschen draußen ueber diesen versiegelten Zug denken? Welche Fracht musste er transportieren, die es notwendig machte ihn nach innen und außen zu versiegeln?
Er versuchte die Gedanken zu verdraengen, spaehte angestrengt nach draußen und konnte schon bald die Umrisse der Landschaft erahnen die an seinem Fenster vorbei zog. Die ewig schwarze Masse am Boden gegen das Dunkel der Nacht. Wahrlich, seine Rueckkehr hatte er sich anders vorgestellt. Aber es gibt Dinge im Leben die man sich nicht aussuchen kann und... die Schmerzen in seinem linken Arm meldeten sich zurueck und fuhren pochend durch seinen Koerper. Einen Moment lange wollte er deswegen aufstoehnen, dachte dann aber an seinen Vorbildfunktion und aenderte folglich nur seine Haltung um diesem zu begegnen.
Ob ihm eine Haltungsaenderung bei den neuen Problemen die ihn jetzt erwarteten auch helfen wuerde?

Er hatte seine Zweifel, obwohl er in seiner langen Abwesenheit viel fuer seine Bildung getan hatte. Aber es war nicht nur Bildung allein mit der er sich die Zeit vertrieben hatte. Er hatte sich mit Kunst beschaeftigt, viel ueber Technik gelesen, Themenabende veranstaltet und sich mit vielen verschiedenen Leuten umgeben.
Ach waren das schoene Zeiten gewesen, der Disput und die Freude mit seinen einstigen Mitstreitern, die Wunder der Wissenschaft und die Vorfuehrungen derselben in seinem Hause. Nicht zu vergessen die Kuenstler mit ihren Darbietungen und Kunstwerken die seine Phantasie befluegelten. Sie hatten ihn am Leben und seinen Glauben an diesen Tag der Rueckkehr erhalten. Ach ja, und Holz hatte er auch noch gehackt. Das hatte ihm die Kraft gegeben bis zu diesem Tag durchzuhalten. Ob er dazu in Berlin noch einmal kommen wuerde? Dem Vergnuegen der Forstwirtschaft zu froenen?
Wohl nicht, er hatte viel zu tun. Noch einmal wuerde er sich naemlich nicht mehr unterbuttern lassen. Er hatte ja schließlich auch Historiker und deutsche Beamte in seinem Hause gehabt. Leute die ihm gesagt hatten was damals alles hinter seinem Ruecken ablief. Wie man ueber ihn lachte und ihn nachaeffte. Dank Ihrer hatte er die Muße gefunden seine damaligen Entscheidungen und Handlungen zur Disposition zur stellen. Er hatte seine Fehler erkannt!
Den Fehler des Vertrauens in die falschen Leute, den Fehler der Gutglaeubigkeit und den Fehler des Glaubens, dass, das deutsche Volk alle Belastungen wuerde ertragen koennen.

Die Schemen der Landschaft aenderten sich fließend. Das Buschwerk schien einer weiten Ebene gewichen zu sein auf dem sich kleine Spitzen gen Himmel reckten. Die Umrisse von Fahrzeugen waren zu erkennen und einzelne Personen huschten umher nur um Sekundenbruchteile spaeter wieder zu verschwinden.
Woher sie wohl kamen? Wohin sie wohl gingen? Wo wuerde sein Weg enden? Als er seinen Freunden seine Entscheidung zur deutschen Frage mitteilte waren diese zwar erfreut, nicht aber unbedingt gluecklich. Man sagte ihm das sei nicht sein Krieg, jetzige Einmischung konnte seinen Ruf fuer immer verderben. Doch ausnahmslos alle rieten sie ihm seinem Herzen zu folgen. Wer wenn nicht er konnte die Dinge wieder ins Lot bringen?
Der Zug bremste ploetzlich und dass quietschen der Bremsen war zu vernehmen. Stahl rieb kreischend auf Stahl, spuerbar sank die Geschwindigkeit, bis es ploetzlich still wurde und der Zug seine Reise mit verminderter Geschwindigkeit fortsetzte. In der Ferne waren erste Lichter zu erkennen. Lichter die vom Boden aus gen Himmel strahlten und mit ihren langen Fingern in das Dunkel stachen und etwas suchten.
Der alte Mann griff sich sein Monokel, klemmte es vor sein Auge und spaehte angestrengt zu einer Reihe dieser Lichtquellen herueber. Es waren riesige Scheinwerfer die in der Reihe aufgestellt den Himmel illuminierten. Fahrzeuge standen daneben, Unmengen an Technik aber keine Soldaten.
Was waren das nur noch fuer Kriege? Wo blieben die Menschen dort? Der alte Mann sank in seinen Sitz und in die Gedanken zurueck. Was hatte dies noch mit ritterlichem Kampfe zu tun? Wo blieb die Anerkennung des Gegners, das Spueren seiner und unserer Leiden? Jene Leiden die doch essentiell fuer den Drang nach Frieden waren? Jene Leiden, die jeden Heerfuehrer, jeden Soldaten doch Final mit dem Wunsch beseelen sollten das bald wieder Frieden einkehren moege. Jene Leiden, die ihm damals abgegangen waren, die er nie erfahren hatte und die ihn blind gemacht haben fuer die wirklichen Verhaeltnisse. Jene Leiden die ihn dazu verleitet haben auch weiterhin die Zuegel aus der Hande zu geben bis es zu spaet war.
Wie wuerde ein Krieg aussehen, welche Wunden wuerde er schlagen, wenn eine abstrakte Herrschaftsform ueber das Wann des Friedens entschied, ohne je die Graeuel des Krieges gespuert zu haben? Ein Krieg in dem die Technik noch ausgefeilter als im Ersten Weltkriege war?
Wuerde das alles nur noch auf ein Abschlachten durch Technik, ohne jeden Rest von Menschlichkeit, hin fuehren?

Wuerde das Ende von allem der Sozialdarwinismus der, den Ideologen des 20. Jahrhunderts, das Ruestzueg fuer die Vernichtung ganzer Voelker im hehren Scheine der Naturgesetze in die Hand gab, sein? Wie konnte, ja wie sollte das verhindert werden in einer Gesellschaft, die ihren Glauben an das Genie Gottes, seiner Barmherzigkeit und seiner Guete an die bruellende Leere des Agnostizismus und Materialismus verloren hatte?
Diese neuen Ideen wurden aus nichts anderem als Hass gegen die Traditionen gespeist und verneinten zudem alles was den mitfuehlenden Menschen formt. Alles was sie zustande brachten war die Vereinsamung des Menschen und den Verlust seiner Identitaet. Einzig durch seinen „Wert“ und seine „Produktivitaet“ wurde sein Status und sein Recht innerhalb des Staates bestimmt. Welchen Terror mussten die Menschen erleiden die ihren Staat auf solchen Ideen begruendeten?
Der alte Mann sank in sich zusammen und seufzte tief. Die Last die auf seinen Schultern wartete war nicht nur die eines Krieges, nein es war auch eine Antwort auf die gestellten Fragen. Von den alten Herrschern, die seit jeher zu ihrer Aufgabe erzogen worden waren musste der Umbruch des Gesellschaften mitgestaltet werden. Dies konnte nicht allein einer neuen technokratischen Elite ueberlassen werden die nur noch in wahren und unwahren Aussagen denkt. Eine Elite, die sich an ihrer Schaffenskraft wie auch der puren Zerstoerung ergoetzt...

Der Zug wurde noch langsamer und das Schnaufen der schweren Dampflokomotive schien sich unwirklich zu entfernen. Ein seltsamer Singsang schien von weither einzusetzen und wurde dann von ihm als Klagegesang identifiziert. Eine Frau schien den Tod ihres Liebsten zu beweinen und er ward mit einem Male verwundert. Woher kam die Stimme? Im Zug konnte niemand sein!
Ein kalter Schauer lief ihm ueber den Ruecken und das Naechste woran er sich erinnerte waren die Worte die sein Sohn ihm mit auf die Reise gegeben hatte: „Hoehre bei allem was Du tust auf dein Herz!“. Genau dieses ließ ihn aber just in diesem Moment spueren das niemand außer ihm hier sein konnte. Ja das selbst er nicht hier sein duerfte. Er durfte nicht hier sein? Er... selbst?
Rastlos ging er durch den Wagon, pruefte jedes Abteil, jede Tuer und konnte doch weder die Stimme noch jemand anderes finden. Was war hier los? Welches Spiel wurde hier mit ihm gespielt?
Ein Piff gellte durch die Nacht, Blech schlug auf Blech und da ging die Stimme der Frau in bruellen und fauchen unter. Ohne zu zoegern riss er die Tuere vor sich auf und blickte auf einen Lokus, dessen Deckel offen Stand. Er trat hinzu und betaetigte mit dem Fuß die Spuelung, woraufhin sich die Klappe des Abortes oeffnete und gemeinsam mit dem verstummen der Geraeusche wieder verschloss.
Sollte das etwa die Ursache von allem gewesen sein? Hatte er sich wegen einem verklemmten Abort geaengstigt?
Er schnaufte im naechsten Moment veraechtlich, spuerte Wut in sich aufsteigen und rief: „Nie wieder bekommt Ihr mich damit in die Enge!“ in das Dunkel des Wagons aus. Anschließend trat er aus der Sanitaerzelle heraus, schloss hinter sich die Tuere und ging zurueck in sein Abteil wo er sich niederließ. Doch lange hielt es ihn nicht. Die Abteiltuere hatte sich nicht geschlossen und schlug nun bestaendig gegen den Rahmen, freilich ohne dass, der Riegel sich schloss. Erschoepft richtete er sich nochmals auf, schloss die Tuere endgueltig und erstarrte.

In der Verglasung der Tuere spiegelte sich neben ihm noch etwas. Oder besser gesagt jemand. Schon anhand der Position konnte er erkennen das diese Person nicht in seinem Abteil saß sondern davor. Sie war draußen, im Dunkel der Nacht und starrte mit diesem... seinem Blick hinein. Da war er wieder! Diesen einen Blick konnte er nicht vergessen! Den gab es nur einmal, einmal wo er bis auf die Knochen blamiert wurde, laecherlich gemacht und erniedrigt!
Vergessen sei Hindenburg, vergeben dem unsaeglichen Ludendorff! Diese eine Person war der Teufel in Menschengestalt, niemanden verabscheute er mehr und niemanden fuerchtete er zugleich mehr. Weg mit diesem Mann hatte er befohlen und der Mann wurde entfernt. Schafft ihn fort aus der Armee hatte er befohlen und fort wurde er gebracht. Vernichtet seine Existenz und er wurde vernichtet.
Aber die Furcht war geblieben. Er kehrte stets zurueck, wurde fuer das Große Heer reaktiviert und jetzt, jetzt war er wieder da, hier, hinter ihm, draußen in der schwaerze der endlosen Nacht!
Es half nichts, er allein musste sich diesem Daemon stellen und so wirbelte er herum. Doch fort war der Geist und vor seinem Fenster erblickte er Nebelschwaden welche ueber das Land zogen und durch ein Licht von weiter vorne illuminiert wurden. In diesen Nebelschwaden standen in einer schier endlosen Reihe Soldaten nebeneinander und blickten zu ihm auf. Die Waffenroecke, Uniformen aus dem 1. Weltkriege, der Soldaten waren zerschlissen, zerfetzt von Gewehr und Granatfeuer, die Stahlhelme der Soldaten waren verrottet, aufgesprengt und mit Einschussloechern uebersaeht. Die Soldaten selbst blickten ihn aus leeren Augenhoehlen vorwurfsvoll an. Aber die Gefallenen regten sich nicht, blickten ihn nur stumm an als hatten sie nur auf ihn gewartet und zogen weiter in endloser Reihe an seinem Fenster vorbei.
Mit tiefem inneren Grauen erfuellt zwang sich der alte Mann den Blick nicht abzuwenden. Gerne haette er die Augen geschlossen doch, wer wenn nicht er war verantwortlich dafuer? Er musste sich seiner Vergangenheit stellen und sprach mit schwerer Stimme zu dem endlosen Tross an Toten die an seinem Fenster vorbei zogen: „Ich verspreche es euch, die ihr fuer Deutschland und unter meinem Oberbefehl gefallen seid, das ich es besser machen werde. Um eurer Ehren und eurem Andenken werde ich alles dafuer tun das eure Nachfahren nicht zu Grunde gehen.“.
Noch einen Moment starrten ihn die Schaedel an, doch ploetzlich reckten sie ihre blanken Knochenhaende empor und zeigten auf den alten Mann. Er wollte schreien, doch brachte er keinen Ton mehr ueber seine Lippen. Da war er wieder! Mitten zwischen all den Toten schaelte sich ein Schemen aus dem Nebel dessen unseliger Geist ihn noch zu dessen Lebzeiten verfolgt hatte. Aber diesmal war es anders, so sehr es auch versuchte, so sehr er dem Schemen auch deutete sich zu entfernen, er tat es nicht. Dieser unselige Mann erschien, aber die Verhaeltnisse hatte sich gedreht. Jetzt war er nur noch ein Teufel, ein Teufel der die Toten vor seinem Fenster aufmarschieren ließ.
Eine Stimme wie tausend Nadelstiche bruellte ihm nur ein einziges langgestrecktes Wort entgegen: „Endlich!“ und da riss es ihn um.

„Majestaet?“ eine Stimme riss ihn aus seinen grauenhaften Traeumen. Mit gehetztem Blick sah er von Fritsch ins Gesicht und spaehte im naechsten Moment nach draußen. Vor seinem Fenster erblickte der alte Monarch die lebendigen Gesichter einer Ehrenformation der Wehrmacht. Sie standen in voller Parademontur da, mit geschwellter Brust und dem Karabiner im Arme. Junge Augen sahen ihn an, Stolz und voller Zuversicht.
“Euer Majestaet?“ wiederholte sich von Fritsch, doch er spaehte noch einmal in die Nacht hinaus. Der Schemen vor seinen Augen war verschwunden, seine Praesenz, die Furcht aber spuerte er immer noch.
Doch davon durfte er sich nun nichts mehr anmerken lassen, bloß nichts verkehrtes machen. Schließlich stand vor ihm der Generaloberst Werner Freiherr von Fritsch und sah ihn mit der ihm anerzogenen soldatischen Strenge an. „Generaloberst, folgen euch die Schemen der Vergangenheit?“ „Wie meinen, Majestaet?“.
Der alte Monarch seufzte und blickte dann zu Boden. „Ach nichts... , reden wir doch ueber das was vor dem deutschen Reiche liegt.“ Der alte Monarch blickte anschließend zum Generaloberst auf und erhob sich von seinem Platz um diesem aus dem Zuge zu folgen... .

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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 9. September 2013 22:39

Weseruebung I

Geheime Kommandosache


Von: OKW, WFA

An:
OK d. HG
AOK

Betreff:
Unternehmen Weseruebung

    A) Vorgeschichte
    B) Planung
    C) Durchfuehrung
    D) Erkenntnisse


    A) Vorgeschichte:
    Bis zum Ende des Jahres 1939 war der skandinavische Raum wegen seiner wirtschaftlichen und strategischen Bedeutung unter Beobachtung durch das OKW. Aufgrund der erklaerten Neutralitaet der vier skandinavischen Staaten und unserer Problemen in Ost und West bestand kein weiterer Handlungsbedarf. Das gilt so lange, wie die skandinavischen Staaten neutral bleiben und ihre wirtschaftlichen Verpflichtungen erfuellen.

    Mit der Kriegserklaerung der Sowjetunion gegen Finnland kam allerdings Bewegung in das Machtgefuege. Finnland war trotz seiner gut ausgebauten Mannerheimlinie nur unzureichend fuer einen militaerischen Konflikt mit der Sowjetunion geruestet und suchte daher Verbuendete. Das deutsche Reich viel wegen seines eigenen Krieges gegen die Westmaechte als Verbuendeter aus. Die finnische Regierung wandte sich daher an die Westmaechte. Groß Britannien erklaerte sich zur Unterstuetzung bereit und beabsichtigte Material- und Truppenlieferungen ueber Narvik nach Finnland zu entsenden.
    Eine solches Handeln kann durch das OKW nicht akzeptiert werden!

    Bevor Groß Britannien die Vorbereitungen fuer die Unterstuetzung Finnlands abschließen konnte, kam es am 12. Februar 1940 zum Friedensschluss zwischen Finnland und der Sowjetunion. Der Grund fuer eine Neutralitaetsverletzung der skandinavischen Staaten war entfallen. Groß Britannien trieb seine Vorbereitungen aber weiter voran, was den Verdacht bestaetigt das die britische „Unterstuetzung“ sich nicht gegen die Sowjetunion sondern gegen das deutsche Reich richtet, ja auch niemals anders ausgerichtet war.

    Dieses britische Vorgehen ist aus drei Gruenden aeußerst kritisch:

      1. Mit dem Durchmarsch britischer Truppen durch Skandinavien wird die Neutralitaet Norwegens und Schwedens verletzt. Dieser Neutralitaetsverletzung folgt unabdingbar Punkt 2.

      2. Fuer den Durchmarsch britischer Verbaende muss die, ohnehin schon kritische, Infrastruktur genutzt werden.
      Der Hafen von Narvik wird fuer die Versorgung der britischen Truppen benoetigt, sein Handelsumschlag sinkt oder wird ganz eingestellt.
      Die Eisenbahnverbindungen nach Kiruna werden fuer Truppen- und Nachschubstransporte benoetigt. Der Erztransport wird durch diese Logistik behindert.

      Die Erzlieferungen aus dem skandinavischen Raum an das deutsche Reich sind vom „guten Willen“ der Westmaechte, bzw. der Faehigkeit Schwedens und Norwegens diese durchzusetzen, abhaengig. Was wir von ersterem zu erwarten haben wissen wir, von zwotem wissen wir es nicht.
      Beides ist der wirtschaftlichen Lage Großdeutschlands nicht zutraeglich.

      3. Durch Inbesitznahme norwegischer Haefen durch die britische Flotte kann die Nordsee noch effizienter ueberwacht und das deutsche Reich von weiteren Kriegswichtigen Lieferungen abgeschnitten werden. (Siehe 1. Weltkrieg)
      Dazu kommt, das mit diesem Schritt auch ein Einlaufen britischer Kriegsschiffe in die Ostsee denkbar ist.
      Groß Britannien wird die Neutralitaet der skandinavischen Staaten, einschließlich Daenemarks, nicht achten wenn es ihm Opportun erscheint. Hat es in seiner Geschichte auch nie. (vergl. Britische Flottengeschichte)
    Nachdem Zwischenfall auf der Altmark und der ausbleibenden Reaktions Norwegens, am 7. Januar 1940 in norwegischen Hoheitsgewaessern, entschied das OKW den Sonderstab Gruppe XXI zu bilden, der die strategische Planung eines skandinavischen Feldzuges zur Aufgabe hatte. Die Planungen waren zum 6. Februar 1940 abgeschlossen. Der Sonderstab wurde danach wieder aufgeloest.


    B) Planung:
    Angesichts drueckender Ueberlegenheit der Royal Navy, mit der in einem Skandinavienfeldzug zu rechnen war, erfolgte die gesamte Planung unter groeßter Geheimhaltung. Daraus entstanden Probleme welche spaeter noch naeher Beleuchtet werden.
    Operativer Grundgedanke war, dass die Besetzung Norwegens und Daenemarks eine friedliche Besetzung zur Wahrung der Neutralitaet der skandinavischen Staaten sein sollte. Folglich muss die Verteidigungsinitiative den Skandinaviern ueberlassen werden. (Verlust der taktischen Initiative)
    Wichtige militaerische Anlagen und Kuestenbatterien sollen fuer die Dauer des Krieges von der Wehrmacht besetzt und unterhalten werden.
    Schweden soll wegen seiner wirtschaftlichen Bedeutung und seiner anschließenden Isolation nicht direkt bedroht werden. Nach erfolgreichen Abschluss des skandinavischen Feldzuges hat es ohnehin keine andere Wahl mehr als sich wirtschaftlich an das deutsche Reich zu binden.


    Das Unternehmen Weseruebung:

    Gliederung der Verbaende

    Heer:
    Hauptquartier „2. Armee“ (von Kayser)
      7. Korps HG Sued (Hammerstein-Equord)
        25. Infanterie-Division + Art (Hammerstein-Equord)
        26. Infanterie-Division + Art (Brand)
        27. Infanterie-Division + Art (Braemer)
      8. Korps HG Sued (Cochenhausen)
        22. Infanterie-Division
        23. Infanterie-Division
        24. Infanterie-Division
      9. Korps HG Sued (Heitz)
        19. Infanterie-Division (Heitz)
        20. Infanterie-Division (Hilpert)
        21. Infanterie-Division (Volkmann)

    Aufgabenbeschreibung Heer:
    Erste Aufgabe des Heeres beim Unternehmen Weseruebung war es Norddeutschland im Raum Daenemarks (9. Korps) und Luebecks (8. Korps) zu decken. Das 7. Korps hatte die Aufgabe ueber Schleswig, Nordjuetland bis Skagen durchzustossen und den Festlandteil zu sichern. Sobald dies geschehen war, wuerde das 8. Korps ueber Fehmarn die Besetzung Seelands (Kopenhagen) unterstuetzen. Die Kriegsmarine deckt dieses Vorgehen.

    Die dafuer notwendigen Divisionen wurden der Heeresgruppe Sued entzogen und behielten ihre Bezeichnungen. Einzig das Hauptquartier „2. Armee“ wurde neu aufgestellt. Die Aufgabe des Hauptqaurtieres war die Leitung des gesamten Unternehmens Weseruebung und die Fuehrung aller daran beteiligter Wehrmachtteile auf Basis der Planungen des Sonderstabs XXI.

    Marine:
      1. Marine-Sturm-Division (Dietl)
      2. Marine-Sturm-Division (Boehme)
      3. Marine-Sturm-Division (Braeuer)
      Kriegsmarine (Saalwaechter)
        KMS Schleswig Holstein (Linienschiff)
        KMS Schlesien (Linienschiff)
        KMS Deutschland (Schwerer Kreuzer)
        KMS Admiral Scheer (Schwerer Kreuzer)
        KMS Graf Spee (Schwerer Kreuzer)
        KMS Nuernberg (Leichter Kreuzer)
        KMS Leipzig (Leichter Kreuzer)
        KMS Koenigsberg (Leichter Kreuzer)
        KMS Karlsruhe (Leichter Kreuzer)
        KMS Koeln (Leichter Kreuzer)
        Z1 Leberecht Maass
        Z2 Georg Thiele
      Militaerische Transporterflotille (Reader)
        1. Transportgeschwader
        2. Transportgeschwader
        3. Transportgeschwader
        4. Transportgeschwader

    Aufgabenbeschreibung Marine:
    Die erste Aufgabe der Kriegsmarine war es, mit dem Hauptverband der Kampfschiffe die Besetzungs Seelands zu unterstuetzen und ein moegliches Eingreifen der daenischen Flotte abzuwehren.
    Nach Sicherung der Durchfahrt durch den Oeresund sollten sich die Kriegsmarine und die Militaerische Transportflotille, welche die drei Marine-Sturm-Divisionen samt Nachschub transportiert, vereinen und nach Norwegen auslaufen. Dort sollten, unter Deckung durch die Linienschiffe der Kriegsmarine, Oslo und Narvik besetzt werden.

    Luftwaffe:
      Luftgau - Kommando Norwegen (Grauert)
        VII. Fliegerkorps (2x Sturzkampfbomber) (Grauert)
        6. Abfangjaeger-Korps (4x Abfangjaegergeschwader) (???)
        I. Fliegerkorps (Transportgeschwader) (Somme)
        1. Fallschirmjaeger-Division (Schoerner)

    Aufgabenbeschreibung Luftwaffe:
    Das I. Fliegerkorps hatte den Auftrag, unmittelbar nach Beginn des Einmarsches, die 1. Fallschirmjaeger-Division in bestimmten Schluesselpositionen auf Seeland abzusetzen damit diese die Kuestenbatterien am Oeresund ausschalten. Dabei wuerde das VII. Fliegerkorps Unterstuetzungsangriffe fliegen. Die Luftdeckung gegen feindliche Luftstreitkraefte ueber Daenemark und der westliche Ostsee uebernimmt das neu aufzustellende 6. Abfangjaegerkorps.

    Zusammenfassung:
    Die Planung des Unternehmen Weseruebung beruhte auf mehreren so genannten Weserphasen.

    Bild

      1. Weserphase: Das 7. Korps geht an der deutsch-daenischen Grenze zum Angriff ueber und besetzt Juetland. Dazu erfolgt zeitgleich die Besetzungs Seelands durch die erste Fallschrimjaeger-Division, unter Deckung durch Einheiten der Kriegsmarine und des 8. Korps.
      Durch schnelle Besetzung Seelands soll verhindert werden das die daenische Flotte in die Nordsee auslaeuft (Abriegelung Oeresund) und zu den Westmaechten durchstoest. Nach der Besetzung Seelands startet die 2. Phase.

      2. Weserphase: Die Kriegsmarine stoest in den Skaggerak vor und laeuft weiter nach Oslo um dort die 3. Marine-Sturm-Division an Land zu bringen und die Stadt sowie deren militaerische Anlagen zu besetzen. Nach der Besetzungs Oslos stoest die Kriegsmarine in die Nordsee vor und Phase 3 beginnt.

      3. Weserphase: Die Kriegsmarine laeuft in Sichtweite der norwegischen Kueste nach Narvik aus und bringt dort die 1. und 2. Marine-Sturm-Division an Land. Nach erfolgreicher Besetzung Narviks laeuft die Kriegsmarine unverzueglich aus und setzt sich wieder in die Ostsee ab um sich dem Zugriff durch die britische Royal Navy zu entziehen. Nach erfolgreichem Durchbruch gilt das Unternehmen Weseruebung als abgeschlossen.

    Der gesamte Zeitrahmen fuer das Unternehmen Weseruebung wurde mit 2 Wochen veranschlagt.

Widerstand ist echt mein Ding! - S. Tapir