Du machst es Dir etwas zu einfach.
Flügelhusar hat geschrieben:Klar gehören die Kopten zur Ostkirche und haben einen ähnlichen Aufbau und eine ähnliche Liturgie, aber von der Lehre her sind sich Orthodoxe und Katholiken näher, als Orthodoxe und Kopten. Die Kopten lehnen das Konzil von Chalcedon ab, was eigentlich schon ein Fundamentaler Unterschied ist in der Lehre. Es geht, dort um die Zweinaturenlehre Christi Katholiken und Orthodoxe sagen: Christus hat eine göttliche und menschliche Natur die unvermischt und ungeteilt sind, wohingegen die Kopten sagen vermischt und ungeteilt (<== that heresy). Zwar waren beide Kirchen Orthodoxe und Koptische teil der Ostkirche, jedoch sprachen Vertreter beider Kirchen 1500 Jahre nicht miteinander, das erste Treffen seit dem Konzil von Ephesos fand erst Mitte des 20 Jahrhunderts stand. Viel wurden die Kopten und andere Orientale Christen brutal von den Orthodoxen verfolgt. Als Ägypten von Moslems erobert wurde, feierten die Kopten diese als Befreier von der orthodoxen Unterdrückung. Es ging auch soweit, dass viele verfolgte Kopten nach Persien ins Sassanidenreich auswanderten, die die Kopten als Feinde der Byzantiner herzlich aufnahmen. Also wenn was unhistorisch ist, dann ein Bündnis Byzanz-Äthiopien oder Moskau-Äthiopien.
Das Konzil von Chalkedon wurde schon inner halb Ostroms sowohl angenommen und auch angefeindet. Vorher wie nacher kam es in Ostrom zu Übergriffen verfeindeter Gruppen, ob es um Donatisten ging, Arianer, Melitianer (die besonders in Ägypten stark waren) und diese Gruppen wurden teilweise von der Westkirche untestützt, teilweise abgelehnt. Chalkedon war ein Konvolut an Festlegungen, welche größtenteils vom Papst unterstützt wurden(außer der Teil der festlegte, dass Konstantinopel religiös den gleichen Rang wie Rom hat, das passte dem Papst weniger). Gerade der Papst war es, der eine klare Politik und
Verfolgung gegen die Vorläufer der Kopten einforderten, was Du ja richtigerweise andeutest. Also sind Deine ganze späteren Einlassungen, dass Kopten und Katholiken sich "prima" verstanden, mit Vorsicht zu genießen. Diese Verfolgung durch den Kaiser
und dem Papst wurde nie vergessen. Der Papst war hier häufig ein Scharfmacher, der zögerliche und ausgleichnde Kaiser zu härteren durchgreifen auffordert, bzw. gerade zu trieb. Bis heute ist die koptische Kirche nicht in die katholische aufgegangen, sie haben weiter ein eignes Oberhaupt und eigene Glaubensdogmen. Die Einigung von 1442 und in deren Folge 1741 sind da eher Fußnoten und die Anänger einer koptisch-katholishen Kirche stellen eine verschwindend-kleine Minderheit innerhalb der Christen Ägyptens.
Auch die immer wieder verbreitete These, dass die Christen in Ägypten die muslimische Eroberung zu Freudentänzen führten, ist doch mit großer Vorsicht zu genießen. Es wird häufig als Lehrstück gesehen, wie groß die Unterdrückung der dortigen Kirche durch den Kaiser war. Aber man sollte es nicht übertreiben, diese Eroberung wurde in weiten Kreisen wohl eher mit Angst aufgenommen. Auch wenn die muslimische Politik tolerant war, war man Christen wohl näher als Muslimen. Auch die Bemerkung, dass viele Kopten ins persische Reich flohen, sollte man nicht überbewerten. So ziemlich jede Kirchliche Gruppe wurde je nach politischer Großwetterlage mal in Ostrom verfolgt (Es gab ja auch selbstredend auch arianische Kaiser, ausgleihende Kaiser wie Anastasios oder eben Kaiser die für Chalkedon einstanden). Die Verfolgten neigten schnell dazu, zum Papst zu fliehen und sich zu beschweren (Athanasius der Großé war so ein Fall, Erzbischof von Alexandrien und Gegner des Arius, wurde er mehrfach verjagt und zurückgeholt) . Oder eben nah Osten, zu den Sassaniden. Diese waren aber nicht gerade beliebt für ihre verheerenden Einfälle in den Osten und das zerstören vieler Städte (wie Amida). Arianer und andere Strömungen wurden also nicht immer verfolgt, zumal Ägypten die Kornkammer das oströmischen Reiches war und der Kaiser sich dort schwer mit den Arianern anlegen konnte, ohne Hungernöte im restlichen Reich zu riskieren. Kaiser wie Ansatasios fuhren daher eine ausgleichende Politik.
Viele Jahre lebten diese Gruppen in Frieden unter dem Dach des oströmischen Reiches.
Ein Bündnis zwischen Äthopien mit Byzanz oder Ägypten ist sicher nicht unhistorischer, als ein solches mit Rom. Du vergisst einfach einen wichtigen Punkt, der große Riss zwischen der West- und Ostkirche waren nicht nur kirchliche Dispute, im wesentlichen trafen hier die lateinische und griechische Kultur aufeinander. Die griechische Kultur war hochentwickelt und sah auf eine lange Tradition zurück. Dieses Erbe wird bis heute in der orthodoxen Kirchen fortgeführt und verbindet diese mit der koptischen Kirche, auf eine Ebene, deren Tiefe nicht zu unterschätzen ist. Oberflächliche Kirchenunionen gab es zu hauf, nachhaltige Wirkung zeitigten sie nicht.
Deswegen sehe ich eine viele engere Beziehung und ein größeres Verständis zwischen Moskau-Konstantinopel-Äthiopien, als Rom-Äthiopien.
Flügelhusar hat geschrieben:Zur Union zwischen Katholiken und Kopten, gab es schon ein Dokument von 1442 auf dem Konzil von Florenz, wo die koptische Kirche in die Katholische Kirche aufgenommen worden ist, nur hatte es in Äthiopien leider keine Wirkung gezeigt und war zunächst erfolglos. (
https://de.wikipedia.org/wiki/Cantate_Domino) Generell waren die Beziehungen zwischen Kopten und Katholiken bis ins 17 Jhd ziemlich gut, man hatte regelmäßig Kontakt und half sich.
Es gab sogar einen äthiöpischen Kaiser, der katholisch wurde. Leider kam es im ganzen Land zu Aufständen und er dankte zu Gunsten seines Sohnes ab. (
https://de.wikipedia.org/wiki/Sissinioss)
Es gab sogar einmal einen katholischen Zaren(unterstützt von Polen-Litauen) in Moskau, aber auch der wurde von den Adligen überwältigt.
Gib mir doch mal bitte Links, zu beiden (Katholischer Zar/katholischer Kaiser). Dein Wiki Link zum "Sissinioss" funktioniert leider nicht (Jedenfalls bei mir).
Mich würden mal die Jahreszahlen interssieren.
Ich jedenfalls sehe immer noch keinen historischen Ansatz, der eine Aufgabe der Kopten und ihren Übergang zu katholischen Kirche zu dieser Zeit rechtfertigen würde. Die von Dynamite aufgebrachte Kompromissformell macht da schon mehr Sinn, gleichwohl habe ich auch da meine Zweifel.