Portugal, der westlichste (kultivierte, nicht irische) Fleck Europas, Seefahrernation und Freund der Siesta lag im Jahre 1444 umgeben von Kastilien auf der iberischen Halbinsel.
Die Eroberung Ceutas circa 40 Jahre zuvor war der erste Schritt von vielen zu Niederlassungen auf anderen Kontinenten, nur der Anfang von Großem.
Nachfolgend kann man durch die Jahrhunderte aufgezeichnete und niedergeschriebene Gespräche der Herrscher Portugals und in die Zeit passende diplomatische Depeschen lesen.
Freundlich zur Verfügung gestellt von
Lisboa Story Centre, Abt. portugiesiche GeschichtePortugal Anno 1444
Herrscher: Regentschaftsrat, Vorsitz Don Pedro, Herzog von Coimbra
Erbe: Afonso V. de Avis, 12
Nachfolgend das erste je dokumentierte Gespräch portugiesischer Herrscher, zwischen Prinz Afonso V. de Avis und Herzog Don Pedro, Interimsregenten, ca Oktober 1444; lyrisch aufgearbeitet von José Hermano Saraiva, HistorikerWie jeden Sonnabend saß Afonso mit seinem Onkel Don Pedro Abends auf seiner ihm liebsten Terasse, derjenigen wo man das Meer sehen konnte. Gerne sah er dann aufs Meer während sein Onkel ihm versuchte zu erklären, was in Portugal gerade geschehe und was sonst alles in Europa geschah. Meistens interessierte es ihn nicht besonders, seine Herrschaft begann erst in drei Jahren, also erst in einer Ewigkeit; er fand das er sich auch dann mit diesen langweiligen Themen befassen könnte. Der letzte Satz seines Onkels, der grade über eine Nachricht aus Europa sprach, ließ ihn jedoch aufhorchen.
„Onkel, was bitte sind Wikinger?“
Sein Onkel blickte auf, kurz lag ein erstaunter Ausdruck auf seinem Gesicht, was Afonso verärgerte. Gut, er stellte sonst nie fragen, aber Onkel sprach meistens ja auch nur von langweiligen Themen wie Steuern und solch Gewäsch.
„Nun, ganz genau weiß ich das auch nicht, aber mir scheint, das sind irgendwelche Vorfahren der Schweden. Nichts von Belang, Afonso. Einer der Berater erwähnte, das jene Wikinger früher mal kleine Boote fuhren, England und andere Reiche an Nord- und Ostsee überfielen, aber auch sie verschwanden mit der Zeit. Quasi eine schwache Form der Dänen. Nichts relevantes also. Warum?“
Afonso bat um das Schreiben der Schweden und überflog es neugierig.
„Von welchen unerforschten Landen sprechen sie, Onkel? Meinen sie jene bei den Heiden in Marroko? Oder Gebiete in Moskau? Wäre es nicht schlau, vor ihnen diese Lande zu entdecken?“
„Weißt du Afonso, die Schweden leben hoch oben im Norden, weit weg von unserem schönen Iberien. Sie kümmern uns nicht, du liest sie sind eigentlich nicht einmal Herrscher über das eigene Land. Sie erheben Ansprüche auf Landstriche der Polen und Handelsregionen des Heiligen Römischen Reiches, und faseln von fremden Landen. Mir ist schleierhaft, welche unerforschten Gebiete sie meinen könnten; hätten sie welche in Afrika entdeckt wäre uns das schon aufgefallen. Und was hinter Moskau liegt ist dermaßen unwichtig, sollen sie es doch haben, findest du nicht?“
Afonso nickte langsam.
„Aber was ist, wenn es noch andere unerforschte Ländereien gibt, Onkel? Du hast recht, kalte, nasse Provinzen wie es sie in Schweden und Moskau gibt, solche interessieren uns nicht. Aber was, wenn es hinter den Azoren oder tiefer in Afrika doch noch Ländereien gibt wie hier in Iberien? Wo Gewürze wachsen oder andere exotische Dinge?“, fragte Afonso aufgeregt.
Don Pedro musterte seinen Neffen kurz, ehe er zustimmend schmunzelte.
„Nun, dann werden die Schweden lernen, das auch Portugiesen Wikinger sein können, Afonso. Ich stimme dir zu, nasse, kalte, nördliche Landstriche interessieren nicht, aber von schönen, warmen, wertvollen Provinzen sollten die Schweden die Finger lassen. Weißt du, sie mögen mit ihrer Infanterie protzen... Aber stört uns das, wenn der Pole mit seinen Heerscharen von Pferden und Mannen über sie hinwegreitet und sie vom Schlachtfeld fegt wie Fliegen; oder wenn der Kaiser mit Gefolge diesen Anmaßungen ein Ende bereiten möchte? Wer weiß, ob die Dänen überhaupt unterliegen? Ich hörte, sie regieren fest im Sattel und sind wahrscheinlich auch nicht gewillt, einen Untertanen gehen zu lassen. Ich meine, damals hätten die Dänen die Schweden in diese Vereinbarung gezwungen mit dem Versprechen, Aufständige zu brechen und zu vernichten.
Und es gibt dieses Lied aus einem Grenzgebiet zu Dänemark, ein dort bekannter Barde hat es komponiert: „Dänen lügen nicht“ von Otto von Walk oder ähnlich.
Aber was diese Anmaßungen betrifft, vielleicht sollte ich diesbezüglich einmal Wladyslav von Polen schreiben, ich wollte ohnehin erfahren wie seine Bestrebungen gegen die Musel vorankommen.“, meinte Don Pedro nickend.
„Musel... ist es nicht völlig gleich, was der Musel macht, solange er Iberien fern bleibt?!, fragte Afonso langsam.
Don Pedro schnappte nach Luft und blickte sich panisch um´.
„Afonso! Das ist Blasphemie! Du weißt was passieren würde, hätte dich jemand gehört! Ja, auf kurze Sicht ist es peripher, was der Musel macht, aber der katholische Glaube darf nicht zurückweichen gegenüber diesen Barbaren. Glaubst du, der Papst würde zum Kreuzzug aufrufen wären die Musel nur eine Randerscheinung im Osten? Wir haben nicht umsonst gegen die Horden Lucifers gekämpft und bald aus Iberien vertrieben! Und gemeinsam mit Kastilien werden wir sie bald ganz vertrieben haben. Glaub mir, wenn wir nicht standhaft bleiben läufst du auch bald mit einem ungepflegten Bart herum und betest den Teufel an, weil irgendwer von seinem Turm durch die Stadt schreit.“
Kopfschüttelnd nimmt sich Onkel Pedro das nächste Schriftstück während Afonso vor sich hinsinnt, dem Gekreische der Möwen lauschend.
„Wurde in Brabant wirklich ein Gesandter der Musel vom König persönlich geköpft, Onkel?“ fragte Afonso dann leise.
„In Brandenburg, Afonso. Und soweit ich gehört habe, hat er ihn erstochen.“ murmelt Don Pedro nebenher, während er sich dem nächsten Dokument widmet.
„Ich weiß, es spricht nicht für die kulturlosen Banausen in Brandenburg, einfach einen Gesandten hinzurichten, aber so sind sie im Reich nunmal, Afonso. Hier einen Gesandten hinrichten und sich dort selbst zivilisiert nennen. Dort regiert nur das Schwert, während hier Schläue auch zum Ziel führt. Aber unrecht haben sie nicht: Der Musel versteht nur die Sprache des Schwertes, aller Ritterlichkeit zum Trotz.“
Don Pedro blickt Afonso kurz traurig an und reicht Afonso darauf die neusten Nachrichten aus Kastilien.
„Afonso, was meinst du dazu? Enrique wird mit in die Schlacht ziehen! Das Juan selber kämpfen will halte ich ja schon für gewagt... aber Enrique?“ Wieder schüttelt Don Pedro den Kopf.
„Naja, wenn er fallen sollte wäre es jetzt nicht der größte Verlust.“, meint Afonso schulterzuckend.
„Versteht mich nicht falsch Onkel, Enrique ist nett und höflich, aber reichlich sonderbar und dumm, wie mir erzählt wird. Vielleicht bekommt er ja noch einen Bruder?“
„Afonso, so darfst du in Zukunft nicht mehr reden!“, erwiderte Onkel Pedro streng.
„Ja, der Bursche ist merkwürdig, aber trotzdem wohl der nächste Herrscher Kastiliens. Und wir brauchen Kastilien, Neffe. Reconquista hin oder her, jene wird zu bewältigen sein.. Wichtig ist doch, was kommt danach, hm?
Glaubst du, Engländer und Franzosen werden sich ewig bekabbeln? Fang an, nach vorne zu schauen Afonso. Ich schreibe nicht umsonst Brief um Brief an andere Länder und Herrscher, weil Portugal der Nabel der Welt ist; Ich schreibe weil die richtigen Freunde manchmal mehr wiegen als Hunderte von Feinden.“
Onkel Pedro tätschelt kurz Afonsos Kopf, was Afonso wie immer genervt wegducken lässt, ehe er wieder die kreisenden Möwen beobachtet während Onkel Pedro sich durch weitere Schrifstücke wühlt und einem Berater weitere langweilige Texte diktiert.
Erst als das Wort „Hochzeit“ fällt, horcht Afonso auf und mustert misstrauisch seinen grinsenden Onkel...
Auszüge von portugiesischen Depeschen anno 1444, rekonstruiert
Nachfolgende Abschrift wird einer Depesche an Schweden zugeordnet.[Unleserlich]...wünscht Euch Glück bei Euren Zielen, doch zudem wird hiermit nachdrücklich zum Ausdruck gebracht, das von Portugal keinerlei schwedischen Kolonien in Afrika oder ähnlichen Hemisphären geduldet werden können. Begnügt Ihr euch mit nördlichen Provinzen eures Klimas werden sich Schweden und Portugal jedoch nicht in die Quere kommen.
Wir möchten erwähnen, das eine mächtige Infanterie nichts wert ist, wenn deren kümmerlichen Langboote von stolzen portugiesischen Großschiffen zerschossen werden und dadurch die Kämpfer in ihren jämmerlichen Fjorden verhungern.
Wohlweislich wünschen wir den Schweden jenes was sie verdienen, und so Gott will und sich erbarmt....
[Unleserlich]