[WK 2.0] Klosterbibliothek (AARs)

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Fortinbras
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[WK 2.0] Klosterbibliothek (AARs)

Beitragvon Fortinbras » 21. Juni 2015 12:20

Hier ist Raum für AARs. Inspiration gibts hier.

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Marlborough
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon Marlborough » 26. Juni 2015 16:49

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Der Lehnseid des dänischen Königs im Dom zu Aachen, Weihnachtsabend 1080

An der Spitze des Festzuges, bestehend aus einer großen Zahl von Herzögen, Fürsten, Grafen, Rittern und Bischöfen aus beiden Reichen, ritten Kaiser Heinrich und König German, Seite an Seite auf den Aachener Dom zu. Dort angekommen wurden sie bereists von Heinrich von Verdun, dem Erzbischof von Lüttich, und einer begeisterten Menge erwartet.
Nachdem beide den bischöflichen Segen empfangen und ein Gebet gesprochen hatten, zogen alle in einer feierlichen Prozession in den Dom ein. Der Erzbischof las eine feierliche Messe, und hielt eine seiner gefürchteten, schier endlosen Predigten, in der er die Qualen der Hölle und des Fegefeuers nur allzu ausführlich schilderte. Da man auf Anordnung des Erzbischofs, die ganze Zeit der Messe und der Predigt auf den Kien verbringen musste, war er unter den gestandenen Kämpen mehr gefürchtet als alle Sarazenen des Morgenlandes zusammen.
Nachdem die Tortur endlich überstanden war, begann die eigentliche Zeremonie. Der Kaiser nahm flankiert vom Erzmarschall und dem Erzbischof auf einem, mit schwerem Brokat bezogenen, thronartigen Stuhl Platz. König German von Dänemark, in voller Rüstung und mit gekröntem Haupt, kniete vor Heinrich nieder und faltete die Hände wie zum Gebet. Der Kaiser umschloss diese nun mit seinen, und begann die Lehnsformel zu sprechen "German aus dem Hause Estrid, gekrönter König des dänischen Volkes, Bewahrer der skandinavischen Christenheit schwörst du mir Heinrich IV., hier und jetzt, den Lehns und Treueid? Schwörst du solange du lebst, mir treu und redlich zu dienen, meinen Befehlen fraglos Folge zu leisten und mein Leben mit dem deinen zu beschützen? Schwörst du an meiner Seite für die Ehre Christi und das Wohl des Reiches gegen alle Feinde zu ziehen die uns bedrohen? Schwörst du dies bei deiner unsterblichen Seele, die solltest du diesen Eid brechen, für immer im Fegefeuer der Verdammnis schmorren soll?
German nickte ernst und leistete mit feierlicher Stimme den Schwur "Ich, German aus dem Hause Estrid, gekrönter König Dänemarks und Bewahrer der skandinavischen Christenheit, schwöre dir Heinrich.IV, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Schwert und Schild des heiligen Vaters und Verteitiger des Glaubens, dir solange ich lebe treu und redlich zu dienen, deinen Befehlen fraglos Folge zu leisten und dein Leben mit dem meinen zu schützen und an deiner Seite für die Ehre Christi und zum Wohle des Reiches zu kämpfen. Dies schwöre ich bei meiner unsterblichen Seele, die, sollte ich diesen Schwur jemals brechen, für immer im Fegefeuer der Verdammnis schmorren soll."
Nun war es für Heinrich an der Zeit seinen Schwur zu leisten "Ich Heinrich IV.Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Schwert und Schild des heiligen Vaters und Verteidiger des Glaubens, schwöre dir als dein Lehnsherr dein Hab und Gut sowie dein Leben und das deiner Familie mit meinem Schwert und unter Einsatz meines Lebens zu verteidigen. Ich schwöre dir immer ein gerechter und gütiger Lehnsherr zu sein und dir jederzeit meine Hilfe zukommen zu lassen, so du sie denn brauchst. Sollte ich diesen Schwur jemals brechen, so möge mir mein Schwertarm bei lebendigen Leibe verfaulen und abfallen."
Jetzt wo beide ihren Schwur geleistet hatten, nahm Heinrich den dänischen König an den Armen und zog ihn zu sich hoch, um ihn nach alter Sitte zu umarmen. Dannach wurden German die Fahnen seiner neuen Grafschaften und der Herzogshut überreicht. Heinrich wandt sich dem Kirchenschiff zu und wies mit der Rechten auf German "Vor euch steht König German, gekröntes Haupt von Dänemark und nunmehr auch treuer Vasall des Reiches und Herzog der neu gegründeten Nordmark." Begeisterter Jubel brach aus und der Erzbischof von Lüttich hatte redliche Mühe damit die für ein Gotteshaus anstehende Ordnung wieder herzustellen. Unter den Klängen des De Deums verließen der Kaiser und sein neuer Vasall Seite an Seite den Dom und ritten unter dem Jubel der Bevölkerung zur Burg, wo sie gemeinsam das Weihnachtsfest begehen wollten.

"Wenn du zum Weine gehst, vergiss den Korkenzieher nicht." Friedrich Nietzsche

"Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, so sind sie nirgendwo." Andre Heller

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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon DarthFrankiboy » 27. Juni 2015 18:57

Spoiler (Öffnen)
Ich denke mal, dass hier auch Platz für kleinere, unbedeutendere Geschichten ist. Und je nachdem wie viele Luschen als Kandidaten folgen wird das länger oder kürzer. lol


Die Hand des Großfürstens Tochter


"Es ist echt nicht leicht mit dir." Vladimir seufzte, konnte diesmal aber wohl kaum widersprechen. "Kein Mann ist gut genug für dich."
"Also dieser Kerl ist doch schlimmer als die Vorherigen." Seine Schwester Antonina nahm einen weiteren Happen des leckeren Fisches.
"Ja, das ist wohl war, aber es geht irgendwo auch ums Prinzip." Er setzte sich neben ihr an den Tisch und befahl mit einer Handbewegung den Dienern, seine Speisen herbeizubringen.
"Vater hätte diesen rückgratlosen Buiak von Milovsh nie in unsere Familie aufgenommen, du etwa?" Sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. "Ich habe ihn gesehen und die Köpfe, die mir gehören, haben mir berichtet, dass er nicht einmal eine Herde Schafe kommandieren könnte. Da würde ich eher einen Hirten an die Spitze unserer Truppen stellen."
"Du hast doch seine Kriegsnarben gesehen. Er hat zumindest Erfahrung."
"Ja, und sein Ruf ein fairer Kämpfer zu sein, bezweifle ich nicht, aber er hat diese Narben wohl genau aus diesem Grund bekommen. Er besitzt als Kämpfer vermutlich nicht sehr gute Fähigkeiten. Wenn er in einer richtigen Schlacht in den vordersten Reihen mitkämpfen würde, wäre er tot, bevor er mit seinem Schwert auch nur einmal eine Rüstung treffen würde."
Vladimir konnte ihr nicht widersprechen. Er hätte diesen Anwärter - für die Hand seiner Schwester, der Tochter des Großfürsten von Nowgord - auch abgelehnt, war aber froh, dass Antonina ihre Argumente nicht vor ihre Liebhaber trug. So waren diese nur enttäuscht und nicht vollkommen am Boden zerstört und bloßgestellt.
"Zudem", fuhr sie fort,"ist er alt. Und ein über-loyaler Kirchengänger. Der Bischof und die Priester mögen sowas und das brauchen wir auch, aber nicht in meinen Gemächern. Mehr als doppelt so alt und Intellekt und Weisheit eines Knaben, der halb so alt ist wie ich. Schlimmer kann ich mir den nächsten Kandidaten nicht einmal in meinen schweißtreibendsten Träumen ausmachen."
"Ich gebe dir ja recht. Der hier war von Anfang an kein bisschen für dich geeignet. Aber trotzdem musst du deine Forderungen an einen Mann etwas mildern. Du kannst nicht ernsthaft einen Mann erwarten, der das geistige Können Vaters in einem jungen, attraktiven Körper trägt."
Antonina erwiderte darauf nichts und Vladimir schnaufte leicht. Als sein Fisch vor ihn gestellt wurde, ließ sie von den Resten auf ihrem Teller ab, stand auf und ging wortlos, aber mit Stolz und Anmut.

Im darauffolgenden Sommer, in einem Garten:
"Meine Herrin, viel mehr gibt es über ihn nicht zu sagen."
"Wie langweilig. Ihn zu treffen fällt mir überhaupt nicht ein." Antonina wandte sich ihrem Hund zu. Dieser saß still und aufrecht direkt vor ihrem Stuhl, auf dem sie hin und her rutschte. "Da bist du interessanter." Sie tätschelte seinen Kopf. Wieder an ihre Dienerin gerichtet: "Aber ganz unfähig scheint er ja nicht zu sein. Ich denke etwas Schüchternes..." Antonina tippte sich gegen die Wange. "Jemand, der sich dennoch um seinen Besitz kümmern kann. Stell ihm Inna vor und leite das Nötigste in die Wege."
Die Dienerin verstand, machte einen leichten Knicks und grinste. "Wie Ihr befehlt, Prinzessin."
Antonina seufzte. "Lieg!"

1084
Zhiroslav von Pogost hatte es geschafft, beim Bankett zu Ehren des Siegs über die Finnen nah bei Antonina zu sitzen. Seitdem er hier am Hofe war, konnte er immer wieder einige Damen über ihn zusammen kichernd schwärmen hören. Das gab ihm genügend Selbstbewusstsein und die Prinzessin hatte ihm auch einige schöne Augen gemacht. Erst wartete er, da er sich unsicher war, ob die Prinzessin ihn nun ansprechen wollte oder nicht. Und immer wenn er es versuchte, wandte sie ihren Blick ab, sprach mit anderen nahe bei ihr sitzenden Gästen oder bat eine ihrer Dienerinnen heran.
Vladimir, der neben seiner Schwester saß und gefeiert wurde, beugte sich einmal mehr zu ihr hinüber und flüsterte ihr ins Ohr. "Komm schon. Dieser ist doch jung und Gespräch unserer Mädchen. Während meinem gesamten Aufenthalt bei den Finnen hat sich nichts geändert. Du scheinst nur mit ihm zu spielen."
Beide schauten nicht in Zhiroslavs Richtung. Antonina neigte ihren Kopf nur leicht in die Richtung ihres Bruders, ließ ihren Blick aber im Raum herumwandern. "Mag sein, dass er besser aussieht, als meine bisherigen Verehrer, aber er traut sich anscheinend überhaupt nichts. Schau doch mal die anderen Gäste an. Wenn sie ihn nicht ansprechen, sitzt er still da und versucht mit seinem Mahl beschäftigt zu wirken."
Vladimir seufzte. "Vater wird bald wieder hier sein. Vielleicht hat er einen Mann für dich aus dem Südosten mitgebracht."
Antonina verzog innerlich das Gesicht.

[Fortsetzung folgt]
Zuletzt geändert von DarthFrankiboy am 23. Juli 2015 17:12, insgesamt 2-mal geändert.
"Es gibt nichts Eitleres und Unbeständigeres auf Erden, als der Mensch ist; so lang ihn die Götter begünstigen, meint er, die Zukunft könne ihm nichts Böses bringen; und wenn nun das Traurige kommt, so findet er keinen Mut in sich, es zu ertragen."
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon Neadal » 1. Juli 2015 19:11

Stair na hÉireann

ó

Dallán Forgaill


Die Schlacht bei Waterford


Oh welch Taten vollbrachte mein König hold,
in jenem Ort zu Waterford,
mit Lanz, Schwert traf er sie wieder und wieder
und rang jeden einzelnen von ihnen nieder.
Stets voll Mut und Tatendrang,
ritt er weiter rasch voran.
Oh mein Gott, ich will's kaum wagen,
euch zu sagen,
welch schrecklich Ding' sich gar hat zugetragen.
Denn der König wurd' von einem tödlich Hieb getroffen
So keiner konnt' mehr hoffen.
unser König ist erschlagen,
oh welch Schicksal haben wir zu tragen.

Doch Domwall wird uns fortan führen
und große Taten werden ihn bald küren.
Diene den Treuen - Helfe den Armen
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon eliterex » 3. Juli 2015 20:10

Die Eroberung von Rostow


Lange war die Armee unter Prinz Wsewolod gen Rostow gezogen.
Über ein Jahr war vergangen, seitdem man die sicheren Tore der Feste Poltawa verließ und erst jetzt lag das Dorf Rostow vor ihnen.
Vladimir Lebedew, genannt "Der Schwan" und Kommandant der Leibgarde Wsewolod, schloss zu ihm auf.
Sein Überwurf zierte neben dem Zeichen des Fürsten von Kiews, auch den schwarzen Schwan der Familie Lebedew.
Dennoch sah er im Vergleich zum Prinzen, welcher in seiner feinen Rüstung, bestehend aus Kettenhemd und Plattenrüstung, kampffähig war, schäbig aus.
Aber nur die wenigsten interessierten sich für das Aussehen einer Rüstung im Gefecht, solange sie das Leben des Trägers schützte.
"Mein Prinz, wie wollt ihr gegen das Dorf vorgehen?", fragte der Schwan.
"Nun, wir müssen zunächst einmal wissen, wie die Garnision der Stadt aussieht. Sendet dafür ein kleines Kontingent der kumanischen Söldner in das Dorf.
Währenddessen sollen die Bauern beginnen, mit dem Ausheben von Gräben und Lagern um das Dorf."
, befahl Wsewolod und stieg von seinem Pferd.
"Ihr wollt wirklich ein paar Söldner losschicken, um das Dorf auszuspähen, wieso denn nicht ein paar Soldaten aus eurer treuen Leibwache?"
"Die Kumanen sind schneller und können mit dem Bogen zu Pferde umgehen. Außerdem sind sie nicht allzu auffällig in ihrer Rüstung."
Vladimir deutete eine Verbeugung an und ritt den Heerestross entlang zu den Söldneren, welche die Nachhut bildeten.
Wsewolod ging auf eine kleine Anhöhe nahe des Dorfes und überblickte es.
Es war kaum bewohnt und nur drei oder vier Straßen führten ins Zentrum. Die Beschaffenheit des Geländes war durch den hohen Schnee in diesem Winter nicht sichtbar.
Er nahm ein unbeschriebenes Pergament aus seiner Satteltasche und zeichnete eine grobe Skizze des Dorfes darauf.
"Diese Skizze sollte für die bevorstehende Eroberung reichen.", dachte er sich und legten das Pergament zusammengefaltet in die Satteltasche zurück.
Es dauerte einige Minuten, bis Vladimir wieder zu Wsewolow zurückkehrte.
"Vier Kumanen werden sich die Stadt und ihre Garnision anschauen und uns Meldung leisten.
Die Bauernbattalione werden schon bald miit dem Ausheben von Gräben beginnen."

Wsewolow nickte abwesend.

Nach zwei oder drei Stunden kamen die Kumanen wieder aus dem Dorf.
Sie kamen, unglücklicherweise für Vladimir und Wsewolow, mit schlechten Neuigkeiten.
"Das Dorf wird stark bewacht, wenn man es mit unserer Armee vergleicht.
80 Reiter, über 300 ausgebildete Speerträger und ein Notaufgebot aus mehr als 100 Bogenschützen.
Uns stehen 110 Reiter, aber sonst keine ausgebildeten Soldaten zur Verfügung.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir diesen Kampf verlieren könnten."
, meinte der Schwan als Fazit zum Vergleich der Armeen.
Das war auch Wsewolow bekannt und überlegte, wie er diese schwere Aufgabe bloß lösen könnte.
"Wir können doch die Stadt aushungern, "Prinz".", sagte einer der Kumanen. "Alte Kriegstaktik. Wieso also Kopfschmerzen verursachen, wenn die Lösung so einfach ist."
"Wenn wir das versuchen, wird die Garnision einen Ausfall wagen, sobald sie mitbekommen hat, was wir versuchen. Und dann müssen wir auf halboffenen Feld, auf ihrem Heimatgebiet kämpfen, was wir nicht einmal ansatzweise so gut kennen.", brachte Vladimir hervor.
"Vladimir, spricht die Wahrheit, Kumane. Wir können uns keine Zeit hier leisten. Der Sturm des Dorfes muss gewagt werden. Und sollten die Verluste noch so hoch sein. Das Dorf MUSS uns gehören.", befahl Wsewolow.
"Hört ihr mal ruhig auf euren Schwan, mein "Prinz"."
Der Kumane drehte sich eilgst um und wollte gerade gehen, als er im Augenwinkel erkannte, dass sich der Schnee wenige Meter von ihm entfernt bewegte.
Er schaffte es noch sich gerade in Richtung der Bewegung zu drehen, als er von etwas schwerem umgeworfen wurde.
Seine Söldnerkollegen standen wie versteinert neben ihm. Ein Geschöpf, wie jenes, welches sich gerade vor ihnen auf einen ihrer Kameraden geworfen hatte, war ihnen nur in den Märchen ihrer Großeltern und an den Feuern ihrer Stämmme begegnet. Keiner von ihnen hätte jemals geglaubt, dass ein solches Ungetüm wirklich existieren könnte.
Es war weiß wie der Schnee und schwarz wie die Nacht. Es war so lang wie ein Pferd, aber bei weitem nicht so groß.
Der Kumane unter dem Geschöpf flehte um sein Leben und weinte bitterlich.
"Wenn ich wollte, wäret ihr jetzt tot.", sprach Wsewolow, täuschte ein Gähnen vor und sah von seiner Skizze auf.
"Amur, zu mir!", sprach er das Geschöpf an.
Der Tiger hob den Kopf vom Kumanen und trottet Wsewolow entgegen.
Wsewolow kraulte ihm hinterm Ohr und griff zur Satteltasche. Er kramte ein Stück Fleisch aus der Tasche und warf es vor Amur.
Amur legte sich vor das Stück Fleisch und nahm es zwischen seinen Tatzen. Daraufhin kaute er genüßlich auf dem Stück Fleisch.
Die Kumanen rannten so schnell wie möglich vom Tiger weg.
"Das sollte ihnen eine Lektion in Sachen Respekt sein.", dachte sich Wsewolow.

Fünf Tage später, dem 18. November im Jahre 1081 des Herren, stand das Heer Kiews bereit die Stadt Rostow zu stürmen.
Der Angriff wurde aus drei Richtungen geführt.
Die Bauern sollten über die Hauptstraße die Speerträger an sich binden und dort bekämpfen.
Währenddessen sollten die Kumanen und die Bogenschützen Kiews aus zwei verschiedenen Richtungen diese unter Beschuss nehmen.
Die größte Sorge waren nun aber die Reiter der Stadt, welche die Bogenschützen einfach aufreiben könnten.
Daher hatte Wsewolow seine Garde zum Schutz der Bogenschützen abgestellt.
In den Morgenstunden des Tages wurde zum Angriff geblasen.
"Die Bauern vorwärts marsch. Die Bogenschützen sollen auf die stärksten Speerträger zielen.", befahl Wsewolow.
"Die Kumanen sollen von Osten her in die Stadt vordringen und das Feuer der Bogenschützen auf sich ziehen."
Die Schlacht von Rostow begann mit dem ersten Wechseln von Pfeilsalven.
Während die Rebellen sich im Zentrum der Stadt verschanzten und so die meisten Pfeile trafen, marschierten die Bogenschützen und Kumanen in lockerer Formation, sodass die wenigsten Pfeile der gegnerischen Bogenschützen ihre Ziele fanden.
Als die Männer der Rebellen zahlreich fielen, machte der General mit seinen Reitern einen Ausfall auf die Bogenschützen Kiews.
"Folgt mir meine Männer! Wir müssen unsere Männer beschützen! ANGRIFF!", brüllte Wsewolow über das Sirren der Pfeile, welche immer weiter gefeuert wurden.
Als die Reitertruppen aufeinander prallten, zeigte die Garde Wsewolow, was sie konnte.
Die Lanzen der Garde durchbohrte einige Schilde der Rebellen und stoßten die dahintersitzenden Mänenr durchspießt vom Sattel.
Oder sie zielten auf die ungeschützten Pferde und brachten die Reiter so zum Stürzen.
Wsewolow, welcher selbst in der ersten Reihe ritt, stach einem Pferd durch den Brustkorb und sah, wie es sich nach vorne abrollte und seinen Reiter unter seinem massivem Körper begrub.
Daraufhin zog er sein Schwert und bekämpfte einen Reiter Mann gegen Mann.
Auch wenn diese Rebellen nicht so stark wie seine Garde waren, durfte man sie doch nicht unterschätzen.
Im Zweikampf mit seinem Feind ließ er jedoch kurz seine Deckung offen und das Schwert schnitt sich die Seite seiner Rüstung.
Wsewolow verließen kurzfristig die Kräfte und sah sich schon auf dem Weg in den Himmel, als er bemerkte, wie erschrocken ihn sein Gegner ansah.
Sein Schwert hatte sich in einer seiner Platten verharkt und steckte fest.
Wsewolow riss sich zusammen und schlug ihm den Arm unterhalb des Ellenbogen ab.
Der Reiter schrie auf und hielt mit seinem heilen Arm dem Stumpf, welcher stark blutend auch Wsewolow besudelte.
Wsewolow machte einen weiteren Streich und schnitt ihm durchs Gesicht.
Er sackte zusammen und fiel aus dem Sattel. Sein Pferd bäumte sich auf und ritt durch das Gefecht weg.
Vladimir ritt zu Wsewolow und schrie besorgt: "Mein Prinz, ihr müsst euch aus dem Kampf entfernen."
Wsewolow winkte ab: "Ich muss meinen Soldaten ein Vorbild sein. Ansonsten verlieren sie ihren Mut."
Vladimir nickte zustimmend, blieb aber an seiner Seite.
Wenige Minuten später, waren alle feindlichen Reiter tot oder gefangen, darunter auch der feindliche General.
Aber selbst durch den Verlust ihres Anführers ließen sich die Rebellen nicht entmutigen.
"Es sind wahre Soldaten, auch wenn sie leider für falsche Seite kämpfen.", dachte sich Wsewolow.
Am Ende des Tages waren alle Rebellen gefangen oder tot, während Wsewolow nicht einmal ein Viertel seiner Soldaten verloren hatte.
Rostow war von diesem Tag an russisch.
Möglicher Autor der Bücher: Wie ich Österreich-Ungarn zu einer Industrieweltmacht machte-Eine Biografie; Zentraleuropa gegen Frankreich, Russland und Italien-Eine Selbstanalyse; Warum Hawaii zu Österreich gehört; Saint Thomas und andere Scherze; 101 Sprüche und Wege um Lovias zu ärgern;Wie erschaffe ich ein Kolonialreich; 30 Sprüche die Taxla abbringen Krieg zu führen
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon DarthFrankiboy » 6. Juli 2015 00:48

Burgos wieder unter Kastilischer Krone


"Herr Emilio, es ist wahr!", rief einer der Reiter dem unabhängigen Grafen von Burgos entgegen, als diese durch das Tor ritten.
Emilio stand auf der hölzernen Befestigung direkt neben dem Tor, welches gen Südwesten gerichtet war. Er hatte schon seit einiger Zeit nicht nur die Augenbrauen zusammengezogen.
"Die Muslime sind immer noch stark, die brauchen im Süden jeden Mann."
Die Worte seines Freundes und Beraters waren auch nur gesprochen, um das Schweigen zu brechen - die Skepsis aber blieb. Das Bild wie Rodrigo, Prinz von Kastilien, in der Abenddämmerung vor den Wällen erschien und auf seinem Ross das Schwert in seine Richtung hielt. Die Bewegungen bei dem Feinde ließen erst vermuten, dass der Angriff auf die Burg kurz bevor gestanden hatte und Rodrigo das Signal gab. Aber verärgert und laut fluchend ritt er gen Süden davon. Es war nun Mittag und die meisten von Emilios Männer hatten nicht geruht und angespannt in jede Richtung Ausschau gehalten.
Er drehte sich um und rief zu seinen Leuten hinab. "Jene, die in der Nacht geschlafen hatten, erkunden die Gegend, gehen auf die Wachtürme oder nehmen Rammen und Leitern auseinander, die zurückgelassen wurden. Schon geschlagenes Holz kann man gut verwenden. Die Anderen ruhen sich aus."
"Und letztendlich hatte der Prinz nur Bauern als Fußvolk bei sich."
Emilio nickte langsam. "Aber wir müssen Kundschafter nach Osten schicken. Die Männer aus der Burg Pamplona können hier auch irgendwann auftauchen."

"Wir können genauso gut auf das Meer starren. Was soll schon von Norden kommen?" Die zwei Wachen auf dem nördlichsten Turm lehnen gegen die Brüstung und einer von ihnen spielte mit der ungeladenen Armbrust. "Die sind doch weg."
"Ah, sieh da. Dort sind die Kundschafter aus dem Wald."
Zwei ihrer Kameraden kamen aus dem Wald. Sie schienen gelassen und unterhielten sich.
"Moment, das sollten doch drei sein."
Ein weiterer Mann stolperte aus dem Gestrüpp. Die anderen beiden drehten sich im Gehen um und lachten lauthals. Die Wache lockerte ihren Griff um die Armbrust wieder. Die drei kamen langsam näher, aber nicht direkt auf den Turm zu. Das nächste Tor lag weiter östlich. Der Mann, der aus dem Wald gestolpert war, ging etwas steif und die anderen zwei ließen ihn vor sich gehen. Der Vordere winkte den zwei auf dem Turm zu, einer der hinteren griff in den Rücken des Ersten und löste etwas. Blitzschnell hatten die hinteren Beiden je einen Bogen und ein paar Pfeile in der Hand. So schnell, wie sie ihn spannten, ließen sie die Pfeile fliegen und beide fanden ihren Weg in je einen Körper, der sich vorn mit den Armen auf dem lederüberzogenen Holz des Turmkopfes abstützte. Beide Wachen konnten nur auf und etwas nach hinten schrecken, bevor sie durchbohrt auf dem Rücken landeten.

"Schnell!" Er winkte mit der rechten Hand, in denen der Rest Pfeile weilte, in Richtung Norden. Aus dem Wald stürmte die Hälfte der kastilischen Bogenschützen mit einer leichten Leiter - mit Stricken verstärkt - der hölzernen Mauer entgegen.
"Hörst du das? Einer ist noch nicht ganz tot. Vielleicht haben wir Glück und sie hören es nicht früh genug. Oh, verdammt."
"Hey, ihr beide seid die besten Bogenschützen von León. Dass ihr sie überhaupt getroffen habt, ist schon würdig genug, um am Hofe des Königs zu tanzen. Aber jetzt rauf auf die Mauer, damit wir so schnell wie möglich aus den Kleidern dieser Toten heraus kommen."
Die Leiter stand, es war noch keiner bei den oberen Sprossen, als das Geschrei durch die Burg ging. Es eilten mehrere bewaffnete Männer herbei, ungeordnet und chaotisch. Viele wurden von den kastilischen Pfeilen getroffen. Aber nach und nach sammelten sich die Leute Burgos und schossen zurück. Die Angreifer wurden auf ihrem Wallabschnitt zusammengedrängt und einige fielen getroffen in die Burg. Pfeile und Bolzen flogen in beide Richtungen, aber von den Verteidigern wagte sich keiner näher heran.
"Versucht auf die nächsten Türme zu kommen!" Einer der verkleideten Schützen schaute sich um und ersetzte die Leute mit Fingerzeig, die nicht mehr den Plan ausführen konnten. "Ihr folgt mir zum Tor."

"Schnell zurück! Lasst das Holz liegen und rennt! Die Burg wird angegriffen!"
Weit kamen sie nicht. Die Reiter des Prinzen von Kastilien schnitten dem ungeordneten Haufen den Weg zum Südwest-Tor ab. Die Männer von Burgos, die nicht nieder geritten wurden, flüchteten deshalb nach Osten. Aber auf gleiche Strecke zum anderen Tor tauchten plötzlich eine Schar wild stürmender kastilischer Bauern auf. Nun realisierten die Verteidiger, dass der Kampf gekommen war und stellten sich. Es herrschte keine Formation, der Kampf war weit gefächert.

Rodrigo stand über Graf Emilio, der mit mehreren Pfeilen im Leib und einem im Kopf an der Innenseite der Mauer lag. Der kastilische Prinz beugte sich und nahm dem Leichnam ein goldenes Medaillon und eine Bronzeaxt ab, ebenfalls fein verziert. Er richtete sich wieder auf und schwang die Axt etwas herum und ließ das Handgelenk drehen. Danach warf er sie von einer Hand in die andere. Er zog den blutgetränkten Lederhandschuh aus und fuhr mit den Fingern vorsichtig an der Schneide entlang. Zufrieden und ohne eines weiteren Blickes auf den Grafen wandte er sich ab.
"Mein Prinz, wollen sie wirklich nicht behandeln lassen?"
"Mein Blut ist heute nicht hervorgetreten. Haltet Ihr Euch nicht so sehr im Kampf zurück und Ihr seid auch vom Blute des Feindes gebadet worden."
Beschämt senkte ein Mann von des Prinzen Leibgarde den Kopf.
"Bastard!", ertönte eine röchelnde Stimme aus der Nähe des toten Grafens.
Rodrigo drehte sich um und ging zu dem noch Lebenden.
"Du bist ein Bastard. Sohn einer Hure, die von dem großen Alfon..."
Der Prinz hatte mit einer schnellen Handbewegung die Axt aus seinem Gürtel gezogen und auf den Schädel des liegenden Mannes herabgeschmettert. Er zog sie wieder heraus, riss einen Fetzen des Gewandes von dem nun Toten ab, putzte sie und steckte sie wieder mit zufriedenem Nicken weg. "Gesindel", sprach er geradeaus ins Nichts.
"Es gibt nichts Eitleres und Unbeständigeres auf Erden, als der Mensch ist; so lang ihn die Götter begünstigen, meint er, die Zukunft könne ihm nichts Böses bringen; und wenn nun das Traurige kommt, so findet er keinen Mut in sich, es zu ertragen."
- Odysseus zu einem Freier; aus Gustav Schwabs Sagen des klassischen Altertums​

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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon DarthFrankiboy » 13. Juli 2015 18:23

Der Fürst von Perm


Fragment aus einem Schriftstück einer belesenen Leibwache von Mikhail, dem Sohn des Größfürsten Ysevolod, die die Schlacht um Perm AD 1083 überlebt hatte.

Ein guter Reiter. Das ist nicht alles, was ein Mann zu einem Kommandanten macht. Mikhail hatte zuvor keine größere Kommandos angenommen, aber nachdem er von der Stadt Nowgorod nach Kirow kam, schloss ich mich seiner Leibwache an. Ich erfuhr, dass er nur wenig sprach, aber wenn er es tat, zerflossen unsere Sorgen und die Zeit, so packend waren seine Geschichten - wenn auch viele erfunden waren. Ich staunte, als er ohne weiter in Kirow zu ruhen, die Bogenschützen und das Bauernpack zum Aufbruch nach Osten trieb. Ich hatte so meine Zweifel, wie man mit Bauern die florierende Stadt Perm einnehmen solle.

Aber er tat es. Mit nur einem Rammbock konnte er den unabhängigen Fürsten Perms in die Knie zwingen. Der Einsatz unserer Bogenschützen glich einer Folter für die Garnison der Stadt. Mikhail hatte diese aufgeteilt und da die Palisaden nicht sonderlich hoch waren, platzierte er Truppen dort, wo am wenigsten mit feindlichen Bogenschützen zu rechnen war, aber dennoch durch die äußeren Straßen patrouillierenden Truppen auszumachen waren. Der Hagel der Pfeile war heftig, schnell und kurz, bevor Perm sich ordnen konnte. Über Tage ging das so. Anschleichen, Pfeile, Rückzug...

Mikhail bekam was er wollte. Der Fürst Perms wollte den Kampf in die Hauptstraßen legen. Die Mauer wurde eingerissen und die Bauern und Mikhail samt Leibgarde stürmten durch die Bresche. Lang konnten die Verteidiger uns dort nicht fesseln, aber der Fürst mit seinen vielen Bogenschützen hatte schon angefangen, die Pfeile fliegen zu lassen. Es war eine Unordnung und die Bauern fielen, sobald ein Pfeil auf sie zukam. Ich wollte mich schon zum Angriff wenden, aber Mikhail befahl uns den anderen Weg. Neben uns starben unsere Leute zu den Hufen meines Pferdes und er ritt nicht Richtung Feind.

Und doch tat er es. Er ritt die Straßen der Stadt entlang, zum Marktplatz und von dort in die Hauptstraße, in denen sich die Bogenschützen verschanzt hatten. Es war eine riskante Taktik. Auf dem Marktplatz begegneten wir schon Feinde, aber hätten wir uns von ihnen aufhalten lassen, wären wir von Pfeilen durchsiebt worden. Aber ohne Verluste kamen wir nicht zum Ziel. Die Pferde strauchelten und fielen. Aber die Bogenschützen waren nun unsere Beute. Sie hatten sich aber gut in der Straße eingenistet. Auch nachdem das Signal für den Angriff der Bauern kam, war es nur ein reines Gemetzel.

Das Blut spritzte in die Höhe der Reiter und es wurde ein Gedränge von Lebenden, Leichen und Schreien. Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein und ich stützte mich kniend und keuchend auf mein Schwert. Mein Pferd war tot und so auch fast alle aus der Leibwache Mikhails. Gerademal ein halbes Dutzend richtige Kämpfer waren von uns übrig, aber dafür kamen sehr viele Bauern mit dem Leben davon und dafür verfluchte ich Mikhail, hielt ihm aber die Treue. Viele meine Freunde waren tot. Ich blickte mich um, nachdem meine Sinne vollständig zu mir zurückgekehrt waren. Mikhail war noch am Leben. Blutüberströmt. Auch er hatte sein Pferd verloren - ein treuer Freund von ihm. Aber er hatte wohl einen Neuen gewonnen. Ausgerechnet Wladimir machte er zu seinem Engsten. Er war ebenfalls eine der Leibwachen Mikhails, aber er verstrahlte eine bedrohliche Aura, die nicht nur jene spürten, die ihn kannten. Und diese Aura hatte seine Gründe....

....Wladimir sprang vom Pferd und beide grinsten sich unheilvoll für eine kurze Zeit an. Ich glaube außer mir, hat dies keiner gesehen.

Mikhail hatte es geschafft mithilfe eines Bauernpacks Perm einzunehmen. Dafür respektierte nicht nur ich ihn und er wurde auch Fürst dieser Stadt. Die Bauern und einfachen Truppen lagen ihm zu Füßen. Aber seit jenem Tag fürchte ich mich auch vor ihm. Wir sind zwar Freunde, aber im Innersten spüre ich stets ein Unbehagen. Nicht nur sein neuer engster Gefolgsmann verursachte dies. Auch die Tatsache, dass Mikhail den Schädel des früheren Fürsten von Nowgorod aufbewahrte und bei Kämpfen und Ausritten mit sich trug, zeigte mir, dass seine Seele dunkel war.
"Es gibt nichts Eitleres und Unbeständigeres auf Erden, als der Mensch ist; so lang ihn die Götter begünstigen, meint er, die Zukunft könne ihm nichts Böses bringen; und wenn nun das Traurige kommt, so findet er keinen Mut in sich, es zu ertragen."
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon John Doe » 19. Juli 2015 17:57

Der Doge geht ins Kloster

Es war ein prächtiges Gefolge, mit dem der Doge vor den Rückzugsort der Königswitwe geritten kam; niemand der Anwesenden hatten jemals so viel Reichtum mit eigenen Augen gesehen, außer am Kaiser selbst. Der Doge führte den Zug an, doch auch einige seiner Enkelsöhne waren anwesend, dazu dutzende Ritter, deren Panzer in der Abendsonne rötlich schimmerten, das Banner der Selvi und der Dukas flatterte im Wind. Der Doge selbst, der den Zug anführte, trug einen purpurroten Wollmantel, darunter ein schlichtes, blaues Hemd und eine dazu passende Hose. Vor den Toren des Klosters stieg er ab und ließ die Mönche nach der Schwester des Kaisers schicken, als sie sich trafen nahm der Doge ihre Hand in seine, jene Hand, die das Zeichen zum Angriff auf auf Zagreb gegeben hatte. Er hauchte ihr eine Entschuldigung ins Ohr, trat vor die Mönche und erklärte zufrieden ihre Einigkeit und die Beendigung der deutsch- venezianischen Streitigkeiten.
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eliterex
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon eliterex » 19. Juli 2015 20:08

Die Belagerung von Iasi


Großfürst Alexander marschierte mit einer kleinen Schar treuer Männer, seiner Garde, und einem großem zusammengewürfeltem Haufen Söldner, fast alles Slawen, wobei ein großer Teil jener den Bogen zwar führten, aber selten etwas trafen.
Mit dieser „Armee“ zog Alexander nun gegen die Feste Iasi, welche sich nahe des Raul Prut, so wie die Einheimischen ihn nannten, erhob.
Der Zug gegen die Feste dauerte fast 17 Monde, wobei es eine Menge Zeit beanspruchte, bis man diese Masse an Söldner ausgehoben hatte.
Eines Tages im Winter im Jahre des Herren 1081 kehrte einer der Gardisten wieder mit der Nachricht, dass die Feste keine zwei Tagesritte mehr entfernt war.
„ Zu Fuß werden die Söldner etwa fünf Tage brauchen.“, dachte Alexander.
„ Ruf meine Militärberater zusammen. Wir müssen einen Belagerungsplan für die Feste entwerfen.“
Innerhalb der nächsten Stunde fanden sich alle Berater zusammen.
„ Meine Herren, wir werden noch zur jetzigen Stunde aufbrechen und die Feste auskundschaften. Wir benötigen einen Überblick über die Feste, damit wir möglichst wenige Männer verlieren.“
Zwei Tage später erreichte die Gruppe die Feste Iasi.
Von einem bewaldeten Hügel aus konnte man sich einen Überblick über die Südseite der Feste verschaffen. Der Wall war nur schwach gebaut und bestand aus nebeneinander in den Boden gerammten Pfählen ohne Wehrgang.
„ Es wird noch etwa drei Tage dauern, bis die Slawen uns erreichen. Davor müssen wir einen Plan haben, wie wir die Feste erobern können. Der Boden ist hier zu hart, um uns mit Belagerungsgräben an die Festung zu nähern. Dies schmälert ungemein unsere Kampfkraft, darf uns aber vom Sieg nicht abhalten. Deswegen brauchen wir einen Rammbock.“
„ Im Osten ist ein großer Wald, wo wir einen geeigneten Baumstamm für den Rammbock finden sollten. Die Slawen werden unter unserer Anleitung ihn zusammensetzen.“
„Genau, das ist der Plan. Dann lasst uns in den Wald gehen und nach Material suchen.“
Zwei Stunden später fand man den gewünschten Stamm. Es war eine alte Kiefer, welche etwa 10 Meter in den Himmel ragte. Der Stamm war stabil und war nicht von Würmern oder ähnlichem zerfressen. Weiterhin fand man um dem Baum weiteres Holz, was man als Material für den Rammbock benutzen konnten.

Nach der Ankunft der Slawen wurde die Stadt mit mehreren Lagern umzingelt und eine Gruppe fing an den Rammbock zu bauen. Die Prozedur benötigte aufgrund der Unerfahrenheit und der Grobschlächtigkeit der Slawen fast 5 Monate.
Schließlich war es Mai. Der Schnee war getaut und es regnete ausnahmsweise nicht, als Alexander die darauffolgende Nacht zur Nacht der Entscheidung erklärte.
„ Eine Gruppe slawischer Söldner, ohne Bögen, soll sich des Rammbocks annehmen und diesen zum Südtor zu bringen und zu zerstören. Währenddessen sollen die Bogenschützen den Vormarsch durch ständigen Beschuss decken. Meine Garde wird hinter den Truppen warten, bis wir irgendwo eingreifen müssen.“
Der Großteil der Armee des Großfürsten trank sich Mut an und verbrachte den Tag damit ihren Rausch auszuschlafen.
Als die Nacht hereinbrach, ließ Aleaxander noch einmal die Wachen wechseln, damit der Anschein erweckt werden sollte, dass der Angriff nicht am heutigen Abend stattfinden sollte.
In tiefster Dunkelheit wurde der Rammbock von den slawischen Söldner in Position geschoben, wo diese beharrlich in der Dunkelheit auf ihre Befehle warteten.
„ Vowärts marsch! Für Kiew!“, brüllte Alexander über die Köpfe seiner Soldaten hinweg.
Die gesamte Armee begann sich auf die Mauer zu zu bewegen. Langsam begriffen die Soldaten auf den Mauern, was dort auf sie zukam und schossen nur einige wenige unkoordinierte Salven ab, welche keine großen Verluste unter den Söldnern verursachten.
Als die slawischen Bogenschützen in Reichweite der Mauer kamen, befahl Alexander:
„ Schwärzt den Himmel mit euren Pfeilen, sodass vollkommene Dunkelheit über sie hereinbrechen soll.“
Salve für Salve flog über die Mauer auf die Verteidiger der Stadt. Jedoch verfehlten diese Pfeile ihr Ziel, ob einige Verluste zugefügt wurden. Die Formationen blieben intakt.
Als die Söldner den Rammbock an das Tor geschoben hatten, fielen die Rebellen aus.
Über 200 Mann stürmten durch das Tor auf die Männer, welchen den Rammbock schoben.
Nur unter schweren Verlusten konnte diese erste Welle zurückgeschlagen werden, aber die Söldner kamen nicht vorwärts. Die Gegenwehr der Rebellen war wesentlich härter als von Alexander erwartet. So langsam schossen sich zudem die Turmbesatzungen auf die Angreifer ein und fügten immer weiteren Schaden zu.
„ Wenn wir es nicht schaffen durch dieses Tor zu kommen, werden wir alle Söldner und die Stadt verlieren. Garde zu mir. Wir werden die Söldner durch das Tor tragen. ANGRIFF!“, bellte Alexander und die gesamte Garde galoppierte los. Mit der gesamten Wucht der Garde wurden die Rebellen durch das Tor gedrückt und die Söldner stürmten hinterher. Man hatte es aber auch nur knapp durchs Tor geschafft.
Dahinter entbrannte ein wilder Kampf um die Kontrolle der Stadt.
Hier kämpften der Großteil beider Armeen und der Kampf wiegte hin und her.
Das Blatt wandte sich im Laufe des Kampfes zugunsten Alexanders. Die Garde unterstützte die Söldner unter hohen eigenen Verlusten gegen die Rebellen und eroberten das Tor und den Platz dahinter.
„ Die Söldner sollen weiter gegen das Stadtzentrum ziehen. Die Garde hat etwas Ruhe verdient.“
Während die Söldner auf dem Stadtplatz gegen die Soldaten des Anführers kämpften, zog sich die Garde in einem kleinen Straße nahe des Platzes zurück.
„Wir haben fast die Hälfte meiner Garde verloren.“ , bemerkte Alexander, „Ein hoher Preis für diesen kleinen Sieg.“
Dann hörte er etwas, was ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Der slawische Anführer redete auf slawisch zu Alexanders Söldnern, wobei er nur einige Fetzen verstand:
„ Slawische Brüder, warum bekämpfen wir uns hier? In unserer Heimat? Sollten wir uns nicht eher verbünden gegen die Ausländer, welche uns unterjochen wollen? Kämpft mit mir und.....“
In dieser Zeit hatte Alexander reagiert. Er sah, dass einige Söldner von ihm bereits aufgehört hatten zu kämpfen und sich eindringlich mit den Wörtern des Slawen beschäftigten. Bevor dieser nun weiter auf seine Söldner einredete, ließ er das Kriegshorn von Kiew ertönen.
„ Tötet den Anführer und ihr Widerstand ist gebrochen.“
Erneut stürmte die Garde an und brach den Willen der Verteidiger endgültig.
Doch der Tag war blutig für beide Seiten. Etwa jeder Vierte Söldner war gefallen und nur einer von vier Gardisten hatten den Tag überlebt. Auf der anderen Seite überlebte nur jeder Zehnte.
Von diesem Tag an wehte die Flagge Kiews über der Stadt Iasi.
Möglicher Autor der Bücher: Wie ich Österreich-Ungarn zu einer Industrieweltmacht machte-Eine Biografie; Zentraleuropa gegen Frankreich, Russland und Italien-Eine Selbstanalyse; Warum Hawaii zu Österreich gehört; Saint Thomas und andere Scherze; 101 Sprüche und Wege um Lovias zu ärgern;Wie erschaffe ich ein Kolonialreich; 30 Sprüche die Taxla abbringen Krieg zu führen
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon Marlborough » 26. Juli 2015 09:35

Das Ende eines Königsmörders


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Nachdem der slawische Söldnerhauptmann, welcher den armen ungarischen König Laszlo erschlagen und dannach seinen Leichnam geschändet hatte, von den Venezianern ausgeliefert worden war, brachte man ihn auf dem schnellsten Wege zum Kaiser ins Heerlager vor Prag. Die arme Witwe Laszlos, gebrochen am Tod ihres geliebten Ehegatten und darüber hinaus beschämt und beleidigt von der geheuchelten und oberflächlichen Entschuldigung des Dogen, war auf ausdrücklichen Wunsch Heinrichs ebenfalls zugegen.
Der Kaiser bebte noch immer vor Zorn über das provozierende und herablassende Gebahren des Dogen. Dieser syphilitische Pfeffersack der sich für einem Kaiser oder König ebenbürtig hielt, versteckte sich hinter der Kutte des Papstes wie ein Kleinkind hinter seiner Amme. Aber Heinrich wäre kein Salier gewesen, hätte er diesen Umstand als gottgegeben hingenommen und akzeptiert. Er machte gute Miene zum bösen Spiel und wartete auf seine Gelegenheit zur Rache, welche ohne jegliche Zweifel früher oder später kommen würde. Doch erstmal wollte er an diesem slawischen Abschaum ein Exempel statuieren über das man noch lange sprechen würde.
Am Tag der Hinrichtung wurden nur die nötigsten Soldaten an den Belagerungsschanzen zurückgelassen, mit einem Ausfall der am Hungertuch nagenden Prager war ohnehin nicht mehr zu rechnen, das Gros der Armee hatte sich auf Heinrichs Befehl hin auf einem riesigen Feld versammelt und dem Spektakel beizuwohnen. Um die Mittagszeit erreichte der Kaiser die Hinrichtungsstätte, den Königsmörder hinter seinem Schlachtross herschleifend. Drei muskulöse Scharfrichter, absolute Experten ihres Faches, übernahmen den Delinquenten und zerrten ihn auf eine eigens für die Hinrichtung erbaute Holzplattform. Dort band man ihn zuerst aufs Rad. Einer der anwesenden Priester hielt ihm ein Kruzifix an den Mund um es zu küssen und Gott um Vergebung zu bitten. Da der Slawe aber dem ketzerischen Glauben der Orthodoxie frönnte wimmerte er laut um eine Ikone der Gottesmutter. Zu aller Erstaunen fand sich auch eine solchige, und noch dazu eine gar prächtige aus Gold und Silber. Zum Verdruss des Verurteilten wurde die Ikone jedoch ins Feuer geworfen, und erst als sie rotglühend war mit Zangen wieder herausgeholt um sie dem kläglich wimmernden auf den Mund zu pressen, damit er sie küssen konnte. Der Gestank von verbrannten Fleisch und das erbärmliche Schreien des Mörders erfüllten die Umgebung, und die kaiserlichen Soldaten begannen zu johlen und zu jubeln. Als nächstes wurden dem Slawen mit einer Eisenstange Arme und Beine mehrmals gebrochen, was sowohl sein Geschrei als auch das Gejohle der Soldaten noch um einiges anschwellen ließ. Als nächstes begann man mit dem Erhängen, über ein dutzend mal wurd der Verurteilte langsam aufgezogen, wobei er jedesmal zappelte wie ein Fisch auf dem trockenen, und kurz vor dem Ersticken wieder heruntergelassen. Dannach setzte man ihn auf einen eisernen Stuhl unter dem ein Feuer entzündet wurde, und während man ihm mit glühenden Zangen sämtliche Nägel an Händen und Füssen herausriss begann es wieder nach verbranntem Fleisch zu riechen, und einige der jüngeren Soldaten übergaben sich, während einige andere sich angeekelt abwanden. Der Großteil des Heeres bejubelte jedoch weiterhin das willkommene Spektakel und gratulierte den Henkern zur Beherrschung ihrer Handwerkskunst.
Der nächste und nun fast finale Schritt war das man den Delinquenten kopfüber aufhing und begann ihn mit einer Säge, angefangen zwischen den Beinen, inmitten durch zu schneiden. Sein Schmerzgeschrei wurde daraufhin so derart unerträglich, dass man ihm die Zunge mit einer glühenden Zange herausriss. Nachdem ein Stück weit gesägt worden war verlor der Slawe endgültig das Bewusstsein und erlangte es nicht wieder. Also zerrte man seinen blutüberströmten Körper vom Podest und band je einen Arm und ein Bein an Pferd und trieb diese in verschiedene Richtungen an. Das brechen von Knochen und das Reißen von Muskeln und Sehnen war deutlich zu vernehmen, und endlich wurde der Slawe von den Pferden in Stücke zerrissen.
Seine Überreste wurden auf einem zuvor errichteten Scheiterhaufen zusammen mit einer Strohpuppe die den venezianischen Dogen darstellen sollte verbrannt, und die Asche anschließend in die Moldau gestreut. Nach Beendigung des grausamen Spektakels kehrten sowohl der Kaiser als auch die Witwe Laszlos dem Ort des Geschehens den Rücken, ohne ein Wort zu verlieren. Langsam aber sicher begann sich auch das Heer wieder zu zerstreuen und zur Belagerung Prags zurückzukehren. Nur die wenigsten glaubten jedoch daran das damit der Zorn des Kaisers besänftigt war....
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon Marlborough » 2. August 2015 12:53

Eine Hochzeit mit Folgen?


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Weihnachtsabend Anno 1085 im Dom zu Aachen

Eine Woche war vergangen seit Florence, die Tochter Willhelms, des Herzogs der Normandie und Königs von England, begleitet von ihrem Onkel Bischof Odo von Bayeux und einem riesigen Gefolge aus Zofen, Kammerdienern und Leibwachen die kaiserliche Burg zu Aachen erreicht hatte. Prinz Heinrich, den die Aussicht auf seine baldige Eheschließung mit einer Unbekannten nur mit wenig Freude erfüllt hatte, war nur widerwillig und äußerst mürrisch zu dem ersten Treffen mit der englischen Prinzessin erschienen. Am liebsten wäre er ins heilige Land oder sonstwohin geflüchtet um Ungläubige oder dergleichen zu bekämpfen und amouröse Abenteuer zu erleben. Aber sein Vater hatte ihm seit seiner frühesten Kindheit eingebleut was es hieß ein Salier und somit ein zukünftiger Kaiser zu sein. Also hatte er sich in sein unausweichliches Schicksal ergeben, und war der Prinzessin an der Seite des Kaisers und des Erzbischofs von Aachen entgegengeritten.

********

In seiner Phantasie hatte er sich bereits Schreckensbilder von seiner Braut gemalt, er fürchtete sie sei ein gar hässliches Ding mit schlechten Zähnen und Furunkeln auf der Haut. Man hörte so allerhand von den Normannen, sie seien ein wildes und räuberisches Volk, das sich seit den Tagen ihrer Wikingervorfahren nicht merklich verändert hätte. Und somit konnte seine Braut auch nichts anderes sein als ein hässliche und ungewaschene Furie. Als sich die beiden Festzüge nun aber bei einer Wegkreuzung einige Meilen vor Aachen trafen, wurde der junge Prinz jedoch mehr als angenehm überrascht. Nach dem üblichen Hofzeremoniell und Höflichkeitsgeplänkel stellte man die Brautleute schließlich einander vor.
Die Vorhänge der Sänfte öffneten sich und zum Vorschein kam keine hässliche Ente, sondern der schönste Schwan den Heinrich je gesehen hatte. Die Prinzessin war von schlanker und hoher Gestalt, ihr wallendes honigfarbenes Haar umspielte ihr zartes und doch markant geschnittenes Gesicht, das so weiß wie Milch war und aus dem zwei smaragdgrüne Augen funkelten die wohl schon so manchen Junker um den Verstand gebracht hatten.
Mit einem Schlag war es um den jungen Heinrich geschehen, er war in inbrünstiger Liebe zu dieser Frau verfallen. Vergangen waren mit einem mal all die Träume von Schlachten und Kriegen in fernen Ländern, er wollte nur mehr eines, mit dieser Schönheit den Rest seines Lebens verbringen, und diesen vorzugsweise im Ehebett. Nervös und etwas unbeholfen half er ihr aus der Sänfte, hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Wange und fiel dann vor ihr auf die Knie, ihre kleinen und zarten Hände mit seinen, von unzähligen Waffengängen gestählten Pranken umklammernd und ein Liebesgedicht vortragend:

Nahtegal, sing einen dôn mit sinne
mîner hôchgemuoten kuniginne!
kunde ir, daz mîn stæter muot und mîn
herze brinne
nâch irm süezen lîbe und nâch ir minne!


Daraufhin erröteten beide, und die Versammelten, allen voran der Bischof von Bayeux und der Kaiser konnten sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Anscheinend hatten die beiden sich gesucht und gefunden. Nun ja, es war zwar nicht von Nöten und tat eigentlich nichts zur Sache, aber schaden konnte etwas Liebe in einer Ehe wohl auch nicht.

********

Nun am Weihnachtsabend fand sich also de versammelte Festgemeinde vor dem Dom zu Aachen ein um die langersehnte Hochzeit und damit verbundene Annäherung zwischen England und dem Reich zu begehen. Nachdem die Prinzessin von Bischof Odo, stellvertretend für ihren Vater, an Heinrich übergeben worden war, vollzogen die beiden Bischöfe das Hochzeitsritual, das ohne viel Romantik oder dergleichen auskam. Man versprach sich gegenseitige Treue und Wertschätzung und tauschte die Ringe. Der Kaiser überreichte Heinrich ein reich verziertes Schwert als Zeichen das dieser nun eine Frau und alsbald wohl auch eine Familie zu beschützen habe, und der Prinz verpasste Florence nach alter Sitte einen kräftigen Tritt in den Arsch, zum Zeichen das sie wisse wohin sie ab nun gehöre. Nachdem somit alle Formalitäten abgeschlossen waren, begaben sich alle in den Dom um die obligatorische und endlos scheinende Messe zu hören. Daruafhin folgte das unausweichliche Festgelage, es wurde reichlich aufgetragen und die Gäste zollten dem Brautpaar ihren Respekt indem sie frassen und soffen das es eine wahre Freude war. Der Kaiser und der Bischof von Bayeux zechten als gäbe es kein morgen und die jungen Edelmänner holten die Edelfräulein zum Tanze. Es war wahrlich ein Fest über das man noch lange sprechen sollte, und alle kamen überein das sie noch nie an einer so gelungenen Hochzeitsfeier teilgenommen hatten.

********

Zu fortgeschrittener Stunde wurde es schließlich Zeit für den Höhepunkt des Tages, die sogenannte Bettleite. Das Brautpaar wurde unter lautem Hallo in ihr eheliches Schlafgemach geleitet, wo bereits die Zeugen, Kaiser Heinrich, Bischof Odo, der Erzbischof von Aachen und die erste Kammerzofe der Prinzessin warteten. Nachdem sich das Brautpaar bettfertig gemacht hatte, legte man die beiden in das Hochzeitsbett und breitete eine Decke über sie. Nun erwartete man von beiden den Vollzug der Copula Carnalis, der sündhaften Verbindung. Die arme Prinzessin eingeschüchtert und beschämt zugleich schloss ihre Augen, raffte ihr Nachthemd hoch bis zu den Hüften und erwartete das unausweichliche. Übermannt von seiner Begierde und berauscht vom süßen Wein vergass der Prinz sehr schnell das Zeugen zugegen waren, unter denen sich immerhin sein Vater und der Onkel der Braut befanden und machte sich voller Eifer an die Erfüllung seiner ehelichen Pflichten. Während der mehr als besoffene Bischof Odo Wetten auf das Geschlecht des ersten Sprösslings annahm, und der ebenfalls keineswegs nüchterne Kaiser der Kammerzofe schöne Augen machte, erfüllte der junge Heinrich brav und ausdauernd seine Pflicht. Nach Vollendung des Aktes präsentierte man der versammelten Hochzeitsgesellschaft das blutige Laken, woraufhin alle tosend applaudierten um sich umgehend wieder dem Besäufnis zu widmen. Während das frohe Treiben noch die ganze Nacht weiterging, fand inzwischen auch Florence langsam aber sicher Gefallen an den alltäglichen Dingen des Ehelebens und Heinrich war mehr als zufrieden mit seiner Braut......
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon DarthFrankiboy » 6. August 2015 23:07

Spoiler (Öffnen)
So ein Beitrag ist von Ischozar abgesegnet worden, falls es hier manche gibt, die denken, ich würde das jetzt ausnutzen. ^^


Ein neues Schwert der Christenheit


König Rodrigo erreichte die Lateranbasilika, in der sich der Papst gerade aufhielt, so wie er es zumindest erfahren hatte. Der neu gekrönte König von Kastilien, Galizien und León blieb nochmal kurz stehen und seine Leibwachen mit ihm.
Nachdem er die Krone einmal auf dem Haupte trug, ist keine Nacht vergangen, da brach er Richtung Meer und Rom auf. Trotz der Gefahr der Piraten, die sich in den Gewässern südlich von Barcelona herumtreiben, hastete Rodrigo mit wenig Mannen zum Heiligen Vater. Dementsprechend war die Nachricht vom Tode Alfonsos VI de León noch nicht nach Rom gelangt. Aber so schnell er nach Osten reiste, musste er auch wieder nach Westen zurückkehren. Sein Heer wartete.
Rodrigos Vater starb bei der Eroberung Valencias. Im Kampf gegen einen mit El Cid betitelten Adligen, der von Alfonso vor einigen Jahren verbannt worden war. El Cid starb ebenfalls und jeder in Kastilien singt schon Lieder dieses Kampfes großer Männer und deren beider Ende durch dem Schwerte des anderen. Rodrigo bezweifelte, dass El Cid derjenige war, der seinen Vater tötete, oder dass sein Vater jenen dahinstreckte. Auch wenn er nicht weiß, wer die Schneide gegen Alfonso führte, so war dem neuen König bewusst, wie es dazu kam. Und außer ihm sollten es nur zwei andere Männer wissen und diese waren im Geiste mit Rodrigo gleich.
Es ist Gottes Wille… Rodrigo richtete seinen Blick wieder geradeaus und betrat die Basilika.

Papst Gregor VII war stark überrascht gewesen, als ein Reiter die Nachricht brachte, dass der neue kastilische König in Rom angekommen sei. Alfonso VI hatte schon lang keinen Boten mehr nach Rom geschickt, wohingegen sein Vasall, der Graf von Portugal, gern das Wort mit des Papstes Staate tauschte. Und nun erfuhr er, dass ein neuer König der Christenheit auf der Halbinsel im Westen herrschte und dieser schon vor der Tür zum Besuche stand.
Gregor hatte die Lateranbasilika räumen lassen und nun standen unter den hohen Decken nur noch wenige Adlige und hochrangig Geistliche. Die Tore schwangen auf und der junge König betrat die hallenden Gemäuer. Er und seine Mannen verbeugten sich nachdem jeder eingetreten war. Auf ein Knie sank eine jeder von ihnen in solch einer Entfernung, dass ein normal gesprochenes Wort nicht zu vernehmen gewesen wäre. Sie standen allesamt und gleichzeitig wieder auf beiden Füßen und schritten weiter voran. Die Leibgarde des kastilischen Königs blieb etwas zurück und der König selbst trat vor dem Papst und verbeugte sich noch einmal und sprach ihn gebührend an. Gregor erwiderte den Gruß und bedeutete ihm sich zu erheben. Beide standen sich nun gegenüber und bildeten das Zentrum aller Anwesenden – das Gefolge beider schien schon fast keilförmig in ihnen zu münden.

Rodrigo wollte nicht allzu lang warten, damit er nicht zu lang in Rom verweilt und auch nicht dem Papst das Wort abschneidet. „Heiliger Vater, ich komme hier, im Morgengrauen des Krieges, nach Rom, zu Euch, weil ich Euren Segen erbitten möchte. Die Christen südlich und westlich der Pyrenäen kämpfen nun schon seit Jahrhunderten gegen die Ungläubigen aus dem Süden. Die Mauren haben die äußeren Regionen ihres Reiches nach und nach verloren. Doch nun, wie friedlich sie auch tun mögen, erstarken sie von neuem. Sie werden auf der anderen Seite des Meeres das Chaos, das ihre schwache Herrschaft unter diesem falschen Glauben hinterlassen hat, versuchen zu ordnen. Und wenn dies geschehen ist, wenden sie ihre gierigen Blicke auf die Lande der Christenheit.
Heiliger Vater, ich – der König der Christenreiche Kastilien, Galizien und León – werde unsere Familien mit dem Schwert verteidigen und die Lande unter das Kreuz Christi bringen, welche uns die Ungläubigen genommen. Ich werde den Glauben dahin zurück bringen, wo er verloren ging. Die Christen Spaniens werden die Schwerter nach Süden richten und alle verlorenen Seelen von der falschen Herrschaft befreien.“

Rodrigo neigte wieder ein Knie zu Boden. „Heiliger Vater, bitte segnet mich, die Krone, die ich trage, und das Schwert…“ Er zog das Schwert und hielt es waagerecht mit beiden offenen Handflächen. „…, welches ich schwinge. Auf das der Herr und alle Christen gewiss und glorreich uns zum Sieg verhelfen. Sodass wir die Ungläubigen über das Meer und darüber hinaus vertreiben oder bekehren werden.“
Papst Gregor musste diese Worte erst verarbeiten, konnte aber mit kurzen Handgesten einer seiner Priester dazu bringen eine Schale mit dem Weihwasser dieser Kirche zu holen. Rodrigo sah nicht so aus, als wäre er zu Gesprächen in Gärten oder dergleichen gekommen und wie versteinert blickte er geradeaus und hielt sein Schwert nach oben, dem Papst entgegen. Zumindest sein Glaube schien unerschütterlich und stärkte ihn. Der Papst wollte wohl wissen, was genau mit Rodrigos Vater geschehen war, jedoch wollte er nicht danach fragen, da Rodrigo – auch entgegen seinen Willen – einer alltäglichen Bitte des Papstes seine Zeit geschenkt hätte. Aber die Weihwasserschale war nun an ihre Seite gebracht worden. Gregor tippte mit allen Finger wiederholt hinein.
„Der König“ Gregor VII zeichnete mit dem Daumen ein Kreuz auf die Stirn des kastilischen Königs Rodrigo und legte dann seine gesamte Hand an dessen Schläfe.
„Seine Krone“ Gregor VII zeichnete mit dem Zeigefinger ein Kreuz über die Vorderseite der Krone, die der kastilische König Rodrigo trug.
„Und sein Schwert“ Gregor VII fuhr mit Zeige- und Mittelfinger einen Teil der flachen Seite des gut geschmiedeten Schwertes entlang und machte mit dem Daumen noch einen Querstrich. Daraufhin hob er mit beiden Händen das Schwert aus dem Halt des kastilischen Königs Rodrigo, drehte es, packte es am Griff, sodass die Spitze zu Boden zeigte, und hielt es in die Höhe.
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, mögest du, Rodrigo, und die Mannen der Christenheit, die du um die scharst, den Ungläubigen furchtlos entgegentreten und Sieg im Kampfe erfahren. Möge dieser Pfad eure Sünden vergeben lassen.“ Gregor senkte das Schwert bis die Spitze den Boden vor Rodrigo erreichte und jener nahm es still dankend an sich. Der Papst formt noch ein Kreuz mit ausgestreckten Zeige- und Mittelfinger in der Luft.

Dass der kastilische König für diese kurze Zeit nach Rom gereist war, zeigte seine Entschlossenheit. Der Papst empfand es nicht als respektlos, als Rodrigo sich schon wieder zum Gehen wandte. Eine Leibwache nach der anderen schloss sich dem ihm an. Die versammelten Männer des Papstes und ihn eingeschlossen blickten stumm und starr ihnen nach.
„Geh mit Gott“, murmelte der Papst leise.
"Es gibt nichts Eitleres und Unbeständigeres auf Erden, als der Mensch ist; so lang ihn die Götter begünstigen, meint er, die Zukunft könne ihm nichts Böses bringen; und wenn nun das Traurige kommt, so findet er keinen Mut in sich, es zu ertragen."
- Odysseus zu einem Freier; aus Gustav Schwabs Sagen des klassischen Altertums​

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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon Mormegil » 11. Oktober 2015 18:54

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Königsmord


Es war ein später Nachtmittag, als sich der Kanzler Charles de la Brosse zum französischen König Philip begab. Außergewöhnlich war dies nicht, schließlich war es der König gewohnt regelmäßig von diesem über wichtige Schriftsätze und Rechtsgeschäfte informiert zu werden. Doch diesmal schien es um gewichtigere Dinge zu gehen, denn die Miene des Kanzlers war sorgenvoll und angespannt. Nach seiner ehrerbietigen Begrüßung kam Charles direkt auf den Grund seiner Verstimmung zu sprechen. "Majestät, ich muss auch mitteilen, dass König Alfonso von Kastilien im Kampf um die Stadt Valencia gefallen ist." sagte er und Philip nickte beiläufig, ohne wirkliches Interesse zu zeigen. DIe Kunde vom Fall der Stadt war bereits zuvor nach Paris gelangt, die Nachricht vom Tod des Königs war hingegen neu. "Bedauerlich, aber der Krieg fordert immer wieder solche Opfer. Ich hatte mit schlimmeren Nachrichten gerechnet als dieser." erwiderte der König, woraufhin sich Charles räusperte.
"Das ist auch noch nicht alles gewesen, Majestät. Der Schlachtentod ist eines Königs würdig, doch ist dieser Tod weniger zufällig gewesen, als man denken mag. Teilnehmer der Schlacht, die sich in der Nähe des Königs aufhielten als dieser starb, haben eine seltsame Geschichte zu erzählen gehabt. König Alfonso stürmte mutig seinen Männern voran auf den Feind zu, doch kurz bevor er die feindlichen Schlachtreihen erreichte, blieben mit Ausnahme seiner Leibwache die Soldaten zurück und der König sah sich auf einmal von einer Übermacht umgeben! Welch ruchloses Ende für solchen Heldenmut!"
Nun verfinsterte sich auch Philips Miene. "Verrat und Königsmord! Welch entsetzliches Verbrechen! Wer ist dafür verantwortlich? Wer hat die Macht solche Befehlte durchzusetzen?"
"Das weiß ich noch nicht, doch wenn euer Gnaden es wünscht, werde ich versuchen es herauszufinden. Vielleicht ist der Graf Portugals involviert, denn von ihm befanden sich zahlreiche Männer bei der Erstürmung der Stadt dabei und auch sie griffen nicht an, ehe der König gefallen war."
"Findet so viel heraus wie möglich, doch seid vorsichtig." wies ihn der König an, worafhin sich der Kanzler mit einer Verbeudung verabschiedete.

Es dauerte einige Wochen, bis der Kanzler Neuigkeiten zu dieser Sachlage hatte. "Majestät, es war wie ich befürchtete. Wir haben einige Männer, die an der Schlacht teilnahmen, aufgetrieben, die nur allzu gerne bereit waren gegen entsprechende Entlohnung genaueres zu berichten. Die Hauptmänner gaben auf höchsten Befehl das Kommando abzuwarten, das Gefolge aus Kastilien vom Erbprinzen Rodrigo und die portugiesischen Mannen vom Grafen. Die Ungeduld und Alfonsos guter Gesundheitszustand haben sie zu diesem Verbrechen verleitet."
"Welch ekelhafte Tat, die dunkleste Hölle erwartet die Königsmörder. Sammelt die Berichte dieser Männer und beglaubigt ihre Worte mit Zeugen. Ich will mich mit meinem Rat beraten, wie nun zu verfahren ist. Ich hoffe ihr ward so diskret, dass Rodrigo und seine Verschwörer sich noch unentdeckt vermuten?"
"Davon gehe ich aus, wir waren so vorichtig wie es die Situation zulies."
Philip entließ seinen Kanzler wieder, bevor er mit dem Rat sprechen würde, war es an der Zeit den Gottesdienst in der unweit des Palastes gelegenen Kirche zu besuchen. Dies brachte ihn auf die Idee, ob nicht der Papst ins Vertrauen zu ziehen wäre. Doch dies würde er noch mit dem Rat besprechen. Er begab sich mit einigen Gefolgsleuten und seiner Gemahlin zu der Kirche. Der BEricht des Kanzlers hatte seine Ankunft etwas verspätet. Schon viele andere Besucher drängelten sich vor der Pforte, während die Männer des Königs versuchten eine Gasse zu bilden. Er hatte die Pforte fast erreicht, als ein Mann durch die Reihe der Wachen hindurchsprang. Die Soldaten waren ebenso überrascht wie der König von dem Geschehen und ehe noch wer recht reagieren konnte, hatte der Mann einen Dolch gezogen und stürmte auf den König zu, der verstört zurückwich und nach seinem Schwert griff. Er bekam den Knauf gerade zu fassen, als der Mann auch schon bei ihm war. Philip fühlte schon beinahe den Stich des kalten Stahls, als im letzten Moment eine Wache sich auf den Angreifer stürzte.
"Ich will ihn lebend! Lebend!" rief der König noch, bevor er von seinen Wachen in die sichere Kirche gebracht werden konnte.
Es dauerte einige Stunden, bis sein Kanzler mit dem Geständnis des Meuchlers erschien.
"Der Mann ist Spanier und hat unter dem peinlichen Verhör ausgesagt, dass er von einem Höfling beauftragt wurde das Attentat durchzuführen." sagte Charles beklommen.
"Wie es aussieht, ward ihr nicht diskret genug bei euren Nachforschungen. Der spanische König wollte verhindern, dass die Kunde von seinem Verbrechen verbreitet wird und zudem noch Frankreich ins Chaos stürzen. Das wird Krieg bedeuten!"
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon Georgios » 16. Oktober 2015 17:15

Rosarote Hochzeit


Laut und hell läuteten die Glocken der Westminster Abbey, als der Bischof den Prinzen von Frankreich, Loius, und Prinzessin Vivane von England, in den Heiligen Bund der Ehe führten. Ursprünglich hatte man die Hochzeit in Frankreich abhalten wollen, aber da hatte sich keine prächtige Kirche gefunden, diese befand sich nur in England. Auch wenn dieser Tage das Verhältnis der beiden Königreiche leicht angespannt war, wurde diese Hochzeit doch zwischen der Nichte des Herzogs der Normandie, der nun einmal zufällig Englischer König war, und dem Prinzen Frankreichs abgehalten. Ein Tag der Freude und der Feier! Eigens dafür wurde im großen Festakt eine erlesene Delikattese aufgefahren: Schafshirn in Weinsoße, Schnecken in Erlesenenen Teeblättern – und das alles noch mit frischen Spanischen Zucker versüßt! Zahllose Lobsprüche wurden auf das Junge Parr ausgebracht und König-Herzog Wilhelm selbst sah sich in der Lage eine kurze Rede zu halten, in der er auf den Freudigen Anlass hinwies und seine Trauer mitteilte, das beide Länder, nun durch Ehe verbunden, schreckliche Kriege fechten mussten: Die Engländer gegen die plündernden und brandschatzenden Iren und Schotten, während die Franzosen sich gegen die Iberer zur Wehr setzen mussten. Weiterhin gab er bekannt, das er sich eine Friedliche Lösung für die ganzen Konflikte wünschte, so wie es der Heiland wollte, und das man sich vielmehr darauf fokussieren sollte die Falschen Kaiser und Moslems zu bestrafen. Doch dies läge oft nicht in der Macht der Menschen und es gäbe durchaus Gründe zu kämpfen. Nach diesen Worten setzte er sich unter Applaus wieder und unter großem Gelächter ging das Fest danach weiter. Nachdem Ende des Festmahls wurde das Junge Paar in einer herrlichen Barke die Themse heruntergefahren und schließlich nach Frankreich eskortiert, wo sie dann nach Paris verschwanden.
"Die Vormachtstellung Englands muss bis ans Ende der Zeit bestehen bleiben, denn sie bedeutet für jedermann Freiheit, Unabhängigkeit und Befreiung von allem Menschenunwürdigen"

"Ich sterbe gerne, ich bin ja schon in Versailles gestorben"

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Georgios
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon Georgios » 22. Dezember 2015 13:19

Grabräuber!

Der Lange Dunkle Gang lag vor ihnen, nur spärlich erleuchtet von der Fackel die sie trugen. Überall hingen Spinnweben und dann und wann huschte etwas im Schatten vor dem Licht davon. Aber das ließ sie nicht innehalten - hier sollte es einen Gewaltigen Schatz aus grauer Vorzeit geben und diesen wollten sie plündern. Sie kamen in einen Großen Raum, dessen Wände mit Zahllosen Bemalungen versehen waren, zwar schon verwittert, aber viele Schlachten, Krieger und Tote. In der Mitte des Raumes war ein Thron aus Knochen aufgestellt und einer der Räuber schlug ein Kreuz und stieß ein Stoßgebet zum Himmel. Doch den Anführer der Gruppe ließ das Kalt und stürmte weiter vorwärts in den nächsten Gang, dessen Wände von noch mehr Zeichnungen überseht waren: Brennende Städte, verschiedene Völkerscharen, Skelette und ein immer wiederkehrendes Drei Kreissymbol. Ein kühler Wind hauchte durch das Gemäuer und den Räuber wurde langsam unwohl, als sie schließlich die finale Grabkammer erreichten: In der Mitte stand ein gewaltiger Steinsarkophag, überseht mit Heidnischen Symbolen. Um den Sarg herum lagen abertausende Waffen - allesamt verrostet. In einer Ecke des Raumes lagen einige Dutzend Skelette und eine schwere Stimmung schien auf die Gemüter zu drücken. Fast schon meinten sie Stimmen im Wind flüstern zu hören, was natürlich Unsinn war. Der Anführer wischte einmal über den Sarg und in seinen Augen leuchtete es auf - ja, hier würde er reich werden. Sehr reich.
"Tibor!" rief er einen. "Pack mit an." und Deute auf den Sarg. Der Angesprochene reagierte sofort und half seinem Kollegen die Sargplatte abzuheben. Darunter lagen prächtige Waffen, ein Kettemhemd und ein Helm und darunter eine weitere Platte. Ihr Anführer sah enttäuscht hinein, nichts davon war von wert. Wütend riss er die Rüstung heraus und warf sie in eine Ecke, bevor er die nächste Platte anhob...plötzlich frischte der Wind auf und die Fackel erlosch und ein düsteres Grollen erfüllte die Kammer, während etwas unglaublich beängstigendes Durch den Raum fuhrt. Erschrocken ließ der Mann die Platte fallen und als sie mit einem Donnern auf den Stein aufschlug war es vorbei. Einer der Männer entzündete die Fackel erneut und erneut hoben sie die Platte an: Darunter lagen nur einige verblichene Knochen, nichts was sich gelohnt hatte. Der Anführer seufzte...nicht alle großen Krieger hatten wohl Reichtümer, die man sich in das Grab nehmen konnte...dabei hatten die Lokalen Bauern von einem gewaltigen Tyrannen aus der Heidenzeit Berichtet...war wohl nichts.
Enttäuscht traten sie den Rückweg an, mussten jedoch bei dem Ausgang festellen,das die verschlossene Steintür zersplittert, aus den Angeln gerissen, da lag. Welche Macht war das nur gewesen? Doch sie wollten sich nicht lange drüber Gedanken machen, sondern eilten nach Hause...die Nacht donnerte heran und sie schien schwärzer als alle jemals zuvor.
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