[WK 2.0] Klosterbibliothek (AARs)

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DarthFrankiboy
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon DarthFrankiboy » 15. Mai 2017 15:48

Der Fluch des Permer Bernstein


Östliches Amman, 1134 n.Chr.
Sieben Jahre waren vergangen, seit der Kasten mit Guy von Whitby's Schädel in Jerusalem geöffnet wurde. Weit vom Meer entfernt, im Zentrum des Königreichs, wie in so vielen Nächten, betranken sich Raymond von Eynsham, Geoffrey und Charles Allen, ein jeder ein Verwandter des Königs von Jerusalem, in den Tavernen von Amman; umgeben von mehr als Tausend Soldaten der Krone und mit wenigen Sorgen über den Krieg im Hinterkopf - der König wahrt seit Jahrzehnten Frieden. Die Heiterkeit Raymonds war groß, Tag ein, Tag aus. Und wie in so vielen Abenden, stürzte er unbedacht einen Trunk nach dem anderen durch seine Kehle. Doch bei einem fing er heftig an zu husten und schnellte nach vorn, beugte sich über den Tisch und würgte. Seine Kameraden hörten auf laut durcheinander zu plaudern. Und da spuckte Raymond etwas aus, quer über den Tisch flog es. "Ir'endwas fes'es war da im Krug." Unsicher stützte er sich stehend mit beiden Armen auf den Tisch ab, während um ihn herum das Gelächter wieder anschwoll. Ein Knappe sammelte das ausgespuckte Stück auf und brachte es zurück zum Tisch. Die umherschwirrenden Augen begutachteten es fasziniert und die dazugehörigen Köpfe grübelten darüber nach, was dieser schimmernde, leicht transparente Stein war. "Das ist Bernstein", meldete sich einer hinter den Sitzenden. Doch schon als dies ausgesprochen war, troff Blut auf den Tisch. Die schnellen Augen konnten noch erhaschen, dass es aus Nase, Mund und Augen von Raymond hervordrang, bevor dieser die letzte Kraft in den Armen verlor, mit dem Kopf auf den Tisch knallte und unter diesem zu liegen kam - tot.

Grosnyj, wenige Monate später
Neben den jährlichen Subsidien konnte der Schatzmeister der Kaukasus-Mongolen eine weitere Truhe entdecken, die mit einem bernsteinernen Totenkopf verziert war.

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"Es gibt nichts Eitleres und Unbeständigeres auf Erden, als der Mensch ist; so lang ihn die Götter begünstigen, meint er, die Zukunft könne ihm nichts Böses bringen; und wenn nun das Traurige kommt, so findet er keinen Mut in sich, es zu ertragen."
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon Mormegil » 17. Mai 2017 17:44

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Die Gendarmerie des Frankenreichs verkündet:

Der gebürtige Engländer Richard Cœur de Lion wird im Zusammenhang mit der Ermordung eines russischen Kaufmanns in Brabant gesucht. Der Engländer ist dringend tatverdächtig und wohl bewaffnet. Gerüchten zufolge befindet er sich momentan innerhalb der Grenzen des Heiligen Römischen Reichs.

Auf seine Überstellung an die Gendarmerie ist eine Belohnung von 500 Gulden ausgesprochen worden. Sollte sich der Gesuchte freiwillig stellen, wird ihm ein fairer Prozess zugesagt.

Gez. Gaston de Chaumont, Connétable von Frankreich
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Georgios
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon Georgios » 19. Mai 2017 11:44

Zuhause bei den Rolloniden-Capet

Dunkel Wars im Thronsaal, alle Vorhänge zugezogen. Die Fackeln flackerten unbeständig, doch im Raum brannte es in einem trotzdem lichterloh.
"UNGLAUBLICH! Was bildet sich dieser...dieser Erbschleicher von Louis eigentlich ein?" donnerte Henri. "Meine Untertanen eines Mordes zu beschuldigen!"
"In der Tat, Unglaublich" stimmte ihm der Diener zu, der ihm beiläufig Wein in den Kelch nachgoss.
"Wofür halten sie mich, dass ich Russen ermorden würde? Ich bin ein Mann der Ehre! Ich kann, im Gegensatz zu Russen, zwischen Gegnern und Zivilisten unterscheiden!"
"Wohl wahr." stimmte der Diener zu.
"Wie er das Recht bricht ist unglaublich....du, gib Order eine Reiterarmee in der Normandie aufzustellen! sie soll nach Hamburg und dort alles niederbrennen!"
"Zu Wohl, Eure Majestät" stimmte der Diener zu.
"Ah, guter Französischer Wein!" lobte der Regent und trank einen tiefen Schluck.
"Mein Regent, ihr solltet vielleicht nicht so viel trink..."
"HINAUS!" schrie der Mann und warf seinen Kelch nachdem Diener, der geschickt auswich. "Ich bin Kerngesun..." Bevor er den Satz beenden konnte brach er in einen Hustenanfall aus. Blut spritzte durch die Luft auf die kostbaren Normannischen Wappen, die, immerhin, ohnehin rot waren. Der Diener eilte sofort nach vorne und holte ein Tuch hervor, welches der Regent ihm aus der Hand riss und sich den Mund abtupfte. "Los, gib Order!" schnauzte er seinen Diener schließlich an, der sich artig verbeugte und aus dem Raum verschwand.

"Alles was das Licht berührt ist das wunderschöne Frankenreich" erzählte seine Mutter.
"Was ist das schattige Dort im Osten?" wunderte sich Phillipe und seine Mutter streichelte ihm sanft durch das Haar.
"Das ist das Russenland. Du solltest nie dorthin gehen."
"Und im Süden?" wunderte sich der Knabe.
"Dort ist Afrika. Hinter den Pyreänen liegt die Spanische Mark, die dein Onkel vom Maurischen Joch befreite. Auch dorthin solltest du nie gehen, böse Mauren leben hinter den Bergen."
"Ist es wirklich nirgends schöner als in Frankreich?"
"Es kann keinen schöneres Land geben, das ist unbestritten." stimmte seine Mutter zu und lächelte ihn sanft an. "Nun geht mit deinen Puppen spielen, ich bin müde und möchte mich ausruhen"
"Ja!" freute sich Phillipe und sprang vom Schoss seiner Mutter auf, rannte durch das Zimmer auf die Tür zu, die ein Diener eifrig öffnete, in sein Spielzimmer, wo seine große Puppensammlung war. Seine Puppen lagen ihm sehr am Herzen, sie mochte er, mit den anderen Adelskindern konnte er nicht viel anfingen, die wollten immer raufen und kämpfen. Das mochte er gar nicht.
"Oh, Petite!" freute sich seine Magd als er in das Zimmer hineinkam. "Schön dich zu sehen."
"Cecila! Sing mir etwas vor!" bat der Junge begeistert und die Magd überlegte kurz.
"In Ordnung. Kennst du das Lied von Alice und dem Traum?"
"Nein, sing es!"
"Dann setz dich doch erst einmal hin." schlug sie vor und der Junge hockte sich sofort hin, zappelte aber weiter unruhig vor sich hin.
"Dann fang ich mal an....
Es war einmal ein kleiner Traum, wer ihn träumte weiß man nicht, so klein war er, der kleine Traum dachte: Ich möchte nicht einfach so verschwinden. Wie schaffe ich es nur das die Leute mich ansehen? Der kleine Traum dachte und dachte...udn hatte schließlich eine Idee: Ich könnte Leute in mich hinein locken und ihre eigene Welt erschaffen." erzählte Cecila geheimnisvoll, bevor sie begann mit hoher Stimme zu singen:
Alice Nummer 1. war im Herzen voller Mut,
nahm das Schwer in die Hand und zog durchs Wunderland.
Sie schlug alles nieder was in ihrem Wege stand, und ließ hinter sich eine Spur aus Menschenblut.
Diese Alice ward tief, ja, tief im Wald, eingesperrt als Sünderin, für ihre Gewalt.
Denn das hölzerne Seelengrab, wollte niemals, dass jemand erfährt, dass es sie gab.

Alice Nummer 2. war ein braver, junger Mann,
sang den lieben langen Tag hier im Wunderland. Lieder einer irren Welt die er selbst erfand, und so schuf er diese Welt der kaum jemand entrann.
Diesen Alice traf eine Tose rot, ein Mann der schielte schoss auf ihn, für das Ende ihrer Not.
Blutrot war die Blüte, die sein Gesicht erwarb.
Alle Leute liebten ihn, dafür dass er starb.

Alice Nummer 3. war ein Mädchen, engelsgleich.
Die allerschönste überhaupt hier im Wunderland,
betörte alle Menschen, hatte sie in ihrer Hand.
So erschuf sie durch Verführung ihr seltsames Reich.
Diese Alice war Königin im Land, bessesen von bizarren Träumen, verlor sie den Verstand.
Mit steten Ängsten ihr Leben zu verlier'n,
ward sie gezwungen für immer zu regier'n.

Unterwegs durch den Wald, auf einem roten Pfad, tranken unterm Rosenstrauch eine Tasse Tee, folgten der Einladung vom Schloss im Wunderland, dem Herz der Spielkarten.
Alice Nummer 4. war ein junges Zwillingspaar.
Zogen beide neugierig durch das Wunderland,
wanderten von Tür zu Tür und das stets Hand in Hand.
Immer auf ihr Ziel gerichtet, oh wie wunderbar.
Die große Schwester voller Mut, das Brüderchen gewitzt und schlau.
Das Reich der ersten Alice rückte immer näher doch...

würden beide niemals mehr, aus dem Schlaf gelang', waren für den Rest der Zeit im Wunderland gefang'n."

"Uhhh...das ist aber finster" Phillipe zog ein trauriges Gesicht. "Das mag ich nicht."
"Oh, Petite. Dann lass uns was fröhliches machen, nicht wahr?"
"Ja!"
"Ich sehe, es ist Zeit für ein kleines Mittagsmal. Heute gibt es Brioche!"
"JA!" freute sich der Knabe noch viel mehr.
"Die Vormachtstellung Englands muss bis ans Ende der Zeit bestehen bleiben, denn sie bedeutet für jedermann Freiheit, Unabhängigkeit und Befreiung von allem Menschenunwürdigen"

"Ich sterbe gerne, ich bin ja schon in Versailles gestorben"

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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon DarthFrankiboy » 25. Mai 2017 16:33

Die Hochzeit auf dem Grab


König Ricardo saß in der Mitte der großen Tafel. Links von ihm das frische Ehepaar, rechts seine Tante Urraca. Der junge König konnte während er speiste die Halle überblicken. Die Aufregung über den Tod von Aluar hatte wahrlich nur kurz gewährt.
Ich muss mich ja nahezu selbst fürchten. Ich würde immer noch zu gern wissen, wie der Meuchelmörder des Grafen ohne Spuren eines Mordes, gemordet hat. Das sind doch garantiert afrikanische Praktiken
, dachte Ricardo bei sich, als er den Kelch mit dem Wein an die Lippen setzte.
Seine Augen schweiften in eine entfernte Ecke der Halle, wo er Simon Suarez und Val Fouso gewahr wurde, deren Freude an diesen Tagen sichtlich zu wünschen übrig ließen. Der Aufenthalt dieser Hochadligen hier war sicherlich kein Zufall gewesen. Als Aluar starb, waren beide gerade auf dem Weg nach Valencia gewesen. Ricardo konnte sich ein Grinsen beim Erblicken der Grimm von Simon und Val nicht verkneifen, verdeckte sein Gesicht aber zum Großteil mit dem Kelch. Als dieser überraschend schnell geleert war, hob er ihn zur Seite. Als er die Hand nach wenigen Momenten wieder vors Gesicht führte, war der Kelch auch schon wieder gefüllt.
Ricardo blickte nach rechts und Urraca erwiderte seinen Blick. Er grübelte noch immer darüber nach, inwieweit sie von Aluars Plänen gewusst haben könnte. Scheinbar hatte niemand etwas über den Sturz seiner Selbst gewusst, aber für Ricardo war es einfach zu offensichtlich. Das Sammeln von Soldaten und Adligen um sich und das Propagieren von extremen Maßnahmen gegen Portugal, den Mauren und mehr, sollte nur einem Zweck dienen: Die Krone auf einem anderem Haupte.
Ricardo entschloss sich jedoch nach einem langen durchdringenden Blick mit dem Kelch seiner Tante anzustoßen. Daraufhin wandte er sich zu seiner linken und begutachtete das junge Paar. Der Bräutigam war Enrique de Alicante, ein überaus königstreuer Adliger, wie Ricardo bei mehreren Gelegenheiten feststellen konnte. Es war für den König ein Leichtes, die Vermählung mit seiner Cousine Mencia, der jüngsten Tochter von Urraca, zu initiieren. Perfekt, dachte sich Ricardo, da durch diese Hochzeit die Chancen geschmälert wurden, dass der nächste Familienzweig weitere Anwärter auf den Thron hervorbringen könnte.
Nachdem das Paar viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt war und Ricardo im Augenblick keine Beachtung schenkten, drehte sich dieser wieder seinem Mal zu, doch nicht bevor er den Kelch erneut mit immer genüsslicheren Zügen geleert hatte.

Ricardo wankte in sein zeitweiliges Gemach auf Castillo de Castalla, welches auf dem landwärtigen Weg zwischen Valencia und Castillo de Santa Bárbara in Alicante liegt und als Ort für die Hochzeit gewählt wurde. Der junge König sank auf die Knie und lehnte sich mit Händen und Armen an den Käfig seines Falken, welchen er auch stets auf seinen Reisen mit sich brachte, und starrte ihn an. Der majestätische Vogel saß ungerührt auf seiner Stange in der Mitte des Käfig und starrte in die Augen Ricardos zurück.
"Meinst du nicht, wir sollten die Kinder Aluars nicht auch töten lassen?", flüsterte Ricardo dem Vogel zu. Der Falke schüttelte sein Gefieder kurz aus. "Du hast recht. Die stellen keine Gefahr dar. Die Rebellion starb mit Aluar, bevor sie begonnen hatte. Spanien ist mein und mein allein." Der Vogel gab einen kurzen Schrei von sich und drehte dabei den Kopf. Ricardo war zu besessen von dem Vogel und zu betrunken, um zu realisieren, dass dies nur eine Reaktion zu anderen Vogellauten außerhalb des Gemäuers war. "Entschuldige. Es ist unser, unseres allein." Der Vogel drehte wieder seinen Kopf zu seinem Herrchen.
Ricardo ließ vom Käfig ab und torkelte zu seinem Bett. Als er dies erblickte und die Erinnerung an die Trauung des Tages wieder an ihm hoch kamen, fühlte er, dass dort etwas fehlte.
"Es gibt nichts Eitleres und Unbeständigeres auf Erden, als der Mensch ist; so lang ihn die Götter begünstigen, meint er, die Zukunft könne ihm nichts Böses bringen; und wenn nun das Traurige kommt, so findet er keinen Mut in sich, es zu ertragen."
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon DarthFrankiboy » 29. Mai 2017 15:38

Der Fluch greift um sich


Östliches Amman, Anfang 1135 n.Chr.
Nach dem Tod Raymond wurden in Amman im Osten des Königreichs Jerusalems Patrouillen verstärkt und die Leibwachen von Adligen ausgebaut. Aber in den Monaten, die verstrichen waren, konnte Chagduk die in Muster zurückfallenden Christen ausführlich studieren, um sich das nächste Ziel zu suchen...

Geoffrey, der fromme, ritterliche Statthalter von Amman und Verwandter des Königs war gerade einmal in den jungen Jahren von 22. Eines Nachts, nach einem anstrengenden Tag, begutachtete er die fast zum Neumond gewordene Sichel am Sternenhimmel von einem Fenster des Palastes aus. Danach wandte er sich zum einsamen Gebet in der Kapelle.

Bei den ersten Sonnenstrahlen, die Amman berührten, sollte die Leibwache Geoffrey zusammengesunken in der Kapelle vorfinden; ein mit Bernstein verziertes und paralysierendem Gift benetztes Wurfmesser im Rücken. Zudem war die Halsschlagader aufgestochen wurden und der Boden war von christlichem Blut getränkt, doch das Messer zog die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf sich.

Grosnyj, wenige Monate später
Der Schatzmeister des Khanats der Kaukasus-Mongolen streichelte den bernsteinernen Totenkopf, auf der ihm bereits bekannten Truhe, welche erneut aufgefüllt wieder vor ihm stand.
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon Georgios » 30. Mai 2017 00:45

Die Abenteuer des Jungen Petite Phillipe

"Den Russen ist es gelungen den Abwehrschirm auf Breiter Linie zu durchbrechen und stoßen auf die Doggerbank im Zentrum vor. Die Äußeren Hebriden sind auch in ihrem Vormarschvektor."
"Mit dem Angriff der Reservenflotten von Mordred Tanksmegil wird das alles wieder in Ordnung kommen!"
"Admiral Mordred...hat seine Kräfte auf der Jagd nach Spähschiffen vergeudet und sich selbst strategisch isoliert. Seine Kräfte sind völlig gebunden."
"Was ist mit Admiral Claude d'Annebaut Kommando? sie werden doch sicherlich die Russen aus der Nordsee werfen können."
"Admiral Claude d'Annebaut Verbände haben sich keinen Zentimeter bewegt...Eure Hoheit. Sie scheinen keinerlei Interesse am Kampfgeschehen zu zeigen."
"Was? Ist er denn Wahnsinnig geworden? Das ist bestimmt wieder eine Intrige dieses faulen Louis. Erst stiehlt er mir Land und Titel und nun will er mich mit seinem Russenpack vernichten!" Henri gestikulierte Wild und verschüttete Wein über die Kostbare Landkarte. "Page!" brüllte er und ein verschüchterter Junge kam mit einem Weinkrug heran. "Das ist der schlmmsste Verrat von allen!" donnerte der Regent weiter. "Louis muss entfernt werden. Gebt meinen ATtentäter Order diesen Russenknecht in seinem Bernstein zu..." Nun unterbrach ein schrecklicher Hustenanfall die Wut des Königs. "In seinem Bernstein zu ertränken!"
"Das erscheint mir eine doch sehr gefähr..." Der Kelch flog auf den Ratgegber, der gerade Einspruch erhebn wollte und bewusstlos fiel er um. Die anderen Berater schwiegen betreten.
"Ich sehe kein Risiko! sorgt einfach dafür das irgendwas mit Bernstein, ein Totenschädel oder so, zu finden ist. Nur Russen morden so, keiner wird Fragen stellen."

"Mama! Mama! Guckst du mal?" frohlockte der schöne Jüngling und hüpfte mit sener schönsten Puppe in das Krankenzimmer seiner Mutter. Die Prinzessin richtete sich mühsam auf und lächelte ihren Buben an.
"Sehr schön Phillipe." bedachte sie ihn mit freundlichen Worten, als schon die entsetzte Maid Claire hereingestürmt kam.
"Petite, du darfst doch nicht deine Mutter stürmen!" schimpfte sie und knickste sofort vor der Prinzessin, als sie sah das diese nicht mehr schlief. "Meine Hoheit, ich entschuldige mich vielsmals für dieses Chaos..."
"Schon gut." Die Prinzessin hob beschwichtigend ihre Hand. "Ich war ohnehin gerade aufgewacht."
"Dann gehen wir aber nun trotzdem lieber." bestimmte Claire und nahm Petite an die Hand. "Deine Mutter muss sich schließlich von ihrer schweren Krankheit erholen." Sie knickste erneut vor der Hoheit und führte den Knaben auf den Gang.
"Du musst anfangen den Regeln zu gehorchen, Petite. Der Waffenmeister erwartet dich schon für deine Schwertübungen!" schalt sie ihn und das Kind nörgelte.
"Ich mag nicht üben..."
"Wenn du ein großer Kriege sein willst, dann musst du mit der Waffe umgehen, Phillipe!"
"Will kein großer Krieger sein"
"Wieso nicht?"
"Mag es nicht anderen wehzutun."
"Das ist sehr lieb von dir." Claire drückte den kleinen Prinzen.
"Die tun einem auch weh." meinte er und sie lächelte verlegen.
"Aber nicht wenn du stärker bist als sie! Du bist doch ein großer Junge."
"Wozu habe ich Gefolgsleute, wenn sie nicht anstatt ich kämpfen?" fragte der Junge und die Maid bemerkte, dass sie ein Gebiet betrat, über das sie nicht sprechen wollte und konnte.
"Komm, wir müssen jetzt zum Waffenmeister. Und nörgel nicht so viel!"
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon kannibali » 31. Mai 2017 23:29

Das Fort von Dursunbay 1135 n Chr.

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Die fatimidische Invasion von Anadolu (Anatolien) geht in die nächste Phase. Nachdem die Burg Smyrna sowie, das Fort bei Ula erobert wurden, stieß man weiter nach Norden vor.
Doch das Fort Dursunbay deckte sowohl die Stadt Pilai, sowie die Stadt Nicäa und war daher von immensem Wert. Über tausend Seldschuken, bestehend aus vielen Janitscharen beschützen das Fort.
Es war schon ein Risiko bis hierher zu kommen, als nun kehrt zu machen, daher entschied man sich für den Angriff auf das Fort!

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Es dauerte nicht lange,

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der Kampf ging los,

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bis dann das Katapult den Rest erledigte.

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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon Ischozar » 2. Juni 2017 16:57

Ritterstolz

Der Fürst von Antiochia saß direkt vor dem Lagerfeuer im Kreis seiner treuen Ritter. Er befand sich auf dem Heimweg. Weg von der Front in Richtung Edessa. Der Krieg war kurz gewesen und hatte doch hohe Kosten mit sich gebracht. Immerhin eine erfolgreiche Eroberung war zu verzeichnen, fraglich allerdings wie lange diese noch im Besitz des Fürstentums bleiben würde. In den Morgenstunden hatte ihn die Antwort des Kalifen erreicht: Er war zu Friedensverhandlungen bereit – das war ein gutes Zeichen. Sofort hatte Perrin Meldereiter losgeschickt, um alle Armeen zurückzubeordern. Kein Normanne sollte mehr gegen einen Ägypter ins Feld ziehen. Spott hatte er hinter vorgehaltener Hand hören müssen, ebenso wie Unglaube und offene Wut. Niemand verstand wirklich wieso der erfolgreiche Vormarsch jetzt gestoppt wurde und man eine Niederlage eingestand. Die politischen Querelen im befreundeten Sultanat, ausgelöst durch die zahlreichen Morde an der Familie des Sultans, waren allerdings zu stark gewesen. Perrin konnte sich der Bündnistreue nicht mehr sicher sein und fürchtete um sein Erbe. Sowohl der Gang nach Kairo, als auch beim König in Jerusalem würden nicht leicht werden. Doch war der junge Fürst sich sicher, dass es Zeiten gab in denen man den Ritterstolz vergessen musste…Also erhob sich Perrin, klopfte sich etwas Sand von den feinen Wildlederstiefeln. „Auf Männer, wir reiten nach Kairo.“
"Keine Experimente an Spezies die fähig zur Integralrechnung sind. Einfache Regel. Habe sie nie gebrochen." - Dr. Mordin Solus, Genetiker & ehem. Mitglied der STG

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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon Marlborough » 4. Juni 2017 10:45

Das Massaker von Bitola


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Arnold von Traungau richtete sich hoch im Sattel auf, um zurück auf die pelagonische Ebene zu blicken. Durch ein breites Tal, gelegen zwischen den Bergmassiven des Baba und des Pelister, wand sich über mehrere Meilen und einem Lindwurm gleich, ein seltsam anmutender Zug in Richtung Süden. Flankiert von bewaffneten Reitern, sowie Fußvolk und Bogenschützen, zogen Zivilisten jeglicher Couleur durch das fruchtbare Tal. Man sah Kaufleute mit schwer beladenen, von Pferden und Ochsen gezogenen Wagen neben kleinen Eselskarren ebenso wie Bauern, Handwerker, Priester, Mönche und Nonnen der verschiedensten Orden und viele Kinder. Um das ohnehin schon skurrile Bild, noch abzurunden, fand man unter der Vielfalt der Fahrzeuge auch noch zwei prunkvolle Kutschen, geschmückt mit den Emblemen der Bischöfe von Gurk und Verden.
Ziel dieser illustren Reisegruppe war der Hafen von Thessaloniki. Von dort aus wollte man über den Seeweg ins Königreich Jerusalem und somit ins Heilige Land, wo ihnen der gerechte König Baldwin eine Heimstatt versprochen hatte und wo sie ein neues Leben beginnen wollten. Getrieben wurden die Menschen von den unterschiedlichsten Beweggründen. Die Kaufleute versprachen sich große Gewinne vom lukrativen Handel in der Levante, während sich die einfachen Bauern und Handwerker einfach nur ein besseres Auskommen erhofften. Die Geistlichen unter ihnen, hatten wiederum den Auftrag neue Kirchen und Klöster im Outremer zu begründen und das Wort Gottes zu verbreiten. Die beiden Bischöfe führten sogar wertvolle Reliquien, und ein nicht unbeachtliches Barvermögen, gespendet von vielen Adligen des Reiches, mit sich. Die Ritter und Soldaten, zum größten Teil ehemalige Kreuzfahrer, hatten sich entweder in der alten Heimat nicht mehr zurechtgefunden, wollten einem Ritterorden in Jerusalem beitreten oder waren einfach auf der Suche nach Abenteuern.

Einer von ihnen war Arnold von Traungau, jüngster Sohn des Markgrafen von Steyr. Trotz seines recht jungen Alters war er bereits ein erfahrener Kämpe und hochgeachteter Reichsritter. Wie bereits sein Großvater vor ihm, war er als junger Mann dem päpstlichen Aufruf zum Kreuzzug gefolgt und hatte sich in so mancher Schlacht hervorgetan. Wieder in der Heimat, heiratete er und wurde von seinem Vater zum Prefectus der Grazer Burg ernannt. Doch das junge Glück währte nicht lange. Seine geliebte Frau Adelheid verstarb bei der Geburt ihres ersten Kindes. Nachdem er beide zu Grabe getragen hatte, schwor er dem weltlichen Leben ab und legte einen Eid ab ins Heilige Land zurückzukehren und sich dort der Armen Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem, kurz Templer genannt anzuschließen. Fürderhin wollte er sein ganzes Leben dem Schutz der Pilger und der heiligen Stätten der Christenheit widmen. So hatte er sich vor gut vier Monaten seinen alten Kreuzfahrerumhang umgelegt und diesem Zug ins heilige Land angeschlossen.
Der Wagentreck hatte sich unter der Führung Arnolds und Heinrichs, einem Sohn des Kaisers, welcher sich in die Dienste König Baldwins begeben wollte, monatelang durch dichte Wälder und über hohe Berge geschleppt, hatte reißende Flüsse durchquert und Hitze als auch Kälte getrotzt. Jetzt war der Großteil der Wegstrecke nach Thessaloniki geschafft. Doch obwohl es nur mehr zwei Wochen bis zum Erreichen dieses Etappenzieles waren, begann nun der gefährlichste Teil der Reise.
Man befand sich zwar auf befreundetem Territorium und hatte bereits vor längerer Zeit die Durchreiseerlaubnis des byzantinischen Kaisers eingeholt, jedoch befand sich Byzanz seit längerem mit den Seldschuken im Krieg und Thessaloniki stand derzeit unter dem Schutz der sizilianischen Normannen. Wie es schien gewann das byzantinisch-sizilianische Bündnis langsam die Oberhand, es hieß sogar Konstantinopel wäre von den Truppen des Basileos zurückerobert worden, aber trotzdem beschlich Arnold, mit jeder Meile die sie weiter durch dieses, wie für einen Hinterhalt geschaffene Tal zogen, ein immer übler werdendes Gefühl.

Arnold wollte gerade sein Pferd wieder antreiben, als ihn eine vertraute Stimme aus den Gedanken riss. "Haltet ein Ritter von Traungau, ich würde gerne ein paar Worte mit euch wechseln." hallte eine Stimme aus dem Tal empor. Staubwolken aufwirbelnd galoppierte Heinrich Salier, der Sohn des Kaisers, den Hügel hinauf und zügelte sein Pferd neben Arnold. Dieser deutete eine knappe Verbeugung an, ehe er sich in seinem Sattel zurechtsetzte. "Ihr wünscht mein Herr?" Heinrich, ein stattlicher Recke im besten Mannesalter, klopfte sich den Staub vom Mantel und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Wasserschlauch, ehe er antwortete. "Wie schätzt ihr unsere Lage Arnold? Ich für meinen Teil komme mir vor wie ein Fuchs, der in seinem Bau von der Meute gestellt wurde. Wenn ich jemals einen guten Ort für einen Hinterhalt gesehen habe, dann dieses verfluchte Tal. Man stelle sich vor die Türken würden...." Ein sirrendes Geräusch durchdrang die Luft und Heinrich verstummte abrupt. Anstatt Worten quoll schäumendes Blut aus seinem Mund, erst langsam und stoßweise, dann in einem nicht enden wollenden Schwall. Arnold brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren das ein Pfeil Heinrichs Hals durchbohrt hatte. Noch ehe er reagieren konnte, fiel der Prinz tot aus dem Sattel. Im selben Moment brach die Hölle los.

Wie aus dem Nichts stürmten unzählige türkische Reiter von den umliegenden Hügeln. Ja, es schien so als würden sie von der Erde und den Bergen ausgespuckt als wären sie ein verdorbenes Stück Fleisch. Ganze Ströme von johlenden und markerschütternden Schreien austoßenden Seldschuken strömten die Hänge herab wie Lava an einem Vulkan. Die Erde erbebte unter den Hufen tausender Pferde und die Luft war erfüllt von dem Schwirren der Pfeile. Die bis dahin in dem Wagentreck herrschende Ordnung war mit einem mal dahin. Reihenweise stürzten von Pfeilen getroffene Menschen zu Boden und wurden von durchgehenden Pferden und Ochsen zertrampelt oder von Wägen überrollt. Frauen und Kinder suchten verzweifelt nach einem Fluchtweg, während die Männer. darunter auch die meisten Zivilisten, versuchten eine notdürftige Verteidigung zu organisieren. Die Geistlichen und Ordensleute hingegen waren wohl der Meinung, das es am besten sei auf die Knie zu sinken und Kirchenchoräle anzustimmen. Inmitten dieses schauderhaften Szenarios, übertönt von einer Klangkulisse aus Kriegsgeschrei der Türken, den Schreien Sterbender und Verwundeter sowie verängstigter Frauen und Kinder, dem Wiehern und Brüllen der Tiere gemischt mit den Gesängen der Priester und Nonnen, zwang sich Arnold seine Fassung wiederzuerlangen. Er zog sein Schwert und hieb seinem Pferd die Sporen in die Flanken. In der Mitte des Talkessels und somit im Zentrum des Geschehens angekommen, versuchte er sich einen schnellen Überblick über die Situation zu verschaffen. Während die Zivilisten mittlerweile in panischer Angst dazu übergingen sich in einem Pulk zusammenzudrängen wie eine verängstige Viehherde, versuchten einige Ritter bereits eine Verteidigungslinie zu Stande zu bringen. Ein junger lombardischer Ritter , Arnold meinte sich zu erinnern das er Azzo hieß, hatte es geschafft eine Gruppe Bogenschützen und Fußsoldaten um sich zu sammeln und suchte nun nach einer Möglichkeit sie sinnvoll gegen den Feind einsetzen zu können. Arnold eilte an seine Seite. "Wir müssen versuchen einen Schutzwall um die Zivilisten zu bilden. Sammelt so viele Männer wie möglich ein und schützt die Frauen und Kinder so lange es geht." Der junge Lombarde nickte nur und stürmte los. Gerade als er ein paar Trossknechte erspähte die sich behelfsmäßig mit ein paar Piken und Schwertern bewaffnet hatten, tauchte aus dem überall um sie herum herrschenden Tumult ein Türke auf einem rabenschwarzen Pferd auf, sein riesiges Krummschwert bedrohlich schwingend. Noch bevor Arnold ihn warnen konnte, trennte der Seldschuke, der an einen der vier apokalyptischen Reiter gemahnte, dem jungen Lombarden den Kopf von den Schultern. Der kopflose Körper des armen Ritters sank ganz langsam in die Knie, ehe er abrupt zur Seite kippte. Die ganze Zeit über, schoss dabei das Blut in Fontänen aus seinem Halsstumpf, auf dem einst sein Kopf saß. Unbeirrt preschte der türkische Hüne weiter auf Arnold zu. Dieser blieb wie angewurzelt stehen, verlagerte sein Gewicht auf sein rechtes Bein und umklammerte mit beiden Händen das Heft seines Schwertes. Als der Türke nur mehr eine Armlänge von ihm entfernt war, holte Arnold mit aller Kraft zum Schlag aus und durchtrennte mit einem wuchtigen Hieb beide Vorderläufe des Pferdes. Der Seldschuke stürzte in hohem Bogen aus dem Sattel und landete unsanft auf dem Rücken. Ehe er sich auch nur halbwegs aufgerappelt hatte, stand Arnold bereits über ihm und durchbohrte ihn mit seinem Schwert. Kaum hatte er seine blutbesudelte Klinge aus dem Leichnam befreit. wurde er schon von vier weiteren abgesessenen Gegnern bedrängt. Eine seltsame Ruhe überkam den jungen Ritter, eine Ruhe die er schon aus vergangenen Schlachten kannte. Es war die Ruhe die einen Soldaten überkommt, wenn die Schlacht ihren Höhepunkt erreicht und er seinen Frieden mit Gott gemacht hat. Sämtliche Bewegungen die er von nun an ausführte, erfolgten völlig automatisch, ohne das er darüber auch nur nachdenken musste. Es war fast so, als beobachte er sich selbst von außerhalb seines Körpers. Einer nach dem anderen fielen die ihn bedrängenden Feinde, von seinem Schwert gefällt, zu Boden. Doch kaum hatte er einem den Garaus gemacht, erschienen drei weitere, die den Gefallenen ersetzten. Arnold wusste das er diese Schlacht nicht überleben würde, niemand würde sie überleben. Trotzdem fühlte er weder Furcht noch Verzweiflung, im Gegenteil, er war bereit seinem Schöpfer gegenüber zu treten und seine Sünden vor Gott zu bekennen. Nur war er von dem unbändigen Willen beseelt, vorher so viele Türken wie möglich in die Hölle zu schicken. Und so kämpfte er wie er noch nie gekämpft hatte, er vergaß alles um sich herum, blendete all das Gräuel das ihn umrang aus und konzentrierte sich auf das was er seit langem am besten konnte, töten.

Während Arnold von Traungau seinen letzten Kampf ausfocht, geschahen rings um ihn unaussprechliche Dinge. Mordgierige Türken, mit sabbernden Mündern und hasserfüllten Augen wüteten wie Bestien unter den Wehrlosen Zivilisten. Nonnen und Frauen jedes Alters wurden der Reihe nach und auf unglaublich brutale Art vergewaltigt, ja man schändete sie sogar mit Kreuzen und Prügeln, während man die beiden Bischöfe und die Priester und Mönche zwang dabei zuzusehen. Waren sie mit einer der Frauen fertig, schlitzten sie ihr den Bauch auf oder schlugen ihr den Kopf ab und urinierten dann auf die Leiche. Als nächstes kamen die Priester und Mönche an die Reihe. Einige von ihnen erschlug man mit den großen Kreuzen, die sie vor sich her getragen hatten, damit Gott sie sicher in das Heilige Land geleite. Andere wurden, ebenso wie die Frauen geschändet, ehe man sie kastrierte und ihnen die abgetrennten Genitalien in den Rachen stopfte, worauf sie qualvoll an ihrer eigenen Männlichkeit erstickten. Die beiden Bischöfe wurden ihrer wertvollen Kleider beraubt, ehe sie man mit ihren Bischofsstäben wie junge Hunde verprügelte und mit Pferdepeitschen geißelte, bis ihnen die blutige Haut in Fetzen vom Körper hing. Danach kreuzigte man sie an zwei Bäumen und junge Türken benutzten sie als Zielscheibe, um ihre Künste mit dem Bogen vorzuführen. Den unschuldigen Kindern, erging es keinen Deut besser. Die kleinsten von ihnen riss man von den Brüsten und aus den Armen ihrer schreienden Mütter, und schlug sie mit den Köpfen gegen Felsen oder ließ sie von den Pferden zu Tode trampeln. Die älteren, Jungen wie Mädchen, wurden ebenso missbraucht wie die anderen Frauen. Normalerweise verkauften die Seldschuken Kinder als Sklaven, aber diesmal waren sie nur auf Mord und Totschlag aus. In ihrer blutigen Raserei, steigerte sich ihre Blutrünstigkeit ins unermessliche. So trat man die besudelten Körper der unschuldigen Kinder, mit Stiefeln zu Tode oder schlitzte ihnen einfach die Kehlen auf und schächtete sie wie Schafe. Als die Mordwut der Türken allmählich verebbte, war der Boden im Tal von Bitola mit dem Blut tausender Unschuldiger getränkt. Die blutbesudelten Türken und ihre Pferde, glitten in den Tümpeln und Rinnsalen des langsam gerinnenden Blutes aus, so aufgeweicht war der Boden. Da fielen die Blicke der Türken auf einen blutdurchtränkten Ritter, der sich, inmitten unzähliger, niedergestreckter Feinde, mühsam auf sein Schwert stützte und langsam in die Knie ging. Einer der türkischen Hauptmänner musterte den einsamen Kämpfer, den letzten der tausenden von Christen die sie abgeschlachtet hatten wie Vieh, und wandte sich an seinen Stellvertreter. "Ist dieser Christenhund ein Kötu Ruh* oder gar der Şeytan** persönlich? Sein Unterführer lachte lauthals. "Nun, das lässt sich doch leicht herausfinden Tugrul" Er winkte eine Gruppe Bogenschützen heran und ließ sie auf den Ritter anlegen.

Arnold war am Ende seiner Kräfte. Er hatte gekämpft wie ein Löwe und unzählige der hinterhältigen Angreifer niedergemacht. Um ihn herum stapelten sich die Leichen von gut hundert Türken. Anscheinend verspürte keiner von ihnen mehr Lust, sich diesem wie einen Dämon kämpfenden Ritter zu stellen und dabei sein Leben zu lassen, den man bedrängte Arnold nicht mehr. Jetzt erst bemerkte er die unzähligen Wunden, die er durch Schwerthiebe und Speerspitzen erlitten hatte. Mit letzter Kraft rammte er sein Schwert in den Boden, klammerte sich daran wie ein Ertrinkender an einer Rettungsleine und sank langsam in die Knie. Er warf seinen Kopf in den Nacken und richtete seinen Blick gen Himmel. Er war bereit für seine letzte Reise und seine letzte Hoffnung war es seine Frau und sein Kind im Paradiese wiederzusehen. Er vernahm noch wie aus weiter Ferne, das Surren der Pfeile und dann spürte er nichts mehr....


* Kötu Ruh=türkisch für Dämon
** Şeytan= türkisch für Teufel
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"Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, so sind sie nirgendwo." Andre Heller

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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon Georgios » 9. Juni 2017 19:48

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Die Cathédrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul de Nantes bimmelte laut, als der Marquis von Nantes durch die Tore schritt. Langsam und bedächtigt schritt er vorran durch die Reihen der Vasallen der Bretagne, die ihm freundlich zujubelten. Selbst König Louis war schon zugegen, wie immer prächtig gekleidet. Auch er war begeistert begrüßt worden, doch insgeheim vermissten die Adeligen die Tage der schwachen Könige Frankreichs. Damals, als ihre Althergebrachten Rechte noch geachtet wurden, war vieles besser. Doch lieber gute Mine zum Bösen Spiel machen, so dachte sich einjeder und feierte den König. Kaum war der Marquis am Altar gekommen als sie die Tür erneut öffnete und seine Braut hinein trat. Es war Cecile, die Tochter Guilaume le Conquerant, zwar schon nicht mehr die jüngste, aber immer noch schön. Es war klar was sich der Marquis mit dieser Hochzeit erhoffte und der König schien dem Ansinnen nicht abgeneigt zu sein. Der Bischof der Bretagne traute das frische Paar und die Großen Feierlichkeiten zu Nantes konnten beginnen. Der Marquis war seinem Ziel einen Schritt näher.
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon DarthFrankiboy » 11. Juni 2017 03:05

Das Ende des Bernstein-Fluches?


Chagduk sah von einem Hügel aus zu, wie die Glocken in Shaq'ra läuteten und die Tore sich schlossen. Er war sich nicht sicher, ob sein Plan aufgegangen war.

Nach dem zweiten Attentat in Amman ist es ihm dort zu heikel geworden und er hatte sich zunächst nach Bagdad aufgemacht. In der Hauptstadt des Abbassiden-Kalifats oder allgemein in solch einer Metropole war es nicht schwer unterzutauchen und nach ein paar Fanatikern zu suchen, die leicht zu überzeugen wären. Chagduk hatte schnell einen jungen Mann niederen Adels gefunden, der nichts lieber täte, als die Christen in der Levante zu massakrieren und ins Meer zu werfen. Fahil, so hieß der Sunni, wurde von Chagduks Gerede um den Finger gewickelt. Unter der Versprechung Chaos und Krieg über die Grenzen Jerusalems sähen zu können, machten sie sich auf nach Shaq'ra. Chagduk wollte nicht weiter nach Westen, weil die Gefahr, nicht mehr in den Kaukasus zurückkehren zu können, von Tag zu Tag dort stieg.
An einem Karawanenstopp angekommen, übergab Chagduk Fahil sein restliches Bernstein, das er vorgab auf dem Bagdader Basar erworben zu haben. Der Mann aus dem Kaukasus gab nicht zu, für die anderen Morde verantwortlich zu sein, aber überzeugte ihn, dass so Hass und Konflikt geschürt werden würde, wenn Fahil etwas von dem Bernstein am Tatort zurück ließe.
Chagduk gab Fahil nur die Anweisung, vorzugeben auf der Haddsch zu sein und in der Stadt angekommen jemand wichtiges umzubringen, und redete sich selbst heraus nicht mit ihm in die Stadt zu gehen, indem er vorgaukelte, er hätte noch andere zu dieser Sache anwerben können und musste sich um die Organisation kümmern.

Nun sprang er auf sein Kamel und wandte sich nach Norden. Es war ihm gleich, wen und ob Fahil getötet hatte. Aber er hätte nicht zu träumen gewagt, was er auf seinem Heimweg erfuhr. Fahil hatte es geschafft den 25-jährigen Godwine, ebenfalls aus dem Hause des Königs von Jerusalem, mitten auf den Straßen tödlich zu verwunden. Aber ab hier variierten die Details über den Tod und den Täter von einem zum anderen Male, wenn Chagduk die Gerüchte aus dem Süden hörte.
Ihm war das jedoch alles gleich. Wenn er zurück in seiner Heimat war, würde er ein reicher Mann sein.
"Es gibt nichts Eitleres und Unbeständigeres auf Erden, als der Mensch ist; so lang ihn die Götter begünstigen, meint er, die Zukunft könne ihm nichts Böses bringen; und wenn nun das Traurige kommt, so findet er keinen Mut in sich, es zu ertragen."
- Odysseus zu einem Freier; aus Gustav Schwabs Sagen des klassischen Altertums​

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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek

Beitragvon Georgios » 13. Juni 2017 17:28

Die Heilige Trinität


Es war einmal ein junger Prinz, der ging mit seiner kranken Mutter am Wasser, den Ufern der Seine spazieren. Da hörte sie ein Quacken und ohne Furcht stürzte sich der Junge, zum Entsetzen seiner Mutter, in das Hohe Uferschilf. Schon bald darauf kam er erneut empor, ein Entenküken in der Hohlen Hand halten.
„Siehe Mutter! Es war ganz allein.“
„Vielleicht haben es seine Eltern verlassen, weil es ungezogen war.“ Warf die Amme Cecile mit einem sanften Seitenhieb ein, doch beachtete es die Mutter nicht.
„Sie mögen auch gestorben sein.“
„Es tut mir Leid, ich will es behalten und…“
„Nein!“ verbat die Amme es dem holden Jüngling und jener begann zu quengeln, den Tränen nahe.
„Bitte, Bitte!“ flehte er. „Sonst stirbt das süße Entlein noch!“
Zustimmend Quackte die Ente und erweichte das Herz aller Anwesenden.
„Nun gut, wenn du dich gut drum kümmerst.“ Stimmte schließlich die Muter zu und der Prinz sprang Freudenstrahlend auf der Stelle.
„Natürlich Mama, was anderes kommt doch nicht in Frage.“
„Nun gut.“ stimmte auf Cecile stirnrunzelnd zu. „Wie soll es heißen?“
„Dänemark. Das Entlein Dänemark.“ beschloss der Prinz strahlend.

Als sie am Nächsten Tage unterwegs waren, wurde der Konvoi von einer alten Dame am Krückstock gestoppt, die zum Prinzen vorwärts torkelte und ihm wortlos eine dicke Kröte in die Hand drückte. Der Marquis de Nantes, der heute den Prinzen besuchte, griff zu seiner Klinge und wollte sie ziehen, als der Prinz die Hand hob.
„Nicht doch! Ich freue mich sehr über dir Kröte, alte Frau. Hat sie einen Namen?“ Doch da war die Alte Dame schon fort.
„Nun, sie soll von nun an Frankreich heißen!“ priss der Prinz und seine Begleitung sah betreten weg. Die Kröte freute sich und quakte laut.

Am Dritten Tage ritt der Prinz mit dem Königlichen Jagdmeister durch die Wälder zog kamen sie auch zu dem Föster. Dessen Bulldogge hatte Welpen geworfen und als die kleinen Welpen miteinander spielten wurde das Herz des Prinzens so weich und er erbat sich einen für sich selbst. Mit glänzenden Augen empfing er daraufhin einen.
„Wie soll er denn heißen?“ erkundigte sich der Jagdmeister Freundlich und Prinz Phillipe antwortete bestimmt:
„England.“

So zogen Dänemark, England und Frankreich in das Herz und Haus des Prinzens ein und zusammen sollten sie noch viele Abenteuer erleben.
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek (AARs)

Beitragvon Mormegil » 15. Juni 2017 22:10

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Das Frankenreich verkündet die Erhebung des Grafen von Nantes zum Herzog der Bretagne. Die Herzogswürde soll nach dessen Tod an Phillipe aus dem Hause der Rolloniden übergehen.
Der neue Herzog der Bretage wird mit dem Ausbau der Provinz und der Befestigung zum Schutz vor maurischen und östlichen Piraten beauftragt. Die Herzogswürde der Normandie wird, da auch hier der zukünftige Herzog Phillipe sein soll, welcher noch minderjährig ist, so lange vakant bleiben, bis Phillipe die Volljährigkeit erhalten hat.

Gez. Louis, König des Frankenreichs
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek (AARs)

Beitragvon DarthFrankiboy » 30. Juni 2017 23:28

Vladimir mit dem steinernen Herzen


Anmerkung: Ich richte mich hier gänzlich nach den Ingame-Traits des Charakters.

1136, Wintereinbruch. Zentralmoldawien.
Großfürst Vladimir stand vor der Leiche seines Bruders. Mikhails Körper lag in einer Pose da, die vermuten ließ, dass er nicht sonderlich gegen den Tod angekämpft hatte. In seinem Alter war er auffällig faul und träge geworden und in dieser Steppe zu versauern hatte ihm vermutlich den Lebenswillen genommen.
Damoslav, der zweitjüngste Sohn des Großfürsten, stand neben ihm und blickte zwischen seinem toten Onkel und seinem Vater hin und her. Alle Anderen, die den Leichnam gesehen oder davon gehört hatten, entfernten sich schleunigst von ihrem Herren, da sie nicht wussten, wie er reagieren würde. Immerhin war sein Bruder der Einzige, mit dem Vladimir in den letzten Tagen in Vertrautheit sprach. Aber ohne ein Wort wandte verließ Vladimir das Zelt seines Bruders. Damoslav war davon zu überrascht, um sich zu bewegen. Er musste hinter seinem Vater hinterhereilen, um ihn einzuholen.
"Ich werde nicht meine letzten Jahre in dieser verdammten Steppe warten. Macht die Armee marschbereit", bellte der Großfürst.
"Vater, der Winter bricht gerade erst herein. Und..."
"Na und? Der Ungar wird sich nicht bewegen und wir Russen wissen uns im Schnee fortzubewegen. Vorwärts nach Iasi!"
"Iasi? Aber..."
"Du bleibst hier." Vladimir sprach harsch zu seinem Sohn. Damoslav blieb verdutzt stehen, nachdem er versucht hatte, mit seinem Vater Schritt zu halten. Er blickte sich um und jedermann versuchte so schnell er konnte, das Lager abzubrechen. Wenn nicht jeder Mann sich in Bewegung gesetzt hatte, sobald der Großfürst auf sein Pferd gestiegen war, konnte niemand ahnen, was ihnen selbst widerfahren würde.

Mitte Dezember. Brücke über die Pruth, südlich von Iasi.
Das Fort der Ungarn hinter der Brücke sollte nur behelfsmäßig schirmen und anrückende Armeen solang aufhalten, bis Verstärkung alarmiert wurde. Das Bauernpack, was dieses Fort besetzt hielt, was undiszipliniert und hatte keinen militärischen Wert. Dementsprechend amüsierte sich die Mannschaft auch lieber im Innern warmen, als Wache im Kalten zu halten. Der Winter war immerhin schon angekommen und die Landschaft war mit eine Schneeschicht bedeckt.
Als sich eines Nachts eben diese zum Ende neigte, wurden die Ungarn von mehreren Knallen aus ihren Lagern geworfen. Die beiden Wachleute, die außerhalb auf den Mauern bei Feuern geschlafen hatte, rannten unter Schreien zu den anderen. "Ach du Scheiße, die Russen sind da! Schnell weg hier!"
"Zu spät! Wir sind umzingelt! "

Einige Tag später. Iasi.
Vladimir ließ seine Truppen nur die allernötigste Zeit, um sich auszuruhen. Er wollte den Verteidigern auch keine Chance geben, Vorkehrungen zu treffen und die Belagerer im Schnee gefangen halten. Das sagte er zumindest zu seinen Leuten, doch der eigentlich Grund war das Bedürfnis, ein rotes Meer innerhalb der Mauern Iasis zu erschaffen. Der Drang nach Mord pochte Vladimir schon seit langem zunehmend in den Schläfen. Er wartete daher auch nicht bis zur Morgendämmerung, um den Beschuss der Mauern zu starten.
Es war daher nicht verwunderlich, dass er der Erste war, der durch die Breche stürmte und mit seiner Leibwache die leichten, bereits mit Pfeilen gespickten ungarischen Truppen niederritt. Der Rest seiner Armee hatte Mühe, mit ihrem General mitzuhalten. Bis die russischen Truppen - von dem Drang Vladimirs gezogen wie Hunde mit Halsbändern - sich sammeln und den Angriff fortführen konnten, war Vladimir mit einigen Reitern auf die andere Seite der Burg geritten und zog die Aufmerksamkeit vieler Verteidiger auf sich. Zu Massen rannten sie gegen den Großfürst an, doch viele erlagen in dem blutigen Chaos, in dem sich keine Formation bilden ließ.
Als die Sonne über die Mauern blickte, sah sie Stapel von Leichen, die sich in der Burg gebildet hatten. 900 Ungarn und 200 Russen waren in der Schlacht zu Boden gegangen. Die restlichen über 400 Verteidiger, welche nicht tödlich verwundet worden waren oder sich ergeben hatten, wurden entwaffnet und zusammengetrieben. Sie wussten nicht, mit wem sie es zu tun hatten und erhofften sich bessere Chancen in der Gnade als im erbitterten Kampf.
Doch Vladimir gab denjenigen in seiner Armee, die eine grausame Ader besaßen, die Möglichkeit sich auszutoben. Der Großteil der Russen plünderte die wenigen Häuser und begab sich zum Lager außerhalb der Mauern zurück. Doch sich vom Kampfe ausruhen konnten sich die wenigsten, da die Schreien aus Iasi bei vielen selbst in der Winterkälte den Schweiß hervortreten ließ.
Einige gefangene Ungarn hatten Glück und wurden Ziel von schnellen Hinrichtungen oder gut gezielten Pfeilen. Anderen wiederum wurden so viele Schmerzen und Grausamkeiten hinzugefügt, wie es dem jeweiligen Folterer möglich war. Einige der Gefangenen, die noch nicht an der Reihe waren, versuchten bei den Anblicken und Tönen sich möglichst schnell töten zu lassen und stürmten auf die zahlreichen Wachen los, die sie in Schach hielten. Doch diese schlugen die Verzweifelten meist nur nieder oder verletzten sie nicht lebensgefährlich. Jene Ungarn, die aus der Reihe tanzten wurden für die Grausamsten reserviert.

Januar 1137. Östlich der Pruth.
Damoslav hatte vor einigen Tagen eine Rauchsäule am Horizont aufsteigen sehen. Nun aber wurde ihm berichtet, dass sein Vater zurückkehrte. Erleichtert im Herzen kam er ihm entgegen. Als er jedoch auf einer Anhöhe die Reiter in seine Richtung kommen sah, verdunkelte sich seine Miene. Der Sohn des Großfürsten ritt neben den Weg und stellte sich seinem Vater entgegen. "Wo ist der Rest der Armee?" Doch Vladimir würdigte seinen Sohn keines Blickes und starrte nur steinern gerade aus.
Damoslavs Augen weiteten sich und er blickte fassungslos zu Boden. Das gedämpfte auftreten der vielen Hufen und das Klackern der Rüstungen und Waffen neben sich verhallte in seinen Gedanken und alles um ihn schien ins Nichts gezogen zu werden.
"Es gibt nichts Eitleres und Unbeständigeres auf Erden, als der Mensch ist; so lang ihn die Götter begünstigen, meint er, die Zukunft könne ihm nichts Böses bringen; und wenn nun das Traurige kommt, so findet er keinen Mut in sich, es zu ertragen."
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Re: [WK 2.0] Klosterbibliothek (AARs)

Beitragvon DarthFrankiboy » 1. Juli 2017 16:29

Nobody expects the...


Einige Wochen nach dem Vertragsschluss zwischen dem maurischen Sultan und dem Papst trafen sich in einem Kloster bei Valencia die hohen geistlichen Würdenträger und Theologen der iberischen Halbinsel. Die Kardinäle Nicollas Bersiano, Berenguel und Miguel de Sarrea hielten den Vorsitz der vielen Versammlungen und Debatten, die sich über Monate hinweg ziehen sollten.
Anlass für die Versammlung war der Aufbau einer Behörde, die vor kurzem mit einer päpstlichen Bulle den Segen Roms erhalten hatte. Jene lag nicht nur im Interesse des Papstes selbst, sondern er erfüllte damit eine Schuld gegenüber seiner Kardinalsbrüder, die ihn auf den Thron in Rom gebracht hatten. Anreize brachten die stagnierenden Konvertierungen in einem großen Teil Iberiens und allen voran die Conversos.
Diese Zusammenkunft sollte nun die Kirche und geistlichen Gelehrten innerhalb Iberiens auf einen Konsens bringen und sowohl die Organisation als auch die Rechtssprechung innerhalb dieser neuen Behörde ausarbeiten.
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