Hallo Diadochenfreunde,
wie angekündigt, hier ein erster Bericht zu den Makedonen (dieser fußt schon auf einer leicht veränderten Version des Spiels, diese wird aber bald nachgereicht!):
Kassander, Sohn des vormaligen Reichsverwesers Antipatros, hat in Makedonien seit einigen Jahren die absolute Macht inne, seitdem er den jungen Alexander V. Aigos und seine Mutter Roxane 310 v. Chr. hat umbringen lassen. Dies wurde von den übrigen Diadochen stillschweigend hingenommen, ja von einigen sogar begrüßt, da nun der letzte legitime Erbe des ehemaligen Alexanderreiches aus der Welt geschafft wurde und der Herrschaft der Generäle somit niemand mehr im Wege steht.
306 v. Chr. stellt sich Kassanders Lage eigentlich nicht so schlecht dar. Er ist im Besitz des makedonischen Kernlands mit seiner unüberwindlichen Infanterie und auch Theassalien mit seinen berühmten Reitern sowie die ehemalige Handesstadt Korinth mit ihrer mächtigen Festung Akrokorinth gehört zu seinem Reich. Theben sichert im den Zugang nach Hellas und stellt das Verbindungsglied zwischen den nördlichen und südlichen Reichsteilen dar.
Er besitzt ein starkes Heer aus Makedonen, Thessalern, Thrakern und einigen indischen Elefanten aus dem Alexanderzug. Dieses Heer ist kampfstark und stellt einen wichtigen Machtfaktor dar, ist allerdings auch eine schwere Belastung für die Staatskasse. Makedonien selbst ist kein reiches Land und die Handelsbeziehungen zu den Nachbarn gestalten sich recht schwierig.
Einige der Völker um ihn herum stehen ihm durchaus feindlich gegenüber. So der junge König Pyrrhos aus Epiros, der Kassander seine Vertreibung aus seinem Stammland vor einigen Jahren übel nachträgt. Die freien Griechen können die Makedonen von Haus aus nicht leiden, ebenso die Spartaner, die noch sehr an der Niederlage von 331 gegen Kassanders Vater knabbern. Und natürlich Athen, welches zum Reich des Antigonos Monopthalmos gehört und von dessen Neffen Polemaios gehalten wird. Dieser Antigonos sieht sich als den wahren Erben des Reiches und beruft sich dabei auf den Titel des Strategen von Asien, der ihm einige Jahre zuvor in Triparadeisos in Syrien verliehen wurde.
Kassander ist somit umringt von Feinden, einzig der Diadoche Lysimachos von Thrakien hält ihm die Treue. Dieser jedoch ist mit den Angelegenheiten in seinem Reichsteil so sehr beschäftigt, dass er als aktiver Bündnispartner zunächst weitgehend ausfällt.
Zu Beginn hält Kassander das Heer nahe Pella, um den stürmischen Pyrrhos von einem Überfall auf Makedonien abzuhalten. Kurz darauf verstrickt sich dieser dann in einen mörderischen Krieg mit den Aitolern im Süden seines Reiches.
Schon bald jedoch macht sich die Finanzmisere durch das aufgeblähte Heer bemerkbar und Kassander muss handeln. Der Aufbau der eigenen Wirtschaft durch Anlage weiterer Häfen und Ausbau des Straßennetzes wirkt nur wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein und verschlingt seinerseits wieder wertvolle Mittel. So bleibt nur der Krieg und die Eroberung als einzig erfolgversprechender Weg zur Verbesserung der finanziellen Lage. Und welche berühmte Stadt in Griechenland verspricht dem Besitzer sagenhafte Gewinne aus dem Seehandel, dem profitabelsten Geschäft der Antike?
Dies ist natürlich nur Athen, dessen Handelstätigkeit zur See in der Welt der Griechen unangefochten hoch ist und dessen Einnahmen aus den Zöllen jeden Diadochen begehrliche Blicke auf sie richten lässt...
So lässt Kassander sein Heer südwärts marschieren und da er sich ohnehin in offenem Krieg mit Antigonos befindet, die attische Grenze passieren und zur Belagerung Athens rüsten. Polemaios verschanzt sich derweil mit einer ansehnlichen Truppe zur Verteidigung der Mauern und hofft auf Zuführung weiterer Kräfte über See, welche von der antigonidischen Flotte souverän beherrscht wird.
Kassander lässt die zwei Helepolis von den königlichen Peltasten besetzen und die Sturmleitern von den schweren Peltasten. Damit hofft er die Verteidiger der Mauern zu überwinden und ein Tor zu gewinnen, durch welches er die Infanterie, die Kavallerie und die Elefanten in die Stadt einmarschieren lassen kann.
Der Plan geht auf. Während die Peltasten die Verteidiger beschäftigen und zum Teil empfindliche Verluste erleiden, gelingt es einer Abteilung schwerer Peltasten ein weiter abgelegenes Tor zu erobern und die restlichen Truppen in die Stadt zu holen.
Im Straßenkampf kommt die zahlenmäßige Überlegenheit der Makedonen zunächst nicht so sehr zum Tragen, dafür aber die demoralisierende Wirkung der Elefanten. Deren ungebändigte Kraft lässt die ersten wütenden Gegenangriffe des Polemaios' Kavallerie regelrecht daran zerschellen. Auch die feindliche Phalanx kommt nicht recht zum Schlagen und so arbeiten sich Kassanders Truppen Straße um Straße nach vorn. Im letzen Gefecht auf der Agora fällt der Antigonide dann im Kampf mit Kassanders Thessalern und der Leibwache. Die Stadt ist genommen.
Die Eroberung Athens saniert Kassanders Finanzen binnen kürzester Zeit und eröffnet ihm die Möglichkeit, sein Heer und besonders auch die Flotte auszubauen und in den Kampf um die Macht in der Ägäis entschiedener als bisher eingreifen zu können.
Nur wird man sehen, wie die anderen Griechen auf diesen großen Machtzuwachs des Makedonen reagieren. Und wie sich die anderen Diadochen dem neuen Herrn des Piräus künftig gegenüber verhalten werden... denn in der Ägäis entstanden und vergingen seit jeher die großen Reiche der Hellenen!
Persönliches Fazit: Nach etwas holprigem Start erweist sich die Eroberung Athens als erste Pflichtaufgabe für jeden Makedonienspieler. Nicht nur das man damit eine potentielle Bedrohung ausschaltet, viel wichtiger ist der immense Zuwachs an finanziellen Mitteln, durch den die kommenden Kriege im Süden (gegen freie Griechen und Spartaner) und im Norden (Pyrrhos und vielleicht ja doch bald auch Lysimachos?) sonst nicht durchgehalten werden können.
Also in summa ein knackiger Start, aber Kassander hatte es stets auch immer schwer, seine Position in Makedonien gegen seine Konkurrenten zu halten. Warum also auch nicht hier...?
Gruß, Aurelian