Beitragvon nordstern » 2. November 2018 01:42
Und da fängt das Problem an. Die französischen Ritter waren dadurch das der Adelstitel an alle Kinder vererbt wurde, schlichtweg arm. Am Ende hatte fast jeder Bürger einen Adelstitel, aber keinen Besitz. Daher kann man nicht davon ausgehen das jeder einen Plattenpanzer aus gehärtetem Stahl besaß. Zudem weis ich nicht mal ob es damals schon gehärteten Stahl wie wir ihn kennen gab. Und wenn wie weit dieser verbreitet war. Sowas war schließlich sehr teuer. Es gab ja theoretisch auf ne Kugelsichere Panzerung und dennoch gingen die Ritter unter durch das Schießpulver (zwei Stahlplatten mit Leder in der Mitte zusammengenietet).
Dazu kommt noch, das davon ausgegangen wird, das die Rüstungen direkt aus der Schmiede kamen. Aber viele wurden seit Jahren, Jahrzehnten, Generationen benutzt und ausgebessert. So ne Rüstung ist ja schließlich verdammt teuer. Dazu kommt vermutlich noch, das ein ausgerutschter Ritter nicht von alleine aufstehen konnte und oft am Gewicht seiner eigenen Rüstung sogar erstickte.
Was den Nahkampf betrifft. Wusste garnicht das es die These gibt. Natürlich war das nicht so, das englische Heer hatte ja auch Ritter die abgesessen vor den Bogenschützen aufgestellt waren. Das waren aber nicht soviele. Das zeigt sich auch darin, das die Briten die Gefangenen alle hinrichteten, als eine kleine französische Kavalleriearmee in ihrer Flanke auftauchte. Dies wurde getan, weil die Briten nicht genug Männer hatten um auf die Gefangenen aufzupassen und zeitgleich die Flanke zu schützen. Wieso diese Reiter nicht angegriffen haben weis ich nicht, es wird aber vermutet, das sie durch das Massaker an den Gefangenen so schockiert waren.
Zum Nahkampf selbst: ich vermute, das hier zwei Antworten gibt wieso die dünne Linie britischer Ritter die Masse abwehren konnte. Verluste durch Pfeile und Schlamm. Dadurch war vermutlich die britische Linie nie dem Druck der französischen Übermacht ausgesetzt, sondern eher umgekehrt. Vergleichbar mit einem Rinnsal an Wasser in ein Feuer. 1Mio Liter Wasser können ein Lagerfeuer nicht löschen, wenn es zu langsam ins Feuer geht. Geht es auf einmal, reichen nicht mal 10 Liter aus. Mit genug Geschwindigkeit reicht sogar deutlich weniger Wasser (es gibt solche Wasserdruckpistolen die mit kleisten Wassermengen durch Hochdruck und zerstäubung gut gegen kleine Brandnester sind). Und bei Agincourt dürfte es ähnlich gewesen sein.
Ich denke die Langbögen hatten eine wesentlich höhere Durchschlagskraft als ein normaler Bogen. Ob er reichte um die besten Rüstungen damals zu durchschlagen? Ich weis es nicht, aber es reichte um die englische Armee den Langbogen sehr lange zu benutzen, selbst als das Schießpulver bereits weit verbreitet war und der Langbogen war die gefürchtetste Fernkampfwaffe des Mittelalters.. abgesehen von der geächteten Armbrust. Ersterer war aber eine Massenwaffe, letztere nicht und erforderte direktes Blickfeld aufs Ziel. Und zudem ist unser verständnis von Ritterheeren sicherlich falsch. Viele konnten sich keine teuren, modernen Panzer leisten.
Dazu noch wurde bei vielen Bogenschützen festgestellt das die Skelette deformiert waren. Der linke Arm glaub. Dies ist aber nur bei englischen Langbogenschützen zu finden. Das zeigt von der Spannkraft des Bogens.
Das war aber auch das Problem der Briten. Es ermöglichte es ihnen in vorbereiteten Verteidigungsschlachten wie Crecy und Agincourt richtig aufzutrumpfen. Zeitgleich machte sie dies aber in allen anderen Schlachten anfällig. Die Briten verloren in Frankreich mehr Schlachten als sie gewannen. Nur waren ihre Verluste nicht ganz so verheerend, so das sie sich schneller davon erholten. Zudem führte der König garkeinen Feldzug mehr in Frankreich. Vielmehr kämpften einzelne Lords dort und nahmen ihre Truppen mit. Es gab in Frankreich abgesehen während der Feldzüge kein stehendes britisches Heer. Dazu noch, das die Briten den Langbogen von den Walisern übernehmen. Währe er dem Bogen nicht überlegen gewesen, hätte man dies kaum getan. Und feuerrate allein kann hier nicht den Ausschlag gegeben haben.
Ich bin Legastheniker. Wer also Rechtschreibfehler oder unklare Formulierungen findet, soll bitte versuchen die Grundaussage zu verstehen oder darf sie gerne behalten
Danke für euer Verständnis.