[Total War: THREE KINGDOMS] - Rezension

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Methos der Eine
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[Total War: THREE KINGDOMS] - Rezension

Beitragvon Methos der Eine » 26. Mai 2019 18:43

Die Strategie-Zone.de präsentiert:

Hinweis:
Mir wurde das Spiel zum Test von der Strategie-Zone zur Verfügung gestellt, dies wird aber keinen Einfluss auf mein Fazit haben. Wüstenkrieger hat mich darum gebeten, eine Rezension für Total War: Three Kingdoms zu schreiben. Dieser Bitte möchte ich hiermit nachkommen:

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Intro:
China im Jahr 190 nach Christus: Das Han-Reich ist in Auflösung begriffen ist. Der Kaiser wurde von einem Tyrannen entführt und die Hauptstadt in Schutt und Asche gelegt. Jetzt ist es also an mir, China wieder zu einen. Doch als wer soll ich China einen?
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Erste Kampagnenschritte:
Fraktionen im Sinne von Ländern gibt es hier nicht direkt, es hängt alles vom Anführer ab. Schließlich ist ja das Land, in dem man sich befindet, sowieso China. Man kämpft also nicht darum, das eigene Land groß zu machen, sondern darum, ganz China zu halten und letztendlich Kaiser zu werden. Ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher lehrt uns, dass ein gewisser Cao Cao den Norden erfolgreich einte. Klingt nach einem fähigen Mann, also nehme ich den. Ich sehe kurz meine Position im Reich der Mitte und schon geht es los.
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Eine Kampagnen-Karte, die einen in Total War wie gewohnt begrüßt, erscheint. Diese lässt sich stufenlos bis zur Gesamtgröße Chinas rauszoomen. Die Grafik schwankt dabei zwischen einer gezeichnet wirkenden Diplomatiekarte bis hin runter zur gewohnten Ansicht mit Armee-Männchen und Städten, die allgemein sehr schön zu betrachten ist.
Doch wie es der totale Krieg eben so will, werde ich gleich in eine Schlacht geworfen. Ob das bei allen Fraktionen so ist?
Ich darf also meine Einheiten aufstellen. Das UI zeigt hierbei natürlich meine Truppen. Dabei sehe ich übergroß meine zwei Generäle. Wie mir die Beraterin später sagt, verhält es sich so: Generäle haben ein Gefolge, das bis zu 6 Einheiten umfasst. Man kann bis zu 3 Generäle in einer Armee haben. Außerdem wird hier auch unten links angezeigt wo und wann diese Schlacht stattfindet.
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Zu meinen taktischen Finessen gehört unter anderem, dass ich Bogenschützen gleich mal vorschicke um die Gegner zu beharken. Die KI bewegt sich daraufhin erst einmal gar nicht. Schließlich habe ich laut der Anzeige nur 26 Pfeile pro Bogenschütze, was können diese 3120 Pfeile schon ausrichten? Erst als ich meine Hauptlinie bewege, bewegen sich die Feinde auch und feuern mit ihren Bogenschützen auf mich. Glücklicherweise sind sie so weit weg, dass ich sogar ausweichen kann und nicht mal einen Bogenschützen verliere. Die KI greift mich aufgrund ihrer mangelnden Masse gezielt an. Doch da kommt eine Nachricht herein.
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Scheinbar gibt es hier eine Duellmechanik. Ich lehne natürlich ab, weil mein Anführer viel zu wichtig ist um ihn bei so einem Blödsinn zu verlieren. Meine Truppen metzeln sich also weiter durch die Gegner, als eine erneute Nachricht reinkam. Der Feindliche General will sich mit meinem anderen General duellieren. Da ich unbedingt sehen will, wie das aussieht, lasse ich mich hier mal darauf ein.
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Gut, ich sehe, dass dieser Zweikampf ein ungleicher ist. Und tatsächlich geht Xiahou Dun als Sieger hervor und schlendert danach in epischer Pose zu seinem Pferd zurück. Da ich den feindlichen General getötet habe, habe ich nun gesiegt!

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Zurück auf der Kampagnenkarte darf ich natürlich über das Schicksal der feindlichen Truppen entscheiden. Dabei darf ich neben „Freikaufen“ und „Abschlachten“ auch die Option wählen, sie für mich kämpfen zu lassen. Da ich dringend Soldaten brauche, gebe ich den Bauernmilizen die Möglichkeit sich für meine glorreiche Sache zu opfern und nehme sie in meine Armee auf.
Weiter wird mir erklärt, dass die Provinzen zu Komtureien zusammengefasst werden, die eine Hauptstadt und mehrere Nebenorte haben. Ich befinde mich in der Komturei Chen, doch besitze nur die Hauptortschaft. Die ganzen Menüs um meine Provinz zu verwalten sehen alle aus, als wären sie mit Tinte hingemalt worden, was ich durchaus angemessen finde. Sie geben mir natürlich verschiedene Informationen, wie die überaus großen Bevölkerungszahlen. Da Handel bestimmt sehr gut für mich und das Reich ist, schließe ich Handelsabkommen mit dem einzigen Nachbarn, der mit nicht abgrundtief hasst. Dabei gibt es mir sogar an, wie reich dieser Mensch an Geld und an Reis ist.
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Anfangs ist noch vieles gesperrt, was ich erst durch Forschung und Prestige freischalte. Forschung erfolgt durch Reformen, die man alle paar Runden einführen kann. Dabei gibt es verschiedene Äste eines Baumes, die man erforschen kann. Allesamt in der schönen chinesischen Malereioptik.

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Prestige bekommt man, indem man sein Reich vergrößert. Das sollte man auch tun, da man dadurch die Möglichkeit hat, im Rang aufzusteigen. Ich habe es in dieser kurzen Zeit leider nicht geschafft, sehr viel zu erobern. Denn anders als in bisherigen Total-War-Teilen ist es nicht einfach, sich auszubreiten. Die anderen Fraktionen sind immerhin keine Rebellen oder Barbaren, sondern hochkultivierte Chinesen. Mir wird zwar vorgeschlagen, die Reste des Han-Kaiserreichs zu vernichten, doch das klingt einfacher als getan. Die Aggression lässt andere Fraktionen, die sich mir in den Weg stellen, erscheinen und davon gibt es gefühlt hunderte. Nach etwa 30 runden schlägt mir das Spiel sogar vor, dass ich doch die Schwierigkeit runterstelle, da ich scheinbar arg schlecht bin.
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Es ist sehr spaßig, die verschiedenen Diplomatischen Möglichkeiten auszuloten, die dieses Spiel bietet. Dabei gibt es neben dem klassischen Krieg erklären auch die Möglichkeit eine Fraktion dazu zu bewegen, einen Stellvertreterkrieg zu führen. Daneben natürlich noch die Handelsmöglichkeit, wobei es noch eine Art Artefakthandel gibt.
Als einziger Nachteil bleibt, dass man bei den ganzen chinesischen Namen meist nicht mehr wirklich durchblickt, wer jetzt wem gerade den Krieg erklärt hat. Doch das vergeht bestimmt, wenn man sich mit der Materie mehr beschäftigt. Um die Verwirrung perfekt zu machen, wird mit Tod des derzeitigen Anführers einer Fraktion der Name an den neuen Herrscher anpasst. Mit anderen Worten, wenn mein Anführer Cao Cao stirbt, bin ich nicht mehr die Fraktion Cao Cao sondert die Fraktion Cao Pi.
Insgesamt finde ich diese Verwirrung gerade gut, weil es gut die chaotischen Tumulte dieser Zeit widerspiegelt. Außerdem wird es damit noch belohnt, wenn man sich weiter in dieses Spiel hineinversetzt und sich mit den Charakteren beschäftigt. Da jede Person auch eine eigene Persönlichkeit besitzt, kann es durchaus sein, dass bei Anführerwechsel einfach mal ein Bündnis gebrochen wird.
Daneben gibt es das übliche Total War-Gemetzel. Fraktionen steigen auf und fallen. Dabei tauchen auch alte Bekannte wieder auf. Beispielsweise werden die Gelben Turbane erst ausgelöscht nur um sich dann 2 Runden später wieder zu erheben.
Zu den Wirren des Krieges kommt natürlich noch, dass es Menschen gibt, die Diplomatie betreiben wollen. Ein gewisser Yuan Shu will ständig von mir, dass ich ihn als Kaiser anerkenne, was sehr gut zu seiner Persönlichkeit als Arroganter Opportunist passt.

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So bieten mir auch andere Fraktionen ständig Neues an und es wird auch schon mal ein Frieden angeboten, wenn es dem Feind besser in den Kram passt. Oder man bekommt eine Einladung eine Koalition zu gründen.
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Dummerweise gibt es noch den einen oder anderen Textfehler, aber das ist zu verschmerzen.
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Die Mechaniken innerhalb des Spiels sorgen dafür, dass man nicht anfangs alles tun kann, sondern sich langsam hocharbeiten muss, indem man die Stufen der Prestigeleiter erklimmt. Ich habe noch nicht feststellen können, ob man diese Stufen auch wieder runterfallen kann.
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Aber auch wenn dies nicht so ist, ist die Schwierigkeit durchaus fordernd. Mein Cao Cao wurde von seinen Ambitionen eingeholt, als ich 3 Provinzen abtreten musste um endlich ein wenig Frieden zu haben.

Performance:
Es läuft alles so flüssig! Das Spiel hat etwas lange Ladezeiten, die wohl meinem System geschuldet sind. Aber danach läuft alles flüssig. Die Performanceprobleme, die man beispielsweise mit Rome II hatte, scheinen der Vergangenheit anzugehören. Ich hatte in den ganzen 7 Stunden, die ich gespielt habe, nicht ein einziges Mal Probleme oder gar Ruckler. Es bleibt abzuwarten, wie das im späteren Spielverlauf ist, wenn die Armeen mehr und die Länder größer werden.

Gefechte:
Die Anfangsschlacht ließ mich ein wenig befürchten, dass die KI mal wieder nur dumm dasteht. Das ändert sich jedoch in den folgenden Schlachten, der Feind wirft mir seine Hauptlinie entgegen und die Kavallerie jagt tatsächlich meine Bogenschützen. Mehr als Standardtaktiken sind der KI wahrscheinlich nicht möglich, doch es reicht um beschäftigt zu bleiben. Auch haben sie die Belagerungsschlachten so weit überarbeitet, dass die Feinde sich auch aktiv auf einen zubewegen, wenn sie in der Überzahl sind.
Das Duellsystem ist eine sehr interessante Art, den Ausgang einer Schlacht zu beeinflussen, wenn man einfach keine Lust hat, Hunderte von Bauernleben zu verlieren. Auch wenn ich sagen muss, dass die KI dies öfters ablehnt. Bleibt abzuwarten,
Was etwas negativ auffällt ist die geringe Zahl von Soldaten, die man pro Einheit hat. Ich bin aus der Geschichte gewohnt, dass in China Heere im zweistelligen Tausenderbereich herumlaufen. Doch ich verstehe, wenn man dies zugunsten der Performance runterskaliert.

Fazit:
Dieses Spiel der Total-War-Reihe hat mir extrem gut gefallen. Ich war anfangs skeptisch, ob es mir ein tieferes Gefühl der Zeit und ihrer Wirren vermittelt. Doch es hat mich definitiv überrascht. Die Umsetzung einer chaotischen Epoche in einer für mich Mitteleuropäer ungewohnten Umgebung ist meiner Meinung nach gelungen. Der Soundtrack ist so wie man es sich als typisch chinesisch vorstellt. Über die Grafik ließe sich streiten, da sie in Sommerrunden etwas grell war und im Kriegsnebel etwas comichaft wirkt. Mir gefiel sie. Die Komplexität und Tiefe dieses Spiels hat mich regelrecht in seinen Bann gezogen, soweit dies ein Strategiespiel tun kann.
Alles in allem kann ich dieses Total War jedem empfehlen, der sich von der Total War Reihe wegen mangelnder Komplexität abgewandt hatte oder vorhatte dies zu tun. Aber Vorsicht, man muss sich mit einer anderen Kultur auseinandersetzen! In China sind die Gemüter anders, aber das macht auch den Reiz dieses Spiels aus.

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Re: Total War: Three Kingdoms - Rezension

Beitragvon Galien » 30. Mai 2019 10:10

Vielen Dank für deine Eindrücke des Spiels in dieser Rezension Methos der Eine.
Wie verhält es sich denn mit der Quantität von Duellanfragen während des Gefechtes, ich stelle mir das eher nervig vor, wenn ich davon mehrere Anfragen innerhalb des Kampfes erhalte und jedesmal ablehne.
Eigennützige Werbung für meine hier geschriebenen AARs:

England in HoI III: For Crown And Country!
Deutsches Reich in HoI III: Tagebuch eines deutschen Landsers
Karthago in Total War Rome 2: Alleine gegen den Rest der Welt!

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Re: Total War: Three Kingdoms - Rezension

Beitragvon nordstern » 25. Juni 2019 19:23

Ist es möglich das Spiel zu spielen ohne auf die Charaktermechanik einzugehen? Mir gefällt dieses Loyalität und Vertrauenssystem, etc nicht wirklich.
Ich bin Legastheniker. Wer also Rechtschreibfehler oder unklare Formulierungen findet, soll bitte versuchen die Grundaussage zu verstehen oder darf sie gerne behalten :)

Danke für euer Verständnis.

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Re: Total War: Three Kingdoms - Rezension

Beitragvon Ischozar » 16. Juli 2019 17:14

nordstern hat geschrieben:Ist es möglich das Spiel zu spielen ohne auf die Charaktermechanik einzugehen? Mir gefällt dieses Loyalität und Vertrauenssystem, etc nicht wirklich.


Nein, dass ist nicht möglich. Das Charaktersystem ist wichtiger Bestandteil.
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Re: Total War: Three Kingdoms - Rezension

Beitragvon The Captor » 22. Juli 2019 20:38

Ischozar hat geschrieben:
nordstern hat geschrieben:Ist es möglich das Spiel zu spielen ohne auf die Charaktermechanik einzugehen? Mir gefällt dieses Loyalität und Vertrauenssystem, etc nicht wirklich.


Nein, dass ist nicht möglich. Das Charaktersystem ist wichtiger Bestandteil.


Im Modus Geschichte werden die Helden sehr in den Mittelpunkt gerückt, im Modus Aufzeichnung aber meines wissens nicht. Das ist also eher speilbar für dich nordstern.....denke ich!
Guten Tag, ich hätte gerne 200g Mett, Dankeschön.

GrossMichael
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Re: Total War: Three Kingdoms - Rezension

Beitragvon GrossMichael » 10. April 2020 16:29

Dies ist das beste Total War- und Strategiespiel, das ich je gespielt habe. absolut erstaunliche Action und großartige Grafiken.