[StSt: Hof] Die Königreiche Kastilien und León

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Elendil 03
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Re: [StSt: Hof] Die Königreiche Kastilien und León

Beitragvon Elendil 03 » 11. Dezember 2018 22:33

R19: Antwort des maurischen Königs (Öffnen)
Mannis hat geschrieben:R19:

An Ali ibn Yusuf,

mit Bedauern nehmen wir die Botschaft ob der neu aufflammenden Aggression und des Krieges in Nordafrika gegen unsere christlichen Freunde aus Sizilien zur Kenntnis. Waren wir bisweilen stets der Ansicht, dass Ihr ein Mann des Friedens und der Diplomatie seid, so kommen wir nicht umhin Euch nun in einem anderen Lichte zu sehen.
Juristisch, so scheint es mir, ist es zumindest umstritten ob es sich um eine Wiederaufnahme des Alten oder doch das Verbreiten eines neuen Krieges ist. Doch die wahre Natur des Krieges wird uns und der Welt schon bald offenbar werden. Geht es um die durch Sizilien begonnene Zwist um die Algerischen Provinzen Nordafrikas, so werden wir gewillt sein den Krieg als Fortsetzen eines alten Konfliktes in Neutralität auszuharren. Doch sollte uns die Kunde erreichen, dass Muslimische Kampfverbände das Mittelmeer überwinden wollen und das christliche Land Italiens mit Krieg bedrohen, so habt die Gewissheit, dass die Königreiche Kastilien und León sich Euch und Eurem Vorhaben entgegenstellen werden.

So kündigen wir heute den Nichtangriffspakt zwischen den Almoraviden und Kastilien-León, um frei von diesem alten Versprechen Eurer nächstes Vorhaben und Euer baldiges Verhalten beurteilen und mit entsprechenden Maßnahmen bedenken zu können.

gez. Alfsonso Jimenez


An den ملك von قشتالة وليون,
nicht minder als Ihr sind wir überrascht von Eurem Gesinnungswandel. Ist doch إيطاليا ebenso sehr das Land der المسيحيين, wie der المغرب الأوسط seit vierhundert Jahren der دار الإسلام angehört. Fern sei es von mir, diese offenkundige Tatsache anzufechten. Weshalb verdächtigt Ihr uns auf einmal einer derart unmässigen Gier, dass wir uns zur Erweiterug unseres Herrschaftsgebiets solch eindeutige Umstände verleugnen würden?
Ihr sprecht von Euren "christlichen Freunden" aus صقلية. Dabei braucht Ihr nicht lange zurückzudenken, um Euch an die eindeutigsten Beweise für die Hinterlist, der Verschlagenheit und Heimtücke der verachtenswerten النورمان zu erinnern. Hat doch die Schlange Bohemund von تارانتو vor kaum fünf Jahren die Grossen der Welt mit Abscheu erfüllt, als er für ein Weibsstück Land und Lehnsherr, Glauben, Familie und Untertanen gleichermassen verriet und seine feierlichsten Eide brach, als er dem Heer des selbsternannten خليفة die Tore von أنطاكية öffnete. Dieser ist ein Einzelfall, meint ihr?
Bohemunds Falschheit wiegt schwerer als die Untaten seiner ganzen restlichen Sippschaft. Doch auch sein bei den النورمان bis in das ferne بريطانيا jenseits des Meeres hochverehrter Vater Robert der Listige zog es vor, jahrzehntelang gegen die اليونانيون und selbst gegen den خليفة von روما ins Feld zu ziehen als gegen die benachbarten مسلمون auf صقلية, ja selbst vor der Stadt روما, die den المسيحيين heilig ist, die Hand nicht zurücknahm und sie seine Männer tagelang der Plünderung preisgab.
Sagt mir, wie viele normannische Schwerter sah الأندلس in den Tagen, Monaten, Jahren, nachdem Ihr bei الزلاقة in der Nacht verwundet vor dem Heer meines Vaters fliehen musstet? Mir deucht, das Handvoll war allein des Geldes wegen dort. Ihr schuldet ihnen nicht das Geringste.
Ich bitte Euch, Eure Entscheidung zu überdenken. Wir werden nur nehmen, was uns zusteht, und wenn Ihr es ebenso zu halten wünscht, dann spricht nichts gegen ein Fortbestehen unseres Abkommens. Doch muss ich wohl fürchten, es steckt mehr dahinter, wenn Ihr ohne weitere Abklärungen Euer gegebenes Wort für ungültig erklärt. Vielleicht hat der Umgang mit Volk vom Schlage der النورمان Euren Charakter jüngst zum Schlechteren beeinflusst, dann solltet Ihr diese künftig von Euch und Eurem Haus fernhalten, vielleicht das Gold Eure Schreibhand und Euer Gewissen gelockert. Doch richtige Verhandlungen werden von Angesicht zu Angesicht geführt. Daher beabsichtige ich, einen Unterhändler an Euren Hof senden, um erneut Gespräche aufzunehmen. Ich hoffe, Ihr werdet Ihn wohlwollend empfangen. Zum Zeichen unserer Aufrichtigkeit nehmt doch ein kleines Geschenk an, es handelt sich um ein شطرنج-Spiel, von einem der erfahrensten Kunstschnitzer von فاس aus عاج eigens für Euren Gebrauch gefertigt.
Möge es Euch viel Kurzweil bescheren und zu Eurer Zerstreuung beitragen.
31972

gez. Ali ibn Yusuf امير المسلمين
Elendil, Sohn des Amandil, genannt der Getreue, aus dem Hause Elros' und dem Geschlecht derer von Númenór, von Eru Allvaters Gnaden Hochkönig der Menschen der Hinnenlande, von Arnor und Gondor, Herr zu Annúminas und Osgiliath, in den Türmen der Sonne und des Mondes
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Re: [StSt: Hof] Die Königreiche Kastilien und León

Beitragvon Elendil 03 » 4. Januar 2019 16:25

BildBild

Zügig trabte ein gutes Dutzend schmutziger Reiter durch die weite, flache Ödnis des Páramo Leonés; am Wegesrand schmolzen die letzten Überbleibsel des schneereichen Winters dahin. Ein beissender Westwind von den Montes de León her, die am sich am Horizont entlangzogen, wehte dem almoravidischen Gesandten Schakir al-Fazari kalten, trockenen Staub in die linke Gesichtshälfte. Doch die Sonne schien, fahl und diffus noch, aber stark genug, um etwas Wärme zu spenden. Seit seinem letzen grösseren Auftrag in Bagdad waren - grosser Gott, zehn Jahre vergangen. Al-Fazari fasste sich nachdenklich an den Bart. Damals hatte seine Wangen nur ein lichter Flaum bedeckt, und seine diplomatischen Fertigkeiten hatten nicht ausgereicht, die Aufmerksamkeit von Kalif und Sultan länger als ein paar Minuten zu fesseln. Überhaupt war Diplomatie bis dahin in der Geschichte des jungen Almoravidenreiches erst spärlich zum Einsatz gekommen. Seither hatte er weiter an der grossen Madrasa von Fès an seiner Redekunst gefeilt, seine internationalen Beziehungen ausgebaut und sich erst kürzlich von verschiedenen hohen Herren, die ihm zumeist nur flüchtig bekannt waren, mit Empfehlungsschreiben an den König von Kastilien und León ausstatten lassen. Doch zwischenzeitlich hatte er befürchtet, die Gunst seines Herrn Yusuf in Taschfin - Allah erbarme sich seiner - durch die diplomatische Panne eingebüsst zu haben. Auch der jüngste Bündnisschluss mit dem Fatimidenkalifen war ohne sein Zutun bewerkstelligt worden. Doch al-Fazari liess sich dadurch nicht entmutigen. Nun war er wieder im Einsatz und fühlte sich bereit, die Anliegen seines Herrschers zu vertreten.
Bald kamen die Reiter aus der kalten und trockenen Ebene ins windgeschützte und daher schneefreie Tal des Río Bernesga. Die Vegetation begann üppiger zu werden. Trotzdem freute sich Schakir al-Fazari auf ein Glas frischer Ziegenmilch und ein prasselndes Kaminfeuer in seiner Unterkunft, in deren Genuss er seit seiner Abreise aus
Batalyus elfeinhalb Tage zuvor zuvor nicht mehr gekommen war. Seither waren sie über dem Verlauf der alten Via de la Plata gefolgt, bis sie am Vortag in Astariqa haltgemacht hatten. Heute nahmen sie die letzte Etappe des Weges in Angriff und hatten sich daher seit dem Fadschr noch keine Rast gegönnt. Bis zur Dämmerung hatten sie noch ein Stück Weges zurückzulegen, auch wenn die Landschaft jetzt etwas freundlicher wurde.
Bild

Als am späten Nachmittag die Zinnen der römischen Quadermauer von León über den Ginsterbüschen an den Talhängen zum Vorschein kamen, verschärfte die Gruppe ihren Ritt. Die Reiter wandten sich vom Flusslauf zu ihrer Rechten ab und kehrten auf die Ebene zurück. Eine schmale Landstrasse führte sie an eines der Stadttore, das nur ein kurzes Stück westlich des Flusses lag. Die Wachtposten liessen sie gegen Vorweis ihres auf Kastilisch und Arabisch verfassten Gesandtschaftsschreibens passieren.
Von dort aus ritten sie durch die engen Strassen der Stadt in Richtung des Palastes. Vor dem Eingangstor sassen sie ab und al-Fazari betrat das Gebäude alleine. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Kammerherrn, bei dem er für den morgigen Tag eine Audienz beim König angesetzt hatte, kam der Diplomat mit sichtlicher Vorfreude auf die Wohltaten ihrer nur wenige Strassenzüge entfernten Herberge aus dem Palasttor. Im Aufsitzen hielt er kurz inne, drehte sich um und fragte einen der Wachen:
"Gibt es hier ein öffentliches Bad?"
Dieser musterte ihn belustigt.
"Ein Bad, sagt Ihr? Da lang. Nehmt die dritte Abzweigung links und fragt nach Pedro dem Bader. Seine Stube liegt gleich am Fluss."
Elendil, Sohn des Amandil, genannt der Getreue, aus dem Hause Elros' und dem Geschlecht derer von Númenór, von Eru Allvaters Gnaden Hochkönig der Menschen der Hinnenlande, von Arnor und Gondor, Herr zu Annúminas und Osgiliath, in den Türmen der Sonne und des Mondes
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Re: [StSt: Hof] Die Königreiche Kastilien und León

Beitragvon Mannis » 20. Januar 2019 17:02

R22:

Es war spät geworden in León, der Mond stand bereits hoch über dem Himmelszelt und der Hof seiner Majestät, König Alfonso Jimenez, lag bereits im tiefen Schlaf. Nur aus wenigen Fenstern schimmerte noch vereinzelt Licht, eines der noch beleuchteten Fenster gehörte zu Domingo Francos Gemächern, dem Kardinal von León und einstigen Kurienleiter von Papst Paschalis. Eine handvoll Kerzen beleuchtete den Raum nur spärlich mit Licht, doch ausreichend genug, sodass die Person die im Solar am Tisch saß und über der abendlichen Post saß auch die Schrift zu lesen vermochte.

Domingo seufzte auf als er die Botschaft vom Kaiser des Römischen Reiches gelesen hatte. Der zuvor weitestgehend unbeachtete und regionale Krieg im tiefsten Osten der katholischen Glaubensgemeinschaft, zwischen dem polnischen König und den Heiden aus Litauen gewann zunehmend an Bedeutung und drohte nun gar sich zu einem weltweiten Flächenbrand zu entwickeln.

Das päpstliche Dekret, die Erhebung einer Kirchensteuer war eines der zentralen Wahlversprechen gewesen und so durfte die Erhebung einer solchen nur wenig Überraschung auslösen. Doch ein kleiner Formulierungsfehler, eine noch so kleine Unachtsamkeit, würde diplomatischen weite und ungeahnte Kreise ziehen können. Domingo unterstützte an sich eine derartige Kirchensteuer, gebunden an das Versprechen die Gelder sinnvoll auszugeben. Doch die fast blinde Unterstützung der Kurie gegenüber dem polnischen König und die nicht vorhergegangene eindeutige Festlegung darauf, dass es lediglich um den Krieg gegen die Heiden ging ließ nun die Orthodoxen Staaten aufhorchen und stiftete Unfrieden.

Domingo kam nicht umher dem Kaiser von Byzanz um sein Geschick zu beneiden. Er schlachtete diesen Fauxpas für seine Zwecke vortrefflich aus und zementierte seinen Großmachtanspruch innerhalb sowie auch außerhalb der orthodoxen Glaubensgemeinde in eindrucksvoller Manier. Selbst der Doge von Venedig, den Domingo als überaus zurückhaltend und diplomatisch kennengelernt hatte, stand scheinbar unbeirrt an der Seite der Orthodoxen und scheint auch einem offenen Bruch mit der Katholischen Kirche nicht zu scheuen.

Für Domingo war die Sachlage jedoch klar: Der polnische König führte einen Krieg gegen die Heiden aus Litauen, um ihren Anspruch auf Prussia durchzusetzen und gleichsam um den katholischen Glauben in der Region zu verbreiten. Während Litauen sich erst nach dem Angriff an die katholische Kirche und gleichsam auch das Römische Reich wandte, um in die Glaubensgemeinschaft aufgenommen zu werden. Doch eben jenes anbiedern an beide Seiten sollte zu Denken übrig geben. Wollten die Heiden tatsächlich zu Gott finden, oder wollten sie lediglich unter einen warmen Mantel schlüpfen, um sich so der Unterstützung von Außen zu sichern im Krieg gegen die Polen? Die Antwort hierauf lag für Domingo auf der Hand.

Doch nicht nur im weit entfernten Osten war schlimmes zu befürchten, dem Kardinal trieb auch die Furcht im eigenen Land um. Der Thronprinz, Sancho, mittlerweile verheiratet mit einer ausgesprochen hübschen englischen Adelstochter verfiel immer häufiger in Rage und erhielt zu Weilen den Titel „der Zornige“. So befürchtete Domingo, dass mit dem zunehmenden Alter des Königs und dem zunehmenden Einfluss des Thronprinzen auch die Bereitschaft und Bekenntnis zum Frieden abzunehmen vermochte. Noch war der König aber zugegen und noch verblieb eine Gelegenheit auf Frieden, trotz des gekündigten Nichtangriffspakt mit dem Mauren.

-------------------------------------------------------------

Und so kam es, dass der Maurische Botschafter am Tag darauf, nach dem er sich ausgiebig im Badehaus Leóns säubern konnte, dem Hofstaat seiner Majestät König Alfonso vorgeführt wurde. Doch zu Domingos größten Entsetzen, hatte der König zuvor verfügt, dass sein Sohn die Verhandlung führen möge.

„Al-Fazari ich begrüße Euch am Hof von Kastilien-León. Wir sind erfreut, dass erneut ein Botschafter aus dem Reich der Almoraviden unter uns weilt und freuen uns darauf die Worte Eures Herrn, den Malik der Almoraviden, zu vernehmen.“

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Re: [StSt: Hof] Die Königreiche Kastilien und León

Beitragvon Elendil 03 » 3. Februar 2019 16:50

Schakir al-Fazari mochte zwar sich am Vortag zwar gesäubert haben, doch war er Zeuge des schmutzigen Gewerbes geworden, das der Bader von León nebenbei betrieb und vor dem einige wohlhabende Bürger selbst jetzt, zu ihrer Fastenzeit, Gebrauch zu machen pflegten. Die Badehäuser im Norden waren vollkommen anders, als wer sie gewohnt war. Statt mehrerer beheizter Becken, die dem einzigen öffentlichen Vergnügen dienten, das unter den al-Murabitun nicht verpönt war, hatte er einen grossen Raum voll hölzerner Bottiche vorgefunden, in denen Wasser aus dem Fluss nur knapp oberhalb der Abwassereinflüsse über dem offenen Feuer erhitzt wurde. Männer und Frauen badeten für gewöhnlich zusammen, und zu welchem Zweck die Nebenkammern dienten, in welchen immer wieder ein nacktes Paar verschwand, hatte er nicht lange rätseln müssen. Noch dazu hätte er schwören können, dass die wenigsten von ihnen durch eine gültige Ehe verbunden waren...
Jetzt betrachtete er mit gesenktem Knie das trotz der schwunghaften Anrede eher verkniffene Gesicht seines Gegenübers einen Moment. Die harten Züge des Kronprinzen bildeten einen krassen Gegensatz zum sanftmütigen Lächeln seines Vaters, doch aus ihren Augen blickte dieselbe Entschlossenheit. Sanchos jugendlicher Tatendurst und massiger Körperbau taten ihr Übriges. Seinen Mangel an Erfahrung machte er mit seinem machtbewussten Auftreten mehr als wett. Er, Sacho Jiménez, Erbe der beiden mächtigsten christlichen Reiches auf der Iberischen Halbinsel.
Einen Moment lang erinnerte ihn die Haltung des kastilischen Thronfolgers auf seltsame Weise an Abu Bakr ibn Umar, den er als Knabe in
Aghmat auf einer Geschäftsreise seines Vaters persönlich gesehen hatte.
Al-Fazari blinzelte, als müsse er den Wüstensand aus seinen Augen entfernen. Seine Gedanken kehrten aus dem fernen
Wadi Ourika zurück, bevor sie sich in den Weiten der as-Sahra verlieren konnten, und er mit ihnen dieses Gespräch. Er atmete einmal durch und sprach dann in respektvollem Ton, aber offen heraus:
"Es ist mir eine grosse Ehre, Majestät, vor Euch persönlich erscheinen zu dürfen. Dessen ungeachtet betrüt es mich, dass Euer allergütigster Vater über seine anstrengenden Regierungsgeschäfte nicht die Musse gefunden hat, meine Anwesenheit durch seine persönliche Präsenz noch weiter zu hono-"
Noch bevor al-Fazari Gelegenheit hatte, seinen Satz zu Ende zu führen, geschweige denn, ihn zu bereuen, erscholl ein lauter Hornstoss und die breite Flügeltür aus poliertem Eichenholz an der Seitenwand wurde weit aufgestossen. Begleitet von Paukenschall trat der König trat unter dem steinernern Torbogen hindurch in den Thronsaal ein, begleitet von vier vollständig gewappneten Rittern seines Haushalts. Al-Fazari zuckte zusammen, fing sich, drehte sich um, ohne aufzustehen, und senkte den Kopf demütig vor dem Herrscher, der würdevoll auf dem rechten der beiden Thronsessel vor ihm Platz nahm und seinen Bliaut glattstrich. Dieser Sancho war gewitzter als gedacht, ging es al-Fazari durch den Kopf. Mit einer graziösen Geste bedeutete ihm der König, sich zu erheben, blieb jedoch stumm.
Sancho hatte die Antwort des Diplomaten zunächst verblüfft, schliesslich waren die Verhnadlungen, bei denen er bisher zugegen gewesen war, mit diplomatischere Eröffnungen als dieser begonnen. Er überlegte einen Moment, ob er das Gesprüch für diese Unverfrorenheit kurzerhand abbrechen soll, während sein Vater dem Gesandten einen gehörigen Schrecken einjagte. Da spürte er die Blicke der versammelten Höflinge auf sich brennen und stand hastig auf, während sein Vater den Raum durchmass.
Der Maure hatte Schneid, das gefiel ihm. Dies war eine äusserst willkommene Gelegenheit für ein kurzweiliges Wortgeplänkel, die er sich nicht so leicht entgehen lassen würde. Der König und sein Sohn setzten sich hin, mit einem unauffälligen Nicken erteilte der Vater Sancho die Erlaubnis, vor ihm zu sprechen. Ruhig und bestimmt erklärte er:

"Nun, dieser Umstand dürfte Eurem Anliegen nunmehr nicht weiter hinderlich sein. Wie Ihr will auch ich ohne Umschweife zur Sache kommen. Was ist Euer Anliegen?"
Al-Fazari erkannte ein belustigtes Zucken um Sanchos rechten Mundwinkel.
"Meine erlauchtesten Herren, ich bitte um Verzeihung für meine voreiligen Worte", warf er schnell ein.
"Umso grösser ist meine Freude, Majestät" hierbei richtete er seinen Blick auf den Monarchen, und fuhr, eine leichte Verbeugung andeutend, fort: "dass Ihr doch erschienen seid, dieser Unterredung beizuwohnen. Für einen Mann Eures Ranges ist es ein Zeichen höchster Gnade, seine kostbare Zeit einem einfachen Boten wie mir zu schenken. Eurem ergebenen Diener, Majestät" setzte er, sich nach dem Prinzen umdrehend, hinzu, "stünde ich nicht im Auftrag des edlen, Euch freundschaftlich zugetanen Amir al-Mu'minin Ali ibn Yusuf. Mein Herr entbietet Euch sein Grüsse und möchte Euch, ehe wir mit den Verhandlungen fortfahren, eine bescheidene Gabe zukommen lassen, einen wollenen Webumhang in den Farben der alten Kaiser von Ruma. Um das Gewebe zu färben, wurden die Sekrete von 10'000 der Tiere benötigt, die wir als قوقعة بحرية bezeichnen." Hinter al-Fazari trat einer seiner Begleiter hervor und öffnete eine Truhe, der das kostbare Kleidungsstück zusammengefaltet lag.
Zuletzt geändert von Elendil 03 am 16. Februar 2019 22:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [StSt: Hof] Die Königreiche Kastilien und León

Beitragvon John Doe » 6. Februar 2019 17:28

Ein Eilbote näherte sich den Toren Leons. Auch wenn er vollständig in einen einfachen Reisemantel gehüllt war und sein Erscheinungsbild so gar nicht zum edlen Rappen, den er ritt, zu passen schien, so war es doch das Schicksal der Krone, das ihn zu der beschwerlichen Reise über die Pyrenäen und durch die zahlreichen kleinen payes- die Bergtäler, die ganz Katalonien durchzogen- bewogen hatte.

Der Reiter behielt sein Tempo bei, bis er die Stadttore passiert hatte, und erst als er die Burg erreichte, warf ereinem Stallburschen ein Silberstück zu- mit der Bitte, er möge doch seiner müden Mähre eine Ruhepause in den königlichen Ställen gönnen, bis seine Audienz beim König beendet wäre.

Schließlich erbat er eine dringende Audienz bei König Alfonso von Kastilien und Leon. Dabei wedelte er ungeduldig mit einer Rolle Pergament herum, auf der klar erkennbar das gestreifte Siegel der Krone Aragons prangte.
Zuletzt geändert von John Doe am 11. Februar 2019 18:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [StSt: Hof] Die Königreiche Kastilien und León

Beitragvon Mannis » 9. Februar 2019 00:28

Für al-Fazari dürfte sich ein außergewöhnliches und mitunter amüsantes Bild der beiden Majestäten ergeben. Während sich der eine interessiert und wohlwollend vorbeugte, mit einer sachten Handbewegung dem Begleiter des Almoraviden andeutend doch das Gewand herauszunehmen und zu präsentieren, sodass er das dargebotene Gastgeschenk näher betrachten könnte, lehnte sich der junge Prinz und Erbe in seinem Stuhl zurück und beobachtete die Szenerie mit einem süffisanten schmunzeln.
Nachdem der Almoravid der Bitte des Königs nachgekommen war und das Gewand präsentierte, welches dem König ein anerkennendes:„Bemerkenswerte Arbeit.“, entlockte, ergriff der junge Prinz wieder das Wort und deutete ein Nicken an seinen Vater gewandt an.
„In der Tat, ein außergewöhnliches Werk, bitte entrichtet Eurem Herren Ali ibn Yusuf unsere Dankbarkeit für seine Großzügigkeit und Freundlichkeit gegenüber meiner Familie.“
Er ließ seine Worte noch kurz in dem Saal verhallen, ehe er wieder mit einem nicht unfreundlichen lächeln und mit breit geöffneten Armen fortführte.
„Nun, können wir zur Tat schreiten? Wir sind überaus neugierig zu erfahren, welchen Vorschlag uns Euer Herr unterbreiten möchte.“

---------------------------
Zu einer anderen Zeit.

Der Haushofmeister seiner Majestät Alfonso kam eilig in das Arbeitszimmer des Königs getreten, verneigte sich vor seinem Herren.
„Es ist ein Eilbote aus Aragon eingetroffen. Er trägt ein Pergament mit dem Zeichen der Krone von Aragon mit sich und erbittet dringend um eine Audienz.“
Der König seufzte leise auf.
„Dringend...so so...“
Er tunkte die Feder in ein Tintenfass welches vor ihm stand und setze an um den Brief den er zu schreiben gedachte weiter mit Leben zu füllen. Nach ein paar Minuten, der Haushofmeister hatte schon fast den Gedanken, dass seine Worte nicht durchgedrungen seien, da führte der König fort.
„Bringt mir Wein und meinen Sohn den Prinzen. Und dann, ja, und dann lasst den Boten hierher führen.“
So sollte es Geschehen, dass der Bote nach einiger Zeit zu den beiden schon anwesenden Herren geführt wurde.

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Re: [StSt: Hof] Die Königreiche Kastilien und León

Beitragvon Elendil 03 » 9. Februar 2019 23:50

Al-Fazari hatte sich wieder vollständig beruhigt und war sichtlich erleichtert über die Wirkung seines Präsents. Während ein Bediensteter es behutsam in die Asservatenkammer hinübertrug, sprach er mit klarer, fester Stimme:
"Gewiss, es wird mit ein Vergnügen sein, meinen Malik Eurer Erkenntlichtkeit zu versichern.
Wiewohl dieser auch für Euren Entscheid, den im Vertrag von Tulaytula vereinbarten Nichtangriffspakt zu beenden, Verständnis hegt, kann dieser Schritt seiner Meinung nach doch nichts Gutes für die Zukunft von al-Andalus bedeuten und hat ihm viel Kummer bereitet. Es scheint meinem Herrn unerlässlich, zum Wohle der Bevölkerung beider Seiten einen Versuch zu unternehmen, dieses Abkommens zu erneuern. Eure Beweggründe, das Versprechen zurückzuziehen, sind vollkommen legitim, allerdings ist wenn nicht die Aufrechterhaltung, so doch die Wiederbelebung dieser löblichen Abmachung, gegebenenfalls unter angepassten Konditionen, ebenso sehr. Zu diesem Zwecke seid zunächst einmal versichert, dass die al-Murabitun in keinster Weise mit den Spannungen im aragónesisch-genuesischen Grenzgebiet in Zusammenhang stehen und die Aktion König Pedros weder finanziell noch durch Rat oder Zusicherungen unterstützt, geschweige denn ihn dazu angestiftet haben. Ein derartiger Eingriff in fremde Belange liegt uns fern. Wir sehen uns nicht im Geringsten dazu veranlasst, überhaupt in andalusischen Angelegenheiten zu intervenieren, wo es schliesslich gilt, die normannische Besatzung Ifriqiyas zu bekämpfen. Dies ist und bleibt das Hauptziel des Amir al-Mu'minin und dürfte die Beziehungen zwischen unseren Völkern insofern nicht beeinträchtigen, da Eure vertragliche Bindung an die verschlagenen Normannen nur soweit reicht, als ihnen durch einen äusseren Angriff unrecht getan wird. Dies ist hier durchaus nicht der Fall, vielmehr stellt diese unrechtmässige Besetzung der einstigen Länder der Banu Ziri und Banu Hammad eine schwerwiegende Verletzung der Souveränität jener den al-Murabitun blutsverwandten Berbervölkern der Sanhadscha dar, die bis vor einigen Jahren unter der Herrschaft dieser beider Geschlechter standen. Über die Adäquanz ihrer Aussenpolitik lässt sich wohl diskutieren, doch ganz sicher ist es nicht die Angelegenheit der Normannen, über diese zu befinden. Man sollte meinen, dass sich deren König nach all den Jahrzehnten des Krieges gegen Griechen, Muslime, Langobarden und sogar das Chilafa von Ruma nach Frieden sehnte, doch scheint es sich hierbei um eine Fehlannahme zu handeln.
Infolge dieser Auseinandersetzung geht von unserer Seite keine Gefahr für die Königreiche der Masihiyin aus. Unserer Bereitschaft und Befähigung zur Selbstverteidigung tut dies jedoch keinen Abbruch. Indes wäre die Gewissheit, auch künftig freundschaftliche Beziehungen zu unseren nördlichen Nachbarn unterhalten zu können, eine grosse Ereichterung. Auch für Euch wäre eine stabile Grenze vorteilhaft, wenn Ihr andere militärische Aktionen in Betracht zieht, und mehr noch, wenn Euch an der Erhaltung des Friedens gelegn ist. Ich bin hier, um die Rahmenbedingungen für die Erneuerung des Vertrags von Tulaytula mit Euren Majestäten zu bereden, sofern Ihr diesem Ansinnen nicht prinzipiell abgeneigt seid.
In dem Falle würde ich Euch bedauernswerterweise wohl überzeugen müssen", fügte er mit leichtem Schmunzeln hinzu.
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Re: [StSt: Hof] Die Königreiche Kastilien und León

Beitragvon John Doe » 11. Februar 2019 00:17

Der Bote, noch immer im selben, einfachen Wollmantel gekleidet, trat ein. Um diese späte Uhrzeit hatte sich der Thronsaal längst weitestgehend geleert, von den vielen Dutzend Höflingen, die üblicherweise am Rande des Saals saßen und tuschelten, war nichts zu sehen. Da Aragon dieser Tage nur wenige Freunde am Hofe Leons hatte, konnte der Bote nur froh über ihre Anwesenheit sein.

Am Ende des Saals angekommen fiel er vor dem König und dessen Sohn auf ein Knie. Dann, offenbar unschlüssig, an wen er sich nun wenden sollte, begann er schließlich doch, an Rei Alfonso gerichtet, seine Rede.

“Eure Majestät, mein Name ist Domingo de Peñalosa. Facundo Moranon, Bischof von Tarragona, ist mein Mentor und guter Freund. Eine plötzliche Krankheit hinderte ihn daran, sich persönlich nach Leon zu begeben, und so schickte er mich, um mit Euch zu verhandeln“ über das Schicksal tausender Spanier, dachte Domingo nervös.

“Ein Krieg zieht herauf, Eure Majestät, wie Ihr vielleicht schon bemerkt habt. Bischof Facundo versuchte in den letzten Monaten, König Pedro zu erreichen, doch hat er sich mit seinen Getreuen über den Winter in Toulouse verschanzt und antwortet nicht auf seine Briefe. Ob er Krieg plant, ist ungewiss, doch was immer er auch plant, Facundo wird keinen Einfluss auf seine Entscheidung nehmen können. Das bedeutet, sollte die Lage weiter eskalieren, wird es zum Krieg kommen, und der Bischof wird keine Möglichkeit haben ihn zu verhindern. Tausende Christen werden sterben, auch in Spanien.

Facundo weiß, dass Ihr Euch nicht dazu bewegen lassen werdet, neutral zu bleiben, immerhin seid Ihr ja mit den Genuesen verbündet und ein Herrscher, der zu seinen Bündnissen steht. Doch will der Bischof sein Möglichstes tun, um zu vermeiden, das gute Christen umsonst sterben. Bedenkt, dass er sich nicht als Aragonese oder Untertan König Pedros an Euch wendet, sondern als Christ und Spanier.“


Domingo atmete tief durch, bevor er das Siegel brach, die Schriftrolle aufrollte und laut die Punkte vorlas, die ihm der Bischof diktiert hatte:

“Erstens: Das Königreich Kastilien-Leon und die Krone Aragons sehen davon ab, eroberte Städte zu plündern oder zu brandschatzen.

Zweitens: Gefangene werden niemals hingerichtet, sondern als Geisel genommen und verbleiben bis zum Ende des Krieges in Gefangenschaft , wenn sie nicht vorher durch eine angemessene Geldzahlung ausgelöst werden.

Diese Punkte dienen nur dazu, den Gottesfrieden aufrecht zu erhalten, den der Papst fordert. Christen und Spanier sollten einander selbst im Krieg nicht als Todfeinde bekämpfen. Und erst Recht sollten Mitglieder des Hauses Jimenez einander nicht abschlachten wie Vieh.“


Nachdem er geendet hatte, musterte er mal den König, mal den Kronprinzen, gespannt, wer zuerst das Wort ergreifen würde.
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Re: [StSt: Hof] Die Königreiche Kastilien und León

Beitragvon Mannis » 16. Februar 2019 15:03

Antwort auf den Almoraviden (Öffnen)
Al-Fazari hatte sich wieder vollständig beruhigt und war sichtlich erleichtert über die Wirkung seines Präsents. Während ein Bediensteter es behutsam in die Asservatenkammer hinübertrug, sprach er mit klarer, fester Stimme:
"Gewiss, es wird mit ein Vergnügen sein, meinen Malik Eurer Erkenntlichtkeit zu versichern.
Wiewohl dieser auch für Euren Entscheid, den im Vertrag von Tulaytula vereinbarten Nichtangriffspakt zu beenden, Verständnis hegt, kann dieser Schritt seiner Meinung nach doch nichts Gutes für die Zukunft von al-Andalus bedeuten und hat ihm viel Kummer bereitet. Es scheint meinem Herrn unerlässlich, zum Wohle der Bevölkerung beider Seiten einen Versuch zu unternehmen, dieses Abkommens zu erneuern. Eure Beweggründe, das Versprechen zurückzuziehen, sind vollkommen legitim, allerdings ist wenn nicht die Aufrechterhaltung, so doch die Wiederbelebung dieser löblichen Abmachung, gegebenenfalls unter angepassten Konditionen, ebenso sehr. Zu diesem Zwecke seid zunächst einmal versichert, dass die al-Murabitun in keinster Weise mit den Spannungen im aragónesisch-genuesischen Grenzgebiet in Zusammenhang stehen und die Aktion König Pedros weder finanziell noch durch Rat oder Zusicherungen unterstützt, geschweige denn ihn dazu angestiftet haben. Ein derartiger Eingriff in fremde Belange liegt uns fern. Wir sehen uns nicht im Geringsten dazu veranlasst, überhaupt in andalusischen Angelegenheiten zu intervenieren, wo es schliesslich gilt, die normannische Besatzung Ifriqiyas zu bekämpfen. Dies ist und bleibt das Hauptziel des Amir al-Mu'minin und dürfte die Beziehungen zwischen unseren Völkern insofern nicht beeinträchtigen, da Eure vertragliche Bindung an die verschlagenen Normannen nur soweit reicht, als ihnen durch einen äusseren Angriff unrecht getan wird. Dies ist hier durchaus nicht der Fall, vielmehr stellt diese unrechtmässige Besetzung der einstigen Länder der Banu Ziri und Banu Hammad eine schwerwiegende Verletzung der Souveränität jener den al-Murabitun blutsverwandten Berbervölkern der Sanhadscha dar, die bis vor einigen Jahren unter der Herrschaft dieser beider Geschlechter standen. Über die Adäquanz ihrer Aussenpolitik lässt sich wohl diskutieren, doch ganz sicher ist es nicht die Angelegenheit der Normannen, über diese zu befinden. Man sollte meinen, dass sich deren König nach all den Jahrzehnten des Krieges gegen Griechen, Muslime, Langobarden und sogar das Chilafa von Ruma nach Frieden sehnte, doch scheint es sich hierbei um eine Fehlannahme zu handeln.
Infolge dieser Auseinandersetzung geht von unserer Seite keine Gefahr für die Königreiche der Masihiyin aus. Unserer Bereitschaft und Befähigung zur Selbstverteidigung tut dies jedoch keinen Abbruch. Indes wäre die Gewissheit, auch künftig freundschaftliche Beziehungen zu unseren nördlichen Nachbarn unterhalten zu können, eine grosse Ereichterung. Auch für Euch wäre eine stabile Grenze vorteilhaft, wenn Ihr andere militärische Aktionen in Betracht zieht, und mehr noch, wenn Euch an der Erhaltung des Friedens gelegn ist. Ich bin hier, um die Rahmenbedingungen für die Erneuerung des Vertrags von Tulaytula mit Euren Majestäten zu bereden, sofern Ihr diesem Ansinnen nicht prinzipiell abgeneigt seid.
In dem Falle würde ich Euch bedauernswerterweise wohl überzeugen müssen", fügte er mit leichtem Schmunzeln hinzu.


Als der junge Prinz die Ausführungen des Diplomaten der Almoraviden lauschte zuckte seine Augenbraue für den Bruchteil einer Sekunde in Skepsis getrieben nach oben. Zugleich korrigierte er sein Spiel mit der Mimik, doch dem geübten Diplomaten wird dies sicher nicht verborgen bleiben. Sancho konnte es schlicht und ergreifen kaum glauben, was er gerade vernommen hat und versuchte die Informationen einzuordnen. Es gab im Vorlauf zu diesem Gespräch ohne jeden Zweifel Irritationen und auch eine gestiegene Vorsicht vor dem mächtigen Nachbarn im Süden ob Ihres Angriffs auf Sizilien und doch, Vorwürfe dass die Almoraviden hinter den Spannungen zwischen Aragon und Genua stecken könnten, hat es schlichtweg nie gegeben. Zumindest noch nicht. Doch just in diesem Augenblick eröffnete der Diplomat den beiden Majestäten aus Kastilien und Léon, dass sie nichts mit den Spannungen zu tun hätten und weder finanziell noch mit Rat darin involviert seien. So kam dieses Dementi ungefragt und so völlig ohne Not, was dem jungen Prinzen ein Unwohlsein bescherte.

In der Tat hatte Sancho bis vor wenigen Augenblicken nie einen Gedanken daran verschwendet, stand immerhin das reiche Königreich Frankreich hinter der Krone von Aragon und diente zuletzt stets als Erklärung für die außergewöhnlich hohe Truppenkonzentration des Nachbarn im Norden. Jedoch musste Sancho eines eingestehen: Der größte Profiteur dieses aufkeimenden Konfliktes zwischen Aragon und Genua wäre ohne jeden Zweifel der Almoravide, der den im Krieg beteiligten Genuesen so in einen Konflikt vor seiner Haustüre verstricken konnte. Selbst Kastilien und León, die als Reaktion des Krieges um Tunesien ihrerseits den Nichtangriffspakt mit den Almoraviden aufgekündigt hatten, konnte man so vom tobenden Krieg mit den neuen Spannungen im Norden ablenken und womöglich zu einem neuen Pakt bewegen, um „andere militärische Aktionen in Betracht ziehen zu können“.

Zweifelsohne würde es hierfür niemals Beweise geben, wenn sie denn überhaupt zutreffen würden, doch es wäre ein handfester Skandal, sollte sich ein Christlicher König gegen einen anderen Christen erheben mit der finanziellen Unterstützung eines Muslim. König Pedro hätte auf einen Schlag jeglichen Kredit und Glaubwürdigkeit verspielt und der Malik der Almoraviden erst recht. Sancho verwarf seine Gedanken vorläufig, König Pedro mochte er dies womöglich zutrauen, doch dem jungen Prinzen der Krone von Aragon könnte er dies niemals unterstellen. Immerhin hatte er ihn auf dem Turnier in Aragon vor einigen Jahren, als einen ritterlichen und authentischen jungen Mann kennengelernt. Sancho konnte nicht glauben, dass ein solcher sich an einer derartigen Verschwörung beteiligen könnte. So beugte er sich leicht vor und richtete sein Wort an den Diplomaten, nicht ohne eine Spitze auszuteilen: „Wir danken Euch für Eure Aufrichtigkeit zu Zeiten der schwelenden Zwietracht. Auch wenn Ihr wohl nicht leugnen könntet, dass der aufkeimende Konflikt Euch zumindest nicht ungelegen kommt? Sagt mir, wie verläuft der Krieg um Algerien und Tunesien?“

Der Prinz beobachtete die Reaktion seines Gegenübers genau, ließ ihm aber vorerst keine Zeit zu antworten und führte fort: „Fürwahr appelliert Ihr an unsere Friedensgesinnung, obgleich die Königreiche Kastilien und Léon zu keiner Zeit in den letzten mindestens 13 Jahre einen Krieg geführt haben und nie auch nur einen Hauch von Aggression gegenüber unseren südlichen und nördlichen Nachbarn gezeigt haben. An unserer grundsätzlichen friedlichen Gesinnung sollte folglich kein Zweifel bestehen, wenngleich ich nochmals betonen möchte, dass wir nicht weiter Tatenlos zusehen werden sollte die Integrität unserer Grenzen, als auch die unserer Verbündeten in Gefahr sein. Nichtsdestotrotz, so es die Diplomatie vermag, sind wir auch weiterhin bereit sie dem Schild und Schwerte vorzuziehen.“

Der Prinz lehnte sich auf seinem Platz wieder zurück und konnte sich ein schmunzeln nicht verkneifen: „Ihr seid also dazu eingeladen uns von einer Erneuerung des Vertrags von Tulaytula zu überzeugen.“




Reaktion auf den Eilboten aus Aragon (Öffnen)
Der Bote, noch immer im selben, einfachen Wollmantel gekleidet, trat ein. Um diese späte Uhrzeit hatte sich der Thronsaal längst weitestgehend geleert, von den vielen Dutzend Höflingen, die üblicherweise am Rande des Saals saßen und tuschelten, war nichts zu sehen. Da Aragon dieser Tage nur wenige Freunde am Hofe Leons hatte, konnte der Bote nur froh über ihre Anwesenheit sein.

Am Ende des Saals angekommen fiel er vor dem König und dessen Sohn auf ein Knie. Dann, offenbar unschlüssig, an wen er sich nun wenden sollte, begann er schließlich doch, an Rei Alfonso gerichtet, seine Rede.

“Eure Majestät, mein Name ist Domingo de Peñalosa. Facundo Moranon, Bischof von Tarragona, ist mein Mentor und guter Freund. Eine plötzliche Krankheit hinderte ihn daran, sich persönlich nach Leon zu begeben, und so schickte er mich, um mit Euch zu verhandeln“ über das Schicksal tausender Spanier, dachte Domingo nervös.

“Ein Krieg zieht herauf, Eure Majestät, wie Ihr vielleicht schon bemerkt habt. Bischof Facundo versuchte in den letzten Monaten, König Pedro zu erreichen, doch hat er sich mit seinen Getreuen über den Winter in Toulouse verschanzt und antwortet nicht auf seine Briefe. Ob er Krieg plant, ist ungewiss, doch was immer er auch plant, Facundo wird keinen Einfluss auf seine Entscheidung nehmen können. Das bedeutet, sollte die Lage weiter eskalieren, wird es zum Krieg kommen, und der Bischof wird keine Möglichkeit haben ihn zu verhindern. Tausende Christen werden sterben, auch in Spanien.

Facundo weiß, dass Ihr Euch nicht dazu bewegen lassen werdet, neutral zu bleiben, immerhin seid Ihr ja mit den Genuesen verbündet und ein Herrscher, der zu seinen Bündnissen steht. Doch will der Bischof sein Möglichstes tun, um zu vermeiden, das gute Christen umsonst sterben. Bedenkt, dass er sich nicht als Aragonese oder Untertan König Pedros an Euch wendet, sondern als Christ und Spanier.“

Domingo atmete tief durch, bevor er das Siegel brach, die Schriftrolle aufrollte und laut die Punkte vorlas, die ihm der Bischof diktiert hatte:

“Erstens: Das Königreich Kastilien-Leon und die Krone Aragons sehen davon ab, eroberte Städte zu plündern oder zu brandschatzen.

Zweitens: Gefangene werden niemals hingerichtet, sondern als Geisel genommen und verbleiben bis zum Ende des Krieges in Gefangenschaft , wenn sie nicht vorher durch eine angemessene Geldzahlung ausgelöst werden.

Diese Punkte dienen nur dazu, den Gottesfrieden aufrecht zu erhalten, den der Papst fordert. Christen und Spanier sollten einander selbst im Krieg nicht als Todfeinde bekämpfen. Und erst Recht sollten Mitglieder des Hauses Jimenez einander nicht abschlachten wie Vieh.“

Nachdem er geendet hatte, musterte er mal den König, mal den Kronprinzen, gespannt, wer zuerst das Wort ergreifen würde.


Die beiden Majestäten lauschten dem geistlichen Eilboten aus Aragon und als dieser endete war es der König der das Wort ergriff: „So stehen uns wahrlich dunkle Zeiten bevor. Ich schätze Euer offenen Wort in dieser Sachlage und bedaure, dass Ihr keine besseren Neuigkeiten aus Aragon mitgebracht habt. Als der gute Christ und Spanier, der ich bin und auch als Jimenez, kann ich Euren Wunsch nach so wenig Blutvergießen wie möglich verstehen und habe schon mit ganz ähnlichen Gedanken gespielt.“ Er unterbrach sich und tauschte einen kurzen Blick mit seinem Sohn aus, ehe der Prinz ergänzte: „Ihr sagtet selbst, dass der Vorschlag ohne königliche Autorität verfasst wurde? Könnt Ihr Euch zumindest dafür verbürgen, dass uns die Krone von Aragon dieselben Bedingungen zugesteht sollten wir Euren Vorschlag akzeptieren?“
Es kehrte kurzweiliges Schweigen ein ehe erneut der König bemerkte: „Fürwahr würde mich die Position der Krone von Aragon in dieser Sachlage interessieren. Doch vorläufig lasst Euch auch ohne Bestätigung von König Pedro gesagt sein, dass wir keinen Groll gegen das Volk Aragons hegen. Unser vorrangiges Ziel wird es sein ein übermäßiges Blutvergießen unter Christen zu vermeiden, wo es uns möglich ist. Sollten sich also im Laufe des Konfliktes Feldherren ergeben und ihre Waffen strecken, so wird Ihnen kein Leid geschehen. Erst recht sollen die einfachen Bürger und Städte verschont bleiben von Plünderung und Brandschatzung.“

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Re: [StSt: Hof] Die Königreiche Kastilien und León

Beitragvon John Doe » 16. Februar 2019 16:08

Domingo fiel ein Stein von Herzen, bevor er sich verneigte. "Facundo kennt König Pedro, seit er ein Kind ist. Es ist ein Vorschlag ganz in seinem Sinne. Auch dürft ihr nicht vergessen, dass der König nicht alleine das Königreich regiert- die verschiedenen corts von Aragonien und Kastilien haben dadurch nur zu gewinnen und stehen hinter dem Vorschlag. Zu guter letzt ist es Princep - oder Infante, wie ihr sagt- Alfonso, der in Abwesenheit des Königs von Saragossa aus regiert. Ich weiß nicht ob sein Ruf bis hierher gedrungen ist, doch ist er dem Volk landauf, landab als "der Ehrbare" bekannt- und auch er unterstützte mein Vorhaben."

In der Hoffnung, dass diese Zusicherung ausreichte, empfahl sich der Bote, um sich noch ein paar Stunden ausrasten zu können, bevor er in den frühen Morgenstunden die Rückreise antreten würde.
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Re: [StSt: Hof] Die Königreiche Kastilien und León

Beitragvon Elendil 03 » 7. März 2019 12:05

Antwort auf (Öffnen)
Mannis hat geschrieben:
Als der junge Prinz die Ausführungen des Diplomaten der Almoraviden lauschte zuckte seine Augenbraue für den Bruchteil einer Sekunde in Skepsis getrieben nach oben. Zugleich korrigierte er sein Spiel mit der Mimik, doch dem geübten Diplomaten wird dies sicher nicht verborgen bleiben. Sancho konnte es schlicht und ergreifen kaum glauben, was er gerade vernommen hat und versuchte die Informationen einzuordnen. Es gab im Vorlauf zu diesem Gespräch ohne jeden Zweifel Irritationen und auch eine gestiegene Vorsicht vor dem mächtigen Nachbarn im Süden ob Ihres Angriffs auf Sizilien und doch, Vorwürfe dass die Almoraviden hinter den Spannungen zwischen Aragon und Genua stecken könnten, hat es schlichtweg nie gegeben. Zumindest noch nicht. Doch just in diesem Augenblick eröffnete der Diplomat den beiden Majestäten aus Kastilien und Léon, dass sie nichts mit den Spannungen zu tun hätten und weder finanziell noch mit Rat darin involviert seien. So kam dieses Dementi ungefragt und so völlig ohne Not, was dem jungen Prinzen ein Unwohlsein bescherte.

In der Tat hatte Sancho bis vor wenigen Augenblicken nie einen Gedanken daran verschwendet, stand immerhin das reiche Königreich Frankreich hinter der Krone von Aragon und diente zuletzt stets als Erklärung für die außergewöhnlich hohe Truppenkonzentration des Nachbarn im Norden. Jedoch musste Sancho eines eingestehen: Der größte Profiteur dieses aufkeimenden Konfliktes zwischen Aragon und Genua wäre ohne jeden Zweifel der Almoravide, der den im Krieg beteiligten Genuesen so in einen Konflikt vor seiner Haustüre verstricken konnte. Selbst Kastilien und León, die als Reaktion des Krieges um Tunesien ihrerseits den Nichtangriffspakt mit den Almoraviden aufgekündigt hatten, konnte man so vom tobenden Krieg mit den neuen Spannungen im Norden ablenken und womöglich zu einem neuen Pakt bewegen, um „andere militärische Aktionen in Betracht ziehen zu können“.

Zweifelsohne würde es hierfür niemals Beweise geben, wenn sie denn überhaupt zutreffen würden, doch es wäre ein handfester Skandal, sollte sich ein Christlicher König gegen einen anderen Christen erheben mit der finanziellen Unterstützung eines Muslim. König Pedro hätte auf einen Schlag jeglichen Kredit und Glaubwürdigkeit verspielt und der Malik der Almoraviden erst recht. Sancho verwarf seine Gedanken vorläufig, König Pedro mochte er dies womöglich zutrauen, doch dem jungen Prinzen der Krone von Aragon könnte er dies niemals unterstellen. Immerhin hatte er ihn auf dem Turnier in Aragon vor einigen Jahren, als einen ritterlichen und authentischen jungen Mann kennengelernt. Sancho konnte nicht glauben, dass ein solcher sich an einer derartigen Verschwörung beteiligen könnte. So beugte er sich leicht vor und richtete sein Wort an den Diplomaten, nicht ohne eine Spitze auszuteilen: „Wir danken Euch für Eure Aufrichtigkeit zu Zeiten der schwelenden Zwietracht. Auch wenn Ihr wohl nicht leugnen könntet, dass der aufkeimende Konflikt Euch zumindest nicht ungelegen kommt? Sagt mir, wie verläuft der Krieg um Algerien und Tunesien?“

Der Prinz beobachtete die Reaktion seines Gegenübers genau, ließ ihm aber vorerst keine Zeit zu antworten und führte fort: „Fürwahr appelliert Ihr an unsere Friedensgesinnung, obgleich die Königreiche Kastilien und Léon zu keiner Zeit in den letzten mindestens 13 Jahre einen Krieg geführt haben und nie auch nur einen Hauch von Aggression gegenüber unseren südlichen und nördlichen Nachbarn gezeigt haben. An unserer grundsätzlichen friedlichen Gesinnung sollte folglich kein Zweifel bestehen, wenngleich ich nochmals betonen möchte, dass wir nicht weiter Tatenlos zusehen werden sollte die Integrität unserer Grenzen, als auch die unserer Verbündeten in Gefahr sein. Nichtsdestotrotz, so es die Diplomatie vermag, sind wir auch weiterhin bereit sie dem Schild und Schwerte vorzuziehen.“
Der Prinz lehnte sich auf seinem Platz wieder zurück und konnte sich ein schmunzeln nicht verkneifen: „Ihr seid also dazu eingeladen uns von einer Erneuerung des Vertrags von Tulaytula zu überzeugen.“

Al-Fazari hatte erkannt, was sich in den Gedanken seines Gegenübers abgespielt hatte, doch war er nicht überrascht. Misstrauen war leider das Gefühl, das ihm in seiner Karriere am meisten entgegengeschlagen und den tiefsten Eindruck auf ihn hinterlassen hatte.
"Majestät spricht, verzeiht, von zwei gänzlich unterschiedlichen Dingen. Lasst mich auf beide Punkte eingehen. Es verhält sich durchaus so, dass mein Herr das Zerwürfnis zwischen Saraqusta und Dschanua aus politischer Sicht begrüsst, wenn er selbstverständlich auch das Leid, welches aus ihm hervorgehen wird, nicht gutheissen kann. In der Annahme, dass dieser Umstand Euch ebenfalls bewusst sein dürfte, schien es mir angebracht, eventuelle Zweifel an unserer Aufrichtigkeit beiseite zu räumen, zumal solche gewiss keine gute Basis für eine erneute Annäherung darstellen. Keineswegs sehe ich indes einen Grund für Euren Argwohn. Es wäre mehr als absurd, bewegte eine fremde Macht König Pedro dazu, die demütigenden, Araghuns Souveränität verletzenden Forderungen einer ebenso fremden Macht ihren eigenen Vorstellungen gemäss zu erwidern, meint Ihr nicht? Berücksichtigt auch, dass es zwischen den Truppen meines Maliks und denen des Duq während des gesamten Kriegsverlaufs zu keinen Kampfhandlungen kam. Um auf Eure Frage nach dem Voranschreiten des Feldzugs angemessen zu beantworten, fehlt es mir an militärischem Verständnis, doch war bei unserem Aufbruch vor zwei Wochen im ganzen Land von einer erneuten Truppenaushebung die Rede, um die beim letzten Gegenschlag der Normannen erlittenen Verluste zu kompensieren. Es scheint mir eine erneute Offensive bevorzustehen; doch geht das Gerücht um, der alte Normannenkönig sei schwer erkrankt. Wenn es sich bewahrheitet, werden die Befehlhaber in al-Dschazair sich mit dem Angriff mit Sicherheit noch zurückhalten, bis die Nachticht von seinem Tod eintrifft. Der Malik Roger mag kein edler Mensch sein, doch gegen einen Kranken zu Felde zu ziehen ist für uns ein Zeichen unermesslicher Niedertracht.
Diese steht, wie mein Herr bereits dargelegt hat, den Normannen näher als uns. Womit ich zum zweiten Thema komme: Der Krieg, den wir führen, ist nicht als Verletzung der Integrität irgedwelcher Grenzen zu sehen. Vielmehr geht es gerade um die Errichtung stabiler Verhältnisse durch natürliche Demarkation, nebst der Wahrung der kulturellen und religiösen Eigenständigkeit von Ifriqiya, das so viele grosse Gelehrte in Geografie, Historiografie, Medizin, Kalam und Fiqh hervorgebracht hat. Diese beiden Ziele verfolgt mein Malik; ich wüsste nicht, auf wodurch eines von ihnen Euch oder den verdienterweise mit Euch Verbündeten zum Nachteil gereichen könnte. Wir beabsichtigen auch nicht, einen strategischen Stützpunkt gegen die Normannen zu errichten. Wie von unserer Seite bereits mehrmals versichert wurde, ist die Beschränkung der Garnisonstärke beidseits der Strasse von Tunis selbstverständlicher Bestandteil jedes künftigen Friedensschlusses.
Doch lassen wir das. Auch Euer Reich steht im Krieg. Zur gegenseitigen Rückversicheurung scheint es mir angebracht, zumindest für die Dauer dieser Kämpfe ein Übereinkommen anzustreben, das beiden Seiten den Rücken freihält. Möglicherweise lässt sich später auch eine dauerhafte vereinbarung erzielen. Seid Ihr hierfür eher zu gewinnen?
Ich habe auch eine Bitte vorzutragen: Momentan hält sich eine portugiesische Armee auf. Seid so gut und nutzt Euren Einfluss auf den Grafen, dass er sein Heer wieder abzieht. Die Bauern in der Provinz Batalyus bangen um ihr Getreide, das in Kürze geerntet wird - es könnte von den Portugiesen irrtümlicherweise beschlagnahmt werden. Einige sind dermassen besorgt, dass sie vor lauter Furcht kaum noch an die Ernte selbst denken können. Ich verstehe, dass entscheidendere Dinge Eure Zeit beanspruchen, doch versichere ich Euch, dieser kleine Freundschaftsakt würde Grosses zur Stabilität von ganz al-Andalus beitragen."
Elendil, Sohn des Amandil, genannt der Getreue, aus dem Hause Elros' und dem Geschlecht derer von Númenór, von Eru Allvaters Gnaden Hochkönig der Menschen der Hinnenlande, von Arnor und Gondor, Herr zu Annúminas und Osgiliath, in den Türmen der Sonne und des Mondes
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Mannis
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Re: [StSt: Hof] Die Königreiche Kastilien und León

Beitragvon Mannis » 7. April 2019 09:27

R24-26:

Es war bereits spät, die Sonne die zuvor wenigstens noch ein wenig Wärme gespendet hat sank hinter den hohen Baumgipfeln des heutigen Western Valley Naturpark in den Pyrenäen und ließ das Waldstück in einem Orange erhellen. Der Schnee unter den Hufen knirschte, als sich der Feldmarschall aus Kastilien, Gançalo Quijiada, wortlos und geistesabwesend auf dem Rücken seines Pferdes tragen ließ, den Blick umherschweifend. Der Schnee, bis vor wenige Stunden noch weiß und rein wie die Unschuld selbst, war nun aufgewirbelt, matschig und schimmerte in einem matten Rot. Das Blut der vielen Leichen, die hier überall versäht umherliegen und nicht nur die Banner der Krone von Aragon trugen sondern auch das von Kastilien, war längst im Schnee versickert. Hunderte leblose Korpusse lagen zerstreut im Schnee und erzählte die traurige Geschichte dessen, was sich hier zugetragen hatte.

Als Gançalo die Nachricht von König Alfonso erhielt, war er nicht überrascht. Der Krieg lag bereits seit Jahren in der Luft, spätestens jedoch aber seit Genua der Krone von Aragon ein Ultimatum gestellt hatte und auch nach Ablauf einer 2 Jahresfrist nichts aus Saragossa gehört hatte. Schon seit 1 Jahr lagerte Gançalo dieser Zeit mit seinem Heer am Waldrand, unweit der Grenze nach Aragon und mit Ihm der Heerführer Alvar de la Hera. So waren seine Männer und er vorbereitet, als der Bote eintraf und das endgültige Ende des Friedens verkündete. Er und Alvar sollten jegliche Verfügungsgewalt über die königliche Armee erhalten, bis Sancho, der Kronerbe an der Front eintreffen würde.

Gançalo reagierte umgehend und war drauf und dran die Lager abzubrechen, als Ruy, der junge Spion, bei Ihm vorstellig wurde. König Alfonso hatte keine Kosten gespart und ein großes Netzwerk an Spionen aufgebaut, war er überzeugt davon, dass Wissen Macht sei. In diesem Fall jedenfalls sollte er recht behalten. Ruy, der seit fast 2 Jahren schon die Gegenden an der nördlichen Grenze beobachtete überbrachte ihm die Botschaft, dass der Princep der Krone von Aragon, Alfonso der Ehrenhafte, am Rande der Pyrenäen in einem Waldstück lagerte während sich im Süden größere Kampfverbände Saragossa näherten. „Es sind hunderte, Don Gançalo. Sollte er es schaffen alle Kampfverbände zu vereinen, hat er ein formidables Heer, selbst wenn es aus einer Vielzahl militanter Kräfte besteht.“
Der Feldmarschall musste dem Spion recht geben, es war ein Umstand, den er nicht tolerieren durfte und so brütete er eine Weile stumm die Karte. „Der Princep hat einen Fehler begannen, zweifelsohne muss er uns hier entdeckt haben und wollte uns in den Rücken fallen, sollten wir auf Saragossa marschieren. Doch der Schnee auf den Hochlagen wird seinen weiteren Vormarsch verlangsamen und gibt unserem Berittenen Einheiten einen Vorteil. Ich bin davon überzeugt, dass wir sie mit einem Gewaltmarsch überraschen können.“

Dies war nur wenige Tage her, erinnerte Gançalo sich, während er an einigen seiner Soldaten vorbeikam. Einer der Männer wollte zu gleich wissen: „Don Quijada? Ich zähle 90 Gefallene von uns und über 430 Gefallene aus Aragon.“ Gançalo nickte dumpf, so viele tote Christen und doch ein großer erster Sieg für ihre Sache. Mit seiner Einschätzung beim Abmarsch aus Kastilien sollte der Feldmarschall jedenfalls recht behalten. Wie vom Teufel besessen ist er mit den Seinen geritten, er verzichtete dabei auf Fußtruppen und überließ sämtliche Einheiten Alvar de la Hera. Der Lohn dieses Kraftaktes war nun ersichtlich.

Mit einer ungeheuren Wucht traf er mit gerade einmal 338 Reitern am Waldrand der Pyrenäen ein und überraschte den Princep offenbar gänzlich. Und obwohl dieser mit mehr als 700 Männern den Berg zum Rücken hatte, so konnte er den harten Aufprall nicht bremsen. Zunächst sah es so aus, als könne Aragon dem Angriff standhalten, doch unerschrocken und unbarmherzig trieb Gançalo die Seinen zur Höchstleistung an. Dank der Pferde waren sie zudem deutlich wendiger als die Fußtruppen ihnen gegenüber und so wankte zunächst die Entschlossenheit des Feindes, ehe Gançalo eine Schneise in die Verteidigungslinien reissen konnte und die Front so zum erodieren brachte. Erste Jubelschreie mischten sich bereits vereinzelt zwischen die Kampfesrufe und das Sterben. Der Princep hatte die Lage der Situation offenbar sofort erkannt und ließ zum Rückzug blasen.

Kaum dass der Feind Meter um Meter zurückwich und die Verteidigungslinien nun gänzlich aufgegeben wurden, hob Gançalo sein Schwert und schrie über das Feld des Kampfes: „Sieg! Wir haben gesiegt!“ Die Männer stimmten mit ein in den Jubel und reckten ihre Waffen in den Himmel. Ob einiger fragender Blicke seiner Mannen hatte Gançalo ergänzt: „Für heute lasst sie ziehen, es ist genug Blut vergossen worden.“

Endlich hatte Gançalo das Ende des Schlachtfeldes erreicht, wo in einiger Entfernung das Feldlager Kastiliens aufgebaut wurde und zügelte sein Pferd vor seinem Zelt. Ruy, der Spion seiner Majestät war bereits vor Ort und beglückwünschte ihn: „Don Quijada, man wird noch eine lange Zeit über diesen Sieg sprechen. Ich komme derweil mit Nachrichten von Don la Hera, er hat Saragossa erreicht und einen Belagerungsring um die Stadt errichtet.“ Gançalo nickte nachdenklich.

Der Krieg hatte begonnen und die ersten Leben gefordert, es würden nicht die Letzten bleiben, denn dieser Krieg war noch lange nicht vorüber – da war sich der Feldmarschall sicher...

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Keine zwei Jahre sollten nach der ersten großen Schlacht vergehen und die Grenzen zwischen den Königreichen Kastilien-Léon und der Krone von Aragon hatte sich nicht unerheblich verschoben. Die einst stolze Hauptstadt Aragons, Saragossa, fiel nach einer halbjährlichen Belagerung. Feldherr la Hera hatte die Garnison aufgefordert sich freiwillig zu ergeben und die Waffen niederzulegen, doch Ramiro der Ritterliche, Stadthalter von Saragossa, weigerte sich dieser Aufforderung nachzukommen, so ließ Don la Hera die Stadt stürmen. Ein weiteres halbes Jahr nach dem Fall von Saragossa war dann auch Pamplona, die mächtige Burg im Norden Aragon's, bereit gestürmt zu werden. Der Kronprinz, Sancho der Zornige, führte die Belagerung persönlich, doch dieses mal sollte es kein Blutvergießen geben. Der Prinz von Aragon, Alfonso der Ehrenhafte, ließ keine weitere Kampfhandlung zu und löste die Garnison Pamplonas auf und ließ die Waffen strecken.

Sancho ließ den Würdenträger Aragon's im Anschluss stets seinem Heer folgen und sorgte dafür, dass er stets mit größten Respekt und seiner Stellung entsprechend behandelt wurde. Eines Tages, sein Heer Kastiliens hatte gerade Lager bei Calamocha, einer kleinen Stadt zwischen Saragossa und Valencia, aufschlagen, als er Alfonso zum Abendessen in sein Zelt führen ließ.

„Princep Alfonso, ich hoffe Euch fehlt es hier an nichts. Eure Zeit der Reisestrapazen neigt sich alsbald dem Ende zu, wenn Ihr Toledo erreicht. Doch bevor Ihr dieses Ziel erreicht, bitte speist heute mit mir.“ Deutete der Infante auf das vorbereitete Mahl und den Rotwein.

„Ich denke es wird Euch interessieren und freuen zu hören, König Pedro von Aragon, ist zurück in Iberien. Sein Heer erreichte die Küste von Valencia zusammen mit der Aragonesischen Armada. Seine Ankunft könnte diesen Krieg erheblich verlängern und ein Gleichgewicht herstellen, sofern er nichts unüberlegtes macht und eine neue Belagerung von Valencia oder gar Saragossa versucht.“
Der Prinz schwiegt erneut kurz, ehe er fortführte. „Wie seht Ihr diesen Krieg, Princep? Was ist es was König Pedro damit erreichen wollte?“