[StSt: Hof] Die Herzöge von Polen

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Georgios
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Re: [StSt: Hof] Die Herzöge von Polen

Beitragvon Georgios » 7. Juni 2018 22:24

"An Herzog Wladyslaw von Polen,
mit dem Tode meines Vaters Arras folge ich ihm nun als Führer der Lietuvininkai nach und möchte euch mitteilen, das ich beabsichtige innerhalb des nächsten Jahres die Herrschaft über Prußen zu errichten. Als Guter Nachbar überbringe ich euch meine besten Wünsche und Absichten den Frieden zu halten und wahren. Bezüglich eurer Nachricht an Mindaugas von den Dzukija wegen der rebellischen Elemente in Ruthenienn muss ich euch leider mitteilen, dass jener keinerlei Absichten hegt solche Elemente zu bereinigen, geschweige sie überhaupt kennt. Bedauerlich wie dies ist, scheint die Beseitigung etwaiger Elemente euer und Kiews Anliegen.
Mit Brüderlichem Gruße,
Azoulas, Sohn des Arras, Kunigaikštis von Lietuvininkai"
"Die Vormachtstellung Englands muss bis ans Ende der Zeit bestehen bleiben, denn sie bedeutet für jedermann Freiheit, Unabhängigkeit und Befreiung von allem Menschenunwürdigen"

"Ich sterbe gerne, ich bin ja schon in Versailles gestorben"

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Ktarie
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Re: [StSt: Hof] Die Herzöge von Polen

Beitragvon Ktarie » 23. August 2018 15:13

Tvanksta (Runde 4-11)

Kardinal Gromislaw weilte bereits einige Jahre in diesem Gebiet nordöstlich von Thorn, das überwiegend von baltischen und heidnischen Stämmen bewohnt wurde und seit geraumer Zeit von den Fürsten von Litauen verwaltet wurde. Der Kardinal und sein Tross hielten sich unmittelbar in der Umgebung der zentralen Burg Tvanksta auf und sie lebten zuweilen wie Nomaden und wechselten häufig ihr Lager in den bewaldeten und friedlichen Küstengebieten. Die Stammesoberhäupter und Fürsten hielten ihr Wort, sodass der Kardinal bisher unversehrt und ohne Beschwerde seinen göttlichen Auftrag der Missionierung nachgehen konnte, doch inzwischen waren zwei Drittel des Landesbevölkerung dem Heidentum verfallen. Die Christen lebten mehr und mehr im Verborgenen und getrauten sich immer weniger, öffentlich zur Waldmesse zu kommen.

Im Alltag trennte der Glauben die Menschen weniger als es im politischen zu erwarten gewesen wäre. Eine geschlossene Grenze zwischen Tvanksta zu Thorn gab es in diesem Sinne keine, aber eben auch keine befestigten Straßen in beiden Provinzen, was gewiss verschiedene Gründe und Interessen hatte. Inoffiziell existierten jedoch längst Handels- und Schmugglerrouten, wenn auch in kleinen Maßstäben. Der Handel mit den Einheimischen versorgte den Kardinal mit den nötigsten Gütern und sollte dieser einmal ausbleiben, so könnte er Nachschub aus Plock anfordern, wie es vereinbart war. Die baltischen Truppen wichen den Geistlichen aus und behandelten sie neutral, ohne Freundlichkeit, aber auch ohne große Abneigung, wenn Gromislaw diese zuweilen auch innerlich verspürte. Er musste oft an den heiligen Bonifatius denken, der noch im gebrechlichen Alter nach Norden aufbrach, um die Heiden zu missionieren und so plötzlich wie unerwartet von den Friesen erschlagen wurde. Solch ein heiliges Schicksal galt es zu vermeiden, denn Gromislaw hatte Pläne in Kraukau zu verwirklichen, sollte er diesen Ort einmal wieder verlassen können.

Gromilaw entwickelte sich über die Jahre zu einem göttlichen Licht im Kampf gegenüber das Heidentum, zugleich stellte er inzwischen vieles in Frage, sodass er zuweilen abgelenkt war und immer aggressiver zu Werke ging, ob in Gedanken oder Taten. Er hätte sich mehr Unterstützung von seinem Herzog erhofft, wie sie ihm einst zugesichert wurde, doch weltliche Interessen banden den Herzog an anderen Orten, als das er weitere Mittel für eine Ostmission aufbringen wollte,wenn diese auch nur bescheiden wären. Durch Briefwechsel hielt er Kontakt mit seinem Herzog aufrecht und dieser ermunterte ihn und drückte seine Zufriedenheit aus.


Stettin (Runde 10/11)

Es war ein milder und feuchter Winter, als Bolislaw in einer endenden Nacht, die von ersten Sonnenstrahlen durchzogen wurde, die Signalhörner aus dem Westen vernahm, die Rufe, Befehle und Lichtscheine der Fackeln sowie der Gesang und das Geklapper von leichten Rüstungen die Eröffnung der Schlacht nach Wochen der Belagerung ankündigten. Das siegreiche Ostheer des Deutschen Reiches
setzte sich in Bewegung, um das kleine Burgtor Stettins im Süden zu stürmen.

Bolislaw hatte etwa 500 Mann unter seinem Kommando, lediglich 280 Speerträger, 170 Bogenschützen und seine bewährte Garde. Es waren Einheiten, die ihm bereits bei der Befriedung von Breslau in Treue dienten und selbst Veteranen aus der großen Schlacht von Thorn weilten noch unter ihnen. Andere Teile des polnischen Westheeres bewachten Breslau selbst oder wurden zum Auffrischen nach Krakau entsandt. Mehr Getreue sollten nicht nötig sein, denn ihm waren die Bewegungen und die frühe Ankunft der Verbündeten des Deutschen Reiches bekannt, die von Westen nach Stettin vorrückten, etwa 1000 Mann stark war und überwiegend aus Speerträgern bestand, die bereits einige erfolgreiche Schlachten schlagen durften.

Das Kommando führte der erfahrene Fürst von Babenberg, der aus Wien aufbrach, offenbar Prag befriedete, soweit Bolislaw es wusste, und der schließlich nach Stettin durchbrechen würde. Bolislaw und von Babenberg befanden sich seit seiner Ankunft in Breslau in engem Austausch miteinander und das Reichsheer begann gerade mit der Belagerung, als die polnischen Truppen bei Stettin von Südosten hinzustießen und sich im Verborgenen zurückhielten. Noch bevor der deutsche Rammbock die Tore erreichte, gab Bolislaw den Befehl zum Sprint der Bogenschützen, damit diese von Osten die offene Flanke der Verteidiger auf den Wällen unter Beschuss nahmen. Im abfallenden Winkel sollten die Pfeile die Verteidiger verunsichern und ablenken von ihrer Abwehr gegenüber dem deutschen Bollwerk, das sich mit dem Rammbock dem Tor näherte. Die Schützen trafen mit ihren Pfeilen und Brandpfeilen weniger den Feind selbst als dessen Gebäude und Nachhut, aber die Unruhe und Bewegungen deuteten einen Erfolg an.

Der polnische Rammbock sollte mit der Hälfte der Speerträger im Osten anrücken, er diente jedoch lediglich der Ablenkung und Verstreuung und zog sich alsbald zurück, bevor er mit dem Feind in Berührung kam, während sich Bolislaw mit seiner Garde und den verbliebenen 150 Mann längst den Reichstruppen angeschlossen hatte, denn der Schlag war auf den Süden gerichtet. Sobald das Tor gefallen war, die deutschen Fußtruppen die Verteidiger am Tor zurückdrängen konnten und schließlich die 80 gepanzerten Reiter der beiden Kommandanten in die Stadt eindrangen, war die Schlacht entschieden und die führerlosen Rebellen warfen ihre Waffen weg und sanken ergebungsvoll auf ihre Knie.

Zwei Tage lang berieten die beiden Edelmänner aus dem Reich und Polen darüber, welche Maßnahmen Stettin betreffen sollte, als am dritten Tag unerwartet
hoher Besuch eintreffen sollte: Mit einem kleinen Geleit und ihrer Schönheit in einen langen Mantel verhüllt, traf Prinzessin Matilde ein, die Tochter des Kaisers und ihre Aufwartung und
ihr Mut, in dieser noch unerschlossenen und teils wilden Provinz zu reisen, beeindruckte den polnischen Erben derart, dass er entzückt vernehmbar schluckte und sein Kloß im Halse sollte nicht geringer werden sollte, als die Prinzessin ihre Kapuze abnahm und ihr kastanienfarbenes Haar, ihre blauen Augen und Sommersprossen offenbarte. Übertroffen werden konnte dieses Glück nur mit dem Inhalt der Urkunde, die die beiden Väter der Hochgeborenen vereinbarten und die Judith auf Initiative des Kaisers bei ihrem Aufenthalt in Frankfurt vor einigen Jahren im Vorfeld beraten hatten.


Wien (Runde 11)

Der Saal war prunkvoll ausgestattet und die vielen hohen Gäste ebenso gekleidet zu diesem festlichen Anlass, der aus organisatorischen Gründen in Wien stattfinden sollte, damit keine Vorbereitung und ausführende Pläne der wichtigen Parteien durch lange Reisen gestört wurde. Der 19-jährige Bolislaw Schiefmund, Sohn des polnischen Herzogs, und die 17-jährige Matilde Salier, Tochter des deutschen Kaisers, gingen den Bund der Ehe ein. Somit wurde das Heiratsbündnis zwischen dem Deutschen Reich und dem Herzogtum Polen in nächster Generation erneuert, vertieft und bewahrt,
indem Bolislaw die Nichte seiner Mutter in deutscher Abstammung heiratete. Als Mitgift erhielt Polen die Motte Stettin übertragen, die es verwaltete und mit dem Reich als Grenzmark gemeinsam bewirtete. Als weltliches Symbol ihrer Vermählung sowie dem Bund zwischen dem Reich und Polen hatten Matilde und Bolislaw in Zukunft große Pläne mit dem Ausbau der bescheidenen Motte.


Krakau (Runde 11)

Herzog Wladyslaw hob den kräftigen Bengel mit beiden Armen gegen die Sonne erstreckt nach oben und bewunderte seinen zweijährigen Enkel, der sich mit einem lustvollen Lachen und Grölen über beide Pausbacken dafür zu bedanken schien, einmal dem Himmel näher zu sein als sein Großvater und über diesem zu thronen.

Wladyslaws erstgeborener Sohn, Zbigniew, ehrte seinen Vater in dessen 60. Lebensjahr mit einem Enkel, dem ersten männlichen Erben in dritter Genration aus dem Hause der Piasten. Wladyslaw dankte Gott und fühlte eine innere Ruhe einkehren, wie sie nur ein beseelter Großvater verspüren konnte. Seine Saat würde erhalten bleiben, wenn er dem Schöpfer gegenübertrat, was er sich alsbald nun nicht erhoffte, sondern Pläne schmiedete, wie er den Knaben im Schwertkampf und Reiten unterrichtete. Wie sein Vater nahm sich Zbigniew seine Frau aus dem hohen Landadel von Pommern. Doch diese Ehe wurde unter christlichen Weihen und nicht nach slawischen Ritus vollzogen, sodass der kleine sogar einmal Herzog werden würde, sollten Bolislaw Söhne verwehrt bleiben, was der Herzog sich beim Anblick der jungen Prinzessin Matilde in Wien nicht vorstellen konnte, doch blieben Gottes Wege unergründlich.

Nun kam Judith mit seiner Schwiegertochter und der Mutter des Knaben auf den Balkon. Sie alle kamen mit ihm aus Wien, nur Zbigniew war bereits weiter gereist nach Plock. Das junge Brautpaar von Wien reiste zunächst über Hamburg nach Stettin, dem Ort ihrer ersten Begegnung. Zofia und Agnes, die erblühten Töchter des Herzogs von seiner dritten Frau, Judith, befanden sich im Anschluss der Vermählung auf einer Kultur- und Bildungsreise nach Budapest und Venedig. Argwöhnisch prüfte der Herzog potentielle Ehegatten aus dem polnischen Adel, deren Anträge er zuweilen bereits ablehnen musste, weil er sie für seine Töchter und für seine Familie als nicht nicht geeignet betrachtete.

Als er den Kleinen seiner Mutter übergab und Judith zu ihm trat, blickten die beiden Vertrauten in Stille verbunden und voller Glück über ihre Familie über Krakau, das rasch wuchs und prosperierte. Die vergangenen Jahre waren ein großer Erfolg und sie hofften beide, dass dieser in Frieden und Fruchtbarkeit andauern würde.

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Re: [StSt: Hof] Die Herzöge von Polen

Beitragvon Ischozar » 27. August 2018 10:51

Die diplomatischen Verbindungen zwischen den großen, östlichen Reichen Polen und Ungarn könnten besser nicht sein. Lange hatte man gemunkelt, dass ein Bund schon bestand - allerdings war dieser noch nicht besiegelt. An den Höfen erzählte man sich, dass die ungarische Prinzessin mit dem polnischen Prinz verheiratet werden sollte. Doch die Hochzeit ließ auf sich warten. Nichts geschah. Plötzlich machten neue Gerüchte die Runde. Die ungarische Königstochter hatte sich wohl vor ihrem Vater auf die Knie geworfen, damit dieser einer Liebeshochzeit mit einem Kleinadligen zustimmte. Ein aufrechter Mann, welcher beim Volk beliebt war. Da der König kein Unmensch war, stimmte er dieser Hochzeit zu ... in Polen hatte man diese Nachricht natürlich mit bestürzung aufgenommen. Da es aber noch keine offizielle Verlobung gegeben hatte, war niemand in seinem Ansehen beschädigt. Dennoch war nun ein Bote über's Land geprescht, welcher in Krakau die Ankunft des Kanzlers und der Königin ankündigte. Eine hohe Delegation, die offenbar die etwas eingeschalfenen Bündnisbemühungen wieder zu neuem Glanz führen wollte. Der König selbst befand sich auf den Vorbereitungen zu einem Kriegszug und war deshalb unabkömmlich...
"Keine Experimente an Spezies die fähig zur Integralrechnung sind. Einfache Regel. Habe sie nie gebrochen." - Dr. Mordin Solus, Genetiker & ehem. Mitglied der STG

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Re: [StSt: Hof] Die Herzöge von Polen

Beitragvon Ktarie » 7. September 2018 22:00

Plock im Sommer 1106 (Runde 13)

Der Boyar von Halych, Zbigniew Piast, war seit drei Jahren stellvertretender Verwalter der prosperierenden Kleinstadt Plock an der Grenze nach Prussia. Plock wurde im Norden durch ein Fort gesichert, das etwa 1200 Mann Besatzung fasste. Es galt der Abschreckung gegenüber den baltischen Fürsten, aber auch gegenüber plündernden Banden, die einst Prinz Harald von Dänemark überfielen, als er in jungen Jahren dem Herzog in Krakau seine Aufwartung machte. Inzwischen gab es seit Jahren keine Bewegungen von Rebellenverbänden auf dem Hoheitsgebiet der Piasten und das obwohl im Nordwesten und Osten der katholische Glaube nicht dominierend verbreitet war. Tatsächlich gab es nur zwei größere bekannte rebellierende Banden in Ruthenienn, auf Seite des Hoheitsgebiet der Litauer, deren Provinzialfürsten angaben, die Abtrünnigen nicht kennen zu würden und es in der Verantwortung von Kiev und Polen liegen würde, sich dieser zu entledigen.

Die Gedanken darüber, ob Rebellen bei den Heiden sicheren Unterschlupf für ihre Raubzüge nach Süden und nach Polen hinein genossen und man sich dieser lediglich durch Grenzverletzungen selbst beseitigen könnte, hinderten Zbigniew nicht daran, um spät am Abend nach seinen beiden Kindern zu schauen, die bereits friedlich schliefen. Seine Frau schenkte ihm nach dem Sohne auch eine Tochter, die zart und rosig in weißen Laken aus Mailand ruhte und diesen Sommer sechs Monate alt wurde. Als er sich ebenfalls zu Bett begeben wollte, erschien der Kämmerer mit einer dringenden Botschaft von der Aufklärung tief im Gebiet des von Balten kontrollierten Prussia. Die Nachricht beinhaltete, dass zwei starke Heeresverbände der Balten überraschend nach Südosten aufgebrochen waren und dass es sich bei einer der Verbände etwa um zweidrittel der Besatzung der Burg Tvanksta handelte, die in unmittelbarer Nähe eines leitenden polnischen Spions hielt. Wollten diese Heiden damit demonstrieren, dass die Tarnung polnischer Aufklärung aufgedeckt wurde? Aber warum einen zweiten Heeresverband ebenfalls nach Südosten entsenden der von polnischen Strategen eher als Verstärkung in Prussia erwartet wurde?

Dann kam ihm der Gedanke, dass das Herzogtum Nowgorod, der Verbündete Litauens, jüngst nördlich von Riga expandieren konnte und mit Tulgu und Reval das Tor für seine Herrschaft nach Westen weit öffnete, sodass die Heiden Litauens sich im Norden sicher wähnten und dadurch versuchen könnten, ihr Heer im Zentrum zu vereinen, um es nachzurüsten oder gegen ein potenzielles Kriegsziel neu auszurichten. Augenblicklich fiel ihm ein, dass es sich bei solchen Vorhaben sehr wohl um die polnische Burg Halych im Osten handeln konnte, für deren Schutz er persönlich verantwortlich war oder sogar um das Fürstentum von Kiev, dessen Interessen dem jungen Bündnis Nowgorod-Litauen vielleicht ein Dorn im Auge sein konnten, wobei das alles für immer im Bereich der Spekulationen bleiben würde.

Zbigniew wog die Vor-und Nachteile seiner folgenden und richtungsweisenden Entscheidung gegen den großen Rivalen ab. Die Bestrebungen einer militärischen Offensive als lösendes Argument der Konfliktfrage um Prussia war von Seiten seiner Familie seit Jahren beschlossen, denn nach den Handlungen der Heiden zu urteilen, konnte offenbar nur ein bewaffneter Konflikt die Zukunft der Prussen klären. Rasch entschied er sich, das Signal zur Generalmobilisierung in Fort Plock auszurufen. Die Fußtruppen würden nicht mithalten können und zu spät kommen, sodass er sich für einen Raid entschied und mit insgesamt 130 Reitern aufbrach, welche die 30 Mann seine Garde einschloss, um die litauischen Verbände aufzuspüren.

Prussia ...einige Tage später

Nächtelang ritt der polnische Spähtrupp beinahe unbemerkt nach Norden durch Prussia, durch feuchte Wälder und über leichte Anhöhen, bis sie die Spuren der bewaffneten Verbände entdeckten. Am dritten Tage der Verfolgung nahm die Vorhut Sichtkontakt zum Feind auf. Sie zählten über 600 Mann, meist leichte Fußtruppen. In der übernächsten Nacht war das Lager des Feindes von den drei polnischen Reiterverbänden weiträumig umstellt und es war ein leichtes, die ruhenden und sich sicher fühlenden Heiden mit Speeren und Hufen zu überrennen, wovon schließlich mehr als die Hälfte fiel und die andere die blinde Flucht in die Burg Tvanksta ergriff.

Es blieb keine Zeit, diese zu verfolgen, denn seine Männer und ihre Pferde waren allesamt erschöpft. Zbigniew entließ etwa 50 Gefangene, denn er respektierte den Feind, denn ob Christ oder irregeleiteter Heide, so waren sie doch alle Geschöpfe Gottes, die sich nach dem Licht und dem Leben sehnten und Verschonung künftiger Untertanen würde die Herrschaft womöglich erleichtern. Sieben Schwerverwundete seiner Garde ließ er zurück, der geistliche Würdenträger Gromislaw versorgte die verwundeten Reiter mit dessem Gefolge notdürftig. Der Boyar selbst brach schließlich direkt nach Süden auf, um seine Garde mit den nachfolgenden Fußtruppen aus der Befestigung von Plock zu vereinen, die ihren Herren mit großem Jubel des Sieges empfingen. Sie alle waren kampfbereit und hungrig darauf, Tvanksta für ihre Herren zu erschließen, wie es das göttliche Schicksal für diese Region von jeher bestimmt hatte.

Als sich der Rausch der Schlacht im Blut beruhigte, spürte Zbigniew die wachsende Müdigkeit aufkommen und es kamen ihm mildere Gedanken. Eine kleine Schlacht zu gewinnen, war das eine und ein Leichtes verglichen damit, einen Krieg für sich entscheiden und politisch festigen zu können, wenn dieses als Oberbefehlshaber des östlichen Heers auch keine seiner primären Aufgaben war.

Bereits vor seinem Aufbruch aus Plock sendete er einen Boten nach Krakau, damit sein Vater unterrichtet war und damit dieser seine Verbündeten und Freunde, den Kaiser, die ungarischen sowie die dänischen Krone über die Kriegseröffnung gegen Litauen informieren und sich mit den hohen Herren beraten konnte und auch deshalb, um den Herzögen von Nowgorod seine Aufwartung zu machen. Alle Parteien wussten seit längerem von den Plänen der Piasten für ihre nach Osten gerichtete Politik.

Für Zbigniew war die Schlacht eine persönliche Genugtuung, um vor den Augen seines Vaters endlich aus dem Schatten seines jüngeren Halbbruders hervortreten zu können. Doch war es Zbigniews Schicksal, dass sein Halbbruder aufmerksam und schnell reiste und bereits am Morgen erreichte ihm am Feldlager die Nachricht, dass Prinz Bolislaw inzwischen die Grenze nach Prussia überquert haben soll und westlich von Tvanksta mit einem Heer aufwartete, welches das seine an Schlagkraft überbieten würde.

Dies würde bedeuten, dass Prinz Bolislaw die Heeresführung für sich beanspruchen könnte und Zbigniew abermals ins zweite Glied als ein ausführendes Werkzeug zu rücken drohte. Er überlegte geduldig, ob er einen Trumpf nutzen konnte...

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Re: [StSt: Hof] Die Herzöge von Polen

Beitragvon Trotzki » 11. September 2018 11:48

R13

Schreiben von Prinz Sviatopolk II. an Herzog Wladyslaw betreffend der Kriegshandlungen um Tvanksta (Öffnen)
An den Herzog Wladyslaw von Polen,

so leid es mir tut, ist die Sache für mich eindeutig und Nowgorod sollten zu seinen Pflichten stehen. Da ich in erster Linie aber nur ausführender Befehlshaber der Nowgoroder Truppen bin und das Wetsche ist die höchste politische Autorität in der Republik ist, steht es mir nicht zu in solchen Dingen alleine zu entscheiden. Das Wetsche wird sich in Bälde mit dem Thema befassen und Ihr werdet eine Antwort erhalten.

gez.
Sviatopolk Iziaslavich, Prinz der Republik Novgorod



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Schreiben von Herzog Wladyslaw an Prinz Sviatopolk II. betreffend der Kriegshandlungen um Tvanksta

An Sviatopolk II., Prinz von Nowgorod,

verehrter Prinz, vergebt uns, dass wir in diesen hektischen Zeiten sogleich zur Sache kommen. Trotz unserer letzten und ersten Kontaktaufnahme hatte sich das große und ehrwürdige Reich von Nowgorod zu unserer Ernüchterung entschlossen, einen Bündnisvertrag mit den heidnischen Fürsten aus Litauen einzugehen, obwohl Ihr von den regionalen Konflikten um die Provinz Prussia informiert worden seid und Ihr Verständnis zeigtet für die polnische Perspektive. Wir hätten bevorzugt, wenn Ihr eine andere Haltung zu den Heiden eingenommen hättet, die Euch den Weg nach Westen auf andere Weise geöffnet hätte. An Eure Diskussionsoffenheit zu dieser Zeit sei erinnert, ohne die weiteren Entwicklungen ins Zentrum stellen zu wollen, denn es sind seit jeher ein paar Jahre vergangen. Ihr wolltet schließlich vermitteln, doch als Bündnispartner von Litauen, der Ihr bereits gewesen seid.

Der Angriff des Herzogtums Polens auf baltisch-litauische Elemente in der Provinz Prussia richtet sich nicht gegen das Fürstentum Nowgorod und im erweiterten Sinne nicht gegen Souveränität litauischer Fürsten und Könige. Wir schlagen Euch somit vor, dass Ihr Euch heraushaltet aus jeglichen Kriegshandlungen um Tvanksta. Manche würden Eure Neutralität als Ehren- oder Wortbruch gegenüber Eures Bündnisses betrachten, andere diese als Zeichen von Vernunft, Weitsichtigkeit und Bewahrung eigener und höher gelegener Interessen bewerten, denn bedenkt die möglichen Konsequenzen, wenn Ihr Heiden
gegen Christen verteidigt und das Blut Gläubiger für die Sache der Heiden vergießen solltet.

Die Entscheidung ist die Eure und Ihr wisst, zu welcher wir Euch nur raten können. Solltet Ihr Euch entschließen, Euch im Felde gegen das Licht Gottes auf Seite die Seite Dunkelheit zu begeben, um einen großen Krieg zu entfesseln, so werden wir nicht zögern können, auch Euch mit dem Speer und dem Licht Gottes zu erleuchten.

Eure Tochter reiste zuletzt zwischen Stettin und Thorn. Lasst Euch versichern, sie befindet sich auf polnischen Territorium in Pommern, Jungpolen und Schlesien gegenwärtig in Sicherheit, wie es auch die Tochter von König Erik von Dänemark, Prinzessin Ragnhild, stets war, wenn wir ihr zur Sicherheit eine Eskorte stellten und auch dann, wenn die Reisefreiheit ihres Gefolges aus Sicherheitsgründen eingeschränkt wurde, etwa wenn die Flussübergänge nach Osten gesperrt werden mussten wegen der militärischen Bewegungen und Handlungen, zwischen denen Hochgeborene nicht umherreisen und ihre Sicherheit leichtfertig gefährden sollten.

gez.: Herzog Wladyslaw

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Re: [StSt: Hof] Die Herzöge von Polen

Beitragvon Ktarie » 4. Oktober 2018 16:17

Die Befreiung der Burg Tvanksta in Prussia, Sommer 1107 [Runde 14/15]

Es war früh am Morgen und im Lager begann der gewohnte Rhythmus des anbrechenden Tages. Essen wurde an Feuern zubereitet, die Pferde versorgt, die Wachmannschaften alsbald gewechselt und Späher entsandt, denn noch immer befanden sich die Truppen von Zbigniew in zuteilen unerschlossenen Gebieten der Provinz Prussia. Der Boyar ging schlicht gekleidet und nur mit einem Dolch bewaffnet durch das Lager, um seine Männer am Morgen zu begutachten, ihnen zuzusprechen und um den Zustand der Verwundeten zu sehen. Bei 1000 Mann unter seinem Kommando dauerte es eine Weile und er bemerkte die Hochachtung, die ihm seine Untergebenen entgegenbrachten, an ihren wachen und demütigen Augen. "Sie vertrauen mir", dachte Zbigniew, der sein Talent - im Gegensatz zu seinem Bruder - eher in der Verwaltung sah als auf dem Schlachtfeld, doch die Früchte seiner Taten erkannte er an der bedingungslosen Loyalität und dem Respekt seiner Schutzbefohlenen.

Als seine Runde endete, bereitete er sich auf das Frühstück vor, obwohl der Morgen inzwischen weit fortgeschritten war. Er nahm abermals das Schriftstück zur Hand, das Prinz Azoulas ihm als Antwort auf sein Friedensangebot zukommen ließ. Neben allerlei Anschuldigungen gegenüber dem Herzogtum Polen, dem Christentum und dem Boyar persönlich befasste sich der Heide mit der Botschaft Christi. Azoulas verstand es nicht, dachte der Boyar. Gottes Wege können schmerzhaft und mit Verlusten und Schmerzen vereint sein, aber zur Erleuchtung und Erkenntnis führen und schließlich zur Liebe, sofern man bereit ist, Gottes Pfad in Demut zu folgen. Wer wusste es besser als er selbst, der seinen Rang und sein Erbe an seinen weitaus jüngeren Halbbruder verlor, weil die Ehe zwischen seiner Mutter und Herzog Wladyslaw von Rom nicht anerkannt wurde. Es dauerte Jahre, bis Zbigniew diesen Schmerz überwand und sich seinem Schicksal nach außen fügte. Er empfand Mitgefühl und Verständnis mit und für diesen jungen Heiden und es wuchs an, als seine Mannen bemerkten, dass Azoulas nicht in Frieden nach Osten abzog, wie es ihm vehement angetragen wurde, denn die Heiden hatten gleich gegen mehrere Forderungen verstoßen:

Zum einen sammelten sie ein starkes Heer im Osten, das sich nach Westen bewegte, was explizit gegen polnische Bedingungen für weitere Verhandlungen verstieß und die Truppen des Feindes verblieben zusätzlich mit ihrem Prinzen in Tvanksta. Zum anderen wurde die Vermutung bestätigt, dass das Angebot, Prussia durch Priester Gottes zu missionieren, nicht mehr als Vorwand und List waren,
denn in demselben Augenblick, als sich die Gottlosen an Rom wandten, entsendeten sie viele ihrer heidnischen Priester nach Prussia und selbst ein Häretiker war unter ihnen.

Bild

Schließlich erhofften die Heiden die Hilfe von Nowgorod, damit ihr mächtiger Verbündeter ihre Interessen militärisch vertrat, denn allein waren sie verloren und Nowgorod folgte willig ihren Ruf. Die Verhandlungen wurden von der Gegenseite abgebrochen, es kam auch keine Nachricht, die etwa das Schicksal von Prinz Azoulas selbst zu klären ersuchte. Stattdessen schickte Nowgorod Schiffe und eine Armee.

Als Prinz Boleslaw vor Wochen im Feldlager eintraf und sein Heer mit jenem des Boyaren verband, hörte sich der Prinz die neuesten Entwicklungen an und sagte:

"Bruder, Ihr habt getan, was in Eurer Macht stand, um die Fehde zu begrenzen, die ihr eröffnetet. Es gibt Zeiten, in denen das Schwert noch vor der Diplomatie verschiedene Ansprüche und Unwegsamkeiten zu klären hat, bevor die Diplomatie aufgenommen werden kann, sollte sich eine Seite durchsetzen und die andere ihre Überlegenheit auch anerkennen. Wir wählten mit Gottes Segen den Pfad von Speer und Schild, nun sollen die dunklen Mächte im Osten handeln, wie sie es für ihr Recht befinden. Unser Vater, Herzog Wladyslaw, führte anregenden Briefverkehr mit Nowgorod, aber eine letzte Antwort war der Angriff auf die unbeteiligte dänische Flotte in der Ostsee sowie auf eines der Söldnerschiffe, das ich vor Monaten anheuerte. Damit sind die Würfel gefallen. Ich überstelle den Oberbefehl über das Heer zur Befreiung von Tvanksta an Euch, das herzögliche Heer steht unter Eurem Kommando."

Diese Maßnahme überrachte den Boyaren, denn Prinz Boleslaw ließ sich militärische Verantwortung und Ehren gewöhnlich nicht entgehen, wenn er dieses in seinem jungen Leben überhaupt einmal getan hatte. Er überlegte mögliche Hintergründe und Motive dieser Maßnahme und kam zu dem Schluss, dass die Ehe mit der kaiserlichen Prinzessin Matilde und das fortschreitende Alter von Herzog Wladyslaw sowie eine mögliche baldige Nachfolge ein Grund sein könnte, weshalb Boleslaw sich zunehmend mit administrativen Tätigkeiten und der Diplomatie vertraut machen wollte.

Nachdem wenige Monate vergingen hatte das polnische herzögliche Heer sehr rasch Belagerungsgeräte errichtet und die eingeschlossenen Holzpalisaden waren reif für den Sturm. Burgbewohner, die zum Kämpfen nicht fähig waren oder nicht zwangsrekrutiert wurden, konnten die Burg verlassen, Anschließend rückten die polnischen leichten Speerträger entschlossen von sechs Seiten mit Rammböcken vor, drangen durch diese und erwehrten sich heftigsten Widerstandes, bis die Garde nachrückte und ein jeder in die Schlacht verwickelt war. Die vielen Belagerungsgeräte ermöglichten dem polnischen Heer, eine breite Front zu entwerfen, wodurch die Überlegenheit der Mannesstärke ihnen zum Vorteil gereichte. Selbst im Tumult der hektischen Schlacht von mehr als 3000 Beteiligten erkannte Zbigniew seinen jungen Widersacher, Prinz Azoulas, der inzwischen abgesessen war und tapfer auf einer Anhöhe kämpfte. Trotz des Befehls, Azoulas lebend zu fassen, konnte dieser zu Zbgniews Bedauern nicht umgesetzt werden. Azoulas fiel durch drei Wunden verursacht von Speeren und Schwert, von denen zwei tödlich waren. Sein junges Leben war beendet.

Am Ende der Schlacht waren 400 polnische Mannen gefallen und die Besatzung von Tvanksta, die über 900 Bewaffnete umfasste, war ausgelöscht. Zbigniew spürte in diesem Triumph eine große Müdigkeit, doch Tvanksta war befreit. Die Bewohner der Burg und des Umlands kehrten zurück zu ihrem Besitz und ihren neuen Lehnsherren. Die Gebeine von Prinz Azoulas wurden von der Garde des Boyaren bewacht. Sie würden alsbald in das Grenzgebiet nach Osten geschickt werden, damit die heidnischen Fürsten ihren Prinzen ehren könnten, dessen junges Leben sie durch ihren eigenen Heeresaufmarsch und den Waffenruf nach ihren Verbündeten entschieden hatten, aufzugeben.

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Re: [StSt: Hof] Die Herzöge von Polen

Beitragvon Trotzki » 15. Oktober 2018 14:19

R15
An den Herzog Wladyslaw von Polen,

im Namen der Republik Nowgorod erklären ich euch hiermit dem Krieg aber seid versichert, dass wir euch oder euren Untertanen nichts Böses wollen aber wir sind mit den baltischen Stämmen durch ein Bündnis verbunden. Wenn Ihr die Unsinnigkeit des Krieges einseht, können wir gerne über Handelsrechte verhandeln. Ansonsten ist Knjas Izyaslav schon im Begriff mit seiner Flotte in See zu stechen und östlich vom Skagerrak gibt es keine Flotte, die es mit unserer aufnehmen kann und ganz Nowgorod wäre betrübt, wenn es wirklich zu einer großen Schlacht kommen würde

gez.
Sviatopolk Iziaslavich, Prinz der Republik Nowgorod

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Nachtrag zur Vollständigkeit

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Re: [StSt: Hof] Die Herzöge von Polen

Beitragvon Ktarie » 19. Oktober 2018 07:07

Tvanksta

I. Kardinal Gromeslaw stellte nach seiner Rückkehr aus Rom den gefürchteten Häretiker in Prussia, der sich unter und zwischen heidnischen Priestern aus dem Osten aufgehalten haben soll, die gemeinsam versucht haben, die Verbreitung von Glauben und Segen Christi unter der Landesbevölkerung Ostpreußens zu verhindern. Der Ketzer wurde nach gründlichen Verhör im ewigen Feuer gerichtet.

II. Das Erzbistum Gnesen bestätigt den Bau einer Kapelle in der Burg Tvanksta, die zu Ehren des Kaisers den Namen "Victor Henrici" tragen wird und von Herzog Boleslaw in Auftrag gegeben wurde.

Kaiser Heinrich, der Streiter und Eroberer, ist der Schwager von Großherzog Wladyslaw und der Schwiegervater von Herzog Boleslaw in Personalunion, wodurch teutsche und polnische Geschichte in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereint sein wird.

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Re: [StSt: Hof] Die Herzöge von Polen

Beitragvon Trotzki » 25. Oktober 2018 19:30

R16


An Boleslaw Schiefmund, Herzog von Plock, Stellvertreter des Großherzogs, Erbe des Großherzogtums Polen.
Wir können nicht genau sagen was, was wirklich vorgefallen ist aber wir hören von Plünderungen und Verwüstungen. Sogar vor orthodoxen Kirchen schienen eure Krieger nicht halt zu machen. Damit zerstörtet ihr die Arbeit guter orthodoxer Christen, denn viele Preußen zeigten offen gegenüber der orthodoxen Kirche. Und Ihr wart es, der den ersten Angriff ausführte und den Befehl zur Erstürmung der Burg gabt, über 1000 Soldaten schicktet Ihr damit in den Tot. Törichte Taten…

Unseren Schlichtversuch haben wir euch erklärt. Der Seite, die auf Tvanksta verzichtet, zahlen wir Einnahmen der Region, der nächsten 5 Jahre. Außerdem würden wir versuchen ein lukratives Handelsmonopol zu arrangieren. Möglicherweise auch im Römischen Reich. Da beide Seiten aber auf Tvanksta, sind unsere Möglichkeiten erschöpft.
Für die weiteren Verhandlungen wendet euch bitte direkt an die litauische Seite.

Wenn Ihr euren niederträchtigen Freund den Dänen das nächste Mal sprecht, richtet ihm aus, das wir seinen dilettantischen Spion gefunden haben und solltet er sich noch mal in unsere Gewässer wagen, werden wir mehr als nur ein Schiff versenken.
Und wenn Ihr unsere Beziehungen nicht verschlechtern wollt, sprecht nicht so, als hätten wir den Konflikt mit den Dänen begonnen, damit tut Ihr uns Unrecht.

gez.
Sviatopolk Iziaslavich, Prinz der Republik Novgorod



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Runde 16

An Sviatopolk Iziaslavich, Prinz der Republik Nowgorod

Aus polnischer Sicht ist die Fehde beendet. Die Hoheit der Fürsten Litauens samt ihrer Verwaltungsgewalt über das preußische Tvanksta währte kaum drei Jahre an. Es gab zu keiner Zeit eine natürliche Verfügungsmacht der Heiden über Prussia. Vor sechs Monaten jedoch begann das christlich-polnische Zeitalter für die preußischen Stämme im Sinne ihrer Erleuchtung und Erlösung. In dieser kurzen Zeit konvertierten etliche Balten zum Christentum trotz der intensivsten Bemühungen von Heiden und Ketzern, dieses zu verhindern. Warum sollte ein Christ, wie Ihr es seid, diesen Seelen den Glauben an unseren Schöpfer nehmen wollen? Der Wiederaufbau steht vor dem Abschluss, eine christliche Kapelle wird errichtet, die Felder sind fruchtbar und werden Wachstum bringen und unsere preußischen Untertanen leben in Frieden, ihre Steuerlast ist äußerst gering.

Polen plante zu keinem Zeitpunkt militärische Handlungen auf Kerngebieten Eurer heidnischen Verbündeten auszuführen. Denn auch wir wollen weder Euch noch den Heiden etwas Böses, doch damit enden die schmalen Linien unsere Gemeinsamkeiten womöglich. Das Ableben von Prinz Azoulas ist gewiss bedauerlich, denn wir ersuchen das Leben Hochgeborener stets zu schonen, doch gaben wir ihm alle Möglichkeiten, sich zu retten. So hätte er unversehrt nach Osten reisen und die Fürsten Litauens ihre militärische Sammelaktionen unterlassen können. Litauen hätte uns ebenso täuschen können, indem sie ihren Prinzen abziehen lassen und Monate später ihre Truppen versammeln oder während der Belagerung zur Befreiung Tvankstas eine einfache Botschaft des Ausgleichs und Friedens an uns entrichtet hätten, doch all dies blieb aus. Die Gebeine des Prinzen befinden sich auf dem Weg nach Osten, wo sie im friedlichen Grenzgebiet übergeben werden sollen.

Sehr wahrscheinlich gab es unter den Fürsten unserer östlichen Nachbarn Streitigkeiten um Machtfragen. Der Nachfolger des Prinzen Azoulas soll ein abscheuliches, grausames und skrupelloses Geschöpf sein, der seinen edlen Konkurrenten wohl nicht missen wird, aber Euch in einen Krieg verwickelt. Wie Ihr wisst, sind wir bereit gewesen, Entschädigungen an die Heiden zu entrichten für ihre Verluste an Lehen, Steuern und Untertanen, um den Frieden zu erhalten. Aus einem natürlichen Selbstverständnis heraus ist ein Rückzug für die Piasten nicht möglich. Zudem könnten wir einen solchen vor Gott, vor Rom, vor dem Kaiser, vor unseren Verbündeten, Freunden und Untertanen sowie vor allen Christen nicht verantworten. Unsinn und Frevel ist es, diese Fehde zu verlängern und weitere hunderte wenn nicht gar tausende Untertanen in ihr zu verbrennen.

Es wäre an dieser Stelle müßig, die diplomatischen Standpunkte von Großherzog Wladyslaws zu wiederholen, die auch von Verständnis gegenüber Eurer Situation und Lage getragen wurden. Sie sind Euch bekannt, Ihr habt sie bisher nicht mit uns diskutieren wollen und entgegen ihnen gehandelt, das respektieren wir. Das Herzogtum weiß Eure Bemühungen nach außen zu schätzen, doch unsere Interessen und Verpflichtungen sind in der Sache gegensätzlicher Natur. Wir stehen zu weiteren Verhandlungen zur Verfügung. Sollte eine russisch-litauische Delegation Gespräche mit Polen suchen, stehen die Tore
von Tvanksta offen. Eure Handlungen auf See unter anderem gegenüber der dänischen Krone und der Flotte von König Eric lassen andere Absichten und längst vollzogene Entschlüsse vermuten.

Wünscht Ihr Truppen über die Ostsee nach Süden zu entsenden und diese auf polnischen Boden landen zu lassen, so wird das Schlachtfeld vor Gott entscheiden müssen, wie die Geschicke sich entwickeln. Im Anschluss an derartige Auseinandersetzungen, deren Ausgang uns allen offen wie unbekannt ist, werden die Parteien womöglich zusammenkommen und eine Lösung finden, wie es kultivierte Reiche zu tun pflegen. Und alle Edelleute und Untertanen, die vom Sturm der kommenden Schlachten verschont blieben, werden zurückkehren zu ihren Herrensitzen und Lehen und sich dem Leben widmen.

gez.: Boleslaw Schiefmund, Herzog von Plock, Stellvertreter des Großherzogs, Erbe des Großherzogtums Polen

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Mormegil
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Re: [StSt: Hof] Die Herzöge von Polen

Beitragvon Mormegil » 18. Januar 2019 21:45

An den Herzog von Polen,

einer der griechischen Gesandten hat dem Hof von Konstantinopel von der Einnahme Tvanskas durch eure Männer berichtet. Wir sind verärgert über euren Überfall auf eine Stadt, die zu einem guten Teil von orthodoxen Christen bewohnt wurde. Auf die Grausamkeiten, die in der Siedlung angerichtet wurden, möchte ich gar nicht weiter eingehen, die Berichte sprechen für sich selbst. Allerdings wünsche ich von euch zu erfahren, mit welchem Rechtsanspruch ihr diesen Krieg eröffnet habt.
Ihr habt wissentlich einen Krieg gegen Litauen, das kurz davor stand in den Schoß der Christenheit aufgenommen zu werden, und damit gegen das mit diesem verbündete Nowgorod begonnen. Gerade letzteres besitzt das Wohlwollen des Basileus, ist es doch ein Bollwerk der Orthodoxie und eine Stütze für die Stabilität in der ganzen Region. Nun sehen wir nur einen seit vielen Jahren andauernden Krieg, in dem zahlreiche Heere gegeneinander aufmarschieren, ohne dass ihr bisher euren Anspruch auf diese Region untermauert habt. Solltet ihr keinen rechtlich gültigen Anspruch auf die Region haben, sehen wir nicht, wie ihr diese legitim beherrschen könntet und die Toten des Krieges wären allein euch anzulasten.

Gez. Christophoros Bryennios, λογοθέτης τοῦ δρόμου (Logothetes tou dromou, der Vorsteher der Diplomatie)
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Ktarie
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Re: [StSt: Hof] Die Herzöge von Polen

Beitragvon Ktarie » 28. Januar 2019 21:08

Tvanksta, Winter 1110 n. Chr. [R22]

Herzog Wladyslaw saß gemeinsam mit seinem Sohn, Bolislaw, zwei Äbten aus Gnesen und einem halben Dutzend Hauptmännern in jener bescheidenen Behausung, die für die Fürsten von Tvanksta seit jeher als Unterkunft diente. Es war eine kalte und unerbittliche Winternacht und wenn auch niemand hungern musste, so fiel die Ernte doch mager aus. Ein großes Feuer brannte, einige Fackeln beleuchteten den dunklen Saal und warfen tanzende Schatten an die Wände. Sie aßen Käse und Fleischplatte mit Brot und warmen Wein. Herzog Wladyslaw sehnte sich nach Krakau zurück, an steinerne Gemäuer, milderer Winter und dem erwärmenden Lächeln seiner Gemahlin.

Mit seinen inzwischen 66 Jahren spürte er die Winter mehr als jemals zuvor. Selbst Decken aus Wolf- und Lammfellen halfen wenig, wenn der eisige Wind durch die Dielen zischte und ebenso durch seine Glieder. Er bewunderte Kardinal Gromislaw dafür, wie er mit 56 Jahren unter diesen Bedingungen durch die Dörfer Prussias zog und Fürsorge leistete für die Gemeinden.

Bolislaw: "Eure Majestät, noch immer sind keine Nachrichten aus Konstantinopel auf Euer Schreiben für Friedensgespräche eingetroffen. Es ist doch merkwürdig und mutet von Verworrenheit an, dass die Orthodoxen von Frieden und Begrenzung einer Fehde so gerne sprechen und sich in ihren Worten laben, aber keinerlei Taten folgen lassen, die ihnen angetragen werden und dieses ermöglichen könnten. Stattdessen klagen sie gegen uns mit Märchen und Legenden über das Leben in Prussia doch für welchen Zweck."

Herzog Wladyslaw erkannte, dass sein Sohn die Wahrheit sprach, doch gab er die Zuversicht nicht auf, seine Nachkommen noch vor seinem Ableben in Frieden zurückzulassen, wenn er selbst seinen göttlichen erfahren würde: "Mein Sohn, in Zeiten wie diesen ist Raum zum Nachdenken auch für jene von Nöten, die uns nicht wohlgesonnen sind, so habt Geduld."

Bolislaw: "Gewiss, Eure Majestät, Geduld, die habe ich, die haben wir. Denn diesen Krieg führen wir seit Jahren gegen eine Übermacht. Es ziehen fremde Truppen aus Nowgorod durch unsere Länder und kaum landen ein paar Hundert Wikinger in Estonia, nachdem Nowgorod selbst die dänische Flotte angegriffen hatte, führt der Orthodoxe Osten ein Theaterspiel auf, das an Theatralik seinesgleichen sucht, indem sie von einem Zweifrontenkrieg gegen Nowgorod fabulieren, sie sich alle zusammenrotten und unterstützen müssten, um einen Krieg zwischen den Welten zu vermeiden. Von wem wird Nowgorod im Osten angegriffen, etwa von den Cumanen oder den Persern? Nein, es existiert keine zweite Front für Nowgorod. Alle Fronten haben sie sich selbst gesucht in unserem Land. Das Gefühl moralischer Überlegenheit scheint es dieser Art nur im Osten zu geben, aber in Wirklichkeit ist es längst verblasst, denn einen Frieden zwischen den Christen ersuchen einzig Kaiser Heinrich und Ihr, Vater. Die Worte des Leiters der Kurie in Rom, die ich zu entschärfen suchte, werden am Ende vielleicht noch als die eines Propheten betrachtet werden."

Herzog Wladyslaw: "Gott bewahre. Nun, ich rechne damit, dass das Römische Reich im Osten unser Schreiben an Nowgorod, Litauen und Kiev weitergeleitet hat, wie es beabsichtigt war, sodass sich alle einzeln beraten werden und insbesondere unser direkter Nachbarn im Osten. Aber wir könnten ebenso an Nowgorod und Litauen eine gesonderte Nachricht aufsetzen, solange wie sie...."


"WHUUUUU WHUUUUU WHUUUU" Drei tiefe Rufe eines Signalhorns unterbrachen die Worte des Herzogs und den nächtlichen Frieden in der Burg, was zu dieser Stunde gewisse nichts Gutes
verhieß. Bolislaw und vier seiner Hauptmänner eilten nach draußen in den Vorhof der Holzburg, wo die Tore inzwischen geöffnet waren und erblickten einige Verwundete, die von Bischof Bogoria und seinen Mönchen nach Tvanksta begleitet wurden. Nach kurzem Lagebericht schienen die Dinge klar; Truppen aus Litauen griffen offenbar drei Batterien von Ballisten an, richteten die Gefangenen grausam hin und verstümmelten ihre Leichnamen nach Werk der Heiden. Inzwischen erschien auch der Herzog im Hof und sorgte sich persönlich um die Verwundeten und befragte alle Zeugen.

Bolislaw drang zu zwei seiner Hauptmänner und gab klare Anweisungen: "Findet mir diese Barbaren, die für diese Tat verantwortlich waren, und jagt sie zum Teufel nach Osten." Nach einer Stunde beruhigte sich die Lage und als alle sich in den Gebäuden aufhielten, kamen berittene Boten von der Grenze wie vom Sturm getragen angeflogen.

"Eure Majestät", eröffnete ein erschöpfter Grenzreiter seine Ansprache; "die Heere Litauens, sie...sie haben die Grenze nach Prussia überschritten und stehen mit mehr als 3600 Mann im Osten." Wortlos ergriff der Herzog die Schultern des Untertanen und half ihm mit einem Blick, der Dankbarkeit für dessen Dienste ausdrückte, aufrecht zu stehen.

Bolislaw richtete seinen Blick auf den Herzog: "So ist dies also die friedliche Antwort der Orthodoxie auf unsere Einladung zu Friedensverhandlungen, um sich in der Rolle des sich nach Frieden sehnenden Opfers zu gefallen", sprach Bolislaw, ohne den Anteil an Ironie zu verbergen.

Der Herzog erwiderte nichts auf diese Worte, alle Farbe wich aus seinem Gesicht wie aus dem seines Erben. Mit glasigen und weit offenen Augen schauten beide in den Osten und spürten die Kälte des Windes nicht mehr. Das kriegerische Blut der Piasten geriet in Wallung. Das Herzogtum Polen war spät mit dem Christentum erleuchtet worden, seine Herzöge berüchtigt dafür, die Wildheit ihrer Ahnen bewahrt zu haben. Herzog Wladyslaw sprach beinahe flüsternd und mehr zu sich selbst: "Ruft zu den Fahnen" Bolislaw verbeugte sich nickend und drehte sich gestikulierend zu seinen Hauptmännern um, die seine Befehle wortlos verstanden.

[Fortsetzung folgt]

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Ktarie
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Re: [StSt: Hof] Die Herzöge von Polen

Beitragvon Ktarie » 30. Januar 2019 05:46

[Fortsetzung]

Die gespalteten Nachbarn: Polen und Litauen - Die Jagd im Osten von Prussia (R22)

Hauptmann Osten brach direkt nach dem Befehl seines Herren, Fürst Bolislaw, von der Burg Tvanksta aus auf,um jene aufzuspüren, welche die polnische Artillerie durch einen zweiten Angriff beinahe aufgerieben hatten. Dazu orderte er Verstärkungen von den östlichen polnischen Grenzposten in Prussia an, die zu ihm stoßen würde, sodass eine Abteilung von 300 Speerträgern durch die dichten östlichen Wälder von Prussia zog auf ihrer Jagd...

Osten stammte aus Stettin und war deutscher Abstammung. Er trat in den Dienst von Bolislaw, als der Kaiser Stettin nach der Vermählung von Bolislaw mit der kaiserlichen Prinzessin an Polen in einer kaiserlichen Schenkungsurkunde vermachte. Ostens Trupp marschierte mit leichten Gepäck, damit sie schnell und möglichst unbemerkt ihre Aufgabe erfüllen konnten, denn das Geklappere von unnötigen Proviant, vielerlei großen Töpfen und Metallen würde sie nur verraten können. Die Aufgabe war bei dieser Witterung ungemein hart, denn sie hatten lediglich gesalzenes Fleisch, ranzigen Käse und hartes Brot bei sich. Das letzte wärmende Feuer genossen die Einheiten vorletzte Nacht, es schien ihnen inzwischen eine Ewigkeit her zu sein. Erscheinungen von Erfrierungen waren daher im tiefen Winter unter freiem Himmel an der Tagesordnung, aber Osten kannte seine Pflicht und war entschlossen, seinen Oberbefehlshaber Ehre zu erweisen. Vier Spähtrupps gingen zu je 5 Mann voran und irgendwann, als die Männer erschöpft waren, meldete eine Vorhut die Sicht auf eine größere Gruppe bewaffneter Reiter, die offenbar von Südosten kamen, weshalb zuvor keine Spuren gesichtet werden konnten.

Die bärtigen Streiter Polens, die in lumpigen und zerschlissenen braunen, weißen und grauen Mänteln eingehüllt waren, machten sich bereit; der Angriff folgte entschlossen und rasch, 26 Feinde starben, der Rest ritt davon, sobald es ihnen möglich war. Bedauerlicherweise fiel mit Pavel ein junger Rekrut, der bei der Flucht des Feindes von drei Pferden zertrampelt wurde. Sie durchsuchten die Gefallenen und fanden Stoffe und Waren, die auf den Besitz schlesischer und baltischer Untertanen des Herzogs stammen mussten. Ihre zentrale Aufgabe war erfüllt. Kleidung und Banner verrieten, dass die gefallenen Feinde aus dem Osten stammen mussten, sie waren zu großen Teilen noch jung. Ostens Aufgabe war erfüllt. Nach einem wärmenden Feuer und längerer Rast jedoch zog der Trupp direkt weiter nach Süden...

Sieben Tage später, etwa hundert Kilometer weiter im Süden im Grenzgebiet Prussias zu Neman

Eine endlose Schlange weißer Mäntel marschierte langsam auf weißen Schnee vorwärts. Der goldgekrönte weiße Adler auf Rot hob sich in den vielen Fahnen ab, die von den Bannern mancher Fürsten begleitet wurden. Fürst Bolislaw führte ein Heer von 2500 Mannen in Richtung Südosten, allesamt bestehend aus Infanterie. Lediglich seine Garde, zwei Dutzend Adliger, Ritter und Hauptmänner waren beritten. Die meisten der Soldaten folgten ihm seit Jahren und er kannte sie persönlich aus den vielen Schlachten, die sie gemeinsam schlugen. Mit diesen Veteranen an seiner Seite würde er keine Auseinandersetzung fürchten, dachte der junge Erbe Polens. Auf ihrem Weg trafen sie auf Dörfer, deren Bewohner ihnen Mut zusprachen und die einfachen Soldaten mit Kleidung und Nahrung versorgten, wenngleich die Bewohner selbst weniges entbehren konnten. Weitere Verstärkungen aus dem Westen waren unterwegs, doch musste Herzog Wladyslaw bei Tvanksta ebenso geschützt werden, sodass
für diesen Feldzug gegenwärtig nicht mehr Männer zur Verfügung standen.

Der Vormarsch der Heere Litauens kam nach Jahren des Stillstands überraschend. Er schien eine Reaktion auf die polnische Friedensinitiative zu sein, zumindest wusste die polnische Heeresleitung keine andere Erklärung als diese. Auch wenn eine Schlacht nicht in seinem Interesse war, musste der Herzog reagieren, denn die Überquerung der Grenze bedeutete eine unmittelbare Gefahr für die Souveränität Polens, sollte man Litauen ein weiteres Vorrücken innerhalb Prussias gewähren, sodass die strategische Lage sich nur zu Ungunsten entwickeln würde und eine Bedrängnis drohte.

Die Stellung des Feindes war ihnen inzwischen bekannt und mit insgesamt über 3600 Mann waren die Heere Litauens überlegen. Der Feind hatte starke Verbände in seinen Reihen, er vergrub sich mit seinen drei größten Heeresführen in zwei Stellungen; das Heer unter dem Oberbefehl von Großfürst Algimantas, das in Größe und Schlagkraft jenem von Bolislaw glich, befand sich an einer offenen Lichtung, etwas erhöht von dessen Stellung verschanzte sich der junge Fürst Kaunas mit einem weiteren Heer in einem Waldgebiet. Die Lage war kompliziert. Es hatte den Anschein, als erwartete der Feind einen Angriff aus nordwestlicher Richtung, um das polnische Heer in einen Kampf zu verwickeln, der zum großen Teil in bewaldeten Gebiet stattfinden würde. Es bestand somit die Gefahr, dass die Schlacht unübersichtlich würde, lange andauern könnte und die größere Anzahl an Truppen den Ausschlag zugunsten der Streitkräfte Litauens geben würde.

Daher entschied Bolislaw, das Hauptheer von Algimantas von Süden bei Nacht anzugreifen, denn die Sonnenstunden waren gering und die Nächte warfen ihre langen Schatten. Stundenlang robbten sich Hunderte von Polen an die südliche Position heran. Als der Angriff erfolgte waren die Litauer schnell zum Kampf bereit und es entwickelte sich ein ausgeglichenes Schlachtengetümmel, bis Bolislaw mit dem wagemutigen Angriff seiner Garde auf die linke Flanke Litauens eine Wende herbeiführte, wobei der Fürst leicht verwundet wurde und ein Viertel seiner Getreuen fiel. Etwa 670 Polen und über 1400 Litauer sollen in dieser Nacht ihr Leben gelassen haben.

Großfürst Bolislaw entließ die Gefangenen. Er wollte christliche Gnade und Ritterlichkeit über Wut und vermeintliche Vergeltungsgelüste erheben und zudem ein Zeichen des Friedens untermauern. Tatsächlich brauchte er auch jeden weiteren verfügbaren Mann, um das zweite Heer auf der Anhöhe am Tage zu erstürmen, das von der Lage her im Vorteil war. Bolislaw befürchtete hohe Verluste in seinen Reihen. Als das Heer Polens vorrückte, schien der Feind jedoch von Norden bedrängt und in seinen Reihen unruhig zu werden. Im Anschluss an die Schlacht stellte sich heraus, dass es dem tapferen und getreuen Hauptmann Osten innerhalb weniger Tage gelang, durch einen Gewaltmarsch die Nordflanke des Feindes zu erreichen.

Die blutigste Schlacht, die der Osten je kannte, kostete etwa 3000 Tapferen das Leben. Männer gingen verloren, die besser die Felder hätten bewirtschaften und Familien gründen sollen, dachte Bolislaw. Als die Litauer und Polen ihre Toten von den Schlachtfeldern bargen, erreichte Bolislaw eine Nachricht von Herzog Wladyslaw, die berichtete, dass der Kaiser Ostroms mit einem vielversprechenden Schreiben um mögliche Friedensverhandlungen geantwortet haben soll. Während sein Vater also in Verhandlungen treten würde, würde Bolislaw in der Zwischenzeit mit seinen 1800 kampffähigen Streitern Stellung beziehen, auf Verstärkungen warten und ein provisorisches Lager bis zum Frühjahr errichten.