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Rodrigo de Tolosa zog seinen Kapuzenmantel etwas enger und versuchte sich so gegen den kalten Wind, der ihm ins Gesicht peitschte zu schützen. Die letzten Stunden und Tage waren keine einfachen für den jungen Spanier und so sah sein Gesicht von Wind, Wetter und den Strapazen der Reise älter und eingefallener aus so dass man dem an sich 29 jährigen auch jederzeit glauben könnte schon stramm auf die 40 zuzugehen.
Rodrigo erinnerte sich mit Wonne zurück wie er noch vor wenigen Tagen mit seinem stolzen Rappen über das saftige Grün der spanischen Felder ritt. Er war mutig, unerschrocken und geradezu enthusiastisch aufgebrochen, als sein König ihm einen neuen Auftrag bedachte. Rodrigo solle auf eine wichtige Mission aufbrechen, überaus wichtig und schon fast geheim. Und das gerade er, ha, hatte er stolz bei sich gedacht und war den Worten des Königs blind gefolgt. Es folgte die Besprechung der Mission mit dem Meister der Geheimdienstabteilung, einem geradezu unverschämt jungen Mann mit dem klangvollen Namen Pedro Diaz. Pedro schien bestens informiert zu sein über die allgemeine Lage und so zeichnete er Rodrigo binnen kurzer Zeit seine "Meisterroute", wie er sie nannte, auf. "Ihr müsst lediglich bis nach Valencia reiten, tragt am besten kein Wappen oder Siegel mit Euch um nicht aufzufallen in dem Taifa-Reich. So dürfte es Euch ohne Aufsehen zu erregen gelingen durch die Stadttore zu gelangen. Anschließend müsst ihr nur noch ein Händlerschiff aufsuchen und dem Kapitän für Eure Überfahrt einen hohen, aber nicht zu hohen Sold für die Überfahrt bezahlen. Zahlt ihr zu wenig fordert Ihr ihn gegebenfalls heraus sein Wort nicht zu halten und Euch in der Pampa rauszuwerfen. Doch zahlt Ihr zu viel weckt das Begehrlichkeit. Ich würde Euch empfehlen einen halben Sack hiervon zu bezahlen." Pedro reichte ihm einen kleinen Sack der reichlich gefüllt mir der gängigen Währung war. "Die Überfahrt dauert nicht allzu lange, stellt Euch aber auf eine raue See ein. Dies ist der Jahreszeit geschuldet."
Rodrigo hätte innerlich auflachen können. Pedro's Erzählung klang so wunderbar einfach, doch die Realität war eine andere. Der Ritt nach Valencia war tatsächlich vollkommen unproblematisch und verlief ohne Zwischenfälle. Zwar rutschte dem jungen Diplomaten das Herz in die Hose als er die Stadttore unter den Augen der wachsamen Garnison betreten musste, doch zu seiner Freude wurde er weder kontrolliert noch näher betrachtet. Zwar hatte er wie aufgetragen auf seine offizielle Kleidung verzichtet, doch selbstredend führte er einen Brief mit sich der das königliche Siegel trägt.
Selbst einen fähigen Kaufmann, der ausgerechnet das Richtige Ziel hatte fand Rodrigo schon nach wenigen Stunden. Dieser blickte zwar grimmig drein als Rodrigo ihm seinen Sold für die Überfahrt zahlte und für einen Augenblick dachte er, er hätte vielleicht doch zu wenig oder gar zu viel geboten, da schlug der Kaufmann ein. Das schlimmste jedoch war die Überfahrt bei hundsmiserablen Wetter.
Rodrigo's Blick war weiterhin auf den Horizont gerichtet, als sich die Sicht etwas aufklarte und da, tatsächlich, erkannte er ein Schiff. Eine prächtige Galeere erhob sich vor ihnen aus dem Wasser, doch wie er bald feststellen sollte war es nicht die Einzige. Es dauerte nicht lange da war er bereits über ein dutzend hinaus gekommen und sie alle trugen ein einziges Banner - das gelb-rote von Sizilien.
Das Handelsschiff bahnte sich seinen Weg bis in den Hafen Palermos, Rodrigo hatte längst aufgegeben alle Schiffe zu zählen, da hatte er zugleich den nächsten Anblick zu bestaunen. Die mächtige Festung Palermos inmitten des Ozeans auf einer Insel. Schließlich legte das Schiff an einem der leeren Stege an, die Seemänner beganen zugleich mit dem Abladen der Waren, da war Rodrigo schon durch das Gewusel gehuscht und schickte sich an auf direkten Wege hoch zur Festung zu gelangen. Dort war jedoch rasch Schluss, denn das Tor war geschlossen und die Wachen fixierten den Neuankömmling sofort mit forschen Blick.
"Halt! Wer seid Ihr und was ist Euer Begehr?"
Rodrigo, der schon beim näherkommen in seiner Kleidung nach seinen Papieren getastet hat, zog diese zugleich hervor und präsentierte den Wachen gut sichtbar das königliche Wappen der Königreiche Kastilien und León's. "Ich komme auf Geheiß meines Lehensherren, Alfonso - König von Kastilien und León. Mein Name lautet Rodrigo de Tolosa, ich bin Diplomat seiner Gnaden und komme mit der Bitte um Einlass zum Hof und einer Audienz beim ehrenhaften Ruggero, dem König des normanischen Königreich Siziliens.