Beitragvon pascal » 11. September 2018 21:32
Kurz nach Beginn der Sitzung wurde es einmal kurz still im Saal als hektische Fußschritte von draußen hörbar wurden. Eilig schritten sie voran und wurden lauter bis sich auf einmal das Tor, bestehend aus zwei großen, hölzernen und mit edlem Stahl und SIlber verstärkten Türen, öffnet. Ein älterer Mann mit grauen Haaren und stoppeligen Bart tritt herein, offensichtlich erschöpft. Seine Kleider sehen fast schon eher aus wie Lumpen, dreckig und teilweise zerfetzt. Man sieht Sand in seinen Kleidern sowie Haaren hängen, Schweißtropfen gleiten über sein Gesicht. Doch als er näher kommt ist es unverkennbar - Ein großes rotes Kreuz sticht auf dem ansonsten ursprünglich wohl weißen Kleid hervor. Weiß, dass inzwischen eher zu einem hellen braun geworden war, doch es musste sich um den Abgesandten der Kreuzfahrer handeln. "Das Schild der Christenheit", wie sie sich selbst nannten.
"Entschuldigt meine Verspätung", fing der alte Mann erschöpft an zu stammeln, "Doch ich hatte einen langen und erschwerlichen Weg - Feindesgebiete, die ich umgehen musste. Ländereien, in denen ich nicht erwünscht war, weshalb ich mich so gut es ging abseits der üblichen Straßen halten musste. Und die See momentan ohnehin zu gefährlich, als dass wir das große Meer gefahrenlos durchkreuzen könnten - noch könnten wir auch nur eines unserer Schiffe dafür entbehren, einen alten Mann eine angenehmere Reise zu ermöglichen."
Spätestens jetzt war allen klar, um wen es sich hier handelte. Die Rede von Feindesgebiet und dem großen Meer. Der Mann war weit gereist - und gefährlich dazu. Jerusalem musste die längste Strecke sein, die von jemandem in diesem Raum für dieses Treffen zurückgelegt wurde.
Nach kurzer Stille stellte Papst "Raniero di Bieda als Paschalis II" die Frage, die wohl alle in diesem Raum auf der Zunge lag:"Ich weiß, dass Ihr von Antiochia redet, wenn Ihr von Feindesgebiet sprecht. Doch welche anderen Ländereien, die ihr durchqueren musstet, lehnten den Besuch einer der treuesten und tapfersten Christen, die die Menschheit kennt ab - den Abgesandten, der für alle Christen in Jerusalem kämpft und sich dafür selbst aufopfert, sein altes Leben aufgegeben hat und in Jerusalem versucht alle vom wahren Glauben zu überzeugen? Machen euch die Seldschuken nun auch Probleme? Und hattet ihr nicht das Meer größtenteils von Feinden befreit und gesäubert? Wie kommt es, dass ihr dennoch nicht über die See nach Rom gelangen konntet?"
Der alte Mann war weiterhin außer Atem und fragte mit einer Geste höflich um eine Sitzgelegenheit. Nachdem ihm Wein eingeschenkt wurde und er einen Schluck zu sich nahm, begann er zu erzählen:"Es gibt einige neue Kunde zu den Entwicklungen aus dem nahen Osten. Doch eins nach dem anderen... Nachdem uns Bohemund de Hauteville die Gefolgschaft aufkündigte und damit die gesamte Christenheit verraten hat, noch dazu seine Seele an die Fatimiden verkaufte und nun für sie Antiochia hält, gab es für uns keine andere Wahl - trotz der arithmetischen Nachteile an Männern, Waffen, Gold und sonstigen Ressourcen, mussten wir handeln. Wir mussten antworten, konnten die Kriegserklärung nicht unbeachtet lassen und uns hinter unseren Mauern verstecken. Wir mussten zeigen, dass wir Christen tapfer sind und keine Angst haben. Vor niemandem - außer vor Gott. Und so reagierten wir schlagkräftig und griffen ihre Hauptflotte im Hafen Gazas an. Auf ihr befand sich eine mehrere tausend Mann starke Armee. Wir konnten die Schlacht auf See gewinnen und alle Männer, die nicht bereits in der Seeschlacht versenkt wurden, fanden ihrem Tod im Meer oder im Feuer nachdem wir ihre Schiffe verbrannt und versenkt hatten. Zeitgleich griffen wir auch alle anderen Schiffe unter fatimidischer Flagge an, die sich in unserer Reichweite befanden - was der Großteil der fatimidischen Flotte war. Lediglich ein Marinekommando konnte uns rechtzeitig enteilen und so konnten wir den Muselmännern noch nicht gänzlich den Zugang zum Meer nehmen. Doch soweit wisst ihr wohl schon". Der Mann legte eine kurze Pause ein und nahm wieder einen Schluck Wein zu sich.
"Nachdem dies öffentlich wurde erreichten uns einige Erkundigen von Anführern anderer Staaten, allen voran Venedig und Frankreich, welche uns Hilfe zusagten. Zeitgleich sandte uns der römische Kaiser auf Nachfrage ebenso eine Neutralitätserklärung zu - er werde uns nicht zur Hilfe schreiten, doch eben ebenso wenig würde er die Fatimiden in irgendeinerweise unterstützen.
Die Fatimiden konnten also zunächst nicht anders, als all ihre Truppen an unserer Grenze zu versammeln und abzuwarten. Doch auf See überraschten sie uns. So konnten unsere Spähschiffe sehen, wie sich die Überbleibsel der einst so großen Flotte in unsere Nähe begab - als wollten sie eine letzte Seeschlacht provozieren, die sie nur verlieren konnten. Wir hofften, dass sie vielleicht auf ihren falschen Gott vertrauten uns Rache nehmen wollten, doch wir waren uns sicher, dass dies nicht gelingen könnte - denn Gott kann nur auf einer Seite sein - der unseren. Unsere Schiffe setzten bereits Segel als wir den wahren Grund erfuhren - die Fatimiden waren wohl doch nicht so blind, wie wir sie zu sein hofften. Eine Flotte unter Segel des römischen Kaisers wartet bereits auf sie und stellte sich schützend neben ihre Verbündeten mit dem deutlichen Signal an uns - greift ihr sie an, müsst ihr auch an uns vorbei, was einer Kriegserklärung gleich gekommen wäre. Uns blieb keine Wahl - so wollten und wollen wir nach wie vor kein Blut unter Christen vergießen. Dennoch würden wir Byzanz darum bitten, ihre Worte einzuhalten und die Unterstützung zu unterlassen. Ebenso bitten wir Rom um eine Stellungnahme - Christen, die Ungläubige Aggressoren vor Vergeltung schützen, vor der Strafe Gottes- das hat die Welt in siebzehnhundert Jahren noch nicht gesehen."
Ein grummeln ging durch den Raum, wütende Blicke richteten sich zum Abgesandten von Byzanz. Wenn man diesen Worten Glauben schenken konnte, so war dies ein hartes Vergehen gegen die Christenheit. Der Papst erhob sich und klopfte auf den Tisch "Das kann ja wohl nicht sein", brüllte er in Richtung des byzantinischen Abgesandten. Nach wenigen Augenblicken hatte er sich jedoch wieder beruhigt, nahm einen Schluck Wein und setzte sich. "Fahrt fort", bittete er.
"Nachdem wir dies bemerkt hatten, gab es für uns zwei Optionen - den Rückzug aus der Gefahrenreichweite oder aber eine deutliche und starke Antwort an die Fatimiden. WIr entschlossen uns für letzteres und ohne einen Angriff auf die verbliebenen Schiffe zu starten, so konnten wir doch eine starke Reaktion zeigen und begannen die Belagerung des Hafens bei Gaza. Unsere Flotte sollte stark genug sein um einen möglichen Angriff der Fatimiden abzuwehren, solange Byzanz sich zumindest an den Grundkern seines Versprechens hält und keine Christen angreift. Das war es von meiner Seite, entschuldigt vielmals, dass ich vom eigentlichen Thema abweiche, doch ich empfand die Neuigkeiten als zu wichtig, als dass ich es euch vorenthalten dürfte."
Kurze Stille währte im Raum. Keiner traute sich etwas zu sagen, zu angespannt war die Stimmung. Schlussendlich war es wieder einmal der Papst, der sich erhob:"VIelen Dank für die Schilderung der Lage. Das bringt einige Neuigkeiten zu Lichte. Da es bei diesem Treffen vor Allem auch um euch und Jerusalem geht, ist dieser Bericht sicherlich hilfreich für uns alle. Doch ein Vorwurf stand, bevor ihr zu uns gestoßen seit, im Raum - das Bündnis mit den Seldschuken wird nach wie vor nicht gerne gesehen und einige im Raum stoßt dieses auf"
Der alte Mann konnte nur Kopfschütteln erwidern:"Wer das Bündnis mit den Seldschuken nicht versteht, versteht unsere Situation im nahen Osten nicht. Wir sind umringt von Feinden. Von tausenden Muslimen, die unseren Tod wollen. Von bewaffneten Horden von Kämpfern, die nichts lieber tun als für ihren Glauben zu sterben - für ihren falschen Glauben. Stellt euch vor wir hätten die Seldschuken und die Fatimiden gegen uns - wir wären vermutlich längst vertrieben worden. Und im Gegensatz zu den bewaffneten Horden und den Fatimiden, sind die Seldschuken ein zivilisierte Volk. Ja, es hat einen anderen Glauben, einen falschen Glauben. Doch lasst uns doch erst das größere Problem bekämpfen - Ungeheuer die ihre Schwertet gegen alles und jeden erheben, die nicht ihre Meinung teilen.Die jeden Christen vertreiben oder töten wenn sie in zu Gesicht bekommen. Die uns Zugänge zum heiligen Land versperrten. All das waren nicht die Seldschuken - Lasst uns doch zunächst um das größte Übel kümmern, um die, die die Christenheit angreifen anstatt die, die mit uns in friedlicher Koexistenz leben wollen. Und vielleicht kann man sie ja auch auf andere Weise vom wahren Gott überzeugen, vom wahren Glauben. Manchmal schneiden Worte tiefer als ein Schwert."
"Nun gut", entgegnete der Papst, "dann lasset uns mit dem eigentlichen Treffen fortfahren"
"Eine Sache noch:", unterbrach der Abgesandte der Kreuzfahrer, "jetzt wo ich Euch das erste mal seit langer Zeit wieder alle persönlich sehe, wollte ich mich nochmals herzlichst bei allen bedanken, die uns bisher geholfen haben. Neben euch für eure finanziellen Unterstüzungen, eure Eminenz, möchte ich mich besonders bei den Abgesandten von Genua, dem HRR und Kastilien im Namen aller Kreuzfahrer bedanken. Nur ihr haltet uns am Leben! Ebenso wie England, ich habe gehört, eure Unterstützungen seien bereits auf dem Weg. Doch auch Frankreich und Venedig müssen wir besonders hervorheben - VIelen Dank für eure Zusage zur Unterstützung in unserem Krieg - sei es von finanzieller oder gar militärischer Natur. WIr benötigen jede Hilfe die wir kriegen können. So, nun war es das aber endgültig von meiner Seite aus, fahrt fort mit dem Treffen und beraten wir uns, wer uns in Zukunft führen sollte."