Beitragvon nordstern » 15. Juli 2019 16:34
Das Problem ist, das eine bessere KI, je mehr die KI können muss, mehr Arbeitszeit erfordert und zwar signifikant mehr. "Moderne" KI funktioniert noch wie vor 30 Jahren... per Entscheidungsbaum. Und jede weitere Stufe, verdoppelt die Anzahl an Möglichkeiten. Zeitgleich aber werden immer mehr Mitarbeiter für Grafik und Effekte abgezogen. So hatte CA zur Zeit von Empire exakt EINEN KI-Programmierer. Als dieser kündigte kurz vor Release (weil er wohl wusste was passieren würde), stand das Team vor einem Scherbenhaufen von KI.
Wann ist eine KI gut? Wenn sie aufgrund der vorherrschenden Lage logische Entscheidungen trifft und alle Features eines Spieles beherrscht. Klingt einfach... Civ6... wenn eine KI einem Land den Krieg erklärt, aber keine militärischen Einheiten baut, weil es langfristig besser ist Gebäude zu bauen, ungeachtet dessen das es kein Langfristig mehr gibt wenn sie den Krieg verliert und ungeachtet dessen das sie den Krieg angefangen hat und idR der Kriegsgegner militärisch stärker ist, dann ist das keine logische Entscheidung.
Wenn eine KI nicht flankiert um im Zentrum stärker zu sein, mag das erstmal dumm sein, aber es ist logisch und daher gut. Sie muss nicht die perfekte Entscheidung in einer Situation treffen. Aber sie muss eine Entscheidung treffen die logisch nachvollziehbar ist und sie sich nicht selbst zerstört. Solange die Taktik der KI funktioniert, interessiert es mich nicht, ob sie für mich Sinn ergibt. Also wenn sie nicht flankiert, mich aber in den Schlachten schlägt, ist mir das Flankieren egal. Wenn sie mich flankiert, dadurch aber in ihren Untergang rennt (Bobblebildung an den Flanken), dann ist das schlecht. Und sie muss mit allen Features eines Spiels klarkommen. Klingt banal... ist aber bei weitem nicht mehr selbstverständlich... leider. Beispiel HoI4 und die nicht existierende Luftwaffe bei der KI... weder gebaut noch benutzt. Und wenn sie flankiert und dabei sich auf die einzigen Flankeneinheiten fixiert um diese zu brechen. Aber nicht realisiert das ich keine Reserve habe und sie daher, wenn sie nur 50m weiter laufen würde eine offene Flanke hätte... und stattdessen lieber mit 6 von 20 Einheiten versucht meine Flankeneinheiten zu brechen... dann ist das schlecht.
Ein Problem daran ist auch, das es keine KI-Programmierer gibt. Es gibt KI als Studien oder Ausbildungsberuf nicht. Nicht mal als Fortbildung. KI-Programmierer sind diejenigen die sich das selbst beigebracht haben.
Ja, die KI von Rome2 wurde mit der Imperator-Edition richtig gut. Nicht perfekt, aber ich kann damit leben... sie reicht. Diese KI wurde aber mit Attila nicht weiter verbessert. Mit Warhammer ebenfalls nicht, obwohl dort durch den Wegfall der Formationen viel Raum gewesen wäre. Britannia war KI-Technisch teilweise fast auf Empire-Niveau 4 Monate nach Release. (Die ersten 3 Monate bewegte die KI auf der Kampagnenkarte keine Einheiten). Wie kan sowas passieren? Wo doch die vorgängerKIs so "gut" waren? Es gab nicht genug Arbeitszeit/Mitarbeiter die die KI an das SPiel anpassen sollten.
Wenn man davon ausgeht, das ein Entwicklerteam eine maximale Größe von 80 Mann nicht überschreitet bei einem AAA-Spiel (das ist die inoffizielle Obergrenze), weil ansonsten das Team zu groß wird in der Organisation und Absprache untereinander. Und nun immer mehr Mitarbeiter für Grafik, Marketing und Effekte gebraucht werden sowie irgendwelche neuen Features die bestehende, etablierte und gut funktionierende ablösen sollen, damit es was "neues" gibt... dann bedeutet das automatisch das für den Rest des Spiels weniger Entwickler vorhanden sind. Wenn wir dann noch annahmen, das das Gerüst des Spiels damit es funktioniert eine hohe Priorität hat, dann bleiben nur noch KI, Story, Balancing und technische Stabilität als Bereiche übrig. Und das sind genau die Bereiche in denen Spiele in den vergangenen Jahren zunehmend massive Mängel aufweisen.
Ich bin Legastheniker. Wer also Rechtschreibfehler oder unklare Formulierungen findet, soll bitte versuchen die Grundaussage zu verstehen oder darf sie gerne behalten
Danke für euer Verständnis.