Kapitel 2 – Die erste Prüfung:
Missmutig beobachtete Aynaeth Tegara dabei, wie diese sich benahm, als hätte sie alle Zeit der Welt, um sich zu den anderen Initianten zu gesellen. Diese standen allesamt zu Füßen der Treppe, welche in die Akademie führte, und starrten Tegara an, die gerade damit beschäftigt war, ihr Haar zu ordnen, und schließlich langsam auf die Akademie zuging. Bei den anderen Initianten handelte es sich um sechs Menschen, zwei von ihnen Frauen, und einem Sith-Reinblut namens Ffon, welcher der persönliche Favorit ihres Meisters zu sein schien. Selbst Aynaeth musste zugeben, dass Ffon beeindruckend war, sie spürte, dass er mächtig war, und seine roten Augen und die ebenso rote Haut ließen ihn ein wenig bedrohlich wirken, weit bedrohlicher als Tegara zumindest. Hätte Aynaeth ihre Vision nicht gehabt, wäre Ffon der perfekte Kandidat gewesen, und hätte sicherlich ohne Probleme ihr Schüler werden können, und gerade deswegen hasste Aynaeth ihn. Er war ein Spielzeug von Darth Decimus, eine Erinnerung an sie, dass er noch immer ihr Meister war, und er alleine wählen konnte, wen sie als Schüler annahm, zumindest war das wahrscheinlich der Plan des Sith gewesen, aber Aynaeth würde da nicht mitspielen. Sie lächelte zufrieden, als sie daran dachte, was für ein Schock es für Decimus sein würde, wenn nicht sein sorgfältig ausgewähltes Reinblut, sondern eine einfache Sklavin von Dromund Kaas zu ihrer Schülerin werden würde. Aber bis es so weit war, gab es einige Probleme, die es zu bewältigen galt. Eines dieser Probleme stand direkt neben Aynaeth, und warf Tegara wütende, hasserfüllte Blicke zu. Es war ein Mann, vielleicht Mitte dreißig, mit kurzen, braunen Haaren und einer seltsamen Tätowierung im Gesicht, der in die Rüstung eines Sith Krieger gekleidet war, und an dessen Seite ein Lichtschwert hing. Bei diesem Mann handelte es sich um Aufseher Harkun, einem Lehrer und Trainer an der Akademie, der Bekannt dafür war, dass er Sklaven und Aliens hasste. Ausgerechnet er würde derjenige sein, der sich Tegaras Gruppe annahm. Als Tegara schließlich die anderen Initianten erreichte, lächelte sie diesen kurz zu, ehe sie sich ganz außen links einreihte, und zu Aynaeth hinübersah. Sie warf der Sith Hexe kurz einen hasserfüllten Blick zu, ehe sie den Mann neben ihrer zukünftigen Meisterin bemerkte, und verwirrt blinzelte. Das war nicht Aufseher Tremel, zumindest sah er überhaupt nicht so aus, wie Aynaeth ihn beschrieben hatte. Ein fragender Ausdruck schlich sich auf ihr Gesicht, doch ehe sie etwas sagen, und sich somit möglicherweise verraten konnte, erhob der unbekannte Mann das Wort.
„Wie schön, dass du auch endlich da bist, Sklavin!“ fuhr er Tegara an, die bei diesen Worten zusammenzuckte. Das war nicht ganz der Empfang, den sie erwartet hatte. „Wir haben über eine halbe Stunde auf dich gewartet, dann tauchst du hier auf, und hinter dir fällt das Grab eines der bedeutendsten Sith Lords aller Zeiten in sich zusammen, möchtest du mir das vielleicht erklären?“ Während der Mann sprach, wichen die anderen Initianten instinktiv einige Schritte zur Seite, niemand wollte in der Schussbahn stehen, wenn der Aufseher seine Wut an der Sklavin ausließ.
„Das war nicht meine Schuld! Die alte...“ begann Tegara, biss sich jedoch sofort auf die Lippen, als sie Aynaeths warnenden Blick bemerkte. „Ich meine, es war nicht meine Schuld. Aufseher Tremel hatte mir vor meiner Ankunft auf Korriban gesagt, dass ich den Weg durch das Grab von... Ahjunta Paol nehmen soll, um zur Akademie zu kommen, und dass ich von dort etwas mitbringen sollte.“
„Lord Aynaeth, soll ich die Sklavin beseitigen?“ der Mann sah fragend zu Aynaeth auf. „Sie kann nicht einmal den Namen des Sith aussprechen, dessen Grab sie gerade verwüstet hat! Wie soll sie da jemals hoffen, überhaupt zu einer richtigen Sith zu werden?“
„Aber das war ich nicht! Das Grab wurde von...“
„Schweig, Sklave!“ Tegara öffnete schon den Mund, um dem Aufseher zu widersprechen, und sich somit um Kopf und Kragen zu reden, als Aynaeth das Wort erhob.
„Harkun, lass sie in Ruhe.“ der Aufseher drehte sich überrascht um.
„Lord Aynaeth? Warum...“
„Das muss die Sklavin sein, von der Aufseher Tremel mir erzählt hat. Er meinte, er sei von ihren Fähigkeiten beeindruckt gewesen, und dass sie eines Tages eine mächtige Sith werden könnte. Ich will keinen meiner potenziellen Schüler vorschnell töten, nur weil sie zweifelhafter Herkunft sind.“
„Aber das Grab...“
„Dort wimmelte es von K'lorschnecken und Grabräubern. Wir haben eine Einheit Soldaten geschickt, um sich der Situation anzunehmen, und die Ruinen waren schon immer recht instabil. Wahrscheinlich haben es die Soldaten, oder die Grabräuber, übertrieben, und damit die Ruine zum Einsturz gebracht. Ich werde mit dem Commander reden, und ihn fragen, was seine Männer da unten angestellt haben.“
„Natürlich, Lord Aynaeth, wie Ihr meint. Soll ich der Sklavin die Waffe abnehmen?“ fragte er, und deutete auf die Vibroklinge, die Tegara noch immer in der Hand hielt. Aynaeth dachte kurz nach, schüttelte dann jedoch den Kopf.
„Lass ihr die Waffe, sie hat sie sich im Kampf verdient... oder irgendjemanden gestohlen. Wie auch immer, sie gehört jetzt ihr. Sonst noch irgendwelche Fragen, Harkun?“
„Nein, mein Lord.“
„Wunderbar, dann heiße doch jetzt bitte endlich die Initianten willkommen.“
„Wie Ihr befehlt.“ meinte der Mann, und verbeugte sich vor Aynaeth, ehe er sich wieder an die Initianten wandte. Diese hatten bis eben noch gespannt den Wortwechsel gelauscht, und schienen ein wenig enttäuscht darüber zu sein, dass Tegara nicht bestraft wurde, immerhin wären sie somit gleich am Anfang eine Konkurrentin losgeworden. „Also gut, passt auf! Ich bin Aufseher Harkun, und ich werde mich eurer annehmen. Wie ihr bereits wisst, seid ihr nicht hier um zu lernen, ihr wurdet direkt ausgewählt, um an den Prüfungen teilzunehmen. Euch werden drei Aufgaben gestellt werden, die ihr lösen müsst, wer am Ende der dritten Aufgabe noch am Leben ist, wird zu Lord Aynaeths neuem Schüler ernannt, noch fragen?“ Tegara hob sofort die Hand, wurde jedoch ignoriert. „Wie ihr die Aufgaben löst, ist mir egal, Hauptsache am Ende habt ihr getan, was ich von euch verlangt habe. Eine wichtige Regel; es ist euch verboten, einen anderen Initianten zu ermorden, werdet ihr dabei erwischt, wie ihr gegen diese Regel verstoßt, wird sich Lord Aynaeth persönlich um euch kümmern, verstanden?“ Die Initianten nickten, nur Tegara reichte es langsam ignoriert zu werden, weshalb sie nun das Wort erhob.
„Ich hatte eine Frage, Aufseher. Was ist, wenn nach der dritten Prüfung noch mehr als einer von uns am Leben ist?“ Harkun warf ihr einen mörderischen Blick zu, beherrschte sich jedoch, jetzt war nicht die Zeit, um die Kontrolle über sich zu verlieren.
„Sprich nur, wenn ich mit dir rede, Sklave!“ fauchte er, beantwortete dann aber doch ihre Frage. „Sollte am Ende tatsächlich noch jemand außer Ffon am Leben sein, wird Lord Aynaeth entscheiden, wer ihr neuer Schüler wird, verstanden?“ Tegara nickte.
„Natürlich, ich bin schließlich nicht blöd. Aber... wer ist Ffon?“
„Sklave, wie ist dein Name?“ fragte Aynaeth plötzlich, und lenkte damit die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich.
„Was? Das... mein Name ist Tegara.“ murmelte Tegara, und senkte den Blick als ihr klar wurde, dass sie beinahe gefragt hätte, ob Aynaeth ein Kurzzeitgedächtnis hatte.
„Du sagtest, Tremel hatte dir aufgetragen etwas aus dem Grab mitzubringen, hast du es gefunden?“
„Natürlich habe ich das, es war ganz leicht.“ meinte Tegara, und hielt den Holocom in die Luft, der als Datacron getarnt war. Aynaeth strich sich kurz übers Kinn und tat so, als wenn sie über etwas nachdachte, dann wandte sie sich an Harkun.
„Harkun, gib den Initianten ihre Aufgaben und schicke sie los. Ich werde mir angucken, was die Sklavin im Grab gefunden hat, und ihr dann gleich persönlich ihre Aufgabe erklären.“
„Was? Aber es ist die Aufgabe des Aufsehers...“
„Ich bin mir sicher, wir können einmal eine Ausnahme machen, Harkun. Die Sklavin wird von mir nur die Aufgabe erklärt bekommen, nachdem ich mir dieses Datacron genauer angesehen habe. Nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt hat, wird sie natürlich wieder zu dir kommen, um sich die zweite Aufgabe geben zu lassen... falls sie überlebt.“
„Das wage ich zu bezweifeln, mein Lord. Es würde mich überraschen, wenn jemand außer Ffon es tatsächlich schafft, die erste Aufgabe zu überleben.“
„Ja, ja, schon gut, Harkun. Ffon ist der persönliche Liebling von dir und Darth Decimus, ich habe es verstanden.“
„Ihr werdet sehen, Lord Aynaeth, es gibt keinen hier, der besser geeignet ist Euer Schüler zu werden, als ich.“ meinte Ffon, mit einem siegessicheren Lächeln im Gesicht, und verbeugte sich vor Aynaeth, was ihm missbilligende Blicke der anderen Initianten einbrachte. Das Lächeln verschwand jedoch aus seinem Gesicht, als er sich plötzlich an den Hals fasste und würgend versuchte Luft zu bekommen.
„Lass dir eines gesagt sein, Ffon...“ begann Aynaeth, mit bedrohlicher Stimme, während sie mit hinter dem Rücken verschränkten Händen auf Ffon zuging, der begann in der Luft zu schweben, mit den Beinen zu strampeln, und krampfhaft versuchte, den unsichtbaren Griff um seiner Kehle zu lockern. „Es gibt genau eine Person, in der gesamten Galaxie, die mir sagen darf, was für eine Person der perfekte Schüler für mich wäre. Willst du einmal raten, wer diese Person ist?“ fragte Aynaeth, während sie immer näher kam, bis sie schließlich direkt vor Ffon stand. „Ich gebe dir einen Tipp, die Person, um die es geht, steht gerade genau vor dir, und hat unendlich viel Freude daran, vorlauten Reinblütern, die sich für etwas besseres als alles andere halten, ohne etwas geleistet zu haben, das Genick zu brechen.“ kaum hatte Aynaeth geendet, fiel Ffon auch wieder auf den Boden, und holte keuchend Luft.
„Ich... bitte um Verzeihung, Lord Aynaeth.“ meinte er, erstaunlich kleinlaut, und sah zu ihr auf. „Wenn Ihr mir eine Chance gebt, mich zu beweisen bin ich mir sicher, dass ich Euch nicht enttäuschen werde.“
„Ach wirklich?“ fragte Aynaeth, mit gespielter Überraschung, und einem bösartigen Grinsen im Gesicht, das Tegara nur allzu gut kannte. Dieser Ffon war gerade genau in ihre Falle gelaufen. „Harkun?“
„Ja, mein Lord?“
„Denke dir neue Aufgaben für Ffon aus, schwierigere. Er soll so sehr gefordert werden, wie kein anderer der Initianten. Wenn er wirklich so gut ist, wie er behauptet, kann er es so am besten unter Beweis stellen.“
„Was? Aber, Lord Aynaeth, das wäre...“
„Harkun?“ fragte Aynaeth, mit einer zuckersüßen Stimme, bei der es Tegara kalt den Rücken runterlief. So hatte Aynaeth immer mit ihr geredet, wenn sie kurz davor war die Beherrschung zu verlieren. „Hattest du geplant, den heutigen Tag auf Korriban zu überleben?“
„I-ich...“
„Das dachte ich mir schon, also tu gefälligst was ich dir sage. Nur weil ich Ffon am Leben lasse heißt das nicht, dass ich plötzlich gnädig geworden bin.“
„N-natürlich, Lord Aynaeth. Wie Ihr befehlt... Ffon wird schwerere Aufgaben erhalten. Aber... aber ich werde Lord Decimus davon unterrichten müssen, und ihm sagen, warum...“
„Dann lass dir was einfallen, und jetzt nehme dich deiner Initianten an. Sklavin! Du kommst mit mir.“ Mit diesen Worten wandte Aynaeth sich um, und machte sich auf den Weg in die Akademie. Tegara zögerte kurz und sah zu Ffon hinüber, der ihr aus irgendeinem Grund hasserfüllte Blicke zuwarf, und folgte dann ihrer Meisterin in die Akademie.
Kaum hatte sie das Gebäude betreten, dachte Tegara daran, dass die Sith wohl gerne riesige, unheimliche Gebäude bauten. Die Akademie war einfach nur riesig, wahrscheinlich könnte man ohne Probleme mit einem Truppentransporter der Manka Klasse hier rein marschieren, ohne dass er die Decke erreichte. Der Farbton der gesamten Akademie war dunkel gehalten, und überall konnte man Statuen von Sith Lords vergangener Tage sehen. Im Gang, welcher in den Hauptsaal der Akademie führte, standen auf jeder Seite ein Dutzend Männer, gekleidet in rote, gepanzerte Roben und mit großen, roten Helmen auf dem Kopf. In ihren Händen hielten sie Elektrostäbe, Waffen die in einen Mantel aus Phrik gehüllt waren, eines der wenigen Materialien in der Galaxie, das nicht von einem Lichtschwert durchschnitten werden konnte. Als die Sith und Tegara an ihnen vorbei kamen, gingen die Männer in die Knie und senkten das Haupt, vollkommen synchron. Während sie weiterhin schweigend hinter Aynaeth herging, überlegte Tegara wie lange die Männer wohl gebraucht hatten, um so eine synchrone Verbeugung hinzukriegen. Aynaeth bemerkte den Blick, den ihre angehende Schülerin den Männern zuwarf, und lächelte.
„Das sind Mitglieder der Leibwache des Imperators, auch genannt 'Die Dunkle Ehrengarde'. In ihren Reihen findet man nur gewöhnliche Menschen, keine Machtnutzer, und sie gehören zu den loyalsten und besten Kriegern des Imperiums. Selbst mein Meister hat viel Respekt vor ihnen, und ihren Fähigkeiten.“
„Ah, wie überaus interessant.“ meinte Tegara trocken, woraufhin das freundliche Lächeln, dass Aynaeth aufgesetzt hatte erstarrte. Konnte dieses verdammte Mädchen nicht ein einziges mal wenigstens so tun, als wenn das, was Aynaeth ihr erzählte sie interessierte? Inzwischen war es so weit, dass Aynaeth sich innerlich immer wieder in Erinnerung rufen musste, dass Ruhm und Macht sie erwarteten, wenn sie es schaffte, Tegara zu einer Sith zu machen, und nicht vorher umzubringen. Auch wenn es immer schwieriger wurde, auf ihre Vision zu vertrauen, und Tegara nicht einfach umzubringen. Immerhin hatte sie wieder Hoffnung geschöpft, als Tegara es geschafft hatte die Droiden zu besiegen. Zwar hätte auch Ffon es mit Leichtigkeit geschafft, die Maschinen zu beseitigen, aber viele Initianten hätten trotzdem ihre Probleme damit gehabt. Gemeinsam gingen die Sith und Tegara eine der beiden Treppen nach oben, die sich am Ende der Halle befanden. Nach der gefühlt hundertsten Stufe, warf Tegara einen Blick nach unten, und schluckte. Es waren mindestens fünf Meter bis nach unten, und sie waren noch nicht einmal ganz oben angekommen. Wer baute so hohe Treppen, ohne irgendeine Art von Geländer? Wenn man hier einmal ausrutschte, und nach unten fiel... Tegaras Blick wanderte sofort zu Aynaeth, und sie überlegte kurz, ob es wohl schlimme Folgen für sie hätte, wenn sie der Sith jetzt einen kleinen Schubs geben würde.
„Denke nicht einmal daran.“ meinte Aynaeth, ohne sich umzudrehen, und Tegara zuckte zusammen. Konnte die Sith etwa Gedanken lesen?
„Woran soll ich nicht denken?“ fragte sie, und gab sich Mühe, so unschuldig wie möglich zu klingen.
„Oh, ich glaube du weißt ganz genau, was ich meine. Lass dir gesagt sein, ein Fall aus dieser Höhe wird mich nicht umbringen, zumindest nicht, wenn du mir nicht vorher eine Waffe in den Rücken gerammt hast.“
„Danke, daran werde ich denken.“ murmelte Tegara, und wandte enttäuscht den Blick ab.
„Was war das?“
„Nichts, überhaupt nichts.“
„Mhm, wenn du meinst. Ach ja, bevor ich es vergesse...“ meinte Aynaeth, drehte sich um, und warf Tegara ein gehässiges Lächeln zu. „Sollte es dir wirklich gelingen, mich umzubringen, solltest du lieber nicht erwarten, dass man dich dafür als eine Art Heldin feiern, und nach Dromund Kaas schicken wird. Im besten Fall für dich, wirst du gefoltert, bis du gestehst eine republikanische Attentäterin zu sein, und dann hingerichtet wirst.“
„Ah... wunderbar. Und was wäre der schlimmste Fall?“
„Dann würde man wahrscheinlich auch deine Familie foltern, um herauszufinden, wer von ihnen noch für die Republik arbeitet. Deine kleine Schwester würde man vielleicht in Ruhe lassen, weil sie noch nicht so alt ist, als dass man sie wirklich für eine Agentin der Republik halten kann, aber der Rest...“
„Ja, ja, schon gut. Ich habe es verstanden.“ murmelte Tegara, und seufzte. Ihr blieb anscheinend wirklich keine andere Wahl, als Aynaeths Schülerin zu werden, wenn sie diesen Planeten jemals wieder lebend verlassen wollte.
„Freut mich, dass du endlich Vernunft angenommen hast. Wir sind übrigens da.“ meinte Aynaeth, und betrat ein Zimmer, direkt zu ihrer Linken. Tegara folgte ihr, und fand sich in einem kleinen Büro wieder, mit einem Schreibtisch in der Mitte, an den Aynaeth sich auch sogleich setzte. Sie nickte Tegara zu, die daraufhin die Tür hinter sich schloss, und sich auf dem Stuhl gegenüber von Aynaeth niederließ. Kaum hatte Tegara sich gesetzt, verzerrte auch schon Wut das Gesicht der Sith Hexe, und sie begann in einer Sprache vor sich hin zu fluchen, die Tegara vollkommen unbekannt war.
„Ähm...“ begann Tegara, unsicher, wie sie darauf reagieren sollte. „Ist... alles in Ordnung?“
„Natürlich nicht! Benutze doch wenigstens einmal dein winziges Erbsenhirn, und denke darüber nach, was da gerade passiert ist!“
„Das Grab ist in sich zusammengefallen, aber das war ja auch Eure...“
„Das Grab? Das Grab ist mir vollkommen egal! Der Geist von Ajunta Pall ist eh schon seit Jahrhunderten nicht mehr dort, und alles wertvolle wurde schon vor Ewigkeiten aus ihm geborgen, oder von Grabräubern gestohlen! Nein, darum geht es nicht!“ fauchte Aynaeth, und schien kurz davor zu sein, mit Blitzen um sich zu schießen, weshalb Tegara es fürs beste hielt, schlaue Sprüche und gehässige Kommentare für später aufzuheben.
„Dann weiß ich leider nicht, was Euch so wütend macht.“ meinte sie schließlich, als Aynaeth sich anscheinend wieder ein wenig beruhigt hatte. Die Hexe starrte sie eine Weile lang ungläubig an, dann stöhnte sie auf, und rieb sich die Augen.
„Du bist wirklich nicht die Hellste, oder?“
„Sagt diejenige, deren Pläne anscheinend gerade...“ weiter kam Tegara nicht, denn anscheinend war Aynaeth heute weit leichter zu reizen, als sonst. Die Hexe führte eine herrische Bewegung mit der Hand aus, wodurch Tegara vom Stuhl gerissen, und gegen eine nahe Wand geklatscht wurde. Bevor sie sich aufrichten konnte, stand Aynaeth direkt vor ihr, und starrte sie finster an. Plötzlich fühlte Tegara sich so, als wenn starke Hände ihr die Kehle zudrückten, und sie bekam kaum noch Luft, während die Hexe sie mit der Macht in die Luft hob, so dass sie wieder auf Augenhöhe waren.
„Jetzt hör mir ganz genau zu, Tegara; ich habe langsam genug von dir, und deiner respektlosen Art. Du hast in den letzten Wochen meine Geduld lange genug auf die Probe gestellt, aber damit ist jetzt Schluss. Lerne, wann du es dir leisten kannst ein wenig frecher zu werden, und lerne, wann es an der Zeit ist dein vorlautes Mundwerk zu halten, und einfach nur zuzuhören.“ zischte Aynaeth, allerdings bekam Tegara das nicht richtig mit, sie war viel zu beschäftigt damit zu versuchen, sich aus dem Griff zu befreien, der ihr die Luft abschnürte. „Hörst du mir zu, Tegara?“ fragte Aynaeth, während sich Tränen in den Augen des Mädchens sammelten.
„Es... leid...“ krächzte Tegara hervor, woraufhin Aynaeth den Griff der Macht ein wenig lockerte.
„Was hast du gesagt?“
„Es... tut mir... leid.“ Tegara schaffte es gerade so, die Worte hervorzubringen. „Bitte, lasst... los...“ fügte sie, beinahe schon flehentlich, hinzu. Aynaeth sah sie noch kurz wütend an, dann verschwand jedoch der Druck auf Tegaras Kehle, und sie fiel zu Boden, wo sie sofort laut Luft holte, und keuchte. Aynaeth sah ihre Schülerin an, die vor ihr auf dem Boden lag, mit Tränen in den Augen, und sich die Kehle rieb, und während sie Tegara so beobachtete spürte sie etwas, tief in ihrem Inneren, dass ihr überhaupt nicht gefiel. Tegara... tat ihr leid? Tat ihr Tegara gerade wirklich leid? Was für ein lächerlicher Gedanke, und trotzdem, das Gefühl in ihrem Inneren wollte einfach nicht verschwinden. Während Tegara noch immer versuchte, wieder richtig zu sich zu kommen, dachte Aynaeth über das Gefühl nach, und wurde dabei immer wütender auf sich selbst. Das Mädchen war frech, vorlaut, und störrisch, sie hatte Tegara nur gegeben, was sie verdient hatte! Warum sollte sie ihr leid tun? Das war nicht ihre Art, außer... Aynaeth fiel genau ein Grund ein, weshalb Tegara ihr vielleicht leid tat, und der sorgte nur dafür, dass sie noch wütender wurde. Kurz sah sie wieder zu Tegara hinunter, die sie mit einer Mischung aus Panik und Hass im Blick anstarrte, und seufzte. Vielleicht... vielleicht sollte sie einmal dieses... wie nannte Sergeant Reika es immer? 'Nett sein'? Vielleicht sollte sie das einmal probieren, es hatte ihr immerhin früher schon geholfen. Also hielt sie Tegara eine Hand hin, die kurz zurückzuckte, und die Sith dann misstrauisch anstarrte. Als Aynaeth sich zu einem freundlichen Lächeln zwang, ergriff Tegara schließlich die Hand, und ließ sich von der Hexe hoch helfen.
„Ich entschuldige mich, Tegara.“ meinte die Hexe, noch immer krampfhaft lächelnd, und mit abgehackter Stimme. Sie klang ein wenig wie ein fehlerhafter Protokolldroide, was Tegara erst recht verwirrte. Die Sith entschuldigte sich bei ihr? Das letzte mal als das passiert war... wenn Tegara richtig darüber nachdachte, war es noch nie zuvor passiert, selbst nicht, als Aynaeth ihr auf ihre eigene Art und Weise beibrachte, Machtblitze zu wirken. Hatte die Hexe sich vielleicht irgendwo den Kopf gestoßen? Da Tegara keine Lust hatte, noch einmal halbtot gewürgt zu werden, sagte sie lieber nichts, sondern sah die Hexe nur ungläubig, und ein wenig misstrauisch, an. „Ich... habe vielleicht ein wenig übertrieben, und meine Wut an dir ausgelassen. Du warst zwar frech... aber nicht frecher als sonst. Vielleicht, eventuell, habe ich ein klitzekleines bisschen übertrieben, als ich dich eben zurecht gewiesen habe.“
„Vielleicht?“ murmelte Tegara, ehe sie sich auf die Lippe biss, nur weil Aynaeth plötzlich netter wirkte als sonst, hieß das nicht, dass sie nicht im nächsten Moment wieder auf sie losgehen würde, die Hexe war heute irgendwie verdammt launisch.
„Tegara? Weißt du, was ich hier gerade mache?“
„Ähm... Ihr seid... freundlich zu mir? Irgendwie?“ versuchte Tegara es zögerlich, woraufhin Aynaeth anerkennend nickte.
„Richtig erkannt, meine liebe Schülerin. Leider bin ich nicht sehr gut darin, also gebe ich dir jetzt zwei Möglichkeiten. Erstens; wir machen da weiter, wo wir gerade aufgehört haben, und du trittst deine erste Prüfung mit gebrochenen Knochen an. Zweitens; wir tun so, als wenn das alles eben gerade nie passiert ist, und setzen wieder an dem Punkt an, an dem wir waren bevor du meine Geduld überstrapaziert hast. Was ist dir lieber?“
„Die zweite Option.“ beeilte Tegara sich ihrer Meisterin zu versichern. Sie war zu unvorsichtig geworden und hatte gedacht, sie könnte Aynaeth perfekt einschätzen... ein Fehler, den sie nicht noch einmal machen würde. Tegara nahm sich fest vor, die Sith in Zukunft nur noch dann zu nerven, wenn sie sich sicher sein konnte, dass sie nicht gleich wieder halbtot gewürgt wurde, wenn sie es tat. Mit einem Schaudern strich Tegara sich über den Hals. Das eben gerade war mit Abstand das schlimmste gewesen, dass sie jemals erlebt hatte, selbst verglichen mit den Blitzen, die Aynaeth hin und wieder über ihren Körper hatte tanzen lassen. Wenn möglich wollte sie sowas nie wieder erleben, und wenn sie dafür ein wenig respektvoller gegenüber der Hexe sein musste... dann würde sie das mit zusammengebissenen Zähnen tun.
„Sehr gut, ob du es glaubst oder nicht, die ist mir auch lieber.“ meinte Aynaeth, ging zurück zum Schreibtisch und setzte sich. Tegara zögerte kurz, ließ sich dann jedoch wieder auf ihrem Stuhl nieder. „Also... was ist der Grund dafür, dass ich so wütend bin, fragst du dich?“ Tegara nickte. „Beantworte mir zwei kleine Fragen, Tegara. Wie heißt der Aufseher, der dort draußen zu dir und den anderen Initianten gesprochen hat?“
„Harkun.“
„Richtig. Und jetzt sage mir, wie heißt der Aufseher, von dem ich dir erzählt habe, und der über deine Gruppe wachen sollte, während ihr die Prüfungen ablegt?“
„Tremel, ich hatte mich auch schon gewundert, warum da ein vollkommen anderer Typ stand. Er sah nicht wirklich aus wie Tremel, jedenfalls nicht so, wie ihr mir Tremel beschrieben habt. Warum ist er plötzlich mein Aufseher?“
„Weil Tremel tot ist.“ meinte Aynaeth mit finsterer Miene, woraufhin Tegara sie mit aufgerissenen Augen anstarrte.
„Tot? Habt Ihr ihn umgebracht?“
„Was?“ Aynaeth schien ernsthaft überrascht zu sein, als Tegara diese Frage stellte. „Nein, natürlich nicht. Warum hätte ich ihn umbringen sollen?“
„Na ja, es hätte ja sein können, dass er Euch genervt hat, und Ihr die Kontrolle... vergesst was ich gesagt habe. Warum ist er tot?“
„Weil er ein Vollidiot ist.“ zischte Aynaeth wütend, dieses mal schien sich ihr Zorn jedoch nicht gegen Tegara zu richten, worüber diese ziemlich erleichtert war. „Dabei hatte er sonst immer so einen durchdachten und klugen Eindruck gemacht... aber anscheinend war das alles nur zufällig. Er hat sich mit Darth Baras angelegt. Mit einem Darth! Wie jemand auf so eine dämliche Idee kommen kann, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Ich habe es selber erst bei meiner Ankunft hier erfahren, einer von Baras' Schülern hat Tremel in seinen Gemächern erschlagen. Natürlich kann es keiner beweisen, aber alle wissen, dass Baras dahinter steckt. Also musste ein anderer Aufseher für ihn einspringen, und zu unserem Pech, ist es Harkun.“ Aynaeth machte eine Pause, und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. In Augenblicken wie diesen wünschte sie sich, dass sie es einfach wie Darth Jadus halten konnte, dem Vorsitzenden der Sphäre des Geheimdienstes, und Mitglied des Dunklen Rats, denn dieser schaffte es irgendwie, sich aus sämtlichen Streitigkeiten und Intrigen der Sith herauszuhalten, und einfach sein eigenes Ding durchzuziehen. Leider war sie nicht mächtig genug, um sich aus den Ränkespielen herauszuhalten... zumindest noch nicht.
„Ähm... und weiter?“ fragte Tegara, als Aynaeth keine Anstalten machte, mit dem Gespräch fortzufahren.
„Ach ja, natürlich. Du wirst es bereits gemerkt haben, Harkun hält nicht viel von Sklaven oder Aliens. Er ist bekannt dafür, diese immer besonders hart und unfair zu behandeln.“ als sie Tegaras Gesichtsausdruck bemerkte, lächelt Aynaeth. „Keine Sorge, ich werde ihn so gut es geht zurückhalten und ausbremsen. Leider muss ich vorsichtig sein, damit es nicht zu sehr danach aussieht, dass ich dich bevorzuge.“
„Was meint Ihr mit, 'zu sehr'?“ fragte Tegara misstrauisch.
„Oh, nichts besonderes. Es könnte nur sein, dass die anderen Initianten dich jetzt schon ein wenig... hassen werden. Ein wenig Hass ist immer gut, um die Konkurrierenden aufzustacheln, und dafür zu sorgen, dass sie ihr bestes geben. Zu viel könnte jedoch dafür sorgen, dass sie dich umbringen, ohne an die Konsequenzen zu denken... und das wollen wir schließlich vermeiden.“
„Moment! Was meint Ihr damit, dass sie mich schon jetzt hassen werden?“
„Na ja, ich bin alleine mit dir in die Akademie gegangen, um mich privat mit dir zu unterhalten, und werde dir persönlich deine erste Aufgabe erklären. Das wird schon für einiges an Neid und Eifersucht sorgen... und somit unweigerlich zu Hass.“
„Wieso sollte jemand wegen so einem lächerlichen Grund Eifersucht oder Neid verspüren?“ fragte Tegara, und verschränkte die Arme vor der Brust. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Aynaeth ihr nur Angst einjagen, und gegen die anderen Initianten aufhetzen wollte.
„Du magst es vielleicht nicht glauben...“ meinte Aynaeth, und seufzte genervt. „... aber im Gegensatz zu dir, sind die anderen Initianten freiwillig hier. Sie warten nur auf die Chance, einmal persönlich mit mir zu reden, und einen Platz als mein Schüler einzunehmen. Besonders auf Ffon solltest du achten, er wird es nicht gut aufnehmen, dass ich ihn gedemütigt habe, und dich danach in die Akademie mitgenommen habe.“
„Daran hättet Ihr auch früher denken können!“ meinte Tegara und fügte dann, als sie das Grinsen im Gesicht der Hexe sah, hinzu „Ihr... Ihr habt das mit Absicht gemacht?“
„Natürlich, ich war ziemlich froh darüber, dass Ffon mir die Möglichkeit dazu geliefert hat. Er wird sich jetzt ganz besonders anstrengen, um die schwierigen Aufgaben zu lösen, die Harkun ihm geben wird, damit er dich in den Schatten stellen kann. Also solltest du dich auch anstrengen, und dafür sorgen, dass niemand meine Entscheidung in Frage stellen kann, sobald ich dich als meine Schülerin erwähle.“
„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Ihr die ganze Sache komplizierter macht, als sie eigentlich sein sollte.“
„Möglicherweise, aber ich will nun einmal ganz sicher sein, dass ich mich in dir nicht geirrt habe. Ich gehe ein großes Risiko damit ein, dich zu meiner Schülerin zu machen, und ich habe große Pläne mit dir. Also sorge gefälligst dafür, dass du alle Prüfungen bestehst, und eine mächtige Sith wirst.“
„Von mir aus... aber nur, weil ich sonst ja doch nicht von diesem verdammten Fels runterkomme.“
„Gute Entscheidung. Kommen wir also zu deiner ersten Prüfung. Sie wird dich in das Grab von Marka Ragnos führen, und...“
„Schon wieder ein Grab?“ stöhnte Tegara genervt auf, und entlockte Aynaeth damit ein Lächeln.
„Ja, schon wieder ein Grab. Gewöhne dich besser daran, du wirst sie noch oft sehen. Wie auch immer; das Grab von Marka Ragnos ist schon weit gefährlicher, als das von Ajunta Pall. Dort leben neben den K'lorschnecken auch wilde Tuk'ata und Shyrack, die jeden angreifen, der sich dem Grab nähert.“
„Was sind Tuk'ata und Shyrack?“ fragte Tegara ahnungslos, woraufhin Aynaeth sich beherrschen musste, um ihre Schülerin nicht erneut gegen die Wand zu schleudern. Vor fünf Tagen hatte sie Tegara erzählt, was für Kreaturen auf Korriban lebten, wie sie aussahen, und wie gefährlich sie waren! Vor fünf Tagen! Konnte dieses Mädchen denn nicht wenigstens ein mal zuhören? Anstatt sich jedoch erneut in lange Erklärungen über die Tierwelt Korribans zu verlieren, setzte Aynaeth ein fröhliches Lächeln auf.
„Tuk'ata sind etwas zu groß geratene Hunde, und Shyrack sind... Fledermäuse.“
„Oh, das ist alles?“
„Ja.“
„Und die sollen gefährlich sein?“
„Du wirst schon sehen, lass dich einfach überraschen. Wie auch immer; im Grab von Marka Ragnos gibt es eine ganz besondere Kammer. Bislang dachten wir, dass sie leer war, aber vor kurzem hat ein kleines Erdbeben dort etwas freigelegt; eine Art Pyramide, mit einem uralten Holocron, welches die Spitze der Pyramide bildet. Jedenfalls, wenn wir den Berichten der Späher glauben können, die sich das Grab nach dem Beben angesehen haben. Die Lords der Akademie sind zwar ein wenig interessiert, aber bislang hat sich noch keiner die Mühe gemacht dorthin zu gehen, und sich das Holocron anzusehen, oder einen Schüler zu schicken, um es zu tun. Also wurde es kurzerhand zum Teil der Prüfungen. Du wirst in die Kammer gehen, das Holocron von der Spitze der Pyramide holen, und es zu Harkun bringen, der es dann an mich weitergeben wird.“
„Das ist alles?“
„Ja, das ist alles. Aber glaube nicht, dass die Aufgabe deswegen leicht ist, die Späher welche die Kammer untersucht haben kamen... ein wenig durcheinander zurück. Angeblich gibt es irgendwo im Grab eine gigantische K'lorschnecke, die bereits mehrere Soldaten zerfetzt hat. Solltest du ihr begegnen, könnte der Ausflug schnell ziemlich gefährlich für dich werden. Hier...“ meinte Aynaeth, und warf Tegara etwas zu. Als diese den Gegenstand auffing und ihn sich ansah merkte sie, dass es ein Kommunikationsgerät war. „Nimm das mit, und sage mir Bescheid, sobald du das Holocron gefunden hast. Damit können wir sicher sein, dass Harkun nicht... vergessen wird es mir zu geben, und behauptet, du hättest deinen Auftrag nicht erfüllt.“
„Ich verstehe.“ meinte Tegara, streckte sich und gähnte.
„Ah, und da liegt noch was für dich in der Ecke.“ Aynaeth nickte zu einer Stelle hinter Tegara, und als sie sich umdrehte sah sie, dass dort eine Art Schlafsack und ein Wasserschlauch lagen. „Das wirst du brauchen, wenn du beim Grab bist.“
„Ich soll da übernachten? Wie weit ist das Grab von hier entfernt?“
„Ein paar Tage, wenn du zu Fuß gehst. Mit dem Speeder sind es ein paar Stunden... keine Sorge, du wirst einen Speeder benutzen dürfen.“
„Wie überaus großzügig von Euch.“ murmelte Tegara, ehe sie erneut gähnte. Der heutige Tag war ziemlich anstrengend für sie gewesen, und sie freute sich schon darauf, endlich in ihr Bett zu sinken, und... „Wo ist eigentlich mein Zimmer?“ fragte sie, als ihr plötzlich einfiel, dass ihr niemand gesagt hatte, wo sie schlafen sollte.
„Was meinst du damit?“
„Soll das ein Scherz sein? Ich will wissen wo mein Zimmer ist, oder soll ich irgendwo im Gang der Akademie schlafen?“
„Aber natürlich nicht... du wirst draußen schlafen.“
„Was?!“
„Na ja, vielleicht wirst du draußen schlafen.“ korrigierte Aynaeth sich sofort, und lächelte wieder. „Das kommt ganz darauf an, wie schnell du bist.“
„Moment... Ihr meint doch wohl nicht etwa, dass ich jetzt sofort mit meiner Prüfung beginnen soll... oder?“ Als Aynaeth einfach weiterhin lächelte und nicht antwortete, riss Tegara schockiert die Augen auf. „Aber... das könnt Ihr nicht machen! Ich muss mich dringend waschen! Und mich umziehen, und ich bin müde und habe Hunger! Ich kann doch so nicht einfach in die Wildnis gehen!“
„Dann solltest du dich wirklich beeilen. Nachdem alle Initianten die erste Prüfung abgeschlossen haben, gibt es nämlich drei Tage Pause, ehe die zweite beginnt. Wer die erste Prüfung überlebt, wird ein eigenes Zimmer hier in der Akademie kriegen, vorher wird euch nichts zur Verfügung gestellt.“
„Also muss ich in das Grab, bevor ich mich in irgendeine Zelle hier stecken lassen kann?“ murmelte Tegara, und wirkte nicht gerade begeistert.
„So ungefähr... nur dass die Zellen hier so groß sind wie dieses Büro, ein weiches Bett und ein eigenes Bad haben.“ sagte Aynaeth, mit unschuldigem Tonfall, und wandte den Blick von Tegara ab.
„Eigenes... Bad?“ fragte diese, und hing plötzlich an den Lippen ihrer Meisterin, was diese ein klein wenig verärgerte. Augenscheinlich hatte Tegara ihre eigenen Prioritäten, und hörte nur dann zu, wenn es nicht wirklich wichtig war.
„Ja, ein eigenes Bad. Mit Dusche, großem Spiegel und einer Badewanne... Tegara?“ fragte Aynaeth überrascht, als ihre Schülerin plötzlich aufsprang, sich Schlafsack und Wasserschlauch schnappte, und in Richtung Tür ging. „Was machst du da?“
„Was ich mache? Könnt Ihr das nicht selber sehen? Ich mache mich auf den Weg zu diesem seltsamen Grab! Ich habe keine Zeit zu verlieren!“ mit diesen Worten stürmte Tegara aus dem Büro ihrer Meisterin, bevor diese die Gelegenheit hatte sie aufzuhalten, oder ihr zu sagen, wo es überhaupt zum Speeder ging, mit dem Tegara zum Grab gelangen sollte.
Genau das fiel auch Tegara eine knappe Minute später ein, als sie unbeholfen im Gang der Akademie stand, und sich fragend umsah. Hier war alles so... fremd für sie. Außerdem gab es nirgendwo Schilder, die ihr irgendetwas erklärten, wie konnte sich hier überhaupt jemand zurechtfinden? Schließlich beschloss Tegara auf eigene Faust die Akademie zu durchstöbern, bis sie fand, wonach sie suchte. Wie lange konnte das schon dauern? Also machte sie sich auf den Weg den Gang hinunter, und war dabei ganz in ihren eigenen Gedanken versunken, dass sie gar nicht merkte, wie sie jemand ansprach. Erst, als ihr jemand auf die Schulter tippte, schreckte sie aus ihren Gedanken, und wirbelte herum.
„Woah! Ganz ruhig, Kleine, ich will dir nichts tun!“ Tegara brauchte einen Moment um darauf zu kommen, dass sie mit 'Kleine' gemeint war. Dann richtete sie den Blick auf die Person, die vor ihr stand, und musterte sie misstrauisch. Bei ihr handelte es sich um eine Twi'lek mit blauer Haut, und einem freundlichen, hübschen Gesicht. Sie trug recht... gewöhnliche Kleidung, und an ihrer Hüfte hingen zwei Blasterpistolen, womit sie eindeutig keine Sith war.
„Wer bist du, und was willst du von mir?“ fragte Tegara, ein wenig aggressiver als geplant, und bereute es noch im selben Moment. Sie sollte hier eine Sklavin spielen, da konnte sie nicht einfach so jeden anfahren, der sie ansprach... irgendwie war das alles viel schwieriger, als sie es sich gedacht hatte.
„Mein Name ist Vette, schön dich kennenzulernen.“ meinte die Twi'lek, und lächelte sie freundlich an, während sie die Hand ausstreckte. Tegara zögerte kurz, schüttelte dann jedoch die angebotene Hand.
„Mein Name ist Tegara.“
„Freut mich.“
„Ja... mich auch. Was wolltest du jetzt von mir... Vette?“
„Hm? Oh, ich wollte gar nichts von dir, aber der alte Griesgram hat dich gerufen. Da du nicht geantwortet hast dachte ich mir, ich tue ihm einen Gefallen, und halte dich für ihn an.“
„Alte Griesgram?“ fragte Tegara verwirrt, und Vette nickte.
„Japp, er wollte mal mit dir sprechen... ich rede natürlich von ihm.“ meinte sie, und deutete hinter sich. Als Tegara an der Twi'lek vorbei sah, schluckte sie unwillkürlich. Denn dort näherte sich ein Mann, dessen Aussehen man bestenfalls als 'furchteinflößend' bezeichnen konnte. Er war ein wenig größer als Tegara, trug eine schwarze Rüstung, und ein Lichtschwert hing an seiner Seite, aber das war es nicht, was das Mädchen beunruhigte, sondern das Gesicht des Mannes. Die rechte Gesichtshälfte war von Brandnarben geziert, und auch die linke Hälfte sah ziemlich mitgenommen aus. Der Mund und die Nase des Mannes waren von einem Atemgerät bedeckt, und an seinen Brandnarben und Ohren waren cybernetische Verbesserungen angebracht worden, die wahrscheinlich dafür da waren, das Gehört des Mannes funktionstüchtig zu machen, und sein Gesicht zusammenzuhalten. Dazu kam, dass das rechte Auge des Mannes ebenfalls mechanisch war, und rot leuchtete, während das andere zwar noch menschlich war, aber trotzdem eine unnatürliche Gelbfärbung hatte.
„Danke für deine Hilfe, Vette.“ meinte der Mann mit einer Stimme, bei der es Tegara kalt den Rücken runterlief. Sie klang mechanisch und bedrohlich, auch wenn sich der Mann anscheinend alle Mühe gab, seiner Stimme einen belustigten Unterton zu geben.
„Kein Problem, mein Lord.“ antwortete die Twi'lek, und verneigte sich vor ihm.
„Du brauchst gar nicht so tun, Vette. Ich habe dich gehört. Wie war das? Alter Griesgram?“
„Das habe ich nur gesagt, weil du einer bist... mein Lord.“ Tegara hielt den Atem an, und rechnete schon halb damit gleich Zeugin einer Hinrichtung zu werden. Zu ihrer Überraschung jedoch, brach der Fremde in Gelächter aus... bedrohliches, mechanisches Gelächter, aber trotzdem nicht das, was Tegara erwartet hatte.
„Verschieben wir das Thema, Vette. Du da, Initiant, wie ist dein Name?“ wandte er sich an Tegara, und musterte sie mit seinem mechanischen Auge.
„Ich heiße Tegara, mein Lord.“ antwortete sie, und verbeugte sich vor ihm. Sie mochte zwar keine Sith, aber sie war auch nicht dumm. Bei Aynaeth war sie sich immerhin noch sicher, dass diese sie nicht umbringen wollte, bei einem anderen Sith würde sie ganz bestimmt kein Risiko eingehen, und ihn nicht provozieren. „Und mit wem habe ich das Vergnügen?“ fügte sie hinzu, und hob den Blick.
„Tegara? Die Sklavin, die Tremel nach Korriban geschafft hat?“
„Genau die, mein Lord.“
„Ah, ich verstehe. Du kannst mich Lord Saroz nennen, Initiant Tegara.“
„Es ist mir eine Ehre, Euch kennenzulernen, Lord Saroz. Was kann ich für Euch tun?“
„So gute Manieren hätte ich nicht erwartet, zumindest nicht von einer Schülerin von Aynaeth.“
„W-was? Was meint Ihr damit?“ fragte Tegara, während sich ein mulmiges Gefühl in ihrem Bauch breitmachte. Hatte man sie etwa schon durchschaut? Hatte sie sich schon irgendwie verraten? Das konnte doch gar nicht sein... oder doch?
„Irre ich mich etwa?“ fragte Saroz, und klang ein wenig überrascht. „Ich habe gesehen, wie du aus ihrem Büro gekommen bist, deshalb dachte ich, du seist ihre Schülerin... auch wenn es mich gewundert hat, dass du noch immer kein Lichtschwert mit dir herum trägst, wenn du bereits zur Schülerin gemacht wurdest.“
„Ihr irrt Euch, mein Lord. Lord Aynaeth ist nicht meine Meisterin... zumindest noch nicht. Aufseher Tremel hat mich nach Korriban gebracht, damit ich an den Prüfungen teilnehmen, und den Rang einer Schülerin erreichen kann.“
„Oh, ich verstehe. Also sind die Prüfungen noch nicht vorbei.“
„Im Gegenteil, sie haben gerade eben erst begonnen.“
„Aber du bist ein Favorit von Aynaeth?“
„Das... weiß ich nicht. Warum glaubt Ihr das?“
„Weil Aynaeth sich privat mit dir unterhalten hat, anstatt dass sich ein Aufseher um dich kümmert.“ meinte Saroz, und lachte kurz belustigt auf, als er sah, wie Tegara bei seinen Worten immer nervöser wurde.
„Wenn es so wäre... das ist doch nicht verboten... oder doch?“ fragte Tegara vorsichtig, und befürchtete insgeheim, dass die Hexe sie in irgendeine gefährliche Situation verstrickt hatte.
„Nein, ist es nicht. Aber es kommt mir sehr gelegen. Was hast du mit Aynaeth besprochen?“
„Ich habe ihr etwas gebracht, das ich im Grab von Ajunta Pall gefunden habe, und dann hat sie mir meine erste Aufgabe erklärt.“
„Ajunta Pall? Die ganze Akademie ist deswegen in Aufruhr, weil es doch tatsächlich jemand gewagt hatte, das ganze Grab zu zerstören.“
„I-ist das so?“
„Ja, dieses mal hat es Aynaeth wirklich übertrieben.“
„Was meint Ihr damit?“ Saroz warf ihr einen amüsierten Blick zu, als er Tegaras aufgerissenen Augen sah.
„Sie war schon immer ein wenig zu fasziniert von Explosionen. Ich würde Vette darauf verwetten, dass sie für die Explosion verantwortlich ist. Natürlich werde ich nie etwas beweisen könne, niemand wird dazu in der Lage sein. Aber ich kenne sie, das ganze schreit geradezu nach ihr.“
„Wow, ich scheine dir ja wirklich viel zu bedeuten, wenn du mich für eine Wette benutzt, die du nicht gewinnen kannst.“ meinte die Twi'lek leichthin, und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
„Hast du nichts besseres zu tun, als dich in meine Gespräche einzumischen?“
„Nicht wirklich.“
„Ich wusste, ich hätte den Schockkragen niemals abnehmen sollen.“ murmelte Saroz, legte der Twi'lek jedoch freundschaftlich eine Hand auf die Schulter.
„Weißt du, ich habe das Ding immer noch irgendwo rumliegen, vielleicht...“
„Nicht jetzt, Vette.“
„Oh, natürlich, Verzeihung.“
„Ähm...“ machte Tegara, die überhaupt nicht wusste, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Dieser Saroz war bei weitem nicht so unheimlich, wie sich befürchtet hatte, von seinem Aussehen einmal abgesehen. Außerdem schien er Aynaeth zu kennen, vielleicht konnte sie so ja ein wenig mehr über ihre zukünftige Meisterin lernen.
„Ah, entschuldige, Initiant. Vette ist manchmal ein wenig vorlaut, aber gerade das weiß ich an ihr zu schätzen. Es ist durchaus erfrischend jemanden in der Nähe zu haben, der sich bei deinem Anblick nicht vor Furcht zusammenkauert, und den Blickkontakt mit dir vermeidet.“
„Ach ja? Die alte Hexe... Lord Aynaeth scheint das anders zu sehen.“ murmelte Tegara, und senkte den Blick.
„Alte Hexe?“ Saroz schien kurz verwirrt zu sein, lachte dann jedoch wieder. „Ja... ja, das passt.“ meinte er schließlich, und schüttelte kurz den Kopf.
„Was meint Ihr damit?“
„Nun, ich kenne Aynaeth schon ziemlich lange. Wir beide waren einst Schüler von Darth Decimus, wir sind sogar zusammen auf diese Akademie hier gegangen.“
„W-was? A-aber... Ihr... also... nun ja...“ stammelte Tegara vor sich hin, und warf dabei immer wieder vorsichtige Blicke auf den Sith.
„Ich glaube, sie will dir sagen, dass du alt aussiehst.“ meinte Vette schließlich, und kicherte. „Womit sie nicht ganz unrecht hast. Wie alt bist du inzwischen? 40? 45?“
„Vette...“
„Schon gut, bin schon still.“ Saroz nickte zufrieden, ehe er Tegara wieder ansah.
„Du hast nicht unrecht mit deiner Vermutung, ich bin wirklich bereits über vierzig Jahre alt. Umso mehr wird es dich überraschen wenn ich dir sage, dass Aynaeth sogar noch älter ist als ich.“
„Was? Aber sie sieht so... jung aus.“
„Ich weiß. Sie schafft es jedoch irgendwie, mit Hilfe der Macht jünger auszusehen, als sie eigentlich ist. Ich frage mich auch, wie genau sie das hinkriegt, verraten will sie es mir leider nicht.“
„Braucht sie auch nicht, ich finde, du siehst so gut genug aus. Ein wenig zerfetzt vielleicht, aber man kann mit leben.“ kommentierte die Twi'lek erneut, wurde dieses mal jedoch ignoriert.
„Wie dem auch sei, du sagtest, Aynaeth hat dir deine erste Aufgabe erklärt? Wo wird sie dich hinführen?“
„In das Grab von Marka Ragnos... könnt Ihr mir etwas darüber sagen?“
„Könnte ich, aber ich will mich nicht in das Auswahlverfahren von Aynaeths Schülerin einmischen.“ meinte Saroz, und zerschmetterte somit Tegaras Hoffnungen, dass er ihr von irgendeiner Abkürzung erzählen, oder sonst irgendwelche Tipps geben konnte. „Aber... wenn du in das Grab von Marka Ragnos musst...“ der Sith schien eine Weile lang nachzudenken, dann nickte er jedoch kurz. „Ich mache dir ein Angebot, Initiant Tegara. Vor einigen Tagen sind ein Dutzend Soldaten verschwunden, die unter meinem direkten Kommando stehen. Sie sollten sich in der Nähe des Grabs von Marka Ragnos umsehen, und mir Bericht erstatten. Als sie sich nicht gemeldet haben, bin ich sofort nach Korriban gekommen, um mir die Sache einmal anzusehen. Aber wenn du schon dorthin gehen musst, um deine Prüfung abzuschließen, habe ich eine bessere Idee. Während du im Grab bist möchte ich, dass du dich nach meinen verschwundenen Soldaten umsiehst. Du kannst sie daran erkennen, dass sie weiße Rüstungen getragen haben, von denen wirst du sonst nicht viele hier auf Korriban finden. Solltest du sie finden bringe mir das Datapad ihres Anführers mit, einem Captain Sollren. Wenn du das tust, werde ich dich dafür belohnen.“
„Was ist auf diesem Datapad?“
„Das weiß ich selber nicht, es besteht jedoch die Gefahr, dass dort Sollrens Missionen aufgeführt sind, er hatte immer die Angewohnheit gehabt, über alles genau Buch zu führen. Wenn die also auf dem Datapad stehen, und es in falsche Hände gerät, könnte es... problematisch werden.“
„Für Euch?“
„Vielleicht, vielleicht aber auch nur für andere.“
„Aha... und wie würde Eure Belohnung aussehen?“
„Credits, wenn du das willst. Vielleicht aber auch etwas weitaus wertvolleres, wer weiß? Also, was sagst du, Initiant?“
„Ich... ich werde darüber nachdenken.“
„Gut, dann wird es mir also vielleicht doch erspart sein, selbst da raus zu gehen.“
„Du bist ein fauler, alter Mann geworden.“
„Ich weiß, Vette, ich weiß. Aber wir können nicht alle noch so frisch und munter sein, wie damals, als wir uns getroffen haben.“
„Das war vor vier Jahren, du hast einfach abgebaut.“
„Ähm... wenn Ihr mir eine Frage erlaubt, Lord Saroz?“
„Was gibt es?“
„Ihr sagtet, Ihr
wart einer von Darth Decimus' Schülern. Was ist passiert?“
„Ah... eine angehende Schülerin von Aynaeth, der diese Hexe noch nicht die Geschichte erzählt hat?“
„Welche Geschichte?“
„Die Geschichte ihres Verrats natürlich.“ meinte Saroz, und hatte einen bitteren Unterton in der Stimme.
„Nein... nein, ich fürchte nicht. Sie hat Euch verraten?“
„Hat sie, mehr brauchst du aber auch nicht zu wissen, Initiant.“ Tegara zuckte zusammen, als die Stimme des Sith schlagartig kälter wurde. „Ich werde auf deine Rückkehr warten, Initiant. Vergiss das Datapad nicht.“ mit diesen Worten wandte Saroz sich ab, und marschierte davon, in Richtung eines großen Raums mit offener Tür, in dem Tegara einige Datacrons und Holocrons sehen konnte.
„Das ist das Archiv.“ meinte Vette, als sie Tegaras Blick bemerkte. „Und mach dir keine Sorgen, du hast ihn nicht verärgert, er spricht nur nicht gerne darüber. Kann ich dir noch irgendwie helfen? Du sahst ein wenig verloren aus, als ich dich angesprochen habe.“
„Ähm, ja... ich bin vorhin, na ja, ein wenig voreilig aus Lord Aynaeths Büro gestürmt und habe ganz vergessen zu fragen, wo der Speeder ist, der mich zum Grab bringen soll.“
„Ah, das kann ich verstehen. Die ganze Akademie ist ziemlich unübersichtlich.“
„Genau meine Meinung! Findest du sie auch so... unheimlich?“
„Japp, aber man gewöhnt sich daran, nach einer Weile zumindest. Wie auch immer, um zu den Speedern zu kommen, gehst du die Treppe runter, verlässt die Akademie, und gehst eine Weile nach Westen. Dort stehen dann ein paar Speeder rum, mit Piloten die darauf warten, die Lords der Akademie irgendwohin zu fliegen... oder eben auch eine angehende Sith, die zu ihrer Prüfung muss. Es wird wahrscheinlich ein Speeder auf den Namen von Lord Aynaeth reserviert sein, also dürfte es dir nicht schwer fallen, den richtigen zu finden.“
„Vielen Dank für deine Hilfe, Vette.“
„Kein Problem, übrigens, gute Arbeit.“
„Ähm... danke? Gute Arbeit womit?“
„Damit, eine Sklavin zu spielen.“
„W-was? Was meinst du damit? I-ich bin wirklich eine...“
„Ich sagte doch, dass du deine Arbeit gut machst.“ meinte Vette beruhigend, und zwinkerte ihr zu. „Aber ich war wirklich mal eine Sklavin, und ich bezweifle, dass du eine bist. Dafür wirkt deine Unterwürfigkeit zu... gespielt.“
„Oh...“
„Keine Sorge, ich werde es niemandem erzählen... es würde eh niemanden interessieren. Wie auch immer, ich muss los, sonst fängt mein armer Lord noch an sich unnötig Sorgen zu machen und fragt sich, wo ich bloß bleibe.“ Mit diesen Worten ging die Twi'lek an ihr vorbei, und begab sich ebenfalls in Richtung Archiv, wodurch Tegara alleine zurückblieb. Schließlich machte sich auch Tegara auf den Weg zu den Speedern, den Vette ihr erklärt hatte, und dachte kurz über das Angebot des Lords nach. Es klang zwar recht verlockend, aber sie wusste nicht recht, ob die mögliche Belohnung den Aufwand wert wäre. Letztendlich gab es jedoch etwas, dass sie weit mehr interessierte, als alles, was Lord Saroz ihr bieten konnte; ein eigenes Zimmer mit einem weichen Bett und einem Bad, ganz für sie alleine! Während sie die Treppe hinunterging, schwor sie sich, dass sie nicht eher ruhen würde, ehe sie sich dieses kleine Paradies hier auf Korriban erkämpft hatte, und ein vernünftiges Bad nehmen konnte; ganz egal, welchen Preis sie dafür zahlen musste!