[Fritze schreibt Scifi] Anare

AAR der Zukunft

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Fridericus Rex
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[Fritze schreibt Scifi] Anare

Beitragvon Fridericus Rex » 24. Mai 2012 23:46

1.) Die Geburt der Geißel

"Mir reicht es!" Grenk sah in die Runde der Ratsmitglieder, deren Stimmengemurmel nur langsam abebbte, ehe er fortfahren konnte. "Wie kannst du rechtfertigen, dass du dieses Experiment ohne die Zustimmung dieses Gremiums initiiert und vorangetrieben hast?" Gonarite sah die Spannung in den Gesichtern der Räte. Egal ob sie Gee (Männlich), Goa (Weiblich) oder Sne (Zwitter) waren, sie hatten sich noch nicht einer allgemeinem Stimmung unterworfen. Seine nächsten Sätze galten jetzt und würden darüber entscheiden ob er gefördert oder verdammt wurde.
Gonarite blickte in die Gostan (Gesichter), die geprägt waren von Erwartung, Spannung und Neugier. In einigen lag aber auch Ablehnung und Misstrauen ihm gegenüber, Stimmungen die sich auf keinen Fall verbreiten durften, wollte er hier etwas für sich und seine Arbeit gewinnen.
Es sind jetzt vierundneunzig Gis-ieden vergangen ohne dass wir die Angriffe der Xyla verhindern konnten. Ihre Sergen (Kriegsschiffe) fallen in unsere Systeme ein, zerstören und verwüsten unsere Gamano (Planeten) ohne das wir sie hierfür ausreichend zur Verantwortung ziehen könnten." Er las Zustimmung in den Gostan, aber auch Ungeduld und Feindschaft konnte er erkennen. "Das ist uns bekannt Gonarite, komm auf den Punkt!" Der so böswillig Unterbrochene, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. "Ihr kennt die Gründe für unsere Unfähigkeit den Spuk der Xyla ein Ende zu setzen. Unsere Garer (Schlachtsterne), Goner (Große Kriegsschiffe), Goser (Kreuzer) und Gig´s (Jäger) sind ihnen überlegen, aber mit jeder Welle eintreffender Gegner werden deren Sergen widerstandfähiger, effizienter und für unsere Streitkräfte gefährlicher. Wir sind ihnen technologisch überlegen, aber es zeichnet sich schon jetzt ab, dass sich unsere Feine schneller entwickeln als wir und uns in einigen Gis-ieden überlegen sein werden. Wir können unsere Systeme nicht wie sie verlassen, verfügen wir doch nicht über die Ganageno (Ressourcen) um die von ihnen besiedelten Planeten zu erreichen. Auch kennen wir noch nicht die Technologie mit denen sie aus ihren fernen Gix (Galaxien)zu uns reisen, selbst nachdem wir zwei von ihren Sergen erobern und untersuchen konnten." Gonarite las jetzt mehr Sympathie in den Gostan, doch nicht nur er sondern auch Grenk. "Was du sagst beruht auf subjektive Eindrücke. Sicher mögen die Xyla energischer aufgetreten sein als noch in der letzten Gis-ieden aber technisch uns überlegen? Du bist ein Fantast und versuchst deine eigenen Ambitionen und Interessen mit diesen Spekulation Bedeutung zu verleihen.
Gonarite hob den unteren seiner beiden rechten Arme und winkte ab. "Acht Goner haben wir verloren! Eine Schiffsklasse die Du selbst noch vor ein paar Gis-Adi als unbezwingbar eingestuft hast. Sogar ein Garer konnte nur mit schwersten Schäden aus der Schlacht entkommen und nur mühsam wieder rekonstruiert und aufgebaut werden. Gul-Isamino (ein Sternensystem), du erinnerst Dich?" Viele der Räte zeigten nun unverhohlen ihre Zustimmung. Grenk nahm das mit einiger Besorgnis zur Kenntnis.
"Berichte uns von deinem Experiment Gonarite!" Überrascht wandte sich der Aufgeforderte Gel zu, den obersten Ratsherrn, der viel Autorität und Gewicht inne hatte.

Gonarite machte eine dankbare Geste und startete den Gixaleter (Holograph). Mit routinierten Gesten seiner vier Arme ließ er Planetenkonstellationen erscheinen die zuvor keiner der Räte gesehen hatte. Sie schienen aber sehr klein und unbedeutend zu sein.
"Das hier ist Sul! Ein System auf das wir aufmerksam geworden sind, nachdem wir unsere Guxaren (Aufklärungssatelitten) auf die Suche nach den Xyla-Systemen geschickt haben. Dieses System hat eine kleine Sonne und 12 Planeten von denen allerdings nur einige von Bedeutung und nennenswerter Größe sind. Im Labor habe ich etwas mit meinem Ganaha (Team) entwickelt das wir Galexiokotamin nennen. Es ist eine Biomolekül, in dem wir den Grundstein von einer Rasse implantiert haben, die sich vor einem Gis-ieden unserer Zeit zur Intelligenz entwickelt hat." Gonarite sah in die Gostan der Räte, keines war sonderlich ergriffen. "Doch in diesem Gis-Adi haben sie ihre ersten Raumschiffe in die Umlaufbahn ihres Planeten gebracht, den wir Gonstor nennen." Ein Raunen ging durch die Menge. "Ich sehe ihr seid euch der Bedeutung meiner Worte bewusst. Diese Entwicklung hat bei unserer Rasse fast 10000 Mal so lange gedauert!" Grenk war sprachlos, auch er schien von dieser Feststellung überwältigt. "Wie ist das möglich?" Gonarite zeigte eine selbstgefällige Mine die fast an Arroganz grenzte. "Diese Spezies führt permanent Kriege gegen sich selbst und erfindet dabei immer neue Technologien und Strategien, außerdem gibt es ein von uns noch nicht wirklich durchschaubares Wirtschaftssystem das ihr forschen und handeln animiert und voran treibt." Grenk zeigte seine Gaaale (rötliche Färbung am Halschitin) was auf eine große Erregung hindeutete. "Was ist deine Absicht? Wohin soll dieses Experiment führen?" Gonarite war auf diese Frage vorbereitet. "Diese Rasse, die wir Anare nennen, wird bald die Fähigkeit erworben haben sich interstellar auszubreiten und da ihr Heimatplanet nahe an den Systemen der Xyla liegen, werden diese bald mit einem Gegner konfrontiert sein, den sie nicht schlagen können. Zeit ihrer Expansion bestimmten wir, weil sie nicht die nötige Materie besitzen um sich über weite Strecken im All fortzubewegen."
Grenk sah eine Chance die Meinung im Rat wieder gegen Gonarite zu wenden. "Und wie sollen wir dieser Bedrohung durch deiner Killerspezies entgegen treten sollten wir mit ihr konfrontiert werden?" Gonarite´s Mine blieb ausdruckslos. "Wir haben eine Möglichkeit sie zu vernichten, sowie sie ihren Nutzen für uns verloren haben." Grenk wollte nicht aufgeben. "Wie?" Gonarite zeigte im Gixaleter eine Molekularverbindung. "Dieser Stoff hemmt ihre Fortpflanzung!"

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Re: [Story-Contest][Außer Konkurrenz] Anare

Beitragvon Fridericus Rex » 25. Mai 2012 22:17

"Wie ist es gelaufen Greahr?" Gonarite suchte neben seiner Frau eine bequeme Ruheposition, in dem er die letzten zwei Paare seiner Beine nach hinten wegstreckte und sich mit ihrer Hilfe abstützte als er sich nach hinten lehnte. Kurz berührten sich ihre Fühler, sanft und vorsichtig, ein Zeichen für ihre Verbundenheit und Liebe. "Morgen werde ich das Gohh (Startsignal) geben Gellara (Geliebte)." Seine Frau deutete durch das Panoramafenster nach oben in den Sternenhimmel. "Kann man heute die Sonne von Sul sehen?" Gonarite zeigte seiner Gellara ein Lächeln. "Sie ist zu weit weg von uns." Gellara legte ihm ihre zwei linken Arme um seine Schulter. "Ich weiß nicht ob es richtig ist was du tust... dein Plan ist schrecklich." Er sah sie unwillig an, es sprach die Frau aus ihr. "Zwei Völker opfern damit unseres überlebt?" Seine Knrrr strichen ihre Arme von seiner Schulter herunter, eine Geste des Unmuts. Sie verstand und schwieg. Gonarite schloss seine Augen. Sollte er ihr gestehen, dass auch er zweifelte? Hatte er denn nicht alles berücksichtigt? Waren es nicht die Xyla die diesen Konflikt vom Zaun gebrochen haben und über 100 Generationen lang ihr Volk heimsuchten? Sicher gab es immer wieder etliche Gis-Adi in denen die Feinde den heimatlichen Systemen fern blieben, aber es waren derer nicht viele im Vergleich zu denen des Krieges. Und die Zeit drängte, zwei vielleicht drei Generationen noch, dann war ihr technischer Vorsprung gegenüber dem verfeindeten Xyla verbraucht.
Gonarite stand auf und ging in sein Gressor (Büro, Arbeitsraum). Kurz berührte er den Kopf seiner Frau als Zeichen der Versöhnungsbereitschaft und spürte ihren Blick in seinem Rücken als er sich wieder an das Pult begab, wo er zu arbeiten pflegte. Vor seinem Fenster zeigten sich Gxe und Gxo, die beiden großen Nachtmonde. Wie oft hatte er sie gesehen, als er über die wissenschaftlichen Fragen seines Projekts nachgedacht hatte? Sie kamen ihm mittlerweile wie treue Freunde vor, die über ihn wachten und inspirierten.
Er legte seinen Kopf in seine Knrrr und ließ den Gedanken in seinem Kopf freien Lauf.

"Ist sie bereit?" Gosant wippte mit seinen Fühlern als Zeichen der Bestätigung. Gonarite´s Unsicherheit wich als er das präparierte Schiff sah. Fast ein halbes Gis-ieden lang hatte er die Vorbereitungen für den heutigen Tag geplant, vorbereitet und ausführen lassen. Heute war es soweit, dass Endspiel gegen die Xyla würde beginnen. Er hatte an alles gedacht, alle Unwägbarkeiten mit einberechnet. Er war sich sicher, sein Plan musste funktionieren. Er sah dieses unglaubliche Schiff, ein Wunder der Symmetrie und Geometrie. Ein monströser Kristallstachel der in Richtung Weltraum zeigte. Er seufzte. Bis heute konnten sie die Technik der Antriebe und Überlebenssysteme der Xyla nicht entschlüsseln und so würden zwei Goner (Schlachtschiffe) die Aufgabe übernehmen es in die Nähe von Sul zu schleppen und auf einen Kollisionskurs mit Gonstor zu bringen. Einige Gis-adi würden vergehen bis der Tag gekommen war an dem das Sergen auf Gonstor niederging, für die Anaer sorgsam präpariert und ausgestattet.
"Soll ich das Zeichen geben?" Gonarite gab sein Einverständnis. "Legt los Kommandant!" Gosant hob seine vier Arme und winkte, was auf der Brücke des Forschungsdocks als Startsignal interpretiert wurde. Es dauerte nur wenige Gis-is (Augenblicke) und die beiden, riesige Käfer ähnelnden Schlachtschiffe, ließen ihre mächtigen Triebwerke starten. Blauviolette Strahlen schossen aus ihnen heraus, der Horizont verzerrte, löste das Bild der Schiffe auf und in einem riesigen Energieblitz verschwanden sie also ob sie vorher nie dagewesen waren.
"Hoffen wir das alles nach Plan verläuft Gonarite." "Das wird es Gosant, glaubt mir mein Freund."

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Galuschke wird berühmt...

Beitragvon Fridericus Rex » 29. Mai 2012 21:59

Hans Galuschke arbeitete schon seit zwei Jahren als Parkaufseher im Naturschutzgebiet Jägerbrück. Froh darüber endlich die traurigen Jahre der Arbeitslosigkeit hinter sich gelassen zu haben, freute er sich auf den täglichen Gang durch die reizvolle Landschaft des ehemaligen Truppenübungsplatzes. Nach Jahren des Unglücks in der Nachwendezeit, gelang es ihm endlich wieder ins normalbürgerliche Leben zurückzufinden.
"Komm Racker! Wir müssen uns beeilen, wenn wir am Turm frühstücken wollen." Der Rauhaardackel schien ihn zu verstehen und stürmte, aufgeregt dabei bellend, voraus. Der heutige Tag schien vielversprechend zu werden. Der blaue Himmel war wolkenfrei und die Sonne brannte nicht allzu stark vom Himmel herab. Wenn er jetzt nicht irgendwelche Camper oder Wilderer erwischte würde alles in Ordnung für ihn und sein kleines, unbedeutendes Leben sein. Ein kurzer Blick auf sein Handy und er grinste zufrieden. Selbst seine Frau konnte ihn nicht stören, war doch das ganze Naturschutzgebiet frei von Sendemasten. Für den Notfall gab es ein paar Bereitschaftstelefone an verschiedenen Geländepunkten, aber abgesehen vom letztem Jahr wo ein kleiner Waldbrand eine Meldung erforderte, hatte er von ihnen noch keinen Gebrauch machen müssen.
Schon kam der alte russische Feldflugplatz in Sicht, er sah in seiner Richtung den Wald lichter werden. "Otto! Komm du alter Rabauke!" Der Rauhaardackel sprang an ihm hoch und stürmte durch das Unterholz wieder voran.
Früher waren hier Mig29 gestartet, rassige Überlegenheitsjäger die imposant anzusehen waren. Selbst die Bundeswehr hatte diese Jagdflugzeuge noch länger als ein Jahrzehnt in ihren Beständen behalten. Heute waren die Hangars längst verfallen und die einfache Betonstartbahn von Unkraut und Gras größtenteils überwuchert. Nur das Verwaltungsgebäude mit dem Radar-und Kontrollturm war noch einigermaßen erhalten, was nicht nur Hans, sondern auch seinen Kollegen zu verdanken war, die hier vor allem im Winter sicheren Unterschlupf fanden.

"Jetzt gibt es gleich Fresschen Otto. Glaub mir das wird uns schmecken, die Alte hat uns Hackbraten mitgegeben." Im Kontrollturm des Platzes standen noch viele Gerätschaften, Schränke und Mobiliar herum. Man konnte es sich hier bequem machen und trotzdem die Umgebung im Auge behalten. Kurz hielt er das Rundenkontrollgerät an einem der Wandsensoren um der Parkverwaltung seine Rundenzeiten belegen zu können, dann fing seine Pause an. Zufrieden sah er seinem Hund dabei zu wie er den ersten Brocken Brathack herunter schlang, dann nahm auch er einen Bissen. Er seufzte und ließ sich zufrieden nach hinten lehnen. Der Drehstuhl war zwar nicht mehr neu und seine Polster an vielen Stellen eingerissen, aber er tat seinen Dienst und würde es sicher noch einige Jahre tun. Vielleicht bis zu seiner Rente? Hans grinste. Eigentlich hatte seine Rente schon angefangen. Plötzlich blieb sein Auge am nördlichen Platzrand haften. Das Licht der Sonne wurde dort seltsam gebrochen und etwas blendete ihn sogar. Zuerst gab er dem ganzen nicht viel an Bedeutung, doch seine Gedanken spekulierten über die Ursache dieser Spiegelung und ließen ihm keine Ruhe mehr finden. "Komm Otto! Wir gehen mal gucken." Der Dackel hatte sich gerade unter dem Instrumententisch zusammengerollt und unterbrach nur unwillig seine Siesta. "Wollen mal sehen, was für ein Spackiat da seinen Dreck im Wald entsorgt hat."
Langsam kam er der Stelle näher, wo er die Reflektionen beobachtet hatte. Es stimmte dort etwas nicht dessen war er sich sicher. Hunderte Bäume waren dort eingeknickt und zur Seite gedrückt worden, doch zu sehen war nicht viel außer einem seltsam glitzern. "Ja verdammte Scheiße!" Hans Galuscke war sprachlos. "Was haben sie uns denn hier in den Park geschmissen?" Vorsichtig ging Galuschke näher an die Stelle heran, wo die ersten Bäume von dem Glitzerding zerstört worden waren. Langsam und mit Bedacht hielt er die Hand vor sich und berührte etwas, was sich wie Glas oder Keramik anfühlte. Er war sich sicher. "Boah! Was ist das denn für ne Kacke Otto?" Er konnte durch das Glitzern schemenhaft den Hintergrund wahrnehmen. Eine fast perfekte Tarnung könnte man meinen. Galuschke hielt sich nicht weiter mit staunen auf, die Schneise die das komische Ding gerissen hatte war fast zweihundert Meter breit und die glitzernde Wand ging weiter in den Wald hinein. Er wollte das Gebilde einmal umrunden bevor er Meldung machte, war er doch sicher dass man ihn nach Größe und Herkunft befragen würde. So etwas hatte er schon im Fernsehen gesehen und auch beim Erste-Hilfe-Kurs lernte man wie man eine richtige Meldung machte. "Scheiße was Otto? Muss das ausgerechnet jetzt passieren?" Er war außer Atem, mehr als einen Kilometer weit hatte sich Galuschke durch das Unterholz gekämpft, bevor er auf die andere Seite dieses Ungetüms gelangte.

"Polizeinotruf, sie sprechen mit Polizeimeisterin Anja Klempner." "Guten Tag! Hans Galuschke mein Name. Ich melde mich aus dem Naturschutzgebiet Jägerbrück..., hier ist etwas seltsames passiert." Anja Klempner war es gewöhnt das der Gesprächsbeteiligte nervös war und suchte nun auch Herrn Galuschke zu beruhigen. "Beschreiben sie mir doch einfach was sie genau gesehen haben Herr Galuschke!" Hans Galuschke überlegte einen Augenblick. "Nu ich bin mit meinem Otto auf Streife, da sehen wir so etwas glitzerndes am Rand vom alten Russenflughafen. Ich also hin und dann ist hier ne Schneise in den Wald gebrochen von so einem riesigen Glitzerdingens...., alter Schwede so etwas habe ich noch nie gesehen." Polizeimeisterin Klempner konnte nicht anders und grinste. Ihr Kollege neben ihr wurde auf sie aufmerksam und bat sie mithören zu dürfen. "Dieses Glitzerdings ist das noch da Herr Galuschke?" "Frag ihn ob er was getrunken hat!" empfahl ihr Kollege. "Natürlich ist das Ding noch da. Schicken sie jemanden vorbei! Ne riesen Sauerei ist das. Hier wachsen alte Waldbestände, der Schaden ist riesengroß." "Haben sie in den letzten Stunden Alkohol zu sich genommen Herr Galuschke?" Galuschke wurde richtig wütend. "Junge Frau das verbitte ich mir. Sie können mich gerne anzeigen wenn sich herausstellen sollte das ich die Unwahrheit spreche, aber erst dann!" "Beruhigen sie sich doch Herr Galuschke! Wo befinden sie sich genau? Ich schicke jemand zu ihnen um den Schaden zu begutachten." "Auf dem alten Flughafen, ich warte an der Zufahrt." "Gut Herr Galuschke, es wird aber etwas dauern." "Selbst Schuld Frau Klempner! Ich habe gemeldet was ich gesehen habe, wenn sich herausstellt das hier Gefahr für Leib und Leben der Menschen in dieser Umgebung erwächst haben sie die Kacke bis zum Hals nicht ich. Soll ja schon oft vorgekommen sein, dass der Trottel am Schluss die Wahrheit sprach." Galuschke hatte sich richtig in Rage geredet. "Beruhigen sie sich Herr Galuschke und bleiben sie bei einem freundlichen Ton! Es wird bald jemand zu ihnen kommen." Galusche war sauer und legte entnervt auf. Insgeheim wünschte er sich, dass seine Entdeckung etwas besonderes war. Kurz überlegte er die möglichen Folgen, dann rief er seinen Bekannten Helmut Borleben an. "Helmut?" "Hans!?! Lange nicht mehr voneinander gehört alte Säge. Wie läuft es bei Dir Du Waldschrat?" "Helmut du musst sofort herkommen! Es ist etwas seltsames passiert." Helmut blieb für eine Weile stumm. "Was denn Hans? Geht´s Dir gut?" "Du würdest es nicht glauben Helmut, von daher komm einfach bitte! Alter Flughafen, du weißt doch den über dem du einen Artikel geschrieben hast." Helmut überlegte nicht lange. "Habe im Moment eh nur Schreibarbeit auf dem Tisch. Halbe Stunde?" Galuschke nickte während er gleichzeitig ja sagte. "Beeile Dich! Sonst sind die Bullen vor dir da." Ein besseres Argument hätte er nicht finden können um den Journalisten des "Alten Tagblattes" anzutreiben.

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Re: [Story-Contest][Außer Konkurrenz] Anare

Beitragvon Fridericus Rex » 1. Juni 2012 23:07

"Polizei schon da?" Borleben, der fettleibig und alles andere als behände war, zwängte sich aus seinem alten Lada-Niva. "Nein Helmut, ich denke die brauchen noch. Siehst du dort hinten das Flimmern in der Luft? Dort rüber musst du. Ich kann dich leider nicht begleiten, muss warten bis die Bullen da sind." Helmut nickte. "Ich habe meine Kamera dabei, bin ja gespannt was du da aufgetan hast. Willst mir nicht schon nen Tipp geben?" Hans schüttelte den Kopf. "Würdest mir eh nicht glauben. Guck´s Dir an, dann gibt´s schon zwei bescheuerte. Helmuth schwitzte. Ein schon etwas vergilbtes Stofftaschentuch aus seiner Brusttasche ziehend, wischte er sich den Schweiß aus der Stirn. Er war nicht gerade der Typ Mann der gerne spazieren ging, doch seine Neugier trieb ihn an. Galuschke war nicht gerade dafür bekannt, dass er Neuigkeiten hinter dem Berg hielt, schien aber jetzt die Befürchtung zu haben, dass man ihm nicht glauben würde. Beim letzten Mal war er mit seinem Auto die Rollbahn entlang gefahren, hatte jetzt aber bewusst darauf verzichtet. Er war sich nicht sicher wie die Bullen reagieren würden, wenn sie ihn am Tatort antreffen würden.
Er kam jetzt endlich an den Waldrand heran. Das Flimmern wurde schwächer, aber das Bild vor ihm verzerrte sich. Die Strukturen der Bäume wirkten mal zu schmal, mal zu breit, waren sogar seltsam grau unterbrochen. Er ging näher an die Irritationen heran und alles wirkte verrückter je näher er kam. War er denn besoffen? Er streckte die Hand aus, schien nach den Luftverzerrungen greifen zu wollen, aber vor ihm lag eine riesige unscheinbare Wand aus einem seltsam anfühlenden Material. Er glaube sogar ein Summen zu spüren als er es berührte. Borleben war sprachlos. Hätte er diese Entdeckung gemacht, wäre er genauso hilflos gewesen wie Hans. Wem würde jemand glauben der diese Szene beschrieb. Er beschloss um diese Illusion herum zu gehen. Anders als vorher Galuschke registrierte er jede Einzelheit genau. Immer wieder fühlte er nach der Wand und tastete sich an ihr Meter für Meter tiefer in den Wald hinein. Ein kurzer Blick über seine Schulter nach dem Flugplatzgebäuden hin, es war noch niemand von den Grünen auszumachen.
"Scheiße!" Borleben war über eine Brombeerranke gestolpert und suchte an der Wand dieses seltsamen Gebildes Halt zu finden. Zu seiner Überraschung griff er ins Leere und viel zur Seite.
Borleben sah sich erschrocken um, er berührte nicht mehr den Boden, diesen gab es nämlich nicht. Er schien in der Luft zu stehen, es gab weder Boden, Decke noch Wände. Verwirrt sah er hinter sich. Tatsächlich er konnte den Wald sehen, der nicht einmal einen Meter entfernt von ihm war. Borleben versuchte sich zu bewegen, doch er strampelte wie ein Insekt im Spinnennetz herum ohne sich vor, zurück, hoch oder runter zu gelangen. Helmuts Atem wurde panisch. Wieder versuchte er seine Position zu verändern, besonnener und rationaler analysierte er dabei seine Bewegungen. War ihm nicht gerade so, dass sich sein Standort verändert hätte? Er suchte sich zu beruhigen. Ruhig Helmut! Ruhig bleiben.
"Nun Herr Galuschke? Schönes Wetter haben wir heute nicht?" Hans Galuschke schien nicht gerade erbaut über diese Feststellung. Er sah das dezente Grinsen in den Gesichtern der Beamten, die fast drei Stunden gebraucht hatten um ihn hier draußen aufzusuchen. "Polizeimeister Müller..." Der Ältere der beiden Beamten zeigte auf eine Frau von vielleicht dreißig Jahren, die mit blonden Haaren und einer schlanke Figur, sehr hübsch anzusehen war. "und ich bin Polizeihauptmeister Irmer." Sie gaben Galuschke die Hand. "Nun Herr Galuschke weshalb sind wir genau hier?" Galuschke hatte sich in den Stunden die er vor der Flughafenzufahrt auf die Polizei gewartet hatte, genau auf diese Frage vorbereitet. "Der Wald wurde stark geschädigt, durch ein sehr großes Gebilde, dass es so gestern noch nicht gegeben hat." Der Polizist nickte. "Wie würden sie denn das Gebilde genau beschreiben Herr Galuschke?" "Garnicht. Sehen sie es sich bitte selbst an! Sie würden mir nicht glauben und von daher wäre meine Beschreibung nur verschwendete Zeit." Polizeihauptmeister Irmer sah seine Kollegen hilfesuchend an. Aber auch sie konnte mit dieser Antwort nur wenig anfangen. "Nun gut Herr Galuschke, ich hoffe sie verschwenden nicht unsere Zeit." Galuschke bat die beiden Polizisten ihm zu folgen, doch die Polizisten hatte jetzt den Wagen von Borleben entdeckt. "Wem gehört der Pkw Herr Galuschke?" Hans sah überrascht zu dem Lada hinüber, an Helmut hatte er gar nicht mehr gedacht. "Wahrscheinlich einem Wanderer oder Hundebesitzer. Es ist nicht verboten hier spazieren zu gehen, wenn man die Regeln des Naturschutzgebietes einhält."

Mit Genugtuung sah Galuschke die überraschten Gesichter der Polizisten. Sie waren ratlos wie er, konnten nicht begreifen womit sie es hier zu tun hatten. Aufgeregt wählten sie mit ihren Handy´s die Zentrale an, stellten aber enttäuscht fest das sie keine Verbindung bekamen. All die weggeknickten Bäume, dieses Gebilde was man kaum sehen aber anfassen kann..., man wollte diese Erkenntnis loswerden, das Gesehene teilen, so schnell man konnte. "Dort drüben im Turm steht ein Telefon. Sie können es gerne benutzen." Die Polizisten nickten ihm zu und eilten davon, hießen ihm aber vorher hier zu warten. Galuscke wartete darauf, dass sie sich einige hundert Meter entfernt hatten, dann suchte er auch schon nach Borleben. "Helmut!" Er eilte an dem Gebilde entlang. "Helmut!?!" Scheiße! Wo war der alte Zeitungsfritze nur? Galuschke bekam es mit der Angst zu tun. Zwei Mal war er vergebens um dieses Unding herumgelaufen, doch seinen Freund fand er nicht. Er überlegte was er machen sollte, ging dann aber auf Abstand und wartete auf die Polizei, die hoffentlich bald zurückkommen würde.

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Re: [Story-Contest][Außer Konkurrenz] Anare

Beitragvon Fridericus Rex » 3. Juni 2012 22:51

Es dauerte nicht lange und weitere Einsatzkräfte der Polizei, Zoll´s und Bundesgrenzschutzes rückten an. Der Einsatzleiter der auftauchte nahm erst gegen Abend Notiz von Galuschke, der längst nach Hause wollte. "Sie sind der Parkwächter?" Galuschke nickte. "Sie wissen was sie hier gefunden haben?" Galuschke verneinte. Der Einsatzleiter grinste breit. "Wir nämlich auch nicht. Melden sie sich morgen bei mir und zu keinem ein Wort!" Galuschke nickte unsicher rief Otto und ging Richtung Flughafengebäude, gefangen in wirren Gedanken die durch seinem Kopf zogen. Er erinnerte sich wieder an Borleben. Hätte der Einsatzleiter von ihm erfahren sollen? Erleichtert atmete er aus, als er die Zufahrt zum Platz passiert hatte. Helmut´s Niva stand nicht mehr dort, wo er vorher geparkt worden war.
Zu Hause angekommen, war seine Frau außer sich. "Wieso hast Du Dich nicht gemeldet?" Hans überlegte ob er ihr vielleicht nicht doch etwas sagen durfte. "Wir hatten Wilderer im Park, die Polizei musste kommen und ließ mich nicht eher gehen. Seine Frau war erschrocken. "Waren sie bewaffnet Hans?" Galuschke schüttelte den Kopf. "Was gibt´s denn zu Essen Traudel?" Seine Frau schwenkte wieder in die alltäglichen Sorgen um. "Ich hab Dir einen kräftigen Eintopf gemacht. Muss ihn nur wieder aufwärmen, hast Glück gehabt." Galuschke blickte auf das Telefon. Borleben! Er musste unbedingt mit ihm sprechen. Hastig wählte er die Nummer des Freundes, doch es blieb beim Freizeichen sonst nichts. Anscheinend war er nicht zu Hause. "Sicher das alles in Ordnung ist Hans? Du siehst gereizt und müde aus." Traudel war die typische ins Alter gekommene Ehefrau. Ihre Reize waren seit langem verflogen, aber ihre Fürsorge, Zärtlichkeit und Liebe immer noch allgegenwärtig. Er nahm ihre Hand und drückte sie. "Keine Sorge, war nur ungewohnt stressig heute."
Galuschke kam nur schwer zur Ruhe an diesen Abend. Auf der einen Seite war er neugierig was das nun war, dass dort im Wald gelandet war, aber er machte sich auch Sorgen um die Zukunft des Parkes und seine damit verbundenen Arbeit. Im Hinterkopf hatte er den Gedanken, dass es ein UFO sein könnte, aber eigentlich hatte er für sich das immer für ein Hirngespinst gehalten. Er schaltete den Fernseher und sah die Nachrichten. Nicht´s, rein garnichts wurde über Jägerbrück berichtet.

Am nächsten Morgen ging er früher aus dem Hause als gewöhnlich. Der Morgen war kalt und windig. Otto sprang an ihm hoch, aufgeregt und voller Freude über den Beginn ihrer gemeinsamen Arbeit. Doch sie schlugen nicht den gewohnten Weg zum Bahnhof ein, statt dessen hielt Galusche auf die Polizeiwache am Rathausplatz zu, wo er sich melden sollte. Er hatte erst jetzt einen Blick auf den Namen geworfen. Kleist hieß also der Mann.
Auf dem Revier, einem großen Stadthaus aus rotem Backstein, zollte ihm keiner der Beamten große Aufmerksamkeit. Man winkte ihn durch, bis er in einem kleinen Büro stand, wo der Mann am Tisch saß, den er gestern zum ersten Mal in seinem Leben getroffen hatte. Groß, breitschultrig, tiefe Geheimratsecken auf der Stirn, war er eine durchaus imposante Erscheinung. Einen Moment dauerte es, bis er sich von seiner Arbeit losreißen konnte und Galuschke seine Aufmerksamkeit schenkte. "Ah sie sind es! Galuschke richtig?" Er stand auf, kam um den Tisch rum und gab seinen Besucher die Hand. Überrascht fiel sein Blick auf Otto der neben Galuschke saß und ihn schwanzwedelnd beobachtet hatte. "Beißt er?" Hans schüttelte seinen Kopf. "Brav bist du, ein ganz feiner Hund! Nehmen sie sich den Stuhl hier Galuschke und entspannen sie sich! Wir führen hier kein Verhör oder ähnliches." Nachdenklich musterte der Polizeioffizier seinen zivilen Besuch und dessen Hund. "Sie haben gestern Weltgeschichte geschrieben Galuschke. Trotzdem werde ich ihnen ihr Ruhm vorbehalten müssen. Wir wissen selbst noch nicht was dieses seltsame Ungetüm für eine Bedeutung hat, aber es wird eine immense sein fürchte ich. Das Objekt was sie gefunden haben, scheint nicht irdischen Ursprungs zu sein und wird nun unter strengster Geheimhaltung untersucht. Die Regierung möchte nicht, dass etwas in Hände gelangt, deren Besitzer vielleicht dunkle, missbräuchliche Interessen verfolgen, sie verstehen?" Galuschke nickte. "Natürlich ist man sich über ihre Rolle bewusst und wird sie ebenfalls in dieses Projekt mit einbeziehen." Galuschke sah Kleist erstaunt an. Wie sollte er denn dabei helfen können ein solches Objekt zu untersuchen? "Sie werden mit der Objektaufsicht betraut, bei einer Verdreifachung ihres Gehaltes. Außerdem wird man sie in den Beamtenstand erheben, als kleine Anerkennung ihres Verdienstes. Die Parkleitung weiß Bescheid, ihr Dienst beginnt sofort. Sie und ihre Kollegen sind nun mir unterstellt." Kleist grinste Galuschke an, der mit offenen Mund vor ihm saß. "Freuen sie sich doch! Ihre Sorgen haben ein jähes Ende gefunden." Seine Mine wurde ernster. "Zu keinem ein Wort Galuschke! Das was sie entdeckt haben, darf nicht an die Öffentlichkeit gelangen verstanden?!" Galuschke nickte. Kleist musterte ihn kritisch doch der einfach Mann vor ihm, schien integer zu sein. "Haben sie gestern noch etwas auffälliges entdeckt? Wanderer oder Besucher des Naturschutzgebietes zum Beispiel? Ich meine zum Zeitpunkt als sie den Fund gemeldet haben?" Galuschke glaube zu wissen worauf Kleist anspielte. "Ihr meint Pilzsucher, Hundehalter oder Wanderer? Ja! Wie an jedem anderen Tag zuvor auch." Kleist wurde ernster und etwas fahler im Gesicht. "Glauben sie jemand hat das Objekt bemerkt?" Galuschke grübelte kurz nach. "Ich glaube nicht, um das Objekt gibt es viele verfallene Zaunanlagen die mit Stacheldraht bewehrt waren und auch die dichten Brombeeren werden die Leute ferngehalten haben." Der Polizeioffizier schien entspannter. "Na hoffentlich haben sie Recht, aber tatsächlich ist nichts weiter gemeldet worden." Kleist trat an Galuschke heran und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Und wie fühlt man sich als Beamter?" Kleist fasste sich an die Stirn. "Ach ja das haben wir ja ganz vergessen, sie müssen sich noch vereidigen lassen."

"Hans!" Galusche erschrak. "Dreh dich nicht um!" Galusche war auf dem Weg nach Hause noch einmal in den Konsum gegangen, wo Borleben jetzt überraschend neben ihm auftauchte. "Scheiße Helmut! Wo warst du verdammt? Ich habe mir Sorgen um dich gemacht." Borleben nickte. "Tut mir leid Hans, aber es ging nicht anders. Wenn die Bullen mich gesehen hätten, weiß ich nicht was passiert wäre." Borleben sah besorgt aus. "Hast du jemanden von mir erzählt?" Galuschke schüttelte den Kopf. "Nein. Ich habe behauptet, dass nur Wanderer und Hundehalter unterwegs waren. Borleben schien erleichtert. "Gut belasse es dabei!" Borleben gab Galuschke die Hand. "Besser wenn wir uns jetzt nicht mehr sehen die nächste Zeit." Galuschke hielt Borleben auf, als dieser gehen wollte. "Du willst doch nichts veröffentlichen?" Borleben sah Galuschke skeptisch an. "Ich weiß es nicht. Unrealistisch anzunehmen das man mir glauben würde. Selbst mit Fotos wäre diese Storie einfach zu unwahrscheinlich, als das sie meinem Job wert wäre." Borleben schien einen Entschluss zu fassen. "Mach dir keine Sorgen Hans! Für´s erste halte ich mein Maul." Galuschke nickte. "Alles Gute Helmut!" Der Zeitungsmann nickte und verschwand zwischen den Einkaufsregalen.

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Re: [Story-Contest][Außer Konkurrenz] Anare

Beitragvon Fridericus Rex » 5. Juni 2012 00:11

Borleben hielt Wort. Er unternahm nichts um die sensationelle Entdeckung des Hans Galuschke auszuschlachten. Zu sehr machten ihm die Folgen einer solchen Storie Angst. Er hatte von vergangenen Entdeckungen gehört und davon was mit den Entdeckern passiert war. Hatte er früher solchen Geschichten wenig Aufmerksamkeit zu teil werden lassen, sah das mit dem gemachten Fund nun ganz anders aus. Insgeheim ärgerte ihn seine Feigheit, aber er wollte nicht das was er sich mühselig im Leben aufgebaut hatte aufs Spiel setzen. Hatte er nicht zwei Kinder die von seinem Unterhaltsgeld abhingen? Sein Blick viel auf das Familienfoto, das neben seinem Notebook auf seinem Schreibtisch stand. Vergangenes aus eigentlich glücklichen Jahren.
Borleben war innerlich zerissen, er hatte Fotos und auch drei seltsame Artefakte aus dem unbekannten Objekts geborgen. Am Anfang hatte er Angst, dass sie ihm vielleicht schaden würden, doch so unscheinbar ihr Äußeres war (sie sahen aus wie große Fragmente eines 3D-Puzzel´s aus) so ungefährlich schienen sie auch zu sein. Oft hatte er sie in den vergangen Stunden untersucht und genau unter dem Lupenglas angesehen. Sie hatten eine unregelmäßige Struktur aus vielen tausenden Strichen, die ein seltsames Muster ergaben. Vielleicht eine fremde Schrift?
Borleben wandte sich wieder seiner eigentlichen Arbeit zu. Er seufzte. Viehmarkt und eine Landwirtschaftsmesse? Oh Mann!

Sechs Jahre später.

"Der Botschafter Kanzlerin!" Britta Halsfeld sah von ihren Unterlagen auf. Es störte sie in ihrer Arbeit unterbrochen zu werden, aber der Termin war gemacht und der Engländer ein Mensch dessen Unmut man nicht umsonst erregen wollte. "Was will der Brite?" Ihr Sekretär hob die Achseln. "Er meinte es wäre dringend." Halsfeld grinste. "Ist es das in unseren Kreisen nicht immer? Nun gut. Lassen sie ihn noch zehn Minuten warten!" Die Kanzlerin kannte sich aus, es war politisches Brauchtum dem Gast zu demonstrieren, dass es wichtigeres gab als ihn.
"Nun mein lieber Gunning? Was kann ich für sie tun?" Halsfeld stand auf und reichte dem Botschafter die Hand. "Danke dass sie sich die Zeit nehmen Kanzlerin. Nun wir haben von etwas Kenntnis erhalten was uns in der Tat Sorgen bereitet." Die Kanzlerin merkte auf. "Ach?! Und das wäre? Ich hätte nicht gedacht mein Lieber, dass es irgendwelche Spannung zwischen unseren Ländern je geben könnte." Sie wies dem Botschafter einen bequemen Sessel der vor ihrem Arbeitstisch stand. "Es könnten welche entstehen und nicht nur mit unserem Land." Britta Halsfeld ahnte in welche Richtung das Gespräch verlaufen könnte. "Und womit verursacht meine Republik diese Missstimmung bei Ihnen lieber Gunning?" Die Gesichtszüge des glatzköpfigen, massigen Briten blieben ausdruckslos. "Es gibt vielleicht einige Rätsel bei deren Lösung sie uns behilflich sein könnten." "Und die wären?" Die Kanzlerin hatte Mühe ihre Nervosität zu bändigen. "Womit halten sie den Energiehaushalt ihres Landes aufrecht?" Die Kanzlerin lachte. "Was soll das mein lieber Gunning? Deutschland ist führend, was alternative Energiequellen betrifft." "So führend, dass es 80 Prozent seiner Gasimporte weiterverkaufen kann? So führend, dass sämtliche Atomkraftwerke von heute auf morgen ihren Betrieb einstellen, obwohl ihre Laufzeiten noch für 10 Jahre geplant waren? Selbst eure Ölimporte haben sich halbiert ohne das der tatsächliche Bedarf in eurem Land abgenommen hätte... ." Die Kanzlerin lachte, doch es kam darin auch Wut und Gereiztheit zum Ausdruck. "Unsere Wirtschaft ist eine der mächtigsten auf der Erde lieber Gunning. Sollte Britannien sich in seiner Bedeutung durch uns geschmälert fühlen, täte mir das ausgesprochen leid. Sie verstehen aber doch sicherlich, dass einige Erkenntnisse im wissenschaftlichen Bereich geheim bleiben müssen, damit Deutschland weiterhin eine führende Rollen in der Weltwirtschaft spielen kann." Der Botschafter legte einige Blätter auf Halsfelds Schreibtisch. "Ihre Panzer sind mit die modernsten der Welt und trotzdem wurden sie ausnahmslos verschrottet oder verkauft. Genauso sieht es mit Flugzeugen, Hubschraubern und Schiffen aus. Das was übrig blieb, erfüllt gerade so die NATO-Auflagen ihres Landes." Halsfeld winkte ab. "Wir leben in einer zusammengewachsenen, von einander abhängigen Welt. Die Bedrohungslage ist doch gar nicht mehr gegeben, die eine solch starke Streitmacht rechtfertigen könnte. Wir wollen mit unserer modernen, friedlichen Kultur nur Wegweiser in eine bessere Zukunft sein mein lieber Gunning." Nun war Gunning derjenige der lachte. "Darf ich ihnen dann wenigstens zu ihren Errungenschaften gratulieren die ihr Land in der Raumfahrt gemacht hat?" Die Kanzlerin hob die Augenbrauen und trommelte nervös auf der Tischplatte herum. "Was meinen sie? Unsere Pläne mit der EADS haben sich nicht geändert. Wir engagieren uns weiterhin den Vertragsauflagen entsprechend." Der Botschafter warf Fotos auf den Tisch, die von der Kanzlerin widerwillig gemustert wurden. "Das sind deutsche Satelliten!" Die Kanzerlin hob die Achseln. "Und?" "Sie wurden in einer Umlaufbahn um den Pluto herum entdeckt." Halsfeld seufzte. "Sagen sie mir nun endlich worauf sie hinauswollen, nur weil wir nicht alle interstellaren Projekte mit ihrem Land vorher erörtert haben, ist das kein Grund die guten Beziehungen zwischen unseren Ländern zu gefährden." Der Botschafter nickte. "Gut! Dann werde ich jetzt Klartext mit ihnen sprechen. Hier! Das ist etwas mit dem sie sich weitere Lügen und Phrasen schenken können." Die Kanzlerin nahm einen schwarzen Splitter in die Hand der ihr seltsam bekannt vorkam. "Der stammt aus einem Raumschiff, dass vor sechs Jahren auf einem entlegenen und verlassenen Militärflughafen gelandet ist. Das Material aus dem dieses Objekt besteht kommt schlicht weg gesagt auf unserem Planeten nicht vor. Außerdem haben wir grundlegende Kenntnis über die Beschaffenheit, Größe und zum Teil auch dem Inneren des Raumschiffes." Gunning legte Fotos auf den Tisch und nahm gleichzeitig den Splitter wieder an sich. "Wollen sie immer noch bestreiten, dass die Bundesrepublik Deutschland ihren engsten Verbünden Wissen vorenthält?" Die Kanzlerin stand auf, ging zu dem breiten Panoramafenster und sah durch ihm hindurch zum Reichstag hinüber. "Dem deutschen Volke" stand in einfachen Lettern geschrieben über dessen Haupteingang. "Welche Maßnahmen will ihr Land ergreifen, sollte ich mich weigern unser Wissen preis zu geben?" Gunning fühlte sich bereits als Sieger. "Wir würden vor der UNO unser Wissen über die Umtriebe ihres Landes darlegen." Halsfeld wurde wütend. "Und was verlangen sie von uns, damit sie von solch einem Schritt absehen?" Gunning blickte sie mitleidig an. "Einsicht! In allen gewonnenen Erkenntnissen."

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Re: [Story-Contest][Außer Konkurrenz] Anare

Beitragvon Fridericus Rex » 8. Juni 2012 09:31

"Meine Herren ihr seht nun den Ernst der Lage." Die einzelnen Minister lauschten gebannt ihren Bericht, jeder von ihnen hatte damit gerechnet, dass irgendwann einmal der Tag kommen würde, wo der Fund des Raumschiffes publik werden würde. Doch wie hatten die Briten davon erfahren? Wie sind sie an ein Fragment des außerirdischen Materials gekommen? Halsfeld warf einen mitleidigen Blick auf das vorwiegend aus Männern bestehende Kabinett. "Ja ich denke wahrscheinlich das Gleiche wie die meisten hier. Wir haben in unseren Reihen einen Verräter." In den Gesichtern der Anwesenden war Bestürzung zu lesen und Unverständnis. "Also? Wie verhalten wir uns? Sollen wir die Briten mit ins Boot holen?" Keine wusste darauf eine Antwort, zu bedeutungsvoll war diese Frage. Nur der Umweltminister, ein gesetzter und ehrwürdig ergrauter Mann, stand auf und blickte in die Runde. "Wieso für etwas rechtfertigen? Im Grunde genommen haben die Briten doch nichts. Sicher wir werden uns auf gewisse Fragen Antworten überlegen müssen und besser aufpassen, aber im großen und ganzen sieht es doch gar nicht schlecht für uns aus. Das Schiff ist schon längst abgebaut und verlagert, die Spuren beseitigt und unsere neue interstellare Flotte im Sektor 11330 außerhalb der Reichweite anderer Nationen. Wenn wir also behaupten, dass wir von keinem außerirdischen Schiff auf unseren Boden wissen, lügen wir nicht einmal." Er machte eine Pause. "Vielleicht kann uns auch der Bundesnachrichtendienst behilflich sein?" Halsfeld, die bisher seinen Ausführungen großes Interesse geschenkt hatte, stutzte. "In welcher Weise Meisner?" Der Umweltminister grinste breit. "Nun das Empire wird doch sicherlich auch den einen oder anderen Fund getätigt haben oder?" "Ja aber dafür gibt es doch keine Beweise." Meisner macht ne verschmitzte Mine. "Und bei uns? Gibt es sie denn da? Wenn sie mehr ins Detail gehen müssen, gefährdet das ihre Quelle. Ich bin mir sicher, dass sie dieses Risiko nicht eingehen werden." Die Kanzlerin schien zufrieden und auch das Kabinettskollegium zollte Beifall. Es schien eine akzeptable Lösung gefunden worden zu sein.

"Sie lehnen also ab?" Halsfeld die den britischen Botschafter zu einer unbequemen Morgenstunde eingeladen hatte nickte. "Ja das tun wir. Wir wissen nichts und werden alles abstreiten. Wir sehen uns in der besseren Position." Gunning wurde nachdenklich, er hatte bereits mit seinem Sieg gerechnet und entsprechend nach London berichtet. In einem freundlichen Ton wendete er sich noch einmal an die deutsche Kanzlerin, die während des Gespräches aus dem großen Fenster sah, was zusätzlich ihr abweisendes Verhalten unterstreichen sollte. "Finden sie nicht meine liebe Frau Halsfeld, dass man gemeinsam in die Zukunft gehen sollte? Sind unsere Länder denn nicht schon seit 70 Jahren in Freundschaft miteinander verbunden?" Halsfeld wandte sich ihm zu. "Freundschaft mein lieber Gunning? Sie nehmen dieses Wort in den Mund und machen es gleichzeitig zur Farce. Heißt nicht Freundschaft auch gönnen und zugestehen? Was hat dieser Begriff mit Gier und Fordern zu tun, mit Drohen und Erpressen?" Halsfeld hatte sich in Rage geredet. "Unsere Länder sind und werden weiterhin miteinander kooperieren, aber mit ihnen und ihrer Regierung habe ich andere Erfahrungen gemacht als meine Vorgänger und bin zutiefst enttäuscht. Berichten sie nach London, dass ich mich nicht für ein Ausweiten des Euro2-Rettungsschirm aussprechen werde, nach dieser Nummer halte ich sie und ihre Regierung für keinen verlässlichen Partner mehr." Gunning wurde bleich. Das Gespräch hatte sich in eine ganz unerwartete Richtung verkehrt. "Aber...!" Die Kanzlerin wies ihm die Tür. "Wir werden ein anderes Mal sprechen mein lieber Gunning, ich muss noch meine interstellaren Raumpatroullien zum Mars schicken." Sie zeigte ein aufgesetztes Lächeln, gab ihm kurz die Hand zum Abschied und setzte sich dann wieder an ihren Schreibtisch.

Borleben schwitzte. Wie eh und jeh drehte er sich nach allen Seiten um, bevor er in seine Wohnung zurückkehrte. An drei Regierungen hatte er seinen Bericht über die damalige Entdeckung gesendet, enttäuscht und verbittert über den Egoismus der eigenen Regierung. Warum teilte sein Land nicht, das Wissen was alle Nöte und Probleme auf der Welt lösen könnte? Was hinderte es jetzt daran im großen Umfang Gutes zu tun?
Borleben schob den Schlüssel in das unterste Schlüsselloch. War ein seltsamer Widerstand zu spüren? Schloss es noch einwandfrei? Es schien in Ordnung, genauso wie die drei oberen Schlösser. "Alles in Ordnung Helmut?" Borleben schrak zusammen. Es war seine Nachbarin die ihn auf der Treppe grüßte. "Ja Sabine, alles klar. Danke der Nachfrage." Sie musterte ihn und schien ihm keinen Glauben zu schenken. "Du benimmst dich seltsam in letzter Zeit, als ob dich etwas beschäftigt. Wenn du darüber sprechen möchtest... ." "Danke. Ich komme schon klar." Eilig ging Borleben in die Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Er atmete aus und bekam Angst vor sich selbst. Er hatte schon eine Paranoia entwickelt, eine Erkenntnis die ihm zu schaffen machte. Er ging rüber zum Fernseher und schaltete ihn ein. In zehn Minuten kamen die Nachrichten. Vielleicht kam ja heute eine Meldung? Im nach hinein ärgerte er sich jetzt, seine Beweise nicht an Zeitungen geschickt zu haben, aber als Journalist hatte er der Konkurrenz diese Sensation nicht gegönnt. Auch wusste er nicht die Auswirkungen abzuschätzen die solch eine Veröffentlichung nach sich gezogen hätte. Noch eine Weile hing er seinen Gedanken hinterher, dann wurde er hellwach.
"...in der UN-Vollversammlung..." Borleben wischte sich wieder den Schweiß von der Stirn. "...britische Vertreter Deutschland an..." Dieser Moment war derjenige auf den Borleben seit Tagen wartete. "außerirdische Technologie den Rest der Nationen vorzuenthalten." Hah! Das wird einige Köpfe in der Regierung zum rauchen gebracht haben. Borleben stutzte, da kam noch mehr. "Die deutschen Vertreter nahmen diese Meldung mit Humor auf und versicherten der Versammlung glaubhaft..." Der Journalist starrte mit steinernen Gesichtszügen auf den Fernseher. Sie haben den Briten nicht geglaubt. Einer Regierung wird kein Glauben geschenkt? Diese Feststellung erschütterte ihn sehr. Ausgelacht haben sie sie! Fast war er jetzt froh, diese Nachricht nicht selbst ausgeschlachtet zu haben. Alles Beweise wurden ins lächerliche gezogen, selbst das Artefakt wurde von den Deutschen ad absurdum geführt, in dem sie darauf hinweisen das die Herkunft auch aus britischen Beständen stammen könnte, wurden doch auch auf ihren Terretorien immer wieder Entdeckungen gemacht, die später totgeschwiegen worden seien.

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Re: [Story-Contest][Außer Konkurrenz] Anare

Beitragvon Fridericus Rex » 15. Juni 2012 15:12

"Wie geht es Otto Hans?" Galuschke wandte sich zu der jungen Wissenschaftlerin um, die mit anderen Akademikerinnen den Abbau des gewaltigen Raumschiffes überwacht hatte. "Er scheint sich wie ein Junghund zu fühlen, ich weiß nicht wie sie das angestellt haben." Dr. Petra Steiniger war Biologin und hatte in den letzten Jahren Veränderungen in Flora und Fauna erforscht, die im Zusammenhang mit dem von Galuschke entdeckten Raumschiff standen. "Sie werden es verstehen wenn sie umgesiedelt worden sind Hans. Hier werden sie ja nicht mehr gebraucht." Galuschke glaubte sich verhört zu haben. "Umgesiedelt?" Er hatte gehört das immer größere Mengen der Bevölkerung verschwunden sind ohne das man so Recht wusste wohin, aber das er jetzt dieses Schicksal teilen sollte, damit war er nun gar nicht einverstanden. "Hat man ihnen noch gar nichts gesagt Hans?" Galuschke starrte sie an wie erschlagen. Ihm viel es wie Schuppen von den Augen. Er war als deshalb beamtet worden, er konnte sich gar nicht gegen eine Versetzung wehren ohne seinen Job zu verlieren. Galuschke dachte an das Haus, dass er gekauft hatte, an den schönen Skoda den er fuhr. Seine Entdeckung und die damit verbundenen Privilegien hatte ihn und seine Familie weit voran gebracht und von seinen alltäglichen Sorgen, den Brustkrebs seiner Frau im letzten Jahr abgesehen, war nicht viel übrig geblieben. "Wohin werde ich versetzt und wann?" Steiniger lächelte. "Ich sehe sie sind bestürzt Hans, das müssen sie aber nicht sein. Sie werden in ihrer neuen Heimat ein glücklicheres Leben führen als sie es sich zu träumen wagen." Galuschke konnte sich das nicht vorstellen. "Und wenn ich ihnen sage, dass ich hier Haff ganz glücklich bin?" Steiniger machte eine hilflose Geste. Das wird für sie leider nichts ändern Hans. Wehren sie sich nicht dagegen. Wir brauchen sie als einen wichtigen Bestandteil einer neuen Gesellschaft. Galuschke sah zu Otto herunter, der sich gerade an einer großen Baumwurzel erleichterte. Was würde seine Frau sagen, seine Kinder? "Und meine Familie?" Steiniger konnte ihn beruhigen. "Sie werden nicht alleine umziehen müssen mein Lieber, auch daran haben wir gedacht." Galuschke war gereizt. "Wer ist wir?" zischte er. "Das Umsiedlungsteam Orea 6." Steiniger suchte Galuscke mit allen Mitteln zu beruhigen. "Heißt nicht Urea Pisse?" Steiniger schien erstaunt über Galuschkes Bildung zu sein. "Nein Orea Hans." "Ach so." Steiniger nahm ihm am Arm und zog ihn und Otto hinter sich her. "Was wollen sie jetzt noch von mir, wo sie doch schon meinen Tag versaut haben?" Die Forscherin lachte. "Ich werde ihnen ihre neue Heimat zeigen."

Zur gleichen Zeit in einem abgelegenen Büro im Moskauer Kreml. "Sir Sterwent Stanhope!" Die fast drei Meter hohen doppelten Flügeltüren wurden hinter dem britischen Botschafter von zwei Wachsoldaten wieder geschlossen, der nun dem russischen Außeminister Wiktor Arkadjewitsch Bassargin gegenüber stand. Ein Handschlag, eine kurze Umarmung dann wurde dem Kollegen ein bequemer Sessel angeboten der neben einen kleinen Teetisch stand. "Tee?" Der Brite, wie könnte es anders sein dankte. Der Samowar, ein altertümlicher Apparat, aber durch kunstvoll in seinem Äußeren, dampfte als sich das Heißgetränk in die Tassen ergoss. Alles im Raum war so arrangiert worden, dass er frei von Status und Machtpräsenz blieb. Man wollte sich auf Augenhöhen unterhalten, schien dieses Mal die Front geklärt ohne dass man sich ins Gehege kam. "Ist John noch nicht da?" Bassargin schien ziemlich ungeduldig. Der stämmige Russe mit dem Stalinbart, gab heute nicht das gemütliche Haus zum Besten wie sonst. Stanhope ein hagerer, großer Mann mit knochigen Gesichtszügen blieb verhalten. Mit vollendeten Gesten, führte er seine Teetasse zum Mund und strahlte Ruhe und Gediegenheit aus. Ihm schien nichts, gar nichts tangieren zu können. Nach fast einer Stunde was es endlich soweit und John F. Dixxon wurde angemeldet. Dieser trat aufgeregt durch die Tür und entschuldigte sich höfflich wegen seines Zuspätkommen.
"Ich bitte mein Unpünktlichkeit zu entschuldigen, aber die Verkehrsbedingungen in euren Land mein lieber Wiktor sind noch schlechter als unsere." Bassargin lachte lauthals, das Klischee des polternden Russen dadurch bestätigend.

Der Brite musterte die beiden Politikerkollegen und ergriff dann das Wort. "Nun ich würde sie bitten ihren Kenntnisstand über die Bundesrepublik Deutschland darzulegen, auf das wir prüfen können ob diese sich mit unserem Wissen deckt. Wollen Sie anfangen John?" Der Amerikaner nickte und holte ein Dokument aus seiner Aktentasche heraus. "Ich denke das deckt sich mit dem von ihnen erhaltenen?" Er reichte das Papier an Bassargin weiter, der einen kurzen Blick darauf warf. Dieser nickte und nachdem der Brite ebenfalls bestätigte fuhr der Amerikaner fort. "Die Ausführungen der Deutschen vor der UNO-Vollversammlung ist eine Farce. Ich bitte trotzdem ihre Regierung um Verzeihung mein lieber Stanhope, fühlte diese sich doch sicher im Stich gelassen. Die Entwicklung der deutschen Industrie ist augenscheinlich rückläufig, genauso wie die demografischen Daten. Man könnte meinen das dies dem gegenwärtigen Zustand der Weltwirtschaft anzulasten ist, aber das Ausmaß mit dem das in der BRD passiert ist immens. Auf der anderen Seite ist die Lebensqualität der Deutschen gestiegen, ihre Arbeitslosigkeit rückläufig und ihr Energiebedarf auf 10 Prozent von dem gesunken was noch vor 10 Jahren verbraucht worden ist. Man kann jetzt argumentieren das dieses Land Vorreiter war und ist was Energieeffizienz betrifft, aber 10 Prozent?
Der Zustand der Bundeswehr ist auf ein Minimum gesunken und bleibt auf Grenzüberwachung und kleine Kontingenten an Auslandseinsätzen beschränkt. Die Rolle als Verteidigungsstreitmacht ist praktisch nicht gegeben. Das Lebensniveau ist gestiegen, was verwundert konnte doch der Import jeglicher Rohstoffe und Konsumgüter auf nur 20 Prozent von vor zehn Jahren gesenkt werden. Krebs fordert kaum noch Todesfälle, selbst bei sonst pathologischen Verlauf. Dabei wurden keine diesbezüglichen Patente der deutschen Pharmaindustrie angemeldet. Man könnte meinen die deutsche Luft hätte über Nacht heilende Wirkung bekommen." Der Brite und Russe hörten dem Amerikaner schweigend zu. Ihre Erkenntnisse sahen ähnlich besorgniserregend aus. "Lustig wird es aber beim Wetter meine Herren. "Können sie sich an das Tief erinnern, dass so große Schäden in ihrem Land angerichtet hat? Selbst das Dach der Bank of England wurde abgedeckt." Der Brite nickte ungehalten. "Sehr wohl kann ich das. Wir mussten unseren Haushalt neu planen um die Schadensbeseitigung finanzieren zu können." Der Amerikaner nicke betroffen. "Bei den Franzosen und Beneluxstaaten sah es nicht anders aus. Das schlimmste Unwetter der letzten hundert Jahre. In Arnhem sind durch umschlagende Bäume und einstürzende Gebäude fast vierhundert Menschen umgekommen. Dreißig Kilometer weiter in Deutschland herrschte nur noch ein leichter Regenschauer vor. Der Sturm hat sich, was meterologisch unmöglich ist, auf diese Distanz praktisch aufgelöst. Die Windgeschwindigkeit von 170 km/h auf 30 km/h beruhigt. Praktisch deckte sich dieses Phänomen mit dem Grenzverlauf Deutschlands." Dixxon zeigte ein verbittertes Gesicht. "Kommen wir zu den beiden letzten Punkten. Die Kriminalität ist praktisch ausgestorben und große Bevölkerungsteile über Nacht verschwunden. Sogar Amnesty International kann sich dies nicht erklären, gibt es doch keinerlei Anzeichen eines Staatsstreiches, Aufbegehren innerhalb der Bevölkerung oder großangelegte politische Lager. Die einzige verbleibende Erklärung ist dieser Brief den unsere Regierungen von einem uns unbekannten deutschen Staatsbürger erhalten haben. Sie kennen den Inhalt, die Beweise und Fotos. Aus amerikanischer Sicht beutet Deutschland außerirdische Technologie aus ohne diese mit dem Rest der Welt teilen zu wollen. Es scheint die Macht zu haben, die Probleme der Welt zu lösen und tut es dennoch nicht. Die Gründe hierfür sind uns leider nicht bekannt. Anfragen werden abgewiegelt, ins Lächerliche gezogen oder ganz verleugnet." Brite und Russe hatten schweigend den Ausführungen des Amerikaner zugehört. "Ihr Lösungsvorschlag?" Dixxon gab seinen Worten Gewicht, indem er ein Augenblick die Antwort hinauszögerte. Er nahm einen Schluck Tee und fuhr dann mit bedeutungsschwangeren Worten fort. "Lassen sie uns die anderen großen Länder mit ins Boot holen und unser Recht an den Fortschritt Deutschlands einfordern." Der Brite zeigte sich ungehalten. "Wir wissen doch gar nicht in welchen Ausmaß die Deutschen uns überlegen sind. Selbst wenn sie keine Armee mehr zu besitzen scheinen, kann dies doch nicht nur Schwäche bedeuten. Vielleicht haben sie einfach Möglichkeiten die uns verborgen geblieben sind. Vielleicht sollten unsere drei Länder noch einmal geschlossen bei der Kanzlerin vorstellig wären um eine Kooperation zu erreichen. Ich denke sie werden mit mir übereinstimmen, dass es Länder auf dieser Welt gibt die keinesfalls in der Lage sind mit interstellarem Wissen umzugehen." Bassargin lachte laut auf. "Und da haben sie doch schon ihre Antwort mein lieber Stervent, mein lieber John. Wahrscheinlich denken das die Deutschen von uns auch. Und rein neutral gesehen kann ich es ihnen nicht einmal verdenken. Meine Regierung leidet unter Korruption und Rückständigkeit... . Was sehen sie mich so überrascht an Stervent. Sie selbst haben das noch vor einigen Wochen angeprangert. Und sie lieber John werden nicht von einer Regierung geleitet, sondern von den Interessen mächtiger Lobbyisten. Tja und die Briten scheinen zwar weniger moralisch verwerflich zu sein als unsere Länder, sind aber Pleite und haben dazu noch versucht für sich allein eine Einigung mit den Deutschen zu erzielen." Stanhope zeigte ein betroffenes Gesicht. "Bleiben sie ruhig mein Lieber! Wir haben nicht anders gehandelt mein Lieber. Stimmt es nicht John?" Der Amerikaner schien ebenfalls peinlich berührt zu sein. "Und wenn wir den Deutschland anbieten Auflagen zu erfüllen? Immerhin haben sie ihre Möglichkeiten nicht genutzt um zu expandieren oder eine vorherrschende Rolle in der Welt einzunehmen. Man kann ja nicht abstreiten, dass diese Ambition in ihrer Vergangenheit nicht schon die eine oder andere Rolle gespielt haben würde und sie jetzt sehr nüchtern und konstruktiv mit ihren Technologien umgehen."
John räusperte sich. "Aber eben auch sehr egoistisch."