[AAR] Medieval II - Deutscher Orden: Helfen, Wehren, Heilen

AAR u.a. zu Spielen der Total War Reihe

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[AAR] Medieval II - Deutscher Orden: Helfen, Wehren, Heilen

Beitragvon Turmfalke » 25. Mai 2020 09:29

Vorwort

Gespielt wird der Deutsche Orden in Medieval 2 Total War mit der Mod Stainles Steel 6.4, späte Kampagne mit Savage AI und vor allem Aktivem Big´s Grim Reality IV (BGR). Letzteres ist eine Herausforderung, die ich jedem Fan nur empfehlen kann. Geschrieben wird aus der Erzähler Perspektive. Gerade am Anfang werde ich versuchen viele historische Begebenheiten mit einfließen zu lassen. Allesamt aber wohl auch ein wenig zurechtgestutzt damit sie in die Geschichte und das Spiel passen.

BGR IV:
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Alles aufzuzählen, was BGR IV verändert, würde wohl 24 Din4 Seiten voll Text und Tabellen erfordern, siehe hier. Sinn des Ganzen ist Realismus. Armeen haben nun eigene Moral und Vorräte. Beide wird bei langen Märschen oder Belagerungen entsprechend realitätsnah belastet. Eure Generäle sind überaus geldgierig und behalten schonmal einen Teil der Steuereinnahmen oder Lösegelder einfach ein. Die wie ich finde aber wohl schwierigste Änderung ist das Rekrutierungssystem. Anfangs genügt noch ein stetig anwesender General, um gute Truppen auszubilden. Mit einem wachsenden Reich muss der General auch Teil des Kriegsrates sein sowie Ausbildungsstab besitzen. Von beiden hat man aber i.d.R. nur drei. Gleichzeitig braucht man die Kriegsratsmitglieder aber auch zum Angriff auf andere Ländereien, da normale Generäle dort nicht so einfach Land beanspruchen können. Hat man also nur je drei zur Verfügung muss man sich überlegen, ob man nun angreift oder lieber rekrutiert. Hinzu kommt, dass gute Truppen nur alle 6 bis 11 Runden ausgebildet werden können. Söldner werden da zu einer unverzichtbaren Truppenquelle und Milizen zum notwendigen Übel. Letztlich macht aber gerade dies die Mod zu etwas besonderen. Armeen sind deutlich bunter und Verluste nur schwer zu ersetzen.


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Heutiges Wappen der Hochmeister des Deutschen Ordens
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Re: [AAR] Medieval II - Deutscher Orden: Helfen, Wehren, Heilen

Beitragvon Turmfalke » 25. Mai 2020 09:49

Akt 1, Hermann von Salza

Kapitel I, der Deutschordensstaat und die Vorgeschichte zum AAR

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Die Gründungstage des Deutschen Ordens gehen bis ins Jahr 1190 zurück, während der Belagerung Akkons im Heiligen Land. Damals war er nicht mehr als ein Hospital des Deutschen Adels aufgebaute unter dem Segel einer Kogge. Die Linderung des Leidens während und nach der Belagerung war daher zunächst ihr einziges Bestreben, doch es waren Zeiten des Krieges und so kamen alsbald auch militärische Aufgaben hinzu. Gegründet nach dem Vorbild der Johanniter flossen nun auch vermehrt die Grundsätze der Templer mit ein. Beides vermischte sich zu einem Leitkodex aus Werten und Regeln niedergeschrieben im Ordensbuch. Die Worte „Helfen, Wehren, Heilen“ sollten zum Grundsatz des noch jungen Ritterordens werden.

Die Mitglieder des Ordens unterteilten sich fortan in vier Gruppen. Am angesehensten und einflussreichsten waren die Ritterbrüder. Jeder zum Ritter geschlagene Mann, egal ob dem Adel entstammend oder nicht, konnte nach Abgabe des Gelübdes und mit der Fürsprache eines glaubwürdigen Bürgens auf ewig als Ordensritter dienen. Bedingt durch den hohen Stellenwert des Hospitaldienstes ähnlich an Einfluss waren die Priesterbrüder. Für gewöhnlich unbewaffnet und nicht im Kampf geschult oblag ihnen die Einhaltung der Liturgie und die Durchführung sakraler Handlungen. Auch verwalteten sie die Chronik und regelten viele Dinge des Schriftverkehrs.
Da die Ordensritter allein nie Zahlreich genug waren, wurden sie in militärischen Dingen durch die Sariantbrüdern unterstützt. Es waren vor allem nichtadelige, zu meist leichtbewaffnete Kämpfer und Kuriere. Außerdem regelten sie auch viele untergeordnete Verwaltungsdienste. Das eigentliche Rückgrat des Ordens war die von Anzahl her größte Gruppe, die dienenden Halbbrüder. Hier meist Halbkreuzler genannt verrichteten sie zumeist einfache Arbeiten in allen Bereichen des Ordens wie auch militärisch als Milizen.

Der Deutsche Orden gedieh trotz der konkurrierenden Ritterorden und wuchs alsbald an Macht und Einfluss. Zu verdanken war dies natürlich auch der Machtposition des Heiligen Römischen Reiches Anfang des 13. Jahrhunderts. Dennoch galt man im Heiligen Land stets nur der Niederste unter dreien. Dies erkannte auch Herrmann von Salza. Seinerseits dem Thüringer Landadel entstammend wurde er 1209 auf Beschluss des Generalkapitels zum 4. Hochmeister des Deutschen Ordens gewählt.
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Herrmann erkannte, dass für den Fortbestand und die Weiterentwicklung des Ordens die Landnahme nicht nur einzelner Orte, sondern ganzer Landstriche nötig war. Im Heiligen Land schien dies jedoch unmöglich und so richtete er seine Aufmerksamkeit auf Osteuropa. 1211 unterstütze er Ungarn bei der Vertreibung von Nomadenstämmen aus dem Burzenland. Jedoch beging König Andreas II von Ungarn Wortbruch und vertrieb den Orden, sobald er diesen nicht mehr brachte. Acht Jahre sollten vergehen bis sich eine neue Gelegenheit ergab.

Ähnlich wie zuvor der König Ungarns bat nun ein polnischer Herzog namens Konrad von Masowien den Deutschen Orden um Hilfe bei seinem Kampf gegen die Stämme der Prußen im Kulmerland. Dieses Mal aber sicherte sich Hermann rechtlich ab. Sowohl der Papst als auch der Seniorherzog Polens sicherten ihm schriftlich zu, alles im Baltikum eroberte Land solle dem Orden zugesprochen werden. Um dies zu bekräftigen und dem Orden einen sicheren Ausgangspunkt zu geben, versprach der Papst obendrein die Festung Thorn an der Weichsel. Der Seniorherzog Polens war nicht begeistert, fügte sich aber gezwungenermaßen.

So kam es, dass im Jahr 1219 ein Heer des Ordens auf Thorn marschierte. Der Herzog von Masowien jedoch hatte eigene Pläne mit dem Kulmerland und sah es bereits als ihm eigen. Er nahm die Feste noch vor dem Orden und verweigerte Hermann den Zugang. Weder ausreichend vorbereitet noch willens zu belagern, marschierte er unverrichteter Dinge gen Nordosten und überquerte die Weichsel. Den Prußen krümmte er kein Haar, wohl aber sahen und beobachteten sie die Ritter in ihren glänzenden Rüstungen. Das neue Ziel Hermanns war die Stadt Riga. Unabhängig und vom Schwertbrüderorden beschützt hoffte er dort Zuflucht und Unterstützung zu finden. Doch bereits auf halbem Weg gingen die Vorräte zur Neige und der Orden war gezwungen die ansässigen Stämme zu bekämpfen. Plündernd und Brandschatzend zogen die Ordensbrüder durchs Baltikum, ohne auch nur zu wissen, wen sie genau mordeten. Schließlich kamen sie zu einer befestigten Heidensiedlung nahe der Küste und nahmen sie nach kurzer Belagerung. Diese Siedlung sollte der Grundstein für die Burg Königsberg sein.

Doch schon am Morgen nach dem Sieg rückte ein Heer der heidnischen Prußen an, stark genug um das abgekämpfte Ordensheer hinwegzufegen. Doch kein weiteres Blut sollte fließen. Unwissentlich hatte Hermann die Todfeinde der Prußen bekämpft und nahezu ausgelöscht. Ein die Jahrzehnte überdauerndes Bündnis zwischen Menschen sollte entstehen, dessen einzige Gemeinsamkeit ihre Feinde waren. Denn eines war dem weitsichtigen Hochmeister klar, der Streit ums Kulmerland war noch nicht vorbei. Natürlich brachte ihm dieses Bündnis viele Kritiker in den eigenen Reihen ein, so auch seinen Stellvertreter den Großkomtur Conrad. Für ihn waren Heiden bestenfalls als Futter für die Pfeile des Feindes zu gebrauchen.
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Erneut richtete Herrmann von Salza seine Aufmerksamkeit auf Riga. In der Hoffnung eine Zusammenarbeit initiieren zu können, sandte er seinen den Großkomtur mitsamt einem Dutzend Ritter als Eskorte gen Norden. Als schließlich aber nur die Hälfte von ihnen zurückkehrte, befürchtete er Hochmeister bereits das schlimmste. Doch selbst dieser weitsichtige Mann konnte überrascht werden. Der stolze Schwertbrüderorden hatte im Kampf gegen die Heiden schwere Verluste hinnehmen müssen und man wünschte gar die vollständige Integration in den Deutschen Orden, was auch Riga miteinschloss. Alleiniger Fortbestand des Schwertbrüderordens schien kaum noch möglich.

Trotz all dieser Erfolge, sowohl militärisch als auch diplomatisch war die Lage des Deutschen Ordens mehr als ernst und die Probleme schienen immer gewaltiger zu werden. Ein mittlerweile stehendes Heer aus 2.400 Soldaten sowie Garnisonen in Königsberg und Riga von 600 Männern wollte ernährt und finanziert werden, doch warfen die verwilderten und geplünderten Ländereinen kaum genug ab um auch nur die Hälfte von ihnen zu versorgen. Eine profitable Wirtschaftsstruktur würde noch Jahre bedürfen und sowohl Papst als auch Kaiser hatten bereits alle vertretbare Hilfe geleistet. Hinzu kam der Verlust praktisch aller Lehen im Heiligen Land. Letztlich zwangen daher vor allem wirtschaftliche Gründe den Orden zum übereilten Krieg gegen das Herzogtum Litauen. Als Heiden galten sie für wild genug, um unter dem Vorwand der Missionierung angegriffen zu werden. Zugleich aber auch zivilisiert genug um ein blühendes Reich zu schaffen. Ob ein Sieg möglich war interessierte niemanden, denn jede Alternative war bereits eine Niederlage und so kam es zum Angriff auf Vilnius im Jahre 1221.

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Gelübde des Ordens: Ich gelobe und verspreche Keuschheit des Leibes, ohne Eigentum zu leben und Gehorsam Gott und Sankt Marien sowie dem Meister des Ordens vom Deutschen Haus und seinen Nachfolgern nach der Regel und der Gewohnheit des Ordens des Deutschen Hauses und dass ich gehorsam sein will bis in den Tod.

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Re: [AAR] Medieval II - Deutscher Orden: Helfen, Wehren, Heilen

Beitragvon Turmfalke » 25. Mai 2020 10:12

Kapitel 2, Beginn des Krieges gegen Litauen

Bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts war das Großfürstentum Litauen noch Teil der Kiewer Rus und wurde von einem russischen Adelsgeschlecht fremd regiert. Als jedoch die Herrschaft der Kiewer Rus immer stärker bröckelte und bereits große Reichsteile verloren gingen, erklärte sich auch Litauen für unabhängig und vertrieb jeden der sich anmaßte sie zu beherrschen. Was folgte, war Anarchie. Ohne eine starke Führung drohte das Land zu zerfallen. Dies änderte sich erst durch das Auftreten von Mindaugas, der nach dem frühen Tod seines Vaters die Führung seine Familie übernahm. Er war jung, kaum dem Kindesalter entwachsen, und dennoch begeisterte seine Art das Volk. Anstatt wie viele andere sich den Streitereien zwischen den großen Familien Litauens hinzugeben, schlichtete und einte er über mehr als zehn Jahre hinweg das gesamte Land hinter sich. Am Ende leisteten ihm die Oberhäupter aller großen Familien im Jahre 1219 den Treueeid und erhoben ihn zum Herrscher und König vom Großfürstentum Litauen.

Begünstigt wurde sein Vorhaben natürlich auch durch das Aufziehen einer neuen Bedrohung, dem Deutschen Orden. Die Gefahr ahnend verlangte Mindaugas besagten Treueeid und ließ ein Heer versammeln. Wissend, dass Litauen seinen Tod derzeit unmöglich verkraften könne, ernannte der König ausgerechnet seinen ärgsten Rivalen Kestutis zum Heerführer. 1.800 Männer folgten dem Aufruf zum Krieg. Ein Drittel lagerte direkt in der Hauptstadt, der Burg Vilnius. Der Großteil jedoch einen halben Tagesmarsch westlich unter dem Kommando von Kestutis. Man ahnte der Orden würde als erster zuschlagen, doch gewiss nicht vor dem nächsten Frühling und in der Burg war schlichtweg nicht genug Platz um jedem ein Winterquartier zu bieten. So wartete man auf den ersten Schritt des Ordens, der früher erfolgen sollte als gedacht.

Das Hauptproblem des Ordensheeres war hingegen der mangelnde Proviant. Um dem entgegen zu wirken, beschloss der Hochmeister das Heer zunächst in zwei Teile zu spalten und getrennt voneinander gen Süden zu marschieren. So könne man das Land großflächiger plündern, war allerdings zugleich angreifbarer. Die 2.400 Soldaten, welche beide Heeresteile zusammen aufbrachten, bestanden nur zur Hälfte aus vollwertigen Ordensbrüdern. Prußen, Kreuzfahrer-Speerträger und die Männer des Schwertbrüderordens bildeten den anderen Teil. Echte Ritter brachten man hingegen kaum 200 auf.

Nur einen Tagesmarsch nördlich von Vilnius vereinten sich die Truppen des Ordens im Schutze des dichten Waldes, verborgen vor den Augen Litauens. Der Angriffsplan war schnell gemacht. Herrmann führte das Hauptheer mitsamt zweier Ramböcke zum direkten Marsch auf das Haupttor während Großkomtur Conrad mit 500 Prußen und Sturmleitern die Mauern angriff.
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Den Äxten und Schwertern der Prußen hatten die Bogenschützen auf den Mauern nichts entgegenzusetzen. Kaum das die ersten Männer über die Zinnen sprangen, ergriffen die Litauer bereits die Flucht.
Das Burgtor hielt kaum länger als die Moral der Verteidiger. Lauthals fachte Herrmann den Kampfgeist seiner Männer an und stürmte an der Seite seiner Leibgarde durch das Tor. Ohne auf Widerstand zu stoßen, strömte das Heer des Ordens dem Zentrum der Burg entgegen wo König Mindaugas die letzten kampfbereiten Litauer versammelte. Der Kampf war hart und kostete viele christliche Leben. Unerbittlich verteidigten sie ihren König. Doch dann stürmte Conrad gefolgt von hunderten Prußen den Litauern in die Flanke. Gott selbst führte das Schwert des Großkomturs, welcher es alsbald ins Herz des Heidenkönigs stieß.
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Weiter Bilder aus der Schlacht:
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Ohne ihren König verließ den Feind aller Mut. Allerdings war der Sieg mit der Einnahme der Burg noch nicht vollkommen. Bei Morgengrauen erfolgt der erste Streich, zum Mittag verlor ihr König den Kopf und schon zum Abend marschierte der im Westen lagernde Kestutis mit dem feindlichen Hauptheer herbei. Zum Schlachtfeld wählte man eine offene Ebene fernab der Burg. Drei zu zwei in der Minderheit wäre für die Heiden eine Flucht wohl die beste Wahl gewesen. Der litauische Heerführer erkannte dies zweifellos und mit ihm der Großteil des Adels. Doch als man Ihnen den auf einen Spieß gesteckten Kopf ihres geliebten Königs und die in zwei gehauene Krone zeigte, entbrannte der blanke Hass in den Herzen vieler Litauer. Während die ersten bereits voranstürmten rief Kestutis immer noch energisch zum Rückzug. Chaos entstand gefolgt vom Tod. Einer nach dem Anderen fiel unter den Schwertern und Lanzen des Ordens. Nur 53 Männer verloren die Christen in jenem Gemetzel und ein neues Massengrab der Namenlosen wurde ausgehoben.
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Mit dem Verlust von König, Heer und Hauptstadt war Litauen am Ende. Die Hälfte des verbliebenen Adels unterwarf sich bereits dem neuen Herrn und wer dies nicht tat, hoffte nur auf ein besseres Angebot. Für gewöhnlich besiegt man ein ganzes Königreich nun nicht binnen eines Tages. Umso stärker wog daher der Sieg des Ordens und die Kunde der Schlacht von Sonnenauf- bis Untergang verbreitete sich rasch in ganz Europa. Fast verloren ging dabei schon der Verbleib des Sohnes von König Mindaugas. Vaisalga Prinz und nun 2. König Litauens befand sich zu Zeitpunkt des Angriffes nahe der Ostgrenze Litauens. Er wollte das stolze Kiew als Verbündeten gewinnen. Mit der Kunde vom Tode des Vaters gerieten seine Pläne jedoch ins Wanken und er eilte zurück nach Minsk. Von der Stadt Minsk wusste der Orden zu diesem Zeitpunkt nur, dass sie irgendwo im Osten tief inmitten des dichten Waldes von Belarus lag und erfolglos blieben alle Späher und Spione. So verweilte Vaisalga im Verborgenen und Hochmeister Herrmann wandte seinen Blick gen Südwesten.



Gelübte - Dienst am Kranken - Dies ist die Regel der Brüder vom Deutschen Hause Sankt Mariens
Zum Lobe der Hehren Dreifaltigkeit beginnt hier die Regel der Brüder vom Hospital Sankt Mariens des Deutschen Hauses von Jerusalem. Sie teilt sich in drei Teile. Der erste Teil spricht von der Keuschheit, vom Gehorsam und von der Lebensweise ohne Eigentum. Der andere Teil handelt über das Hospital, wie und was man haben darf. Der dritte Teil spricht von den Dingen, die die Brüder schuldig sind zu halten.


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Re: [AAR] Medieval II - Deutscher Orden: Helfen, Wehren, Heilen

Beitragvon Turmfalke » 31. Mai 2020 13:05

Kapitel 3, Hrodna

Militärisch gesehen war Vilnius ein kolossaler, viel besungener Erfolg. Wirtschaftlich jedoch verursachte eine Burg zumeist mehr Kosten als sie einbrachte und die umliegenden Dörfer und Gehöfte gaben kaum mehr her. Der eigentliche Reichtum Litauens lag in der Stadt Hrodna. Das umliegende Land war durch die Anbindung zur Memel so fruchtbar wie sonst nirgends im Baltikum und die Kontrolle über die einzige Brücke im Umkreis zahlloser Tagesreisen sicherten florierende Handelseinkünfte. Die besondere Lage der Stadt erschwerte außerdem jedem von Süden kommenden Feind den Angriff. Einer der Gründe, warum die Einnahme der Stadt bereits zu Kriegsbeginn beschlossene Sachen war. Da der Hochmeister selbst jedoch den jungen und zerbrechlichen Ordensstaat vor dem Zusammenbruch bewahren musste, war er gezwungen jemand anderes zu entsenden. So lautete sein Befehl:

„Großkomtur ich möchte, dass ihr umgehend nach Hrodna aufbrecht. Nehmt die Sariantbrüdern und die Hälfte der Prußen mit euch und holt mir die Stadt. Auch jeder Ritter, der dazu gewillt sei, möge euch begleiten. Ach und Conrad dieser Herzog von Masowien giert schon seit Jahren nach der Stadt. Sollte er euch zuvorkommen, wisst ihr was zu tun ist. Ich habe mich schon einmal von diesem polnischen Bauernschlächter demütigen lassen. Hrodna wird erobert, egal wessen Banner seine Mauern zieren.“

Lange wartete Conrad auf ein solches Kommando. Bereits am nächsten Morgen verließ er gefolgt von 1.500 Männern die Burg und zog gen Südwesten. Sie marschierten von Sonnenauf- bis Untergang und war er unzufrieden mit der zurückgelegten Strecke sogar noch bei Nacht. Zeit war der entschiedene Faktor. Doch Gott schien den Ordensbrüdern wohlgesonnen und so erreichen sie die Stadt als erster und umschloss sie sogleich mit einem Belagerungsring. Ein Sturmangriff war aufgrund der starken Toren und hohen Mauern, wenn auch nur aus Holz, undenkbar.

Die Entschlossenheit der Verteidiger schien trotz deutlicher Unterzahl ungebrochen. 900 zu meist eilig zusammengezogene Speerträger patrouillierten auf den Mauern und signalisierten bei Tag und Nacht ihre Kampfbereitschaft. Ein ganzes Jahr dauerte die Belagerung an und der Orden wusste die Zeit zu nutzen. Belagerungstürme, Leitern und ein Rammbock sollten die Befestigungsanlagen überwinden. Doch als der Frühling übers Baltikum kam, ereilte Conrad eine böse Überraschung. Flötenklang und Kriegsgesang zerriss die morgendliche Stille. Ein Entsatzheer Litauens marschierte von Westen heran und brachte 520 Krieger mit sich. Es mussten in den westlichen Dörfern zusammengezogene Männer sein. Auch die Späher Conrads hatten dies nicht kommen sehen, denn ihre Augen richteten sie dieser Tage vor allem nach Osten und ins südliche Polen. Der Orden musste rasch handeln und leitete den Angriff ein. „Sieg oder Tod, möge Gott uns leiten.“

Anstatt jedoch die Stadt direkt anzugreifen, wich Conrad gefolgt von der gesamten Kavallerie nach Westen aus. Nur so gelänge es das Verstärkungsheer abzufangen, bevor es eines der Stadttore passierte. Nicht lang und der Feind eilte ihnen entgegen. Aber zwei zu eins in der Minderheit war das Schicksal von Litauens Reitern bereits entschieden. Ihre Infanterie versuchte noch die rettenden Tore zu erreichen, doch die Pferde des Ordens waren schneller.
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Währenddessen hatte das Hauptheer den Angriff auf die Mauern eingeleitet. Bogenschützen spickten die Zinnen mit Pfeilen und Zoll um Zoll rückten die Belagerungstürme näher. Der anschließende Kampf um auf den Wehrgängen war hart und währte lang. Beinahe drohte sich die Schlacht doch noch zum Bösen zu wenden und erst als die Tore barsten konnte die siegreiche Kavallerie eingreifen. Mühelos durchbrachen die Ritter die dünn gesäte Verteidigungslinie und eroberten das Stadtzentrum. Als der Heerführer Litauens schließlich erschlagen zu Boden ging war der Sieg errungen, doch schwer wogen die Verluste dieses Tages. 400 Brüder fielen auf den Mauern.
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Vom Gebot der Keuschheit, des Gehorsams und der Armut
Drei Dinge sind die Grundfeste eines jeglichen geistlichen Lebens; sie sind geboten in dieser Regel. Das erste ist die Keuschheit ewiglich, das andere ist der Verzicht auf den eigenen Willen, das ist Gehorsam bis an den Tod, das dritte ist das Versprechen der Armut, dass der ohne Eigentum lebe, der in diesen Orden eintritt. Diese drei Dinge bilden und stellen dar jenen Menschen nach dem Beispiel unseres Herrn Jesus Christus. In diesen drei Dingen - Keuschheit, Gehorsam und ohne Eigentum zu leben - liegt die Kraft dieser Regel, sodass sie so unverändert bleibt, dass nicht einmal dem Meister des Ordens die Gewalt zukommt, jemandem die Erlaubnis zu geben, von diesen drei Dingen abzusehen. Bricht man eines, so wäre wohl die ganze Regel gebrochen.


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Re: [AAR] Medieval II - Deutscher Orden: Helfen, Wehren, Heilen

Beitragvon Turmfalke » 7. Juni 2020 19:37

Kapitel 4, Der Frieden von Minsk

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In wirtschaftlicher Hinsicht erreichte der Orden seine gesteckten Ziele. Riga und Hrodna bescherte stetig wachsende Einnahmen und auch Vilnius konnte mittlerweile profitabel geführt werden. Die Einnahmen reichten aus um sowohl ein starkes, stehendes Heer langfristig zu finanzieren, als auch den Ausbau der Ordensniederlassungen voranzutreiben. Man hatte endlich die finanzielle Unabhängigkeit erstritten. Aus militärischer Sicht war das bisherige Ergebnis jedoch recht ernüchternd. Von den 2.400 Soldaten zu blieben gerade mal 1.600 von denen nochmal eine nicht unerhebliche Zahl als Garnison benötigt wurde. Der Hochmeister tat sein Möglichstes die Reihen mit Prußen und eilig vereideten Halbkreuzlern zu füllen. Für einen anhaltenden Nachschub echter Soldaten wäre jedoch die direkte Ausbildung in Königsberg vonnöten. So Reiste Herrmann in die Hauptstadt und überlies Conrad die Sicherung der eroberten Gebiete.

Obendrein ging die Konvertierung der Heiden nur mühselig vorrangig. Heidnische Stätten wurden entweiht und zerstört. Massentaufen in der Memel vollzogen und überall verbreiten Priester das Wort Gottes. Doch all diese Maßnahmen brachten bestenfalls einen langsamen Erfolg. Da alle bekennenden Heiden nun den Tod zu fürchten hatten, verbargen sie sich in Wäldern an geheimen Orten und schmiedeten dort ihre Pläne. Über Jahre anhaltende Aufstände drohten, sollte nicht bald etwas geschehen. Doch auch hier ersann die Ordensführung eine Lösung. Man müsse den Feind bis ins Mark erschüttern und ihm jedwede Hoffnung auf den Sieg nehmen. Der inzwischen zum König ausgerufene Vaisalga war hierbei sowohl Kern des Problems als auch die Lösung. Ihn militärisch zu besiegen wäre einfach. Kaum 800 Mann zählte dessen Heer in Minsk und viel mehr als Bauern und Waldbewohner hatte er dort nicht zusammengezogen. Allerdings war dieser neue König wie es hieß ein Freund der Fürsten von Kiew und sein Tod hätte im schlimmsten Fall einen neuen Krieg mit eben jenen heraufbeschworen. Man musste Vaisalga zu Fall bringen, aber ohne ihn zu töten. So entsandte Herrmann seinen besten Diplomaten nach Minsk und schlug einen Packt vor.

"Dem Volke von Litauen soll Frieden geschenkt werden und weder Frau noch Mann sollen fortan zur Taufe gezwungen sein. Doch ein jedes Kind bedarf binnen eines Jahres nach Geburt der Benetzung mit geheiligtem Wasser und der Vergabe eines christlichen Namens. Der deutsche Orden gewährt allen zum Christentum übergetretenen die gleichen Rechte wie allen Bürgen des Ordensstaates und auch den zum Christentum bekehrten Adligen sei unter Leistung eines entsprechenden Gelübdes und der Erfüllung aller Voraussetzungen die Aufnahme in die Reihen der Ordensritter ermöglicht.
Als Bedingung für dieses Angebot seien zwei genannt. Erstens, König Vaisalga von Litauen müsse die Krone niederlegen und fortan als Großfürst über Minsk und alle umgebenen Ländereien herrschen. Als Vasall des Ordens wird ihm der Treueschwur abverlangt. Zweitens wird König Vaisalga auferlegt die Taufe zu empfangen und fortan nach christlichen Tugenden zu leben und zu handeln. Alle ihm nachfolgenden Herrschern sei dies ebenfalls auferlegt. Nur so sei dauerhafter Friede gewährleistet."


Bedingungen die weder grausam noch allzu streng erschienen, ja schon fast großzügig angesichts der drohenden, vollständigen Vernichtung Litauens. Doch verlangten sie einem König die völlige Unterwerfung und eine Erniedrigung ab, welche seines Gleichen suchte. Ohne ihn als Leitfigur bräche gewiss jeder Widerstand. Dennoch Vaisalga zweiter und letzter König Litauens nahm das Angebot an und stellt selbst lediglich eine Truhe voll Silber als Bedingung. 1224, vier Jahre nach Kriegsbeginn empfing er schließlich in Vilnius am Platz seines Vaters Tod die Taufe vor den Augen des versammelten Volkes. Trauer griff um sich als die Litauer den Sohn ihres so geliebten Königs derart erniedrigt sahen. Auch der Zorn seiner treuesten Anhänger war zu spüren, doch wem hätten sie fortan noch folgen sollen. Wie erwartet brach mit dem Frieden auch die Hoffnung und mit ihr jeder Widerstand im Volke. So schien es zumindest.

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Von den Gütern und dem Besitz der Gemeinschaft
Die Brüder können aufgrund der großen Unkosten, die bei so vielen Leuten, dem Hospital, der Ritterschaft, den Kranken und den Armen erwachsen, Güter und Erwerb haben auf den gemeinsamen Namen des Ordens und ihres Kapitels sowie Äcker, Weingärten, Mühlen, Festungen, Dörfer, Pfarreien, Kapellen, Zehent und sonstige Dinge, die ihnen aufgrund der verliehenen Privilegien zustehen. Sie können auch Menschen, Frau wie Mann, Knechte und Dirnen, zu ewigem Rechte besitzen.

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Re: [AAR] Medieval II - Deutscher Orden: Helfen, Wehren, Heilen

Beitragvon Turmfalke » 28. Juni 2020 09:37

Kapitel 5, Politik

Der Frieden von Minsk, so der offizielle Name des Vertrages, besänftigte Kiew und sicherte dem Orden eine stabile Ostgrenze. Das mächtige orthodoxe Reich von Nowgorod hatte genügen Probleme in den endlosen ebenen des Ostens und schien daher froh über ein Bündnis und die damit verbundene sichere Westgrenzen. Dänemark war der zweite Bündnispartner im Norden. Die Dänen als Herrn der Ostsee kontrollierten fast jedweden Handel. Wahrscheinlich versprachen sie sich militärische Vorteile oder gar die Gunst des Papstes. Nie hätte sie einen militärischen Ritterorden als Konkurrenz angesehen. Ohne eine weitere aufstrebende Macht hätte dies wohl gestimmt.

Um dem Einfluss der großen Königshäuser etwas entgegensetzen zu können, schlossen sich immer mehr Händler und Kaufleute zusammen. Schnell verbreitete sich der Name dieses Zusammenschlusses, die Hanse. Natürlich war der europäische Adel wenig begeistert von diesem aufstrebenden Pöbel und legte ihnen Steine in den Weg wo sie nur konnten. Nur im Deutschen Raum ließ man ihnen noch Luft zum Atmen. Dies schloss den Ordensstaat mit ein und dieser hatte noch einen weiteren Vorteil. Ohne arrogante Könige oder machthungrige Herzöge lag das Interesse des Hochmeisters vor allem im Allgemeinwohl. Eine florierende Wirtschaft bot dabei eine wichtige Grundlage, denn bei aller christlichen Demut stiegen die Kosten fürs Militär und den Hospitaldienst stetig. Die Hanse verfügte über Mittel und die Erfahrung um alle nötigen Strukturen zu schaffen. Letztlich profitierten beide Seiten davon. Doch mit jedem Schiff, welche die Häfen des Ordens anlief, wuchs auch der Neid Dänemarks.
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Der älteste und wohl mächtigste Verbündete des Deutschen Ordens war jedoch der Kaiser der Heiligen Römischen Reichs. Adelsfamilien aus allen Landesteilen sandten Ritter in den Dienst des Ordens. Der Kaiser selbst galt als Freund Herrmanns und suchte regelmäßig dessen Rat. Schon im Kampf im Heiligen Land fochten und starben Reich und Orden Seite an Seite und gewiss bestand dieses Band im milden Klima Europas weiter. Das aber wohl umstrittenste Bündnis verband den Ordensstaat mit dem Königreich Ungarn. Vor mehr als einem Jahrzehnt aufs übelste Verraten hätte der Hochmeister sie als Todfeinde ansehen können. Doch war Ungarn groß und mächtig und sollte es zum Krieg mit Kiew oder gar Polen kommen obendrein ein wertvoller Verbündeter, der deutlich näher lag als das Deutsche Reich.
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Nicht so alt doch vielleicht auch gerade dessen bei weiten intensiver war die Feindschaft zu Polen. Schon kurz nach der Einnahme Hrodnas forderte Polen alles Land südlich der Memel, da dieses unrechtmäßig im Besitz Litauens gewesen sei. Verstaubte Dokumente wurde vorgelegt, doch einzig der Papst vermocht in einem solchen Streit zu entscheiden und dieser war klar aufseiten des Ordens. So blieben die Grenzen wie zuvor, doch sicher war das Land südlich der Memel damit keineswegs. Das Problem lag allerdings nicht beim Herrscher Polens, dem Seniorherzog. Dieser sann auf Frieden. Nicht so aber Konrad von Masowiens dessen Einfluss auf die Landespolitik stetig wuchs, während die Hauptstadt Krakau zusehends an Bedeutung verlor. So spitze sich die Lage immer mehr zu und Krieg schien nur eine Frage der Zeit.

Im Willen es nicht so weit kommen zu lassen reiste Hochmeister Herrmann auf diplomatischer Mission durch halb Europa. Allein in Krakau verbrachte er mehrere Monate eher er weiter nach Frankfurt und schließlich bis nach Rom reiste. Sein Kriegsgeschick bescherte ihm einen florierenden Ordensstaat nun hieß es den Frieden zu sichern. Den einzigen Krisenherd, welchen er bei seinen Bemühungen ausließ, war Dänemark. Denn dies überließ er Großkomtur Conrad. Allerdings standen die Zeichen hier vor allem auf Konfrontation, beiderseitig.

Piraten terrorisierten seit Jahren die ganze Ostsee und einzig die dänische Küste schien dabei tabu. Visby auf der Insel Gotland diente Gerüchten nach als Heimathafen. In Ermangelung einer Kriegsflotte wandte sich Conrad an die Hanse. Diese litt sehr unter der Situation und so dauerte es nicht lange bis ein Ordensheer an Bord einfacher Kaufmannskoggen in See stach. Im Schutz einer Nebelbank landeten sie an der Küste Gotlands und eroberten die Stadt im Handstreich. So war das Problem der Piraterie zumindest aufseiten des Ordens beseitigt.
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Nach Visby wollte Conrad jedoch noch nicht zurück. Anstatt wie besprochen an Bord der Hansekoggen zurück nach Königsberg zu segeln, setzte er Kurs nach Norden. Die Festung Turku an der Südküste Finnlands hatte sich für unabhängig erklärt. Kaum mehr als tausend Mann sicherten Gerüchten zufolge Mauer und Fried, Heiden und orthodoxer Abschaum allesamt. Die Eroberung war schlichtweg Gottes Wille.



Von den Freiheiten des Ordens und deren rechtem Gebrauch
Da sich jeder Ordensstand der Immunitäten und Freiheiten des apostolischen Stuhles in Rom erfreut und von der weltlichen Gerichtsbarkeit exemt ist, ist es billig, dass dieser heilige Orden der Brüder vom Hospital Sankt Mariens des Deutschen Hauses von Jerusalem dessen sich erinnere, dass er in den besonderen Schutz des päpstlichen Stuhles genommen ist. Weil aber dieser Schutz der Kirche keineswegs der Gerechtigkeit zuwider sein will, so befehlen wir zu beobachten, dass die Brüder in ihren Angelegenheiten, die sie gegen jemandem gerichtet durchfechten, in jeder Hinsicht ihre Freiheiten und Privilegien zur Anwendung bringen können. Sie mögen jedoch diejenigen, die sie anklagen, nicht auf böswillige, üble und unbillige Weise und mit Absicht kränken und im Falle der eigenen Klägerschaft nicht mit hinterlistigen oder verfänglichen Verteidigungsmitteln gegen sie vorgehen.

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Turmfalke
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Re: [AAR] Medieval II - Deutscher Orden: Helfen, Wehren, Heilen

Beitragvon Turmfalke » 26. Juli 2020 15:47

Kapitel 6, Aufstand der Heiden

Erst zu Beginn des Jahres 1233 erreichte die Flotte Conrads nach fünfjährigem, erfolgreichem Feldzug wieder heimatliche Gefilde. Zu seiner Überraschung wartete der Hochmeister dort bereits auf ihn und wirkte sichtlich unzufrieden. Aus gutem Grund wie sich herausstellte. Die lange Abwesenheit beider Oberhäupter nutzend, übten heidnische Slawen und Litauer die offene Rebellion. Selbst einige verräterische Prußen hatten sich ihnen angeschlossen. Wohl auch vor allem dänischem Gold zum Dank. Tagsüber verborgen in Wäldern versammelten sie sich bei Nacht zu Tausenden und zogen plündernd durch die Ländereien zwischen Riga und Königsberg. Brennende Dörfer und Wehrburgen erhellten nun den nächtlichen Horizont.

Natürlich hatte Herrmann nicht nur untätig gewartet. Die Aushebung neuer Truppe lief bereits und auch in die Prußenlande entsandte Bote kehrten mit kampfbereiten Kriegern heim. Noch vor Ende des Sommers versammelte Herrmann ein wieder erstarktes Ordensheer. Mehr als 2.200 Soldaten entschlossen das Heidentum erneut zur Schlacht zu fordern. Darunter auch 370 erfahrene Ordensritter zu Pferde. Conrad jedoch ließ er zurück. Es war Zeit, dass dieser lernte sich in Geduld zu üben. Außerdem war es nicht unwahrscheinlich, dass die Heiden einen Angriff auf die Hauptburg des Ordens wagten. Auch Polen war, aller diplomatischen Bemühungen zum Trotz, weiterhin eine stetige Bedrohung.

Lange musste Herrmann nicht nach dem Feind suchen. Auf halbem Weg nach Riga erspähten sie einen kleinen Trupp. Nur 300 Mann, kaum mehr als Bauern mit schlichten Kurzspeeren. Einen Pfeilhagel später gefolgt vom Sturm der Kavallerie waren es nur noch 300 Leichen. Doch sie waren nicht allein. Noch bevor der Orden erneut Marschordnung einnahm, betraten 2.500 zu allem entschlossene Heiden das Schlachtfeld.

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Auf der linken Flanke standen schwer gepanzerte Speerträger. Keine Ordensbrüder aber dafür erfahrene Söldner. Den Kern bildeten 600 Halbkreuzler, ebenfalls mit Schild und Speer sowie leichten Kettenhemden aus den Schmieden Königsbergs. Dahinter der Hochmarschall samt Leibgarde. Prußische Axtkämpfer sicherten die rechte Flanke. Die Bogenschützen standen leicht abseits von ihnen und kamen als erstes zum Einsatz. Der Feind eröffnete die Schlacht wie erwartet mit berittenen Bogenschützen, denen selbst die Ordensritter wenig entgegenzusetzen hatten. Zu schwer wogen Panzer und Waffen auf den stämmigen Schlachtrössern, welche zwar schnell aber kaum wendig waren. Pfeile erwiesen sich da als effektive Antwort. Die hinter den Schützen positionierten Ritter kämen erst danach zum Einsatz.

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Zunächst lief alles gut. Die Infanterie bezog Stellung auf sichere Distanz, während die Schützen vorrückten. Ein erster schlecht gezielter Pfeilhagel kündigte die Annäherung der feindlichen Reiterei an. Doch anstatt sich niederschießen zu lassen, stürmte diese voran. Dicht gefolgt von schwerer Reiterei. Die Ordensritter angestachelt durch religiösen Eifer trieben ihre Rösser zum Sturmangriff. Der Feind, ob in Panik oder tatsächlich geplant, wich sogleich zurück oder schwenkte nach außen gefolgt von einem Drittel aller Ordensritter. Einzig ihre Fußsoldaten, leichte Speerträger versuchten die Linie zu halten. Zumindest bis 200 Lanzen und gepanzerte Schlachtrösser dieses Vorhaben förmlich in den Dreck trampelte. Doch für jeden toten Heiden eilten zwei neue herbei, versessen auf Rache. Wären die Prußen nicht nur Momente später hinzugekommen, hätte es eine Katastrophe werden können. Als dann auch noch die seitlich ausgescherten Ritter dem Feind in den Rücken fielen, brach die linke Flanke des Feindes vollends zusammen.

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Auf der anderen Seite sah es währenddessen kaum anders aus. Die Halbkreuzler und Söldner angeführt vom Hochmarschall selbst setzen den Wilden schwer zu. Den großen Verlusten durch die Ritter des Ordens verschuldet, blieben zu wenige um sich den Ordenstruppen entgegenzustellen. Wenig später fiel ihr Anführer umringt von einem Dutzend nach Blut gierenden Rittern. Wer daraufhin nicht die Flucht ergriff, wurde gnadenlos niedergemacht. Ihr Anführer einte mindestens die Hälfte aller Stämme des Baltikums und dennoch blieb er nur ein weiterer namenloser Toter und fielen.

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Vom Hospital
Wenn dieser Orden ein Hospital und eine Ritterschaft hat, wie aus seinem Namen hervorgeht, so verordnen wir, dass am Hauptsitz oder wo sonst der Meister mit seinem Rate es bestimmt, ein Hospital eingerichtet sei für ewige Zeiten. Wenn man anderswo ein bereits bestehendes Hospital angeboten bekommt, so möge der Landkomtur mit dem Rat der klügeren Brüder dieses annehmen oder abweisen. In anderen Häusern dieses Ordens aber soll man kein Hospital errichten ohne die besondere Erlaubnis des Meisters mit dem Rat der weiseren Brüder.


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Re: [AAR] Medieval II - Deutscher Orden: Helfen, Wehren, Heilen

Beitragvon Turmfalke » 12. August 2020 14:42

Kapitel 7, Polen, Prußen und der Streit ums Kulmer Land

Seide welch begehrtes, teures und im nordeuropäischen Raum vor allem seltenes Gut. Der langsame aber stetige Verfall des Byzantinischen Reiches erschwerte die Beschaffung und das für ganz Europa. Rebellen hielten nun sogar das glanzvolle Konstantinopel besetzt und das zerstrittene Herrschaftsgeschlecht versuchte nicht einmal etwas dagegen zu unternehmen. Außerhalb des unsagbar fernen Chinas war Byzanz das einzige Land, welches Seide produzierte. Nur verschifft wurde kaum etwas. Schnell wechselnde Handelspartner, gemeuchelt oder gestürzt je nach Sichtweise, erschwerten jedwede Handelsbeziehung. Doch die gewieften Kaufleute der Hanse fanden dennoch Mittel und Wegen und langsam aber sicher errichteten sie sich ein Monopol. Drei der fünf größten Produktionsstätten waren bereits fest in ihrer Hand und damit in der des Ordens. Einzig der Transport, meist über den Landweg bis nach Riga, machte Probleme. Letztlich war es wohl auch vor allem dieses beginnende Monopol, das dem Orden volle Schatzkammern bescherte und so manche Prachtbauten ermöglichte, die im ganzen Baltikum ihres gleichen suchten. Natürlich alles zum Wohle Gottes.

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Das Hospital in Königsberg wurde ausgebaut und gehörte schon bald zu den Bedeutendsten in Europa. Auch in Hrodna und Riga errichtete man eigene Hospitale. Verwaltet wurden diese von den Landmeistern Litauens und Livlands. Diese waren dem Hochmeister zwar klar untergeordnet, verfügten aber lokal begrenzt über ähnliche Befugnisse. Bei Bedarf durften sogar einfache Milizen ausgehoben und Söldner angeworben werden. Verantwortung abzugeben war notwendig, um das Debakel des Aufstands von 1233 künftig zu verhindern. Nach dem Sieg über das heidnische Hauptheer folgten noch weitere Schlachten und kleinere Scharmützel. Insgesamt zwei Jahre währte die als Heidenaufstand betitelte Rebellion. 5.000 Tote aufseiten des „Volkes“ und nicht einmal 300 Ordensbrüder.

Der darauffolgende Friede währte jedoch nur kurz. Hochmeister Hermann zählte mittlerweile 63 Jahre. Er spürte das nahende Ende und es gab immer noch eine Sache die getan werden musste. Vor nun mehr 20 Jahren stand der Deutsche Orden schon einmal vor den Toren der Festung Thorn. Damals obsiegte Polen kampflos und es war höchste Zeit für eine Revanche. Das eigentliche Ziel war aber nicht die Festung selbst. Europa nannte es das Kulmerland, die slawischen Stämme das Prußenreich und die Prußen selbst schlicht Heimat. Es war Teil der Abmachung von vor 20 Jahren den Prußen ihr Land eines Tages wiederzugeben und Hermann hielt seine Versprechen. Gleichzeitig mit ihm marschierte noch ein zweites Heer unter Befehl Conrads in Polen ein. Sein Auftrag die Einnahme der Stadt Plock am Nordufer der Weichsel. Es war der Herrschaftssitz Konrads von Masowien und dessen Tod war aus sich des Hochmeisters unerlässlich für den Fortbestand des Deutschen Ordens.

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Da Hochmarschall und Großkomtur in den Krieg zogen, bedurfte es einer weiteren Person um den Nachschub aus Königsberg sicherzustellen. Zu diesem Zweck berief man den deutschen Adligen Thorsten ihn in den Kriegsrat und teilte ihm einen Ausbildungsstab zu. So hatte er alle nötigen Befugnisse um neue Truppen auszuheben und selbst neue Ordensritter zu ernennen.

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Im Jahre1238 war er schließlich soweit. Beide Angriffe erfolgten nahezu zeitgleich. Die Gegenwehr Polens bestand dabei aus kaum mehr als den jeweiligen Kastellanen sowie deren Leibgarde. Nicht einmal eine einfache Miliz sicherte die Mauern.

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Polen befand sich seit kurzen im Krieg mit Kiew und ihr Heer sammelte sich zu diesem Zweck bei der Burg Halytsch in Ostpolen südlich von Hrodna. Laut den Spähern bereits 4.000 Soldaten unter dem Oberkommando von Dobromir Piast. Niemand konnte vorhersagen wie Polen auf den Angriff des Ordens reagieren würde.

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Alles Land nördlich der Weichsel war nun dem Ordensstaat einverleibt und selbst Krakau befand sich in Angriffsreichweite. Ein abwesendes polnische Hauptheer machte die Stadt zu einem verlockenden Ziel. Der Hochmeister aber plante nichts dergleichen. Zumindest noch nicht. Vielmehr interessierte ihn das Schicksal des flüchtigen Konrads von Masowien. Weder in Thorn noch Plock gelang es diesen zu ergreifen. Erst beim Versuch die Weichsel zu überqueren ging er seinen Häschern ins Netz. In Ketten geschlagen schleppte man ihn nach Thorn, auf das ein Kirchengericht über ihn urteilen möge.

Zu diesem Zweck erbat man die Anwesenheit dreier Kardinäle, je einen aus Dänemark, Sizilien und England. Ihr Urteil wäre bindend und unanfechtbar. Als Verhandlungsort wurde die Kirche von Thorn bestimmt. Die Liste aller Anschuldigungen war lang. Neben dem Vertragsbruch bei Thorn auch Unzucht, Gotteslästerung oder Habsucht um nur einige zu nennen. Gewiss alles Sünden, die wohl auf die Hälfte des europäischen Adels zutrafen. Am dritten Tag der Verhandlung wurde schließlich ein Urteil über den Hauptpunkt gefällt. Hochmeister Hermann vertrat die Anklage.

„Konrad aus dem Geschlecht der Piasten, Herzog von Masowien. Ihr werdet des Vertragsbruches mit dem Deutschen Orden beschuldigt. Eines Vertrages unter dem Siegel und Schutz von seiner Heiligkeit dem Papst persönlich. Nun hört das Urteil des Kirchengerichts.“
„Kardinal Christoffer von Aarhus stimmt für nicht schuldig.“
„Kardinal Niccolo von Palermo stimmt für schuldig.“
„Kardinal Aubrey von Exeter stimmt ebenfalls für schuldig. Konrad Piast auf Geheiß der Heiligen Dreifaltigkeit werdet ihr verurteilt den Rest eurer Tage in einem Mönchskloster zu verbringen, auf das ihr dort Vergebung für eure Sünden finden möget. All euer weltliches Eigentum einschließlich des Masowischen Landes gehen in den Besitz des Deutschen Ordens über.“


Dies sorgte für allerlei Unmut auf beiden Seiten. Der Orden forderte Konrads Kopf, Polen hingegen die Rückgabe Masowiens. Nur einer blieb ruhig, Hermann von Salza. Just in jenem Moment, als man den Verurteilten hinausbringen wollte, sprang eine Seitentür der Kirche auf. Komplett in Weiß verhüllte Männer strömten herein. Schwerter wurden gezogen und die Eindringlinge gewannen schnell die Oberhand. Noch bevor die anwesenden Ritter reagieren konnten war Konrad bereits aus der Kirche herausgebracht. Orden und Polen beschuldigten sich gegenseitig. So bemerkte niemand, dass auch der Hochmeister verschwand. Von den Maskierten fehlte jede Spur. Erst als am nachfolgenden Morgen ein Priester zur Vorbereitung der Messe den Altarraum betrat, kam die Gewissheit. Vor dem Kreuze Jesu aufgebahrt lag der abgeschlagene Kopf Konrads, bedeckt mit einem Mantel des Deutschen Ordens.



Von der Aufnahme der Kranken
So soll man die Kranken im Hospital empfangen. Wenn der Kranke angenommen wird, soll er, noch bevor man ihn zu seinem Krankenlager bringt, seine Sünden beichten, wenn er die Kraft dazu hat und jemand da ist, dem er sie beichten kann; auch soll er den Leib des Herrn empfangen, damit er auf sein Gebet hin gerettet werde. Anders könne man niemanden ins Hospital aufnehmen. Wenn er irgendein Gut hat, soll der Bruder, dem die Pflege des Hospitals obliegt, dies schriftlich festhalten und den Kranken gleichzeitig ermahnen, dass er sich sorge um das Heil seiner Seele. Was der Kranke von seinem Gut dazu bestimmt, soll man, wenn man will, behalten.


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Re: [AAR] Medieval II - Deutscher Orden: Helfen, Wehren, Heilen

Beitragvon Turmfalke » 29. August 2021 18:23

Kapitel 8, Krakau

Anstatt die Wogen zu glätten hatte das Kirchengericht die Lage nur noch verschlimmert. Alle Zeichen standen auf Krieg. Hochmeister Hermann jedoch zog sich aus diesem mehr und mehr zurück. Nur selten verließ er noch die Festung Thorn und befasste sich fortan vor allem mit dem Ausbau dieser zum Ordensstützpunkt und der Ausbildung neuer Ordensbrüder. Besonders hervor stach der junger Ritter Lutold Becker aus altem, deutschem Hause. Seine bereits zuvor herausragende, militärische Ausbildung brachte ihm einen Sitz im Kriegsrat ein und bald darauf sogar das Kommando übers Hauptheer des Ordens, mehr als 2.200 kampfeswillige Ordensbrüder.

Einzig ein einschreiten des Papstes hätte die verfahrene Situation mit Polen wohl bereinigen können. Doch als nun auch noch das Heilige Römische Reich in Pommern und Schlesien einfiel, verschlimmerte sich die Lage Mitteleuropas zusehends. Dänemark hingegen hielt zu Polen und belagerte Hamburg.

Im Jahr 1244 ergriff der Orden die Initiative, überquerte die Weichsel und marschierte ins polnische Kernland ein. Zwei Monate später stand Lutold Becker mit seinen Truppen bereits vor Krakau. Währenddessen führte Großkomtur Conrad ein zweites Heer von Norden heran. Polens Antwort war ein starkes Heer unter Dobromir Piast sowie die Stadtwache Krakaus. Nun sah sich Lutolds 2.200 Mann zählendes Heer einer Übermacht von 3.500 Verteidigern gegenüber. Hastig forderte Piast den Orden zum Kampf. Das Kräfteverhältnis stand klar auf Seite Polens und dennoch Piast wartete. Niemals zuvor war das Hauptheer des Ordens besiegt worden schon gar nicht in offener Feldschlacht. Mittag war an diesem milden Frühsommertag bereits überschritten als Polen endlich zum Angriff ausholte. Doch was dann geschah, wurde im Nachhinein nur als das Wunder von Krakau angesehen. Der wolkenverhangene Himmel brach auf und ließ kräftige Sonnenstrahlen auf das Ordensheer scheinen. Mit einem Mal leuchteten die Schlachtreihen des Ordens im Lichte auf und das Bildnis seiner Schutzpatronin, der heiligen Jungfrau Maria, funkelte golden wie die Sonne selbst.

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Lutold standen bei jenem Anblick gar Tränen des Glücks in den Augen, denn auch wenn er als Feldheer nie an Hermann heranreichen würde übertraf er doch einen jeden seiner Brüder in Sachen Leidenschaft und Glaube. Auch war er mit einer wunderbar klangvollen Singstimme gesegnet und so stimmte er den Chloral Christ ist erstanden an und mehr als 2.000 Münder stimmten mit ein.

Christ ist erstanden
 von der Marter alle.
 Des solln wir alle froh sein;
 Christ will unser Trost sein.
 Kyrieleis.

 Wär er nicht erstanden,
 so wär die Welt vergangen.
 Seit dass er erstanden ist,
 so freut sich alles, was da ist.
 Kyrieleis.

 Halleluja, Halleluja, Halleluja.
 Des solln wir alle froh sein;
 Christ will unser Trost sein.
 Kyrieleis.


Zweifel befielen einen jeden im Heere Polens. Niemals könne dieses von Gott selbst entsandte Heer geschlagen werden. So verging dieser Tag ohne ein Blutvergießen und auch in den nachfolgenden Jahren sollte er ein Festtag im Ordensstaat sein an dem kein Blut vergossen werden dürfte.

Im westlichen Schlesien belagerten das Heilige Römische Reich indes Breslau. Die Truppen des Kaisers standen hier unter Befehl der Hohenstauffener Brüdern. Einem Entsatzheer der Polen unter Senioherzog Leszek persönlich saß hingegen auf der Westseite der Oder fest. Blockiert von einem 1.000 Mann starken Ritterheer. Die Lage des Königreichs Polen war schier verzweifelt. Doch auch im Rest Europas standen die Zeichen auf Krieg.

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Das Kirchengericht von Thorn hatte die Autorität des Papstes geschwächt und die darauffolgende Passivität tat ihr Übriges. Eine Chance sehend die Lage zu ihrem Vorteil zu nutzen erklärten nacheinander Frankreich, Genua, Schottland und das bereits erwähnte Dänemark dem Heiligen römischen Reich den Krieg. Im fernen Spanien sah es kaum besser aus. Zwar hielten Kastilien und Portugal gegen die Mauren zusammen, doch wollten die Herrscher Aragón´s Spaniens Krone für sich allein. Der Zerfall von Byzanz rief nun auch Venedig und Ungarn auf den Plan. Letztere waren mittlerweile die neuen Herren Konstantinopels.

Binnen eines Jahres verschlimmerte sich die Lage Polens weiter. Die Brüder Hohenstauffen eroberten Breslau und schlugen die Armee des Senioherzogs in die Flucht. Das nördliche Pommern war somit vom restlichen Polen isoliert. Auch der Großkomtur zerschlug ein gegen ihn entsandtes Heer. So blieb Polen nur noch das Heer unter Befehl von Dobromir Piast, der auch weiterhin in der Defensive blieb. Mittlerweile waren auch Conrads Truppen eingetroffen und sorgten für ein Gleichgewicht der Kräfte. Nach zweijähriger Belagerung erfolgte schließlich der Angriff. Conrad griff von Westen an während Lutold das Osttor angriff. Die Aufgabe zwei Heere gleichzeitig aufzuhalten überforderte die knapp elfhundert Verteidiger. Ob Zinnen oder Tore überall nur dünn gesäte Reihen.

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Binnen einer halben Stunde fiel im Osten der Stadt ein jeder Soldat Polens oder suchte sein Heil auf der Flucht. Die von Lutold geführte Reiterei stieß bereits ins Stadtzentrum vor und sang dabei denselben Chloral wie schon vor zwei Jahren als Hymne des nahen Sieges. Niemand wagte sich ihnen entgegenzustellen. Lediglich die Mannschaften einiger Triböcke verpassten die Chance zur Flucht und wurden erbarmungslos niedergeritten. Während man im Westen noch kämpfte, wehte im Zentrum bereits das weiße Banner mit schwarzem Kreuz.

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Dobromir Piast, fortan genannt der Feigling von Krakau, opferte nicht einen einzigen der Seinen und zog mit sauberem Schwert von dannen. Lutold Becker hingegen wurde als der Singende Lutold im ganzen Ordensstaat und darüber hinaus bekannt. Seine Leidenschaft beflügelte einen jeden und trotz seines jungen Alters galt er schon jetzt als baldiger Nachfolger des altersschwachen Hermanns. Wenig später unterzeichneten Polen und der Ordensstaat einen Friedensvertrag. Dieser war für beide Seiten mehr als notwendig, denn der Deutsche Orden sollte schon bald anderorts Schwerter ziehen müssen.




Von der Pflege der Kranken
Hat der Kranke einen Platz im Hospital erhalten, soll man ihn nach des Spittlers klugem Ermessen sorgfältig und mit Fleiß pflegen. Man möge Ärzte haben nach der Gegebenheit und der Möglichkeit des Hauses und der Anzahl der Kranken. Nach der Weisung der Ärzte und dem Vermögen des Hauses soll man die Kranken barmherzig pflegen und sie liebevoll behandeln. Alle Tage gebe man ihnen zu essen, noch bevor die Brüder essen. An den Sonntagen lese man ihnen die Epistel und das Evangelium vor, besprenge sie mit Weihwasser und gehe man zu ihnen in Prozession. Wer in diesem Hospital, zu welcher Zeit auch immer, vor der Vesper stirbt, den möge man sofort begraben. Bei jenen aber, die nach der Vesper verscheiden, warte man mit dem Begräbnis bis zum nächsten Morgen nach der Prim. Allen Brüdern soll bewusst sein, dass sie beim Empfang des Ordenskleides ebenso gelobten, den Kranken zu dienen wie als Ritter sich für den Orden bereitzuhalten.


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Re: [AAR] Medieval II - Deutscher Orden: Helfen, Wehren, Heilen

Beitragvon Turmfalke » 25. Juli 2022 20:11

Akt 2, Die Nordischen Kriege


Vorab ein kurzer Überblick über die allgemeine Lage:
Spoiler (Öffnen)
Politisch: Inzwischen erstreckt sich der Ordensstaat von Riga bis hin nach Krakau. Auch wurden Visby und Turku in Südfinnland erobert. Das führt leider auch zu einer langgezogenen Grenze an der starke Rivalen wie Nowgorod, Kiew und Ungarn liegen. Bisher gelang es durch die Bündnisse mit Nowgorod und Ungarn sowie dem Vasallenstatus von Litauen diese Grenze nach Süden und Osten diplomatisch abzusichern. Im Moment scheint hier auch jeder meiner Nachbarn anderweitig beschäftigt zu sein. Beispielsweise Ungarn orientiert sich eher nach Süden als nach Norden und geht gegen Byzanz vor.
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Finanziell: Knapp 20.000 als Polster und dazu sehr solide Einnahmen in allen Bereichen. Insbesondere der Seidenhandel per Kaufleute bringt einige wichtige Geldmittel. Allerdings muss man hier auch die unübersichtlichen Ausgaben der Edelmänner bedenken. Aktuell etwa 3.000 bis 3.900. Um diese Ausgabe ein wenig entgegenzuwirken, habe ich mich entschlossen, ein Schildgeld zu erheben. Im Grunde eine Steuer für meine Statthalter und Generäle, damit diese selbst nicht zu reich werden.
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Militärisch: Vor Krakau konnte ich knapp 3.700 Männer zusammenziehen, was so ziemlich alles war, das zur Verfügung stand. Sehr wichtig sind dabei auch immer Söldner. Allein die Armee von Lotold bestand zu einem Viertel aus teuren Söldnern. Durch die gewählte Mod ist es halt schwer an ausreichend gute Soldaten zu kommen. Letztlich macht diese Not und das ständig auskommen mit dem was man hat den Reiz aus. Zwei andere wichtige Ereignisse betreffen die Rekrutierung.
1. Der nationale Eifer ist nur noch moderat. Das bedeutet, dass professionelle Truppen nur noch in Gebieten mindestens 75 % Glaube rekrutiert werden können. Dies stellt dank meiner Priester (und diverser Attentate) aber kein Problem dar.
2. Es wurde der Befehl dir professionellen Rekrutierung und Kommandieren erteilt (das passiert, sobald das eigene Reich größer wird). Dadurch darf nur noch der Kriegsrat Angriffe in andere Länder durchführen. Kommandeure, die nicht im Kriegsrat sind, können nur noch verteidigen oder Verstärkungen heranführen. Für die Rekrutierung bedarf es auch den Kriegsrat, wobei das kompliziert ist.


Kapitel 9, Kriegsvorbereitung
Mit der Einnahme von Visby im Jahre 1227 unter dem durchaus ernst gemeinten Vorwand der Bekämpfung der Piraterie erfolgte die erste Landnahme des Ordens in Skandinavien. Wenig später die Zweite mit der Eroberung Südfinnlands. Beides Gebiete, auf die Dänemark nur allzu gerne selbst Anspruch erhoben hätte. Allerdings traf dies auch auf Riga und praktisch den gesamten Ordensstaat zu. Denn schon lange vor dem Auftauchen des Ordens besetze Dänemark mit Reval die erste Stadt im Baltikum. Dies alles war sowohl Vorbereitung als auch Auslöser des nun aufziehenden Krieges. Schließlich war gerade Finnland jener Ort, an dem später mehr als die Hälfte aller Kriegsschiffe des Ordens gebaut wurde und Visbys Lage ermöglichte es, sämtlichen Schiffsverkehr im Ostseeraum zu beobachten. Dass Dänemark dadurch immer weiter provoziert wurde, war abzusehen.

Wirklich Gestalt nahmen die Vorbereitung jedoch erst 1233 an, als in Finnland das erste, reine Kriegsschiff des Ordens in See stach. Keine einfache Kogge, sondern ein Holk. In Größe deutlich dem Kaufmannsschiff überlegen, verfügte dieser Typ über zwei turmähnliche Aufbauten an Bug und Heck. Ideal für Schützen. Gleichzeitig konnte der massige Rumpf auch eine Vielzahl an Ordenstruppen sowie Pferden transportieren. Den dänischen Langboten sah man sich mit diesen Schiffen mehr als ebenbürtig. Wenig später ließ man auch in Königsberg die ersten Schiffe vom Stapel. Ein jeder musste sich angesichts dessen fragen, wozu eine Flotte, wenn nicht für den Krieg.

Die Spannungen erreichten schließlich mit Beginn des polnischen Krieges ihren Höhepunkt. Dänemark sah den Orden und all seine Verbündeten als Aggressoren an oder wollte dies vielleicht auch nur, um eigene Kriegspläne zu begründen. Mit der Kriegserklärung ans Heilige Römische Reich und der Einnahme Hamburgs bezog Dänemark klar Stellung und das Bündnis, welches offiziell immer noch mit dem Ordensstaat bestand, löste man auf. Die Situation eskalierte schließlich mit dem Angriff Dänemarks auf Riga im Jahr 1249.

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Doch die Dänen unterschätzen die Stärke der Verteidiger. Da ein jeder Ordensbruder, mit Ausnahme der Priester, verpflichtet war, sich mindestens einmal die Woche in einer Waffengattung zu übern, überstieg die Stärke der Stadtwache das gewöhnliche Maß. Der Landmeister Lettlands, Hensel von Franken, trug seinen Teil bei und wich nicht einen Zoll zurück, als das Tor zu besten begann. Welle um Welle strömten die Dänen heran und sie alle wurden abgewehrt. Für viele kam der Tod auch von oben in Form von Pech und siedendem Öl. Ohne die demoralisierende Wirkung dieser Waffe hätte der Speerwall wohl nicht gehalten.

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Die Schlacht um Riga ereignete sich nur kurz nach der Einnahme Krakaus. Vermutlich erwartete Dänemark einen Sieg Polens und damit eine Wende im Krieg. Der ideale Zeitpunkt für einen Angriff. Doch wie bereits berichtet, kam es anders. Als man in Krakau schließlich Nachricht aus dem Norden bekam, was dank des ausgezeichneten Postsystems des Ordens sehr schnell passierte, entsandte man umgehend das Hauptheer unter Lutold Becker gen Königsberg. Ob es sich nur um ein Grenzscharmützel handelte oder es gar der Auftakt einer ganzen Invasion sein sollte, konnte man zu diesem Zeitpunkt nicht absehen. Auch ließ man die Flotte umgehend Kampfbereit machen.

In der Hauptstadt angekommen, verstärkte er sein Heer mit frischen Soldaten. Den Kern des Heeres bildeten nun 1.200 Speerträger. Jeder zweite ein bestenfalls leicht gerüsteter Söldner aus den Stämmen des Baltikums. Doch würden die 300 schlachterprobten prußischen Speerträger der Schlachtlinie Stärke verleihen. Hinzu kamen 480 ebenfalls prußische Schwertkämpfer, allesamt dem wahren Glauben ergeben. Auch führte man 480 Bogenschützen mit. 32 Ordensritter bildeten die Leibgarde Lutolds ergänzt durch 122 fränkische Ritter, welche vor allem einer Sache treu waren, dem Silber. 1255 verschiffte Lutold sein Heer mithilfe der ganzen Ordensflotte gen Reval. Der Landweg wäre eine unnötige Verzögerung. Außerdem hätten die Dänen seine Bewegungen dort leicht nachvollziehen können und wären gewiss vorbereitet.

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Während der Ordensstaat sein Augenmerk vor allem auf das Baltikum richtete, ereilten den Hochmarschall eine Schreckensmeldung nach der anderen. Die ganze christliche Welt schien einander zu bekämpfen und besonders schlecht stand es ausgerechnet um das Heilige Römische Reich. Während Polen als Kriegsgegner kaum noch Relevanz hatte, sah sich der Kaiser einem Bündnis aus Dänemark, Frankreich, und Venedig gegenüber. Nachdem die stolze Festung von Hamburg bereits an die Dänen gefallen war, stand nun Köln bereits seit zwei Jahren unter Belagerung. Währenddessen viel Straßburg an die Franzosen, welche inzwischen vor Frankfurt standen. Im Süden des Reichs war die Lage kaum besser. Wien, dessen Truppen gegen Frankreich zogen, viel an Venedig. Doch der Doge wollte mehr und belagerte die Burg Brixen in Tirol.

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Umringt von Feinden drohte das Reich unterzugehen. Einzig ein Einschreiten des Papstes vermochte dies zu verhindern, doch Papst Honorius trug nicht ohne Grund den Beinamen der Kriegstreiber. So überraschte es nicht, dass der plötzliche Tod des Papstes nur äußert kurz betrauert wurde:
Die anschließende Papstwahl war ein Spiegelbild für die Zerrissenheit des Christentums. Zur Wahl standen die Kardinäle Aubrey von England und Niccolo von Sizilien. Beide repräsentierten den Heiligen Stuhl bereits im Kirchengericht zu Thorn. Als dritter Kandidat wurde überraschend Oliverio von Venedig benannt. Der Plan dahinter war offensichtlich. Mit den Stimmen von Frankreich, Dänemark und Venedig bedürfte es nur einer weiteren Stimme und seine Wahl wäre sicher. Doch es kam anders, denn die beiden dänischen Kardinäle entschieden sich für Aubrey, welcher zusätzlich von Polen, Ungarn und Genua unterstützt wurde. Letztlich gewann er mit sieben zu drei Stimmen und Aubrey bestieg als Papst Victor XI. vom Königreich England den Heiligen Stuhl. Noch am selben Tag drohte er Frankreich mit der Exkommunikation, sollte es seine Belagerung von Frankfurt nicht augenblicklich einstellen.

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Re: [AAR] Medieval II - Deutscher Orden: Helfen, Wehren, Heilen

Beitragvon Turmfalke » 29. Juli 2022 08:46

Kapitel 10, der erste Akt eines noch langen Krieges

Reval, oder auch Tallinn wie die Stadt ist in der Sprache Estlands hieß, war bis 1219 nur eine unbedeutende, hölzerne Burg im Norden Estlands. Seine küstennahe Lage am Finnischen Meerbusen im östlichsten Teil der Ostsee machte sie aber zum idealen Ausgangspunkt für Dänemarks Pläne im Baltikum. Unter dem Vorwand der Kreuzzugsbeteiligung landete ein dänisches Heer unter König Waldemar II entlang der Küste, besiegte die Esten und nahm Burg und Land zu eigen. Durch Handel und Übersiedelung vieler Dänen wuchs die Burg rasch zu einer zwar immer noch kleinen, aber blühenden Hafenstadt an. Von dort aus beherrschte Dänemark bald ganz Estland. Doch noch bevor man seinen Einfluss bis nach Riga ausdehnen konnte, trat bereits der Deutsche Orden auf den Plan und vereitelte alle Pläne Dänemarks. Ein Angriff Dänemarks auf die Stadt war daher schon Jahre zuvor abzusehen. Ebenso vorauszuahnen war der Gegenschlag gen Reval. Und dennoch sah ihn niemand kommen.

Dichter Nebel lag über dem gesamten Meerbusen noch tief in die Ostsee hinein. Spät machten sich die Fischer bereit zum Auslaufen, denn immer kürzer wurden die Tage. Keine Möwen plärrten und auch das sanfte Rauschen der Wellen wurde fast vollständig vom Nebel verschluckt. Umso verwunderlicher war der eigentümlich wirkende Gesang, der plötzlich vom Meer zu kommen schien. Nicht einer verstand die Sprache, doch es klang schön und so dachte niemand daran, Alarm zu schlagen. Es hieß Lutold sei als erster an Land gesprungen und vergoss bereits Blut noch während er seinen Gesang zu Ende brachte. Erst als die Glocken Revals zum Alarm lauteten, hielt er ein. Die Stadt zu erstürmen wäre sicher verlockend gewesen, doch erschien das Risiko zu hoch. Zumal man vorbereitet war. Als der Nebel sich schließlich lichtete, war die Stadt bereits umschlossen. Eiligst machte man sich an den Bau der nötigen Belagerungsgeräte. Erster Schnee bedeckte bereits die Landschaft als das versammelte Ordensheer den Sturm auf die Stadt begann.

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Während die Schützen des Ordens Salve um Salve auf den Feind niederregnen ließen, rückte die erste Welle vor. Drei Türme sowie ein Sturmbock vorangetrieben durch prußische Axtkämpfe und Ordensmilizen. Erst, wenn dieser Angriff scheiterte, würde auch die schwere Infanterie in die Schlacht eingreifen. Allerdings war selbst diese erste Angriffswelle den Dänen zwei zu eins überlegen.

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Angespannt beobachtete Lutold das langsame Vorrücken der Türme. Der Rammbock stand bereits am Tor und währen die Brücken der Türme auf die Zinnen niedergingen, barsten die ersten Balken des Holztors. Jubelschreie erklangen, als schließlich beide Flügel zur Seite aufschwangen. Jubel, gefolgt von im Blut erstickten Schreien. Drei Dutzend Panzerreitern angeführt vom Statthalter Revals stürmten mitten durch die völlig überraschten Ordensmilizen. Die Reihen des Ordens drohten sich bereits aufzulösen als Lutold mit seiner Leibgarde die Dänen zum Kampf stellte.

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Zwischen den Heerführern entbrannte ein erbitterter Zweikampf. Als es Lutold schließlich gelang sein Schwert in die Brust seines Gegners zu stoßen, war die Schlacht entschieden und alle verbliebenen Dänen legten ihre Waffen nieder.

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Indes befand sich die Ordensflotte bereits auf dem Rückweg nach Königsberg, denn das Heer würde den Landweg nehmen, um auch die letzten dänischen Kräfte zur Schlacht zu fordern. Man erwartete eine ruhige und ereignislose Überfahrt. Zumindest so lange, bis dänische Segel am Horizont erschienen. Eine ganze Flotte aus Langschiffen passierten die Irbenstraße auf Kurs gen Riga.
Mit dem Wind im Rücken waren die Ordensschiffe im Vorteil, dennoch wendeten die Dänen zum Angriff. Das Kräfteverhältnis war zwar ausgeglichen, doch ein jeder kannte die Geschichten von den gefürchteten Wikingern auf ihren Drachenboten.

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Angst beherrschte die Herzen der Ordensbrüder, aber Gott war auf ihrer Seite. Am Ende zeigte sich die Überlegenheit des neuen Schiffstyps. Die hohen Kastelle des Holks boten den Schützen ein ideales Schussfeld und erschwerten jeden Enterversuch. Am Ende versanken alle Langschiffe auf dem Grund der See. Admiral Heribert hatte die Flotte der Dänen nicht nur besiegt, sondern vollständig vernichtet. Es würde Jahre dauern, um auch nur die Hälfte dieser Schiffe zu ersetzen.

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Reval erobert und eine ganze Flotte auf dem Grund der Irbenstraße. Doch leider verblasste diese frohe Kunde nur allzu schnell als eine Nachricht aus dem Heiligen Land in Königsberg eintraf. Die heiligste aller Städte Jerusalem wurde vom muslimischen Abschaum erobert. Ein jeder Christ soll noch am selben Tage erschlagen worden sein, egal ob bewaffnet oder nicht. Was nun getan werden musste, war klar. Ein neuer Kreuzzug, um nicht nur Jerusalem, sondern das gesamte Heilige lang zurückzufordern. Doch wer würde einem solchen Aufruf folgen? Nahezu alle christlichen Staaten lagen miteinander im Krieg.

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Re: [AAR] Medieval II - Deutscher Orden: Helfen, Wehren, Heilen

Beitragvon Turmfalke » 3. August 2022 13:05

Kapitel 11, ein neuer Hochmeister

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1255 verstarb Hermann von Salza genannt der Streiter. Als Hochmeister führte er den Deutschen Orden 46 Jahre lang (seit dem Jahre 1209). 1219 führte er die Ordensbrüder ins Baltikum, auf dass sie die Prußen bekämpften, um dem Orden Land und Heimat zu geben. Doch Verrat erwartete den Hochmeister und so war er gezwungen sich mit den Heiden zu verbünden. Anfangs verurteilt für diese Tat, sollte das Bündnis nach nur wenigen Jahren zu einer starken Allianz heranwachsen. So war die erfolgreiche Staatsgründung vor allem Hermanns Weitsicht zu verdanken.

1221 zwei Jahre nach seiner Ankunft im Baltikum führte er seine Ordensbrüder vor die Tore der Burg von Vilnius und gegen das heidnische Litauen. Hermann selbst war es, der mit Gottes Hilfe ihrem König den Kopf von den Schultern schlug. Nach Jahren des Krieges stellte der Hochmeister erneut sein Verhandlungsgeschick unter Beweis. Nicht nur beendete er den Krieg, sondern bekehrte überdies auch den Herrscher Litauens zum Christentum. Kraftlos und quasi entmachtet, würde diese nie wieder eine Bedrohung sein. Was folgte waren Jahre des Friedens und des Wachstums, denn Hermann sollte künftig alleine für den Orden streiten. Dazu tauschte er Schwert gegen die Feder und bewies, wie trefflich das alte Sprichwort doch war. Lange vermittelte er zwischen Papst und Kaiser und schmiedete Bündnisse zwischen Ordensstaat und den großen Königen der christlichen Welt.

Doch in jenem Moment als seine Brüder ihn am dringendsten brauchten, kam er zurück. 1233 versammelte er erneut die Schwerter und Speere des Ordens und zerschlug die Rebellion der heidnischen Slawen und Litauer.

Sein größter Triumph stand dem inzwischen 63 Winter zählenden Hochmeister damals noch bevor. Denn es war Zeit, ein vor 20 Jahren gegebenes Versprechen einzulösen. Nachdem er dem Orden eine Heimat gegeben hatte, sollten nun auch die Prußen die Ihre zurückerhalten. Gefolgt von mehr als 3.000 Brüdern, Prußen und allerlei Söldnern eroberte er das Kulmer Land. Auch beglich er die ebenso alte Rechnung mit dem Herzog von Masowien und ließ diesen von Gott selbst richten, nachdem das Kirchengericht der Menschen versagt hatte.

Während der Krieg gegen Polen weiterging, verblieb Hermann in Thorn, wo er nicht nur erneut die Feder ergriff, sondern obendrein hunderte Brüder in den Orden einwies. Zehn Jahre lang sollte er die Festung nicht mehr verlassen und bereitete den von ihm begründeten Ordensstaat auf das vor war, früher oder später kommen musste, seinen Tod.

So überraschte es niemanden, dass Hermann auf seinem Totenbett den Großkomtur Conrad für seine Nachfolge vorschlug. Natürlich lag das letzte Wort bei der Ordensversammlung, doch wog der Wunsch des verstorbenen Hermanns weit schwerer als die Sympathie zu Lutold Becker. Als 5. Hochmeister übernahm Conrad mit einer nicht ganz so deutlichen Mehrheit wie erhofft die Führung des Deutschen Ordens. Gewiss war Lutold für viele Brüder auch weiterhin eine Konkurrenz für ihn und so benannte er stattdessen Fritz von Tirol, welcher zuvor Landmeister von Polen war, zum neuen Großkomtur des Ordens.

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Er lernte Fritz während seiner Zeit in Krakau kennen und schätze an ihm vor allem zwei Dinge. Er war jung und leicht zu beeinflussen. Somit keine Bedrohung für Conrad. Außerdem mochte der erbitterte Hass von Fritz gegenüber allem, was mit Venedig zu tun hatte, sich gewiss als nützlich erweisen. Obwohl der Rang des Großkomturs eigentlich mit einem Sitz im Kriegsrat einherging, verwehrte Conrad ihm dies. Die Ordensregeln (und die Regeln von BGR IV) ließen es nur zu drei Männer in den Kriegsrat zu berufen. Zu sehr schätze er die Fähigkeiten von Lutold Becker als Heerführer und Thorsten Dedekind, welcher seit Jahren die Ausbildung in Königsberg leitete.

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Der Verlust von Jerusalem und der Tod Hermanns hatten den Orden tief erschüttert. Viele Brüder gierten nun nach Führung und einem klaren Ziel. Ein Kreuzzug nach Jerusalem wäre das naheliegendste, doch auch über allen Maßen riskant. Hinzu kam, dass es nahezu unmöglich war eine Armee auf dem Landweg sicher dorthin zu bringen. Man bräuchte einen Zugang zum Schwarzen Meer und dieser hätte einen Krieg mit Kiew erfordert, welcher alleine schon alle Ressourcen des Ordens gebunden hätte.

Nein, ein Kreuzzug war keine Option, zumindest nicht ins Heilige Land. Frankfurt war inzwischen von den Franzosen eingenommen, welche daraufhin vom Papst exkommuniziert wurden. Somit wäre die Rückeroberung der Kaiserstadt ein denkbares Ziel für einen Kreuzzug. Leider aber auch kaum weniger riskant. Man müsste das von Dänen besetzte Hamburg sowie Köln einnehmen, um überhaupt Zugang zu Frankfurt zu bekommen. Dies hieße gleichzeitig mit zwei der stärksten christlichen Königreiche Krieg zu führen. Alles in allem äußerst riskant, aber nicht unmöglich. Schließlich schlösse sich einem solchen Kreuzzug auch andere Königreiche an. Conrad jedoch favorisierte eine dritte Option und diese käme ohne einen offiziellen Kreuzzug aus.




Hermann von Salza (Quelle Wikipedia)

Möglicherweise um 1162 geboren, entstammte Hermann von Salza einem landgräflich-thüringischen Ministerialengeschlecht. Der Zeitpunkt seines Ordenseintritts ist unbekannt, vermutlich etwa 1204, da er erstmals als Hochmeister, also 1210, schriftlich erwähnt wird. Als solcher dürfte er sich während seiner ersten Regierungsjahre zumeist im Mittelmeerraum aufgehalten haben. Doch fällt in seine Zeit auch die Erweiterung der Ordenstätigkeiten von Spanien bis Livland.

Hermann von Salza galt als ein besonderer Vertrauensmann Kaiser Friedrichs II., für den er ab 1222 immer wieder eine besondere Rolle als Vermittler zur päpstlichen Kurie darstellte. Doch auch die jeweiligen Päpste schätzten diesen fähigen Mann besonders, so dass er eine Gleichstellung des Deutschen Ordens mit den älteren Verbindungen der Johanniter sowie Templer erreichte. Die Diplomatie des Hochmeisters wurde im Interesse des Ordens stets honoriert. Jeder Aufenthalt Hermanns bei Papst oder Kaiser brachte der Ordensgemeinschaft neue Privilegien und Schenkungen. Erwirkte er beim Papst vor allem die Gleichstellung mit den oben genannten älteren Ritterorden und die Inkorporation im Jahre 1237 des Schwertbrüderordens, so brachte die Gunst des Kaisers ihm vor allem die Schenkung Preußens ein.

In der Grabeskirche Jerusalems hielt Hermann von Salza im Jahr 1229 die Laudatio anlässlich der Selbstkrönung des Kaisers Friedrich II. zum König von Jerusalem. Salza vermittelte später (1230) die Versöhnung zwischen Friedrich II. und dem Papsttum in der Convention von Ceprano, in welcher der Kaiser vom Kirchenbann 1230 gelöst wurde. Dieser Kompromiss war diplomatisch besonders anspruchsvoll, da zuvor Söldnertruppen des Papstes die apulischen Besitzungen des Kaisers, der sich noch auf dem Kreuzzug befand, verheerten. Somit war der Streit zwischen Kirche und Reich zu einem militärischen Konflikt eskaliert.

Innerhalb des Ordens wuchsen jedoch die Entfernungen zwischen Brüdern und Hochmeister, so dass der Orden versuchte, Hermann wieder einzufangen und aus den politischen Geschäften zurückzuziehen. Doch kam es hierbei zu einem Eklat, da die Kräfte des Hochmeisters mit den Jahren nachließen und er sich selbst im August 1238 nach Salerno zurückzog. Dort starb er am 20. März 1239. Bestattet wurde er in Barletta (Apulien).

Wie bedeutsam die Rolle Hermanns in der Vermittlung zwischen Kaiser und Papst gewesen sein muss, kann man an der Tatsache erkennen, dass mit seinem Tode jegliche Verständigung zwischen Papst Gregor IX. und Kaiser Friedrich II. abriss.


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Re: [AAR] Medieval II - Deutscher Orden: Helfen, Wehren, Heilen

Beitragvon Turmfalke » 29. August 2022 18:40

Kapitel 12, Invasion

Schon einmal landete Lutold an einer feindlichen Küste, doch dieses Mal war alles anders. Kein Gesang begleitete seine Schritte und statt Freude und Euphorie lag nun die Anspannung schwer auf seinen Schultern. 3.600 Männer folgten ihm und einem jeden merkte man die Anspannung an. Dies war nicht Reval, welches alleinstand und kaum auf Verstärkung hoffen durfte. Es war das von Dänemark beherrschte Schweden. Bereits am Morgen während des Anlandens hatten sie die Glocken von Niekoping gehört. Gewiss wäre man vorbereitet.

Parallel hierzu landete Hochmeister Conrad mit einem weiteren Heer nach der Festung Kalmar. Schwere Mauern sowie eine ausgezeichnete strategische Lage machten Kalmar zum Zentrum der Macht Dänemarks in diesem Teil Skandinaviens. Zahlenmäßig war sein Heer dem Luthold zwar unterlegen, aber seine 2.250 Mann gehörten zu Elite des Deutschen Ordens. Der Kern bestand aus schwer gepanzerten Speerträgern. Hinzu kamen Livländische Armbrustschützen und Männer des Schwertbrüderordens. Seine mächtigste Waffe stelle jedoch die 300 Ordensritte und ihre Schlachtrösser dar.

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Die dänische Herrschaft über ihr Land rief schon lange Unmut unter dem angestammten schwedischen Adel hervor. Conrad wusste dies bestens zu seinem Vorteil zu nutzen und so gelangte der Orden an allerlei wertvolle Informationen insbesondere über Truppenbewegungen und Stärke der Garnisonen. Im Norden stellte sich die Lage wie folgt dar. Die Stadt Niekoping besaß zwar solide Steinwälle, aber nur knapp 250 Mann, um diese zu sichern. Hinzu kam allerdings ein von Westen nahendes Heer. Schätzung zufolge 700 Mann stark. Die Burg Uppsala durfte kaum auf Entsatz hoffen, jedoch war die Garnison hier selbst 600 Mann stark. Der Plan sah vor, beide Orte binnen eines Monats zu erobern. Nur so konnte man gewiss sein, dass der Papst, selbst alles andere als ein Freund des Ordens, einschritt.

Den ersten Streich führte man gegen Niekoping. Es dauerte mehrere Tage, ja gar Wochen, aber schließlich gelang es eine Bresche in die Stadtmauer zu schlagen. Mittels Bogenschützen zwang man die wenigen Verteidiger anschließend ins Stadtzentrum, umschloss dieses von drei Seiten und als die Dänen eine Kapitulation ausschlugen, ging Lutold zum Angriff über. Dabei setzte er allein auf die hohe Zahl seiner slawischen Speerträger, denn diese waren im Gegensatz zu anderen Truppenteilen entbehrlich und leicht zu ersetzen. Er selbst kämpfe wie immer an vorderster Front mit. 135 Soldaten verlor Lutold an diesem Tag und gewiss würden dies nicht die letzten sein.

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Schon am nächsten Morgen ritt er nur in Begleitung seiner Garde gen Norden. Man hatte wie geplant 500 Meter von der Burg entfernt Stellung auf westliche Seite bezogen. Einer der Hauptmänner brachte Lutold auf den neuesten Stand. Auch hier entschied er nur einen Teil der Armee einzusetzen. Die fränkischen Ritter und seine schweren Speerträger, allesamt erfahrene Söldner, hielt er zurück. Stattdessen setzte er auf die Stärke Prusischer Schwerter und Äxte, unterstützt von einigen Milizen.

Angesicht der Anzahl der Verteidiger wurden zwei Breschen in die Mauern geschlagen. So müsste der Gegner seine Kräfte aufteilen, denn anders als bei Niekoping wichen die Dänen nicht einen Zoll zurück und hielten tapfer die Breschen. Am Ende unterlagen sie der schieren Überzahl, doch 320 Tote und diverse verwundete Ordensbrüder zeugten von erbittertem Widerstand.

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Hochmeister Conrad stand zu dieser Zeit bereits vor Kalmar. Die Festung schien mit ihrem doppelten Mauerring schier uneinnehmbar. Nach einer Begutachtung des Geländes entschied man von der Nordseite aus zu belagern. Dies erleichterte es auch Verstärkungen heranzuführen. Doch schon am ersten Morgen der Belagerung sollte sich dieser Plan als unnötig erweisen. Die Späher hatten eine Gruppe Dänen unweit von Conrads Lager aufgegriffen. Spione, wie man anfangs vermutete, allerdings förderte die Befragung etwas anderes zu tage. Die Männer gehörten einem Heer und Hjalmar af Närke an. Dieser versteckte sich in den Dünen östlich von Conrads Position. Offenbar wartete er nur auf ein Signal seitens der Festung, um in das Geschehen einzugreifen. Der Hochmeister erkannte sofort die Möglichkeiten dieser neuen Lage und ließ das Heer marschbereit machen.

Hjalmar befehligte kaum 900 Mann, darunter aber viele Ritter, schweres Fußvolk und erfahrene Söldner. Wie von Conrad vorgesehen wich dieser seinen Truppen aus und suchte die nahe Festung zu erreichen. Diese wiederum wagte unter dem Befehl von Frederik Falk den Ausfall. Die Schlacht ereignete sich unweit der Küste auf von Frost überzogenem Boden. 2.250 Ordensbrüder standen 1.300 Dänen gegenüber.

Der Feind nährte sich von zwei Seiten. Conrad entschied sich zuerst, um Hjalmar zu kümmern. Im Zentrum positionierte er die Ordensspeerträger, welche zu beiden Seiten von Ordensrittern flankiert wurden. Links überdies durch Bogen- und Armbrustschützen verstärkt. Aufgrund der geringen Breite der dänischen Formation nahm der Orden bereits eine angewinkelte Formation ein. Hinter der rechten Flanke positionierte man ebenfalls mit Speeren bewaffnete Söldner, um eventuellen Angriffen seitens Frederik entgegnet zu können. Der Schwertbrüderorden bildete die Nachhut.

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Hjalmar trieb seine Männer voran. Im Zentrum mehrere Gruppen Speerträger, Ritter an der rechten Flanke und Schwertkämpfer an der Linken. Die Schützen eröffnete schließlich die Schlacht. Wohl hiervon angestachelt stürmte die dänischen Ritter mutig nach vorn. Conrad, selbst auf der linken Flanke des Ordens, blies zum Konter und bald darauf krachten die Lanzen aufeinander.

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Dies war auch für die Infanterie das Zeichen zum Vorrücken. Ob nun Mut oder Verzweiflung es waren, die Hjalmar antrieben, auf jeden Fall versuchte er sich im Alleingang dem Sperrwall entgegenzustellen. Mit gesenkten Lanzen brach er in die Formation des Ordens hinein. So wirkungsvoll dies im ersten Moment auch war, fand er sich alsbald umringt von Gegner wieder und kurz darauf fand Hjalmar af Närke den Tod.

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Parallel hierzu überrannten die Ordensritter auf der rechten Flanke die dänischen Schwertkämpfer. Die Speerträger Hjalmars, welche bis hierhin untätig geblieben waren, fanden sich jetzt umringt von Feinden wieder und waren alsbald niedergemacht. Alles in allem dauerte das Gefecht kaum eine Stunde. Als schließlich die Verstärkung unter Frederik Falk eintraf, hatte der Orden sich bereits neuformiert. Ein einzelner Ansturm genügte, um ihre Reihen hinwegzufegen.

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Letztlich verlor der Orden an diesem Tag nur 280 Brüder. Doch dafür tötete man zwei dänische Heerführer und nahm schließlich auch die Festung Kalmar ein. Somit war die Invasion des Ordens ein voller Erfolg und verlief sogar noch besser als erwartet.

Uppsala, Kalmar und Niekoping waren erobert und all dies hatte nur 635 Verlusten gefordert. Schon jetzt begann man in Königsberg mit der Rekrutierung, um diese zu ersetzen. Dänemarks Armee, zumindest der in Schweden stationierte Teil, war vernichtet oder befand sich auf dem Rückzug.

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Re: [AAR] Medieval II - Deutscher Orden: Helfen, Wehren, Heilen

Beitragvon Turmfalke » 15. Januar 2023 16:26

Kapitel 13, Politische Lage

Nur wenige Tage nach der Kapitulation von Kalmar erreichte Hochmeister Conrad bereits die päpstliche Anordnung, unter keinen Umständen weiter gegen Dänemark vorzugehen. Nichts, womit man nicht längst gerechnet hätte. Der Orden musste sich ohnehin neu sammeln, Verstärkungen herbeiführen und seine Ordnung im eroberten Gebiet verbreiten. Der schwedische Adel mag ihnen geholfen haben, doch das Volk war eine ganz andere Sache. Nun zeigte sich auch, die Bedeutsamkeit der Vernichtung der dänischen Flotte in der Irbenstraße. Der Orden kontrollierte die gesamte Ostsee und kein dänisches Schiff wagte es ihre Nachschubtransporte anzugreifen.

Wenig später, man könnte meinen, die Tinte auf der päpstlichen Anordnung sei noch feucht, verbreitete sich rasch eine weitere Nachricht. Der ungeliebte Papst war nach kurzer Amtszeit verstorben und mit ihm auch der Bann über Frankreich. Der Zeitpunkt war so günstig, man könnte gar vermuten, Conrad selbst hätte etwas mit dem Ableben des Papstes zu tun gehabt. Der Orden hielt zwei Stimmen bei der Papstwahl, während das Heilige Römische Reich vier Stimmen besaß. Somit genügte eine einzige weitere, um selbst einen Papst zu ernennen. Diese bekam man von Norwegen und Ungarn, womit Sieghard vom Heiligen Römischen Reisch als Pius V. den Heiligen Stuhl bestieg.

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Für das Reich, dessen Lage von Jahr zu Jahr immer kritischer wurde, hieß dies neue Hoffnung. Inzwischen gab es kein zusammenhängendes Reichsgebiet mehr und es blieben nur noch drei verstreute Festungen, welche standhaft blieben. Frankfurt, Wien und andere bedeutende Städte befanden sich längst in Feindeshand. Der Widerstand formierte sich vor allem in Magdeburg, wo nun der Kaiser residierte.

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Während die Schwerter des Ordens eine ruhten, sandte man Spione jenseits der Grenze. So auch nach Norwegen, mit dem man inzwischen eine Grenze teilte. Die Sorgen, sie könnten Dänemark im Krieg Beistand leisten, waren groß. Zum Glück für den Orden standen Norwegens Truppen jedoch weit entfernt auf den Britischen Inseln, wo sie inzwischen weite Teile Englands unter ihre Herrschaft gebracht hatten. Doch kürzlich unterzeichneten beide Reiche einen Friedensvertrag, womit die siegreichen Heere Norwegens nicht mehr gebunden wären. Anstatt jedoch gegen den Orden zu ziehen, kam es zum Krieg mit Schottland, womit ein Kriegseintritt aufseiten Dänemarks unwahrscheinlich schien. Dennoch galt es wachsam zu bleiben.

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Eine weitere sehr erfreuliche Nachricht betraf die längst überfällige Exkommunikation von Venedig. Frühere Päpste hatte dies, wohl aufgrund der geografischen Nähe zu Rom, stets vermieden. Viel bedeutsamer erschien jedoch eine andere Botschaft. Frankreich erklärte Dänemark den Krieg. Somit müsse dieses an zwei Fronten kämpfen, was das Reich entlastete. Aber es blieb abzuwarten, wie schnell diesen kriegerischen Worten auch Taten folgten.

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Derzeit lag das Augenmerk Dänemarks ganz auf der Bekämpfung des Ordens. Jeden Monat setzten neue Truppen über und versammelten sich im Umland von Lund. Inzwischen schätze man ihre Stärke auf 3.000 bis 4.000 Mann. (in der Mod ist es nicht möglich ohne weiteres Landübergänge mit Schiffen zu blockieren). Conrad hoffte es wäre nur eine Frage der Zeit, bis diese auf Kalmar marschierte. Sei der Feind auch 2 zu 1 in der Überzahl, in offener Feldschlacht vermochte es kein Heer mit dem seinen Aufzunehmen.

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Re: [AAR] Medieval II - Deutscher Orden: Helfen, Wehren, Heilen

Beitragvon Turmfalke » 17. Januar 2023 21:49

Kapitel 14, Schlacht um Skara

König Erik von Dänemark regierte bereits seit mehr als einem Jahrzehnt. Wo einst sein Vater Festungen wie Hamburg belagerte, setzte der Sohn an und eroberte den ganzen Norden des Reichs. So war gewiss, dieser Mann versteht den Krieg. Er mied die offene Feldschlacht und verschanzte sich mit 2.000 Kriegern in Lund. Gleichzeitig entsandte er ein Heer, um die Garnison von Skara zu stärken.

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Der Hochmeister des Ordens hatte allerdings ganz andere Sorgen. Lutold erbat Verstärkungen. Die Erstürmung von Uppsala forderte das Leben vieler erfahrener Männer und es blieben bestenfalls Milizen, um diese zu ersetzen. Das Problem dabei war, weniger genügend Truppen aus Königsberg nach Kalmar überzusetzen, sondern vielmehr diese nach Norden zu schicken. Ohne Kommandanten drohten diese zu desertieren. Schon eine Truppe verschwand spurlos auf dem Weg. Conrad brauchte neue Kommandanten und wählte hierzu gezielt junge und ambitionierte Ritter aus. Jacob von Österreich war einer von ihnen.

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Lutold ahnte von den Nachschubproblemen nichts. Er hatte sein Heer längst in Marsch gesetzt. Weniger aus Ungeduld als vielmehr aus der Not heraus. Die Zeit saß ihm im Nacken. Er führte sein Heer auf dem Nordweg von Niekoping oberhalb des Sees Vättern auf Skara zu. Die Eroberung Skaras war wichtig. Gelang es den Dänen, sich dort zu halten, teilte dies das Ordensheer langfristig in zwei Teile und macht es angreifbar. Nahe der Burg erreichte ihn Nachricht, dass ein Heer Dänemark auf diese zumarschierte, wobei die genaue Position ungewiss blieb. Es hieß, eine Entscheidung treffen. Das Entsatzheer abfangen oder der direkte Angriff mittels der mitgeführten Triboken. Skaras Garnison mochte klein sein, aber schlagkräftig. Verlor Lutold zu viele Männer, verlor er gleichsam auch an Schlagkraft. Überdies galt immer noch die Anordnung des Papstes für eine Waffenruhe, was dem vom wahren Glauben erfüllten Lutold noch mehr zusetzte. Dennoch, aus militärischer Sicht gab es nur einen sinnvollen Weg. So brach er die Waffenruhe und marschierte vor Skara auf.

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Lutold wählte dieselbe Vorgehensweise wie schon in Uppsala. Zwei Breschen ließ er in die Mauern schießen und rückte, gedeckt von seinen Bogenschützen, langsam vor. Doch etwas ließ ihn innehalten. Weder sah er Männer auf den Mauern, noch schoss ihm ein einziger Pfeil entgegen. Offenbar besaß diese Garnison Schwerter und Äxte, jedoch nicht einen Bogen. Dies nutzend hielt Lutold seine Truppen zurück, bis auch der letzte Pfeil seiner Schützen verschossen war. Ein Viertel des feindlichen Heeres starb dabei.

Nun hieß es, sich mit aller Macht in die Bresche zu werfen. Beide Seiten kämpften verbissen auf dem von Pfeilen übersätem Schlachtfeld. Schließlich erkannte Conrad eine Lücke, gerade groß genug für ein paar Reiter. Kurz darauf stürmten er und seine Garde durch, überrannten die wenigen Verteidiger und stieße bis zum Burghof vor.

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Den dänischen Befehlshaber traf dies völlig unvorbereitet. Erschlagen durch Lutold Schwert zerbrach schon bald der dänische Kampfeswille. Doch die Dänen hatten bis dahin tapfer gekämpft und es forderte 418 Soldaten, um Skara zu erobern.
Als im späten Frühling des nächsten Jahres endlich die Schneeschmelze einsetzte, erschien das dänische Entsatzheer schließlich vor Skara. Dieses hatte offenbar in umliegenden Dörfern überwintert. Lutold, der sich unter keinen Umständen einschließen lassen wollte, marschierte dem Feind abermals entgegen.

Doch etwas beunruhigte ihn. Das dänische Vorgehen ergab keinen Sinn. Ihr Heer war darauf ausgelegt, Mauern zu verteidigen, bestand es doch zum Großteil aus Schützen und war 3 zu 2 unterlegen. In offener Feldschlacht, dazu noch gegen schwere Kavallerie, hatten diese keine Chance. Dann standen sich beide Heere auf einer weiten Ebene gegenüber. Geradezu ideal für einen Sturmangriff. Lutold stellte seine fränkischen Söldnerritter auf die rechte Flanke, während er selbst die linke absicherte. Die Infanterie samt eigener Schützen dazwischen. Er würde sie vermutlich nicht einmal brauchen.

Ein Hornstoß und die Ritter begangen ihren Sturmangriff. Lutold beobachtete dies und die Dänen schienen stur ausharren zu wollen. Dann erkannte er es. Eben noch verborgen, waren die Spitzpfähle der Dänen plötzlich sehr deutlich zu erkennen. Seine Ritter galoppierten in den sicheren Tod. Im letzten Moment gelang es diesen noch den Angriff abzubrechen. Für die Dänen wäre dies der perfekte Moment, sie mit einem Pfeilhagel niederzustrecken. Allerdings mangelte es diesen wohl an Disziplin, denn kaum waren die Ritter auf wenige Meter vorgerückt, gerieten die Schützenlinie in Unruhe.

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Lutold reagierte darauf umgehend. Eiligst ritt er die schmale Gasse zwischen seinen Schützen und den dahinter aufgestellten Nahkämpfern hinunter und trieb die Bogenschützen zum Angriff. Noch ehe die Dänen sich neu formiert hatten, prasselte die erste Salve danieder. Salve um Salve folgte, während der Feind große Probleme hatte diese zu beantworten, obwohl er eigentlich weit mehr Bögen aufs Schlachtfeld führte. Währenddessen umgingen die Franken den Gegner, um hinter die Pfähle zu gelangen. Eine letzte Salve aus Brandpfeilen leitete den finalen Sturmangriff ein.

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Bis hierhin hatten die Dänen bereits die Hälfte ihrer Armee eingebüßt. Niemand wurde verschont und ihr Heer gänzlich aufgerieben. Die eigenen Verluste waren kaum der Rede wert und nur wenige Tage darauf traf bereits die ersehnte Verstärkung ein.

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