[AAR] Die Hüter des Grals

AAR u.a. zu Spielen der Total War Reihe

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[AAR] Die Hüter des Grals

Beitragvon Theoden » 12. Oktober 2012 22:13

Die Abstimmung ist ja relativ eindeutig. Mein AAR wird auf TheraV3 basieren, mit der Fraktion Avalon.
Ein paar Fakten:

Mod: TheraV4 mit Patch.

Submod: Rebellen verhalten sich wie ganz gewöhnliche Fraktionen, starten also auch mal Invasionen, bauen, rekrutieren, etc.

Schwierigkeitsgrad: m/ss

Erklärung zum Schwierigkeitsgrad:
Ich habe m nicht gewählt, um es leichter zu haben, sondern damit die KI sich logischer Verhält. Der Schwierigkeitsgrad beeinflusst nämlich nicht die Intelligenz der KI, sondern nur, wie sie sich gegenüber Spielerfraktionen verhält. Je höher der Schwierigkeitsgrad, desto aggressiver ist sie gegenüber dem Spieler, was zu ziemlich unlogischen Situationen führen kann. Eine extrem geschwächte Fraktion könnte sich auf ss dazu entscheiden, den Spieler anzugreifen, und das will ich eigentlich nicht in meinem AAR erklären müssen. Auf mittlerer Stufe wird der Spieler exakt wie eine KI-Fraktion behandelt.

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Re: [AAR] Die Hüter des Grals - Übersicht

Beitragvon Theoden » 14. Oktober 2012 00:20

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Vorgeschichte

Dies sind die Aufzeichnungen der Geschichte des Königreiches Avalons von der Großen Pein bis zum heutigen Tage.
Avalon wurde vor nun über zweihundert Jahren gegründet, zur Zeit der Großen Pein. Glastonbury, die größte Stadt auf der Insel, die heute Avalon heißt, war schon immer ein christlicher Hort der Gelehrsamkeit und der Bildung, der viel Handel anzog. Der Wohlstand zog bald das Augenmerk der plündernden Norse und der Gaelischen Stämme auf sich. Jedes Jahr zu den Frühlingsgezeiten waren die Langbote der heidnischen Plünderer am Horizont zu sehen. Viel Blut wurde vergossen, sowohl adliges, als auch gemeines, und so graute es den Bauern jedes Jahr im Frühling vor den kommenden Überfällen. Dies ging ein ganzes Jahrhundert so.
Doch nach einhundert Jahren kam Arthur mit seiner Schar frommer Ritter. Sie errichteten die "Mächtige Burg auf dem Hügel" neu, und nannten sie Avalon. Hier brachten sie den Bauern bei, wie sie sich und ihre Heimat verteidigen konnten, und lehrten die Adligen, dass wenn sie ihre Untertanen gut behandelten, sie sich auf diese in der Schlacht verlassen konnten.
Als der Winter ging und der Frühling kam, erschienen wie erwartet die gefürchteten Drachenboote am Horizont. Doch dieses Jahr wurden sie an der Küste erwartet.
Die erste Welle landete und brachte den Kampf zu den Soldaten Avalons. Die Schlacht war lang und forderte einen hohen Blutzoll, doch die Männer hielten um ihrer Familien Willen stand. Am Abend gingen die Armeen auseinander, da beide Seiten keine Kraft mehr zum Kampf hatten. Am Morgen ließ Arthur seine Männer zählen, und das Ergebnis war erschreckend: Von den Zweitausend Mann, welche einen Tag zuvor noch gelebt hatten, waren nur mehr zweihundert übriggeblieben. Doch die schlimmste Nachricht kam erst später: Am Horizont hatte man eine weiter Flotte der Nordmänner geblickt. Arthur wusste, dass er nicht erlauben dürfte, dass sich die Armee zu Schiff mit den verbleibenden Kriegern an Land treffen durften, und so entschied er, mit seinen restlichen Mannen das Lager der Nordmänner anzugreifen. Persönlich führte er den ruhmreichen Sturm, und eine Stunde wogte der Kampf hin und her. Doch zum Schluss obsiegten die Männer Arthurs. Die Schiffe der Norse waren immer noch einige Stunden entfernt, und so warteten die verbliebenen Ritter auf die letzte Schlacht. Alle Hoffnung auf Sieg war dahin, doch Arthur wollte nicht aufgeben. Da geschah ein Wunder, das nur von Gott dem Allmächtigen hätte kommen können: Als die Langboote nur noch eine Stunde von der Küste entfernt waren, kam Wind auf, und Wolken sammelten sich am Himmel. Doch durch Gottes Willen geschah dies nur auf See, sodass die Armee Arthurs verschont blieb. Bald hatte sich ein gewaltiger Sturm gebildet, und jene Langbote, welche nicht von den Wellen versenkt wurden, fielen den Blitzen zum Opfer. Der Sturm hielt noch viele Wochen nachdem die Norse vertrieben wurden an, und schützte Avalon vor weiteren Invasionen.
Die Nordmänner kamen im nächsten Jahr nicht wieder, und auch nicht im darauf folgenden, und bis heute hat niemand mehr die Drachenköpfe der Langboote am Horizont gesehen.
Der Sturm, welcher Avalon schützte, entpuppte sich als ein Vorbote von sehr viel schlimmerem: der Großen Pein. Thera war einst ein schönes Land gewesen, der Boden fruchtbar, die Wälder voll Wild. Es ließ sich gut leben. Doch die Große Pein änderte dies in kürzester Zeit. Fluten, Stürme, Erdbeben, die kältesten Winter seit Anbeginn der Zeit und viele mehr Katastrophen machten Thera zu einer Hölle. Auch die Insel Avalon war davon betroffen, allerdings in einem geringen Ausmaß. Die Winter waren kälter, und die Ernten waren geringer, aber damit hatten die Menschen Avalons großes Glück. Viele andere Reiche traf es weit schlimmer. Dennoch war das Leben hart, und vor allem im Winter hungerte das Volk. Arthur schenkte ihren Bitten nach Unterstützung Gehör, und entwarf die berühmten Arthurischen Gesetze, welche auch heute noch gelten und unabänderlich sind.
"Kein Mann, ganz gleich, wie hoch geboren, oder wie niedrig erzogen, steht über Gottes Gesetz.
Kein Bauer soll jemals solch hohe Abgaben an seinen Herrn entrichten, dass er nicht mehr in der Lage ist, seine Familie zu ernähren.
Kein Herr hat das Recht, seine Untergebenen zu bestrafen, bevor sie nicht vor einem Gericht aus gewählten Geistlichen und freien Männern verurteilt wurden."
Diese und viele andere Gesetze sollten den guten Bauern des Landes ein Leben ermöglichen, das zu leben es wert war.

In den Jahren darauf wurde das Königreich von vielen Würdenträgern und Adligen besucht, viele unter ihnen, die einem ritterlichen Herrn als Knappe dienen wollten, oder die heilige Reliquien von den Kreuzzügen in Syrianna mit sich führten. Eines Tages brachte ein Ritter aus Baé Eden, dessen Name längst in Vergessenheit geraten ist, ein wahrlich heiliges Geschenk mit sich: Er übergab Arthur den Heiligen Gral, von dem erzählt wird, er habe das Blut des Allmächtigen selbst aufgefangen. Seit diesem Tag verstehen sich die Könige Avalons als die Hüter des Grals, und sie nahmen ihn als Wappen ihrer Nation auf. Doch in die Schlacht reiten sie weiterhin unter dem Löwenbanner des Königs Arthur, der Avalon einte, die Bedrohung durch die Norse abwehrte, und deshalb schließlich zum Schutzheiligen Avalons erklärt wurde.

Ausgangssituation

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Zwischen Europa und Tethra, auch bekannt als Gaelische Insel, liegt die Insel Avalon. Das Königreich Avalon erstreckt sich über die gesamte Insel, sowie je einen Brückenkopf auf Europa und Tethra. Im Osten liegt das Gebiet der Gaelischen Union, welche wohl bald eine Gefahr für Avalon darstellen könnte. Im Südwesten Europas liegt das Royaume des Bons Chevaliers, welches auch einen Brückenkopf auf Ibellica im Südwesten hat. Einst standen alle nun rebellischen Gebiete Europas unter deren Kontrolle. Im Norden Europas befindet sich das Ordensland des Teutonischen Ordens, welcher vor einiger Zeit Fuß auf dem nördlichen Norselund gefasst hat. Im Osten Norselunds findet man das Königreich Koslov, dessen Bewohner sich "Männer Wotans" nennen. Im Westen leben ihre Verwandten, die "Männer Valhalls". Sie waren es, die vor nun zweihundert Jahren von König Arthur besiegt wurden. Nun wollen sie eher auf Lenapa plündern, bei den barbarischen Sycorax. Auf einer Insel zwischen Lenapa und Norselund haben sich die furchteinflößenden Uruk-Hai breitgemacht. Noch sind sie schwach, doch das kann sich ändern, und dann werden diese Monstrositäten eine ernste Gefahr darstellen. Es bleibt zu hoffen, dass sie sich gegen die Nordmänner, und nicht gegen Europa wenden.
Auf Ibellice findet sich das Faustsche Reich unter Kaiser Heinrich Faust. Dieses Reich, zusammen mit dem zweigeteilten Ducado de Sangre Valiente, befindet sich immer noch im Kampf mit den früheren Machthabern, den Otterbachs, beziehungsweise im Fall des Ducado den Vasquez. Im Südosten des großen Kontinents hausen die Stämme der Hispanier, und nahe bei ihnen die verbrecherische Freibeuterliga. Ganz im Westen findet sich das Tahar-Kalifat und Kalif Tahar Tahar.
Auf Syrianna, dem gelobten Land, herrschen die muselmanischen Reiche vor. Im Osten das Vashta-, und im Süden das Barka-Sultanat. Zwischen ihnen hat der Heilige Orden der Fahlen Ritter Fuß gefasst, der auch die heilige Stadt - Bae Éden - besetzt hält.
Das Vashta-Sultanat hat es auch geschafft, einen Brückenkopf auf Slavia zu errichten, wo es früher oder später mit dem Großherzogtum der Dracule konkurrieren wird.


Vor wenigen Jahren weitete Avalon sein Herrschaftsgebiet auch auf außerhalb der Insel aus. Die keltischen Einwohner im Westen Tethras haben eingesehen, dass der christliche der wahre Glaube ist, und ersuchten Schutz vor den Gaelischen Stämmen, nachdem ihr eigener König, Rí Laegire MacDomnall. Avalon gewährte ihnen diesen Schutz bereitwillig, so wie Arthur vor zweihundert Jahren die Bauern Avalons beschützte. Auf diese Weise kam es, dass das Königreich Avalon auf der Insel Tethra Fuß fasste.
Auch auf Europa besitzt das Königreich einen Brückenkopf. Der Großinquisitor, welcher sah, wie tugendhaft und christlich die Erben Arthurs ihr Land regierten, übertrug dem König Avalons die Herrschaft über die Grafschaft Cheshire im Osten Europas. Als Gegenleistung schwor der König, jedweden Kreuzzügen zu folgen, welche der Inquisitor ausrufen sollte.
Das Königreich Avalon ist durch innere Stabilität geprägt wie kein anderes. Doch von außen gibt es immer noch genügend Gefahren, nun da Avalon Fuß auf anderen Kontinenten gefasst hat. Auf Europa herrscht kein Friede. Einst war dort das Royaume des Bons Chevaliers mächtig, doch heute ist das Royaume geschwächt. Die Medici und Vexille haben sich zur Zeit der Großen Pein unabhängig erklärt. Sie wollen keinem christlichen König untertan sein, denn sie sind Ketzer, die den Glauben an Gott verworfen haben. "Kommt, Waffenbrüder! Lasst die Medici und Vexille unter einem Banner kämpfen!", ist ihr Wahlspruch. Gott habe die Große Pein nicht wegen den Ungläubigen geschickt, sondern wegen den Exzessen der Inquisition. Leider fanden sie mit dieser Meinung viel Anklang auf Europa. Das Reich der Medici und Vexille ist groß. Die Grafschaften Borgia, Eragon, Crecy, Agincourt, Medici und Machiavelli haben stehen unter ihrer Herrschaft. Es ist nun die Pflicht aller europäischen christlichen Reiche, die Ketzerei aufzuhalten. Auch Avalon hat seinen Teil beizutragen.
Doch selbst wenn die Ketzer besiegt sind, kann es noch zu Konflikten kommen. Der Teutonische Orden hält nicht viel von ritterlichen Idealen - zumindest in der Praxis nicht. Im Royaume steht es mit den ritterlichen Idealen anders, aber nicht besser. Vor lauter Prunk, Turnieren, und ritterlichem Getue achten sie nicht auf ihr Volk, genausowenig wie der Orden. Es ist also tunlichst zu vermeiden, dass sie viele der rebellischen Gebiete für sich beanspruchen, denn deren Bevölkerung würde weiterhin leiden.
Auf Tethra bahnt sich ein weiterer Gefahrenherd an: Die Clans der O'Neill und der O'Hara haben sich vereint und nennen sich zusammen die "Gaelische Union". Ihr Anführer ist Patrick O'Neill, der sich als Ard Rí - Hochkönig - bezeichnet. Er versucht alle Gaelen unter seinem Banner zu einen. Die Gaelen von Brymaris stellen keine Ausnahme. Es wird Avalons Pflicht sein, die Konvertiten vor O'Neill zu schützen.

Charaktere

König Henry von Avalon:
Henry trägt das Blut Arthurs in sich. Er ist ein direkter Nachfahre des ersten Königs, und ist der Hüter des Heiligen Grals. Er war es, dem sich das Fürstentum Brymaris aus freiem Willen unterordnete, um Schutz zu suchen, und er war es, dem Großinquisitor Zappa die Herrschaft über die Grafschaft Cheshire übertrug. An Intelligenz kommt ihm fast niemand gleich. Er ist ein Genie, und dessen ist er sich bewusst. Nicht zuletzt deshalb ist er auch ein wahrer Meister der Kriegsführung. Niemand kann sich darin mit ihm messen. Außerdem ist er herausragend fromm. So fromm, dass er von vielen schon als lebender Heiliger angesehen wird - sogar seine Feinde müssen ihm das zugestehen. Diese Frömmigkeit kombiniert mit seinem militärischen Können prädestiniert ihn für den Titel Großmeister des Ordens des Heiligen Johannes. Vor kurzem erst wurde ihm diese Ehre zuteil, als der vorige Großmeister, Richard von Maidstone, verstarb. Dies ist auch deshalb nicht verwunderlich, weil Avalon der größte Unterstützer des Johanniterordens ist.
Natürlich reiht sich Henry in die Reihen anderer Könige Avalons ein, wenn es um sein Herrschaftsverständnis geht. Er ist für das Volk da, nicht das Volk für ihn. So hat es der Herr vorgesehen, nicht wie es in anderen Reichen gehandhabt wird, wie dem Royaume des Bons Chevaliers.


Prinz Arthur von Avalon:
Arthur ist der bisher einzige Sohn König Henrys, und somit Prinz von Avalon. Er trägt das Schwert Excalibur, das bereits sein Vorfahre gleichen Namens trug. Es ist ein Zeichen für Freund und Feind, dass der Träger im Auftrag des Herrn unterweg ist, und genau so sieht es auch Arthur selbst. Er ist berühmt für seine bedingungslose Loyalität gegenüber dem Volk Avalons, was ihn natürlich besonders für die Position als nächsten König qualifiziert.


Königin Mathilda von Avalon:
Mathilda ist die Frau König Henrys und Mutter Arthurs. Sie ist ihrem Mann eine tatkräftige Unterstützung in den Regierungsgeschäften, und zeichnet sich durch ein immer frohes Gemüt aus.


Kardinal Aston von Cobhame:
Aston ist der Bischof von Glastonbury, und Kardinal der Heiligen Inquisition. Noch dazu ist er der oberste der Preferati, zumindest was den aktuellen Stand betrifft. Bis der aktuelle Großinquisitor Zappa stirbt, kann noch viel geschehen. Aston zeichnet sich gemäß seiner Abstammung aus Avalon durch besondere Aufrichtigkeit aus, an der es doch vielen Geistlichen heutzutage fehlt.


Sir Lancelot von Knutsford:
Sir Lancelot ist ein Ehrenritter. Solcher wird man nur, indem man sich besonders als ritterlicher Mann hervortut. Ehrenritter zu sein ist, ganz wie der Name sagt, eine besondere Ehre, doch ihnen bleibt die höchste Würde, nämlich Gralsritter zu werden, verwehrt. Doch wer Ehrenritter ist, den stört das nicht, denn ein solcher Mensch steht über Gefühlen wie Neid - oder zumindest kann er solche Gefühle kontrollieren.
Sir Lancelot wurde als Statthalter der Grafschaft Cheshire eingesetzt.


Sir Gawain von Glastonbury:
Sir Gawain ist ein Gralsritter. Gralsritter kann nur werden, wer eine Abstammung von den zweihundert Rittern, welche König Arthur nach Avalon folgten, nachweisen kann. Gawain ist ein Nachfahre von Yves de Poitiers, der aus dem Royaume des Bons Chevaliers nach Avalon zog, als er von Arthur hörte. Yves war es, der König Arthur einst das Leben rettete, als dieser es nicht mehr schaffte, einem Axtschlag durch den Anführer der Nordmänner auszuweichen, indem er sich mit seinem Schild zwischen die beiden Kontrahenten warf.
Sir Gawain wurde von König Henry zum Statthalter von Brymaris ernannt, als sich das Volk Avalon anschloss.


Roi Philip I. de Meravangi:
Roi Philip ist der König des Royaume des Bons Chevaliers. Er ist ein Mann der sich ganz den ritterlichen Idealen und der Ehre verschrieben hat. An sich nichts schlechtes, doch er vergisst darüber, was es wirklich heißt, König zu sein: dem Volk zu dienen. Das Volk arbeitet hart für ihn, auch wenn Philip gewiss nicht gnadenlos ist. Lediglich ein wenig überheblich.
Sein oberstes Ziel ist es, die an die Medici und Vexille verlorenen Gebiete wieder für sich zu gewinnen.


Großmeister Gunther von Wolfsburg:
Gunther ist der Großmeister des Teutonischen Ordens. Er ist im Gegensatz zu Roi Philip bewusst grausam. Diese Grausamkeit richtet sich zwar vorrangig gegen Heiden, aber auch mit dem Volk in den Ordenslanden springt er nicht unbedingt pingelig um. Das führt natürlich zu gewissen Spannungen zwischen Avalon und dem Orden.
Des Großmeisters Ziel ist es, einige der durch die Medici kontrollierten Gebiet einzunehmen, aber auch sich auf Norselund auszubreiten, um dort den Glauben mit dem Schwert zu verbreiten.


Ard Rí Patrick O'Neill:
Patrick ist der selbsternannte Hochkönig der Gaelen, und sein vorrangigstes Ziel ist es, ganz Tethra zu einen - und möglicherweise Avalon gleich mit. Es heißt zwar, er sei ein Mann von Ehre, das heißt aber nicht, dass er einen Krieg nicht scheut. Er ist im Moment Avalons größte Bedrohung.


Großinquisitor Zappa:
Zappa das Oberhaupt der christlichen Kirche, auch bekannt als Inquisition. Er ist natürlich ein entsprechend frommer Mann. Manchmal ist er ein wenig heißblütig, doch am Ende ist es doch seine Aufgabe, die Christenheit zu schützen.


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Re: [AAR] Die Hüter des Grals

Beitragvon Theoden » 14. Oktober 2012 21:05

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Kapitel 1 - Der Treueid


"König Henry von Avalon!", ertönte die Stimme des Großinquisitors. Sie klang autoritär, befehlsgewohnt. "Schutzherr von Avalon und Brymaris, Hüter des Heiligen Grals, Großmeister des Ordens des Heiligen Johannes!", zählte er formell die Titel des vor dem Thron des Inquisitors mit gesenktem Kopf knienden Königs auf. Der Großinquisitor selbst stand eine Armlänge vor König Henry. Beide waren prächtig gekleidet; Großinquisitor Zappa in eine goldbestickte Bischofsrobe, das Triregnum auf dem Kopf, König Henry in einem nur leicht verzierten Gewand, dessen Schlichtheit nur betonte, wie rein der Stoff war. Auf seinem Haupt ruhte die Krone Avalons.
Um die beiden herum waren unzählige Menschen versammelt, größtenteils avalonische Adlige und Geistliche, sowie die Würdenträger der Inquisition.
"In Anbetracht Eures herausragenden Glaubens, der in diesen Zeiten uns allen ein Beispiel sein sollte, und Eurer Leistungen zur Bekehrung der Heiden von Tethra, sind wir Kraft unseres Amtes als Hirte der Christen zu dem Entschluss gelangt, dass Ihr vollends in der Lage dazu seid, Verantwortung für das zu übernehmen, was wir Euch auftragen wollen."
Er legte eine dramatische Pause ein. Alle anwesenden wussten zwar bereits, um was es ging, aber das tat der Spannung kaum Abbruch. Noch Bevor Getuschel einsetzen konnte, nahm Zappa den Faden wieder auf. "Wir haben beschlossen, die Grafschaft Cheshire mit allen zugehörigen Rechten und Pflichten und mit allem Besitz in die Hände eines fähigen Herrschers zu legen, der die guten Bürger Cheshires vor den ketzerischen Rebellenfamilien zu schützen vermag. Dieser fähige Herrscher, auf den unsere Wahl fiel, seid Ihr, König Henry von Avalon."
Ein zufriedenes Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht des Knienden Königs ab.
"Ich nehme Eure in aller Weisheit gefällte Entscheidung voll Freude an.", sagte er in einem tiefen, wohlklingenden Tonfall, dem Großinquisitor in die Augen sehend. Dieser führte die einstudierte Zeremonie mit einer einfachen Aufforderung weiter: "So legt denn Euren Eid ab, der Euch an diese Pflicht binden soll!"
Der König tat wie geheißen, und legte die rechte Hand aufs Herz. Alle anwesenden hörten gebannt zu. Sie achteten genauestens auf den Wortlaut, denn dieser könnte durchaus bei geringen Abweichungen ganz andere Konsequenzen haben.
"Ich, König Henry von Avalon, Schutzherr der Insel Avalon und des Fürstentums Brymaris, Hüter des Heiligen Grals, Großmeister des Ordens des Heiligen Johannes, schwöre beim Heiligen Gral, welcher meinem Vorvater anvertraut wurde, beim Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist und bei meiner Seele, dass ich, und alle Könige Avalons nach mir, der Christenheit treu bleiben bis ans Ende aller Zeiten.
Ich schwöre, dass ich und meine Nachfolger jedem Ruf des Großinquisitors, für die Christenheit zum Schwert zu greifen, Folge leisten werden.
Ich schwöre, dass ich und meine Nachfolger die Grafschaft Cheshire, welche der Großinquisitor mir und meinen Nachfolgern übertragen hat, gedeihen zu lassen, und ihre Einwohner mit der Gerechtigkeit zu behandeln, wie es die Gesetze meines Vorvaters mir und meinen Nachfolgern vorschreiben, und sie zu guten Christenmenschen zu machen.
So schwöre ich vor dem Großinquisitor Zappa, und Gott und alle Heiligen seien mein Zeuge."
Zufrieden nickte der Großinquisitor. "So erhebt Euch, Henry von Avalon, als Schutzherr von Knutsford!"
Der König tat wie geheißen, und stand auf. Plötzlich überragte er den Inquisitor um einen halben Kopf - zumindest wenn man Zappas Triregnum nicht mitrechnete. Sofort setzte aufgeregtes Getuschel ein. Die Anwesenden Würdenträger waren sehr gut darin, zu Diskussionen über die Auswirkungen solcher Vereinbarungen zu finden. Doch lange konnten sie nicht diskutieren, d
enn der Großinquisitor hob seine Hände, und deutete damit allen, wieder still zu werden. Überraschte Stille machte sich breit. Die Zeremonie war doch fertig, oder nicht?
Nur König Henry schien nicht überrumpelt. Die Sache war bereits abgesprochen, und sollte nur zu dieser Gelegenheit verkündet werden.
"Ihr habt Euren Eid geschworen.", sagte der Großinquisitor, "Und ich werde Euch sogleich auffordern, ihn einzulösen."
Eine weitere dramatische Pause.
"Ich rufe Euch auf, für die Christenheit zum Schwert zu greifen. Die Familien der Medici und Vexille spotten der Inquisition nun schon zu lange. Sie unterdrücken das Volk, verbreiten ihre Irrlehren, und stellen eine Gefahr für die gottgewollte Ordnung dar. Dem soll ein Ende gesetzt werden. Ich fordere Euch auf, zum Krieg gegen die Ketzer auf Europa zu rüsten, und die guten Christenmenschen zu befreien!"
Dieses mal war das ausbrechende Getuschel noch weitaus lauter. Zappa hatte Henry damit einen Freibrief für die Eroberung halb Europas gegeben! Würde sich dadurch ein Wettlauf um die besetzten Territorien ergeben, oder bahnte sich eine engere Zusammenarbeit mit dem Royaume des Bons Chevaliers, das bereits seit geraumer Zeit mit den Vexille kämpfte, an?
Die Zukunft würde es zeigen...

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Re: [AAR] Die Hüter des Grals

Beitragvon Theoden » 15. Oktober 2012 21:52

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Kapitel 2 - Rory die Kralle


Es klopfte energisch an der Türe zu Gawains sehr zweckmäßig eingerichtetem Arbeitsraum. Der Gralsritter blickte genervt von einem Stapel Papiere auf. Was war denn nun schon wieder? Den ganzen Tag war Gawain nicht zur Ruhe gekommen. Schon früh am Morgen hatte er seine Pflichten als Richter warnehmen müssen, was teilweise alles andere als leicht war. Zwar fällten die gewählten Geschworenen das Urteil, aber an Gawain war es, die vielen Gerichtsverfahren zu leiten, ihnen eine geordnete Bahn zu geben. Das war durchaus aufwendig.
"Herein!", rief Gawain mit energischer Stimme. Am besten brachte er die Sache schnell hinter sich, was auch immer es war. Der ganze Papierkram wollte erledigt werden, und alle Zeit, die Gawain nicht darauf verwendete, war fürs erste vergeudete Zeit. Eigentlich sollte man eine eigene Kanzlei für Brymaris einrichten, dachte er sich. Das Fürstentum war ja offiziell nur unter Avalons Schutz, und nicht direkter Teil des Königreichs. Das Volk störte es zwar nicht, dass Henry die Verwaltung in die Hand genommen hatte, aber Gawain würde sich über ein wenig Entlastung durch eine Kanzlei freuen. Er beschloss, alles nötige dafür noch in dieser Woche in die Wege zu leiten.
Die Tür ging auf, und ein Mann in einfacher Kleidung trat ein, einen Filzhut in Händen haltend. Die Klamotten waren nicht so dreckig, als dass es ein Bauer hätte sein können, also schätzte Gawain ihn als einfachen Bürger ein.
"Herr!", grüßte der Mann mit einer Verbeugung. "Mein Name ist Nicholas. Nicholas von Tisbury. Ich bin einer der Kundschafter, die Ihr beauftragtet, sich in den angrenzenden Fürstentümern über die Situation kundig zu machen." Er sprach mit klarer, aber aufgeregter Stimme. Ein klein wenig ließ sich der Akzent der Gaelen mit dem rollenden R heraushören.
"Setz dich erstmal.", antwortete Gawain, auf einen Stuhl auf der anderen Seite des Arbeitstisches deutend, ihm selbst direkt gegenüber. Der Kundschafter tat wie geheißen.
"Jetzt sprich, was ist es, das so wichtig ist, dass die Wachen dich zu dieser Zeit zu mir durchlassen?" Es war zwar das Recht aller Bürger, sich direkt an den Statthalter einer Stadt zu wenden, oder an den König selbst, aber nur zu bestimmten Zeiten. Sonst wären sie rund um die Uhr von Bittstellern belagert worden, und das war nicht Sinn der Sache. Im Moment war nicht die Zeit für eine Audienz.
Unsicher antwortete Nicholas, seinen Hut nervös drehend: "Herr, ich kam vor einem Tag aus dem Fürstentum Merrion zurück, wo ich mich in der Hauptstadt Porth Merrion umhörte. Das einfache Volk war nicht gerade gut informiert über die Vorgänge, aber in einer Taverne konnte ich mit einem der höherrangigen Krieger reden. Er war schon ziemlich angetrunken, sodass seine Zunge ziemlich locker war." Er schluckte. "Jedenfalls, dieser Mann meinte zu wissen, dass Fürst Rory die Kralle nicht mehr zufrieden ist mit seiner kleinen Herrschaft über Merrion. Er wolle mehr Land. Natürlich sagte er nicht, was für Land, aber für mich war klar, dass es nur Brymaris sein konnte. Ich meine, auf welches andere Fürstentum könnte Rory den Zorn seiner Männer ziehen?"
Gawain nickte nur, und deutete dem Mann damit fortzufahren. Anscheinend war die Sache doch wichtiger, als einfacher Papierkram. Rory die Kralle war nicht gerade einer der ritterlichsten Herrscher auf Tethra. Er war bekannt dafür, seinen Feinden nie zu verzeihen, und Geschichten über seine Foltermethoden – die er auch an eigenen Soldaten anwandte – waren zumindest auf Tethra weit verbreitet. Diesen Mann als Feind zu haben wäre keine Lapalie, das war klar.
"Naja, jedenfalls stellte ich ein paar weitere Anforschungen an.", erzählte Nicholas weiter, allmählich mit festerer Stimme. "Ich konnte mich nachts einmal unbemerkt auf das Dach der Versammlungshalle schleichen, um dann am nächsten Tag zu lauschen."
Die Versammlungshallen der Gaelen waren Bungalows, und das Dach war meist niedrig, aus Holz. Es war gar nicht so abwegig, dass man vom Dachboden aus, wo ohnehin niemand nachschaute, hören konnte was weiter unten gesagt wurde.
"Als einer der Generäle Rorys anwesend war, schickte er alle Anwesenden aus der Halle, um mit dem General unter vier Augen zu sprechen. Die beiden planten gemeinsam, wie man die Verteidigungen von Burg Brymaris wohl am besten umgehen könnte, und überlegten, ob Unterstützung von der Insel Avalon zu erwarten wäre, wenn Brymaris angegriffen würde."
Besorgt sah der Kundschafter Gawain, der nicht minder sorgenvoll schien, ins Gesicht.
"Rory will Brymaris in drei Monaten angreifen."
Gawain trommelte mit den Fingern auf dem Tisch, während er dem Kundschafter dabei zusah, wie er seinen Hut wieder begann nervös in der Hand zu drehen. "Gut, dass du das herausgefunden hast, Nicholas.", sagte Gawain mit ernster Stimme. "Vielleicht können wir das Unglück verhindern. Du darfst gehen." - "Danke, Herr.", war der Abschied des Kundschafters.
Als der Mann schon eine Weile weg war, rief Gawain einen Dienstboten herein. Er solle doch dafür sorgen, dass ein gewisser Nicholas von Tisbury von nun an doppelten Lohn bekommen solle.
Noch am selben Abend schickte Gawain eine Nachricht nach Glastonbury, wo der König residierte. Gawain hatte zwar viele Rechte, auch militärische – er durfte zum Beispiel alle zur Defensive nötigen Schritte ohne königliche Zustimmung durchführen lassen -, aber für einen Angriffskrieg bräuchte er eine Erlaubnis. Er wollte einen Präventivschlag gegen Fürst Rory durchführen. Lieber wollte er ihn unvorbereitet in dessen eigenem Land treffen, als dass er hier in Brymaris wütete.
Eine Woche später war die Antwort des Königs da. Sie enthielt die Erlaubnis, nein, sogar den Befehl, alles nötige zu tun, um die Gefahr abzuwenden.
Einen Monat später standen tausend waffenfähige Männer bereit. Nach weiteren zwei Wochen lagerten diese Männer, angeführt von Gawain persönlich, vor Porth Merrion. Die Verwaltung von Brymaris hatte Gawain einem seiner Männer überlassen, Rogier von Darlington.
Brymaris blieb vollkommen ungeschützt. Würde die Belagerung scheitern, war Brymaris so gut wie gefallen, denn alle auf Avalon stationierten Soldaten waren vor einiger Zeit nach Europa entsandt worden, um Crecy zu belagern. Anscheinend war es Henry ernst damit, seinen Schwur gegenüber dem Großinquisitor zu halten. Er hatte ja nicht mit einem Konflikt mit Rory rechnen können. Nun war es also an Gawain, Rory zu stellen.
Drei Monate ließ er die Siedlung hungern. Dann wagte Rory die Kralle einen groß angelegten Ausfall.


Fortsetzung folgt...

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Re: [AAR] Die Hüter des Grals

Beitragvon Theoden » 17. Oktober 2012 21:30

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Kapitel 3 - Porth Merrion


"Herr!", rief der Meldereiter, welcher gerade ins Kommandantenzelt gestürmt war, Sir Gawain zu. "Sie machen einen Ausfall!" Sofort blickte Gawain von dem runden Tisch auf, um den alle Offiziere versammelt waren und über ein weiteres Vorgehen beratschlagten.
"Wie viele, wie schnell, wo?", fragte er ohne lange nachzudenken. Gawain konnte durchaus schnell reagieren, wenn es nötig war, und wenn es wirklich einen Ausfall gab, musste es sein.
"Alle, sie sind gerade dabei, das Tor zu verlassen, an der Südseite.", antwortete der Meldereiter sofort. Alle wichtigen Informationen.
Kurz war es still im Zelt.
"Ihr habt es gehört! Auf zu Euren Kompanien!", scheuchte Gawain seine Offiziere mit wilden Gesten auf. "Ich will alle Männer in einer viertel Stunde bereit sehen!"
Es war klug gewesen, den Belagerungsring relativ weit von den Stadtmauern aufzuschlagen. Genaugenommen war es gar kein Ring. Die avalonische Armee hatte nur en Zugang vom Süden und Osten abgeschnitten, um im Falle eines Ausfalls nicht zu weit verteilt zu sein. Damit keine Vorräte aus dem Norden kamen, blockierte die Flotte alle Häfen. Da es Winter war, konnten die Bauern auch nichts liefern.


Eine viertel Stunde später:

Die Männer waren alle in einer Reihe aufgestellt, etwa den dritten Teil einer Meile von der Mauer entfernt. Die Männer waren immer in Alarmbereitschaft, die leicht gerüsteten konnten sich ohnehin schnell vorbereiten, und die schwer gerüsteten trugen in Schichten ihre Ausrüstung, sodass sie jederzeit eingreifen konnten im Falle eines Ausfalls, ohne dauernd ihre schweren Rüstungsteile mitschleppen zu müssen. Das Tor war klein, und so dauerte es für den Feind eine lange Zeit, alle Truppen aus der Stadt zu bewegen, während die Avalonen bereits aufgestellt waren. Bogenschützen vorne, Speerträger dahinter, einige Kerns – leicht gerüstete Speerwerfer aus Brymaris – waren an der linken Flanke aufgestellt. Dahinter wartete Gawain zu Pferde mit seiner Garde.
Als alle Feinde die Stadt verlassen hatten, reif Gawain laut: "BÖGEN SPANNEN!" Der Ruf wurde von kurzem Geklacker durch die Feuerzeuge, und schließlich durch den Ton sich spannender Sehnen quittiert.
Der Feind setzte sich in Bewegung. Als er in Reichweite war, gab Gawain den Befehl zum Feuern. Das Sirren von Pfeilen war zu hören, verstärkt durch den Ton des Feuers, der dem Feind den Mut rauben sollte. Das Ergebnis war ein lautes Geschrei aus den feindlichen Reihen.
"BÖGEN SPANNEN!"


Drei Salven hatten die Schützen abgeben können, bevor sie sich zurückziehen musste, und den Speerträgern Platz machten. Rory hatte es tatsächlich gewagt, mit seinen Reitern vor der eigenen Armee herzureiten und als erster anzustürmen. Der Erfolg des Ansturms gegen die Speerträger war mäßig, doch nicht zu verachten. Lange konnten die Speerträger ihren Vorteil gegen die Reiter auch nicht ausspielen, denn die Gallóc mit ihren schweren Äxten waren nicht weit hinter ihrem General hergerannt. Ein erbitterter Kampf entbrannte. Menschen schrien. Pferde wieherten. Metall schepperte. Und die Gaelen begannen die Oberhand zu gewinnen.
"Männer!", rief Gawain seinen Leibwachen zu. "Stürmt!" Und so stürzte er sich selbst ins Gefecht, dort wo er Rory vermutete.
Es brachte nichts. Ohne Schwung waren die Reiter den schweren Äxten unterlegen. Rory fanden sie nicht, denn der kämpfte an anderer Stelle. Langsam begannen die ersten Männer reißaus zu nehmen. Verdammt! dachte sich Gawain, und überlegte fieberhaft, während er mit einem lauten Schrei den Schädel eines Gallóc spaltete. Wenn diese Schlacht mit einer Niederlage endete, wäre Brymaris fast ungeschützt. Das durfte nicht passieren!
Von seiner erhöhten Position im Sattel aus versuchte Gawain die Lage zu überblicken. Zuerst sah er nichts was Hoffnung in ihm hätte aufkeimen lassen können. Einmal sah er um sich, zwei mal, drei mal. Beim vierten mal hielt er mit dem Blick bei der Mauer von Porth Merrion inne. War das möglich? War Rory so unvorsichtig gewesen? Ja, Gawains Blick schien ihn nicht zu trügen.
"Ritter!", rief er seinen Reitern zu, "Zum Tor, in die Stadt!"
Seine Reiter folgten ihm auf das offene, unbewachte Tor zu.

Die Reiter waren bereits am Tor, als Rory bemerkte, welchen Fehler er gemacht hatte. Sofort kämpfte er sich aus dem Getümmel frei und hielt mit seinen Reitern ebenfalls auf das Tor zu. Zum Glück waren es nur noch wenige Mann. Drei, um genau zu sein. Eine lächerliche Entscheidung. Erst auf dem Marktplatz holte er Gawain ein.
Hier waren Gawains Ritter nun in der Überzahl. Die Armee auf dem Feld war zwar so gut wie geschlagen, aber das war bedeutungslos, wenn die Stadt unter Avalons Kontrolle war. Hier musste Rory sterben oder aufgeben, sonst war alles verloren.
Gawain wendete sein Pferd, und hielt in vollem Galopp auf Rory zu, der eine Axt in Händen hielt, aber kaum gepanzert war. Gawain hingegen war in eine volle Rüstung gekleidet.
Mit lautem Klirren prallte die Axt auf Gawains Schwert, gefolgt von einem weiteren Klirren, als Gawain einen weiteren Schlag abwehrte.
"Stirb!", rief Rory die Kralle auf Gaelisch, und erhob die Axt zu einem dritten Schlag. Den führte er nicht mehr aus. Gawain schlug mit dem Schwert nach dem Kopf von Rorys Pferd. Das Tier brach tot zusammen, den Schädel gespalten, Rory unter sich begrabend. Rorys restliche Männer waren auch in einem kurzen Kampf erschlagen worden.
"Schnell! Nehmt ihn gefangen! Wir verbarrikadieren uns in der Versammlungshalle!", gab Gawain mit hochgeschobenem Visier laut Anweisungen. Bald war die Gruppe von zwanzig Leuten mit einem gefangenem Rory in der Versammlungshalle, von wo aus der Kundschafter vor einigen Monaten die Pläne des Fürsten belauscht hatte.

Gawain nahm seinen Helm ab, und stellte sich vor den gefangenen Gaelen, den man auf einen Stuhl gefesselt hatte.
"Rory von Merrion", nannte Gawain dessen Namen mit verächtlicher Stimme. "Hier bist du auf dich allein gestellt. Deine Männer kommen hier erstmal nicht rein, egal wie die Schlacht dort draußen ausgeht." Dass die Schlacht bereits verloren war, wusste Gawain nicht.
Rory spuckte nur vor die Füße des Gralsritters. "Und jetzt?!", schrie er hasserfüllt, "Soll ich etwa Angst haben?! Irgendwann kommen sie hier doch rein, und dann war das Euer letzter Tag als Lebende!"
"Ah, jaja, so siehst du das also.", sagte Gawain mit siegessicherer Stimme. "Die Sache ist aber die: Du wirst uns hier rausholen. Und das wirst du tun, indem du deinen Männern befiehlst, ihre Waffen niederzulegen."
Rory lachte los. Es war ein hyterisches Lachen. "Das... das meinst du doch nicht ernst?!" Er schien Gawain für verrückt zu halten. Der strich sich nur über den Bart, der dank des Helms keine Blutflecken abbekommen hatte. "Doch, tue ich", meinte er. "Du bist genauso ein Mensch wie jeder andere. Mit ein wenig Druck kriegt man auch dich dazu, alles zu tun. Du kannst wählen: Lass deine Männer die Waffen ablegen, oder stirb einen langsamen Tod. Du weißt doch, wie ein langsamer Tod funktoniert, oder?" Natürlich wusste Rory das. Nicht allzu selten hatte er Feinde qualvoll sterben lassen.
Rory schnaubte nur belustigt. "Das tut ihr nicht. Ich kenne euch Avalonen doch, von wegen Gnade und keine Folter und so. Du bringst es doch gar nicht über dich."
Die einzige Reaktion Gawains war ein Faustschlag auf die linke Wange des Gaelen. Wegen der Kettenhandschuhe musste es besonders schmerzen.
"Denkst du!", sagte er mit einem angewiderten Gesichtsausdruck. Das würde ihm keinen Spaß machen, aber wenn es um sein Leben ging, ließ er sich durchaus zu solchen Methoden herab.
"Nur die Folter zur Befragung ist verboten. Als Strafe -" er schlug ihm in den Magen, was Rory mit einem Stöhnen quittierte, "- ist es erlaubt. Wir machen das jetzt so: Ich frage dich, ob du deine Männer dazu veranlasst, die Waffen zu strecken. Wenn mir die Antwort nicht gefällt, schlage ich zu, und wir wiederholen das Ganze. In Ordnung? Ja, natürlich geht das in Ordnung.
Wirst du deinen Männern befehlen, die Waffen zu strecken." - "Nein!"
Ein Schlag aufs Brustbein, ein ersticktes Stöhnen.
Gawain wartete kurz, dabei prüfend, ob sein Handschuh noch richtig saß. Dann stellte er noch einmal die Frage: "Wirst du deinen Männern befehlen, die Waffen zu strecken?" - "N-Nein."
Eine Ohrfeige auf die rechte Wange, mit der Rückhand. Die Wange wurde von den Kettengliedern des Handschuhs eingerissen.
"Wirst du deinen Männern befehlen, die Waffen zu strecken?" - "Nein!", hustete Rory hervor. Es war aber zu sehen, dass ihm seine eigenen Methoden nicht gefielen. Gawain holte noch einmal zum Schlag aus...

Es brauchte lange, bis Rory endlich aufgab. Aber schließlich klappte es doch. Rorys Männer streckten widerwillig die Waffen, als sie den Befehl erhielten – allerdings erst nachdem Gawain geschworen hatte, dass sie leben durften und ihre Freiheit behalten konnten.
Die Schlacht von Porth Merrion war zwar in einer Niederlage geendet, aber trotzdem hatte Gawain das Unglück von Brymaris abwenden können. Porth Merrion war von nun an so wie Brymaris avalonisches Schutzgebiet.

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Re: [AAR] Die Hüter des Grals

Beitragvon Theoden » 21. Oktober 2012 01:14

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Kapitel 4 - der Anfang vom Ende


Sir Lancelots Armee stand nun bereits seit einem halben Jahr vor Crécy, der größten Stadt der Medici. Das Heer war riesig. König Henry hatte veranlasst, dass das gesamte stehende Heer Avalons und Cheshires sich vereinigen solle, um den ersten Schlag gegen die Ketzer zu führen.
Es war Winter, und Schnee lag überall im Lager. Die Soldaten hatten sich bereits auf einen längeren Aufenthalt eingerichtet, was an den nun schon fast gemütlich eingerichteten Zelten zu sehen war. Doch untätig waren die Männer nicht gewesen, und sie waren es auch jetzt noch nicht. Überall ging es geschäftig hin und her. An einer Stelle hörte man es klirren, wenn einer der Schmiede einen Panzer ausbesserte, an einem anderen Ort ertönte das Gackern der Hühner, für die man Zwecks Verpflegung der Soldaten eine kleine Zucht eingerichtet hatte. Allerdings gab es Huhn nur Sonntags, auch für die Generäle. Für mehr reichte es nicht. An allen anderen Tagen musste man mit Brot, Getreidebrei, oder irgend einer anderen faden Speise vorlieb nehmen. Zumindest war das für gewöhnlich der Fall. Heute jedoch – ein Donnerstag - bekam jeder die doppelte Portion Fleisch, und die letzten Salzvorräte wurden für die Zubereitung verwendet.
"Genieß es!", hörte man die Soldaten einander eintrichtern, vor allem das einfache Fußvolk. "Vielleicht ist heute das letzte mal, dass wir so etwas essen dürfen."
Sir Lancelot hatte verlauten lassen, dass am nächsten Tag die Verteidiger ein letztes mal zur Kapitulation aufgefordert werden würden, und dass bei Ablehnung der Sturm auf die Mauern folgen würde. Durch das bessere und vor allem deftigere Essen sollte den Männern ein wenig Mut gemacht werden.

Am späten Nachmittag des nächsten Tages waren alle Vorbereitungen abgeschlossen. Die Armee würde jederzeit zuschlagen können. Doch zuvor begab sich Sir Lancelot zusammen mit drei seiner Leibwachen und einem Standartenträger, allesamt beritten, vor die Mauern der Stadt, in einem sicheren Abstand zu den Türmen. Oddus hatte anscheinend von den Vorbereitungen Wind bekommen, denn er stand bereits mit seinen Männern auf der Mauer. Lancelot begann zu rufen:
"Oddus de Medici! Ich sage Euch, binnen einer Stunde wird die zur Zeit größte Armee Avalons diese Mauern stürmen. Doch ich gebe Euch die Möglichkeit, diese Bedrohung abzuwenden. Kehrt zurück in den Schoß der heiligen Mutter Kirche! Widerruft Eure ketzerischen Aussagen über die Inquisition! Nehmt den wahren Glauben wieder an, und stellt Crecy unter Avalons Herrschaft! Tut dies, und der Großinquisitor wird sich möglicherweise gnädig zeigen. Eure Männer werden leben dürfen, und möglicherweise wird König Henry Euch mit der Zeit sogar Autonomie gewähren. Alles, was ich verlange, ist der Satz "Ich widerrufe."
Wie entscheidet Ihr Euch?"
Lancelot wusste bereits, wie Oddus antworten würde, doch es war einen Versuch wert. Die Antwort ließ jedenfalls nicht lange auf sich warten. Er rief zurück:
"Wenn diese Armee die größte Eures Königs ist, dann ist die Macht Avalons kläglich. Lancelot von Knutsford, ich sage Euch, binnen einer Stunde wird die größte Armee Avalons ihrem Untergang entgegentreten! Ich werde nicht in Eure heuchlerische Kirche zurückkehren. Ich werde nicht widerrufen, denn Gott ist nicht über die Ungläubigen erzürnt, sondern über die Ausschweifungen der Inquisition! Ich werde bei meinem Glauben bleiben, und Crecy wird weiter in der Hand der Medici verbleiben!
Brecht die Belagerung ab, denn Eure Männer werden den Tod finden!"
Lancelots Ahnung hatte sich bestätigt. Er war bereits jetzt ob der vielen Menschenleben betrübt, die bald weggeworfen würden.
"Wenn Ihr binnen einer Stunde widerruft, werde ich Euch Gnade zukommen lassen. Höre ich bis dahin nichts von Euch, werdet Ihr den nächsten Morgen nicht mehr erleben!", antwortete Lancelot kurz. Er wendete sein Pferd und galoppierte mit seinen vier Begleitern zurück zum Heerlager.

Eine Stunde später stand die Armee vor den Mauern Crecys. Immer noch waren diese voll besetzt. Einige Armbrustschützen waren zu sehen, und neben ihnen ein abgesessener Tross Lanzenreiter: Oddus' Leibwache. Die Hauptarmee Avalons war vor den südlichen Toren, während an den östlichen und westlichen Mauern kleinere Trupps mit Leitern versteckt waren. Lancelot selbst stand bei der Hauptarmee. Die Medici hatten einige Armbrustschützen, doch ihre Reichweite war gering. Die Bogenschützen konnten gefahrlos auf sie schießen. Lancelot ließ das Feuer eröffnen.

Einige Minuten lang hörte man Sehnen nach vorne schnellen, Pfeile sirren und Männer auf den Mauern aufschreien. Als die Bogenschützen schließlich keine Pfeile mehr hatten, und die Feinde auf den Mauern dezimiert waren, liefen einige Speerträger der westlichen Gruppe los, um mit ihren Leitern die Mauern zu erklimmen. An der Ostmauer hatten die Medici vorsichtshalber einige Truppen abgestellt, sodass die dortigen Soldaten nichts tun konnten, als zu warten. Entdeckt waren sie bereits, denn auch dort waren Bogenschützen stationiert gewesen und hatten geschossen.
Als die Speerträger die Mauern erklommen hatten, und sich ihnen kein Feind näherte, marschierten sie sofort zum Stadtzentrum. Der Weg dorthin war frei: alle Soldaten waren an den Mauern. Als die Medici merkten, dass das Stadtzentrum unter avalonischer Kontrolle war, verließen sie alle ihre Positionen, um die Speerträger zu vertreiben. Der Hauptteil der avalonischen Armee würde bald losmarschieren.

Als die ersten Männer an den Mauern die Posten verließen, sah Lancelot, dass der geeignete Moment gekommen war. Er beäugte seine Männer, und sah ihnen eine gewisse Unsicherheit an. Sie hatten Angst. Er ritt auf seinem Schlachtross vor sie, und zog sein Schwert. Er begann zu rufen:
"Männer Avalons! Ihr werdet den ketzerischen Medici heute die erste große Niederlage seit ihrem Abfall vom Glauben bereiten. Seit zweihundert Jahren beleidigen sie Gottes Schöpfung mit ihrer Existenz! Sie haben wahre Christen wie ihr es seid abgeschlachtet. Sie haben Städte geplündert und Frauen vergewaltigt. Nicht weniger als fünf Könige des Royaume haben sie erschlagen. Doch nun werdet Ihr das Ende dieser Gräueltaten einläuten! Habt Mut, denn Gott blickt wohlwollend auf uns. Ihr werdet in die Geschichte eingehen als diejenigen, welche die Medici geschlagen haben, und sie Gottes Gerechtigkeit überantwortet haben! Für die Christenheit! Für Gott unsern Herrn! Und vor allem für Avalon! ANGRIFF!"
Nun setzten sich die Leiterträger an der Südmauer auch in Bewegung, und mit ihnen der Rammbock. Auch an der Ostmauer setzten sich die Männer in Bewegung. Die Medici würden im Stadtzentrum eingekesselt sein. Bald strömten hunderte Speerträger und einige Schertkämpfer über die Leitern und durch das Tor in die Stadt. Sie liefen zielstrebig in Richtung des Stadtkerns, um ihren Brüdern, welche dort immer noch ausharrten, zu helfen. Sir Lancelot ritt ihnen hinterher, um ihnen Mut zu machen. Bald war auf dem großen Platz ein heftiger Kampf ausgebrochen. Die schweren Lanzenreiter der Medici fielen schnell avalonischen Speeren zum Opfer. Bald gelang es den abgesessenen Rittern, Oddus und seine Leibwache vom restlichen Kampf zu isolieren. Der Ketzer nahm vielen guten Männern das Leben, doch schließlich bohrte sich ihm avalonischer Stahl von einem einfachen Bauern durch die Brust, und er fiel tot zu Boden.
Die feindlichen Soldaten verloren bald den Mut, kämpften aber verzweifelt weiter. Lancelot spornte die Soldaten dazu an, noch ein wenig länger auszuhalten.
"Oddus de Medici ist tot! Lasst jetzt nicht nach! Die Schlacht ist bald gewonnen!", ertönte es aus Lancelots Richtung.
So bald war sie aber doch nicht gewonnen. Stundenlang kämpften die Männer, doch Lancelots ständiger Ansporn ließ sie durchhalten. Am Ende überwiegten Avalons Soldaten, und die Feinde waren gänzlich eingekesselt. Nur noch die Leibwachen des toten Generals waren übrig. Sie kämpften verbissen weiter, doch ein Sieg war für sie nicht mehr zu erreichen. Als nur noch vier Männer widerstand leisteten, warf einer von ihnen sein Schwert zu Boden, ging auf die Knie, und streckte seine Arme in die Luft.
"Ich ergebe mich!", rief er laut. Von dieser Geste vollends entmutigt warfen nun auch die anderen drei Soldaten ihre Waffen von sich.

Die größte und wichtigste Stadt der Medici war damit gefallen. Es war der Anfang vom Ende der Ketzer.

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Re: [AAR] Die Hüter des Grals

Beitragvon Theoden » 25. Oktober 2012 13:59

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Kapitel 5 - Die hohe Politik


Francis ging mit ruhigem Schritt durch den weiten Gang. Die Burg von Knutsford war weitläufig gebaut worden, noch lange bevor sie König Henry anvertraut worden war. Hier im Verhandlungstrakt waren die Wände besonders fein ausgeschmückt. Verhandlungstrakt hieß er, weil hier Verhandlungsräume in Fülle anzufinden waren. Es war für die ehemaligen Grafen von Cheshire unabdingbar gewesen, Verhandlungen zu führen, oft mehrere parallel, um ihre Unabhängigkeit gegen das Royaume, die Medici und die Vexille behaupten zu können. Nun da Cheshire an Avalon übertragen worden war, gab es keinen Grund mehr für derart viele Verhandlungen - zumindest nicht hier in der Grafschaft -, aber die Räume waren immer noch da. Francis war einer der Männer aus Lancelots Dienerschaft, die gemeinsam mit dem Ritter nach Cheshire aufgebrochen war, als Lancelot zum Verwalter der neu erworbenen Grafschaft ernannt worden war. Während Lancelot nun im kürzlich eroberten Crecy für Ordnung sorgte, arbeitete ein Teil seiner Dienerschaft, und damit auch Francis, für seinen Vertreter, Sir Laurens von Wexford.
In den letzten Tagen wurden die Räumlichkeiten wieder genutzt, wenn auch nicht alle. Eine Gesandtschaft des Ordens der Fahlen Ritter - einem Kreuzzugsorden mit Hauptsitz in der Heiligen Stadt Bae Éden - war in Knutsford angekommen. Campagnola war von ihrem Vater, Großmeister Bohemund, damit beauftragt worden, Handelsrechte abzuschließen. Auch in diesem Moment befand sich die Adlige - Prinzessin konnte man sie nicht nennen, denn ihr Vater war kein König - zusammen mit Sir Laurens in einem der Räume, und die beiden verhandelten, natürlich unter Beteiligung einiger Ordensmitglieder und avalonischer Adliger, allerdings auf beiden Seiten keine bedeutenden Persönlichkeiten.
Schließlich blieb Francis vor der Tür zu eben jenem Verhandlungsraum stehen. Die Wachen - beides Ordensritter, denn Sir Laurens selbst stellte in diesem nicht öffentlichen Trakt keine Wachen auf - hielten ihn nicht auf. Dennoch hob Francis die rechte Hand, in welcher er ein Pergament hielt, damit verdeutlichend, dass er eine Botschaft zu überbringen hatte. Ohne aufgehalten zu werden - ein wirkliches Recht dazu hatten die Ordensritter ohnehin nicht - klopfte er an der Tür, und trat nach einer entsprechenden Aufforderung ein. Dort saßen die Verhandlungspartner - zusammen mit Laurens und Campagnola sechs an der Zahl - zusammen um einen runden Tisch. Der Tisch war auch schon eine avalonische Besonderheit, denn an anderen Höfen war er langgezogen, sodass klar erkennbar war, wer der ranghöchste war: derjenige am Kopfende. In Avalon waren solche allzu klaren Erkennungszeichen für den Rang nicht Tradition. Neugierig blickte Campagnola den eintretenden Avalonen an, doch sie sagte nichts. Die Blicke der Ordensritter waren eher skeptisch, die Avalonen hingegen kümmerten sich um Francis nicht weiter.
"Was gibt es denn?", fragte Laurens. "Ist es etwas wichtiges?" Ein klein wenig Ungeduld war in seiner Stimme zu erkennen, aber nur wenn man genau hinhörte. Francis antwortete. "Nun, der Bote, welcher mir dieses Schriftstück übergab, meinte, es sei Euch unverzüglich zu übergeben, ich gehe also davon aus." - "Dann werde ich Euch wohl glauben. Ihr könnt es mir gleich geben." Auffordernd streckte Laurens seinem Gesprächspartner die offene Hand entgegen. Francis überreichte ihm das Pergament, und verschwand, nachdem Laurens ihm erlaubte, zu gehen. Der Ritter entrollte das Pergament, sich dabei für die kurze Unterbrechung entschuldigend. "Es ist nichts schlimmes.", gab Campagnola daraufhin zurück, woraufhin Laurens begann, zu lesen.

Ich bin guter Hoffnung, dass Euch diese Botschaft noch vor der Abreise Campagnola de Ibellins erreicht. Wenn dem so ist, habe ich wichtige Order an Euch, Sir Laurens. Den Orden der Fahlen Ritter und den des Heiligen Johannes verbindet schon seit jeher ein enges Band. Als Großmeister der Johanniter gedenke ich, dieses Band, und damit auch das Band zwischen Avalon und den Fahlen Rittern, zu kräftigen. Dies wäre vor allem zu erreichen durch die Hochzeit Prinz Arthurs mit Campagnola de Ibellin. Durch die familiäre Verbindung zwischen den Großmeistern beider Orden könnte ein viel mächtigeres Bündnis gegen die Muslime, welche die Heilige Stadt bedrohen, aufgebaut werden, und selbiges gilt auch für Avalon. Eine Verbindung zwischen dem Königreich und den beiden Orden kann nur nützen. Ich fordere Euch also auf, die Gesandtschaft des Großmeisters Bohemund dazu zu bewegen, in Knutsford zu verweilen, bis mein Sohn eintrifft, damit er und die Tochter des Großmeisters sich kennen lernen können. Hat die Sache Erfolg, werden wir ein Heiratsbündnis mit den Fahlen Rittern haben, das uns gegen Angriffe von Christen absichert, die ja keinen Ritterorden gegen sich haben wollen, und das uns auch ermöglicht, effektiv in die Verteidigung Bae Édens einzugreifen. Tut daher Euer Bestes.

post scriptum: Ihr könnt auch anfügen, dass die Hochzeit möglicherweise zu einem besonders großen Festanlass werden kann, denn meine Tochter Prinzessin Cecilia wurde vor wenigen Tagen verlobt. Bei guter Planung können beide Hochzeiten zum selben Zeitpunkt abgehalten werden.


Gezeichnet war das Pergament mit dem Siegel der Könige Avalons auf Wachs: ein stilisierter Kelch, der Heilige Gral.
Laurens ließ das Pergament sinken, und an Campagnola gewandt begann er, den Auftrag umzusetzen.
"Euer Gnaden", begann er, "Ich soll Euch ausrichten, dass Seine Maiestät König Henry äußerst erfreut wäre, wenn Ihr Euch dazu bewegen lassen könntet, für einige Tage hier zu bleiben, damit Ihr Prinz Arthur, der bald kommen wird, besser kennen lernen könnt. Eventuell wäre auch über eine Heirat nachzudenken, zumindest beabsichtigt Seine Maiestät das." Campagnola wandte sich überrascht zu ihren beiden Begleitern um, die kurz auf sie einredeten. Schließlich sah sie wieder zu Laurens. "Gewiss, ich habe keine weiteren Aufgaben zu Hause, ich werde also bleiben.", meinte sie mit einem charmanten Lächeln.


Zwei Monate später war das Vorgehen des Königs von Erfolg gekrönt. Seine beiden Kinder, Prinz Arthur und Prinzessin Cecilia hatten beide einen guten Ehepartner gefunden. Arthur die Tochter des Großmeisters des größten Kreuzritterordens in Syrianna, und Cecilia war mit einem Adligen aus dem Royaume, Ádam de Marseille, verbandelt worden. Zwar war Ádam politisch kein Gewinn für Avalon, aber er war ein fähiger Mann. In den Kriegen des Royaume gegen die Vexille hatte er sich durch alles ausgezeichnet, was das Ideal eines avalonischen Ritters aumachte: Eigenverantwortung im Kampf, Mut, Tugendhaftigkeit, Loyalität und Frömmigkeit. Genau die Sorte Mensch, welche König Henry als Verwalter im Frieden und Heerführer im Krieg haben wollte.
Im Winter des Jahres 222 s.T. wurde die Doppelhochzeit von Kardinal Aston, dem Bischof von Glastonbury, in der Kathedrale ebenjener Stadt abgehalten.

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Re: [AAR] Die Hüter des Grals

Beitragvon Theoden » 28. Oktober 2012 23:24

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Kapitel 6 - Der Zug nach Borgia


Eine hohe Schneedecke lag auf dem Boden des Herzogtums Borgia. Bis vor kurzem war der in weiß gekleidete Wald mit dem unberührten Schnee ein schöner Anblick gewesen. Inzwischen war der Schnee auf der Anhöhe, auf der das avalonische Heer stand, plattgetrampelt, schmutzig. Auch die Geräuschkulisse war nun alles andere als schön. Das rythmuslose Klopfen von Äxten auf Holz, aus dem die Bogenschützen Spitzfähle fertigten, das Gebrüll von Unterkommandanten, die Anweisungen gaben, das Wiehern von unruhigen Pferden, all dies vermengte sich zu einer unglaublichen Kakophonie, die vor jeder Schlacht zu vernehmen war. Ádam de Marseille störte sich nicht daran. Er mochte diese Geräusche, denn es waren die Töne, die den baldigen Sieg ankündigten.
"Ádam, wie steht es um die Stolperlöcher?", rief ihm Lancelot von dessen Schlachtross zu. Ádam wandte sich um. Die bereits angelegte Rüstung störte ihn dabei fast gar nicht, denn als Mitglied der königlichen Familie von Avalon – auch wenn er es nur durch Heirat war – hatte man ihm eine äußerst hochwertige Rüstung zur Verfügung gestellt, die tatsächlich mehr Freiheit bot, als ein Kettenhemd.
"Fast fertig.", rief er zurück, und setzte sich in Richtung des Generals in Bewegung. Er wollte nicht das ganze Gespräch über seine Stimmbänder strapazieren müssen. "Es fehlen nur noch drei Fuß, dann ist genug Fläche damit eingedeckt."
Da Martinus de Medici mit viel Kavallerie anrückte, hatten Lancelot und Ádam einen Plan ausgetüftelt, mit dem sie die Stärken der Kavallerie entschärfen konnten. Vor den Bogenschützen, weche die vorderste Reihe der Schlachtlinie bilden sollten, hatten sie drei Reihen von Spitzpfählen in den Boden rammen lassen, an denen sich jedes Pferd selbst aufspießen würde. Vor den Pfählen waren die Soldaten gerade dabei, Löcher von einem Fuß Tiefe und Durchmesser zu graben, in denen die feindlichen Pferde im Ansturm stolpern sollten. Dass kein Reiter bis zu den Schützen würde vordringen können, war klar.
"Gut", antwortete Lancelot. "Sag deinen Männern, sie sollen sich bereit halten. Die Medici sind auf dem Vormarsch. In einer halben Stunde sollten sie da sein. Ich will, dass jeder Mann mindestens eine viertel Stunde davor auf seinem Posten steht." - "Zu Befehl.", war Ádams knappe Antwort, bevor er sich umwandte, um zu seinen Männern zurückzukehren. Ádam war zwar Teil der königlichen Familie, und hatte für das Royaume bereits früher erfolgreich Schlachten gegen die Vexille geschlagen, aber König Henry wollte erst, dass er sich in einem avalonischen Heer bewies, bevor er selbst zum Heerführer werden würde. Dass er sich im Kampf gegen die Medici bewies, war auch eine Bedingung dafür, dass er zum Gralsritter geschlagen würde. Bis dahin würde er unter dem Kommando von Sir Lancelot stehen, der sich diese Ehre bereits verdient hatte. In dieser Schlacht würde Ádam nur eine kleine Reitereinheit führen – dafür aber die beste, die Avalon zu bieten hatte.
Die Schlacht mit grimmiger Genugtuung erwartend, stapfte er durch den Schnee zu seinen Männern.


~ eine halbe Stunde später ~

Ádam stand neben seinem Pferd, bereits in voller Rüstung, umgeben von Männern, die ebenso in Stahl gekleidet waren, wie er selbst. Auch sie standen alle neben ihren Reittieren, in einer dichteren Stelle des Waldes, wo sie von keinem Feind gesehen wurden – zumindest solange sie nicht aufsaßen.
"Sie kommen", sagte einer der Männer neben ihm knapp. Ádam konnte ihn gut verstehen, denn noch hatten alle Soldaten ihr Visier hochgeklappt. Die Kälte war doch ein Stückchen angenehmer, als die große Hitze in der Rüstung. Ohne sich nach dem Sprecher umzusehen, erwiderte er: "Sie sind noch zu weit weg. Erst wenn die Bogenschützen verstummen." Der Ritter sagte daraufhin nichts mehr. Für fünf Minuten war nichts mehr zu hören, außer dem gelegentlichen Schnauben eines Pferdes. Unterbrochen wurde die angespannte Stille erst durch einen lauten Ruf, der durch die Entfernung aber nur noch schwach zu hören war. "Feuer frei!" Ádam ordnete die Stimme Lancelot zu. Sofort war das Sirren von sich entspannenden Bogensehnen und fliegenden Pfeilen zu hören, nach einigen Sekunden gefolgt von weit entfernten Todesschreien. Die Bogenschützen hatten offenbar gut Maß genommen.
Nach der zweiten Salve konnte man auch entfernt die Geräusche einer marschierenden Armee vernehmen. Die Medici näherten sich der avalonischen Schlachtlinie. Auch die Todesschreie klangen immer näher, auch wenn sie sich nicht direkt auf das Versteck der Reiter zubewegten. Es war wie ein langsam abgespieltes Lied, dessen Melodie sich immer wiederholte. Leises Ziehen, wenn die Bögen gespannt wurden. Sirren, wenn die Sehnen losgelassen wurden. Scheppern und Schreien, wenn die Pfeile landeten. Das ganze wiederholte sich in einem Takt von zehn Sekunden. Avalonische Bogenschützen waren berühmt für ihre hohe Treffsicherheit und Schussrate.
Achtzehn mal spielte sich das ganze ab – Ádam zählte genau mit – bevor lautes Hufgetrappel zu vernehmen war. Die Lanzenreiter der Medici hatten sich in Bewegung gesetzt, und hielten offensichtlich auf die avalonische Linie zu.
Ádam gab Befehl, dass sich die Männer bereit machen sollten. "Aufsitzen!" Alle taten wie geheißen. "Bereit halten!" Noch wollte er warten, bis das Wiehern der stolpernden Pferde ertönte. Doch es kam nicht. Anscheinend hatten die Reiter Verdacht geschöpft, als sich die Bogenschützen nicht vor dem Ansturm zurückzogen. Der Schussrythmus wurde wieder aufgenommen. Wenn die Reiter sich schon zurückzogen, wollte Lancelot ihnen wohl möglichst viele Verluste zufügen. Das Wiehern von sterbenden Pferden war nun doch noch zu hören. Doch auch das verstummte bald zu Gunsten des aus der Entfernung nur leise zu hörenden Stapfens von mehreren hundert Eisenstiefeln im Schnee. Die Infanterie rückte an. Noch vier mal war das Sirren zu hören, dann nicht mehr. Offenbar hatten sich die Schützen endlich zurückgezogen, weil der Feind zu nah war.
"Reitet!", gab Ádam den Befehl, aus dem Versteck herauszustürmen. Er und alle anderen Reiter gaben den Pferden die Sporen.
Als die Gruppe aus dem Wäldchen herausbrach, verschaffte sich Ádam schnell einen Überblick. Die feindliche Infanterie war an der Schlachtlinie angelangt, und war von den schweren Hippenträgern in Kämpfe verwickelt worden – hinter den Verteidigungsanlagen. Gegen die Infanterie wäre ein Ansturm also nur Selbstmord. Am Fuß des Hügels, auf dem sich die Avalonen verschanzt hatten, war allerdings die feindliche Kavallerie darin begriffen, die Verteidigungsanlagen seitlich zu umgehen. Mit den versteckten Reitern hatten die Medici wohl nicht gerechnet.
"Stürmt gegen die Kavallerie!", rief Ádam, klappte das Visier herunter, und gab seinem Pferd die Sporen. Alle anderen taten es ihm gleich. Als das Pferd seine Höchstgeschwindigkeit erreicht hatte, nahm Ádam die Lanze, welche an der Seite des Pferdes befestigt war, und richtete sie in Richtung des Feindes. Der war allerdings schon zu nah, als dass er hätte Schwung zum Ansturm nehmen können. Er würde die volle Wucht des Lanzensturms zu spüren bekommen.
Statt anzustürmen, stellten sich die Feinde nun in dichten Reihen auf. Offenbar wollten sie die Wucht des Ansturms abfangen. Ádam wusste, dass das nichts nutzen würde – nicht gegen seine Männer. Ádams Einheit näherte sich dem Feind rasant. Nur noch fünfzig Fuß trennte die Gegner voneinander. Den Lärm der trampelnden Hufe blendete Ádam aus.
Vierzig Fuß. Dreißig.
Zwanzig, zehn.
Ádams Lanze bohrte sich in einen der Feinde und brach. Der Ketzer fiel mit dem Lanzenende im Bauch aus dem Sattel. Ádam warf den nutzlosen Griff der Lanze fort, und zog sein Schwert.


~ eine halbe Stunde später ~

"Hippenträger zurückziehen! Sie sollen sich zur Seite bewegen!", rief Lancelot einem nahen Meldereiter zu, der sich sofort in Richtung der Schlachtlinie in Bewegung setzte. Dann wandte der General sich seiner eigenen Leibwache zu. "Wir genauso. Aber nur hundert Schritt. Los!"
Zwar hatte Ádam anscheinend die feindliche Kavallerie zerschlagen können, aber die gut gerüstete Infanterie war kurz davor, durchzubrechen. Mit einem Scheinrückzug wollte Lancelot sie dazu bringen, die Formation aufzulösen.
Lancelots Reiter erreichten den Rückzugsort sehr viel schneller als die Infanterie, sodass er Zeit hatte, die Situation zu beobachten. Die Hippenträger waren leichter gerüstet als die abgesessenen Lanzenreiter, und waren entsprechend schneller. Es gab nur wenige Verluste durch den Rückzug. Und Lancelots Plan ging auf: Die Feinde verfolgten die Hippenträger, wodurch sie Lancelots Rittern die Flanke präsentierten!
"Stürmt, Männer!", reif Lancelot, und gab seinem Pferd die Sporen.
Die Infanterie konnte dem Ansturm nichts entgegensetzen. Durch die tödlichen Lanzen kam sicher die Hälfte sofort ums Leben. Die andere Hälfte leistete nur noch schwachen Widerstand, der gänzlich gebrochen wurde, als die Hippenträger sich plötzlich umdrehten und den Kampf wieder aufnahmen. Der Feind verfiel in heillose Flucht.
"Halt!", rief Lancelot den eigenen Soldaten zu. "Lasst sie laufen, die Kavallerie wird sich um sie kümmern!"
Und tatsächlich liefen die Ketzer bald Ádams Kavallerie in die Arme. Nur wenige entkamen, der Rest wurde gefangen genommen.

Die Gefangenen wurden alle in die Freiheit entlassen – freilich erst nachdem man sie aller Waffen und Rüstung entledigt hatte. Diese Armee war das einzige Hindernis auf dem Weg nach Borgia gewesen, und nun setzte sich die avalonische Streitmacht weiter in Bewegung. Borgia würde binnen eines halben Jahres fallen. Selbst ohne die Stadt zu stürmen, würden die Verteidiger nicht genug Lebensmittel für längeres Ausharren lagern können. Zumindest setzte Lancelot darauf.
Zweieinhalb Jahre später stand Borgia immer noch unter Belagerung...

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Re: [AAR] Die Hüter des Grals

Beitragvon Theoden » 30. Oktober 2012 18:46

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Kapitel 7 - Vorboten


Trauer stand in Arthurs Gesicht geschrieben. Wieso hatte es so weit kommen müssen? War es wirklich nötig, das zu tun, was er gleich tun würde? Ja!, bekräftigte der Prinz sich selbst. Die Aufständischen entzogen sich nicht nur Avalons Herrschaft. Sie taten den braven Bürgern der Inselnation Leid an. Es konnte so nicht weitergehen.
Arthur zog die Zügel seines Pferdes, um sich hinter die Schlachtlinie zurückzuziehen.
"Loefwine!", sagte er beim Vorbeireiten zu einem seiner Männer, "Geht und heißt die Truppen feuern."
Verbittert ritt der Prinz weiter, nicht auf eine Antwort wartend. Er hatte gerade den Befehl gegeben, seine eigenen Landsleute zu töten! In seinem Hals schien sich ein Kloß verfangen zu haben, das Schlucken machte ihm Schwierigkeiten. Mit einer kurzen Bewegung der Zügel ließ er sein Pferd zu seiner Kavallerie traben. Er war noch nicht angekommen, da hörte er, was vor jeder Schlacht zu hören war, die von Avalon geschlagen wurde: sich spannende Sehnen. Am liebsten hätte Arthur sich umgedreht und laut "Stop!" gerufen. Doch er tat es nicht. Sirren war zu hören.
Arthur war bei seiner Kavallerieabteilung hinter den Linien angekommen und ließ sein Pferd wenden, sodass er die Schlachtlinie sehen konnte. Leise trug der Wind Todesschreie über die Ebene. Es schmerzte Arthur innerlich, das zu hören. Es war sein Volk, das gerade im Pfeilhagel starb!
Die Aufständischen näherten sich weiterhin. Und die Bogenschützen schossen weiter.
Jedes Sirren ließ Arthur schauern, denn jeder Schuss bedeutete den Tod für einen einst braven Avalonen.
Er wollte das Gesicht in den Händen vergraben. Sich die Ohren zuhalten. Er wollte das alles nicht mitbekommen. Aber er musste. Er musste, denn er war der Prinz von Avalon, und es war seine Pflicht, die Einwohner seines Landes vor Schaden zu schützen, auch wenn er durch Aufstände verursacht wurde. In diesem Moment war ihm seine Pflicht zuwider.
Die Aufständischen näherten sich der Schlachtlinie.
"Bogenschützen zurück!", rief er einem Meldereiter zu, der sofort davon ritt.
Eine halbe Minute später sah er, wie die Schützen seinem Befehl folgten. Stattdessen gingen nun die Hippenträger nach vorne. Es würde ein Massaker geben. Die Bauern, welche sich größtenteils nur irgendwelche Werkzeuge als Waffen geschnappt hatten, konnten den schweren Rüstungen der avalonischen Hauptstreitmacht nichts entgegensetzen. Die Hippen jedoch würden kaum durch irgendwelche Rüstung aufgehalten. Die meisten der Bauern trugen ihre Alltagskleidung. Einige wenige hatten sich aus Leder eine behelfsmäßige Rüstung gefertigt. Die half nichts.
Die Hippenträger stellten einfach eine Mauer auf. Eine Mauer aus Hippen, an der keiner vorbeikam. Die Bauern jedoch hatten keine Ahnung von Taktik. Brüllend rannten sie in den tödlichen Speerwald hinein. Ohne etwas zu tun töteten die Hippenträger die erste Reihe von ihnen. Als sie die Waffen nun fest in die Hand nahmen, stürmten die Bauern weiter an. Die Soldaten stachen, hackte, schlugen. Noch bevor die dritte Reihe fiel - wenn man bei den Rebellen überhaupt von Reihen sprechen konnte -, rannten die ersten vom Schlachtfeld. Bald folgten weitere. Innerhalb weniger Minuten wurde die wütende Meute zu einem Haufen panischer Bauern.
Mit gemischten Gefühlen beobachtete Arthur die Flucht. Sie stürmten in alle Himmelsrichtungen davon. Das war gut. Sie würden nicht mehr zu einem Heer zusammenfinden.
Plötzlich sah Arthur die Bogenschützen sich bewegen. Nein! Das konnte nicht sein!
Er grub die Sporen so tief in die Flanken seines Pferdes, wie er nur konnte, um so schnell es nur ging zu den Schützen zu gelangen. Sie waren gerade dabei, die Bögen zu spannen. Es brauchte nur wenige Momente, da erreichte Arthur schon die hinterste Reihe. Einem der Männer schlug er den Schwertknauf gegen den Kopf, sodass dieser kurz taumelte, aber nicht zusammenbrach.
"Was bildet ihr euch ein?!", brüllte er von seinen Emotionen mitgerissen los. "Auf Fliehende wird nicht geschossen! Heiße ich etwa Vaklav Dracule?! Bei der heiligen Mutter Gottes, ich schwöre euch, wer von euch auch nur einen Fliehenden niederstreckt, der wird von Avalon verbannt!
Ich werde nicht zulassen, dass in Avalon auf Wehrlose geschossen wird! Und wer das nicht verstanden hat, hat nichts in diesem Königreich zu suchen! Habe ich mich verdammt nochmal klar ausgedrückt?! Ich - "
"Herr!", unterbrach ihn ein Meldereiter, dessen Kommen Arthur gar nicht bemerkt hatte. Der Prinz hielt in seiner Schimpftirade inne. "Herr, Sir Loefwine will wissen, wie mit den Verletzten unter den Aufständischen zu verfahren ist." Ungläubig blickte Arthur den Mann an. "Das fragt er noch? Natürlich werden sie sofort in ein Feldlazarett gebracht!"

Und so geschah es. Das Lazarett wurde nicht allzu voll. Von denen, die gekämpft hatten, gab es nur wenige Überlebende, und die Aufständischen waren früh geflohen.
Mit traurig glänzenden Augen sah Arthur die Reihen der Verletzten entlang. Hatte er selbst das zu verschulden? Nein, darüber wollte er sich lieber keine Gedanken machen. Arthur wollte nicht zu unangenehmen Schlüssen kommen.
Stattdessen begann er, die Reihen an Feldbetten abzulaufen. Die Verletzungen genauer zu sehen hob seine Stimmung nicht sonderlich. Da gab es Männer, deren Brustkorb war von einer Hippe zertrümmert worden. Anderen war bereits das Bein abgenommen worden, weil sich ein Widerhaken der Hippe darin verfangen und die Wunde ausgefranst hatte. An anderen Stellen konnte man Männer mit Pfeilwunden sehen. Zwar war die Spitze klein, aber die Wunden konnten durchaus unschön sein.
Vor einem der Aufständischen, der vergleichsweise wenig schwer verletzt war - er hatte eine nicht besonders Tiefe Fleischwunde am Bein - blieb Arthur stehen. "Du.", sagte er, "Wie heißt du?" Der Mann sah ihn mit einem Gesicht an, das gemischte Gefühle ausdrückte. "Alfred", meinte der Verwundete mit misstrauischem Ton. "Aber was interessiert Euch mein Name?" "Ich will wissen, mit wem ich rede." Arthur besah sich die Wunde am Bein, die aber schon verbunden worden war. "Kannst du reden, oder bereitet dir die Wunde zu große Schmerzen?" Der Mann sah verdutzt drein. "Was kümmert es Euch? Ihr könnt doch so oder so mit mir reden, egal was ich will." Als Arthur nichts sagte, meinte Alfred nur: "Es geht."
"Es ist mir ganz sicher nicht egal, was du willst. Du bist immer noch Bewohner dieses Landes, und deshalb ist es meine Pflicht, für dein Wohlergehen zu sorgen." Kurz schwieg er, und besah sich das Gesicht des Mannes. Er war offensichtlich ein wenig verwirrt von dem, was der Prinz redete. "Sag mir, wieso bist du mit den anderen Bauern plündernd durch Avalon gezogen? Wieso habt ihr geraubt, wieso habt ihr Händler überfallen, wie es die Vogelfreien tun? Antworte ehrlich."
Arthurs Blick schien, als wolle er bis in die Gedanken des Mannes vordringen, um alles zu erfahren.
"Ihr... Ihr wisst das nicht?!" Der Bauer schien ehrlich überrascht. "Nein, ich weiß es nicht.", antwortete Arthur geduldig. "Ich wollte nicht Landsleute gegen Landsleute kämpfen lassen. Dass ihr mit eurem Haufen über die Insel gezogen seid, hat meinen Vater den König dazu gezwungen. Es soll nicht noch einmal passieren. Aber dafür muss ich wissen, wieso ihr das getan habt."
"Na gut", meinte Alfred, anscheinend nicht ganz überzeugt. "Ich bin Bauer, und lebe nahe der Küste, bei West Derby, im Norden der Insel. Das Land, das ich bearbeite, ist nicht besonders groß. Es reicht aber meistens, um mich und meine Familie zu ernähren, und noch Saatgut für das nächste Jahr übrig zu haben. Das wird dieses Jahr nicht so sein." Verbittertheit zeichnete sich in seinem Gesicht ab. "Vor einem Monat, während der Erntezeit kam eine Gruppe Bewaffneter auf meinen Hof. Sie behaupteten, vom König geschickt zu sein, um die neue Sondersteuer einzusammeln. Wer sich widersetze, käme vor Gericht, meinten sie." Der Bauer blickte zu Arthur auf, und sah ihm in die Augen. "Ihr müsst wissen, ich kann es mir nicht leisten, vor Gericht zu kommen. Wenn es sich lange hinzieht, hätte ich sicher sein können, dass das reife Korn auf den Feldern verfault wäre.
Jedenfalls wollten diese Steuereintreiber die Hälfte meiner Ernte. Ich wollte mich zuerst weigern, aber sie drohten mir mit ihren Schwertern. Mit der Hälfte meiner Erträge kann ich meine Familie nicht ernähren. Aber ich musste es alles abgeben." Die Stimme des Bauern wurde immer mitgenommener. Das Schicksal hatte es offenbar wirklich nicht gut mit ihm gemeint. "Ich hätte meine Familie, Frau Kinder, im kommenden Winter verhungern lassen können. Oder ich konnte stehlen. Stehlen, für das Leben meiner Familie. Und offenbar ging es vielen Bauern so. Und deshalb haben wir uns zusammengetan. Naja, bis heute. Ich glaube nicht, dass die anderen sich wieder sammeln werden." Die Augen des Bauern glänzen feucht. "Und ich - ich werde nicht mehr zu meiner Familie kommen können. Sie werden diesen Winter hungern!" Er begann zu schluchzen. Von der Verletzung hatte er sich nicht beeindrucken lassen. Auch nicht davon, mit dem Prinzen zu reden. Aber die Einsicht, dass er seine Familie enttäuscht hatte, die traf ihn.
Mitleid überkam Arthur. Mitleid für diesen Mann, und alle anderen, die gezwungener weise geplündert hatten. Und Wut. Unbändige Wut gegen diejenigen, die das zu verantworten hatten. Es waren keine Männer des Königs gewesen, die diese "Sondersteuer" eingesammelt hatten, das war klar.
"Alfred, deine Familie wird nicht hungern.", meinte er zu dem Bauern mit erstickter Stimme. "Wem den Betrügern das Korn für den Winter abgenommen haben, denen soll die Hilfe des Königs zuteil werden. Es ist genug Getreide gelagert für mehrere Jahre. Solange ich lebe, wird auf Avalon kein Bauer hungern, wenn ich es verhindern kann!"
Arthur wandte sich von dem dankbar drein blickenden Bauer ab, und verließ langsam das Zelt.

Wer hatte diesen Betrug zu verantworten? Diese Frage stellte sich der Prinz, nachdem er sich beruhigt hatte. Eine Schwindlerei von solchem ausmaß, dass daraus ein Bauernaufstand erwachsen war - noch nie in der Geschichte Avalons war es dazu gekommen! - konnte nicht ein einzelner zu verantworten haben. Und es war nicht die einzige Auffälligkeit in den letzten Monaten. Auf rätselhafte Weise hielten die Medici in Borgia immer noch der Belagerung Stand - seit zwei Jahren! Konnte das etwas mit den Vorgängen auf der Insel zu tun haben?
Arthur beschloss, solchen Dingen in Zukunft mehr Beachtung zu schenken. Es ging eindeutig nicht mit rechten Dingen zu.

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Arise, arise, riders of Theoden! Spears shall be shaken, shields shall be splintered! A sword day... a red day! Ere the sun rises!
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Re: [AAR] Die Hüter des Grals

Beitragvon Abdülhamid » 2. Dezember 2012 10:05

Nur mal als Frage, könnte man den aragonischen Teil und die Reichsgebiete Italiens (papst, Genua) mit Reichsfarbe umranden? Wäre nett und für nen guten Kartographen wie dich schnell getan. ^^