[AAR] Der rote Drache rückt vor

AAR u.a. zu Spielen der Total War Reihe

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[AAR] Der rote Drache rückt vor

Beitragvon mediawikinger » 20. März 2013 22:04

Hallo,
die Kommentare bitte hier rein.
Am Anfang fehlen leider noch ein paar Bilder. In den späteren Kapiteln gibts dann mehr.


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Prolog

9. April 1121 Königreich Wales, Grafschaft Dyfed, Burg von Dinefwr

Die Schreie aus dem Turmzimmer drangen durch die gesamte Burg. Selbst das Prasseln des Regens konnte sie nicht übertönen.
In der großen Halle herrschte Hektisches treiben. Dienstmädchen huschten durch die hintere Tür und trugen saubere Tücher und Laken hinauf in den Turm. Dabei wurden sie argwöhnisch vom Burgherren beäugt welcher unablässig zwischen dem großen Kamin und einem Fenster hin und her wanderte. Weitere Schreie hallten durch die Burg und bei jedem zuckte er unmerklich etwas zusammen.
Kronprinz Cadwgan von Wales war bereits 27 Jahre alt und immernoch kinderlos. Doch er hoffte, dass sich dies heute ändern würde. Bald würde sein Vater den Königstitel abgeben und dann benötigte das Land dringend einen neuen Thronerben. Wieder ebbte ein Schrei seiner Gemahlin durch die Halle. Doch dieses mal hatte sich ein neues Geräusch darunter gemischt. Cadwgan war sich sicher die ersten Schreie seines Kindes gehört zu haben.
Seine Ungeduld steigerte sich nun noch mehr. Er wollte endlich erfahren ob das Königreich einen neuen Erben bekommen hat.
"Herr? Soll ich nachsehen gehen?" Der Kronprinz drehte sich zum Kamin zu seinem Waffengefährten Rhys um. Cadwgan war froh, dass sein Freund ihm heute beistand. Viele seiner Untergebenen wollten bei der Geburt dabei sein, doch der Kronprinz hatte keinen Nerv für das Hofzeremoniell. So hatte er alle bis auf Rhys aus seiner Halle verbannt.
"Nein Rhys. Schon gut. Lass die Frauen ihre arbeit machen. Wir würden dabei nur im Wege stehen.".
Dies hatte Cadwgan erst vor zwei Stunden erfahren müssen. Er war in das Turmzimmer gekommen um sich nach seiner Gemahlin zu erkunden. Kaum hatte er die Tür betreten wurde er sofort von der Hebamme hinausgeschrien. Selbst die Bemerkung, dass er der Kronprinz sei und nicht so mit sich reden lasse kam gegen das Geschrei nicht an.
Cadwgan drehte sich erneut zum Fenster. Die Sekunden zogen sich unendlich in die Länge. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich endlich die hintere Tür. Ein Dienstmädchen hielt ein in decken eingewickeltes Kind in den Armen. Nun konnte sich der Kronprinz nicht mehr beherrschen. Schnellen Schrittes war er an der Tür angelangt und ließ sich von dem Mädchen sein Kind überreichen.
"Euer Sohn, Mylord"
Sein Sohn. Der zukünftige König von Wales. Cadwgan ging wieder zum Fenster.
"Schau her mein Sohn. Eines Tages wirst du über dieses Land herrschen." Das Kind schrie wie am Spieß. Doch Cadwgan war glücklich. Endlich hatte er einen Sohn.
Er wandte sich wieder an das Mädchen
"Wie geht es meiner Gemahlin"
"Den umständen entsprechend gut, Mylord"
"Herr? Darf ich fragen welchen Namen unser Thronfolger bekommen soll?" fragte Rhys.
Cadwgan drehte sich wieder zum Fenster, schaute zunächst auf seinen Sohn und dann wieder auf die Weite der walisischen Landschaft.
"Tomos"

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Re: [AAR] Der rote Drache rückt vor

Beitragvon mediawikinger » 21. März 2013 22:40

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Die Krönung

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Britische Inseln im Jahre 1160



16. März 1160 Schottland, Grafschaft Teviotdale

Der Graf von Dyfed, Kronprinz des Königreich Wales saß in seinem Quartier und starrte auf die vor ihm ausgebreitete Karte. Prinz Tomos suchte den schnellsten Weg nach Gowrie. Nach den neuesten Berichten der Kundschafter sammelte König Neil von Schottland dort seine letzten Männer in der Hoffnung doch noch eine Wende im Krieg herbeiführen zu können.

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Der Krieg dauerte nun schon zwei Jahre. Einige Zeit davor hatte der Graf von Galloway König Cadwgan von Wales seinen Lehnseid angeboten. Cadwgan war zunächst misstrauisch gewesen, doch stellte die Gefolgschaft von Galloway eine verlockende Aussicht dar. Immer wieder starteten schottische Piraten Überfälle auf die walisischen Küstensiedlungen in Gwynedd und auf der Isle of Man. Nun würden aber wichtige Stützpunkte der Plünderer wegfallen. Auch für Galloway brachte diese Allianz viele Vorteile. Schottland wurde immer wieder durch Bürgerkriege erschüttert. Die Engländer nutzten diese Schwäche und verwüsteten den Süden des Landes ohne eine Gegenwehr der Schotten befürchten zu müssen. Aber der Graf von Galloway wollte das Leid seiner Bevölkerung nicht länger hinnehmen. So suchte er Schutz im jungen und aufsteigenden Königreich von Wales. Seitdem entwickelte sich die Grafschaft prächtig. Die Bauern lebten in Frieden, die Wirtschaft wuchs beständig und die Steuereinnahmen sprudelten. Dies erweckte den Neid von König Neil, Sieger der schottischen Bürgerkriege, welcher Galloway wieder seinem Reich einverleiben wollte. Als die Kriegserklärung einging hatte König Cadwgan keinen Augenblick gezögert. Er schickte Aushebungsbefehle in alle Teile seines Reiches und schon bald war die gesamte walisische Armee in Galloway versammelt.
Es war nicht Tomos erster Krieg. Er hatte schon in vielen Schlachten und Gefechten gekämpft. Sein Vater betrieb eine aggressive Expansionspolitik in Irland und der Prinz wurde bald zum wichtigsten Heerführer. So fielen die Herzogtümer von Munster, Leinster und Connacht an Wales.
Doch die Ausmaße der Schlacht von Dumfries waren auch für ihn beeindruckend gewesen. Die starke walisische Armee lagerte in der Nähe der Stadt und wartete auf die Ankunft der Schotten. Als das gegnerische Heer, angeführt von König Neil persönlich, eintraf, stellte Tomos entsetzt fest, dass sie die Waliser zahlenmäßig sogar noch überstiegen. In der Schlacht standen sich rund 8000 Waliser und 10000 Schotten gegenüber. Doch Tomos wusste um die Stärke der walisischen Geheimwaffe. Sein Vater hatte den in Südwales beliebten mannshohen Langbogen im ganzen Land verbreitet. In dieser Schlacht lernten die Schotten die Vernichtungskraft der walisischen Bogenschützen kennen. Lediglich 1500 von Tomos Landsmännern wurden getötet oder verwundet. Die Verluste der Schotten beliefen sich aufs drei bis vierfache.
Nach der Schlacht teilte König Cadwgan seine Armee auf. Der kleinste Verband zog unter dem Befehl des Königs nach Carrick. Prinz Tomos hingegen erhielt den Befehl die Reste der schottischen Armee zu verfolgen und König Neil gefangen zu nehmen.


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Zwei Jahre später verfolgte Tomos Neil immer noch. Die Königsfeste in Atholl stand unter Belagerung. Doch Neil streifte durch das Land und stellte immer wieder neue Kampfverbände zusammen. Aber Tomos hatte seine Spione überall. Sobald ein neuer schottischer Verband auftauchte setzte er sich sofort in Marsch und vernichtete ihn. Dazu befehligte der Prinz einen kleinen Kampfverband bestehend aus den Elitekriegern des Königreiches. Rund 1500 Männer kämpften unter seinem Banner, davon 1000 mit dem Langbogen.
Und nun würde er sich wieder auf dem Weg machen. Sein neues Ziel lautete Gowrie. So ließ Tomos das Lager abbrechen und Pferde satteln, in der Hoffnung dieses mal König Neil in der Schlacht gefangen nehmen zu können.

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Re: [AAR] Der rote Drache rückt vor

Beitragvon mediawikinger » 22. März 2013 23:21

Anfang April 1160 Grafschaft Gowrie

Die Männer befanden sich in Hochstimmung. Ihre Feinde lagen hinter ihnen im Staub und die Aussicht auf guten Wein und starken im Met im Heerlager ließ ihre Stimmung noch mehr in die Höhe schnellen. Kronprinz Tomos ritt an der Spitze des Zuges neben Llywelyn, der zweite Sohn eines Landadligen aus Dyfed und Tomos engster Vertrauter.
„Ich verstehe diese Schotten nicht“ sagte Tomos „Sie müssten inzwischen doch gelernt haben, dass wir keine Engländer sind. Und trotzdem verstecken sie sich nach wie vor in den Bergen und Wäldern. Wir sind Waliser. Wir wissen wie man in dichten Wäldern kämpft. Wir wissen wie man Krieg im Gebirge führt. Schließlich haben unsere Vorfahren auf diese Weise schon die Römer abgewehrt. Selbst als die Flut der Sachsen über unsere Insel hergefallen ist, konnten wir sie in den Bergen und Wäldern von Gwent und Powys aufhalten. Dieser Hinterhalt hätte vielleicht die unerfahrenen Engländer in die Falle locken können. Aber doch nicht uns. In zwei Jahren Krieg sollten die Schotten das doch gelernt haben“
„Sie sind verzweifelt, Tomos. Gerüchteweise planen die ersten schottischen Lords einen Aufstand. Neil brauchte unbedingt einen Erfolg um seine Position zu festigen. Tja aber nun ist das eh alles hinfällig geworden“
Tomos lachte kurz auf „Sollen sie nur selbst über sich herfallen. Dann können wir endlich zurück nach Hause.“
Schon wanderten seine Gedanken zurück an die Heimat. Zwei Jahre hatte er Dyfed schon nicht mehr betreten. Wie es in seiner Familie Tradition ist, übertrug sein Vater ihm die Verantwortung über diese Grafschaft zu dessen Krönung. Bald schon würde Tomos wahrscheinlich selber König werden und Dyfed an seinen Sohn Cadwgan übertragen. Doch in letzter Zeit hatte der Kronprinz schon zu zweifeln begonnen, ob er überhaupt jemals gekrönt werden würde. Er war bereits 38 Jahre alt und somit schon älter als viele andere Männer die er kannte. Aber sein Vater konnte ja nicht ewig leben.
Als Tomos wieder seinen Freund Llywelyn ansah, bemerkte er, dass auch seine Augen in die ferne starrten. Wahrscheinlich schweifte auch er gerade in den walisischen Hügeln. Der Heerzug näherte sich derweil dem Feldlager. Zu Tomos Überraschung kam ein Reiter aus dem Lager auf sie zugeritten. Er schien es sehr eilig zu haben. Der Prinz trieb sein Pferd an um dem Reiter entgegen zu kommen.
„Mein Lord, Mein Lord. Es wartet ein Bote für euch. Er hat sehr wichtige Neuigkeiten.“
Tomos war kurz verwirrt. Welche Nachricht konnte so wichtig sein, dass sie keinen Aufschub duldete. Er blickte zu Llywelyn. Doch auch dieser zuckte nur fragend mit den Schultern. Sie spornten ihre Pferde noch mehr an. Erst vor Tomos Quartier zügelten sie ihre Tiere. Tomos schritt durch den Zelteingang, blieb aber abrupt stehen als er Rhys, den Waffengefährten seines Vater, sah. Normalerweise wich Rhys seinem Vater nie von der Seite. Sein auftauchen hier konnte bloß eines bedeuten.
Rhys verneigte sich vor Tomos „Mein Lord, ich bringe euch traurige Nachrichten. Euer Vater ist vor zwei Wochen verschieden. Mein herzliches Beileid, Mein Lord König“
Tomos war zu keinem klaren Gedanken fähig. Sein Vater war tot. Er war jetzt der König von Wales. Nur um irgendetwas zu sagen, fragte er Rhys „Wie ist er gestorben?“
„Euer Vater ist friedlich eingeschlafen. Er hatte keine Schmerzen, Mein Lord König. Sobald ich es erfahren hatte, bin ich sofort aufgebrochen um euch zu suchen.“
Tomos brauchte Zeit um nachzudenken. „Lasst mich allein.“ Rhys und Llywelyn verließen das Zelt. In der Zwischenzeit erreichten auch die restlichen Männer das Feldlager. Tomos konnte sie hören, die Gesprächsfetzen, das klappern des Stahls als die Männer ihre Rüstungen ablegten und das wiehern der Pferde welche auf die Weiden geführt wurden. Auf einmal ebbten die Gespräche ab und es breitete sich Ruhe im Lager aus. Doch dann ertönten laute Rufe „Lange lebe der König. Lang lebe König Tomos.“
Am nächsten Morgen herrschte Aufbruchstimmung. König Tomos hatte Befehl zum sofortigen Abzug der Truppen gegeben. Die Männer bepackten gerade die Pferde mit ihren Waffen, Rüstungen und Proviant. Am Rande des Lagers warteten ein Dutzend gerüsteter berittener Soldaten, angeführt von Llywelyn.
„Reitet schnell“ sagte Tomos, welcher neben Llywelyns Pferd stand und es am Zügel hielt, „Lasst euch nicht auf ein Gefecht ein.“
„Jawohl, Mein König“
„Ich brauche die Männer aus Atholl so schnell wie möglich in Gwynedd. Eine Flotte für die Überfahrt wird in Galloway warten.“
„Was wird aus dem Trupp in Carrick?“
„Die werden in Schottland bleiben. Nur für den Fall, dass die Rockträger meinen jetzt aufsässig werden zu können. Ich kann keinen Feind in meinem Rücken gebrauchen.“
Tomos ließ die Zügel des Pferdes los und Llywelyns Trupp jagte in Richtung Atholl davon. Tomos drehte sich um und befahl den restlichen Soldaten sich zu beeilen. Er wollte so schnell wie möglich nach Gwynedd. Die Krönung in der Königsburg von Aberffraw musste zügig von statten gehen. Tomos wusste, dass seine Brüder ihm dem Thron missgönnten. Er fürchtete einen Aufstand sollten seine Brüder auch nur das kleinste Anzeichen von Schwäche entdecken. Deshalb sammelte er auch alle verfügbaren Männer die er auf die schnelle auftreiben konnte. Seine Krönung sollte all seinen Vasallen klar machen, was sie erwarten würde, sollten sie ihn hintergehen.
Tomos ging die Packerei noch nicht schnell genug: „Cadoc beeilt euch gefälligst. Ich will das wir in zwei Stunden unterwegs sind.“ Und dann setzte er noch so leise, dass nur er selbst es hören konnte, hinzu: „Wir haben eine Krönung durchzuführen.“
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Re: [AAR] Der rote Drache rückt vor

Beitragvon mediawikinger » 25. März 2013 22:18

28. Mai 1160 Wales, Grafschaft Gwynedd, Königsburg Aberffraw

Die Menschenmenge drängte sich in der Burgkapelle. Jeder versuchte sich in die erste Reihe zu drängen, damit der neue König auch Notiz von ihm nahm. Schon seit Tagen buhlten alle um seine Gunst. Tomos wurde das Gehabe allmählich zuwider. Zum Glück würde in ein paar Tagen alles vorbei sein.
Trotzdem bot sich für Tomos eine gute Gelegenheit seine neuen Untergebenen zu studieren. Es war interessant für ihn zu sehen, wer sich besonders hervortat und wer sich damit zufrieden gab in der Masse nicht auf zufallen. Daher verzichtete er auch auf eine Platzordnung in der Kapelle. Sollten seine Vasallen sich selbst arrangieren. Tomos würde dann sehen welche die stärksten und mächtigsten unter ihnen waren. Auf diese Galt es dann ein besonderes Auge zu werfen, denn ein Zusammenschluss mächtiger Vasallen stellte eine Bedrohung für jeden König dar.
Doch die Bedrohung war für Tomos schon allgegenwärtig. Seine beiden Brüder, beide Herzöge in Irland, blieben der Krönung demonstrativ fern. Auch Herzog Ulf von Cornwall hat bloß einen Boten geschickt, welcher eine plumpe Ausrede über das Nichterscheinen des Herzogs hervorbrachte.


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Das Gemurmel in der Kapelle erstarb als Tomos durch die Tore schritt. Er ging auf den am Altar stehenden Erzbischof von Gwynedd zu. Neben Tomos schritt seine Frau Sébdann. Er hatte sie vor einigen Jahren in eben dieser Kapelle geheiratet. Ihre Ehe war rein politischer Natur. Sébdann war die Tochter eines irischen Fürsten. Die Hochzeit wurde von Tomos Vater Cadwgan in die Wege geleitet, da er dringend die Unterstützung der lokalen Füsten bei der Eroberung der irischen Provinzen benötigte.
Als Tomos und seine Gemahlin den Erzbischof erreichten, begann dieser mit der Zeremonie. Sie zog sich über Stunden hin und wurde ständig von Gebeten unterbrochen. Dieser Erzbischof war ein besonders frommer Mann. Doch schließlich drückte er dem neuen König die Krone aufs Haupt. Tomos, König von Wales, erhob sich und drehte sich der jubelnden Menge in der Kapelle zu.
„Lang lebe der König. Lang lebe König Tomos.“
Ein lächeln breitete sich auf Tomos Gesicht aus. Auf diesen Augenblick musste er Jahrelang warten. Doch nun war er der erste Mann im Königreich. Alle mussten sich seinem Willen beugen. Zufrieden verließ er die Kapelle, die Königskrone sein Haupt schmückend.


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Re: [AAR] Der rote Drache rückt vor

Beitragvon mediawikinger » 26. März 2013 22:42

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Erste Bewährungsprobe

28. Mai 1160 Wales, Grafschaft Gwynedd, Königsburg Aberffraw

Noch am selben Abend ließ der König seinen Kriegsrat zusammenrufen. Er hatte schon erwartet, dass seine Brüder ihm Probleme bereiten könnten. Aber der Vorteil lag auf seiner Seite, denn vor der Burg lagerten an die 6000 Soldaten, bereit sofort aufzubrechen und jeglichen Widerstand zu brechen. Llywelyn war erst vor wenigen Tagen mit 4300 Mann aus Schottland zurückgekehrt. Zwar war der Krieg gegen König Neil noch nicht formal beendet, aber die schottischen Streitkräfte lagen am Boden. Tomos erwartete keine neue Offensive. Außerdem haben sich einige schottische Grafen gegen ihren König erhoben, so dass Neil vordergründig diese Brandherde bekämpfen musste. Eine Kapitulation vor den Walisern war bloß noch eine Frage der Zeit.
König Tomos hatte seinen Brüdern und auch Herzog Ulf ein Ultimatum gestellt. Jeder der ihm den Lehnseid verweigerte wurde als Feind des Reiches betratet und zog unmittelbar eine Kriegserklärung nach sich. Royale Boten wurden ausgeschickt um diese Botschaft im ganzen Reich zu verbreiten. Doch Tomos rechnete nicht damit, dass sich seine Brüder ihm unterwarfen. Auch Herzog Ulf war ein ständiger Störenfried. Tomos wunderte sich warum nicht schon sein Vater den Herzog beseitigt hatte. Aber bald würde Ulf fünf Stockwerke tiefer im Verlies sitzen, in Gesellschaft von Tomos Brüdern.


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Es klopfte an der Tür. Ein Diener führte die Männer des Kriegsrates in den Raum. Früher warf dies der kleine Festsaal doch Tomos hatte daraus seine Strategiezimmer gemacht. Die Wände wurden von Landkarten seines Königreiches gesäumt. Eine erst halbfertige Karte zeigte den Süden Schottlands. Informanten brachten immer neue Informationen um die Unterlagen zu vervollständigen.
Der Diener verließ den Raum und Tomos konnte den Kriegsrat eröffnen. Die Teilnehmer wurden von ihm mit Bedacht geladen. Zum einen waren seine wichtigsten Heerführer dabei, welche ihm schon in Schottland gedient haben, ebenso die wichtigsten und mächtigsten Herzöge. Sie auszuschließen wäre ein Affront gewesen. Dennoch wusste Tomos, dass er nicht allen Trauen konnte. Besonders auf die irischen Fürsten galt es ein Auge zu werfen.
Nachdem der König die Lage erörtert hatte, durften die Teilnehmer das Wort ergreifen. Doch schon bald musste Tomos erkennen, dass 10 Leute 20 Meinungen hervorbrachten. Einige wollten sofort ohne Vorwarnung angreifen, andere plädierten dafür abzuwarten. Wieder andere vertraten die Idee, dass Tomos sofort die Armee auflösen und nach Irland zu seinen Brüdern reisen sollte um eine Einigung mit ihnen zu erzielen. Unbewaffnet in die Höhle des Löwen spazieren. Da könnte er sich auch gleich aus dem Turmfenster stürzen.
Der König ließ die anderen einfach weiter reden. Ihm war klar, dass kein gescheites Ergebnis an diesen Abend zu erreichen war. Dies war seine erste Lektion, die er als König lernte. Wenn du willst das eine Entscheidung getroffen wird, dann triff sie selber und bestelle keinen Rat. Am Ende entließ Tomos seinen Kriegsrat und nickte jedem beim Verlassen des Raumes höflich zu. Was für eine Zeitverschwendung dieser Abend doch gewesen ist. Tomos trat wieder zum großen Tisch um den sich nun seine Heerführer versammelt hatten.
„Nun da die Narren weg sind können wir endlich die wichtigen Dinge besprechen“, sagte Tomos.
Die anderen grinsten. Auch sie haben sich während der Beratung zurückgehalten. Nun schauten alle auf die Karten. Ihr besonderes Interesse galt den Herzogtümern von Munster und Leinster. Tomos Vater hatte seinen Söhnen diese Ländereien nach dessen Eroberungen überlassen.


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Jetzt galt es die Wiedereroberung zu planen. Angriffs- und Versorgungsrouten wurden festgelegt. Außerdem diskutierten sie, welche Fürsten sich wohl einem Aufstand anschließen würden. Tomos würde die Truppen in Irland selbst befehligen. Unterdessen würde eine kleine Abteilung der Armee vom Meer kommend in Devon landen und die Truppen Herzog Ulfs überrumpeln bevor sich dieser mit den anderen Aufständischen zusammenschließen konnte.
Doch bevor die Kriegstrommeln ertönen konnten, wollte Tomos auf die Ankunft der Boten warten. Er glaubte nicht daran, dass seine Brüder klein bei geben würden. Doch brauchte er einen offiziellen Grund für seinen Kriegszug. Ohne diesen lief er Gefahr die Gefolgschaft weiterer Vasallen zu verlieren. Tomos trat zum Fenster und schaute auf die vielen kleinen Feuer im Heerlager unterhalb der Burg. Er fieberte der Expedition entgegen. Seine Herrschaft würde mit einem Paukenschlag beginnen.

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Re: [AAR] Der rote Drache rückt vor

Beitragvon mediawikinger » 28. März 2013 16:56

5. Juni 1160 Wales, Grafschaft Gwynedd, Königsburg Aberffraw

Eine Woche später beschleunigten sich die Entwicklungen. Es trafen Boten der beiden Brüder in Gwynedd ein. Sie überbrachten ein Ultimatum. Tomos solle abdanken und seine Ländereien sowie den Königstitel an die Brüder abgeben. Als Gegenzug würde Tomos eine Baronie in Irland erhalten. Als der König diese Nachricht las, konnte er nicht anders als laut auflachen. Sein besonderes Interesse galt den Unterzeichnern des Ultimatums. Dass der Name Herzogs Ulfs dabei war, überraschte Tomos nicht. Als letztes stand die Unterschrift Grafs Brandub auf dem Papier. Dieser Heuchler. Erst vor ein paar Tagen, hatte dieser vor Tomos gekniet und den Treueid geleistet.


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Auch wenn Brandub noch nicht volljährig war und seine Grafschaft von einem Regenten verwaltet wurde, würde Tomos keine Gnade walten lassen. Schließlich konnte man von einem 15-jährigen erwarten, dass er weiß wo seine Prioritäten liegen.
Tomos glaubte nicht, dass die Beteiligung von Connacht eine Änderung seiner Kriegspläne nötig machte. Sein Heer war dem seiner Brüder immer noch Überlegen und bereit sofort loszuschlagen.
Wahrscheinlich dachten Maredudd und Tyfodedd, dass sich noch mehr Fürsten ihrer Revolte anschließen würden. Doch darin hatten sie sich geirrt. Die 6000 Soldaten taten ihre Wirkung auf die Teilnehmer der Krönungszeremonie. Keiner würde sich trauen den Verrätern anzuschließen. Aber nun gab es für die Brüder kein zurück mehr. Die Hundes des Krieges wurden entfesselt.



25. Juni 1160 Wales, Grafschaft Gwynedd, Cearnarfon

Der König von Wales stand am Ufer der Meerenge von Menai. Gegenüber lagen die Ufer von Anglesey. Zwischen der großen Insel und dem Festland ankerte die walisische Kriegsflotte. Tausende kleiner Boote wuselten zwischen den großen Schiffen hin und her. Sie sorgten dafür, dass die Soldaten an Bord gebracht wurden. Neben Tomos stand sein Sohn. Kronprinz Cadwgan, benannt nach seinem Großvater, war gerade 17 Jahre alt geworden und hat sein erstes Lehen erhalten. Seit der Krönung des ersten Königs von Wales ist es eine Tradition, dass der Thronerbe zum Grafen von Dyfed ernannt wird. So hat Tomos Cadwgan während der Krönungsfeierlichkeiten, welche sich direkt an die Zeremonie in der Kapelle anschlossen, in der großen Halle der Burg zum Ritter geschlagen und ihm die Grafschaft Dyfed übertragen.
Eigentlich wollte Cadwgan sofort abreisen und sich mit seinen Ländereien vertraut machen. Doch Tomos hatte ihn zurück gehalten. Nun da sein Sohn zum Ritter geschlagen wurde, war es Zeit das er sich auch in der Schlacht bewährte. Er hatte ihm die Aufgabe übertragen die Burg von Herzog Ulf zu belagern und den Verräter gefangen zu nehmen.
Nun beobachteten Vater und Sohn die Einschiffung der Soldaten welche Cadwgan befehligen sollte.
„Auch wenn ich dir den Oberbefehl übertragen habe, wirst du dennoch auf die Ratschläge deiner Heerführer hören. Sie sind Kriegserfahren und ohne ihre Erfahrung wirst du nicht lange Überleben. Auch wenn Ulf dir gegenüber im Nachteil ist, unterschätze die Belagerung nicht.“
Es war das gefühlte tausendste male, dass Tomos diesen Ratschlag erteilte. Normalerweise rollte Cadwgan daraufhin mit den Augen, zumindest so, dass es sein Vater nicht sah, und stimmte seinem Vater monoton zu. Doch dieses mal machte sich doch ein flaues Gefühl in seinem Magen breit. Die Verantwortung machte ihn langsam nervös.
Tomos drehte sich zu seinem Sohn um. Er wusste sehr wohl wie sein Sprössling auf seine Worte reagierte. Doch dieses mal konnte er kein Augenrollen entdecken. Stattdessen war es Cadwgan anzumerken, dass er sich nicht wohl fühlte. Tomos legte seine Hand auf dessen Schulter und lächelte seinem Sohn aufmunternd zu.
„Nur nicht verzagen. Ich war vor meinem ersten Kommando auch nervös. Die Heerführer werden dir mit Rat und Tat zu Seite stehen. Beachte bloß zwei Dinge, mein Sohn. Sie nie Entscheidungsschwach. Nichts ist schlimmer als ein Anführer der keine Entscheidung treffen kann. Andererseits solltest du auch nicht auf Teufel komm raus an einer falschen Wahl festhalten. Solltest du merken, dass deine Maßnahme nicht zielführend ist, dann sei nicht zu stolz das anzuerkennen.“
Cadwgan fühlte sich trotzdem nicht besser. Eine Person näherte sich den beiden.
„Alle Truppen sind an Bord, Mein Lord. Wir sind bereit zum Aufbruch.“
Tomos nickte seinem Sohn zu.
„Wenn du es nicht schaffst Ulf lebend gefangen zu nehmen, dann geb ich mich auch mit seiner Leiche zufrieden.“ Nun musste sogar Cadwgan lächeln. Vater und Sohn verabschiedeten sich. Kurze Zeit später wurden die ersten Anker gelichtet und ein Teil der Kriegsflotte segelte in Richtung Cornwall davon.
Tomos kehrte in das Heerlager zurück um seine Armee einer letzten Überprüfung zu unterziehen. Morgen würde der größere Teil des Heeres auf die restlichen Schiffe verfrachtet werden. Es galt seinen Brüdern eine Lektion zu erteilen.





Ich bin erstmal eine Woche nicht da. Daher gehts erst in einer woche weiter.

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Re: [AAR] Der rote Drache rückt vor

Beitragvon mediawikinger » 3. Dezember 2014 19:35

Am Abend saß Tomos zusammen mit Llywelyn im Königszelt. Sie diskutierten wieder einmal über die Kriegsstrategie, obwohl dieses Gespräch keinen Einfluss mehr auf den Lauf der Dinge haben würde. Bereits vor Wochen hatte Tomos seine Pläne den Heerführern vorgestellt und mit ihnen zusammen die Details ausgearbeitet. Jeder wusste um seine Aufgabe und der Wichtigkeit dieser Unternehmung. Er wusste auch, dass er sich auf jeden einzelnen verlassen konnte. Alle wichtigen Posten der Armee wurden von Tomos mit seinen Kampfgefährten aus Schottland besetzt. Durch den jahrelangen Kampf bildeten sie eine eingeschworene und loyale Gemeinschaft. Und auf sie setzte der König sein Vertrauen bei der Niederwerfung der Herzöge in Irland.
Die einzige Ausnahme bildete Rhys, der alte Waffengefährte seines Vaters. Doch Tomos konnte sich der Ergebenheit des alten Streiters sicher sein. Niemals würde er das Haus und die Erblinie des alten Königs verraten. Eigentlich wollte sich Rhys nach der Krönung in seine Ländereien für seinen Wohl verdienten Ruhestand zurück ziehen, doch auf bitten des neuen Königs erklärte er sich für eine letzte Unternehmung bereit. Tomos schickte ihn zusammen mit Prinz Cadwgan nach Cornwall. Er sollte dort als wichtigster Berater des unerfahrenen Prinzen fungieren und ihm das Kriegshandwerk beibringen, ebenso wie er es Jahre zuvor dem jungen Prinzen Tomos während der ersten Irlandfeldzüge beigebracht hat. Einen besseren Lehrmeister konnte es nicht geben.

„Meint Ihr das die Ostgrenze wirklich sicher ist, Herr?“, fragte Llywelyn den König.
„Die Engländer haben genug mit sich selbst zu tun. Eine Einigkeit ist nicht in Sicht. Und selbst wenn dieser Krieg vorbei ist, bevor unsere Sache in Irland erledigt ist, werden sie auf Jahre hinaus zu sehr geschwächt sein um uns gefährlich werden zu können“, erwiderte Tomos.
Die Engländer lagen wieder einmal im Streit miteinander. Die Herzöge von York, Lancaster, Herlford und Kent rebellierten gegen ihren König. Dieser Krieg dauerte nun schon Jahre an. Allerdings konnte die Herzöge in letzter Zeit einige bedeutende Schlachten für sich entscheiden. Nach der Anfangsoffensive des englischen Königs, wurde dieser nun weiter zurück gedrängt und auch die Grafschaften der Hausmacht des Königs befanden sich bereits in Besitz der Rebellen. Tomos schätzte, dass es nur noch eine Frage der Zeit war bis der englische König abdankt oder schlimmeres mit ihm passiert. Diesen angelsächsischen Barbaren war ja alles zuzutrauen. Dennoch war Llywelyns Einwand unbegründet. Selbst wenn der Sieg bald folgen sollte, hatten die Herzöge erst einmal ihre eigenen Wunden zu lecken und ihre Verluste wieder aufzufüllen bevor sie ihre Blicke nach Wales richten konnte.

Seine Strategie würde aufgehen. Darin war sich Tomos sicher. Er machte sich keine Illusion darüber, dass seine Brüder unvorbereitet wären. Sie haben ihre Rebellion bestimmt von langer geplant. Wahrscheinlich lag das Schreiben, welches sie ihm gesandt haben schon einige Jahre bereit und sie haben nur auf den Tod ihres Vaters gewartet. Auch hatte sie ihre Spitzel in unter Tomos Reihen und wussten nur zu gut über die Größe seiner Armee bescheid.
Dennoch wollte Tomos ihnen nicht die Initiative überlassen. Es galt entschlossen und schnell zu handeln um ein Zeichen der Stärke zu setzen. Er setzte dabei auf strategische Unerfahrenheit seiner Brüder. Schließlich saßen sie sich seit Jahren in Irland auf ihren Burgen ihre Hintern platt und wurden dabei nur Fett und Träge. Tomos hingegen war ein Krieger. Die Schlachten in Irland und Schottland hatten ihn viel gelehrt. So zum Beispiel die Wichtigkeit des Überraschungsmomentes.

Und genau das hatte er vor. Er wusste, dass es schwer würde seine Brüder zu überraschen. Schließlich konnte sie sich schon Jahre auf diesen Krieg vorbereiten. Doch Tomos hatte einen Plan entwickelt, von dem er dachte, dass seine Feinde ihn nicht erwarten würden.
Der sicherste Weg nach Irland führte von Anglesey über die irische See direkt in die Grafschaft Leinster. Dort würden seine Brüder ihn erwarten. Daher entschloss sich Tomos seinen Trumpf der Seehoheit auszuspielen. Alle walisischen Flottenhäfen befanden sich in seiner Hand. In den Häfen der irischen Küste befanden sich hingegen nur einige Plünderboote. Somit konnte seine Armee zu Wasser nicht angegriffen werden. Trotz der Gefahr von Stürmen sollte seine Flotte die irische Küste umrunden. Ein Teil seiner Armee würde sogar die Atlantikküste hinaufsegeln und in Connacht landen.

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Dort würden seine Truppen die leeren Befestigungen von Herzog Brandub ohne große Schwierigkeiten einnehmen können. Gleichzeitig würde Tomos selbst mit dem großteil der Armee in Desmond, der Heimatprovinz seinen Bruders Maredudd, landen.
All dies würde geschehen ehe die feindlichen Truppen bemerken würden was geschieht. Sie würden in Leinster festsitzen, während Tomos Heer gleich zwei Herzogtümer in ihren Rücken angreift. Die Reaktion der Feinde würde sicherlich nicht lange auf sich warten. Da Maredudds Herzogtum für die Rebellion wichtiger war als Connacht, würden sie zuerst versuchen dieses zurück zu erobern. Genau darauf baute Tomos. Denn dort schickte er seine Elitekämpfer, seine Schottlandveteranen und Langbogenschützen, hin. Seine Brüder vefügten jedoch nur über einheimische irische Kämpfer. Und diese würden im Pfeilhagel untergehen.
Zuletzt geändert von mediawikinger am 5. Dezember 2014 10:34, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: [AAR] Der rote Drache rückt vor

Beitragvon mediawikinger » 3. Dezember 2014 23:29

Oktober 1160, Irland, Grafschaft Desmond

König Tomos saß an der großen Tafel in der Burg seines Bruders Maredudd. Besser gesagt in der ehemaligen Burg seines Bruders, denn nun gehörte sie dem König. Der Krieg verlief bisher wie geplant. Das Herzogtum Connacht befand sich wieder unter seiner Gewalt. Auch seine Landung in Desmond verlief ohne Probleme. Bevor die Truppen seiner Brüder ihn erreichten, eroberte er Maredudds Heimfestung. Einige seiner Beraten bedrängten ihn in der Festung auf die Ankunft der feindlichen Truppen zu warten. Doch Tomos wollte eine offene Feldschlacht. Schließlich wollte er sich nicht in der Burg seines Bruder einkesseln lassen. Niemand kannte die Stärken und Schwächen der Festung besser als Maredudd und Tomos wollte jegliche unangenehmen Überraschungen vermeiden. Er erinnerte sich an die Geschichte eines alten angelsächsischen Königs, welcher auf dem Abort sitzend von unten erstochen wurde. Er wollte sich keinesfalls selbst solcher Lächerlichkeit preis geben.
Auch konnte er selbst bei einer offenen Konfrontation das Schlachtfeld wählen. Bereits eine Woche bevor die feindliche Streitmacht eintraf, hatte er die ideale Stelle gefunden. Er postierte seine Männer auf einer kleinen Erhebung. Auf der einen Seite wurde diese von einer großen Sumpflandschaft umgeben, so dass feindliche Truppen dort nicht entlang konnten. Die andere Flanke deckten seine Eliteschwertkämpfer. In der Mitte postierte er seine Langbogenschützen.

Als seine Brüder auf dem Schlachtfeld erschienen überlegten sie nicht lange. Sie stellten ihre Truppen notdürftig auf und griffen voller Übereifer seine Stellungen an. ‚Diese Narren’, dachte Tomos noch, als unmittelbar danach der Pfeilhagel einsetzte. Es war eine kurze Schlacht. Nach kurzer Zeit lagen die meisten irischen Kämpfer tot oder verwundet auf dem Feld. Zu Tomos bedauern befanden sich Brüder nicht darunter. Sie waren rechtzeitig geflohen, doch ihre Armee existierte nicht mehr.

„Vater, wie gehen wir weiter vor?“ Prinz Cadwgan riss seinen Vater aus den Gedanken an die vergangene Schlacht.
Tomos sammelte sich kurz: „Mit der Gefangennahme von Brandub und der Einnahme seiner Ländereien bleibt Maredudd und Tyfodedd nur noch ein Rückzugsort. Die Burg von Wexford. Wir müssen sie schnell verfolgen bevor sie neue Truppen aufstellen können. Gleichzeitig müssen wir die umliegenden Grafschaften befrieden. Unsere verbleibende Armee ist aber zu klein um beide Aufgaben durchführen zu können. Daher habe ich in Wales neue Truppen ausheben lassen, welche bald nach Irland übersetzen.“
Der König ließ seinen Blick über seine Tischgäste gleiten. Er war umringt von seinen Heerführern. Die meisten nickten bei seinen Ausführungen leicht, denn sie kannten seine Pläne schon. Aber heute ist sein Sohn aus Cornwall eingetroffen, und dieser war noch nicht in das weitere vorgehen eingeweiht wurden.
„Mit diesen ist uns der Sieg gewiss, Vater“, erwiderte Cadwgan unsicher. Trotz, dass er mit seinen 17 Jahren als voll erwachsen galt, fühlte er sich in Gegenwart dieser bedeutenden Männer des Reiches doch sehr schwach. 'Irgendwann muss ich diese Männer anführen' dachte er bei sich. Daher hatte er sich auch bemüht irgendwas würdevolles zu sagen. Aber der Blick seines Vaters verriet ihm, dass er mit seiner Bemerkung eher das Gegenteil erreicht hat.
Der König schüttelte daraufhin kurz den Kopf als Zeichen, dass er das Thema wechseln wollte:“ Erzähl uns noch einmal von deinem Sieg über Ulf!“. Über die Lippen des jungen Prinzen huschte ein lächeln und er erzählte schon zum dritten mal am heutigen Tag die Geschichte über die Belagerung von Herzog Ulfs Burg in Devon.
Schon direkt nach der Landung seiner Truppen in Cornwall, war der Ausgang des Konfliktes klar gewesen. Alle lokalen Landadligen kamen sofort herbeigeeilt um den Cadwgan die Treue zu schwören. Alle beteuerten nichts mit Ulfs Aufstand zu tun zu haben. Cadwgan konne nichts weiter tun, als ihre Eide stellvertretend für seinen Vater entgegen zu nehmen und auf ihre vorübergehende Gefolgschaft zu vertrauen. Der Heereszug erreichte Herzog Ulfs Burg ohne Gegenwehr. Im Gegenteil, sie wurden freudig von der Bevölkerung begrüßt. Ob allerdings aus freien Stücken oder durch die Dorfvorsteher angetrieben, mochte Cadwgan nicht auszumachen.
Die größte Überraschung erlebten sie aber direkt vor der Burg. Dort erwartete sie bereits Herzog Ulfs Sohn, Graf Ulf von Somerset. Aber er war nicht zum Kampf gerüstet. Im Gegenteil, er fiel vor Cadwgan auf die Knie und leistete den Treueeid.

„Weißt du warum er dies getan hat?“, fragte Tomos seinen Sohn an dieser Stelle.
„Nunja. Weil wir im Vorteil waren und den Sieg sicher hatten, denke ich, Vater.“, antwortete Tomos.
„Der Sieg ist niemals sicher bis er gewonnen ist. Merke dir das. Nur ein fehlgeleiteter Pfeil und dein Leben kann vorbei sein.“
„Ja, Vater“
„Also warum hat Ulf der Jüngere nicht gewartet bis die Schlacht vorbei war und er sich sicher sein konnte wer der Sieger ist?“
„Ähm weil er so hinterher behaupten konnte nicht an der Revolte teilgenommen zu haben. Indem er sich sofort ergeben hat, kann man ihm nicht vorwerfen feindliche Absichten verfolgt zu haben“
„Genau und was bringt ihm das?“
Jetzt dämmerte es Cadwgan worauf sein Vater hinaus wollte: „Er behält seinen Anspruch auf das Herzogtum“.
„Will ich meine Herrschaft nicht mit einer Entscheidung reiner Willkür beginnen, muss ich die alten Gesetze achten und Ulf als Herzog Ulf II von Cornwall bestätigen. Diese Entscheidung mag mir zwar nicht gefallen, aber ich muss meinen Vasallen zeigen, dass ich die alten Gesetze beachte. Sonst macht sich Nervosität und den anderen Grafen breit und Nervosität führt zu ungehorsam und zur Rebellion. Wie schätzt du Ulf II ein, mein Sohn?“ fragte Tomos.
„Ich weiß nicht. Ich hatte kaum Kontakt zu ihm. Er ist sofort wieder abgereist, aber er hat mir ein paar Männer da gelassen,..“
„Traust du ihm?“, unterbrach Tomos seinen Sohn. Dieser überlegte kurz und sagte anschließend mit fester Stimme: „Nein.“
Tomos lächelte:“ Sehr gut. Wir belassen Ulf erstmal auf seiner Stellung. Er wird sich ruhig verhalten bis er seine Macht im Herzogtum gefestigt hat. Aber soweit lassen wir es nicht kommen. Und jetzt erzähle weiter“

Cadwgan fuhr mit seiner Geschichte fort. Herzog Ulf hatte sich nicht auf eine Belagerung vorbereitet. Die Nahrungsmittel in seiner Burg waren sehr schnell aufgebraucht und am Ende haben die hungernden Soldaten rebelliert, die Tore geöffnet und sich ergeben. Großes Gelächter löste die Beschreibung der Festnahme aus. Ulf hatte sich in Angesicht der Niederlage in den Weinkeller geflüchtet. Als Cadwgan ihn erreicht war Ulf zu betrunken um auch nur aufrecht stehen zu können. Als er abgeführt werden sollte, stürzte der Trunkenbold unter dem Gelächter der Soldaten die Treppen hinunter.
„Nun befindet sich Ulf im Gewahrsam von Rhys, welcher ihn nach Aberffraw bringt. Dort wird Ulf im Verlies bis zu unserer Rückkehr warten.“, beendete Cadwgan seine Ausführungen. Es entbrannte allgemeiner Jubel im Saal und alle stießen auf den erfolgreichen Feldzug an. Cadwgan fühlte sich nun schon sichtlich wohler in der Runde.

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Mitten in die fröhliche Runde platzte plözlich ein Bote. König Tomos war zunächst ärgerlich, wollte er an diesem freudigen Abend doch nicht gestört werden. Andererseits schien es wichtig zu sein, sonst würde sich niemand getrauen gegen seine Anweisung zu verstoßen.
Der überreichte Tomos mit einer tiefen Verbeugung die Nachricht. Während er laß wurde es im Saal totenstill. Alle erwarteten gespannt was diese Störung zu bedeuten hatte.
„DIESER DRECKIGE BASTARD“, schrie Tomos plötzlich durch den ganzen Raum. Alle Anwesenden zogen unwillkürlich die Köpfe ein. Wütend schmiss Tomos das Papier auf den Tisch. Cadwgan, welcher am nächsten saß, zog es behutsam zu sich und las: „Annun von Perfeddwlad rebelliert. Wahrscheinlich von Lancaster gekauft. „
Cadwgan erinnerte sich an Oberbürgermeister Annun. Sein Ur-Großvater, der erste König von Wales, hat den damaligen Bürgermeister der größten Stadt von Perfeddwlad zum Dank für seine Dienste auch die Baronie der Grafschaft, Denbigh, übertragen. Und schlimmer noch, er hat auch verfügt, dass dieses Geschenk für die ganze Erblinie erhalten bleiben soll. Schon dem alten König Cadwgan war dieses Geschenk zuwider. Alle nachfolgenden Oberbürgermeister benutzten die Baronie nur, um die Position ihrer Stadt weiter zu stärken. Der Vasallenpflichten gegenüber dem König sind sie nur sehr widerwillig nachgekommen. Aber Cadwgan traute sich nicht dieses großzügige Geschenk seines Vaters zurück zu nehmen.

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Nun hatte Tomos dasselbe Problem. Der Graf von Lancaster hatte den Bürgermeister bestochen, damit sich dieser der Rebellion anschloss. England befand sich nach wie vor im Bürgerkrieg und ein starkes Wales war eine Bedrohung für die westlichen englischen Grafschaften. Daher sollte auch Tomos so lange wie möglich im Bürgerkrieg gebunden werden. Und Annun, der alte Narr ist auch noch auf das üble Spiel reingefallen

„Das wird er büßen. So wie mein Großvater seine Erblinie beschenkte, werde ich seine Erblinie vernichten“, Tomos war noch immer in Rage. Er zeigte auf seinen Sohn „Du wirst morgen früh unverzüglich nach Wales reisen, die Truppenaushebungen beschleunigen und diesem Bastard eine Lektion erteilen.“
„Ja, Mein Lord“, Cadwgan getraute sich kaum seinen Vater anzuschaun.
Tomos ging ans Fenster: „Das werden die alle noch bereuen!“

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Re: [AAR] Der rote Drache rückt vor

Beitragvon mediawikinger » 4. Dezember 2014 19:29

1. Januar 1161, Irland, Grafschaft Leinster, Heerlager vor Wexford

„In der letzten Nacht müssen wieder Lebensmittel in Burg geschmuggelt geworden sein. Heute morgen wurden unsere Männer mit frischen Brot beworfen.“, sagte Llywelyn. Tomos seufzte daraufhin nur.
„Wir müssen die umliegenden Dörfer befrieden und unbedingt verhindern das Nachschub aus Ossory dieses Gebiet erreicht, Mein Lord König“, fuhr Llywelyn fort.
„Ich weiß, aber wir haben nur 1500 Männer. Wir können hier keine entbehren ohne einen Ausfall der Belagerer zu riskieren. Und wenn wir alle abziehen, dann entkommen meine Brüder aus der Burg. Das darf auf keinen Fall passieren. Wir werden diese Belagerung zu Ende bringen“, entgegnete Tomos barsch. Llywelyn schwieg darauf. Er wusste, dass sie sich in einer schwierigen Lage befanden. Sie hatten zwar den Vorteil der größeren Armee, allerdings erwies sich die Belagerung von Wexford als schwierig. Fast täglich wurden die Belagerer zur Verhöhnung von den Burgmauern mit frischen Lebensmitteln beworfen. Ein Zeichen dafür, dass die Festung heimlich über Geheimgänge versorgt wurde. Trotzdem war Tomos fest entschlossen die Belagerung zu halten. Zum einen befand sich Tyfodedd in Burg. Und der König wollte seinen rebellischen Bruder keinesfalls entkommen lassen. Auch galt es alle Rückzugsorte unter Kontrolle zu bringen.

„Gibt es Neuigkeiten vom Prinzen, Herr?“, fragte Llywelyn.
„Er hat den Befehl über die neuen Soldaten übernommen und steht jetzt in Perfeddwlad. Die Belagerung verläuft aber genauso schleppend wie hier. Zusätzlich schleichen englische Plünderer durch die Wälder und erschweren so den Nachschub. Natürlich ist die Jagd auf diese kein Problem für ihn, sie kostet aber Zeit und Männer, die nicht bei der Belagerung eingesetzt werden können. Ich habe ihm bereits Befohlen nach der Aussaat neue Truppen auszuheben. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits. Sobald diese hier sind können, wird sich unsere Lage verbessern.“

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„Keine Sorge Llywelyn, sobald unsere Baumeister die Belagerungsgeräte aufgebaut haben, werden wir fortschritte erzielen“, sagte Tomos nun etwas milder gestimmt. Da ertönte die Stimme der Wache, welche vor dem Zelt stand: „Ein Bote mit einer Nachricht, mein Lord König“.
„Er soll eintreten“

Der Bote betrat das Zelt und blickte nervös zwischen Tomos und Llywelyn hin und her.
Tomos seufzte: „Schlechte Nachrichten?“
„Jjjja-ja, mein Lord König.“, stotterte der Bote zurecht. Tomos seufzte erneut und setzte sich.
„Na los. Raus damit“
„Euer Bruder Maredudd ist in Connacht aufgetaucht. Er hat eine Armee aufgestellt und plündert die Grafschaft aus.“ Der Bote stockte als er Tomos ansah. Sein Gesicht war starr vor Wut.
Nachdem sich der König kurze später wieder gefangen hatte, setzte er die Befragung des Boten fort. Er erfuhr, dass sein Bruder an die 660 Männer um sich gescharrt hatte und jetzt das Herzogtum Connacht terrorisierte. Er überfiel Dörfer und kleine Städte, plünderte Vieh und Vorräte.
Nachdem der Bote das Zelt verließ, grübelten Tomos und Llywelyn über die neue Situation nach. Die in Connacht stationierten walisischen Soldaten reichten nicht aus, um Maredudd die Stirn zu bieten. Daher fasste Tomos am Ende folgenden Entschluss: „Llywelyn, du wirst unverzüglich nach Connacht aufbrechen und dort so viele Männern sammeln wie du kannst, ohne dabei die Burgen schutzlos zurück zu lassen. Lasse dich auf keine offene Feldschlacht mit Maredudd ein. Du wirst ihm zahlenmäßig unterlegen sein. Versuche ihn dort zu treffen wo es weh tut. Finde seine Unterstützer und nimm sie gefangen. Ich werde sofort Anweisungen nach Wales schicken die Aushebungen zu Beschleunigen und zu dir zu schicken. Auch Cadwgan wird einen Teil seiner Truppen entbehren müssen. Sobald diese hier sind werden sie sofort zu dir marschieren. Sobald du alle Männer zusammen hast, verfolge Maredudd und bringe ihn zu Strecke. Aber Stelle dich darauf ein, dass dies noch 2 bis 3 Monate dauern kann. Bis dahin keine offene Konfrontation!“
„Wie ihr befehlt, mein Lord König. Ich werde sofort aufbrechen“

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Re: [AAR] Der rote Drache rückt vor

Beitragvon mediawikinger » 4. Dezember 2014 19:30

Wenige Tage später

„Mein Lord König, ein Reiter“, rief die Wache in Richtung des Zeltes des Königs, „Er ist unbewaffnet.“
Unbewaffnet? Wahrscheinlich ein Unterhändler, dachte Tomos bei sich. Er kam aus seinen Zelt und sah, dass der Reiter ein Stück von der Burgmauer entfernt anhielt. Er schätzte in etwa einfacher Bogenschussreichweite. Beim erneuten hinsehen, bemerkte er aber, dass es sich bei dem Reiter um seinen Bruder Tyfodedd handelte. Er spielte kurz mit dem Gedanken seine Reiter zu ihm zu schicken, um ihn gefangen zu nehmen. Aber Tyfodedd befand sich nicht weit vom Burgtor entfernt. Sobald er auch nur eine verdächtige Bewegung wahrnehmen würde, würde er kehrt machen und im Galopp wieder in der Burg verschwinden.

„Nagut. Mal sehen was du zu sagen hast“, murmelte Tomos zu sich selbst. Er ließ sein Pferd kommen und legte ebenfalls seine Waffen ab. Zumindest die sichtbaren. Den versteckten Dolch unter seiner Lederrüstung behielt er für den Fall der Fälle. Er schwang sich auf sein Pferd und ritt langsam los. Da kam plötzlich einer seiner Heerführer auf ihn zugerannt.
„Mein Lord, das könnte eine Falle sein. Ihr solltet nicht dorthin reiten. Soll ich nicht gehen um mit eurem Bruder zu verhandeln?“
Dabei musste Tomos breit grinsen: „Zu verhandeln? Ich werde mich nicht mit ihm Unterhalten um zu verhandeln sondern um ein wenig Spaß zu haben.“ Er trieb das Pferd ein wenig mehr an und ließ seinen verdutzten Untergebenen zurück.

Ein gutes Stück von seinem Bruder entfernt hielt er in Rufreichweite an.
„Verräter“, grüßte Tomos seinen Bruder.
„Bruderherz.“, gab dieser gut gelaunt zurück, „Möchtest du nicht ein wenig näher kommen? Dann müssen wir nicht so laut schreien“.
„Wenn du Probleme mit den Ohren hast, dann komm du doch näher zu mir. Deine Bogenschützen auf den Mauern werden heute jedenfalls kein Erfolgserlebnis feiern“, erwiderte Tomos.
Tyfodedd grinste immer noch: „Die Feier ist doch schon längst in Gange. Es gibt frisch gebrautes Bier und Rehbraten.“
„Irgendwann werde ich schon rausfinden, wie die Nahrungsmittel in die Burg gelangen. Und dann werden wir extra große Feuer entfachen und mehr Wildbrett zubereiten als wir essen können. Die Reste werden wir vor die Mauer deiner schäbigen Burg werfen. Dort könnt ihr sie dann sehen und riechen, während euch nichts weiter bleibt als an euren Schuhen zu kauen, um den beißenden Hunger zu bekämpfen. Aber es wird euch nicht helfen. Und dann wirst du hier vor mir liegen und darum winseln wenigstens einen bissen schimmliges Brot zu erhalten.“
„Ach Bruderherz, warum so aggressiv“, nun hörte Tyfodedds grinsen auf und er wurde ernst, „Ich habe dir einen Vorschlag zu unterbreiten. Du wirst diese Burg niemals einnehmen können. Und Maredudd zieht plündernd durch deine irischen Besitztümer. Deine Soldaten dort sind nicht zahlreich genug um ihn aufzuhalten. Und sobald du Männer von hier abziehst, werde ich den Rest niedermachen, das weißt du. Und dein ach so geliebter Sohn ist mit deinen Verstärkungstruppen in Perfeddwlad gebunden. Von dort ist keine Hilfe zu erwarten.“

‚Tyfodedds ist erstaunlich gut informiert’, dachte Tomos, während er seinem Bruder zuhörte. Nur in einem Punkt irrt er sich. Seine Kernprovinzen in Wales waren sehr wohl in der Lage noch mehr Männer zu stellen. Es würde ihn zwar Zeit kosten, diese auszuheben, aber auf lange Sicht war er klar im Vorteil. Aber seine Brüder waren Jahrelang nicht in Wales gewesen. Sie kennen die gute Bevölkerungsentwicklung der letzten Jahre nicht. Ihre Informanten hielten es wohl nicht für wichtig sie auch darüber zu Informieren.

„Also hier mein und Maredudds Angebot an dich“, fuhr Tyfodedd fort, „Du brichst deine Belagerung ab und führst all deine Truppen aus Irland nach Wales zurück. Wir garantieren dir freien Abzug. Anschließend werden wir dich als König von Wales anerkennen, währenddessen du unsere Herrschaft über Irland anerkennen wirst. Wir werden als gleichberechtigte Könige jeder über sein eigenes Königreich herrschen.“
Tomos war erstaunt über so viel Dreistigkeit. Er hatte erwartet, dass sein Bruder sich ergeben würde unter der Bedingung weiterhin Herzog bleiben zu können. Aber das. Die beiden schienen schon sehr von sich überzeugt sein.
Tyfodedd fehlinterpretierte Tomos schweigen als sorgsames Nachdenken. Es keimte Hoffnung in ihm auf, dass er das Angebot doch annehmen könnte.
Doch plötzlich brach Tomos in lautes Gelächter aus: „Ihr lächerlichen Würmer glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich so einen Vorschlag auch nur eine Sekunde bedenke. Für euch Verräter ist ein spezieller Platz in meinem Kerker reserviert. Euer Freund Ulf wartet schon auf euch. Aber für deinen Mut mir solch ein Angebot zu präsentieren, habe ich auch ein Angebot für dich.“
Nun erhob Tomos seine Stimme, so dass man ihn auch auf der Burgmauer hören konnte: „Des Königs Angebot lautet: Du darfst in deine Burg zurückkehren und ich werde das Leben all deiner Männer verschonen, wenn du nach deiner Rückkehr dort auf diesen Turm hinauf gehst, dich auf die Brustwehr stellst und runterspringst. Na was hältst du davon?“
Tyfodedd wendete sein Pferd und trieb es an. Er musste seine Männer in der Burg zu Ordnung bringen, bevor sich das eben gesagte zu weit verbreitete. „Bastard“ schrie er noch seinen Bruder hinterher bevor er das Tor erreichte und wieder in der Burg verschwand.

Tomos hingegen trabte gut gelaunt in sein Lager zurück. Dort wurde er sofort von einer Horde seiner Heerführer empfangen.
„Vermeldet folgendes unter Männern: Eine Bronzemünze für jeden, der mir eine geschossene Taube bringt und eine weitere Münze wenn diese Taube eine Botschaft trägt.“

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Re: [AAR] Der rote Drache rückt vor

Beitragvon mediawikinger » 4. Dezember 2014 19:50

Januar 1162, Irland, Grafschaft Leinster, Heerlager vor Wexford

König Tomos beendete gerade seinen morgendlichen Rundgang durch das Heerlager. Er war diese Elende Belagerung leid. Seit über einem Jahr befand er sich bereits hier. Zunächst hatte die Aktion hoffnungsvoll begonnen. Doch kurz nachdem seine Belagerungsmaschinen fertig gestellt waren, führte Tyfodedd einen nächtlichen Ausfall durch. Es gelang ihm alle hölzernen Apparate in Brand zu stecken bevor seine Truppen in die Burg zurückgetrieben werden konnten. Erschwerend kam hinzu, dass auch alle Baumeister bei diesem Angriff getötet worden. Tomos bemühte sich zwar um Ersatz, doch die neuen taugten nicht viel. Auch die neu gebauten Steinschleudern funktionierten die meiste Zeit nicht. Ständig ging irgendetwas neues kaputt. Unter anderen Umständen hätte Tomos die Baumeister schon längst zum Teufel gejagt, aber was machte es schon für einen Unterschied. Sein Ziel lag nach wie vor darin, seinen Bruder auszuhungern. Nur im Unterschied zu früher, wurden keine Nahrungsmittel mehr von den Wällen geworfen.
Im Gegenteil, Tomos Soldaten ist es gelungen die Schmuggler gefangen zu nehmen. Nach eingehender peinlicher Befragung verrieten diese wo sich die geheimen Tunnel zur Burg befanden. Zunächst plante Tomos einen Angriff durch diese, aber Tyfodedd muss geahnt haben was passiert ist und ließ alle Tunnel zerstören.

Auch Llywelyn hatte das Kriegsglück auf seiner Seite. Nachdem die Verstärkungen seine Truppen in Connacht erreichten, gelang es ihm Maredudd zu bezwingen. Leider entkam der Verräter und flüchtete nach Schottland.
Doch Llywelyn konnte danach die Truppen nach Ossory, der letzten aufständischen Grafschaft, führen und so die letzten freien feindlichen Truppen binden.

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Auch aus Wales gab es gute Neuigkeiten zu vermelden. Cadwgan war es gelungen den rebellischen Ortschaften einzunehmen. Dort musste er feststellen, dass der ursprüngliche Aufrührer, Bürgermeister Annun, bereits während der Strapazen der Belagerung gestorben ist. An seiner statt ist sein Sohn Awst getreten. Doch statt sich sofort zu ergeben, hat er den Kampf weiter geführt. Somit wurde er von Cadwgan gefangen genommen und in den Kerker geworfen. Danach wollte Cadwgan sofort nach Irland zurückkehren, doch Tomos hielt seinen Sohn zurück. Cadwgan sollte in seiner Abwesenheit die Regierungsgeschäfte übernehmen. Außerdem sorgte die Anwesenheit der Armee für eine weitere Stabilisierung der Lage.

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Als Tomos sein Zelt erreichte, wartete dort schon Madoc. Er war einer der besten Kämpfer der gesamten Armee und Tomos hatte ihn als seinen neuen Trainingspartner auserkoren. Im eintönigen Belagerungsalltag war diese Abwechselung sehr wichtig. Außerdem erhöhten diese Übungen die Kampffertigkeiten des Königs für die zukünftigen Kriege, welche bestimmt nicht lange auf sich warten ließen.

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Re: [AAR] Der rote Drache rückt vor

Beitragvon mediawikinger » 5. Dezember 2014 22:22

4. Oktober 1162, Irland, Grafschaft Leinster, Heerlager vor Wexford

Tomos beendete gerade sein Frühstück und war bereit für den Belagerungsalltag. Da betrat der Graf von Gwent sein Zelt: „Mein Lord König, wir haben diese Nacht wieder Gefangene gemacht. Einige Soldaten wollten aus der Burg fliehen, doch sie sind direkt in die Arme meiner Männer gelaufen. Ich habe sie schon befragt, aber sie konnten uns keine neuen Informationen geben.“
„Habt ihr sie durchsucht? Hatten sie Nachrichten bei sich.“
„Wir haben nichts bei ihnen gefunden, Mein Lord. Nach unserer Erkenntnis handelt es sich bei den Gefangenen um die Wachmannschaft der östlichen Mauer. Im Schutz der Nacht haben sie sich abgeseilt, sind dann aber wohl entdeckt worden. Wir haben Schreie und Schlachtenlärm auf der Mauer gehört und sind dorthin geeilt. Drei Männer konnten wir anschließend festnehmen. Nach ihrer Aussage sind sie auch die einzigen die es geschafft haben. Der Rest wurde auf der Mauer getötet.“
Tomos nickte zufrieden: „Habt Ihr sie gefoltert?“
Der Graf grinste: „Mussten wir gar nicht. Wir haben sie einfach bei unserem Frühstück zusehen lassen. Ich denke, das war schlimmer als jede denkbare Foltermethode, die wir hätten anwenden können.“

Es handelte sich nicht um die ersten flüchtigen aus der Burg. Während der letzten Wochen gelang immer wieder mal einzelnen Männern die Flucht aus der Burg. Und sie waren nur allzu bereit für ein bisschen Nahrung alle Informationen preis zu geben, die sie hatten. Je länger die Belagerung dauerte, in desto schlimmeren Zustand befanden sich die Flüchtigen. Alle waren bis auf die Knochen abgemagert. Dennoch weigerte sich Tyfodedd beharrlich aufzugeben, dabei konnte er sich kaum in einen besseren Zustand befinden. Bald würde diese Belagerung bestimmt vorbei sein.

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Re: [AAR] Der rote Drache rückt vor

Beitragvon mediawikinger » 5. Dezember 2014 22:28

21. Oktober 1162, Irland, Grafschaft Leinster, Heerlager vor Wexford

„Mein Lord, mein Lord die Tore öffnen sich. Die Burgtore öffnen sich.“
Tomos hörte die Schreie vor seinem Zelt. Schnell ergriff er sein Schwert. Das Kettenhemd hatte er bereits über seine Lederrüstung gestülpt. Auch seine Männer waren ständig kampfbereit um auf plötzliche Ausfälle vorbereitet zu sein.
Tomos schritt vor das Zelt. Seine Männer hatten sich bereits am Rand des Lagers formiert. Als der König sie erreichte, bildeten sie sofort eine Gasse für ihn. Nun konnte auch Tomos erkennen, dass sich die Tore weit offen standen. Was hatte Tyfodedd vor? Wollte er einen letzten Ausfall wagen?
„Soldaten, macht euch bereit. Bogenschützen nach vorne und schussbereit machen“, wies Tomos seine Männer an.

Nach einiger Zeit erschienen die ersten Personen am Tor. Entgegen Tomos Befürchtungen waren sie unbewaffnet. An der Spitze ging Tyfodedd. Als einziger trug er noch sein Schwert, aber kein Schild und keine Rüstung. Das letzte Aufeinandertreffen der Brüder lag anderthalb Jahre zurück. Tomos fiel trotzdem auf, dass Tyfodedd abgemagert war und seine Wangen eingefallen war.
Langsam füllte sich der Platz vor dem Burgtor mit zerlumpten Menschen. Nach einiger Zeit schien Tyfodedd zufrieden. Er sprach einige Worte zu den Leuten dann wendete er sich Tomos zu und kam langsam auf ihn zu gelaufen. Die Menge blieb zurück.
„Was hat das zu bedeuten, Herr?“, fragte einer der Soldaten neben Tomos. Dieser Antwortete, seinen Bruder nicht aus den Augen lassend,; „Sie ergeben sich. Die Belagerung ist vorbei. Wir gaben gesiegt!“

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Langsam verbreitete sich diese Nachricht unter seinen Truppen und kurz danach brande Jubel auf.
Tomos wandte sich an seinen Knappen: „Bring mir das Brot“. Der Knappe verschwand kurz in seinem Zelt und übergab anschließend dem König ein kleines Bündel. Danach stellte sich der König vor seine jubelnden Truppen und wartete auf die Ankunft seines Bruders.
Tyfodedds marsch wurde immer schwerer so als würde er gegen die Jubelwand nicht ankommen. Aber er hatte verloren. Jeder Fluchtversuch war aussichtslos. Eine weitere Belagerung konnte er nicht durchhalten. Letzte Nacht wollte sich Tyfodedd vom Turm stürzen. Aber er brachte den Mut nicht auf. Außerdem befand sich sein Sohn Cynfarch in der Hand von Tomos. Vielleicht würde Tomos so viel Gnade zeigen, ihn zu seinem Sohn zurück kehren zu lassen.

Als Tyfodedd Tomos erreichte, sagte der König kein Wort. Tyfodedd schluckte seinen Stolz runter und er ging vor Tomos auf die Knie. Er zog sein Schwert und übergab es an Tomos: „Mein Lord König, hiermit kapituliere ich vor euch. Ich erbitte eure Gnade, nicht für mich selbst, sondern für meine Untertanen. Sie gehorchten nur auf meinen Befehl und hatten keine Wahl.“
Tomos verzog keine Miene: „Deine Untertanen“
„Ich meinte natürlich eure Untertanen, mein Lord König. Sie wurden von mir in die Irre geführt, obwohl sie euch hätten folgen sollen.“
„Nungut Bruder“, erwiderte Tomos, „Ich will Gnade vor Recht walten lassen und euch am Leben lassen. Sag habt ihr Hunger?“
Tyfodedd blickte auf, als Tomos ein schimmliges Stück Brot aus seinem Bündel holte.
„Oh nein, dieses Brot ist ja schon schimmlig“, sagte Tomos mit offensichtlich gespielten entsetzen „Das kann ich euch natürlich nicht anbieten.“ Tomos ließ das Brot fallen und trat es mit seinen Füßen im Schlamm fest. Als er seinen Fuß wieder anhob, konnte sich Tyfodedd nicht länger zurück halten. Er warf sich in den Schlamm und riss das schimmlige Brot an sich.
Tomos drehte sich in Richtung seiner Männer „Seht euch diesen erbärmlichen Wicht an.“ Wieder traten die Soldaten in Jubel und Gelächter aus.
In den Reihen entdeckte Tomos den Grafen von Gwent. „Graf Madog, versorgt meine Untertanen“, sagte der König zu ihm und zeigte dabei auf die Menschenmenge vor der Burg.
„Mein Lord?“, fragte der Graf.
„Der Krieg ist vorbei und damit sind diese Leute wieder meine Untertanen. Ich wünsche, dass sie angemessen versorgt werden, verstanden Herr Graf?“
„Sofort, mein Lord König. Wie ihr wünscht“. Der Graf erteilte schnell einige Befehle an seine Männer.
„Ach, und Graf Madog.“
„Ja, mein Lord“.
„Führt diesen Wicht zu meinen Füßen ab. Ihr seit dafür verantwortlich, dass er unbeschadet im Kerker der Königsfeste von Aberffraw landet.“
„Jawohl, mein Lord“. Sofort eilten einige Männer aus den Reihen um Tyfodedd, welcher immer noch mit dem Brot beschäftigt war, abzuführen. Er wehrte sich nicht, aber hielt sein Brot erbittert fest als es ihn einer der Männer abnehmen wollte.
„Lasst ihn den Dreck behalten“, befahl Tomos.

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