Aus der Ehe zwischen dem deutschen Thronfolger Heinrich V. und Mathilde, der Tochter des Königs Robert, ging im Mai 1094 der erstgeborene Sohn hervor. Er erhielt - in der offensichtlichen Erwartung, dass er dereinst die Dynastie der Salier auf dem Thron weiterführen werde - den Namen Heinrich.
Auch Robert III. unterstützte den Aufruf zum Kreuzzug mit Truppen. In seinem Namen zogen die französischen Fürsten mit einigen Tausend Streitern los. Ihre Route führte sie zum Rhein, dann die Donau entlang, quer durch Ungarn und Kroatien. Die meisten Kreuzfahrer legten die 4.000 Kilometer nach Jerusalem zu Fuß zurück. Der Proviant im Heer reichte für höchstens zehn Tage, dann musste Nachschub her. Wer sich ein Pferd leisten konnte, benötigte für sein Tier das fünffache an Getreide wie ein Mensch. Unter optimalen Bedingungen schaffte das Heer samt Tross pro Tag zwanzig Kilometer. Der Zug des Kreuzfahrerheeres durch das christliche Ungarn verlief problemlos, Ende Oktober 1094 war es an der Save, gelangte bei Belgrad auf byzantinisches Gebiet. Ein Bote des oströmischen Kaisers übermittelte freundliche Grüße, immerhin erhoffte sich Byzanz militärische Hilfe im Kampf gegen die Seldschuken.
Im Dezember 1094 drohte die Situation vor Konstantinopel jedoch zu eskalieren, weil viele Angehörige des Kreuzfahrerheeres im Umland der byzantinischen Metropole plündern. Vor allem die Bauern, die sich unter Führung des Predigers Peter der Einsiedler als "Volkskreuzzug" aufgemacht hatten, stachen dabei hervor. Bereits in Deutschland und Ungarn hatten sie Jagd auf Juden gemacht, weil sie diese als Gottesmörder bestrafen wollten. In Ungarn trieb sie dann der Hunger zu den Plünderungen, worauf der König sie anschließend strafend niedermachen ließ. Der Kaiser in Konstantinopel entschied sich, das fanatische Heer rasch über den Bosporus überzusetzen, um sie schnell wieder loszuwerden. In heilloser Unordnung traf das Bauernheer auf eine Streitmacht der Seldschuken und wurde von diesen völlig zerschlagen.
Erst Anfang 1095 erreichten die besser bewaffneten Heere Kleinasien und damit das Gebiet der Muslime. Das Land, das sie durchquerten, ist von Kriegen gezeichnet. Die Sultane und Emire der Region befehdeten einander und verbündeten sich nicht gegen die Eindringlinge. Zwar stellten sich den Christen mehrmals muslimische Heere entgegen, aber sie waren nie stark genug, um den Fremden standzuhalten. Die Ritter waren im Gefecht den nur leicht geschützten Seldschuken überlegen. (#7)
Mit über 30.000 Soldaten erreichte der Kreuzzug im Mai 1095 das Heilige Land, wo bereits im Gebiet zwischen Damaskus und Jerusalem heftige Kämpfe geführt wurden.
Das historische Jahr 1095 (Wikipedia)
Päpstliche Synoden und Kreuzzugsidee
• 1. bis 5. März: Synode von Piacenza
• 18. bis 28. November: Synode von Clermont
• 27. November: Papst Urban II. ruft auf der Synode von Clermont zum ersten Kreuzzug auf.
Iberische Halbinsel
• König Alfons VI. von Kastilien überträgt Portugal als Grafschaft seinem Schwiegersohn Heinrich von Burgund.
• Die Almoraviden erobern Santarém.
• Mit der Hinrichtung von Umar al-Mutawakkil und seinen Söhnen stirbt das andalusische Berbergeschlecht der Aftasiden aus.
Osteuropa
• Koloman wird nach dem Tod seines Onkels Ladislaus I. König von Ungarn.
• Der kroatische König Álmos wird letzter Fürst des Neutraer Fürstentums.
Gestorben
12. Oktober: Leopold II., Markgraf von Österreich aus dem Geschlecht der Babenberger (* 1050)
Schlimmer als die Seldschuken setzten den Wallfahrern Hitze und Durst zu. Zerstörte Zisternen am Wegesrand. Kein Baum, keine Wiese, bloß Dornbüsche. Die Europäer kauten deren bittere, harte Blätter in der Hoffnung auf etwas Flüssigkeit. Die flirrende Luft war unerträglich für die Ritter in den Kettenhemden. Irgendwann kollabierten die ersten Pferde - und ihre Reiter mussten auf Ochsen oder Maultieren weiterkommen. Das Misstrauen im Heer nahm zu: Die Lothringer und Normannen auf der einen Seite, die Provenzalen auf der anderen. Nicht einmal das Ziel Jerusalem band noch alle Kämpfer: So schlug sich der jüngere Bruder Gottfrieds von Bouillon mit einigen lothringischen Abenteurern bis an den Euphrat durch, brachte die Stadt Edessa in seinen Besitz und gründete im syrisch-anatolischen Grenzbereich eine eigene Grafschaft.
Das Hauptkontingent der Kreuzfahrer hielt sich acht Monate mit der Belagerung und Eroberung der von den Seldschuken beherrschten Metropole Antiochia im Nordwesten Syriens auf. Ein weiteres halbes Jahr verging, bis sich die Fürsten darauf einigen konnten, was mit der unterworfenen Stadt und deren Umland geschehen sollte. Unter dem Druck des Fußvolkes, das endlich nach Jerusalem ziehen wollte, marschierte das Heer im Januar 1096 Richtung Süden.
Das historische Jahr 1096 (Wikipedia)
• Judenverfolgungen in Deutschland, insbesondere die Gezerot-Tatnu-Massaker im Rheinland in Rahmen des Volkskreuzzuges (siehe Deutscher Kreuzzug von 1096).
• Kreuzfahrer brechen zum 1. Heiligen Kreuzzug gegen die muslimischen Türken auf.
• 29. September: Das deutsche und italienische Kontingent des Volkskreuzzuges wird in Xerigordon von Rum-Seldschuken vernichtet oder versklavt.
• 21. Oktober: Rum-Seldschuken vernichten den restlichen Volkskreuzzug vor Nicäa.
Gestorben
• 11. Januar: Adelheid II., älteste Tochter Kaiser Heinrichs III. und Agnes von Poitou, Äbtissin von Gandersheim und von Quedlinburg (* 1045)
Endlich ereichte das Heer Palästina, das seit kurzem zum Reich der von Kairo aus herrschenden Fatimiden gehörte. Unter den christlichen Anführern entbrannte ein Streit über das weitere Vorgehen: Sollte man Jerusalem den Sommer über belagern, trotz der Hitze und Dürre? Oder besser nach Ägypten marschieren, die Fatimiden schlagen und im Herbst die Heilige Stadt berennen? Die Befürworter eines baldigen Angriffs auf Jerusalem setzten sich durch - vielleicht auch, weil das Fußvolk für den Umweg über Ägypten viel zu ungeduldig war. Es begann die Belagerung Jerusalems.
Die Verteidiger der Stadt zeigten sich nicht. Sie vertrauten auf die Stadtmauern, die sie mit den Steinen niedergerissener Kirchen und anderer Gebäude verstärkt hatten. Der fatimidische Statthalter kommandierte große Einheiten sudanesischer Bogenschützen und arabischer Kämpfer. Seine beiden wichtigsten Verbündeten waren aber die Hitze und der Durst. Alle Brunnen und Zisternen in zehn Kilometer Umkreis hatten seine Soldaten zugeschüttet oder vergiftet. Bis auf 40 Grad Celsius sollten Sonne und Wüstenwinde die Bergrücken schon bald aufheizen. Ein Ritter in Helm und Kettenhemd brauchte pro Tag mindestens fünf Liter Wasser, ein Schlachtross das zehnfache. Den Christen wurde deutlich, dass die Heilige Stadt für sie zur Falle werden konnte.
Die verbliebenen rund 15.000 Kämpfer konzentrierten ihre Bemühungen auf die Nordmauer. Im Heer machte sich Hass und Verachtung breit zwischen Normannen, Lothringer und Provenzalen. Das Heer drohte daran auseinander zu fallen. Viele desertierten bereits, denn sie hatten Jerusalem erblickt, ließen sich im Jordan taufen und traten die Heimreise an. Andere waren so verzweifelt, dass sie auf die Mauern Jerusalems zu rannten, mit letzter Kraft die Mauern küssten, bevor sie von herab geschleuderten Brocken erschlugen wurden. Die Anführer zwang dies zur letzten möglichen Option: Den Sturmangriff. (#7)