[AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die Krone

AAR u.a. zu Spielen der Total War Reihe

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 29. März 2014 12:44

Ein Blick auf das nächste Bild zeigt eine dringliche Angelegenheit. An der Stelle links unten, wo die roten Kreuze sind, sieht man... nichts! Der Kaiser hat also noch keine Nachkommen, und so kann eine Dynastie auf Dauer nicht weiter bestehen. Heinrich IV. wählte als erste seiner Ambitionen also: "Ich will einen Sohn haben!"

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Eben fand bereits Erwähnung, dass der junge Kaiser in seiner Führungsverantwortung von Regierungsmitgliedern unterstützt wird. Jeder Lehnsherr umgibt sich mit einem solchen Rat, den er mit geeigneten Personen aus dem Kreis seiner Vasallen bzw. seiner Höflinge besetzt.

Es gibt im Rat fünf Positionen, die ihrem Lehnsherrn zu Diensten sind.

1) Der Kanzler: Er betreibt die Staatsdiplomatie und beeinflusst die Meinung anderer Charaktere über den Lehnsherrn.
2) Der Marschall: Er setzt seine Kriegskunst dafür ein, Truppen auszuheben sowie Revolten und Verräter niederzuhalten.
3) Der Verwalter: Seine Fähigkeiten bestimmen über die Höhe der Steuereinnahmen und die maximale Größe der Domäne seines Lehnsherrn.
4) Der Agentenführer: Sowohl das Aufdecken feindlicher Verschwörungen als auch das Anzetteln eigener Verschwörungen im Auftrag seines Herrn sind seine Aufgaben. Besonders hier ist es verständlicherweise wichtig, dass der Amtsinhaber loyal zu seinem Lehnsherrn steht.
5) Der Hofprediger: Bildung ist das Primärattribut des Hofkaplans, der Gelehrte kann missionarisch/inquisitorisch tätig werden oder die Beziehungen zu geistlichen Fürsten verbessern.

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Rechts sieht man, dass Heinrich IV. zwei seiner Ratsmitglieder zunächst mit Aufgaben an seinem Hof in Nassau beauftragte. Der Marschall (2) sollte sicherstellen, dass im Ernstfall möglichst viele Wehrpflichtige ausgehoben werden können, der Verwalter (3) zusehen, dass der Zehnt auch wirklich bei den Untertanen eingetrieben wird. Der Kanzler (1) hingegen wurde nach Göttingen geschickt, um Heinrichs Ansprüche auf das einstige Krongut in dieser Grafschaft voran zu bringen. Der Hofprediger (5) reiste nach Ravenna, denn der dortige Erzbischof leistete seine Steuern lieber an den Papst statt an den Kaiser - dies musste sich ändern. Der Agentenführer (4) bekam die Order, für Heinrich IV. herauszufinden, ob der bayrische Herzog Otto von Northeim etwas gegen ihn im Schilde führte.

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Denn Heinrich IV. hatte bereits nur zu gut erfahren, dass die Großen des Reiches es nicht unbedingt gut mit ihm meinten. Schon gar nicht, wenn er sich als Kaiser anschicken sollte, sich in ihre Angelegenheiten zu mischen. Frisch im Amt musste sich Heinrich IV. erst einmal bei einem Umritt einen Überblick darüber verschaffen, wenn seiner Vasallen er als Freund oder Gegner einzuschätzen hatte.

Da auch das Reich der Salier keine eigentliche Hauptstadt besaß, war sein Herrscher zeitlebens zur Reise durch sein Reich gezwungen. Den Königsumritt begann unmittelbar nach der Königserhebung und führte in alle Großlandschaften des Reiches. Von besonderer Bedeutung war dabei stets der Erstumritt des neuen Königs, weil er zusätzlich zur konstitutiven Erstausübung der Herrschaftsrechte auch dessen Herrschaftswillen zur Schau stellte. So lernte der reisende König Land und Leute kennen. Hoftage, Reichsversammlungen und der Besuch von Stammestagen boten weitere Gelegenheiten, um Kenntnis von den Absichten und Problemen der Untertanen zu erhalten. Die Entfernungen, die dafür zurückgelegt werden mussten, durften auch vom zeitlichen Aufwand her nicht unterschätzt werden. Landkarten oder besondere natürliche Merkmale fehlten oftmals. Beim Reisen orientierte man sich daher gerne am Verlauf der Flüsse. (#1)


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Eine enorme Liste, alles Vasallen des Kaisers. Und das sind alleine die Herzöge des Reiches, der Kaiser hatte auch noch Grafschaften, Erzbistümer und Reichsstädte unter sich. Freundlicherweise hatte der Kanzler die Liste so vorbereitet, dass sie ihren Zweck schnell erfüllen konnte. Wie erwähnt sieht z.B. Bertha, die Gattin des Kaisers, ihren Mann mit +46 Wertschätzung an. Die Skala reicht der persönlichen Wertschätzung geht von -100 bis +100.

Mit einem Farbpunkt sind die Herzöge gekennzeichnet, die nicht zum deutschen Kulturkreis gehören - was sie grundsätzlich zu problematischen Vasallen macht, da sie die Fremdherrschaft nicht schätzen. Von ihnen besitzen zwei (grüner Punkt) aber zumindest den Charakterzug "Zufrieden", was diesen Malus mehr als neutralisiert. Die übrigen (roter Punkt) werden sich vermutlich immer wieder in Fraktionen gegen den Kaiser wieder finden.

Zu seinen Parteigängern konnte Heinrich IV. nur diejenigen zählen, die mehr als +80 zu ihm hielten.. Das waren derzeit die Herzöge von Sachsen, der Lombardei und der Provence. Bei den untergeordneten Vasallen sah es ähnlich aus:

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All jene mit Werten zwischen Null und +80 waren mehr oder weniger unsichere Vasallen - somit der Großteil der Fürsten im Reich.

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 30. März 2014 11:50

Um den Überblick über all die Charaktere im Laufe der Partie zu behalten, führe ich nebenher noch eine eigene Liste der Vasallen und Familienzweige:

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Wahrhafte Gegner mit einem negativen Wert zwischen 0 und -100 gab es keine unter den Vasallen, ironischerweise fiel aber ausgerechnet Heinrichs Schwager Pierre, der Herzog von Savoy, mit nur +23 auf.

Pierre von Savoyen: http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_I._(Savoyen)

Warum war er bloß so reserviert? Der Kaiser ließ sich Bericht erstatten, welche Meinungen Pierre I. über ihn hegte:

Der Herzog von Savoy gehörte zum Kulturkreis der Franken, empfand seinen deutschen Lehnsherrn Heinrich IV. also als Ausländer (-17). In ihrer Persönlichkeit gingen die insoweit konform, dass sie beide gütig waren (+10). Für weitere Übereinstimmung sorgte der Ehebund zwischen den beiden Häusern (+30) sowie die verschiedenen Reichsgesetze, die Pierre I. als Herzog große Freiheiten gegenüber der königlichen Zentralgewalt zugestanden. Entscheidender war allerdings der machtpolitische Umstand, dass Pierre I. nach der Kontrolle über das Erzbistum Valais und die Grafschaft Genf trachtete (zweimal -25). Denn die Grafschaft Genf sowie das Erzbistum Valais gehörten de jure zu seinem Herzogtum Provence. Deren Titelträger waren aber direkte Vasallen des Kaisers. Pierre hatte also die handfeste Erwartung an seinen Schwager und Lehnsherrn Heinrich, ihm diese beiden Gebiete in das Herzogtum Provence zu überlassen.

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Bevor der Thron für den frisch angetretenen Heinrich noch nicht sicher war, musst er sich besonders mit den Mächtigen im Reich gut stellen. Das war allemal besser, als diese gegen sich zu haben. Macht aber entsprang schon immer aus der Zahl der Soldaten, die ein Fürst zur Verfügung hatte.

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Heinrich IV. ließ sich zu den militärischen Angelegenheiten beraten. Ihn interessierte, wer von seinen Vasallen Zugriff auf die meisten Soldaten hatte. Das waren im Zweifel die Herzöge, die ja auf die Truppen sowohl ihrer Hausgüter als auch auf die ihrer eigenen Vasallen (Grafen etc.) zugreifen konnten. Mit 2.356 Soldaten war Billunger Herzog Ordulf von Sachsen für Heinrich IV. der wichtigste Truppensteller, vielleicht auch der mächtigste Fürst im Reich.

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Ordulf (auf dem folgenden Bild rechts unten) gehörte zu den fünf Herzögen, von denen vermutlich noch mehr zu hören sein wird. Denn in seinem Herzogtum Sachsen befand sich die Grafschaft Göttingen mit den Silberbergwerken von Goslar, die der historische Heinrich IV. für die Salier zurückholen wollte (Thüringen, das Heinrich IV. ebenfalls begehrte, gehörte zum Herzogtum Meißen).

Links oben und rechts oben sieht man die beiden Herzöge Rudolf von Rheinfelden und Otto von Northeim. Mit ihnen führte der historische Heinrich IV. in den 1070ern Krieg. Oben in der Mitte befindet sich die Papstanhängerin Matilda di Canossa, hinter der sich in der Historie die italienische bzw. reformkirchliche Opposition gegen Heinrich IV. sammelte. Im Spiel spiegelt sich das durchaus wieder: Als mächtige Doppelherzogin von Spoleto sowie der Toskana und aufgrund des Umstandes, dass sie als Angehörige des italienischen Kulturkreises Vorbehalte gegen den deutschen Herrscher hat, ist sie für diese Rolle prädestiniert.

Ähnliches gilt auch für Vratislav II. Przemyslid, dessen Herzogtum Böhmen ebenfalls einem anderen Kulturkreis als dem Deutschen angehört. Sollte Vratislav die Konkurrenz zwischen ihm und seinen Brüdern durch Diplomatie oder Gewalt überwinden, könnte er Böhmen zu einem eigenen Königreich formen (was ihm historisch 1085 tatsächlich gelang).

Im Westen könnte Vergleichbares geschehen, wenn sich Ober- und Niederlothringen erneut zum Königreich Lothringen vereinen würden.

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 30. März 2014 12:05

Eine besondere Rolle spielten im Reich dann noch die geistlichen Fürsten, also die Bischöfe und Erzbischöfe. Besonders Heinrichs Vater hatte sich während seiner Herrschaft intensiv mit der Gestaltung der Reichskirche befasst. Und das bedeutete realpolitisch: Die Reichskirche sollte ein Instrument in Händen des Kaisers sein. Ausschlaggebend dafür war die Frage, wer denn nun die Bischöfe ernennen und absetzen durfte - der Papst als religiöses Oberhaupt oder der Kaiser als oberster weltlicher Führer?

Die Kirche im Reich: http://de.wikipedia.org/wiki/Ottonisch-salisches_Reichskirchensystem

Heinrich IV. hatte 1066 "Zugriff" auf acht Reichsbischöfe. Aus ihren Bistümern konnte man erquickliche Steuern pressen - es war daher von großer Bedeutung, an wen die Bischöfe ihren Anteil abzuführen hatten. Manche neigten dazu, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist (Symbol Krone leuchtet). Andere standen dem Papst näher und führten das Geld an den Heiligen Vater nach Rom ab (Symbol Tiara leuchtet). Heinrich IV. hatte also auch Interesse daran, dass die Bischöfe ihm näher standen als dem Papst. Die Einstellung eines jeden Kirchenfürsten erkennt man an dem Beziehungswert neben der Tiara (Einstellung zum Papst) und neben der Krone (Einstellung zum Kaiser):

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Das reichste Bistum, dessen geistlicher Fürst seine Abgaben nicht ihm, sondern dem Papst zufließen ließ, war das von Ravenna. Also schickte Heinrich IV. seinen Hofkaplan, Bischof Sieghard von Bamberg, nach Italien. Dort sollte er die Meinung des Bischofs von Ravenna zu seinen Gunsten drehen.

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Kaiser und Papst konkurrierten also in der Frage, wer von den beiden in der Christenheit das letzte Wort sprechen können sollte. In der Investitur der Bischöfe kristallisierte sich der Streit besonders: Wer durfte die Bischöfe auswählen und in ihr Amt einführen (investieren)?

Papst Alexander II. war mit -43 gegenüber Heinrich IV. ganz und gar nicht wohl gesonnen, beharrte dieser doch auf den Anspruch, die Investitur sei das Recht des Kaisers. Alleine das belastete die Beziehung mit -30 ("Freie Investitur"), außerdem schätzte die Mutter Kirche bzw. der Heilige Vater selbst den Lebenswandel des Kaisers (Zynismus vs. Eifer, Lüsternheit vs. Keuschheit, Gier vs. Bescheidenheit) gar nicht.

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Diejenigen in der katholischen Kirche, die ein Ende der Freien Investitur forderten, rechnete man dem Lager der Reformer zu. Innerhalb der Reichskirche hatte Anno von Köln die Macht an sich gerissen, der den Reformern zuneigte und die Haltung von Papst Alexander II. unterstützte.

Der Heilige Vater bestritt in der Synode von 1064 sogar das Recht, überhaupt über ihn zu urteilen. Um den Kontakt zu Alexander II. aufrecht zu erhalten, wurde im Spätsommer 1065 eine Delegation unter Herzog Otto von Bayern nach Rom geschickt. Der Papst war trotz allem auch daran interessiert, denn ihn sorgten die unberechenbaren Normannen, die sich in Süditalien festgesetzt hatten. Außerdem war Mailand ein Unruheherd, wo die Pataria, der Gottesbund zum Frieden zwischen niederem Adel und unteren Schichten, gegen den Erzbischof und die Aristokratie stand.

Heinrich IV. wusste natürlich, dass die Reformer innerhalb der Kirche von im erwarteten, das Recht der Investitur dem Papst zu überlassen. Aber war eben die Freie Investitur, die im Reich geltendes Gesetz darstellte. Schauen wir einmal auf diese Reichsgesetze:

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1) Kronautorität: Minimal - autonome Vasallen
2) Investitur: Frei - weltliche Fürsten ernennen Bischöfe
3) Feudale Wehrpflichtige: Normal - Adelsvasallen stellen 80% ihrer max. Truppen
4) Feudalbesteuerung: Keine - Adelsvasallen haben 0% Steuersatz
5) Stadtwehrpflichtige: Normal - Bürgervasallen stellen 65% ihrer max. Truppen
6) Stadtbesteuerung: Normal - Bürgervasallen haben 25% Steuersatz
7) Kirchenwehrpflichtige: Normal - Klerusvasallen stellen 60% ihrer max. Truppen
8) Kirchenbesteuerung: Minimal - Klerusvasallen haben 35% Steuersatz

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Die älteste Nachricht von einer allgemeinen Reichssteuer findet sich in einem Regensburger Annalenfragment zum Jahre 1084. Danach habe der Kaiser Heinrich IV., weil er aus eigenen Mitteln die in Italien aufgenommenen Anleihen nicht zurückzahlen konnte, solche gazas (Schätze, Beiträge, Gelder) von den ihm untergebenen Bischöfen und Äbten und fast allen anderen Reichsfürsten zu sammeln versucht. Sehr viel Geld habe er von den Regensburgern und fast allen Stadtbürgern in seinem Königreich erhoben. Aufgrund dieser Erhebungen habe sich gegen Heinrich weiterhin großer Hass und gewaltige Missgunst verbreitet.

Der überlieferte Text lässt deutlich erkenne, dass es sich um Geldforderungen handelte und dass diese bei den Städten eingetrieben worden sind. Offen bleibt, ob es eine einmalige Aktion sein sollte, die aber immerhin im Falle geglückter Durchsetzung wiederholbar gewesen wäre und im Sinne einer mehr oder weniger regelmäßigen Besteuerung. Als reichsweit wird die Maßnahme ohnehin geschildert, jedenfalls für den nordalpinen Bereich. Für Reichsitalien erhielt Heinrich IV. von seinem engagierten Parteigänger Benzo von Alba jedenfalls den Rat, eine allgemeine Steuer einzuführen. Ob es sich hierbei um eine Empfehlung oder eine bereits realisierte Maßnahme handelte, drücken die erhaltenen Texte allerdings nicht aus. (#1)


Als Kaiser hatte Heinrich IV. das Recht, einen Reichstag einzuberufen und den Fürsten eine Gesetzesänderung zur Abstimmung vorzulegen. Er musste aber bedenken, dass höhere Abgaben bei den Betroffenen für Missstimmung sorgen würde. Und Vasallen mit einer negativen Meinung (also unter Null in der Skala) führten drastisch weniger Soldaten und Steuern an den Kaiser ab, je weniger sie von ihm hielten. Es erschien Heinrich IV. deshalb nicht klug, unbedacht an den Abgaben zu rütteln.

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 30. März 2014 15:40

Ich habe eines der Bilder vergessen einzubinden, meine Liste der Herzöge zu Spielbeginn. Ohne Hilfen wie diese verliere ich sonst irgendwann den Überblick im "who is who" der Adeligen:

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 31. März 2014 21:55

Die vollständigen Steuern und Truppenkontingente konnte Heinrich IV. nur aus seinen persönlichen Eigentümern, seiner Domäne, abschöpfen. Deshalb war es so ärgerlich, dass das Hausgut der Salier während seiner Kindheit von seiner Mutter Agnes nicht zusammengehalten worden war. Die Fürsten hatten die Schwäche der Salier genutzt, um sich daran zu bedienen.

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Heinrich IV. blieb - neben seinen Titeln als Kaiser des Reiches und Herzog von Franken - die Verfügung über die vier Grafschaften innerhalb des Herzogtums Franken. Dort hielt er jeweils die Burgen (Baronien) als Domäne, und die Steuern und Wehrpflichtigen daraus waren sein eigenstes Kapital. Auf Vasallen war im Ernstfall nicht unbedingt Verlass, die Erträge aus der Domäne waren Heinrich IV. dagegen sicher.

Ein wichtiger Punkt blieb noch, den Heinrichs Berater nicht unerwähnt lassen wollten. Es ging um eine delikate Angelegenheit, die man vertraulich behandeln sollte. Heinrich IV. konnte sich aufgrund des geltenden Erbrechts Hoffnungen darauf machen, dass ihm das bedeutende Aquitanien zufiele.

Das war eine tatsächlich mögliche Erbschaft (rechts oben im folgenden Bild). Aquitanien war Teil des Königreichs Frankreich und bestand aus nicht weniger als drei Herzogtümern, nämlich Aquitanien, Gascogne und Poitou. Die alle waren dem Herzog Guihèm VIII. als Lehen gegeben, samt jeweils einer Grafschaft in jeder der drei Herzogtümer. Er als derzeitiger Halter der Titel mit (X) gekennzeichnet.

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Erbin seiner gesamten Titel ist seine minderjährige Tochter Ainès Poitou (1), obwohl die Erbfolge "Agnatisch-kognatisch Gavelkind" ist. Der Haupttitel des Vaters ginge also auf den erstgeborenen Sohn über, weitere Titel auf die übrigen Söhne. Frauen kommen in dieser Erbfolge nur in Betracht, wenn es keine männlichen Erben gibt. Erstaunlicherweise ist Heinrich IV. nach dem Mädchen der zweite in der Erbfolge (siehe Kreis, Heinrich Salian).

Wie kann das sein? Ein Blick auf die Stammtafel der Poitou gibt die Antwort.

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Der amtierende Herzog Guihèm VIII. (1) hat in der direkten Verwandtschaft keine Männer. Seine drei Brüder sind bereits tot, wie man an den kleinen Totenköpfen an den Portraits erkennen kann. Zudem haben weder sie noch Herzog Guihèm selbst Söhne gezeugt, immer nur Töchter. Das ist der Grund, warum Ainès (2) als Alleinerbin herhalten muss.

Guihem von Aquitanien: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_VIII._(Aquitanien)

Der Herzog hat aber noch eine Schwester mit dem Namen Agnes, und die ist keine andere als die Kaiserinmutter von Heinrich IV. selbst (Pfeil). Der Herzog ist als der Onkel des Kaisers. Und da in der direkten Nachkommenschaft kein männlicher Erbe bereitsteht, rückt Neffe Heinrich IV. in der Erbfolge hinter Tochter Ainès.

Nicht auszumalen, was geschehen würde, wenn Herzog Guihèm VIII. sterben sollte, bevor er einen Sohn zeugen kann. Alle Titel würden dem kleinen Mädchen Ainès zufallen. Ein hilfloses Kind, ganz allein auf sich gestellt... Ein verlockender Gedanke für einen Kaiser mit einer passablen Intrigenfähigkeit.

Ein andere Möglichkeit, an das Herzogtum zu gelangen, wäre der über den so genannten "schwachen Anspruch" gewesen.

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Als Herzog Guihèm VIII. seinerzeit Aquitanien und Poitou erbte, war Heinrichs Mutter Agnes hinter ihm zumindest Zweit- oder Drittrangige in der Erbfolge. Und das bedeutete, dass Agnes einen schwachen Anspruch auf diese Titel hatte, das Erbe ihres Bruder quasi anfechten konnte. Als direkten Verwandten gab das Heinrich IV. das Recht, den Anspruch seiner Mutter mit Waffengewalt durchzusetzen. Der Haken: Dies hätte Krieg mit dem Lehnsherrn des Herzogs bedeutet, also mit dem König von Frankreich - dank der Wehrpflichtigen seiner Vasallen war Philippe I. sicher kein militärisches Leichtgewicht.

Zudem konnte Heinrich IV. nur einen Anspruch auswählen, nicht beide. Es wäre für Heinrich IV. trotzdem von Vorteil, wenn Agnes Aquitanien und Poitou bekommen könnte. Schließlich stünde er dann als Erbe seiner Mutter bereit, bei ihrem Tod die Herzogtümer zu übernehmen. Die Probleme, die sich Heinrich IV. mit einem Erbe im ausländischen Aquitanien aufhalsen würde, sollten allerdings ebenfalls nicht unterschätzt werden.

Die Partie beginnt mit einem Krieg im Norden des Reiches, der direkt die Bruchlinien zwischen den Territorien der Fürsten gut veranschaulicht. Das Herzogtum Sachsen hat wegen der Grafschaft Anhalt einen Kriegsgrund gegen das Herzogtum Brandenburg, und zwar weil das brandenburgische Anhalt de jure - "rechtlich betrachtet" - zu Sachsen gehört.

Denn zu Sachsen gehören de jure die Gebiete Anhalt (1), Plauen (2) und Weimar (3), das Gebiet ist auf der Karte gelb umrandet, auf diese kann der Herzog von Sachsen theoretisch Anspruch erheben. Die schwarzen Grenzen zeigen dagegen die tatsächlichen politischen Verhältnisse: Das Herzogtum Sachsen besteht aus Grafschaften und Erzbistümern, die sich allesamt außerhalb seiner Kerngebiete befinden, diese sind hier mit den Sternen gekennzeichnet. Die drei Kerngebiete sind hingegen de facto Teile der Herzogtümer Brandenburg bzw. Meißen. Nun also erklärt der sächsische Herzog Ordulf I. dem brandenburgischen Lothar-Udo II. wegen Anhalt den "De-jure-Krieg". Ohne legitimen Grund ist es in CK2 nicht möglich, einen Krieg vom Zaun zu brechen, man benötigt einen "Casus belli".

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 2. April 2014 20:34

Das Historische Jahr 1067 (Wikipedia)
Politik und Weltgeschehen
Europa
• 1. September: Nach dem Tod seines Vaters wird Balduin I., Graf von Hennegau, als Balduin VI. Graf von Flandern.
• Bei Eisenach wird die Wartburg errichtet.
• Olaf Kyrre wird König von Norwegen.
• Backnang und Lüdenscheid werden erstmals urkundlich erwähnt.
• Sancho II. und El Cid belagern Saragossa. Die Belagerung wird aufgehoben, nachdem Emir Al-Muqtadir Lösegeld zahlt und sich zu Tributzahlungen verpflichtet.
• 01. September 1067: Balduin V., Graf von Flandern (* um 1012) stirbt
Kaiserreich China
• 25. Januar: Shenzong wird Kaiser der Song-Dynastie in China. Er folgt damit seinem verstorbenen Vater Yinzong.


Für jeden Lehnsherrn, dem Vasallen unterstehen, droht zudem die Bildung von oppositionellen Fraktionen. Diese Fraktionen können verschiedenartige Ziele verfolgen, wie die Beendigung einer Fremdherrschaft, das Durchsetzen eines Gegenkandidaten oder die Änderung von zu hart empfundenen Gesetzen. Die Fraktionen versuchen, möglichst viele Unterstützer zu erhalten, um ihren politischen Forderungen entsprechenden Nachdruck zu verleihen. Besitzt die Fraktion genügend (militärische) Schlagkraft, stellt sie dem Lehnsherrn ultimativ vor die Wahl, ihrer Forderung nachzukommen. Die Ablehnung durch den Herrscher bedeutet dann den offenen Aufstand der Fraktionsmitglieder.

So nutzen im benachbarten Königreich Frankreich die mächtigen Herzöge von Flandern, Burgund und der Bretagne unter Führung des Herzogs Guilhem VII. von Aquitanien die Schwäche der Krone aus und versuchen Ende 1067, die bisherige Erbmonarchie der Kapetinger gegen eine Wahlmonarchie nach deutschem Vorbild zu ersetzen.

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Wie kaum anders zu erwarten, beginnt die italienische Herzogin Matilda di Canossa im Februar 1067, ihre Landsleute und andere Unzufriedene gegen die deutsche Fremdherrschaft hinter sich zu sammeln. Sollte sie damit erfolgreich sein, könnte die Unabhängigkeit der Toskana vom Reich der erste Schritt zur Gründung eines eigenständigen Königreichs Italien sein.

Matilda di Canossa: http://de.wikipedia.org/wiki/Mathilde_von_Tuszien

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2.2 Wiederherstellen der salischen Autorität

In Ungarn sieht sich der noch unmündige König Salomon einem Umsturzversuch seines Cousins Lampert ausgesetzt. Dieser Bürgerkrieg ist für die Regierung des Knaben derart ernst, dass seine Berater an Heinrich IV. die Bitte zum Eingreifen richten. Denn die Schwester des Kaisers ist mit Salomon verheiratet, der Knabe somit sein Schwager und Bündnispartner.

Salomon I. Arpad: http://de.wikipedia.org/wiki/Salomon_(Ungarn)

Salomon hält die blauen Gebiete, seine Gegner die roten. Die übrigen ungarischen Fürsten warten den Verlauf der Auseinandersetzung ab und halten sich zunächst neutral (gelb).

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Nicht nur Heinrich IV. selbst wird mit Forderungen seiner Vasallen konfrontiert, die Fürsten führen auch untereinander Krieg oder werden ihrerseits von ihren geringeren Vasallen angegangen. Im April 1067 versucht der ehrgeizige Graf Jaufret von Forcalquier dem ihm übergeordneten Herzog Bertrand II. von Provence zu stürzen, um selber den Titel zu erringen.

Bertrand II. Bosonid: http://de.wikipedia.org/wiki/Bertrand_II._(Provence)

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Diese Angelegenheit mag für den Kaiser von untergeordneter Bedeutung sein, denn auch ein neuer Herzog der Provence wäre sein Lehnsmann. Unangenehmer dagegen sind die beiden De-jure-Kriege gegen die beiden Erzbischöfe von Valais und Aquileia, die sich die Herzöge von Savoyen bzw. Kärnten gefügig machen wollen.

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 3. April 2014 21:42

Denn diese zwei Erzbistümer sind derzeit direkte Vasallen des Kaisers und ihm somit abgabenpflichtig - werden sie zum Lehnseid gegenüber dem Herzog gezwungen, würde Heinrich IV. diese Einnahmequelle verlieren.

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Und in der Tat enden zwei der Konflikte in recht kurzer Zeit: Im September 1067 unterwirft sich der Erzbischof von Valais dem Herzog der Provence und ist damit nicht weiter direkter Vasall des Kaisers. Im Dezember 1067 fällt nach zwölf Monaten des Kampfes die Grafschaft Anhalt an das Herzogtum Sachsen.

Während dieser Zeit engagiert sich Heinrich IV. im ungarischen Thronstreit an der Seite seines Schwagers Salomon. Zu diesem Zweck hat der Kaiser (der nur über rund 3.000 eigene Krieger aus seinem Krongut verfügen kann) Truppen bei seinen Herzögen ausgehoben - dieses Recht steht ihm als Lehnsherr zu, seine Vasallen sind ihm zum Kriegsdienst verpflichtet. Allerdings hängt die Zahl der gestellten Männer vom Verhältnis zwischen dem Kaiser und seinen Vasallen ab. Ein allseits unbeliebter Herrscher sieht sich also schnell seiner militärischen Kräfte beraubt und ist durchaus auf das Wohlwollen seiner Untergebenen angewiesen, um politisch handlungsfähig zu bleiben.

Zur entscheidenden Schlacht kommt es im Juli 1067 bei Pressburg, wo 5.000 kaiserliche Soldaten auf 2.000 Mann des ungarischen Gegenkönigs Lampert treffen und sie besiegen. Die Kämpfe in Ungarn ziehen sich noch lange hin, doch scheint Lamperts Griff nach der Krone aufgrund des deutschen Eingreifens bereits gescheitert.

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Den Zuwachs an Prestige im Reich, den Heinrich IV. aus diesem Sieg heraus erhielt, wurde durch sein eigenes Verhalten jedoch wieder zunichte gemacht.

Obwohl Heinrich IV. wie seine Eltern hoch gebildet war, begann er ein allzu lockeres Leben zu führen. Zudem umgab er sich mit meist mit jungen Leuten niederen Standes, die ihm gern gehorchten und seine Neigungen teilten. Im Juli 1066 hatte Heinrich IV. die ein Jahr jüngere Berta von Turin geheiratet - die Braut, die ihm gut zehn Jahre zuvor sein Vater ausgesucht hatte. Wahrscheinlich waren die beiden zusammen am Hof aufgewachsen, kannten sich also schon lange, waren allerdings auch kein typisches Paar. Anfänglich füllte Berta die Rolle einer Herrschergemahlin aus und begegnete recht häufig als Fürsprecherin in den Urkunden ihres Gemahls. Aber schon Anfang 1067 änderte sich dies, und das war keine bloße Formsache. Die Gatten hatte sich spätestens damals einander endgültig entfremdet oder besser: Heinrich war seiner Gemahlin überdrüssig geworden und verlangte die Scheidung. Zunächst zog er Erzbischof Siegfried von Mainz ins Vertrauen und bat ihn um Unterstützung. Auf einer Versammlung in Worms erklärte er dann, er passe mit seiner Gemahlin nicht zusammen und könne auch die Ehe mit ihr nicht vollziehen. Dass dies wirklich der Fall war, versicherte er sogar unter Eid. Lediglich unter dieser Voraussetzung hätte eine Ehe überhaupt getrennt werden können, denn damals hatte sich die kirchliche Vorstellung von der Unauflöslichkeit der Ehe schon weitgehend durchgesetzt. Geistliche und weltliche Fürsten waren tief bestürzt.


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Eine für den Oktober anberaumte Synode sollte nun den Fall entscheiden. In der Zwischenzeit nahm Erzbischof Siegfried Kontakt zu Papst Alexander II. auf. Dessen Legat, der ob seiner Frömmigkeit hoch angesehene Petrus Damiani, machte dem König deutlich, dass er die Exkommunikation zu gegenwärtigen habe und nach einer Trennung nicht zum Kaiser geweiht werden könne. Auch die Fürsten bezogen nun einhellig gegen den Plan des Königs Stellung, der daraufhin nachgab. Mancher Zeitgenosse machte Heinrichs Lebenswandel für seine Absichten verantwortlich, und dies ist wohl nicht nur Verleumdung. Aber wenigstens unterstellte er seiner Frau nicht wie andere Könige in vergleichbarer Situation ein Vergehen oder gar ein Liebesverhältnis, um sein Ziel - die Scheidung - zu erreichen. Aber seinem Ansehen als König hatte er unnötigerweise schweren Schaden zugefügt und ungewollt das des Papsttums gesteigert.

Im Nachhinein betrachtet, ist das Ansinnen des Königs sogar noch schwerer verständlich, denn er arrangierte sich recht bald mit Berta. So groß kann also sein Widerwillen gegen sie nicht gewesen sein, oder aber der Wunsch nach einem Sohn und Erben ließ ihn sich in das Unvermeidliche fügen. Schon im Jahr nach seinem förmlichen Scheidungsbegehren kam im Oktober 1068 die erste Tochter Agnes zur Welt. (#5)


Das Historische Jahr 1068 (Wikipedia)
Politik und Weltgeschehen
Süditalien
• 5. August: Die Normannen unter Robert Guiskard beginnen mit der Belagerung von Bari, dem letzten Stützpunkt des Byzantinischen Reichs in Italien.
Kaukasus
• Dezember: Der seldschukische Sultan Alp Arslan erobert Tiflis.
Ersturkundliche Erwähnungen und Gründungen
• Autigny wird unter dem Namen Altignei erstmals urkundlich erwähnt.
Kultur
• Der erste seldschukische Turm der Kharaghan-Grabtürme in der Provinz Qazvin (Iran) wird fertiggestellt.


Heinrichs Scheidungsbegehren fällt in eine Zeit, als er sich bemühte, die Regierung des Reiches in den Griff zu bekommen. Zudem traten damals die Männer ab, die bis dahin die Politik des Reiches bestimmt hatten. So verließen Adalbert und Anno die politische Bühne: Adalbert wurde 1069 in Sachsen von Herzog Ordulf I. entmachtet und zog sich altersbedingt vom Hof zurück, Anno verstarb im selben Jahr. (#5)

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 5. April 2014 10:09

Hoffnung keimt bei den oppositionellen Ungarn auf, als Heinrichs Aufmerksamkeit im Januar 1068 Richtung Italien gelenkt wird.

Denn während seiner Auseinandersetzungen mit den Ungarn konnte der König anderenorts seine Autorität nicht zur Geltung bringen. So wäre etwa seine Präsenz in Oberitalien sicherlich vonnöten gewesen. Seit zwanzig Jahren war dort kein Herrscher mehr in Person erschienen. Seit dem Tode Heinrichs III. war ein Vakuum entstanden, in das das Papsttum, das Haus Tuszien und die Normannen hineingestoßen waren. Zudem suchten die Reformpäpste ihren Anspruch auf den Primat durchzusetzen, vor allem seit Alexander II. sich gegen Cadalus (Honorius II.) behauptet hatte. Das blieb nicht ohne Auswirkungen auf die politische Ordnung, wie sich besonders in Mailand zeigte. Dort hatte sich eine radikale Volksbewegung - die Pataria - gebildet, die zunächst gegen Simonie und Priesterehe kämpfte, bald aber auch um die Macht in der Stadt rang. Der Erzbischof bekam die Pataria nicht in den Griff, zumal der Papst sich nach anfänglichem Zögern auf deren Seite stellte. Darauf dankte der erschöpfte Erzbischof ab. Heinrich IV. ernannte nach altem Herkommen einen Nachfolger und entschied sich für einen seiner Kapläne, der aus Mailand stammte. Doch die Pataria erkannte die Resignation des alten Erzbischofs nicht an und damit auch nicht den von Heinrich IV. bestimmten Nachfolger. Und mehr noch: Nach dem Tod des Erstgenannten entschied sie sich im Beisein eines päpstlichen Legaten für einen eigenen Oberhirten. Aber gegen ihn gab es ebenfalls massive Widerstände, so dass auch er sein Amt nicht antreten konnte. Heinrich ließ nun seinen eigenen Kandidaten weihen, was Papst Alexander II. dazu veranlasste, fünf königliche Räte zu bannen. Der Papst suchte damit gezielt die Auseinandersetzung mit dem König, denn Heinrich durfte eigentlich keinen Umgang mit seinen gebannten Beratern mehr pflegen, wenn er sich nicht selbst außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft stellen wollte. (#5)


Unter diesen Umständen und mit dem politischen Einvernehmen des Papstes im Rücken hatte die toskanische Herzogin Matilda di Canossa mit der Stadt Bologna und der Grafschaft Forez eine Koalition geschmiedet, die fast 8.000 Soldaten befehligte. Diese Toskanische Liga verlangte nun die Befreiung von der Abgabenpflicht gegenüber dem Kaiser, die in Italien als schmachvolle Tributzahlungen an die Deutschen verstanden wurden.

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Für Heinrich IV. waren dies unannehmbare Forderungen, würden sie faktisch doch die Unabhängigkeit der Toskana vom Reich bedeuten - für den Kaiser und seine deutschen Fürsten politisch nicht denkbar. Als die Antwort des Saliers wie erwartet entsprechend harsch negativ ausfiel, griffen die Italiener zu den Waffen und vertrieben die deutschen Ministerialen aus ihren Gebieten (rote Flächen in Reichsitalien). Heinrich IV. sah sich einem ernsten Aufstand südlich der Alpen gegenüber, den er mit Gewalt zu ersticken hatte, wollte er bei den deutschen Fürsten im Reich nicht vollends sein Ansehen verlieren.

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Das Sammeln der Lehnstruppen bis zum Abhalten der Heerschau zogen sich über Monate hin durch das Jahr 1068, währenddessen die Aufständischen um Matilda in Oberitalien Boden gewannen. Auch die Heerschau selbst war für Heinrich IV. eine Enttäuschung. Bislang hatte er es nicht vermocht, sich bei den Großen des Reiches mit seinem Vorstoß zur Erhöhung der Kronautorität durchzusetzen (gelber Stern). Dies hätte Heinrich nun geholfen, denn hätte er seine Fürsten dann zur Gestellung größerer Truppenkontingente und zur persönlichen Teilnahme an dem Italienfeldzug verpflichten können (roter Stern). Nachdem der Aufstand in Italien aber erst einmal begonnen hatte, war an einen Reichstag zur Verabschiedung dieses Gesetzes erst einmal nicht zu denken (Voraussetzung "Nicht in einem Bürgerkrieg").

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Noch während die Krise in Oberitalien noch gar nicht angegangen - geschweige denn überwunden - war, bereitete Heinrich IV. bereits seinen nächsten Coup zum Ausbau seiner Macht vor. Den bayrischen Herzog Otto von Northeim verdächtigte er aufgrund seiner norddeutschen Abstammung, gemeinsame Sache mit den Sachsen zu machen, um ihn von Norden und Süden unter Druck zu setzen. Heinrich IV. begehrte die sächsischen Gebiete, die einst zur Krone gehört hatten und suchte nach einem Vorwand, um gegen die Sachsen und ihre Unterstützer offiziell vorgehen zu können. Aus diesem Grund ermunterte Heinrich IV. seine Spione in Bayern, das Treiben des Herzogs Otto weiter zu beobachten und ihm davon zu berichten.

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Im April 1068 unterwarf sich Ravenger, Erzbischof von Aquileia, dem siegreichen Herzog Berthold von Kärnten und wurde somit zu einem Vasallen des Zähringers. Für Heinrich IV. war dies eine erneute Schmach, verlor er so doch die Einkünfte aus einem zweiten Erzbistum.

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Beitragvon Mark » 6. April 2014 11:33

Einen Hang zu unvernünftigem Mut bewies der Herzog bald darauf mit seiner Entscheidung, ausgerechnet den unterworfenen Erzbischof zu seinen persönlichen Mundschenk zu ernennen. Angesichts des belasteten Verhältnisses des Erzbischofs zu seinem Herrn (-25) stellte die Vergabe dieser Vertrauensposition ein Risiko für die Gesundheit Bertholds dar (allerdings starb der Erzbischof bald darauf im Januar 1069 eines natürlichen Todes).

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Auch die Auseinandersetzung in der Provence zwischen dem aufbegehrenden Grafen Jaufret gegen seinen Herzog Bertrand II. endete mit einem Sieg des Herzogs im August 1068. Der Graf war gezwungen, sich zu unterwerfen. Jedoch hatte der Herzog wegen der Auseinandersetzungen einen hohen Preis zu zahlen, in einem der Gefechte war ihm eine schwere Kopfverletzung zugefügt worden, die den erst 21jährigen Bertrand regierungsunfähig machte. Für Heinrich IV. war das eine schlechte Nachricht, denn er zählte den Herzog zu seinen Unterstützern. Dass der ehrgeizige Graf Jaufret angesichts der Regierungsunfähigkeit seines Lehnsherrn früher oder später erneut nach dessen Titel greifen würde, erschien nur als eine Frage der Zeit.

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Als der verletzte Herzog ein Jahr später an seinen Leiden verstarb, trat dessen Schwester Adalaida sein Erbe an. Zur Überraschung aller Beobachter setzte sie sich energisch gegen alle Widersacher in der Provence durch und schwang sich sogar zur Führungsperson jener im Südwesten des Reiches auf, die ein neues freies Königreich Burgund anstrebten.

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Dieses Vorhaben erschien gar nicht so unmöglich, denn die französische Krone stürzte 1070 in eine tiefe Krise. Der durchaus fähige, jedoch eher machtlose König Philipp I. Capet musste den Forderungen seiner Herzöge nachgeben und von der Erbmonarchie in Frankreich ablassen. Die Fürsten setzten sich damit durch, den König künftig in Feudalwahlen selber bestimmen zu können.

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Die Folgen dieser Änderung waren enorm. Nicht nur, dass der Thronanspruch der Kapetinger - die seit dem Jahr 987 mit Philipp den mittlerweile vierten König in Folge stellten - war auf das Äußerste gefährdet, denn nun konnten die verschiedenen französischen Herzöge ihren eigenen Anspruch auf die Krone formulieren. Selbst Wilhelm der Eroberer, seit 1066 der König von England, zählte zum Kreis der Kandidaten. Als Herzog der Normandie konnte er über die Zukunft Frankreichs mitbestimmen, und er galt als durchaus aussichtsreicher Kandidat. Eine Wahl Wilhelms hätte nicht weniger als die Vereinigung der Königreiche Frankreichs und Englands in seiner Hand bedeutet.

Doch zurück zu den Ereignissen des Jahres 1068 im Reich. Nachdem Heinrich IV. mit seinem Heer im Westen die Soldaten des aufständischen Grafen von Forez geschlagen hatte, marschierte der Kaiser nach Oberitalien weiter, um auch dort die Verhältnisse wiederherzustellen.

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Von Parma aus näherte sich Heinrichs Heer der Streitmacht der Liga, die seit einigen Monaten die kaisertreue Stadt Cremona belagerten. Die Wasservorräte der Stadt waren aufgebraucht und Cremona stand im November 1068 kurz vor der Kapitulation. Heinrich IV. führte rund 15.000 Mann ins Feld, ihm standen nur 10.000 Soldaten der Liga gegenüber. Von Vorteil für Heinrich IV. war außerdem, dass er auf dem offenen Gelände eine deutlich größere Zahl schwerer Infanterie und gepanzerter Reiter seiner Herzöge befehligen konnte.

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Die Schlacht von Sospiro im November 1068 drehte in diesem Krieg das Blatt zugunsten des Kaisers (warscore von -8% auf +31%). Die rund 3.000 Überlebenden der Liga flüchteten Richtung Parma, verfolgt von den Soldaten Heinrichs, die sie dort stellten und niedermachten.

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Das Historische Jahr 1069 und 1070 (Wikipedia)
• Nach dem Tod seines Vaters Abbad II. al-Mu'tadid wird Al-Mutamid, bisher Gouverneur von Silves, Regent der Taifa-Königreiche Sevilla und Silves.

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• Siegburg erhält von Heinrich IV. die Markt-, Zoll- und Münzrechte.

• Wilhelm der Eroberer beginnt im Rahmen der Normannischen Eroberung Englands mit The Harrying of the North. Betroffen von der Unterwerfung der bislang relativ unabhängigen Gebiete im Norden seines neuen Königreichs sind vor allem Northumbria und die Midlands.
• 30. Dezember 1069: Gottfried III., Herzog von Niederlothringen, Markgraf von Tuszien stirbt
• Grasswil, Wauwil und Wolhusen werden erstmals indirekt urkundlich erwähnt.
• Otto von Northeim wird geächtet, sein Schwiegersohn Welf IV. erhält das Herzogtum Bayern als Lehen.
• 17. Juli 1070: Balduin VI., Graf von Flandern (* 1030) stirbt
Asien
• Seldschuken erobern Aleppo von den Mirdasiden.


Heinrich IV. hielt sich nach dieser Schlacht noch eineinhalb Jahre in Norditalien auf und ordnete die politischen Verhältnisse im Land in seinem Sinne. Er führte Verhandlungen mit den italienischen Städten und den Legaten des Papstes. Im Mai 1070 konnte ein Frieden mit der Toskanischen Liga geschlossen werden, der im wesentlichen die Forderungen des Kaisers erfüllte. Heinrich IV. hatte seine erste Bewährungsprobe als Herrscher des Reiches gemeistert. Jedoch gelang es ihm nicht, die Meinungsverschiedenheiten mit Papst Alexander II. wegen der Investituren auszuräumen. Im Gegenteil, der Heilige Vater zeigte sich enttäuscht vom herrischen Auftreten des jungen Monarchen, der sich im Überschwang des Sieges fühlte.

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Die Anführer der italienischen Liga mussten sich im Zuge des Friedensvertrags in die Hand des siegreichen Heinrich begeben. Die prominenteste Gefangene war die mächtige Herzogin Matilda di Canossa. Die Bedingungen der Haft waren in solchen Fällen genau geregelt, sie erfüllte in der Regel eine eher symbolische Funktion: Denn von einem christlichen Herrscher wurde Gnade und Versöhnung erwartet, wenn sich sein Untergebener seinerseits demütig im gegenüber verhielt. Dafür waren im Laufe der Zeit genaue Rituale und Verhaltensweisen entwickelt worden - z.B. auf welche Art sich der Bußfertige niederzuwerfen hatte, bis ihm schließlich der Friedenskuss gewährt wurde. Auch Heinrich IV. hatte sich nach den Gepflogenheiten seiner Zeit zu richten, eine Hinrichtung der fürstlichen Gefangenen etwa hätte ihn vor den Großen des Reiches diskreditiert.

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 8. April 2014 21:55

Der Kaiser gewann erst einmal Zeit, um diese Angelegenheit in Ruhe regeln zu können. Für den November 1070 berief er einen Reichstag ein, auf dem auch über die italienischen Empörer zu Gericht gesessen werden sollte. Heinrich IV. nutzte die günstige Stunde, um von den Fürsten endlich die Zustimmung zur Verkündung eines königlichen Landfriedens zu erhalten (Einführung des Gesetztes Eingeschränkte Kronautorität).

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Damit war für den Salier der Weg frei, den ehrgeizigen Grafen Artau de Forez in seiner Macht zu beschneiden. Der inhaftierte Graf besaß nicht so viele Fürsprecher wie die Herzogin Matilde. Heinrich IV. entzog Artau eines seiner beiden Grafschaften und zog das Lehen Lyon mit Zustimmung der Reichsfürsten ein.

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Nachdem er die Verhältnisse in Italien wieder zu seinen Gunsten geordnet hatte, konnte sich Heinrich wieder dem Thronstreit in Ungarn zuwenden. Dort war sein Schwager Salomon I. in der Zwischenzeit gegenüber seinen Cousins in die Defensive geraten und musste sogar nach Bayern an den Hof Ottos II. fliehen, um seinen Widersachern nicht in die Hände zu fallen. Die entscheidende Wende in diesem Ringe führte erneut das militärische Eingreifen des Kaisers herbei. In der Schlacht der kaiserlichen Truppen mit denen der ungarischen Opposition kam deren Thronaspirant Prinz Lampert im Mai 1071 ums Leben. Die Kämpfe in Ungarn zogen sich noch über ein Jahr hin, erst dann war die Herrschaft Salomons in allen Teilen des Landes wiederhergestellt.

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Das Historische Jahr 1071 (Wikipedia)
Italien
• 15. April: Die unter Hunger leidenden Bewohner Baris ergeben sich nach dreijähriger Belagerung den Normannen unter Robert Guiskard. Das Byzantinische Reich verliert sein restliches Gebiet in Süditalien.
• Patarener siegen in Mailand (1079 niedergeworfen).
England
• Wilhelm schließt die Eroberung Englands ab (Schlacht bei Hastings 1066).
Mitteleuropa
• Erste Erwähnung von Appenzell als Schweizer Dorf Abbacella.
• Erste urkundliche Erwähnung von Abenberg,Görlitz, Nelmmersbach, Hoheneiche und Süßen.
• Herzog Welf I. von Bayern heiratet Judith von Flandern, die Witwe des angelsächsischen Grafen Toste Godwinsson.
Asien
• 26. August: In der Schlacht von Manzikert im westlichen Armenien besiegen die Seldschuken das Heer von Byzanz. Aufgrund innerer Wirren kommt es kurz darauf zum Zusammenbruch der byzantinischen Verteidigung und in der Folge zum Beginn der türkischen Besiedelung und Islamisierung Kleinasiens. Danischmend Ghazi begründet die Dynastie der Danischmenden.

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• 8-jährige Vertreibung der Fatimiden aus Nordsyrien und dem Libanon durch die Seldschuken.
Religion
• Erzbischof Anno II. von Köln gründet das Benediktinerkloster in Saalfeld an der Saale.
• Bambergs Bischof Hermann gründet mit Gräfin Alberada die Benediktiner-Abtei Banz.
• Sankt Florian, das größte Stift Oberösterreichs, wird aus einer karolingischen Niederlassung zum Augustiner-Chorherrenstift.


Das Historische Jahr 1072 (Wikipedia)
Europa
• 10. Januar: Normannische Eroberung Süditaliens: Normannen unter Robert Guiskard erobern Palermo auf Sizilien von den Sarazenen.
• August: Wilhelm I. von England zieht gegen Malcolm III. von Schottland; in Abernethy leistet Malcolm den Vasalleneid.
• 16. März 1072: Adalbert von Bremen, Erzbischof von Hamburg und Bremen (* um 1000), stirbt
• 28. März 1072: Ordulf, Herzog von Sachsen (* 1022), stirbt
• 1072: Honorius II., Gegenpapst von 1061 bis 1064, stirbt
Asien
• Kaiser Go-Sanjō dankt ab und beginnt als Mönch aus dem Kloster heraus politische Macht auszuüben. Beginn der Epoche der indirekten Kaiserherrschaft (院政 insei) in Japan.
• 15. Dezember: Malik Schah I. wird nach dem Tod seines Vaters Alp Arslan Sultan der Seldschuken.


Für den Erhalt der salischen Dynastie war die Geburt seines ersten Sohnes (im August 1072) für Heinrich IV. von größter Bedeutung. Vorher hatte ihm seine Gemahlin Berta - mit der er sich nach dem Scheidungsbegehren einige Jahre zuvor inzwischen offensichtlich arrangiert hatte - zwei Töchter mit Namen Agnes und Adelheid geboren. Nun also war der erhoffte Thronfolger und Erbe zur Welt gekommen. Heinrich IV. machte sich umgehend daran, seinen gleichnamigen Sohn von den Fürsten des Reiches als König und somit als Nachfolger anerkennen zu lassen. Doch die Großen des Reiches zeigten sich abwartend in dieser Sache, sie wollten sich ihr Wahlrecht nicht durch zu frühzeitige Festlegung auf den jungen Saliersprössling entwerten lassen.

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Beitragvon Mark » 12. April 2014 10:07

Hier sehen wir den böhmischen Herzog Vratislav II. bei seinem ersten Schritt zur Errichtung seines Königreichs Böhmen: Er begründet als zweites Herzogtum das von Mähren und vereint es gemeinsam mit dem von Böhmen in seiner Hand. Der Przemyslid hält damit alle territorialen Voraussetzungen, acht definierte Gebiete, zur Errichtung des Königreiches (auf der Karte rechts gold umrandet). Was ihm fehlt, ist lediglich genügend Geld und ein ausreichend hoher Frömmigkeitswert. Er benötigt die Anerkennung des Heiligen Vaters, um sich König nennen zu dürfen - für 385 Gold und 200 Frömmigkeit ist dessen Zustimmung zu haben. Über diese Mittel verfügt Vratislav II. derzeit nicht (siehe links unten im Bild), er hat nur 15 Gold und 151 Pietät. Zwar wäre auch ein böhmischer König weiterhin ein Vasall des Kaisers, er würde aber ein gehöriges Maß an Macht auf sich vereinen - möglicherweise würde dieser Vasall einflussreicher werden als sein eigener Lehnsherr.

Vratislav II. Przemyslid: http://de.wikipedia.org/wiki/Vratislav_II.

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(#3 ff)
In Sachsen sah sich Heinrich IV. dann aber mit noch ganz anderen Widerständen konfrontiert. Sein Vater hatte bereits im östlichen Sachsen rund um Goslar versucht, königliche Rechte besser zur Geltung zu bringen und seine Herrschaft intensiver auszuüben. Dort lagen die Silberbergwerke, befanden sich seit den Tagen der Ottonen die Güter der Krone, existierten gewinnbringende, dem König zustehende Regalien.

Der Tod Heinrichs III. und die Minderjährigkeit seines Sohnes waren für die geistlichen und weltlichen Fürsten eine gute Gelegenheit gewesen, sich Reichsgüter und Reichsrechte anzueignen. Heinrich IV. forderte das Verlorene zurück und mehr noch: Er nahm die Politik seines Vaters wieder auf und baute das Krongut wo immer möglich im östlichen Sachsen und auch in Thüringen aus.


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Die betroffenen Fürsten waren davon wenig begeistert. Die Sachsen, die als Angehörige eines noch bäurisch bestimmten Volkes Landbesitz über alles schätzten, überhaupt als ziemlich geldgierig galten, waren nicht bereit, auf etwas zu verzichten, was sie nach dem Gewohnheitsrecht längst als ihr Eigentum ansahen. Nicht nur dieses Ziel, sondern auch die damit verbundenen Methoden provozierten den Widerstand vor allem der freien Bauern. Burgen wurden errichtet, die als Herrschafts- und Verwaltungszentren dienen sollten. Sie erhielten Besatzungen aus königlichen Dienstmannen, die zum Teil aus anderen Regionen des Reichs, oft aus Schwaben stammten. Die Sachsen - gleich ob Bauern oder Adelige - waren über diese Politik der Rückforderung verlorener Güter durch den König verbittert und empfanden seine Bauten als Zwingburgen. Insgesamt fürchteten sie um ihre Freiheit und ihr Recht und waren wohl auch in ihrem Stolz getroffen. Immerhin kam die Forderung von einem jener Könige, die das stolze Geschlecht der Sachsenherrscher abgelöst hatten und führte auch noch Schwaben in seinen Diensten mit sich.


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Das Historische Jahr 1073 (Wikipedia)
Politik und Weltgeschehen

• 21. April 1073: Alexander II., Papst (* um 1010) stirbt
• 22. April: Bei der Beisetzung des Papstes Alexander II. brechen wegen der Nachfolgefrage tumultartige Zustände in Rom aus, die in die Ausrufung von Hildebrand als Papst durch Volk und Klerus münden. Mit dieser Erhebung wird somit gegen das Papstwahldekret von 1059 verstoßen. Hildebrand regiert als Gregor VII. die katholische Kirche.

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• 29. Juni: König Heinrich IV. weigert sich in Goslar, eine mit Beschwerden kommende Fürstendelegation der Sachsen zu empfangen und löst damit einen Sachsenkrieg aus.
• Die Festung von Belillos wird gebaut, von wo aus die christliche Garnison die Gegend von Granada angreifen kann.
Wissenschaft und Technik
• Malik Schah I., Sultan der Seldschuken, beauftragt den Universalgelehrten Omar Chajjam mit dem Bau eines Observatoriums und der Erstellung eines Sonnenkalenders. Auf den entsprechenden Berechnungen beruht der moderne iranische Kalender.


Im Jahre 1073 entlud sich der aufgestaute Unmut der Sachsen in einem gewalttätigen Aufstand. Eigentlich stand ein Feldzug gegen Polen an, aber die Sachsen fürchteten, dies sei nur ein Vorwand für das militärische Aufgebot und der König wolle sie nun endgültig ihrer Freiheit berauben und seiner Gewaltherrschaft unterwerfen. Angeführt von Bischof Burchard von Halberstadt und Herrmann Billung, dem Bruder des Sachsenherzogs Ordulf, wandten sie sich gegen Heinrich. Die aufgebrachten Sachsen verjagten die wenigen Anhänger des Kaisers aus ihrem Land und stellten diesem unerhörte Forderungen: Er sollte die Güter der sächsischen Großen zurückgeben, seine Burgen zerstören, sich von seinen nichtswürdigen Beratern trennen und statt dessen wieder auf den Rat seiner Fürsten hören. Als Heinrich IV. rundweg ablehnte und die Abgesandten der Sachsen dabei angeblich auch noch schlecht behandelte, erschienen diese selbst in Goslar. Heinrich musste sich Hals über Kopf in die Harzburg zurückziehen, die sich für die Angreifer als zu stark erwies. Aber der König konnte sich unmöglich wochenlang belagern lassen und wagte die Flucht.

Es gelang ihm allerdings nicht, das Reich gegen die Aufständischen zu mobilisieren. Erschöpft und demoralisiert erreichte Heinrich IV. nach langem Umherirren den Rhein und erfuhr dort, dass die Erzbischöfe von Mainz und Köln sich bereits über seinen Nachfolger unterhielten. Allein die Wormser Bürger, so steht es in einer seiner Urkunden zu lesen, hätten zu ihm gehalten, während die Fürsten unter Missachtung der ihm geschuldeten Treue gegen ihn wüteten. Die zunehmend selbstbewussten Städter ließen sich von Heinrich IV. für ihre Unterstützung dafür auch Abgabenfreiheit zusichern. Tatsächlich zögerten dagegen die süd- und westdeutschen Fürsten. In den zurückliegenden Jahren hatte der junge König etliche von ihnen gegen sich aufgebracht. Die Thüringer gingen sogar zu den Sachsen über, die nahezu ungehindert auf dem Vormarsch waren. Alle Burgen des Königs wurden eingeschlossen, und etliche von ihnen waren schon gefallen. Heinrich IV. konnte dagegen nur mit schwachen Truppen nach Nordosten aufbrechen. Es kam zu Verhandlungen, die im Februar zum Frieden von Gerstungen führten. Es war eine einseitige Abmachung: Die militärisch überlegenden Sachsen setzten die Zerstörung der Burgen in Sachsen und Thüringen durch, die Rückgabe aller Konfiskationen und die Anerkennung des sächsischen Rechts. Außerdem sollte der König künftig nicht mehr ständig in Goslar residieren. Noch nie war ein König von seinen Untergebenden derart gedemütigt worden. Nur ein eklatantes Fehlverhalten der Sieger wendete das Blatt zu seinen Gunsten. Als die Harzburg geschleift wurde, brach sich der Unmut der einfachen Bauern in einem avatistischen Ausbruch Bahn, so dass sie selbst die Kirche samt der in ihr gelegenen Gräber der königlichen Familie verwüsteten. Durch eine dünne Kruste christlicher Gesinnung kam bei diesen Sachsen dumpf Heidnisches zum Vorschein: Sie zündeten die Burgkapelle an, plünderten den Kirchenschatz, schändeten die Reliquien, brachen die Gräber der königlichen Familie auf und zertraten mit ihren Stiefeln die Gebeine. (#3 ff)


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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 13. April 2014 15:54

Das Historische Jahr 1074 (Wikipedia)
Politik und Weltgeschehen
• 2. Februar: Der Friede von Gerstungen sieht die Schleifung von Burgen am Harzrand vor. König Heinrich IV. gewinnt damit angesichts eines wesentlich größeren Sachsenheeres eine Verschnaufpause im Sachsenkrieg. Doch schon im Folgejahr greift er wieder zu den Waffen.

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• Géza I. besiegt Salomon und wird König von Ungarn.

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• In Köln erhebt sich die Bevölkerung gegen den regierenden Erzbischof Anno II.
• Zerstörung der Harzburg König Heinrichs IV. durch die aufständischen Sachsen.
• 25. April: Hermann I., Markgraf von Verona, erster Markgraf von Baden (* um 1040), stirbt
Religion
• Gründung des Klosters Admont in der Steiermark durch den Salzburger Erzbischof Gebhard.
• Die von Äbtissin Suanhild gegründet Stiftskirche Maria in der Not in Stoppenberg wird von Erzbischof Anno II. geweiht.


Mit einem Schlag änderten sich die Machtverhältnisse. Es war ein Frevel nicht nur gegen den König, sondern gegen die Obrigkeit schlechthin, und die Fürsten begriffen, welche Saat hier gesät wurde. Nie waren sie sich schneller einig als in dem Augenblick, da das Volk aufbegehrte. Alle Welt war empört und bereit, das auf der Harzburg begangene Sakrileg zu rächen. Die Fürsten drängten dem König die bis dahin verweigerten Soldaten geradezu auf.

Heinrich IV. trat sehr massiv auf und forderte die bedingungslose Kapitulation. Nach der Ablehnung durch die sächsischen Fürsten versammelte sich ein beeindruckendes Heer, die Quellen sprechen von einem der größten des Königs, in der Nähe von Hersfeld. Die Sachsen wurden in einer blutigen Schlacht bei Homburg an der Unstrut zur Kapitulation gezwungen, wobei man die einfachen Soldaten abschlachtete wie gemeines Vieh. Ihre berittenen Fürsten und Adeligen, darunter eine Anzahl von Bischöfen und der Herzog, entkamen rechtzeitig vom Schlachtfeld weg. Das Land wurde verwüstet.

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Als Heinrich IV. 1074 in Goslar das Pfingstfest beging, feierte er nach langen Jahren der Not seinen Triumph. Seine Gegner lagen im Staub, ihre Güter waren beschlagnahmt, Sachsen gehorchte wieder der Krone, die Fürsten huldigten ihm. Heinrich IV. schaffte es, dass die versammelten Großen seinen 1071 geborenen Sohn Heinrich zu seinem Nachfolger zu wählen versprachen. Aber er hatte dies nur unter größten Gefahren und mit schrecklichem Blutvergießen erreicht.

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Auf einer weiteren Versammlung in Goslar im August 1074 fand auch die Aussöhnung mit Herzog Ordulf I. von Sachsen statt, den er aus der Haft entließ und dem er wieder die Verwaltung der sächsischen Angelegenheiten übergab. Diese Mildtätigkeit des Herrschers im Gegenzug für die Reue des Untergebenen entsprach den Erwartungen der christlichen Fürsten dieser Zeit. Die Aussöhnung stellte jedoch eine demütigende Schau der unterlegenen Sachsen dar, die sich barfuß vor Heinrich IV. zu Boden werfen mussten. Dazu stellte der Salier nun seinen Anspruch auf die Grafschaft Thüringen, das seinerzeit ebenfalls zum Krongut gehört hatte, inzwischen aber dem Herzogtum Meißen zugefallen war. Die Fürsten im Norden des Reiches konnte Heinrich IV. damit sicher nicht auf seine Seite ziehen, der Gegensatz zu ihnen hatte sich eher noch verschärft.

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(#3, #5, #6)

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 17. April 2014 11:02

Das Historische Jahr 1075 (Wikipedia)
Politik und Weltgeschehen
Europa
• 9. Juni: Niederlage der aufständischen Sachsen gegen König Heinrich IV. in der Schlacht bei Homburg an der Unstrut
• 8. Oktober: Dmitar Zvonimir wird von einem Abgesandten des Papstes Gregor VII. in Solin zum König von Kroatien gekrönt.
• 27. Oktober: Der Sachsenkrieg König Heinrichs IV. endet mit der barfüßigen Unterwerfung der sächsischen Fürsten vor dem König.
• Gregor VII. verfasst den Dictatus Papae.

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• Kosmas I. wird Patriarch von Konstantinopel.
• Beginn des Investiturstreits zwischen Kirche und Kaiser.
• Adalbero wird nach dem Tod seines Vaters Ottokar I. Markgraf der Steiermark.
• Juni: Geburt von Lothar von Supplinburg, Herzog von Sachsen und als Lothar III. deutscher König und Kaiser († 1137)
• 10. Juni: Ernst, österreichischer Markgraf (1055–1075) (* 1027), stirbt
• 4. Dezember: Anno II. von Köln, Erzbischof von Köln und Heiliger (* um 1010), stirbt
Asien
• Seldschukische Türken unter Süleyman (späterer Sultan von Rum) erobern die Städte Nicäa und Nicomedia vom Byzantinischen Reich.



2.3 Die Auseinandersetzung mit dem Papst


Dies sollte besonders in den kommenden Auseinandersetzungen mit dem Papsttum deutlich werden, dass gerade in dieser Phase durch eine starke Persönlichkeit wahrgenommen wurde, während es in den vergangenen Jahren viele Probleme gegeben hatte. Rückblick: Nach dem Tod Viktors II. im Juli 1057 musste die Lage schnell geklärt werden, weil der stadtrömische Adel seinen Einfluss wieder geltend machen wollte. Da im Reich durch die Regentschaft der Kaiserin keine energische Reaktion kam, Gottfried der Bärtige aber eine einflussreiche Position in Mittelitalien einnahm, setzten die Reformer in Rom dessen Bruder Friedrich, Abt von Monte Cassino, als Stephan IX. auf den Papstthron. Die Zustimmung der Regentin wurde nachträglich durch eine Gesandtschaft unter Hildebrand und Bischof Anselm von Lucca eingeholt. Der lothringische Papst regierte nur kurz, kämpfte gegen die Priesterehe energisch und zog vor allen Dingen den gemäßigten Petrus Damiani nach der Erhebung zum Kardinalbischof von Ostia näher an die Kurie heran.

Als Stephan IX. bereits vor Rückkehr der Gesandtschaft im März 1058 starb, reagierte der stadtrömische Adel diesmal schnell und ließ den Kardinalbischof Johann von Velletri zu Papst Benedikt X. wählen. Die Reformer unter Petrus Damiani setzten sich zur Wehr. In Florenz, der Metropole von Gottfried dem Bärtigen, einigte man sich auf Gerhard, den Bischof von Florenz, der als Nikolaus II. im Januar 1059 in der Peterskirche geweiht wurde. Benedikt X. wurde exkommuniziert und abgesetzt. Die Reformer hatten gesiegt und dokumentierten dies auf einer großen Lateransynode im Jahr 1059, die sich mit Simonie, Klerikerehe und Kanonikerreform befasste. Das Hauptergebnis der Synode war aber das Papstwahldekret, das die unsichere Lage bei der Papstwahl beseitigen sollte. Hiermit wurde festgelegt, dass ein Kollegium der Kardinäle den Papst wählen, Volk und Klerus von Rom nur noch akklamieren sollten. Der Gewählte musste nicht aus der römischen Kirche kommen, die Wahl konnte auch an einem anderen Ort stattfinden. Das Recht des Königs, also ein Mitspracherecht, sollte gewahrt bleiben. In Zukunft kam es darauf an, was der König daraus machte. Ebenso brisant war der sechste Kanon der Synode, der besagte, dass kein Kleriker oder Priester von einem Laien eine Kirche erhalten dürfe. Dies ist noch sehr vage formuliert und verbietet nicht, dass der König die Bischöfe einsetzte, zumal es im Reich gar nicht verbreitet wurde.

Mit der Synode wurde nicht dem theokratischen Königtum der Krieg erklärt, denn man benötigte diese Schutzmacht noch, aber das Selbstbewusstsein der Reformkirche war enorm gestiegen. Aus Furcht vor der römischen Adelspartei vollzog man eine totale Wende in der Normannenpolitik. Nikolaus II. nahm sich das Recht, die Normannenführer Richard und Robert Guiscard auf ihre Anfrage hin mit den eroberten Gütern Capua, Kalabrien, Apulien und Sizilien zu belehnen. Auf diese Weise wurden die Normannen legalisiert und anerkannt, auf der anderen Seite hatte das Reformpapsttum die Lehnshoheit über Süditalien gewonnen und eine schlagkräftige Truppe zur Verfügung, die noch 1059 den Widerstand des Gegenpapstes Benedikt X. brach.

Zwischen den Ratgebern Heinrichs IV. und den radikaleren Ratgebern des Papstes kam es zu Unstimmigkeiten, die zu dem Eklat führten, dass eine Reichssynode alle Verfügungen des Papstes für ungültig erklärte und ihn selbst für abgesetzt. Konsequenzen hatte dies nicht, weil der Papst am 20. Juli 1061 starb. Wieder ergriffen die römischen Adeligen die Initiative. Diesmal suchten sie aber die offizielle Anbindung, indem sie dem König eine Gesandtschaft schickten und um die Nominierung eines neuen Papstes ersuchten. Unterstützt wurden sie von lombardischen Bischöfen, die den Zentralismus der Reformer misstrauisch beobachteten. Dies brachte die Reformer in Zugzwang, die am 30. September Bischof Anselm von Lucca als Papst Alexander II. wählten. Dieser war ein Mann des Ausgleichs mit guten Beziehungen zu Gottfried dem Bärtigen und dem Hof. Aber am 28. Oktober 1061 nominierte Heinrich IV. in Basel Bischof Cadalus von Parma zum Papst, der sich den Namen Honorius II. zulegte. Damit hatte sich die Reichsregierung vor den Karren der Personen spannen lassen, mit denen Heinrich III. in Rom abgerechnet hatte. Die Kaiserin zog die Konsequenzen und nahm den Nonnenschleier. Cadalus versuchte, Rom mit Waffengewalt zu nehmen, aber den Lateran schaffte er nicht, weil ihn der Adel nur halbherzig unterstützte. Gottfried der Bärtige bereinigte die Situation, indem er beide in ihre Bistümer beorderte, um die Entscheidung des Königs und der Reichsversammlung abzuwarten. Dies bedeutete einen Prestigeverlust für die Reformer, die wieder vom Königtum abhängig waren.

Im Reich hatte Anno die Macht an sich gerissen, der den Reformern zuneigte. Auf der Synode in Augsburg im Oktober 1062 wurde beschlossen, dass Alexander II. vorläufig die Amtsführung übernehmen sollte. Nach weiteren Kämpfen wurde für die Synode von Mantua zu Pfingsten 1064 die Entscheidung vorweggenommen, weil nicht Anno, sondern Alexander II. den Vorsitz führte. Alexander leistete einen Reinigungseid wegen Simonie, bestritt aber der Synode überhaupt das Recht, über ihn zu urteilen. Er wollte die Normannenproblematik mit dem König in einem persönlichen Gespräch klären, wenn dieser zur Kaiserkrönung kommen sollte. Die Entscheidung für den Reformpapst wurde aber nicht von allen im Reich gern gesehen, denn die Reichsregierung musste ihren eigenen Kandidaten aufgeben. Auf der anderen Seite war die Reformpartei in Rom von dem Verhalten des Königs und seiner Umgebung enttäuscht.

Zum Italienzug des Königs kam es vorläufig nicht, obwohl ein Anhänger von Cadulus/Honorius II. als auch ein Legat Alexanders II. den König um Hilfe baten. Die Romfahrt wurde beschlossen, aber der geplante Aufbruch wieder verschoben. Auch ein beschwörender Appell Petrus Damianis, sich als Schutzherr der römischen Kirche zu bewähren, blieb ohne Antwort. Im Spätsommer 1065 wurde aber doch eine Delegation unter Herzog Otto von Bayern nach Rom geschickt, um den Kontakt zu Alexander II. aufrecht zu erhalten. Der Papst wiederum war an dem Kontakt notwendigerweise interessiert, weil man die Normannen nicht ausrechnen konnte und Mailand ein Unruheherd war, wo die Pataria, der Gottesbund zum Frieden zwischen niederem Adel und unteren Schichten, gegen den Erzbischof und die Aristokratie stand. Petrus Damiani konnte die Lage beruhigen, indem er die Priester, die fast alle mit Simonie ins Amt gekommen waren, abschwören ließ. Dies war ein Sieg für das Papsttum, denn hier wurde von der Zentrale aus die Mailänder Kirche, die sich eigenständig entwickelt hatte, zurechtgewiesen.

Eine Zeit lang war es ruhiger, dann eskalierte die Lage in Mailand, als 1070 Erzbischof Wido vor dem ständigen Kampf resignierte und Ring und Stab an den König schickte. Heinrich IV. investierte sofort den Kleriker Gottfried. In Mailand traf dieser auf den Widerstand der Pataria, auch Papst Alexander II. stellte sich auf ihre Seite und exkommunizierte den neuen Erzbischof. Nach Widos Tod ließ die Pataria Atto zum Erzbischof wählen. Dieser konnte aber sein Amt niemals antreten, der Papst verschaffte ihm ein Amt als Kardinalspriester von S. Marco in Rom. Heinrich IV. ließ Gottfried weihen. Der Papst bannte daraufhin fünf Ratgeber Heinrichs unter der Anklage der Simonie, eine deutliche Warnung an Heinrich von dem Papst, der mit seiner Mutter Agnes in Rom eng zusammenarbeitete. (#3)


Nur der überzeugende Sieg Heinrichs über die Anhänger der Toskanischen Liga verhinderte weiteres. Der Salier entmachtete die Pataria in Mailand, bevor er mit seinem Heer weiter nach Ungarn zog, um dem gestürzten Salomon I. wieder zur Herrschaft zu verhelfen - was Heinrich auch vollbrachte. Dennoch gelang es ihm nicht, Salomon auf Dauer auf dem ungarischen Thron zu halten: Er wurde schließlich im Jahre 1080 von seinem Verwandten Kalman gestürzt.

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Gelöst waren die Spannungen zwischen Papst und Reformern auf der einen Seite und König und Reichskirche auf der anderen Seite damit nicht. Im Jahre 1075 zog Alexander II. die Initiative mit einem Aufsehen erregenden Schreiben wieder an sich.

Dabei beraten wurde Alexander II. von seinem Archidiakon Hildebrand, einem toskanischen Mönch. Dieser war kein geschliffen formulierender Theoretiker oder besonders gut ausgebildeter Theologe, sondern ein politisch denkender Pragmatiker, der umsetzte, was andere nur dachten. Aus seiner Feder stammte das "Dictatus Papae", ein Eintrag ins Briefregister vom März 1075, in dem im Sinn der radikalen Reformer seine Vorstellungen von der Autorität des Papsttums in allen kirchlichen und weltlichen Entscheidungen verdeutlicht. In den 27 Leitsätzen stellt Hildebrand zusammengefasst fest:

Die päpstliche Schrift Dictatus Papae: http://de.wikipedia.org/wiki/Dictatus_Papae

Der Papst steht allein an der Spitze der Universalkirche und ist allein berechtigt, kaiserliche Insignien zu tragen. Die geistliche Macht ist der weltlichen übergeordnet. Der Papst kann Untertanen in bestimmten Fällen, z.B. wenn der Fürst nicht mit der römischen Kirche übereinstimmt, von ihrem Eid gegenüber einem Fürsten entbinden. Dies bedeutete die Durchsetzung des päpstlichen Primats gegenüber der gesamten Kirche und vor allem gegenüber der weltlichen Macht.


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Der Investiturstreit: http://de.wikipedia.org/wiki/Investiturstreit

Der Investiturstreit war der Höhepunkt eines politischen Konfliktes im mittelalterlichen Europa zwischen geistlicher und weltlicher Macht um die Amtseinsetzung Geistlicher.

Schon im fränkischen Reich besaßen die Könige das Recht auf Einsetzung der Bischöfe. Dieses Recht begründeten sie mit dem Eigenkirchenrecht, welches einem Grundherrn mit Gotteshäusern auf seinem Gebiet erlaubte, auf deren Verwaltung Einfluss zu nehmen. Seit der Einführung des so genannten Reichskirchensystems wurde dieses Recht auf die Amtseinsetzung Geistlicher wie Bischöfe und Äbte durch die Könige wichtiger für deren Herrschaft im Reich, da den Bischöfen und Äbten wichtige Rechte und Funktionen, wie zum Beispiel Grafenrechte, in der Reichsverwaltung verliehen worden waren. Die Könige sahen sich weiterhin als Eigentümer aller Kirchen und bestimmten bei vielen Wahlen von Erzbischöfen, Bischöfen und Äbten mit. Die Kritiker dieses Systems nannten diese Praktik Laieninvestitur, weil die Einsetzung in das geistliche Amt durch Nicht-Geistliche (Laien) vorgenommen wurde. Sie befürchteten, dass dadurch bei der Amtseinsetzung mehr Wert auf Loyalität zum Landesherrn als auf geistliche Bildung und charakterliche Eignung gelegt werden würde.

Da die Eigenkirchen und Eigenklöster von ihren Besitzern gekauft, getauscht und vererbt werden konnten, verloren sie immer mehr ihren religiösen Zweck, während sie gleichzeitig mehr an wirtschaftlicher Bedeutung gewannen. Mit dem Verkauf von Gotteshäusern gingen ebenfalls die Ämter, eventuelle Reliquien und Pfründen in den Besitz des Käufers über. Bis zum Beginn der Kirchenreformen des 11. Jahrhunderts, ausgehend vom Kloster Cluny, wurde in diesem Vorgehen nichts Unrechtes gesehen.

Die kirchliche Reformbewegung sah in der Simonie – dem Kauf oder Verkauf kirchlicher Ämter, Pfründen, Sakramente, Reliquien oder ähnlichem – das Grundübel der Zeit, da sich einerseits die Praxis stark gegen biblische Interpretationen wandte und sich andererseits durch die Abschaffung der Simonie eine engere Bindung an Rom ergäbe. Von vielen Synoden wurde wiederholt gefordert, dass Kleriker auf keinen Fall von Laien Kirchenstellen annehmen sollten, weder für Geld noch geschenkt. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Abschaffung simonistischer Abhängigkeiten – von Laien als auch von Klerikern.


In Mailand hatte die Pataria ihren Einfluss verloren, daher suchten die Mailänder wieder Kontakt zum König als Schutzherrn und schickten eine Delegation. Nach seinem Sieg über die aufständischen Italiener und Sachsen fühlte sich Heinrich IV. stark und bestimmte den Subdiakon Tedald aus seiner Hofkapelle zum Erzbischof, womit er den Papst ignorierte. Außerdem ernannte er Bischöfe für Fermo und Spoleto. Der Papst reagierte sofort in aller Schärfe. Er verbot Tedald, die Würde anzunehmen und den Mailändern, ihn zu weihen.

Dann verfasste er im Dezember 1075 einen harten Brief an Heinrich IV., in dem er ihn an seine Gehorsamspflicht als christlicher König und sein Versprechen gegenüber dem Heiligen Vater erinnerte. Aber Heinrich IV. wollte sich weder von seinen gebannten Ratgebern trennen, noch von seinem Recht zur freien Investitur lassen. Alexander II. ließ ihn mündlich mit der Exkommunikation bedrohen, scheute vorerst aber eine Eskalation im Streit mit dem Kaiser. (#3)


Der Kirchenbann: http://de.wikipedia.org/wiki/Exkommunikation

Die Exkommunikation war die wohl schwerste Kirchenstrafe, die der Papst gegen einen Katholiken verhängen konnte. Sie bedeutete für den Gebannten den Verlust der Kirchenrechte und hatte letztlich auch die weltliche Reichsacht zur Folge, was für den Exkommunizierten dem wirtschaftlichen und politischen Ruin gleichkam.


Im Streit zwischen Kaiser und Papst über die Laieninvestitur, der letztlich ein Machtkampf zwischen weltlicher und geistlicher Gewalt war, trieben die Kontrahenten also allmählich auf eine Eskalation zu. Doch der Investiturstreit war nicht wirklich neu oder nur auf die Reichskirche beschränkt, somit erschien den Fürsten die aktuelle Situation noch nicht außergewöhnlich. Für einen Paukenschlag im Hochadel Europas sorgte vielmehr die Entwicklung in Frankreich im Sommer 1075. Wilhelm der Eroberer, Herzog der Normandie und somit Vasall des französischen Königs, war neun Jahre zuvor mit Erlaubnis des Papstes in England gelandet und hatte dort die Krone an sich gerissen. Auf der Insel sprach man am königlichen Hof nun französisch. Geschickt und erfolgreich hatte William I. (Wilhelms englische Schreibweise) anschließend die englischen Herzöge zurecht gewiesen und sich an die Einführung einer durchsetzungsstarken Verwaltung seines Königreiches gemacht. Dennoch spielte er eine bedeutende Rolle in der Krise des französischen Königtums, die zur Abschaffung des Erbanspruchs des Geschlechts der Kapetinger führte. Mit dem erzwungenen Königswahlrecht für die Herzöge Frankreichs endeten die Auseinandersetzungen jedoch nicht. Der junge Philippe I. war ein zu schwacher König, um sich gegen die übermächtigen Herzöge Frankreichs behaupten zu können. Gleich einem Spielball taumelte er zwischen den konkurrierenden Mächten Burgund, Aquitanien, Normandie und Orleans hin und her.

William I. erkannte die einmalige Gelegenheit, in dem gespaltenen Land selbst nach der ganzen Macht zu greifen und schob den widerstrebenden Monarchen kurzerhand zur Seite. Der Normanne verfügte zu dieser Zeit noch über die kampferfahrenen Soldaten der 1066er Invasion und führte sie 1077 nach Paris, das er besetzen ließ. Dort erklärte er den Kapetinger wegen verschiedener angeblicher Vergehen als für die Krone unwürdig und bestieg selbst den Thron Frankreichs. Damit vereinte er die beiden Königreiche beiderseits des Ärmelkanals in seiner Person. Philippe I. musste aus der Stadt fliehen und suchte bei den Herzögen Frankreichs und beim Papst nach Unterstützung ("Prinz Philippe von France hat die Fraktion Prinz Philippe von France für France gegründet").

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 18. April 2014 10:57

Das Historische Jahr 1076 (Wikipedia)
Politik und Weltgeschehen
Investiturstreit
• 24. Januar: Der römisch-deutsche König Heinrich IV. erklärt auf dem Reichstag zu Worms Papst Gregor VII. für abgesetzt.
• 14. Februar: Papst Gregor VII. erklärt auf der von ihm einberufenen Fastensynode König Heinrich IV. für abgesetzt und spricht den Kirchenbann aus.

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Weitere Ereignisse in Europa
• 25. Dezember: Krönung von Boleslaw II. der Kühne (pol. Bolesław II Śmiały) zum König von Polen.
• Hildolf wird Erzbischof von Köln.
• Dagmersellen und Ettiswil werden erstmals urkundlich erwähnt.
• Ferdinand I. erobert Coria im Emirat Badajoz.
• Adam von Bremen beendet die Arbeiten an seiner Geschichte des Erzbistums Hamburg und erwähnt die Entdeckung Vinlands (Amerika) durch die Grænlendingar.
• 27. Februar: Gottfried IV., Herzog von Niederlothringen von 1069 bis 1076 (* um 1040), stirbt
• Markwart IV., Herzog von Kärnten und Markgraf von Istrien-Krain (* 1010/1020), stirbt


Unmittelbar nach dem belehrenden Brief des Papstes machte Heinrich IV. deutlich, dass die Einwände aus Rom seinem herrschaftlichen Verständnis zuwiderliefen. Im Januar 1076 bereitete er seinen erst 16jährigen Verwandten Bruno auf dessen kirchliche Laufbahn vor und machte ihn zum designierten Nachfolgers des Erzbischofs von Ravenna. Bruno entstammte einer Linie des Hauses der Salier mit bedeutenden kirchlichen Würdenträgern - der Onkel seines Großvaters mit gleichem Namen war seinerzeit als Gregor V. sogar Papst gewesen.

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Am 24. Januar 1076 fand die entscheidende Reichsversammlung in Worms statt. Die kirchlichen Fürsten wurden von Siegfried von Mainz angeführt, von den weltlichen Fürsten war nur Gottfried der Bucklige anwesend. Dort trafen die königlichen und bischöflichen Absichten zusammen, die ein Schreiben an den Papst hervorbrachten, das von 26 Bischöfen unterzeichnet war. Darin wurde der Papst mit seinem gewöhnlichen Namen angesprochen und die Vorwürfe erhoben, dass er illegal in sein Amt gekommen sei und seine Macht missbraucht habe, indem er das Volk aufgewiegelt und Zwietracht in den Kirchen gesät habe. Deshalb kündigten ihm die Bischöfe den Gehorsam.

Heinrich IV. ließ zwei weitere Schreiben abfassen. In dem kürzeren Schreiben an die Römer klagt der König den Papst an, dass er ihm sein Mitspracherecht streitig gemacht und seine Stellung in Italien in Frage gestellt habe. Als Patricius der Römer spricht er dem Papst das Recht auf die Würde seines Amtes ab und verlangt, dass er vom Heiligen Stuhl steigt. Außerdem sei er mit seinem Lebenswandel und dem "Weibersenat" (Agnes und Matilde) eine Schande für die Kirche. Dies war ein Aufruf an die Römer, gegen den Papst vorzugehen. In dem längeren Schreiben, das als Manifest zur Verbreitung im Reich bestimmt war, ist der Ton härter. Schon in der Anrede heißt es ... "an Anselm, nicht mehr den Papst, sondern den falschen Mönch." Der Papst verkörpere das Gegenteil der Reform, mit Simonie und Gewalt sei er zum Amt gekommen. Der König als Gesalbter des Herrn könne von niemand anderem gerichtet werden. Der Papst wird aufgefordert, von seinem Thron herabzusteigen.

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Die Briefe gehen nicht auf das Problem der Investitur von Bischöfen ein. Es ging ums Wesentliche, den Anspruch der beiden Gewalten und um die Ordnung in der christlichen Welt. In den Punkten der Anklage war jeweils ein Quäntchen Wahrheit, die Attacke kam allerdings um Jahre zu spät, denn die Wahl hätte man gleich anfechten müssen.

Auf der Fastensynode, die am 14. Februar 1076 im Lateran begann, wurden die Schreiben der Bischöfe, die auch von lombardischen Amtsbrüdern unterstützt wurden, und des Königs vorgelesen. Dies erregte großen Tumult. Am nächsten Morgen erhob Alexander II. den Anspruch auf alleinige Führung der Christenheit und verhängte den Bann über Heinrich, der sich in unerhörtem Übermut gegen die Kirche erhoben habe. Seine Untertanen entband er von allen Eiden. Die genaue Reihenfolge war Absetzung, Eidentbindung und Bann. Der Papst hatte den Anspruch umgesetzt, dass er als Stellvertreter Christi die Herrschaft über die weltliche Gewalt ausüben und somit den König absetzen könne.

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Dies war noch nicht da gewesen. Päpste waren vom König/Kaiser abgesetzt worden, aber nicht umgekehrt. Alexander II. selbst hat dies in einem späteren Schreiben vom September 1076 relativiert, indem er schrieb, dass Heinrich zunächst gebannt und dann abgesetzt worden sei. Er baute auch hier noch als Brücke für den König, dass er sich gehorsam zeigen und sich von seinen Räten trennen solle.

Der Bann zeigte nicht sofort Wirkung. Heinrich IV. versuchte, seine Herrschaft weiterzuführen. Von den geistlichen Fürsten waren einige sowieso nicht überzeugt gewesen, dass man so gegen Papst vorgehen könne. Beim Osterfest 1076 wollte Heinrich IV. in Utrecht seine Macht demonstrieren. Heinrich ließ die Exkommunikation des Papstes von Bischof Wilhelm von Utrecht verkünden, aber einige Bischöfe verließen bei den Nachrichten aus Rom das Fest. Bischof Wilhelm starb einige Wochen später plötzlich, was von der Propaganda genutzt wurde. Die lombardischen Bischöfe sprachen in Pavia die Exkommunikation über den Papst aus. Es gelang dem König nicht, auf einer Versammlung zu Pfingsten 1076 in Worms den Papst verurteilen zu lassen und eine Neuwahl anzusetzen. In Mainz wurde kurz danach der Bann des Papstes für ungültig erklärt, aber eine erfolgreiche Politik Heinrichs war nicht erkennbar.

In den nächsten Wochen spalteten sich die Bischöfe in drei Gruppen auf. Der Gruppe der Anhänger des Königs mit Erzbischof Siegfried von Mainz standen die Anhänger des Papstes gegenüber, die größte Gruppe bildeten die Gemäßigten, die unter Führung Erzbischofs Udo von Trier vermitteln wollten. Zu den Papstanhängern stieß ein großer Teil der weltlichen Fürsten, die mit Heinrich IV. wegen Sachsen und wegen seiner Durchsetzung hoher Feudalabgaben abrechnen wollten.

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Dazu gehörte vor allem Otto von Northeim, der die alte Lage in Sachsen wiederherstellte. Auch die süddeutschen Herzöge stellten sich auf diese Seite und trafen sich mit einigen Bischöfen im September 1076 in Ulm, um die Lage zu reflektieren. Im Oktober fand eine Versammlung aller Gegner, zu denen nun auch Siegfried von Mainz kam, in Tribur statt, auf der eine Entscheidung über die Zukunft fallen sollte. Da die Opposition sehr unterschiedlich war, zudem der päpstliche Legat nicht unbedingt einen anderen König wollte, fand man keine Einigung. Die Neuwahl, die die radikale Seite wollte, war verhindert. Heinrich IV. hatte sich auf der anderen Seite des Rheins mit seinen Truppen gelagert, aber dann doch von einer militärischen Auseinandersetzung abgesehen. (#3)

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 19. April 2014 13:56

Denn für Unsicherheit im Lager der Papstanhänger sorgte die für sie ungünstige Entwicklung in Frankreich, dass von William I. beherrscht wurde. Der Papst unterstützte nämlich nach einigem Zögern den gestürzten Kapetinger Philippe, wie es inzwischen eine Reihe der französischen Herzöge auch tat. Denn allzu offensichtlich für ihren Geschmack versuchte William, seinen Sohn Robert in der neuen Wahlmonarchie Frankreichs als Nachfolger zu etablieren. Die englische Krone stand Robert als Erstgeborener kraft Gesetz zu, in Frankreich sah das anders aus. Die Herzöge, die vorher noch William unterstützt hatten, wechselten nun wieder auf die Seite Philipps über. In dieser Situation wartete auch Alexander II. erst einmal ab und beschied Williams Anfragen nach päpstlicher Anerkennung seiner französischen Krone hinhaltend. Der König reagierte im Herbst 1076 drastisch und griff dabei die Vorgänge im benachbarten Deutschland auf: Da der Kaiser den Papst in Rom abgesetzt hatte, trieb William I. die Wahl eines neuen Papstes, eines Gegenpapstes, voran. Es ist unklar, ob Heinrich IV. dieses Vorgehen des französisch-englischen Königs billigte, griff es doch sein eigenes Herrscherverständnis an. Er erkannte den Gegenpapst Agatho II. jedenfalls nicht an, begrüßte aber offenbar den damit verbundenen Autoritätsverlust des Reformpapstes Alexander. Ein Interesse daran, dass sich Williams Gegenpapst sich durchsetzen könnte, ohne dass er als Kaiser diesen selbst aufgestellt hatte, konnte Heinrich freilich aber auch nicht haben.

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Heinrich IV. verlegte sich auf Verhandlungen mit den Legaten des Papstes, die am 1. November erfolgreich beendet waren. Heinrich versprach als wichtigstes, dem Papst gehorsam zu sein. Allerdings fügte er bei der Veröffentlichung im Reich die Ermahnung an den Papst an, sich zu den aufgeworfenen Anklagen zu äußern. Über dieses Versprechen hinaus verpflichtete sich Heinrich, seine gebannten Räte zu entlassen und die Unterstützung seiner Stadt Worms aufzugeben, in die der Bischof zurückkehren durfte. Den Fürsten reichte dies noch nicht. Sie schworen sich gegenseitig, Heinrich IV. nicht mehr als König anzuerkennen, wenn er bis zum Jahrestag seiner Exkommunikation sich nicht vom Bann gelöst habe. Sie luden den Papst ins Reich ein, um den Streit endgültig zu schlichten. Als Termin wurde der 2. Februar 1077 in Augsburg festgesetzt. Alexander II. nahm die Einladung an, weil die Funktion als Schiedsrichter seine Stellung in der christlichen Welt bestärken würde. Gleichzeitig lehnte es der Papst ab, dass der König sich in Rom selbst verantworten konnte. (#3)


Das Historische Jahr 1077 (Wikipedia)

Politik und Weltgeschehen
Investiturstreit
• 25. Januar - 28. Januar: König Heinrich IV. wird auf der Burg Canossa in Oberitalien von Papst Gregor VII. vom Kirchenbann gelöst, nachdem er seine Bußfertigkeit gezeigt hat – der sogenannte „Gang nach Canossa“.

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• 15. März: Wahl des Schwabenherzogs Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig von Heinrich IV. in Forchheim.
• Rudolf von Rheinfelden wird am 26. März oder 7. April durch Siegfried I. von Eppstein im Mainzer Dom gekrönt.

Weitere Ereignisse in Europa
• Verwüstung der Stadt Friesach – einer Gründung der Salzburger Erzbischöfe – durch den steirischen Markgrafen Adalbero – den Bruder Otakars.
• Nach dem Tod seines Bruders Géza I. wird Ladislaus I. König von Ungarn.
• Robert, ältester Sohn Wilhelms des Eroberers, beginnt eine Rebellion gegen seinen Vater.
• Salzburg: Landesfürst Erzbischof Gebhard I. von Helffenstein errichtet die Festung Hohensalzburg. Es besteht aus dem romanischen, gemauerten Palas, dem Wohnturm, der heute noch den Kern des Hohen Stocks bildet. Dazu kommen eine Kirche und ein Nebengebäude.
• 14. Dezember: Agnes von Poitou, Regentin des Heiligen Römischen Reichs von 1056 bis 1062 (* 1020), stirbt in Rom

Asien
• seldschukische Türken unter Suleiman ibn Kutalmiş gründen das Sultanat Rum mit Nicaea als Hauptstadt.


Vielmehr brach der Papst nach Norden auf, um bis Anfang Februar Augsburg zu erreichen, wo er über den König Gericht halten wollte. Heinrich IV. sah die drohende Absetzung auf sich zukommen und griff deshalb zu einem verzweifelten Mittel. Er zog nach Süden, um vorher noch seine Rekonziliation zu erreichen. Da die süddeutschen Herzöge alle Alpenpässe gesperrt hatten, musste er über den Mont Cenis ziehen. Dabei hoffte er auf die Hilfe seiner Schwiegermutter, der Gräfin Adelheid von Turin, die sich dafür allerdings reich belohnen ließ. Die Königin Berta und sein kleiner Sohn zogen mit ihm. Nachdem sie in Besancon zusammen mit dem Grafen von Burgund Weihnachten gefeiert hatten, begann die in diesem strengen Winter - sämtliche großen Flüsse sollen von November bis April zugefroren gewesen sein - überaus schwierige und gefährliche Alpenüberquerung.

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Man mag es kaum glauben, aber bei den geistlichen und weltlichen Großen Oberitaliens löste Heinrichs Erscheinen eine Welle der Begeisterung aus. Zweifellos wären sie ihm gegen den Papst gefolgt. Aber Heinrich war kein Hasardeur. Er zog zur Burg Canossa, einer Feste der Markgräfin Matilde von Tuszien (=Herzogin Matilda von Toskana). Dorthin hatte der Papst sich auf die Nachricht vom Erscheinen des Königs irritiert zurückgezogen.

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Hier demütigte sich der König in noch nie da gewesener Weise. Ein Bericht darüber stammt vom Papst selbst: "Vor dem Burgtor harrte der König drei Tage lang ohne jeden königlichen Prunk auf Mitleid erregende Weise aus, nämlich barfuß und in wollender Kleidung, und ließ nicht eher ab, unter zahlreichen Tränen Hilfe und Trost des apostolischen Erbarmens zu erflehen, bis er alle Anwesenden, zu denen diese Kunde gelangte, zu solcher Barmherzigkeit und solchem barmherzigen Mitleid bewog, dass sich alle unter vielen Bitten und Tränen für ihn verwandten und sich über die ungewohnte Härte unserer Gesinnung wunderten. Einige aber klagten, in uns sei nicht die Festigkeit apostolischer Strenge, sondern gewissermaßen die Grausamkeit wilder Tyrannei." Die Art und Weise, in der sich der Papst mit diesen Worten gegenüber den deutschen Fürsten für sein Tun rechtfertigte, zeigt, dass Heinrich mit seiner Selbstdemütigung einen politischen Tageserfolg errungen hatte. Der Papst musste als Geistlicher die Bußleistung des reuigen Sünders annehmen und ihn am 28. Februar 1077 wieder in die Gemeinschaft der Kirche aufnehmen, zumal sich neben anderen selbst der hoch angesehene Abt Hugo von Cluny, des Königs Taufpate, und die Markgräfin Matilde, eine treue Helferin des Papstes, für ihn verwandten. Im Gegenzug erklärte Heinrich zwar, dass er sich in seinem Konflikt mit den Fürsten einem päpstlichen Schiedsgericht unterwerfen werde, aber er war als König wieder handlungsfähig geworden. (#5)


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Dieser Bußgang nach Canossa fand bei den Zeitgenossen und später immer wieder große Aufmerksamkeit, ist sogar sprichwörtlich geworden. Die Einordnung war sehr unterschiedlich. Klar ist heute, dass Heinrich in dieser Situation ohne Zweifel einen taktischen Erfolg verbuchen konnte. Er verhinderte, dass der Papst ins Reich kam und seine Gegner unterstützte, denen er die religiös-moralischen Argumente nahm, ihn abzusetzen. Der großen Gruppe der gemäßigten Bischöfe gab er die Möglichkeit, ihn wieder als König zu akzeptieren, nachdem er vom Bann gelöst war. Die Absetzung durch den Papst war ja nach gängiger Ansicht in der Reichsspitze nicht möglich, aber einen Exkommunizierten als König anzuerkennen, war sehr schwierig gewesen.

Auf der anderen Seite ist es aber im Hinblick auf die spätere Geschichte klar, dass die Buße in dieser einmaligen Form ein demütigender Akt war, der das Prestige des Königs entscheidend beeinflusste. Hatte sein Vater in Sutri als Höhepunkt drei Päpste abgesetzt, so war hier das Gegenteil geschehen, die Führung der Christenheit war an den Papst übergegangen und der Herrscher entsakralisiert. Der Heilige Vater deutete diese Sicht in den Kampfschriften gegen den König an. Seine Kanzlei benutzte nicht den Begriff rex Romanorum, sondern rex Teutonicorum, um das Reich auf die Stufe der anderen Staaten zu ziehen und die Hegemonialstellung zu negieren.

Der Papst versuchte, die Position in der Lombardei zu festigen, in Mailand gelang ihm das, in anderen Städten wurden seine Legaten sogar eingekerkert. Heinrich IV. wollte seine Stellung in Italien verdeutlichen und bat den Papst um Anerkennung als König von Italien, was Alexander II. verweigerte. Dabei konnte er auf die Gefangennahme seiner Legaten durch Bischöfe verweisen. Heinrich hielt sich nicht länger auf, sondern zog ins Reich zurück. Dort hatten sich seine Gegner darauf geeinigt, sich bei einer Versammlung am 13. März in Forchheim zu treffen. Dort versammelten sich außer Otto von Northeim und den süddeutschen Herzögen die Erzbischöfe Siegfried von Mainz, Gebhard von Salzburg und Werner von Magdeburg, die Bischöfe von Worms, Würzburg, Passau und Halberstadt. Die beiden Legaten des Papstes sollten bis zum Eintreffen des Papstes auf jeden Fall eine Neuwahl verhindern. (#3)


Der Plan der Fürsten, den König abzusetzen und einen der ihren zu seinem Nachfolger zu wählen, wurde durch die Nachricht von der päpstlichen Aufhebung der Exkommunikation Heinrich obsolet. Zwar zeigten sich insbesondere die Herzöge von Bayern und Schwaben als Kritiker des Saliers und mit Herzog Otto von Meißen bot sich ein Kandidat zur Wahl an, den auch Sachsen mitgetragen hätte. Indes fehlte den Versammelten in Forchheim der Mut, endgültig mit dem König zu brechen, der bereits auf dem Weg nach Süddeutschland war.

Heinrich IV. hatte aus der Erfahrung gelernt und die Alpenpässe gesichert. Dem Patriarchen von Aquileia und der Kirche von Brixen stellte er neue Privilegien aus und ernannte den Eppensteiner Ulrich zum Abt von St. Gallen, das direkt an der Grenze zu seinen süddeutschen Gegnern lag. In Ulm hielt der wieder erstarkte Heinrich IV. Gericht über die süddeutschen Fürsten.

Dabei wurde Herzog Otto von Northeim von einem gewissen Engino öffentlich beschuldigt, dass dieser ihn zur Ermordung des Königs gedungen habe. Die Quellen sind nicht so klar, dass der Hintergrund erhellt werden könnte. Vielleicht war der König selbst an dieser Intrige gegen Otto beteiligt, vielleicht waren es fürstliche Konkurrenten oder Höflinge. Otto ließ sich auf ein Verfahren ein, stellte sich aber nicht zum Zweikampf in Goslar. Daraufhin sorgte der König dafür, dass er von einem sächsischen Gericht verurteilt wurde. Otto wurde das Herzogtum Bayern entzogen, aber auch der Allodialbesitz. (#3)


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Bayern wurde sofort an Welf IV. vom Geschlecht der Welfen gegeben. Die Welfen waren ein ursprünglich fränkisches Adelsgeschlecht aus dem Maas-Mosel-Raum, das seit dem 9. Jahrhundert bekannt ist und eng mit dem Kaiserhaus der Karolinger verwandt war, welches die Welfen mit einer Grafschaft in Oberschwaben belehnte sowie eine Seitenlinie im Jahr 888 mit dem Königreich Burgund. Als die Familie im Mannesstamm 1055 mit Welf III., Herzog von Kärnten und Markgraf von Verona, ausstarb, heiratete seine Schwester Kunigunde in die oberitalienische Familie d’Este ein, zu der die nachfolgenden jüngeren Welfen sämtlich gehören.

Welf IV. war ein Sohn des italienischen Markgrafen Alberto Azzo II. d’Este und Kunigundes von Kärnten, der Schwester des Herzogs Welf III. von Kärnten († 31. März vor 1055). Damit war Welf IV., wenn auch in weiblicher Linie, der einzige Erbe der welfischen Besitzungen in Schwaben, Rätien und Bayern. Seine Großmutter Imiza († nach 1055), die Witwe Welfs II. († 1030), ließ ihn nach Deutschland holen, um das Erbe anzutreten, das ihr kinderloser Sohn Welf III. bereits dem Kloster Altdorf vermacht hatte. (Wikipedia)

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Anmerkung: Als Herzog trug Welf IV. nun fortan in "neuer Zählung" den Namen Welf I. von Bayern. Unklar bleibt mir, warum der bei Spielbeginn zum Haus der Welfen zugehörige Welf nun zum Geschlecht der Meinhardiner zählt. Dies ist ein bayrisches Adelsgeschlecht, das tatsächlich im elften Jahrhundert seinen Aufstieg begann, mit den Welfen aber nichts zu tun hatte. Vermutlich hat das Spiel dem Welfen dieses Wappen willkürlich zugewiesen. Es handelt sich bei diesem Charakter auf jeden Fall um den "richtigen" Welf, denn dieser ist im Spiel wie in der Historie der Sohn des amtierenden Herzogs der Lombardei, Alberto II. Azzo d'Este (siehe gelber Kreis).