[AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die Krone

AAR u.a. zu Spielen der Total War Reihe

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 20. April 2014 18:34

Die folgende Abbildung verdeutlicht, dass es in Crusader Kings 2 mitunter leicht ist, an eine Krone zu kommen. Schwieriger wird es dagegen, diese auch zu halten. So auch im Falle des Doppelkönigtums England-Frankreich des William, der sich auf dem Festland einer ausgewachsenen Revolte seiner französischen Herzöge gegenübersieht. Der gestürzte Kapetinger Philipp I. strebt mit aller Macht zurück auf den Lilien-Thron.

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Der Thronkrieg in Frankreich weitete sich rasch auf die umliegenden Länder aus. Dänemark sowie der Heilige Vater unterstützten die Sache des Kapetinger Philipp, obgleich der Papst dessen Aufstand gegen seinen Lehnsherrn William I. missbilligen musste. Auf Seiten des Königs griff das Königreich Navarra zu den Waffen. Der Deutsche Heinrich IV. hielt sich aus dem Bürgerkrieg heraus, verzichtete aber auf die Durchsetzung seines schwachen Anspruchs in Aquitanien, um die französische Seite nicht zu sehr zu schwächen. Auch der Salier konnte kein Interesse an ein dauerhaftes Doppelkönigtum im Westen haben, auch wenn William I. daraus nicht einen Anspruch auf eine eigene Kaiserkrone ableiten konnte.

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Das Historische Jahr 1078 (Wikipedia)

Europa
• 7. Januar: Der Heerführer Nikephoros Botaneiates revoltiert gegen den byzantinischen Kaiser Michael VII. und marschiert drei Monate später in Konstantinopel ein. Michael VII. dankt zugunsten seines Bruders ab, der sich gegen die Aufständischen jedoch nicht durchsetzen kann, und geht in ein Kloster. Nikephoros III. Botaneiates wird zum Kaiser des Byzantinischen Reiches ausgerufen.
• 7. August: In der Schlacht bei Mellrichstadt kann Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden einen Sieg über König Heinrich IV. erringen.
• Wilhelm der Eroberer veranlasst gegen die potentiell feindlich gesinnten Bürger Londons den Bau des Tower of London. Als erster Teil wird der Keep, der White Tower errichtet.

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• 06. November: Berthold I., Herzog von Kärnten und Markgraf von Verona (* um 1000), stirbt
• Peter I., Graf von Savoyen und Markgraf von Turin (* um 1030), stirbt


Auch die Situation in Bayern schrie nach einer bewaffneten Rückkehr des entmachteten Otto von Northeim, der seine Anhänger gegen den neuen Herzog Welf I. um sich scharrte. Das Schicksal kam dem Welfen im August 1078 jedoch zur Hilfe: Otto erlitt nach den Strapazen der letzten Monate einen Herzinfarkt und verstarb am lothringischen Hof, bevor er nach Bayern zurückkehren konnte. Nun war es an Ottos 23jährigem Sohn Heinrich, den Anspruch des Hauses Northeim auf Bayern weiterzuverfolgen.

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In den folgenden Monaten starben zwei Protagonisten dieses Krieges.

Am 17. Oktober 1078 starb der erste normannische König auf dem Thron Englands nach zwölf Jahren Herrschaft: William I. war tot. In den Jahren nach seiner Invasion hatte er die britische Insel in mehreren Kriegen weitgehend unter seine Kontrolle gebracht und die Macht der Dänen und Norweger hier gebrochen.

Bei einem Ritt durchzog ein heftiger Schmerz seine Eingeweide – andere Überlieferungen behaupten, er sei vom Pferd gestürzt, als dieses vor den Funken des Feuers scheute –, und er war gezwungen, unter schrecklichen Schmerzen nach Rouen zurückzukehren. Dort nahmen Schmerzen und Krankheit von Tag zu Tag zu, Wilhelm war ans Bett gefesselt. Familie und Freunde versammelten sich um sein Bett, wobei die beiden wichtigsten Mitglieder seiner Familie immer noch fehlten, denn Robert rebellierte gegen ihn und befand sich in Gesellschaft Simons, ein anderer Sohn saß seit langem im Gefängnis.

Wilhelm starb langsam und qualvoll, konnte aber letzte Anweisungen geben, da er bis zum Schluss bei klarem Verstand war. Er fürchtete sich auch, als es dem Ende zuging, nicht sonderlich vor dem Tod, er beichtete und erhielt Absolution, danach veranlasste er eine großzügige Almosenverteilung und ließ die Geistlichen genau aufzeichnen, wem seine Geschenke zukommen sollten. Er ermahnte alle Anwesenden, auf die Erhaltung des Rechts und die Bewahrung des Glaubens zu achten, und befahl schließlich, alle Gefangenen freizulassen, mit Ausnahme des Bischofs von Bayeux. Hier trotzten ihm die Anwesenden, vor allem Robert von Mortain bat um die Freilassung seines Bruders. Sie diskutierten lange, und schließlich gab Wilhelm erschöpft nach. Die Übertragung des Reiches war von höchster Bedeutung, und Wilhelm erklärte sich mit berechtigter Bitterkeit gegen seinen ältesten Sohn Robert Curthose; Treulosigkeit, aber auch die Unfähigkeit, ohne Ermahnungen und Aufsicht herrschen zu können, veranlassten ihn dazu. Die Feudalherren versuchten zu kitten, und schließlich erklärte er sich bereit, ihn als Herzog der Normandie einzusetzen.

Bezüglich England sah es allerdings anders aus. Den Thron dort vermachte er seinem zweiten Sohn Richard Rufus (der Rote). Da er sich der auf seinen Tod folgenden Unruhen bewusst war, sandte er an Lanfranc in England einen versiegelten Brief mit seinen Bestimmungen und ließ Wilhelm unverzüglich damit abreisen.


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Robert jedoch, der sich um sein Erstgeborenenrecht auf den englischen Thron betrogen sah, fing den Boten ab und ließ die Verfügung des Königs zugunsten des jüngeren Richard verschwinden.

Obwohl Robert ein erfolgreicher Soldat war, war er andererseits auch ein rücksichtsloser Herrscher und bei seinen Untertanen sehr unbeliebt. Die Angelsächsische Chronik berichtet, dass er „von fast allen Untertanen gehasst wurde“. Man muss diese Sicht der angelsächsischen Chronisten aber kritisch sehen, denn einerseits gehörten die Chronisten jener Zeit üblicherweise dem Klerus an und Robert lag gerade mit der Kirche lange und intensiv im Streit, und andererseits verachtete er, wie es damals unter den Normannen üblich war, die angelsächsische Kultur.

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 24. April 2014 19:36

Zuvor, bereits am 25. Mai 1078 starb Papst Alexander II. in Rom eines natürlichen Todes.

Nur einen Tag später wurde der neue Papst unter merkwürdigen Umständen gewählt. Der Archidiakon Hildebrand, der die Begräbnisfeierlichkeiten leitete, wurde in der Salvatorkirche des Lateran vom anwesenden Volk zum Papst ausgerufen. Die Kardinäle und anderen Geistlichen stimmten in einem förmlichen Akt bei der Inthronisation zu. Als Name wurde Paschalis II. ausgewählt. Ohne Zweifel war diese Form der Wahl völlig gegen das Papstwahldekret gerichtet, das wie so oft bei mittelalterlichen Gesetzen keine Anwendung finden konnte. Realpolitisch gesehen war es aber ein großer Vorteil für Paschalis, dass er so spontan und einmütig zum Papst erhoben wurde. Die Wähler und der Gewählte haben in diesem Akt das unmittelbare Wirken Gottes gesehen. Paschalis selbst hat betont, dass er gegen seinen Willen durch die Macht Gottes in sein Amt eingesetzt worden ist und gehorcht hat.

Paschalis II. war ca. 1020/25 in der Toskana geboren, wurde Mönch in Rom, begleitete den abgesetzten Gregor VI. in die Verbannung nach Köln und kam 1049 mit Leo IX. zurück. Er stieg an der Kurie allmählich in wichtige Positionen auf und wurde zum Gegenspieler von Petrus Damiani. Dabei war er kein geschliffen formulierender Theoretiker oder besonders gut ausgebildeter Theologe, sondern ein politisch denkender Pragmatiker, der umsetzte, was andere nur dachten. Im "Dictatus Papae", einem Eintrag ins Briefregister vom März 1075, hat er im Sinn radikaler Reformer seine Vorstellungen von der Autorität des Papsttums in allen kirchlichen und weltlichen Entscheidungen verdeutlicht.

Heinrich IV. war im Reich mit den oppositionellen Fürsten beschäftigt, er hatte also keine Zeit für die Probleme in Rom. Er unternahm deshalb nichts gegen den Papst, der ohne seine Mitwirkung ins Amt gekommen war. Heinrich schickte dem Papst gleich zu Anfang ein Schreiben, in dem er um gute Zusammenarbeit bat. In seiner Situation war es wichtig, dass der Papst nicht die oppositionellen Fürsten, sondern ihn unterstützte. Dies gelang ihm auch. Papst Paschalis, in dessen Nähe immer noch die Kaiserin Agnes agierte, setzte sich für Heinrich IV. ein. Es kam eine Delegation aus Rom mit Kaiserin Agnes zu einem Hoftag in Nürnberg und nahm den König wieder in die kirchliche Gemeinschaft auf. Allerdings scheiterte die Delegation mit ihrer Aufgabe, eine Reformsynode einzuberufen an dem Widerstand der Bischöfe im Reich, angeführt vom Erzbischof von Hamburg-Bremen. Dies war nicht gegen die Bestrebungen der Reform gerichtet, sondern gegen den Zentralismus, der von Rom verstärkt ausging. Der König hielt sich zurück. Die Kurie hatte schon unter Alexander II. versucht, im Reich wirksam Einfluss auszuüben. Bischöfe waren wegen Simonieverdacht vorgeladen worden, einige suspendierte der Papst von ihrem Amt. Trotzdem war die Beziehung zwischen König und Papst im Herbst 1078 noch gut, wie man den Briefen entnehmen kann, in denen Heinrich eher unterwürfig ist, der Papst ihn als "lieben Sohn" anredet. (#3)


Denn der Argwohn der Kurie richtete sich auch gegen die Besetzungspolitik des Königs, der vermehrt Bischöfe nach ihrem Nutzen für die Reichspolitik investierte. So besetzte Heinrich IV. im März 1079 nach dem Tod des Erzbischofs Siegfried von Mainz diesen für Reich und Kirche bedeutende Erzbistum mit seinem salischen Verwandten Bruno, ein offensichtlicher Ausdruck der Vetternwirtschaft.

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Das Historische Jahr 1079 (Wikipedia)

Heiliges Römisches Reich
• Ostern: Friedrich I. bekommt das Herzogtum Schwaben verliehen. Der Aufstieg der Staufer beginnt.

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Reconquista
• El Cid besiegt den Emir Abd Allah von Granada in der Schlacht von Cabra.
• Alfons VI. besiegt den Emir von Badajoz, Al-Mutawwakkil, in der Schlacht von Coria und besetzt große Teile des Fürstentums der Dhun-Nuniden von Toledo.
• Alfons VI. heiratet im Spätjahr Konstanze von Burgund.

Religion
• 20. April: Mit der Päpstlichen Bulle Antiqua sanctorum patrum führt Papst Gregor VII. eine Umstrukturierung der katholischen Kirche in Frankreich durch, um seine Stellung im Investiturstreit zu stärken. Das bisherige Bistum Lyon wird mit dieser Bulle zum Erzbistum erhoben, und ihm diverse Kirchenprovinzen zugeordnet.


Paschalis II. hielt an dem Plan seines Vorgängers, das Reich aufzusuchen und die Voraussetzungen für die Verwirklichung seiner Reformen zu schaffen, fest. Aus der Ferne wirkte er bereits, indem er 1078 auf der Lateransynode erstmalig deutlich und mit umfassender Geltung verkündete, dass die Laieninvestitur, die Amtseinsetzung durch Laien, verboten sei. Heinrich IV. ließ selbstbewusst verkünden, er werde den schuldigen Gehorsam leisten, wenn der Papst die oppositionellen Reichsfürsten absetze und exkommuniziere. Im anderen Fall werde er sich einen anderen Papst verschaffen.

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Das Historische Jahr 1080 (Wikipedia)

Europa
• König Wilhelm I. von England lässt die Bauarbeiten am Colchester Castle beginnen.
• 27. Januar: In der Schlacht bei Flarchheim treffen die Ritterheere von König Heinrich IV. und Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden aufeinander. Es gibt keinen eindeutigen Sieger in der von einem heftigen Schneesturm und großer Kälte geprägten Schlacht.
• 17. April: Knut IV. folgt seinem Bruder Harald Hen als König von Dänemark.
• 15. Oktober: Die Schlacht bei Hohenmölsen verliert König Heinrich IV. gegen Otto II. von Northeim; der König flieht. Doch stirbt Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden am Tag nach der Schlacht an ihm beigefügten Verwundungen.

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Rudolf von Rheinfelden zeigt auf seine abgeschlagene Schwurhand

• Zweite Bannung von Heinrich IV. durch Papst Gregor VII.
• Erzbischof Wibert von Ravenna wird als Clemens III. zum Gegenpapst gewählt.
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• Die Langobarden siegen über das Heer von Mathilde von Tuszien.

Asien
• Das Königreich Kleinarmenien wird unter Ruben, Herr vom Berge, unabhängig. Hauptstadt ist Sis.

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 26. April 2014 15:14

Paschalis II. musste nach dieser Herausforderung reagieren und verhängte den zweiten Bann über den König. Diesmal war der Bannspruch in ein Gebet nicht an Petrus wie beim ersten Mal, sondern an Paulus gerichtet. Begründet wurde der Bann mit dem Ungehorsam des Königs. Paschalis II. verwies hier zum ersten Mal darauf, dass Heinrich in Canossa zwar die Absolution erteilt bekam, er aber nicht wieder in sein Amt eingesetzt worden sei. Der Papst ließ sich in seiner Überheblichkeit nun so weit hinreißen, dass er prophezeite, dass Heinrich bis zum Feste Petri Kettenfeier (1. August) den Untergang finden werde. Falls dies nicht zuträfe, solle man ihn von der Cathedra Petri vertreiben.

Der zweite Bann verfehlte seinen Zweck, denn nur der erste war wie ein Blitz eingefahren, in der Zwischenzeit hatte man sich in zahllosen Kämpfen, Beschuldigungen und Propaganda schon daran gewöhnt. Außerdem hatte der Episkopat im Reich die Auswirkungen der Zentralismusvorstellungen des Papstes zu spüren bekommen und suchte eher wieder die Nähe des Königs. In Brixen trafen sich daher lombardische und Reichsbischöfe am 25. Juni 1080, um mit Heinrich gemeinsam das Vorgehen zu beraten. Diesmal war der Synodalbeschluss noch radikaler und überspitzter formuliert als in Worms. Auch jetzt wurde der Papst zum Herabstieg von seinem Thron aufgefordert, den er sich mit Lug und Betrug verschafft habe. Darüber hinaus wurde aber beschlossen, einen neuen Kandidaten für das Amt zu nominieren, wie es hauptsächlich die Lombarden verlangten. Die Wahl fiel auf Bischof Magnus von Fulda. Bischof Dionysius von Piacenza forderte von Heinrich den Eid, dass er sich nur von Magnus zum Kaiser krönen lassen werde.


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Das Historische Jahr 1081 (Wikipedia)

Byzantinisches Reich / Normannen
• 4. April: Alexios I. Komnenos wird zum Kaiser des Byzantinischen Reichs gekrönt, nachdem er als Feldherr zuvor Nikephoros III. entthront hat.

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• 8. Mai: Patriarch Kosmas I. tritt zurück, sein Nachfolger wird Eusthatios Garidas.
• Normannen aus Süditalien unter Robert Guiskard erobern die Insel Korfu von den Byzantinern.
• Alexios I. Komnenos befehligt die Verteidigung Albaniens gegen die Normannen unter Robert Guiskard (erste urkundliche Erwähnung Albaniens), wird aber am 18. Oktober in der Schlacht von Durazzo geschlagen.

Weitere Ereignisse in Europa
• 6. August: Hermann von Salm wird zum Gegenkönig zu Heinrich IV. gewählt.
• 26. Dezember: Der Mainzer Erzbischof Siegfried I. krönt Hermann von Salm in Goslar zum König des Heiligen Römischen Reiches.

Religion
• Neubau des Mainzer Doms.
• Brand des Bamberger Doms.

Gestorben
• 22. März: Boleslaw II., König von Polen (* 1042)
• 01. April: Nikephoros III., byzantinischer Kaiser


Die Entscheidungen von Brixen bedeuteten den totalen Bruch mit Paschalis II. und der römischen Kirche. Auf der anderen Seite fühlte sich Heinrich IV. dadurch stark genug, die Entscheidung in Italien zu suchen. Im April 1081 überschritt er mit einem Heer die Alpenpässe.


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Die Markgräfin Matilde von Tuszien, die kurz vorher ihren gesamten Besitz der römischen Kirche vermacht hatte, wollte den König noch stoppen. (#3)


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Aber ihre Truppen wurden Anfang November 1081 auf dem Schlachtfeld bei Asti besiegt, sie selbst von Heinrich vor ein Fürstengericht, dem er selbst beiwohnte, gestellt. Hier hielt der Salier als König und Lehnherr Gericht über seine Herzogin, der er das Brechen des Feudalrechts vorwarf. Heinrich IV. beabsichtigte, Matilde das ihr zustehende Lehen Toskana zu entziehen und anderweitig zu vergeben.

Um die Rechtmäßigkeit dieser Absetzung zu verstehen, bedarf es einem Einschub über die Rolle des Herzogs im Mittelalter:

Zum Titel des Herzogs
Althochdeutsch: herizogo - "der vor dem Heer zieht"
Lateinisch: Dux ("Anführer"), in romanischen Sprachen z.B. duke, duc

Dem königlichen Kaplan Wipo diente in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts der dux-Begriff zur selbstverständlichen Kennzeichnung ganz bestimmter Personen, nämlich der Herzöge von Sachsen, Bayern, Istrien (=Kärnten), Alamannien, Lothringen (=Niederlothringen), Ribuarien (=Oberlothringen), Franken (Wormatiensis) und Böhmen, während Wipo in Italien nur Markgrafen kennt.


(In der Story schwanke ich schon mal zwischen den Bezeichnungen Markgraf und Herzog hin und her. Auch beim deutschen Herrscher muss ich zugeben, dass ich ihn mal als König, dann wieder als Kaiser bezeichne. Im Spiel ist er automatisch Kaiser, damit die Vasallenhierarchie gewahrt bleibt. In der Historie waren die deutschen Herrscher zunächst einmal nur König mit dem Anspruch, sich in Rom vom Papst zum Kaiser krönen zu lassen. Das gibt es in dieser Form in CK2 leider nicht).

Diese acht Herzöge zählten zu dem über sie hinausgreifenden Kreis der Fürsten und zu den Teilnehmern der Königswahl: "duces et reliqui principes" leisteten dem König nebst Bischöfen, milites und Freien einen Treueid. Herzog und Herzogtum (Dukat) sind dabei eng aufeinander bezogen, Beispiele aus den Schriften: Erzbischof Poppo von Trier führte die Vormundschaft über seinen Neffen, Herzog Ernst von Schwaben, samt dem schwäbischen Herzogtum. Nach der Absetzung des Herzogs Adalbero von Kärnten fiel dessen Dukat an Konrad, 1030 hatte Herzog Ernst von Schwaben die Möglichkeit, seinen Dukat zurück zu erlangen. Da er jedoch die königliche Bedingung, sich gegen seinen aufrührerischen Landsmann Werner von Kyburg zu wenden, zurückwies, verlor er endgültig seinen Dukat, der nun seinem jüngeren Bruder Hermann anvertraut wurde.

Diese letzte Episode belegt drei interessante, nur scheinbar widersprüchliche Phänomene: Einmal fiel dem König wie selbstverständlich das Recht sowohl der Einsetzung wie der Absetzung oder, wie in diesem Fall, der Wiedereinsetzung von Herzögen zu. Bestritten wird nirgends die königliche Kompetenz an sich, allenfalls die Rechtmäßigkeit bestimmter Absetzungsverfahren. Auch Adalbero von Kärnten wurde wegen eines Hoheitsverbrechens abgesetzt, seinen Dukat erhielt Konrad, dessen Vater Otto diesen bereits inne gehabt hatte. Zum anderen aber macht sich in beiden Beispielen, trotz königlicher Einsetzung, eine gewisse Erblichkeit des Herzogtums bemerkbar. Die Erblichkeit des Herzogtums zu erreichen, war ein vorrangiges Bestreben der Herzöge, das natürlich mit dem königlichen Verfügungsrecht in Konflikt geraten musste. Das königliche Verfügungsrecht über die Herzogtümer war also nicht völlig frei: Viele Herzogtümer wurden im direkten Erbgang oder in Betonung verwandtschaftlicher Beziehungen zum Vorgänger, teils sogar an minderjährige Herzogssöhne vergeben. Am herzoglichen Erbanspruch gab es keinen Zweifel - der König war bei der Belehnung zwar nicht verfassungsrechtlich, wohl aber politisch gebunden.

Schließlich resultierte aus dem Herzogtum - und das zeigt die zitierte Episode um Ernst - eine gewisse Machtentfaltung, die trotz ursprünglichem Amtscharakters des Herzogtums in Konkurrenz zur Königsgewalt treten konnte. Mehrfach berichtet Wipo von Verschwörungen der Herzöge Ernst von Schwaben, Konrad von Franken und Friedrich von Lothringen im Jahre 1025. Wipo verurteilt solche Erhebungen, die lebenslange Treue hebt er ausdrücklich lobend hervor.

Nach ihrer Erhebung kam Matilde von Canossa nicht um sich zu unterwerfen, sondern um im Vertrauen auf die Zahl ihrer Vasallen zu verhandeln. Diese verweigerten ihr aber nun die Gefolgschaft.

"Wir wollen nicht leugnen", so antworteten die Grafen, "dass wir Euch unverbrüchliche Treue gelobt haben gegen alle, ausgenommen den einen, der uns an Euch vergeben hat. Wären wir Knechte unseres Königs und Kaisers und von ihm Eurem Recht überlassen, dann dürften wir uns nicht von Euch scheiden. Nun sind wir aber frei, und der oberste Schützer unserer Freiheit auf Erden ist unser König und Kaiser. Verlassen wir ihn, so verlieren wir unsere Freiheit, von der geschrieben steht, dass sie ein rechtschaffener Mann nur mit seinem Leben aufgeben darf. Unter diesen Umständen wollen wir Euch in allen ehrenhaften und berechtigten Forderungen Folge leisten. Wollt Ihr aber etwas anderes, dann werden wir freiwillig zu dem zurückkehren, der uns nur bedingungsweise Euch überlassen hat."

Erst als sie sich so von ihren Vasallen verlassen sah, ergab sich Matilde I. dem König: Die Macht der Herzogin stand und fiel folglich mit ihren Vasallen, zu denen die Grafen zählten. Diese aber verstanden sich letztlich ebenso als (freie) Lehnsleute des Königs, wie der Herzog selbst. Nicht nur das Amt selbst, sondern auch der Anhang des Herzogs ging nach Wipos Argumentation auf den König zurück, jeder Kampf gegen ihn war frevel- und unehrenhaft. Die Vasallen hafteten ebenso für die Politik ihres Herzogs, wie dieser für das Verhalten seiner Vasallen haftete. (#1)


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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 1. Mai 2014 15:17

Der römische Papst verhandelte nun mit Pisa über großzügige Privilegien und bewog sie dazu, sich mit ihrem Heer zwischen jenes des Saliers und die Stadt Rom zu stellen.

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Das Historische Jahr 1082 (Wikipedia)
Ereignisse
• 16. Januar: Ein Heer der Normannen unter Robert Guiskard nimmt die byzantinisch regierte Hafenstadt Dyrrachium ein.

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5. Dezember: Raimund Berengar II., einer der beiden Grafen von Barcelona, wird bei einer Jagd getötet. Die Volksmeinung hält seinen Zwillingsbruder Berengar Raimund II. für den Anstifter, weil er die Macht in Katalonien anstrebt.
• Schlacht von Almenar. Truppen Aragoniens und Kataloniens belagern die Stadt Almenar und werden von Al-Mu'tamin von Saragossa besiegt. Der Graf von Barcelona, Berengar Raimund II., wird gefangen genommen.
• Eid von Salisbury
• Für die Unterstützung im Kampf gegen die Normannen gewährt der byzantinische Kaiser Alexios I. Komnenos Venedig umfangreiche Handelsprivilegien.
• Nach dem Sieg über seinen Bruder Adalbero und dessen Ermordung wird Ottokar II. Markgraf der Steiermark.

Gestorben
• Adalbero, Markgraf der Steiermark und Graf im Traungau
• Lothar Udo II., Graf von Stade, Markgraf der Nordmark (* 1020/30)


Heinrich IV. musste sich nun darauf verlegen, die abtrünnigen Städte Oberitaliens zu belagern, bevor er den Weitermarsch nach Süden wagen konnte. Im Juni 1082 wurde er dabei vor den Mauern von San Marino verwundet.

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Nördlich der Alpen gerieten in Abwesenheit des Königs einige Angelegenheiten ins Rutschen. So entmachtete der Billunger Erzbischof Herrmann, der jüngere Bruder des verstorbenen sächsischen Herzogs Ordulf, seinen Neffen Magnus und riss das Herzogtum Sachsen an sich. Magnus wurde mit der Grafschaft Ostfriesland abgefunden.

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Auch der französisch-englische König Robert, der seit seiner Krönung nicht nur unter dem Druck des Aufstands in Frankreich stand, entledigte sich eines konkurrierenden Verwandten - allerdings auf brutalere Art. Nachdem er bereits seinen jüngsten Bruder William eingekerkert hatte (der starb 1086 schließlich in der Gefangenschaft), ließ er seinen zweiten Bruder Richard/Rufus, den William der Eroberer als seinen Wunschnachfolger benannt hatte, durch einen Mordkomplott beseitigen. Behilflich dabei waren ihm ausgerechnet die angelsächsischen Godwinson, die Robert Vater 1066 bei seiner Invasion besiegt und entmachtet hatte.

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Nachdem Heinrich IV. auch die Truppen der Stadt Pisa besiegt hatte, belagerte er gemeinsam mit den Lombarden Rom anfangs ergebnislos. Erst glaubte man sich an den Mauern Roms bereits am Ziel, aber eine Seuche dezimierte die Truppen. Dann hatte noch Paschalis II. die Schatztruhen der Kirche weit geöffnet und sich die Dienste zweier Söldnerheere mit über 10.000 Mann gesichert.

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Angesichts dieser Ereignisse war der Salier gezwungen, sich weiterhin auf den Feldzug in Oberitalien zu beschränken und die Anwerbung bzw. die Ankunft eigener Söldnertruppen aus dem Reich abzuwarten. Der Krieg drohte in einem Patt festzustecken, während die Großen im Reich zunehmend unruhiger wurden. Im Februar 1084 schließlich mussten die letzten widerstrebenden Städte Norditaliens dem König ihre Tore öffnen. Von Paschalis II. waren sie enttäuscht worden, er hatte sein Heer für die Absicherung Roms zurückgehalten und war den Städten im Norden nicht zur Hilfe gekommen.

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Als Heinrich IV. mit seinen Verstärkungen im Sommer 1084 seinen Marsch auf Rom wieder aufnehmen konnte, war es jetzt Paschalis, den es zur Entscheidung drängte. Seine Unnachgiebigkeit hatte ihn von seinen Römern, die seine Ansichten nicht mehr teilten, entfremdet. Auch der größte Teil der Kardinäle folgte ihm nicht mehr. Als Heinrichs Truppen Florenz passierten, marschierte ihnen das päpstliche Heer entgegen. Der Salier war darüber höchst erstaunt und erfreut, denn er konnte die Schlacht unter sehr günstigen Bedingungen für seine Seite annehmen.

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Das Historische Jahr 1083 (Wikipedia)

Politik und Weltgeschehen
• Rom wird im ersten Italienzug von Heinrich IV. erstürmt.
• Rückeroberung Madrids durch König Alfons VI.
• Zerstörung von Cannae durch die Normannen.
• Konrad von Beutelsbach erbaut eine Burg auf dem Wirtemberg bei Stuttgart-Untertürkheim. Er begründet damit das Geschlecht der Württemberger.

Religion
• 20. August: Papst Gregor VII. kanonisiert sowohl den ersten ungarischen König Stephan I. (969–1038) wie auch dessen Sohn.

Gestorben
• 11. Januar: Otto II. von Northeim, Herzog von Bayern (* 1020)
• 02. November: Mathilde von Flandern, Ehefrau Wilhelm des Eroberers, Königin von England und Herzogin der Normandie (* um 1030/31)
• 28. November: Poppo von Paderborn, Bischof von Paderborn

Das Historische Jahr 1084 (Wikipedia)

Europa
• Nach kurzer Belagerung nimmt Heinrich IV. Rom ein. Papst Gregor VII. verschanzt sich in der Engelsburg.
• 31. März: Gegenpapst Clemens III. krönt Heinrich IV. in Rom zum Kaiser und seine Frau Bertha zur Kaiserin des Heiligen Römischen Reichs.

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Gegenpapst Clemens III. krönt Heinrich IV. und seine Frau Bertha in Rom zu Kaiser und Kaiserin des Heiligen Römischen Reichs. Papst Gregor VII. muss aus Rom fliehen.
• Papst Gregor VII. wird durch seinen Vasallen Robert Guiscard aus der Engelsburg befreit.
• Normannen unter Robert Guiscard plündern Rom.

Asien
• Seldschukische Türken erobern Antiochia von den Byzantinern.
• Kyanzittha besteigt den Thron von Bagan.

Gestorben
• 16. Februar: Siegfried I. von Mainz, Abt in Fulda und Erzbischof von Mainz
• Friedrich I., Bischof von Münster (* um 1020)

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 2. Mai 2014 19:46

Am 22. Januar 1085 berief Heinrich eine Synode ein, auf der er den Papst anklagte, der sich in der Engelsburg verschanzt hatte. Er wurde als Majestätsverbrecher verurteilt, abgesetzt und exkommuniziert.

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Magnus wurde als nominierter Kandidat zum Papst gewählt und nannte sich selbstbewusst Hormisdas, womit er bewusst an den Papst des sechsten Jahrhunderts anknüpfte, der sich mit der Heilung des Schismas zwischen Ost- und Westkirche befasst hatte. Am 15. Juli 1085 nahm der neue Papst die Kaiserkrönung an Heinrich IV. und seiner Frau Berta vor. Der Salier war auf dem Höhepunkt seiner Macht. (#3)


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Die oppositionellen Fürsten-Fraktionen im Reich lösten sich - angesichts der Niederlage des Reformpapstes und dem enormen Prestigezuwachs Heinrichs durch die Kaiserkrönung in Rom - rasch auf. Heinrich IV. konnte triumphierend von Italien über die Alpen zurück ins Reich ziehen. Seine Macht war nun unangefochten, die Wahl und Krönung seines Sohnes zum Mitkönig (Heinrich V.) nahezu einmütig beschlossen.

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Nur zwei Monate nach Heinrichs Abzug aus Rom wurde die Stadt stark zerstört. Die Normannen waren endlich dem Hilferuf Paschalis' gefolgt, da ihnen ein starker Kaiser gefährlich werden konnte, und hatten Rom mit überlegenen Streitkräften erobert. Als die Bürger einen Aufstand unternahmen, wurde dieser so grausam niedergeschlagen, dass Paschalis II. mit den Normannen Rom verlassen musste, weil er sich nicht mehr sehen lassen durfte. Von Salerno aus setzte er den Kampf fort und exkommunizierte Heinrich IV. und Magnus und schickte die Nachricht davon ins Reich. Aber niemand hörte mehr auf ihn. Am 25. Mai 1085 ist er gestorben. (#3)


Die Worte, die er am Ende seines Lebens sprach, waren von schneidender Bitterkeit: "Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und die Sünde gehasst, darum sterbe ich nun im Elend." Und als es ans Sterben ging, vergab er, nach der Sitte der Zeit, allen seinen Feinden, bis auf einem, dem "so genannten König Heinrich". (#6)


Das Historische Jahr 1085 (Wikipedia)
Politik und Weltgeschehen
• 2. April: Zhezong wird Kaiser der chinesischen Song-Dynastie und löst damit Shenzong ab
• 25. Mai: Alfons VI. von Kastilien und Leon erobert Toledo von den Mauren zurück und verlegt seine Hauptstadt hierher.
• Juli: Nach dem Tod Robert Guiskards räumen die Normannen Durazzo.
• Verkündigung des „Gottesfriedens“ in Mainz durch Heinrich IV.
• Knut IV., der Heilige, von Dänemark erneuert die skandinavischen Ansprüche auf England.
Gestorben
• 25. Mai: Hildebrand von Soana, als Gregor VII. Papst (* um 1020)

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Papst Gregor VII. stirbt im Exil in Salerno.

• 17. Juli: Robert Guiscard, normannischer Fürst, Herzog von Apulien und Kalabrien und Herzog von Benevent (* um 1015)
• 30. Juli: Suanhild, Äbtissin im Stift Essen
• 20. September: Hermann II. von Lothringen, Pfalzgraf von Lothringen, Graf im Zülpichgau, Ruhrgau und Brabant (* um 1049)


Damit war der Kampf der zwei Gewalten noch nicht beendet. Im Reich hatte die Reformpartei immer noch Schwerpunkte in Ostsachsen und im Südwesten, wo sie von Welf und Herrmann von Zähringen gestützt wurde, der seinen Bruder Gebhard auf den Konstanzer Bischofsstuhl bringen konnte. Die Zeit war aber reif für eine Einigung, denn die Menschen konnten das hin und her nicht länger ertragen, weil ihr Alltag völlig durcheinander war. Denn niemand wusste, ob die Sakramente, die ein Priester spendete, wirklich ihre Gültigkeit hatten. Heinrich IV. wollte die Reichskirche wieder ganz an sich binden und begann mit dem Mainzer Erzbistum, das er an den Salier Bruno übertragen hatte. Als die Reformer sich unnachgiebig zeigten, berief der Kaiser Anfang Oktober 1085 eine folgenreiche Synode in Mainz ein, auf der in Anwesenheit der Legaten von Hormisdas 15 Bischöfe abgesetzt und exkommuniziert wurden.

Von eminenter Wichtigkeit war aber der Gottesfrieden, der in Mainz verkündet wurde. Hiermit griffen die Bischöfe mit dem Kaiser die Friedenspolitik der Salier wieder auf. Dieser neue Frieden sollte für das ganze Königreich gelten und stellte Frauen, Kaufleute und Bauern unter seinen Schutz. Übergriffe wurden nicht nur mit kirchlichen Strafen, sondern auch mit weltlichen Strafen an Vermögen, Leib und Leben geahndet. (#3)

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 4. Mai 2014 17:36

Der Kaiser selbst verhielt sich nicht friedlich, sondern schaltete seinen Gegner Rudolf von Rheinfelden aus. Denn immer noch leisteten die süddeutschen Fürsten Widerstand gegen Heinrichs Politik und sammelten sich dazu hinter dem einflussreichen schwäbischen Herzog. Heinrich IV. ließ den Herzog von vermutlich gedungenen Zeugen des Komplotts gegen den Kaiser beschuldigen und von einem Fürstengericht verurteilen. Anschließend entzog Heinrich IV. Rudolf sein Herzogtum Schwaben, beließ ihm aber seine Grafschaftsbesitz.

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Das Herzogtum Schwaben übergab Heinrich IV. umgehend an Friedrich von Hohenstaufen. Zusätzlich gab er diesem seine Tochter Agnes (gelb eingekreist) zur Frau und band ihn damit eng an sich. Mit dieser Wendung begann der Aufstieg der Staufer im Reich.

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Ein Blick auf einen außergewöhnlichen Vorgang im Ausland: Im November 1085 verleibt sich das Byzantinische Kaiserreich seinen einstigen Außenposten Venedig - die sich inzwischen zur aufstrebenden unabhängigen Republik entwickelt hatte - wieder seinem Reich ein.
Konstantin IV. Dukas Porphyrogennetos schloss zuvor mit den Seldschuken einen günstigen Frieden, um sich gegen den in das Reich eingefallenen Normannenherzog Robert Guiskard zu wenden. Gegen diesen verbündete er sich zunächst mit den Venezianern, denen er reiche Handelsprivilegien verlieh, und mit dem römisch-deutschen Kaiser Heinrich IV., wurde aber bei Durazzo geschlagen. Robert drang nun siegreich bis Makedonien vor, musste aber, durch die Fortschritte Heinrichs IV. in Italien und durch einen Aufstand in Apulien bedroht, 1082 nach Italien zurückkehren, worauf sein unter seinem Sohn Bohemund zurückgelassenes Heer von Alexios Komnenos fast vollständig vernichtet wurde. (Wiki)


Byzanz konnte im Friedensvertrag mit den Normannen die Abtretung des strategisch wichtigen nordöstlichen Teils von Sizilien erzwingen. Dieser konnte für spätere Eroberungen in Süditalien als Brückenkopf der Byzantiner dienen. Nun kehrte das Byzantinische Kaiserreich mit der Einverleibung des stolzen Venedigs auch in Norditalien nach Jahrzehnten des Rückzugs wieder auf die politische Bühne zurück.

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Heinrich IV. war zwanzig Jahre nach seinem Regierungsantritt 1066 im Alter von nunmehr 36 Jahren auf dem vorläufigen Höhepunkt seiner Macht. Er hatte die Fürsten des Reiches, die ihn als Spielball ihrer Politik missbraucht hatten, in die Schranken gewiesen und sich von seinem Papst in Rom die Kaiserkrone aufsetzen lassen. Der Fortbestand seiner Dynastie schien gesichert, er hatte 1086 zwei Söhne (Heinrich und Konrad) sowie drei Töchter (Agnes, Adelheid, Beatrix). Seine erste Tochter hatte der Kaiser mit dem aufstrebenden Herzog Friedrich von Staufen vermählt, seine zweite Tochter gab er dem Enkel des österreichischen Herzogs zur Braut und band das Haus der Babenberger damit an sich.

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Check: Der historische Heinrich IV. hatte eigentlich nur eine Tochter Agnes für seine Heiratspolitik zur Verfügung. Diese verheiratete er aber nacheinander an die genannten Adelsgeschlechter: erst mit Friedrich I. von Staufen (dessen Ehefrau ich durch ein Attentat beseitigen ließ, damit er wieder ledig ist...), dann mit Leopold III. von Babenberg. Leopold, der Sohn des amtierenden Herzogs von Österreich, ist im Spiel allerdings schon verheiratet und hat mit Friedrich einen eigenen Sohn (Friedrich), der nahezu das Alter der 16jährigen Saliertochter hat. Also entschied ich, diesen mit Adelheid zu verheiraten.

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Beitragvon Mark » 6. Mai 2014 19:56

Das Historische Jahr 1086 (Wikipedia)

• 10. Juli: Olaf I. wird als Nachfolger seines ermordeten Bruders Knut IV. König von Dänemark.
• 23. Oktober: Mehrere Emire bitten den berberischen Almoravidenherrscher Yusuf ibn Taschfin um Hilfe gegen Alfons VI. In der Schlacht bei Zallaqa unterliegt das Heer von Kastilien den Berbern unter Yusuf ibn Taschfin.
• Heinrich III. wird als Nachfolger seines Vaters Konrad I. Graf von Luxemburg.
• Schaffung des Domesday Book, das die Grundbesitzverhältnisse in England erfasst
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• Erstmalige urkundliche Erwähnung von Forchheim, Gottenheim, Kleinkems, Nehren (Württemberg), Niedereschach und Othmarsingen
• August: Schlacht von Pleichfeld (Heute Oberpleichfeld)
• Dänemark: Beginn einer Hungersnot über etwa sieben Jahre. In den Frühjahren und Sommern Dürre und Hitze, im Herbst übermäßiger Regen und langanhaltend. Pferde und Hunde werden geschlachtet und verzehrt. Olaf I. (Dänemark) stirbt in Folge der Hungersnot.
• 24. Mai: Der Abt von Montecassino, Dauferius, wird gegen seinen Willen zum Papst gewählt. Er entscheidet sich für den Namen Viktor III.
Geboren
• 11. August: Heinrich V., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs († 1125)
Gestorben
• 10. Juli: Knut IV. („der Heilige“), König von Dänemark (* 1043)
• 08. August: Konrad I., Graf von Luxemburg, (* um 1040)


Ein Blick auf die Großwetterlage im Jahre 1086. England und Frankreich sind vereint, haben aber verschiedene Erbfolgen (Primogenitur bzw. Wahlmonarchie). In Spanien setzen sich die Christen allmählich durch. Byzanz ist wie erwähnt recht erfolgreich, von einem Verlust Kleinasiens (historisch nach 1071) kann keine Rede sein.

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Im Juli 1086 entschloss sich Heinrich IV. dazu, den böhmischen Herzog Vratislav II. die Königswürde zu verleihen. Damit erhob er den Przemyslid zum gekrönten Herrscher über Böhmen und Mähren.

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Zur historischen Vorgeschichte:

1070 und 1071 kam es zu mehreren Zwischenfällen im Grenzgebiet der beiden Reiche Böhmen und Polen. Im Herbst 1071 zwang Heinrich IV. sowohl den Böhmen Vratislav und Boleslaw II. von Polen nach Meißen, um sie zu einem Friedensschluss zu zwingen. Dieser hatte jedoch keinen Bestand. Vermutlich unternahm Boleslaw schon bald einen Raubzug nach Böhmen, den Heinrich 1072 mit einem Kriegszug beantworten wollte, es aber wegen Auseinandersetzungen im Reich und mit dem Papst nicht konnte.

Dennoch band sich Vratislav eng an Heinrich IV. Er gehörte zu den wichtigsten Unterstützern Heinrichs im Kampf gegen den sächsischen Adel. So beteiligten sich die böhmischen Truppen an den Schlachten bei Homburg (1075) und Flarchheim (1080), an Kriegszügen gegen aufständischen deutschen Adel und zogen auch in Italien ein. Böhmen brachte diese Zeit ständige bürgerkriegsähnliche Zustände. Dazu kamen Grenzkriege gegen Polen um Schlesien. Nach dem Sieg Heinrichs gegen die Sachsen bekam der böhmische Fürst 1076 die Mark Lausitz. Allerdings vergab Heinrich beide Territorien kurz darauf anderweitig und überließ Vratislav als Entschädigung die noch zu Bayern gehörige Markgrafschaft Österreich. Vratislav versuchte vergeblich, die Reichsexekution in diesem Gebiet zu vollziehen, obwohl er am 12. Mai 1082 bei Mailberg gegen den Markgraf siegte.

1085 musste der böhmische Fürst auch Österreich wieder abgeben, erhielt aber von Heinrich auf der Reichsversammlung in Mainz die Königswürde über Böhmen und Polen. Allerdings war nie ernsthaft daran zu denken, die polnische Königswürde auch durchzusetzen. Immerhin band der Titel Schlesien in Zukunft fester an Böhmen und stellte einen beträchtlichen Prestigegewinn dar. Am 15. Juni 1086 (im Spiel: am 10. Juli 1086) wurde Vratislav II. als der erste böhmische Herrscher in Prag vom Trierer Erzbischof Egilbert feierlich gekrönt. Zu seiner Krönung wurde der Codex Vyšehradensis wahrscheinlich im Kloster Sankt Emmeram angefertigt. (Wiki)


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Beitragvon Mark » 7. Mai 2014 19:54

Anmerkung: Der Schritt mutet unvernünftig an, ich habe ihn allerdings noch nicht einmal allein aus historischer Akkuranz vorgenommen. Er war wohl auch spielerisch notwendig geworden. Denn der Charakter Vratislav II. hatte sicher im Blick, selbst das Königreich Böhmen zu gründen, sobald er die Bedingungen dafür erfüllen würde. Welche Bedingungen sind das?

1) Kontrolle über mindestens 51% der rechtmäßigen (de jure) Herrschaftsgebiete für diesen Titel. Dies sind die im folgenden Bild rechts die acht gelb eingekreisten Gebiete.
2) Der Charakter muss für das Erstellen des Königstitels 281 Gold und 200 Frömmigkeit aufbringen. Dafür bekommt er 400 Punkte Prestige.

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Die erste Bedingung erfüllt Vratislav II. schon seit Spielbeginn. Denn er ist Herzog von Böhmen und ihm unterstehen tatsächlich fünf der acht De-jure-Grafschaften des böhmischen Königreichs. Das sind mehr als die nötigen 51% der Gebiete. Diese sieht man hier markiert:

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Sein Bruder Konrad hält als Herzog von Mähren vier eigene Grafschaften unter sich, von denen drei zum De-jure-Gebiet des Königreichs Böhmen gehören (die an Passau angrenzende Grafschaft Znojmo gehört nicht zum Kerngebiet). Mit 3/8 der De-jure-Gebiete wäre Konrad also nicht in der Lage, sich zum König von Böhmen krönen zu lassen.

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Ein Blick auf den Charakter von Vratislav II. (den ich die ganze Partie über beobachtet habe) zeigt, dass er über reichlich Frömmigkeit (559.8 Punkte, neben dem Kreuzsymbol) und beinahe genügend Geld verfügt (276.3). Pro Monat kommen derzeit +4.52 Gold dazu. Wie erwähnt, er wird für den Königstitel 200 Frömmigkeit und 281 Gold benötigen. In gut einem Monat würde Vratislav II. alle Bedingungen also selbstständig erfüllen können.

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Warum aber habe ich mich entschlossen, den Königstitel selber zu erstellen? Durch mein Erstellen wird zunächst einmal Heinrich IV. selber König von Böhmen. Da ich mich aber nicht mit den ständigen Aufständen der beiden neidischen Przemyslid-Herzöge (die natürlich der Meinung sein werden, dass ihnen als böhmischer Fürst jeweils die Krone zusteht) will und die Krone bei Vratislav II. historisch korrekt aufgehoben ist, setze ich sie ihm aufs Haupt. Soll er sich mit den Anwärtern seiner Sippschaft herumschlagen!

Der Nachteil ist, dass ein böhmischer König ein allzu mächtiger (und damit feindseliger) Vasall des Kaisers werden kann. Vorerst ist damit nicht zu rechnen, da Vratislav II. für die Krone aus der Hand Heinrichs IV. diesem sehr dankbar sein wird. Würde er sie selbst erstellen, wäre das nicht der Fall.

Eine weitere Abweichung zu dem Fall, dass der Przemyslid seinen Titel selbst erstellt hätte, ist das gültige Erbfolgegesetz des Königreichs Böhmen. Es gilt nun nicht das bisherige seines Herzogtums Böhmen (Primogenitur), sondern das des erstellenden Kaisers - also die Wahl durch die böhmischen Fürsten. Ob das nun zum Vorteil für meinen Salier-Charakter gereichen wird, sei dahingestellt.

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Beitragvon Mark » 10. Mai 2014 12:20

Vratislav II. konnte als König keine wegweisenden Entscheidungen mehr fällen. Er starb bereits wenige Wochen nach seiner Krönung im Juli 1086 durch einen Sturz vom Pferd bei einem Jagdunfall. Aus seinen beiden Ehen mit Adelheid von Ungarn (1040–1062), Tochter des ungarischen Königs Andreas I., und Swatawa von Polen hinterließ er vier Söhne, die nach dem Tod des Vaters sofort um die Nachfolge zu kämpfen begannen, Die Feindseligkeiten innerhalb der Dynastie setzten sich während seiner Herrschaft fort.

Břetislav, der älteste Sohn König Vratislavs, war schon in jungen Jahren gestorben. Deshalb griff der Zweitgeborene Boleslav nach der Krone. Boleslav hatte aus Angst vor seinem Vater um 1084 für kurze Zeit das Land verlassen und suchte mit über 2000 Kriegern und Gefolgsleuten Schutz in Ungarn. Nun ließ er sich in einer tumultartigen Versammlung der böhmischen Fürsten zum König der Böhmen erheben. Die böhmische Königskrone war zu Zeiten Vratislavs II. noch nicht erblich.

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Boleslav I. beginnende Regierungszeit war entsprechend von Streitigkeiten und Konkurrenzkämpfen innerhalb der böhmischen und mährischen Přemysliden-Dynastie geprägt. Seine jüngeren Brüder sowie seinen beiden herzoglichen Onkel Konrad und Ota wollten Boleslavs königliche Macht beschneiden.

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Boleslav I. versuchte in einem groß angelegten Christianisierungsprogramm, die restlichen nichtchristlichen Bräuche seiner Untertanen auszurotten. Er ließ die heiligen Haine fällen und erließ Verbote gegen heidnische Begräbnisse und Totenrituale. Den Edikten des Herzogs sind wichtige Erkenntnisse über die vorchristliche Religion in Böhmen zu verdanken. Auch die Mönche im Kloster Sázava, die in slawischer Sprache ihre Offizien verrichteten, ließ er verjagen und ersetzte sie durch lateinische Ordensbrüder.
Historisches Vorbild für den Charakter Boleslav I. ist Bretislav II:

http://de.wikipedia.org/wiki/B%C5%99etislav_II.

Bei dieser Gelegenheit werfen wir mal einen Blick in den Westen des Reiches, wo auch die Errichtung eines Königreichs "droht" - Lothringen. Zwar würde auch ein König von Lothringen Vasall des Kaisers bleiben, aber ein schwer kontrollierbarer! Für das Königreich Lothringen gilt die Voraussetzung, dass der Gründer über wenigstens 51% der De-jure-Gebiete verfügen muss. Das sind dreizehn folgende Gebiete:

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Für den Königstitel muss man also wenigstens sieben der dreizehn Gebiete halten. Von den dreizehn Gebieten gehören momentan:
• 5 zum Herzogtum Oberlothringen (Gerhard I. Chatenois)
• 5 zum Herzogtum Niederlothringen (Gottfried IV. Wigeriche)
• 1 zum Herzogtum Luxemburg (Martin I. von Luxemburg)
• 2 zu schwäbischen Grafschaften (direkte Vasallen des Kaisers)

Solange die Machtbalance zwischen den Häusern Chatenois und Wigeriche nicht erschüttert wird, kann es kein Königreich Lothringen geben. Das Interesse des Kaisers liegt im Westen also beim Status quo bzw. dem Prinzip "divide et impera". Anzustreben wäre dazu eine stärkere Kronautorität im Reich, die es den Vasallen verbietet, untereinander Krieg zu führen.

(Lothringen)
Die Umwandlung der zunächst in königlicher Stellvertreterschaft ausgeübten Herzogsgewalt über einen größeren Raum in eine herzogliche Herrschaft, die sich zunehmend auf den engeren Bereich beschränkte, war ein tiefgreifender Wandel in der folgenden ottonisch-salischen Zeit. Dennoch nahm Lothringen eine Sonderstellung im Reich ein, war es doch auch von seiner Mittellage zwischen Frankreich und dem ostfränkisch-deutschen Reich geprägt. Obgleich es seit 925 ununterbrochen zum Ostreich gehörte, war es im 11. Jahrhundert noch immer Restitutionsansprüchen des westlichen Nachbarreichs ausgesetzt, blieb in seiner politischen Zugehörigkeit zumindest theoretisch umstritten. Im Norden sah es sich dem massiven Expansionsstreben der Grafen von Flandern gegenüber. Der Wandel der Herzogsgewalt hatte für Lothringen wie für das Reich weitreichende Konsequenzen. Der Zerfall des ursprünglich das gesamte regnum umfassenden Herzogtums in zwei Teilherzogtümer bereits in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts und der Übergang zu den noch enger begrenzten territorialen Herzogtümern des Hauses Chatenois trug wesentlich zu der politischen und territorialen Zersplitterung bei, die die Geschichte Lothringens prägte. Der Rückzug des Königtums aus Lothringen und das allmähliche Schwinden des lothringischen Gesamtbewusstseins führte zu dessen Verengung auf das Herzogtum Oberlothringen. Die mächtigen Reichskirchen von Köln, Mainz und Trier taten dazu ihr übriges. Die Tradition des spätkarolingischen regnum Lotharii lebte als Sonderbewusstsein unter den Salierkaisern ungebrochen fort. In Urkunden der Bischöfe von Cambrai von 1064 und 1079 taucht Heinrich IV. als rex Lothariensium auf. Aber die einzige Kraft, die als Integrationsfaktor des politischen Raums auftreten konnte, auf den sich die lothringische regnum-Tradition bezog, und die sich in ihrem Selbstverständnis und Herrschaftsanspruch auf das regnum Lotharii berief, war das Herzogtum. Heinrich IV. erkannte sehr wohl, dass es nicht in seinem Interesse lag, die herzogliche Stellung im regnum Lotharii nicht zu der Zentralgewalt werden zu lassen, um die sich ein lothringisches Sonderbewusstsein hätte ausbilden können. Andererseits war es trotz seiner Teilung eine starke Stütze für das Reich, sowohl in ideeller Sicht wie durch die faktische Kontinuität. (#1)


Heinrich IV. hatte 1086 im Osten des Reiches ein Königtum Böhmen akzeptieren müssen und überlegte nun, wie er eine allzu große Machtkonzentration beim Przemyslid Boleslav I. verhindern konnte. Ein entscheidenden Anteil an der anfänglichen Machtlosigkeit des Königs hatte dessen eigener böhmischer Adel, der Boleslav I. die Autorität strittig machte.

Heinrich IV. beobachtet außerdem mit Argwohn die Heiratspolitik der großen Fürsten im Reich. So hatten sich die Geschlechter der Wigeriche, Rheinfelden, Zähringer und Welfen untereinander in einem Geflecht von Heiraten verbunden. Der Salier entschied sich, die Babenberger an der Ostmark des Reiches an sein Haus zu binden. Die Österreicher waren Nachbarn der Böhmen sowie der Kärntner.

http://de.wikipedia.org/wiki/Babenberger

Die Babenberger waren ein österreichisches Markgrafen- und Herzogsgeschlecht fränkisch-bayerischer Herkunft. Der Name bezieht sich auf Bamberg im heutigen Oberfranken. Sie herrschten von 976 bis zu ihrem Aussterben 1246 – vor dem Aufstieg des Hauses Habsburg – als Markgrafen und Herzöge in Österreich. (Wiki)

Heinrich IV. verheiratete seine zweite Tochter Adelheid, die 1086 fünfzehn Jahre alt war, mit dem gleichaltrigen Babenberger Erben Ernst den Jüngeren. Allerdings war der Jüngling lediglich zweiter in der Nachfolge des Herzogtums Österreich. Noch hielt Ernst der Tapfere seit 1055 den Herzogstitel in seiner Hand.

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http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_(%C3%96sterreich)

Entsprechend der Erbfolge sollte ihm später sein ältester Sohn Leopold (II.) nachfolgen, bevor Leopolds Sohn Friedrich, der Bräutigam der Saliertochter, einst das Herzogtum Österreich erhalten würde. Die Verbindung der beiden Häuser war also auf lange Sicht ausgelegt.

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 24. Mai 2014 09:45

Das historische Jahr 1087 (Wikipedia)

• 9. Mai: Viktor III. wird als Papst inthronisiert, fast ein Jahr nach der Wahl gegen seinen Willen und nach Überwinden eigenen Widerstrebens.
• 30. Mai: Heinrich IV. lässt seinen 13-jährigen Sohn Konrad zum römisch-deutschen König krönen.
• 9. September: Nach dem Tod von Wilhelm I., dem Eroberer, wird sein Reich geteilt. Noch auf seinem Sterbebett hat der König der von ihm nicht gewünschten Aufteilung zugestimmt. Sein seit Jahren mit ihm im Streit befindlicher und daher abwesender Sohn Robert Curthose erhält die Normandie. Den Thron Englands vermacht Wilhelm seinem zweiten Sohn Wilhelm II. Rufus. Seinem dritten Sohn Heinrich dem Gelehrten hinterlässt Wilhelm ein beträchtliches Vermögen von 5.000 Pfund Silber. Beide Söhne werden noch vor seinem Tod von ihm losgeschickt, um ihr Erbe zu wahren.
• 26. September: In Westminster Abbey wird Wilhelm II. zum englischen König gekrönt.
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• Alfons VI. erobert die Festung Aledo in Murcia. Dadurch kontrolliert er den Weg zwischen Sevilla und Granada. Die große Moschee von Toledo wird in eine Kirche umgewandelt.

Gestorben
• 09. September: Wilhelm I. („der Eroberer“), König von England und Herzog der Normandie (* 1027)
• 16. September: Desiderius von Montecassino, als Viktor III. Papst (* 1027)
• 27. Dezember: Bertha von Turin, Gemahlin Kaiser Heinrichs IV. (* 1051)
Genauer Todestag unbekannt
• Salomon, König von Ungarn (* 1053)


Das Jahr 1087 brachte beim westlichen wie dem östlichen Nachbarn des Reiches ein vorläufiges Ende langwieriger Thronkriege. Im April 1087 versöhnten sich der französisch-englische König Robert III. und der einst von Roberts Vater gestürzten Philipp I. Capet. Zehn Jahre lang hatten die Auseinandersetzungen zwischen dem König und seinen französischen Herzögen gedauert und zwischenzeitlich sah es nach einem Sieg der Fürsten aus. Doch auf dem Festland hatte sich das Blatt gegen Philipp gewendet. Da Robert III. sich durch eine dänische Invasion im Süden Englands bedroht sah, zeigten sich beide Parteien nun gewillt, miteinander Frieden zu schließen. Philipp musste die Krone Roberts anerkennen, der König beließ dem Kapetinger dafür all seine Ländereien und Titel.

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Das historische Jahr 1088 (Wikipedia)

• Odo von Chatillon wird in Terracina zum Papst gewählt und nimmt den Namen Urban II. an.
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• Bohemund I. gründet das Fürstentum Tarent.
• Normannen erobern die Stadt Castrogiovanni auf Sizilien.
• Erste urkundliche Erwähnung von Ravensburg und Rheda
• Yusuf ibn Taschfin belagert vier Monate lang erfolglos Aledo.
• Gründung der Universität Bologna (zuerst als Rechtsschule) als erste Universität in Europa

Gestorben
• 28. September: Hermann von Salm, deutscher Gegenkönig (* um 1035)


Die weitere Entwicklung spielte Robert III. in die Hände, denn bald darauf verstarb Philipp I. im Februar 1088 an seiner Kriegsverletzung. Mit dem Tod des einst königlichen Kapetinger war der französische Adel seiner Führungsfigur beraubt und die Legitimität von Roberts Thronanspruch weniger gefährdet.

Robert III. war darauf bedacht, die Konfrontation mit dem dänischen König Knud IV. einerseits zu beenden und anderseits nicht in den Gegensatz zu Kaiser Heinrich IV. zu geraten. Das Problem war sein Gegenpapst Coelestin, den sein Vater William I. ursprünglich gegen den in Rom sitzenden Alexander II. in Stellung gebracht hatte, um sich von Coelestin II. die französische Krone bestätigen zu lassen. Doch die Situation hatte sich seitdem geändert: Roberts Position in Frankreich war gestärkt, in Rom residierte jetzt der von Kaiser Heinrich IV. eingesetzte Papst Hormisdas. Dänische Truppen standen auf der britischen Insel, um die Spaltung der katholischen Christenheit militärisch zu beenden. In einer Dreiecksdiplomatie zwischen Robert, Knud und Heinrich war es 1088 möglich, den Konflikt politisch zu lösen: Hormisdas bestätigte Roberts Krone von Frankreich, Robert III. ließ im Gegenzug seinen Gegenpapst Coelestin II. fallen und erfüllte damit auch Knuds Forderung. Von den zeitweise drei parallel amtierenden Päpsten hatte sich somit der Salierkandidat Hormisdas durchgesetzt. Die moralische Autorität des Katholizismus war wiederhergestellt.

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 30. Mai 2014 10:07

Auch in Ungarn endete der Thronstreit mit dem Sieg des Königs, der nunmehr aber nicht mehr der durch eine Fürstenintrige gestürzte Salomon I. war, sondern sein Cousin Kalman. Im Juli 1087 war Salomon bei den ungarischen Fürsten zu isoliert, um den Kampf noch fortsetzen zu können. Anders als in den Jahren zuvor waren die deutschen Fürsten hier lehnsrechtlich nicht verpflichtet, Kaiser Heinrich IV. Soldaten für ein Eingreifen in Ungarn zu stellen, da in diesem Fall Salomon die Rolle des Usurpators zufiel.

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Im Sommer 1087 erlangte der erstgeborene Sohn des Kaisers mit 16 Jahren die Volljährigkeit, er war nunmehr regierungsfähig. Aus dem Jungen hatte sich ein militärisch talentierter Mann entwickelt. Charakterlich verband er zudem christliche Tugenden mit religiösem Eifer und erschien einer breiten Mehrheit der Reichsfürsten als geeigneter Herrscher. Unter den Kurfürsten fand er viele Unterstützer.

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Schon im Mai 1087 hatte es Heinrich IV. geschafft, seinen Sohn Heinrich in Aachen zum König krönen zu lassen und somit die Herrschaft der Dynastie gesichert. (#3)


Im Hochgefühl der Macht verfügte der Kaiser über Aufstieg und Fall seiner Vasallen, die wiederum sein Handeln als selbstherrlich und ungerecht empfanden. In Meißen beförderte Heinrich die von ihm bevorzugte Familie der Wettiner an die Macht und düpierte mit diesem Schritt seine Geliebte Oda von Weimar, der er den Titel der Markgräfin in einem dubiosen Prozess entzog. Mit dem Wettiner Konrad wollte sich Heinrich IV. eine wichtige Stütze im Osten seines Reiches aufbauen. (s.u. bei den historischen Angaben zum laufenden Spieljahr 1089)

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Das historische Jahr 1089 (Wikipedia)

14. August: Kaiser Heinrich IV. heiratet Adelheid von Kiew, die um 1070 geborene Tochter des Großfürsten Wsewolod I. von Kiew und Witwe des Markgrafen Udo von Stade, möglicherweise, um einen zuvor mit den sächsischen Bischöfen und Fürsten ausgehandelten Friedensschluss zu bekräftigen.

Die Markgrafschaft Meißen wird Reichslehen der Wettiner.

um 1089: Die eheliche Verbindung zwischen Welf V., dem Sohn des baierischen Herzogs Welf IV., und Mathilde von Tuszien führt zu einer Machtkonzentration im süddeutsch-oberitalienischen Raum, der Kaiser Heinrich IV. entgegentreten will.

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 9. Juni 2014 13:17

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Ab 1089 führte Heinrich intensive Verhandlungen über eine Ehe mit einer Tochter aus dem englischen Königshaus. Die geplante Eheschließung sollte die Autorität des salischen Königs vermehren und seinem Sohn den Thron sichern. 1090 fand in Utrecht seine Verlobung mit der englischen Prinzessin Mathilde statt. Der anglonormannische König Robert III. von England zahlte als Mitgift die außerordentlich hohe Summe von 10.000 oder 15.000 Pfund Silber. Dafür brachte ihm die Ehe seiner Tochter mit Heinrich V. einen enormen Prestigegewinn. Am 25. Februar 1090 wurde Mathilde in Mainz von dem Kölner Erzbischof Friedrich zur römisch-deutschen Mit-Königin gekrönt. Die Hochzeit wurde am 4. Februar 1090 in Mainz mit größter Prachtentfaltung gefeiert; aus dem ganzen Reich kamen die Fürsten nach Mainz.

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Nach den Konflikten der vergangenen Jahre schien es dem Salier wieder zu gelingen, die Einmütigkeit mit den Großen zu bekräftigen. Während der Hochzeitsfeier erschien der Kärntner Herzog Hermann barfuß und im Büßergewand. Er erhielt für seine Teilnahme an Erbstreitigkeiten nach einer deditio („Unterwerfung“) die Verzeihung. Es ist in der Königsherrschaft Heinrichs der einzige überlieferte Fall einer deditio, die mit den gütlichen Spielregeln der Konfliktführung und -beilegung aus ottonischer Zeit vergleichbar ist.

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Hingegen ließ er bei den Hochzeitsfeierlichkeiten Graf Ludwig von Thüringen wegen seiner Beteiligung an der sächsischen Opposition gefangen nehmen und einkerkern, „was viele Fürsten gegen den Kaiser aufbrachte“. Wegen der Machtdemonstrationen Heinrichs kam bei den Fürsten keine Feststimmung auf. Ohne Erlaubnis verließen einige Fürsten das Fest, andere nutzten die Gelegenheit zur Verschwörung. (Wikipedia)

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Das historische Jahr 1090 (Wikipedia)

Politik und Weltgeschehen
• Heinrich IV. stellt im Wormser Privileg die Rechte der Wormser Juden fest (siehe Kammerknechtschaft).
• Heinrich IV. unternimmt seinen zweiten Italienzug (bis 1097).
• Hermann III. von Hochstaden wird Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches in Italien.
• Jelena die Schöne wird Königin von Kroatien.
• Reconquista: Christliche Truppen erobern Santarém, Lissabon und Sintra.

Gestorben
• 22. März: García, König von Galicien (* 1042)
• 12. Mai: Liutold von Eppenstein, Herzog von Kärnten, Markgraf von Verona (* um 1050)
• 18. Mai: Berthold von Rheinfelden, Herzog von Schwaben (* um 1060)
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• Mai: Adelheid von Schwaben, Königin von Ungarn (* vor 1077)
• 3. Juli: Ekbert II. von Meißen, Markgraf von Meißen, Graf von Friesland (* 1059/1061)
• 6. Oktober: Adalbero, Bischof von Würzburg, Graf von Lambach-Wels (* um 1010)

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 15. Juni 2014 09:50

Gegen Heinrich IV. selbst formierten sich nun wieder seine Gegner im Reich. Vor allem bildeten sich Heiratsallianzen im Reich, bei denen sich die Fürstenhäuser Lothringens, Böhmens und Süddeutschlands untereinander verbanden. In Italien war nach wie vor Matilda von Tuszien die eifrigste Vertreterin der Reformpartei. Über die Alpen hinweg entstand so eine Machtkonzentration, die dem Kaiser durchaus gefährlich werden konnte.

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Heinrich IV. reagierte und erschien im Frühjahr 1090 mit einem großen Heer in Italien. Seine Gegner waren ihm militärisch unterlegen und schließlich sogar zum Einlenken bereit - selbst die Markgräfin Matilda. Aber der Kaiser hätte seinen Papst aufgeben müssen, und das lehnte er ab.


Schließlich wankte sein Kriegsglück und wendete sich fast gegen ihn. Innerhalb seines Heeres, das Ravenna belagerte, brachen die Masern aus und dezimierten seine Truppen.

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Heinrich IV. kam dann aber der Zufall zu Hilfe. Denn Anfang 1092 fiel der Graf Tommaso von Ferrara, die zentrale Person innerhalb der Lombardischen Liga, seinem Gegner Heinrich in die Hände. Mit dem Tod des Grafen - dessen Umstände unklar blieben: Ob auf dem Schlachtfeld oder erst in der Gefangenschaft - zerbrach die Liga politisch und es bot sich dem Kaiser die Möglichkeit, Italien durch günstige Verträge, die er einzeln mit seinen Kontrahenten schloss, zu befrieden.

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Das historische Jahr 1091 (Wikipedia)

• Februar: Die Normannen unter Roger I. erobern mit der Stadt Noto die letzte muslimische Bastion auf Sizilien und gewinnen die Herrschaft über die Insel.
• Das Königreich Kroatien fällt an Ungarn.
• Die Zähringer errichten die Freiburg im Breisgau.

Das historische Jahr 1092 (Wikipedia)

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• Der großseldschukische Wesir Nizam al-Mulk wird von den Assassinen ermordet.
• Maurische Rückeroberungsversuche von Toledo scheitern.

Gestorben
• 14. Januar: Vratislav II., herrschender Fürst in Böhmen, später König von Böhmen (* um 1035)
• 6. September: Konrad I., herrschender Fürst in Böhmen (* um 1035)


Überschattet wurde Heinrichs Aufenthalt in Italien durch den Tod der Kaiserinmutter Agnes. Ungeachtet ihrer engen Verwandtschaft hatten sich Mutter und Sohn politisch seit langem nicht mehr nahe gestanden. Seit ihrem Rückzug von der Regentschaft für Heinrich hatte sie in Rom gelebt und gewirkt, dabei stand sie den Reformkräften der Kirche nahe, die ihrerseits in Gegnerschaft zu Heinrich IV. standen.

Agnes verstarb am 21. Januar 1092 in Rom und wurde am 6. Februar 1092 in der Petronella-Rotunde des Petersdoms bestattet, „so dicht an der Stätte, die als Petrusgrab verehrt wird, wie für einen Laien irgend möglich“. Laut ihrer Grabinschrift sollen „in ihrem Leben allein gute Werke und die Liebe zu Petrus und seinen Nachfolgern im Vordergrund gestanden haben".


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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 19. Juni 2014 16:26

Im selben Jahr verstarb seine Gemahlin Bertha. Unmittelbar darauf heiratete der Kaiser in Köln Praxedis (Adelheid), die Tochter des Großfürsten Wsewolod I. von Kiew und Witwe des Markgrafen Heinrich von Stade, möglicherweise, um den 1088 mit den sächsischen Bischöfen und Fürsten ausgehandelten Friedensschluss zu bekräftigen. Die Krönung der Kaiserin vollzog dabei mit Erzbischof Hartwig von Magdeburg ein früherer Gegner Heinrichs. (Wikipedia)

Praxedis, die Nachfolgerin der verstorbenen Bertha, war die Tochter des Großfürsten von Kiew, eine leidenschaftliche Russin und von einer Ehe enttäuscht, in der nicht nur ihr Ehrgeiz unbefriedigt geblieben war. Als sie ihren Stiefsohn Heinrich zu verführen suchte, setzte sie Heinrich IV. zu Verona in einem Turm gefangen, aus dem sie jedoch entkommen konnte. Mit wessen Hilfe das geschah, wurde in Piacenza offenbar, wo man die Kaiserin als Zeugin in einem Schauprozess auftreten ließ.


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Sie enthüllte vor der versammelten geistlichen und weltlichen Prominenz, vor Rachedurst fiebernd, intimste Schlafzimmergeheimnisse, schilderte die Perversitäten ihres Gemahls, die Orgien, die er inszenierte, nannte die Namen der Männer, von denen sie auf kaiserlichen Befehl öffentlich vergewaltigt worden war. Bekenntnisse, die die moderne Psychologie al verbale Befriedigung nicht erfüllter sexueller Wünsche ansehen würde. Sorgfältig protokolliert und tausendfach vervielfältigt, wurden sie als eine Waffe benutzt, den Ruf des Monarchen zu morden.


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Von seiner Frau verleumdet, von den einst so zuverlässigen Lombarden verlassen, sah sich Heinrich IV. auf einen kleinen Winkel Venetiens zurückgedrängt, an der Rückkehr nach Deutschland durch die Sperrung der Pässe durch Herzog Welf gehindert. Die Gegend um Verona und eine einzige Burg, das war alles, was einem Kaiser geblieben war von seinem Reich. Dort vegetierte er dahin, lebendig begraben, trug sich mit Selbstmordgedanken und bemerkte mit Erschrecken, wie die Welt ihn zu vergessen begann.

Der Tag kam, an dem Heinrich IV. sich mit dem Bayernherzog einigte, die Pässe wieder frei wurden und er nach Deutschland zurückkehren konnte. Obwohl er zum Entsetzen aller furchtbar gealtert schien, war das Feuer in ihm nicht erloschen. Er ließ seinen Sohn und Nachfolger Heinrich auf das Holz des Kreuzes Christi schwören, dass er Leben und Gesundheit des Vaters nie gefährden werde. Eine Ungeheuerlichkeit, doch verständlich angesichts der Erfahrungen, die die deutschen Könige und Kaiser mit ihren Söhnen gemacht hatten.


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Die Christenheit Europas zur Befreiung des Heiligen Landes aufzurufen, eine Aufgabe, die eines Kaisers würdig gewesen wäre, sie wurde jetzt vom Papst übernommen. (#6)



Das historische Jahr 1094 (Wikipedia)

Schottland
Duncan II. setzt im Mai mit Hilfe englischer Truppen die gemeinsam regierenden Könige Donald III. und Edmund ab. Duncan ist jedoch nur wenige Monate an der Macht als er am 12. November in der Schlacht von Monthechin getötet wird. Donald und Edmund übernehmen daraufhin wieder gemeinsam die Herrschaft in Schottland.

Iberische Halbinsel
• 4. Juni: Bei der Belagerung der in maurischer Hand befindlichen Stadt Huesca kommt Aragoniens König Sancho I. zu Tode. Sein Sohn Peter I. wird neuer Herrscher.
• Eine Armee der Almoraviden unter Sir ibn Abi Bakr erobert Badajoz und Lissabon zurück.
• 15. Juni: Das von den islamischen Almoraviden eingenommene Valencia wird von El Cid zurückerobert. Die Almoraviden landen mit einer Armee aus Marokko in der Nähe von Cuarte und belagern Valencia mit 50.000 Mann. El Cid durchbricht den Belagerungsring aus und schlägt die Berber in die Flucht. Bis zu seinem Tod fünf Jahre später hält er die Region für das christliche Königreich Kastilien.

Frankreich
• 16. Oktober: Die Bischofssynode von Autun exkommuniziert König Philipp I. von Frankreich wegen des Bruchs zweier Ehen. Er war von seiner ersten Frau Bertha von Holland nicht geschieden, hat aber 1092 die entführte, verehelichte Bertrada von Montfort geheiratet.

Arabien
• Al-Mustazhir wird 28. Kalif der Abbasiden.
• Al-Mustali wird neunter Kalif der Fatimiden.

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Re: [AAR Crusader Kings 2] Reges geminati - Sie trugen die K

Beitragvon Mark » 21. Juni 2014 09:20

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2.4 Der erste Kreuzzug

Der Gedanke, die christlichen Stätten im Heiligen Land für die Kirche zurück zu erobern, war Ende des 11. Jahrhunderts nicht neu. Schon einige Jahrzehnte zuvor hatten Päpste die Vorstellung gehabt, an der Spitze eines bewaffneten Heeres gegen die Moslems nach Jerusalem zu ziehen. Seitdem hatte sich die Idee des Kreuzzugs in der europäischen Bevölkerung und selbst unter seinen Adligen verbreitet.

Es ging nicht nur um religiösen Fanatismus (übrigens eine Bezeichnung, die erst heute einen negativen Klang hat), sondern auch um die tatsächliche Möglichkeit der Realisierung, die ein christlichen Herrscher ebenso zu berücksichtigen hatte. Und dafür standen die Chancen, nach den wenigen Informationen, die man in Europa von den Ereignissen im Heiligen Land hatte, nicht schlecht.

Denn das ismailitische Großreich der Fatimiden befand sich nach dem Tod des Imam-Kalifen al Mustansir in einer Krise. Seine Söhne Nizar und al-Mustali stritten sich erbittert um die Nachfolge. Während aus den eher gemäßigten Anhängern al-Mustalis, welcher sich schließlich als neuer Fatimiden-Kalif durchsetzen konnte, die Gruppierung der Bohra-Ismailiten hervorging, bildeten die radikaleren Anhänger Nizars die Nizari-Ismailiten (Nizariten), welche bald auch Assassinen genannt wurden. Das Fatimidenreich befand sich nach 1089 wegen innerer Unruhen also in einer Phase der Schwäche.

Papst Hormingas zog zu Beginn des Jahres 1094 nach Frankreich, wo er in Clermont die berühmte Rede hielt, die die Kreuzfahrer in das Heilige Land bringen sollte. Der Papst ist das Oberhaupt der lateinischen Christenheit, das den größten Teil Europas dominiert. Im Zentrum des Kontinents erstreckt sich das Heilige Römische Reich von der dänischen Grenze bis nach Italien, von Lothringen bis an den Oberlauf der Donau.

Nominell herrschte in diesem Reich der römisch-deutsche Kaiser Heinrich IV. aus dem Geschlecht der Salier, tatsächlich aber fochten Herzöge und Ritter, Bischöfe und Äbte in jeder Region um die eigentliche Macht. Etwas straffer hatte der englische Monarch sein Reich organisiert, während er als König von Frankreich nur über einen kleinen Teil seines Landes wirkliche Kontrolle ausübte. Skandinavien und Ungarn waren erst seit einigen Generationen christianisiert, weite Regionen Nordosteuropas noch heidnisch.

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In Konstantinopel regierte seit Jahrhunderten der Kaiser von Byzanz. Der Herrscher, dessen Reich sich von der Ostküste der Adria und der Mündung der Donau bis nach Kleinasien erstreckte, sah sich in der Tradition der römischen Imperatoren. Noch Mitte des 11. Jahrhunderts schien das legendäre Reich auf dem Höhepunkt seiner Macht zu stehen. Doch hinter der stolzen Fassade antiker Größe verfaulte das Reich langsam. Stets waren die Kaiser durch Hofintrigen bedroht, angezettelt von Adelscliquen. Landstriche waren entvölkert, die Steuereinnahmen gingen zurück, während die Armee sich vor allem aus kostspieligen Söldnern rekrutierte.

Im Jahr 1071 leitete eine verheerende Niederlage gegen die muslimischen Seldschuken den allmählichen Niedergang des Byzantinischen Reiches ein, der christlich-orthodoxe Kaiser geriet in die Defensive. Aufstrebend war dagegen die islamische Welt. In einem beispiellosen Siegeszug hatten sich Mohammeds Erben die Welt von Nordindien bis zu Afrikas Atlantikküste unterworfen und dem Abendland sogar einen Großteil der Iberischen Halbinsel entrissen.

Geeint waren die Muslime im 11. Jahrhundert aber auch nicht mehr. Der Kalif von Bagdad, nach eigenem Anspruch noch immer der Herrscher über die gesamte islamische Welt, verfügte kaum noch über tatsächliche Macht. Dafür gab es im Mittelmeerraum neben dem Seldschukenreich zwei weitere islamische Imperien: In Spanien und einem Teil Nordafrikas regierte die Dynastie der Almoraviden, in Ägypten ein fatimidischer Kalif.

Die Jahre vor dem Aufruf des Papstes Hormingas zum Kreuzzug waren eine unruhige Zeit für die islamischen Reiche des Orients. Durch einen historischen Zufall kamen zuvor sowohl der seldschukische Sultan als auch dessen wichtigster Beamter ums Leben, dieser Vorgang wiederholte sich kurz darauf im Fatimidenreich. Thronstreitigkeiten und Unruhen waren die Folge.

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Es war auch dieser historische Moment der Schwäche - Byzanz in der Krise, die Machtverhältnisse bei Seldschuken wie Fatimiden unklar - in dem die Strategen im Abendland eine einmalige Gelegenheit erkannten: Die Befreiung des Heiligen Landes von der Herrschaft der Muslime.

Die Reformer dieser Zeit in der katholischen Kirche hatten ehrgeizige Pläne. Sie versuchten, in der Kirche den Zölibat durchzusetzen, den Handel mit kirchlichen Ämtern zu unterbinden und das hergebrachte Recht der Könige auf die Ernennung von Bischöfen und Äbten zu beenden. Viele einflussreiche Kleriker dieser Zeit entstammten der französischen Abtei Cluny.

Vermutlich hegte der Papst schon lange den Traum von der Eroberung des Heiligen Landes, wenn die Details auch unklar blieben. Wie groß etwas sollte das Territorium sein, das erobert wird: Nur ein Steifen um Jerusalem, oder der gesamte Nahe Osten? Wie sollte es regiert werden: Als eine Art Provinz des Heiligen Stuhls, als unabhängiges Fürstentum? Wer sollte die Macht ausüben?

Papst Hormingas verfolgte mit seinem Aufruf noch ein weiteres Ziel. Er wollte innere Konflikte nach außen kehren. Denn in Europa waren Kaiser und Könige meist schwach, sie verfügten nicht über die Macht, ihre Adeligen zu zähmen, die in endlosen Fehden übereinander herfielen. Hormingas wollte diese mörderische Energie auf ein neues Ziel lenken, auf den ungläubigen Feind. Der Aufruf des Papstes bot die moralische Legitimation für diesen Krieg im Namen des barmherzigen Gottes.

Doch der Papst verlor bald die Kontrolle über die Geister, die er rief. Er träumte von einem Kriegszug unter seiner spirituellen Führung, ausgefochten von den Edlen des Abendlandes. Nicht alleine frommes Streben der Mächtigen bestimmte den Heerzug, der sich auch im Heiligen Römischen Reich aufmacht. Auch viele Gemeine mit der Hoffnung auf materielle Beute befanden sich unter den Kreuzfahrern. Laienprediger stellten aus dem Nichts eines der größten Heere der Christenheit auf. Schon im Sommer 1094 schoben sich zehntausende Kreuzfahrer auf dem Balkan zu den Grenzen des Byzantinischen Reiches. (#7)