[AAR] Medieval II Total War - Choceur: Das Königreich Sizilien

AAR u.a. zu Spielen der Total War Reihe

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Elendil 03
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[AAR] Medieval II Total War - Choceur: Das Königreich Sizilien

Beitragvon Elendil 03 » 3. Januar 2018 10:11

Anmerkung (Öffnen)
Endlich kommt hier doch noch was. Nun, ich konnte mich nicht der Abstimmung entsprechend zu einer Kampagne mit den Maya hinreissen lassen, weil ich bereits eine Runde mit ihnen gespielt habe. Stattdessen werde ich die Choceur-Mod in ihrer definitiven Fassung spielen, allen Gefahren durch Ketzer-Bischöfe, die man mit Attentätern loswerden muss, und plündernden Barbarenhorden zum Trotz. Als Fraktion habe ich mich für die sizilianischen Normannen entschieden, ein noch unverbrauchtes und sicher interessantes Szenario mit vielen besonderen Scripts zum Anfang. Ich werde auf schwer/schwer spielen (ich schätze mich nicht als besonders guten Spieler ein) und versuchen, die Siegvorgaben zu erfüllen. Ausserdem sind meine Ziele die Dominanz in Italien und im Maghreb, und, wenn möglich, eine erfolreiche Kreuzzugsteilnahme im Nahen Osten. Ach ja, ich hab den Ziriden noch eine kleine Armee gegeben, damit sie nicht einfach vor sich hinvegetieren, bis sie von den Banu Hillal überrannt werden. Es soll je schliesslich nicht zu langweilig werden, unseren ersten Hauptgegner auszuschalten.
Choceur nimmt es mit der Geschichte relativ genau, aber es ist extrem schwierig, die Situation in Süditalien im 11. Jarhundert in M2TW darzustellen. Ich werde mich an die ingame-Bedingungen halten, aber ab und zu historische Begebenheiten mit einstreuen. Bei Dingen wie den Familienbeziehungen der Hautevilles müsst Ihr mir allerdings etwas künstlerische Freiheit gewähren, Wikipedia taugt hier als alleinige Quelle wegen mangelnder Übersichtlichkeit nicht viel.
Ich werde hier wahrscheinlich nur sporadisch etwas posten (vllt. wird's in den Sommerferien besser), meistens habe ich im Hotseat-Bereich schon genug zu tun. Trotzdem hoffe ich, dass das hier noch was wird.

BildRegnum Siciliae citra et ultra PharumBild

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Sizilien ist dank seiner Nähe zu Rom bereits reich an Geschichte, doch unter den europäischen Mächten stehen es noch als Jüngling dar. Sechs Jahre vor der erfolgreichen normannischen Eroberung Englands fand ihre erst wirkliche Inselinvasion gegen die Sarazenen statt, die Sizilien besetzten... mit einer ansehnlichen Ermutigung durch das Papsttum.
Geschichte (Öffnen)
Quelle: http://www.mein-italien.info/geschichte/normannen.htm
Die Normannen (Nordmänner, also Dänen, Schweden und Nor­weger) prägten die Geschichte Europas im Früh- und Hochmittelalter. Sie wurden auch Wikinger genannt und gingen zwischen dem 7. und dem 11. Jahrhundert auf Raubzüge und Handelsfahrten entlang der Küsten Europas und Teilen des Orients. Am 8. Juni 793 wurde das Kloster Lindisfarne im Nord­osten Englands von den Normannen (Wikingern) überfallen. In den darauf­fol­gen­den 250 Jahren beherrschten die skandinawischen Räuber aus Norwegen, Schweden und Dänemark die Nordsee. Laut der Angelsächsische Chronik fin­gen sie 851 damit an, die britischen Inseln zu besiedeln. Die Normannen plün­derten Paris (845 n. Chr.), Köln (860, 881) und Aachen (881), grün­de­ten Kiev und trieben Handel in ganz Europa, bis sie letztendlich in der Nor­mandie an­kamen und ihren Weg zur Königsmacht begannen.
Gegen Ende des 9. Jahrhunderts wurden die Normannen im Reich der West­fran­ken zunehmend sesshaft. Der Normannenführer Rollo kommandierte im Jahr 911 den letzten großen Überfall der Normannen auf Frankreich. Danach schloss er mit 911 König Karl III. dem Einfältigen den Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte , mit dem er das Gebiet an der Seine-Mündung als Lehen zuge­spro­chen bekam. Als Gegenleistung traten die Normannen dem Christentum bei und Rollo leistete den Eid, die Küsten vor anderen Normannen zu schützen sollten. Das Herzogtum Normandie wurde gegründet.
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Die Eroberung Süditaliens und Siziliens ist vielleicht die beein­druck­end­ste Leistung der Normannen.
Erstmals in der Gegend urkundlich erwähnt wurden normannische Ritter im Jahre 999. Es waren normannische Pilger, die von ihrer Pilgerreise aus Jerusalem zurückkehrten und einen Zwischenhalt in Salerno einlegten. In Salerno halfen sie der Bevölkerung, sich der Sarazenen zu erwehren. Sie erhielten dort vom Prinz Guaimar IV. das Angebot, auch weiterhin in seinem Dienste zu bleiben. Als sie ablehnten, sendete der Prinz einen Botschafter in die Normandie, mit der Aufgabe, eine Heerschar solch tapferer Kämpfer anzuwerben. Daraus folgte, dass einzelnen Ritter/Rittergruppen aus der Normandie nach Süditalien zogen, um hier als Söldner in die Dienste ver­schiedener Fürsten zu treten.
Die normannische Eroberung von Süditalien fand über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten im 11. Jahrhundert statt. Zuerst dienten die nor­man­nischen Söldner verschiedenen langobardischen und byzantinischen Herr­schern. Im Jahr 1016 reisten normannische Pilger zum Schrein des Erzengels Michael in Gargano, trafen dort auf den langobardischen Adligen Melus von Bari und wurden von ihm überzeugt, einen Angriff auf die Byzantiner in Apulien zu führen. Dies war dann auch die erste nachgewiesene norman­ni­sche militärische Aktion in Süditalien: 1017 zusammen mit Melus gegen die Griechen. 1030 erhielt einer der Normannen, Rainulf, für seine Dienste die Grafschaft Aversa (nördlich von Neapel). Es wurde das erste normannische Territorium in Süditalien. Mit der Zeit begannen die Normannen weitere Besitztümer und Vorformen von Kleinstaaten zu errichten. Diese schlossen sich zusammen, was die Normannen mit der Zeit zu einem de facto unabhängigen Machtfaktor in der Region machte.
Unter den Normannen waren auch mehrere Söhne aus der Familie der Hauteville. Als die Normannen nach Süditalien kamen, kreuzten sich dort die Interessen langobardischer Fürstentümer, der Byzantiner, Araber, Päpste und deutschen Kaiser. Im Laufe des 11. Jahrhunderts besiegten die Normannen aber die Fürsten, die Byzantiner und 1053 auch den Papst Leo IX.
Im Jahr 1059 vollführte das Papsttum eine radikale Wende in seiner Haltung gegenüber den Normannen. Galten sie bisher als Ungläubige, auf einer Stufe mit den Sarazenen, so suchte die Kirche nun das Bündnis mit ihnen. Der Hauptgrund lag in der schwachen militärischen Stellung des Papsttums selbst.
Im August des Jahres 1059 kam es zur Synode von Melfi. Papst Nikolaus II. bestätigte nicht nur die Gebietsansprüche der beiden Fürsten Ri­chard von Capua und Robert Guiskard, sondern machte sie zu seinen Lehnsleuten. Robert wurde in den Stand des Herzogs von Apulien, Kala­brien und des zukünftigen Siziliens erhoben. Mit dieser Formulierung unterstützte der Papst aus­drücklich die Rückeroberung Siziliens aus den Händen der Sarazenen.
1061 übertrug Robert Guiskard seinem Bruder Roger die Aufgabe, Sizilien zur erobern. Sizi­lien, das zum größten Teil von einer griechisch-or­tho­doxen Bevölkerung bewohnt war, war unter arabischer Kontrolle. Von 1061 bis 1091 fand die Eroberung Siziliens statt.

1060 fiel zunächst Reggio Calabria. Im Mai 1061 fiel Messina nach einem Täuschungsmanöver Roberts. Damit stand der wichtige Brückenkopf nach Sizilien. In der Folge gerieten die Eroberungen allerdings ins Stocken, denn Roberts Kräfte wurde immer wieder auf dem Festland gebunden. Denn die Byzantiner zettelten von der Hafenstadt Bari - damals eine der wichtigsten Städte des Südens - aus immer wieder Aufstände gegen die Hauteville an.
Um die stark befestigte Stadt Palermo einzunehmen, musste der Herzog alle Kräfte bündeln. Daher war es erforderlich, dass Robert zunächst Bari ero­ber­te. Dieses gelang nach dreijähriger und zäher Belagerung 1071. Ohne Pause ging es dann weiter nach Sizilien. 1072 eroberte Robert schließlich Palermo und setzte Roger als Herzog von Sizilien ein. 1085 unternahm er eine erneute Offensive gegen die beiden letzten Widerstand leistenden Städte Syrakus und Noto. Im März 1086 ergab sich Syrakus und im Februar 1091 Noto. Mit dem Fall der beiden Städte war die Eroberung Siziliens abgeschlossen.

1076 fiel Gisulf II. von Salerno mit Piraten und Banden ins Gebiet der Nor­man­nen ein. Richard von Capua und Robert Guiscard verbündeten sich daraufhin und belagerten Salerno. Am 13. Dezember 1076 fiel die Stadt und der Herzog zog sich mit deiner Familie in die Zitadelle zurück, die erst im Mai 1077 erobert werden konnte. Der Herrscher von Amalfi, Marinus wurde erst 1101 besiegt, als ein Teil der Adligen von Amalfi ihn verrieten und auf die Seite der Normannen wechselten.

Im Jahr 1137 fiel das Fürstentum von Neapel nach zähem Widerstand in die Hand der Normannen. Es war einer der letzten süditalienischen Staaten, der in den Besitz der Normannen kam. 1139 fügte Roger das Fürstentum seinen Besitzungen hinzu und es wurde während 167 Jahren Bestandteil des nor­man­nischen Königreichs Sizilien.
Unter dem Sohn Rogers, Roger II. (1101-1154), kamen die getrennt be­herrschten Gebiete Süditalien und Sizilien wieder in eine Hand. Er baute eine starke zentrale Verwaltung auf, die sich vor allem auf Beamte stützte. Mit ihnen kontrollierte er den Adel, die Städte und die Kirche. 1127 wurde Roger Herzog von Apulien, Kalabrien und Sizilien. 1130 ließ er sich zum König von Sizilien krönen. Palermo wurde zur Hauptstadt seines Reiches, Zentrum von Verwaltung, Heer und Wissenschaft.
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Re: [AAR] Medieval II Total War - Choceur: Das Königreich Sizilien

Beitragvon Elendil 03 » 4. Januar 2018 21:30

Kapitel I. Die Invasion von Sizilien
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Wir schreiben das Jahr 1070. Es herrscht Krieg in Italien, Byzanz hat die langobardische Erhebung in Kampanien noch immer nicht verziehen und auch die Rolle der Normannen beim Verlust Kalabriens nicht vergessen. Was vom einst den gesamten Südteil der Apenninhalbinsel umfassenden griechischen Katepanat übrigbleibt, ist die Region Apulien mit der Hauptstadt Brindisi und ein schmaler Küstenstreifen zwischen Sohle und Absatz des Stiefels. Sizilien wird nach wie vor von beinahe unabhängigen muslimischen Kleinadligen beherrscht, die wichtigsten Städte, Palermo und Syrakus, sind die Residenzen zweier verschiedener Emire. Seit Georgios Maniakes den Osten der Insel erobert hat, gehört ein schmaler Küstenstreifen zum Byzantinischen Reich. Über Tunesien herrschen die dem schiitischen Glauben angehörenden Ziriden im Auftrag ihres Lehnsherrn im Osten, des fatimidischen Kalifen von Kairo, allerdings ist ihre Kontrolle über die seit Jahrtausenden ansässigen Berberstämme stark begrenzt. Doch ist Neapel ebenso wie Salerno, Capua und Reggio fest in normannischen Händen, und Herzog Robert Guiscard steht mit einer beachtlichen Streitmacht im östlichen Sizilien, um einen Angriff gegen die Sarazenen anzuführen. Sein Bruder, Graf Roger d'Hauteville, ist als Verweser in Neapel zurückgelassen worden.
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Bautätigkeiten
Graf Roger d'Hauteville stand tief über einen überladenen Tisch mit rudimentären Stadtplänen, Skizzen und Notizen auf beidseitig beschriebenen Pergamentblättern gebeugt. Um ihn her standen mehrere Mitglieder des Stadtrats, die Stirnen in Falten gelegt: die Finanzen des jungen Herzogtums waren überstrapaziert durch die Armee-Unterhaltskosten. Um dem Abhilfe zu schaffen, hatte der mit einem beträchtlichen Mass an Verständnisgabe gesegnete Graf erkannt, bedarf es eines umfassenden Bauprogramms, aber auch Sparmassnahmen wie die Reduktion des Flottenumfangs waren notwendig. Nach mehreren Tagen langwieriger Treffen steht fest, wie das Problem angegangen werden soll:
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Ein ganz und gar erfolgloses Treffen
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Im Audienzsaal des kleinen Kastells von Brindisi, eigentlich nicht mehr als ein grösseres Turmzimmer, verneigte sich Emma d'Hauteville, die Tochter des Herzogs Robert, mit ihrem entzückendsten Lächeln vor dem Katepan Avartuteles. Dann sprach sie, leise, aber bestimmt, voller Entschlusskraft, wie es von einer Hauteville nicht anders zu erwarten war. "Mein Vater hat mich zu Euch geschickt, in der Hoffnung, einen beiden Seiten zum Vorteil gereichenden Friedensvertrag auszuhandeln. Das oströmische Beharren auf sein letztes Stückchen Italien ist zweckentfremdet. Zieht Eure Truppen aus Apulien und Sizilien ab, und kein Normanne wird Eure Grenzen je wieder stören. Das Herzogtum ist sogar dazu bereit, die oströmische Seehoheit über das Adriatische Meer anzuerkennen. Doch lasst uns Frieden schliessen, es gibt genug Sarazenen, dass die Christen sich nicht untereinander bekämpfen müssen."
"Der Kaiser, junges Fräulein, hegt nicht das geringste Interesse daran, mit Aufständischen wie Euch zu verhandeln oder ihnen gar Zugeständnisse zu machen. Geht und erfreut Euch der Tage, die Ihr noch in den sonnigen Feldern Megali Hellas' verbringen könnt, bevor diesen Boden römischer Stahl von Eurer Last befreit. Ihr könnt doch nicht im Ernst glauben, dem Oströmischen Reich mit einer Landung auf dem Balkan drohen zu können. Sammelt Eure Brotkrumen woanders. Warum siedelt Ihr nicht nach Vretannia über wie Eure Vettern im Osten?" meinte der Byzantiner herablassend. Wütend öffnete die Prinzessin den Mund, um ihm zu entgegnen, da fiel ihr ein, dass dies eine rhetorische Frage war. "Und nun entschuldigt mich bitte, Prinzessin. Wichtigere Belange als die Euren erfordern meine ungeteilte Aufmerksamkeit."
Noch Tage danach, wenn man den Erzählungen von Emmas Hofdamen, die sie immer wieder gerne beim gemeinsamen Nähen oder Sticken zum Besten gaben, Glauben schenken darf, habe sie auf dem Weg über die Überreste der Via Appia ein säuerliches Gesicht gemacht und sich vehement geweigert, mit irgend jemandem über mehr als das Notwendigste zu sprechen.
Zurück in Neapel beauftragte ihr Bruder sie mit einem neuen Auftrag: sie soll ein Handelsabkommen mit dem Kirchenstaat schliessen, Wein soll von Neapel aus nach Ostia verschifft und dafür römische Stoffe an die Schneidereien in Capua geliefert werden.


Ein begnadeter Prediger
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Zur gleichen Zeit machte sich Erzbischof Alfanus von Salerno mit einigen Benediktinermönchen und Baumeistern im Gefolge auf nach Sizilien auf. Obwohl das heisse Klima ihnen allen nicht bekommen war, wurden sie in jedem Dorf von der Bevölkerung mit offenen Armen empfangen, denn die Zeiten waren hart für die Bewohner der Insel, und sie hofften auf verbesserte Lebensumstände unter christlicher Herrschaft. Auf freiem Feld halten sie in jedem noch so kleinen Weiler eine Predigt vor der Bevölkerung und überzeugen sie von der Wahrheit des Wortes in der Bibel, um sie dem Heil näherzubringen. In Messina entstand eine prächtige, der Heiligen Jungfrau geweihte Kirche, doch auch in die kleineren Ortschaften verblieb immer einer der Baumeister für die Anfertigung der Grundkonstruktion einer Anbetungsstätte, die dann lokalen Bautrupps anvertraut wurde. Bald floss ein stetiger Strom von Priestern aus einem neu gegründeten Seminar in Neapel unter Anleitung des dortigen Metropoliten zur Besetzung des so geschaffenen neuen Presbyteriums in Richtung der Insel.

Die Einnahme Palermos
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Die Belagerung von Palermo (Öffnen)
Bericht von der Belagerung Palermos, der sechste November des Jahrs des Herrn 1070, aufgezeichnet durch seine Hochwohlgeboren Raymond, Herr von Bovino
Die Burg Palermo ist die stärkste unter den Festungen Siziliens und vielleicht des ganzen mare tyrrhenicum. Die Stadt steht über dem umgebenden Grund; im Westen sind die Hänge am steilsten, im Osten am flachsten, etwa in der Mitte der Ost-West-Achse steigt der Boden um gut zehn Schritte an, die Mauer macht dort ebenfalls einen Sprung. Im Norden liegt die Bucht von Palermo. Die Ostseite, von der aus der Hauptangriff geführt wurde, ist in der südlichen Ecke durch einen die mächtige Mauer um mehr als zwei Manneshöhen überragenden Turm gesichert. Leicht vorgeschoben befindet sich ein gewaltiges Bollwerk mit zwei hohen Erkern, von dem aus die Verteidiger die Mauer mit Pfeilen bestreichen können. Je ein weiterer Turm markiert den Eingang zum Torbereich zu beiden Seiten, der somit unter Kreuzfeuerbeschuss genommen werden kann. Im Norden ist die Schwachstelle der Befestigung, ein von Türmen ungeschützter Mauer-Halbrund. Im Westen erhebt sich die Burg, davor liegt der Hauptplatz. Die Burg wird von einer noch höheren und festeren Mauer umgeben, sie hat fünf Türme, von denen der Bergfried der stärkste ist: einen an jeder Ecke, und gegenüber vom Bergfried einen Wachturm. Dazwischen liegt der Innenhof mit einer prachtvollen Galerie.
Die ungläubigen Sarazenen haben sich dort mit ihrem Emir Ahmed ibn Al-Hawas verschanzt, der über ein Heer von mehr als einhundertdreissig schwarzen Bogenschützen verfügte neben der achtzig Mann starken Miliz der Stadt und seiner eigenen Leibgarde, welche von zwanzig gepanzerten Reitern auf arabischen Pferden gebildet wurde. Der durchlauchte Herzog verfügte über tapfere Eiferer Gottes, 140 die Speerträger und einige hervorragende Krieger aus der normannischen Heimat, mit Äxten bewaffnet, etwa fünf Dutzend. Den Kern seines Heeres bildeten vierzig edle Ritter, jeder mit einem Knappen. Seine Garde bestand aus dreissig der besten normannischen Ritter, begierig darauf, das Blut des Feindes liessen zu sehen. In weiser Voraussicht hatte der Herzog auch sechzig ortskundige Sarazenen angeheuert, die sein Heer um feindliche Hinterhalte herumführten und gute Rastplätze für die Nächte fanden. Auch wiesen sie uns den Weg zu den kleinen Quellen und Brunnen der hügeligen Insel, die Fremde leicht übersehen können. Jetzt ergänzten sie die normannischen Reihen mit ihren tödlichen Bogen.
Der Herzog wartete auf einen dichten Nebel, damit die Verteidiger mit ihren vielen Bogenschützen seine Männer nicht trafen, wie er nur im Herbst auftritt, das bedeutete eine fast dreimonatige Belagerung, denn sie waren Ende Juli in der Ebene vor der Stadt angekommen und hatten sie umstellt. Des Herzogs Zimmerleute stellten in deiser Zeit einen schweren Rammbock mit hölzernem Dach zum Schutz der Soldaten, die ihn schieben, her, ferner einen grossen Turm von der Art mit einer Klappbrücke, die auf die feindliche Mauerkrone herabgelassen wird, um den Kriegern Zutritt zum Wehrgang zu verschaffen. Auch vier Leitern waren in aller Eile gefertigt worden, mit denen die Mauern zu erstürmen gehofft wurde.
Die sarazenischen Bogenschützen anerboten sich, die gefährliche Bastei am linken Flügel mit den Leitern anzugreifen, als sie sahen, dass der Mauerabschnitt nicht verteidigt wurde. Der Belagerungsturm wurde mit den langobardischen Speerkämpfern bemannt, und die normannischen nahmen die Ramme. Mit ihnen kamen die schweren Axtkämpfer. Der Herzog stellte sich mit den Rittern zur linken Hand, dem Tore zugewandt, an den Hang, zur Rechten standen die Knappen.
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Vor der Eröfnung des Gefechts hielt der Fürst seinen Mannen zu deren Ermutigung eine feurige Rede, deren Inhalt keiner weiteren Ausführungen bedarf.
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Dann gab er den Speerträgern an der Ramme den Befehl zur Attacke auf das Osttor, die am Turm zogen diesen zum Halbkreis im Norden. Plötzlich kam Bewegung in die Masse der Bogenschützen südlich des Tors. Da befand es unser Herr, dass die muselmännischen Bogenschützen sich umso mehr beeilen sollten, die Mauern zu erklimmen, und versprach eine Belohnung für den, der als Erstes die Flagge über dem Bollwerk aufzog. Inzwischen hatte der schwere Holzturm die Mauern erreicht, und die Ramme arbeitete bereits gegen die beiden Torflügel. Dann fiel die Klappe auf die Zinnen. Unsere Speerträger stürmten auf die Ihren zu und stachen auf sie ein. Die Bogenschützen kippten durch die Maschikuli im Torhaus siedendes Öl auf unsere Krieger an der Ramme, doch beschädigte dies lediglich das Dach des Rammbocks, die Soldaten waren geschützt. Als sie nun ein zweites und ein drittes Mal die heisse Flüssigkeit durch die Pechnasen schütteten, zerbrachen die Torflügel. Die bereits ungeduldigen Ritter gaben ihren Pferden die Sporen; ihre Knappen folgten auf dem Fusse, und der Herzog ritt ihnen allen voraus. Derweil war eine Handgemenge bei den Bogenschützen entbrannt, die Milizionäre waren den übrigen Verteidigern zur Hilfe geeilt und hatten unsere Muslime zurückgetrieben. Ihr Hauptmann befahl den Rückzug, blieb aber selbst stehen, während seine Leute die Leitern herabkletterten, und hieb fünf Feinden den Schädel durch, ehe er, von Pfeilen getroffen, rücklings von der Brustwehr stürzte und sich das Genick brach. Gott sei der Seele des Heiden gnädig, er fiel wie ein wahrer Christ.
Nun strömten aber die Axtkämpfer durchs Tor, während die Ritter warten mussten; dafür wurden sie vom Herzog später gezüchtigt. Doch tapfer erklommen sie die steile Wendeltreppe und fielen dem Feind auf dem Wall in den Rücken, während der Steine und Unrat zusammensuchte, um unsere Bogenschützen zu bewerfen. Diese eröffneten jetzt wieder das Feuer, und unter den Axthieben fielen gut vierzig von den Ungläubigen, bis die Überlebenden sich über die Mauer in die Häusern zu flüchten schen. Doch wurden alle diese von den Speerkämpfern niedergemäht, die den Rammbock bedient hatten, die Normannen rannten eilten derweil über die Brustwehr oberhalb des Tores, um die Bogenschützen von hinten zu bedrängen, die den Soldaten aus dem Belagerungsturm schwere Verluste zugefügt hatten. Die Ritter galoppierten durch die Gassen, nachdem das Tor frei geworden war, und stiessen auf dem Platz vor der Burg auf den feindlichen Statthalter, der das Geschehen von da aus beobachtet hatte. Die Leibwache des Emirs leistete erbittert Widerstand, wurde aber bald von beiden Flanken angegriffen.
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Die Männer des Herzogs hatten sie umritten und wandten ihre Pferde. Als sie die Feinde erreicht hatten, brach deren Kampfesmut, und unter dem Schwertstreich des Knappen Tankred d'Hunefloth fiel der Emir. Die Normannen auf der Mauern hatten sich gegen die feindliche Infanterie behauptet, und in diesen letzten Momenten der Schlacht entsann sich einer der einfachen Langobarden der Belohnung für das Aufpflanzen der Standarte der Guiscards aud der Bastei und plötzlich sah der Herzog seine Fahne über den Dächern der Stadt wehen. Sogleich fragte er nach dem, der dies getan habe, unterdessen aber setzte seine Garde den fliehenden Moslems nach. Der Mann wurde für seine Gier ausgepeitscht, da der Fall der Bastion nicht sein Verdienst war; Tankred von Hunefloth dagegen wurde noch in seiner Rüstung im Burgsaal zum Ritter geschlagen und mit den Ländereien um Belpasso am Südhang des Ätna, einer kleinen Stadt aus der Römerzeit, entlohnt.
Dann gab Herzog Robert Guiscard die Moschee der Stadt zur Plünderung frei für die Männer, die tapfer gekämpft hatten, die Häuser blieben unangetastet. Die Axtkämpfer, welche den Rittern den Weg durchs Tor versperrt hatten, wurden dagegen unter Arrest gestellt wegen dieser ehrenrührigen und unschicklichen Sache. So gab der Allmächtige in Seiner Barmherzigkeit Palermo und die umgebenden Ländereien, den grössten Teil Siziliens, in die Hände der Normannen am siebzehnten Oktober 1070. Bei dem ganzen Gefecht verloren die Christen nicht mehr als einen Viertel ihrer Männer, von den Sarazenen blieb nicht einer übrig, der das Schwert geführt hatte.

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Zuletzt geändert von Elendil 03 am 21. August 2018 14:24, insgesamt 16-mal geändert.
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Re: [AAR] Medieval II Total War - Choceur: Das Königreich Sizilien

Beitragvon Elendil 03 » 10. Juni 2018 20:53

Kapitel II. Die Befriedung Unteritaliens

Politische Tätigkeiten
Herzog Robert hatte vom Vorgehen seines Bruders Roger in Neapel gehört und liess seinerseits eine Liste subventionierter Bauprojekten erstellen, die sogleich von gefangenen Muslimen angegangen wurden. Statt sich jedoch auf die stärkung der Wirtschaftskraft des Reiches zu konzentrieren, war ihm klar, dass eine Professionalisierung der Armee unumgänglich war. Seit der normannischen Eroberung Englands durch Herzog Wilhelm den Bastard war der stete Strom der Normannen abgerissen, gab es doch quasi direkt vor der Haustür genug zu tun für die abentuerlustigen Zweitgeborenen.
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Emma, die Tochter des Robert Guiscard, war in Rom unterdessen auf grosses Interesse am Austausch von Handelsrechten gestossen. Import und Export sorgten auf den Kais von Neapel bald für regen Betrieb, die Schatzkammern füllten sich langsam mit Zolleinnahmen und Handelserträgen.
Nach der gescheiterten Mission in Brindisi hatten Emma d'Hautevilles Bemühungen in Rom endlich Früchte getragen. Danach reiste die Prinzessin mit ihrer Entourage weiter nach Pisa und Genua. In beiden Städten gelang es ihr, neue Handelskontakte zu knüpfen.
Zuhause sprachen zwar mehrere Freier bei ihrem Vater vor, aber es konnte ihn keiner davon überzeugen, seine beste Diplomatin im Austausch gegen seine Dienste aufzugeben.

Die Eroberung von Syrakus
Aus den Schriften des Amatus von Montecassino
Der Emir Ahmed ibn Al-Hawas war tot, doch gab es in den Wäldern noch zahlreiche Räuberbanden und in den Dörfern und Städtchen war die Bevölkerung muslimisch geblieben. Grössere Ortschaften mussten regional bedeutenden Scheichs abgerungen und eine feudale Gesellschaftstruktur eingeführt werden. Dies alles erforderte Zeit und militärische Stärke. Im Süden existierte mit den Byzantinern und dem Emirat von Syrakus unter Qasim ibn al-Timmah noch immer eine Bedrohung für die fragile Hegemonie der Normannen, deren Herrschaft relativ zwar die weitreichendste war, absolut aber längst nicht ausreichte für die Vereinigung der Insel.
Jetzt war es Zeit für ein Vorgehen gegen die griechischen und muslimischen Besatzer, und so marschierte Richard de Salerno, ein Grossneffe des Herzogs, mit einer 500 Mann starken Armee nach Süden, sich aus den griechisch beherrschten Küstenorten versorgend. Vor den Toren von Syrakus schlug er sein Lager auf und forderte die Bevölkerung zur Räumung auf. Einer der Soldaten auf dem Wehrgang warf mit einem Rindsknochen nach ihm und verfehlte ihn nur knapp. Zornig liess Richard die Stadt von allen Versorgungswegen abschneiden, fünf kleinere Schiffe kreuzten einige Meilen vor der Küste, um Nachschublieferungen zu verhindern. Zuvor hatten Spione gemeldet, die Stadt könne wohl etwa fünf Monate auskommen, bevor ihr die Vorräte ausgingen. Richard war nicht sonderlich von der Vorstellung angetan, diese lange Zeit einfach auszusitzen, und ordnete den Bau von Belagerungswerkzeug an. Allerdings musste er mehrere Wochen lang auf Verstärkung aus Palermo warten. Schliesslich verlor er die Nerven und sandte den Säumigen eine Abteilung seiner eigenen Armee entgegen. In einem Wäldchen unweit von Gela trafen der Verstärkungszug endlich auf die ausgeschwärmten Männer Richards. Im Eilmarsch durchquerte der Tross anschliessend das Hügelland, bis sie endlich an einem warmen Herbstabend die Stadt Syrakus unter sich erblickten. Der Kommandant der Verstärkungstruppe begab sich unverzüglich zu Richards Zelt. Der junge Adlige nippte gerade an einem Weinkelch, als der Hauptmann eintrat.

"Guten Abend, mein Herr. Ich und meine Männer wurden vom Herzog hierhin gesandt und stehen zu Eurer Verfügung."
"Guten Abend. Wie ist Euer Name?"
"Ich bin Jourdain de Loritello, Herr."
"Nenne dich von nun an einfach Jourdain. Du bringst Schande über dein Haus."
Jordan schluckte.
"Gewiss, Herr."
"Gut. Du kannst jetzt gehen."
"Wie meint Ihr das?"
"Gehen. Husch-husch. Ich will dich nicht mehr sehen."
"Aber-"
"Raus, bevor ich ungehalten werde!"
Der ehemalige Hauptmann drehte um und verschwand aus dem Zelt, nicht ohne einen tiefen Seufzer auszustossen.
Die Nacht im Lager war unruhig, als spürten alle die Anspannung Richards. Jetzt kam's zur Sache.
Bei Morgengrauen liess der Feldherr seine Männer aus den Zelten holen. Eine kleine Ration dunkles Brot wurde als Stärkung ausgegeben, dann versammelte Richard die Männer in einer Schlachtreihe.

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Die Belagerung von Syrakus (Öffnen)
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Als die Sonne aufging, stellte Richard sein Heer in Schlachtordnung auf. Die Verteidiger bezogen ihrerseits stellung auf den hölzernen Mauern der Stadt. Die normannischen Axtkämpfer trugen Sturmleitern, die langobardischen Speerbande waren einem schweren Rammbock mit Schutzverkleidung zugewiesen, der die Tore der Stadt aufbrechen soll.
Richard de Salerno gab seinem Pferd die Sporen und ritt vor sein Heer, den Mauern des Feindes, von der mächtigen Kuppel der Moschee überragt, kühn den Rücken zuwendend.

"Krieger! Heute ist der Tag unseres Ruhmes. Die Sarazenen haben bereits eine mächtige Burg wie Palermo verloren. Wie sollen sie eine kleine Hafenstadt mit hölzernen Mauern halten? Auf, verteiben wir den ungläubigen Feind aus diesem Land! Seht ihr die Kuppel dieser Moschee glänzen? Reiche Beute erwartet euch dort! Auf, für Ruhm, Beute und den wahren Glauben!"
Dann kehrte er zu seiner Leibwache zurück und setzte sich den Helm auf. Auf ein Trompetensignal hin setzte sich der schwere Rammbock rollend in Bewegung.
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Die Normannen mit den Leitern stürmten vor, und die Bogenschützen zielten über die Brustwehr hinweg auf die Verteidiger.
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Der Emir von Syrakus hatte, als ihm der Fall Palermos gemeldet wurde, eine Kompanie nubischer Bogenschützen angeheuert. Als die Sturmleitern aufgestellt wurden, mähten die Axtkämpfer sie einfach nieder. Doch plötzlich erklang ein lautes Geschrei: von einem anderen Mauerabschnitt fielen die bewaffneten Bürger der Stadt den Normannen in den Rücken. Die drehten sich um, ihnen blieb keine Wahl, als den Druck auf beiden Seiten aufrecht zu erhalten und die Bogenschützen daran zu hindern, auf die Ramme zu schiessen.
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Währenddessen hatte diese das Tor erreicht und der Rammkopf begann, die beiden Flügel mit rhythmischen Stössen zu bearbeiten. Unter lautem Ächzen brachen die Riegel. Das war der Moment für die Kavallerie. Die Speerträger auf der Mauer kamen herabgestürmt, allein, es nützte nichts, ehe sie unten waren, stürmten die Panzerreiter, ihre Sergeanten und natürlich Richard selbst mit seiner Eskorte durch die leergefegten Strassen auf den
Suq am Hafen. Es entbrannte ein wüstes Handgemenge mit der Garde des Emir, aus der die Normannen siegreich hervorgingen, während auf der Mauer die Verteidigungen, jetzt auch von unten bedrängt, zusammenbrachen.
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Als der Emir fiel, rannten die letzten der Verteidiger panisch zu ihren Häusern, doch die normannischen Ritter schnitten ihnen den Weg ab und rieben sie auf. Die Schlacht war gewonnen! Die Sieger drangen in die Häuser und besonders in die Moschee ein, wo sich viele Alte versammelt hatten, und sackten alle Preziosen ein, deren sie habhaft werden konnten.
Mit einem Gutteil der Beute wurde die Kirche, ein ehemaliger Minervatempel, restauriert, um die örtliche Bevölkerung zu bekehren.

Der Kampanien-Feldzug
Als eine byzantinische Flotte im Tyrrhenischen Meer gesichtet wurde, herrschte in Neapel helle Aufregung. Die normannischen Galeeren, die im Golf von Neapel vor Anker lagen, mussten mangels einer vor griechischen Angriffen sicheren Anlegestelle heimlich nach Messina verlegt werden. Diese Aggression bekräftigte Graf Roger in seinem Entschluss. Noch im selben Jahr brach Bohemund Guiscard, der Sohn Herzog Roberts, mit seiner Armee von Benevent aus nach Brindisi auf. Als der Katepan Avartuteles die Schreckensbotschaft vernahm, bestieg er seine Dromone und überliess die Stadt ihrem Schicksal. In Dyrrhachion bat er den dortigen Doux um die Entsendung eines Entsatzheeres, doch waren dessen Truppen eben in der Niederschlagung des bulgarischen Aufstands an der Donau involviert. Tarent und Bari ergaben sich dem Guiscard kampflos. So kam es, dass Brindisi, der letzte byzantinische Brückenkopf in Italien, auf sich allein gestellt war. Die Patrizier riefen einen der ihren zum Katepan aus und schworen die übrigen Bürger darauf ein, bis zum letzten Blutstropfen standhaft zu bleiben.
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Die Belagerung von Brindisi (Öffnen)

Als Bohemund Brindisi erreichte, sandte er einen Boten zum Tor der mehr schlecht als recht befestigten Stadt. Die wachhabenden Milizionäre verspotteten ihn und meinten, die Normannen sollen doch zurück in ihr Barbarenland gehen und dort ihrem üblichen unzüchtigen Treiben nachgehen. Wutschnaubend kehrte der Parlamentär ins Lager zurück und berichtete von seinem Erlebnis. Bohemund gab den Befehl zum Bau von Belagerungswaffen durch. Am fünften Tag der Belagerung waren zwei Rammen fertig und die Belagerer formierten sich.
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Die normannischen Bogenschützen richteten unter den kaum gerüsteten Verteidigern ein Blutbad an.
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Dann brachte man die Rammböcke in Position. Nach wenigen dumpfen Schlägen von Holz auf Holz gab die salzzerfressene Palisade nach und fiel zusammen. Unter dem Ansturm von Bohemunds schwer gepanzerter, berittener Leibwache brach die Moral der wehrlosen Bürger.
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Die Infanterie drängte durch die andere Bresche und bald waren die letzten Verteidiger umzingelt. Sie sahen ihre aussichslose Lage ein und streckten die Waffen.

So war also ganz Unteritalien in normannischer Hand. Da beunruhigte es den Grafen Roger auch nicht weiter, als ihm zugetragen wurde, die Republik Venedig, langjähriger Verbündeter des Byzantinischen Reiches, bereite einen amphibischen Angriff auf das unabhängige Ancona vor.
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Letzte Schwierigkeiten bereitete ein byzantinischer Priester aus Apulien mit Namen Pelekanos Bringas. Ihm gelang es, den soeben eingesetzten Bischof Eustachius von Brindisi zum Abfall von Rom zu bewegen. Doch wurden beide bald von Bohemunds Häschern gefangengenommen und nach Neapel ausgeliefert, wo sie ihre Tage in irgend einem finsteren Loch beendeten.
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Zuletzt geändert von Elendil 03 am 21. August 2018 14:25, insgesamt 8-mal geändert.
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Re: [AAR] Medieval II Total War - Choceur: Das Königreich Sizilien

Beitragvon Elendil 03 » 15. Juni 2018 19:06

Kapitel III. Expansion zur See
Nachdem nun die Normannen aus dem zähen Ringen um Unteritalien siegreich hervorgegangen sind, ist es an der Zeit, die verschiedenen alten und neuen Lehen zu einen, die Überbleibsel langobardischer Herrschaft zu beseitigen und Stützpunkte zur Sicherung der Grenzen aufzubauen. Erst dann kann das junge Normannenreich gegenüber den alten Staaten Europas als gleichberechtigter Partner auftreten.

Die Grafschaft Apulien
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Das Hauptschiff der Kathedrale Maria Santissima Assunta in Palermo war vom Weihrauchdampf erfüllt. Unter lautem Jubel aus der Zuschauermenge näherte sich Bohemund d'Hauteville, der hünenhafte, charismatische Eroberer von Brindisi, barhäuptig und unbewaffnet, gemessenen Schrittes dem Altar. Im Sanktuarium sass auf einem prächtig geschnitzten Holzthron sein eben erst von einer schweren Krankheit genesener Vater, der Herzog Robert Guiscard. Drei Schritte vor dem Souverän blieb Bohemund stehen und fiel auf die Knie. Dann streckte er dem Herzog die gefalteten Hände entgegen. Der Herzog legte seinerseits die deutlich kleineren Hände um Bohemunds.
"Hoheit, ich wünsche, Euer Gefolgsmann zu werden."
"So sei es. Erhebt Euch."
Bohemund kam auf die Beine, Robert stand ebenfalls auf, musste jedoch zu seinem Gegenüber aufschauen. Dann legte Bohemund die Hand auf eine kostbar verzierte Bibel auf einem kleinen Beistelltisch.
"Ich schwöre im Namen Gottes Treue und Ergebenheit meinem Herrn und Vater gegenüber. Ich will ihm nie Leides tun und meine Huldigung vollkommen gegen alle Menschen in gutem Glauben und ohne Täuschung einhalten. Ich will seine Ehre und seinen Besitz mit allen mir gegebenen Mitteln veerteidigen und seinen Befehlen gehorchen."
"Nehmt diese Fahne als Zeichen Eures Lehens entgegen, Bohemund, Graf von Apulien, Vasall des Herzogs Robert von Sizilien."
Mit diesen Worten nahm er die Fahne mit dem Familienwappen der Hautevilles von dem Tisch und überreichte sie mit feierlicher Miene dem frisch gebackenen Grafen. Die versammelten Bürger Neapels brachen in Beifallsbekundungen aus, als ein Strom aus Adligen und Klerikern sich durch das Eingangsportal in Richtung des nahen Palastes wand, wo daraufhin ein Bankett ausgerichtet wurde.
Als die Stimmung auf ihren Höhepunkt zusteuerte und der dritte Gang, wenn man denn die kontinuierliche Auftragung erlesener Speisen so bezeichnen konnte, gereicht wurde, nahm Herzog Robert Bohemund beiseite und meinte zu ihm:

"Hör' mal, Bohemund, mir wurde gesagt, die Griechen haben die Bulgaren auf dem Amselfeld besiegt. Wenn wir jetzt nichts unternehmen, kommen wir als nächstes dran. Ich will, dass du einen Präventivschlag gegen Durazzo führst."
"Aber gewiss doch, Vater. Gebt mir genügend Truppen, und ich werde sie für Euch bis Konstantinopel führen."
"Wo denkst du hin! Sobald Durazzo uns gehört, werden wir dem Kaiser ein neues Friedensangebot unterbreiten, das die Rückgabe Epirus' beinhaltet. Wenn wir das geschickt einfädeln, kann er gar nicht Nein sagen. Auf Dauer kann ein Krieg gegen das Oströmische Reich nichts Gutes bringen. Konzentrieren wir uns auf italienisches Land und die Gebiete der Ungläubigen."
"Wie Ihr meint, Herr. Aber ich denke, Michael Dukas ist schwächer, als es den Anschein haben mag."
Dann trennten sich Vater und Sohn wieder, um sich jeweils in anderer Gesellschaft betrinken zu können.

Landung auf Malta
Obwohl Sizilien jetzt, 1074, gänzlich den Normannen unterstand, war es Angriffen muslimischer Piraten oder eines Rückeroberungsversuchs durch die ziridischen Emire von Tunis noch immer ausgesetzt. Also beschloss Herzog Robert, dass es an der Zeit war, die Insel Malta südlich der sizilianischen Küste zu sichern. Die normannische Flotte, die im Vorjahr aus dem Golf von Neapel nach Messina gebracht worden war, umrundete das Südostkap von Sizilien und legte nahe Syrakus an. Richard de Salerno bestieg mit seiner Armee und einigen Langobarden als Verstärkung die Schiffe und landete nach nur einem Tag auf See in einer Bucht im Norden der Insel. Er schlug sein Lager auf der Böschung der gegenüberliegenden Halbinsel auf und liess bis zum nächsten Morgen keine weiteren Befehle ausgeben, bis auf den, kein Feuer anzuzünden, um die Malteser nicht vorzuwarnen. In der warmen Sommernacht hatte niemand etwas dagegen einzuwenden.
Am nächsten Tag wurde das Heer in mehrere Trupps unterteilt, jeweils zwanzig bis dreissig Mann stark, und begann, Dörfer und Bauernhöfe zu plündern. Die Verbindung mit den umliegenden kleineren Inseln und dem afrikanischen Festland wurde durch die Flotte unterbrochen, und als in Mdina dem dortigen Emir gemeldet wurde, was geschehen war, war es bereits zu spät. Malta war von allen Versorgungswegen getrennt. Richard de Salerno beschloss, die Bewohner von Mdina so lange hungern zu lassen, bis sie von selbst aus ihrem Dorf gekrochen kamen.

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Staatsgeschäfte
Herzog Robert brütete im Wohngebäude der Burg zu Palermo nachdenklich über einem Stapel Urkunden. Hin und wieder tauchte er seine Feder in ein Tintenfass. Strich für Strich tilgte er eines der nur noch nominell bestehenden langobardischen Fürstentümer und Herrschaften von der Basilikata bis zu den Abruzzen von der Landkarte. Wer sich widersetzte, würde es mit den normannischen Streitkräften zu tun bekommen. Es war Zeit, den Flickenteppich Süditaliens zu beseitigen, damit er seinen Nachfolgern mehr hinterlassen konnte als ein wirres Gebilde von Besitzungen ohne Verbindung und direkte Kontrolle, damit sie dereinst seinen grossen Traum verwirlichen konnten - die Errichtung eines Königreichs, auf gleicher Stufe mit dem alten Frankreich oder dem ebenso unangefochtenen England. Der Prozess würde nicht so schnell ablaufen, wie er es gern hätte, doch musste ein Anfang getan werden.


Emma d'Hauteville hatte derweil ihre Reise durch Italien fortgesetzt. Es gelang ihr, Handelsbeziehungen mit Venedig und dem deutschen Kaiser auszuhandeln. Letzteres war dringend nötig, denn wie sie wusste, hatte der nach dem Tod Alexanders II. gewählte Papst Gregor VII. ausgezeichnete Beziehungen zu diesem. Dies mochte Seine Heiligkeit über den normannischen Krieg gegen das Byzantinische Reich hinwegsehen lassen, war es doch sein Plan, selbst nach Kleinasien zu reisen und ebenjenen Römern im Krieg gegen die muselmännischen Türken zu helfen, während er die Macht in den Händen Kaiser Heinrichs VII. lassen wollte.


Nachdem die Beziehungen zu allen wichtigen Herrschern Italiens gefestigt waren, musste Robert Guiscard einsehen, dass seine Tochter, aller Schönheit zum Trotz, nicht ewig von Hof zu Hof reisen konnte. Es wurde Zeit, dass die mittlerweile 20-Jährige eine Familie begründete. Das bedeutete auch, dass es an der Zeit war, jemand anderes zu finden, der die diplomatischen Geschäfte übernehmen konnte. Mit Roland de Croton hatte er einen solchen Mann gefunden. Er war ein gebildeter Spross einer Grundbesitzerfamilie, die sich nach der Schlacht von Civitate in der Nähe des Hafens am Ionischen Meer niedergelassen hatte, doch sein Geist sann auf Höheres als ein kleines kalabrisches Weingut.
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Sein Verhandlungsgeschick hatte ihm den wichtigen Posten gesichert und würde in Zukunft hoffentlich auch dem Wohl des aufstrebenden normannischen Reiches dienen.


Invasion in Epirus
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Graf Bohemund d'Hauteville stand breitbeinig an der Kaimauer des Militärhafens von Brindisi. Hier lagen jene Spähschiffe vor Anker, die vor kurzem noch auf der Adriatischen See gekreuzt hatten, ausgebessert und mit Heckkastellen verstärkt. Er beobachtete, wie die Arbeiter Vorräte einluden und geschäftige Kaufleute umher wuselten, um hier oder da noch einen kleinen Kontrakt ab ihrem Lagerbestand mit den Hafenmeistern abschliessen konnten. Den ganzen Vormittag dauerte das an, bis zur Mittagszeit die Luft heiss und schwül wurde. Bohemund wischte sich den Schweiss mit dem Ärmel von der Stirn und bestieg sein Ross, das er in der Nähe untergebracht hatte. Er ritt zum Kastell, nahm schweigend und in Gedanken versunken das Mittagsmahl ein und liess dann nach seinen Rittern und Hauptleuten rufen. Als alle im Hof versammelt waren, schritt er ungeduldig vor den Männern hin und her und erkundigte sich nach der Lage.
"Hugo, sind die Soldaten bereit?"
"Soeben haben die letzten der Bogenschützen ihre Habseligkeiten zum Hafen gebracht."
"Henri, wie steht es um die Pferde un Lasttiere?"
"Sie wurden bereits gestern abend in die Schiffe gebracht."
"Gut. Sind die Seeleute angewiesen?"
"Ja, Euer Gnaden."
"Dann sammelt jetzt jeder sein Fähnlein. Ich erwarte Euch alle um die zehnte Stunde. Es wird mir ein besonderes Vergnügen sein, mir eine Bestrafung für die zu überlegen, die zu spät kommen."
Dann eilte er zu seinem Arbeitszimmer im zweiten Obergeschoss des Kastells, wo ihn sein Bailli erwartete. Nachdem er ihm letzte Anweisungen gegeben hatte, verabschiedete er sich und liess sich in einer Kutsche mitsamt seiner Ausrüstung und Schreibmaterial nebst einer Reihe Bediensteter zum Hafen fahren.
Pünktlich zur zehnten Stunde legte die Flotte ab und setzte Kurs auf Dyrrhachion, wie die Griechen es nannten. Die Überfahrt verlief glatt, offenbar hatte niemand mit dem Manöver gerechnet. Die Schiffe waren den ganzen Nachmittag und die ganze Nacht hindurch unterwegs. Am Tag darauf, es war der 10. August, kam die epireische Küste in Sicht. Bohemund war der erste, der von Bord sprang, als seine Galeere einen seichten Strand zum Landen ausgemacht hatte. Von seiner Kammer im Heckaufbau liess er sich ein längliches Paket bringen.

"Im Namen Gottes und des Papstes nehme ich dieses Land für meinen Vater und Lehnherrn Robert Guiscard in Besitz!", rief er laut in Richtung des Landesinnern aus, als er das Banner, das er in Palermo enthalten hatte, entrollte und in den sandigen Grund steckte.
Nach einem dreitägigen Marsch begann Bohemund endlich die Belagerung von Durazzo.
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Zuletzt geändert von Elendil 03 am 21. August 2018 14:27, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: [AAR] Medieval II Total War - Choceur: Das Königreich Sizilien

Beitragvon Elendil 03 » 24. Juni 2018 17:54

Kapitel IV. Eine eigenmächtige Entscheidung
Bohemund d'Hauteville mag zwar der geborene Anführer sein, doch ist er auch ein Heisssporn. Dies tritt jetzt zutage, als er im Auftrag seines Vaters den Kaiser von Byzanz endlich zu einem Friedensschluss bewegen soll. Der Kurs, den Bohemund einschlägt, ist jedoch ein anderer...

Die Besetzung Durazzos
Bohemund d'Hauteville zögerte nicht lange und liess zwei Rammböcke zimmern, um die Palisaden Durazzos zu zerstören. Einige Tage lang beobachtete er von einer kleinen Anhöhe im Süden der Stadt, wo er sein Zelt aufgeschlagen hatte, die byzantinischen Soldaten, die durch die Strassen patrouillierten und den Stadtbewohnern Anweisungen gaben, wie sie sich im Falle eines Angriffs verhalten sollen.
"Seht diese Narren an! Sie halten sich für die Erben des Römischen Reiches, dochsind diese Weichlinge nicht einmal dazu in der Lage, ihre eigenen Grenzen richtig zu schützen. Das sind keine Soldaten, das kann ich Euch sagen, Pemmo.", raunte er seinem langobardischen Adjutanten zu.
"Man bringe mir meine Rüstung!"
Ein Diener kam herbeigelaufen und reichte Bohemund Kettenhemd und Nasalhelm. Dann legte er ihm die Beinlinge an und gürtete ihm sein Schwert um. Währenddessen setzte der Graf von Apulien sein Gespräch mit Pemmo fort.
"Wollt Ihr also den Angriff wagen, Monseigneur? Ohne Übergabeverhandlungen?"
"Selbstverständlich. Wir sind nicht hergekommen, um uns an den Weinkellern der epireischen Bauern gütlich zu tun."
"Ich verstehe. Doh ist das nicht etwas... voreilig? Wenn ich mich recht entsinne, hat Euer Vater-"
"Zum Teufel mit dem, was mein Vater gesagt hat! Wir müssen den Griechen hier eine Lektion erteilen, sonst stehen statt unser die Türken hier, ehe die Ernte eingeholt wird. Ich erobere Durazzo nicht, um gleich wieder Frieden zu schliessen!"
Pemmo erinnerte sich an die Schreckensbotschaft, die vor drei Jahren die Runde durch Europa gemacht hatte: In der Schlacht von Manzikert war fast die ganze Armee des Kaisers Romanos Diogenes aufgerieben und dieser selbst vom Grosstürken gefangengenommen worden. Als er nach einer Lösegeldzahlung nach Konstantinopel zurückkehren wollte, hatte die Familie Dukas ihren Abkömmling Michael, einen dichtenden und musizierenden Schwächling, auf den Thron gesetzt. Romanos wurde geblendet und, wie es hiess, auf die Prinzeninseln verbannt, wo er elendig starb. Der neue Kaiser frönte den Künsten, während ihm die Türen ganz Anatolien entrissen, während sein habgieriger Logothet Nikephoritzes die Bevölkerung auspresste.
"Wie Ihr wünscht, mein Herr."
Dann ging Pemmo hinaus, schickte nach den Hauptleuten und trug ihnen auf, sich so bald wie möglich mitsamt ihren Truppen auf den Feldern vor der Stadt einzufinden.
Nach etwa zwei Stunden war es so weit.

Die Belagerung von Durazzo (Öffnen)
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Bohemund teilte seine Truppen auf; die eine Ramme wurde zur Westseite der Stadtverteidigungen beordert, die andere hielt sich südlich der Stadt. Da die Verteidiger keine Soldaten auf die Mauern führen konnten, weil sie keine Wehrgänge besassen, liess Bohemund seine normannischen Bogenschützen zunächst ohne jede Eile aufs Geratewohl über die Palisade schiessen, bis ihnen ein grosser Teil der Munition ausgegangen und der Feinde zum Opfer gefallen war.
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Danach brachte er die Rammen an die Pfähle und liess sie durchbrechen. Kaum war eine Bresche geschlagen, ergriffen die durch den Pfeilhagel demoralisierten Byzantiner das Hasenpanier und liefen zum Marktplatz. Zornentbrannt setzte Bohemund mit seiner eigenen Leibwache nach.
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Die Reiter hieben einige von ihnen nieder und stiessen erst auf dem Platz wieder auf Widerstand, wo die Söldner, die der
Doux aus dem Kampf gegen die Bulgaren mitgeführt hatte, ausharrten. Ein Teil der normannischen Bogenschützen schlug einen Weg durch die Gassen ein, erhielt erstaunlicherweise die Disziplin aufrecht und stellte sich so auf, dass die Schützen die Söldner von zwei Seiten ins Kreuzfeuer nehmen konnten, bis sie keine Pfeile mehr hatten. Danach stürmten Bohemunds Speerträger und Axtkämpfer herein, seine Leibwache ritt an den Verteidigern vorbei und zermürbte sie in mehrern Anstürmen von hinten, wobei auch der Statthalter sein Leben liess, der mit seinen Soldaten kämfte. Erst als der Letzte von ihnen gefallen war, konnte Bohemund sein blutverschmiertes Schwert abwischen.

Gespannt warteten seine Soldaten auf ein Zeichen, was jetzt geschehen soll. Stattdessen hielt er sie zurück und rief laut in schlechtem Griechisch:
"Bürger Dyrrhachions! Seid ihr die Unterdrückung, die Ausbeutung durch Euren Kaiser satt, der Euch nicht schützen kann? Die Steuereintreiber, die Zwangsrekrutierungen, die Teuerung? Dann akzeptiert eure neuen Herren und klammert Euch nicht länger an eine Regierung, die euch nichts Gutes bringen kann! Kommt her und zeigt euch, für eine bessere Zukunft!"
Langsam kamen die Leute aus ihren fest verschlossenen Häusern, erst die jüngeren, dann die älteren. Alle hatten schon von den normannischen Plünderexzessen in Brindisi gehört, doch irgend etwas an dem Mann, der hier auf ihrem Marktplatz stand und sprach, wie man es noch nie von dem Eroberer einer Stadt gehört hat, hatte etwas an sich, das sie nach und nach ihre Bedenken vergessen liess.

Der Griechenland-Feldzug
Nach der Chronik des Gaufredus Malaterra
Nachdem also Graf Bohemund mit Gottes Hilfe den Sieg über die Griechen erstritten hatte, sandte er sogleich die Flotte, die den Hafen von Durazzo blockiert hatte, nach Messina, um die dort im Hafen festsitzenden normannischen Schiffe zu befreien.
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Hiernach bildete er einige Spähtrupps, bestehend aus dem Kämpfern seiner Armee, aber auch einiger epireischer Kleinbauern, die seine Reihen füllten. Sie erkundeten die Verkehrstrassen, die Via Egnatia in Richtung Nordosten und die Küstenstrasse nach Süden. Auf der Höhe von Prizren, dem alten Theranda, erblickten sie das Lager einer grossen griechischen Armee unter dem Kommando des aus Brindisi entflohenen Avartuteles. In der Nähe waren sie auch auf eine venezianische Grenzpatrouille gestossen.
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Die Schlacht von Prizren (Öffnen)
Als dies dem Grafen Bohemund vermeldet ward, zögerte dieser nicht lange, sondern versammelte seine Getreuen und brach ungeachtet des harten Winters, der sich anbahnte, dorthin auf. Er liess keine Garnison in Durazzo zurück, sondern vertraute auf die örtliche Miliz. Um diese Jahreszeit würde kein Stratege einen Gegenangriff auf Durazzo wagen. Mit dieser Gewissheit marschierte er bis er zu einem Hügel oberhalb des Drin-Tales. Der Fluss führte wegen der Kälte kaum Wasser. Am Hang nahm das gräfliche Heer nach kurzer Rast die Schlachtordnung ein.
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Der über den Vorstoss verwunderte Avartuteles zog den Normannen bis zum Rand des Uferwaldes entgegen, wo seine rechte Flanke durch das Flusstal geschützt war. Die Heere trennte jetzt nur noch eine flache Mulde, wobei die Normannen insgesamt auf die Feinde herabsehen konnten. Einige Einheimische in der griechischen Armee eröffneten das Feuer auf die Normannen, als diese den Griechen gegenüber Stellung beziehen wollten.
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Die Leibwache des Grafen erklomm die Hügelkuppe, wandte sich dann aber nach links, auf den Feind zu, und ritt die Flanke der Byzantiner nieder, als sich diese formierte.
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Gleichzeitig rückte die normannische Infanterie vor, mit dem Axtkämpfern zuvorderst. In diesem Moment der Schlacht machte der unerfahrene Avartuteles einen fatalen Fehler: Er beorderte seine Hauptschlachreihe zu diesen Axtkämpfern und zu Bohemunds Leibwache. Beide zogen sich aber zurück und die langobardischen Speerträger stürmten mitten in die ungeschützte Flanke der Griechen. Entlang der ganzen Schlachtlinie wurde jetzt gekämpft.
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Auch die Reserve der Griechen vermochte es nicht, das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden.
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Bald brach der Kampfgeist der Griechen, und die Normannen verfolgten die Fliehenden das Flusstal hinab.
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Mitsamt den Gefangenen, darunter auch Avartuteles, zog sich der Graf nach Durazzo zurück. Er forderte den Kaiser in einer Depesche zu einer Lösegeldzahlung auf, doch dieser lehnte ab. Die gefangenen Griechen wurden zum römischen Glauben bekehrt und nach Sizilien geschickt, wo sie in weit auseinander liegenden Gütern als Knechte eingesetzt wurden. Den früheren Katepan schickte Bohemund in die Gefangenschaft nach Palermo.

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Zuletzt geändert von Elendil 03 am 21. August 2018 14:33, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: [AAR] Medieval II Total War - Choceur: Das Königreich Sizilien

Beitragvon Elendil 03 » 1. Juli 2018 15:24

Kapitel V. Der griechische Krieg
Durch diese Ereignisse war Bohemund d'Hauteville für den römischen Kaiser entschieden zu weit gegangen. Er zieht seine Armeen zusammen, um die Eindringlinge zu vertreiben. Gleichzeitig setzt er sein Agentennetzwerk in Gang. In Palermo dagegen wird nur langsam klar, was genau vorgefallen ist und welche Auswirkungen Bohemunds Dickköpfigkeit haben würden.

Der Ausfall von Mdina
Die Belagerung von Mdina (Öffnen)
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An einem Abend des Spätherbstes 1074 war vom Lager Richard de Salernos aus eine seltsame Hektik hinter den Mauern von Mdina zu beobachten. Richard zählte eins und eines zusammen und führte seine Reiter und Fusssoldaten vor das Westtor. Die Verteidiger, deren Vorräte mittlerweile verbraucht waren, reagierten und kamen herausgestürmt, fest entschlossen, die Blockade mit letzten Kräften aufzuheben.
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Richard liess vor seinen muslimischen Bogenschützen brennende Fackeln in den Bogen rammen. Die Schützen umwickelten ihre Pfeile mit ölgetränkten Lumpen und entzündeten sie, bevor sie sie auf die undisziplinierten Malteser losliessen.
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Dann schickte Richard Reiter und Fussoldaten den Muslimen entgegen. Unter dem vereinten Ansturm inmitten der rauchenden Geschosse wandten sie sich schnell wieder zur Flucht durchs Stadttor, doch auf dem Weg wurden sie von den normannischen Rittern und ihren Knappen niedergeritten. Bald war das Schicksal der Insel Malta entschieden. Richard zog siegreich in den Turm der Stadt ein.

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Nach eingehender Begutachtung der Befestigungsanlagen befand Richard, dass sie zum Schutz der sizilianischen Küste nicht erforderlich seien. Es schien ihm besser, sie schleifen zu lassen, um Platz für einen Ausbau des Hafens zu schaffen.
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Bald darauf überbrachte eine Abordnung der Notabeln des Reiches Herzog Robert 2000 Solidi zum Dank, dass er auf ihren Rat gehört und Mdina erobert hat.


Unter die Haube
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Endlich fand Robert Guiscard nach langem Suchen den ersehnten Gatten für seine Tochter. Er war auch nicht mehr der Jüngste, aber Emma... Robert überlegte. Sie musste mittlerweile über 25 Jahre alt sein. Albert de Potenza war ein talentierter, nicht unerfahrener Organisator und Logistiker, fromm und treu. Als Brautgeschenk erhielt er ein paar Morgen mit Olivenhainen bepflanztes Land an der Nordküste Siziliens um die Handelsstadt Trapani.

Erschreckende Neuigkeiten
Der Herzog von Neapel und Sizilien sass in seinem Arbeitsraum in der Burg von Palermo und begutachtete eine Auflistung seiner Streitkräfte, als er ein Klopfen an der Türe vernahm.
"Herein!"
Ein Sergeant führte eine abgerissene Gestalt herein, die sich bei näherem Hinsehen als ein kleiner Beamter aus Brindisi entpuppte.
"Was führt dich hierher?"
"Hoheit, ich bringe üble Kunde aus Epirus!"
"Weshalb denn? Ich dachte, Bohemund sei kaum auf Widerstand gestossen?"
"Doch. Der Kaiser hat eine Armee geschickt, das Land zurückzuerboern."
"Was ist mit Bohemund geschehen?"
"Ihr braucht Euch vorerst keine Sorgen um ihn zu machen, Hoheit. Er hat die römische Armee besiegt."
"Das sind doch gute Neuigkeiten."
"Nein. Der Kaiser ist nicht besonders gut auf Euch und Bohemund zu sprechen. Ich fürchte, dieser Krieg wird sich noch eine Weile hinziehen."
"Verflucht! Ich hätte wissen müssen, dass der Junge sich nicht zu beherrschen weiss."
Ja, dazu ist er Euch zu ähnlich, dachte der Bote. Doch er wäre ein Narr gewesen, hätte er diesen Gedanken laut ausgesprochen.
Augenblicklich liess Herzog Robert seinen Sekretär rufen und diktierte ihm einen scharfen Brief, in dem er Bohemund zurechtwies und ihm einschärfte, ohne seine Einwilligung ja keine weitere Übergriffe auf römische Streitkräfte oder Gebiete zu unternehmen. Dann liess er Roland de Croton zu sich rufen.

"Roland, ich will, dass Du mir jetzt zeigst, ob du für etwas zu gebrauchen bist. Du wirst in Bari in drei Tagen ein Schiff besteigen, das dich nach Durazzo bringt. Versuche, einen römischen Bevollmächtigten ausfindig zu machen. Und habe ein Auge auf meinen dickköpfigen Sohn."
"Ge...Gewiss, Herr. Ich breche noch heute auf."
Etwas ratlos kehrte Roland zu seinem Haus zurück, um sich auf die Reise vorzubereiten.

Hochmut...
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Leon Diabatenos, ein römischer Gesandter, hatte den weiten Weg nach Dyrrhachion auf sich genommen, um eine Audienz bei Bohemund d'Hauteville zu erhalten. Jetzt stand er im Saal des ehemaligen Statthalterpalasts und erdreistete sich, im Namen seines Kaisers die Unterwerfung Herzog Robert Guiscards zu fordern. Bohemund lehnte ab, erinnerte sich aber an die schweren Vorwürfe, die ihm sein Vater gemacht hatte. Pflichtbewusst bot er an, sich aus Epirus zurückzuziehen, wenn der Kaiser dafür Frieden mit den Normannen schliessen würde. Der Grieche lehnte empört ab und verliess grusslos den Saal.
Als erkenntlich wurde, dass keine der Seiten der anderen weitreichende Zugeständnisse machen wurde, forderte Bohemund in Italien Verstärkung an.
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Sein Vetter Abagelard d'Hauteville folgte seinem Ruf und setzte mit einem kleinen Heer ebenfalls nach Griechenland über.
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Vor dem Hafen von Messina erschienen einige römische Spähschiffe. Der Hafenkommandant beschloss, sie zur Schlacht zu stellen, und versenkte sie. Eine vorbeirudernde genuesische Patrouille blieb dabei passiver Beobachter.


Ein fürstliches Geschenk
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Um den Krieg gegen die Römer zu bezahlen, entrichteten die kampanischen Adligen eine freiwillige Sondersteuer. Mithilfe des Bauprogramms und der Abgaben des Adels war es endlich gelungen, die maroden Staatsfinanzen zu sanieren. Jetzt war Herzog Robert bereit, dem römischen Kaiser die Stirn zu bieten.
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Re: [AAR] Medieval II Total War - Choceur: Das Königreich Sizilien

Beitragvon Elendil 03 » 17. Juli 2018 18:16

Kapitel VI. Mehr als nur ein Brückenkopf
Durazzo ist in der Hand der Normannen; Robert Guiscard steht stärker da als je zuvor. Das Staatengebilde wächst zu einer respektablen Macht hervor, die auch nach aussen geschlossen auftreten kann. Die jüngsten Erfolge hatten die Moral des normannischen Heeres gehoben, aber auch Neider erregt.

Keine gute Nachricht
Im Audienzsaal der Burg von Palermo war es angenehm kühl. Die ganze Anlage war inzwischen eine einzige Baustelle, Robert Guiscard gedachte, mit der Renovation ein beeindruckendes Statussymbol schaffen zu können, zumal jetzt, da er es sich leisten konnte. Doch alles war noch weit von der Vollendung entfernt. Der Herzog sass auf einem Thron aus Kiefernholz, dessen reiches Schnitzwerk Schlachtszenen darstellte. Gerade hatte er einen Streit zwischen zwei seiner Ritter um einen Gutshof in Apulien geschlichtet, als ein Diener eintrat und nach einer kurzen Verbeugung einen venezianischen Herold ankündigte.
"Soll hereinkommen!", beschied Robert knapp.
Der Diener verneigte sich abermals und verschwand im Vorraum. Dann waren Schritte zu hören, kurz darauf trat ein junger, gut frisierter Mann in rotem Wappenrock durch die Türe, durchmass den Saal mit langen Schritten und neigte leicht das Knie, als er vor dem Thronpodest stand.
Robert Guiscard zog eine Augenbraue hoch. Von fremden Gesandten erwartete er, dass sie sich auf beide Knie niederliessen.
Dem Venezianer huschte eine Art schräges Grinsen über das Gesicht, als er an einer Pergamentrolle an seinem Gürtel herumnestelte.

"Hoheit, ich bringe Euch Nachricht von der Erlauchtesten Republik. Und es ist keine gute - für Euch zumindest, wil mir scheinen.
Der Gesandte reichte dem Herzog den Brief und trat einen Schritt zurück. Dieser entrollte sie mit gerunzelter Stirn und missfälliger Miene. Einer der Leibwächter auf seiner linken Seite schielte nach dem Inhalt des Schreibens, ohne dass sein Herr davon Notiz nahm. Doch war er der lateinischen Sprache ohnehin nicht mächtig.
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"Nun gut. Habt Ihr mir noch etwas zu sagen, bevor Ihr geht?", fragte Robert Guiscard nach der Lektüre ruhig. Der Venezianer trat verlegen von einem Fuss auf den anderen.
"Nein, Hoheit."
"Dann nehmt diesen Wisch wieder mit!"
Robert knüllte das Pergament zusammen und warf damit nach dem Herold.
"Meinetwegen verfüttert es an die Fische der Lagune. Und jetzt geht mir aus den Augen!"
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Der grössere Zusammenhang
Als Bohemund d'Hauteville von der venezianischen Kriegserklärung erfuhr, entsandte er sofort ein paar Kundschafter nach Norden. Sie sollten ihn über die Truppenbewegungen Venedigs auf dem Laufenden halten. Wie er erfuhr, hatte der oströmische Kaiser dem Dogen die stark befestigte Stadt Ragusa an der kroatischen Küste überlassen. Dort wurde jetzt eine Armee zum Einfall in Epirus zusammengezogen.
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Die Vorhut dieser Armee wurde auf dem Rückweg im nördlichen Albanien entdeckt. Kaum war dies Bohemund gemeldet worden, versammelte dieser seine Leibwache und verliess Durazzo, um die etwa 150 Mann zählende venezianische Truppe zu stellen.

Die Schlacht am Kollata-Pass (Öffnen)
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Als der Reiterzug an einem nebligen Tag des Septembers gerade an einem Waldstück im Prokletije vorbeizog, schrie einer der Leibwächter entsetzt auf:
"Ein Pfeil!"
"Was?", gab der apulische Graf zurück, der durch seine Ohrenklappe hindurch den Ausruf nicht verstanden hatte.
"Hier ist gerade ein Pfeil durchgeflogen, direkt vor-"
"Obacht!"
"Ausschwärmen!"
Die kühle Höhenluft wurde erfüllt von Surren dutzender Bogensehnen, als die Ritter aufs offene Gelände davonstieben. Zum Glück für die Normannen wurde niemand verletzt, die meisterhaft gearbeiteten Kettenhemden liessen die Jagdpfeile mit der breiten Spitze einfach abprallen. Aus dem Wald drang ein gedämpftes "Verfolgt sie! Zielt auf die Pferde!", als die ersten der Schützen ein kleines Stück unterhalb zwischen den Bäumen hervorkamen. Die abgerissenen, schlecht ausgerüsteten Gestalten boten ein jämmerliches Bild, doch einer trug eine Flagge mit dem Markuslöwen. Bohemund wendete sein Pferd, seine Getreuen taten es ihm nach und preschten auf die venezianischen Soldaten zu. Diese besannen sich auf der Tapferkeit besseren Teil und liefen davon.
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Allein, es nützte nichts: Unter dem Reiteransturm knickten sie um wie Grashalme.
Inzwischen waren einieg Speerträger aus dem Wald hervorgekommen und wolten sich gerade ins Getümmel werfen, als die Normannen die letzten der Bogenschützen aufrieben. Als sie die Gefahr erkannten, ritten sie den Hang hinauf und bereiteten sich zum neuerlichen Ansturm vor. Die Venezianer aber stezten ihnen nach. Nach einer kurzen Verfolgung machten die Reiter an einer Klippe kehrt und galoppierten mitten in die Speerträger hinein.
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Das war das Ende der venezianischen Vorhut. Die Fliehenden wurden einfach niedergemtzelt, Bohemund machte an diesem Tag keine Gefangenen.

Nach der Schlacht kehrte Bohemund mit seinen Reitern nach Durazzo zurück, wo er erfreut einen weiteren Verstärkungszug begrüssen konnte: Herman d'Hauteville, ein Vetter, Sohn des Humfred d'Hauteville, hatte sich, wie schon sein Bruder Abagelard, mit seinen Leuten auf Geheiss Herzog Roberts von seinem Lehen in der Capitanata nach Griechenland aufgemacht, um Bohemund zu unterstützen. Ihn betraute Bohemund nun mit der Verwaltung Durazzos und der Verteidigung im Falle eines venezianischen Angriffs. Er selbst bracht zusammen mit Abélard und dessen Armee nach Osten auf.
Unweit der Via Egnatia trafen einige Vorrat suchenden Normannen auf die südwärts marschierende Armee eines kleinen albanischen Fürsten, der offensichtlich auf Raub aus war. Nach kurzer Überlegung teilte Bohemund das Heer auf: Die Infanterie marschierte unter einem Stellvertreter weiter, Bohemunds und Abagelards Ritter zerstreuten das schlecht ausgebildete Plündererheer und nahmen den Fürsten gefangen. Nachdem sie von seiner Ortskenntnis Gebrauch gemacht, sich seiner Treue versichert und ihm Lebensmittel zur Versorgung der Armee abgenötigt hatten, liessen sie ihn, ungefährlich, wi er jetzt war, auf seine Burg zurückkehren.
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Während des ganzen Marsches trafen die Normannen nicht auf römische Streitkräfte. Offensichtlich waren alle noch in Bulgarien, um dort für Ruhe zu sorgen, oder wurden in Anatolien enigesetzt. Die normannische Invasion war nicht das einzige Problem des Kaisers am Bosporus.
Erst als die Armee Makedonien durchquert hatte, lies Bohemund Halt machen. Vor den Normannen lag die reiche Hafen- und Garnisonsstadt Thessaloniki. Doch wurde sie, den Berichten einiger gefangengenommener Bauern zufolge, nur schwach verteidigt. So rüstete sich Bohemund d'Hauteville zur Belagerung.
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Unterdessen hatte Herzog Robert Tankred von Hunefloth, der als Knappe vor sechs Jahren den Emir von Palermo erschlagen hatte, nach Malta geschickt, um Richard de Salerno und seine Streitkräfte abzuholen. Mit ihm reisten die Kontingente mehrerer normannischer Adliger aus Sizilien, die er in Syrakus zurückliess. Nachdem er Richard dort nicht vorfand, stach er von dort aus alleine auf einer Galeere der rasch aus allen sizilianischen und kalabrischen Häfen zusammengezogenen Flotte in See.
Als er an einem Abend in Mdina an Land ging, liess er sich sogleich auf Richards Landhaus führen. Dort angekommen, wurde er herzlich empfangen. Nach einem reichlichen Abendessen eröffnete Tankred dem Herrn über Syrakus und Malta die unerfreulichen Nachrichten.

"Ich danke Euch sehr für Eure Gastfreundschaft, Richard."
"Es war mir eine Freude. Doch habt Ihr mir noch nicht den Grund für Euren Aufenthalt hier verraten. Ihr seid ein gemachter Mann, Tankred. Erst Eure Heldentat in Palermo, dann Eure geschäftlichen Erfolge mit - was war es schon wieder - ach ja, Salz natürlich. Wenn Ihr es nicht verdient hättet, ich würde es Euch glatt neiden! Jedenfalls hatte ich Euch zuhause in Marsala vermutet."
"Da war ich bis vor vier Wochen auch, als mich der Herzog zu sich rief. Ihr wisst, dass sein Sohn Bohemund einigermassen in Schwierigkeiten steckt..."
"Ihr müsst wissen, ich bin nicht immer hier. Nur, um etwas... ähm... Zerstreuung zu suchen. Ansonsten nehme ich meine Pflichten als Graf von Syrakus wahr, und in der Funktion bekommt man auch gelegentlich etwas von der Welt mit."
"Vielleicht solltet Ihr etwas weniger den Zerstreuungen der Insel Malta nachgehen. Dann wüsstet Ihr nämlich, dass die Republik Venedig uns den Krieg erklärt hat."
Richard verschluckte sich fast am Wein in seinem Mund. Mit einer raschen Bewegung knallte er den Becher auf den Tisch und wischte sich mit einem Tuch über den Mund.
"Mein Gott! Und das bedeutet-"
"Dass der Herzog Eure Heerfolge einfordert. Er befürchtet einen Angriff auf Durazzo"
"So? Na schön, was bleibt mir auch anderes übrig?"
Am nächsten Morgen war der Zerstreuung ein Ende, als Richard mitsamt Gefolge und Tankred selbst nach Syrakus hinüberfuhr, um die dortige Garnison abzuholen und sich nach Durazzo bringen lassen.
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Zuletzt geändert von Elendil 03 am 21. August 2018 14:41, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: [AAR] Medieval II Total War - Choceur: Das Königreich Sizilien

Beitragvon Elendil 03 » 10. August 2018 19:20

Kapitel VII. Die Strasse zum Neuen Jerusalem
Thessaloniki, die zweitwichtigste Stadt des Oströmischen Reiches auf dem Balkan, war von den Normannen umzingelt. Im Westen verwüsteten noch immer die bulgarischen Horden die dalmatische und illyrische Küste, während das Heer im Osten nur unter grösster Mühe und schweren Verlusten die Stellung gegen die türkischen Muselmannen hielt. Unabhängige Beobachter kommen nicht umhin zu bemerken, dass das Imperium seit den Tagen Konstantins IX. nicht in solche Bedrängnis geraten war. Doch noch war nicht alles verloren: Die Repulik Venedig hatte dem Kaiser die Treue gehalten und einen Plan ins Auge gefasst, die normannischen Barbaren im Rücken anzugreifen.

Strategische Variationen
Nun stand Richard de Salerno also wieder in einem Feldlager. Zum ersten Mal seit der Einnahme Palermos vor bald sechs Jahren waren die Grossen des jungen Reiches um einen kleinen Tisch versammelt, überhäuft mit Karten, Berichten, Auflistungen und überspannt von den Stoffbahnen des Kommandozeltes in der Nähe von Durazzo. Doch ausgerechnet die Herrscherfamilie fehlte. Bohemund harrte vor Thessaloniki aus, einer Stadt, die zuletzt, im Jahre 904 von den Sarazenen erfolgreich belagert worden war. Herzog Robert und Graf Roger waren zuhause und organisierten den Nachschub. Es gab vieles zu besprechen. Richard oblag als dem ranghöchsten Lehnsmann des Herzogs der Oberbefehl.
Nachdem sie ihren Plan gefasst hatten, gingen die Fürsten hinaus und schworen ihre Leute auf das ein, was kommen würde. Bald schon sollen sie die Schiffe besteigen und Segel setzen - und ihr Ziel hiess nicht etwa Korinth oder Mystras, sondern Ragusa. Die venezianische Armee hatte es, so hiess es, verlassen, um dem nach Pannonien vordringenden Bulgarenzaren Einhalt zu gebieten.
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Unterdessen hatte der oströmische Kaiser mit der Einnahme von Stari Ras seine eigenen Auseinandersetzungen mit den Bulgaren noch ein Mal für sich entscheiden können.
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Doch die Normannen hatten auch beschlossen, es noch ein Mal auf friedlichem Wege zu versuchen. Sie sandten Roland de Croton nach Ragusa, um dort mit dem Sohn des Dogen zu verhandeln. Roland versuchte es mit allen Mitteln - Drohungen, Geschenke, das Angebot strategischer Informationenen, doch blieb er erfolglos.
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Kaum wurde der Fehlschlag in Durazzo gemeldet, versammelte sich das Heer und die kleine Transportflotte legte ab und segelte nach Norden. Unterwegs kamen noch eine Handvoll frische Rekruten aus Neapel und Benevent hinzu. Unmittelbar nordwestlich des schwach verteidigten Ragusa fanden sie die venezianische Armee vor. Jemand oder etwas hatte sie dazu bewogen, umzukehren. Doch zum Glück für die Normannen hatten sie ihr Lager direkt vor der Stadt aufgeschlagen, ausserhalb der schützenden Mauern. In der Nacht gab Richard de Salerno den Befehl zum Angriff. Die Banner wurden entrollt, doch in der Stadt war in dieser Nacht nichts von den Normannen zu hören oder zu sehen. Die Flotte, die sie an Land gebracht hatte, näherte sich dem Hafen der Stadt in deren Gravosa genanntem Teil, bereit, den Verkehr von Schiffen und Waren vollständig zu unterbrechen.

Die Schlacht von Gravosa (Öffnen)
Richard wusste, dass das feindliche Aufgebot nur aus Speerträgern und leichten Reitern bestand. Deshalb versuchte er, seine Vorteile bei der Reiterei zu nutzen, indem er seine eigene und Herman d'Hautevilles schwere Leibwache zusammen mit je einer Schar Knappen an den Flanken aufzustellen. Vor die Schlachtlinie aus normannischen und langobardischen Speerträgern liess er Holzpfähle zum Schutz vor frontalen Reiterattacken einrammen. Die Fussoldaten bildeten einen Schildwall, entschlossen, den Feind standhaft zu erwarten und keinen Handbreit zurückzuweichen. Im ersten Glied positionierte Richard seine Bogenschützen, um die feindlichen Linien mit einigen Pfeilsalven auszudünnen, bevor sie seine eigene erreichten.
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Der venezianische Befehlshaber war zwar überrascht, aber nicht überrumpelt. Er nahm die Herausvorderung voll Zuversicht über die geringere Grösse des normannischen Heeres an und liess seine Truppen in einer Linie antreten, ohne die Garnison der Stadt zu alarmieren. Dann gab er das Zeichen zum Angriff. Die Speerträger rückten in geschlossener Formation vor, während die Reiter in der Reserve blieben. Ein hervorragendes Ziel für die geübten normannischen Bogenschützen.
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Als die Venezianer innehielten und dann plötzlich unter lautem Geschrei losstürmten, brach plötzlich eine Flut von Reitern zwischen ihnen hindurch. Die Bogenschützen liessen ihre Waffen sinken und wandten sich panisch um, doch wurden sie allzu schnell von den johlenden Kavalleristen erreicht. Viele Pferde blieben in den spitzen Pfählen hängen, doch einige Lanzenstösse fanden ihr Ziel. Die nächststehenden Normannen lösten den Schildwall auf und eilten ihren Kameraden zur Hilfe. Der Rest traf nur wenige Sekunden später von den feindlichen Speerträgern erreicht. Hermans Garde hatte sich inzwischen um das eigene Fussvolk herum bewegt und sich bereit gemacht, den Venezianern in den Rücken zu fallen, doch drehten zwei Kompanien italienischer Sergeants ab und kamen auf die Reiter zu. Herman liess seine Ritter mitten hineinreiten und richtete unter ihnen ein furchtbares Gemetzel an, bevor er sich zurückzog und die Reserven der Feinde angriff.
Richard hatte unterdessen mit seiner Kavallerie die venezianischen Reiter ausgeschaltet und stürmte nun seitlich in die kämpfenden Speerträger. So erzielte er den erwünschten Effekt: Die übrigen Venezianer sahen ihren rechten Flügel unter dem Druck von beiden Seiten zusammenbrechen und suchten ihr Heil in der Flucht.
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Richard setzte ihnen nach, während die Fusssoldaten Herman unterstützten, dessen Angriff weniger erfolgreich gewesen war. Herman selbst lavierte sich und seine Reiter aus der unangenehmen Situation heraus und verfolgte die fliehende venezianische Kavallerie.
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Mit einem letzten Ansturm von Richards Garde war die Schlacht entscheiden. Die überlebenden Venezianer wurden aufgerieben oder zerstreuten sich in alle Winde.


Mit dem Rücken frei und dem Hafen blockiert, schnitt Richard die Festungsstadt Ragusa auch auf dem Landweg von der Versorgung ab.

Tür und Tor
Bohemund konnte sein Glück kaum fassen. Die Berichte seiner Späher hatten ihn nicht getrogen: Thessaloniki schien wirklich leer. Aus ganz Thessalien waren die waffenfähigen Männer an die Grenzen berufen worden. Noch dazu waren die Mauern in schlechtem Zustand und mit hölzernen Verteidigungswerken notdürftig instand gebracht worden.
Nach kurzer Belagerung, gerade Zeit genug für seine Zimmerleute, einige Sturmleitern und eine Ramme zu fertigen, wies Bohemund seinen Truppen Belagerungsgerät zu und formierte das Heer vor der Stadt.
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Wie es seine Art war, liess sich Bohemund die Gelegenheit für eine Motivationsrede nicht nehmen.

"Meine Freunde! hier stehen wir vor Thessaloniki. Diese Stadt ist - auch wenn die Befestigungen anderes schliessen lassen - der zweitwichtigste Hafen dessen, was vom Römischen Reich noch übrig ist. Das bedeutet reiche Beute für uns alle!
Doch das ist noch nichts im Vergleich zu dem, was dahinter wartet. Hinter diesen Mauern liegt die Strasse nach Konstantinopel, der Goldenen Stadt! Wir wollen uns nicht lange mit diesem Ort hier aufhalten, wo es doch andernorts noch viel mehr zu holen gibt. Macht alles nieder, was sich euch in den Weg stellt, denn wir sind in Eile. Vorwärts!"

Die Belagerung von Thessaloniki (Öffnen)
Die normannischen Kämpfer konten die Mauern ohne Widerstand nehmen und drängte sich alle in der Strasse, die zum Marktplatz führte. Zuvorderst standen die Bogenschützen. Nach kurzem Marsch entdeckten sie eine kleine Gruppe von Reitern um den byzantinischen Archonten auf dem Marktplatz. Bohemund verschwendete keinen Gedanken daran, dem Statthalter ein Kapitulationsangebot zu machen, nachdem er schon in die Stadt eingedrungen war. Die Bogenschützen spannten ihre Sehnen und liessen einen Pfeilhagel auf die Reiter niedergehen. Die Römer ritten auf die Normannen, die Schützen rannten davon. Jetzt wurde die Enge der Strasse den Verteidigern zum Verhängnis. Einer nach dem anderen wurden die schwerfälligen Reiter aus ihren Sätteln gezerrt und abgestochen.
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Nach kurzem, blutigen Kampf schritten die plünderwütigen Normannen über die Leiche des Archonten hinweg und strömten ins Stadtzentrum. Um den Thessalonikern, die sich feige versteckt hatten eine Lektion zu erteilen, lies Bohemund ihnen freie Hand und beanspruchte nur einen Teil der Stadt für die Auffüllung seiner Kriegskasse.

In einem Brief an Abagelard de Hauteville, der in Durazzo zurückgeblieben war, unterrichtete Bohemund die Normannen von seinem neuesten Erfolg. Er liess eine kleine Garnison in Thessaloniki zurück, um die Öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, ordnete die Reinigung der Kirchen und der Neuweihe nach lateinischem Ritus an und schickte die Fusssoldaten vor, damit er selbst und Herman de Hauteville ihre Angelegenheiten regeln und dann mit den Reitern nachziehen konnten. Doch nachdem sie zwei römische Truppenverbände gesichtet hatten, unterbrachen das Fussvolk seinen Vormarsch und sandte an Bohemund, um neue Anweisungen zu empfangen.
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Es war keine grosse Überraschung, als Bohemund den Angriff befahl.

Die Schlacht von Adrianopel (Öffnen)
Bei näherem Hinsehen entpuppte sich die römische Armee, die in der Nähe von Adrianopel marschierrte, als Verstärkunstrupp aus einer Einheit der gefürchteten warägischen Söldner des Kaisers, die infolge der ausbleibenden Soldzahlungen zu Plünderungen übergegangen war. Ihnen hatte sich eine Truppe einheimischer Bauern angeschlossen. Doch die Anführer der normannischen Vorhut wollten kein Risiko eingehen. Die Axtkämpfer gaben den Bogenschützen deckung, als sie von zwei Seiten her die Bauern mit Pfeilen beschossen.
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Nachdem sie ausgeschaltet waren, visierten sie die Waräger an. Hilflos versuchten sie abwechselnd, das mörderische Feuer erst von der einen, dann vor der anderen Seite zu unterbrechen. Doch kaum rannten die Schützen des linken Flügels, mussten die Waräger denen auf dem rechten den Rücken zuwenden. So wurden sie einer nach dem anderen trotz ihrer furchterregenden Äxte und erstklassigen Kettenhemden einfach niedergeschossen.
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Nach dem Geplänkel setzten die Normannen ihren Marsch fort, die weit abseits liegende zweite römische Armee am Hellespont in Ruhe lassend. Bald schlossen auch die Reiter auf. Wenige Tage darauf erreichte Bohemunds Armee endlich die Ebene vor Konstantinopel.
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Der Anblick, der sich ihnen bot, war wahrhaftig überwältigend. Zwischen dem Goldenen Horn und dem Marmarameer erstreckte sich die mächtigste Befestigungsanlage der Welt mit drei Mauern hintereinander, jede höher und stärker als die davor; mit breiten Gräben, dutzenden von Türmen und nicht weniger als zwölf Toren. In der Ferne glänzte die gigantiache Kuppel der Hagia Sophia, der grössten Kirche der Christenheit, und vom Xylokerkos-Tor zog sich eine bis auf einige Richtungsänderungen schnurgerade, arkadengesäumte Prachtstrasse durch die gesamte Stadt und ihre Foren bis zum Hippodrom beim kaiserlichen Palast. Selbst Bohemund verharrte einen Moment ehrfürchtig, als er den Blick in die Tiefe schweifen liess. Dann besann er sich auf seine Rolle als Feldherr, straffte die Schultern und blickte dann ein zweites Mal über die Stadt, diesmal in Querrichtung, entlang der Mauern. Der Graf drehte sich um und meinte zu seinen Begleitern:

"Hier. Hier müssen wir angreifen, wenn es so weit ist. Das ist die Stelle."
Bohemund hob den Arm und zeigte auf den scharfen Knick, den die Landmauer im Norden um den Blachernenpalast machte. Hier war die Mauerbasis zwar nur schwer erreichbar, doch waren die Mauern deutlich einfacher konstruiert. Bohemund liess also vor allen Toren und Ausfallpforten Wachposten aufstellen und schlug sein Lager in Kosmidion auf. Er wusste, es war aussichtslos, die Häfen der Stadt blockieren zu wollen. Doch nachdem er einige Dorfbewohner bestochen hatte, gaben sie ihm bereitwillig Auskunft über die Stärke der Garnison: Nur die Palastgarde war in Konstantinopel stationiert, die restlichen Truppen würden anderswo im Reich gebraucht. In Skutarion auf der anderen Seite des Bosporus war eine weitere kleine Truppe von wenigen Hundert Mann im Einsatz.
Bohemund jubelte, als er die gute Nachricht erfuhr, und schickte einen Teil seiner Männer in die Wälder am Marmarameer, um Holz für Belagerungsgerät zu schlagen und Reisig zum Überwinden des Grabens zu sammeln.
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Zuletzt geändert von Elendil 03 am 15. September 2018 23:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR] Medieval II Total War - Choceur: Das Königreich Sizilien

Beitragvon Elendil 03 » 24. August 2018 16:21

Ich habe beschlossen, mit dem AAR erst Mal eine Pause zu machen. Es fällt mir zunehmend schwer zu erklären, wieso die KI keine einzige koordinierte Aktion zustandebringt und es macht ehrlich gesagt auch keinen Spass mehr, über eine solche Kampagne zu erzählen. Als Besipiel nur die Schlacht um Konstantintopel: es waren zwei Einheiten drin.
Choceur ist eine schöne Mod, aber die Kampagnen-KI ist leider ebenso unfähig wie in der Vanilla. Deshalb könnt Ihr hier darüber abstimmen, ob und wie es weitergehen soll bzw. ob ein Neuanfang mit einer anderen Mod nicht vielleicht die bessere Lösung wäre.
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