[AAR] Regnum Coelis - Sie trugen die Krone (HRE)

AAR u.a. zu Spielen der Total War Reihe

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Re: [AAR] Regnum Coelis - Sie trugen die Krone (HRE)

Beitragvon Mark » 15. Mai 2011 10:55

Im Zentrum des italienischen Widerstands gegen den deutschen Einfluss, in der Stadt Mailand, veranstaltete Heinrich V. nach ihrer Plünderung sogleich ein demütigendes Spektakel. Er ließ sich von den Bürgern dieser Stadt, die immer wieder um ihre Unabhängigkeit gekämpft hatten, die Eiserne Krone der Langobarden aufsetzen. Damit hatte Heinrich V. den Titel des Königs von Italien mit Gewalt an sich gerissen und verschaffte sich den siebten Autoritätspunkt.

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Der Lombardische Bund war von Mailand angeführt worden, doch er bestand nicht nur aus Mailand, sondern umfasste ja auch die weiteren Städte Norditaliens. Es war also klar, dass der Widerstand nach dem Fall Mailands und dem Tod von Herzog Puccio neu organisiert werden musste. In Genua wurde umgehend Herzog Catelano ausgewählt, diese Aufgabe zu übernehmen.

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Beitragvon Mark » 15. Mai 2011 10:57

Es wäre aber keine runde Story, wenn nicht jeder Einigkeit ein Verrat innewohnen würde. Der Bund war durch die Niederlage Mailands in seinen Grundfesten erschüttert und nicht wenige Fürsten und Städte in Norditalien passten sich schnell an die neuen Gegebenheiten an. Heinrich V. übte in der Region nun so viel Macht aus, dass er von den verschiedensten Seiten als Schiedsrichter oder Verbündeter gesucht wurde. Besonders delikat sollte die Anfrage des Grafen Agostino sein, der dem König die Treue der Lombarden anbot, wenn der ihm mit der Ermordung von Herzog Catelano den Weg zur Spitze des Lombardischen Bundes frei räumen würde.

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Heinrich V. hielt sich nicht sehr lange in Mailand auf, brachte in dieser Zeit aber so einiges auf den Weg. Insbesondere regelte er die wirtschaftlichen Aktivitäten der reichen Stadt mittels Anerkennung einer Kaufmannsgilde. Das bedeutete die einmalige Investition von 1.000 Gold, die Stadt würde zukünftig aber bessere Kaufleute hervorbringen, die dem König mehr Geld in die Kassen spülen würden. Heinrich V. zeigte damit, dass er nicht daran dachte, die deutsche Herrschaft über Mailand so schnell wieder aufzugeben.

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Beitragvon Mark » 15. Mai 2011 11:02

Unterbrochen wurden diese Ereignisse von der Kunde über die Eroberung von Antiochia im Jahre 1111. Als drittgrößte Stadt des antiken Römischen Reiches war Antiochia auch sechs Jahrhunderte später reich und blühend. Nach langer Reise hatten die Kreuzfahrer Venedigs vor der Stadt gestanden (ein weiterer Grund, warum sie in Italien nicht auch gegen Heinrich V. Krieg führen konnten) und belagerten sie trotz der ausgezeichneten Befestigungen.

Vor der Belagerung hatte der türkische Statthalter Yaghi Siyan Vorräte gesammelt und nach Mossul um Hilfe geschickt. Lebensmittel waren für die Kreuzfahrer kein Problem, nachdem sie einen türkischen Konvoi auf dem Weg in die Stadt abgefangen hatten. Als sie Antiochia belagerten, berieten die christlichen Anführer, was als nächstes zu tun wäre. Bohemond wollte es für sich behalten, Raymond dagegen wollte es, wie vereinbart, den Byzantinern zurückgeben.

Auf beiden Seiten sanken die Lebensmittelvorräte und die Moral der Truppen. Beide Seiten kämpften um den Zugang zum Hafen. Im Februar 1111 wurde ein türkischer Entsatzversuch durchkreuzt und ein Ausfall der Garnison zurückgeschlagen. Diese Erfolge hoben wieder die Moral der Christen und als frischer Nachschub aus Konstantinopel eintraf, gewannen die Kreuzfahrer an Zuversicht. Das änderte sich bald, als Nachrichten von einem bedeutenden türkischen Entsatzheer von Mossul eintrafen. Stephan von Blois desertierte mit seinen Männern nach einem Streit mit den anderen Befehlshabern. Die Zurückbleibenden liefen Gefahr, zwischen zwei feindliche Linien zu geraten. Es war entscheidend, Antiochia vor dem Eintreffen des Moslemheeres einzunehmen und so beschlossen die Anführer den Sturm auf die Stadt.

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Bohemond hatte Spione innerhalb der Mauern. Ein gewisser Firuz, der drei Türme befehligte, bot an, die Stadt zu verraten. In der Nacht des 3. Juni 1111 bestiegen 60 Kreuzritter ohne Widerstand die Mauern auf einer Leiter. Dann öffneten sie das nächste Tor und ihre christlichen Kollegen fluteten in die Stadt. Fulcher von Chartres berichtete, was dann geschah: "Als die Türken die Venezianer mit blankem Schwert in der Stadt umherlaufen und blindlings Leute töten sahen, begannen sie zu fliehen. Die Griechen und Armenier beteiligten sich an dem Blutbad und die Christen brachten jeden Türken innerhalb der Mauern um. Bei Einbruch der Nacht war alles zu Ende und die Straßen waren voller Leichen, so dass man nicht in den Straßen und Gassen laufen konnte, ohne über sie hinweg steigen zu müssen." Der Statthalter wurde von einem armenischen Hirten getötet, der Bohemond seinen Kopf präsentierte.

Die Hilfe von Byzanz' Kaiser Alexios wurde nicht gedankt. Venedig behielt die Stadt mit Einverständnis von Papst Oliverio I. für sich und gab sie nicht an den Kaiser zurück. Der erste Kreuzfahrerstaat in "Outremer" wurde gegründet , die Grafschaft Antiochien. Sie sollte das Sprungbrett für weitere christliche Eroberungen werden.

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Beitragvon Mark » 15. Mai 2011 20:42

Die Stellung der Salier im Reich war überlegen, aber sie war weder ungeteilt noch unangefochten. Im Gegenteil, die ungenierte Aufteilung der Macht zwischen den drei Häusern des Hochadels sorgte für einigen Unmut bei den zahlreichen anderen Adeligen im Reich. Nicht nur in Sachsen verbanden sich Fürsten und Bischöfe immer wieder auf das Neue gegen die Vorherrschaft der Könige, dieses Mal wurde auch Österreich zum Schauplatz einer Empörung. Auslöser der Proteste war die hohe Abgabenlast und Entrechtung der österreichischen Adeligen, die Herzog Konrad zunehmend als Okkupanten betrachteten. Im Jahre 1112 sammelte sich das oppositionelles Heer unter der Führung von Graf Wilhelm von Dürnstein.

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In der Schlacht bei Melk geriet Herzog Konrad in eine gefährliche Lage. Der Salier hatte sein Heer noch mit Armbrustschützen und slawischen Söldnern verstärkt und marschierte siegesgewiss Graf Wilhelm entgegen. Aber auch die Empörer hatten vorgesorgt und sich vor Ausbruch der Revolte in Böhmen um Unterstützung bemüht. Von dort schlossen sich Hundertschaften der gefürchteten Hussiten dem Heer Wilhelms an, mit Armbrüsten bewaffnete Soldaten, die zu den besten Europas gehörten. Von sicherer erhöhter Position aus nahmen sie gezielt das Gefolge des Herzogs unter Beschuss und töteten zahlreiche Edelleute mit ihren Bolzen.

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Konrad hatte seine Streitmacht so angeordnet, dass der königliche Feldheer Graf Hoier von Mansfeld das erste Treffen führte. Mit Heldenmut stürzte er sich in die Schlacht, in der er im Kampf Mann gegen Mann vom jungen Grafen Wiprecht den Todesstoß erhielt. Der Angriff war abgewiesen worden, nun gingen die Empörer sogar zum Gegenangriff über und trieben als erstes die slawischen Hilfstruppen vom Feld. Das zahlenmäßig überlegene Heer des Herzogs wurde von den Aufständischen unter der Führung von Graf Wilhelm von Dürnstein geschlagen. Konrad, der Bruder des Königs, musste in großer Bedrängnis vom Schlachtfeld flüchten.

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Beitragvon Mark » 15. Mai 2011 20:46

An dem Kampfe beteiligte sich auch Bischof Reinhard von Graz, ja er war dem Vernehmen nach so etwas wie ein Anführer. Den Seinen verhieß er den großen Trost der Rechtfertigung, den Gefallenen auf der königlichen Seite verwehrte er sogar das kirchliche Begräbnis - ein Beweis, dass das Schlachtfeld in der Hand der Empörer war. So kehrte der Herzog nicht wenig verbittert nach Wien zurück, ohne seine Gegner geschlagen zu haben. Den Modifikationen gemäß erhielt er für den erfolglosen Angriff sogleich (mit 100% Wahrscheinlichkeit) die Eigenschaft "Mangelhafter Angreifer".

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Konrad arrangierte sich darauf mit den Adeligen der österreichischen Opposition, er konzentrierte sich darauf, seine Länderein zu mehren. Seinen Schwiegersohn Welf von Pommern hatte er mit einer großen Streitmacht nach Schlesien geschickt, das Gebiet zu erobern. Das Haus der Welfen, das von Baiern aus von Herzog Ludwig angeführt wurde, schickte weitere Verstärkungen nach Schlesien. Konrad hatte dazu so einige Verhandlungen mit Ludwig führen müssen, es ging um die Aufteilung der späteren Steuereinnahmen, die man nach der Eroberung aus Schlesien erwarten durfte. Das dürfte einer der Gründe gewesen sein, warum sich Herzog Konrad nicht weiter um die Niederschlagung der österreichischen Opposition hatte kümmern können.

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Beitragvon Mark » 16. Mai 2011 19:20

Heinrich V. hielt sich während dieser Ereignisse in Bologna auf und führte mit dem Papst Gespräche über die Kaiserkrönung. Oliverio I. stammte aus Venedig und war wenig geneigt, die Forderungen des Königs zu erfüllen. Heinrich V. verfügte aber noch über ein überzeugendes Argument, und das war die stattliche Streitmacht, die er nach Italien geführt hatte. Von Bologna aus sandte der König eine hochkarätige Gesandtschaft an den Papst nach Rom. Streitpunkt der Gespräche war noch immer die ungelöste Frage der Investitur. Die Verhandlungsrichtlinie der königlichen Seite war die Lütticher Schrift "Über die Investitur der Bischöfe", in der der folgenschwere Satz stand: "Hätte die ursprüngliche Armut der Kirche fortgedauert, so wäre allerdings für die Könige kein Bedürfnis, Lehenshulde zu begehren".

Die königlichen Gesandten stellten dem Papst die Frage, wie sich denn, nachdem 63 Papstregierungen, die 300 Jahre von Karl dem Großen an die königliche Investitur gebilligt hatten, nach Wegfall derselben die Herrschaft im Reich gestalten solle. Sie wiesen darauf hin, welch riesige Latifundien und königlichen Rechte den Bistümern und Abteien von den Königen gegeben worden seien. Wie solle der König herrschen, wenn er nicht mehr in den Besitz der Dienstleistungen käme, zu denen sich Bischöfe und Äbte dem König als Gegenleistung eidlich verpflichtet hätten?

Darauf habe Papst Oliverio I. geantwortet: "Die Kirchen sind mit dem Zehnten und ihren Darbringungen zufrieden. Der König mag alle Güter und königlichen Rechte, die Karl und Ludwig, von Otto und Heinrich an und von seinen vielen Vorgängern den Kirchen zusammengebracht worden sind, für sich und seine Nachfolger zurücknehmen und behalten."

Das war ein Wort wie ein Donner, eine Revolution innerhalb der Christenheit - die Rückkehr der Kirche zur apostolischen Armut!

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Eine kleines Event, das aber keine Auswirkungen auf die Fraktion HRR hat

Die Gesandten des Königs erkannten sehr wohl, welcher Sprengsatz in dieser machtpolitischen, wirtschaftlichen und kirchlichen Umstürzung enthalten war. Es brauchte einige weitere gegenseitige Zusicherungen, bis man sich darauf einigen konnte, dass Heinrich V. alle Investituransprüche aufgeben werde, wenn zuerst Papst Oliverio I. öffentlich seinen Verzicht erklären werde. Dann würde auch der König seinen Investiturverzicht bekannt geben.

Es war nicht nur die schwache Position des Papstes, die ihn zum Verzicht bewog. Die Normannen im Süden verweigerten ihm die Hilfe, der Beistand im Norden Italiens war zerschlagen, und vor den Toren Roms stand die drohende Heeresmacht des Königs. Doch Oliverio I. hatte eine wirkliche Umwälzung der Kirche im Sinn. Es galt zu bedenken, dass dieser Papst ein Mönch war, der seit Kindheit im Kloster gelebt hatte. Der Mönch in ihm hatte erkannt, dass die Kirche nicht durch den Staat, sondern durch die Gier ihrer Prälaten nach weltlicher Macht und weltlichem Besitz in die Abhängigkeit des Staates geraten war. Er wollte die Verstrickungen der Kirche mit dem Staat durch einen scharfen Schnitt trennen.

Das Angebot des Papstes war für den König nicht ohne Probleme behaftet, denn die Kirche war ja gerade so stark in sein Königreich integriert. Seit vielen Generationen waren aus Bischöfen Reichsfürsten geworden, deren Frömmigkeit geringer war als ihr Wille zur Macht und ihr Streben nach eigener Territorialherrschaft. Aber nicht nur die Kirchenfürsten waren betroffen. Barone, Grafen und Herzöge, die Inhaber eines Kirchenlehens waren, mussten fürchten, diese zu verlieren.

Von königlicher Seite nahm man das päpstliche Angebot natürlich an, glaubte aber nicht so recht an die Durchführbarkeit. Riesige Gebiete sollten der deutschen Krone zufallen, und der König hätte sie dazu benutzen können, seine Reichsministerialen damit zu belehnen, um so seine direkte Macht auszubauen. Dann aber würden sich die Reichsfürsten durch die neue, erweiterte Macht des Königtums bedroht fühlen. Es war deshalb ja bereits in Österreich zu Unruhen gekommen und in Schlesien eroberten königliche Truppen derzeit weiteres Land.

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Also war auch von den Reichsfürsten Widerstand zu erwarten. Die Zeit und die kleinen, nach Macht und Besitz gierenden Menschen waren nicht reif für die großen Gedanken des Papstes. Dieser Papst war offensichtlich zu fromm für seine Kirche.

Das Geschehen in Schlesien folgte in Art und Weise dem der Belagerung von Köln einige Jahre zuvor. Zahlenmäßig waren die Verteidiger von Breslau stark, weshalb Welf von Pommern sich nicht zum Sturm, sondern zum Aushungern der Stadt entschieden hatte und während dessen auf weitere Verstärkungen aus Baiern wartete. Als die Vorräte der Stadt aufgebraucht waren und die Schlesier sich zum Kampf stellen mussten, waren sie bereits ohne wirkliche Chance gegen das deutsche Heer. Welf setzte auf die bewährte Kombination aus Bogenschützen, Fußtruppen und schweren Reitern. Es kam kaum bis zum Nahkampf, weil bereits der Einsatz der königlichen Bogenschützen die Schlacht zuvor entschied.

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Beitragvon Mark » 16. Mai 2011 19:23

Die Verhandlungen in Italien standen vor dem Abschluss und sorgten für viel Aufsehen im Reich nördlich der Alpen. Sollte der Papst wirklich auf die Belehnung der geistlichen Fürsten verzichten, hätte das eine ungeheure Machtkonzentration in den Händen des Königs bedeutet. Der mittlere Reichsadel musste etwas dagegen unternehmen, noch im Sommer 1115 erhoben sich in Westfalen und Schwaben mehrere Grafen und Barone und führten sogar Gespräche mit den Lombarden, deren Einflussbereich bis Burgund und Lothringen, also in die Nachbarschaft Schwabens, führte. Dies sahen die Staufer wiederum als Bedrohung ihrer Macht und antworteten mit Aufrüstung in Schwaben.

Herzog Friedrich II. von Staufen hatte seinem Schwager Ludwig von Supplinburg mit einer stattlichen Streitmacht ausgestattet, damit dieser 1107 sein Herzogtum in Sachsen antreten konnte. Jetzt verlangte Friedrich im Gegenzug, dass der Supplinburger die Heeresfolge leistete und gegen seine Gegner zu Felde zog. Das Heer aus Sachsen traf linksseitig des Rheins bei Köln auf die Armee unter Graf Friedrich von Neuß.

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Die Empörer sahen das überlegene sächsische Heer auf sich zukommen und verbargen sich im Wald. Graf Friedrich ließ seine Plänkler vorrücken, um die Schlacht zu eröffnen. Dies konterte Herzog Ludwig mit einer Attacke seiner Reiter, mit der er die rebellischen Schützen überrannte. Den Empörern blieb nun nichts mehr, als gegen die königlichen vorzurücken, wollten sie nicht im Pfeilhagel untergehen.

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So geschah es dann auch, in den Wäldern entbrannte ein Zweikampf, bei dem Ludwigs Bogenschützen nur wenig eingreifen konnten. Doch auch die Infanterie des Herzogs war besser gerüstet als die der Rebellen. Graf Friedrich von Neuß wurde von den sächsischen Vasallen in Ludwigs Heer ergriffen, seine Streitmacht geschlagen. Die Opposition am Niederrhein musste sich auf eine Verhandlungslösung mit den Königlichen einlassen, Graf Friedrich unterwarf sich dem Herzog und durfte auf seine Ländereien zurückkehren.

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Beitragvon Mark » 17. Mai 2011 19:18

Am 12. Februar 1116 war es soweit, das große Schauspiel in Rom begann. Die katholische Kirche entfaltete ihre ganze Pracht. Vor dem Tor, durch das Heinrich V. die Stadt betreten würde, hatte sich auf Befehl des Papstes die niedere Geistlichkeit Roms versammelt. Sie begleitete den König, der vom Pferd gestiegen war, zu den Stufen von Sankt Peter. Dort stand der Papst Oliverio I. in einer Wolke aus Bischöfen und Kardinälen und empfing den König. Der warf sich vor dem Papst nieder und küsste dessen Füße. Der Papst zog den König empor und küsste ihn auf den Mund, dann folgte eine dreimalige Umarmung.

Jetzt verlas Heinrich V. das Gelübde, den Papst in seinen kirchlichen Rechten und Besitzungen zu schützen. Darauf erklärte der Papst, der König sei der Kaiserkrone würdig. Heinrich V. erklärte, dass er gemäß des jüngst abgeschlossenen Vertrages auf sein Investiturrecht verzichte. Nun wurde die päpstliche Urkunde verlesen, die besagte, dass die Diener des Altars nicht Diener der Krone sein dürfen, dass sie aber unabwendbar Höflinge sein müssten, wenn sie von der Krone Güter zu Lehen erhielten. Um diesen unheiligen Zwiespalt zu beseitigen, verordnete der Papst unter Strafe des Bannes, dass alle Kronlehen für immer und alle Zeit an Heinrich V. zurückgegeben werden müssten.

Ein Aufschrei brandete auf an der heiligsten Stätte der Christenheit, am Grab des Apostels Petrus. Tumulte, Geschrei, Gewaltandrohung - ein empörtes Chaos zog durch den Dom Sankt Peter zu Rom. Aus der weihevollen Kaiserkrönung war ein brodelnder Hexenkessel geworden. Die weltlichen Fürsten, die um ihre Kirchenlehen zitterten, riefen, dieses päpstliche Privilegium sei Ketzerei. Die Bischöfe schrien, man dürfe nicht die Kaiserkrone mit der Beraubung der Kirche erkaufen.

Die Zeremonie wurde abgebrochen, der König zog sich mit seinen Fürsten und Bischöfen zu einer Beratung zurück. Auf den Papst wurde großer Druck ausgeübt, der Vertrag sei nicht vollziehbar. Heinrich V. verlangte die Kaiserkrönung, doch Oliverio I. wollte nun davon nichts mehr wissen. Ein deutscher Ritter bedrängte den Papst mit dem Schwert und rief: "Was bedarf es so vieler Reden, mein Herr will ohne Umschweif gekrönt sein wie Ludwig und Karl". Die Lage wurde bedrohlich, der Papst sah sich von königlichen Rittern umstellt. Heinrich V. nahm den Papst und dessen Kardinäle gefangen, eine Tat, die als gottloser Frevel gesehen wurde. Schleunigst zog sich Heinrich V. aus Rom zurück zu seinen vor der Stadt lagernden Truppen, denn die Römer stellten sich auf die Seite des Papstes und griffen schon zu den Waffen.

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Der Sohn Heinrichs IV. hatte das Unglaubliche getan. Er hatte den Papst gefangen gesetzt wie einen besiegten Kriegsmann und verschleppte ihn und einige Kardinäle nach Bologna. Was seinem Vater in Canossa zur Schmach angetan worden war, brachte Heinrich V. der Kirche zur Demütigung bei. Er verlangte von Oliverio I. die Kaiserkrönung und die uneingeschränkte Anerkennung der königlichen Investitur. Der Papst verweigerte sich, er hatte aber auch nicht die Kraft, den Bannfluch über den König auszusprechen. Heinrich V. begegnete der Weigerung des Papstes mit der Drohung, alle Gefangenen töten zu lassen. Außer diesem Schrecken und dem drohenden Krieg in Italien, hatte der König ein weiteres raffiniertes Druckmittel.
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Re: [AAR] Regnum Coelis - Sie trugen die Krone (HRE)

Beitragvon Mark » 17. Mai 2011 19:20

In seinem Lager war Bischof Maginulf, der bereit war, sich gegen Oliverio I. als Gegenpapst aufstellen zu lassen. Durch Anerkennung dieses Papstes konnte der König eine Kirchenspaltung herbeiführen, eine Drohung von ungeheuerer Gewalt. So kam es, dass die verhärmten Kardinäle sich dem Papst zu Füßen warfen und ihn anflehten, im Angesicht ihres Elends, der verödeten Kirche und des drohenden Schismas nachzugeben. Unter dem Eindruck dieser Inszenierung brach der Widerstand des Papstes zusammen. Nach vielen gegenseitigen Eiden und Vorverträgen akzeptierte er das Privilegium, das bald Pravilegium (Schandbrief) genannt werden sollte. Dem Papst wurde als Gegenleistung die Freiheit der Seinen und die Entsagung des Gegenpapstes geboten.

Der gedemütigte Oliverio I. setzte Heinrich V. die Kaiserkrone auf das Haupt und weihte ihn zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, die gesamte Krönungszeremonie wurde vollzogen, gemeinsam feierten sie die Heilige Messe. Heinrich V. ließ Oliverio I. danach zurück nach Rom ziehen. Der Papst hatte ihm gegeben, was er haben wollte.

Die Folgen dieses beispiellosen Geschehens ließen nicht lange auf sich warten. Oliverio I. berief, kaum wieder in Rom eingetroffen, ein Laterankonzil ein. Das Konzil erklärte, dass "jenes Pravileg, das kein Privileg ist, vom Papst nur um der Befreiung der Gefangenen der Kirche willen vom König Heinrich erpresst worden" sei. Durch das Urteil des Heiligen Geistes erklärten die Versammelten es für null und nichtig und verdammten es als nicht geweiht. Weitergehende Forderungen der Konzilteilnehmer, der Papst solle Heinrich V. umgehend exkommunizieren, erteilte Oliverio I. eine Absage. Vielleicht fühlte er sich wirklich an sein Versprechen, das er dem Kaiser vor den Ereignissen in Rom gegeben hatte, gebunden. Vielleicht fürchtete er auch, dass ein Bann Heinrich V. erst recht veranlassen würde, wieder auf Rom zu marschieren.

Oliverio I. griff zu einen Kniff, indem er sich vor dem Konzil die Frage stellen ließ, ob er Bischof Adalbert von Siena als Oberen Legaten des Papsttums bestätige. Dies bejahte Oliverio I. laut vernehmlich. Adalbert war nämlich ein Intimfeind des Kaisers und hatte von Genua aus die Exkommunikation gegen Heinrich V. geschleudert. Die Erklärungen eines Oberen Legaten galten zeitlich unmittelbar nach Ausspruch als Entscheidung des Papstes. Dieser musste jedoch den Spruch seines Legaten bestätigen, damit er zeitlich unbefristete Gültigkeit erlangte. Mit der Bestätigung, Adalbert sei sein Oberer Legat, bestätigte Oliverio I. indirekt den Bann des Kaisers, ohne ihn selber auszusprechen oder zu einer offiziellen Erklärung des Papsttums zu erheben.

Nachdem die Erklärung des Konzils verlesen worden war, riefen alle zustimmend: "So sei es, so sei es". Oliverio I. konnte nämlich neuen Mut schöpfen, weil die Lombarden angesichts dieser demütigen Ereignisse ihre internen Differenzen beilegten und gemeinsam gegen ihren gemeinsamen Feind, den deutschen Kaiser, marschierten. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war Heinrichs Anspruch auf die Mathildischen Güter, die bis in die Toskana reichten. Die Großherzogin Mathilde war kurz zuvor kinderlos gestorben und Heinrich V. - nach der Kaiserkrönung auf dem vorläufigen Höhepunkt seiner Macht - verlangte mit Verweis auf das Reichsrecht, das Erbe selber anzutreten. Diese strategisch wichtigen Ländereien konnten die Lombarden nicht in der Hand des Kaisers akzeptieren. Sie stellten ein neues Heer auf und belagerten damit die Stadt Bologna, in der sich Heinrich V. aufhielt.

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Re: [AAR] Regnum Coelis - Sie trugen die Krone (HRE)

Beitragvon Mark » 18. Mai 2011 18:50

Der Kaiser musste erneut seine militärischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die Lombarden beschossen die Befestigungen Bolognas mit Ballisten und beschädigten sie schwer. Mit Belagerungsgerät rammten die Angreifer das Tor auf und versuchten die Stadt zu stürmen. In der Stadt entbrannte zwischen zahlreichen Soldaten und Milizen ein blutiges Handgemenge.

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Die Milizen der Lombarden war zahlreicher, aber wieder zeigte sich, dass oft die besser geführte Armee trotz nomineller Unterlegenheit siegreich bleibt. Während der Kämpfe im Inneren der Stadt eroberten kaiserliche Truppen das Tor zurück und versperrten den Angreifern, die sich innerhalb der Stadtmauern befanden, den Rückzug. Darauf breitete sich unter den Lombarden eine Panik aus und jeder versuchte, sich in Sicherheit zu bringen. Das Ergebnis war höchst blutig: Von den Männern des Lombardischen Heeres fielen 1.000 im Kampf, weitere 1.300 Soldaten mussten sich den Kaiserlichen, die nur 360 Verluste zählten, ergeben.

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Die beteiligten Kriegsparteien waren an dieser Stelle allesamt erschöpft. Der Krieg in Italien zog sich jetzt schon zehn Jahre hin und hatte das Land verwüstet. Die Mailänder hatten die schwersten Verluste hinnehmen müssen und misstrauten ihrem Partner Venedig, das seinen Blick tatsächlich mehr in Richtung Osten richtete. Heinrich V. hatte auf dem Schlachtfeld gesiegt, doch er konnte auf Dauer nicht alle italienischen Fraktionen zum Feind haben und in Schach halten. Der Kaiser hatte wegen der Rüstungen seine Schatzkammer geplündert und konnte nicht weitere Mittel in einen endlosen Italienkrieg stecken. Und von Seiten des Papstes schwebte ja noch immer die drohende Exkommunikation in der Luft, die der Kaiser nun auch nicht riskieren wollte. Im Reichsgebiet nördlich der Alpen war seine Präsenz nach den Jahren der Abwesenheit ebenfalls dringend gefragt.

Die Zeit war reif, die Kämpfe für's Erste ruhen zu lassen und eine Verhandlungslösung zu finden. Dies bedeutete nichts anderes als das vorläufige Akzeptieren des Status Quo - für Heinrich, der nun die Kaiserkrone hatte, ja kein schlechter Deal. Das Privileg/Pravileg musste allerdings neu aufgeschnürt und mit dem Papst verhandelt werden. Die Kaiserkrone, so zeichnete sich ab, würde Oliverio I. nicht weiter anzweifeln, wenn Heinrich V. dafür im Gegenzug ein Kreuzzugsgelübde ablegen würde.
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Re: [AAR] Regnum Coelis - Sie trugen die Krone (HRE)

Beitragvon Mark » 18. Mai 2011 18:52

Heinrich V. führte diese Gespräche nicht selbst, er reiste zurück nach Deutschland und machte dort Politik. Den Schwiegersohn seines Bruders belehnte er mit dem eroberten Schlesien und ernannte Welf zum Herzog über diese Ländereien. Heinrich V. lernte ihn bei dieser Gelegenheit erstmals persönlich kennen und war gespannt, was der Herzog aus dem neuen Territorium aufbauen würde.

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Bevor ein Reichstag in Augsburg stattfinden konnte, verstarb Heinrichs Bruder Konrad mit nur 52 Jahren in seinem Herzogtum Österreich. Diese Nachricht war nicht nur ein Schlag, weil es um die eigene Verwandtschaft ging - Kriege zwischen Brüdern waren nicht selten, so war es eher ungewöhnlich, dass Heinrich und Konrad sich achteten - der Kaiser verlor mit dem Herzog auch eine wichtige Stütze seiner Herrschaft. Konrad war ein regelrechter Parteigänger von Heinrich V. und sorgte für einen steten Geldfluss aus Österreich.

Es stand auf die Schnelle vor allem kein Erbe zur Verfügung, obwohl Konrad vier Kinder hatte:
• der Älteste, Leopold war bereits tot (*1091 +1109),
• Karlmann (*1093) hatte beim vakanten Erzbistum Köln zugegriffen,
• und Konrads beiden Töchter waren entweder schon verheiratet (Katharina *1096, mit Herzog Welf),
• oder bis dahin noch zu jung gewesen (Kordula *1100).

Heinrich V. schwebte vor, das Herzogtum solange selbst zu führen, bis Kordula an einen geeigneten Adeligen verheiratet werden konnte, der die Herrschaft über Österreich dann übernehmen sollte. Doch dem Kaiser kam Graf Ulrich von Baiern zuvor, der Kordula verschleppen und auf seiner Burg in Tirol festsetzen ließ. Der Graf gehörte zum Haus der Welfen, die einen gewissen Anspruch auf das vakante Österreich erheben zu können glaubten.

Der Kaiser sah das natürlich ein wenig anders und forderte von Ulrich die Herausgabe der jungen Geisel. Nach langem Hin und Her - und einigen Drohungen - verständigte man sich darauf, dass die ganze Angelegenheit nur ein Missverständnis gewesen sei. Graf Ulrich versicherte, Kordula sei nur als Gast auf seiner Burg gewesen. Heinrich V. veranlasste, dass die Dame nach Österreich zurückkehrt und dort einen Erzieher zur Seite bekam, der den Welfen zugehörte. Die Entscheidung über ihre Vermählung sollte der Kaiser nicht ohne vorherige Beratung mit den Welfen fällen dürfen. So wurde diese Affäre vorläufig beigelegt.

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Die Gunst der Staufer musste sich Heinrich V. erneut sichern. Der Kaiser wusste um die große Macht dieses Hauses und befürchtete, dass sich Friedrich II. von Staufen zu Ungunsten der Krone mit den Lombarden in Burgund verständigen könnte. Heinrich V. hatte in Italien seine finanziellen Mittel verbraucht und war zur Verwirklichung seiner ehrgeizigen Pläne auf die militärische Unterstützung der Staufer angewiesen.

Eine Hand wusch die andere: Heinrich V. sicherte Friedrich II. von Staufen zu, dass er als "Resevekönig" nach seinem Sohn Bernhard in der Thronfolge steht, wenn Bernhard sein Erbe nicht würde antreten können. Dieser Anspruch des Staufers war allerdings nicht vererblich und der Schwabenherzog musste feierlich schwören, niemals etwas gegen Prinz Bernhard oder dessen Nachkommen gerichtetes zu unternehmen und ihm treu zu dienen. Bei Abwesenheit des Kaisers im Reich sollte Friedrich II. zudem in Vertretung die Regierungsgeschäfte übernehmen. Das Item Thronfolgeregelung kam also in die Hand von Friedrich II. von Staufen, der Kaiser bekam von ihm seine versprochenen Soldaten gestellt.

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Beitragvon Mark » 19. Mai 2011 19:08

Auf diese Weise frisch gestärkt ging Heinrich V. daran, im Reich die Zügel, die er während seiner Jahre in Italien hatte schleifen lassen müssen, wieder fest anzuziehen. Noch während seiner Reise von Tirol nach Schwaben befahl er, die Opposition der Grafen und Barone in Österreich, die sein Bruder Konrad 1112 nicht hatte auflösen können, gewaltsam zu zerschlagen. Dies geschah dann auch mit großer Überlegenheit. Graf Wilhelm von Dürnstein musste sich vor dem Kaiser zu Boden werfen und um Gnade bitten. Heinrich V. gewährte sie ihm, denn er konnte im vakanten Herzogtum keine weiteren Schwierigkeiten gebrauchen. Es ging so weiter wie vor 1112 - die Opfer dieser Auseinandersetzung hatten das Pech, tot zu sein.

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Der Kaiser bevollmächtigte Welf von Pommern bei ihrem gemeinsamen Treffen in Thüringen damit, mit den Polen in Verhandlungen zu treten und mit ihnen einen Handels- und Beistandsvertrag abzuschließen. Dies bedeutete mehr als das, es war zugleich die Anerkennung des Königreichs Polen durch den deutschen Kaiser. Das Vorgehen war folgerichtig, ermöglichte es Heinrich V. doch, von Dänemark über Polen bis nach Ungarn die gesamte Ostgrenze des Reiches abzusichern und die Italiener von ihnen zu trennen.

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Siehe da, das Handelsabkommen mit dem Königreich Polen erfreute die Kaufleute bzw. Bürger, besonders in den östlichen Teilen des Reiches. Der Kaiser vergab Handelsrechte, Zollrechte, Münzrechte und ermäßigte Mehrwertsteuersätze auf Hotelübernachtungen an ausgewählte Städte, die sich mit der Zuwendung von 750 Gold für die Schatulle Heinrichs erkenntlich zeigten.

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Re: [AAR] Regnum Coelis - Sie trugen die Krone (HRE)

Beitragvon Mark » 19. Mai 2011 19:10

Seine zweite Tochter Elisabeth (*1091) gab der Kaiser nach Abschluss seines Lombarden-Feldzugs nun dem Adeligen Markus von Nassau zur Braut. Diese Familie war ein machtloses Haus, das Ländereien an der Mosel besaß. Heinrich V. betraute ihn mit dem Amt des Stadtvogtes von Mailand, der Nassauer war somit der Interessenvertreter der Krone in der Stadt. Der Kaiser setzte sich mit dieser Entscheidung über das Begehren der Staufer wie der Welfen hinweg, die wie in Romagna einen Vertreter des Hochadels im Amt sehen wollten.

Die freiheitlichen Mailänder waren über die Ankunft eines deutschen Statthalters, der die Zahlung der Steuern an den deutschen Kaiser sicherstellen und um weitere 40% steigern sollte, gar nicht erfreut und reagierten darauf mit +12 Unruhe. Mailand unter deutscher Verwaltung - ein politischer Hexenkessel.

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Sehr erfreulich für das Haus der Salier und dem Kaiser war Anfang 1121 die Geburt des ersten Sohnes von Prinz Bernhard und seiner Gemahlin Cecile von Dänemark (wir erinnern uns, das Eheweib, dass weit weg von ihrem Gatten weilte). Der Junge bekam den Namen Dieter und war qua Geburt der Kandidat der Salier für das spätere Erbe der Krone.

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Re: [AAR] Regnum Coelis - Sie trugen die Krone (HRE)

Beitragvon Mark » 20. Mai 2011 10:13

So fuhr der Kaiser fort, die Politik der Reorganisation von Reichsrechten und Zugewinn von Reichsgut seines Vaters fortzusetzen. Dass Heinrich V. die Fortsetzung der Dynastie fest im Blick hatte, war auch für jedermann ersichtlich. Der Kaiser war die dominierende Kraft in der Reichspolitik, wenn auch seit 1116 seine Exkommunikation auf päpstlichen Synoden mehrfach diskutiert wurde.

Aber doch: Machtverlust geschieht selten schlagartig. Meist ist es ein schleichender, erosiver Prozess von Abschwemmungen und feinen Rissen im Gefüge. Ein solches Indiz zeigte sich bereits im Mai 1121, als Heinrich V. Adalbert von Mainz zum Erzbischof investierte. Zu diesem Tag war auch Erzbischof Konrad von Salzburg geladen, weil er sich für eine in seinem Bistum geschehene Gewalttat verantworten sollte. Der Bischof erschien nicht im Ornat, wie es sich bei einer Vorladung vor den Thron des Kaisers geziemte. Er trat in Reisekleidern, allerdings mit dem Bischofstab in der Hand, vor den Kaiser und die Versammlung. Dann musterte er alle Anwesenden und erklärte dem Kaiser, er sehe keinen Menschen, von dem er Anklage oder Urteil über seine bischöfliche Amtsführung hinnehmen möchte. Zweifellos eine schwere Provokation, die der Kaiser ungeahndet geschehen ließ.

Auch der neu ernannte Erzbischof Adalbert von Mainz verließ Heinrich und konspirierte mit den immer zum Aufstand bereiten sächsischen Fürsten, so dass der Kaiser seinen ehemaligen Günstling im Herbst 1121 in Worms gefangen und in Haft nahm. Erzbischof Konrad von Salzburg, immer schon auf Abstand zu Heinrichs Politik, floh nach Regensburg zu Herzog Ludwig von Baiern. Der Welfenherzog hatte Heinrichs Politik der letzten Jahre mit besonderem Argwohn verfolgt, die Vermehrung der kaiserlichen Reichsgüter, die Einigung mit dem Staufer Friedrich II. in Schwaben über die Regierungsvertretung des Kaisers und die Begünstigung der städtischen Handelsgilden bei Geschäften mit dem polnischen Königreich.

Nun war es Herzog Ludwig von Baiern, der die Nähe zu den sächsischen Fürsten suchte, um ein Gegengewicht zur kaiserlichen Dominanz zu schmieden. Die Rolle des dortigen Herzogs Ludwig von Supplinburg, einem Staufer, war unklar. Vermutlich war er nicht direkt an der Konspiration der sächsischen Fürsten gegen Heinrich V. beteiligt, billigte sie aber - wohl auch aus Furcht, selber Ziel der Verschwörung zu werden.

Den Aufmarsch der sächsischen Fürsten konnte Heinrich V. in der Schlacht am Welfesholze bei Eisleben im November 1121 souverän in die Schranken weisen, dabei halfen ihm erneut die vom Staufer Friedrich II. gestellten Soldaten.

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Die sächsischen Fürsten hatten keine andere Wahl, als sich erneut dem Kaiser zu unterwerfen und ihre Treue zu schwören. Heinrich V. erprobte ihre Loyalität und ließ sie peinlich zu den Hintergründen der Verschwörung befragen. Damit gerieten auch die Herzöge Ludwig von Supplinburg sowie Ludwig von Baiern unter dringenden Verdacht.

Im Dezember 1121 hielt Heinrich V. in Mainz eine Reichsversammlung ab. Dort unterwarf sich der Sachsenherzog, ihm wurde Vergebung gewährt, nicht aber Ludwig von Baiern, den Heinrich V. in Haft nehmen ließ. Diese Tat und ihre Vorgeschichte führten zu einer Verschärfung der Situation, weil immer mehr Fürsten murrten. Und mit der Inhaftierung Ludwigs hatte er die Beziehung zu den mächtigen Welfen auf das Äußerste gespannt - besonders Heinrichs Entscheidung, was zukünftig mit dem welfischen Herzogtum Baiern geschehen solle, sollte den Ausschlag geben.

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Re: [AAR] Regnum Coelis - Sie trugen die Krone (HRE)

Beitragvon Mark » 20. Mai 2011 10:16

Das Jahr 1122 sollte ein entscheidendes Jahr in der Frühphase der Medieval-Story werden. Ein Aufstand der immer rebellischen Römer hatte den Papst Oliverio I. aus den Mauern der ewigen Stadt gefegt. Über die Nachfolge des verstorbenen Stadtpräfekten Petrus war es zu Rebellion und Aufruhr gekommen. Der flüchtende Papst nahm Aufenthalt in Sezze und Piperno am Fuß der Volskerberge. Am 24. Januar 1122 schrieb er aus Benevent an den Kölner Erzbischof Karlmann, dass er an der Drohung der Exkommunikation des Kaisers, die der Legat verhängt hatte, festhalte und sie als Papst durchaus anerkennen könnte.

Es gelang dem 76jährigen Papst noch einmal, nach Rom zurückzukehren und in die Engelsburg einzuziehen. Dann war seine Kraft aufgebraucht, erschöpft von einem 16jährigen Pontifikat, vom Kampf gegen Heinrich V. sowie dem Kampf gegen den eigenen Klerus und dem Adel von Rom. Der Venezianer Oliverio I. starb am 28. Februar 1122.

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Am 4. März 1122 versammelten sich die Kardinäle und einigten sich auf den Deutschen Günther von Schwaben, der bereits bei der vergangenen Papstwahl 1106 Heinrichs Kandidat gewesen war. Günther war zwischenzeitlich mit dem Amt des päpstlichen Kanzlers betraut worden, ein Zeichen für den drängenden Einfluss des Kaisers auf die Politik der Kurie. Wichtig war, dass dieser Papst aus fränkisch-burgundischem Hochadel vielen europäischen Herrscherhäusern durch Verwandtschaft verbunden war, namentlich auch dem salischen Hause.

Im zehnten Jahrhundert trug ein Ahnherr des Papstes zwölf Jahre lang die Königskrone von Italien, Berengar II., der sie dann an Kaiser Otto I. verlor. Kaiserin Agnes, Heinrichs V. Großmutter, war die Tochter von Graf Otto Wilhelms Tochter Agnes, also dessen Enkelin. Dieser Graf Otto Wilhelm war auch der Urgroßvater von Johannes XX. Johannes selbst war der Onkel der Adela, der Gattin des regierenden französischen Königs Ludwig VI.

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Ob die Wahl den kanonischen Vorschriften entsprach, darüber mögen Zweifel bestanden haben. Aber die Persönlichkeit des neuen Papstes wuchs über diese Zweifel hinaus. Günther entpuppte sich bei allem Wohlwollen aber nicht als Strohmann Heinrichs auf dem Heiligen Stuhl. Er nahm den Namen Johannes XX. an und verkündete, dass er sich niemals von der gregorianischen Kirchenpolitik trennen würde. Ein Mann aus der Mitte es abendländischen Hochadels und kein weltfremder Mönch saß nun auf dem Stuhle Petri zu Rom. Das musste Auswirkungen auf die päpstliche Politik haben.

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