[AAR] Der Sprung des Löwen (England)

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 23. August 2013 12:46

Ähnlich erfolgreich lief auch die Invasion im Nordwesten Iberiens, wo die Söldnerkontingente Lord Toby Bakers und Lord Aelfgar Stuarts in der Zwischenzeit unentdeckt gelandet waren. Da es sich bei ihren Truppen ausnahmslos um Söldnerkontingente handelte, zogen die beiden Hauptleute plündernd und brennend durch große Teile Galiziens und Asturiens.

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Erst im Oktober 1371 - Gaveston etablierte gerade die englische Herrschaft im Osten der Halbinsel - trafen die Truppen der beiden Hauptleute vor Leon ein. Entsetzt darüber, dass die zur Hilfe gegen seinen eigenen Vater gerufenen Truppen eine Spur der Verwüstung durch seine Ländereien zogen, verschloss der Prinz Giacomo die Tore der Hauptstadt und wollte von den ursprünglichen Vereinbarungen mit der englischen Krone nichts mehr wissen. Diese hatte ihm zugesichert, seinen Vater abzusetzen wenn er sich dazu bereit erklärte, eine englandfreundliche Herrschaft zu etablieren. Da der greise König wenige Wochen zuvor - durch welche Umstände ist nicht bekannt - verstorben war, sah sich der Thronfolger nicht mehr in der Pflicht.

Nun waren aber weder Lord Baker noch Lord Stuart - schon gar nicht die unter ihrem Kommando stehenden geldgierigen Söldner - willens, auf den Ihnen zustehenden Anteil an der Beute zu verzichten. Zum Schein zogen die englischen Truppen wieder ab, nur um im Morgengrauen des 28. Oktobers 1371 bei dichtem Nebel mit Leitern und Seilen die Stadtmauern zu erklimmen.

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Im Schutz der schlechten Sicht gelang es ihnen, die achtlosen Wachen zu meucheln und die Tore für das Gros der Truppen zu öffnen. Was danach folgte war die vollständige und gründliche Plünderung der Stadt, in deren Folge auch Giacomo mit dem Schwert in der Hand fiel. Die beiden Hauptleute überließen ihren Truppen die Stadt eine volle Woche lang, bevor sie abzogen. Reich war die Beute, umgerechnet mehr als 15.000 Pfund Silber. Doch welch schrecklichen Tribut musste die ehemals blühende Metropole dafür zahlen... Beinahe fünftausend Tote lagen erschlagen in den Straßen der Stadt. Es sollten mehrere Jahre dauern, bevor sich in Leon wieder Normalität einstellte.

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König John reagierte wütend, als er von dem Gemetzel erfuhr. Er sei nicht hier erschienen, „um Bauern und Handwerker zu erschlagen. Allein die Wiedergutmachung angetaner Schmach“ hätte ihn zu diesem Kriegszug bezwungen. Dass das wohl nicht ganz der Wahrheit entsprach, steht heute ohne Zweifel fest. Für die englischen Chronisten des ausgehenden 14. Jahrhunderts jedoch machte der König durch die übermittelten Worte in jedem Fall eine gute Figur.
Dass es in dem iberischen Feldzug kaum um die Wiedergutmachung für die Demütigung eines englischen Diplomaten ging, war sogar dem dümmsten der gekrönten Häupter im christlichen Abendland klar. Alles in allem bot sich einfach in der zweiten Hälfte dieses Jahrhundert für das englische Reich die Gelegenheit, sich eines weiteren in Europa verbliebenen mächtigen Feindes zu entledigen und damit seine Westgrenze zu sichern. Obwohl uns die Gründe für diese Art „Fehde“ heute beinahe barbarisch erscheinen, sind sie jedoch ein Vehikel des Mittelalters, dessen sich so mancher reale Herrscher bediente.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 23. August 2013 15:52

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Sir Garret, der Graf von Portalegre, war auf den südiberischen Schlachtfeldern ebenfalls äußerst erfolgreich. Im Handstreich nahm er Ende Juli 1371 Sevilla, schleifte einige unbemannte Burgen des sonst sehr aufsässigen andalusischen Kleinadels und rückte weiter auf Cordoba vor, welches er Anfang September 1371 erreichte. Verzögerungen von mehreren Tagen gab es noch einmal, weil der Befehlshaber Cordobas, der Graf Gonçaluo, die Brücken über den Guadalquivir abgerissen oder verbrannt hatte und Garret seine Truppen mühsam mit Booten und Flößen ans andere Ufer bringen musste.

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Auch in Cordoba lehnte es die Bürgerschaft ab, die Stadt der Zerstörung im Zuge einer gewaltsamen Eroberung preiszugeben und verhandelte heimlich mit dem englischen Heerführer.
Als Graf Gonçaluo die Nachricht vom bevorstehenden Verrat der Stadtbevölkerung erfuhr, ließ er kurzerhand 50 der angesehensten Bürger aufhängen. Als es daraufhin zu einer allgemeinen Erhebung der Städter kam, öffneten diese in ihrer Verzweiflung die Stadttore und ließen die Truppen Garrets ein. Der daraufhin entbrennende Kampf war heftig. Der immer weiter in die Enge getriebene Gonçaluo und seine Männer nahmen keinerlei Rücksicht mehr und überließen jedem dem Schwert, der ihnen zu nahe kam. Einen ganzen Tag lang zogen sich die Kämpfe in Cordoba hin, bevor es endlich am Abend gelang, die letzten Kämpfer und Gonçaluo selbst niederzumachen.

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In Cordoba überließ Garret, der mehr Geschick als Soldat als Verwalter hatte, den Aufbau einer funktionierenden Verwaltung den Beamten seines Lehensherren, des Herzogs von Portugal. Er selbst setzte einen fähigen Hauptmann und ein kleines Kontingent seiner Armee zur Aufrechterhaltung der Ordnung ein und eilte weiter nach Osten...