[AAR] Der Sprung des Löwen (England)

AAR u.a. zu Spielen der Total War Reihe

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 14. November 2011 16:07

Das dritte Ereignis schließlich, stellte das eben geschlossene Bündnis zwischen England und dem römisch-deutschen Reich gleich auf eine Probe und prüfte gleichzeitig das militärische Geschick des Thronfolgers Prinz Edmunds.

Der dänische König Waldemar, noch immer dem anti-englischen Bündnis mit Mailand treu, hatte gleich nach Bekanntwerden des Friedens zwischen Edmund III. und Ludwig IV. eine Streitmacht in Richtung Antwerpen entsandt. Dass diese erneute Invasion nicht nur den guten Willen des dänischen Königs gegen über dem Herzog von Mailand zeigen sollte, sondern gleichzeitig auch die Erneuerung der Ansprüche auf das Herzogtum Flandern bedeutete, war allen Beteiligten völlig klar.

Edmund III. war, ebenso den beiden Statthaltern Flanderns, der dänische Einmarsch äußerst unwillkommen. Die gut ausgebildeten englischen Soldaten standen alle im nördlichen Italien oder waren als Garnisonstruppen über das gesamte Reich verstreut und konnten hier nicht eingesetzt werden.

Der englische König, dem das schlechte Verhältnis zu seinem Sohn bedrückte und der keine Möglichkeit unversucht lassen wollte, sich vollständig mit Prinz Edmund auszusöhnen, beauftragte diesen, sich dem dänischen Feind zu stellen. Diese Geste und der damit verbundene Vertrauensbeweis, wurde allerdings von Prinz Edmund völlig anders aufgenommen. Der Prinz, ohne zur Verfügung stehende Truppen allein in Flandern stehend, deutete den Angriffsbefehl eher als sein eigenes Todesurteil. „Weil der König mich fürchtet, sendet er mich allein und ohne Unterstützung gegen den Feind. Doch soll mein Vater mich nicht verzagen sehen. Die Dänischen werde ich zu vernichten wissen und überleben. Und sei es nur, um ihm keinen Triumph zu gönnen!“, soll er auf einem Treffen mit seinen engsten Freunden gesagt haben. Während der König also in aller Eile neue Truppen in England ausheben ließ, um seinen Sohn die notwendige Unterstützung zuzuführen, warb Prinz Edmund Söldner an und zog außerdem einen Großteil des bürgerlichen Aufgebots aus den großen Städten Flanderns ab. Derweil ergingen von London aus Botschaften an den deutschen Kaiser, seiner Bündnispflicht nachzukommen und Waffenhilfe gegen die Dänen zu leisten. Ludwig IV. befahl auch die Aufstellung eines Heeres und dessen Entsendung in den Norden des Kontinents, doch bezweifelte Edmund III., dass dieses Heer rechtzeitig in die Kämpfe würde eingreifen können.

Im September, das dänische Heer stand etwa 100 Kilometer vor Antwerpen, verfügte Prinz Edmund etwa über annähernd so viele Soldaten wie die dänische Armee unter dem Kommando von Karl, dem Grafen von Södermanland. Doch waren die Dänen hinsichtlich Bewaffnung und Ausbildung dem notdürftig aufgebotenen Haufen des jungen Edmunds weit überlegen. Mit dem Eintreffen von deutschen Söldnerarmbrustschützen und weiteren bürgerlichen Milizen, wuchs das Heer des englischen Prinzen zwar sprunghaft auf das Doppelte an, doch wurde zumindest von den Hauptleuten der Armee die allgemeine Kampfkraft gegenüber dem Feind immer noch als zu gering eingeschätzt.

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Prinz Edmund hatte jedoch keine Wahl und stellte sich mit seiner Heeresmacht am 16. September 1342 Graf Karl in der Nähe von Apeldoorn. Im Vertrauen auf die Kampfkraft der Söldner, allen voran den gefürchteten Söldnerpikenhaufen aus Brügge, Antwerpen und Gent, hatte der Prinz sein Zentrum besonders tief aufgestellt, um den Hauptstoß aufzufangen. Die Pikenträger bildeten jeweils seine linke und recht Flanke, sollte der dänische Angriff nicht auf seine Mitte zielen. Für beide Fälle hatten sich die Engländer einen Schlachtplan zurechtgelegt. Griffen die Dänen die Mitte an und beschränkten sie sich auch auf diesen Abschnitt, sollten beide Flügen vorgehen, nach innen schwenken und so den Feind einschließen und vernichten. Bei einem Angriff auf eine der beiden Flanken sollte sich das Zentrum ebenfalls vorwärts bewegen und in Richtung auf den angreifenden Feind diesen so lange wie möglich binden, bis der zweite Pikenhaufen das Gefecht erreichte und eingreifen konnte. Während der erste Plan durch die Erfahrung und Disziplin der Söldner durchaus aufgehen konnte, machte sich Prinz Edmund auf den Zweiten keine Hoffnungen. Zu kompliziert waren die auszuführenden Manöver. Und ob die bürgerlichen Aufgebote nach dem ersten Feindkontakt überhaupt noch kämpfen würden, war völlig ungewiss bzw. eher unwahrscheinlich.

Ob durch viel Glück oder durch Gottes Fügung - die Dänen stürmten das englische Zentrum. Gewaltig war der Aufprall der dänischen Axt- und Schwertkämpfer auf die mit Stoßlanzen und Schilden bewaffneten Milizen. Edmund hatte bereits nach dem ersten Kampfeslärm die zweite und dritte Schlachtreihe zur Unterstützung vorgehen lassen wollen. Er sah jedoch, dass das erste Treffen des städtischen Aufgebotes dem irrsinnigen Druck der wütenden Dänen standhielt. So befahl er umgehend, das dritte Treffen auf beide Flanken aufzuteilen, um so die Söldnerabteilungen beim Kampf zu unterstützen. Ob Edmund seinen Befehl schon wenige Minuten später bereute, als sein Zentrum stark geschwächt langsam zurückwich, ist ungewiss. Dem sich ständig verstärkenden Druck auf das Zentrum setze er sein zweites Treffen entgegen und ließ gleichzeitig Bogenschützen und die deutschen Armbrustschützen in die Flanken der dänischen Reihen feuern. Er selbst begab sich mit seinen Rittern auf die rechte Flanke, um den Angriff zu unterstützen.

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In dem Moment, wo die Dänen die englischen Linien vollständig durchbrochen hatten und sich eben zum Aufrollen nach links bzw. rechts wenden wollten, stießen die Pikeniere in den feindlichen Truppenkörper, während die Milizen den Dänen in den Rücken fielen und begannen, den Feind niederzumachen.
Die Überraschung hielt bei den Dänen jedoch nicht lange vor. Schnell bildeten sich Schildwälle, aus denen immer wieder von eigenem und fremdem Blut triefend die gefürchteten dänischen Axtkämpfer große Lücken in die englischen Reihen schlugen. Erst, als Graf Karl durch die Hand Prinz Edmunds niedergeworfen worden war, lösten sich langsam die bereits kleiner werdenden feindlichen Schildwälle auf und die Dänen wandten sich zur Flucht.

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Bis in den späten Nachmittag hinein zogen die flandrischen und deutschen Söldnergruppen über das Schlachtfeld, plünderten die Toten und machten den feindlichen Verwundeten den Garaus.
Der Sieg war mehr als blutig erkauft worden. Das zähe Ringen im englischen Zentrum hatte die Milizen nahezu vollständig ausgeblutet und auch deren Unterstützung auf den Flanken hatte einen großen Blutzoll gefordert. Auch die Söldner auf der rechten Flanke hatten riesige Verluste erlitten und waren nur durch das mutige Eingreifen Edmunds vor der vollständigen Vernichtung gerettet worden.

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Vom eben erfochtenen Sieg auf dem Schlachtfeld noch völlig berauscht, vergaß der englische Prinz jedoch nicht, das „Te Deum“ anstimmen zu lassen. In einer feierlichen Prozession zog er mit seinen Rittern und den Überlebenden der Schlacht nach Apeldoorn, um hier in der Kirche Gott für den Sieg zu danken. Seinem König und Vater gab er mit knappen Worten kund: „Allein und ohne Unterstützung stellte ich mich dem Feind und vernichtete diesen vollständig. Auch ohne Hilfe eurer Majestät war ich, Prinz Edmund, also siegreich.“
Heute ist bekannt, dass Edmund sich mit seinen Truppen nach Antwerpen zurückzog und diese dort sehr freigiebig aus seiner Privatschatulle belohnte. Es ist wohl fast unnötig zu erwähnen, dass dieses Verhalten in London mit äußerstem Argwohn aufgenommen wurde, ebenso wie die anmaßenden Worte des Prinzen an den König.

Was als väterliche Geste des Vertrauens und der Hoffnung auf die Verbesserung der Beziehung zwischen Vater und Sohn gedacht gewesen war, hatte die Situation nur noch verschlimmert. Edmund III. hoffte inständig, dass die seiner Ansicht nach unbegründete Verbitterung des eigenen Sohnes nach seinem Tod das Reich nicht zu Grunde richten würde.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 14. November 2011 16:10

Sehr ungewöhnlich sind die nun beiden folgenden Jahre absoluter Ruhe im Reich. Bedingt durch den Tod Galeazzo Viscontis, den wohl unversöhnlichsten Gegner Englands, trat eine Pause im Konflikt um Norditalien ein, deren Ruhe nur durch kleinere Überfälle beider Seiten auf das jeweils gegnerische Gebiet unterbrochen wurde. Nachfolger Galeazzos wurde sein Bruder Lichino, der jedoch den kriegerischen Kurs weiterverfolgte.

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Beweis dafür ist die Ausweisung des englischen Gesandten Richard Churborne aus Venedig, als dieser im Namen des englischen Königs Luchino Visconti zum Amtsantritt erneut wegen Friedensverhandlungen aufsucht. Edmund III. hatte Luchino die Rückgabe des Herzogtum Mailands angeboten, dafür aber Garantien für einen immerwährenden Frieden zwischen beiden Parteien verlangt. Dieses Ansinnen wurde vom mailändischen Herzog, der sich nun vollständig „Luchino, Herzog von Mailand, Venetien, Istrien, Dalmatien und Ragusa, Herr über die Adria und das gesamte Mittelmeer“ nannte, zurückgewiesen. Stattdessen forcierte er die Verhandlungen mit Alfons XI. und scheute selbst davor nicht zurück, die Feinde des Christentums zu Überfällen englischer Städte und Dörfer an der Mittelmeerküste zu überreden.

Die Mauren lehnten das Ansinnen aufgrund der starken Präsenz englischer Schiffe im Mittelmeer jedoch ab. Außerdem befürchteten sie zu Recht eine Rachefeldzug des englischen Königs, im schlimmsten Fall sogar einen Kreuzzug. Sie versprachen jedoch Herzog Luchino, im Belagerungsfall mailändischer Städte, diese mit Lebensmitteln zu versorgen.

Die allgemeine Absicht der Engländer nämlich, sich baldmöglichst der wichtigen Mittelmeerinseln Korsika und Sardinien zu bemächtigen, wurde scheinbar überdeutlich, als die kampfstarke Flotte unter den beiden Admiralen Lewes vor der Küste Korsikas gesichtet wurde. Doch fand die befürchtete Invasion der Insel nicht statt, da das Geschwader auf der Suche nach einer mailändischen Flotte unter Admiral Stefano war, welcher jedoch zur selben Zeit in den Gewässern vor Genua kreuzte.

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Bislang konzentrierten sich die Bemühungen der englischen Krone in Norditalien auch weiterhin auf das Festland. Nach der Zurückweisung der englischen Friedensangebote wurden Vorbereitungen für einen Feldzug nach Venetien getroffen, um den mailändischen Widerstand endgültig zu brechen. Doch wusste der mailändische Herzog durch sein Gold geschickt, diese Pläne zu verzögern und im Herzen des englischen Reiches den Frieden zu stören.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 15. November 2011 16:45

Doch zuerst soll kurz über ein im Jahre 1347 eintretendes Ereignis berichtet werden, welches in den nächsten Jahren unsägliches Leid über die Bewohner des Abendlandes bringen sollte, den „schwarzen Tod“.

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Nachdem die Seuche zuerst in Asien gewütet hatte, ist sie vermutlich durch einen englischen Kauffahrer aus Byzanz nach Marseille eingeschleppt worden. Von hier aus breitete sich die Seuche rasend schnell aus und forderte bis zum einstweiligen Abklingen um etwa 1353/54 nahezu ein Drittel der Bevölkerung Europas als Opfer. (Historiker gehen davon aus, dass die Seuche vermutlich während der mongolischen Belagerung der Stadt Kaffa durch genuesische Kaufleute nach Konstantinopel und weiter nach Sizilien, Genua und Marseille verbreitet wurde.)

Die Seuche wird in den kommenden Jahren seine Einflüsse auf mein Spiel haben und somit immer wieder bestimmten Handlungen zugrunde liegen.
Zuletzt geändert von Condottiere am 17. November 2011 08:41, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 15. November 2011 16:46

Trotz des Sieges des Prinzen Edmund gegen die Dänen und wurde ein kampfstarkes englisches Heer in den Nordosten Flanderns entsandt. Die Truppen standen unter dem Kommando Sir Fraunce Swynford, einem Bruder Hugh Swynfords, dem Lord of Kettlethorpe. Fraunce war ein treuer Gefolgsmann Edmunds III., doch scheint es auch eine etwas undurchsichtige Verbindung zum englischen Thronfolger zu geben. Wahrscheinlich ist, dass es sich bei Fraunce um einen eher gemäßigten Gefolgsmann handelte, der seine Chancen beim zukünftigen König nicht durch eine allzu starke Abneigung zunichtemachen wollte. (Wir würden einen solchen Menschen heute wohl am ehesten einen Opportunisten nennen…)

In jedem Fall ist bekannt, dass Prinz Edmund sich umgehend nach dem Ausschiffen der Truppen an den Heerführer wandte und diesem recht unverblümt nach dem Preis für seine Gefolgschaft fragte. Sir Fraunce soll daraufhin geantwortet haben: „Euer Gnaden wissen in mir einen treuen Gefolgsmann eures Vaters. Mit der gleichen Treue werde ich der englischer Krone dienen, solange es mir bestimmt ist.“ Während also der erste Satz auf die bestehende Gefolgschaft zum König hinweist, lässt er im 2. Satz den Namen des zukünftigen Königs völlig offen.
Prinz Edmund soll mit einem Lächeln auf diese Antwort reagiert und danach Sir Fraunces entlassen haben.

Während sich der englische Heerführer mit seinen Männern in Richtung der Nordostgrenze des Reiches bewegte und sich in den ersten südfranzösischen Städten die Pest rasend schnell ausbreitete, türmten sich die durch mailändisches Gold verursachten dunklen Wolken bedrohlich am Horizont auf.

Herzog Luchino hatte mit unglaublich hohen finanziellen Mitteln sowohl auf der iberischen Halbinsel als auch in Skandinavien und im norddeutschen Raum (ob mit oder ohne Wissen des deutschen Kaisers ist ungewiss) Söldner angeworben. Das Kommando hatte er zwei seiner bewährtesten Söldnerführer übergeben, die er aus den mailändischen Besitzungen im Mittelmeer beordert hatte. Bei den beiden Heerführern handelte es sich – welche Ironie – um Nachkommen vertriebener französischer Adliger: Gassot d’Angers und Rolet Saisset. Zumindest der Großvater d’Angers ist dem alten französischen Hochadel zuzurechnen, welcher eng mit dem Geschlecht der Kapetinger verwandt war. Über Saisett ist noch weniger bekannt, hier verliert sich die Spur bereits bei seinem Ur-Großvater als Vicomte d‘ Uzès im Dunkel der Geschichte.

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Während d’Angers vom Osten her nach Flandern einfallen sollte, um hier die beiden reichen Provinzen für Mailand zu sichern, sollte Saisett Aquitanien und das Poitou für Mailand gewinnen. Flandern wollte Luchino für sich selbst, während er die reiche südwestfranzösische Provinz als Mitgift seiner Tochter dem Sohn Alfons XI. antragen wollte.

Durch mangelnde Aufklärung auf beiden Seiten wahrscheinlich völlig überrascht, stießen im Spätsommer 1347 die Heere Sir Fraunces Swynford und Gaast d’Angers bei Veendam aufeinander.
Den englischen Truppen gelang es jedoch schon in kürzester Zeit, eine intakte Schlachtlinie zur Abwehr zu bilden. Die Söldnerarmee d’Angers ging jedoch, wahrscheinlich aufgrund von Verständigungsproblemen, unkoordiniert zum Angriff über. Während sich verschiedene Söldnerabteilungen noch in der Aufstellung befanden, rückten andere bereits vor.

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D’Angers gab in aller Eile, wollte er den Tag nicht gleich als verloren geben, den allgemeinen Angriffsbefehl. Doch konnten die noch in der Aufstellung befindlichen Abteilungen auch im Eilmarsch nicht mehr zu den bereits im Kampf stehenden Söldnertruppen aufschließen. So prallten einzelne Abteilungen der gedungenen Krieger auf die breite und feste Abwehrfront der englischen Truppen und zerschellten an ihr wie Glas, welches auf Stein prallt.

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Die später eintreffenden Söldnerabteilungen sahen mit Entsetzen auf das mit Leichen übersäte Schlachtfeld und wollten sich eben zurückziehen, als die schwer gepanzerten englischen Ritter in deren Flanke stießen und blutige Schneisen hinterließen. Der Rest des Heeres wandte sich zur Flucht, allen voran d’Angers. Doch überlebten nur wenige der mit mailändischem Gold bezahlten Kriegsknechte diesen Tag. Lediglich der Anführer konnte durch die Schnelligkeit seines Pferdes entkommen.

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Über seinen weiteren Verbleib ist nichts bekannt und es lässt sich nur mutmaßen, was nach der Schlacht aus ihm geworden. Dass er sich zurück nach Venedig begeben hat, ist eher unwahrscheinlich, galt doch Luchino als äußerst jähzornig und rachsüchtig. Und ob d’Angers spurloses Verschwinden mit der unauffindbaren Kriegskasse des Söldnerheeres im Zusammenhang steht, ist ebenfalls ungewiss – jedoch nicht ganz unwahrscheinlich…

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 17. November 2011 16:27

Etwas schwieriger gestaltete sich der Kampf gegen das zweite Söldnerheer, welches Rolet Saisset von Zentralspanien Ende März 1347 über die Pyrenäen nach Aquitanien führte. Er plünderte Pau, verwüstete auf seinen weiteren Weg nach Norden Mont de Marsan, Roquefort und Bazas, bevor er sich Richtung Osten wandte und Marmande bedroht. Die Stadt wehrte sich heldenhaft gegen die grausame Belagerung, doch konnten die Bürger und Handwerker der Stadt den wütenden Angriffen der iberischen Söldner nichts entgegensetzen. Auch diese Stadt wurde ein Opfer grauenhafter Brandschatzung und Gräueltaten. Saisset zog danach nach Nordosten und eroberte Bergerac, scheiterte aber vor Périgueux, wo sich die englisch-fränkische Garnison im harten Ringen behaupten konnte.

Augenscheinlich stand das Vorgehen Saissets in eklatantem Widerspruch zu den mit Herzog Luchino getroffenen Abmachungen. Dieser hatte die Eroberung und Sicherung Aquitaniens befohlen, nicht die Zerstörung von Städten und Dörfern der Provinz. Schnell wurde dem Mailänder klar, dass Saisset mit dem hinter ihm stehenden Heer eigene Ziele verfolgte und sich um die Befehle Luchinos nur wenig scherte.

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Schlimmer für die Region und den inneren Frieden im englischen Reich war jedoch, dass zur Bekämpfung dieser starken Söldnerarmee kaum Truppen zur Verfügung standen. So konnte Saisset bis Ende September mehr als 20 Städte und befestigte Plätze plündern und zerstören, bis eine in aller Eile aufgestellte englische Armee zu deren Vernichtung entsendet werden konnte. Dass dafür die Garnisonen von Bordeaux und Toulouse empfindlich geschwächt werden mussten, nahmen die beiden Statthalter von Aquitanien und des Languedoc in Kauf.

Anfang Oktober, Saisset hatte sich eben nach Süden gewandt, um die Dordogne zu überqueren und im Süden nach weiterer reichen Beute Ausschau zu halten, stellte sich das anglo-fränkische Aufgebot unter dem Kommando Sir Augustines in der Nähe des Ortes Hautefort zur Schlacht.

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Das erste Treffen Sir Augustines bildeten die schweren englischen Fußkämpfer, welche von Bogenschützen unterstützt wurden. Diese, in Frankreich nach englischem Vorbild ausgebildet, mussten zwar einen direkten Vergleich mit den Walisern und Engländern noch scheuen, hatten aber genügend Kraft, um einen feindlichen Vormarsch entsprechend zu stören. Die Aufgebote aus den größeren Städten wurden zur Stärkung des Zentrum als zweites Treffen in Reserve gehalten.

Saisset galt als erfahrener Heerführer und hatte – zumindest auf dem Balkan – des Öfteren Schlachten gegen überlegene Kräfte für sich entscheiden können. Bei Hautefort unterlag er jedoch. Ob es auch hier, ähnlich wie auch bei den Hauptleuten d’Angers, zu Sprachverständigungen gekommen war oder ob aufgrund des Nebels Signale missverstanden wurden, ist unklar. Es ist bekannt, dass Saisset, der zwar als selbstbewusster Angreifer galt, eher aber einer Verteidigungsstrategie den Vorzug gab, auch hier in der Defensive bleiben wollte. Sein Heer rückte jedoch im Eilmarsch vor, die Reihen lösten sich so langsam auf und die einzelnen Abteilungen verloren teilweise den Anschluss. Zudem fiel jeder zehnte Söldner durch englische Pfeile.

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Als die spanischen Soldtruppen schließlich die geschlossenen Linien der Engländer erreichten, waren sie schon geschwächt. So brachen die feindlichen Reihen auch kurze Zeit später, als die englischen Kämpfer geschlossen vorgingen und zusätzlich die gepanzerten Ritter Sir Augustines die beide Flanken des Feindes attackierten. Saisset, der sich todesmutig in den Kampf gestürzt hatte, wurde von vier englischen Soldaten umringt, vom Pferd gezerrt und von Schwertern durchbohrt. Daraufhin wandten sich die noch lebenden Söldner zur Flucht, mussten jedoch den Großteil ihrer Beute zurücklassen.

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Nur wenige Spanier erreichten ihre Heimat. So es sich um kleinere Abteilungen oder einzelne flüchtende Söldner handelte, wurde diese von zusammengerotteten Bewohnern der Landstriche mit Heugabeln und Sensen gnadenlos aufgerieben. Um größere Abteilungen kümmerten sich die englischen Garnisonstruppen.

Mit der Vernichtung der beiden großen Söldnerheere hatte der Herzog von Mailand zwei weitere Niederlagen hinnehmen müssen. Zwar war es ihm gelungen, nahezu ein ganze Jahr lang die Bewohner der heimgesuchten Gebiete in Angst und Schrecken zu versetzen, am derzeitigen Stand des Krieges änderte sich dadurch jedoch nichts.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 22. November 2011 16:11

Edmund III. erreichte der Sieg über die Truppen Saissets leider nicht mehr, er starb am 09. Oktober 1347. Sein alter Widersacher Ludwig IV. folgte ihm nur zwei Tage später. Nachfolger Ludwigs wurde Helmut aus dem Geschlecht der Luxemburger, welcher bereits 1346 als Gegenkönig gewählt und vor kurzem auch zum König von Böhmen gekrönt worden war. Zu diesem Zeitpunkt konnte wirklich niemand vorhersehen, ob er den unter seinem Erzfeind Ludwig IV. geschlossenen Friedensvertrag mit dem englischen Reich anerkennen würde oder nicht. (Zum Glück für den Frieden beider Nationen sollte der Vertrag noch bis zur Kaiserkrönung Helmuts 1356 Gültigkeit besitzen und – vorerst – die Beziehungen auch weiter vertiefen.)

Prinz Edmund eilte nach dem Erhalt der Nachricht vom Tod seines Vaters über den Kanal und empfing am 22. November 1347 die Königskrone aus den Händen von John de Stratford, dem Erzbischof von Canterbury, in Westminster.

Sowohl die Parteigänger des verstorbenen Monarchen als auch die engsten Vertrauten des als Edmund IV. bekannten englischen Königs, erwarteten einen generellen politischen Kurswechsel. Der Hass des Thronfolgers und seiner Parteigänger auf die Franzosen und Dänen war legendär und alle Beteiligten hielten sowohl eine Beschneidung der Privilegien der französisch sprechenden Bevölkerung des Reiches als auch einen Feldzug gegen Dänemark für mehr als wahrscheinlich.

Doch wurden beide englischen Parteien, die „Gemäßigten“ und die „Radikalen“, vollkommen überrascht. Es änderte sich nämlich… gar nichts. Edmund IV. besetzte nur einige weniger bedeutende, aber finanziell einträgliche Posten mit seinen engsten Vertrauten. Innenpolitisch und wirtschaftlich baute er auch weiterhin auf die langjährige Erfahrung der Ratgeber seines Vaters.

Bereits im Februar 1348 befand sich Edmund IV. wieder auf dem Kontinent. Ob er mit seinem prachtvollen Hofstaat eine Reise quer durch das Reich plante oder sich direkt zur Fortführung des Krieges nach Norditalien begeben wollte, ist jedoch nicht ganz klar.

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Bedingt durch die Pest, die sich langsam nach Norden hin ausbreitete, muss er seine Pläne jedoch verschoben haben. Edmund IV. begab sich zuerst nach Caen, zog dann aber wieder Richtung Osten nach Brügge. Dort hielt er sich beinahe ein dreiviertel Jahr auf. Brügge zählte, warum auch immer, zu den Orten, wo kaum Pestfälle auftraten. So saß der König in einem prachtvollen Stadthaus, direkt am „Grote Markt“, sprichwörtlich die Epidemie aus.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 22. November 2011 16:12

Wie schon angedeutet, blieb in der Innen- und Außenpolitik unter Edmund IV. beinahe alles beim Alten. Lediglich eine Absicht wurde sehr schnell deutlich – der forcierte und konsequente Versuch der Annäherung an das kastilische Königshaus. Edmund IV. konnte es sich durch den immensen Reichtum seiner Schatzkasse leisten, sich die Freundschaft und Bündnistreue Alfons XI. zu erkaufen. Den Herzog von Mailand weiter zu isolieren und Dänemark von einem Vorstoß nach Western abzuhalten, das waren die Eckpfeiler seiner Friedenspolitik in Europa. Wobei hier natürlich vorrangig der Frieden für das englische Reich gemeint war, weniger der allgemeine Frieden, der für den Papst zum Kampf gegen die weiter vorrückenden Türken notwendig gewesen wäre.

Für Alfons XI. war Edmund IV. ein wesentlich attraktiverer Bündnispartner als der mittlerweile am Boden liegende Herzog Luchino in Venedig. Allein die Verschlagenheit des Kastiliers hatten ihn die mehr als großzügig zu bezeichnenden Geldgeschenke der Herzöge von Mailand der Vergangenheit annehmen lassen, ohne dass er sich jemals mit dem Gedanken trug, dafür eine Gegenleistung zu erbringen.

Mehr als attraktiv waren für den Kastilier wohl auch dynastische Überlegungen. Durch eine Verbindung mit dem zur Zeit mächtigsten Reich des Abendlandes konnte ihm nur Vorteile erwachsen. Sicherlich spielte bei Alfons XI. die Begehrlichkeiten auf die mittlerweile zu englischen Herzogtümern „degradierten“ Provinzen Portugal und Navarra eine tragende Rolle. Die Gewinne aus den portugiesischen Zinnminen waren gewaltig und auch die eben entdeckten Gold- und Kupfervorkommen übten eine magische Anziehung auf die chronisch leere kastilische Staatskasse aus.

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So reiste im Frühjahr 1348 per Schiff eine Gesandtschaft von hohen Würdenträgern – unter anderem John Kemp, der Erzbischof von York, und Robert de Ufford, der Herzog von Norfolk – mit sechs der prächtigsten Schlachtrösser als Geschenk nach Toledo. Die Botschafter Englands hielten sich fast ein halbes Jahr am kastilischen Hof auf, wurden zuvorkommend bedient und auf das Vorzüglichste unterhalten, erreichten aber – merkwürdiger Weise – keinerlei feste Zusagen auf das Bündnisangebot Edmunds IV.

Erst eine zweite englische Gesandtschaft im Herbst des gleichen Jahres konnte Alfons seine wahren Intentionen entlocken. Der Kastilier präsentierte prompt seinen 14jährigen Sohn Peter als idealen Heiratskandidaten für die 13jährige Tochter Edmunds IV., Joan von England. Als Mitgift bot der englische König schließlich märchenhafte 50.000 Pfund Silber sowie das Herzogtum Navarra an. Alfons XI. forderte vom mächtigsten Monarchen Europas 100.000 Pfund und zusätzlich zu Navarra auch noch Portugal.
Es begann ein heftiges Feilschen um Summen und Provinzen, welches mit allen Raffinessen geführt wurde.

Zwei Tage vor Heilig Abend des Jahres 1348 konnten sich schließlich die Gesandten Edmunds und Alfons XI. einigen und somit die Verlobung der beiden Königskinder offiziell bekanntgeben. Die kastilische Krone sollte Navarra erhalten, 75.000 Pfund Silber sowie die Einkünfte der Zinn und Kupferminen Portugals auf 5 Jahre. England erhielt die Zusicherung, dass Kastilien sich aktiv mit 2.000 Soldaten an der Eroberung der von Mailand gehaltenen Mittelmeerinseln beteiligen sollte. Der förmliche Vertrag wurde am 27. Dezember geschlossen und nach Brügge sowie London gesandt.
Zuletzt geändert von Condottiere am 22. November 2011 19:34, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 22. November 2011 16:12

Unglücklicher Weise hatte es sich aber Edmund in der Zwischenzeit anders überlegt. Eine enge familiäre Bindung zum Römisch-deutschen Reich konnte und musste sich vielversprechender gestalten (und würde England überdies auch weniger kosten). Im engen Bündnis mit dem Kaiser und dem Papst rückten selbst hochtrabende Kreuzzugspläne wieder in greifbare Nähe.

Prinz Friedrich, der älteste Sohn Helmuts I., hatte eben das richtige Alter, galt als sehr schön und als mutiger Ritter. Verhandlungen über eine Verbindung zwischen Joan und Friedrich wurden zuerst in Bologna, später in Frankfurt geführt, wo sich sowohl die Botschafter des englischen Königs und des Kaisers recht schnell einigen konnten.
Edmund IV. versprach als Mitgift Joans das Herzogtum Mailand sowie 50.000 Pfund Silber. Helmut sicherte im Gegenzug die Aufstellung einer Armee unter Johann von Freundsberg in Norditalien zu, die die Engländer im Feldzug gegen Venedig unterstützen sollte.

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Allerdings stand bereits ein englisches Heer unter Sir Samuel Becket, dem ältesten Sohn des Herzogs von Dublin, vor der Lagunenstadt und hatte mit der Verwüstung der Festlandsbesitzungen Venedigs begonnen. Leider fehlte eine schlagkräftige Flotte in der Adria, um die Stadt komplett von der Außenwelt abzuschneiden. Die beiden Flotten unter den Admirälen Lewes waren noch immer auf der Jagd nach mailändischen Piraten im westlichen Mittelmeer und somit zu weit entfernt. So wurde der Kaiser gebeten, entsprechende Schiffe zu Verfügung zu stellen, um die Belagerung Venedigs voranzutreiben.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 22. November 2011 16:14

Natürlich waren es mailändische Spione, die Alfons XI. über die arrangierte Hochzeit zwischen England und dem Römisch-deutschen Reich informierten.

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Der Kastilier tobte, war er doch nicht nur um die versprochene Mitgift betrogen worden, sondern sah ganz klar auch den Bruch eines geschlossenen und somit gültigen Vertrages. In seiner Ehre tief gekränkt, erklärte Alfons XI. im Mai 1349 England den Krieg und unterzeichnete nur wenige Tage später – wenn auch nur widerwillig – einen Bündnisvertrag mit Luchino von Mailand.

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Während ein spanisches Heer sich von Cadiz aus einschiffte, um in Aquitanien einzufallen, marschierte eine zweite Armee unter dem Kommando Don Francesco de Ciudad Real auf Lissabon zu und schloss die bereits von der Pest gebeutelte Stadt ein.

In einer heftigen Seeschlacht vor der Küste Aquitaniens gelang es zwar Admiral Richard von Mainstone die kastilische Flotte und somit auch die Invasionsarmee zu vernichten, die Bedrohung Lissabons konnte aber auf kurze Zeit mit den vorhandenen Mitteln nicht abgewendet werden.

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In der Hauptstadt des Herzogtums Portugal starben die Menschen wie Fliegen und nur das teilweise brutale Vorgehen des vor vier Jahren zum Herzog erhobenen portugiesischen Statthalters Georg Percy gegen die Zivilbevölkerung verhinderten übermäßige Opfer unter seinen Soldaten. Doch gänzlich verhindern ließen sich Todesfälle in den beiden großen Festungen Lissabons nicht. Percy musste sich schnell entscheiden, ob er jetzt kämpfen oder dem Feind bei längerer Belagerung die Stadt zweifellos wie eine reife Frucht von selbst in die Hände fallen lassen sollte.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 24. November 2011 15:56

Als alter Kämpfer entschied sich Percy für die Schlacht vor den Mauern der Stadt, bevor die Seuche seine Armee weiter schwächen würde.

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So zog der Engländer mit allen verfügbaren Männern am Morgen des 07. Juni 1349 vor die Tore Lissabons, um der Armee Don Francescos de Ciudad Real entgegenzutreten.
Als die Absicht der Engländer zu kämpfen auch dem Kommandant der kastilischen Truppen klar wurde, zog er seine Männer zurück, um seinem Feind die Aufstellung in Schlachtordnung zu gestatten. Das war zwar sehr ritterlich, sollte sich aber schon zwei Stunden später als schwerer Fehler herausstellen.

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Während die englischen Bogenschützen Salve um Salve auf die feindlichen Formationen niedergehen ließen, attackierte Sir Percy selbst mit seinen Rittern die rechte Flanke des Feindes. Die schweren englischen Ritter brachen in die Formationen Don Francescos ein und wüteten fürchterlich. Während die englischen Fußkämpfer jeden Fußbreit Boden nur durch hartes Ringen gutmachen konnten, gelang es Percy und seinen Männern in einer gewaltigen Anstrengung, bis zum gegnerischen General vorzudringen. Percy selbst forderte Don Francesco und hieb ihm nach kurzem Kampf – wohl mehr durch einen glücklichen Zufall – mit seiner Schwertspitze die Kehle durch.

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Zwischenzeitlich hatten sich auch die englischen Schwertkämpfer behaupten können und an der linken Flanke des Feindes tatsächlich einen Sieg erringen können. Als sich die Flügel Percys schließlich nach innen wandten und begannen, das feindliche Heer auch im Rücken zu bedrohen, lösten sich die kastilischen Reihen auf und flohen vom Feld. An der Jagd auf die fliehenden Feinde beteiligte sich jeder Engländer, der ein Pferd finden konnte und dazu noch in der lage war. Selbst die Trossknechte hetzten die Soldaten Kastiliens bis zum späten Abend und machten noch Hunderte nieder.

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Die Bedrohung Lissabons und somit des Herzogtums Portugal war vorerst abgewendet, doch schwebte über der Stadt nachwievor die grausige dunkle Wolke der brennenden Pestleichen. Bis zum Jahresende starben in der Stadt noch über 10.000 Einwohner. Die Reihen der englischen Soldaten in der Stadt lichteten sich ebenfalls weiter, machten aber bei aller Grausamkeit nicht die riesigen Verluste aus, die die einzelnen englischen Garnisonen in Zentraleuropa erleiden mussten.

Die schreckliche Seuche ließ für knapp zwei Jahre die Kämpfe im Abendland einschlafen. Allerdings kam es in einzelnen Städten des Reiches zu Aufständen und Übergriffen – vor allem gegen jüdische Bewohner, denen das Einschleppen der Seuche nachgesagt worden war. Da sich sowohl die zur Aufrechterhaltung der Ordnung aufgestellten Milizen allerorts aufgelöst hatte, als auch der gesamte Verwaltungsapparat der großen Städte am Boden lag, waren die Betroffen ohne Schutz dem Wüten ausgeliefert. Tausende Unschuldiger fielen den Pogromen zum Opfer. Allein – die Seuche wütete weiter.

Die unzähligen Todesopfer bewirkten auch einen riesigen Rückgang der Steuereinnahmen aus Handel, Handwerk und Landwirtschaft. Zwar hatte Edmund III. durch seine Kluge Wirtschaftspolitik eine mehr als solide zu bezeichnende finanzielle Basis geschaffen, doch musste die derzeitig katastrophale Entwicklung auch hier bald die Truhen seines Nachfolgers leeren…

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 25. November 2011 14:59

Bis zum Frühjahr 1352 war es im westlichen Abendland beängstigend still. Das große Sterben dauerte an und lähmte Fortschritt und Wachstum. Ganze Landstriche wurden entvölkert und in den Städten war nur das Rumpeln der Leichkarren und das Läuten der Totenglocken zu hören, was viele fast in den Wahnsinn trieb.

So hatten die ersten Pestfälle in Venedig, eingeschleppt ausgerechnet von einem Versorgungsschiff der mit Luchino verbündeten Mamluken, auch hier die Aktivitäten der die Stadt belagernden Engländer zum Erliegen gebracht. Ihr Kommandant, Sir Samuel Becket, beschränkte sich darauf, die Stadt komplett vom Festland abzuschneiden und in Chioggia und in Cavallino Treporti Geschütze aufstellen zu lassen, um damit Versorgungsschiffe an der Einfahrt zur Lagune zu hindern.

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Im Sommer 1352 schien es endlich so, als hätte sich der Schwarze Tod in Europa ausgetobt und nur noch sporadisch traten Krankheitsfälle auf, die jedoch nach wie vor fast immer zum Tode führten.
Mit dem endgültigen Abklingen der schrecklichen Seuche, begann sich endlich auch das öffentliche Leben langsam wieder zu regen. Auch die Planungen zur Fortführung der Kämpfe auf dem Kontinent wurden wieder aufgenommen.

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Kaiser Helmut I. hatte in der Zwischenzeit sein Versprechen gehalten und eine starke Söldnerarmee unter Anselm von Penzberg dem Kommando Sir Beckets unterstellt. Die zu großen Teilen aus Deutschen bestehende Armee unter Johann von Freundsberg stand noch immer in der Nähe von Bologna und wartete hier auf weitere Truppen.
Sir Becket hatte das Heer Anselms von Penzberg zum Schutz seiner nördlichen Flanke in Richtung Triest gesandt. Becket setzte kein allzu großes Vertrauen in den Deutschen, den er seinen Hauptleuten gegenüber als „hinterhältigen und obendrein feigen Mietling“ beschrieb. Die Anselm von Penzberg unterstellten Söldner hielt er allesamt für „Halunken und Halsabschneider, die wohl nur das Versprechen, sich für Geld schlachten zu lassen, vor dem Strick bewahrt hatte.“

Der Eindruck, den der englische Heerführer von dem aus Bayern stammenden Söldnerführer hatte, stellte sich bereits Im Spätsommer 1352 als völlig wahr heraus. Als nämlich zwei kleinere Abteilungen auf dem Balkan angeworbener Söldnertruppen unter mailändischem Kommando über Triest nach Venezien marschierten, griff Anselm diese nicht an, sondern verlegte ihnen mit seinem Herr nur dem Weg. Streng genommen verstieß er mit diesem Vorgehen nicht gegen den Befehl Beckets, welcher nicht explizit von der Vernichtung feindlicher Formationen gesprochen hatte. Zwar befahl der Engländer daraufhin immer wieder den Angriff und die Vernichtung des Feindes, doch wurden diese Befehle von Anselm einfach ignoriert.

Sir Becket, nicht gewohnt, dass seine Befehle nicht befolgt werden, wollte den Söldnerführer verhaften und aburteilen lassen. Das scheiterte jedoch am geschlossenen Widerstand der Anselm unterstellten Söldner. Die Ritter Sir Beckets mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Becket legte daraufhin beim Kaiser mit scharfen Worten Beschwerde ein, erreichte aber nichts. Der unangenehme Vorfall nahm seinen weiteren Verlauf, als Becket schließlich mit Waffengewalt gegen die Söldner vorging und ihren Führer seines Kommandos entheben wollte. Auf beiden Seiten floss Blut, Anselm verblieb aber wiederum in der Mitte seiner Leute.

Ende 1353 trat eine weitere Wendung in den Beziehungen zwischen Edmund IV. und Helmut I. ein, deren Ursachen allerdings wohl eher in der Ehe seiner Tochter mit Prinz Friedrich zu finden und als äußerst delikat zu bezeichnen sind. Widerholt hatte sich nämlich Joan in Briefen bei Ihrem Vater beklagt, dass Friedrich ihrem Bett bisher ferngeblieben sei und somit die Ehe auch nach nunmehr über vier Jahren noch nicht vollzogen wurde. Friedrich ginge lieber auf die Jagd und suche scheinbar eher auf den Lagern von schönen Domestiken nach gewissen Freuden.

Das traf nicht nur den Stolz Edmunds IV. auf seine wirklich wunderschöne Tochter, sondern ließ auch das Misstrauen des englischen Herrschers wegen des Nichtvollzugs der Ehe auf die getroffenen Vereinbarungen wachsen. Als schließlich 1354 Johann von Freundsberg nach Mailand marschierte, um die Stadt nach dem Abklingen der Pest endgültig für den Kaiser in den Reichsverbund einzugliedern, schloss der Stadtkommandant Sir Harold Scotham vor dem Deutschen einfach die Tore. Auf Nachfrage Freundsberg wurde nur geantwortet, dass man ihn gern als Gast eintreten lasse, die Stadt aber auch weiterhin dem englischen König gehöre. Ein entsprechender Brief Helmuts an Edmund ergab als Antwort lediglich, dass aufgrund der nichtvollzogenen Ehe keinerlei Anspruch auf die geforderte Mitgift bestehe.

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Freundsberg, der noch immer vor Mailand ausharrte, bekam vom Kaiser den Befehl, die Stadt notfalls mit Gewalt zu nehmen. Die zur Verstärkung der englischen Garnison eingetroffene Truppen unter Sir Henry Blount (wegen seines feuerroten Schopfes „Red Harry“ genannt) und die Soldaten des mailändischen Stadtkommandanten wiesen den Angriff Freundsberg blutig ab.

In der Zwischenzeit hatte Anselm von Penzberg dem Kaiser seinen Dienst aufgekündigt und begonnen, mit Hilfe seiner Söldner im nördlichen Venezien sein eigenes Herrschaftsgebiet aufzubauen. Der wilde Haufen konnte endlich seiner wahren Berufung - dem Morden, Rauben und Plündern - ungehemmt frönen. Vorerst geschah das noch ungestraft, da Sir Becket noch immer Venedig blockierte.

Edmund IV. bemühte sich im Dezember 1354 noch einmal – und wir dürfen heute die Ernsthaftigkeit dieser Absicht nicht in Zweifel ziehen – um den Frieden im heimgesuchten Europa. Er forderte lediglich von Helmut die Herausgabe seiner Tochter sowie der bereits zu großen Teilen ausbezahlten Mitgift.
Helmut wies beide Forderungen mit der Begründung der Rechtmäßigkeit der Ehe zurück und fragte im Gegenzug, wo eine Klausel im Vertrag zu finden sei, die den Termin des ehelichen Vollzugs beträfe.

Bei Edmund brachte diese Antwort das Fass zum Überlaufen. In größter Sorge um das Wohl seiner geliebten Joan, die viele Zeitzeugen als die schönste Frau Englands beschrieben, unterzeichnete er im März 1355 die Kriegserklärung gegen den Kaiser. Damit war der Bruch zwischen den beiden Reichen vollkommen und erneut würden die dunklen Wolken brennender Dörfer und Städte den Himmel verfinstern.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 5. August 2012 14:32

Der Krieg Englands gegen das mailändisch-deutsch-kastilische Bündnis

1355 war im Allgemeinen ein Jahr mit gewaltigen Aufgaben. Edmund IV. war einerseits gezwungen, aufgrund der seiner Tochter und somit seiner eigenen Person angetanen Schmach Krieg gegen den Kaiser zu führen. Andererseits verlangten die Kämpfe im Süden, auf der Apenninhalbinsel, gegen die in Venedig eingeschlossenen Mailänder genau die gleiche Aufmerksamkeit wie die weitere Konsolidierung der englischen Macht im Westen, auf der iberischen Halbinsel gegen Alfons XI.

Gern hätte Eduard den Fokus seiner militärischen Bemühungen auf den Süden und Osten gelenkt. Daran, dass der Kastilier jedoch seine Machtgelüste zügeln und sich sein großer Appetit auf das Herzogtum Portugal von alleine stillen würde, glaubte jedoch der englische Herrscher nicht. Und zum Besten stand es im iberischen Herzogtum wahrlich nicht gerade. Lord Percy, der Herzog von Portugal, war zu Jahreswechsel an der Pest verstorben. Das Kommando hatte der Lord Henry Fitzroy, ein illegitimer Sohn Edmunds III., übernommen.
Er versuchte, die nach der Seuche und der letzten Belagerung verbliebenen Truppen neu zu organisieren und das Herzogtum bis zum Eintreffen der englischen Verstärkung zu halten. Zwar drängten die Mehrheit der Ritter Henry Fitzroy immer wieder, Raubzüge auf kastilisches Gebiet zu unternehmen. Dieser unterband solche Ansinnen mit eiserner Faust, wollte er doch nichts tun, um Alfons XI. zu reizen und somit zu einem erneuten Kriegszug gegen ihn zu bewegen.

Die englischen Spione am kastilischen Hof von Toledo entdeckten jedoch bislang keine Anzeichen, die eine erneute Entsendung von Truppen in Richtung Portugal erkennen ließen. Und merkwürdigerweise machten auch die kaiserlichen Truppen in Norditalien keine Anstalten, gegen Sir Samuel Becket vor Venedig vorzugehen. Das Glück schien Edmund IV. holt. Er wollte die Gunst Fortunas nicht leichtfertig verspielen und handelte entsprechend schnell und umsichtig, um seine geliebte Tochter endlich den Klauen der Deutschen zu entreißen.

Zwei große Glücksfälle spielten Edmund IV. im Krieg gegen den deutschen Kaiser, Helmut I., in die Hände. Zum Einen war es das in der Nähe von Brügge stehende gut ausgerüstete und kampferprobte Heer unter Sir Fraunce Swynford. Zum anderen waren es die auf kleinere Burgen und Festungen Lothringens aufgeteilten und von der Pest kaum versehrten Truppen unter Richard von York.
Somit hatte Edmund in seinen östlichen Grenzmarken zwei große und kampfstarke Heere, während Helmut bei den Reichsfürsten erst eifrig um Unterstützung für den Krieg gegen das englische Reich werben musste.

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Jedoch fand der Kaiser diese Hilfe nur bei Ruprecht von Schwaben, der sofort eine Armee aushob. Die These, dass Ruprecht ernsthaft gegen die Englischen ins Feld ziehen wollte um dem Kaiser zu helfen, wird von heutigen Historikern allgemein angezweifelt. Die bis dahin von Ruprecht gezeigte ablehnende Haltung gegenüber Helmut und das sehr zögerliche Verhalten bei der Verfolgung bzw. Beobachtung der vorrückenden englischen Truppen lassen eher den Schluss zu, dass er aus dem selbstmörderischen Kampf der beiden Reiche als lachender Dritter hervorgehen wollte.

Dieser merkwürdige Vasallentreue Ruprechts und dem militärischen Geschick Richards von York war es letztlich zu verdanken, dass die englischen Kontingente sich Mitte April in der Nähe von Metz sammelten und das Heer aus Lothringen bereits Anfang Mai vor Nürnberg erschien. Dort gelang es, den völlig überraschten Kaiser einzuschließen. Es kam vor den Mauern der Freien Reichsstadt Nürnberg nochmals zu einer kurzen Unterredung zwischen den Unterhändlern der beiden Reiche, Sir Raymond Asher und Hubert Graf von Schottenstein. Schottenstein legte sehr glaubhaft dar, dass der Kaiser seinen Sohn eindringlich auf die Herausgabe seiner Frau gedrängt habe. Asher erwiderte, dass Edmund sich bis zum Eintreffen seiner Tochter auf englischem Gebiet gern auch mit Helmut als Faustpfand zufriedengeben würde.


Richard von York machte durch die unmittelbar nach den Gesprächen beginnende Beschießung des südlichen Stadttores Nürnbergs seine Absicht noch glaubwürdiger, Helmut unter den Willen des englischen Herrschers zu zwingen.
In der Stadtchronik lässt sich heute nachlesen: „Dem Stadtvolk bereitete der Beschuss und die angekündigte Plünderung solchen Verdruss, dass bereits nach wenigen Schüssen aus den mitgeführten schrecklichen Bombarden des Engländers die Tore Nürnbergs geöffnet wurden. Der Kaiser wehrte sich tapfer der feindlichen Übermacht, unterlag schließlich jedoch und starb heldenhaft, mit dem Schwert in der Hand.“

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Leider lässt sich heute nicht mehr feststellen, ob Helmut wirklich durch fremde Waffenwirkung während des Scharmützel starb, welches nach dem Öffnen der Stadttore mit der Leibwache des Kaiser entbrannte. Wahrscheinlicher ist eher, dass Helmut schlicht aufgrund des unglaublichen Vorgangs der Schlag getroffen hatte.
Richard von York ließ den Leichnam des Kaisers in der Sebalduskirche aufbahren und wenig später in allen Ehren beisetzen. Die Reichsinsignien verwahrte er bis zum sicheren Abtransport im sogenannten Heidenturm der Nürnberger Burg.

Mit der Einnahme Nürnbergs hatten die Engländer nicht nur einen wichtigen Pfeiler kaiserlicher Macht aus dem Reichsgefüge gebrochen, auch eine Vielzahl hier produzierender Waffenschmieden, Büchsenmacher und Pulvermühlen geriet so in englischen Herrschaft.
Auch das psychologische Moment dieser Aktion lässt sich nicht von der Hand weisen. Der tiefe Vorstoß ins Reichsgebiet und der – wahrscheinlich unabsichtlich herbeigeführte – Tod des Kaisers hinterließen weitere Spuren im ohnehin bröckelnden Machtkonglomerat der ewig miteinander streitenden Kurfürsten.

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Ein Rückeroberung Nürnbergs wurde von den deutschen Kurfürsten bis zur Wahl eines neuen Kaiser auf keinen Fall in Erwägung gezogen, hatte man doch Kunde erhalten, dass Wilhelm von Merryfield mit einem großen und äußerst kampferfahrenen Heer aus den ehemaligen schweizerischen Landes erschienen war und kurz vor der Donau stand. Mit dieser neuen Bedrohung sollte sich, so die Kurfürsten, nun Friedrich allein herumschlagen. Ruprecht von Schwaben wurde ermächtigt, die Nachschublinien der Engländer im westlichen Franken zu stören und keinesfalls nach Norden in Richtung Frankfurt zu marschieren, wohin sich Helmuts Sohn Friedrich mit seiner Frau, der Tochter Edmunds, zurückgezogen hatte.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 7. August 2012 13:35

So optimistisch Edmund und noch mehr Henry Fitzroy in Portugal im Bezug auf das weitere Vorgehen Alfons XI. im Jahre 1355 waren, so groß war die Überraschung, als noch im Herbst 1356 sowohl aus Südwesten als auch aus Nordosten zwei Heeressäulen iberischer Krieger die Grenzlande überschritten und das englische Herzogtum mit Feuer und Schwert verheerten. Da nutzte es recht wenig, wenn nach längerem Werben englischer Unterhändler der Großfürst von Nowgorod, Michael Gediminas, an der Seite Englands in den Krieg gegen das dänische Königshaus eintrat.

Besorgniserregend in der gesamtpolitischen Entwicklung war die im Vorjahr stattgefundene Aussöhnung der beiden ehemals verfeindeten Cousins, Peter IV. von Sizilien und Alfons XI. von Kastilien. Mit diesem Bündnis entstand eine gefährliche Achse im Mittelmeer von Sizilien nach Spanien, die für die Handelsrouten zwischen dem englischen Mutterland und den Besitzungen an der Mittelmeerküste eine Gefahr darstellen konnten. Noch schlimmer war jedoch, dass Peter von Sizilien seinen Vetter mit Truppen und schweren Belagerungswaffen zur Einnahme der großen befestigten Orte Portugals unterstützte. Eine offizielle Kriegserklärung Peters an England war indes noch nicht erfolgt - zu nah standen die Truppen des mächtigsten Monarchen des Abendlandes an den eigenen Grenzen. Und die englischen Flotten, auch wenn Sie derzeit zu Reparatur- und Ausrüstungszwecken auf alle eigenen Mittelmeerhäfen verteilt waren, würden sämtliche großangelegte maritime Operationen unterbinden. Die wenigen Schiffe Peters IV., meist nur Söldlinge der Berberküste, konnten nur durch Nadelstiche den Seehandel des Feindes stören.

Als Henry Fitzroy in Lissabon vom Nahen des kastilisch-sizilischen Heers erfuhr, ergriff er umgehend alle notwendigen Maßnahmen, um im Falle einer längeren Belagerung gewappnet zu sein. Mit Lebensmitteln war die Stadt bestens versorgt und die Seeheerschaft an der Atlantikküste sorgten für ständigen Nachschub. Schlimmer war eher der Mangel an verlässlichen Kämpfern. Dieser Mangel unter seinen Truppen ließ sich auch durch die Aushebung von Freiwilligenmilizen nicht beheben. Ein erfolgreicher Ausfall, wie noch vor vier Jahren unter Sir Percy, schien ausgeschlossen.

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Angeführt wurde das kastilische Heer vom jüngsten Bruder Alfons XI., Don Christobal Augusto de Valencia, der als mittelmäßiger Heerführer mit äußerst aufbrausendem Temperament bekannt war. So fiel es Henry Fitzroy nicht besonders schwer, durch die Operationen seiner im Rücken und an den Flanken des Feindes operierenden Freischärler-Einheiten Don Augusto bis aufs Blut zu reizen. Immer wieder stand der Kastilier vor niedergebrannten Brücken, verschwanden kleinere Truppenteile der Nachhut spurlos und litt die Moral des Heeres ganz allgemein durch die ständigen englischen Angriffe und Geplänkel.
Durch diese Taktik gelang es Henry Fitzroy immerhin, den Vormarsch des schwerfälligen feindlichen Heerwurmes an die Westküste Iberiens bis April 1357 zu verzögern.

Als Don Augusto endlich vor den Stadtmauern Lissabon erschien, zeigt er sich beeindruckt. Die Mauern der Stadt ragten über 15 Meter in die Höhe und die mehr als 75 großen Türme mit ihren Ballisten und Schützen würden seinen angreifenden Soldaten schwere Verluste beibringen.
Der Kastilier begann zügig mit dem Zusammenbau der mitgeführten schweren Belagerungswaffen, allen voran den vier riesigen Triboks, die von Peter IV. stammten und von einem byzantinischen Waffenmeister entworfen worden waren. Außerdem verwüstete er das nahe und weitere Umland der Stadt so schwer, dass noch auf Jahre später unzählige Dörfer und kleinere Städte unbewohnbar waren.

Trotz zahlenmäßiger Übermacht lag es aber im Bereich des Unmöglichen, Barcelona vollständig einzuschließen. Dies verhinderte schon allein die geografisch günstige Lage der Stadt. Im Süden mündete der Tejo in den Atlantik und bildete eine unüberwindliche Barriere. So ließ Don Augusto seine Männer an den wichtigsten Versorgungswegen Schanzen errichten, die aus jeweils einem Graben und einer Palisadenmauer bestanden. Dadurch verringerte er die Wahrscheinlichkeit nächtlicher Überfälle und bot so seinen Männern sowie den schweren Belagerungswaffen relative Sicherheit vor nächtlichen Angriffen.

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Henry Fitzroy war überzeugt, dass die Mauern durch ihre Stärke eine gewisse Zeit dem Beschuss durch die zentnerschweren Steinkugeln standhalten konnten. Letztlich musste aber die permanente zerstörerische Krafteinwirkung auch hier ihre Spuren hinterlassen und die äußere Verteidigung fallen.
Sein Plan fußte deshalb auf einer absolut defensiven Strategie. Das Schlachtfeld sollte nicht die große Ebene in Richtung Queluz und Amadora sein, sondern die engen verwinkelten Gassen und Plätze der Stadt. Dazu ließ er quer über die größeren Straßen Barrikaden errichten, von denen sich seine Truppen langsam in Richtung Catedral Sé Patriarcal, der ältesten Kirche der Stadt zurückziehen sollten. Tausende von Steinen wurden aus alten Gebäuden herausgebrochen und auf die Dächer der Häuser geschafft, die in unmittelbarer Nähe zu den Barrikaden lagen. Dazu gesellte sich noch eine riesige Anzahl von Wurfspießen. Die Bewohner wurden außerdem angehalten, in großen Kesseln Öl und Wasser zu erhitzen. So erwarteten Henry Fitzroy, seine Männer und die Bewohner Lissabons den Beginn der Kämpfe…

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 8. August 2012 12:49

Die eigentlichen Kampfhandlungen begannen am frühen Morgen des 12. Mai 1357 mit dem Beschuss des Leon-Tores. Unablässig warfen die langen Arme der Triboks die schweren Steingeschosse gegen das Mauerwerk, vor allem gegen den Jacobsturm. Bereits am späten Nachmittag war die äußere Schalung auf halber Höhe des betroffenen Abschnittes so stark beschädigt, dass das innere Füllwerk herauszurieseln begann. Der Beschuss auf das Leon-Tor wurde am nächsten Morgen noch durch kastilische Katapulte verstärkt, deren etwa 15 Kilogramm schwere Steinkugeln das Mauerwerk beim Aufschlag weiter zermürbten. Bei Sonnenuntergang des 14. Mai stürzte schließlich der westliche Mauerabschnitt mit dem Jacobsturm des Leon-Tores in sich zusammen und hinterließ eine etwa sechs Meter breite Bresche in der Mauer. Aufgrund der hereinbrechenden Dunkelheit erschien es jedoch Don Augusto zu gefährlich, in die Stadt einzudringen. Der allgemeine Sturm auf die Bresche wurde auf den folgenden Morgen gelegt. Der Kastilier war aber überrascht, als er bei Sonnenaufgang an Stelle der Bresche eine aus frischen Holzbohlen errichtete Palisade sah. Vor dieser ragten ihm etwa zwei Meter lange vorn angespitzte Holzpfähle, Lanzen, Spießen und Piken entgegen. Wieder verging der Vormittag mit dem Beschuss dieses Abschnittes, bis um die Mittagszeit nur noch ein Haufen Schutt und Geröll den Weg in die Stadt versperrte.

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Danach ging alles sehr schnell. Unablässig strömten die kastilischen Soldaten und die auf dem Balkan von Peter IV. angeworbenen Söldner in die Bresche, die wie ein Flaschenhals wirkte. Draußen staute sich die Masse der Kämpfer, während sie im Inneren der Stadtmauer nur noch kleinere Gruppen bildeten. Vor allem die Söldner richteten ihr Hauptaugenmerk auf das Ausplündern der reichen Bürgerhäuser. An den errichteten Barrikaden entbrannten sofort heftige Kämpfe. Diese konnten jedoch durch die punktuelle zahlenmäßige Überlegenheit die städtischen Milizen gewonnen werden. An einigen Stellen begannen die Hippenmilizen sogar, die Soldaten Don Augustos wieder zurückzudrängen. Erst den herbeieilenden Hauptleuten der Söldnereinheiten gelang es, ihre Truppen zu ordnen, zu sammeln und dann geschlossen zum Angriff zu führen. Vielerorts brachen die Feinde wieder in Häuser ein, um durch die Hinterhöfe die Barrikaden zu umgehen. Das gelang zwar nur teilweise, forderte aber dann viele Opfer bei den Milizen, die oft bis zum letzten Mann niedergemacht worden.

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Die Feinde drangen immer tiefer in die Stadt ein und fluteten durch die Straßen, den sich langsam zurückziehenden und stark dezimierten Milizen folgend. Bis schließlich die englischen Signale zum Angriff riefen... Plötzlich prasselten schwere Steine auf die Köpfe der kastilischen Truppen herunter, starben die Söldner vom Balkan durch Wurfspeere und gut gezielte Pfeile. Pferde gingen fast wahnsinnig durch, weil sie durch herabgeschüttetes Öl und Wasser verbrüht worden waren. Das große Sterben setzte ein. Fast blind vor Wut stiegen die Männer der sich neu formierten Hippenmilizen über ihre gefallenen Kameraden hinweg, oft den Vater, Bruder oder einen Nachbarn. Tödlich fuhren die Spitzen der gefährlichen Stangenwaffe durch Lederkoller und Brünnen oder trennten die sensenähnliche Schneiden Gliedmaßen ab. Das Tosen in den Straßen und Gassen war gewaltig, das Brüllen der Verwundeten und Sterbenden grauenhaft, das Waffenklirren und Scheppern höllisch. Als sich schließlich die Reserve aus englischen Schwertkämpfern am Leons-Tor gesammelt hatte und den Feinden plötzlich in die Flanke fielen, erreichte der Kampfeslärm eine neue Stufe.

Während der Kampf in der Stadt tobte und sein Ausgang zeitweise auf Messers Schneide stand, hatte Henry Fitzroy seinen Rittern den Ausfall über das im Osten gelegenen Camaz-Tor befohlen. Brüllend und johlend brachen sie in die kaum bewachten Schanzen ein und setzten die Belagerungswaffen in Brand. Anschließend ritten sie ihre Attacke gegen den Tross, der nur von wenigen Knechten und Knappen bewacht wurde. Don Augusto floh bei diesem Anblick feige vom Feld und überließ seine Armee ihrem Schicksal.

Doch erst, als die in die Stadt zurückkehrenden englischen Ritter auf die sich zurückziehenden kastilischen Truppen trafen, wurde der Kampf wirklich entschieden. Nun völlig durch die Engländer eingeschlossen, warfen viele Kastilier ihre Waffen fort und ergaben sich auf Gnade und Ungnade. Die Söldner hatten weniger Glück und wurden samt und sonders niedergemacht.

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Henry Fitzroy hatte einen großen Sieg errungen, betete aber inständig darum, baldmöglichst frische Truppen aus dem Heimatland zu erhalten. Natürlich wusste er, dass durch den Kriegszug viele der großen Städte und Burgen Kastiliens nur unzureichend besetzte waren und leicht in seine Hände fallen konnten. Die Sicherung dieser Orte wäre aber durch die ihm zur Verfügung stehenden Truppen nur unzureichend und die Eroberungen müsste man nach kurzer Zeit schon wieder zurückgeben. Er beschränkte sich also auf die Sicherung und weitere Festigung der englischen Herrschaft in Iberien und begann damit, die Not der Bevölkerung in der besonders stark heimgesuchten Umgebung Lissabons zu mildern.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 27. August 2012 14:51

Der Tod des Kaisers Helmut I. hatte desaströse Auswirkungen auf die verbliebenen Reichsteile zur Folge. Desaströs deshalb, weil sich Helmut mit der Argumentation zur Ehe seines Sohnes mit Edmunds Tochter weder bei den Fürsten und noch viel weniger bei der Geistlichkeit beliebt gemacht hatte. So erscheint es uns heute wenig verwunderlich, dass der Kaiser von nahezu allen seiner ehemaligen Getreuen verlassen, in Nürnberg zu Tode kam.

Im Reich entstand nun ein Machtvakuum, welches zwangsläufig für fast alle Reichsteile die schlimmsten Folgen hatte. Ohnehin gab es durch die weitreichenden englischen Eroberungen nur noch dem Namen nach wirklich sieben Mitglieder des Kurfürstenkollegiums, das den deutschen König wählte: Zwei der drei wahlberechtigten geistlichen Fürstbischöfe - der Erzbischof von Trier und der Erzbischof von Köln – hatten ihre Bistümer durch die Engländer verloren. Und zwei der vier weltlichen Kurfüsten waren ebenfalls den Großteil ihrer Besitzungen verlustig gegangen, der Pfalzgraf bei Rhein durch die Engländer und der Herzog von Sachsen durch die Dänen. Übrig blieben also nur noch der Erzbischof von Mainz (der vor Angst schlotternd nach heranmarschierenden Engländern Ausblick hielt), der Markgraf von Brandenburg (der es ihm gleichtat) sowie Karl, der König von Böhmen, der sich berechtigte Hoffnungen auf die deutsche Königskrone machte und von Prag aus ziemlich entspannt auf die Situation im Westen schaute.

Friedrich, der Sohn des "verstorbenen" Kaiser Helmuts, versuchte natürlich, die Macht in seine Hände zu bringen. Dass ihn die Kurfürsten schlichtweg nicht beachteten, schien Friedrich nicht sonderlich zu beeindrucken. Ob Friedrich wirklich kaltblütig genug war oder – wie viele Historiker annehmen – einfach nur dumm, muss offen bleiben. Tatsache ist, dass er sich selbst am 12. September 1357 in Frankfurt zum deutschen König krönen ließ. Zur Krönung zerrte er kurzerhand den völlig verängstigten Mainzer Erzbischof, Gerlach von Nassau, nach Frankfurt. Dass dieses Procedere weder mit der Zustimmung der weltlichen Fürsten noch mit der hohen Geistlichkeit erfolgte, war Friedrich egal. Der Sohn Helmuts, der nun als Friedrich III., in Frankfurt saß, setzte sich durch diesen Akt der Willkür nun vollkommen ins Unrecht und verlor alle Unterstützung. Lediglich ein Teil erfahrener Reichstruppen aus Sachsen und Thüringen blieb ihm treu – zumindest solange, wie der notwendige Sold aufgebracht werden konnte.

Einerseits war also nahezu jegliches fortschrittliche Handeln gelähmt, andererseits gab es durchaus Kräfte, die die Situation für sich selbst ausnutzen wollten.

Mit dem Einmarsch eines englischen Heeres unter Sir Fraunce Swynford kam endlich Schwung auf dem norddeutschen Kriegsschauplatz. Edmund IV., der noch durch eine umfassende Reformierung des englischen Steuersystems in London aufgehalten wurde, sandte seiner eigenen Person Eilboten voraus, die Sir Fraunces den sofortigen Angriff auf alle Reichstruppen befahl. Edmund trieb seine Räte und die Kanzleibeamten mit der ihm eigenen Härte und Beharrlichkeit zu übermenschlichen Leistungen an, um die Neuordnung des Steuersystems abzuschließen und endlich zu seinen Truppen auf das Festland überzusetzen.

Der englische Heerführer Sir Fraunce Swynford war aus seinem Lager im friesländischen Emmen losmarschiert und hatte auf seinem Weg in Richtung Frankfurt die deutschen Städte Osnabrück, Münster und Köln erobert. Zumindest bei den beiden erstgenannten Orten genügte das Ausrichten der mitgeführten Mauerbrecher, um die Kapitulation zu erreichen. Köln ergab sich erst nach einem dreitägigen Beschuss seiner Stadtmauer.

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Erst nach dem Übergang über die Lahn bei Wetzlar traf Sir Fraunce auf Reichstruppen unter Lothar, den jüngeren Bruder des Herzogs Ruprecht von Schwaben. Lothar war von Ruprecht beauftragt worden, bei den Engländern zu sondieren und einen günstigen Waffenstillstand auszuhandeln. Sir Fraunce lehnte aufgrund der eindeutigen Befehlen seines Königs das Ersuchen rundheraus ab und lud Lothar ganz im Gegenteil zu einem Waffengang am nächsten Tag auf eine nahegelegene Ebene ein. Dies lehnte wiederrum Lothar ab, der sich in der folgenden Nacht in Richtung Süden zurückzog.

Der Engländer verfolgte den Schwaben – wohl wissend, dass mittlerweile Friedrich Frankfurt verlassen hatte und in seine Richtung marschierte. Friedrich wollte eine Entscheidung herbeiführen, um zumindest in seinem Herrschaftsgebiet uneingeschränkt regieren zu können. Sir Fraunce schwenkte in Richtung Taunus und bezog auf einer Anhöhe in der Nähe des Feldbergs sein Lager.
Der Schwabe Lothar war in der Zwischenzeit mit seinen wenigen Truppen in dichtem Wald auf die Soldaten Friedrichs gestoßen und hatte sich so genötigt gesehen, sich dem selbsternannten König anzuschließen und die Führung des rechten Heerflügels zu übernehmen. Die sich zwei Tage später hier ereignende Schlacht gab lange Zeit Militärhistorikern ein Rätsel auf und wird auch noch heute heftig diskutiert.

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Friedrich rückte mit seinen Truppen auf breiter Front auf die unbefestigten Stellungen der Engländer heran. Der linke und rechte Flügel der deutschen Truppen drehte jedoch plötzlich ab und ließ den König mit seiner Leibwache sowie einigen Steinschleudern im Zentrum allein zurück. Erst vor kurzen wurde in in der Universitätsbibliothek Konstanz ein Dokument gefunden, was eindeutig zu beweisen scheint, dass Ruprecht von Schwaben den Kommandanten des linken deutschen Heerflügels, Anselm von Bernburg, gegen die beträchtliche Summe von 5.000 Mark Silber überreden konnte, Friedrich die Gefolgschaft aufzukündigen. Ruprechts Bruder Lothar hingegen hatte ohnehin weder Lust noch Mut, sich mit den Engländern zu messen. Friedrich III. stand also plötzlich alleine auf dem Felde.

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Sir Fraunce, durch die feindliche Heeresbewegung nur kurz verwundert, erkannte seine Chance und reagierte blitzschnell. In die immer breiter werdenden Öffnungen des deutschen Heeres schickte er seine gepanzerten Ritter, die wie eine Stahlwalze mit Lanzen, Schwertern und Streitkolben alles hinwegfegten und niedermachten. Das Gemetzel dauerte drei Stunden. Friedrich gelang es als einem der letzten Flüchtlinge, die schützenden Mauern von Frankfurt zu erreichen.

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Gern verweisen heutige Stadtväter Frankfurts darauf, dass Friedrichs Ritter die Bürgerschaft mit blankem Schwert zwingen mussten, das Tor erst hinter dem König zu schließen. Die selbstbewusste Bürgerschaft konnte sich leicht vorstellen, was die Anwesenheit des selbstgekrönten Königs für Ihre Stadt bedeuten würde…

Glück in ihrem Unglück hatte hingegen die unbeachtete Gattin des deutschen Königs, Joan von England. Ihr gelang es in der allgemein verworrenen Situation mit zwei ihrer englischen Hofdamen als Fuhrleute verkleidet aus der Stadt zu entkommen. Das herumirrende reizende Dreiergestirn wurde von Thomas von Salisbury aufgegriffen, erkannt und sofort ins englische Lager geleitet. Die Tochter des englischen König wurde auf das allerherzlichste von den kamperprobten, rauen Gesellen (die sich plötzlich in galante und formvollendete Grafen und Barone verwandelten) begrüßt, bewirtet und schon am nächsten Tag unter schwerster Bedeckung auf englisches Gebiet gebracht. Thomas von Salisbury, der sich auf dieser Reise unsterblich in die Unerreichbare verliebte, war es vergönnt, Joan bis Antwerpen zu geleitet. Dort bestieg sie die „Nymphe“ und war schon fünf Tage später in London, wo sie von ihrem glücklichen Vater - auf das Heftigste gerührt - in die Arme geschlossen wurde.

Die „Nachwirkungen“ dieser recht merkwürdigen Ehe Joans mit dem deutschen König Friedrich III. sollten allerdings das Zentrum des Abendlandes noch einige Zeit beschäftigen…
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