[AAR] Der Sprung des Löwen (England)

AAR u.a. zu Spielen der Total War Reihe

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 20. September 2011 15:49

Fast unscheinbar zu den Vorgängen und Erfolgen im Südosten und Südwesten des englischen Reiches gegen Mailänder und Portugiesen, nahm sich die Zerschlagung eines dänischen Heers bei Antwerpen aus.

Die Dänen sahen sich, durch den Frieden mit dem deutschen Kaiser begünstigt, nun endlich wieder in der Lage, eine Armee zur Rückeroberung des vor langer Zeit verlorengegangen Antwerpens zu entsenden.

Das dänische Heer unter dem Kommando von Hauptmann Emund war klein, bestand aber aus Elitesoldaten, die in den Kämpfen mit den Deutschen sehr viele Erfahrungen gesammelt hatten. Antwerpen verfügte mit dem hier herrschenden Statthalter von Ostflandern, Arthur von York, über einen guten Kommandanten. Jedoch konnte dieser sich bei der Verteidigung nur auf die eilig zusammengerufenen städtischen Milizeinheiten stützen. York unterschätzte aber durchaus die Kampfkraft der flandrischen Bürgerschaft, die ihm auf Grund der sehr gemäßigten Herrschaft eiligst und in großer Zahl zuströmte.

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Als die dänischen Truppen Antwerpen erreichten, hatten sich die Milizeinheiten bereits zur Schlacht aufgestellt.
York hatte die Bogenschützen auf den Stadtmauern Aufstellung nehmen lassen, diese hielten sich aber hinter den Mauerkronen und in Türmen verborgen. Die Dänen griffen sofort an, sich ganz auf ihre Stärke und Erfahrung verlassend. Umso überraschter waren sie aber, als sie außer von den speerstarrenden Verteidigungslinien des Bürgeraufgebots auch noch von einem nicht enden wollenden Pfeilhagel empfangen worden.

Viermal stürmten die Dänen verlustreich vor und viermal hielten die Linien der Verteidiger. Mit dem fünften Sturm brandeten die flandrischen Speer- und Pikenträger gegen die Dänen und trieben diese zurück. Emund musste schließlich einsehen, dass ein schneller Rückzug der letzte Ausweg war, wollte er sein Heer nicht völlig verlieren.

Die Bürgeraufgebote Antwerpens und des östlichen Flanderns hatten einen entscheidenden Sieg gegen ein besser ausgebildetes und gerüstetes Heer von Berufssoldaten gewonnen. Edward I. entsandte York ein persönliches Schreiben und den Bürgern der Stadt die stolze Summe von 4.500 Fund Silber für den weiteren Ausbau des Hafens.
Zuletzt geändert von Condottiere am 20. September 2011 16:03, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 20. September 2011 15:50

Das auf Bern vorrückende mailändische Entsatzheer hatte sich sofort nach Bekanntwerden der Niederlage de Felittas wieder nach Süden zurückgezogen.

So hatte Sir Garret von Merryfield einen Monat lang versucht, Bern mit Hilfe von Sturmleitern und Rammböcken zu nehmen. Doch jeder dieser Versuche war durch die zähe Verteidigung der Mailänder gescheitert. Hauptsächlich den in Genua angeworbenen Armbrustschützen war es zu verdanken, dass gezielt die Besatzungen der Rammböcke ausgeschaltet wurden. Blieben diese dann vor den Stadtmauern liegen, fanden am nächsten Morgen die Engländer nur noch verkohlte Trümmer.

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Erst als von Dijon aus schwere Steinschleudern das Belagerungsheer erreichten, konnte durch deren konzentrierten Einsatz gegen die dicken Mauern Berns endlich eine Bresche geschossen werden. Die Verteidiger zogen sich langsam in Richtung der inneren Festung zurück, immer unter der Bedeckung der zielsicheren Armbrustschützen, die von den Mauern und Türmen aus permanent die Angreifer beschossen.

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Die so gelieferten Rückzugsgefechte verursachen auch bei den Engländern hohe Verluste. Erst als Garret zu einem fingierten Rückzug blies und sich dann plötzlich noch einmal von allen Seiten und mit aller Macht auf den Feind warf, gelang es endlich, den Feind einzuschließen und zu vernichten.

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Man fand schließlich de Felitta zitternd unter der gefangengenommenen Besatzung eines schweren Triboks, die vom Innenhof der Festung her die anrückenden Engländer unter Beschuss genommen hatte. Als einer der englischen Soldaten seine Hand an ihn legte, schrak er zusammen und fiel einfach um. De Felitta, der unglückliche und glücklose mailändische Feldherr, erlitt wohl einen schweren Gehirnschlag und starb noch vor dem Ende der Kämpfe in der Stadt.
Der junge Merryfield, der mit dem toten Feldherrn Mitleid hatte, ließ die ungefähr 200 gefangenen Mailänder mit dem Leichnam ihres toten Hauptmanns ziehen.

Bern, so entdeckte Garret von Merryfield, war eine weitere sehr nützliche Eroberung für die englische Krone. Die gesamte Region erstreckte sich weit nach Osten und bot zukünftig ideale Bedingungen, die eigenen Lande vor den Gelüsten der Südländer zu schützen. Zudem war die Verbindung zwischen der Region Marseille und Lothringen, den letzten französischen Gebieten im Osten des ehemaligen Frankreichs, nun komplett durchtrennt. Das barg aber gleichzeitig auch Risiken für die Zukunft, nahmen die Engländer doch an, dass Frankreich mit allen Mitteln versuchen würde, diese Verbindung gewaltsam wieder herzustellen.

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Als ein Jahr später ein letztes lombardisches Heer unter dem Mailänder Giuliano in der Nähe Berns vernichtend geschlagen wird, glaubt England sich endlich dem Frieden mit den immer noch mächtigen italienischen Städten nahe. Und diese Hoffnung sollte – zumindest dieses eine Mal – nicht enttäuscht werden.

Drei Wochen nach diesem Sieg Garret Merryfields erschienen in Dijon ziemlich kleinlaut die Gesandten des Herzogs von Mailand und baten um einen Waffenstillstand. Merryfield brachte die Gesandten äußerst komfortabel unter und leitete die Papiere mit Kurieren weiter nach London. Schließlich ließ er die Mailänder unter starker Bedeckung selbst in die Hauptstadt eskortieren, wo aus dem Waffenstillstand endlich ein dauerhafter Friede werden sollte.

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Mailand wurden harte aber keinesfalls unannehmbare Bedingungen gestellt. Englische Kaufleute erhielten umfangreiche Handelsprivilegien in allen Häfen und Städten unter mailändischer Herrschaft. Sonderzölle auf orientalische Luxusgüter würden zukünftig für englische Händler komplett entfallen. Außerdem sollte sich Mailand aus dem französisch-mailändisch-portugiesischen Bündnis lösen und zukünftig keine Waffenhilfe mehr gegen englische Truppen leisten. Das Verbot des mailändischen Herzoges für die berühmten Armbrustschützen der lombardischen Städte, sich künftig nicht mehr bei den Feinden Englands in Sold zu begeben, würde außerdem begrüßt werden. Dass sich dieses Verbot in der Praxis niemals durchsetzen ließ, wussten die Engländer schon vom Vertragsschluss an. Trotzdem wurde die Zusage der Mailänder als bekräftigende Geste und Zeichen des Friedenswillen verstanden.

England konnte sich jetzt endlich seinem letzten Widersacher auf dem Kontinent – Frankreich – mit voller Kraft widmen.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 21. September 2011 15:40

Leider hielt das Jahr 1294 nicht nur gute Nachrichten für den englischen König bereit. Eduard I. musste sich den Kopf über besorgniserregende Nachricht aus den deutschen Landen zerbrechen.

Nicht genug damit, dass sich Adolf von Nassau gleich nach seiner Königskrönung in Aachen 1292 dem anti-englischen Bündnis angeschlossen hatte. Er hatte außerdem dem Erzbischof von Köln weitreichende Versprechungen gemacht und die stolze Summe von 25.000 Silbermark versprochen. Ein „Geniestreich“ des Deutschen war unter anderem die Verpfändung der Stadt und Region Bern - die gar nicht ihm, sondern England gehörte - an den Kölner Erzbischof.

Doch auch den Kurfürsten hatte Adolf Versprechungen gemacht. Am weitreichendsten waren die Zugeständnisse an den böhmischen König Wenzel gewesen. Adolf hatte Wenzel versprochen, England die beiden Grafschaften West- und Ostflandern abzunehmen. Diese sollten anschließend sofort an Wenzel übertragen werden.

Eduard I. zweifelte keinen Moment daran, dass Adolf von Nassau mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen würde, die gemachten Versprechungen auch einzulösen.

Leider ließ die momentane Situation es nicht zu, Truppen nach Flandern in Marsch zu setzen. Im Süden war das Ende des englisch-französischen Krieges durch die Belagerung von Toulouse und den folgenden Vorstoß auf Marseille in Sicht. In Burgund zog es Garret von Merryfield vor, ein sehr wachsames Auge auf die Mailänder zu haben. Außerdem hatte der Kronrat Eduard vorsichtig deutlich gemacht, dass erneute Aushebungen unter der Bevölkerung zu Unmut und Unruhen führen könnten.

So blieb dem englischen König nichts weiter übrig, als auf den ersten Schritt des Deutschen zu warten und vorerst die beiden Statthalter von Ost- und Westflandern zu erhöhter Aufmerksamkeit zu mahnen.

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Es überraschte also die Engländer nicht wirklich, als im Winter 1294 ein starkes deutsches Heer unter Führung Ulrichs von Limburg die Grenze des Deutschen Reiches nach Ostflandern überschritt. Ulrich war schlau genug gewesen, den Statthalter in Antwerpen, Arthur von York, vorher über seinen Marsch in Kenntnis zu setzen. „Man verfolge ein aus dem Reichsgebiet abgedrängtes Heer von Aufständischen.“, so lautete die offizielle Erklärung. York war intelligent genug, diese Aussage Ulrichs als unglaubwürdig abzustempeln. Er tat dies, obwohl ihm bekannt war, dass sich tatsächlich im Norden der Champagne ein Heer von Aufständischen befand. Das Heer wurde aber vom Statthalter in Reims in der Region geduldet und hatte sich bisher auch mustergültig verhalten. York ließ die Garnison Antwerpens durch Truppen aus Brügge und der Umgebung zusätzlich verstärken und wartete alles Weitere ab.

Die Späher beider Seiten belauerten also jeden Schritt des anderen, ohne dass es zu ernsthaften Auseinandersetzungen kam. Und tatsächlich verließ Ulrich schließlich mit seinem Heer englisches Gebiet und zog nach Südwesten, nach Lothringen und somit auf das Gebiet seine französischen Verbündeten. Dafür tauchte ein weiteres Heer unter Führung Philipps von Quedlinburg in Flandern auf, welches sich Richtung Antwerpen bewegte.

Das gegenseitige Belauern und Ausspähen ging also weiter, raubte aber weder Eduard noch seine Heerführern wirklich den Schlaf. Natürlich nahm man den im Deutschen Reich neu erwachsenden Feind sehr ernst, doch hatte England mit seinen mittlerweile riesigen Ressourcen und den gut ausgebildeten Truppen eine gefestigte Ausgangsposition für einen weiteren Konflikt.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 21. September 2011 15:41

Eduard I. war nicht nur wegen des eventuell bevorstehenden Konflikts mit dem Deutschen Reich daran gelegen, die verbliebenen französischen Gebiete zu erobern. Ihn lockten auch die sagenhaften Reichtümer, die sich aus der Kontrolle der Hafenstädte im westlichen Mittelmeerraum ziehen ließen.

Noch im Spätsommer 1293 hatte der englische König in den Herzogtümer Bretagne, Normandie und den Grafschaften Anjou und Poitou Truppen anwerben lassen, diese mit walisischen Bogenschützen verstärkt und in Richtung Toulouse in Marsch gesetzt.

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Die Stadt unter der Verteidigung des Dauphins Jaques wurde im Sturm genommen. Sicher erwiesen sich die eingesetzten schweren Belagerungswaffen als hilfreich. Doch letztlich errangen die englischen Schwerter im Kampf Mann gegen Mann den Sieg.

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Am heftigsten tobten die Kämpfe um Toulouse am St. Michels Tor. Hier hatten die Engländer erfolgreich einen Rammbock eingesetzt und das Tor zertrümmert. Doch war der Widerstand der französischen Soldaten um ihren Dauphin am und im Tor so verbissen und für die Engländer so verlustreich, dass sie unbemerkt vom Feind zusätzlich Sturmleitern an andere Mauern legen mussten, um den Franzosen in den Rücken fallen zukönnen. Um jede Treppenstufe in den Türmen des Torhauses wurde hart gerungen und erst, als sich die Nachricht vom Tod des Dauphins unter den Franzosen verbreitet, strecken die Überlebenden die Waffen.

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Der Befehlshaber der englischen Truppen, Sir James, wusste, dass mit der Eroberung der Provinzhauptstadt die Kämpfe um das südliche Frankreich keineswegs schon beendet waren.
Im Süden war laut Nachrichten englischer Kundschafter eine französische Flotte gesichtet worden, die in der Nähe von Narbonne starke französische Kräfte an Land gesetzt hatte. Außerdem näherte sich aus dem Osten der Franzose Odo, der angeworbene Söldner aus der Provence heranführte.
Sir James hatte umgehend seinen Stellvertreter, Sir Tostig, entsandt, der die Franzosen zum Kampf stellen und vernichten sollte.

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Doch leider schiffte sich das größenteils aus Söldnern bestehende Heer wieder ein, als die Nachricht vom Herannahen der Engländer sie erreichte. Auch Odo kehrte sofort wieder um und marschierte in Richtung Marseille zurück.
Tostig, wütend über den feigen Rückzug der Franzosen aufs Meer, dachte aber gar nicht daran, Odo unbehelligt ziehen zu lassen. In Gewaltmärschen setzte er dem französischen Heer nach und stellte es schließlich in Nähe der Rhone beim kleinen Örtchen Saint-Gilles.

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Die Schlacht selbst war unspektakulär. Die Franzosen starben zum Großteil im englischen Pfeilhagel, die Reste wurden von bretonischen Rittern niedergemacht.

Der Südwesten des ehemaligen Frankreichs war nun völlig in englischer Hand und die Schlinge um den Hals des französischen Königs Gilbert zog sich immer enger zusammen. Zwar existierten immer noch Heere unter seinen Söhnen Henri, Volo und Gauchier, doch maßen die Engländer diesen keine große Kampfkraft bei und ihren jeweiligen Führern keine militärischen Fähigkeiten. Dass aber auch ein in die Enge getriebener Hund immer noch zubeißen konnte, sollten die Engländer bald selbst erfahren.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 21. September 2011 15:41

Während im Norden das deutsche Heer unter Ulrich wieder Flandern betreten, sich dafür aber das zweite Heer unter Philipp wieder auf deutschen Boden begeben hatte, war Hauptmann Tostig auf das letzte in französischer Hand befindliche Gebiet im Süden vorgestoßen. Er war begierig darauf, sich militärisch zu beweisen und schielte schon in Richtung der reichen Handelsstadt Marseille.

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Tostig hatte fast die Rhone erreichte, als er von seinen Spähern wichtige Nachrichten erhielt. Der französische Prinz Henri hatte begonnen, seine Truppen über den Fluss zu führen, um sich ihm entgegenzuwerfen. Mehrere Abteilungen schwer gepanzerter Söldner hatten das andere Ufer bereits erreicht und begonnen, den Übergang zu sichern.

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Tostig befahl den sofortigen Angriff. Wie aus dem Nichts stürzten sich die englischen Soldaten auf die verdutzten Franzosen und die vor allem in Süditalien geworbenen Söldner. Mit ihren Waffen schlugen sie blutige Schneisen in die feindlichen Formationen und begannen so, den Feind zur Brücke zurückzudrängen. Ohne Unterlasse feuerten in der Zwischenzeit die walisischen Bogenschützen in das dichte feindliche Gewimmel und richteten hier enormen Schaden an.

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Der große Druck der vom anderen Ufer nachrückenden Franzosen hatte Tostig schließlich veranlasst, sich etwas zurückzuziehen und neu zu formieren. Henri glaubte indessen, die Engländer wollten sich zur Flucht wenden und befahl den Sturm gegen das englische Zentrum mit all seinen Männern. Doch trafen die stürmenden Franzosen auf eine langsam vorrückende dicht geschlossene Formation aus Schilden und Schwertern, die sich unaufhaltsam und blutig vorwärts wälzte.

Henri hatte sich schließlich selbst in das dichteste Handgemenge geworfen und den Tod gefunden. Doch rettete das sein Heer nicht vor der völligen Vernichtung. Wer nicht erschlagen wurde, ertrank auf der Flucht in der Rhone.

Wie ein reich gedeckter Tisch breitete sich nach diesem Sieg die Provence mit ihren reichen Handelsstädten, allen voran Marseille, vor Tostig aus. Er brauchte sich jetzt nur noch zu bedienen.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 21. September 2011 15:42

So wie sich Tostig im Glanz seiner aufgehenden Sonne räkelte, so sehr freute es weiter nördlich den zu den Truppen zurückgekehrten Wilhelm von Merryfield, einen Fang ganz anderer Art gemacht zu haben.

Auf einer von ihm selbst geführten Patrouille „stolperte“ Merryfield fast über den französischen König Gilbert, der sich vor der Armee Tostigs nach Norden, in seine Hauptstadt Metz, in Sicherheit bringen wollte.

Merryfield behandelte seinen königlichen Gefangenen mit aller Höflichkeit und ließ ihn schnellstmöglich gänzlich aus dem Zugriffsgebiet der Franzosen nach England bringen. Vielleicht, so hoffte Merryfield, würden die Franzosen nun den Krieg als endgültig verloren betrachten und Eduard I. als ihren Herrscher anerkennen.

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Doch hatte weder Merryfield noch Eduard I. mit der Verschlagenheit und Kaltblütigkeit des französischen Thronfolgers Volo gerechnet. „Unser Bruder England möge mit dem gefangenen Narren verfahren, wie es ihm beliebt!“, so lautete die Antwort Volos, der in Marseille bereits eifrig seine Krönung zum König vorbereiten ließ.
Dass der Engländer Tostig schon mit einem großen Heer auf seiner Türschwelle stand, schien den zukünftigen König Frankreichs überhaupt nicht zu interessieren…

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 21. September 2011 15:43

Im Norden hatte Ulrich von Limburg Ostflandern durchquert und stand nun in unmittelbarer Nähe zu Antwerpen. Die Armee Philipps von Quedlinburg war unterdessen auch wieder auf flandrisches Gebiet vorgedrungen und marschierte an der friesischen Küste ebenfalls Richtung Westen.

Das Heer der Aufständischen im Norden der Champagne, hatte sich mittlerweile zu einem echten Problem entwickelt. Marodierende Truppenteile hatten Kaufleute und andere Reisende überfallen und auch schon einige Dörfer niedergebrannt.

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Der junge Sir Perkin, der seinem Vater als Herzog der Champagne nachgefolgt war, hatte in Erfahrung bringen können, dass ein ehemaliger deutscher Söldner, der von allen nur Poncet gerufen wurde, das plündernde Heer anführte.
Perkin hatte, um dieses Problem in seinem Herzogtum aus der Welt zu schaffen, aus eigenen Mitteln ein Heer aufgestellt, welches hauptsächlich aus freiwilligen Engländern und angeworbenen Söldnern bestand.

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In den dichten Wäldern unweit von Lüttich kam es schließlich zum Treffen der beiden Heere.
Die englischen Bogenschützen waren unter dem Schutz der Infanterie auf eine das Gelände beherrschende Anhöhe vorgerückt und hatten von dort aus das feindliche Heer unter Feuer genommen. Die angeworbenen Söldner, die Perkins rechte Flanke bildeten, waren ohne Befehl weiter vorgestoßen und hatten das Lager des Feindes geplündert. Als Teile dieses Kontingentes plötzlich direkt an der linken Flanke des Feindes auftauchten und sich gleichzeitig der englische Druck auf das Zentrum des Feindes verstärkte, waren die feindlichen Linien in Panik zerbrochen. Jeder hatte versucht, sein Leben zu retten und sich vor den Piken und Schwertern der Engländer in Sicherheit zu bringen.

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Der rechte Flügel der Marodeure, der nur aus schlecht bewaffneten Bauern bestand, hatte sich sofort zur Flucht gewandt und war in den dichten Wäldern verschwunden. Sie wurden später von herumstreifenden englischen Berittenen gestellt und niedergemacht. Unter den Geflohenen fand man später auch deren Anführer Poncet, der aufschlussreiche Dokumente bei sich trug. Aus diesen war klar ersichtlich, dass Poncet in deutschen Diensten gestanden hatte.

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Perkin hatte diese Dokumente umgehend an den Kronrat gesandt und sich dann in böser Vorahnung weiter nach Nordwesten gewandt. Da sich schlechte Nachrichten sehr schnell verbreiten, wurden seine Befürchtungen bereits am nächsten Morgen Gewissheit: Ulrich von Limburg hatte mit der Belagerung Antwerpens begonnen. England stand im Krieg mit dem Deutschen Reich!

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Der junge Perkin gönnte seinen Truppen keine Pause, sondern eilte in Gewaltmärschen weiter nach Nordwesten: dem Feind entgegen!

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 22. September 2011 16:36

Adolf von Nassau hatte wahrlich Wort gehalten und es durch eine fast schon unheimlich zu nennende Planung fertiggebracht, zeitgleich mit der Belagerung auf Antwerpen auch den Marsch eines deutschen Heeres auf Bern zu koordinieren.

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Bern war völlig unzureichend mit englischen Truppen besetzt, um einer längeren Belagerung standzuhalten. So erreichte Wilhelm von Merryfield der Hilferuf des Berner Stadtkommandanten, als er sich eben anschickte, die Arc zu überschreiten, um Tostig bei der Eroberung der Provence zu unterstützen. Er drehte sofort um und ließ seine Truppen im Eiltempo nach Norden marschieren. Tostig wäre die Unterstützung des guten Strategen Merryfield und seiner erfahrenen Truppen zwar willkommen gewesen, insgeheim frohlockte er jedoch, weil er den Sieg und die Früchte des Sieges nun ganz für sich allein in Anspruch nehmen konnte.

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Merryfield erreichte Bern gerade noch rechtzeitig vor dem Sturmangriff auf die Stadt. Doch war seine Ausgangsposition eine denkbar ungünstige. Die Deutschen unter dem Kommando eines Söldnerführers hatten sich auf einem steilen Hügel postiert und von hier aus tagelang die Stadt beschossen. Merryfield musste aber, wollte er die Belagerung aufheben und das feindliche Heer angreifen, den Hügel hinauf. Er teilte seine Truppen in einen sehr schwachen rechten und einen starken linken Flügel und erstieg den Berg im Schutz der Bäume. Die Deutschen formierten sich mit Front gegen den starken englischen Flügel und setzten zum Schutz gegen den Schwächeren nur die Besatzungen ihrer Belagerungswaffen sowie die verfügbaren Knappen ein.

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Die Engländer stürmten noch vor Erreichen der Kuppe mit lautstarkem Gebrüll auf die feindlichen Formationen zu, die jedoch – warum auch immer – plötzlich kehrtmachten und sich langsam und geordnet zurückzogen. Ohne Rücksicht stürmten die Engländer weiter und fielen über die Nachhut und die Besatzungen der Belagerungswaffen her. Zwei Abteilungen der englischen Infanterie überrannten das deutsche Lager und verfolgten die nun fliehenden Deutschen. Schwerter und Lanzen hielten reiche Ernte und noch vor Einbruch der Dämmerung war die Umgebung Berns gänzlich frei von Feinden.

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Warum die Deutschen sich trotz günstiger Ausgangsposition und gleichem Kräfteverhältnis zurückgezogen haben, wird wohl ungeklärt bleiben. Fakt ist jedoch, dass mit dem missglückten Feldzug auf Bern eine Entwicklung begann, die Adolf von Nassau und einige seiner Nachfolger noch viele schlaflose Nächte bereiten sollte.

Heute ist bekannt, dass Adolf nach der erfolglosen Rückkehr seines gedungenen militärischen Adlatus‘ tobte. Der böhmische König Wenzel hatte sich ebenfalls nachdrücklich nach den ihm versprochenen Provinzen Ost- und Westflandern erkundigt und somit ein weiterer Gläubiger. Zudem schien Adolf echte Probleme zu haben, die dem Kölner Erzbischof versprochenen 25.000 Silbermark zu beschaffen. Seine aufgestellten Heere leerten mit ihren Soldforderungen seine ohnehin nicht üppig gefüllten Kassen, ohne bisher einen Erfolg zu verzeichnen. Wahrscheinlich verbrachte Adolf unzählige Stunden im Gebet, auf das die Schlacht im Norden Flanderns besser laufen würde…

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 22. September 2011 16:37

Ulrich von Limburg hatte sein gut gerüstetes Heer vor Antwerpen geführt und begonnen, die Stadt mit allen Mitteln der Kriegskunst einzuschließen und zu belagern. Anders als der Söldnerführer Hans vor Bern, verfügte Ulrich über hochmotivierte Truppen aus Baiern, Sachsen und Thüringen, die ihm teilweise schon seit Jahren dienten und mit denen er viele Siege errungen hatte.

Der deutsche Heerführer war sicher, mit den nun eingeschlossenen flandrischen Milizeinheiten schnell fertig zu werden, wenn die Mauern oder Tore erst offen waren. Er hatte allerdings seine Rechnung ohne Sir Perkin gemacht, der mit seinen Soldaten förmlich nach Norden geflogen war. Wie erstaunt – vielleicht sogar etwas panisch? - muss Ulrich gewesen sein, als er sich zwischen dem anrückenden Heer Perkins und der mit Milizen vollgestopten Stadt Antwerpen sah.

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Es war ein für fast alle gespenstischer Anblick, als im Schein der untergehenden Sonne die Heere aufeinander losgingen. Perkin hatte seinem Gegner keine Zeit gelassen, umfangreiche Maßnahmen zur Rundumverteidigung zu ergreifen, sondern fast aus der Bewegung heraus angegriffen.

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Die Hippenträger und die schwer gepanzerten Söldner stürmten über das Feld auf die feindlichen Reihen zu, die unter ständigen Beschuss der englischen Bogenschützen standen. Schließlich waren die Schlachtreihen aufeinander geprallt und nichts anderes mehr als das Getöse der Schlacht war zu hören. Knirschend fuhren Äxte in Schilde, war das helle Klingen von aufeinandertreffenden Schwertern und die Schreie der Verletzten und Sterbenden zu hören.

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Als sich schließlich die Stadttore öffneten und die Antwerpener Bürgerschaft sich mit Piken und Speeren, mit Kriegssensen und Morgensternen ebenfalls auf die Reihen der Deutschen warfen, wurde die Schlacht entschieden. Noch bis in die späten Abendstunden hinein wurden die eingeschlossenen deutschen Truppen niedergemacht. Aus der Stadt wurden tausende von Fackeln gebracht, um das grausige Werk zu vollenden. Ulrich von Limburg fiel als einer der letzten des Tages, mehrfach verwundet und mit schartigem Schwert.

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Damit waren die Hoffnungen des deutschen König erst einmal zerschlagen. In höchstem Maße unzufrieden, begab sich Adolf nach Frankfurt, um hier neue Truppen auszuheben und über eine neue Strategie nachzudenken. Vielleicht glaubte er zu diesem Zeitpunkt wirklich noch, dass er das Heft des Handelns in der Hand hatte und er nur noch beharrlicher am Erreichen seiner Ziele arbeiten müsse.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 22. September 2011 16:44

Einen ebenfalls grandiosen Sieg hatte im Königreich Navarra, dem letzten verbliebenen Gebiet des portugiesischen Königs, Sir Anthony zu verzeichnen. Nach jahrelanger Belagerung war es ihm schließlich doch gelungen, die unbezwingbare Festungsstadt Pamplona auszuhungern und einzunehmen.

Sein jahrelangen Traum, den portugiesischen König Sancho III. mitsamt seiner Familie gedemütigt auf den Knien zu sehen, war aber nicht in Erfüllung gegangen. Die gesamte königliche Familie war von den Mitgliedern der Leibwache umgebracht und später von der vor Hunger fast wahnsinnigen Bevölkerung Pamplonas in Stücke gerissen worden.

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Sir Anthony war selbst in höchstem Maße von den katastrophalen Zuständen in der Stadt schockiert und tat sein Möglichstes, um das schlimmste Los etwas zu mildern. Er entsandte den Großteil seiner Truppen wieder an die Küste, damit die vor Ort zur Verfügung stehenden Lebensmittel an die noch übrigen Bewohner verteilt werden konnten. Außerdem ließ er über die teilweise notdürftig reparierten Straßen und Wege weitere Wagenkolonnen mit Nahrungsmitteln in die Stadt schaffen. Pamplona glich dennoch über lange Zeit eher einem riesigen Leichenhaus, als einer blühenden Metropole und es sollte Jahre dauern, bevor der frühere Glanz wieder hergestellt werden konnte.

Auch das portugiesische Königshaus hatte es geschafft, eine aufstrebende Nation in wenigen Jahrzehnten in das Vergessen zu führen.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 27. September 2011 14:45

Hauptmann Tostig hatte in der Zwischenzeit auch ohne Hilfe Merryfields die Provence unter englische Kontrolle gebracht. Nur Marseille stand seiner vollständigen Eroberung noch im Weg.

Vor den Mauern der Stadt erreichte Tostig die Nachricht, dass sich ein französisches Entsatzheer aus Lothringen auf dem Weg in den Süden befand. König Volo hatte seinen Sohn, den Dauphin Baudet, sowie seinen Bruder Gauchier um Waffenhilfe ersucht, um den lästig herumziehenden Tostig aus seinem Herrschaftsgebiet zu vertrieben.
Das Heer aus Lothringen war durch deutsche Truppen verstärkt worden und konnte allgemein als kampfstark bezeichnet werden. Geführt wurde die Armee durch den Bruder des derzeitigen französischen Königs Volo, den aufbrausenden und sturen Gauchier.

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Der französische Heerführer hatte die Region Lyon schon erreicht, als Tostig sich endlich entschloss, einen Großteil seines Heeres unter Führung Sir Robins an die Rhone zu entsenden, um Gauchier den Übergang zu verwehren. Für die Belagerung des „Möchtegern-Königs der Froschfresser“, so Tostig, „würden die Köche und Trossknechte seines Heeres allemal ausreichen.“

Bei Mirabeau standen sich zwei Wochen später die beiden Heere auf den Flussufern gegenüber. Gauchier, von der Stärke des englischen Heeres überrascht, zögerte Tag um Tag.

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König Volo, der durch Späher erfahren hatte, dass vor Marseille nur noch wenige englische Truppen lagen, entschloss sich zum Angriff. Mit einem machtvollen Ausfall wollte er die Linien der Belagerer unter dem von ihm leidenschaftlich gehassten Tostig sprengen und so seiner Krone wieder zu mehr Geltung verhelfen.

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Die Engländer waren zwar von dem Ausfall mehr als überrascht, doch reagierte Tostig wie immer äußerst kaltblütig. Drei Abteilungen seiner Ritter wurden sofort von den anderen Mauerseiten abgezogen und fielen den stürmenden französischen Armbrustschützen in die Flanken und in den Rücken. Die Besatzungen der Steinschleudern, die vom Tor aus die Engländer unter Feuer nehmen sollten, wurden im Gegenangriff der englischen Infanterie ausgeschaltet. Das Stadttor fiel bereits eine halbe Stunde nach Beginn des französischen Angriffs.

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Volo, in seiner Rüstung strahlend und viel mächtiger anzusehen als sonst, wurde von den englischen Soldaten im Handgemenge erschlagen. Mit dem Tod ihres Königs ergaben sich die noch lebenden Franzosen und baten um Schonung. Nach und nach ebbten die Kämpfe ab und die französische Standarte wurde eingeholt.

Der goldene Löwe auf rotem Grund entfaltete sich in einer sanften Mittelmeerbrise und verkündete stolz: Der Süden Frankreichs ist in englischer Hand!

Das Bild Marseilles, welches sich Tostig aber nach wenigen Stunden bot, war ein gänzlich anderes, als er sich erhofft hatte. Sicherlich waren ihm große Mengen an gemünzten und ungemünzten Gold und Silbers in die Hände gefallen und der Triumph über den französischen König ließ ihn jubeln.
Die sonstigen Zustände in der Stadt waren jedoch katastrophal. Eine Seuche hatte große Teile der Bevölkerung dahingerafft. Die wenigen und nicht gut geführten Hospitäler waren vollkommen überfordert, die riesige Anzahl Kranker nur ansatzweise zu pflegen. Es gab kaum sauberes Wasser in der Stadt, der Gestank vom Unrat und den Leichen auf den Straßen war pestilenzartig.

Tostig sah sich also vor einer gewaltigen Aufgabe. Er musste zuerst eine funktionierende Verwaltung einrichten, deren dringendste Aufgabe es war, die hygienischen Zustände in der Stadt und die grassierende Seuche in den Griff zu bekommen.

Er ließ zuerst die gefangenen französischen Soldaten die Leichen von den Straßen schaffen. Diese wurden, gegen den Protest der verbliebenen Kirchenmännern, in großen Feuergruben verbrannt. Die Kranken, denen die Heiler eine Genesungschance gaben, ließ der englische Kommandeur in ein eigens aus Zeltplanen errichtetes Hospital an der Küste transportieren.

Es wurden neue Brunnen gegraben und sogar die antike Wasserleitung wieder repariert und in Betrieb genommen. Die Hospitäler wurden wieder heilkundigen Mönchen angetragen, die nicht nur auf Gott, sondern auch auf die Wirkung der ihnen bekannten Kräuter und Heilpflanzen vertrauten. Nach und nach besserten sich die Zustände und das Leben zog wieder in Marseille ein. Doch auch diese Stadt hatte schwer unter den französischen Königen gelitten und es würde Jahre dauern, aus der jetzigen Leichengrube wieder eine der wichtigsten und blühendsten Handelsstädte des nördlichen Mittelmeeres zu machen.
Zuletzt geändert von Condottiere am 28. September 2011 00:35, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 27. September 2011 14:46

Der letzte der verbliebenen französischen Königsbrüder, Gauchier, hatte bei Erreichen der Nachricht des Falls von Marseille und dem Tod des gekrönten Bruders nichts Eiligeres zu tun, als sich auf einer schlammigen Wiese unweit der Rhone zum neuen französischen König ausrufen zu lassen.

Da ihm und seinem Heer der Weg nach Süden verwehrt wurde und er sich nicht in der Lage sah, ohne weitere Verstärkung bzw. Unterstützung seiner Bundesgenossen die Engländer aus der Provence zu vertreiben, blieb ihm nur eine Möglichkeit: der Weg nach Norden, nach Metz.

Die letzte französische Festung und die einzige noch verbliebene Provinz Lothringen waren seine letzte Hoffnung. König Gauchier musste sich sputen, liefen ihm doch Nachts immer mehr der angeworbenen Söldner davon, die in dem Kriegszug nur noch ihren eigenen Untergang sahen. Da auch die letzten Soldzahlungen ausgeblieben waren, schlugen sich viele der Soldaten über die Alpen nach Tirol und Bayern, also auf deutsches Gebiet, durch.

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Das Problem für Gauchier war jedoch, dass sich Eduard I. sofort nach der Eroberung Reims schon mit neuen Plänen zum Einfall in Lothringen beschäftigt hatte und mittlerweile Sir Perkin mit einem großen Heer bereits vor Metz stand.
Ein kleineres englisches Heer, welches zum größten Teil aus Milizen der eroberten französischen Städte bestand, hielt den Übergang über die Mosel besetzt, um sich vor einem Angriff in den Rücken des Belagerungsheeres zu schützen.

Das von dem bärbeißigem Hauptmann Talbot, den seine Soldaten nur den „alten Toby“ nannten, geführte Heer wurde von Perkin nach Südwesten, nach Dijon, befohlen. Späher hatten Perkin nämlich vom Marsch Gauchiers nach Norden berichtet und der alte englische Haudegen sollte Sir Perkin auf jeden Fall auch weiterhin den Rücken freihalten.

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Perkins sah mit der Eroberung von Metz mit vor einer schwierigen Herausforderung. Sein Heer bestand zur Hälfte aus flämischen Söldnern, die zwar zuverlässig, jedoch nicht besonders kampferfahren waren. Doch wusste er auch, dass er den eigentlichen Schlüssel zur Beendigung des schon Jahrzehnte währenden Konfliktes in den Händen hielt. Der Fall Metz würde auch den endgültigen Fall Frankreichs bedeuten.

Prinz Baudet, der Sohn des gefallenen Königs Volo der in Metz eingeschlossen worden war, wusste das ebenso. Er tobte, als er von der Machtergreifung seines Onkels Gauchier erfuhr, hatte aber wenig in der Hand, um das zu ändern. Nur eine erfolgreiche Abwendung der Belagerung, ein schnell folgenden Vorstoß auf Dijon und die anschließende Vereinigung mit dem Heer seines Onkels, konnten Frankreich noch vor dem völligen Untergang retten. Später würde er sein Recht auf die Krone schon noch einfordern.

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Doch hatte der junge Baudet die Rechnung ohne Perkin gemacht. Der Engländer hatte es sich vor Reims gar nicht erst bequem gemacht, sondern sofort die mitgeführten Belagerungstürme und Rammböcke zusammenbauen lassen. Als Ende Oktober der erste Schnee in Lothringen fiel, war Perkin bereit und stürmte die Stadt an drei Seiten.
Während laut rumpelnd die schweren Belagerungstürme zu den Mauern geschoben wurden, bewegte sich auch der schwere Rammbock unaufhaltsam auf das östliche Stadttor zu.

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Baudet, der aller Welt seinen Mut und seine Kühnheit beweisen wollte, stürmte an der Spitze seiner Ritter aus dem geöffneten Tor gegen die vorrückenden englischen Truppen, an deren Spitze sich der Rammbock befand. Blitzschnell schlossen sich die Reihen der flämischen Söldner zu einer Schildmauer zusammen, in deren tödlichen Speere viele der französischen Adligen und Ritter ihr Ende fanden. Eine Speerspitze drang tief in die nur durch ein Kettenhemd geschützte Achselhöhle Baudets ein, als er eben mit seinem Schwert zum Schlag ausholte.

Der Prinz schrie auf, sackte auf seinem Pferd zusammen und fiel herunter. Der Sturm der nachfolgenden englischen Infanterie auf das noch offene Stadttor spülte über ihn hinweg. Wahrscheinlich fand er, seiner kostbaren Rüstung und seiner Waffen beraubt, später seine letzte Ruhe in einem Massengrab vor den Toren der Stadt.

Da der Tod des Prinzen von den Franzosen unbemerkt geblieben war, kämpften die Soldaten weiter verbissen um jeden Handbreit Boden, um jede Straße und um jeden Platz. Oft setzten sich die tödlichen Zweikämpfe sogar in einzelnen Häusern fort, wenn Soldaten in diese zurückgedrängt wurden.

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Die Verluste waren auf beiden Seiten erheblich und Perkin dachte sogar schon daran, seine Männer aus der Stadt zurückzurufen und den Sturm am nächsten Tag noch einmal zu wiederholen. Dann verfiel er auf eine List, die ihm den Sieg bringen sollte. Perkin entsandte einige flämische Söldner, die des Französischen mächtig waren, durch enge Gasse und Hinterhöfe hinter die kämpfenden Franzosen. Die Söldner brachen mit lauten „Trahison! Trahison!“ („Verrat! Verrat!“) aus den Hauseingängen und rannten von den Kämpfen weg in Richtung Saint-Étienne, der großen Kathedrale in Metz.

Die einsetzende Massenflucht der panisch gewordenen Franzosen endete in einem Gemetzel, als sich die Wut der flämischen Söldner wegen der hohen Verluste in ihren Reihen schließlich Luft machte.

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Die letzte Metropole Frankreichs war gefallen! Die Nation, die Karl des Großen aus der Taufe gehoben hatte, war besiegt und endgültig vernichtet.

Eduard I. reiste von Paris aus mit großem Gefolge nach Lothringen und zog am 21. November feierlich in Metz ein. Die Bevölkerung des ehemaligen Frankreichs bereitete dem englischen König, der nun auch ganz und gar ihr König war, auf seinem Weg einen triumphalen Empfang. In Lothringen und in Metz selbst war der Jubel am größten, hatte doch die Stadt am längsten unter der Misswirtschaft und Inkompetenz des französischen Herrscherhauses leiden müssen.

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Eduard I. verlieh in seiner berühmt geworden Rede der Versöhnung vom 22. November 1317 seiner Hoffnung auf Frieden besonderen Ausdruck. Er richtete die Augen und die Gedanken auf eine gemeinsame Zukunft und mahnte, nicht die traurige Vergangenheit zum Maßstab allen Zukünftigen zu benutzen. Die Anwesenden zollten seinen Worten frenetischen Beifall, der durch das einsetzende Läuten aller Glocken der Stadt noch unterstützt wurde und bei Tausenden eine Gänsehaut verursachte.

Die englische Krone sah sich nun vor der gewaltigen Aufgabe, zukünftig alle Untertanen des nun riesigen Reiches gleichermaßen zu erreichen. Die Franzosen blickten aber recht hoffnungsvoll in die Zukunft, würde doch alles besser sein, als das, was eben zu Ende gegangen war…

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 29. September 2011 16:28

Im Zuge des Jubels und der Begeisterung in England und Frankreich ging die Nachricht fast unter, dass ein dänisches Kreuzfahrerheer die Stadt Antiochia erreicht hatte und sich nun an die Eroberung der ehemals christlichen Stadt und Region machte.

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Trotz aller Euphorie bei den Engländern und den starken Gefühlen der Hoffnung auf eine bessere Zukunft bei den Franzosen, hatte Eduard I. keinesfalls das Problem des praktisch abgesetzten französischen Königs Gauchier vergessen.

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Der ebenfalls am 22. November ausgerufene allgemeine Landfrieden im gesamten englischen Reich setzte Gauchier unter enormen Druck. Da er Truppen in feindlicher Absicht im Lande hielt und nie eine offizielle Königsweihe empfangen hatte, galt er als Verräter und somit als vogelfrei.

Sir Toby, dem nur Bürgermilizen zur Verfügung standen, wollte Gauchier dingfest machen und dessen Armee, die sengend und brennend durch Burgund zog, vernichten.
Toby überraschte, dass sich weit mehr Freiwillige meldeten, als er angenommen hatte. Besonders aus den Dörfern und Ortschaften im Süden Burgunds, wo sich die plündernden Truppen Gauchiers regelrecht ausgetobt hatten, strömten dem Engländer massenhaft Männer zu.

Er zweifelte zwar an der Kampfkraft der Bürger und freien Bauern, doch beeindruckte ihn ihr Kampfeswille und ihre Entschlossenheit. Und genau auf diesen beiden Faktoren baute er seinen Plan auf…

Drei Tage vor Heilig Abend erreichte Toby mit seiner Armee eine dicht bewaldete Anhöhe in Sichtweite des Feindes und besetzte diese. Vor der Morgendämmerung ließ er vor der Anhöhe in Bogenschussreichweite zahlreiche rauchende Feuer entzünden, die dem Feind ein lagerndes Heer vorgaukeln sollen. Seine Truppen formierte er in engen Formationen in einer langen Reihe über die gesamte Breite der Anhöhe, wobei die Linien der mit schweren Hippen bewaffneten Bürger im Zentrum am tiefsten waren. Hier erwartete er die heftigsten Kämpfe. Und vom Standhalten dieser Linien hingen Sieg oder Niederlage ab.

Der erste Teil seines Planes funktionierte. Die Truppen Gauchiers stellten sich in ihren Schlachtreihen auf und rückten auf das scheinbare Lager der Engländer vor. Als sich die Söldner in Reichweite seiner Bogenschützen befanden, ließ Toby einen Pfeilregen niedergehen. Trotz der Bäume fanden etliche Geschosse ihr Ziel und streckten viele der Feinde nieder. Langsam gingen die Engländer zurück und erreichten, immer wieder ihre Pfeile abfeuernd, die Kuppe der Anhöhe. Da die Marodeure die große Lichtung mit den fast heruntergebrannten Feuern erreicht hatten, sanken immer mehr der feindlichen Soldaten mit einem Pfeil im Leib in den Schnee. Gauchier war verwirrt, glaubte aber, dass sich die Engländer zurückzogen und ließ seine Truppen die Anhöhe stürmen.
Toby hatte seine Linien weiter hinter die Anhöhe zurückgezogen und erwartete den gleich auftauchenden Feind.

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Gauchier, der den Sieg schon witterte stürmte an der Spitze seiner Ritter über die bewaldete Kuppe… Und war von dem sich ihm plötzlich bietendem Bild völlig überrascht. Er konnte noch in letzter Sekunde sein Pferd nach rechts reißen, um nicht von einer Hippe aus dem Sattel gezerrt und erschlagen zu werden. Viele Ritter seines Gefolges hatten weniger Glück.

Die Truppen Gauchiers waren ebenfalls über die Anhöhe gestürmt und sahen sich plötzlich Auge in Auge mit den nun wieder vorrückenden Truppen Tobys. Kraftvoll schlugen die schweren Hippen und Morgensterne auf feindliche Köpfe und Schilde, drangen Schwerter und scharfe Kriegssensen tief in Leiber ein. Doch die Überraschung der Truppen Gauchiers wehrte nur kurz. Routiniert schlossen die Söldner ihre Reihen und gingen ebenfalls ungestüm auf den Feind los. Jetzt würde sich zeigen, ob das Zentrum der Engländer halten würde. Die Söldner bemerkten bald, dass sie die Milizen langsam aber stetig bergab zurückdrängten. Sie bemerkten aber nicht, dass sich die langen Flügel Tobys wie eine Zange unaufhaltsam um ihre Reihen schloss. Schließlich, als das englische Zentrum dem Drängen der kampferprobten Söldner fast nichts mehr entgegensetzen konnte, tauchten die ersten englischen Soldaten im Rücken des Feindes auf. Die Falle schnappte zu, das Gemetzel begann!

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Gauchier fiel schließlich doch einer der gefürchteten Waffen des Feindes zum Opfer. Ein namenloser Bauer aus Domremy, ein Franzose, traf mit der eisenbeschlagenen Keule seines Morgensterns den Kopf seines ehemaligen Königs. Dieser sank benommen oder sogar schon tödlich getroffen vom Pferd und wurde an Ort und Stelle von vier Schwertern durchbohrt.

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So starb, unrühmlich und als besiegter Verräter, der letzte der Karolingerkönige. Keine Stelle markierte den Ort seines Todes. Der Körper wurde, seiner Rüstung, Waffen und Kleidung beraubt, zusammen mit den anderen Gefallenen des besiegten Heeres, ein Fressen für Krähen und Würmer.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 7. Oktober 2011 10:58

Der Krieg gegen das mailändisch-deutsche Bündnis

Leider erreichte die Kunde von der völligen Niederwerfung der Karolinger König Eduard I. nicht mehr. Er verstarb am 07. Juli 1318 in Burgh by Sands, als er sich auf einer Reise zu den ehemaligen schottischen Gebieten befand. Sein Leichnam wurde nach Süden gebracht und unter starker Anteilnahme zehntausender Engländer, die die Straßen nach und in Londons säumten, in Westminster Abbey beigesetzt.

Am 01. August 1318 wurde sein Nachfolger, ebenfalls in Westminster, feierlich zum neuen König von England gekrönt. Es handelte sich um den ältesten Sohn Eduards, Edmund von Woodstock - dem 1. Earl von Kent - der nun als Edmund III. die Geschicke des riesigen Reiches lenken sollte.

Dank der klugen Herrschaft seines Vaters und der großen Anzahl weiser Ratgeber, konnte sich Edmund III. voll und ganz den wichtigen Regierungsgeschäften widmen. Dazu gehörte auch, eine mögliche Waffenruhe mit dem deutschen Reich herbeizuführen.
Zum Glück hatten innere Streitigkeiten um die Herrschaft im Reich der Deutschen zwischen Ludwig dem Bayern und Friedrich dem Schönen aus dem Hause Habsburg für Ruhe an der eigenen Grenze gesorgt. Die Ruhe wollte Edmund III. gerne fortsetzen und sogar einen dauerhaften Frieden daraus machen.

Leider kehrte der mit allen Vollmachten ausgestattete englische Gesandte, Symond Powell, von jeder seiner Missionen mit einem entschiedenen deutschen „Nein!“ Ludwigs zurück. Der Lord Chancellor, John Hotham, Bischof von Ely, hatte zwar mehrfach arge Bedenken an der Entsendung des von ihm als unzuverlässig und ungeschickt eingeschätzten Powells geäußert, doch hatte dieser durch seine Beharrlichkeit bei der Mehrheit des Kronrates eine Zustimmung erhalten. Der Verdacht des Lord Chancellors, dass Powell durch seine engen Kontakte zu den Habsburgern womöglich ein falsches Spiel trieb, hatte sich indes nicht bestätigt. Alle weiteren Nachforschungen, auch durch beauftragte vertrauensvolle Kirchenmänner im deutschen Reich, waren im Sande verlaufen… Hotham hielt jedoch an seinen Befürchtungen fest, dass Powell im Dienste der Habsburger stand. Ein offen ausbrechender Krieg zwischen Ludwig dem Bayern und den Engländern müsste die Machtposition der Habsburger stärken, sollte der Krieg sich zu Ungunsten Ludwigs entwickeln.

Ludwig von Bayern dachte aber auch ohne die Bemühungen des englischen Gesandten Powell überhaupt nicht an einen Frieden mit dem viel zu mächtig geworden Nachbarn.
Nach diversen Erfolgen gegen seinen Erzfeind Friedrich sammelte Ludwig im Breisgau große Truppenkontingente, mit denen er noch im Herbst 1318 sowohl nach Lothringen als auch nach Burgund einmarschieren wollte. Die Reichstruppen wurden von guten Hauptleuten angeführt, dessen bekanntester Feldherr Wolfgang von Schlesien-Glogau war, der Schwiegervater Ludwigs.

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Edmund III. setzte die Pläne seines Kriegsrates sofort in die Tat um und ließ eine große Anzahl flämischer, lothringischer und burgundischer Söldner anwerben, die sich in unmittelbarer Nähe des Rheins, in Colmar, sammelten.
Angeführt wurde die Söldnerarmee von Sir John, dem 2. Earl von Oxford. Er galt weder als guter Taktiker, noch als guter Soldat, doch hatte Edmund ihm eine derart hohe Anzahl fähiger militärischer Berater zur Seite gestellt, dass ein Versagen nahezu unmöglich war.
So gelang es den englischen Hauptleuten durch gezielte Täuschungen und Truppenbewegungen in Sichtweite des Feindes zwei große Kontingente der deutschen Vorhut bei Breisach über den Rhein zu locken.

Dass es sich bei einem der über den Rhein gelockten Heerführer um Wolfgang von Schlesien-Glogau handelte, war kein Zufall. Sir John und sein Kriegsrat hofften, Wolfgang in eine Falle zu locken und wenn möglich gefangen zu nehmen. Solcherart mit einem wertvollen Pfand ausgestatten, sollten die Friedensverhandlungen mit Ludwig wieder aufgenommen werden.

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Die englischen Truppen hatten in Sichtweite des Feindes auf der westlichen Rheinseite Stellung bezogen. Um die Falle perfekt zu machen, hielten sich große Teile der Söldner in den links und rechts des Weges befindlichen Wäldchen auf. Leichte Beute für den Deutschen versprachen also die flämischen Söldner zu sein, die wohl nur unzureichend Bedeckung von ein paar Bogenschützen hatten und noch nicht einmal ihre Formationen halten konnten.

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Sir John wusste, dass sich das Hauptheer Ludwigs weit im Süden befand und sich eben nach einem erfolglosen Rheinübergang bei Neuenburg wieder in Richtung Norden bewegte. Da das deutsche Heer also frühestens am nächsten Morgen die Region Breisach erreichen würde, war genug Zeit.
Wolfgang von Schlesien-Glogau, der sich ganz auf die Erfahrung und Kampfkraft seiner Männer und auf die Unzuverlässigkeit der gegnerischen Söldnerarmees verließ, tappte prompt in die ihm gestellte Falle.

Die deutschen Truppen, mit den schwer gepanzerten Fußkämpfern und Pavesenarmbrustschützen an der Spitze, stürmten über die Brücke und auf die feindlichen Linien zu. Sir John hatte bewusst auf ein zu frühes Feuern seiner Bogenschützen und burgundischen Armbrustschützen verzichtet, um die Überraschung komplett zu machen.

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Den Deutschen gelang sogar noch die Formierung eines Angriffskeils, dann brachen ein wahres Inferno aus Pfeilen und Bolzen über sie herein. Der sofort angeordnete allgemeine Sturm auf die englischen Linien brach unter dem starken Druck der gegnerischen Geschosse zusammen. Nur noch Reste der ersten Welle der Reichstruppen erreichten die leichte Anhöhe und wurden von den dort wartenden flämischen Söldnern niedergemacht.
Wolfgang, der seine Männer am anderen Ufer in ihr Verderben rennen sah, galoppierte an der Spitze seiner Ritter auf den Feind zu. Die ihm folgenden Fußtruppen hatten große Mühe, Kontakt zu ihm zu halten und zu verhindern, dass die vorpreschenden Ritter Wolfgangs eingeschlossen werden konnten. Der Anführer der deutschen Vorhut und Schwiegervater Ludwigs des Bayern fiel vom Pferd, als ein Armbrustbolzen tief in die Brust des Tieres eindrang und es sich deshalb wahnsinnig vor Schmerz herumwarf und stieg. Ein hinzu gesprungener Flame hieb Wolfgang seine Hellebarde so tief in die Schulter, dass der Deutsche an dieser Wunde starb.

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Auch die zweite deutsche Welle unter dem Hauptmann Markus von Rottweil hatte unterdessen den Rhein überquert und in die Kämpfe eingegriffen. Unter den wütenden Angriffen seiner Truppen begannen die flämischen Söldner sich langsam zurückzuziehen. In die sich bildende Vertiefung in den englischen Linien strömten immer mehr deutsche Truppen, die sich bereits dem Sieg nahe wähnten.

Es war viel zu spät, als Markus von Rottweil endlich die Falle erkannte und zum Rückzug blasen ließ. Die lothringischen und burgundischen Söldner stürmten aus den Wäldchen und schlachteten die Männer Markus erbarmungslos ab.
In Panik verließen nun auch die Besatzungen der mitgeführten aber nicht zum Schuss gekommenen Steinschleudern der Deutschen ihre Stellung. Sir John sandte eine kleine Abteilung seiner schweren Reiterei über den Fluss, ließ die fliehenden Besatzungen niedermachen und die Maschinen verbrennen.

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Sir John tobte zwar, als er vom Tod Markus erfuhr, ändern ließ sich dies nun aber nicht mehr. Erfreulich war jedoch, dass die Engländer mit nur minimalen Verlusten die gesamte Vorhut des deutschen Heeres, zwei große Abteilungen, vernichtet hatten. Sir John ließ seine Männer sich etwas zurückziehen und ausruhen, stand doch der Kampf gegen das heranziehende Hauptheer Ludwigs wahrscheinlich bald bevor.

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Direkt am Rhein verblieb nur eine kleine Abteilung Sir Tobys. Dafür sondierten englische Späher tief im Feindesland die Bewegungen Ludwigs. Es war aber lange Zeit verdächtig still…

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 7. Oktober 2011 12:00

Schließlich kam es im Dezember 1318 endlich erneut zur Schlacht der verfeindeten Parteien am Rheinübergang bei Breisach.

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Die beiden Heere waren etwa gleich stark, doch verfügte das Söldnerheer der Engländer auf Grund seines bereits errungenen Sieges über eine viel höhere Moral. Diese war den Truppen Ludwigs in den letzten Wochen verlorengegangen. Nicht nur, dass die Zahl der deutschen Truppen durch Desertation kontinuierlich sank. Einige Hauptleute hatten offen mit Ludwig gebrochen und waren mit ihren Kontingenten auf die Seite Friedrichs übergegangen. Ludwig sah in dieser recht prekären Situation nur einen Ausweg: den schnellen Angriff und einen vernichtenden Sieg über die Engländer.
Sir Toby hatte aber seine Stellungen am Rhein ausgebaut. Die Söldner hatten im nahegelegenen Vogelgrun gute Quartiere gefunden, waren somit ausgeruht und siegesgewiss.

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Es überraschte also auch nicht, dass der ungenügend vorbereitete und dilettantisch geführte Angriff der deutschen Truppen schon nach kurzer Zeit zusammenbrach. Sir Toby hatte es auch diesmal geschafft, den Sack erst zuzumachen, als alle gegnerischen Truppen am diesseitigen Rheinufer zusammengedrängt standen. Unzählige der schlecht ernährten und demoralisierten Soldaten Ludwigs wurden erschlagen oder ertranken im eisigen Rhein auf der Flucht. Fast 600 Männer nahm Sir Toby gefangen, welche später - all ihrer Sachen entledigt- in die kalte Dezembernacht gejagt wurden. Die Mehrheit dieser armen Teufel erfror einfach…

Der gesamte Feldzug Ludwigs, der sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatte, endete in einem einzigen Debakel. Die Katastrophe wurde noch komplett, als die zum Gegenangriff angetretenen Engländer bis weit ins Breisgau vorstießen und schließlich die Festung Hohenstaufen einnehmen konnten. Nur vereinzelt regte sich danach noch hier und da deutscher Widerstand in der Region. So standen südlich von Freiburg noch zwei kleinere Heere unter Conrad von Ahlefeldt und Ulrich von Lichtenstein. Diese wurden aber durch die eingetroffenen Truppen Wilhelms von Merryfield schnell aufgerieben.

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