[AAR] Der Sprung des Löwen (England)

AAR u.a. zu Spielen der Total War Reihe

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 26. August 2011 12:43

Der Sieg über das dänische Heer hatte England für die folgenden Jahre zumindest in Flandern Ruhe verschafft. Erneute Ambitionen des Dänenkönigs gab es in Flandern nicht und Dokumente aus dem regen diplomatischen Kontakt zwischen dem englischen König und dem deutschen Kaiser beweisen, dass der Deutsche den Dänen stetig nach Norden auf sein angestammtes Gebiet zurücktrieb. Sicherlich hätte sich Otto IV. dem dänischen König noch intensiver gewidmet und die dänischen Lande seinem Reich einverleibt. Allein der ständige Kampf in Italien gegen den Lombardischen Bund band den Hauptteil seiner Kräfte…

England nutzte diese ruhige Zeit, um endlich Ordnung in seine Finanzen zu bringen. Das Steuersystem wurde komplett erneuert, zahlreiche neue Bauten wurden in Auftrag gegeben und der Handel erlebte eine neue Blüte. Gerade die gewaltigen Gewinne des Orienthandels, (Gewürze, Seide, Zucker sowie kostbare Duftessenzen aus dem Orient bzw. Asien) welche aus dem Königreich Antiochia durch den Frieden mit den Sarazenen reichlich nach England strömten, hatten einen großen Anteil an der finanziellen Sanierung.

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1202 rüttelte die ungeheure Nachricht von der Eroberung Konstantinopels durch türkische Horden ganz Europa wach. An die Königshäupter der mächtigsten Reiche ergingen durch den Papst sofort Aufrufe zur Kreuznahme. Doch die mächtigen Fürsten wollten sich lieber den Problemen in der unmittelbaren Nachbarschaft zuwenden, als auf einen ungewissen Zug gegen die Heiden zu ziehen. Da das Königreich Antiochia und das Fürstentum Aleppo sich ruhig verhielten und auch weiterhin gute Beziehungen sowohl zu den Ayyubiden als auch zu den zerstrittenen muslimischen Fürstentürmern Anatoliens pflegten, schien sich die Wegnahme der orthodoxen Metropole nicht negativ auf den Handel auszuwirken. Die Nachricht vom Sieg der Moslems am Bosporus hatte auch hier in Antiochia für große Aufregung gesorgt. Doch vor allem die englischen Händler und Kaufleute waren froh, das die byzantinische Konkurrenz ausgeschaltet worden war.

In England gab es auch in der militärischen Ausbildung und vor allem Bewaffnung weitreichende Veränderungen. Die Sperrkämpfer in ihren Kettenhemden und dem fast mannshohen Schild bildeten nach wie vor das Rückgrat der Truppen. Vor allem aber in den Burgen der Midlands und in der Normandie bildete sich eine neue schwergepanzerte Infanterie heraus, deren Soldaten sich vor allem aus Stadtbürgern und freien Bauern rekrutierten.

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Auch die Zusammensetzung des Heeres veränderte sich langsam. Dienten in früherer Zeit die englischen Bogenschützen als unterstützende Abteilungen, so waren diese jetzt schlachtentscheidend und machten in manchen Heeren nahezu 2/3 der Mannstärke aus. Zwar waren die Attacken der schweren Ritter noch immer gefürchtet, doch der unablässige Pfeilhagel englischer Langbogenschützen sollte nun den Kampf entscheiden.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 29. August 2011 14:23

England und der Französisch-mailändische Krieg

Aber wie so oft in der Geschichte, war auch diese für das englische Volk wichtige Ruhepause nicht von allzu langer Dauer. Den zu mächtigen und mittlerweile unbequem geworden Nachbarn im Norden leid geworden, hatte sich der französische König mit den mächtigen Städten der Lombardei verbündet und suchte nur noch nach einem Vorwand für den Krieg. Dieser ließ sich schnell konstruieren: Im Sommer 1204 wurde der Hafen von Antwerpen von französischen Schiffen blockiert, die vor allem englische Schiffe am Ausfahren hinderten. Als es deshalb in der Folge zu einem kleinen und recht unbedeutenden Kampf zwischen den französischen und englischen Schiffen kam, hatte Frankreich endlich seinen Krieg.

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Wie Aasgeier angelockt, wollte sich nun auch Portugal die entstehende Chance nicht entgehen lassen und entsandte ein neues, das nunmehr dritte und bisher größte, Invasionsheer nach England.

Doch wurden diese hinterhältigen Pläne durch Bestechung eines portugiesischen Diplomaten bekannt. Die Transportflotte konnte an der Einfahrt zum englischen Kanal gestellt und versenkt werden. Von John Williamson, Kapitän der Kogge „Maud“ aus Hythe, sind zahlreiche Brief an seinen Bruder Thomas, Prior des Klosters Tintern Abbey in Wales, erhalten geblieben. In einem restaurierten Fragment dieser Briefe berichtete John seinem Bruder: „Es war entsetzlich, als schließlich die portugiesischen Schiffe brennend untergingen. Die Unseren hatten mit ihren Bögen und Brandpfeilen ganze Arbeit geleistet. Doch hielt sich mein Mitleid in Grenzen. Zu oft schon hatte der Portugiese unsere Länder verwüstet und unbegründeten Anspruch erhoben. Mein Schiff ist durch Gottes Gnade unbeschädigt und nur der alte Topnell, Du kennst ja diesen Trunkenbold, hat eine leichte Wunde davongetragen. Ich sende Dir, mein lieber Bruder, ein aus dem Treibgut gerettetes, kostbar geschnitztes Elfenbeinkruzifix. Möge es Dir Kraft in dunklen Stunden geben und möge der Herr wachen über Dich alle Zeit! Bete für mich. Dein Bruder John.“

Die Versenkung der portugiesischen Transportflotte, die dem Land die Blüte seiner Ritterschaft raubte, verursachte vielfältige Reaktionen. Der deutsche Kaiser sandte dem englischen König nach diesem Sieg seine Glückwünsche und versicherte diesem nochmals seine Freundschaft. In Frankreich, einem der Verbündeten der Portugiesen und auch bei den lombardischen Städten war die Empörung über diesen kriegerischen Akt enorm. Vor allem die Franzose wollten glaubhaft machen, dass die Flotte mit Truppen gegen die Heiden im Osten unterwegs gewesen sei.
Papst Innozenz III. drohte dem englischen König sogar mit der Exkommunikation, sollten die An- und Übergriffe gegen Portugal fortgeführt werden. Doch die englische Krone, die Mahnungen und Drohungen aus Rom leid, dachte nicht im Traum daran, sich von einer fremden Macht erobern zu lassen. Im Gegenteil! Im folgenden Jahr wurden die Kriegsrüstungen verstärkt und den Truppen liefen Freiwillige zu wie nie zuvor. Schon im Spätherbst stand im Norden der Normandie ein großes Heer aus Bogenschützen und Hippenträgern bereit, welches von Sir Godwine of Canterbury angeführt wurde.

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Noch vor dem ersten Schnee und bevor die verdutzten Franzosen wussten wie ihnen geschah, fiel Canterbury in die Grafschaft Anjou ein und marschierte sofort auf die starke Festung Angers. Die Festung wurde den Franzosen fast ohne eigene Verluste im Handstreich abgenommen. Ein zu Hilfe eilendes Entsatzheer musste hilflos mit ansehen, wie auf den Festungstürmen die blutrote Flagge mit den englischen Löwen aufgezogen wurde. Das Heer kehrte um, die französische Sache schien für das Anjou vorerst verloren.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 29. August 2011 15:06

Portugal hetzte derweil weiter eifrig gegen England und brachte durch seine Beharrlichkeit - und sicher reichlich fließenden Geldstrom - sogar den bisher in seiner Freundschaft treuen deutschen Kaiser ins Wanken.
Bereits ein Jahr nach der Versenkung des portugiesischen Expeditionsheeres standen neue Truppen des Portugiesen an der Küste Wales. Es handelte sich dieses Mal aber nicht um gedungene Strauchdiebe, sondern vielmehr um die erst kürzlich zu Rittern geschlagene Kämpferelite des iberischen Königreiches. Es war schon ein prachtvoller Anblick, der sich von den zinnenberwährten Mauern der Festung Caernavon in Wales den Engländern bot. Flaggen mit berühmten Wappen, zu denen noch klangvollere Namen gehörten.

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Doch Sir Fraunce, dem englischen Statthalter in Wales, war dies einerlei. Er gedachte nicht, sich dem räuberischen Verhalten des portugiesischen Königs mit ritterlichem Anstand zu stellen. Fraunce zog mit den Abteilungen seiner Langbogenschützen vor die Mauern und begann, die feindlichen Reihen der schwer gepanzerten Ritter mit Pfeilen zu überschütten. Die Portugiesen waren darauf nicht vorbereitet und dachten gar nicht daran, den Beschuss zu unterlaufen und schnell vorzurücken. So fielen die Ritter, wo sie standen. Die Überlebenden zogen sich irgendwann zurück und traten dann den Rückweg zu ihren Schiffen an. Fraunce verfolgte sie, jagte die kümmerlichen Reste der portugiesischen Truppen an der Küste und machte sie schließlich allesamt nieder.

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In Antiochia wurde zum gleichen Zeitpunkt die Abtei St. Thomas geweiht. Durch die großzügige Erweiterung der Befestigungsanlagen hatte diese gewaltige Abtei sogar im Stadtgebiet Platz. So erreichte die Missionierung der muslimischen Bevölkerung einen neuen, starken Schub.
Um die Pläne zur Eroberung Jerusalems ebenfalls nicht aus den Augen zu verlieren, forcierte der Statthalter von Aleppo auch diverse Militärprojekte. Hier war vor allem die mit byzantinischer Hilfe durchgeführte Errichtung einer großen Werkstatt zum Bau von Belagerungswaffen zu nennen. Mit den hier gebauten Waffen sollte es zukünftig möglich sein, Breschen in feindliche Stadtmauern zu schießen und diese Ortschaften nicht mehr über mehrere Monate aushungern zu müssen.

Englische Kaufleute errichteten im gleichen Jahr eine Handelsstation in Mossul, wo sie versuchten den Baumwollhandel zu dominieren. Noch erfolgreicher waren jedoch die Händler in Bagdad, wo sie binnen Jahresfrist den kompletten Seidenhandel übernahmen.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 29. August 2011 15:45

Im Norden Frankreichs hingegen wurden die Truppen von Sir Godwine von Canterbury mit den neu ausgebildeten schweren Fußkämpfern verstärkt. So gerüstet, fühlte er sich endlich stark genug für seinen Marsch auf Paris. Eigentlich sollte dieser englische Vorstoß nur als Drohung seitens der Franzosen gewertet werden, welche den gewünschten Abschluß eines Friedensvertrages in den Fokus rücken sollte. Doch Frankreich, im Inneren morbide und von einem schwachen König geführt, zog sich zurück und schickte statt dessen seine Verbündeten, die lombardischen Städte in den Kampf.

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Bei Châteaudon entdeckte Canterbury ein mailändisches Heer, welches sich in Richtung Angers bewegte. Er stellte die Mailänder jedoch nicht, sondern zog ihnen unentdeckt hinterher. Erst als diese vor den Mauern der mächtigen Festung lagerten, bot Canterbury den Feind die schlacht an. Da das mailändische Heer über schwere Belagerungswaffen, gewaltige Triboks, aber auch über die wendigen und auf dem Schlachtfeld als gefährlich geltenden Steinschleudern verfügte, entschloß sich der englische Heerführer zu einer List. Er umging das feindliche Herr weiträumig mit seinen schwer gepanzerten Rittern zu Pferde und postierte sich im Rücken des Feindes. Den Mailändern selbst bot er ein atemberaubendes Schauspiel mit dem Aufmarsch seiner Truppen.

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Mit unvergleichlicher Wucht brachen schließlich die schweren englischen Ritter in die Stellungen der feindlichen Schleudermaschinen ein und jagten die Besatzung vom Feld. Im selben Moment stürmten unter der Deckung englischer Bogenschützen auch die Hippenträger und schweren Fußkämpfer vor. Zwar mussten die Stürmenden durch die treffsicheren genuesischen Armbrustschützen einige Verluste hinnehmen, der Angriff der Engländer kann aber dadurch nicht gestoppt oder verlangsamt werden. Die Engländer richten ein grausiges Gemetzel auf dem Schlachtfeld an. Mehr Mailänder aber warfen die Waffen weg und ergaben sich Canterbury und seinen siegreichen Truppen.

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Die gefangenen Mailänder wurden nach Angers gebracht und hier eingekerkert. Canterbury, Ritter mit Leib und Seele, sandte umgehend Boten nach Paris und Mailand, und fragte um Auslöse für der Gefangenen, unter denen sich auf ein Teil des lombardischen Stadtadels befand. Der Herzog von Mailand dachte aber gar nicht daran, dass als anmaßend betrachtete Ansinnen des Engländers positiv zu beantworten. Den Boten sandte er mit der Mitteilung zurück, dass Canterbury mit den Gefangenen "nach Belieben verfahren könne". Da der Engländer keine Möglichkeiten sah, eine so große Anzahl Gefangener zu versorgen, wurden diese dem Schwert übergeben. Durch diesen mailändischen Akt der Grausamkeit, hatten sich die lombardischen Städte sich Canterbury zum persönlichen Feind gemacht. Diese ihm aufgezwungene Maßnahme hatte er den Italienern nie verzeihen können und der Engländer sollte Zeit seine Lebens ein unversöhnlicher Kämpfer gegen alles Mailändische bleiben.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 29. August 2011 16:02

In die Planungen für die Eroberung von Jerusalem platzte die Nachricht vom Marsch der Mongolen auf Damaskus. Dieses unbekannte Reitervolk bewegte sich mit einer unvorstellbaren Masse an Kriegern durch die muslimische Welt. Unzählige Städte waren von Ihnen bereits geplündert und bis auf die Grundmauern niedergerissen worden. Der Marsch auf Jerusalem wurde verschoben, um die weiteren Entwicklungen im Süden abzuwarten.

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In Flandern kam es zur gleichen Zeit zu neuen Unruhen. Diese wurden aber, so die Chroniken von Antwerpen, durch dänisches Silber gestützt. Der Plan der Dänen sah vor, die Engländer durch den Kampf gegen die Aufständischen abzulenken und im selben Moment mit einem gut gerüsteten Heer auf Antwerpen zu marschieren.

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Doch der Plan ging nicht auf. In kürzester Zeit versammelte der Statthalter des östlichen Flanderns seine Truppen, vor allem Bogenschützen. Den Rest des Heeres bildeten Milizen, die aber nur im äußersten Notfall in den Kampf eingreifen sollten. Wieder blieben die Engländer durch ihre Schützen siegreich, als die langsam vorgehenden Pikenierformationen der aufständischen Flamen im Pfeilhagel dahinschmolzen. Die in dänischem Sold zur Unterstützung gesandten Armbrustschützen wurden von den englischen Rittern überrannt und vom Feld getrieben. Die Dänen zogen sich nach der Vernichtung ihrer "Verbündeten" unverrichteter Dinge wieder nach Friesland zurück.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 30. August 2011 09:55

Im Spätherbst diesen Jahres, die Dänen grübelten noch über die fehlgeschlagene Invasion in Flandern, marschierte Sir Godwine von Canterbury in Windeseile aus dem Anjou vor die Mauern von Paris. Dort schloss er das französische Heer, welches eigentlich im Frühjahr erneut die englischen Besitzungen angreifen sollte, kurzerhand ein. Durch seine Kundschafter hatte er in Erfahrung gebracht, dass sich an seiner rechten Flanke ein kleineres Heer aus Mailand auf ihn zubewegte. In Canterburys Rücken operierten außerdem Freischärler unter dem Kommando des franzöischen Feldhauptmannes Estienne. Dieser unterbracht die englischen Nachschubwege und behinderte gleichzeitig den Nachrichtenfluß zwischen Canterbury und den englischen Stützpunkten.

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Durch die umsichtige Kriegsführung, besonders auf dem Gebiet der Informationsbeschaffung, war Canterbury über jeden Schritt seiner Feinde informiert und konnte so rechtzeitig alle notwendigen Vorkehrungen zur Verteidigung seiner Stellung vor Paris treffen. Er entschloss sich, den ersten Schritt seinem Gegener zu überlassen und im geeigneten Moment mit seiner ganzen Kraft zuzuschlagen, wenn alle feindlichen Truppen auf dem Schlachtfeld versammelt waren.

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Seine Gegner machten es ihm allerdings auch hier wieder sehr einfach. Ohne auf die Ankunft des französischen Hauptheeres zu warten, griffen die Mailänder mit ihren Kontingenten an. Und auch Estienne mit seinen Strauchrittern tauchte viel zu früh im Rücken Canterburys auf, um hier entscheidend in die Kämpfe einzugreifen. Die französischen und sonstigen Berittenen Estiennes wurden durch die von Canterbury und Sir Garret von Merryfield persönlich geführte Attacke zersprengt und in Einzelkämpfen fast vollkommen aufgerieben.
Die Mailänder, die unter dem Schutz ihrer Armbrustschützen aus Genua langsam vorrückten, erlitten durch die englischen Bogenschützen bereits im Anmarsch so schwere Verluste, dass der anschließende Sturm des schweren englischen Fußvolkes aufgrund der vielen Leichen und Verwundeten fast ins Stocken geriet. Völlig demoralisiert flohen die verbleibenen Italiener vom Feld und überließen ihre Verwundeten ihrem Schicksal.

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In der Zwischenzeit hatte auch das französische Heer das Schlachtfeld erreicht und sich formiert. Der französische König hatte die Besten und Tapfersten seines Landes auf diesem Feld versammelt und wollte die Engländer allein durch die Wucht seiner ersten Reiterattacke zersprengen. Sir Garret von Merryfield, der Führer des rechten englischen Flügels schrieb seinem Vater später: "Grausig schön war das Spektakel, welches ich bei Paris erleben durfte. Wie Sterne am Himmel, so groß erschien mir die Zahl der dort versammelten Truppen des Franzosenkönigs. Allein die Ritterschaft beanspruchte zwei Drittel seines Heeres. Und ihr gebürte es wohl auch, den Angriff zu eröffnen. Doch hatte Canterbury seine Stellungen mit Spitzpfeilen verstärkt, um der Attacke zu begegnen. Was hier innerhalb weniger Minuten an Rang und Namen Frankreichs in blutigem Ringen zu Boden ging, ist nicht fassbar. Die kostbaren Pferde der Angreifer wurden aufgespießt oder von den Unsrigen mit schweren Hippen oder Äxten erschlagen. Die Ritter, wenn nicht mit gebrochenem Genick am Boden, wurden ebenfalls dahingeschlachtet oder gefangengenommen. Ich glaube kaum, dass in diesem grausamen Gemetzel noch Ordnung war."

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Und weiter schrieb er: "Auf die Ritter folgte das Fußvolk der Franzosen, die in unsere Stellungen einbrachen und ein hartes Ringen mit uns begannen. Erst der Angriff unserer schweren Ritter, die in einem nah gelegenenen Waldstück im Hinterhalt lagen, brachte die Wende und den Sieg. Wie wehten die Banner des englischen Adels, wie spiegelte sich die Sonne auf den Rüstungen unserer Ritter. Und wie heldenhaft schlugen sie sich durch die feindlichen Reihen im Kampf um diesen Tag, der letztlich uns gehörte."

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Der Angriff der englischen Ritter auf die rechte Flanke der Franzosen blieb nach einem tiefen Vorstoß in die feindlichen Reihen stecken. Die zur Abwehr herbeigerufenen französischen Speerträger verursachten große Verluste unter den Engländern, die sich sogar zeitweise zurückziehen mussten, um sich neu zu formieren. In der Zwischenzeit war aber das französische Zentrum so schwer in Bedrängnis geraten, dass ein erneuter Reiterangriff der Engländer jetzt endgültig die Wende brachte. Canterbury und Merryfield warfen nun auch auf der linken Flanke der Franzosen ihre persönliche Gefolgschaft ins Treffen und sorgten nun für ein komplettes Chaos beim Feind.

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Am späten Nachmittag war der Kampf endlich vorbei. Die letzten verbliebenen französischen Truppen waren geflohen oder hatten sich ergeben. Das große und stolze Heer des französischen Königs, welchem noch rechtzeitig die Flucht gelungen war, existierte nicht mehr. Als einer der letzten Kämpfer des Tages war der französische Kommandeur des Heeres, Herzog Guiot, durch einen Schwerthieb gefallen.
Überseht von Leichen, lag das blutige Schlachtfeld vor den Augen der Sieger. Diese zogen, angeführt von Canterbury und Merryfield direkt vor die Mauern vor Paris. Hier warf man alle erbeuteten Fahnen und Banner auf die Erde nieder und verlaß dazu die Namen der gefallenen Herzöge, Barone, Grafen und Ritter. Die Liste schien endlos und allein die von den Mauern der französischen Hauptstadt zurückgeworfene Stimme des englischen Herolds sorgte für Entsetzen in der Metropole. Ohne Hoffnung auf weiteren Entsatz und durch die Niederlage des eigenen Heeres entmutigt, wurden schließlich die Stadttore geöffnet.

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Canterbury gelang es noch am selben Tag, den in Paris verbliebenen Staatsschatz zu beschlagnahmen. Mehr als 20.000 Pfunf Silber, kostbare Juweelen und mehrere Kisten mit gemünztem Gold fiel in die Hände des Siegers. Er richtete sich im Pariser Stadtpalast der Kapetinger ein und wartete auf die französische Friedensgesandtschaft. Hier allerdings wurden seine Hoffnungen bitter enttäuscht. War auch die Blüte des französischen Adels bei Paris gefallen, so war doch Frankreich weit davon entfernt, den Krieg als verloren zu betrachten und um Frieden zu bitten. Der Kampf, so musste Canterbury feststellen, würde weiter und weiter gehen...
Seine Stimmung besserte sich auch nicht erheblich, als er von einem englischen Sieg gegen weitere plündernde Freischärler in Maine erfuhr. Canterbury befürchtete, dass das englische Volk langsam aber sicher durch die Kämpfe gegen die Franzosen und Mailänder ausgeblutet werden würde. Und davor graute ihm wahrscheinlich am meisten.

Dieser gewaltige Sieg hatte den englischen Truppen in Frankreich eine Ruhepause verschafft. Die Franzosen hatten sich im Norden nach Lothringen zurückgezogen und der Hof des Kapetingers residierte in Reims. In Aquitanien und der Gascogne blieb es ebenfalls unerwartet ruhig und Canterbury befürchtete bereits eine neue Schurkerei. Doch blieb diese aus. Scheinbar schöpfte Frankreich und sein ruhmloser Verbündeter Atem für den nächsten Sprung.

In Antiochia aber wendete sich die Stimmung zunehmend gegen die seit über 30 Jahren im Land befindlichen Besatzungstruppen. Hartes Durchgreifen gegen den zunehmend heftigen Missionierungswiderstand führte 1226 zu einer zivilen Revolte in der Stadt. Die Besatzungstruppen wurden allerorts angegriffen und bekämpft. Schließlich mussten sich die Engländer schmachvoll aus der Stadt zurückziehen und dem muslimischen Mob die Stadt überlassen. Doch zogen sich die englischen Truppen nur scheinbar Richtung Aleppo zurück. Bereits am nächsten Tag schlossen sie die Stadt komplett ein und begannen eine Jahre dauernde Belagerung.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 30. August 2011 11:57

Canterbury hatte unterdessen die ihm zur Verfügung stehende Zeit sinnvoll genutzt. Er hielt eine eiserne Disziplin unter den Truppen und bereits geringe Vergehen wurden hart bestraft. Doch war ein hartes Vorgehen nicht oft notwendig. Die englischen Soldaten verehrten ihren Anführer und waren siegesgewiss. Schon bald sollte sich ein erneuter Waffengang gegen ein feindliches Heer ergeben.

Ein neues Heer des lombardischen Städtebundes war nach seinem Alpenübergang auf Dijon marschiert, dann nach Westen abgedreht und hatte noch im äußerten Nordosten Aquitaniens wieder nach Osten eingeschwenkt. Nun stand es zwischen Paris und Angers und unterband sämtlichen Nachschub und den Informationsfluss. Canterbury und seine Männer brannten auf den Kampf und warteten die Einladung zum Treffen mit den Mailändern gar nicht erst ab. Sofort ließ er die Stadt unter einer nur geringen Bedeckung zurück und zog in Eilmärschen dem Feind entgegen.

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Das Heer der Mailänder bestand zu einem großen Teil aus Armbrustschützen, die durch zahlreiche Abteilungen der schweren Fußmilizen gedeckt wurden. Zusätzlich wurde zur Hebung der allgemeinen Moral auch der Flaggenwagen der Mailänder im Heer mitgeführt. Noch bevor die Mailänder am Abend ihr Lager aufschlagen konnten, fielen die Engländer über sie her. In einem kleinen Wäldchen tobten die Kämpfe am heftigsten. Hier prallten die schwer gepanzerten englischen Schwertkämpfer auf die Speermilizen der Mailänder. Deren Reihen wurden durch die von hinten nachrückenden Kämpfer immer heftiger gegen die englischen Linien gedrückt und drohten, diese zu durchbrechen. Außerdem feuerten die Armbrustschützen aus Genua in die ungeschütze Flanke der Engländer.

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Erst der Einsatz der Ritter, die die italienischen Schützen unter den Hufen ihrer Pferde zerstampften und in Stücke schlugen, brachte eine Erleichterung. Als dann die anrückenden englischen Bogeschützen in das dichte Gewimmel der nachrückenden italienischen Fußkämpfer hielten und immer mehr Feinde von Pfeilen getroffen zu Boden sanken, brachen die mailändischen Reihen. Durch die Bäume behindert, konnten die englischen Ritter den Feind nicht so heftig verfolgen wie sonst, so dass es an mancher Stelle den Mailändern gelang, sich zu sammeln und neu zu formieren. Doch brachte dieser harte Verteidigungskampf außer dem Tod den Mailändern nichts mehr ein und schließlich flohen die restlichen Truppen vor den Engländern vom Feld.

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Unter dem Jubelgeschrei der englischen Truppen wurde der Flaggenwagen des Feindes aus dem Lager gezogen und später nach Paris gesandt. Canterbury mußte äußerst erleichtert gewesen sein, als er später am Abend die Verlustlisten durchsah. Er selbst hatte nur kanpp 200 Mann verloren, die Mailänder ihr ganze Heer!
Er marschierte schon drei Tage später nach Paris zurück und ließ seine Männer ausruhen.

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In England hatten unterdessen rebellische Barone einen Aufstand angezettelt, der den Kämpfern in Frankreich gefährlich werden konnte. Vor allem die Midlands und die Region um Nottingham, wo England seinen Großteil der Fußtruppen rekrutierte, war bedroht. Der 4. Earl of Allthredge schlug mit der seiner Familie bekannten Schnelligkeit und Tapferkeit zu und schlug das feindliche Heer. Der Führer der Rebellen, Sir Robin, wurde nach London gebracht, dort unter Hochverratsanklage gestellt und nach der Urteilsverkündung erhängt, ausgeweidet und gevierteilt.

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Im Heiligen Land standen die Dinge ähnlich günstig. Die Mongolen hatten Damaskus geplündert und fürcherlich verwüstet. Danach waren die fremden Eroberer weitergezogen nach Jerusalem. Die Christen im Heiligen Land rieben sich die Hände vor Freude, dass die muslimische Sache scheinbar ins Wanken geriet. Würde Jerusalem fallen, könnte den Christen im Heiligen Land spätestens nach einem Kriegszug die Heilige Stadt in die Hände gefallen.

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Diese sich einmalig bietende Gelegenheit wollte der 2. Earl von Aleppo nutzen und Damaskus nach dem Abzug der wilden Horden besetzen. Als die riesigen Heeressäulen der Mongolen jedoch unverhofft wieder nach Norden zogen und für die Belagerung von Jerusalem nur einen kleinen Teil ihrer Truppen zurückgelassen hatten, zog sich der Earl von Aleppo wieder hinter die sicheren Festungsmauern im Norden zurück.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 30. August 2011 14:38

Im Jahr 1239 hatten sich die lombardischen Städte weitestgehend von den furchtbaren Verlusten auf dem französischen Kriegsschauplatz erholt und neue Truppen rekrutiert. Doch nicht nur aus der Lombardei, aus allen Teilen Italiens liefen den mailändischen Heerführern Freiwillige in Scharen zu. An die Spitze der beiden aufgestellten Heere setzte der Mailänder Herzog Christoforo Ribsi und Antonio de Felitta. Diese beiden jungen Draufgänger hatten sich vor allem in den Kämpfen gegen den deutschen Kaiser einen Namen gemacht.

Sir Godwine von Canterbury war über das Vorrücken der beiden Heere im Frühjahr 1240 informiert worden und entsprechend wachsam. Durch geschicktes Taktieren und das Ausstreuen von falschen Informationen gelang es dem Engländer tatsächlich, die beiden mailändischen Flügel voneinander zu trennen. So erreichte Ribsi als erster der beiden feindlichen Heerführer das Schlachtfeld, welches sich Canterbury ausgewählt hatte.

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Der charismatische und bisher unbesiegte Engländer teilte sein Heer in zwei gleichstarke Flügel, deren Führung er selbst und Sir Garret von Merryfield übernahm. Bei hereinbrechender Dämmerung ließ er sein Zentrum, dass nur aus einer stark überdehnten Linie seiner Hippenträger bestand, etwas vorgehen, um so dem Feind Aktivität vorzugaukeln. Seine beiden Flügel aber, auf die er ebenfalls seine Bogenschützen zur Unterstützung aufgeteilt hatte, ließ er den Feind auf seinen Flanken umgehen.
In der Morgendämmerung schlugen die Engländer endlich los und kamen über den Feind wie brüllende Bestien.

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Anfangs völlig überrumpelt, formierte sich jedoch gleich heftiger Widerstand bei den mailändischen Fußtruppen. Doch setzten die englische Schwertkämpfer den speerstarrenden Verteidigungsblöcken ihrer Feinde mit einer solchen Wucht und Beständigkeit zu, dass die Verteidigung auf beiden Flanken der Mailänder schließlich zusammenbrach. Unaufhaltsam strömten die englischen Soldaten in die Breschen und vergrößerten diese ständig. Die englischen Hippenträger waren in der Zwischenzeit ebenfalls vorgerückt und über die mitgeführten Steinschleudermaschienen und den Tross hergefallen. Nach einer weiteren Stunde war das Schlachtfeld gänzlich in den Händen der Engländer. Die Mailänder Ribsis lagen erschlagen oder verwundet am Boden, waren geflohen oder Gefangene.

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Doch hatte Canterbury keine Zeit, seinen Männern Ruhe zu gönnen. Der zweite Flügel des mailändischen Heeres war im Anmarsch und konnte seinen erschöpften Männern gefährlich werden. Schon am Abend erreichten die Mailänder unter de Felitta das Schlachtfeld, welches übersät war mit den Leichen der erschlagenen Italienern. Doch ließ de Felitta der Wut seiner Soldaten keine Gelegenehit zum Ausbruch. Geordnet formierte er sein Heer und erwartete den Angriff des Feindes.

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Canterbury errang binnen weniger Stunden einen weiteren glänzenden Sieg, als er dem Feind mit der gleichen Taktik zusetzte, wie in der vorangegangen Nacht. De Felitta kämpfte wie ein Löwe und brachte mit seinen Rittern mehrfach Sir Merryfield in harte Bedrängnis. Aber auch das konnte nicht verhindert, dass sich die kampferfahrenen Truppen Canterburys schließlich durchsetzen und der anfängliche Rückzug der Mailänder in einer wilden Flucht endete.

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Die fliehenden Mailänder wurden bis in die frühen Morgenstunden hinein verfolgt, getötet oder gefangengenommen. Den Rittern Sir Merryfields gelang schließlich auch der Einbruch in den heftig verteidigten Tross der Mailänders und die Eroberung sämtlicher mitgeführter Fahnen und Standarten sowie mehrerer kostbare Rüstungen und Schilde de Felittas.

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Die Engländer waren fest davon überzeugt, dass es nach diesem gewaltigen Doppelsieg nun endlich zum Frieden mit Mailand kommen musste. Eiligst wurden Boten mit Nachricht nach Südosten gesandt, die mit dem Herzog von Mailand verhandeln sollten. Dieser lehnte aber zur größten Überraschung Canterburys einen Waffenstillstand ab, bot aber die unglaubliche Summe von 4.000 Pfund Silber für die gefangenen Italiener, unter denen sich auch die beiden Heerführer Ribsi und de Felitta befanden.

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Canterbury nahm das Lösegeld an und entließ die Mailänder umgehend nach Erhalt des Geldes auf französisches Gebiet. Er konnte jedoch, wie so oft, seine maßlose Enttäuschung nicht verbergen und beklagte sich bitter bei Merryfield über die barbarische Haltung des mailändischen Herzoges. Er war müde und mit dem Fortgang des Krieges höchst unzufrieden. Den Ratschlag seines Freundes Merryfields, sich nach Paris zu begeben, dort auszuruhen und neue Kraft zu schöpfen, nahm er gerne an. Als schließlich seine Frau und sein Sohn über die Normandie und das Anjou zu ihm gelangen, fand er endlich etwas Ruhe. Eine Woche später aber macht Canterbury schon wieder neue Pläne, hetzte seine Schreiber und Sekretäre durch die weiträumige Anlage des Palastes und ließ sich endlos von seinen Kundschaftern über die Lage im französischen Süden berichten. Neue Ideen reiften in ihm, die helfen sollten, ein schnelleres Ende des Krieges herbeizuführen.

Im Frühsommer landete Sir Philipp von Cambridge mit englischer Verstärkung in der Normandie. Er brachte weitere Abteilungen Langbogenschützen und Hippenträger für Canterbury. Unter der Verstärkung waren auch zwei Abteilungen schwere Ritter des Johanniterordens, die auf dem Weg ins Heilige Land waren. Canterbury konnte, in dieser Art verstärkt, für den Sommer einen neuen Angriff planen. Er ließ aber sowohl Merryfield als auch andere seiner Kommandanten im Dunkeln über das Ziel des englischen Speerstoßes...
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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 1. September 2011 16:22

Während Canterbury in Paris eifrig Pläne schmiedete, landete erneut ein Truppenkontingent der Portugiesen in Wales und griff die Festung Pembroke an. Der dortige Kommandant sah keinen Anlass, sich in seiner Festung zu verkriechen, zog mit seinen Bogenschützen aus, umzingelte den Feind und machte diesen allesamt nieder.

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Unerfreulich endete auch ein erneuter Invasionsversuch der Dänen im östlichen Flandern. Der dortige Statthalter bezog gemeinsam mit König Henry III. eine starke Verteidigungsstellung am Flußufer der Waal. Die durch mehrere Verbände der Bogenschützen gedeckte Uferstellung, war die größte Chance auf einen Erfolg der englischen Truppen, handelte es sich doch bei dem Aufgebot nur um Speermilizen mit zweifelhafter Kampfmoral. Doch blieb auch hier den Engländern das Kriegsglück hold.

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Die stürmenden Truppen der Dänen, allen voran ihr König Karl, blieben in den Speerformationen der örtlichen Milizen stecken oder fielen, bereits auf der Brücke von Pfeilen getroffen, den englischen Bogenschützen zum Opfer. Henry III. ritt persönlich eine Attacke gegen das Zentrum des heftigsten Widerstandes der sich teilweise zurückziehenden Dänen. Als deren König Karl von einem Speer durchbohrt schließlich vom Pferd fiel, flohen die Dänen. Da ein schneller Rückzug durch die örtlichen Gegebenheiten nicht möglich war, wurden unzählige Feinde von den Engländern erschlagen oder ertranken in der Waal.

Henry III. hatte den Kampf als willkommende Ablenkung von den gegenwärtigen diplomatischen Entwicklungen gesehen. Der deutsche Kaiser stand kurz davor, sich dem französisch-mailändischen Bündnis anzuschließen und auch Portugal liebäugelte mit der Idee, dem starken Bündnis seine – wenn auch geringe – Hilfe anzutragen.

Der Papst hatte zudem zu einem Kreuzzug wider die Heiden auf dem Balkan aufgerufen und drängte den englischen König zur Kreuznahme. Das Ziel sollte Konstantinopel sein, welches bereits vor Jahren von den Türken erobert und zur neuen Hauptstadt erklärt worden. Nachdem Henry dem Papst abschlägig geantwortet hatte – zu hoch war ihm das Risiko, nach der Rückkehr seine Ländereien von Feinden gänzlich besetzt vorzufinden – drohte Innozenz IV. sogar mit der Exkommunikation des englischen Königs.

Dies hätte Henry III. aber nicht nur wesentliche Probleme mit seinen eigenen Vasallen beschert, auch die Ruhe im tiefreligiösen eigenen Volk wäre in Gefahr gewesen. So zögerte der englische König den Aufbruch hinaus und hielt den Papst mit Ausreden über seinen schlechten Gesundheitszustand hin.

Dagegen entschloss sich Frankreich sofort nach dem Aufruf zur Teilnahme am Kreuzzug. Henry III. mutmaßte, dass Frankreich dies nur tat, um seine Ländereien vor dem vermeintlich gierigen Nachbarn unter den päpstlichen Schutz zu stellen.

Derweil hatte das im Anjou stehende Heer zahlreiche Verstärkungen erhalten und war gerüstet, um nach Süden ins reiche Aquitanien vorzustoßen.
Auch Canterbury zog mit seinem Heer im Frühjahr los. Das Ziel hieß Dijon, die Wurzel allen mailändischen Übels in Frankreich. Seitdem die Kapetinger die stark befestigte Stadt und weite Teile Burgunds dem Herzog von Mailand zum Lehen gegeben hatten, waren von hier aus jeder der räuberischen Überfälle gestartet worden. Dijon war Sammelpunkt jedes Söldnerheeres, welche die lombardischen Städte gegen England auf französischen Boden in Feld schickte. Der Entschluß, dieses Nest auszuräuchern, lag also nahe. Außerdem würde nach der Einnahme der Stadt und der Region ein enormer Keil zwischen die französischen Besitzungen getrieben. Die reichen Erzvorkommen und die daraus reusultierenden Gewinne hatten aber sicherlich ebenfalls eine Rolle gespielt.

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Bereits zwei Wochen nach dem Aufbruch seiner hochmotivierten Truppen von Paris erhielt Canterbury Nachrichten vom Marsch eines mailändischen Heeres nach Norden. Er wählte eine Stellung oberhalb eines Hügels aus und ließ seine Männer hier ausruhen. Wollten die Mailänder nach Paris vorstoßen, mussten sie der Straße folgen, welche über den Hügel verlief.

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Der Plan Canterburys ging, wie immer, auf. Zwar wirkten die Mailänder etwas verdutzt, als sie das englische Heer auf den Hügeln aufgestellt sahen, doch formierten sie sich zu Schlacht. Canterbury entschloss sich jedoch zum Angriff, bevor die Mailänder es tun konnten. Doch geriet der Angriff der Engländer anders, als Canterbury es sich hätte träumen lassen. Das Heer stürmte ohne Befehl geschlossen hügelabwärts und überrannte allein durch seine Angriffswucht die mailändischen Linien. Es war einer der schnellsten und gründlichsten Siege Canterburys in Frankreich.

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Von gefangenen Mailändern hatte der Engländer erfahren, dass zwei weitere Heere nach Westen marschierten, um über Aquitanien in Anjou und Maine einzufallen. Canterbury zog sofort weiter, um die beiden Heere zur Schlacht zu stellen und zu vernichten. Nach einem vollständigen Sieg über die in Frankreich verbliebenen mailändischen Truppen sah er die beste Chance auf die Eroberung Dijons.

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Was der gefangene mailändische Hauptmann wohlweißlich verschwiegen hatte, war, dass sich ein drittes Heer in den dichten Wäldner Burgunds versteckt hielt, um den Engländern in den Rücken zu fallen. Canterbury, entgegen seinen Gewohnheiten, verzichtete auf eine weiträumige Aufklärung durch Kundschafter und eilte den beiden Heeren nach Westen hinterher, als plötzlich an der rechten Flanke seiner marschierenden Truppen das mailändische Heer in Schlachtformation auftauchte. Doch bewies Canterbury auch hier seine Geistesgegenwart. Noch aus der Bewegung heraus formierte er seine Soldaten zum Angriff und griff die Mailänder an. Die Verluste waren für den ruhm- und siegreichen Engländer zu verkraften, doch hatte Mailand nach nur zwei Stunden das nächste seiner Heere verloren.

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Der Jubel und die Euphorie der englischen Soldaten kannte nach diesem Sieg keine Grenzen mehr. Die Truppen hatten eine ganz besondere Art fast mütterlicher Fürsorge für ihren Anführer entwickelt. Bei den häufigen Treffen des Kriegsrates herrschte in der Umgebung des Zeltes eine fast totenähnlich Stille. Die Soldaten, die Canterbury persönlich beim Überfall der Mailänder aus einem Kräutergarten zum Angriff geführt hatte, steckten sich stolz Lauch an ihre Helme und bildeten seine persönliche Leibwache. Kurzum, dass Heer hütete ihn wie eine Mutter ihren teuren Sohn. Und selbst wenn Canterbury, seiner Natur gemäß, dem Heer mit seinen Rittern vorausritt, so wachten genügend Männer mit Argusaugen über seine Sicherheit.

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Der Sieg über die im Hinterhalt lauernden Mailänder war noch keine zwei Wochen alt, da hatte das englische Heer endlich Fühlung zu den Mailändern aufgenommen. Wieder gelang es Canterbury, die beiden getrennt marschierenden mailändischen Heere einzeln zur Schlacht zu stellen.

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Und wieder wurde es ein glänzender Sieg der stürmenden englischen Fußtruppen, die das Zentrum der feindlichen Formationen zerfetzten und die Flanken überrannten. Das befestigte Lager der Mailänder ging in Flammen auf und erhellte noch auf große Entfernung den nächtlichen Himmel.

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In aller Stille zog sich daraufhin das zweite mailändische Heer zurück, um seinen eingeschlagenen Weg nach Westen forzusetzen und so viel Schaden wie nur möglich anzurichten. Canterbury verzichtete auf die Verfolgung. Die Gefahr für Paris war beseitigt und sein Weg nach Dijon stand ihm offen, ob mit oder ohne feindliches Heer im Rücken. Außerdem wußte der um die militärischen Fähigkeiten Sir Cambridges, dem er in seiner Abwesenheit das Kommando über die nördlichen Truppen übertragen hatte.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 2. September 2011 11:53

Der Weg nach Dijon stand den Engländern also weit offen. Doch teilten den Optimismus Canterburys nicht alle im Heer. Vor allem Merryfield machte sich im Kriegsrat stark, das nun im eigenen Rücken stehende Heer der Mailänder nicht zu ignorieren. Die Beharrlichkeit, mit der Merryfield seine Gedanken und Befürchtungen darlegte und die Nachricht von der Verstärkung der Garnison in Dijon bewirkte schließlich auch bei Canterbury ein Umdenken.

Der listenreiche englische Heerführer bereitete dem Feind eine erneute Falle, in die dieser auch prompt hineintappte. Canterbury erschien vor Dijon, trieb die umherstreunenden Mailänder hinter die Statdmauern und bereitete alles für eine Belagerung vor. Der so in Not geratene Stadtkommandant Banchello ließ umgehend Nachrichten mit der Bitte um Entsatz an den weit im Westen stehenden Truppenführer, Graf Amero, senden.

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Amero war vorsichtiger als seine Vorgänger und rückte nach Erhalt des Hilferufes nur sehr langsam auf Dijon vor. Er sicherte ständig seine Flanken und ließ die Umgebung großräumig auskundschaften. Als Canterbury sicher sein konnte, dass Amero nur noch wenige Meilen von der Stadt entfernt stand, marschierte er bei Anbruch der Nacht ab und ließ er zur Fortführung der Belagerung nur wenige Truppen zurück. So sollte den Eingeschlossenen alltägliches Lagerleben vorgegaukelt werden. Der Plan Canterburys sah vor, den Feind am Morgen anzugreifen, zu vernichten und bereits am gleichen Abend wieder in den Stellungen vor Dijon zu liegen. Der Plan war äußerst gewagt und sein erfolgreiches Gelingen fußte auf vielen Unsicherheitsfaktoren. Doch hoffte Canterburys auf die oft wankelmütige Fortuna und sandte gleichzeitig Gott inbrünstige Gebete.

In den frühen Morgenstunden hatte das englische Heer die Mailänder erreicht, die schon zur Schlacht formiert standen und Canterbury erwarteten. Amero hatte seine Männer nur in einem Treffen aufgestellt, vor dem er seine Armbrustschützen positioniert hatte. Seine linke Flanke schützte ein kleineres Kloster. Im Zentrum seiner Schlachtformation warteten die schweren Mangen, dass die englischen Truppen in deren Reichweite gelangten, um dann das Feuer eröffnen zu können. Amero selbst hielt sich mit seinen Rittern hinter der Reserve auf.

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Canterbury wusste, dass ihn der Angriff gegen Ameros breit aufgestellte Front von Armbrustschützen einiges an Verlusten bescheren konnte. Seine Truppen mussten also das Feld zügig überqueren, um weder den feindlichen Schützen noch den Wurfmaschinen des Mailänders viel Zeit zu geben. Seinen Bogenschützen befahl Canterbury den Beschuss der gesamten feindlichen Aufstellung. Gleichzeitig hatte er vor, seine Ritter zu konzentrieren und nur eine Flanke des Feindes zu attackieren. Der Plan sollte gelingen.

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Zwar gerieten die Bogenschützen Canterburys beim Angriff in gegnerisches Armbrustfeuer, dieses wurde jedoch vom Feind nicht konzentriert, um größere Verluste zu verursachen. Die stürmenden englischen Fußtruppen erreichten nahezu unbehelligt von Armbrustbolzen oder den schweren Geschossen der Schleudermaschinen die feindlichen Reihen. Die mailändischen Schützen verteidigten sich zäh und die zur Verstärkung herbeieilenden Speermilizen gaben den italienischen Kämpfern zusätzlich Halt im Rücken. Doch mit dem Auftauchen der schweren englischen Ritter zerbrachen die feindlichen Linien. Während sich die Ritter Merryfields in einen harten Kampf mit Ameros Männern einließen, zerschlug Canterbury zusammen mit den Bogenschützen die linke Flanke des Feindes. Es wurde ein weiterer schwarzer Tag für die Aufgebote der lombardischen Städte, als die Überlebenden die Waffen wegwarfen und flohen.

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Die Engländer mussten nur den Verlust weniger Männer beklagen, die Mailänder hatten aber mit dieser Niederlage auch das letzte in Frankreich stehende Heer verloren. Als Canterbury wie geplant am Abend wieder vor Dijon erschien, lag die Stadt wie eine überreife Frucht vor ihm und der Engländern gedachte, diese schnellstmöglich zu pflücken.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 2. September 2011 13:55

Allerdings dauerte es noch ein weiteres halbes Jahr, für Canterbury fast eine Ewigkeit, bis die in Paris gebauten schweren Belagerungsmaschinen vor Dijon eintrafen. Jedoch hatte die Zeit ebenfalls für den englischen Kommandanten gearbeitet, waren doch aufgrund einer Seuche in der Stadt zahlreiche mailändische Soldaten dahingerafft worden.

Die englischen Truppen empfanden die Ausgabe des Sturmbefehls als Befreiung von der Langeweile des Lagerlebens. Als Canterbury noch verkündete, dass er die Stadt nach der Erstürmung zur Plünderung freigeben würde, motivierte das seine Truppen noch einmal zusätzlich.

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Um Mitternacht begann der konzentrierte Beschuss der Stadtmauer im Bereich der West- und Nordmauer. Der Angriff wurde von drei Seiten vorgetragen und sollte den Feind zusätzlich verwirren. Unheilverkündend zogen die feurigen Brandgeschosse wie Kometen ihre Bahnen, während andere Maschinen schwere Steinbrocken gegen die Mauer und die Türme der Westmauer schleuderten. Im Norden hatten unterdessen die Truppen Canterburys einen schweren Rammbock bis an das dortige Tor gebracht und dieses aufgebrochen. Im Süden war der dort gebaute Belagerungsturm an der völlig entblößten Mauer angelangt. Unaufhaltsam ergoss sich hier bereits ein Strom brüllender Engländer in die Stadt.

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Schließlich gab der beschossene Teil der Westmauer nach und brach mit unglaublichem Getöse zusammen. Von diesem Zeitpunkt an versuchte sich jeder mailändische Soldat in Sicherheit zu bringen. Die Truppen verließen ihre Posten und strömten zur Stadtmitte und dann weiter in Richtung Osten. Nur hier gab es noch eine Chance auf Entkommen, war doch der Ring der Engländer um die Stadt nicht komplett geschlossen worden. Der Stadtkommandant Banchello war einer der Glücklichen, der auf seinem schnellen Pferd entkam. Über das weitere Schicksal des Mailänders ist nichts bekannt. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass er sich als Feigling nicht in die Länder seines Herren, des Herzogs von Mailand begeben hatte. Wahrscheinlicher ist, dass er sich einer der unzähligen marodierenden Banden angeschlossen hat, wie sie überall in Frankreich umherzogen.

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Die feindlichen Truppen, denen die Flucht aus Dijon nicht gelang, wurden zur Stadtmitte zurückgetrieben und hier niedergemacht. Die Engländer ließen ihren Gefühlen freien Lauf und richteten ein fürchterliches Blutbad unter den mailändischen Soldaten an. Zu lange hatten die Kämpfe in Frankreich gedauert, zu oft waren die Hoffnungen auf einen Frieden enttäuscht worden. Danach begannen die Plünderungen, die noch einmal die niedersten Instinkte der losgelassenen englischen Furie entfesselten. Canterbury verließ sofort nach dem Sieg die eroberte Stadt und begab sich in sein Zelt. Er wurde nur von Sir Merryfield begleitet, der ebenfalls kein Verlangen nach den Greueln einer plündernden Armee hatte.Entsetzlich waren die Schreie der sterbenden Stadt anzuhören. Sie ließen weder Canterbury noch Merryfield in dieser Nacht ruhen.

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Drei Tage lang plünderten die Engländer die Stadt, unzählige Brände loderten und es grenzte an ein Wunder, dass die Stadt (oder das, was von ihr noch übrig war) nicht bis auf die Grundmauern niederbrannte. Dann hielt wieder eiserne Disziplin Einzug und Canterbury begann, die Stadt nun zu einem englischen Stützpunkt auszubauen. Die strategische Position war perfekt: im Norden konnte Lothringen und die als französische Hauptstadt fungierende Stadt Reims unter Kontrolle gehalten werden. Im Süden lag nur noch die Provence und im Westen Aquitanien, wo es keine nennenswerten Truppen gab. Frankreich war am Boden!

Die Nachricht von der Eroberung Dijons und die Vernichtung von drei großen mailändischen Heeren verbreitete sich wie ein Lauffeuer in Europa. Bereits nach kurzer Zeit erschienen Gesandte Frankreichs, Portugals und Dänemarks, um einen Waffenstillstand auszuhandeln. Der Frieden auf dem Kontinent war in greifbare Nähe gerückt!

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 2. September 2011 15:04

Antiochia in Not

Schlecht standen die Dinge allerdings im Heilen Land. Zuerst hatten sich die christlichen Truppen mit einer schweren Revolte ihrer eigenen Bürgerschaft in Antiochia auseinandersetzen müssen, die erst vor kurzem erfolgreich niedergeschlagen werden konnte. Hinter den Rädelsführern vermutete man entweder sarazenische oder türkische Drahtzieher, die im Auftrag des Kalifen von Bagdad oder dem Sultan in Konstantinopel handelten. Im Zuge der Rückeroberung der Stadt war es zu schweren Ausschreitungen in den Vierteln der Muslime gekommen, wo tausende Bewohner starben. Dies und andere Entwicklungen in der Stadt selbst und im Umland wies den Weg für künftige Entwicklungen.

In den letzten Jahren war es auch zu einer völligen Entfremdung zwischen den Statthaltern des Königreiches Antiochia und dem Fürstentum Aleppo gekommen. Die Entfremdung ging sogar soweit, dass jeglicher Kontakt zwischen den herrschenden Familien abgebrochen wurde. Aleppo sah mit Neid auf die ständig wachsenden Einnahmen der riesigen und reichen Handelsmetropole, während Antiochia mitleidig auf den kleinen armen Freund im Osten blickte. Verschärft hatten sich diese Unstimmigkeiten noch weiter, als ein Heer aus Aleppo Richtung Süden marschierte, um sich nach dem Abzug der Mongolen das ehemals reiche Damaskus einzuverleiben. Mit unverhohlener Häme und beißendem Spott reagierte Antiochia, als sich das Heer aus Aleppo vor den zurückkehrenden Mongolen in Sicherheit brachte.

Der zweite Mongolenzug in Richtung Jerusalem und weiter nach Süden war von unglaublichem Erfolg gekrönt. Die Mongolen hatten nicht nur Damaskus ein zweites Mal erobert, sondern auch Jerusalem und die Festungen Akkon und Gaza genommen. Spätestens jetzt wäre es für Antiochia und Aleppo an der Zeit gewesen, sich wieder auf die gemeinsamen Wurzeln zu besinnen.

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Doch waren vermutlich für beiden Seiten die mittlerweile geäußerten Beleidigungen nicht mehr umkehrbar und der alle Bereiche umfassende Bruch zu tief. Und so blickte Antiochia zwar ängstlich aber nicht ohne Schadenfreude auf Aleppo, als ein mongolisches Heer schließlich die Festungsstadt erreichte und einschloß. Weit davon entfernt, dem früheren Bruder zu helfen, begann der Statthalter von Antiochia damit, alle vorhandenen Nahrungsmittelvorräte in die Stadt zu transportieren und ein Meldereitersystem einzurichten.

In Aleppo hingegen regierte die nackte Angst. Die vorhandenen Truppen waren schlecht ausgerüstet und noch schlechter ausgebildet. Bei den Soldaten handelte es sich meist um Miliztruppen, die sich aus den Nachfahren der englischen Kreuzfahrer rekrutierte. Vom Mutterland wegen der dortigen Probleme vergessen, gab es in Aleppo keinerlei militär-technische Neuerungen wie etwa den Langbogen. Hier standen nur einfache, meist aus dem Umland angeheuerte muslimische Bogenschützen zur Verfügung.
Kaltblütig blickten nur die schwer gepanzerten Kreuzritter auf den Feind und konnten den Kampf kaum erwarten. Doch hatte der Kommandant der eingeschlossenen Truppen, Sir Edward Longlay, einen Ausfall der Ritter untersagt. In den Kämpfen um die Stadt würde noch jeder verfügbare Mann gebraucht werden. Unnötige Verluste waren somit unbedingt zu vermeiden.

Ebenfalls unzureichend war die Versorgungslage Aleppos. Die Lebensmittel in der Stadt waren knapp und üppige Obstgärten wie in Antiochia, die zumindest bei längeren Belagerungen etwas zur Linderung der Hungersnot beitragen konnten, fehlten hier vollkommen. Groß war hingegen der Vorrat an Feigen und Datteln. Das würde zumindest die schlimmsten Nöte etwas lindern. Zwar gab es ausreichend Vieh, es fehlte jedoch an ausreichenden Mengen Salz, um das Fleisch haltbar zu machen. Und geschlachtet werden mussten die Tiere bald, gab es doch nicht genügend Weideflächen bzw. Futter in der Stadt. Eine Seuche durch die Kadaver verendeter Tier musste unbedingt vermieden werden und so machten diese Sorgen Sir Longlay zusätzlich zu schaffen.

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Die Fortschritte beim Bau der Belagerungstürme, -leitern und Rammböcke bei den Mongolen waren beängstigend. Sorgenvoll blickten die Soldaten und die Bewohner der eingeschlossenen Stadt auf die zahllosen Feinde hinab und erwarteten den unvermeidlichen Sturm der grausamen Krieger...
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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 5. September 2011 12:42

Doch sollte Sir Longlay die Kämpfe um seine Stadt nicht mehr erleben. Ob es ein verirrter oder ein gezielter Pfeil der Mongolen gewesen ist, bleibt ungewiss. Fest steht jedoch heute, dass Longlay bei einem routinemäßigen Rundgang auf den Mauern Aleppos fiel.

Die Führung der Truppen wurde nun in die Hände seines Stellvertreters, Sir Leofwine gegeben. Dieser war ein geborener Anführer, der durch die dauernden Gefechte mit muslimischen Räuberbanden im Grenzland des Fürstentums Aleppo auch über ausreichend Kampferfahrung verfügte. Er richtete die Moral seiner Soldaten wieder auf, indem er nachts Ausfälle unternahm, in deren Folge zahlreiche feindliche Belagerungsmaschinen in Flammen aufgingen und noch häufiger die Vorposten der Mongolen einfach verschwanden.

Es war ein klarer Morgen, als sich die die Mongolen schließlich sich zum Angriff aufstellten und an drei verschiedenen Stellen die Stadt stürmten. Allein am Südabschnitt der Stadt wurden zwei riesige Belagerungstürme und ein großer Rammbock auf die Mauern zubewegt. Von Westen her strömten unzählige Angreifer mit langen Sturmleitern heran. Ein Turm der Mongolen ging in Flammen auf und der Rammbock blieb unweit des schwer befestigten Südtores im weichen Sand stecken. Die Mannschaft des zweiten Belagerungsturmes wurde durch die Bogenschützen der Stadt so stark dezimiert, dass diese den Turm ebenfalls im Stich ließen und in ihre Stellungen zurückkehrten.

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Anders an der Westmauer, wo es den Mongolen gelang, sechs Sturmleitern an den Mauerkronen zu verankern. Dreimal stürmten die brüllenden Horden die Leitern hinauf und lieferten sich mit den dort kämpfenden Miliztruppen unbarmherzige Kämpfe. Dreimal wurde durch herangeführte Verstärkungen von andern Mauerabschnitten die Feinde von den Mauern geworfen.

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Sir Leofwine war stets im dichtesten Gewimmel zu finden. Dort wo die Männer zu weichen begannen, griff er selbst an und riss sie wieder mit nach vorn. Er formierte wankende Linien neu, stürzte selbst zwei der schweren Leitern um und spaltete einen hühnenhaften Mongolen beim Kampf auf den Zinnen mit seinem Schwert den Körper bis zur Brust. Und als die wütenden Angriffe der Mongolen auf die Westmauer endlich etwas an Heftigkeit verloren, befahl der den ungeduldigen Rittern den Ausfall.

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Wie ein Orkan aus Eisen sprengten die Ritter aus der Feste Aleppo, alles niederreitend und mit ihren Schwertern in Stücke hackend, was sich ihnen in den Weg stellte. Im Nu waren die Reihen der mongolischen Bogenschützen in Verwirrung, als die schweren Schlachtrösser sich ihren Weg durch die Menschenleiber bahnten – ein wahrer Sturm aus Blut und Eisen.

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Die berittenen Bogenschützen, die auf dem Weg zur Westmauer waren – sahen die tödliche Gefahr nicht kommen und wurden von hinten überrannt. Auch der Einsatz der schweren mongolischen Lanzenreiter konnten das Blatt nicht mehr wenden. Als schließlich so viele Leichen seiner Krieger das Feld bedeckten, dass manchmal kaum noch der Boden zu sehen war, entschloss sich der mongolische Kommandant Aragibag endlich zum Rückzug.

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Das Unglaubliche war geschehen: Aleppo hatte die Belagerung abgewehrt und sich als christliches Bollwerk im Orient behauptet. Jedoch war der Jubel bei der Bevölkerung in Aleppo und den siegreichen Truppen nur einen Tag ungedtrübt. Schon am nächsten Morgen war bekannt geworden, dass dem christlichen Nachbarn Antiochia das gleiche Schicksal einer Belagerung angediehen war.

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Der Angriff der Mongolen und der erbittert geführte Verteidigungskampf auf und an den Mauern Aleppos hatte den Christen gezeigt, dass nur dem gemeinsamen Weg in diesem Landstrich eine Zukunft gehören konnte. Und es gab viele Stimmen die dazu drängten, der belagerten Stadt Antiochia zu Hilfe zu eilen. Sir Leofwine beantworte diese Ansinnen jedoch abschlägig. Zu gering war die Anzahl der eigenen Truppen. Außerdem hatten sich die Verteidiger Aleppos auf den zusätzlichen Schutz durch ihre starken Mauern verlassen können. Leofwine wusste, dass seine Truppen einem Angriff der Reiterhorden auf ihren schnellen ausdauernden Pferden und unter dem ständigen Beschuss nicht lange standhalten würden. So wartete man sorgenvoll auf Nachricht aus dem Westen.
Zuletzt geändert von Condottiere am 5. September 2011 14:36, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 5. September 2011 14:34

In Antiochia verließen sich die Verteidiger ganz auf die Größe ihrer gewaltigen Mauern und die Kampfkraft der schwer gepanzerten Kreuzritter. Zusammen mit den von Ihnen befehligten schweren Speerkämpfern glaubt man sich absolut sicher. So ging das Leben in der riesigen Stadt auch nahezu ungestört weiter, als das Heer der Mongolen vor den Mauern erschien und den begann, den Ring um die Stadt zu schließen.
Am zweiten Tag der Belagerung jedoch waren die Steppenkrieger erstmals vor das südliche Stadttor geritten und hatten in ihrer kehligen und unverständlichen Sprache zu den Wachen heraufgebrüllt. Dass es sich dabei zweifellos um eine Übergabeauforderung gehandelt hatte, gilt als wahrscheinlich.

Sir Edgar von Guildford, der Kommandant der belagerten Stadt, dachte gar nicht daran, die Stadt kampflos preiszugeben. Auch als die Mongolen am gleichen Tag vor den Mauern der Stadt lebende Menschen in riesigen kupfernen Kesseln zu Tode kochten, änderte Sir Edgar seine Meinung nicht. Die grausame Folter hatte bei den christlichen Truppen eher eine gegenteilige Wirkung. Die Wut machte die Kreuzritter rasend und sie schworen allesamt, keinem der Feinde Pardon zu gewähren.

Unheimlich war der nächste Morgen, als sich langsam die riesigen Belagerungstürme aus dem Nebel auf die Stadt zubewegten. Noch in der Nacht hatten mongolische Trupps sämtliche Wege zu den Toren und Mauern der Stadt geebnet, um das Vorankommen der Belagerungsmaschinen nicht zu behindern. So kroch auch der schwere, mit einem kupfernen Ochsenkopf bewährte Rammbock auf das Tor zu.

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Sir Edgar hatte seine Truppen alle in der unmittelbaren Nähe des durch einen Angriff gefährdeten Mauerabschnitts versammelt und konnte so schnell auf Ein- und Durchbrüche des Feindes reagieren. Er wusste um die tödliche Präzision der feindlichen Bogenschützen und hatte seine Männer hinter der Mauerkrone in Deckung gehen lassen.

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Erst als die Türme die Mauern erreicht hatten und die Brücken auf die Zinnen krachten, erhob sich das Kampfgebrüll seiner Soldaten. Allan Fitz Andrew, der als frommer Bruder des Sankt Michael Klosters in Antiochia die Kämpfe an der Südmauer miterlebte, schrieb später: „Nie werde ich die grässliche Stunde vergessen, als sich über die fallenden Brücken der Türme die schreienden, breitgesichtigen Teufel auf die Mauer ergossen. Doch schien es den Unsrigen gleich zu sein. Nie sah ich solche christlichen Streiter im Kampfe. Ihre Schwerter schnitten und bohrten sich durch heidnisches Fleisch, schlugen Köpfe und Arme ab und wateten auf den Mauern im Blut. Ich half so gut es eben ging, brachte den Soldaten Wasser und verband die ärgsten Wunden unserer Kämpfer. Dann begann das Donnern des Rammbocks am Südtor, nur hundert Fuß von mir entfernt. Als schließlich die gewaltigen Balken brachen, ergossen sich noch mehr Feinde in die Stadt, wurden aber von unseren Speerkämpfern aufgehalten. Rasch eilten weitere Ritter und Milizen herbei und fielen dem Feind in die Flanke. Das gab ein grausiges Morden unter den Heiden.“

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Im dichten Getümmel der durchs Tor strömenden Mongolen musste Sir Edgar den feindlichen Heerführer ausgemacht haben. Anders war die plötzliche Attacke nicht zu erklären, hielten doch die Reihen der christlichen Fußtruppen stand. Khan Khanzada Hülegü, der Anführer des mongolischen Tumens, fiel von der Hand Sir Edgars von Guildford. Doch brachte das die Reihen des Feindes nicht ins Wanken.

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Erst, als die wenigen noch vorhandenen schweren Reiter einen Ausfall am Osttor wagen und mit ihren Lanzen in den Rücken des sich dicht vor dem Tor drängenden Mongolenheeres stießen, war es um die Ordnung geschehen.

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Die Mongolen versuchten zu retten, was zu retten war und flohen von den Mauern und aus der Stadt. Doch war die Verfolgung der christlichen Ritter so gnadenlos, dass nur wenigen Feinden das Entkommen gelang. Viele der noch auf den Mauern befindlichen Mongolen wurden in die Tiefe gestürzt, wo ihre Leiber entweder innerhalb oder außerhalb der Mauern auf den Steinen zerschmettert wurden. Andere hatte man geköpft, aufgespießt oder mit Schwertern und Äxten in Stücke gehackt.

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Bei Einbruch der Nacht trat endlich kurz Ruhe in der Stadt ein, bevor sich langsam überall in Antiochia Jubel erhob und die unzähligen Kirchenglocken begannen zu läuten. Dankgottesdienste wurde allerorts abgehalten und zahlreiche Prozessionen zogen durch die Stadt.
„Oh, Antiochia Du stolze Stadt!“, so ist uns von Allan Fitz Andrew überliefert, „Hättest Du nur geahnt, welche grausame Kämpfe dem Letzten folgen sollten. Hättest Du nur besser achtgegeben auf Dich und Deine christlichen Nachbarn. Gottes Wohlwollen hättest Du Dir durch christliche Taten verdienen müssen und nicht Gottes Zorn ob Deines Hochmuts und Deiner Sorglosigkeit. Leichtfertig verspielt hast Du das Leben zehntausender Christen und den Glauben Deiner Gewinnsucht und dem Streben nach Tand und Spezereien geopfert.“

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 6. September 2011 11:18

Der Sieg in Antiochia hatte auch dort ein Umdenken und die Besinnung auf die gemeinsamen christlichen Wurzeln bewirkt. Eiligst wurden Boten mit der Nachricht vom Sieg nach Aleppo gesandt und nur wenige Tage später trafen die aufrichtigen Glückwünsche Sir Leofwines ein. 2 Monate später begegneten sich Guildford und Leofwine in einem Dattelhain nahe des Ortes Haram zu freundschaftlichen Gesprächen über das weitere – nun gemeinsame – Vorgehen im Heiligen Land.

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Doch wie so oft liegen der Jubel über einen Sieg und der Schrecken einer erneuten Bedrohung dicht beieinander. In die Gespräche der beiden Statthalter platzte die Nachricht, dass sich bereits weitere Heere der Mongolen auf die beiden christlichen Metropolen zubewegen.

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Guildford erreichte die Stadt gerade noch rechtzeitig vor dem Heer der Mongolen unter einem der grausamsten Tumenführer, Prinz Orda. Dieser führte eine größere Anzahl schwerer Wurfmaschinen mit sich. Ebenso verfügte er über eine neuartige und wirklich fruchterregende Waffe, die kleine Pfeile und Kugeln in großer Anzahl und kürzester Zeit verschoss.

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Schon bald setzte der Beschuss der Mauern und der Stadt mit den schweren Maschinen ein. Ununterbrochen warfen die Schleudern schwere Felsbrocken gegen die Mauern und Tore, zogen Brandgeschosse ihre Bahnen durch den Himmel. Nach fünf Tagen des ständigen Beschusses gab die gewaltige Mauer Antiochias an drei Stellen nach und stürzte in sich zusammen.

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Es kam gleichzeitig zu vielen Bränden in der Stadt, die nur mühsam unter Kontrolle gehalten werden konnten. Guildford musste einen Teil seiner Miliztruppen zum Löschen der schlimmsten Brände entsenden, um etwaige Rückzugswege offen zu halten. Überall hatte der Statthalter auf kleineren und größeren Plätzen Barrikaden errichten lassen, an denen die sich zurückziehenden Truppen Widerstand leisten konnten. Die Bewohner Antiochias hielten kochendes Wasser bereit, um die Feinde ebenfalls gebührend zu empfangen.

Schließlich hatte der der Beschuss der Steinschleudermaschinen aufgehört. Die nun einsetzende Ruhe war unheimlich, dauert aber nur kurze Zeit. Aus unzähligen Kehlen erscholl das gefürchtete Kampfgeschrei der Mongolen und der Sturm auf die Breschen in der Stadtmauer begann.

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Es begann ein mörderisches Ringen um jeden Fußbreit Boden an den Mauern. Die gepanzerten Speerträger konnten die Linien nur mit Mühe halten und nur dem Einsatz der Kreuzritter war es zu verdanken, dass jede Lücke in der Verteidigung immer wieder geschlossen werden konnte. Guildford setzte immer wieder wohlplatzierte Attacken in die Flanken der Angreifer, wenn die Reihen seiner Männer ins Wanken gerieten. Der Boden war schlüpfrig von Blut und die Berge aus Menschenleibern behinderten Angreifer wie Verteidiger gleichermaßen.

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Endlich gelang es einem der Kreuzritter zum mongolischen Heerführer Orda vorzudringen. Er stieß die lange gerade Klinge seines Schwertes durch den Pferdeleib direkt in den Oberschenkel des Feindes. Orda stürzte vom Pferd und wurde unter seinem ebenfalls fallenden Tier begraben. Im dichten Gewühl des Kampfes wurde sein Fall nur von wenigen seiner Männer bemerkt. Der grausame Anführer des Belagerungsheeres verblutete hier, bevor die Mongolen seinen Leib bergen konnten.

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In diesem Moment drängten die Christen nach vorn und schoben mit Ihren Schilden die Masse der Mongolen immer weiter und weiter zurück. Als sich die letzte Reihe der mongolischen Fußkämpfer zum Rückzug wendete, setzt eine allgemeine Massenflucht ein. Doch waren die christlichen Krieger so erschöpft, dass sie die Verfolgung nicht aufnehmen konnten.

Allein die Milizeinheiten der Stadt stürmten die fast verlassenen Stellungen der Belagerer und machten die dortigen Besatzungen der Kriegsgeräte nieder. Doch verursachte dieser Angriff große Verluste bei den zwar motivierten aber kampfunerfahrenen Truppen.

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Am Ende des Tages konnte sich Antiochia nur noch glücklich schätzen, einem weiteren Heer der Mongolen mit Mühe und Not standgehalten zu haben. Jubel gab es nicht mehr, zu schwer waren die Wunden, die die Stadt erhalten hatte. Zahllos war die Zahl der Verwundeten und Toten und Guildford hatte große Mühe, in dem kümmerlichen Häuflein, das seine Truppen noch darstellte, kampffähige Männer zu finden.

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Als sich jedoch schon am nächsten Tag auf den Hügeln der Stadt erneut die Feldzeichen des Steppenvolkes zeigten, sank auch dem letzten der christlichen Streiter der Mut. Ungläubig mussten die Bewohner der geschundenen Stadt auf die endlos scheinende Masse an Berittenen und Fußkämpfern geblickt haben, die erneut vor der Stadtmauer lagerten und in Kürze vollenden würden, was das letzte Heer nicht vollbracht hatte. Wie hätte Guildford auch ahnen können, dass es sich bei den Truppen des grausamen Ordas nur um eine Vorausabteilung gehandelt hatte.

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Vollens brach die Moral am darauffolgenden Tag zusammen, als in der Stadt bekannt wurde, dass der gefürchtete Subudai selbst den Sturm der Stadt befehligte. Ihm ging der Ruf eines grausamen aber auch fähigen Herrführers voraus, der bisher noch nie ein Schlacht verloren hatte. Stadt und Bewohner bereiteten sich daraufhin auf das Ende vor, welches nun unweigerlich kommen musste.
Über Guildford ist bekannt, dass er sich noch am selben Abend ins Sankt Michaels Kloster begeben hatte, um dort in aller Stille seinen Frieden mit Gott zumachen. Er ließ durch einen der dortigen Schreiber sein Testamant machen, in dem er gleichzeitig dem englischen König bittere Vorwürfe machte. Er beichtete und verließ das Kloster spät in der Nacht.