[AAR] Der Sprung des Löwen (England)

AAR u.a. zu Spielen der Total War Reihe

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 6. September 2011 12:48

Bereits vor dem ersten Hahnenschrei in der Stadt hatte Guildford seinen verbliebenen Männern ihre Positionen zugewiesen. Doch viel zu groß war die Zahl der gefährdeten Mauerabschnitte für die noch kampffähigen Soldaten. Fast alle der zu den Waffen gerufenen Milizeinheiten waren in der Nacht zusammen mit Ihren Familien durch das Nordtor geflohen. Im Schutz der Dunkelheit waren einige mit viel Glück durch die dünnen Postenketten des Feindes gesickert und hatten sich wohl später nach Aleppo oder in Richtung Küste aufgemacht. Die übrigen wurden bei ihrer Flucht gefangen und dann entweder umgebracht oder als Sklaven verschleppt.

Die Mongolen hatten sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, die Stadt einzuschließen. Noch dachte Subudai daran, Antiochia zu belagern. Die über Nacht nur notdürftig geflickten Breschen in der Stadtmauer luden zu einem Sturm geradezu ein. So strömte der Feind mit der aufgehenden Sonne einfach auf die Breschen zu und hinterließ nach dem Betreten der Stadt eine blutige Schneise von Tod und Vernichtung.

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Die nicht dahingemetzelten Verteidiger der Stadt waren nach und nach zum Zentrum zurückgedrängt worden. Hier starben die letzten Verteidiger aufrecht, mit dem Schwert in der Hand hinter einer Mauer aus erschlagenen Mongolen. Guildford, der bis zum letzten Atemzug das rote Kriegsbanner mit dem goldenen Löwen und der goldenen Lilie in seiner Hand gehalten hatte, wurde durch einen Unterführer Subudais von hinten mit der Lanze durchbohrt.

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Antiochia, die christliche Perle des Orient, war gefallen! Über die unsagbaren Grausamkeiten, die die blutrünstigen Eroberer in der Stadt verübten, ist kaum etwas bekannt geworden. Nur wenige Bewohner überlebten die folgenden Tage, um später Kunde zu geben. Die stolze Stadt am Orontes, die Ausgangspunkt so hochtrabender Pläne gewesen war und noch werden sollte, war tot. Ein Berg rauchender Trümmer, über dem sich der Gestank toter Menschen und Tiere über Wochen halten sollte.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 6. September 2011 14:22

Während Guildford sich in Antiochia gegen Orda behauptete, hatte sich Leofwine in Aleppo für den Kampf gerüstet. Hier stand den Christen der Kampf gegen den gefährlichen mongolischen Truppenführer mit Namen Kitbuqa bevor.
Die Mauern und Türme Aleppos waren nach der letzten Belagerung rasch repariert worden und Leofwine hatte es nicht versäumt, große Vorräte an Lebensmitteln in den Speichern der Stadt anlegen zu lassen. Die Zisternen waren mit Wasser gut gefüllt und auch mit der Moral seiner Männer stand es zu seiner Zufriedenheit.

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Die Kämpfe um Aleppo waren hart aber es bestand zu keinem Augenblick die gleiche tödliche Gefahr wie in Antiochia.
Durch das von den Byzantinern zur Verfügung gestellte Griechische Feuer konnte am Südabschnitt der Mauer der Belagerungsturm der Mongolen in Brand gesetzt werden. Doch über unzählige Leitern drang der Feind schließlich doch bis auf die Mauern, wo der Kampf noch heftiger als beim letzten Mal tobte. Kitbuqa nutzte jedes Weichen oder jede noch so kleine Lücke in der Deckung seines Gegners, um noch mehr Truppen an diese Stelle zu befehlen.

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Vier Hundertschaften seiner besten Krieger setzte Kitbuqa allein am westlichen Mauerabschnitt ein, um den heftigen Widerstand zu brechen. Doch kehrten von diesen Mongolen nur wenige ins Lager zurück. Sechs Attacken befahl der Mongole auf diesen Bereich und sechs Mal musste er mit ansehen, wie seine Krieger auf den Mauern im mörderischen Kampf Mann gegen Mann aufgespießt oder erschlagen wurde.

Schließlich musste sich Kitbuqa zurückziehen, wollte er sein Heer nicht an den Mauern Aleppos verlieren. Er zog weiter nach Norden, um in die fruchtbaren Ebenen Edessas einzufallen und die dortigen Städte zu plündern.

Leofwine war nach dem Abzug der Mongolen vorsichtig. Zu oft hatte man in der Vergangenheit davon gehört, dass die Steppenkrieger einen Rückzug oder die Flucht vorgetäuscht hatten und dann über den Verfolger hergefallen waren.
Wachsam sandte der Statthalter von Aleppo Kundschafter aus, die die Umgebung aufklärten. Erst als alle Späher nach zwei Tagen zurückkehrten und ihm berichteten, dass keine Feinde mehr in der Nähe waren, ließ er seine Männer den hat erkämpften Sieg feiern.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 6. September 2011 16:19

Welche Gründe der heute unsinnig anmutenden Entschluss Sir Leofwines hatte, mit einer Abteilung seiner besten Männer in Richtung Antiochia zu ziehen, bleibt bis heute verborgen. Fest steht, dass Leofwine etwas eine Wochen nach dem Abzug der Truppen Kitbuqa Kundschafter nach Westen sandte, um wieder Verbindung mit Antiochia herzustellen. Wie sich Leofwine gefühlt haben muss, als die zurückgekehrten Kundschafter von dem Vorgefundenen berichteten, kann man nur erahnen.

Jedoch muss in Leofwine hier der Entschluss gereift sein, die Trümmer Antiochias zu besuchen um den gefallenen christlichen Kämpfern die letzte Ehre zu erweisen. Von seinen Spähern hatte der Statthalter Aleppos erfahren, dass es kaum noch mongolische Truppen in den Ruinen gab. Dennoch marschierte er zusammen mit fünf Abteilungen der berittenen Kreuzritter sowie drei Abteilungen schwerer Fußkämpfer in Richtung Antiochia ab. Leofwine kam nur langsam voran, weil er ständig aufklärte, um nicht in eine Falle der Mongolen zu tappen.

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Schließlich erreichte er Antiochia - oder vielmehr das, was davon noch übrig war. Doch wie groß muss seine Überraschung gewesen sein, als er von seinen Kundschaftern erfuhr, dass sich nur die Leibgarde Subudais und eine Abteilung schwerer mongolischer Fußkämpfer in den Ruinen des Palastes aufhielten.

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Vorsichtig betrat er mit seinen Truppen die Stadt und ließ sie jeweils im Westen und Osten das Zentrum umgehen. Als er sicher sein konnte, dass seine Männer in Position standen, ließ er angreifen.

Die Mongolen waren vollkommen überrascht, sammelten sich aber in Windeseile und formierten sich zur Abwehr. Im Hof des Palastes entbrannte ein heftiger Kampf, den die Mongolen zwar verloren, der aber letztlich auch einen hohen Blutzoll von Leofwines Truppen forderte.
Für einen Lidschlag der Geschichte befand sich aber die ehemals größte Handelsmetropole im östlichen Mittelmeer noch einmal in den Händen der Christenheit.

Ob der abgeschlagene Kopf Subudais, der von Leofwine auf einer Lanze an einer der Breschen befestigt wurde, diese Verluste rechtfertigte, sei dahingestellt. Schlimmer war jedoch, dass es den Truppen in Antiochia durch die folgenden Ereignisse nicht mehr rechtzeitig gelang, zur Verteidigung ihrer eigenen Stadt zurück zu sein und diese kurze Zeit darauf fallen sollte.

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Leofwine hatte sich sehr schnell davon überzeugt, dass es in Antiochia nichts mehr zu verteidigen gab. So entschloss er sich schweren Herzens zur völligen und endgültigen Aufgabe der Stadt. Er hatte den Ruinen jedoch kaum den Rücken gekehrt, als ihn die Nachricht erreichte, dass ein neuer, riesiger mongolischer Heerwurm auf dem Weg nach Kleinasien nahte.

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Schweren Herzens sandte er seine Fußkrieger zur Küste mit dem Befehl, ihre Hilfe dem einzigen Verbündeten im Osten, dem Byzantinischen Kaiser, anzubieten. Leofwine selbst erreicht knapp vor den Mongolen Aleppo. Zum letzten Mal sollte sich für eine lange Zeit die Tür hinter einem christlichen Statthalter schließen.
Erst viel später ist in England bekannt geworden, dass nach Leofwines Abzug aus Antiochia der türkische Fürst Faisal die Trümmer der Stadt besetzte, um hier sein eigenes muslimisches Königreich zu gründen. Es sollte jedoch keinen Bestand haben und schnell in Vergessenheit geraten.

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Zuletzt geändert von Condottiere am 7. September 2011 13:57, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 6. September 2011 16:24

Leofwine indessen sah sich einer sechsfachen Übermacht gegenüber. Vielleicht verfluchte er seinen Ritt nach Antiochia und die verloren Männer, die er jetzt mit so dringend gebraucht hätte.
Zahlreicher als Sterne am Himmel müssen ihm die Lagerfeuer des Feindes rings um die Stadt vorgekommen sein und doch, so hatte er in Erfahrung gebracht, stand hier erst ein kleiner Teil des mongolischen Heeres. Doch verzweifelte Leofwine nicht. Er war ein Kämpfer für den christlichen Glauben und hatte auch vor, mit dem Schwert in der Hand beim Kampf gegen den heidnischen Feind zu fallen.

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Dass kaum eine Chance für einen Sieg bestand, daran zweifelte Leofwine sicherlich nicht. Viel zu riesig war das feindliche Heer und jeden Morgen kündeten Staubfahnen im Süden von weiteren anrückenden Truppen. Jedoch hütete er sich tunlichst, diesen Eindruck seinen Männern zu vermitteln. Er zeigte sich sowohl der Bevölkerung Aleppos noch mehr aber seinen Soldaten gewohnt siegesgewiss. Er hielt eisern an seinen Ritualen fest, etwa der allabendlichen Inspektion der Wachmannschaften des Süd- und Osttores und den Gang über die Mauern.

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Der mongolische Angriff auf Aleppo begann am Abend und war bereits an der äußeren Mauer so gewaltig, dass Leofwine sich sofort entschlossen hatte, sich mit all seinen Männern und dem Großteil der Bewohner in den inneren Ring der Festungsanalge zurückzuziehen.

Nur der Anführer seiner Ritterschaft, der sich über den Ausgang des Kampfes ebenfalls im Klaren war, bat darum, auf offenem Feld zu kämpfen und so viele Feinde wie möglich niederzumachen. Leofwine gab ihm diese Erlaubnis und ließ die Ritter ziehen. So zogen die Ritter durch das Osttor und sprengten auf freiem Feld auf den Feind zu.

Die berittenen Bogenschützen des Feindes wurden niedergemacht und auch eine Abteilung der schweren mongolischen Lanzenreiter wurde vollkommen aufgerieben. Doch was nützt all der heroische Mut und Kampfeswille gegen die endlos scheinende Zahl der Feinde.
Die Ritter Leofwines werden nach und nach von ihren Pferden geschossen oder von den Schwertern der Mongolen durchbohrt. Keiner von ihnen überlebte den Kampf.

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An vielen Stellen hatten in der Zwischenzeit die Mongolen die äußere Mauer überwunden und die Tore geöffnet. Plündernd zogen sie durch die Stadt, während die Soldaten Leofwines von den Festungsmauern aus dem schändlichen Treiben zusehen mussten. Als die Angreifer endlich die Nähe des inneren Mauerrings erreichten, ging ein unbarmherziger Feilhagel auf den Feind nieder. Mehreren Abteilungen der feindlichen Fußtruppen setzten die Bogenschützen Leofwines dermaßen zu, dass sie sich teilweise zurückziehen mussten.

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Die erste Welle der Angreifer schwappte bis zu den hart verteidigten Mauern und brandete dann zurück. Zwei Mal wurde der Angriff auf das Tor wiederholt, bis die Mongolen endlich die schweren Leitern und einen Rammbock einsetzten. Und während sich die Fußkämpfer Leofwines noch hartnäckig auf den Mauern verteidigten und die Bogenschützen durch die Enge ihren Feinden vereinzelt direkt ins Gesicht schossen, brach das Tor unter Getöse auseinander.

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Die hereinflutenden Mongolen fielen in Gruppen über die im Innenhof verbliebenen Männer Leofwines her und zerrissen sie förmlich. Der Statthalter Aleppos musste mit ansehen, wie seine Männer abgeschlachtet werden. Um diese Schmach nicht länger ertragen zu müssen, stürzte er sich wieder in das dichteste Getümmel. Sir Leofwine starb zusammen mit seiner Stadt und so, wie er es gewollt hatte.

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Aleppo wurde wie andere eroberte Städte vorher auch vollständig geplündert und anschließend zerstört. Die Bevölkerung wurde zu einem Großteil in die Sklaverei verkauft. Die christliche Lande im Heiligen Land hatten aufgehört zu existieren.

Die letzte traurige Nachricht über dieses Kapitel überbrachte Bruder Allan Fitz Andrew, der wie durch ein Wunder die endgültige Eroberung Antiochias überlebt hatte. Mit einigen anderen seiner Klosterbrüder war er tagelang durch die Ödnis geirrt und schließlich auf eine Gruppe desertierter Milizionäre gestoßen. Diese hatten sich auf dem Weg nach Aleppo machen und nahmen die Brüder in ihre Obhut. Als sie nach endlos scheinender Wanderung schließlich die Stadt erreichen, hatten sie nur noch rauchende Trümmer vorgefunden. Die Gruppe wurde kurze Zeit später von einer mongolischen Patrouille entdeckt und umzingelt. Als die Mongolen alle Gefangenen ausgeplündert hatten, wurde diese einfach niedergemacht.

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Bruder Fitz Andrew, der den Schwerthieb durch ein weiteres Wunder überlebte, kroch in der Nacht davon und wurde schließlich von einem ägyptischen Kaufmann gefunden. Nur seine umfangreichen Sprachkenntnisse retteten ihm das Leben. Über Umwege erreichte er nach zwei Monaten Konstantinopel und noch einmal vier Monate später betrat er seine Heimat England, wo das Volk gerade über die Eroberung Toulouse' jubelte.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 7. September 2011 15:50

Der Konflikt auf dem Kontinent spitzt sich zu

Was muss Canterbury nach der Einnahme Dijons und dem Sieg über seine Feinde wohl gefühlt haben? War es Genugtuung, Schadenfreude oder Zufriedenheit? Sir Edmund Durham, der als Vetter Sir Merryfields den Kriegszug nach Burgund mitgemacht hatte, schrieb später lapidar: „Canterbury war einfach müde. Er schlich meist gebeugt durch den Palast, als ob auf seinen Schultern das Gewicht des Erdkreises lastete.“

Die Verhandlungen mit den Franzosen, den Portugiesen und den Dänen forderten ebenfalls ihren Tribut. Canterbury erkrankte schließlich um die Weihnachtszeit und übertrug seine Geschäfte Merryfield. Dieser verfügte zum Glück über ausgezeichnetes diplomatisches Geschick, sodass der Friedensvertrag zwischen England und Portugal sowie zwischen England und Dänemark schnell zum Abschluss gebracht werden konnte.

Die Verhandlungen mit der französischen Gesandtschaft zogen sich allerdings in die Länge. Frankreich war nicht gewillt, seine burgundischen Gebiete an England abzutreten. Schließlich brachte Roger de Ville, der Gesandte der französischen Krone, den Vorschlag ein, Burgund gegen die Normandie, die Bretagne und das Anjou zu tauschen sowie die Île-de-France mit der ehemaligen Hauptstadt Paris an Frankreich zurückzugeben. Das hätte den Verlust nahezu sämtlicher englischer Gebiete bedeutet und wurde von Merryfield als unglaublicher Affront gewertet. Er erteilte de Ville einen höflich verpackten negativen Bescheid und der französische Gesandte reiste, nachdem er widerwillig den Friedensvertrag unterzeichnet hatte, verschnupft aus Dijon ab.

Das bereits an der Grenze zu Aquitanien stehende englische Heer mit dem greisen König Henry III. an der Spitze, kehrte in die Bretagne zurück. Auf dem Weg nach Rennes gab Henry den Ermahnungen des Papstes endlich nach und entschloss sich zur Kreuznahme. Er beabsichtigte aber, sein Heer per Schiff bis nach Ostia zu transportieren, im Angesicht des Papstes in Rom das Kreuz zu nehmen und dann über Land bis Brundusium weiter zu ziehen. Das Treffen mit dem Papst in Rom sollte diesem die feste Kreuzzugsabsicht Henrys deutlich machen, gleichzeitig aber auch eine Demonstration der militärischen Stärke Englands sein.

So stach die englische Flotte mit zahlreichen Schiffen von Lorient aus in See und ging auf Südwestkurs Richtung Mittelmeer. Die Fahrt verlief bei meist ruhiger See bis zur Höhe von Lissabon sehr gut. Doch müssen die englischen Seeleute ihren Augen nicht getraut haben, als der Horizont plötzlich voller Segel war, die die englische Flotte von allen Seiten einkreisten. Die Mailänder und Genuesen hatten vom Aufbruch des englischen Königs erfahren und sämtliche verfügbare Schiffe in Richtung Gibraltar gesandt. Hier kreuzten die Geschwader erfolglos und stießen schließlich weiter bis in den Atlantik vor, bis sie die gesuchten Schiffe sichteten.

All der Mut und das Geschick der Engländer nützte gegen diese gewaltige feindliche Übermacht nichts. Von den mailändischen und genuesischen Schiffen bis an die maurische Küste verfolgt, von Stürmen zerzaust und schließlich bedenklich schwer beschädigt, sah sich Henry III. gezwungen, sein Heer an der feindlichen Küste zu landen und die Schiffe aufzugeben.

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Im eilig zusammengerufenen Kriegsrat wurde sofort vorgeschlagen, den Rückmarsch auf englisches Gebiet anzutreten, welcher erst durch Maurenland, später durch Spanien und Portugal führen würde. Heftiger Streit brach aber über die Frage darüber aus, ob es nicht sinnvoller wäre, die Heiden hier zu bekämpfen. Das Alter Henrys sowie sein Gesundheitszustand, der sich in den letzten Wochen rapide verschlechtert hatte, gaben aber letztlich den Ausschlag zugunsten eines Rückmarsches. So kämpfte sich das Heer in den nächsten Monaten durch die öden Küstenlandschaften des afrikanischen Nordens, zum Glück von Feinden unbehelligt.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 8. September 2011 15:44

Es war Ruhe eingekehrt auf dem Kontinent und der Traum Canterburys vom Frieden schien in Erfüllung gegangen zu sein. Auch die englische Krone war zufrieden: die Wirtschaft florierte, die Ausfuhr englischer Wolle nach Flandern erreichte ungeahnte Höhen und die Erschließung der reichen Erzvorkommen Burgunds verschaffte dem Staatssäckel ebenfalls einen großen Zustrom des kostbaren Edelmetalls. Der englische Bürger war wegen der gut laufenden Geschäfte ebenso zufrieden wie der Bauer, welcher sich durch zwei aufeinanderfolgende gute Ernten versöhnlich zeigte.

Zu diesem Zeitpunkt schien ein längerer Frieden und die Versöhnung zwischen den lange verfeindeten Parteien wirklich möglich. Aber Neid und Missgunst, dynastische Erbansprüche und die Gier nach Macht und Reichtum bestimmten es wieder einmal anders.

Merryfield, der das gut ausgebaute Informanten-System Canterburys übernommen und weiter ausgebaut hatte, konnte noch im Oktober 1264 in Erfahrung bringen, dass Frankreich mit der Aufstellung neuer Heere begonnen hatte. Ein Heer sollte aus dem Süden, von der Mittelmeerküste aus nach Norden vorstoßen. Von Okzitanien aus sollte ein zweites Heer über die Garonne marschieren und sich mit dem französischen Südheer vor Dijon vereinigen.

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Canterbury, der es aufgrund seines Alters eigentlich vorgezogen hatte, nur noch eine beratene Rolle einzunehmen, drängte Merryfield aber zu einem Winterfeldzug. Dieser wollte jedoch wollte auf Verstärkungen aus England und der Normandie warten. So motiviert und kampfeshungrig die Männer auch waren, die fast ununterbrochenen Gefechte von Paris bis nach Burgund hatten Verluste verursacht, die es in jedem Fall zu ersetzen galt, wollte man das Erreichte nicht wieder verlieren.

Doch Canterbury konnte sich im Kriegsrat durchsetzen und das Sammeln der Truppen veranlassen. Innerhalb einer Woche war das Heer abmarschbereit. In Dijon ließen die englischen Heerführer nur eine kleine Bedeckung zurück und zogen dem Feind im Süden entgegen.

Obwohl Canterbury, den die Franzosen und Mailänder „den Gnadenlose“ oder auch „Schlächter von Burgund“ nannten, den Kriegszug begleitete, lag die Führung in den Händen Sir Merryfields und seines Sohnes Wilhelms. Der junge Merryfield zeigte die gleiche Begabung zur Truppenführung wie sein Vater und verbrachte auf dem Marsch viele zusätzliche Stunden mit dem alten Canterbury.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 8. September 2011 15:47

Ohne formelle Kriegserklärung waren die beiden französischen Heere in Burgund eingefallen, wo sich die Lage schnell dramatisch verschlechterte. In Scharen waren der französischen Armee Söldner aus Mailand zugelaufen, die sich für die schmachvollen Niederlagen der letzten Jahre rächen wollten. So zogen die zwei feindlichen Armeen plündern durch die burgundischen Lande und brannten Dörfer und Weiler nieder.

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Entsprechend groß war der Wille Merryfields, den Feind so schnell wie möglich zu stellen und zu vernichten. Das Heer aus Südfrankreich unter dem Kommando des Dauphins Michiel, erreichte das von Canterbury und Merryfield ausgewählte Schlachtfeld als Erstes. Ohne auf die Verstärkung aus Westen zu warten, nahm der als Hitzkopf bekannte Dauphin die Schlacht an und rückte gegen die eng geschlossenen Linien der Engländer vor. Die beiden Heere waren etwa gleich stark, die Engländer verfügten aber über die besseren Truppen.

Zudem hatte es Michiel völlig versäumt, die Schlachtaufstellung des Feindes zu erkunden. Das muss wohl seiner Art entsprochen haben, die eine von mehreren Faktoren war, welche zur totalen Niederlage seiner Armee führte.

Merryfield hatte nur einen Teil seines Heers sichtbar für den Franzosen aufgestellt. Die übrigen Truppen warteten unter dem Schutz der verschneiten Wälder auf den Angriff.

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Tollkühn war der Angriff des Franzosen, welcher Minuten nach Erreichen der englischen Truppen in sich zusammenbrach und sich zur Massenflucht entwickelte. Das Zentrum der französischen Truppen hatte kurz vor dem Erreichen der englischen Linien gestoppt und dadurch an Angriffswucht verloren. In diesem Moment gingen aber die beiden Flügel der Engländer vor und begannen die Flanken Michiels aufzurollen. Als auch das Zentrum Merryfields vorrückte und die schweren englischen Reiter in den schutzlosen Rücken des Feindes stießen, war die Schlacht entschieden. Die Ritter des Franzosen, allesamt gedungene Söldner aus Deutschland, hatten zu diesem Zeitpunkt schon längst das Weite gesucht. Michiel wurde von seinen Rittern im Stich gelassen, gefangengenommen und später gegen das stolze Lösegeld von fast 8.000 Pfund freigelassen.

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Merryfield gönnte seinen Männern nur zwei Tage Rast, bevor er weiter nach Süden zog. Die Soldaten waren froh, als der Schnee im südlichen Burgund verschwand und endlich der Frühling Einzug hielt.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 8. September 2011 15:48

Bei Charolles stieß das englische Heer auf die bereits wartenden französischen Truppen aus Okzitanien, die hauptsächlich aus kampferfahrenen Söldnern bestanden. Merryfield erfuhr durch seine Kundschafter, dass es sich um Fußkämpfer von der iberischen Halbinsel, aus Aquitanien und der Gascogne handelt, die durch Armbrustschützen aus der Lombardei sowie schwere Berittene aus den deutschen Landen unterstützt wurden. Die englischen Truppen wurden überraschend durch eine Abteilung schwerer Speerkämpfer und eine Abteilung Berittener aus Deutschland verstärkt, die kurz vor Beginn der Schlacht die Seiten wechselten. Das muss den Feldhauptmann der Franzosen, Vilain, schwer getroffen haben. Da er selbst kaum über Erfahrung im Feld verfügte, war er auf die ihm zur Verfügung stehenden kampferprobten Männer besonders angewiesen.

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Ungünstig war für Merryfield allerdings das Schlachtfeld, das seine Truppen zum Marsch hügelaufwärts zwang. Der Gegner hatte sich auf und hinter der Hügelkuppe formiert und konnte so den Geländevorteil für seine Schützen voll ausspielen.

Merryfield sah sich gezwungen, die Schlacht in der für ihn ungünstigen Position anzunehmen oder sich zurückzuziehen und ein für sein Heer günstigeres Schlachtfeld zu wählen.
Er entschied sich für den Angriff.

Merryfield eröffnete die Schlacht, indem er die deutschen Söldner mit ihren Speeren langsam vorrücken ließ. Die berittenen deutschen Mietlinge sandte er über seine linke Flanke gegen die feindliche Reiterei. Da der Engländer von jeher ein gesundes Misstrauen gegen jede Art von Söldnern hegte, ist dieser erste taktische Schachzug durchaus nachzuvollziehen.

Dann ließ Merryfield seine Schwertkämpfer und seine Bogenschützen vorgehen. Als die Söldner die Hügelkuppe erreichten, wurde die erste Reihe ihrer Kämpfer von feindlichen Armbrustbolzen und –pfeilen niedergemäht. Doch die nachrückenden Soldaten stiegen einfach über die Gefallenen hinweg und stürmten die feindlichen Reihen. Im Zentrum wogte die Schlacht hin und her und einige Zeit sah es so aus, als ob die sich zäh verteidigenden Söldnertruppen des Franzosen die Oberhand behalten sollten.

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Da Merryfield aber über etwas mehr Männer als der Franzose Vilain verfügte, hatte er sein Zentrum stark gemacht und seine Flügel etwas ausgedünnt. Dafür war seine Schlachtlinie breiter als die der Franzosen. Als ihm bewusst wurde, dass im Zentrum eine Entscheidung nur nach hohen eigenen Verlusten errungen werden könnte, ließ er seine Flügel langsam weiter vorrücken und den Feind komplett einschließen. Das verursachte bei den Söldnern eine Panik, da sie sich nun von allen Seiten eingekreist sahen. Immer machtvoller drückte das englische Zentrum auf die dichten Reihen des Feindes. Als Merryfield schließlich befahl, im Rücken des Feindes die Front zu öffnen, gabt es bei den Söldnern keinen Halt mehr. Wer noch zu fliehen im Stande war, tat dies. Vilain jedoch verließ das Schlachtfeld nicht lebend. Ein fliehender Söldner stach ihm in den Rücken, plünderte ihn aus und ließ ihn verbluten.

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Mit dem Sieg über Vilain und den nachfolgenden kurzen Gefechten, in denen die Überreste der beiden französischen Heere völlig aufgerieben wurden, war Burgund wieder ganz in englischer Hand.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 9. September 2011 11:56

Nur drei Monate nach dem Sieg Merryfields über Vilain erreichte der englische Hauptmann Morcar Aquitanien und marschierte auf Bordeaux. Die von ihm befehligten Truppen waren ursprünglich als Verstärkung für Merryfield gedacht, doch hielten es sowohl der englische König als auch der Kronrat nach den Siegen Merryfields nicht mehr notwendig, die militärische Stärke in Burgund weiter auszubauen. So fiel das in England, Wales und der Normandie ausgehobene Heer in Aquitanien ein und zog rasch nach Süden. Morcar hatte Befehle, streng auf die Disziplin seiner Männer zu achten, wollte die englische Krone doch die Provinz nicht ausbluten, sondern als wirtschaftliche sehr starke Provinz an das sich bildende englische Reich bringen.

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Die Engländer hatten Bordeaux erreicht, als Ende Oktober der erste Schnee des Jahres fiel. In Windeseile wurden die mitgeführten Rammböcke zusammengesetzt. Morcar konnte sich aufgrund der Witterungsbedingungen nicht auf eine längere Belagerung einlassen und hatte vor, mit einem einzigen Sturmangriff die stark befestigte Stadt zu nehmen. Wie groß war allerdings seine Überraschung, als er das Banner des französischen Königs über der Festung der Stadt Bordeaux wehen sah.

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Durch diese Entdeckung wurden die Engländer zusätzlich in ihren Bemühungen angespornt, der gefangene Fisch sollte keinesfalls wieder entschlüpfen. Aufklärer berichteten, dass sich eine Vielzahl von mailändischen Schiffen an der Mittelmeerküste nach Westen bewegte, die sicherlich eine Entsatzarmee heranbringen sollten.

Sir Morcar, der sich durch ruhmreiche Taten die Erhebung in den englischen Hochadel erhoffte, galt nicht als Zauderer und gab schon bald nach dem Abschluss der wichtigsten Vorbereitungen des Angriffsbefehl.

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Da die Franzosen die Provinz Aquitanien mit der Entsendung ihres Heeres unter Vilain militärisch nahezu komplett entblößt hatten, befand sich nur eine kleine Garnison in der Stadt. Diese gab die Stadtmauer auch sofort auf, als sich die Angreifer mit den Rammböcken und Sturmleitern in Bewegung setzten.

Für die Engländer war die Eroberung der mächtigen Stadt fast ein Spaziergang. Zu einem sehr heftigen und für die Engländer verlustreichen Gefecht kam es nur einmal, als die Mannschaft des Rammbocks durch einen Ausfall französischer Ritter in arge Bedrängnis geriet. Die herbeieilenden Engländer trieben die Franzosen nach erbittertem Nahkampf wieder in die Festung zurück und die englischen Ritter setzten den nun Fliehenden nach.

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König Yves, der mit seiner Leibgarde den Rückzug seiner Männer decken wollte, wurde von einem englischen Ritter mit der Lanze aus dem Sattel gehoben und brach sich beim Sturz das Genick.

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Mit dem Fall des Lilienbanners ergab sich die französische Garnison und wurde gefangengesetzt. Da die englische Krone die Auslösung französischer Gefangener generell untersagt hatte, verschwanden die fast 200 Franzosen in den Verließen aquitanischer Burgen.

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Die Eroberung dieser reichen Provinz bedeutete für die englische Krone erneut gewaltige Gewinne in der Zukunft. Vor allem die Steuer auf den Handel mit dem berühmten Rotwein der Region, der auf den kalkigen Böden prächtig gedieh und der an keinem der europäischen Höfe fehlen durfte, spülte riesige Summen in die Kassen.

Militärisch bedeutsam war die Einverleibung Aquitanien ebenfalls, hatten die Engländer doch nun eine Basis für Kriegszüge nach dem portugiesischen Navarra im Süden, sowie nach Okzitanien und damit zur reichen Mittelmeerregion.

Sir Morcar wurde nach dem erfolgreichen Feldzug zum Earl von Hastings ernannt und hatte auch danach noch viele Gelegenheiten, seine militärischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 14. September 2011 15:51

Das Jahr 1262 war gerade fünf Monate alt, als an der Küste der Bretagne eine portugiesische Flotte gesichtet wird. Zu zahlreich, als dass es sich um einen Konvoi von Handelsschiffen gehandelt hätte, wurden die Schiffe in einem sicheren Abstand von zwei englischen Geschwadern verfolgt. Als die Portugiesen auf der Höhe der Insel Ouessant nicht ostwärts segeln, sondern nach Norden abdrehten, wurde schnell klar, dass es sich um ein erneutes Landeunternehmen handelte. Doch wollte England keinesfalls zu schnell handeln und ein eventuelles diplomatische Zerwürfnis nach den geschlossenen Friedensverträgen herbeiführen.

In Sichtweite der portugiesischen Schiffe segelten die beiden englischen Geschwader diesen hinterher. Erst auf der Höhe von Aberystwyth war auch der letzte Zweifel über das Vorhaben der Portugiesen klar: eine erneute Landung in Wales oder in Irland!

Die folgende Schlacht und die Jagd der Engländer auf die fliehenden Schiffe der Portugiesen zog sich zwei Wochen hin und endete mit der Versenkung oder der Eroberung sämtlicher feindlicher Schiffe. Portugal erklärte sofort den Krieg und stimmte parallel dazu beim Papst ein solches Protestgeschrei an, dass dieser sich zum Handeln gezwungen sah. Im Sommer 1262 erreicht London die päpstliche Bannbulle in Abwesenheit des Königs, der sich irgendwo auf der iberischen Halbinsel befand…

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 14. September 2011 16:05

Henry III. war nach seiner unfreiwilligen Landung an der Berberküste mehr als 400 Kilometer am Meer entlang in Richtung der Meerenge von Gibraltar gezogen. Bei der kleinen Oasensiedlung El Fendek sichteten die Engländer ein riesiges Heer auf dem Marsch, welches sich aber glücklicherweise als ein Christliches zu erkennen gab. Mit ihrem König Alfonso X. an der Spitze zog ein riesiges kastilisches Heer auf Eroberungszug ins nördliche Afrika. Das erste Ziel der Kastilier, so erfuhren die Engländer, war die Küstenstadt Rabat. Dann sollte der Zug ins unwegsame Bergland gehen und weiter bis nach Marrakech. Die beiden Monarchen führten ein angeregtes Gespräch und sicherlich hätte es Alfonso gern gesehen, wenn ihn die gutgerüsteten Engländer begleitet hätten. Doch bei Henry war mittlerweile ein körperlicher Verfall zu beobachten, der auch dem kastilischen König aufgefallen sein musste.

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Nach den nochmals geäußerten guten Wünschen Henrys für einen erfolgreichen Zug wider die Heiden marschierten beiden Herrscher in entgegengesetzte Richtungen ab. Henry hatte noch vor dem Abmarsch die Zusicherung erhalten, dass sein Heer sicher über die Meerenge gebracht und auch der Zug quer durch die kastilischen Lande bis zu den englischen Besitzungen nicht behindert werden würde.

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Mit dem Zug des englischen Heeres quer über iberische Halbinsel, so hoffte Henry bzw. sein Kriegsrat, hätte man ein mächtiges Druckmittel gegen Portugal, den vermeintlichen Frieden nicht gar zu schnell wieder zu brechen. Der Weg des Heeres führte nämlich verlockend nah an den Besitzungen des Portugiesen vorbei und seine Hauptstadt Lissabon galt als enorm reich und wirtschaftlich stark.

So war es auch kein Wunder, dass sich Henry nach dem Erhalt der Botschaft über die Versenkung der portugiesischen Flotte vor Wales und die Kriegserklärung Portugals kurzerhand entschloss, diese Linie der iberischen Herrscher endgültig auszulöschen und das gewonnene Land seinem Herrschaftsbereich anzugliedern.

Bei Sevilla überschritten die Engländer den Guadalquivir und wendeten sich dann nach Nordosten. Ob es als göttliches Zeichen oder als böses Omen verstanden wurde ist nicht erwiesen, doch stirbt Henry III. beim Überschreiten der Grenzmarkung zum Königreich Portugal. Im Kriegsrat einigte man sich aber recht schnell auf die Fortführung des Zuges unter dem Befehl des erfahrenen Feldhauptmanns Anselm. Henrys Körper wurde in einem Salzfass mitgeführt und sollte später in Lissabon beigesetzt werden.
Schon nach drei Wochen erreichten die Engländer Lissabon, schlossen die Stadt ein und begannen sofort mit dem Beschuss der Mauern.

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Die in der Normandie und in Mittelengland gebauten Wurfmaschinen wirkten an den starken Mauern Lissabons wahre Wunder. Nach vier Tagen des Beschusses stürzte ein Teil der Mauer in der Nähe des Süd-Tores ein. Sofort begann der allgemeine Sturm auf die Stadt, in dessen Anfangsstadium ein mörderischer Kampf um die Bresche entbrannte.
Die spanischen Ritter schlugen immer wieder tiefe Kerben in die englischen Angriffskeile und mehr als einmal mussten die Engländer sich zurückziehen, um sich neu zu formieren.

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Doch schließlich setzt sich die Übermacht der englischen Truppen durch und die Kämpfer fluten in die Stadt. Erst später wurde bekannt, dass sich der portugiesische König Rui vor der Belagerung nach Lissabon begeben und geschworen hatte, die Stadt entweder zu halten oder ihren Fall nicht zu überleben. König Rui wird unerkannt von den englischen Soldaten bei einem heftigen Kampf in einer Seitenstraße vom Pferd gezerrt und tödlich verwundet.

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Der Kampf wogte dennoch weiter Stunden hin und her und die zähe Verteidigung der Portugiesen forderte das Leben vieler englischer Soldaten. Schließlich sanken die letzten Verteidiger zu Boden - Lissabon war gefallen!

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Sir Anselm machte sich umgehend daran, eine funktionierende Verwaltung in der Stadt zu bilden und die schlimmsten Schäden an den wichtigen Gebäuden zu reparieren. Die Leichen der Gefallenen wurden bestattet und auch der Leichnam König Henrys wurde in der Kathedrale in Lissabon beigesetzt. König Rui, der durch ein Mitglied seiner Leibwache ebenfalls gefunden wurde, wird ebenfalls feierlich bestattet.

Im Kapitän der „Santiago de Compostela“ fand der englische Kommandeur außerdem einen zuverlässigen spanischen Seemann, der die Botschaft vom Tod des englischen Herrschers sowie der Eroberung der portugiesischen Hauptstadt schnellstmöglich in die Heimat bringen würde. Die Normalität zog nach der Behebung der schlimmsten Schäden recht schnell wieder in der eroberten Stadt ein. Im Nu war der große Hafen wieder voller Handelsschiffe und die Kaianlagen wimmelten von Hafen- und Werftarbeitern, Schauerleuten, Händlern und Kaufleuten aus aller Herren Länder. Zufrieden waren auch die Schankwirte und Huren der Stadt über die zahlreiche Kundschaft, die die englischen Soldaten darstellten. Und da sich die Truppen diszipliniert benahmen, kam es weder zu Übergriffen noch zu nächtlichen Überfällen auf die patroulierenden Engländer.
Die Portugiesen lernten recht schnell, dass es sich unter englischer Herrschaft keinesfalls schlechter leben ließ, als unter einem Herrscher, der durch seine Machtgelüste ein ganzes Land in den Abgrund gerissen hatte.

Mit dem Verlust Lissabons und der gesamten Westküste der iberischen Halbinsel hatten sich die Überreste des portugiesischen Herrschergeschlechts ins Königreich Navarra zurückgezogen. Dort warteten sie auf eine sich bietende Gelegenheit der Rache.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 16. September 2011 13:20

Auch im Norden Frankreichs waren englische Heerführer von Sieg zu Sieg geeilt. Zur gleichen Zeit, als Sir Morcar begann die Feste Bordeaux zu belagern, hatte der Statthalter Westflanderns den betagten aber sehr fähigen Heerführer Sir Perkins mit einem Kriegszug in den Süden beauftragt. Das Ziel war die reiche Champagne und deren wichtigste Stadt Reims.

Der Kriegszug verlief bis kurz vor Reims ereignislos. Vielleicht hatte gerade diese Ruhe den englischen Kommandeur sorglos gemacht. Beim kleinen Flecken Berry-au-Bac, etwa 30 Kilometer nördlich von Reims, geriet das englische Heer jedoch in einen Hinterhalt.

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Auf Sir Perkins rechter Flanke marschierten plötzlich auf einem Hang die breit gefächerten Linien französischer Armbrustschützen auf, die sofort begannen, seine Marschkolonnen unter Beschuss zu nehmen. Die Verluste waren in den ersten Minuten des Kampfes schmerzlich, der englischen Heerführer verlor aber nicht den Kopf, sondern handelte schnell.

Perkins ließ seine Fußtruppen sofort die Anhöhen stürmen, während sich die Bogenschützen hinter die eigenen vorgehenden Truppen zurückzogen und nun ihrerseits den Feind unter Beschuss nahmen. Seine berittene Nachhut ließ er in einen Bogen um die feindlichen Truppen herumführen, um den Franzosen den Rückweg abzuschneiden.

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Perkins eigenen Truppen hatten schnell die Anhöhen gestürmt und waren in heftige Nahkämpfe mit den Armbrustschützen verwickelt worden. Doch waren diese nicht für einen längeren Kampf mit den gut gerüsteten englischen Hippenträgern und Speerkämpfern geeignet und hatten begonnen, sich langsam zurückzuweichen. Als Perkins mit seinen Rittern selbst die rechte Flanke des Feindes angriff und nach kurzer Zeit zusammen mit den Fußtruppen den gesamten rechten Flügel des Feindes zertrümmert hatte, begannen sich die Franzosen langsam zurückzuziehen. Doch im Rücken des Feindes tauchten plötzlich die schwer gepanzerten Ritter der englischen Nachhut auf und stießen mitten in das Getümmel der nun fliehenden Franzosen. Den Marsch der Engländer auf Reims konnte durch diese Schlacht keinesfalls aufgehalten werden.

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Perkins erhielt nur wenige Stunden nach der Schlacht Verstärkung durch weitere Abteilungen Hippenträger, sechs Steinschleudern sowie ein großer Wagenzug mit Sturmleitern sowie Material zum Bau von Belagerungstürmen und Rammböcken. So verstärkt ging der Engländer Ende Oktober an die Belagerung der reichen Stadt Reims.

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Der Bau des großen Belagerungsturmes ging dank der vorgefertigten Teile gut voran und auch der Rammbock stand schnell bereit. Nach nur zwei Tagen schweren Beschusses brachen an verschiedenen Abschnitten die Mauern zusammen, bildeten eine graue Masse aus losem Geröll und Holzbalken. Der Beschuss wurde jedoch fortgesetzt. Die Stadt war voll von Armbrustschützen, denen man mit intakten Wällen und Türmen keine geeignete Plattform bieten wollte. So stürzten weitere Mauerabschnitte und Türme in sich zusammen. Die Wunden, die die schweren Steinschleudern der Stadt schlugen, wurden gnädig durch die einsetzenden Schneefälle zugedeckt.

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Als selbst die nächtlichen Reparaturen an den zerstörten Mauerabschnitten durch die Belagerten nichts mehr an der Verteidigungsunfähigkeit der Stadt ändern konnten, entschloss sich Perkins endlich zum Angriff.

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An zwei Stellen in der stark zerstörten Mauer stürmten die Engländer die Stadt und wurden sofort in heftige und für beide Seiten verlustreiche Kämpfe verwickelt. So kraftvoll wie die englischen Soldaten in die Breschen stürmten und mit ihren schweren Hippen und Schwertern auf Helme und Schilde einschlugen, so zäh verteidigen sich die Franzosen. Äxte zertrümmerten Schädel und Gliedmaßen, Schwerter fuhren durch Lederkoller tief in menschliche Leiber, Stahl traf auf Holz und Fleisch. Das unglaubliche Getöse von aufeinanderklirrenden Schwertern und das Geschrei der Sterbenden und Verwundetenen bildete ein wahren Hölleninferno.
Doch keinen Fußbreit Boden gingen die Verteidiger zurück, bevor dieser nicht glitschig war vom Blut und überseht von Leichen.

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Doch gegen die immer stärker in die Stadt drängenden Engländer erlahmte auch der tapferste Widerstand irgendwann. Die Franzosen wurden langsam in die Straßen und engen Gassen mit den schmucken Fachwerkbauten zurückgedrängt. Doch blieb auch hier keiner der Kämpfenden seinem Gegenüber etwas schuldig. Je weiter sich die Kämpfe ins Innere der Stadt verlagerten, umso verbissener und gnadenloser wurde der Kampf.

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Erst, als die englischen Berittenen durch eine weitere Bresche in der östlichen Mauer in Reims eindrangen und den Verteidigern in den Rücken fielen, zeichnete sich ein Sieger ab. Doch dauerte es noch einmal bis zum späten Abend, bis auch der letzte Widerstand gebrochen war. Am schlimmsten tobten kurz vor dem Ende noch einmal die Kämpfe auf dem Marktplatz, wo sich die letzten Verteidiger zurückgezogen hatten und im Schein von Fackeln bis zum bitteren Ende fochten.

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Weit vor Mitternacht zogen johlende englische Soldaten durch die Stadt und plünderten vor allem die Häuser der reichen Kaufleute. Verschont blieb auch die Kathedrale nicht, in der traditionell die französischen Könige gesalbt und gekrönt worden waren.
Nur mit großer Mühe gelang es in den frühen Morgenstunden Sir Perkins endlich, dem wilden, zügellosen Treiben ein Ende zu machen und wieder etwas Ordnung herzustellen. Erst, als er mit Hilfe seiner Ritter fünfzig Plünderer aufhängen ließ, kamen die Soldaten zur Besinnung.

Am späten Nachmittag des folgenden Tages ließ Perkins überall Proklamationen anschlagen, die verkündeten, dass das normale Alltagsleben wieder herzustellen sei und kein Bewohner Reims Repressalien zu befürchten hätte.
Schon wenige Tage später zog wieder Normalität in die Stadt ein, wenn auch die Reparatur der schlimmsten Schäden noch eine ganze Zeit dauern würde.

Mit dem Fall Reims und dem Verlust der Champagne verfügte die französische Krone nur noch über zwei Provinzen: das Languedoc mit der Stadt Toulouse sowie die reiche Küstenregion am Mittelmeer um Marseille.

Der englische Druck auf die französische Krone war übermachtig geworden und viele Franzosen glaubten schon längst nicht mehr an einen Sieg. Der Machthunger und die ständigen Streitereien unter den Adligen Frankreichs, vom Kampf der Prinzen untereinander ganz zu schweigen, hatten das Land in seine bisher tiefste Krise getrieben. Immer größere Teile der französischen Bevölkerung wandten sich in kurzer Zeit den Engländern zu, die stärker als je zuvor auf ihre normannischen Wurzeln hinwiesen.

Vor allem die Kaufleute aus der Bretagne, dem Anjou und aus Flandern waren wichtige Multiplikatoren für die englandfreundliche Stimmung, die ständig weiter wuchs. Nie zuvor waren die Handelsstädte unter englischer Herrschaft reicher und der persönliche Gewinn aus dem Warengeschäft größer gewesen. Das machte überall Eindruck.

Auch die französische Handwerkerschaft sahen sich zunehmend als Gewinner des Machtwechsels in den eroberten Gebieten, erhielten doch die ehemaligen großen französischen Städte von den Engländern zahlreiche Privilegien. Das wichtigste war wohl das Messeprivileg. Messen in einer Stadt bedeuteten bei fast jedem Gewerk Aufträge bzw. hohe Einnahmen, saß doch besonders zu Messezeiten das Geld der Besucher und Bürger besonders locker.

So war es nicht verwunderlich, dass der Einfluss der französischen Krone selbst in den gehaltenen Gebieten immer weiter sank. Für die Truppen fanden sich kaum noch Soldaten und ein Großteil des noch vorhandenen Geldes musste für die Anwerbung von unzuverlässigen Söldnern ausgegeben werden. Der endgültige Fall Frankreichs stand unmittelbar bevor…

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 19. September 2011 13:50

Zu einem letzten Aufbäumen französisch-treuer Vasallen in von den Engländern besetzten Gebieten kam es im Sommer des gleichen Jahres im nördlichen Aquitanien. Der Sohn des vertriebenen Grafen von Poitou, Gerbert, hatte mit dem Vermögen seines toten Vaters ein Söldnerheer angeworben, welches plündernd und brennend durch die Lande zog.

Da traf es sich gut, dass die eben in der Normandie gelandete Armee aus walisischen Bogenschützen und schwerer englischer Infanterie zum Abmarsch in den Süden bereitstand. Eigentliches Ziel dieser Truppen war das Königreich Navarra, wohin sich die Reste des portugiesischen Königshauses in eine stark befestigte Bergfestung in der Nähe von Pamplona zurückgezogen hatten. Von dort aus warben sie eifrig um den deutschen Kaiser als Verbündeten und spannen ein intrigantes Informationsnetz und Spitzelsystem.

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Mit der Führung des Feldzuges hatte der Kronrat Sir George, den 7. Earl von Northumberland beauftragt, der noch im August von Angers aus aufbrach. Auf dem Marsch nach Süden wurden die von den Marodeuren besetzten Burgen erobert und alle aufgegriffenen feindlichen Soldaten kurzerhand an Bäumen aufgeknüpft.

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Bei Niort kam es schließlich im September zur Begegnung zwischen den Engländer und den Söldnern Gerberts. Die Schlacht war kurz und endete mit der totalen Niederlage des Franzosen, der in der Schlacht den Tod fand.

Wieder einmal hatten die englischen Bogenschützen ihre Überlegenheit gegenüber den gedungenen Armbrustschützen der Franzosen und Italiener gezeigt, über die die feindliche Armee zur Genüge verfügte.
Nach dem anfänglichen Fernwaffengeplänkel waren die Abteilungen schwerer englischer Infanterie auf die feindlichen Linien zugestürmt und hatten dem Zentrum und dem rechten Flügel Gerberts schwer zugesetzt. Die eingesetzte englische Reiterei aus bretonischen und normannischen Rittern hatte den Sieg vollendet.

Sir George zog anschließend nach Bordeaux, wo er seine Truppen ausruhen ließ, bevor er sie im Frühjahr über die Pyrenäen nach Pamplona führen wollte.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 20. September 2011 15:46

Das Sterben der Könige

Während Sir George und seine Soldaten in Bordeaux die Annehmlichkeiten eines bestens ausgestatteten Winterlagers genossen, hatte im Osten des Kontinents der zweite Sohn des alten Merryfields, Sir Garret von Merryfield, das Kommando über die Truppen übernommen. Sein Bruder Wilhelm war, nicht zuletzt auf Grund der durch ihn errungenen Siege, in das Gefolge des neuen Königs, Edward I., aufgenommen worden und jetzt ein wichtiges Mitglied des neu gebildeten Kriegsrates.

Auch wegen der nun besten Beziehungen und Verbindungen zum englischen Herrscherhaus, hatte man Garret von Merryfield im Krieg mit Mailand völlig frei Hand gelassen. Selbstverständlich spielten auch die bisher erworbenen Fähigkeiten und die erzielten Erfolge auf dem Schlachtfeld für die Wahl eine wichtige Rolle. Da noch nie ein Merryfield eine militärische Niederlage für sich verbuchen musste, galt es auch für die Truppen als gutes Omen, unter einem Feldherren aus diesem Geschlecht zu dienen.

So hatte Sir Garret auch nach seiner Ernennung zum Heerführer des Ostheeres seine Truppen im Frühling in Marsch gesetzt und war von Dijon über Besançon und Neuchâtel Richtung Bern gezogen. Bern war nach dem Verlust Dijons die wichtigste Basis der Mailänder nördlich der Alpen im ehemals burgundischen Herzogtum. Diese letzte Bastion lombardischer Macht in unmittelbarer Nähe des englischen Herrschaftsgebietes wollte Merryfield schnellstmöglich ausschalten.

Ende April hatte das englische Heer Bern erreicht und sofort begonnen, die Umgebung systematisch zu verwüsten. Da Sir Garret gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm die militärische Ausbildung durch den berühmten Feldherren Canterbury durchlaufen hatte, wusste er, dass die richtige Information stets der Schlüssel zum Sieg war. Garret hatte das Kundschaftersystem Canterburys und seines Vaters noch weiter ausgebaut und bereits im März erfahren, dass eine mailändische Streitmacht unter der Führung des uralten und in den letzten Jahrzehnten glücklosen Antionio de Felitta nahte. De Felitta war beauftragt worden, die Garnison Berns zu verstärken und weiter nach Norden bzw. Nordwesten in englisches Gebiet einzudringen.

Der Mailänder hatte vor fast dreißig Jahren des Öfteren Prügel durch Canterbury bezogen und war mit sehr gemischten Gefühlen auf den Feldzug gegangen. So verwunderte es auch Garret nicht, dass de Felitta sich äußerst vorsichtig dem Berner Umland näherte und sich schließlich gar nicht mehr von der Stelle rührte.

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Erst, als der Mailänder die dringenden Hilfeersuche der äußerst bedrängten Berner Garnison nicht mehr ignorieren konnte, rückte er weiter langsam vor. Sir Garret, dem praktisch die Wahl des ihm passenden Schlachtfeldes überlassen worden war, stellte seine Truppen zur Schlacht auf und wartete auf den Mailänder in den gut befestigten Stellungen.

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Wie Jahre zuvor, erlitt de Felitta auch vor Bern eine komplette Niederlage. Keiner der teilweise sehr kühn geführten Angriffe auf das starke Zentrum der Engländer hatte Erfolg. In einer letzten Verzweiflungstat hatten die Mailänder mit ihren Reserven einen Angriff auf die beiden Flanken gewagt, der im erbitterten und auch für die Engländer verlustreichen Kämpfen völlig zusammenbrach. De Felitta und die übrigen Überlebenden der Schlacht flohen vom Feld und zogen sich nach Bern zurück.

Sir Garret, der nicht nur um die starken Verteidigungsanlagen Berns, sondern auch vom Nahen eines weiteren Entsatzheeres der Mailänder wusste, ging schnell zur Belagerung der Stadt über.

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Re: [AAR] Der Sprung des Löwen (England)

Beitragvon Condottiere » 20. September 2011 15:48

In Bordeaux hatte unterdessen Sir Anthony den ehemaligen Heerführer Sir Goerge wegen gesundheitlicher Probleme abgelöst. Durch verschiedene Quellen ist belegt, dass Sir George schon längere Zeit an der Gicht gelitten haben muss. Das schlechte Allgemeinbefinden hatte sich durch den übermäßigen Rotweingenuss über den Winter noch verschlimmert und so dem König und seinen Beratern keine andere Wahl gelassen, als ihn ablösen zu lassen. Sir George kehrte nach England zurück, wo er kurz nach seiner Ankunft in Westminster verstarb.

Sir Anthony machte sich mit großem Elan an die Herausforderung. Das englische Südheer war in kürzester Zeit abmarschbereit und so zog von Bordeaux aus an der Küste entlang in Richtung Navarra. Im Juni erreichte er die Hafenstadt San Sebastian, die er besetzte und sämtliche portugiesische Handelsschiffe beschlagnahmen ließ. Zu diesen Schiffen gehörten auch zehn große Naos, die in den reichen Mittelmeerhäfen mit den wertvollsten Gütern beladen waren. So wurden der englischen Kaufmannschaft allein fünfzig Säcke Pfeffer, zweihundert Ballen Seide und 70 Säcke Zucker veräußert, deren Gewinn in das Staatssäckel flossen. Portugal war nicht nur die komplette Jahreseinnahme seines Seehandels, sondern seines letzten großen Hafens beraubt

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Der Zug ins Landesinnere auf die Festung Pamplona gestaltete sich sehr schwierig. Sämtliche Straßen, Brücken und Wege ins Bergland waren durch die Portugiesen zerstört oder blockiert worden. So musste Sir Anthony erst mühsam Straßen ausbessern und Bergpfade räumen lassen. Die Belagerungsmaschinen beorderte er wieder nach San Sebastian zurück und erbat sich vom englischen König stattdessen lieber Vermesser und Bauleute. In der Zwischenzeit fühlte sich die portugiesische Herrscherclique in Pamplona sehr sicher und lachte sich ins Fäustchen. Sie wussten hier in ihrem Land bestens Bescheid und blickten ziemlich sorglos auf die eventuell Jahre dauernde Belagerung ihrer als uneinnehmbar geltenden Festung.