[AAR] Deus lo vult

AAR u.a. zu Spielen der Total War Reihe

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Beitragvon Tiberianus » 4. September 2011 18:23

Karte des Heilligen Lands im Jahre des Herrn 1098
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Mein Name ist Dietrich, seines Zeichens Herr des Krak de Chevalier, Vasall des Königs von Jerusalem. Auch bin ich Ritter und Mönch des Ordens zum Tempel des Salomon in Jerusalem. Doch das war nicht immer so. Ich lasse dies niederschreiben, um die neue Generation zu warnen. Damit sie wachsam bleibt. Wir, die Templer sind die Bewahrer des Königreichs Jerusalem und müssen diese Rolle auch weiter spielen. Es ist kein anderer da. Doch, ich beginne lieber am Anfang...

Anno Domini 1090 rief der Papst zum Kreuzzug auf. Ich war damals noch viel zu jung, gerade mal 6 Jahre, trotzdem erfüllte mich damals die Vorstellung das Heillige Land zu befreien schon mit enormer Ehrfurcht und ich jubelte jedem Kontingent der Kreuzfahrer zu das mein kleines Heimatdorf in Schwaben passierte zu. Wie albern ich damals war. Alles was ich über dieses Land wusste war das was in der Bibel stand und selbst das hatte ich mir nicht alles gemerkt. Ich hatte keine Ahnung von den menschen, dem Glauben, der Technologie undMacht des Ostens und so verstand ich auch nicht warum der Kreuzzug sich solange hinzog. Ich wusste nicht das grausame Schlachten und Durst die Ritter Gottes in der Ferne quälten. Schließlich, im jahre des Herrn 1098 gelang es Edessa als Basis zu einem Fürstentum auszubauen. Die Grundlage war geschaffen. Ich war inzwischen 14 Sommer, eigentlich immer noch zu jung, trotzdem reiste ich so schnell wie möglich mit hoffnungsvollen Pilgern ins Heillige Land. Schon der weg war ein Abenteuer für mich. Wir reisten mit italienischen Händlern, so sah ich die Pracht Venedigs und kam schon dort aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich sah in meinem Leben selten so eine Schönheit wie im Frühjahr 1098 in Norditalien. Doch, sie war nichts, im Vergleich zur Pracht des kaiserlischen Konstantinopels, Sitz des Kaisers der Rhomaer und Überbleibsel des Römischen Imperiums. Es waren viel zuviele neue Eindrücke, fremde Gerüche, so viele Menschen. Das konnte ich als Dorfjunge nicht verkraften und erlitt am Abend der Abreise einen Schwächeanfall, so das ich auf einem der Karren transportiert werden musste. Zum Glück war die Gruppe Pilger sehr ehrlich. Andere hätten mir die Kehle durchgeschnitten und meine Wertsachen genommen. Nicht das ich groß welche gehabt hätte.

Auf dem Weg von Konstantinopel nach Edessa zogen wir durch verwüstete Gebiete, in denen das Kreuzfahrerheer gewütet hatte. Wir passierten Nizäa und Ankara, bevor wir schließlich ein gewaltiges Gebirge durchqueren mussten. Ein weiterer Höhepunkt der Reise war Antiochia, Sitz des mohammedanischen Fürsten Khalil. Antiochia am Orontes war eine wunderschöne Stadt und ich traf hier zum ersten Mal mit der völligen technischen Überlegenheit des Islams zusammen. Vieles gab es damals das ich nicht verstand. Und auch meine Begleiter staunten, bevor sie sich besannen und gemeinsam beteten, auf dass das Teufelswerk keinen Einfluss auf sie haben möge.Um nicht aufzufallen, betete ich mit, konnte meine Bewunderung über soviel Erfindergeist aber nur schlecht verbergen. Nach der Erfahrung in Konstantinopel war ich nun besser vorbereitet, so das ich dieses mal keinen Zusammenbruch erlitt und wir reisten weiter, von einigen Stadtwachen um ein paar Münzen erleichtert. Schließlich erreichten wir Aleppo und erfuhren die dunkle Seite der Ungläubigen. Vor der Stadt waren hunderte Christen einem Progrom zum Opfer gefallen und zum verwesen einfach in der Wüste liegen gelassen worden. Entsetzt von dieser Gewalt, übersahen wir fast die türkischen Reiter und wären ihnen wohl auch zum Opfer gefallen, hätten sie uns glücklicherweise nicht übersehen. Nach diesem Erlebnis umgingen wir die Stadt weiträumig.

Nachdem wir den größten Fluss überquert hatten den ich je gesehen hatte, den Euphrat, trafen wir auf ein gewaltiges Heer. Es war das Hauptheer des Kreuzzuges, unter Befehl des Prinzen von Edessa Guy. Die gesamte Pracht der christlichen Heere trat uns entgegen. 5 Regimenter schwerste Kavallerie, 8 Regimenter Speerträger, 4 Regimenter Armbrustschützen und die Leibgarde des Prinzen bildeten die Hälfte der Streitmacht Edessas zu diesem Zeitpunkt, wie ich später erfuhr. Doch was uns am meisten an dem Lager beeindruckte war das gewaltige hölzerne Kreuz in der Mitte. Es war mit Gold reichlich verziert worden und auf einem Wagen befestigt. Beschütz wurde es von Speerträgern, mit ernsten Gesichtern. Der Prinz. Nur wenige Jahre älter als ich, begrüßte uns persönlich und machte uns höflich, aber deutlich klar, dass wir entweder dem Heer beitreten sollten, oder aber als Spione gehängt werden würden. Damals verstand ich das nicht, heute tue ich es und ich bewundere Guy immer noch, dass er damals trotz seiner Jugend solch eine Weitsicht besaß. So wurde ich also Speerträger im Heer Gottes auf Erden und mein Aufstieg begann...
Zuletzt geändert von Tiberianus am 4. September 2011 20:05, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: [AAR] Deus lo vult

Beitragvon Tiberianus » 4. September 2011 19:51

Chronik der Jahre 1098 - 1103
Edessa bis Aleppo

Wo war ich stehen geblieben? Achja, als uns der Feldherr Gottes Guy, Prinz von Edessa nicht ganz göttlich in die himmlischen Heerscharen presste. Lasst einem alten Mann seine Späße Bruder Cole. Ah, genau, bevor ich es vergesse. Bruder Cole, aus der Abtei des Heilligen Benedikt zu Antiochia ist der Schreiber dieses Werkes. Ich diktiere nur, während mich das Leben hier langsam verlässt. Im Rückblick kann ich sagen, es war ein gutes Leben. Ja, ich bin glücklich hier. Genauso glücklich wie damals, als ich...

... neben dem Wagen auf dem das Kreuz stand marschierte. Den zu großen Helm auf dem Kopf, den zu kleinen Schild in der einen, den von Holzwürmern zerfressenen Speer in der anderen Hand. Ja. Meine Ausrüstung war miserabel und trotzdem war ich glücklich. An ein Kettenhemd wie es die meisten um mich herum trugen konnte ich nichtmal denken. Auf meine Frage hin, meinte einer der älteren Krieger, das ich, sollte ich meine erste Schlacht überstehen, schon genug Kettenhemden zur Auswahl hätte. So ganz verstand ich in meiner jugendlichen Naivität nicht was er damit meinte. Wir lebten wie auf einer kleinen Insel, während ich mit dem Heer unterwegs war. Die Versorgungslage war angespannt, aber immerhin erhielten wir regelmäßig Sold vom Papst. Ja, damals freute ich mich noch mehr über das Gold, als über das Brot. Eine Lektion die ich in den nächsten jahren noch lernen sollte.

Und noch etwas lernte ich beim Heer. Nämlich das es langsam ist. Eine Entfernung die ich früher in wenigen Wochen zurüclöegte, für die brauchten wir nun Monate. Es war die reinste Folter. Bald schon war jeder Anflug von religiösem Eifer verflogen, verloren in den endlosen Sand- und Gesteinsflächen des Fürstentums die wir verteidigten, ohne das wir einen Feind töteten, rausgebrannt von der erbarmungslosen Sonne, die selbst in den Wintermonaten auf uns herabschien. Doch man passt sich an. Wo Veteranen starben, hielt ich durch. Manche Menschen werden von der Umwelt getötet, andere macht sie stärker. Ich gehörte zur zweiten Gruppe. Schließlich, es war in der ersten Jahreshälfte 1099, kam der Marschbefehl. Ohne Rücksicht durchbrach das Heer den Sperriegel der seldschukischen Armeen, den deren Sultan rund um unser kleines Fürstentum gelegt hatte und stieß auf Aleppo vor. Die Feste war gut garnisioniert und ein Sturm hätte uns hohe Verluste gekostete. Wir waren ein Defensivheer, für Operationen gegen Mauern praktisch unnütz und so beschloss Guy einen Belagerungsring einzurichten, der binnen einer Woche ganz Aleppo umspannte.

Am 1. Tag der Belagerung führte ich Priester zu dem Massengrab der Christen, bei dem wir nur noch Knochen, teilweise von Aasfressern abgenagt, fanden. Ich kniete nieder und betete stumm zu Gott, das so etwas nie wieder passieren würde, während ein paar Soldaten die Überreste begruben und die Priester ihren Pflichten nachkamen. Ja, damals glaubte ich noch es wäre an Gott, solche Massaker zu verhindern. Ich würde es noch lernen. Aber nun begann erstmal der eintönige Belagerungsalltag:

Aufstehen - einen Bolzen in Richtung Stadt abfeuern damit die wissen das wir noch da sind - Frühstück - Morgengebet - Blick zur belagerten Stadt - Wachdienstantritt - Abendgebet - Würfelspiele - Schlafen

Abwechslung kam nur ab und zu rein, wenn einer die ganzen Bolzen wiederholen musste. Und natürlich schickte man jemanden der ersetzbar war. Mit anderen Worten: Mich

Bei einem dieser Ausflüge, meist in der Morgendämmerung, entdeckte ich das erste Mal eine Torwache der Sarazenen. Sie schlief ruhig am Tor. Was er wohl träumte? Neugierig betrachtete ich die Stoffe und Ausrüstung in die er gehüllt war. Ein sehr schöner Stoff, besser als meiner auf jedenfall. Aber dank der Flöhe und Läuse die im Lager grassierten, hatte ich mich schon lange an das ständige Jucken gewöhnt, so das mir dieser Gedanke in dem Moment nicht kam. Ich weiß aber noch was ich dachte: Er sieht so normal aus. Wie wir. Nach dieser Erkenntnis wurde ich dann entdeckt und ein Hagel aus Wurfspeeren ging auf mich nieder, so das ich mich lieber zurück ins Lager verdrückte und der langweillige Mist ging wieder von vorne los.

Doch nicht alles war schlecht und langweillig vor Aleppo. In dieser Zeit lernte ich meinen später langjährigen Freund Jacob kennen. Ein aufgeweckter Italiener aus Bologna, dem nichts den Tag vermiesen konnte. Denn egal was passieren würde. Seine Sünden war er ja schon los durch seinen Dienst im Kreuzfahrerheer. Tja, und dieser Moral entsprechend trafen wir uns dann auch, im Jahr 1100 als er aus dem Zelt eines anderen Soldaten stolperte, nur in Hosen und hinter ihm das Klacken einer Armbrust erklang und der wütende Ruf des Besitzers des Zeltes, so wie eine weibliche Stimme. Ich stoppte ihn und wollte ihm gerade eine Moralpredigt halten, als ein Armbrustbolzen knapp an meinem Kopf vorbeiflog und ich gotteslästerliche Flüche hörte, die aufzuschreiben Bruder Cole sich weigert. Die ganze Situation kam mir ab da etwas suspekt vor und ich nahm mit Jacob die Beine in die Hand und verschwand im Lager. Als ich ihn, nach Luft ringend, fragte was das sollte, antwortete er mir auf Latein: Carpe diem. Wie bitte? Ein Soldat der Latein kann? Ich habe wahrscheinlich nicht schlecht geguckt und so kamen wir ins Gespräch. Jacob war bei Mönchen aufgewachsen, nachdem seine Eltern ihn als Baby ins Kloster gegeben hatten und beherrschte sowohl Deutsch, als auch Italienisch und Latein. Für mich erschien er damals wie ein Gelehrter, auch wenn ich ihm in meiner jugendlichen Einfalt deutlich zu verstehen gab, was ich von einem Mönch der das Kloster verlässt und anderer Leute Frauen entehrt hielt. Nach einer zünftigen Schlägerei lagen wir uns dann aber wieder lachend in den Armen und er lud mich auf ein Bier ein, was ich gerne annahm. Ja, die Jugend. Man ereifert sich schnell, vergisst und verzeiht aber genauso schnell wieder.

Schließlich streckte die ausgehungerte Besatzung von Aleppo die Waffen und wir ließen sie ziehen, bei dem Ehrenwort das sie die Waffen nicht wieder gegen uns erhebt. So fiel Alleppo kampflos an die Kreuzfahrer und somit wieder an die Christenheit im Jahre des Herrn 1103. Ja, damals erschien mir der Krieg garnicht so schlimm und ich verstand nicht, warum meine Eltern solche Angst davor gehabt hatten. Doch wenige Monate später wurde mir die grausame Realität des Heilligen Landes in aller Deutlichkeit nochmals vor Augen geführt, in einer Form, die das Massaker an Aleppos Christen weit in den Schatten stellte, das ich so schnell vergessen hatte...

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Re: [AAR] Deus lo vult

Beitragvon Tiberianus » 5. September 2011 17:07

Verzeiht Bruder... ich war abgelenkt. Das da unten im Hof sind die neuen Knappen, oder? Ah, ok, hoffentlich werden es bald tapfere Krieger des Herrn. Ich weiß noch, in den ersten Monaten in Aleppo...

beobachtete ich immer gespannt das Training der Knappen. Ein ganzes Regiment war aus den edlen Söhnen Edessas aufgestellt worden und trainierte nun vor dem Bergfried Aleppos, der gerade im Ausbau befindlich war. Ich bewunderte die hervorragende Schmiedekunst mit der ihre Rüstungen und Waffen geformt worden waren und wurde mir meiner schäbigen Aufmachung, ein weißes Hemd mit dem aufgesticktem Kreuz und eine Hose, wieder einmal überdeutlich bewusst. Meist störte mich dann Jacob wenn ich den Knappen zusah. Er meinte dann immer, das wir mehr Mumm hätten als die ganze Einheit, da wir schließlich die waren die im Feldheer dienten und nicht diese Burschen aus reichem Hause. Ich nickte dann meist, wusste doch jeder im ganzen Heer das diese gestriegelten Kinder nur zum Garnisionsdienst in Aleppo eingesetzt werden würden.

Dannt, im ersten Monat nach der Eroberung, rief Prinz Guy uns zu einem gemeinsamenen Gottesdienst zusammen. Soviele waren wir, dass der gesamte Hof ausgefüllt war und alle sanken auf die Knie als Guy zusammen mit dem Bischof Edessas aus dem Bergfried trat. Wie ein Mann klopften wir uns gegen die Brust und jubelten dem zukünftigem König zu, der uns hier unbeschadet zum Sieg geführt hatte, doch ehe wir lange Jubeln konnte, hob der Bischof etwas über seinen Kopf das uns förmlich abwürgte. Es war ein einfacher Becher und doch ging von ihm eine Macht aus die uns allen klar machte, mit was wir es hier zu tun hatten. Jenes Trinkgefäß das das Blute Jesu auffing und das er beim letzten Abendmahl nutzte. Jeder Kreuzfahrer kannte die Legende und wir konnten es nicht fassen den Heilligen Gral vor uns zu sehen. Schließlich begann ein Mann im Heer zu beten, weitere fielen ein und schließlich hallte Aleppo und die umgebende Wüste vom Vaterunser aus über 25.000 Kehlen
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Zahl der Männer im Spiel, + eine Tausenderstelle
wieder. Die Szene ergriff jeden, so das sich neben die Soldaten auch noch alle Knechte, Mägde und Bediensteten der Feste gesellten und in das Gebet einstiegen. Wenn an diesem Tag Gott uns nicht erhört hat, dann ist er taub für unsere Gebete.

Nach dem bewegendem Gebet erteilte dann Guy ruhig seine Anweisungen. Er wirkte beherrscht wie immer, während selbst die härtesten Soldaten vor Rührung Tränen in den Augen hatten. Seine naturgegebene Autorität machte uns schnell Beine und so stand das gesamte Heer bereits einen tag später vollständig abmarschbereit vor dem Tor, das Große Kreuz an der Spitze. Als letzter kam der Bischof. Er hielt vorne eine Ansprache, aber ich verstand nichts da er französisch sprach, wie die meisten Kreuzfahrer, später erfuhr ich das er uns Mut gemacht und das Heer gesegnet hatte. Also marschierten wir mit dem Segen des Bischofs los in Richtung eines unbekannten Ziels. Ich war zwar jung damals, aber nicht blöd. Ich erkannte den Weg bereits nach wenigen Wochen Marsch. Es ging nach Antiochia und ein Schauer lief mir über den Rücken, galt doch Jalal al Rashid, Befehlshaber der Streitmächte Antiochias als der Mann mit der stärksten Streitmacht des Nahen Ostens.

Je näher wir der Stadt kamen, desto unruhiger wurde das Heer und die Spannung war kaum noch zu ertragen, als wir Antiochias Mauern erreichten und einen Belagerungsring errichteten. Bleischwer, wie das Grabtuch Jesu, legte sich Erwartung über uns. Unsere Spione in der Stadt berichteten bald das nur Fürst Khalil mit einer starken Garnision den Ort hielt. Das hieß nichts Gutes, denn es bedeutete das wir ein gewaltiges, kampferprobtes Heer unter einem genialem Anführer in unserem Rücken hatten und wir jede Sekunde zwischen Jalals Truppen und den majestätischen Mauern Antiochias zerrieben werden konnten...

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Re: [AAR] Deus lo vult

Beitragvon Tiberianus » 5. September 2011 20:17

Antiochia. Fürstentum in Outremer. Bastion des Islams gegen das Fürstentum Edessa. Heimat der berühmten Hasham Elitegarde und Jalal al Rashid, des Löwen von Adana. Al Rashid ist eine der missverstandesten Persönlichkeiten unserer Zeit. Er war kein grausamer Anführer und kein Idiot wie er in letzter Zeit immer häufiger genannt wird. Im Gegenteil. Jalal war einer der charismatischsten und brilliantesten Anführer seiner Zeit, in einer Linie mit Baldwin von Edessa und Guy von Edessa. Und das wusste damals jeder im Feldlager vor Antiochia und es trug nicht zu unserer Beruhigung das er nun in unserem Rücken stand. Auch Prinz Guy erkannte das und heuerte eine Einheit unabhängiger Kreuzritter, die nahe Antiochia lagerte, an, die einen normalen Lagerbetrieb vortäuschten und so die Garnision unter Fürst Khalil von Antiochia in der Stadt festhalten.

Nachdem diese Vorsichtsmaßnahme getroffen war, marschierte das Heer und mit ihm auch ich gen Süden und stellte das Heer unter Jalal zum Kampf. Die erfahrenen Soldaten fürchteten sich, hatten sie doch Gerüchte gehört, nachdenen unser Feind, neben türkischen Bogenschützen zu Fuß und Pferd, auch von der berüchtigten, schwergepanzerten Hasham Garde Antiochias begleitet wurde, sowie einer Gesandtschaft des Herrn vom Berg, bestehend aus 120 Assasinen, Meuchelmördern, die nichtmal auf dem Schlachtfeld Ehre einhalten würden.

Prinz Guy ordnete seine Hauptstreitmacht in drei Treffen an, in erster Reihe vier Regimenter Armbrustschützen, dahinter in Schlachtreihe acht Regimenter Speerkämpfer, an der rechten Flanke die Ritter. Hinter den Linien, auf einer Erhöhung thronte das gewaltige Kreuz und dort hielt sich auch Guy auf. Im Gegensatz zu den meisten anderen Fürsten Europas hielt er nichts davon seine Ehre im Kampf zu suchen. Ihm war es wichtiger die Schlachten zu gewinnen und deswegen legte er hohen Wert auf einen guten Überblick. Ich selbst befand mich in der Hauptkampflinie, unter den Speerkämpfern und harrte dem was da kam.

Gegen Mittag schließlich begann die Schlacht. Der Zeitpunkt war gut gewählt. Die Ritter in ihren schweren Rüstungen glühten und verdursteten halb, wir Nordeuropäer schwitzen und hechelten auch vor Hitze. Die türkische Hauptstreitmacht dagegen war diese Hitze gewöhnt und litt nur beiläufig, selbst die schwer gepanzerten Soldaten, waren sie doch trainiert darauf der Hitze zu wiederstehen...

1106, 84 Meilen Süd-Östlich von Antiochia
25.000 Franken unter Prinz Guy von Edessa, davon knapp 3.000 Beritten
27.000 Türken unter General Jalal al Rashid, davon knapp 5.000 Beritten

Ich hatte die Augen geschlossen und murmelte leise das Gebet das der Priester der vor den Linien auf und abschritt vortrug. Es war ein einfaches, leicht zu rezitierendes Gebet, damit selbst die einfachsten von uns es verstanden. Der Priester beendete es mit den Worten:
"GOTT IST MIT EUCH! DEUS LO VULT! AMEN!"
Wie ein Mann antwortet ihm das Heer daraufhin:
"AMEN!"
Kurz rollte das Amen über die kleine Ebene und über die muslimischen Truppen, die mit einem gewaltigen "Allah u Agbar" beantworteten. Rasch bekreuzigte sich das gesamte Heer, man hörte dabei Kettenhemden und Waffen klirren, dann erhoben wir uns alle von unseren Knien. Die Ritter bestiegen ihre Rösser und die Armbrustschützen spannten ihre Waffen, alles in allem ein gewaltiger Lärm, untermalt von dem Trampeln tausender Hufe und Füße, das die anstürmenden türkischen Bogenschützen ankündigte. Beunruhigt über die Massen an Staub die von den Reitern aufgewirbelt wurden, sandte ich nochmals ein schnelles Stoßgebet gen Himmel und drückte meinen Speer fester. Jacob, der neben mir stand bemerkte das: "Ganz ruhig mein Freund, du hast den Pfaffen gehört... Gott ist mit uns" "Du kannst mich mal Jacob", presste ich knapp hervor, als ein Hornsignal von der Stellung des Prinzen herüberhallte und noch während des Echos von dem Klacken hunderter Armbrüste und Sirren der Bolzen übertönt zu werden, die den Tod zwischen die Sarazenen trug, Pferde wieherten und Schreie der verletzten und sterbenden Feinde drang zu uns herüber, dazwischen aber noch ein Geräusch...
"SCHILDE!"
Ohne zu überlegen riss ich mein Schild hoch, doch die Warnung war fast zu spät. Schreiend stürzten Armbrustschützen und Speerträger nieder, durchbohrt von Pfeilen, ich selbst spürte zwei Schauer die durch das Schild liefen als es getroffen wurde, dann der nächste Schrei:
"SPERRWAND BILDEN! POSITION HALTEN!"
Alle unverletzten Soldaten ließen ihre Schilde sinken und hielten sie sich vor den Körper, aus dem sich bildenden Wall wurden dann direkt die Speere geschoben, so das ich Teil einer gewaltigen Wand wurde, die sich vor den anstürmenden Sarazenen bildete. Doch leider war der Befehl zu früh gekommen, so dass die teuflichen Pfeile der Reiter der Türken enorme Lücken in den Wall rissen, in die dann direkt türkische Nahkämpfer eindrangen. Dann war er da. Der Moment vor dem ich mich gefürchtet hatte. Ein bärtiger Mann, schwergepanzert stand vor mir und rammte seinen Streitkolben voller Wucht auf meinen Schild, so das ich dachte mein Arm müsse zersplittern. Schreiend ging ich zu Boden, doch mein Überlebensinstinkt erwachte auch, so das ich ohne nachzudenken in Richtung des Feindes stieß, bis der Speer schließlich auf Wiederstand traf und diesen brach. Verdutzt blinzelte ich und sah zu dem Hasham, der verwirrt den Speer betrachtete der in seiner Brust steckte. Ich hatte meinen ersten Mann getötet. Doch keine Zeit nachzudenken, schnell packte ich die Waffe des Hashams, da mein Speer zersplitter war und musste mich erstmal gewaltig anstrengen sie anzuheben. Als ich mich an das Gewicht dann aber gewöhnt hatte, fiel es mir leicht Schläge in alle Richtungen auszuteilen und dass sich irgendwann der Kopf der Waffe rot färbte, zeigte mir an das ich getroffen hatte. Doch auch ich musste meinen Teil an Verletzungen ertragen, kleine Stiche und Schnitte, aber insgesamt nichts gefährliches.

Dann war er auf einmal da. Ein Ritter unserer Streitmacht und binnen Sekunden hatte ich keinen Feindkontakt mehr. Verwirrt sah ich mich um und beobachtete dann wie die schweren Ritter die Schlachtlinie der Türken einfach aufrollten. Irgendwo in diesem Getümmel wurde schließlich auch Jalal zu Brei getrampelt, ob von seinen fliehenden Männern, oder von den Rittern konnte man nicht mehr erkennen. In dieser letzten Phase der Schlacht, die für uns schon gewonnen war, wurde Herr Günther von Grabo vom Pferd gezogen und von wütenden und verzweifelten Türken umstellt. Noch ehe ich einen klaren Gedanken fassen konnte, sprang ich hinzu und verteidigte den gefallenen Ritter solange, bis er auf war und mit schnellen Streichen die Sarazenen niedermachte. Keuchend stand ich nun, ein Mann von 22 Jahren, keuchend und mit Blut beschmiert vor dem strahlendem Ritter und konnte nichts sagen, das übernahm dann auch Grabo: "Ihr seid sehr mutig Soldat... nicht jeder hätte Assasinen so angegriffen und aufhalten können" Sofort erblechte ich. Assasinen? Ich dachte das waren Bauern. Aber das musste ich ihm ja nicht sagen: "Ich sah Euch fallen Herr und wollte Euch um jeden Preis retten" "Du bist ein braver Mann, wie heißt du?" "Dietrich, mein Herr" "Ich erwarte dich nach dem Sieg in meinem Zelt Dietrich..."

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Re: [AAR] Deus lo vult

Beitragvon Tiberianus » 11. September 2011 11:28

Gib mir bitte einen Schluck Wein Bruder... Danke. Ah, ja... ein Burgunder, richtig? Wusste ich es doch. Was? Du meinst ich solle keinen Wein trinken? Ich bin jetzt 78 Jahre alt, älter als du jemals sein wirst und du willst mir Wein verbieten mein Sohn? Was sagst du? Ja, ich nehme deine Entschuldigung an, aber nun hab ich den Faden verloren, wo war ich? Achja, bei Grado...

Nun. Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich ging, nachdem wir die tausenden Gefangenen zusammengetrieben hatten, direkt zu seinem Zelt und verneigte mich ehrfürchtig vor ihm, worauf er mir ohne Umschweife hochhalf. Er fragte mich nach meiner Familie und wo ich herkäme. Ich antwortete ihm wahrheitsgetreu. Mein Vater hieß Helmut und lebte mit seiner Frau Ingrid im kleinen Dorf Aach in Schwaben, es war inzwischen von einem Raubritter vollständig vernichtet worden, aber das wusste ich nicht. Ich hatte drei Brüder und zwei Schwestern. Mein Vater war nur ein einfacher Knecht auf dem Gut des Großbauern, so das wir oft Hunger litten, der zwei meiner Brüder das Leben kostete. Ich erzählte ihm auch das ich mich sehr jung schon ins Heillige Land durchgeschlagen hatte, ohne Geld und Besitztümer. Meine Geschichte beeindruckte den Ritter sehr und er bot mir an von jetzt sein Begleiter zu sein. Ich stimmte ihm natürlich sofort zu, war er doch einer der berühmtesten Ritter im Lager.

Als wir schließlich am nächsten Tag wieder zurück nach Antiochia marschierten, hielt ich mein Wort und marschierte neben dem Pferd des Ritters und wir unterhielten uns über unsere Erfahrungen im Heilligen Land und über Antiochia. Wir waren uns sehr ähnlich, was mich überraschte, hatte ich doch bisher Ritter immer als gepanzerte Heillige betrachtet. Damals hatte ich aber ehrlicherweise auch noch kaum Erfahrung mit ihnen gemacht. So ging es einige Stunden, bis das Heer verdreckt, erschöpft und durstig vor Antiochia eintraf. Sofort wurde Grado als Unterhändler zu den Mauern entsandt. Ich war sehr stolz, als er mich mitnahm und so traf ich das erste Mal Fürst Khalil von Antiochia, ein hochnäsiger und sehr eingebildeter Mann. Er war von Gott mit einem sehr edlem Gesicht gesegnet worden und trug eine perfekt gearbeitete Rüstung der Hasham Garde. Seine Bildung, sowie sein hervorragendes Spionagenetzwerk, war leicht zu erkennen, als er Grado sofort erkannte und auf Deutsch ansprach. Er hatte ein überlegenes Lächeln auf dem Gesicht, hatte er doch noch keine Nachricht vom Untergang seines Feldheers erhalten, doch es verging ihm blitzschnell als wir ihm den mitgeführten Kopf von Jalal al Rashid vor die Füße warfen und Lösegeld für tausende seiner Männer forderten. Völlig überrumpelt stimmte er zu und ließ in den nächsten Tagen ganze Wagenladungen Gold aus Antiochia in unser Lager schaffen, doch als wir die vollständige Summe hatten war noch ein Wagen übrig. Misstrauig feuerten wir Armbrustbolzen in den Wagen und näherten uns dann langsam und sehr vorsichtig. Einige Männer klettern auf den Wagen und entdeckten eine zähflüssige, schwarze Flüssigkeite, einige Männer berührten es neugierig, bis schließlich Ritter alle Soldaten vom Wagen jagten und mit ihren Knappen die Flüssigkeit musterten. Grado kam bereits kurz danach zu mir und meinte er hätte ein schlechtes Gefühl, das dann auch bestätigt wurde, als ein Feuerpfeil von Antiochia kommend herübersegelte und die Flüssigkeit blitzschnell in Brand setzte.

Es kam zu einer gewaltigen Verpuffung, jene die in der Flüssigkeit standen, oder sie berührt hatten standen in Windeseile in Flammen und fielen schreiend vom Wagen. Wild umherschlagende, brennende Gestalten rannten in der Flüssigkeit umher und verspritzen sie in alle Richtungen, wo sie brennend an Rüstung und Haut kleben blieb und weiteren Schaden anrichtete. Erste Zelte fingen Feuer als Flüssigkeit sie traf und mit dem Wind verteilte sich das Feuer in dem dichten Lager. Gleichzeitig unternahm nun die Garnision von Antiochia einen Ausfall und stieß mitten in das vom flüssigen Feuer angerichtete Chaos...

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Re: [AAR] Deus lo vult

Beitragvon Tiberianus » 12. September 2011 19:39

Wir begannen mit den Löscharbeiten, die praktisch keine Wirkung zeigten. Egal wieviel Wasser wir über die Flammen schütteten, sie erloschen nicht und dann riss uns die erste Pfeilsalve der türkischen Bogenschützen aus unseren Arbeiten und viele auch aus dem Leben. Grado hatte sich inzwischen gefangen und formierte eine Abwehrfront, während sich das Feuer hinter uns durch das Lager fraß und immer weiter ausbreitete, ohne das eine Hand da gewesen wäre die es löschte. Ohne von uns bemerkt zu werden hatte sich die Garnision Antiochias vor den Toren formiert und marschierte nun in geschlossener Formation auf uns zu. Die Sonne spiegelte sich auf den guten Rüstungen und Schilden und etliche Banner flatterten im leichten Wind, während wir völlig verdreckt und verrußt, mit unserem brennendem lager im Rücken wahrscheinlich aussahen als kämen wir direkt aus der Hölle.

Schnell war die Luft von den Geräuschen der prasselnden Flammen, dem Knacken von brechendem Holz, dem Sirren von Pfeilen und Klacken von Bolzen erfüllt. Diese Hintergrundgeräusche wurden dann ergänzt von stürmenden Füßen und Hufen, den Kriegsschreien beider Parteien und dem Stöhnen der Verwundeten. Dann brandeten die Muslime gegen unsere inzwischen formierte Schlachtlinie, versuchten sie zu durchbrechen und... blieben stecken. Die Wucht des Angriffes verpuffte in unseren tiefgestaffelten Einheiten fast wirkungslos , mehr noch, sahen sich die Angriffsspitzen der Hashams nun doch von drei Seiten attackiert, während von hinten leichtere Infanterie nachdrückte. Dies schien auch Khalil von Antiochia zu bemerken, rief er doch nach wenigen Minuten Kampf schon zum Rückzug, woraufhin sich die Kämpfer von uns lösten und unter stetem Armbrustbeschuss, verfolgt von Berittenen zu den Toren flüchteten. Doch nun kam der größte Trumpf Guys zum tragen. Unser Spion in der Stadt... die Tore blieben verschlossen für die Flüchtenden und ohne Gnade metzelten unsere Ritter die gesamte Garnision nieder. Die wenigen Reste der einst stolzen Streitmacht streckten bereits einen Tag später die Waffen und öffneten die Tore. Ein Fehler.

Unser Lager war durch Verrat vernichtet. Viele Kämpfer hatten in der Kälte der Nacht ihr Leben verloren und noch mehr durch die Schwerter aus Antiochias Schmieden. Der Zorn brodelte in uns allen und als die Tore der reichen Stadt offen vor uns lagen, stürmten wir. Die letzten Kämpfer wurden am Tor ohne Gnade niedergemetzelt, nachdem sie bereits ihre Waffen gestreckt hatten. Innerhalb weniger Stunden wand sich die stolze Metropole am Orontes im Todeskampf. Schreie erfüllten die Straßen, In eingien Gassen stand einem das Blut bis zu den Knöcheln und Ratten zeigten sich am hellen Tage um, zusammen mit den streunenden Hunden der Stadt, von den Körpern der Erschlagenen zu zehren. Ob Frau oder Mann, Knabe oder Greis, ohne Unterschied wurde alles niedergemacht was sich uns in den Weg stellte. Überall in der Stadt wurde geplündert.

Doch eines der größten Verbrechen wurde uns erst durch den Koran ermöglicht. Es war Freitag und viele Muslime beteten gerade in Moscheen, die nun in Flammen aufgingen. Fliehende Menschen wurden mit Armbrustbolzen getötet, oder mit Schwertern und Äxten erschlagen. Dummerweise kümmerten sich unsere Männer mehr darum das kein Moslem entkam, als um den Brandschutz, so das bereits 3 Stunden nach dem die Tore geöffnet worden waren eine Feuersbrunst in der halben Stadt wütete. Nun kamen wir endlich zur Besinnung, bedeckt mit dem Blute tausender Unschuldiger, und machten uns daran das Feuer unter Kontrolle zu kriegen und seine Ausbreitung zu verhindern, ein Kampf der uns bis spät in der Nacht beschäftigte und erst am nächsten Morgen konnten wir mit bleiernen Gliedern eine Unterkunft im verschonten Teil der Stadt suchen, mussten aber darauf achten nicht über Leichen zu stolpern. Am Samstag, dem 14. September 1106 lag halb Antiochia in Schutt und Asche, die andere Hälfte war ihrer Herrlichkeit beraubt und Leichen pflasterten die Straßen. Antiochia, die Perle des Ostens, hatte praktisch aufgehört in dieser Form zu existieren, gefällt von Schwerten, Beilen und Speeren der Kreuzritter. In Europa wurde der Fall der Stadt mit Gottestdiensten gefeiert, doch ich liege heute noch wach und sehe die sterbende Stadt vor meinem inneren Auge, von Blut und Flammen verzehrt...

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Re: [AAR] Deus lo vult

Beitragvon Tiberianus » 13. September 2011 18:31

Wir lagerten ein halbes Jahr in Antiochia, bis Mitte 1107. In dieser Zeit wurden unsere Kräfte umgruppiert und Einheiten wieder aufgefüllt die schwere Verluste in den Schlachten des vergangenen Jahres erlitten hatten. Während wir reuevoll beim Aufbau der Stadt halfen, erreichte uns die Nachricht das Geoffrey von York mit knapp 8.000 Rittern auf Zypern gelandet sei und eine Feste an der Westküste der Insel unter Belagerung stellte, während gleichzeitig Anselm von Schwaben ein großes Kreuzfahrerheer an Konstantinopel vorbei gen Süden führte.

Aus Dankbarkeit für diese Unterstützung durch den Papst hielten wir sofort einen Dankesgottesdienst in den Trümmern ab, geleitet vom neuen Bischof von Antiochia, einem jungen Priester der das Heer seit Aleppo begleitet hatte. Am nächsten Tag zogen alle Einheiten, bis auf ein paar klägliche Reste, aus der Stadt ab, gen Süden... gen Jerusalem.

Ich muss ja nicht extra betonen welche Erwartungen uns erfüllten, besonders jene die das Heer bereits seit 1090 begleiteten. Wir dachten damals das es jetzt ein Kinderspiel wäre, einfach immer weiter nach Süden, bis wir vor den Toren der Heilligen Stadt stünden, diese dann schnell gestürmt und unser Platz im Königreich des Himmels an der Seite Jesu wäre uns sicher. Ganz abgesehen von der nicht minder wertvollen Dankbarkeit der christlichen Frauen in der Heimat und in Jerusalem...

Doch diese Hoffnungen verflogen bald, vertrieben von der erbarmungslosen Realität des Berglandes zwischen Antiochia und Tripolis. Tag für Tag marschierten wir unter der sengenden Sonne durch Landschaften, kahler als jede andere. Selbst die wenigen Alpenbewohner die uns begleiteten meinten sie hätten nie eine trostlosere Gegend gesehen, dass kann ich übrigens bestätigen, die Alpen sind ein freundlich aussehendes Gebirge, zumindest im Sommer. Und doch, der Wille Jerusalem von den ungläubigen Barbaren zurück zu fordern, von eben jenen Heiden die Ostrom im Ansturm zerschmettert hatten und Andalusien fest umklammert hielten, jene die auf die Heilligtümer der Christenheit spuckten und frommen Pilgern den Zugang verwehrten, trieb uns immer weiter voran. Naja und die Tatsache das Gerüchte über viele Gebäude in Jerusalem die Dächer aus Gold haben sollten in unseren Reihen wanderten war sicher auch nicht abträglich um unsere Moral zu untergraben. Besonders die ursprünglichen Kreuzritter wussten inzwischen das es im Heilligen Land nur zweitrangig um Religion ging, viel mehr um handfeste machtpolitische und wirtschaftliche Interessen, was aber keinen abhielt sich dem Heer anzuschließen und bei ihm zu bleiben. Ach Bruder, schau mich nicht so an, ich spreche nur die Wahrheit, auch wenn ich damals wenn die Veteranen diese Gedanken aussprachen genauso vorwurfsvoll geguckt habe wie du. Wie konnte man denn so etwas nur von den tapferen Heerführern Christi behaupten?

Nunja, weiter, wir marschierten also rasch südlich, bis wir schließlich bei einer kleinen Holzburg nördlich von Tripolis auf ein sarazenisches Heer trafen, unter dem Kommando von Prinz Orhan von Tripolis, dem tief religiösem Erben von Tripolis. Die Burg war von seinem Vater errichtet worden um einen Handstreich gegen die Stadt unmöglich zu machen, doch Orhan hatte sie nun zu einem Heereslager für seinen Dschihad gegen alle christlichen Besitzungen im Heilligen Land gemacht und versammelte dort tausende Muselmanen, voll religiösem Eifer.

Und so kam es schließlich im Mai 1108 zum Ringen zwischen christlichen und muslimischen Fanatikern, wenige Kilometer von hier entfernt. Wie? Achja, natürlich, die Burg des Fürsten von Tripolis ist diese hier, in der wir uns jetzt befinden, der Krak de Chevalier

1108, 8 Kilometer Südlich des Krak de Chevalier
22.000 Franken unter Guy von Edessa, davon 3.000 Beritten
18.000 Türken unter Orhan von Tripolis, davon 1.800 Beritten

Orhan war ein Idiot, das sah man schon an seinen Truppen, eine wilde Mischung aus den Milizen von Tripolis, einigen türkischen Bogenschützen, beritten und zu Fuß und einem gewaltigem Haufen in Kutten gekleideter, oder halbnackter Muslime. Ohne Sinn und Verstand stürmte er durch eine kleine Ebene unsere erhöhten Stellungen. Ich glaube Orhan war sogar einer der ersten an diesem Tage der getötet wurde. Vermutlich von einem Armbrustbolzen. Der Rest war ein Kinderspiel, während unsere Speerträger die Infanterie fesselten, warfen die schweren Ritter die muslimische Kavallerie und die Bogenschützen vom Feld und zermalmten dann die Infanterie. Nur wenige entkamen, nur wenige wehrten sich. Doch diese paar hätten fast gereicht um uns einen schweren Schlag zu versetzen. Völlig selbstvergessen sprenge Guy von Edessa genau in eine kleine Gruppe Speerträger, während seine Leibwache mit einer anderen Gruppe beschätigt war. Und wieder war das Glück mir hold, denn ich stand nah genug um rechtzeitig zwischen den Prinzen und die drohenden Speere zu springen und ihn zu unterstützen bis seine Leibwache die Angreifer niedermachte. Dies sollte dann entgültig den Stein ins Rollen bringen der mir, einem armen Bauernsohn aus Schwaben, schließlich diese Feste verschaffte...