[HoI II AAR] The guilty have no pride

AARs zum Zeitpunkte der beiden Weltkriege

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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 10. September 2013 22:22

Weseruebung II

    C) Durchfuehrung

    Aufgrund der geaenderten Ausgangslage zum Beginn des Unternehmens Weseruebung am 16. Maerz 1940 (Wesertag), gehen wir vor der eigentlichen operativen Durchfuehrung noch einmal auf die reale Gliederung der Kraefte ein.

    Am Wesertag sind fuer die Weseruebung folgende Verbaende Einsatzbereit:

    Heer:
      8. Korps HG Sued (Cochenhausen)
        22. Infanterie-Division
        23. Infanterie-Division
        24. Infanterie-Division
      9. Korps HG Sued (Heitz)
        19. Infanterie-Division (Heitz)
        20. Infanterie-Division (Hilpert)
        21. Infanterie-Division (Volkmann)
      Marine:
        1. Marine-Sturm-Division (Dielt)
        3. Marine-Sturm-Division (Braeuer)
      Militaerische Transporterflotille (Reader)
        1. Transportgeschwader
        2. Transportgeschwader
        3. Transportgeschwader
        4. Transportgeschwader
      Luftwaffe:
        I. Fliegerkorps (Transportgeschwader) (Somme)
        1. Fallschirmjaeger-Division (Schoerner)
    Das Hauptquartier „2. Armee“ und das 7. Korps HG Sued sind fuer das Unternehmen nicht verfuegbar, da Mitte Februar an die Heeresgruppe Sued nach Frankreich abgeben.
    Die 2. Marine-Sturm-Division ist ebenfalls an den westlichen Kriegsschauplatz abgegeben und untersteht der Heeresgruppe West.
    Das VII. Fliegerkorps hat seine Aufstellung abgeschlossen, ist zum Start des Unternehmens Weseruebung allerdings in Klagenfurt stationiert. Ein Einsatz im norddeutschen/skandinavischen Raum schließt sich somit aus.
    Das 6. Abfangjaegerkorps ist noch in Ausruestung und Aufstellung begriffen und nicht vor dem 17. April verfuegbar. Von einer Einsatzbereitschaft wird nicht vor Anfang Mai ausgegangen.
    Da die Luftdeckung durch das 6. Abfangjaegerkorps aber existenziell fuer dass gelingen des Unternehmens Weseruebung in der Planung war, wurde von Seiten der Kriegsmarine davon ausgegangen, das ein Unternehmen Weseruebung nicht vor dem 17. April, eher ab dem 1. Mai stattfinden koenne. Diese Rueckschluesse fuehrten dazu das die Kriegsmarine sich zum Zeitpunkt des Wesertages noch im Hafen von Koenigsberg befand.
    Die Aufstellung der militaerischen Transporterflotille ist ebenso nicht abgeschlossen. Es stehen aber die Transportschiffe in Rostock zusammen mit den verbliebenen Marine-Sturm-Divisionen bereit.


    Verlauf:
      16. Maerz 1940: Am Vortage wurde durch die Abwehr gemeldet, das in Edinburgh Truppen mit dem Ziel Narvik eingeschifft werden. Daher laeuft auf Weisung des OKW, und in Abstimmung mit der Reichsregierung, die 1. Waserphase an.

      Die 1. Fallschirmjaegerdivision machte sich bereits in der Nacht bereit und wurde mit Beginn der Daemmerung vom I. Fliegerkorps ueber Seeland abgesetzt. Ziel dieser Luftlandung ist es, noch am selben Tage die Kuestenbatterien am Oeresund zu nehmen und somit die Durchfahrt von der Nord- in die Ostsee zu sperren. Nach den letzten vorliegenden Aufklaerungsberichten wurde mit Widerstand in Divisionsstaerke gerechnet. Tatsaechlich wurde nach der Landung, mit Beginn des Angriffes auf die Kuestenbatterien sowie wichtiger Ortschaften, bald festgestellt, das mindestens eine weitere daenische Division sich im Einsatzgebiet befand. Da diese in die Kaempfe um Seeland eingriff, konnten die Fallschirmjaeger keinen Angriffsschwerpunkt bei den Kuestenbatterien bilden.
      Statt dessen gingen die Fallschirmjaeger zur Verteidigung ueber. Aufgrund der Luftlandung konnte keine einheitliche Verteidigungslinie gebildet werden. An den verstreuten Absetzpunkten bildeten sich verschiedene kleinere und groeßere „Igelstellungen“.
      Aufgrund dieser negativen Situation kam vom Divisionsgefechtsstand der 1. Fallschirmjaegerdivision die Bitte um rasche Verstaerkung ihrer Position.

      Das 8. Korps unter Generalleutnant Cochenhausen konnte ihrerseits den notwendigen Entsatzangriff nicht starten, da nach dem starrem Gefuege des Operationsplanes ein Eingreifen des 8. Korps nur unter verschiedenen Vorbedingungen bzw. auf Anweisung durch das Hauptquartier der 2. Armee vorgesehen worden war.
      Vorbedingungen:
        1. Die Kriegsmarine patroulliert in der Fehmarn Belt um ein Eingreifen der daenischen Flotte zu unterbinden.
        2. Das 7. Korps unter Hammerstein-Equord stoest ueber Schleswig nach Juetland vor.

      Um dennoch die dringend benoetigte Hilfe zu leisten, liefen die 1. und 3. Marine-Sturm-Division aus Rostock aus. Auf eine Deckung durch die Kriegsmarine wurde verzichtet.
      Ohne weitere Abstimmung mit dem Stab der 1. Fallschirmjaegerdivision wurden Seelandungen an zwei verschiedenen Punkten Seelands durchgefuehrt. Das daenische Heer riegelte mittels seiner Reserven die Landezonen ab. Trotz heftiger Kaempfe an den Landezonen fiel die Entlastung der 1. Fallschirmjaegerdivision sehr gering aus.

      17. Maerz 1940: Die Kriegsmarine erreicht Kiel im Morgengrauen und nimmt dringend benoetigte Vorraete sowie Sprengmunition fuer die großkalibrigen Geschuetze der Linienschiffe an Bord.
      Der Kampf um Seeland geht derweil auf dem Boden mit unverminderter Haerte weiter. Die handstreichartige Wegnahme Seelands und die Sperrung des Oeresunds sind gescheitert.
      Erst am Nachmittag greift die Kriegsmarine mit den Linienschiffen in die Kaempfe ein und beginnt erste Kuestenziele zu beschießen.
      Das 8. Korps bereitet sich in den Abendstunden auf den Uebergang des Fehmarnbelts vor.

      18. Maerz 1940: Mit Tagesanbruch landet das 8. Korps auf der Insel Lolland suedlich von Seeland und stoest, mit Unterstuetzung durch die Kriegsmarine schnell nach Norden vor.
      Das 9. Korps an der deutsch-daenischen Grenze uebernimmt, zusaetzlich zu ihren eigenen, die Aufgabe des (nicht vorhandenen) 7. Korps. Nach Umgliederung der Befehlsstruktur geht die 19. Infanterie-Division schnell ueber die Grenze nach Norden vor. Es wird kein nennenswerter Widerstand geleistet.

      In den spaeten Abendstunden ist der daenische Widerstand in Lolland und Seeland gebrochen. Dieser Erfolg kann aber nicht dareuber hinweg taeuschen dass, es sich hierbei um einen Phyrrussieg handelt. Die wichtigsten Verbaende fuer die weiteren Weserphasen sind abgekaempft und leiden unter hohen Ausfaellen.
      Ein gleitender Uebergang in die naechste Weserphase ist nicht moeglich.

      Als weiterer Punkt ist anzumerken, dass das Auslaufen der daenischen Flotte nicht verhindert werden konnte. Diese hat sich reichtzeitig ueber den Oeresund nach Norden absetzen koennen.
      19. Maerz 1940: In der Hoffnung die daenische Flotte doch noch zu einem Kampf stellen zu koennen, durchquerte die Kriegsmarine noch in der Nacht den Oeresund und laeuft mit noerdlichem Kurs weiter. Gegen Abend wird im Skaggerak tatsaechlich ein Flottenverband gesichtet. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um den daenischen, sondern um einen norwegischen Flottenverband mit suedlichem Kurs. Gemaess dem operativen Gedanken einer friedlichen Besetzungs Skandinaviens versuchte man Kontakt zu den norwegischen Schiffen aufzunehmen und gab mittels Funk-, Flaggen- und Lichtsignalen den norwegischen Schiffen die Aufforderung zur Kapitulation. Tatsaechlich verlangsamte der norwegische Flottenverband, bestehend aus den Kuestenpanzerschiffen Esivold, Norge und zwei Zerstoerern, die Geschwindigkeit. Nachdem sich beide Verbaende bis auf 8 km genaehert hatten wurde allerdings auf der Eisvold, dem Fuehrungsschiff des norwegischen Verbandes, das Flaggensignal fuer den bewaffneten Kampf gesetzt und umgehend das Feuer mit den 21 cm Geschuetzen eroeffnet.
    Bild


      Die erste Salve des norwegischen Verbandes zielte auf die Linienschiffe Schleswig-Holstein und Schlesien, lag allerdings zu kurz. Noch ehe der deutsche Verband das Feuer erwidern konnte folgte die zweite Salve von der Norge, welche aber ebenfalls zu kurz lag. Danach eroeffneten die beiden deutschen Linienschiffe das Feuer mit ihren 28 cm Geschuetzen, verfehlten aber die norwegischen Schiffe und wandten sich dann nach Backbord ab um die norwegischen Schiffe zu ueberholen und ihnen so den Rueckweg abzuschneiden. Weiterhin sollte die Distanz zwischen den Verbaenden erhoeht werden um die norwegische Schiffsartillerie wirkungslos werden zu lassen. Auf der Admiral Hipper kam dieser Befehl aufgrund eines Ausfalles an der Funkanlage nicht an, so das dieses weiterhin seinen Kurs hielt und sich dem norwegischen Verband naeherte. Die Admiral Hipper wurde so Ziel der zweiten Salve der Eisvold, welche nun wiederum zu weit lag. Dieser Fehler wurde wohl von den der Besatzung der Norge bemerkt, welche mit einiger Verzoegerung feuerte und mit zwei 21cm Granaten den Bug der Admiral Hipper traf und diesen schwer beschaedigte.
    Bild


      Aufgrund dieser Beschaedigungen fiel nun auf der Admiral Hipper die Feuerleit- und Ruderanlage aus. Damit war das Schiff nur noch bedingt Manoevrier- und Kampffaehig und konnte sich nicht aus der Feuerreichweite der norwegischen Schiffsartillerie loesen.
      Der Kapitaen der Hipper teilte dieses per Licht- und Flaggensignal dem eigenen Kampfverband mit und ließ dann seinerseits, ohne Feuerleitanlage, das Feuer eroeffnen. Hierbei erwies sich die gute Ausbildung der Schiffsbesatzung als Vorteil, so das bereits mit der zweiten Salve der Admiral Hipper die Eisvold einen Treffer Mitschiffs erhielt. Nachdem Treffer auf der Eisvold wandte sich der norwegische Verband hart nach Backbord und versuchte so nach Nordosten abzulaufen. Vizeadmiral Saalwaechter, der die Lage auf der Admiral Hipper erkannt hatte, lies den Kurs der restlichen Schiffe nach Steuerbord aendern um die Admiral Hipper zu decken. Dadurch war ein Abschneiden des Rueckweges der norwegischen Flotte nicht mehr moeglich. Ein moeglicher Verlust der Admiral Hipper haette allerdings wesentlich schwerer gewogen.
    Bild


      Das in der Folge noch andauernde Gefecht fuehrte noch zu je zwei Treffern auf der Norge und Eisvold, blieb aber wirkungslos, so das sich der norwegische Verband im Schutz der Dunkelheit absetzen konnte. Damit endete die erste Skaggerakschlacht des Krieges anhand der Versenkungen, beide Seiten keine, zwar unentschieden, aber nach Betrachtung der eingesetzten Kraefte beider Seiten mit einem taktischen Sieg der Norweger.
      Aufgrund der Beschaedigungen der Admiral Hipper musste der gesamte deutsche Verband kehrt machen und in Kopenhagen anlegen um die dringend notwendigen Reperaturen durchfuehren zu koennen. Da die Kriegsmarine weiterhin nur im vollen Verband auslaufen sollte, um bei einem moeglichen Aufeinandertreffen mit der britischen Marine wenigstens den Hauch einer Chance zu haben, bedeutete dies, dass die Transportflotillen nicht nach Norwegen auslaufen konnten. Es bestand die Gefahr das die Schiffe dieser Flottillen bei einer amphibischen Landung durch die norwegische Marine attackiert werden.
    Damit war das Unternehmen Weseruebung nach Planung und Weserphasen endgueltig gescheitert.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 16. September 2013 22:23

Weseruebung III

Nach Ankunft der Kriegsmarine in Kopenhagen wurde am Folgetag vom OKW in Zossen ein Treffen anberaumt in dem saemtliche Waffengattungen angehoert wurden. Es ging um nichts geringeres als eine Entscheidung ob das Unternehmen fortgefuehrt werden sollte oder nicht.
Hierbei kam es zu einer Reihe von Vorwuerfen die deutlich machten dass, die modernen Kommunikationsmittel eine taktische Fuehrung der Einheiten vor Ort nicht ersetzen konnten. Da das Hauptquartier „2. Armee“ nicht verfuegbar und ein kurzfristiges heraus loesen aus seinen derzeitigen Verpflichtungen weder moeglich noch Erfolg versprechend war, wurde erwogen den Fortgang des Unternehmens Weseruebung vom Ausgang des Westfeldzuges abhaengig zu machen.

Dieser Verschiebung standen allerdings mehrere triftige Gruende entgegen: die von Generalleutnant von Cochenhausen vorgebracht wurden:
    1. Die gefaehrdeten Erztransporte von Narvik, welche nur unter starker zeitlicher Verzoegerung durch Einfuhren aus der Sowjetunion ausgeglichen werden konnten.
    2. Die Ungewissheit des Ausgangs des Feldzuges im Westen wuerde das deutsche Reich auf unabsehbare Zeit von weiteren Lieferungen ueber die Nordsee abschneiden, da die Englaender die absolute Seehoheit haben.
    3. Bei einem moeglichen Fehlschlag des Feldzuges im Westen eine zweite Front existiert, ueber die das deutsche Reich bedraengt werden koennte und an der Kraefte bereit gehalten werden muessten die anderswo dringender benoetigt werden wuerden.
    4. Die daraus resultierende Gefahr eines „Umkippens“ der restlichen Skandinavischen Staaten. Ein Kriegseintritts selbiger auf Seiten der Alliierten wuerde die Ostsee endgueltig zum Kriegsschauplatz machen und unsere letzten Importrouten kappen.
    5. Eine moegliche Ueberlastung Groß Britanniens. Das britische Empire ist personell und wirtschaftlich nicht dazu in der Lage zwei Kriegsschauplaetze, Frankreich und Norwegen, effizient abzusichern. Es muss immer eine Entscheidung treffen wen es bevorzugt. Egal welche Seite das ist, an einer wuerden wir die Oberhand bekommen. Weigert sich die britische Regierung eine Seite zu bevorzugen verliert es beides.

Generalleutnant von Cochenhausen plaedierte aus genannten Gruenden dafuer das Unternehmen Weseruebung fortzufuehren ohne auf ein Ende des Westfeldzuges zu warten. Norwegen steht alleine da und ist nicht in der Lage den vorhandenen deutschen Kraeften Widerstand zu leisten, so die deutschen Kraefte koordiniert gefuehrt werden.
Nach seiner Meinung sollte die Fuehrung der Einheiten des Unternehmens Weseruebung auf einen Kommandeur des Heeres vor Ort begrenzt werden, welcher mit Vertretern der Luftwaffe und der Marine eingerahmt werden wuerde. Der Einsatz der Kraefte wird direkt vor Ort abgestimmt und die Entscheidungswege so kurz wie moeglich gehalten.
Das Kampfgruppenkonzept der Panzer- und Gebirgsjaegerverbaende sollte somit auf die Fuehrung des Unternehmens Weseruebung uebertragen werden.

Nach Anhoerung und Auswertungen aller Meinungen entschied das OKW sich dann fuer eine Fortsetzung des Unternehmens Weseruebung. Das Kommando ueber das Unternehmen wurde auf den Generalleutnant von Cochenhausen uebertragen.
Die starre Planung des Unternehmens Weseruebung wurde aufgehoben und nur die vollstaendige Besetzung Norwegens mit den vorhandenen Kraeften als Ziel belassen. Wie dies erfolgt wird durch den Oberkommandierenden des Unternehmens entschieden. Der Abschluss des Unternehmens sollte spaetestens bis zum 1. Mai erfolgen.
Generalleutnant von Cochenhausen gab daher das Kommando ueber das 8. Korps ab und erweiterte den Fuehrungsstab der 3. Marine-Sturm-Division zum neuen Kopf des Unternehmens Weseruebung. In der Folge wuerden erst einmal die abgekaempften Divisionen die, die Hauptlast der Kaempfe bisher zu tragen gehabt hatten, aufgefrischt und die notwendige Kommunikation mit den Heeresteilen Luftwaffe und Marine hergestellt.
Bis zur Fortsetzung der Kampfhandlungen kam es nur noch in der Luft zu einigen Scharmuetzeln mit dem 4. Abfangjaegerkorps dass, die Deckung Daenemarks bis zur Einsatzbereitschaft des 6. Abfangjaegerkorps uebernommen hatte.

    12. April 1940: Mach Kapitulation der daenischen Regierung am 22. Maerz waren alle Vorbereitungen fuer den Angriff auf Norwegen getroffen. Noch in der Nacht lief die Kriegsmarine aus Kopenhagen mit dem Skaggerak als Ziel aus. Vier Stunden danach folgten dann die 1. und 3. Marine Sturmdivision, eingebettet in der Transporterflottille und folgten der Kriegsmarine auf ihrem Weg nach Norden.

    14. April 1940: In den Abendstunden formiert sich die Kriegsmarine vor dem Oslofjord um. Die Linienschiffe Schleswig Holstein und Schlesien naehern sich der Seefestung Oscarsborg, waehrend die restlichen Schiffe den Seeweg nach Oslo abriegeln. Die Transporterflottille bewegt sich im Schutze der Linienschiffe auf den Oslofjord zu. Ziel der Landungen sind die Ortschaften Moss und Holmestrand von denen ein schnelles Vorgehen auf Oslo moeglich ist.

    15. April 1940: Mit Tagesanbruch kreiste ueber dem deutschen Verband immer eine Schar Stukas vom 7. Fliegerkorps um einerseits als Aufklaerer fuer die Linienschiffe und andererseits Bodenangriffsflugzeuge zu dienen. Gleichzeitig begann noerdlich von Oslo beim Flugplatz Fornebu die Luftlandung der 1. Fallschirmjaegerdivision welche ebenfalls durch Stukas unterstuetzt wurde. Da keinerlei Widerstand geleistet wurde, konnte innerhalb weniger Stunden große Teile der Division eingeflogen werden welche sich dann, obwohl noch in der Formierung begriffen, unverzueglich nach Oslo begab um die Stadt zu besetzen. Bereits um 12. Uhr Mittags wurde dabei der Osloer Regierungsbezirk besetzt.
    Aufgrund der Problemlosigkeit des Vormarsches der 1. Fallschirmjaegerdivision wurde das Landemanoever bei Moss und Holmestrand abgebrochen und die Transporter wie auch die Linienschiffe setzten sich wieder nach Sueden zum Hauptverband ab.
    In einem weiteren Kommandounternehmen wurde dann gegen Abend noch die Festung Oscarsborg aus der Luft mit Fallschirmjaegern angegriffen und besetzt. Damit waren alle wichtigen strategischen Punkte von Oslo besetzt ohne das auch nur ein Schuss gefallen ist. Die Stukas hatten ebenso keinen einzigen Angriff geflogen und mussten ihre mitgefuehrten Bomben allesamt in einer festgelegten Abwurfzone „abmunitionieren“. Damit galt Oslo bereits am 15. April 1940 als besetzt.

    Die Kriegsmarine und die Transporterflottille bunkerten noch am selben Tage Treibstoff auf hoher See nach um dann zu ihrem zweiten Ziel auszulaufen. Der Freihafen Narvik.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 23. September 2013 22:39

Weseruebung IV

    15.- 17. April 1940: Trotz absoluter Funkstille lief der deutsche Flottenverband bei seinem Anmarsch auf Narvik bestaendig Gefahr durch die britische Homefleet zum Gefecht gestellt zu werden. Die gewaehlte Anmarschroute fuehrte direkt an der norwegischen Kuestenlinie entlang. Es war also davon auszugehen das seine Position durch norwegische Kuestenschutzstellungen, sowie Fischerei- und Handelsschiffe, gemeldet wurde.
    Um die Gefahr eines Ueberraschungsschlages zu minimieren wurde eine hoehere Rotation bei den Wachposten durchgefuehrt und der Horizont unregelmaessig mit Funkmessanlagen abgesucht.
    Als weitere, aktive Schutzmaßnahme ueberwachten U-Boote die Nordsee auf erhoehte Schiffstaetigkeit oder das auftauchen von feindlichen Schiffsverbaenden.

    18. April 1940: In den Nachtstunden des 18. Aprils erreichte die Kriegsmarine den Narvikfjord und gruppierte sich um. Die KMS Schleswig-Holstein, KMS Koeln und die beiden begleitenden Zerstoerer liefen mit dem Transporterverband in den Narvikfjord ein, waerend der Rest der Schiffe davor Stellung bezog um die Landung gegen Angriffe von der See aus zu decken.

    Mit Beginn der Daemmerung landeten deutsche Truppen am Strand von Haakvik, ca. 2 Kilometer Suedoestlich von Narvik gelegen und bildeten ebenda einen Brueckenkopf. Eine direkte Landung in der Stadt Narvik wurde als zu riskant angesehen. Noch waehrend dieser Vorgaenge wurden mit dem norwegischen Stadtkommandanten Generalmajor Erichsen Verhandlungen ueber eine friedliche Stadtuebergabe gefuehrt. Diese Verhandlungen waren allerdings von einer Hinhaltetaktik seitens der Norweger gepraegt, sodass die Verhandlungen deutscherseits als Ergebnislos abgebrochen wurden.
    In der Folge wurde durch die KMS Schleswig-Holstein das Feuer auf bereits erkannte norwegischen Stellungen eroeffnet und die Z1 Leberecht Maass setzte bei der Bruecke von Fagernes, 1 km suedlich von Narvik, ein 100 Mann starkes Kommando ab welches die strategisch wichtige Bruecke nach Haakvik sicherte. Die anschließenden Rueckeroberungsversuche der Bruecke durch ein polnisches Gebirgsjaeger-battaillon wurden mit Hilfe des Artilleriefeuers, seitens der KMS Schleswig Holstein und Z1 Leberecht Maass, abgeschlagen.

    Gegen Mittag setzten die ersten Truppenteile der 1. Marine-Sturm-Division ueber die Bruecke von Fagernes und gingen anschließend gegen Narvik vor.

    19. April 1940: In den fruehen Morgenstunden war die Stadt Narvik komplett besetzt und die Kaempfe verlagerten sich ins Gebirge, von wo gerade die auslaendischen Truppenteile des Gegners, heftigsten Widerstand leisteten. Mit der Zufuehrung frischer Kraefte der 2. Marine-Sturm-Division, welche im Hafen von Narvik an Land gegangen waren, wurde dieser Widerstand gebrochen. Die feindlichen Verbaende kapitulierten oder gingen ueber die schwedische Grenze zurueck, wo sie interniert wurden.

    In Anerkennung der aussichtslosen Lage Norwegens wurde am 20. April 1940, durch den Chef der Armee General Kristian K. Laake, in Oslo die Urkunde fuer die militaerische Kapitulation Norwegens unterzeichnet. Die Kriegsmarine konnte anschließend ohne weitere Zwischenfaelle in die Ostsee zurueck kehren und sich so dem Zugriff durch die britische Flotte entziehen. Damit gilt das Unternehmen Weseruebung ab dem 24. April 1940, sechs Tage vor dem eigentlichen Endtermin, als erfolgreich abgeschlossen.

D) Erkenntnisse

    Durch den eher negativen Verlauf zu Anfang des Unternehmens Weseruebung wurden, mit dem Blut unserer Soldaten, eine Reihe von militaerisch Erkenntnissen gewonnen. Diese Erkenntnisse fuehrten dazu das Fehlerquellen erkannt und abgestellt wurden, so das die spaetere Besetzung Norwegens wesentlich schneller als geplant abgeschlossen werden konnte.
    Hiermit wird nochmals darauf hingewiesen das jeder Offizier in der Verantwortung fuer die ihm untergebenen Soldaten steht und fuer das Wohl und Wehe selbiger Sorge zu tragen hat. Es ist daher der eigene Fuehrungsstil kritisch zu hinterfragen und auch die militaerische Organisation zu pruefen. Fehler sind unvermeidbar, muessen aber schnell gefunden und angesprochen werden! Nur dadurch kann vermieden werden, das aus kleinen Fehlern wirklich große, existenzbedrohende werden.
    Falscher Stolz hat noch nie zu etwas Gutem gefuehrt!

    Fehlerquelle 1: Militaerische Fuehrung.

      An der fehlerbelasteten militaerischen Fuehrung zu Anfang des Unternehmens Weseruebung traegt das OKW die Hauptschuld, da es seinen Aufgaben nicht im ausreichenden Maße nachgekommen ist. Es wurde durch das OKW eine Planungsauftrag fuer das Unternehmen Weseruebung heraus gegeben und auch abgeschlossen.
      Gemaeß dieser Planung wurden entsprechend Kraefte zur Verfuegung gestellt und abschließend jede weitere Betreuung des Unternehmens Weseruebung in die Haende des Hauptquartiers der 2. Armee gelegt.
      Mit herausloesen des Hauptquartiers der 2. Armee und einiger weiterer Einheiten aus dem Unternehmen Weseruebung wurde die urspruengliche Planung irreversibel geschaedigt.
      Dies wurde durch das OKW nicht erkannt, noch wurde durch das OKW ein Auftrag zur Ueberarbeitung des Unternehmens erteilt.
      Die Planung des Unternehmens Weseruebung wurde nicht den neuen Erfordernissen angepasst und dies fuehrte zur Katastrophe.

      Schlussfolgerung: Nach der Ernennung des Generalleutnant von Cochenhausen zum Verantwortlichen fuer das Unternehmen Weseruebung wurde eigenverantwortlich die Planung aktualisiert und den Verbaendeb entsprechend angepasst.
      Durch den Erfolg in Norwegen bestaetigt, ist in Zukunft durch das OKW darauf zu achten das jedem Unternehmen ein verantwortlicher Offizier/Stab vorsteht der die weitergehende strategische und taktische Planung betreut und aktualisiert.
    Fehlerquelle 2: Kommunikation der Wehrmachtsteile.

      Zu Anfang des Unternehmens Weseruebung waren die verschiedenen Wehrmachtsteile Heer, Luftwaffe und Marine unzureichend vernetzt und koordiniert. Die Schaltstelle der Kommunikation des Unternehmens, das Hauptquartier der 2. Armee, war nicht mehr anwesend.
      Dies fuehrte dazu das jeder Wehrmachtsteil seine eigenen Ziele verfolgte und die Kraefte so zersplittert wurden dass ihre Einsatz ohne Wirkung blieb. Als Beispiel sei hier die Luft- und Seelandung in Seeland genannt.

      Schlussfolgerung: Nachdem die Unternehmensfuehrung entsprechend den Grundsaetzen zur Fuehrung motorisierter Verbaende (Guderian) umgestellt wurde traten derlei Probleme nicht mehr auf. Als Beispiele seie hier die Landung im Raum Oslo genannt. Es ist daher darauf zu achten das die im Gefecht stehenden Einheiten in Kommunikation zueinander stehen und ihr Vorgehen miteinander abstimmen um moegliche Schwaechen fruehzeitig zu kompensieren.
    Fehlerquelle 3: Zoegerliches Handeln.

      Zu Beginn des Unternehmens taten sich einige Kommandeure dadurch hervor das sie, aufgrund der Tatsache das die urspruengliche Planung obsolet geworden ist, in Untaetigkeit verharrten. Dadurch wurden die Soldaten anderer Truppenteile welche die Initiative ergriffen hatten im Stich gelassen und mussten ihren Erfolg durch hohe eigene Opfer erzwingen.

      Schlussfolgerung: Beim Verdacht dass, die militaerische Planung/Aufgabenstellung nicht der Erfordernissen entspricht, ist sofort(!) mit den Vorgesetzten und den Kommandeuren der Nachbardivisionen und Teilstreitkraefte das weitere Vorgehen abzustimmen und die Initiative zu ergreifen! Eine Abgabe der Initiative an den Feind ist fuer die Wehrmacht nicht tragbar und muss vermieden werden.
      Sollte eine Kommunikation mit anderen im Gefecht stehenden Truppenteilen nicht moeglich sein, ist selbststaendig das zu tun was die Nachbartruppe entlastet und mit dem eigenen Sicherheitsbedarf vereinbar ist.
      Keine Entscheidung ist eine falsche Entscheidung!

Dossier Weseruebung, Ende.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 30. September 2013 20:43

Organisation der Westfront

Die KG Breslau wurde Mitte Februar wieder nach Chaumont zurueck verlegt, wo wir unser Pionierbataillon dabei unterstuetzen die Infrastruktur instand zu setzen. So gesehen haben wir unsere Waffen derzeit gegen Hammer, Spaten und Maurerkelle getauscht und bei den Mannschaften werden wir auch spoettisch als Gebirgsbaudivision verballhornt. Dessen ungeachtet ist die Stimmung, seit sich die Lage im Reich wieder etwas beruhigt hat, bei der Truppe ganz gut. Die Propagandatruppen arbeiten rund um die Uhr und bieten ein umfangreiches Zerstreuungsprogramm fuer die Landser an, waerend wir intern daran arbeiten die Urlaubsrueckstaende des letzten Jahres abzuarbeiten. Urlaub im Drehtuerprinzip.

Etwas Abwechslung kam lediglich auf, als die Bekanntmachung eintrudelte das Finnland die Aussetzung des militaerischen Ausbildungsabkommen mit dem deutschen Reich wieder aufhob. Ausloeser hierfuer war wohl seine eigene bescheidene Lage nach dem Winterkrieg, wie wohl ein eingehen der deutschen Reichsregierung auf Finnlands Sicherheitsbeduefrnis. Das war eine kleine Revision der Ostpolitik der letzten Reichsregierung und warf ein klares Schlaglicht auf das neue deutsch-sowjetische Verhaeltnis.
Hier musste es ob dieser Entscheidung zu Spannungen kommen, denn waerend des Winterkrieges hatte das deutsche Reich Finnland jede Unterstuetzung verweigert. Das musste man auch in dem Wissen betrachten, das es zwischen deutschem und finnischem Generalstab bis 1939 einen regen Austausch gab. Dazu kamen noch gegenseitige Truppenbesuche sowie theorethische Unterstuetzung beim Bau der Mannerheimlinie.
Ein fortsetzen dieses Ausbildungsabkommens musste von der Sowjetunion als Affront aufgefasst werden. Schließlich hatte die sowjetische Fuehrung bis dahin freie Hand in Finnland gehabt. Nun aber hatte das deutsche Reich sein Interesse an Finnland bekundet... .
Ich konnte nur hoffen das dieser Schritt mit der Sowjetunion abgestimmt worden war.

Die naechste einschneidende Erfahrung fuer mich war der Beginn des Unternehmens Weseruebung.
Das hatte zwar keine direkten Auswirkungen auf unsere Situation aber es war zu spueren das unsere Truppe mit den ebenda eingesetzten Kraeften mitfieberten. So langsam hatte man offensichtlich von den Bauarbeiten die Nase voll. Die Truppe begann wieder an der Leine zu ziehen.
In dieser Zeit wurde das Wetter dann auch wieder besser und schon bald wurden wir von unseren Aufgaben abgeloest. Es folgten zwei Wochen relative Ruhe und mit jedem verstreichenden Tag begann die Truppe staerker an der Leine zu ziehen. Nichts hasten die Landser mehr als dieses elende Nichtstun. Es konnte keinen klareren Hinweis auf die kommenden Dinge geben.
Aber wir im Stab waren nicht besser dran als die Truppe. Wir waren abgeschnitten vom Informationsfluss und bekamen weder vom OKH noch von der HG Sued irgendwelche Hinweise. So begannen wir also mittels unserer Aufklaerung uns ein eigenes Bild zu machen.
Als erstes analysierten wir die Neugliederung der Zustaendigkeitsbereiche an der Westfront. Den Nord- und Westabschnitt der Front (Reims und Troyes) hatte die Heeresgruppe West, noch immer unter Generaloberst Kaupisch, uebernommen. Die HG West verfuegte ueber keine mechanisierten Truppen mehr und hatte mit der Masse ihrer Infanterie-Divisionen aller Vorraussicht nach einen rein defensiven Auftrag zu erledigen. Dabei spielte ihnen in die Haende, das der Frontabschnitt Reims zu großen Teilen bewaldet und Frontabschnitt Troyes nach Norden durch den Seine Strom und nach Westen hin durch den L'Yonne Strom abgegrenzt ist. Dies erleichtert die Verteidigung ganz erheblich, da dort ohne amphibische Ausruestung und Massierung der Kraefte keine Erfolge moeglich waren. Dazu sind die Westmaechte aber weder bereit noch in der Lage.

Umgekehrt gilt fuer den Frontabschnitt Troyes aber genau dasselbe. Eine Offensive durch unsere Heeresgruppe ist in diesem Bereich so gut wie ausgeschlossen, da die einzigen Truppen welche die notwendige, quantitative, amphibische Ausbildung haben derzeit im Unternehmen Weseruebung gebunden sind.
Dennoch erfuellt der Frontabschnitt mit seiner Perspektivlosigkeit einen guten Zweck. Er bindet franzoesische Kraefte.

Die franzoesische Armee ist hierdurch gezwungen den gesamten Frontabschnitt Troyes nach Norden und Westen hin abzudecken und mit Reserven zu versehen die sie eigentlich nicht hat. Die Verluste des Jahres 1939 konnten trotz Neuaufstellung und Rueckkehr der Kriegsgefangenen aus Deutschland nicht kompensiert werden, so das die franzoesische Armee personell unterbesetzt ist und zudem erheblichen Mangel an Material leidet. Gleichwohl goennen sich die Franzosen keine Ruhe. Vor unseren Augen werden staendig Truppen ausgetauscht, frei nach dem Motto: „Schaut her was wir uns leisten koennen.“. Das wirkt auf unsere Soldaten gewiss beeindruckend jeden Tag neue Gesichter auf der anderen Seite zu sehen, allerdings ist dies der Entstehung einer festen Frontlinie nicht gerade foerderlich.

Der Frontabschnitt Dijon war durch die Heeresgruppe Sued (Generaloberst Rundstedt) uebernommen und ebenfalls nur mit Infanteriedivisionen besetzt worden. Die mechanisierten Kampfgruppen, die der Heeresgruppe Sued unterstellt waren, befanden sich derweil untaetig in Chaumont wo sie auf ihren Einsatz warten. Da die Heeresgruppe Sued aber ueber wesentlich mehr Truppen und das Hauptquartier der 2. Armee verfuegte war es wahrscheinlich das der naechste Schlag vom Frontabschnitt Dijon erfolgen sollte. Wenn da nicht noch die Heeresgruppe Nord waere... .

Die Heeresgruppe Nord (Feldmarschall Bloomberg) war bis Mitte Februar komplett aus der Front heraus geloest und in Chaumont aufgefrischt worden. Da die Heeresgruppe aber keinen neuen Taetigkeitsbereich zugewiesen bekommen hatte stand sie nun fuer die gesamte Westfront zentral als Reserve zur Verfuegung. Eine Reserve von 28 (!) teils mechanisierten Divisionen. Nimmt man noch die von der HG Sued zurueck gehaltenen Kampfgruppen und Infanterie-Reserven hinzu, betraegt die Reserve sogar 38 Divisionen die ebenso schnell im Norden bei Reims wie auch nach Sueden bei Dijon zum Einsatz gebracht werden koennen.
Damit laesst sich schon etwas bewegen und das duerfte in den Staeben der Westmaechten fuer schlaflose Naechte sorgen. Das eine komplette Heeresgruppe samt einem Großteil der mechanisierten Verbaende spurlos von der Front verschwindet ist kein gutes Zeichen.

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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 5. Oktober 2013 22:01

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“

Anfang April wurde die KG Breslau nach Dijon verlegt und bezog 10km hinter der HKL Stellung. Dort wurden wir als Reserve ohne weiteren Aufgabenbereich bereit gehalten und schlugen uns in den ersten Tagen mit muerrischen franzoesischen Zivilisten umher. Die Einstellung der Franzosen zu uns aenderte sich allerdings schlagartig. Die britische Luftwaffe brachte es am 2. und 4. April fertig Luftangriffe gegen die Altstadt von Metz zu fliegen. Der dabei angerichtete Schaden stand zwar in keinem Verhaeltnis zu seiner Intention und den Verlusten an britischen Bombern, doch der psychologische Effekt war fuer uns sehr vorteilhaft.
Die Einwohner von Metz und den von uns kontrollierten Gebieten waren außer sich angesichts der Tatsache dass, die Briten das besetzte Territorium ihres Verbuendeten mitsamt seiner Einwohner bombardierten. Der wesentliche Erfolg dieser Unternehmung war dass, die Franzosen die Besatzungen der abgeschossenen Bomber festsetzten und an die Wehrmacht uebergaben anstatt sie, wie vorher ueblich, zu verstecken und nach Westen durchzuschleusen.
Schlaue Burschen beim Planungsstab der RAF...

Unabhaengig davon gab es bis Mitte April weiterhin kaum Neuigkeiten. Die Front ruhte bis dato im wesentlichen und die, seit dem Dezember anhaltende, Starre der Front wurd erst durch einen zaghaften Angriff der 1. Armee (Fritsch) im Norden bei der Stadt Saint-Quetin aufgeloest. Ueber die militaerischen Kommunikationskanaele war recht schnell festzustellen dass, die Verteidigungsstellungen der Franzosen innerhalb von drei Stunden durch Infanteristische Kraefte an allen Stellen ueberwunden werden konnten obschon man nur eine kleinere Frontbegradigung ins Auge gefasst hatte. Von diesem Erfolg war man bei der Heeresgruppe West wohl vollkommen ueberrascht worden, so das erst einmal nichts weiter geschah und die Gefahr bestand das er leichtfertig verspielt wurde. Das erweckte in mir den Eindruck dass, da Dilettanten am Werke seien, abe ich hielt damit hinter dem Berg. Schließlich hatte ich strategische Leuchte den Schlag im Sueden erwartet.

Nach zwei Tagen laehmender Stille und der Tatsache, das die Franzosen sich ebenso wenig bewegten wie wir, ergriff die Wehrmacht wieder die Initiative und unterstellte die Kampfgruppen Hoth und Model der Heeresgruppe West. Diese brachen sofort nach Norden auf und starteten am 18. April ihren Panzerraid nach Le Havre. Dieser Panzerraid zeigte auch dem letzten Skeptiker die Ueberlegenheit der neuen Panzerwaffe im offenen, flachen Gelaende. Der Militaerfunk berichtete unablaessig ueber den Fortschritt der beiden Kampfgruppen und unsere Soldaten klebten nur noch an den Empfaengern um mit den Panzermaennern mitzufiebern. Die Stimmung in der Truppe wurden mit jedem Tag besser und erreichte mit der Besetzung LeHavres am 20. April ihren ersten Hoehepunkt.
Die Tatsache das die Besetzung Le Havres und die militaerische Kapitulation Norwegens auf den 20. April fielen veranlasste Oberst Oestenmarsch zu dem zotigen Ausspruch: „Da will wohl jemand Geschenke verteilen... .“.

Doch damit endete der Kampf im Norden Frankreichs noch nicht.

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Im Norden waren nun sechs franzoesische und zwei britische Divisionen des Expiditionskorps eingekesselt worden, was den kommandierenden franzoesischen Generaloberst de la Porte du Theil zur Wiederholung des Ausspruches bei Sedan Anno 1870 zwang: „Nous sommes dans un pot de chambre et nous y serons emmerdés.“ („Wir sitzen in einem Nachttopf und wir werden darin zugeschissen werden“).
Dies beschreibt die Situation sehr genau, waren doch die eingekesselten Truppen nicht in der Lage aus eigener Kraft auszubrechen und auch auf Entsatz brauchte man nicht zu hoffen. Gleichwohl blieb die Dynamik der Bewegung erhalten, denn die beiden Kampfgruppen schwenkten nach der Besetzung Le Havres sogleich nach Osten ein um Dieppe, Calais und Lille zu besetzen. Diese Ziele wurden bis zum 23. April erreicht und muendeten unmittelbar in den Angriff auf Duenkirchen, wo die Reste der der britischen und frenzoesischen Truppen am 24. April kapitulierten.

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Mit der Kapitulation war die Stimmung in der Truppe, wie auch im Offizierskorps, auf dem Hoehepunkt angelangt. Alle wollten nun mit einem Male losschlagen aber, das OKW nahm das Tempo raus. Die erreichten Gelaendegewinne im Norden wurden durch die Truppen der HG West abgesichert und die beiden Kampfgruppen nach Chaumont zurueck beordert, wo diese wieder aufgefrischt wurden. Das erschien allen Angehoerigen unseres Divisionsstabes als Unglaublichkeit. Noerdlich von Paris existierte quasi keine franzoesische Front mehr. Da waren keine Truppen die Widerstand leisten konnten, das ganze war Niemandsland das nur noch darauf wartete besetzt zu werden und doch stoppte das OKW die Kampfhandlungen ohne das von den Fuehrern der Heeresgruppen Protest zu vernehmen war. Genau dies aber, das kein Protest zu vernehmen war, selbst von einem strategisch brillianten Mann wie Generaloberst von Rundstedt nicht, deutete daraufhin dass, das OKW einen anderen strategischen Schwerpunkt gesetzt haben musste der von dem gesamten hoeheren Offizierskorps akzeptiert worden war.

Nur was fuer ein strategischer Schwerpunkt war das? Was fuer einen Plan hatte das OKW da ausgeheckt, das es einen so gute Gelegenheit im Norden einfach verstreichen ließ? Was konnte nur so wichtig sein?

Vielleicht wuerde die kleine Lage in der Heeresgruppe Sued, am 28. April ein wenig Licht ins Dunkel bringen.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 5. Oktober 2013 22:42

„Like luthers army and Ables brother...“ schwermuetig, wie die Stimmung des Anwesenden, schallte und verhallte die Musik in der schwaerze des Raumes die sich außerhalb der einzigen Lichtquelle befand. Besagte Lichtquelle war eine kleine Leselampe die man auf dem Schreibtisch gestellt hatte und nur soviel Licht spendete das es ebenda zum Lesen reichte. Außerhalb dieses Lichtscheines war das restliche Mobiliar des Raumes, bestehend aus einer Reihe von Buecherregalen, Ablagen und einer bequemen Couch bestenfalls zu erahnen.
Der Saenger des Stuecks setzte derweil zur naechsten Strophe an, wurde aber durch Deaktivierung des Rundfunkempfaengers abrupt zum schweigen gebracht.

Der hinter dem Schreibtisch sitzende aeltere, recht wohlgenaehrte Mann blickte etwas missmutig auf den Rundfunkempfaenger und wandte sich dann mit versteinerter Mine wieder den Berichten des Commander in Chief (CinC) des britischen Expeditionskorps in Frankreich, Fieldmarshall Ironside, zu.

Diese verhießen im allgemeinen nichts Gutes und waren zudem in einem Stile verfasst als wenn ein Wettkampf der Defaetisten ausgebrochen waehre. Seit dem 8. Mai war es mit dem „Twillight War“, diesem unsaeglichen Sitzkrieg an der franzoesischen Ostfront, nun endgueltig zu Ende gegangen. Die lang vermissten deutschen Panzer waren im Morgengrauen zur Generaloffensive im Raum Chalon-sur-Saone angetreten und das obwohl der Secret Intelligence Service (SIS) noch gemeldet hatte die deutschen Panzer seien absolut unauffindbar. Auch Fieldmarshall Ironside mit seinem Armeehauptquartier in Besancon war bis zum losbrechen der Offensive absolut ahnungslos ueber die Wucht, die eingesetzten Waffen, die Zeit und den Ort der deutschen Offensive.
Durch diese totale Ahnungslosigkeit zu Beginn waren die Handlungsoptionen der Alliierten derzeit genauso mies wie die eines Zuschauers in einem schlechten Kinofilm. Man konnte nur hilflos zuschauen wie eine Tragoedie nach der anderen passierte.

Die, aufgrund der vorgenommenen Stabilisierung der Nordfront, voellig ausgeduennten franzoesischen Linien konnten den Ansturm nicht einmal im Ansatz standhalten und folglich wurde die Front noch am selben Tage durchbrochen. Oder um es mit den Worten des Fieldmarshalls auszudruecken: „The french soldiers are moving in a great wave away from the frontline. The german tanks are before them, the german mountain Infantry is behind them.“. Es zeigte sich, das die Wiederbewaffnung der ehemaligen Kriegsgefangenen ein Fehler gewesen war da diese schon bei der Erwaehnung des Wortes „Panzer“ furchtsam in sich zusammen zuckten.
Nur wie konnte das sein? Wie konnte es sein, das die Deutschen, die im ganzen ersten Weltkriege nur eine Handvoll eigener Panzer ins Feld geschickt hatten, nun in der Lage waren mit Panzerverbaenden in Divisionsgroeße zu operieren und die britische Armee den Wert dieser Waffe so straeflich verkannt hatte? Ja, das man noch nicht einmal eine eigene Panzerdivision besaß? So sehr ihm diese Sache aergerte so nutzlos war es doch sich darueber aufzuregen.
Das deutsche Reich hatte sich aus den Truemmern des ersten Weltkrieges erhoben und forderte nun die Revanche fuer die schaendliche Niederlage 1918 und den anschließenden, als Demuetigung empfundenen, Friedensvertrag in Versailles ein.
Da zeigte sich nun der Fehler welcher in Versailles gemacht wurde. Man war damals noch viel zu nachsichtig gewesen mit den Deutschen. Nicholo Machiavelli hatte das Prinzip dereinst ja schon beschrieben: „Wenn du vor der Wahl stehst gegenueber deinem Feind Nachsicht zu ueben oder ihn zu verkrueppeln, so ist letzteres zu bevorzugen. Wegen Nachsicht will der Feind Rache nehmen, wegen erlittener Verstuemmelungen kann er es nicht.“

Doch all diese Erkenntnis aendert ja nichts an dem derzeitigen Lauf der Dinge. Die truegerische Ruhe des „Twillight war“ wurde Seitens der Allierten ja auch nicht nur mit rumsitzen vertan. Stattdessen hatte man eine eigene begrenzte Offensive geplant und vorbereitet, die Operation Invincible. Ziel der Operation war es die suedliche Maginotlinie mit einem Vorstoß, ueber den Fluss Doubs aus Besancon kommend, wieder einzunehmen bzw. einige der Festungswerke welche immer noch in franzoesischer Hand waren zu entsetzen. Die Deutschen hatten sich ja nicht die Muehe gemacht die komplette suedliche Maginotlinie zu erobern sondern nur jene Festungswerke genommen die fuer ihren Vormarsch von Noeten waren. Die restlichen Festungswerke wurden nur mit schwachen Sicherungstruppen belagert.

Der SIS, die RAF und auch der CinC hatten im suedlichen Abschnitt der Maginotlinie nur schwache deutsche Kraefte identifiziert, was durch franzoeische Berichte spaeter bestaetigt wurde. Der ganze, 50km lange, Frontabschnitt, von Vesoul bis an die franzoeische Grenze reichend, wird offenbar von nur einer einzigen Marine-Infanterie-Division verteidigt welche zwar an den Uebergaengen der Doub und an einigen Schluesselforts und Sperranlagen punktuell harten Widerstand leisten koennte, aber einmal in Bewegung geraten unfaehig sein duerfte den eigenen Vormarsch aufzuhalten.
Dementsprechend hatte man damit begonnen massiv alliierte Kraefte im Raum Besancon zur konzentrieren, zum jetzigen Zeitpunkt schon ueber 10 Divisionen, und entsprechend die Offensive vorbereitet. Die so in Stellung gebrachten Truppen mussten dann am 8. Mai hilflos mit ansehen wie westlich von ihnen die Front von den deutschen Teufeln zertruemmert wurde.

Ein dezentes Klopfen erklang an der Tuere und der Mann hinter dem Schreibtisch zuckte leicht zusammen. Er atmete tief durch, legte die Berichte des Commander in Chief (CinC) zurueck und blickte dann zu der schweren Salontuere seines Zimmers. „Come in!“ erschallte es, die hagere Gestalt des ersten Sekretaers schob sich zwischen den Tuerblaettern hindurch und kam auf den Premierminister zu. „Mr. Prime Minister, a new report from the Secret Intelligence Service.“ sagte er nur, reichte den Bericht herueber um dann zu ergaenzen: „They said it is important.“.
Missmutig nahm der Premierminister den kleinen Einschlag entgegen und entfernte die Sicherungsschnur nur um am Ende ein einzelnes Blatt in der Hand zu halten.

    From: Secret Intelligence Service,
    Director Lieutenant Colonel Stewart Menzies
    to: Prime minister Winston Churchill

    Mr. Prime Minister,

    our contacts in germany and in the occupied france territory had reported that the german emperor Wilhelm II stays in Dijon. Unverfied rumors are also reporting that he is in Dijon since the 26. April and that he is a guest of the german Headquarter Army group South, who is responsible for the german attack in Chalon-sur-Saone. It is possible that the emperor Wilhelm II is in move with the german troups.

    Lieutenant Colonel Stewart Menzies

Churchill las die Zeilen zwei oder drei Mal und ahnte das sich da etwas fuerchterliches zusammen braute. Wenn der deutsche Kaiser tatsaechlich in der Naehe der Front ist und die Offensive begleitet, dann suchen die Deutschen keinen oertlichen Schlagabtausch mehr wie im Norden, sondern eine endgueltige Entscheidung. Mit bebender Stimme fuhr Churchill hoch: „Why do i get from the SIS reports of the past?“. Der Sekretaer antwortete nur knapp „I don't know, Sir.“.
Churchill kam um seinen Schreibtisch herum und stampfte in Richtung der Salontuere: „Come with me, we got a lot of things to do...!“
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 10. Oktober 2013 21:57

„ ... den Blick in die Zukunft gerichtet, einem Volk voran wie ein Koenig, ja Kaiser, ueber alle Widerstaende hinweg, Vorwaerts, Vorwaerts, Vorwaerts...“

14. Mai 1940, Frankreich, Nimes, Divisionshauptquartier 1. Alpenjaegerdivision., 19 Uhr

„16% Ausfaelle...“ brummelte ich leise, legte missmutig die Aufstellung die ich vom IV b (Divisionsarzt) bekommen hatte zurueck auf den Tisch und rieb mir mit den Haenden die Stirn. Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Grippe, Prellungen, Knochenbrueche, Diarrhoe... , die Zimmertuere wurde hastig aufgerissen und eine voellig durchnaesste Gestalt stuerzte in mein Zimmer. „Verfluchtes Mistwetter...“ schimpfte mein Adjutant und verschloss die Zimmertuere dann wieder hinter sich. „Genau.“ bestaetigte ich kurz, faltete meine Haende wie zum Gebet und stuetzte dann meinen Kopf darauf etwas ab. Mein Adjutant fluchte waehrenddessen ununterbrochen weiter: „Oelzeug muesste man haben.“. „Bei dem Regen wuerde ich eher die Konstruktion einer neuen Arche empfehlen.“ erwiderte ich und betrachtete dann amuesiert wie Dengelmann verzweifelt versuchte sich aus seinem durchnaessten Mantel zu schaelen.

Dieses aufgesetzte Heiterkeit konnte ueber die angespannte Lage aber nicht hinweg taeuschen. Es hatte seit Anfang Mai ununterbrochen geregnet und unsere Offensive am 8. Mai hatte uns in kein Gebiet gefuehrt in dem eine Wetterbesserung eingetreten war. Durch die Offensive und den Regen war die ganze Schlechtigkeit dieses Wetters zum tragen gekommen. Schließlich waren meine Maenner gezwungen ihre schuetzenden Quartiere zu verlassen und bei Wind und Wetter den voraus geeilten motorisierten Kraeften zu folgen. Dies wirkte sich natuerlich auf den Gesundheitszustand und die koerperlichen Kraefte meiner Soldaten aus. Um den Nachschub fuer die motorisierten Divisionen und die Panzer nicht aufzuhalten mussten die „Fußlappenindianer“, wie die Infanteristen von den Panzerfahrern inzwischen spoettisch genannt wurden, naemlich auf die Wege abseits der befestigten Straßen ausweichen und durch den aufgeweichten Boden waten.
Dennoch! Meine Maenner haben das Kunststueck vollbracht innerhalb von sechs Tagen rund 240km, in Schriftform Zweihundertvierzig(!) Kilometer auf voellig aufgeweichtem Boden, wieder aller Umstaende und mit vollem Marschgepaeck, zurueck zu legen. Was nutzen all die Panzer und ihre operativen Gelaendegewinne ohne die einfachen Infanteristen die mit ihren Marschleistungen dazu beitragen das genommene Gelaende auch zu halten?

Gar nichts, aber versuchen sie das mal einem Panzermann beizubringen. Die trommeln sich derzeit ob „ihrer“ Erfolge wie die Urwaldgorillas auf die Brust (Uh,Uh,Uh) und verweisen nur darauf wo sie schon ueberall sind anstatt darueber nachzudenken das fuer sie, ohne diejenigen die ihre Nachschubwege frei halten, die Rundreise Mangels Treibstoff schnell zu Ende gegangen waere. Doch was soll mich diese Ignoranz aufregen. Die Heeresgruppe Sued wusste was sie an ihren Infanteristen hatte und die Westmaechte duerften dies inzwischen auch wissen. Denn diese hatten zur Zeit wirklich nichts zu lachen, nicht mal Galgenhumor blieb ihnen.
Seit dem 8. Mai kannten deren Soldaten naemlich nur noch zwei Zustaende, panisch rueckwaerts und ruhende Position. Hilflos mussten die alliierten Soldaten dabei zusehen wie die deutschen Panzer ihre Linien durchbrachen, deutsche Soldaten ihre Schanzen, Festungen und Staedte besetzten und die deutschen Panzer immer tiefer in ihr Heimatland vorstießen ohne das auch nur der Versuch von Gegenwehr unternommen wurde.

Das franzoesische Offizierskorps schien mit unserem Konzept der beweglichen Kriegsfuehrung, trotz der schnellen Beendigung des Polenfeldzuges und der herben Schlappe im Kessel von Freiburg, voellig ueberfordert zu sein. Teilweise ließen sie ihre Soldaten immer noch in den Ausgangstellungen des 8. Mai sitzen ohne auch nur einen Versuch zu unternehmen die Panzerkraefte, die weit in ihrem Hinterland operierten, etwas entgegen zu stellen. Es waren fuer einen solchen Fall schlicht keine tief gestaffelten Reserven vorgesehen worden und selbst da wo es sie gab, z.B. in Lyon wo sich Feindkraefte in Korpsstaerke befanden, standen diese nutzlos umher und wurden einfach von uns umgangen anstatt mit diesen in die Nachschubsverbindungen der Panzerstreitkraeften hinein zu stoßen.
So nahm das Drama seinen Lauf und schon in den Morgenstunden des 12. Mai erreichten die ersten deutschen Panzer von „Heinz Brausewind“ bei La-Grande-Motte das Mittelmeer und schnitten die Alliierten Kraefte oestlich der Rhône von ihren Nachschubsverbindungen, nun offiziell, ab. Gleichzeitig wendeten nun die Panzer von Guderian nach Osten und fuhren an der Kueste entlang in Richtung der italienischen Grenze um eine moegliche Versorgung der Soldaten ueber Seeverbindung unmoeglich zu machen. Saemtliche wichtigen Bruecken wurden dabei unversehrt genommen, da man diese nicht fuer eine Sprengung vorbereitet hatte und auch niemand da war der sie haette Sprengen koennen. Es bewahrheitete sich nun das was Generalmajor von Manstein, damals bei der großen Lage am 28. April, auf die Frage nach der Verteidigungsbereitschaft der Franzosen in der Tiefe antwortete. „Es gibt auf Seiten der Franzosen keine Verteidigung in der Tiefe wie in unserem Maßstab. Gelaendegewinne die ueber 5km am Tag hinaus gehen sind in den Augen ihrer fuehrenden Offiziere nicht moeglich und darum gibt es auch keine Plaene dafuer so etwas zu verhindern.“.

Dieses Denken der hohen (alten) Offiziere auf Seiten der Franzosen war Zweifellos eine Nachwirkung des ersten Weltkrieges. Die Offensiven der franzoesischen Armee waren, wenn man die selbstgefaellige Propaganda mal weg ließ, im Regelfalle in Stroemen von Blut erstickt worden und erschienen nur dann Erfolgversprechend wenn unter staendigem Artillerieschutz vorgerueckt werden koenne. Da die damalige Artillerie langsam war und staendig nachgefuehrt werden musste nahm die Vorstellung der Gelaendewegnahme bei einer erfolgreichen Offensive immer weiter ab. Der Horizont einer Schlacht engte sich ebenso ein wie das denken jener Offiziere.
Zu unserem Glueck hatte man diese Erfahrungen nicht ueberwunden sondern ausgebaut, vielleicht sogar perfektioniert. Das Unvermoegen des franzoeischen Offizierskorps ermoeglichte uns erst die Operationen in einer Tiefe jenseits von 200 km hinter der durchbrochenen HKL.

Mein Adjutant hatte mir zwischenzeitlich drei Zettel uebergeben und waehrend ich die Erste anfing zu Studieren fragte ich mit spoettischem Unterton: „Was sagen unsere Metereologen zu dem Wetter?“. „Gar nichts mehr, deren Froensche sind ertrunken.“. „Ich hab mir sagen lassen das man es in Afrika und in der Karibik mit Hausmannsvoodoo und Knochen werfen versucht.“. „Was es nicht alles gibt. Auf dem Kirmes hab ich auch schon alte Frauen mit Glaskugeln gesehen.“...
In diesem Ton ging es noch eine ganze Zeit weiter waehrend ich die erste Nachricht vom OB Heeresgruppe Sued verdaute. Da stand naemlich sinngemaess drin: „Tolle Leistung die ihr da vollbracht habt, Jungs. Glueckwunsch dazu, ehrlich. Nun bloß nicht auf den Lorbeeren ausruhen sondern husch, husch, in Marseilles einmarschiert. Erholen koennt ihr euch im naechsten Leben. Achja, der Kaiser kommt am 16. Mai auf Truppenbesuch, zieht euch bis dahin mal was Trockenes an.“

Die zweite Nachricht war auch nicht besser. Generalmajor Guderian teilte in drei knappen Saetzen mit: „Haben franzoesisch-italienische Grenze bei Menton (Nizza) erreicht. Setzen unseren Weg zur HG Sued fort. Wo bleibt Nachhut?“. Am liebsten wuerde ich antworten lassen: „Nachhut spielt in der Modder der von euch zerfurchten Wege.“. Aber wir sitzen ja alle im selben Boot und so konnte ich die Eile mit der dieser Vormarsch voran getrieben wurde ja nachvollziehen und sparte mir daher jeden weiteren Kommentar. Stattdessen fing ich bereits an mir zu ueberlegen wie ich meinen Maennern den Marsch nach Marseilles schmackhaft machen koennte.

Die letzte Zettel war keine amtliche Nachricht sondern ein Orginalzitat, das mein Adjutant aufgetrieben hatte. Es stammte von einem Fundstueck das unsere Propaganda seit einigen Tagen hemmungslos ausschlachtete und mit dem sie unsere Soldaten fuer den Feldzug in Frankreich zu mobilisieren trachtete.

"Die Ursache des Krieges heißt die deutsche Einheit. Die deutsche Einheit ist der Feind. Wenn man die deutsche Einheit zerbricht, erreicht man das Wesentliche, und der ganze Rest - Gleichgewicht, Völkerrecht, Sicherheit der Grenzen kommt dann von selbst. Was man 1919 hätte tun müssen - was man übermorgen tun muß -, das ist nicht nur, das Deutschtum von außen aufzulösen, sondern es im Inneren zerspalten, zerbrechen, aufteilen, die Verschiedenheit der Religion, des Geistes, der Natur, des Regimes benutzen, unterstützen, begünstigen durch Ungleichheit der Behandlung, endlich diesem zerstückelten Deutschland gegenüber ständige Interventionsmöglichkeiten offenhalten ..."
- Jacques Bainville: Frankreichs Kriegsziel. 1939

Das ist nicht gerade eine Neuigkeit. Eher ein ferner Widerhall aus dem Grab einer ehemaligen Großmacht. Aber das wesentliche brachte er auf den Punkt. Die deutsche Einheit musste zerbrochen werden. Der innere Zusammenbruch des Heiligen Roemischen Reiches deutscher Nation war es, was es Frankreich erlaubt hatte zweihundert Jahre lang das europaeische Festland zu dominieren.
Gut das Sie dies jetzt auch schon wussten. Noch besser wenn wir Deutschen es endlich begreifen.

Lage 15. Mai 1940

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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 17. Oktober 2013 22:01

Schemen II

Mir bot sich ein vertrautes Bild, im Guten wie im Schlechten. Der alte Oberst saß aufrecht an dem runden, dunkelbraunen Holztisch. Seine Arme waren vor der Brust verschraenkt, das Kartenspiel lag vor ihm und sein Blick ging an allen vorbei in die Leere des Raumes.
Da niemand an ihn heran trat, wusste ich das es nun an mir war ihn heraus zu fordern. Ich naeherte mich ihm also ruhigen Schrittes und nahm dann, an einem der beiden verbliebenen freien Stuehle, am Tische platz. Sogleich begann der alte Oberst sein Ritual, nahm das Kartenspiel von der Tischplatte und legte die oberste Karte mit dem Deckel nach oben auf den Tisch. Den Rest des Stapels begann er zu mischen, mit einer Kunst, Geschwindigkeit und Virtuositaet die Zeit meines bisherigen Lebens nach ihrem gleichen suchte. Dabei beeindruckten mich nicht irgendwelche Kunststuecke, nein das war ihm voellig fremd. Die Schlichtheit seines Tuns war es die mich in den Bann zog.
Aber das mischen war nur Beiwerk, denn ich war es mit dem er sich nun beschaeftigte. Seine emotionslose Miene, sein Blick, die alles durchdringenden stahlgrauen Augen, ruhten auf mir und schienen mich foermlich zu sezieren.
Nach einer ewigen Weile stellte er den Kartenstapel auf den Tisch und sagte mit seiner rauhen, aber ruhigen Stimme: „Abheben!“. Ich hob ab, eine Stuhl schurrte jemand nahm Platz und der alte Oberst fing an die Karten zu verteilen. Ich blickte zum dritten Stuhl und konnte feststellen das unser Neuankoemmling ebenfalls eine Uniform trug. Es war die Uniform eines franzoesischen Kolonialsoldaten und erst nach dem zweiten hinsehen erkannte ich den Askari den ich damals anno 1917 mit meiner 08 im Abwehrkampf erschossen hatte. Er war ebensowenig ueberrascht wie ich, sondern nahm Karte um Karte auf und ordnete diese Gewissenhaft durch, worauf ich es ihm gleich tat.
Nachdem alle Karten verteilt waren, zwei Karten abgelegt und ein Stapel zum aufnehmen bereit lag begann das reizen, das der alte Oberst wie immer fuer sich entschied. Die Stimme des alten Oberst droehnte nun und das Spiel begann.

„Woran denkst du?“
Ich denke an diese Luft, diese Luft mir so sehr gestunken hat, die jedem Landser so sehr gestunken hat. Die Luft durch die wir gewirbelt wurden wenn die Granateinschlaege neben uns zu Boden gingen. Die Luft die dampfend aus dem Boden bricht wenn selbiger aufgerissen wird und durch die Gegend spritzt. Die Luft die manchmal in Schwaden, foermlich greifbar, auf uns zu wanderte, die uns dazu zwang die Gasmasken heraus zu holen und die viel zu oft ein blinder Alarm war. Die Luft die mich drei Jahre lang begleitete und die uns noch mehr Hass abrang als unser Gegner...
„Vergiss die Luft! Woran denkst du?“
Ich denke an den Boden in dem ich liege. Dieser Boden, der nichts mehr mit dem Boden gemein hat den man in den Haenden haelt wenn man einen Acker bestellt. Dieser Boden wirkt anders, er ist schmutzig auch wenn er nur aus Erde besteht. Er hat eine Farbe angenommen die nichts mehr mit natuerlichem Boden zu tun hat. Er wirkt auf mich irreal und oft, viel zu oft, finden sich Uniformreste in ihm. Sobald man anfaengt sich in den Boden zu graben holt man lauter stumme Zeugen des bisherigen Leidens aus dem Boden. Knoepfe, Partonen, Granatsplitter, Helme, Knochen, Zaehne und Blut, das Grundwasser ist voller Blut. Dieser Boden...
„Vergiss den Boden! Woran denkst du?“
Ich denke an meine Eltern. Wie sie am Bahnsteig stehen und uns zuwinken, nachwinken? Wie sie in einer Masse von anderen Menschen und erhobenen Armen stehen und mir winken. Ihre Bewegungen wirken hilflos, sie verabschieden sich von mir, sie wissen das ich in eine Welt aufbrechen werde in der alles anders ist, in der sie mir nicht mehr schuetzend zur Seite stehen koennen. Meine Mutter weint. Weint wie an unserem letzten gemeinsamen Abendbrot. Sie will es nicht wahrhaben. Sie will, wie so viele Frauen nicht, das wir in den Krieg aufbrechen, den Krieg zur endgueltigen Klaerung des Kraefteverhaeltnisses in Europa. Meine Eltern...
„Vergiss deine Eltern! Woran denkst du?“
Das Flandern-Fieber, wie es durch Europa wuetet und die Menschen dahin rafft. Menschen die nicht verstuemmelt oder in Stuecke gerissen werden, sondern die blaeulich-schwarz anliefen, denen der Eiter aus der Nase lief und die sich bekotzten. Das Flandern-Fieber, das die Straßen leerte und das die Staedte in bewohnte Leichenhallen verwandelte. Es war ein Feind vor dem man sich weder verstecken, noch das man ihn totschießen konnte. Das Flandern-Fieber, das jeden Menschen, egal ob reich oder arm, schoen oder haesslich, jung oder alt dahinraffen konnte. Wie komplex doch der menschliche Koerper ist und wie anfaellig gegenueber so einer einfachen Krankheit. Das Flandern-Fieber...
„Vergiss das Flandern-Fieber! Woran denkst du?“
Ich denke an das Geschuetz welches da vor uns im Niemandsland liegt. Es liegt dort seit ich Kommandeur in diesem Abschnitt geworden bin, es muss wohl bei einer der vorherigen Frontverschiebungen liegen geblieben sein. Dieses Geschuetz reckt seinen Lauf gen Himmel wie ein Finger der stumm nach oben zeigt und hat es dadurch in unsere Gelaendetaufe als Orientierungspunkt geschafft. Es ist genau 42m von meiner Position entfernt und der einzige Punkt unserer Gelaendetaufe den ich noch vor der Nebelwand, welche Momentan ueber das Schlachtfeld wabert, sehen kann.
„Merken! Woran denkst du?“
Ich denke an den alten, preußischen Oberst bei dem ich Fruehjahr 1918 in einem Krawallkurs mein Offizierspatent gemacht habe. Als wir ihn das erste mal gesehen haben stand die Frage im Raum wo das OKH den denn exhumiert haette. Der alte Oberst war ein steinalter, hagerer, preußischer Offizier ueber den es nur viele Vermutungen aber kaum etwas fundiertes zu hoehren gab. Angeblich sollte er bereits 1871, bei der Schlacht bei Bapaume, ein Kommando inne gehabt haben und im Herbst 1914 waehrend des schnellen russischen Vorstoßes nach Ostpreussen reaktiviert worden sein. Dort soll er als Oberst an der Schlacht bei Tannenberg teilgenommen haben und wurde danach abgesetzt weil er einen jungen, adligen Vorgesetzten, der irgendwelche Paradewuensche geaeussert hatte, als „Bettnaesser“ bezeichnete. Man sagte das er anschließend wie ein heißes Eisen zwischen allen Fronten staendig hin und her geschoben wurde. Er hatte zwar Respekt fuer seine Vorgesetzten, aber nur selten fuer die Menschen dahinter. Sein kompromissloses Selbst war es was ihn wohl mehr als einmal bei den Befoerderungen zurueck geworfen hatte. Seine jetzige Aufgabe war es junge Soldaten in einem Offizerislehrgang zu schulen und das tat er dermaßen brachial das ihn seine Vorgesetzten schon wieder loswerden wollten.
Wir waren am Anfang der dreiwoechigen Ausbildung an die 30 Soldaten und am Ende nur noch vier. Gleich am ersten Tag der Ausbildung ging das Sieben los. Der alte Oberst nahm an einem Tisch Platz, packte einen Stapel abgegriffener Orginal Stralsunder Altenburger Skatkarten auf den Tisch und begann gegen uns Skat zu spielen. Noch waehrend er zum ersten Spiel mischte regte sich Protest, er solle uns gefaelligst etwas ueber Taktische Grundbegriffe und Truppenfuehrung beibringen. Der alte Oberst ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, mischte einfach weiter und sprach dann mit seiner rauhen, strengen Stimme: „Wenn sie der Meinung sind das ich ihnen hier etwas ueber taktische Grundbegriffe beibringen soll sind sie hier verkehrt. Sie koennen gehen!“
Da waren wir nur noch 29 Soldaten. Dabei hatte das gnadenlose Spiel noch gar nicht begonnen. Er verteilte die Karten, reizte und dann ging es los. „Woran denkst du? Vergiss das! Woran denkst du? Vergiss das! Woran denkst du? Sie luegen, gehen sie!“ Immer wieder diese Frage: „Woran denkst du?“ die man Wahrheitsgemaeß beantworten musste. Wer log, der flog.
Der alte Oberst kannte keine Freunde, keine Familie und auch keinen Kaiser. Alles außer dem Militaerischen war fuer ihn auf Befehl zu vergessen. Als ich das erste Mal die Karten in der Hand hielt antwortete ich wahrheitsgemaeß auf die Frage: „Woran denkst du?“ „Ich habe noch nie Skat gespielt!“. Die Antwort die ich darauf erhielt hatte mich mehr als verbluefft: „Gut.“. Dieser alte Oberst verlor nicht ein Skatspiel...
„Vergiss den alten Oberst! Woran denkst du?“
Ich denke an die drei Grundsaetze des alten Oberst, die er uns in der Feierstunde zur Uebergabe des Offizierspatentes, mit auf den Weg gegeben hatte. Diese Feierstunde war schmucklos, ohne Musik und Tamtam. Er hasste diese „Firlefanz“ der anderswo veranstaltet wurde wenn Offizierspatente vergeben wurden. Doch das war ihm absolut zu eigen, denn er hasste auch den „Affentanz“ der veranstaltet wurde wenn irgend ein hohes Tier vorbei geschlichen kam und eine Parade haben wollte. Seiner Meinung nach koennen die Etappenhasen ihr Adjutanten in einer Reihe aufstellen wenn sie eine Parade haben wollen. Die Fronttruppe mit solchem „Unfug“ zu belaestigen zerstoere nur die Wehrfaehigkeit der Truppe und außerdem: „Sind wir hier nicht bei einem Maskenball!“.
Grundsatz Nummer 1: Das Wissen was ich ihnen vermittelt habe, ist mein Wissen was ich als noetig fuer den Kriege betrachte. Fuer sie ist dieses vermittelte Wissen nur ein Fundament fuer ihr eigenes, notwendiges, zu entwickelndes Wissen ueber den Kriege.
Grundsatz Nummer 2: Ist in der Schlacht die Situation unklar, greifen sie an. Nur wer bei Unklarheit aggressiv zu Werke geht kann Klarheit gewinnen und dem Gegner sein Handeln aufzwingen.
Grundsatz Nummer 3: Es gibt die Pflicht und die Kuer. Die Pflicht ist es den Gegner in der Schlacht zu schlagen. Die Kuer ist es den Gegner so zu schlagen, das er zwar jeden unserer Schritte voraus sehen, aber doch nur hilflos dabei zusehen kann wie alles in die Brueche geht.
„Merken! Woran denkst du?“
Ich denke an den Tod. Der alte Oberst starb drei Tage nach unserer Verleihung der Offizierspatente. Der Stabsarzt faselte etwas von Magenkrebs im Endstadium und war nur darueber entsetzt das der alte Oberst das ohne irgendwelche Opiate ausgehalten hatte. Der alte Oberst ließ sich anonym begraben, ohne Trauermarsch, die geheuchelten Reden, Salut schießen und den ganzen Heckmeck. Sein bisschen Habe wurde in einem Testament verteilt und ich erhielt zwei Wochen nach seinem Ableben ein kleines Paeckchen mit der Feldpost, Absender unbekannt. Ich oeffnete es und fand darin sein altes, abgegriffenes Orginal Stralsunder Altenburger Skat-Spiel. Ich sortierte es durch und stellte fest das es dreiunddreißig Karten hatte. Das Herz Ass war doppelt vorhanden und mit einer Nachricht versehen worden. Ich denke an den Tod...
„Vergiss den Tod! Woran denkst du?“
Ich denke an Franziska. Sie war, ist(?) ein Sonderfall in meinem Leben und entzieht sich durch ihre Art und Weise einer rationellen Betrachtung. Sie hat die vier Kriegsjahre und die Revolutionsjahre ueberstanden nur um dann festzustellen, das sie in dem Offizier der heimkam nicht mehr den Soldaten fand der in den Krieg gezogen war. Aus irgendeinem Grunde ist sie mit ihren Vorstellungen im Jahre 1915 haengen geblieben und legt eben diese Vorstellungen als Messlatte an, nur um festzustellen das ich diesen nicht mehr genuege. Ach, Franziska...
„Vergiss die dusslige Kuh! Woran denkst du?“
Ich denke an die Englaender. An die Englaender die 42m von meiner Position entfernt, bei dem Geschuetz das seinen Lauf gen Himmel reckt, aus der Nebelwand gerannt kamen und fuer die, die sich ergebene Situation, unklar war. Sie glaubten unsere Stellung in dem dichten Bodennebel ueberraschend angreifen zu koennen. Doch der Bodennebel war frueher zu Ende und sie zoergerten einen Moment. Ich wusste nicht wie viele Englaender noch kommen wuerden, also sprang ich auf und griff an. Alle meine Soldaten griffen an...
„Gut! Woran denkst du?“
Das ich kein Skat spielen kann.

Ich beugte mich am Tisch etwas vor und betrachtete die letzte Karte die ich noch hatte und all die Karten die der alte Oberst sich zusammen gestochen hatte. Ich legte meine Karte mit dem Ruecken nach oben auf den Tisch und ergriff dann die Karte die der alte, preußische Oberst wie immer noch vor dem mischen zur Seite gelegt hatte. Die dreiunddreißigste Karte. Ich drehte sie um und gab die Nachricht frei die der alte Oberst auf dieser Karte vermerkt hatte. „Ich kann kein Skat!“.
Der alte Oberst war meiner Bewegung mit dem Blick gefolgt und laechelte auf einmal. Das einzigste Mal ueberhaupt soweit ich mich entsinnen konnte. „Irgendwann musste es ja heraus kommen.“

Ich schreckte durch das laeuten der Kriechenglocken auf und blickte auf die Karten welche ausgebreitet auf dem runden Holztisch vor mir lagen. Ein großer Haufen Stiche lag mir gegenueber und drei einzelne Karten waren am Rand des Tisches verteilt. Dieser alte Fuchs hatte uns alle herein gelegt und zwang uns trotz seiner Unwissenheit sein Spiel auf. Ein Spiel das er nie verlor. Wir vermuteten in seiner Abwesenheit gezinkte Karten und dergleichen aber fanden nie Spuren dafuer. Das wir irgendwelchen Hokuspokus zusammen spielten, darauf waren wir nicht gekommen. Er hatte keine Ahnung, aber er trieb uns unablaessig vor sich her.
Ich begann die Karten zur ordnen und die Spuren meines Traums im Raume zu beseitgen, bis sich ein erster Sonnenstrahl durch mein Fenster kaempfte und von einem neuen Tag kuendete der geschlagen werden musste.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 11. November 2013 19:22

Die Story meines Lebens

„Das ist Wahnsinn. Das ist der totale Wahnsinn! Das ist DIE Story meines Lebens!“ dachte der amerikanische Journalist und blickte wieder auf seinen Notizblock. „Wenn ich mit dieser Story auf Sendung gehe, wird mir die CBS World News Roundup die Fuesse kuessen. Dieser Wichtigtuer Egbert Roscoe Murrow in London kann dann fortan irgendwo in China einen Sessel waermen.“. Der amerikanische Journalist verzog veraechtlich den Mund. „Egbert Roscoe Murrow, sitzt da in London und erklaert seinen Zuhoehrern den Krieg. Toll.“. Die letzte Sendung die er gehoert hatte war an Laecherlichkeit nicht zu ueberbieten. „Wroaaam und dann stuerzen sich die deutschen Flugzeuge mit Sirenengeheul auf die feindlichen Stellungen.“. Der amerikanische Journalist schuettelte nur den Kopf: „Was sollte ein Zuhoehrer damit anfangen? Was soll Sirenengeheul bedeuten? Feueralarm?“.
„Die Antwort werde ich liefern! Ich werde den Zuhoehrern zeigen wie ein Angriff deutscher Flugzeuge klingt. Ich werde sie die Angriffe hoehren lassen und ich werde ihnen auch die Panzer und die Artillerie, kurz die ganze Geraeuschkulisse des Krieges um die Ohren hauen.“

„Tanks, german Tanks!“ erschallte der Ruf von draussen und der amerikanische Journalist blickte zur Tuere des Kellerverschlages auf. Das ging ja schneller als gedacht. Eigentlich wollte er noch die Interviews die er mit den britischen Soldaten gefuehrt hatte aufschreiben, doch den Steno konnte er spaeter noch uebersetzen. Er nahm sich sein Aufnahmegeraet, das Mikrofon, die Kamera, einen ausgedienten Stahlhelm des US Militaers den er weiss mit „Press“ beschrieben hatte und krabbelte dann aus dem Kellerverschlag um dem Kampf um diesen Ort beizuwohnen. Live!
Als er allerdings oben ankam wich seine Freude der Enttaeuschung. Panzer? Wo bitte waren hier die gefuerchteten deutschen Panzer? Wo war hier ueberhaupt jemand? Die Straße war wie leer gefegt und eine seltsame Ruhe lag in der Luft. Wo waren die britischen Soldaten?
Der amerikanische Journalist nahm seine Sachen und ging dann die Hauptstraße entlang. Wenn er Pech hatte wuerden die Briten den Ort Kampflos raeumen und ihn damit um seine Kriegsaufnahmen bringen. Bliebe ihm nur die Moeglichkeit die Deutschen zu interviewen. Enttaeuscht verzog der Journalist das Gesicht und schlich weiter die Strasse entlang, bis ihn ploetzlich ein gebruelltes Fluestern aus den Gedanken riss. „Man, are you crazy? Go and hide yourself somewhere!“ Der Journalist blickte sich um, konnte aber niemanden entdecken. „Go away dumbass!“ erschallte es erneut und der Journalist blickte sich wuetend um und erkannte dann einen britischen Soldaten, welcher sich hinter einem Busch versteckte und ihn anblickte.

Doch der amerikanische Journalist gehorchte nicht. Im Gegenteil, er ging auf den britischen Soldaten zu und fing an diesen nach den deutschen Panzern auszufragen die ja hier irgendwo sein sollten. Der Soldat blickte ihn fassungslos an und dann erkannte der Journalist zwei weitere Soldaten welche zusammen mit einem Pak-Geschuetz ebenfalls im Buschwerk saßen und angestrengt in die Ferne spaehten. „The tanks are stopping!“
Der Journalist spaehte nun in die selbe Richtung wie die anderen beiden Soldaten und tatsaechlich, er konnte dort in gut zwei Kilometer Entfernung ein paar dunkle Fahrzeuge sehen die dort umher manovrierten. „Are you sure that these vehicles are german tanks?“ fragte er und wandte sich dann dem britischen Soldaten zu welcher versucht hatte ihn fortzuschicken. Dieser hielt ihm nun ein Gewehr entgegen und bruellte wuetend: „Piss off man!“. Der Journalist wich zurueck und stammelte dann: „I am a Journalist from CBS! I am neutral and it is illegal to shot at me!“ „Piss off!“ bruellte der Soldat erneut und legte dann auf den Journalisten an. Dieser zog sich nun zurueck und betrat dann schmollend ein Haus ganz in der Naehe, von dem er das britische Geschuetz und die deutschen Panzer sehen konnte. Schnell richtete er sein Aufnahmegeraet ein, legte das Mikrofon auf und nannte kurz Datum, Uhrzeit und Ort der wohl folgenden Aufnahme.
Anschließend machte er noch ein paar Fotos des britischen Geschuetzes und seiner Mannschaft. Von da an passierte erstmal... nichts.

Erst nach einer guten viertel Stunde wurde es draussen lauter. Ein Motorengeraeusch erfuellte die Luft und der Journalist schaltete geistesgegenwaertig sein Aufnahmegeraet ein, nur um 30 Sekunden spaeter ein infernalisches Geheul zu vernehmen das einen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es wurde immer lauter, so das er fuerchtete ihm wuerden die Trommelfelle platzen, bis es dann schlagartig still wurde und eine heftige Detonation erfolgte welche das ganze Haus wanken ließ. Glasschreiben gingen zu Bruch, Splitter folgen durch den Raum und der Journalist kauerte sich flach auf den Boden. Weitere Angriffe folgten, immer wieder dieses Schreien und Bruellen das anschließend in heftigen Detonationen endete. Der Angriff dauerte nur zwei Minuten und nachdem es wieder verhaeltnissmaeßig still wurde rappelte sich der Journalist auf. Sein erster Blick galt dem Aufnahmegeraet und siehe da es war noch ganz, die Magnetbandrolle drehte sich und hatte somit alles aufgenommen. Perfekt!
Zufrieden wischte er sich den Staub vom Aermel und ergriff seinen Notizblock. Schnell ein Interview mit der Geschuetzbedienung, was sie empfinden und... der Blick aus dem Fenster gab an der Stelle wo das Geschuetz zuvor stand nur noch rauchende Truemmer frei. Das Geschuetz war offensichtlich ein Ziel dieses Angriffes gewesen und die Soldaten waren nicht zu finden. Auch gut, musste das Interview halt warten.
Der Journalist ergriff nun schnell das Tonbandgeraet, klemmte sich dieses unter den Arm und hastete dann aus dem Haus hinaus auf die Straße.

Draußen angekommen bot sich ihm endgueltig ein Bild des Grauens. Die Luft war voller Staub und erschwerte das atmen, die Straße war von Truemmern bedeckt, die Reste von Menschen lagen dazwischen, Haeuser standen in Flammen oder waren voellig zerstoert worden und dazwischen saß ein britischer Soldat lachend in einer Ecke waehrend er mit seinem abgetrennten Fuß spielte. Und dann dieser Motorenlaerm! Panik erfuellte den Journalisten. Kam noch eine zweite Welle dieser Flugzeuge? Die Beine des Journalisten begannen sich ganz von allein zu bewegen und trugen ihn die Straße entlang. Aus den Augenwinkeln nahm er das Geschehen war und sah doch nichts außer Chaos. Er hielt sein Tonbandgeraet umklammert und rannte immer schneller die Straße entlang, vorbei an dem brennenden Haus wo er seine Notizen gelagert hatte. "Scheiß auf die Notizen, das Tonbandgeraet ist wichtig. Dieser Murrow wird Augen ma..."
Mit einem Male erspaehte der Journalist die Konturen eines Panzers in der staubigen Luft. Der Panzer wurde innerhalb von Sekundenbruchteilen groesser, war eindeutig zu erkennen und dann haemmerte die Bordkanone des Panzers auf den Journalisten los. Das Tonbandgeraet zerbarst in tausend Stuecke, die Kamera flog durch die Luft und die Einschlaege rissen den Journalisten ruckartig zu Boden. Mit einem metallischen Scheppern schlug der Journalist mit seinem Kopf, der immer noch durch den Stahlhelm geschuetzt war, auf dem Boden auf und blickte mit schreckensgeweiteten Augen zum Himmel empor. „Die Story meines Lebens...“

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Zuletzt geändert von xxHyFoxx am 11. November 2013 19:48, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 11. November 2013 19:46

30. Mai 1940, Frankreich, Besancon, Hauptquartier 2. Armee HG Sued

Ich stand zusammen mit Generalmajor Cloessner vor der Landkarte auf der die derzeitige Frontlage in Frankreich verzeichnet war. „Das sieht wirklich uebel aus...“ murmelte ich so vor mir hin und Cloessner ergaenzte dann: „... wenn man Franzose ist.“. Ich nickte stumm und betrachtete dann nochmals etwas unglaeubig die Karte. Das wir das Heft des Handelns hatten war mir inzwischen klar gewesen, aber dass die Westmaechte dermaßen einbrechen wuerden, das hatte ich in meinen kuehnsten Traeumen nicht erwartet. „Wie fuehlt man sich wohl als Chef der Armee wenn man so etwas verantworten muss?“ fragte ich waehrend ich mit dem Finger die Front suedlich von Paris entlang fuhr. „Hilflos wuerde ich sagen. Die eigenen Truppen weichen zurueck, die Verbuendeten werden wahrscheinlich ihre Soldaten abziehen und die eigene Regierung ist untergetaucht.“. Ich nickte leicht und ergaenzte dann: „Da hat man ja noch nicht einmal jemanden dem man empfehlen kann dringend Waffenstillstandsverhandlungen aufzunehmen.“. „Der Politiker ist halt ein scheues Reh...“
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen und ehe ich noch etwas sagen konnte wurden wir beide zur großen Lage gerufen welche der Grund unseres Aufenthaltes im Hauptquartier war.

Bild


Dort ging es derweil nicht so streng zu wie es ein Zivilist erwarten wuerde. Unser Befehlshaber, Generaloberst von Kayser, zeigte wenig Interesse an der großen Lage und ueberliess daher den Großteil der Arbeit seinem Stabschef welcher das ganze im Schnellverfahren abwickelte. Tatsaechlich hatte die 2. Armee ihre Aufgabe im Großen und Ganzen erfuellt so dass man sich jetzt darum bemuehte einen Plan zu entwickeln wie das gewonnene Territorium gesichert werden konnte. Da aber keiner der Anwesenden sonderlich Lust dazu hatte seine Soldaten als Besatzungssoldaten zu verschleißen und sowieso zu erwarten war das ueber kurz oder lang wieder Frieden in Frankreich herrschen wuerde kam das ganze nicht ueber den Status einer Denkschrift hinaus.
Um dennoch eine flaechendeckende Sicherung zu gewaehrleisten wurde erst einmal entschieden das jede Division einen gewissen Gelaendeabschnitt zu sichern haette. Was uns Kommandeuren nun im wesentlichen entsetzliche Langeweile und viel Schreibkram einbrachte war fuer die einfachen Soldaten hingegen ein Segen. Diese hatten nun, nachdem ein Quartier fuer sie organisiert worden war, nun endlich ein wenig Zeit die Fueße hoch zu legen und sich von den Strapazen der letzten Wochen zu erholen. Auch konnte der Sold nun bei den hiesigen Haendlern unters Volk gebracht und der Heimat das ein oder andere Paket geschickt werden. Was will der Landser mehr...

Waerend sich am Tische noch die Argumentationsgladiatoren wegen irgendwelchen Detailfragen Gefechte lieferten hing ich derweil meinen Gedanken nach. Ich konnte mich noch gut an den jungen englischen Offizier erinnern der vor zwei Tagen die Kapitulation des britischen Expiditionskorps im Raum Besancon unterschrieben hatte. Eigentlich war dies ja gar nicht seine Aufgabe gewesen, aber Feldmarschall Ironside, der eigentliche Oberbefehlshaber des Expeditionskorps war ausgeflogen worden und zum Zeitpunkt der Kapitulation unpaesslich. So ging nun ein Teil der stolzen britischen Armee in deutsche Kriegsgefangenschaft und niemand bekam das so richtig mit. Denn unser Erfolg war nur eine Randnotiz in der Zeitung. Alles redet seit einigen Tagen nur noch vom Kessel in Berry in dem ersten Schaetzungen zufolge weit ueber zwanzig franzoesische Divisionen umher irren und verzweifelt nach einem Ausweg suchen den es nicht gibt. Im Sueden werden sie durch das Gro der motorisiertem Kraefte der Heeresgruppe Sued aufgerollt und im Norden steht die Heeresgruppe Nord, ebenso mit motorisierten Kraeften und bedroht nebenbei die franzoesische Hauptstadt Paris.
Meiner persoenlichen Einschaetzung nach wuerde der Berry Kessel spaetestens bis zum 10. Juni zerschlagen sein und bis zum 30. Juni wird es auch keine franzoesische Armee mehr in Frankreich geben. Es wird ueberhaupt keine franzoesische Armee mehr geben wenn bis dato nicht ein Waffenstillstand vereinbart werden wuerde.

Eines war inzwischen klar, naemlich das die Fuehrung der franzoesischen Armee alles auf eine Karte gesetzt und in der Winterpause auch die Truppen aus den entferntesten Kolonien nach Frankreich verschifft hatte. Dies war nebenbei bemerkenswert da zu dem Zeitpunkt als die Truppen verschifft wurden die deutsche Reichsregierung, in Person des Herrn von Papen und des Herrn Heuss, sich um Waffenstillstandsverhandlungen bemuehte und dabei ohne konkrete Zusagen durch die Westmaechte viele der gewonnen Truempfe achtlos verspielte. Spaetestens als die im Kessel von Friedrichshafen gemachten Kriegsgefangenen wieder uebergeben worden waren musste jedem Beobachter klar geworden sein das die Fuehrung des deutschen Reiches wirklich um Frieden bemueht war und dabei sogar Rueckendeckung durch die Wehrmacht hatte. Die Antwort der Westmaechte darauf war aber eine massive Truppenkonzentration in Frankreich.
Daraus schließe ich, das ein Frieden auf Augenhoehe fuer die Westmaechte nie in Frage gekommen war. Man legte es von vorne herein darauf an den Krieg weiter zu fuehren und zwar so lange bis das deutsche Reich in eine Lage geraet die es den Westmaechten erlaubt einen Siegfrieden zu diktieren.
Ein zweites Versailles.
Zum erreichen dieses Ziels war die franzoesische Fuehrung (und auch das franzoesische Militaer?) bereit alles, aber wirklich alles aufs Spiel zu setzen. Mit der Verlegung der franzoesischen Armee aus Indochina und Afrika nach Frankreich gab man die Kolonien faktisch auf. Denn ohne eine funktionierende Armee waren Sezessionsbestrebungen in den Kolonien Tuer und Tor geoeffnet. In Indochina kam zu den Sezessionsbestrebungen noch Japan hinzu, das als aufstrebende Macht Asiens Anspruch auf Indochina erhob und diesen Anspruch nun ohne ernsthafte Gegenwehr fuerchten zu muessen durchsetzen konnte. Gerade Japan koennte so eine problemlose Eroberung derzeit wirklich brauchen, denn der schnellen Sieg in China war in weite Ferne gerueckt und so ein Erfolg wuerde sich daher gut an der Heimatfront machen.
Diesen drohenden Gebietsverlust schien die franzoesische Fuehrung aber einkalkuliert und akzeptiert zu haben, denn das man Deutschland innerhalb von wenigen Wochen niederwerfen konnte, duerfte selbst bei den groeßten Optimisten außer Frage gestanden haben.

Andererseits wie sollte Deutschland ueberhaupt in eine Lage gebracht werden die es erlauben wuerde ihm einen Frieden zu diktieren? Auch den Westmaechten duerfte nicht entgangen sein dass das deutsche Reich Rohstofflieferungen aus der Sowjetunion erhaelt und somit den Krieg im großen Stile weiter fuehren kann. Damit war eine Wiederholung der Aushungerungsstrategie vom ersten Weltkriege von Anfang an zum Scheitern verurteilt und alle Zeichen standen auf einen lang anhaltenden Konflikt. Es sei denn die geostrategische Lage verschob sich sehr zu Ungunsten des deutschen Reiches. Entweder hofften die Westmaechte daher auf ein Ende der deutsch-sowjetischen Handelsbeziehungen bis hin zur Eroeffnung einer zweiten Front durch die Sowjetunion oder aber sie wollten die USA, mit ihren endlosen Ressourcen und ihrer unerreichbaren Industrie mit in den Krieg mit hinein ziehen.

Doch warum sollte ich mir darueber hier den Kopf zerbrechen. Der Plan der Westmaechte war nicht aufgegangen. Man wollte eine Niederlage in Frankreich um jeden Preis verhindern und hatte dafuer den kolonialen Hinterhof geraeumt. Doch es hat bisher nicht gereicht. Das einzige was Frankreich wirklich helfen konnte, naemlich eine endlose Materialschlacht in der das deutsche Reich zwangslaeufig unterliegen musste, war bisher ausgeblieben und wuerde sich wohl auch nicht mehr einstellen. Auch fuer ein Eingreifen Amerikas zugunsten Frankreichs war es zu spaet, denn bevor die Amerikaner die noetige Logistik aufgebaut haetten um Truppen nach Frankreich zu entsenden wuerden die Franzosen schon das Horst-Wessel-Lied auswendig singen koennen. Chapeu!

„Fenix?“ gellte die Stimme und ich zuckte zusammen. „kommste mit was essen?“. Cloessner deutete auf die Tuere und blickte mich grinsend an. „Biste eingeschlafen oder was?“. „Ne, ich war in Gedanken.“ erwiderte ich brummelnd und erhob mich dann aus meinem Stuhl. „Klar, ich bestellt dir einen Kaffee.“ antwortete Cloessner und entschwand dann schon zur Tuere hinaus. Peinlicherweise musste ich eingestehen das ich der letzte im Raum war und so legte ich eine Ehrenrunde ein und ging noch einmal um den gesamten Tisch herum. Dabei erlaubte ich mir den einen oder anderen Blick in die Unterlagen meiner Kollegen und musste erstaunt feststellen das der eine oder andere sich auch als Maler haette Verdingen koennen. Denn der Blumenstrauss der in der Mitte des Tisches stand hatte es als skizziertes Stilleben in einige Unterlagen gebracht. Um meinen lieben Kollegen auch eine kleine Aufgabe fuer den Nachmittag zu geben stellte ich zu dem Blumenstrauß noch eine Obstschale hinzu.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 11. November 2013 20:13

Schmerzgrenze

16. Juni 1940, Deutschland, Stralsund, Marinekrankenhaus, Station fuer Brandverletzungen

Das Klemmbrett unter dem rechten Arm gegen den Koerper gepresst haltend blickte die Krankenschwester noch einmal zu dem jungen Mann. Der Fluessigkeitstropf mit beigemischtem Schmerzmittel war gesetzt, die Bandagen erneuert und Nahrung hatte sie ihm auch verabreicht. Zwei dankbare Augen blickten ihr entgegen und dann kraechzte eine Stimme unterhalb der Verbaende: „Danke Schwester...“. Die Krankenschwester laechelte freundlich auf, lehnte sich gegen das Fußende des Krankenbettes und antwortete mit einem warmen Unterton in der Stimme: „Bitte Oskar, heute warst du sehr tapfer, hast schoen ruhig gehalten beim Wechsel.“ „Heute tat es auch nicht mehr so weh.“ „Wirklich?“ Die Krankenschwester weitete ein wenig die Augen und wirkte so als wuerde sie sich innig darueber freuen. „Das ist ein gutes Zeichen! Dann heilt das Gewebe ab, das heißt das du bald wieder gesund bist.“. Sie konnte die Mimik des Patienten zwar nicht sehen, setzte aber unverdrossen fort: „Nun Versuch bitte ein bisschen zu schlafen, dein Koerper verbringt gerade große Aufbauleistungen und muss sich ein wenig erholen.“. Oskar wand sich etwas und erwiderte kraechzend: „Wird mir wohl nicht gelingen...“ „Dann tu es fuer mich.“.
Nochmals wand sich Oskar in seinen Verbaenden und musterte dann einen Moment lang die Krankenschwester ehe er antwortete: „Nun, dann vielleicht doch.“. Die Krankenschwester behielt, trotz der Anspielung, eisern ihr Laecheln bei und antwortete nur: „Schoen. Ich werd dich dann mal traeumen lassen.“.
Sie wandte sich dann ab, ging aus dem Zimmer und verschloß hinter sich die Tuere. Schnellen Schrittes ging sie den lang gewundenen Flur entlang, hinueber zu den Personaltoiletten und schloss sich dann ebenda auf einem stillen Oertchen ein.

Kaum das die Tuer hinter ihr ins Schloss gefallen war rutschte sie mit dem Ruecken an der Wand entlang zu Boden und Traenen schossen ihr in die Augen. Sie legte das Klemmbrett rechts neben sich auf den WC-Deckel, vergrub ihr Gesicht in den Haenden und gab sich der Verzweiflung hin. Still und leise weinte sie Minutenlang in dem schmalen Raum und ward unfaehig noch einen klaren Gedanken zu fassen. In ihr mischten sich die Gefuehle Verzweiflung und Schuld zu einem Gebraeu das sie beinahe zu erschlagen drohte.
Nach einer gefuehlten Ewigkeit lehnte sie sich dann mit dem Ruecken und dem Kopf gerade gegen die Tuere und zog das Klemmbrett wieder zu sich herueber. Ihre braunen Augen wanderten ueber die Notizen und abermals schien die Verzweiflung ueberhand nehmen zu wollen. Oskar Brettschneider, Matrose auf der Admiral Scheer.
Was sagt das aus? Nichts im Vergleich zu dem was die Behandlung von ihm verlangte. Man kann es nicht beschreiben und erlebt es doch jeden Tag. Wenn man die Verbaende aufschneidet um sie auszutauschen. Wenn sich die mit Sekreten und Plasma vollgezogenen Verbaende langsam von dem rosigen Fleisch loesen und sich dieser fuerchterliche Gestank im Raum ausbreitet der durch die Sekrete, die zur Wundheilung notwendig sind, verursacht wird. Dazu kommen dann die Schmerzensschreie die sich teilweise anhoerten wie, wie... das Bruellen von Daemonen aus der Hoelle? Es laesst einem das Blut in den Adern gefrieren. Dann das Schlagen und Zucken der Schwerverletzten. Die Schmerzen treiben sie in den Wahnsinn und sie versuchen sich dann frei zu kaempfen. Dadurch reiben dann allerdings die restlichen Verbaende am verletzten Koerper, am Fleisch, teilweise an den Knochen was alles noch viel schlimmer macht und es braucht oft die Maenner um die so Verletzten wieder zu fixieren. Was nutzen Schmerzmittel wenn sie nicht anschlagen?

Der Matrose Oskar Brettschneider war ein „Totalpatient“. Als er eingeliefert wurde war nicht einmal sicher ob er die naechsten Stunden ueberlebt. Bei der Seeschlacht im Skaggerak gegen die norwegische Marine erlitt er Verbrennungen dritten und vierten Grades als, bedingt durch die Schaeden am Schiff, eine Dampfleitung neben ihm platzte. Die Himmelsabwehrkanone, wie der Arzt auf den Kriegsschiffen oft genannt wurde, pumpte den Schwerverletzten mit Morphium voll und entgegen aller Annahmen konnte er nach Rueckkehr der Flotte noch dem Sanitaetswesen uebergeben werden. Da fingen die Probleme aber erst an. Bedingt durch die schwere der Verbrennungen waren naemlich die Nervenenden zerstoert worden, so dass der Matrose an den schwer betroffenen Koerperteilen keine Schmerzen verspuerte. Die Schmerzen kamen erst wenige Tage nach Einlieferung des Verletzten im Krankenhaus. Der Koerper versuchte nun das tote Gewebe abzustoßen und neues Gewebe, mit neuen Nervenenden, zu bilden. Die Schmerzen steigerten sich dermaßen, das nicht einmal mehr das geben von Morphium Ruhe zu schaffen vermochte. Der Matrose wurde fixiert, isoliert und von da ab separat behandelt.

Inzwischen geht es etwas besser aber nun, wo der Matrose bei vollem Bewusstsein ist und die Behandlung trotz der Schmerzen unterstuetzt, kommt ein weiteres Problem hinzu. Die Isolation wird aufrecht erhalten um ihn einerseits nicht durch Keime zu gefaehrden und andererseits um ihn von den restlichen Kranken zu trennen. Es war ihnen nicht zuzumuten so etwas zu sehen oder zu ertragen. Die Krankenschwester musste es aber ertragen. Jede Stunde musste nach ihm gesehen, wenn moeglich auch mit ihm gesprochen und Konversation gefuehrt werden. Doch worueber?
Er wuerde den Rest seines Lebens schwerst behindert sein, er war koerperlich entstellt und sein Gesicht zu einer Art Klumpen verschmolzen. Man durfte keinen Spiegel mit in das Zimmer nehmen, damit er sich nicht sehen konnte aber die Schwestern, die mussten diesen Anblick ertragen. Um es irgendwie aushalten zu koennen fing man an zu Heucheln. Man malte dem Patienten ein Bild in dem alles wieder so werden wuerde wie es vorher einmal war und wusste doch das nichts von dem Wahr werden wuerde. „Ich kann das nicht mehr ertragen...“ sagte sie leise vor sich hin und wischte sich dann die Traenen aus den Augen. Es war ihr Beruf die Kranken gesund zu pflegen und ja sie liebte ihren Beruf, aber wo ist die Grenze zwischen Pflege und Folter? Einem Martyrium fuer das ganze Leben?

Sie wischte sich die Traenen aus den Augen, richtete sich wieder auf, verließ die Toilette und pruefte in dem Spiegel ueber dem Waschtisch ihr Aussehen. Nachdem sie sich das Gesicht gewaschen und wieder etwas zurecht gemacht hatte verließ sie die Personaltoiletten und schritt den Flur entlang zum Stationszimmer wo sie das Rundfunkgeraet mit leisem Gedudel begruesste. Dort angekommen pflegte sie die Unterlagen von dem Klemmbrett in die Krankenakte ein und ueberpruefte kurz die Schreibmappe welche auf ihrem Schreibtisch lag als ploetzlich der ehrwuerdig ergraute Doktor durch die Tuere schaute. „Schwester Nimes?“
Sie zuckte in sich zusammen und wandte sich dann zu ihm um. „Ja?“ „Haben sie meine Schluessel irgendwo gesehen?“ „Welche Schluessel?“ fragte die Krankenschwester etwas fassungslos und der Doktor fing an schief zu grinsen ehe er fortfuhr. „Meine Wohnungsschluessel, ich such die schon seit einer halben Stunde.“ „Haben sie schon in ihrem Buero nachgesehen?“ Der Doktor blickte etwas veraechtlich und deutete damit an das er dies garantiert schon getan hatte. Schluessel und der Doktor waren zwei Dinge die sich gegenseitig abstießen. Die Krankenschwester Nimes erhob sich von ihrem Platz und folgte dann dem Doktor um ihm bei seiner Suche behilflich zu sein. Ein bisschen Kindermaedchen war sie nebenbei ja auch noch.

Nachdem das Stationszimmer verlassen worden war spielte das Rundfunkgeraet leise weiter und eine maennliche Stimme sang im traurigen Unterton fuer niemanden:
„A story of sadness, told by bodies, easily made, and, easily broken, the bloody underground, screeches every sound, Takeyya, Takeyya, Takeyya
Takeyya, Takeyya, Takeyya“
Doch diese Uebertragung wurde abrupt durch eine Fanfare unterbrochen und eine allseits bekannte Stimme erklang aus dem Radio:

„Achtung! Achtung! Dies ist eine Sondermeldung! Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Die Kaempfe um die franzoesische Hauptstadt Paris sind eingestellt. Die franzoesischen Verteidiger haben den Widerstand eingestellt und sich ergeben. Eine formale Kapitulationsurkunde wird zu diesem Zeitpunkt im Beisein von Generalmajor Guderian unterschrieben. Mit diesem Sieg, hat die franzoesische Armee in Frankreich aufgehoert zu existieren.
Wir wiederholen... .
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 11. November 2013 21:03

Epilog des Frankreichfeldzuges I

19. Juni 1940, Frankreich, Compiègne, Lichtung bei Rethondes

Die Horch Limousine kam langsam neben dem Denkmal zum stehen und wenige Minuten spaeter entstieg Generaloberst von Fritsch dem Fahrzeug. Nachdem er die Tuere hinter sich verschlossen hatte zwickte er sich das Monokel auf und blickte etwas Missmutig zu einer Gruppe von herum laermenden deutschen Soldaten welche irgendeine Art von Bauwerk umringt hatten. Etwas Abseits davon stand einsam das ueberlebensgroße Denkmal des Marschall Foch vor dem einige frische Blumen und Kraenze niedergelegt worden waren. Es handelt sich dabei um das Denkmal von genau jenen Marschall Foch, der damals, im Jahre 1918 in eben dieser Lichtung in einem Eisenbahnwagon der inzwischen leider ein Raub der Flammen geworden war, den Vertretern des deutschen Reiches die Waffenstillstandsbedingungen diktierte und ebenso den Waffenstillstand stellvertretend fuer die Maechte der Entente unterschrieb. Gleichwohl war Foch nicht nur dafuer beruehmt, nein, auch legendaer war sein Deutschenhass, sein Wille die deutsch franzoesische Grenze bis an den Rhein vor zu schieben und das deutsche Reich voellig zu verkrueppeln. Der Generaloberst von Fritsch hielt vor dem Denkmal das franzoesischen Marschalls inne musterte dieses einen Moment lang, gruesste militaerisch und sagte dann mit ernster Stimme: „Marschall Foch, ich wuensche ihnen noch einen angenehmen Tag.“.
Hernach wandte er sich um und schritt zu der Soldatengruppe herueber, die ihn inzwischen erkannt hatte und nun stramm stand. Von Fritsch nahm das ganze kurz zur Kenntniss gruesste die Soldaten und lockerte dann die Situation mit den Worten: „Nu stehnse mal bequem.“ auf. Nachdem die erste Anspannung verflogen war fragte er sogleich nach: „Nun meine Herren, was gibt es denn hier so interessantes?“. Sogleich trat ein Obergefreiter vor und antwortete mit feinstem Dialekt und etwas kaltschnaeuzigkeit in seiner rauhen Stimme: „Dat muessense jesehen haben Herr Jeneraloberst. Die ham sich hier in unserer Abwesenheit in den letzten zwanzich Jahrn ueber uns lustich jemacht.“
Der Obergefreite deutete dann auf das Denkmal welches von den Soldaten umringt worden war. Dieses Denkmal stellte den deutschen Reichsadler dar, der von einem Schwert zerschlagen wurde. Zudem hatte man darunter eine ellenlange Inschrift in Stein gehauen die eine, geradezu nicht enden wollende, Lobeshymne auf die Entente zum Inhalt hatte. Nach intensiven Studium des Denkmals und seiner Inschrift nahm der Generaloberst sein Monokel ab, schloss seine Augen und reinigte derweil das Monokel mit einem Reinigungstuch. Die ihn umringenden Soldaten blickten ihn waerenddessen gespannt ob seiner Reaktion an. Nachdem der Generaloberst seine Augen wieder geoeffnet und das Reinigungstuch fuer das Monokel verstaut hatte wandte er sich um und winkte seinen Adjutanten, der immer noch bei der Horch Limousine stand zu sich. Als dieser dieser das Denkmal erreicht hatte wand sich der Generaloberst wieder dem Denkmal zu und sprach: „Ich moechte diesem Bauwerk hier meine Aufwartung machen.“.
Der Adjutant, der auch nicht auf den Kopf gefallen war schaltete schnell und antwortete sogleich: „Soll ich den Pionieren Bescheid geben?“. Von Fritsch schuettelte nur leicht den Kopf und fuhr fort: „Ich sprach nicht von sprengen. Suchen sie einen guten Steinmetz in unserer Truppe und lassen sie...“ der Generaloberst deutete dabei auf eine Position rechts unter der Inschrift des Denkmals: „hier bitte folgendes hinzufuegen: „Kenntnis genommen und gebilligt. gez. von Fritsch.““ Der Adjutant konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und antwortete dann nur knapp: „Wird ausgefuehrt!“.

Compiègne, Schloss Compiègne

Der Reichsaußenminister von Neurath nahm wieder am Tische Platz, blickte auf den Waffenstillstandsvertrag und dann zum franzoesischen General Charles Huntzinger. Dieser wirkte wie ein gebrochener Mann und weckte, trotz dessen er immer noch ein Kriegsgegner war, in ihm tiefes Mitleid. Er blickte stumm auf den Vertrag, rieb sich immer wieder mit den Haenden die Stirn und trug ganz offen Fassungslosigkeit ueber den Ausgang dieses Krieges zur Schau.
„Ich denke die Bedingungen sind akzeptabel?“ fragte von Neurath, doch Huntzinger loeste seinen Blick nicht von dem Waffenstillstandsvertrag sondern antwortete mit trotziger Stimme nur: „Kein Waffenstillstandsvertrag ist akzeptabel.“. Von Neurath ließ die Worte einen Moment lang auf sich wirken und antwortete dann: „Es haette nicht so weit kommen muessen. Die Chancen auf einen schnellen Frieden sind vor einem halben Jahr vergeben worden. Dennoch haben wir hier nun drei Tage lang verhandelt und hoffentlich einen Kompromiss gefunden der es uns ermoeglicht die Basis fuer einen neuen europaeischen Frieden zu legen.“ waehrend er gleichzeitig einem Bediensteten andeutete ein Tintenfass mit Federhalter herueber zu bringen.
Nachdem dieser auf den Tisch gestellt worden war unterzeichnete von Neurath den Waffenstillstandsvertrag und reichte diesen dann an den franzoesischen General samt Federhalter herueber. „Verhandelt haben wir in der Tat, dennoch ist diese Niederlage....“ Huntzinger brach ab, setze zum unterschreiben an und hielt dann nochmals inne. Nach einem langen Moment der gespannten Stille fluchte der Generaloberst leise vor sich hin: „Lebrun! Daladier! Das ist euer Taten Lohn.“. Anschließend unterzeichnete er, mit Traenen in den Augen, den Waffenstillstandsvertrag vor den klickenden Fotoapperaten der anwesenden Presseleute.

Bild


Orleàn, Hauptquartier Heeresgruppe B

Es herrschte noch ein allgemeines, buntes Treiben. Viele der anwesenden Generale hatten sich seit Wochen nicht gesehen und allenthalben tauschte man Neuigkeiten und auch den ein oder anderen Erfolg aus. Es herrschte ein allgemeines, aber geordnetes Durcheinander bis Generaloberst von Rundstedt sich erhob und streng in die Gesichter der Anwesenden blickte. Schlagartig wurde es dann still und erst nach gut zehn Sekunden, als er sicher war das alle Aufmerksamkeit nun ihm gewidmet war, begann er dann den Grund seines Auftretens bekannt zu geben.

„Meine Herren, ich denke das es einige Dinge zu erlaeutern gibt bezuglich unseres Vorgehens in diesem Feldzug. Es ist ihnen sicher nicht entgangen dass die strategische und taktische Planung vor Beginn des Feldzuges fuer sie nicht zugaenglich war und sie daher nur wenig Zeit hatten sich mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen. Fuer dieses Zurueckhalten der Informationen gab es zwei Gruende.
Zum einen das angestrebte Ziel dieses Feldzuges, das etwas breiter gefasst war als es normalerweise haette sein duerfen und zum zweiten die Anwesenheit seiner Hoheit des Kaisers bei der Heeresgruppe Sued. Ist bei letzt genanntem Grund der Schutz der Person des Kaisers das Ziel so ist bei erst genanntem Grund die dauerhafte militaerische Ausschaltung Frankreichs das Ziel gewesen.
Im Oberkommando der Wehrmacht hat sich die Ansicht durchgesetzt, das mit den staendigen Revanchekriegen zwischen Frankreich und dem deutschen Reich endgueltig Schluss sein muss. Von daher war es notwendig das gesamte frenzoesische Festlandsheer nicht nur zu schlagen sondern zu zerschlagen. Wir glauben, das erst im Angesicht einer totalen Niederlage auch der letzte Franzose bereit ist die Position Frankreichs in Europa zu ueberdenken.
Die franzoesische Bevoelkerung muss erkennen das dieser Krieg weder ihm selbst noch den Zielen Frankreichs gedient hat. Alles was Frankreich war und nie wieder sein darf ist die des Festlandsdegens Groß Britanniens. Als solcher hat Groß Britannien seinen Verbuendeten schmaehlich im Stich und seinem Feind ueberlassen. England nutzt seine Festlandsdegen immer nur so lange bis diese brechen.
Die Hoffnungen und Vorstellungen die, die franzoesische Regierung mit dem neuerlichen Waffengang bei der Bevoelkerung geweckt hat, durften nicht nur zerschlagen, nein sie mussten in ihren Grundfesten zertruemmert werden und zwar vollstaendig! Deshalb konnten wir die Moeglichkeit, die sich durch die Frontverschiebung bei der Heeresgruppe West am Anfang des Jahres ergeben hat nicht ausnutzen. Eine schnelle Besetzung von Paris haette zwar sicherlich schneller zu einem Waffenstillstand gefuehrt aber der naechste Krieg waere die unweigerliche Folge gewesen. Revanche, sie wissen schon.
Wir mussten daher an dem urspruenglichem Plan, der totalen Umfassung der franzoesischen Streitkraefte von Sueden her und deren bedingungslose Kapitulation in Paris festhalten. Trotz des Risikos das sich aus diesem gewagten Unternehmen ergab.
Solche, ideologischen Ziele sind keine guten Ratgeber fuer die Fuehrung von militaerischen Unternehmungen. Daher entschloss sich der Planungsstab der Wehrmacht dazu das große Ganze nicht bekannt zu geben sondern vertraute auf die Fuehrer der Heeresgruppen, auf die Faehigkeiten der ihnen unterstellten Offiziere und auf den Mut und die Tapferkeit des deutschen Soldaten.
Dieses Vertrauen ist nicht enttaeuscht worden! Sie, meine Herren, Sie haben dieses Sieg erst moeglich gemacht. Man darf diesen Sieg ohne zu Uebertreiben als eine der Sternstunden des deutschen Soldatentums bezeichnen.

Ich wiederum danke Ihnen fuer das in mich gesetzte Vertrauen! Ich danke Ihnen, als Ihr Oberkommandeur in diesem Feldzug, dafuer das ich solch tapfere Soldaten wie sie es sind fuehren durfte! Sie haben das deutsche Reich Stolz gemacht!“


Der Generaloberst setzte sich, nachdem seine letzten Worte verhallt waren und einen Moment herrschte atemlose Stille ehe der tosende Applaus der Anwesenden losbrach...

Compiègne, Eine Bruecke am Fluss Oise

Die Stimme von meinem Adjutanten Dengelmann ertoente hinter mir. „Generalmajor, wir suchen sie schon in der ganzen Stadt!“ Ich ignorierte die Worte und blickte weiter ueber das Gelaender der Bruecke herab. Unter mir, am Flussufer war ein provisorisches Kriegsgefangenenlager eingerichtet worden in dem ca. 50 australische Soldaten festgesetzt waren und ihre Zeit tot schlugen. Neben einer kleinen Kochstelle an dem ein kleines Grueppchen sich etwas zu essen machte gab es eine Feuerstelle an dem drei australische Soldaten fuer die anderen Kriegsgefangenen etwas Musik machten. Einer von ihnen spielte eine Marschtrommel, einer eine Trompete waehrend der dritte im Bunde eine Wandergitarre spielte und mit einer geradezu begnadeten Stimme auf englisch sang. Diese Musik gefuel mir so gut, das ich nun schon seit einer halben Ewigkeit hier stand und ich verspuerte daher keinen Drang mich zu irgendwelchen Festlichkeiten zu begeben zu denen ich sowieso nicht eingeladen worden war. „Herr Generalmajor sie mues...“ ich zischte Dengelmann wuetend an und deutete ihm dann an ueber das Brueckengelaender zu blicken. Er blickte daraufhin etwas resigniert drein, tat dann wie ihm gehießen und justament setzte der australische Saenger zu seinem Refrain an... „We drive east..., we drive east...“.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 18. November 2013 20:19

Epilog des Frankreichfeldzuges II


29. Juni 1940, Zug nach Insbruck

„Schach!“ „Wir spielen Skat, Heinz.“ „Ich sach Schach!“ „Was macht der denn da?“ „Schlafen, sieht man doch, der hat ein ganz dickes Fell...“

Mit einem klacken verschloss ich das Abteil hinter mir und setzte mich wieder auf die gepolsterte Sitzbank. Die Soldaten draußen feierten ausgelassen ihre Heimfahrt in diesem Zug und ich konnte mich dadurch nicht auf das lesen meiner Zeitung konzentrieren. Ich schlug die Seite 1 wieder auf und ueberflog nochmals die Artikel. Seit dem Waffenstillstand mit Frankreich war viel in der Welt passiert. In Frankreich hatte sich eine neue, provisorische Regierung unter dem alten Marschall Petáin etabliert welche nun den Sueden Frankreichs samt seiner Kolonien kontrolliert. Das heißt jene Kolonien die man nicht verloren hat. Denn neben der Tatsache dass, die franzoesische Regierung sich den Japanern in der Indochinafrage beugen musste und nur noch pro forma die Herrschaft in Indochina besitzt, haben sich auch noch der Libanon und Syrien von Frankreich los gesagt. Dazu kommt noch das die britische Regierung die neue franzoesische Regierung nicht anerkennt und stattdessen eine franzoesische Exilregierung unter de Gaulle in London installiert hat. Das waere dann schon die vierte Exilregierung neben der Tschechischen, Polnischen und Norwegischen. Wenn das so weiter geht koennen sie in London bald einen Voelkerbund der Exilregierungen gruenden. Als Sprachtherapie fuer abgesetzte Politiker sozusagen.

Zeitgleich zur franzoesischen Niederlage erfolgte im Osten die Besetzung Bessarabiens durch die Sowjetunion. Rumaenien hatte naemlich mit der Kapitulation Frankreichs seinen wichtigsten Buendnisspartner verloren (den es allerdings ebenso wie Polen nicht militaerisch unterstuetzt hatte) und stand nun alleine zwischen den Achsenmaechten im Westen, den Bulgaren mit ihren Gebietsforderungen im Sueden und der Sowjetunion im Osten. Diese prekaere Lage wurde von der Sowjetunion mit der „Rueckgabe“ des ehemals russischen Bessarabiens an die Sowjetunion ausgenutzt. Da die Rumaenen alleine keine Chance haben ihre Souveraenitaet zu wahren gaben sie den sowjetischen Forderungen in allen Punkten nach. Fraglich ist nun was die Nachbarn, welche ebenfalls eine Grenzrevision anstreben, naemlich Ungarn und Bulgarien dazu sagen werden. Und was sagt eigentlich die Reichsregierung dazu das mit dieser Gebietsuebergabe ca. 100.000 Bessarabiendeutsche unter die Herrschaft der Sowjetunion kommen, wo es den Wolgadeutschen schon so schlecht ergangen ist?

Etwas erfreuliches gibt es wiederum aus Spanien zu berichten. Unter dem Eindruck der schnellen Niederlage Frankreichs und der Tatsache, das deutsche Truppen nun an der spanisch - franzoesischen Grenze stehen hat sich die spanische Regierung dazu entschieden die letzten gefangen Deutschen aus der Legion Condor an das deutsche Reich zu uebergeben. Soweit mir bekannt ist gibt es von seitens der Wehrmacht keinerlei Vorbereitungen fuer einen Waffengang gegen Spanien. Dafuer spricht auch die Tatsache, das die Gebirgsjaegerdivisionen welche man benoetigen wuerde um die Pyrenaen zu ueberwinden, sich inzwischen auf ihrem Rueckweg in ihre Kasernen befinden.

Doch auch innenpolitisch gab es Veraenderungen. Mit der Machtuebernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 wurden die verschiedenen Laenderparlamente mit Hilfe von eingesetzten Reichskommissaren bzw. Reichsstatthaltern umgangen. Dies hatte fuer den alten Reichskanzler den Vorteil das er an dem Ministerialkabinett vorbei regieren konnte. Damit konnte die NSDAP die konservativen Kabinettsmitglieder der Reichsregierung umgehen und seine Macht ausbauen. Gleichwohl ging dies nur weil die konservativen Kabinettsmitglieder rund um die Brigade „Unfug“, von Papen, Hugenberg und dergleichen, sich sang und klanglos die Butter vom Brot nehmen ließen. Auch darf hierbei nicht unterschlagen werden dass, die Brigade „Unfug“ der NSDAP mit dem Preußenschlag die Steilvorlage bereits 1932 geliefert hatten. Was man also 1932 durch die Absetzungen der preußischen Landesregierung aufgrund von Machtgier vorexerziert hatte konnte man nun den Nationalsozialisten nur schwerlich vorwerfen. So sind die lieben Demokraten halt. Sie schmieden Werkzeuge fuer „den Fall dass“ und wundern sich dann wenn andere diese vorhandenen Werkzeuge benutzen. Empoert sind sie natuerlich auch, tief empoert... und ein Stueck weit entsetzt!
Doch zum eigentlichen Thema. Das unser Kaiser Wilhelm II, Koenig von Preußen, sich damit abfindet das sein geliebtes Preußen formal nicht mehr existiert, duerfte nicht einmal von Papen selbst geglaubt haben. So kam es nun das per Kaiserdekret die Verfuegung mit den Reichskomissaren fuer ungueltig erklaert wurde. Das bedeutet nichts geringeres als das saemtliche Laender wieder eine eigene Landesregierung und die alten Souveraenitaetsrechte erhalten, die Rechtswirksam werden wenn freie und geheime Wahlen abgehalten wurden und sich Landesregierungen gebildet haben.
Zur Rechtswirksamkeit dieses Kaiserdekretes war allerdings noch die Zustimmung des Reichstages von Noeten, in dem die Brigade „Unfug“ Widerstand gegen dieses Kaiserdekret mittels Verstoeßen gegen die Parlamentssatzung organisieren wollte. Nachdem vor der Kroll-Oper, dem derzeitigen Sitz des Reichstages, vier Panzer I und eine Abordnung der Stadtgarnision „zum Schutze der Reichstagsabgeordneten“ aufmarschiert waren, fanden die Abgeordneten aber das dieses Kaiserdekret doch eine prima Sache sei. Nur von Papen wirkte auf dem Foto in der Zeitung nicht so gluecklich. Kann ich mir gar nicht erklaeren, schließlich hat von Papen seinen Machtanspruch gegenueber Preußen anno 1932 ebenfalls mit Hilfe der Reichswehr durchgesetzt.
So wie es in den Wald hinein ruft... .
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 18. November 2013 21:23

Kriegsoekonomie

1. August 1940, Zossen, Wünsdorf

„Was haben wir noch?“ „Eine weitere Denkschrift von dem Generalmajor Nachtwandler. Sie hatten verfiuegt das diese direkt an sie durch gestellt werden.“. Das hatte er nun davon. Aus der Not heraus reaktivierte er diesen Kerl und jetzt spruehte er auch noch vor Tatendrang. Es vergingen keine zwei Wochen ohne das er irgendwelchen Denkschriften absonderte. Ehrlich gesagt, der Kerl ging ihm langsam auf die Nerven, aber er hielt sein gegebenes Wort und von Seiten Rundstedts war ihm signalisiert worden das eine Absetzung zum jetzigen Zeitpunkt im Offizierskorps nicht verstanden werden wuerde. Damals, nach seiner Entgleisung in der Reichskanzlei war alles klar, aber jetzt... .
„Der schon wieder. Geben sie mal her den Wisch.“ sagte er noch und fragte sich insgeheim worueber der Mann sich nun wieder Gedanken gemacht haben mochte.


    Denkschrift zur Kriegsoekonomie

    Da derzeit keine Informationen an die Divisionskommandeure ueber das weitere vorgehen im Kriege gegen England und seine Verbuendeten weiter gegeben werden, moechte ich mit dieser Denkschrift noch einmal auf die Notwendigkeit einer schnellen Beendigung dieses Krieges hinweisen.
    Zur Untermauerung dieser Forderung stelle ich nachfolgendes Modell vor.

    Legende:
    Staat A – Kriegsfuehrende Nation A, fuehrt Krieg gegen Staat B
    Staat B – Kriegsfuehrende Nation B, fuehrt Krieg gegen Staat A
    Staat C – Staat der gerade eine schwere Wirtschaftskrise hinter sich hat. Heimat des „Plutokraten“, Staat aus dem Waffen geliefert werden koennen.
    Plutokrat – Kriegsunternehmer, der Waffen verkauft und daher Kontakte in die Politik hat.
    Panzer – Gewaehlter Waffentyp in diesem Modell, steht eigentlich fuer die Summe aller lieferbaren Waffen.

    Ausgangslage: Staat A und Staat B fuehren Krieg gegeneinander.
    Das zur Kriegsfuehrung zur Verfuegung stehende Terrain wird genauso ausgeklammert wie die Fuehrung der Truppen.
    Die Militaers beider Seiten gehen von einem gleichwertigen Gegner aus.
    Die erwartete Verlustratio im Gefecht betraegt 1 Panzer : 1 Panzer.
    Daraus folgt das die Partei den Krieg gewinnt die mehr Panzer ins Gefecht bringen kann. (Clausewitz wies darauf hin, das in modernen Kriegen mit hoher Wahrscheinlichkeit die Seite den Sieg erringen wird die eine Uebermacht ins Feld fuehrt.)
    Wir muessen diese Verlustratio annehmen, da jeder weiterer Faktor die Betrachtung dieses Modells sprengen wuerde.

    Produktionskapazitaeten der Staaten:
    Staat A produziert jeden Tag 3 Panzer.
    Staat B schafft aufgrund von geringerer Wirtschaftskapazitaet nur 2 Panzer.
    Die Kosten fuer einen Panzer belaufen sich in Eigenproduktion auf 1.000.000 RM. (angenommene Zahl)
    Will Staat B den Krieg trotzdem fuer sich entscheiden muss die produzierte Menge an Panzern ueber das Niveau von Staat A gehoben werden. Da Staat B nicht selbst dazu in der Lage ist muessen anderen Bezugsquellen erschlossen werden. Hier bietet sich nun der Kriegsunternehmer „Plutokrat“ an. Dieser ist bereit aus dem Staat C heraus Panzer an Staat B zu liefern. Allerdings kosten diese Panzer 1.500.000 RM, da der Kriegsunternehmer ja einen ordentlichen Gewinn machen moechte und ein Risiko hat. (Wir werden sehen welches.)
    Staat B muesste um den Krieg fuer sich entscheiden zu koennen taeglich zwei Panzer vom Plutokraten kaufen. Gesamtkosten: 3.000.000 RM
    Diese kann Staat B sich aber nicht leisten denn zur Verfuegung stehen ihm nur 2.000.000 RM taeglich, d.h. der Stueckpreis fuer einen Panzer darf die Kosten von 1.000.000 RM nicht uebersteigen. Da Staat B eine Niederlage/Remis im Krieg aus ideologischen Gruenden ablehnt will er dennoch die Panzer kaufen.

    Der Plutokrat bietet daher eine Finanzierungsmoeglichkeit an. Staat B zahlt pro geliefertem Panzer 1.000.000 RM sofort und die fehlenden 500.000 RM finanziert er aus einem Kredit. Da der Plutokrat sehr an diesem Geschaeft interessiert ist wendet er sich an die Fuehrung des Staat C und bittet diesen darum dem Staat B die fehlenden 500.000 RM als Kredit anzubieten. Die Notwendigkeit begruendet er mit scheinbarem Altruismus, denn das Geschaeft wuerde Staat C in doppelter Hinsicht nutzen. Einmal wuerden Arbeitsplaetze geschaffen und gesichert, zum anderen wuerde der Staat C mit den Zinsen die Staat B zahlen muss einen ordentlichen Gewinn einfahren. Gier frisst Hirn, man ist begeistert und stimmt zu.
    Staat B erklaert sich einverstanden mit diesem Finanzierungsmodell. Er kann nun jeden Panzer zum Preis von 1.500.000 RM kaufen. Haeuft dafuer aber beim Staat C fuer jeden gekauften Panzer Schulden im Wert von 500.000 RM an. Staat B plant, wie allgemein ueblich, seine Kriegskosten nach dem Sieg ueber Staat A, selbigem in Rechnung zu stellen. Kurz und knapp, der Unterlegene zahlt die Zeche.

    Dieser Kontrakt laeuft aufgrund von Zoegerlichkeiten beider Kriegsparteien 600 Tage lang.
    D.h. Staat A hat eine Gesamtzahl von 600 x 3 = 1.800 Panzern zur Verfuegung und Kriegskosten im Wert von 1.800.000.000 RM gegen sich selbst. Der Staat, ergo das Volk kauft die Panzer ja bei sich selbst bzw. finanziert sie ueber Kriegsanleihen gegen sich selbst. Volk haftet fuer Staat.
    Staat B hat 600 x 2 = 1.200 eigene und 600 x 2 = 1.200 gekaufte Panzer zur Verfuegung, in der Summe also 2.400 Panzer. Die Kriegskosten belaufen sich auf 2.400.000.000 RM + 600.000.000 RM Kredit bei Staat C, also in der Summe auf 3.000.000.000 RM.
    Staat B entscheidet das er stark genug ist und sucht die Entscheidung.

    Das Gefechtsergebniss und die Folgen:
    Die Realitaet holt die Militaers ein und es stellt sich heraus das die theoretische Verlustratio nicht der Praxis entspricht. Als Grund dafuer koennte dienen, das der Kriegsunternehmer „Plutokrat“ eigentlich keine Ahnung hat was ein Panzer eigentlich koennen muss und seine gelieferten Panzer einen geringeren Gefechtswert haben.
    Staat B verliert daher die Entscheidungsschlacht und die Initiative.

    Staat B droht nun zu unterliegen, das fuehrt zu folgender Situation: Mit dem nun moeglichen Sieg ueber Staat B erhaelt Staat A die Verfuegungsgewalt ueber das Territorium von Staat B. Staat A will seine Kriegskosten von Staat B zurueck haben und fordert die 1.800.000.000 RM. Diese Summe wird nun vorrangig bedient. Staat C steht mit seinen Forderungen von 600.000.000 RM nun ohne Schuldner bzw. ohne einen zahlungsfaehigen Schuldner da. Kurz die Kreditsumme ist futsch. Kredite haben immer ein Ausfallrisiko, dafuer gibt’s ja Zinsen. Je hoher das Risiko, desto hoeher die Zinsen.

    Folgen fuer Staat C: Staat C muss die Kreditsumme abschreiben oder seinen Buergern in Rechnung stellen. Beides fuehrt zu einer neuerlichen schweren wirtschaftlichen Depression, da Kriegsunternehmer Plutokrat entweder nicht sein Geld erhaelt und folglich Personal entlaesst oder Personal entlaesst weil er hoehere Steuern zahlen muss. Um die persoenlichen Verluste zu vermeiden kommt Kriegsunternehmer Plutokrat auf eine Idee und macht Staat C auf eine dritte Handlungsalternative aufmerksam: Selber Krieg gegen Staat A zu fuehren.
    Dieser seie nun geschwaecht und leicht zu schlagen. Die gesamten entstandenen Kriegskosten inklusive der Kreditkosten von Staat B koennen dann Staat A in Rechnung gestellt werden. -> Summe X + 600.000.000 RM Kredit von Staat B.
    Eine zweite Rechnung ueber die Kreditkosten wuerde man dann noch einmal Staat B in Rechnung stellen, da dieser nach einem Sieg ueber Staat A ja Zahlungsfaehig bleibt und seine Schulden noch nicht bedient hat. Die ausstehende Summe kann sich Staat B ja von Staat A bezahlen lassen, insofern nach der Leichenfledderei durch Staat C noch etwas uebrig ist. Das man die Schulden anderweitig eingetrieben hat muesse dieser ja nicht wissen.
    Die Waffen fuer diesen Krieg kann man praktischer weise auch gleich bei ihm kaufen.

    D.h. Staat A erhaelt zwei Rechnungen: Einmal die 3.000.000.000 RM von Staat B und noch einmal Summe X + 600.000.000 RM von Staat C. Dieses Auftuermen von Reparationsforderungen gegenueber dem Unterlegenen nenne ich dann Reparationsforderungen nach dem Versailles Prinzip. Von den Zinsen wollen wir noch gar nicht sprechen... , dass ist das Menschheitsverbrechen schlechthin.

    Die Regierung von Staat C hat nun wieder die RM Noten in den Augen. Dazu gesellen sich ein anhaltender wirtschaftlicher Aufschwung, zufriedene Arbeitnehmer und ein Prestigeerfolg in der Welt. Falls man doch unterliegen sollte muss man zwar Reparationen bezahlen und hat eine schwere wirtschaftliche Krise am Hals, aber dafuer hat man dann wenigsten noch einen Suendenbock frei Haus bekommen, naemlich Staat A. Der ist naemlich Schuld an allem.

    So gesehen kann Staat C nur gewinnen und tritt in den Krieg ein.

    Schlussfolgerung: Wird Staat B schnell von Staat A besiegt kann sich dieser nur gering bei Staat C verschulden. Je geringer die Verschuldung ist desto geringer wirken die Kreditverluste auf die Wirtschaft von Staat C. Wuerde Staat A die Entscheidung schon nach einem Tage suchen, haette Staat B nur 1.000.000 RM Schulden bei Staat C und der Verlust waere kompensierbar. Fuer eine Summe von 1.000.000 RM lohnt es sich nicht einen Krieg vom Zaun zu brechen fuer eine Summe von X + 600.000.000 RM hingegen schon.

    Schlussfolgerung: Mit jedem Tag, in dem die Verschuldung von Staat B steigt, wird eine diplomatische Loesung des Konfliktes unwahrscheinlicher, weil die Kredikosten finanziert werden muessen und die Wahrscheinlichkeit eines Kriegseintrittes von Staat C wegen drohender Verluste stetig zu nimmt. Ich unterstelle das ab einer gewissen Kriegsdauer = Verschuldungssumme ein Frieden unmoeglich wird und alle beteiligten Seiten zu einem Sieg verdammt sind.

    Nehmen wir nun an, das Staat A = das deutsche Reich, Staat B = England und Staat C = Amerika ist, so hoffe ich deutlich gemacht zu haben, das jeder weitere Tag der ohne einen Frieden bzw. eine Kriegsentscheidung gegenueber England ist, uns einem Krieg mit der USA naeher bringt. Darauf zu hoffen dass, die Fuehrung der USA schlau genug ist den Englaendern nur soviel Kredit zu gewaehren, das sie selbst sich im Falle einer Niederlage Englands schadlos halten koennen, halte ich fuer utopisch, da von allen Beteiligten und den Waffenhaendlern nur der Gewinn gesehen wird. Das moegliche Risiko wird bewusst ignoriert.

    Als Grundlage fuer dieses Modell habe ich den Bericht des amerikanischen NYE-Committees aus den Jahren 1934-36 verwendet. In ihm wurde die Frage ob die Kriegsunternehmer ein vitales Interesse daran hatten die USA in den ersten Weltkrieg hinein zu ziehen mit Ja beantwortet. Desweiteren werden in diesem Bericht auch Beispiele angefuehrt wie die Kriegsunternehmer Einfluss auf die Politik nahmen um diesen Kriegseintritt zu erzwingen. Die Tatsache das die amerikanische Regierung dem Komitee 1936 das Geld entzog und so die Ermittlungsarbeit eingestellt werden musste, macht die Sache gleich doppelt interessant.

    Ich stelle daher fest dass, das OKW dringend eine Grundsatzentscheidung gegenueber England treffen muss! Jeder Tag ist fuer uns ein Verlorener, fuer England hingegen ein Gewonnener.

    Hochachtungsvoll,
    Generalmajor
    Fenix Nachtwandler



„Schoen geschrieben.“ aetzte er vor sich hin. Herr Nachtwandler erklaert die Treibraeder des Krieges, damit auch das letzte Dummchen versteht das wir uns rumsitzen nicht leisten koennen. Das war eine glatte Zwei plus. Eine Eins haette es gegeben, wenn er auch noch einen Loesungsvorschlag unterbreitet haette. Aber das war nun wirklich nicht seine Aufgabe.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 25. November 2013 19:40

No way out!

8. August 1940 Berlin, Stadtschloss

„Man hatt fuer sie einen Sitzplatz an der Seite vorgesehen.“ sagte der Wachsoldat waerend er den Kabinettsaal betrat und mit seiner Hand auf einen Sitzplatz in der Ecke deutete. Mit einem wortlosen Nicken betrat eine weitere Person, seines Zeichens Generalmajor, den Raum und grueßte kurz in die Runde am Kabinettstisch ehe er zu dem ihm zugewiesenen Stuhl ging. Nachdem er sich gesetzt hatte wanderte sein Blick ueber die Anwesenden, wobei sein Gesicht eine seltsame Grimasse schnitt. Nicht das er unfreundlich war, nein, seine Lippen laechelten erkennbar, doch an den Augen war zu sehen dass es sich um eine leere Geste handelte. Sie zeigten keine Emotionen an und machten es den Anwesenden mehr als schwer den Gemuetszustand des Mannes einzuschaetzen. Aber man konnte sich schon denken was hinter diesem nichtssagenden Schein lag.

Derweil wurde es am Kabinettstisch etwas unruhig. Einem Teil der Anwesenden war der Generalmajor naemlich wohl bekannt. Der Reichstagspraesident von Papen war der erste der sich leise, aber aeusserst, bestimmt zu Generaloberst von Fritsch wandte. „Was macht diese Person hier?“. Von Fritsch ließ sich allerdings nichts anmerken und ordnete statt dessen in aller Seelenruhe seine mit gebrachten Dokumente. Von Papen wurde ob dieses Affront zunehmend ungeduldiger und fragte dann, diesmal allerdings etwas lauter und auch fuer die anderen Kabinettsmitglieder gut hoerbar, noch einmal nach. „Was macht der hier!“.
Von Fritsch blickte immer noch auf seine Dokumente, verzog seinen Mund dabei etwas, als habe er etwas besonders Interessantes entdeckt und schaute dann aus den Augenwinkeln zu dem Reichstagspraesidenten herrueber. Er richtete dann seinen Kopf auf und antwortete mit einer gleichmuetigen Stimme: „Das hat der Kaiser angeordnet.“. Der Reichstagspraesident blickte etwas unglaeubig drein und setzte dann nach. „Was macht der ueberhaupt in der Armee, ich habe doch verf...“. „Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr!“ schnarrte auf einmal Generaloberst von Rundstedt gut hoerbar zu von Papen herueber, der dabei sichtlich zusammen zuckte. Nach einem Moment der Stille am Kabinettstisch, die bewies das auch der letzte verstanden hatte, reichte von Rundstedt dann einen kleinen Papierbogen zu von Fritsch herueber. Generaloberst von Fritsch klemmte sich sein Monokel vor das Auge, ueberflog kurz den Text, schrieb eine Antwort herunter und reichte den Papierbogen zurueck. Von Rundstedt las die Antwort, faltete den Papierbogen einmal in der Mitte und schob sich selbigen dann in eine Uniformtasche.

„Ich hoffe das gibt keine Probleme.“. „Gibt es nicht.“

Mit einem Male oeffnete sich die doppelte Salontuere und alle im Saale anwesenden Personen erhoben sich, da seine Majestaet der Kaiser den Raum betrat. Trotz seines Alterst trat der Kaiser forschen Schrittes an den Kabinettstisch heran und gruesste die Anwesenden im Saale freundlich. Nachdem der Gruß erwidert worden war begann die Kabinettssitzung. Zuerst waren dabei die Kabinettsmitglieder fuer die innerstaatlichen Angelegenheiten dran. Dabei kam im wesentlichen heraus, das Ruhe und Ordnung im deutschen Reiche wieder her gestellt seien und es wurde erlaeutert wie weit die Vorbereitungen fuer die neuen Reichstagswahlen gediegen waren. Nachdem dies abgehandelt worden war gab es noch ein paar Fragen an den Reichsaußenminister. Dieser beschrieb in kurzen Worten die derzeitige politische Lage in Europa und im Achsenbuendniss. Von Seiten Ungarns gab es wohl Forderungen nach einer Grenzrevision mit Rumaenien und von Seiten Rumaeniens gab es wiederum eine Bitte nach deutscher Vermittlung in dieser Frage.
Bei diesem Teil der Kabinettssitzung zeigte sich fuer den Generalmajor schon eine erste Auffaelligkeit. Hatte er in den Berichten ueber den ersten Weltkrieg noch gelesen das Kaiser Wilhelm II sich oft dem Willen seiner Kabinettsmitglieder fuegte und den Militaers das Feld in weiten Teilen ueberließ, so hatte er offenkundig dieses Benehmen abgelegt. Der Kaiser fragte immer wieder sehr kritisch nach, ueberging sogar den Reichskanzler Johann Schwerin von Krosigk des oefteren und ließ sich in keinster Weise die Butter vom Brot nehmen. Den Reichstagspraesidenten watschte er mit den Worten: „Paperlapapp, Sie muessen sich bei den Wahlen vom Volke legitimieren lassen, von Papen. Ansonsten kann ich ihr Amt ja gleich einem Reichskommissar uebertragen!“ ab als dieser Vorschlug die Reichstagswahlen nach Ende des Krieges durchzufuehren. Das war einerseits vielleicht nicht die duemmste Idee, da man sich so voll auf die Beendigung des Krieges konzentrieren konnte. Andererseits bot das den derzeitigen Reichstagsmitgliedern den Vorteil das ihre Poestchen fuer die Dauer des Krieges sicher waeren.

Nachdem die regulaere Politik abgeschlossen worden war, wurden einige der Kabinettsmitglieder aus der Sitzung entlassen. Uebrig blieb nur der Reichskanzler, der Reichsaußenminister, der Reichswirtschaftsminister, der Reichsinnenminister und die Wehrmachtsfuehrung samt dem Chef der Aufklaerung. Nachdem alle am Kabinettstisch etwas naeher zusammen gerueckt waren ging es um die militaerische Lage. Das Motto schien dabei zu sein: „Wege aus dem Krieg.“.
Reichsaußenminister von Neurath referierte kurz ueber die Friedensverhandlungen mit den Westmaechten. Diese liefen derzeit ueber Stockholm und Amsterdam, allerdings gab es von da nur wenig erfreuliches zu berichten. Die britische Regierung blockierte jedwede Einigung, trotz der derzeitigen militaerischen Lage, mit unverhaeltnissmaeßigen Forderungen. Daraus wurde nun geschlossen dass, die britische Regierung auf Zeit spiele und man die eigenen Friedensbemuehungen erst einmal aufs Abwarten beschraenken muss.
Im Gegenzug dazu sollte jetzt auf eine militaerische Entscheidung mit Groß Britannien gesetzt werden. Von Seiten des OKW wurden hierfuer drei Loesungsansaetze in Form von eigenstaendigen Szenarien praesentiert.

Szenario 1, sah vor die britischen Mutterinseln von ihrer Rohstoffversorgung abzuschneiden. Hierfuer sollte die Kriegsmarine massiv mit U-Booten verstaerkt werden. Dagegen sprach allerdings dass, die U-Boot Waffe erst neu erschaffen werden muesse da die letzten vorhandenen U-Boote bereits im Fruehjahr 1936 abgewrackt worden waren. Das hat die logische Folge das neben der eigentlichen U-Boot Produktion auch erst wieder die Mannschafts- und Fuehrungsstrukturen geschaffen werden muessen. Ein effektiver Einsatz der U-Boot Waffe kann daher wahrscheinlich erst in 1-2 Jahren erfolgen. Da weder Wehrmachtsfuehrung, noch der Kaiser ueber diese Aussicht sonderlich erfreut waren wurde dieses Szenario vorerst verworfen.
Hier zeigte sich im uebrigen erneut dass, die alte Reichsregierung Groß Britannien weder als Gegner auf der Karte hatte, noch das es ueberhaupt ein laengerfristiges Konzept zur Niederringung Groß Britanniens gab.

Szenario 2, betraf auch die britischen Mutterinseln, allerdings sollten diese nun direkt angegriffen werden. Hierzu war es nach Ansicht des Planungsstabes notwendig die britische Homefleet entweder vorher auszuschalten oder aber ihren moeglichen Einsatz gegen deutsche Brueckenkoepfe so gefaehrlich zu machen das dieser Einsatz einem Himmelfahrtskommando glich. Da eine Aufruestung der Kriegsmarine jedoch Jahre in Anspruch nehmen wuerde, sollte die Luftwaffe die Hauptlast im Kampf gegen die der Homefleet tragen. Da dies sehr schnell durchfuehrbar waere wurde der Kaiser recht euphorisch, bis Luftwaffenchef Grauert erklaerte das vorher eine sehr verlustreiche Luftschlacht um England gefuehrt werden muss. Denn fuer eine erfolgreiche Neutralisierung der britischen Homefleet musste vorher die britische Luftwaffe in die Knie gezwungen werden.
Dazu sollte ein Konzept umgesetzt werden das schon im Polenfeldzug angewandt worden war. Unsere Jagdwaffe sollte die britischen Jaeger am Boden halten waehrend die Bomberverbaende die Flugplaetze zerstoerten. Als Nachteil erwies sich nun allerdings die Tatsache, das unsere Jagdgeschwader ueberwiegend aus Abfangjaegern bestanden, die fuer Luftkaempfe ueber eigenem Territorium konzipiert worden waren. Das bedeutete das diese Jagdflugzeuge zwar schwer bewaffnet waren, aber nur eine geringe Reichweite hatten um die Wendigkeit der Jagdflugzeuge zu erhalten. Von daher konnten die Bomberflugzeuge nur bis London von unseren Jaegern begleitet werden. Danach muessten die Begleitjaeger den Jagdschutz gewaehrleisten. Dies hatte aber schon im Frankreichfeldzug nur unzureichend funktioniert. Von daher sind hohe Verluste unter den Bomberbesatzungen wie auch bei den Begleitjaegern unausweichlich. Hohe Verluste waren fuer den Kaiser allerdings in keinster Weise akzeptabel. Von daher wurde dieses Szenario ebenfalls abgelehnt.

Szenario 3, war das Konzept das von der Wehrmacht favorisiert wurde. Es sah vor Groß Britannien durch immer neue Fronten zu schwaechen und es, durch Wegnahme strategisch wichtiger Punkte, ökonomisch in die Knie zu zwingen. Aus der Zeit des alten Reichskanzlers gab es einen Beistandspakt mit dem faschistischen Italien. Italien hatte sich bis zum Fall Frankreichs allerdings sehr bedeckt gehalten und erklaert das es noch nicht Kriegsbereit seie. Zudem war die italienische Fuehrung auch nicht sicher wie die neue Reichsregierung unter dem Kaiser zu ihnen stand. Nun aber, nachdem Frankreich einen Waffenstillstand unterzeichnet hatte, sandte die italienische Fuehrung an das deutsche Reich klare Signale das es an seine Seite treten wollte. So sehr das ganze auch nach Abstaubermetalitaet aussah, so willkommen war diese Moeglichkeit der Wehrmachtsfuehrung.
Italien besaß eine moderne Flotte mit der es im Mittelmeer die englische Flotte binden konnte. Dazu besaßen die Italiener in Nordafrika die lybischen Landgebiete von denen aus Agypten angegriffen werden konnte. Somit lag der Suez Kanal in Reichweite und eine Eroberung des selben wuerde England ökonomisch schwer schaedigen, da es seine Handelsschiffe nach Asien dann um ganz Afrika herum schicken muesse. Von dem Verlust an Transportkapazitaet, bedingt durch das Versorgen von Kohlebunkern und Treibstoffdepots an der afrikanischen Kueste, ganz zu schweigen. In der Handelsmarine gab es Vertreter der These das der Suez Kanal die Aorta des britischen Empires ist.
Um die Italiener in Nordafrika bei der Wegnahme des Suez-Kanals zu unterstuetzen plante die Wehrmachtsfuehrung daher schnellst moeglich eine motorisierte Armee dorthin einzuschiffen und die britischen Truppen so auszuschalten. Dieses Szenario wuerde uns die Moeglichkeit geben die groeßte Staerke der Wehrmacht, naemlich die Landkriegsfuehrung weiter fort zu setzen. Auch die Luftwaffe konnte in Nordafrika eingreifen und ihre Staerke voll entfalten.
Alle waren begeistert, bis auf einen, den Kaiser. „Mit den Italienern gibt es keinen Buendniss! Verrat bleibt Verrat! Erst fallen sie uns in den Ruecken und dann sollen wir fuer sie Nordafrika erobern. Niemals!“
Die Wehrmachtsfuehrung, wie auch anderen Kabinettsmitglieder versuchten den Kaiser um zu stimmen. Doch es war erfolglos. Die Italiener galten als Verraeter und mit Verraetern paktiert man nicht. „Was ist wenn Italien wieder die Seiten wechselt und unsere motorisierte Armee in Nordafrika fest haengt?“ fragte der Kaiser und blickte triumphierend in die Runde. Szenario 3 war somit ebenfalls abgelehnt.

Der Generalmajor am Rande des Saales nahm das ganze Hickhack derweil stoisch zur Kenntnis. Weder gab es Kommentare, noch irgendwelche Gesten zu den Akteuren am Kabinettstisch.
Die Sitzung ging allmaehlich ihrem Ende entgegen. Der Kaiser verließ kurz darauf den Saal und auch der Rest der Anwesenden machte sich auf. Am Ende waren nur noch von Fritsch und der Generalmajor zugegen. Von Fritsch, inzwischen ziemlich abgekaempft, wandte sich direkt an den Generalmajor und sprach: „Verstehen sie jetzt unser Problem?“. Der Angesprochene nickte nur leicht und erwiderte dann: „Die Italienkarte sieht von allen dreien am besten aus und wenn der Italiener es wagen sollte uns zu verraten, dann hauen wir ihn zu Brei.“ Von Fritsch lachte nur gequaelt auf und schuettelte dann den den Kopf. „Der Entschluss steht. Italien faellt aus. Hach, muessen das bei Hindenburg und Ludendorff noch Zeiten gewesen sein...“.
Widerstand ist echt mein Ding! - S. Tapir