- C) Durchfuehrung
Aufgrund der geaenderten Ausgangslage zum Beginn des Unternehmens Weseruebung am 16. Maerz 1940 (Wesertag), gehen wir vor der eigentlichen operativen Durchfuehrung noch einmal auf die reale Gliederung der Kraefte ein.
Am Wesertag sind fuer die Weseruebung folgende Verbaende Einsatzbereit:
Heer:
- 8. Korps HG Sued (Cochenhausen)
- 22. Infanterie-Division
23. Infanterie-Division
24. Infanterie-Division
- 19. Infanterie-Division (Heitz)
20. Infanterie-Division (Hilpert)
21. Infanterie-Division (Volkmann)
- Marine:
- 1. Marine-Sturm-Division (Dielt)
3. Marine-Sturm-Division (Braeuer)
- 1. Transportgeschwader
2. Transportgeschwader
3. Transportgeschwader
4. Transportgeschwader
- Luftwaffe:
- I. Fliegerkorps (Transportgeschwader) (Somme)
1. Fallschirmjaeger-Division (Schoerner)
Die 2. Marine-Sturm-Division ist ebenfalls an den westlichen Kriegsschauplatz abgegeben und untersteht der Heeresgruppe West.
Das VII. Fliegerkorps hat seine Aufstellung abgeschlossen, ist zum Start des Unternehmens Weseruebung allerdings in Klagenfurt stationiert. Ein Einsatz im norddeutschen/skandinavischen Raum schließt sich somit aus.
Das 6. Abfangjaegerkorps ist noch in Ausruestung und Aufstellung begriffen und nicht vor dem 17. April verfuegbar. Von einer Einsatzbereitschaft wird nicht vor Anfang Mai ausgegangen.
Da die Luftdeckung durch das 6. Abfangjaegerkorps aber existenziell fuer dass gelingen des Unternehmens Weseruebung in der Planung war, wurde von Seiten der Kriegsmarine davon ausgegangen, das ein Unternehmen Weseruebung nicht vor dem 17. April, eher ab dem 1. Mai stattfinden koenne. Diese Rueckschluesse fuehrten dazu das die Kriegsmarine sich zum Zeitpunkt des Wesertages noch im Hafen von Koenigsberg befand.
Die Aufstellung der militaerischen Transporterflotille ist ebenso nicht abgeschlossen. Es stehen aber die Transportschiffe in Rostock zusammen mit den verbliebenen Marine-Sturm-Divisionen bereit.
Verlauf:
- 16. Maerz 1940: Am Vortage wurde durch die Abwehr gemeldet, das in Edinburgh Truppen mit dem Ziel Narvik eingeschifft werden. Daher laeuft auf Weisung des OKW, und in Abstimmung mit der Reichsregierung, die 1. Waserphase an.
Die 1. Fallschirmjaegerdivision machte sich bereits in der Nacht bereit und wurde mit Beginn der Daemmerung vom I. Fliegerkorps ueber Seeland abgesetzt. Ziel dieser Luftlandung ist es, noch am selben Tage die Kuestenbatterien am Oeresund zu nehmen und somit die Durchfahrt von der Nord- in die Ostsee zu sperren. Nach den letzten vorliegenden Aufklaerungsberichten wurde mit Widerstand in Divisionsstaerke gerechnet. Tatsaechlich wurde nach der Landung, mit Beginn des Angriffes auf die Kuestenbatterien sowie wichtiger Ortschaften, bald festgestellt, das mindestens eine weitere daenische Division sich im Einsatzgebiet befand. Da diese in die Kaempfe um Seeland eingriff, konnten die Fallschirmjaeger keinen Angriffsschwerpunkt bei den Kuestenbatterien bilden.
Statt dessen gingen die Fallschirmjaeger zur Verteidigung ueber. Aufgrund der Luftlandung konnte keine einheitliche Verteidigungslinie gebildet werden. An den verstreuten Absetzpunkten bildeten sich verschiedene kleinere und groeßere „Igelstellungen“.
Aufgrund dieser negativen Situation kam vom Divisionsgefechtsstand der 1. Fallschirmjaegerdivision die Bitte um rasche Verstaerkung ihrer Position.
Das 8. Korps unter Generalleutnant Cochenhausen konnte ihrerseits den notwendigen Entsatzangriff nicht starten, da nach dem starrem Gefuege des Operationsplanes ein Eingreifen des 8. Korps nur unter verschiedenen Vorbedingungen bzw. auf Anweisung durch das Hauptquartier der 2. Armee vorgesehen worden war.
Vorbedingungen:
- 1. Die Kriegsmarine patroulliert in der Fehmarn Belt um ein Eingreifen der daenischen Flotte zu unterbinden.
2. Das 7. Korps unter Hammerstein-Equord stoest ueber Schleswig nach Juetland vor.
Um dennoch die dringend benoetigte Hilfe zu leisten, liefen die 1. und 3. Marine-Sturm-Division aus Rostock aus. Auf eine Deckung durch die Kriegsmarine wurde verzichtet.
Ohne weitere Abstimmung mit dem Stab der 1. Fallschirmjaegerdivision wurden Seelandungen an zwei verschiedenen Punkten Seelands durchgefuehrt. Das daenische Heer riegelte mittels seiner Reserven die Landezonen ab. Trotz heftiger Kaempfe an den Landezonen fiel die Entlastung der 1. Fallschirmjaegerdivision sehr gering aus.
17. Maerz 1940: Die Kriegsmarine erreicht Kiel im Morgengrauen und nimmt dringend benoetigte Vorraete sowie Sprengmunition fuer die großkalibrigen Geschuetze der Linienschiffe an Bord.
Der Kampf um Seeland geht derweil auf dem Boden mit unverminderter Haerte weiter. Die handstreichartige Wegnahme Seelands und die Sperrung des Oeresunds sind gescheitert.
Erst am Nachmittag greift die Kriegsmarine mit den Linienschiffen in die Kaempfe ein und beginnt erste Kuestenziele zu beschießen.
Das 8. Korps bereitet sich in den Abendstunden auf den Uebergang des Fehmarnbelts vor.
18. Maerz 1940: Mit Tagesanbruch landet das 8. Korps auf der Insel Lolland suedlich von Seeland und stoest, mit Unterstuetzung durch die Kriegsmarine schnell nach Norden vor.
Das 9. Korps an der deutsch-daenischen Grenze uebernimmt, zusaetzlich zu ihren eigenen, die Aufgabe des (nicht vorhandenen) 7. Korps. Nach Umgliederung der Befehlsstruktur geht die 19. Infanterie-Division schnell ueber die Grenze nach Norden vor. Es wird kein nennenswerter Widerstand geleistet.
In den spaeten Abendstunden ist der daenische Widerstand in Lolland und Seeland gebrochen. Dieser Erfolg kann aber nicht dareuber hinweg taeuschen dass, es sich hierbei um einen Phyrrussieg handelt. Die wichtigsten Verbaende fuer die weiteren Weserphasen sind abgekaempft und leiden unter hohen Ausfaellen.
Ein gleitender Uebergang in die naechste Weserphase ist nicht moeglich.
Als weiterer Punkt ist anzumerken, dass das Auslaufen der daenischen Flotte nicht verhindert werden konnte. Diese hat sich reichtzeitig ueber den Oeresund nach Norden absetzen koennen.
- 19. Maerz 1940: In der Hoffnung die daenische Flotte doch noch zu einem Kampf stellen zu koennen, durchquerte die Kriegsmarine noch in der Nacht den Oeresund und laeuft mit noerdlichem Kurs weiter. Gegen Abend wird im Skaggerak tatsaechlich ein Flottenverband gesichtet. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um den daenischen, sondern um einen norwegischen Flottenverband mit suedlichem Kurs. Gemaess dem operativen Gedanken einer friedlichen Besetzungs Skandinaviens versuchte man Kontakt zu den norwegischen Schiffen aufzunehmen und gab mittels Funk-, Flaggen- und Lichtsignalen den norwegischen Schiffen die Aufforderung zur Kapitulation. Tatsaechlich verlangsamte der norwegische Flottenverband, bestehend aus den Kuestenpanzerschiffen Esivold, Norge und zwei Zerstoerern, die Geschwindigkeit. Nachdem sich beide Verbaende bis auf 8 km genaehert hatten wurde allerdings auf der Eisvold, dem Fuehrungsschiff des norwegischen Verbandes, das Flaggensignal fuer den bewaffneten Kampf gesetzt und umgehend das Feuer mit den 21 cm Geschuetzen eroeffnet.
- Die erste Salve des norwegischen Verbandes zielte auf die Linienschiffe Schleswig-Holstein und Schlesien, lag allerdings zu kurz. Noch ehe der deutsche Verband das Feuer erwidern konnte folgte die zweite Salve von der Norge, welche aber ebenfalls zu kurz lag. Danach eroeffneten die beiden deutschen Linienschiffe das Feuer mit ihren 28 cm Geschuetzen, verfehlten aber die norwegischen Schiffe und wandten sich dann nach Backbord ab um die norwegischen Schiffe zu ueberholen und ihnen so den Rueckweg abzuschneiden. Weiterhin sollte die Distanz zwischen den Verbaenden erhoeht werden um die norwegische Schiffsartillerie wirkungslos werden zu lassen. Auf der Admiral Hipper kam dieser Befehl aufgrund eines Ausfalles an der Funkanlage nicht an, so das dieses weiterhin seinen Kurs hielt und sich dem norwegischen Verband naeherte. Die Admiral Hipper wurde so Ziel der zweiten Salve der Eisvold, welche nun wiederum zu weit lag. Dieser Fehler wurde wohl von den der Besatzung der Norge bemerkt, welche mit einiger Verzoegerung feuerte und mit zwei 21cm Granaten den Bug der Admiral Hipper traf und diesen schwer beschaedigte.
- Aufgrund dieser Beschaedigungen fiel nun auf der Admiral Hipper die Feuerleit- und Ruderanlage aus. Damit war das Schiff nur noch bedingt Manoevrier- und Kampffaehig und konnte sich nicht aus der Feuerreichweite der norwegischen Schiffsartillerie loesen.
Der Kapitaen der Hipper teilte dieses per Licht- und Flaggensignal dem eigenen Kampfverband mit und ließ dann seinerseits, ohne Feuerleitanlage, das Feuer eroeffnen. Hierbei erwies sich die gute Ausbildung der Schiffsbesatzung als Vorteil, so das bereits mit der zweiten Salve der Admiral Hipper die Eisvold einen Treffer Mitschiffs erhielt. Nachdem Treffer auf der Eisvold wandte sich der norwegische Verband hart nach Backbord und versuchte so nach Nordosten abzulaufen. Vizeadmiral Saalwaechter, der die Lage auf der Admiral Hipper erkannt hatte, lies den Kurs der restlichen Schiffe nach Steuerbord aendern um die Admiral Hipper zu decken. Dadurch war ein Abschneiden des Rueckweges der norwegischen Flotte nicht mehr moeglich. Ein moeglicher Verlust der Admiral Hipper haette allerdings wesentlich schwerer gewogen.
- Das in der Folge noch andauernde Gefecht fuehrte noch zu je zwei Treffern auf der Norge und Eisvold, blieb aber wirkungslos, so das sich der norwegische Verband im Schutz der Dunkelheit absetzen konnte. Damit endete die erste Skaggerakschlacht des Krieges anhand der Versenkungen, beide Seiten keine, zwar unentschieden, aber nach Betrachtung der eingesetzten Kraefte beider Seiten mit einem taktischen Sieg der Norweger.
Aufgrund der Beschaedigungen der Admiral Hipper musste der gesamte deutsche Verband kehrt machen und in Kopenhagen anlegen um die dringend notwendigen Reperaturen durchfuehren zu koennen. Da die Kriegsmarine weiterhin nur im vollen Verband auslaufen sollte, um bei einem moeglichen Aufeinandertreffen mit der britischen Marine wenigstens den Hauch einer Chance zu haben, bedeutete dies, dass die Transportflotillen nicht nach Norwegen auslaufen konnten. Es bestand die Gefahr das die Schiffe dieser Flottillen bei einer amphibischen Landung durch die norwegische Marine attackiert werden.