Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride
Verfasst: 26. März 2015 22:02
Besser als erwartet
26. Juni 1941, Sowjetunion, Kirowsk, AOK 5. Armee
Die Sache laeuft erstaunlich gut. Ein wenig zu gut fuer meinen Geschmack.
Unser Vormarsch entlang der Eisenbahnlinie wurde nicht bemerkt und so konnten wir sehr zuegig den Sperrstreifen um die Murmanbahn erreichen. Gleichzeitig brachten es die finnischen Holzfaeller in unserem Ruecken fertig weitere Furten, zur Verbesserung der Nachschublage, zu schlagen.
Die wenigen sowjetischen Truppen an der Murmanbahn konnten so ueberraschend angegriffen und geschlagen werden. Entgegen unserer Erwartungen zogen sich die Verbaende der roten Armee sehr schnell nach Norden zurueck. Dies, und die permanenten Luftangriffe durch die Luftlotte III, haben zu erheblichen Verlusten an Mensch und Material beim Gegner gefuehrt, welcher sich im Anschluss an diesen Schlag wie paralysiert zeigte. Es kam zu keinerlei offensiven Gegenmaßnahmen, noch konnten wir gesonderte Vorbereitungen hierfuer entdecken.
Maßnahmen gegen unseren kuehnen Streich kamen eher aus anderer Richtung. Der finnische Generalfeldmarschall Mannerheim schrie naemlich Zeter und Mordrio, weil er fuerchtete, dass Finnland nun in den Fokus der roten Armee ruecken koennte. Schließlich bedrohten wir nun den einzigen, gaenzjaehrig eisfreien Hafen der Sowjetunion. Das wir nun zur Zielscheibe der roten Armee werden wuerden befuerchtete ich zwar auch, doch weiterhin geschah erst einmal nichts. Es gab auch in den Folgetagen keinen Entlastungsangriff, kein Auslaufen der sowjetischen Nordmeerflotte, geschweige denn irgendwelche Luftangriffe auf unsere Nachschubswege.
Gerade letztere sind naemlich unsere Achillesferse bei diesem Streich. Die Baumfurten und die russisch gespurten Gleise reichen naemlich, trotz aller Versuche, nicht aus, um dauerhaft genuegend Nachschub herueber zu bringen. Das hat mir mein Quartiermeister mehrfach deutlich gemacht.
Was also tun, wenn der Nachschub knapp und die Lage unklar ist? Angreifen natuerlich! Diesem Gedanken folgend ließ ich also einen Schlag gegen das Verteidigungssytem von Murmansk vorbereiten, mit dem Ziel uns den Tiefseehafen zu sichern. Mit diesem sollten wir durchaus in der Lage sein, unsere Truppen auf dieser Seite des weißen Meeres entsprechend zu versorgen.
Diesen Angriff haben wir heute morgen begonnen und haben innerhalb von vier Stunden den suedlichen Sperrstreifen, samt der dort vorhandenen Verteidiger, aufgebrochen. Ich haette jetzt gerne noch das Attribut verschanzt zugefuegt, doch davon kann keine Rede sein. Es gab in unserem Bereich keinen Stellungsbau. Es gab auch keine Feuerraeume, keine Abwehrbereiche und schon gar keine Minenfelder.
Wir stoßen nun mit dem Hauptkeil gegen Murmansk und raeufeln mit einen zweiten Keil die ausgebauten Verteidigungsstellungen bei Petschenga auf. Es gibt dort zwar lokale Gegenwehr, aber nichts von dem was ich erwartet haette, oder selbst an Gegenwehr leisten wuerde.
Die ganze Situation wirkt auf mich surreal. Wenn unsere Verluste nicht waeren, koennte man meinen wir machten eine Uebung gegen einen Gegner, der gerade versucht seine Verteidigung zentral zu organisieren.
Die andere Alternative ist, dass unsere Gegner keine Befehle haben und sich weigern ohne diese irgendetwas zu unternehmen.
Gute Nachrichten gibt es auch von unseren finnischen Verbindungsoffizieren. Nach mehrfachen Draengen, sowie einer verbalen Entgleisung am Telefon hat sich das finnische Hauptquartier endlich zu einer Entscheidung durchgerungen. Nach einer kurzen Artillerievorbereitung wurde am gestrigen Tage der Kampf um die Rueckeroberung der Mannerheimlinie eroeffnet. Ganz ohne die geforderte Luftunterstuetzung haben finnische Verbaende das Stellungssystem beim Ladogasee durchbrochen und die sowjetische Front dort zweigeteilt. Man spricht sogar schon von der Befreiung Sortawalas. Wobei das wohl noch eine Weile dauern wird. Denn statt des zuegigen Draengens hoehre ich dort nur von einem vorsichtigen Druecken. Aber besser dieses, als das sinnlose Rumstehen an den Tagen davor.
Im Anbetracht dieser Ereignisse frage ich mich also wirklich wann der dicke Hammer kommt, der alle meine Plaene ueber den Haufen wirft.
30. Juni, Sowjetunion, Murmansk, AOK 5. Armee
Lage kurz: Murmansk genommen, organisierter Widerstand ist zerschlagen, Besetzung der Kola Halbinsel ist im Gange.
Wir bereiten nun eine Offensive entlang der Murmanbahn nach Sueden vor und verlegen derzeit zwei Korps zurueck nach Kandalakscha. Probleme gibt es, wie ueblich, mit der finnischen Heeresfuehrung die keine Sicherungsaufgaben in Murmansk und Umgebung uebernehmen will. Von Kayser verhandelt zwar noch, aber ich habe zwischenzeitlich eine Anfrage an die HG Norwegen gesandt, ob man ebenda Sicherungstruppen entbehren koenne. Ich mag mich mit diesen Leuten da nicht mehr umher schlagen.
Damit scheine ich aber auch nicht der Einzigste zu sein. Kesselring ist gestern aus allen Wolken gefallen, als die finnische Regierung erklaerte, dass alle Fluege ueber ihr Territorium vorher angemeldet und bestaetigt werden muessen. Erst schreien sie umher weil sie keine Luftwaffe haben und in dem Moment wo wir aushelfen koennen, haette man gerne ein paar ausgefuellte Antraege.
So wie ich hoehrte hatte Kesselring daraufhin einen finnischen Ministerialbeamten unflaetig beschimpft, was zu einer Retourkutsche aus dem finnischen Hauptquartier fuehrte. Sie schickten uns Antraege in finnischer Sprache. An diesem „Nein Du!“ Spiel habe ich mich natuerlich sofort beteiligt und diese in russicher Sprache ausfuellen und zurueck senden lassen. Den Ivan wollen wir schließlich nicht vergessen. Nicht das ihm noch die neue finnische Luftabwehr entgeht.
General von Kayser hat sich nun wieder eingeschaltet und schlichtet zwischen uns Verbuendeten. Dafuer hat er wirklich meine Bewunderung, denn ich koennte bei soviel Stoerfeuer aus den eigenen Reihen nicht mehr an mich halten. Wenn es nach mir ginge wuerden jetzt ueber Helsinki ein paar deutsche Jagdflugzeuge kreuzen, um mal klar zu machen wer hier eigentlich die Luftwaffe beisteuert.
Ich werde das Gefuehl nicht los, dass die finnische Militaerfuehrung alles, aber auch wirklich alles, versucht um einen militaerischen Fortschritt hier oben zu unterbinden.
Daneben gibt es noch zwei Dinge, die meiner Aufmerksamkeit beduerfen. Das Erste hat mit meiner Stellung hier im 5.AOK zu tun. Ich bin Generalstabschef der fuenften Armee und somit gegenueber den Weisungen des General von Kayser gebunden. Von da kommt aber ueberhaupt nichts. Gut, der Mann ist mit seiner Schlichtungsdiplomatie zwischen uns, dem finnischen Oberkommando und der finnischen Regierung wirklich nicht zu beneiden. Ich glaube ihm auch, dass dies viel Zeit und Nerven kostet. Aber dennoch sollte er als OK doch hin und wieder einmal meine Vorschlaege pruefen und entscheiden wo es langgehen soll. Aber das gibt es bisher nicht.
Ich kann hier schalten und walten wir es mir beliebt, was mir einerseits auch viel Freiraeume eroeffnet und Freude bereitet. Andererseits ist mir schon klar, dass dies nicht der normale Lauf der Dinge ist. Unter General von Rundstedt ging es da ganz anders zu. Da hatte alles seinen Platz und jeder seine Funktion.
Ich wollte schon beginnen zu glauben, dass man meine Faehigkeiten hier oben testen wollte. Schließlich entging es mir nicht, dass die Abwehr meine Taetigkeit hier oben sehr genau ueberwacht. Das aenderte sich schlagartig, als ein Oberst aus dem OKW hier reinschneite und verlangte ueber unsere Absichten in Kenntnis gesetzt zu werden. Mit vielen verbalen Haken und Oesen bekam ich aus ihm heraus dass, das OKW kein Bild von der Lage hier oben hatte.
Das wirft natuerlich die Frage auf, wer die Abwehr hier auf uns angesetzt hat. Von Fritsch kann es nicht gewesen sein, denn die Bloesse einen Oberst zu schicken, um ein Bild von der Lage hier zu bekommen, haette er sich nie gegeben.
Das zweite Problem sind die Denkschriften welche ich in letzter Zeit erhalte. Sie haben keinen Absender und duerften somit nicht einmal durch die Post befoerdert werden. Aber noch besser als das ist ihr Inhalt.
Es handelt sich hierbei naemlich um keine situationsbezogenen Denkschriften. Es sind vielmehr Kopien von Denkschriften aus den Jahren von 1906 bis 1918, verfasst von keinem geringeren als dem Oberst von Zitzewitz. Der alte Oberst mit dem Kartenspiel bei dem ich mein Offizierspatent gemacht habe. Ich habe zuerst gezweifelt ob diese Abschriften echt sind, aber Stil, Inhalt und zeitlicher Zusammenhang sind stimmig. Da gibt es nichts zu meckern, zumal ich mir auch die Frage gestellt habe wer etwas davon hat, dem Alten etwas in den Mund zu legen. Ausgerechnet hier und jetzt.
Doch damit nimmt mein Wundern kein Ende. Im Gegenteil, hier steigert es sich erst richtig. Denn nach dem Kriege habe ich alles moegliche versucht um etwas ueber ihn und seine Vergangenheit in Erfahrung zu bringen, musste dabei aber feststellen das ueber ihn kaum Akten existierten. Die Angaben in seiner Laufbahn beinhalteten nur Eintritt in die Armee, Werdegang, Kommandos und Ausscheiden. Es gab keine Angaben ueber Schriften oder aehnliches, ja, es war nicht einmal festzustellen ob er wirklich aus dem Adelsgeschlecht derer von Zitzewitz stammte, wie sein Name vermuten ließ. Es gab damals keine Angaben.
Seinerzeit schob ich dies auf die minimalistische Art des Oberst und hakte die Sache fuer mich ab. Jetzt aber flattern auf einmal lauter Denkschriften auf meinen Tisch, von denen ich weder wusste das sie existierten, noch, dass der Oberst sich ueberhaupt naeher mit strategisch-taktischen Fragen beschaeftigt hat. Dennoch sind diese Schriften jetzt da und nach erster Sichtung des Inhaltes, habe ich das Gefuehl, dass man sie seinerzeit mit einem Bannstrahl belegt hat und im tiefsten Archiv verbuddelte das man finden konnte. Der Inhalt hat meine Sicht auf die damalige oberste Heeresleitung naemlich nachhaltig gewandelt. Alles was wir ab 1914 mit unserem Blut ausbaden mussten, war seit 1906 in Teilen und seit 1912 umfassend bekannt und vorher gesehen worden. Damit stand der Oberst durchaus nicht allein, aber wer hoert schon auf die Wenigen?
Die Aussage wir konnten es nicht wissen, zaehlt seit 1912 nicht mehr. Man hat es gewusst, aber man hat es einfach ignoriert. Ich frage mich nur warum man mir ausgerechnet jetzt, wo ich keine Zeit habe mich damit eingehend zu beschaeftigen, diese Denkschriften zusendet? Ach ja, und wo soll ich die Dinger lassen? Diese Papiere sind nicht umsonst 'verschwunden'. Von der Logik her muesste ich mir diesen Schriebs vom Halse schaffen, aber das bringe ich nicht fertig. Dafuer habe ich zu lange danach gesucht.
Ach ja, eine Sache gibt es noch. Eine kleine Randnotiz quasi. Da das Gute ja bekanntliche langweilig ist, hat sich die geostrategische Lage erneut gewandelt. Italien hat heute morgen Großbritannien den Krieg erklaert und in Afrika eine Offensive in Nordafrika gestartet. Damit ist das Mittelmeer nun Kampfzone und der Englaender hat nun einen mehr, dem er sich balgen kann. Das schiebt fuer uns das Problem mit England auf die lange Bank und gibt uns gleichzeitig eine gewisse Sicherheit gegenueber Italien. Ein ploetzlicher Angriff auf unseren Ruecken ist somit nicht zu erwarten. Wer weiß, bei gleichen Feinden ergibt sich vielleicht sogar die Moeglichkeit eines Zusammengehens?
26. Juni 1941, Sowjetunion, Kirowsk, AOK 5. Armee
Die Sache laeuft erstaunlich gut. Ein wenig zu gut fuer meinen Geschmack.
Unser Vormarsch entlang der Eisenbahnlinie wurde nicht bemerkt und so konnten wir sehr zuegig den Sperrstreifen um die Murmanbahn erreichen. Gleichzeitig brachten es die finnischen Holzfaeller in unserem Ruecken fertig weitere Furten, zur Verbesserung der Nachschublage, zu schlagen.
Die wenigen sowjetischen Truppen an der Murmanbahn konnten so ueberraschend angegriffen und geschlagen werden. Entgegen unserer Erwartungen zogen sich die Verbaende der roten Armee sehr schnell nach Norden zurueck. Dies, und die permanenten Luftangriffe durch die Luftlotte III, haben zu erheblichen Verlusten an Mensch und Material beim Gegner gefuehrt, welcher sich im Anschluss an diesen Schlag wie paralysiert zeigte. Es kam zu keinerlei offensiven Gegenmaßnahmen, noch konnten wir gesonderte Vorbereitungen hierfuer entdecken.
Maßnahmen gegen unseren kuehnen Streich kamen eher aus anderer Richtung. Der finnische Generalfeldmarschall Mannerheim schrie naemlich Zeter und Mordrio, weil er fuerchtete, dass Finnland nun in den Fokus der roten Armee ruecken koennte. Schließlich bedrohten wir nun den einzigen, gaenzjaehrig eisfreien Hafen der Sowjetunion. Das wir nun zur Zielscheibe der roten Armee werden wuerden befuerchtete ich zwar auch, doch weiterhin geschah erst einmal nichts. Es gab auch in den Folgetagen keinen Entlastungsangriff, kein Auslaufen der sowjetischen Nordmeerflotte, geschweige denn irgendwelche Luftangriffe auf unsere Nachschubswege.
Gerade letztere sind naemlich unsere Achillesferse bei diesem Streich. Die Baumfurten und die russisch gespurten Gleise reichen naemlich, trotz aller Versuche, nicht aus, um dauerhaft genuegend Nachschub herueber zu bringen. Das hat mir mein Quartiermeister mehrfach deutlich gemacht.
Was also tun, wenn der Nachschub knapp und die Lage unklar ist? Angreifen natuerlich! Diesem Gedanken folgend ließ ich also einen Schlag gegen das Verteidigungssytem von Murmansk vorbereiten, mit dem Ziel uns den Tiefseehafen zu sichern. Mit diesem sollten wir durchaus in der Lage sein, unsere Truppen auf dieser Seite des weißen Meeres entsprechend zu versorgen.
Diesen Angriff haben wir heute morgen begonnen und haben innerhalb von vier Stunden den suedlichen Sperrstreifen, samt der dort vorhandenen Verteidiger, aufgebrochen. Ich haette jetzt gerne noch das Attribut verschanzt zugefuegt, doch davon kann keine Rede sein. Es gab in unserem Bereich keinen Stellungsbau. Es gab auch keine Feuerraeume, keine Abwehrbereiche und schon gar keine Minenfelder.
Wir stoßen nun mit dem Hauptkeil gegen Murmansk und raeufeln mit einen zweiten Keil die ausgebauten Verteidigungsstellungen bei Petschenga auf. Es gibt dort zwar lokale Gegenwehr, aber nichts von dem was ich erwartet haette, oder selbst an Gegenwehr leisten wuerde.
Die ganze Situation wirkt auf mich surreal. Wenn unsere Verluste nicht waeren, koennte man meinen wir machten eine Uebung gegen einen Gegner, der gerade versucht seine Verteidigung zentral zu organisieren.
Die andere Alternative ist, dass unsere Gegner keine Befehle haben und sich weigern ohne diese irgendetwas zu unternehmen.
Gute Nachrichten gibt es auch von unseren finnischen Verbindungsoffizieren. Nach mehrfachen Draengen, sowie einer verbalen Entgleisung am Telefon hat sich das finnische Hauptquartier endlich zu einer Entscheidung durchgerungen. Nach einer kurzen Artillerievorbereitung wurde am gestrigen Tage der Kampf um die Rueckeroberung der Mannerheimlinie eroeffnet. Ganz ohne die geforderte Luftunterstuetzung haben finnische Verbaende das Stellungssystem beim Ladogasee durchbrochen und die sowjetische Front dort zweigeteilt. Man spricht sogar schon von der Befreiung Sortawalas. Wobei das wohl noch eine Weile dauern wird. Denn statt des zuegigen Draengens hoehre ich dort nur von einem vorsichtigen Druecken. Aber besser dieses, als das sinnlose Rumstehen an den Tagen davor.
Im Anbetracht dieser Ereignisse frage ich mich also wirklich wann der dicke Hammer kommt, der alle meine Plaene ueber den Haufen wirft.
30. Juni, Sowjetunion, Murmansk, AOK 5. Armee
Lage kurz: Murmansk genommen, organisierter Widerstand ist zerschlagen, Besetzung der Kola Halbinsel ist im Gange.
Wir bereiten nun eine Offensive entlang der Murmanbahn nach Sueden vor und verlegen derzeit zwei Korps zurueck nach Kandalakscha. Probleme gibt es, wie ueblich, mit der finnischen Heeresfuehrung die keine Sicherungsaufgaben in Murmansk und Umgebung uebernehmen will. Von Kayser verhandelt zwar noch, aber ich habe zwischenzeitlich eine Anfrage an die HG Norwegen gesandt, ob man ebenda Sicherungstruppen entbehren koenne. Ich mag mich mit diesen Leuten da nicht mehr umher schlagen.
Damit scheine ich aber auch nicht der Einzigste zu sein. Kesselring ist gestern aus allen Wolken gefallen, als die finnische Regierung erklaerte, dass alle Fluege ueber ihr Territorium vorher angemeldet und bestaetigt werden muessen. Erst schreien sie umher weil sie keine Luftwaffe haben und in dem Moment wo wir aushelfen koennen, haette man gerne ein paar ausgefuellte Antraege.
So wie ich hoehrte hatte Kesselring daraufhin einen finnischen Ministerialbeamten unflaetig beschimpft, was zu einer Retourkutsche aus dem finnischen Hauptquartier fuehrte. Sie schickten uns Antraege in finnischer Sprache. An diesem „Nein Du!“ Spiel habe ich mich natuerlich sofort beteiligt und diese in russicher Sprache ausfuellen und zurueck senden lassen. Den Ivan wollen wir schließlich nicht vergessen. Nicht das ihm noch die neue finnische Luftabwehr entgeht.
General von Kayser hat sich nun wieder eingeschaltet und schlichtet zwischen uns Verbuendeten. Dafuer hat er wirklich meine Bewunderung, denn ich koennte bei soviel Stoerfeuer aus den eigenen Reihen nicht mehr an mich halten. Wenn es nach mir ginge wuerden jetzt ueber Helsinki ein paar deutsche Jagdflugzeuge kreuzen, um mal klar zu machen wer hier eigentlich die Luftwaffe beisteuert.
Ich werde das Gefuehl nicht los, dass die finnische Militaerfuehrung alles, aber auch wirklich alles, versucht um einen militaerischen Fortschritt hier oben zu unterbinden.
Daneben gibt es noch zwei Dinge, die meiner Aufmerksamkeit beduerfen. Das Erste hat mit meiner Stellung hier im 5.AOK zu tun. Ich bin Generalstabschef der fuenften Armee und somit gegenueber den Weisungen des General von Kayser gebunden. Von da kommt aber ueberhaupt nichts. Gut, der Mann ist mit seiner Schlichtungsdiplomatie zwischen uns, dem finnischen Oberkommando und der finnischen Regierung wirklich nicht zu beneiden. Ich glaube ihm auch, dass dies viel Zeit und Nerven kostet. Aber dennoch sollte er als OK doch hin und wieder einmal meine Vorschlaege pruefen und entscheiden wo es langgehen soll. Aber das gibt es bisher nicht.
Ich kann hier schalten und walten wir es mir beliebt, was mir einerseits auch viel Freiraeume eroeffnet und Freude bereitet. Andererseits ist mir schon klar, dass dies nicht der normale Lauf der Dinge ist. Unter General von Rundstedt ging es da ganz anders zu. Da hatte alles seinen Platz und jeder seine Funktion.
Ich wollte schon beginnen zu glauben, dass man meine Faehigkeiten hier oben testen wollte. Schließlich entging es mir nicht, dass die Abwehr meine Taetigkeit hier oben sehr genau ueberwacht. Das aenderte sich schlagartig, als ein Oberst aus dem OKW hier reinschneite und verlangte ueber unsere Absichten in Kenntnis gesetzt zu werden. Mit vielen verbalen Haken und Oesen bekam ich aus ihm heraus dass, das OKW kein Bild von der Lage hier oben hatte.
Das wirft natuerlich die Frage auf, wer die Abwehr hier auf uns angesetzt hat. Von Fritsch kann es nicht gewesen sein, denn die Bloesse einen Oberst zu schicken, um ein Bild von der Lage hier zu bekommen, haette er sich nie gegeben.
Das zweite Problem sind die Denkschriften welche ich in letzter Zeit erhalte. Sie haben keinen Absender und duerften somit nicht einmal durch die Post befoerdert werden. Aber noch besser als das ist ihr Inhalt.
Es handelt sich hierbei naemlich um keine situationsbezogenen Denkschriften. Es sind vielmehr Kopien von Denkschriften aus den Jahren von 1906 bis 1918, verfasst von keinem geringeren als dem Oberst von Zitzewitz. Der alte Oberst mit dem Kartenspiel bei dem ich mein Offizierspatent gemacht habe. Ich habe zuerst gezweifelt ob diese Abschriften echt sind, aber Stil, Inhalt und zeitlicher Zusammenhang sind stimmig. Da gibt es nichts zu meckern, zumal ich mir auch die Frage gestellt habe wer etwas davon hat, dem Alten etwas in den Mund zu legen. Ausgerechnet hier und jetzt.
Doch damit nimmt mein Wundern kein Ende. Im Gegenteil, hier steigert es sich erst richtig. Denn nach dem Kriege habe ich alles moegliche versucht um etwas ueber ihn und seine Vergangenheit in Erfahrung zu bringen, musste dabei aber feststellen das ueber ihn kaum Akten existierten. Die Angaben in seiner Laufbahn beinhalteten nur Eintritt in die Armee, Werdegang, Kommandos und Ausscheiden. Es gab keine Angaben ueber Schriften oder aehnliches, ja, es war nicht einmal festzustellen ob er wirklich aus dem Adelsgeschlecht derer von Zitzewitz stammte, wie sein Name vermuten ließ. Es gab damals keine Angaben.
Seinerzeit schob ich dies auf die minimalistische Art des Oberst und hakte die Sache fuer mich ab. Jetzt aber flattern auf einmal lauter Denkschriften auf meinen Tisch, von denen ich weder wusste das sie existierten, noch, dass der Oberst sich ueberhaupt naeher mit strategisch-taktischen Fragen beschaeftigt hat. Dennoch sind diese Schriften jetzt da und nach erster Sichtung des Inhaltes, habe ich das Gefuehl, dass man sie seinerzeit mit einem Bannstrahl belegt hat und im tiefsten Archiv verbuddelte das man finden konnte. Der Inhalt hat meine Sicht auf die damalige oberste Heeresleitung naemlich nachhaltig gewandelt. Alles was wir ab 1914 mit unserem Blut ausbaden mussten, war seit 1906 in Teilen und seit 1912 umfassend bekannt und vorher gesehen worden. Damit stand der Oberst durchaus nicht allein, aber wer hoert schon auf die Wenigen?
Die Aussage wir konnten es nicht wissen, zaehlt seit 1912 nicht mehr. Man hat es gewusst, aber man hat es einfach ignoriert. Ich frage mich nur warum man mir ausgerechnet jetzt, wo ich keine Zeit habe mich damit eingehend zu beschaeftigen, diese Denkschriften zusendet? Ach ja, und wo soll ich die Dinger lassen? Diese Papiere sind nicht umsonst 'verschwunden'. Von der Logik her muesste ich mir diesen Schriebs vom Halse schaffen, aber das bringe ich nicht fertig. Dafuer habe ich zu lange danach gesucht.
Ach ja, eine Sache gibt es noch. Eine kleine Randnotiz quasi. Da das Gute ja bekanntliche langweilig ist, hat sich die geostrategische Lage erneut gewandelt. Italien hat heute morgen Großbritannien den Krieg erklaert und in Afrika eine Offensive in Nordafrika gestartet. Damit ist das Mittelmeer nun Kampfzone und der Englaender hat nun einen mehr, dem er sich balgen kann. Das schiebt fuer uns das Problem mit England auf die lange Bank und gibt uns gleichzeitig eine gewisse Sicherheit gegenueber Italien. Ein ploetzlicher Angriff auf unseren Ruecken ist somit nicht zu erwarten. Wer weiß, bei gleichen Feinden ergibt sich vielleicht sogar die Moeglichkeit eines Zusammengehens?