Re: [HOI3 AAR] "Three Lions & no Lord Byron"
Verfasst: 12. Oktober 2012 21:13
William Byron kam am Nachmittag von der Therapiestunde benebelt zurück ins Zimmer geschlürft. Die tägliche Dosis plus darauffolgende Wirkung des emphatisch machenden Mittels wich einer medizinischen Toleranz, so daß sich der Traumapatient schlichtweg nur noch entkräftet fühlte. Dieses mal hatte Mister Byron sich den wiederkehrenden, monotonen Sitzungsverlauf des Spezialisten Doktor Bennet, der noch dazu keine Erfolge mehr brachte, entgegengestellt. Er sagte es ihm aus trockener Kehle frei heraus, er hätte keine Lust noch einmal drei Wochen hier bewußt zu verbringen. Da half es auch nichts, daß Doktor Bennet ihm täglichen Freigang, also Erlaubnis das Krankenhaus bis zehn Uhr Abends zu verlassen, anbot.
Der erfahrene Traumadoktor beteuerte immer wieder, wie wichtig es sei, die Isolation von der Außenwelt stückweise zu lockern, während William dabei nur in den Sinn kam, wie Ned's Pub sich doch erst ab elf Uhr Abends langsam füllte. Der Pub und die heimlichen Ausbrüche, nein, das war es sicher nicht. Und wie er da so im bequemen Sessel saß, die Blicke des Königs vom Ölgemälde herunter, wie jene Blicke Bennets, als dieser den nun schweigenden Patienten anstarrte, bemerkte der Doktor dann nach quälender Pause hinzufügend:
"Bis Ihre Identität nicht eindeutig geklärt wurde, sollten Sie in diesen Zeiten sowieso bei uns verbleiben."
Und es war Mister Byron so, als schwinge eine unterschwellige Drohung in dem Satze mit, eine die nur ausgesprochen ward, weil der Doktor einer der Menschen war, die von Geburt an mit einem feinem Gespür ausgestattet sind. Mister Byron war dieser ganzen Angelegenheit aber überdrüssig geworden. Der Gedanke in ihm setzte sich fest: diese Behandlung führt nicht zum gewünschten Effekt!
Jetzt stand er in Krankenhausschlappen im Zimmer und machte ein langes Gesicht. Er sah George, der gerade seine Sachen zusammenpackte und auch Micky hatte seine Klamotten für morgen, den Tag der Entlassung, rausgelegt und die Tasche ruhte gepackt am Boden neben dem Bett. Da sprach ihn auch schon der Ire an:
"Hee, was los? Was ziehst du so ein Gesicht?"
William nahm den Wasserkrug von seiner Kommode, schenkte sich ein Glas Wasser ein, trank und ließ sich halb auf das Schlafgemach in weis fallen.
"Ich scheine ein recht trauriges Leben zu haben. Mein Vater ist tot, ich bin in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und nicht mal verheiratet. Noch dazu weiß ich nicht was normal ist. Es herrscht Krieg und mit meiner nicht vorhandenen Erinnerung kann ich mich nicht an die Friedenszeit erinnern. Alles ist so unreal."
"Aber wer wird denn hier gleich heulen?" stellte Micky eher eine rethorische Frage.
"Ach was. Von heulen ist keine Rede. Ich habe nur keinen blassen Schimmer wie es jetzt weitergeht."
"Was sagt denn der Doktor?" fragte nun George.
"Er hat Andeutungen gemacht."
William wischte sich den durch das rätselhafte Mittel hervorgebrachten Schweiß von der Stirn und fuhr nach kurzer Pause fort:
"Er sagt ich darf jetzt am Tage aus dem Hospital und will mich solange hier behalten bis irgendwo Akten oder so auftauchen die meine Person als britischer Staatsbürger bestätigen."
Micky klatschte in die Hände.
"Das ist ja mal wieder typisch. Die angekohlte Ausweishälfte reicht denen wohl nicht. Das du ein Opfer des Krieges bist, reich denen wohl auch nicht, nein, jetzt sollst du hier auch noch das bettlägrige Humanexperimentcorpus spielen. Komm, wenn das jetzt so ist, daß wir offiziell einen kippen gehen können, dann lass uns das doch gleich mal machen. Zieh dich an und schau einmal gerade aus!"
Der letzte Satz wurde von O'Connor besonders laut und deutlich ausgesprochen und manchmal war es Mister Byron so, als würde der Ire sich über die Traumapatienten lustig machen.
Nach wenigen Minuten des Anziehens und vielen Minuten des Überredens von George an diesem letzten gemeinsamen Tag doch mal mitzukommen in den Pub, gingen die drei, durch den Vordereingang des Universitätskrankenhauses heraus.
Wenig später saßen die drei Männer unterschiedlichen Alters in Ned's Pub, der zu dieser Stunde nur sehr wenige Gäste beherbergte. Nach kurzem Umsehen fiel George auf, wie wenig Soldaten des Heeres zugegen waren.
"Ach,..." lachte Micky O'Connor, "...das wird das Tageslicht sein. Wir waren noch nie unterm Tag hier, immer erst Abends. Stimmts Jungchen?" und gab dem neben ihm sitzenden Byron einen kräftigen Klaps auf die Schulter.
Dem gefiel das Wort Jungchen wahrlich nicht, war er, zumindest laut übriggebliebenem Ausweisfetzen bereits 30 Jahre alt.
"Irgendwie ist die Stimmung hier sehr bedrückend." gab William von sich.
Der Kellner kam und nahm die Bestellung auf.
"Nein, nein. Hier liegt etwas in der Luft. Ihr kennt sowas vielleicht nicht, aber ich fühle es. Die Soldaten sind weg." sprach George und zirbelte sich seinen vermuteterweise typisch, englischen Schnauzbart dabei ein wenig.
Und als das Thema der Leere des Pubs von allen am Tisch sitzenden genug erörtert wurde, machte es anderen Themen Platz. Tief ins private rutschten sie nicht ab, da wurden nur oberflächlich, gegenseitige Fragen gestellt. Vielleicht saß die Angst der kommenden Zeiten schon wie ein nebliger Brei über allen und alles. Und während Micky, George und William Runde um Runde in dem lichten, einstigen Vergnügungsort der späten Stunde zechten, war da tatsächlich ein reges Treiben, ein wühlmäuseartiges Schaben unter der behäbigen Oberfläche zu erahnen, es brauchte nur eines winzigen Anhebens des Rockzipfels der alten Dame Britannia und schon hätte sich alles erleichtert offenbart.
So spürten sie es nur, wissen konnten es Nichteingeweihte und Menschen die nicht unter Waffen dienten zu diesem Zeitpunkt noch kaum, doch sie würden die Konsequenzen der getroffenen Entscheidungen später rückwirkend beurteilen können, dann vielleicht erschrecken wie nahe sie dem Abgrund des bösartigen Strudels dieser Epoche standen.
Es war in jenen Tagen der schrecklichen Bombardements der deutschen Luftwaffe, als die eintreffenden Meldungen über die starken Verluste der Handelsmarine die Bevölkerung zusammenschrecken und die britischen Politiker zum Handeln bewegen ließ. In stiller Vorbereitung wurde dem Great Britain Command eine aufgestellte Continental-Front unterstellt, in der die Freifranzösische Armee mit ihren mittlerweile auf 135.000 Mann sowie die 1st Army 'British Victorious' mit 109.000 Mann eingegliedert und in nächtlichen Transporten in Richtung des walisischen Hafens Pembroke verlegt wurde.
Das High Command legte nach Freigabe des britischen Parlaments die Pläne für die Operation 'The Cid' vor, die Unterstützung Spaniens.
Der erfahrene Traumadoktor beteuerte immer wieder, wie wichtig es sei, die Isolation von der Außenwelt stückweise zu lockern, während William dabei nur in den Sinn kam, wie Ned's Pub sich doch erst ab elf Uhr Abends langsam füllte. Der Pub und die heimlichen Ausbrüche, nein, das war es sicher nicht. Und wie er da so im bequemen Sessel saß, die Blicke des Königs vom Ölgemälde herunter, wie jene Blicke Bennets, als dieser den nun schweigenden Patienten anstarrte, bemerkte der Doktor dann nach quälender Pause hinzufügend:
"Bis Ihre Identität nicht eindeutig geklärt wurde, sollten Sie in diesen Zeiten sowieso bei uns verbleiben."
Und es war Mister Byron so, als schwinge eine unterschwellige Drohung in dem Satze mit, eine die nur ausgesprochen ward, weil der Doktor einer der Menschen war, die von Geburt an mit einem feinem Gespür ausgestattet sind. Mister Byron war dieser ganzen Angelegenheit aber überdrüssig geworden. Der Gedanke in ihm setzte sich fest: diese Behandlung führt nicht zum gewünschten Effekt!
Jetzt stand er in Krankenhausschlappen im Zimmer und machte ein langes Gesicht. Er sah George, der gerade seine Sachen zusammenpackte und auch Micky hatte seine Klamotten für morgen, den Tag der Entlassung, rausgelegt und die Tasche ruhte gepackt am Boden neben dem Bett. Da sprach ihn auch schon der Ire an:
"Hee, was los? Was ziehst du so ein Gesicht?"
William nahm den Wasserkrug von seiner Kommode, schenkte sich ein Glas Wasser ein, trank und ließ sich halb auf das Schlafgemach in weis fallen.
"Ich scheine ein recht trauriges Leben zu haben. Mein Vater ist tot, ich bin in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und nicht mal verheiratet. Noch dazu weiß ich nicht was normal ist. Es herrscht Krieg und mit meiner nicht vorhandenen Erinnerung kann ich mich nicht an die Friedenszeit erinnern. Alles ist so unreal."
"Aber wer wird denn hier gleich heulen?" stellte Micky eher eine rethorische Frage.
"Ach was. Von heulen ist keine Rede. Ich habe nur keinen blassen Schimmer wie es jetzt weitergeht."
"Was sagt denn der Doktor?" fragte nun George.
"Er hat Andeutungen gemacht."
William wischte sich den durch das rätselhafte Mittel hervorgebrachten Schweiß von der Stirn und fuhr nach kurzer Pause fort:
"Er sagt ich darf jetzt am Tage aus dem Hospital und will mich solange hier behalten bis irgendwo Akten oder so auftauchen die meine Person als britischer Staatsbürger bestätigen."
Micky klatschte in die Hände.
"Das ist ja mal wieder typisch. Die angekohlte Ausweishälfte reicht denen wohl nicht. Das du ein Opfer des Krieges bist, reich denen wohl auch nicht, nein, jetzt sollst du hier auch noch das bettlägrige Humanexperimentcorpus spielen. Komm, wenn das jetzt so ist, daß wir offiziell einen kippen gehen können, dann lass uns das doch gleich mal machen. Zieh dich an und schau einmal gerade aus!"
Der letzte Satz wurde von O'Connor besonders laut und deutlich ausgesprochen und manchmal war es Mister Byron so, als würde der Ire sich über die Traumapatienten lustig machen.
Nach wenigen Minuten des Anziehens und vielen Minuten des Überredens von George an diesem letzten gemeinsamen Tag doch mal mitzukommen in den Pub, gingen die drei, durch den Vordereingang des Universitätskrankenhauses heraus.
Wenig später saßen die drei Männer unterschiedlichen Alters in Ned's Pub, der zu dieser Stunde nur sehr wenige Gäste beherbergte. Nach kurzem Umsehen fiel George auf, wie wenig Soldaten des Heeres zugegen waren.
"Ach,..." lachte Micky O'Connor, "...das wird das Tageslicht sein. Wir waren noch nie unterm Tag hier, immer erst Abends. Stimmts Jungchen?" und gab dem neben ihm sitzenden Byron einen kräftigen Klaps auf die Schulter.
Dem gefiel das Wort Jungchen wahrlich nicht, war er, zumindest laut übriggebliebenem Ausweisfetzen bereits 30 Jahre alt.
"Irgendwie ist die Stimmung hier sehr bedrückend." gab William von sich.
Der Kellner kam und nahm die Bestellung auf.
"Nein, nein. Hier liegt etwas in der Luft. Ihr kennt sowas vielleicht nicht, aber ich fühle es. Die Soldaten sind weg." sprach George und zirbelte sich seinen vermuteterweise typisch, englischen Schnauzbart dabei ein wenig.
Und als das Thema der Leere des Pubs von allen am Tisch sitzenden genug erörtert wurde, machte es anderen Themen Platz. Tief ins private rutschten sie nicht ab, da wurden nur oberflächlich, gegenseitige Fragen gestellt. Vielleicht saß die Angst der kommenden Zeiten schon wie ein nebliger Brei über allen und alles. Und während Micky, George und William Runde um Runde in dem lichten, einstigen Vergnügungsort der späten Stunde zechten, war da tatsächlich ein reges Treiben, ein wühlmäuseartiges Schaben unter der behäbigen Oberfläche zu erahnen, es brauchte nur eines winzigen Anhebens des Rockzipfels der alten Dame Britannia und schon hätte sich alles erleichtert offenbart.
So spürten sie es nur, wissen konnten es Nichteingeweihte und Menschen die nicht unter Waffen dienten zu diesem Zeitpunkt noch kaum, doch sie würden die Konsequenzen der getroffenen Entscheidungen später rückwirkend beurteilen können, dann vielleicht erschrecken wie nahe sie dem Abgrund des bösartigen Strudels dieser Epoche standen.
Es war in jenen Tagen der schrecklichen Bombardements der deutschen Luftwaffe, als die eintreffenden Meldungen über die starken Verluste der Handelsmarine die Bevölkerung zusammenschrecken und die britischen Politiker zum Handeln bewegen ließ. In stiller Vorbereitung wurde dem Great Britain Command eine aufgestellte Continental-Front unterstellt, in der die Freifranzösische Armee mit ihren mittlerweile auf 135.000 Mann sowie die 1st Army 'British Victorious' mit 109.000 Mann eingegliedert und in nächtlichen Transporten in Richtung des walisischen Hafens Pembroke verlegt wurde.
Das High Command legte nach Freigabe des britischen Parlaments die Pläne für die Operation 'The Cid' vor, die Unterstützung Spaniens.