Der WestfeldzugNach dem Fall Polens und dem erfolgreichen Abschluß von "
Weserübung" verbleibt auf dem Kontinent als Kriegsgegner nur noch der Festlandsdegen Frankreich. Wie bereits im Abschnitt "
Drôle de guerre" beschrieben, bestand die alliierte Strategie damals hauptsächlich im defensiven Verharren an der Maginotlinie. Eine Offensive gegen das Deutsche Reich war erst für den Frühsommer 1941 vorgesehen.
In (mehr oder weniger ernst gemeinten) Publikationen, wie beispielsweise
The Complete Military History of France, wird gelegentlich kolportiert, Frankreich hätte in seinem Verteidigungskonzept die unbefestigte belgische Grenze außer Acht gelassen, obwohl die "traditionelle Invasionsroute" bereits seit den Napoleonischen Kriegen eben durch Belgien führe.
The Complete Military History of France hat geschrieben:Also should be noted that France attempted to hide behind the Maginot line, sticking their head in the sand and pretending that the Germans would enter France that way. By doing so, the Germans would have been breaking with their traditional route of invading France, entering through Belgium (Napoleonic Wars, Franco-Prussian War, World War I, etc.). French ignored this though, and put all their effort into these defenses.
Ebenfalls kursieren Gerüchte, die Festungen der Maginot-Linie wären "
verkehrt herum", mit "
rückseitig offenem Eingang" oder gar mit "
begrenztem Richtbereich für die Geschütze" gebaut worden.
Natürlich entsprach das Milliardenprojekt "Maginot-Linie" voll und ganz dem damaligen Stand der Technik. Ursprünglich als durchgehende Befestigungslinie gedacht, wurde sie aus Kostengründen (und wegen der hohen Personalbindung) nur bis zur Höhe Sedan voll ausgebaut.
Ebenso war den Verantwortlichen auf alliierter Seite natürlich klar, dass ein deutscher Angriff möglicherweise erneut durch Belgien erfolgen könnte. Da die Grenze am Rhein stark befestigt war, ging man sogar davon aus, dass Deutschland gar keine andere Wahl haben würde, als eben durch Belgien anzugreifen.
Die alliierte Strategie sah hier eine Verteidigung in enger Zusammenarbeit mit den belgischen Streitkräften vor. Ein deutscher Angriff sollte gemäß dem "
Dyle Plan" am belgischen Fluß Dijle, der sich von Antwerpen in einem nach Osten ausgreifenden Bogen um Brüssel herum nach Süden zog, durch die besten Einheiten der französischen Armee in Zusammenarbeit mit einem britischen Expeditionskorps zum Stehen gebracht werden.
In Deutschland sah die Lage ähnlich aus. Glaubte man in Paris, der deutsche Angriff würde nach einer Art "
Schlieffen-Plan 2.0" erfolgen, wurde in Berlin emsig an einer Art "
Schlieffen-Plan 2.0" gefeilt, mit dem die Allierten zunächst nur bis an die Somme (und somit außer Reichweite des wichtigen Ruhrgebietes) getrieben werden sollten. Eine weitere Offensive war erst nach dem Ersatz der unweigerlich hohen Verluste geplant und wäre voraussichtlich 1942 erfolgt.
Im Gegensatz zu dieser recht konventionellen Planung eines langwierigen Feldzuges präsentierte der damalige Generalstabschef der Heeresgruppe A, Generalleutnant Erich von Manstein, einen Gegenentwurf der auf einen massiven Panzervorstoß durch die Ardennen, knapp nördlich von Sedan, setzte. Dieser Punkt stellte sozusagen das Scharnier zwischen der gut ausgebauten Maginot-Linie im Süden und den starken Kräften an der Dyle-Linie im Norden dar. Waren die Panzer hier erst einmal durchgebrochen, sollten sie zum Kanal vorstoßen. Dadurch würden die Streitkräfte des Gegners in 2 Teile gespalten, wobei die Hauptmacht des Gegners in Belgien in einem einzigen großen Kessel festsitzen würde. Der Weg nach Paris wäre somit frei, was einen schnellen Sieg im Westen versprach.
In Frankreich war man zur damaligen Zeit fest davon überzeugt, die stark bewaldeten und hügeligen Ardennen wären für Panzer unpassierbar. Ein deutscher Angriff an dieser Stelle war wenig wahrscheinlich, weshalb das Gebiet mit nur 14 unterbesetzten Divisionen entsprechend schwach verteidigt war. In Berlin sah man die Lage übrigens ähnlich, weshalb von Mansteins Plan anfänglich auf wenig Gegenliebe stieß. Während man in Berlin aber nach dem
Mechelen-Zwischenfall und Hitlers persönlicher Intervention umschwenkte, hielt man in Paris unbeirrbar an diesem Glauben fest. Und das, obwohl man es gerade dort hätte besser wissen sollen. Schließlich war es dem französischen General
Prételat bereits 1938 in einem Manöver gelungen, mit nur 2 Panzer- und 7 Infanteriedivisionen einen Durchbruch durch die Ardennen zu erzwingen. Obwohl damit eindrucksvoll bewiesen war, dass die Ardennen für Panzer keineswegs unpassierbar waren, wurde sein Erfolg kleingeredet. Schließlich, so der dezente Hinweis vom französischen Oberbefehlshaber
Gamelin, könne so ein Einbruch in einem wirklichen Krieg jederzeit durch Reservetruppen abgeriegelt werden. Als Deutschland knapp 2 Jahre später mit 10 Panzer- und 45 Infanteriedivisionen angriff (und dabei nahezu identisch vorging wie Prételat es 1938 demonstriert hatte), folgte eine katastrophale Niederlage für Frankreich.
Im Gegensatz zum historischen Vorbild wurden "meine" Westfeldzüge bisher eher nach "
Schlieffen-Plan 2.0" geführt. Ein Panzervorstoß durch Belgien bis zur Kanalküste, danach ein Schwenk nach Süden und an der Kanalküste entlang in Richtung Paris. Französische und belgische Einheiten wurden dabei von meinen Panzern vor sich hergetrieben, während nachrückende Infanterie die Flanken sicherte und dafür sorgte, dass meine Panzer nicht von der Versorgung abgeschnitten wurden. Der Rest des französischen Heeres wurde von starken Infanterieverbänden in Luxemburg gebunden, das von der Frankreich-KI selbst dann noch bis aufs Blut verteidigt wird, wenn meine Panzer bereits den Ausblick auf die Biskaya genießen. Ich gebe zu, dieser Plan zeugt von wenig Raffinesse. Die war gegenüber einem Gegner wie Frankreich aber auch nie erforderlich.

Schlieffen-Plan 2.0
Für diesen AAR habe ich mich aber für einen geringfügig anderen Plan entschieden, der weiter unten erläutert wird.
VorbereitungenDamit das Vichy-Event auslöst, müssen eine Reihe von Bedingungen erfüllt sein, die alle 3 Tage abgeprüft werden:
- Deutschland muss sich (logischerweise) im Krieg mit Frankreich befinden.
- Paris darf nicht mehr unter französischer Kontrolle stehen.
- Frankreich muss
mindestens 25% seiner Nationalen Provinzen verloren haben.
- Frankreich muss mindestens 40% seiner Nationalen Provinzen verloren haben
oder- der Zufallszahlengenerator löst mit 25% Wahrscheinlichkeit aus.
- Vichy muss von Frankreich
oder- Deutschland kontrolliert sein.
- Deutschland darf sich nicht im Krieg mit der Sowjetunion befinden.
oder- das Spieljahr muss vor 1942 liegen.
oder- Frankreich darf keine deutsche Marionette sein.
oder- Vichy darf keine deutsche Marionette sein.
oder- das Vichy-Event darf noch nicht ausgelöst haben.
Eine kurze Überprüfung ergibt, dass fast alle Bedingungen bereits erfüllt sind, bis auf die Einnahme von Paris und der Eroberung von 40% der französischen Provinzen. Ich muss also schnell nach Paris vorstoßen und auf dem Weg dorthin möglichst viele Provinzen "eingrauen".
Alle einsatzbereiten Panzer sind in Aachen zu 3 Stacks à 3 Panzer zusammengefaßt. Von dort führt ihr Weg über Antwerpen und Namur nach Reims. Ein historisch echt geführter "Sichelschnitt" ist das zwar nicht (der hätte dann wohl über Bastogne und Arlon erfolgen müssen), aber ich kann damit die an der Grenze konzentrierte belgische Armee bereits in den ersten Tagen in 2 Teile spalten. Sobald die Infanterie weit genug nachgerückt ist, um ein Abschneiden meiner Panzer zu verhinden, geht es nach Calais. Ist dieser Schritt erst einmal geschafft, können meine Panzer in den (fast) unverteidigten Ebenen Nordfrankreichs ihre eigene Tour-de-France veranstalten.

Fast ein Sichelschnitt
Der Rest der Infanterie soll derweil von Aachen, Köln und Saarbrücken aus gegen Lüttich, Bastogne und (vor allem) Luxemburg vorgehen. Die Einnahme Luxemburgs ist nach wie vor ein wichtiger Schritt zur Eroberung Frankreichs, da sich die zahlreichen Divisionen der Maginot-Linie immer noch dazu berufen fühlen, diese Provinz um jeden Preis zu befreien. Im Gegensatz zur Frankreich-KI kann ich es mir aber leisten, dort eine große Zahl an Divisionen zu konzentrieren, während die KI ihre Einheiten besser im fast entblößten Nordfrankreich gebrauchen könnte. Diese Schlacht endet dann auch regelmäßig kurz vor dem Auslösen des Vichy-Event. Zu Kämpfen oder gar Durchbrüchen an der Maginot-Linie kommt es eher selten, wodurch diese ihren eigentlichen Zweck durchaus erfüllt hat. Aber seit wann greift man Frankreich auch am Rhein an, wo doch die traditionelle Invasionsroute schon seit den Napoleonischen Kriegen durch Belgien führt?
Verlauf10. Mai 1940:- Der Westfeldzug wird mit der Kriegserklärung an Belgien und Luxemburg eröffnet.
- Unmittelbar nach der Kriegserklärung wird Luxemburg durch Luftlandetruppen besetzt.
11. Mai 1940:- Antwerpen wird besetzt.
13. Mai 1940:- Namur wird besetzt.
- Bastogne wird besetzt.
14. Mai 1940:- Reims und Valenciennes werden kurz nacheinander von meinen vorpreschenden Panzern besetzt.
15. Mai 1940:- Ghent, Brüssel und Lüttich werden kurz nacheinander durch nachdrängende Infanterie besetzt.
16. Mai 1940:- Ghent geht unter dem Druck eines französisch-belgischen Gegenangriffs verloren.
- Amiens und Lille werden von Panzern besetzt.
- Mons wird besetzt.
17. Mai 1940:- Calais wird besetzt. Damit sind die gegnerischen Einheiten in Ghent und Dünnkirchen eingeschlossen.
- Arlon und Compiègne werden besetzt.
18. Mai 1940:- Paris wird besetzt. Neue Hauptstadt wird Marseille.
19. Mai 1940:- LeHavre wird besetzt. Damit sind die gegnerischen Einheiten in Dieppe eingeschlossen.
- Der Kessel von Dieppe wird mit der Besetzung der Provinz aufgelöst.
20. Mai 1940:- Der Ghent/Dünnkirchen-Kessel wird mit der Besetzung der Provinzen aufgelöst.
21. Mai 1940:- Orléans wird besetzt.
23. Mai 1940:- Frankreich kapituliert nach 14 Tagen.
- Vichy-Frankreich wird ausgerufen.

Animation des Feldzuges

Während die Einen ihren Sieg mit einer Besichtigungstour feiern ...

... lassen Andere der Enttäuschung über das schlechte Abschneiden ihres Teams freien Lauf.
ManöverkritikWenn man einmal von meinen Abfangjägern absieht, habe ich diesen Feldzug komplett ohne Luftwaffe geführt, da meine Bomber mangels freier IK nicht modernisiert werden konnten. Auch meine Infanteriedivisionen bestehen immer noch aus Infanterie '36. Im Grunde sind meine 9 Panzerdivisionen vom Typ Panzer III die einzigen wirklich zeitgemäßen Heereseinheiten in meinem Arsenal. In Armageddon ist es mir seit Ewigkeiten nicht mehr passiert, dass ich zum Westfeldzug keine Infanterie '39 aufzubieten hatte und den gesamten Feldzug auch noch ohne Bomber bestreiten musste!
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das auf schwere Fehler im Buildup zurückzuführen ist oder ob das nicht vielmehr so gewollt ist. Denn abgesehen von den fehlenden Bombern, muss mein Heer den Vergleich mit anderen Großmächten durchaus nicht scheuen. Meine Infanterie '36 hat sich schließlich hervorragend geschlagen und Luftunterstützung habe ich auch nicht wirklich vermisst.
Zwar würde ich nach aktuellem Erfahrungsstand einige Dinge anders machen, etwa einige wenige Serien viel früher starten und dafür lange Laufzeiten vorsehen, anstelle um jeden Preis ein bestimmtes Tech-Level abzuwarten und dann viele Serien parallel zu beauftragen. Auch den Ausbau von Infrastruktur und IK würde ich jetzt ein wenig anders und deutlich konzentrierter vornehmen. Aber grundsätzlich läuft meine Wirtschaft rund und ich habe eine schlagkräftige Streitmacht aufgebaut. Mein Buildup kann also sooooo verkehrt nicht sein.
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