In Washington angekommen, nahm ich sofort die mir zugeteilte Aufgabe in Angriff: Diplomatische Noten der Vereinigten Staaten zur Deutschen Botschaft zu bringen, diese zu archivieren, und weiterzureichen. Ich musste jedoch bald feststellen, dass das etwa zwei Noten in einem Jahr sind. Ich könnte also genauso gut 363 Tage Urlaub im Jahr machen.
Da ich nun, inmitten eines von Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit geprägten Landes, eine "ökonomische" Nische gefunden hatte, mir, aufgrund des hohen Gehalts, schnell eine Existenz aufgebaut hatte, war ich es leid, 363 Tage faul herumzusitzen. Also versuchte ich mir, Einblicke in die Politik zu verschaffen, wozu ich jedoch einen "Verbündeten" im Regierungskabinett benötigte. Nach kurzer Überlegung fiel die Wahl auf ihn:
Cordell Hull, Außenminister der Vereinigten Staaten, war ähnlich unbeschäftigt wie ich, und daher das perfekte Tor zur Regierung - ich fand ihn recht schnell auf einer Parkbank sitzend.
G.P.Ard: Guten Morgen, Herr Hull, mein Name ist Gustav P. Ard, Diplomat im Dienst des Deutschen Reiches. Wie geht es denn ihnen? Brauchen Sie ein Kissen?
Cordell Hull: Was brauchen Sie? Sie wissen, als Außenminister der Vereinigten Staaten, bin ich sehr beschäftigt!
G.P.Ard: Als Außenminister eines isolierten übergroßen Entwicklungslands sind Sie nicht sehr beschäftigt, machen Sie mir nichts vor. Und darüber hinaus: Wollen Sie nun ein Kissen?
Cordell Hull: Ich bin sehr wohl SEHR beschäftigt! Und ich brauche kein Kissen!
G.P.Ard: Dann beweisen Sie es mir. Und warum wollen Sie kein Kissen? Sehen Sie doch: es ist ganz flauschig und weich.
Cordell Hull: Gerne. Erst vor zwei Monaten hat mich ein bhutanischer Botschafter angerufen! Und ich brauche kein Kissen, egal wie flauschig und weich!
G.P.Ard: Was wollte denn der bhutanische Botschafter? Und zieren Sie sich nicht so! Ich weiß, dass Sie das Kissen wollen.
Cordell Hull: Nun, "räusper" er ähmmm hatte sich, nun ja, verwählt ... UND ICH WILL KEIN KISSEN!
G.P.Ard: Und was sagte er dann?
Cordell Hull: Dass er eigentlich den Außenminister des Deutschen Reiches sprechen wollte. Und dass er es nicht für nötig halte, mit "dem verarmtesten, ungebildesten und rückständigstem Land der Welt" diplomatischen Kontakt zu halten.
G.P.Ard: Wollen sie nun ein Kissen?
Cordell Hull: Ja ....Danach gab ich ihm mein Kissen und ging. Zwei Stunden später war er immer noch auf dieser Parkbank; jetzt wusste ich: Ich hatte ihn "weichgekocht". Er bedankte sich ganz ausführlich für das Kissen und lud mich zur nächsten Regierungsbesprechung als "Berater" ein. Das tat er nun den Rest des Jahres.
Bei der Besprechung im März war ich nun der "Berater" von Cordell Hull, und lernte gleichmal die wichtigsten Personen der Regierung kennen:
Mir wurde schlagartig bewusst, dass diese Leute der Innenpolitik einen, obwohl die Situation eine große Aufmerksamkeit erfordert, zu großen Anteil der Regierungsgeschäfte überlassen. Ich setzte also, über Cordell Hull, durch, dass der Außenpolitik mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Dass gefiel vor allem Frank B. Rowlett, dem Nachrichtendienstchef, und Henry Morgenthau, dem Kriegsminister gut.
Außenpolitisch aktiv war nämlich das Deutsche Reich, und da ich ja aus Schlesien stamme und daher gebürtiger Deutscher bin, gefiel mir das nicht:
Außerdem:
Jedoch scheint der "Führer", so nennt der da drüben sich jedenfalls, zu glauben, dass in einem zukünftigen Krieg Japan kein guter Verbündeter sei. Schlussendlich besitzen die Japaner eine ausgebaute, erfahrene Flotte, eine gute Ausgangsposition und dazu noch eine ganz ausgezeichnete Spionageabwehr.
Allerdings hat das Deutsche Reich seine Meinung schnell wieder geändert:
Seltsam, sind die Finnen so stark? Unser Nachrichtendienst sagt Nein, aber bei der Qualität unserer Spione bin ich mir nicht sicher. Die Japaner nahmen allein 20 von ihnen im Februar gefangen.
Ich sollte die Finnen im Auge behalten ....
Inzwischen scheinen die Japaner dem sich bildenden Antikominternpakt den Rücken zugekehrt zu haben, ja sogar:
Verrückte Japsen. Diese Entwicklung erfordert große Aufmerksamkeit unsererseits.
Sonst passierte nicht viel in der Welt: Die Republik China forderte (und bekam) Guangdong.
Unsere Rüstungspolitik ist daher zunächst defensiv; d.h. es wird vor allem die Flotte aufgerüstet, die Heimatfront gesichert.
Die Forschung beschränkt sich auf Verbesserungen der schweren Waffen und der Industrie.
Jedoch wird, endlich, dem Nachrichtendienst mehr Aufmerksamkeit gewidmed; Ziel ist vor allem Japan, aufgrund abnormalen Verhaltens (sh. oben).
Erste Erfolge lassen nicht auf sich warten:
Angesichts der Tatsache, dass wir im Februar 20 Spione verloren, ist der bisherige Verlust von NUR EINEM SPION verkraftbar; ja es kann sogar als Erfolg gewertet werden.
Unser Geheimdienst fand sogar heraus, dass ein gewisser "Rain the Dragon" Nachrichtendienstchef wurde. Womöglich ist er für unsere ungewöhnlich niedrigen Verluste verantwortlich ....
Sonst änderten die Briten, vermutlich zur Tarnung, ihre Flagge:
Angesichts der Tatsache, dass wir noch nicht komplett ausgelöscht worden sind, werte ich dieses Quartal als einen Erfolg.