DAY OF INFAMY ein USA – AAR (HOI3-TFH)

AARs zum Zeitpunkte der beiden Weltkriege

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Re: DAY OF INFAMY ein USA – AAR (HOI3-TFH)

Beitragvon deltadagger » 2. Mai 2013 11:10

22.02.1939; 10:00 Uhr
Nevada, Groom Lake AFB; Im Tiefenbunker unter Hangar 51


Prolog:
Snake und seine Kameraden der anderen ART waren erschlagen von dem schwebenden Objekt unten im Tiefenbunker.
Sie wurden darüber aufgeklärt, dass in dem Moment das Objekt zu schweben begann,
als alle zehn ihrer ART sich oberirdisch genau über dem Tiefenbunker auf dem Flugfeld versammelt hatten.
Viele von ihnen hatten die Tage darauf seltsame Träume und hörten selbst am helllichten Tage merkwürdig wispernde Stimmen.

Irgendetwas war geschehen, worauf selbst die anwesenden Wissenschaftler keinerlei Erklärungen parat hatten.

Sie wurden aber umfassend aufgeklärt, was die Wissenschaftler bisher herausgefunden hatten:

Von den US-Geheimdiensten wurden insgesamt mindestens sechs solcher Objekte weltweit lokalisiert.
Zwei in den USA (das Geborgene bei den Black Hills und ein weiteres bei Rosswell, welches noch nicht geborgen war),
Eines in der Provinz Manitoba, Canada, Eines nahe Timbuktu, französisches Kolonialgebiet, Westafrika,
Eines wurde in Afghanistan nahe Kandahār von den Briten gefunden und das letzte bekannte Objekt wurde nahe Minsk in der Sowjetunion lokalisiert.

Eine Altersbestimmung war nicht möglich, jedoch ließen die Fundsituation zumindest beim Objekt aus den Black Hills vermuten,
dass das Objekt schon mindestens fünfhundert Jahre auf der Oberfläche der Erde lag.

Nach einer Reihe von gescheiterten Versuchen, die sich deutlich abzeichnende Einstiegsluke mechanisch zu öffnen,
wurde letztlich mit der Gaszusammensetzung innerhalb des Tiefenbunkers experimentiert.
Erstaunlicherweise öffnete sich die Luke automatisch, als die Wissenschaftler abweichend zur irdischen Luftzusammensetzung 24,5% Sauerstoff und 2,5% Argon, den Rest reinen Stickstoff einstellten.
Es wurde daraufhin vermutet, dass dies die ursprüngliche Atmosphärenzusammensetzung sein musste, von wo diese Objekte herstammten.
In dem Objekt wurde kein Lebenszeichen entdeckt.

Die Untersuchungen im Innern des Objektes dauerten derzeit noch an.
Vieles deutete darauf hin, dass die Besatzungsmitglieder deutlich kleiner als Menschen gewesen sein mussten.
Augenscheinlich gab es keinerlei Schalter zum Bedienen, nur eine Vielzahl von derzeit inaktiven Monitoren war überall in den Innenwänden eingelassen.

Das Cockpit war recht klein gehalten. Es konnten augenscheinlich nicht mehr als vier Lebewesen Platz nehmen.
Vier massive, scheinbar gepanzerte schalenförmige Sessel ließen diesen Rückschluss zu.
Nahezu das gesamte Objekt war voll mit nicht identifizierten Maschinenanlagen.
Die Elemente Deuterium und Wolfram wurde überall im Schiff in der Luft und auf der Oberfläche gemessen.

Die Aussenhülle war nach Reinigung silbrig glänzend mit einer Vielzahl von schwarzen, roten und gelben farblichen Absetzungen
und zahlreichen „Aufsätzen“ auf der Hüllenoberfläche. Triebwerke gleich welcher Art waren nicht erkennbar.
Deutlich waren jedoch drei ca. fünf Fuß lange Bolzenkörper an der Ringachse des diskusförmigen Objekts identifizierbar.
Dies im Zusammenhang mit einer Art Schemazeichnung auf der Innenseite der Luke deutete darauf hin,
dass das Objekt eine Art Beiboot oder gar nur Rettungsboot eines ungleich größeren Flugkörpers gewesen sein musste.
Das Objekt war definitiv nicht von dieser Welt und mit ein Grund, warum es ihre ART gab.

Sie wurden zum Briefing in den unterirdischen Bunker um 10:00 Uhr eingestellt.



Briefing:

„Achtung!“
Der Ordonanzoffizier brüllte lauf den Befehl, alles sprangen von den Stuhlreihen auf.
Militärs, Wissenschaftler und sonstige (hauptsächlich wohl Geheimdienstler) standen stramm,
als mehrere Herren aus dem riesigen Aufzug heraustraten und in Richtung Podest schritten.
Das Podest war die einer Pressekonferenz nicht unähnlich.
Nacheinander nahmen unter den Augen der erstaunten Zuhörer der Oberkommandierende der Streitkräfte Craig
und die Generäle Eisenhower, Patton, McArthur, Spaatz sowie Admiral Nimitz Platz.
Nach den üblichen Begrüßungsfloskeln und dem typisch amerikanischen Scherz am Anfang jeglicher Besprechung Seitens Craigs ergriff General McArthur das Wort:

Bild
McArthur


„Meine Damen und Herren!
Ich darf Sie alle auch im Namen unseres Präsidenten der Vereinigten Staaten zu dieser Besprechung begrüßen.
Ich wurde als Sprecher unseres Gremiums ausgewählt und möchte hier und heute an dieser Stelle
insbesondere auch unsere außerordentlich begabten über unsere Kenntnisse informieren und ein paar Gründe vortragen,
warum sie hier sind und was dies alles für die Vereinigten Staaten von Amerika bedeutet.“

McArthur zog mehrere Seiten Script aus der Uniformtasche, richtete seine Brille und fuhr fort:

„Schon seit Jahrzehnten, vielleicht seit Jahrhunderten fielen diversen Regierungen weltweit immer wieder Menschen auf,
die besondere Fähigkeiten entwickelt hatten.
Seit geraumer Zeit suchten die Geheimdienste unseres Landes gezielt nach diesen Personen,
vor allem, nachdem es uns gelungen war, das Objekt hinter mir zu finden und zu bergen.
Alle, die wir aufspüren konnten und zu uns ins Land bringen konnten sitzen jetzt vor mir.

Wir glauben, dass es ein immer wieder statt findenden Zusammenhang zwischen Personen,
die solch ein Objekt entdeckten und vor allem ihrer Nachkommen der zweiten und dritten Generation gibt.
Personen, die am Fundort das Objekt berührten, entwickelten mit der Zeit bestimmte, für viele auch unheimliche Fähigkeiten.
Die Nachkommen dieser Personen konnten in der Regel diese Fähigkeiten intensivieren,
in der vierten Generation sin diese Fähigkeiten aber definitiv nicht mehr vorhanden.

Während und nach der Bergung fand keine Einflussnahme des Objekts auf Personen mehr statt.
Somit sehen wir diese Einflussnahme als Teil eines Unterstützungsprogramms des Objekts für die von Bord gegangene Mannschaft an,
damit diese womöglich bessere Überlebenschancen in einer fremden Umgebung hatten.

Warum das alles, fragen sie sich?

Sie alle kennen das Bild des deutschen Führers mit einer merkwürdigen Gestalt. In Vorbereitung auf genau diese Besprechung wurde es ihnen allen gezeigt.
Wir wissen, dass das Foto echt ist und wir wissen, dass diese Gestalt einer jener ist, die mit solch einem Ding hier her gekommen sind.
Fragen sie mich bitte jetzt nicht, wie wir zu diesem Foto gekommen sind.
Wir wissen auch nicht, in wie weit da eine Zusammenarbeit schon besteht oder wie viel Hitler und seine Leute schon mehr als wir wissen.“

Er deutete auf das Objekt im Hintergrund.

Bild
Hubble

Edwin Hubble, unser großer Astronom hat etwas Erstaunliches herausgefunden.
Nachdem die Lage und Einschlagwinkel jedes bekannten Objekts überprüft wurde
und in der Annahme, dass diese Objekte einer nicht allzu sehr gestörten Flugbahn unterworfen waren, stellt sich eine Gemeinsamkeit heraus.
Alle Objekte sind aus Erdumlaufbahnen gekommen, die ca. 38 Grad zum Äquator geneigt gewesen waren
und diese Flugbahnen schnitten gemeinsam in der Erdprojektion eine einzige bedeutende Stadt auf der Erde – Berlin!

Wir haben erfahren, dass das Reich ebenfalls eine Flugscheibe geborgen hat und wir wissen,
dass das Reich zwei geheime Expeditionen zum Südpol unternommen hat.
Wir nehmen da einen Zusammenhang an.

Bild
Oppenheimer

Bild
Condon

Unsere Physiker Oppenheimer und Condon haben bei Untersuchungen am Objekt herausgefunden,
dass das Objekt im Zusammenhang mit dem gefundenen Deuterium wohl eine Art Atomantrieb besitzt
– die Wissenschaftler sprechen von einen Kernfussionsantrieb –
was auch immer das sein mag.

Alles deutet im Moment darauf hin, dass dieser Hitler mit Hilfe einer unbekannten Macht versuchen wird,
die Weltherrschaft an sich zu reißen und sie hier unsere größte Hoffnung sind, dies zu verhindern.

Die Vereinigten Staaten müssen sich auf einen Krieg nicht nur gegen das aggressive Japan und dem unberechenbaren Deutschland einstellen,
nein, wir werden es wohl mit einem Gegner zu tun haben, der mächtiger ist, als wir uns das jemals vorstellen können.

Sie, die sie hier sitzen und erstaunt zuhören, sind vielleicht die einzigen Personen auf dieser Welt,
die die Freiheit der ganzen Menschheit bewahren können.
Wir brauchen Sie. Amerika braucht Sie, die Welt braucht sie.
Ich bitte sie im Namen der Menschheit uns zu helfen.

Sie werden nun im Anschluss auf die Teilstreitkräfte und Geheimdienste aufgeteilt, Ihre Ausbildung ist vorüber.
Sie unterstehen ab sofort direkt den jeweiligen Oberbefehlshabern.

Er schaute Snake direkt in die Augen:
„Snake, Sie sind mein Mann im Pazifik!

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Wegtreten!“

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Re: DAY OF INFAMY ein USA – AAR (HOI3-TFH)

Beitragvon deltadagger » 8. Mai 2013 12:27

01.08.1939; 16:00 Uhr
Nordatlantik, Nördliche Breite: 59.367, Westliche Länge: -40.770; südöstlich von Grönland;
Schlachtschiff New York, Offiziersmesse

Prolog:
Fast fünf Tage war die Ranger Task Force zum vereinbarten Treffpunkt unterwegs,
bestehend aus dem Flugzeugträger Ranger, den Schlachtschiffen New York und Texas sowie vier leichten Kreuzern.
Am Morgen des 01. August 1939 meldete die Brücke der Ranger Radarkontakt und gegen 09:00 Uhr wurden Rauchfahnen am Horizont gesichtet.
Die aufklärenden Jagdflugzeuge bestätigten, dass sich ein britischer Verband dem Treffpunkt näherte.
Mitten im Nordatlantik wurde ein Beidrehmanöver eingeleitet und der Träger HMS Furious nebst zwei leichten Kreuzern und vier Zerstörern in den Kampfverband eingegliedert.
Die New York ließ eine große Barkasse zu Wasser, welche die britischen Gäste von der Furious aufnahm.
Bei grober See und Windstärke sechs war dies ein nicht ganz einfacher Vorgang und es bedurfte etliche leeseitige Anläufe um die Barkasse nebst Gästen sicher zu bergen.

Bild
Ranger mit Saratoga und Lexington im Hintergrund, ca. 1938

Der in der wohlig hergerichteten Offiziersmesse sitzende Roosevelt lächelte, als Chamberlain und Churchill hereintraten.

Bild
Chamberlain

Bild
Churchill

„Ich hoffe, sie hatten eine angenehme Reise, meine Herren!
Premier, es ist mir eine Ehre, Sie hier empfangen zu dürfen.“

Churchill, sich im Hintergrund haltend, lächelte breit und Vergnügen signalisierend.
Chamberlain verzog jedoch ein Gesicht, als hätte er grade eine Zitrone einschließlich Schale verzehrt.

„Mr. President, wir fühlen uns ebenfalls geehrt, Sie persönlich zu treffen. Auch wenn Umstände und Ort mir persönlich nicht wirklich behagen.“

„Zumindest liegt Ihr Schlachtschiff ruhiger in der See als unser Flugzeugträger, bemerkenswert!“
warf Churchill ein und erntete einen strengen Blick von Chamberlain. Er wollte wohl damit signalisieren, dass er das Gespräch führen würde.

Roosevelt war sich der Popularität von Chamberlains Begleitung durchaus bewusst. Innerlich begrüßte er es, dass Churchill dabei war.
Würde dieser wohl demnächst das Schicksal Großbritanniens maßgeblich beeinflussen.

Die beiden Engländer nahmen Platz und im lockeren Tischgespräch vor dem Diner beklagte sich Chamberlain zunächst blumig
über die bei ihm brechreizauslösende Seefahrt und erzählte ausführlich über seine Gichtprobleme.
Irgendwann erkannte er an der Mimik des Präsidenten, dass seine gesundheitlichen Probleme durchaus als gering eingeschätzt wurden und verstummte.
Schweigend wurde die Vorsuppe gelöffelt.
Nach dem Abräumen wagte Chamberlain einen sachbezogenen Gesprächsneustart.

„Mr. President, ich habe nun einige bedeutende Verhandlungen mit diesem Hitler geführt.
Das Ergebnis ist immer wieder das Gleiche. Wir machen Zugeständnisse und die deutsche Regierung schluckt alle Ergebnisse und will nur Tage später immer mehr.
Ich muss zugeben, dass meine Minister und ich in Persona durchaus immer noch an einem Friedenswillen Hitlers glauben wollen,
der kürzlich abgeschlossene Nichtangriffspakt Deutschlands mit der Sowjetunion beunruhigt uns jedoch erheblich innerhalb dieses Gedankenmodells.
Der politische Druck Seitens der Deutschen auf Polen wird immer stärker und ich sehe mich gezwungen, gewisse Garantien für Polen abzugeben,
welche uns vielleicht in einen direkten Konflikt mit dem Reich führen könnten. Dies behagt mir gar nicht.“

„Herr Premierminister, mir sind diese Themen hinlänglich bekannt.
Sie wissen aber mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass ich vor der nächsten Wahl 1940 die Vereinigten Staaten definitiv nicht in irgendeinen militärischen Konflikt hineinführen kann.
Die isolanistischen Kräfte in den Staaten sind groß und ein solcher Schritt würde mir die Wiederwahl garantiert sehr schwer machen.“

„Ja, ja, aber militärisch hat unser Königreich kaum Möglichkeiten, präventive Maßnahmen auf dem europäischen Kontinent durchzuführen.
Uns fehlt es an moderner Ausrüstung zur Mobilisierung unserer Reserven und ich fürchte, dass wir demnächst mobilisieren werden müssen.
Wir haben gegenüber den Polen eine Souveränitätsgarantie abgegeben und wissen nicht, wie wir vorgehen sollen,
falls Deutschland tatsächlich militärisch gegen Polen vorgeht.
Ich hoffe inständig, dass sich ein Konflikt nur auf den sogenannten „Polnischen Korridor“ beschränken möge.
Nur sind hier die Polen auch sehr uneinsichtig und das Reich besteht auf eine historischen Anspruch einer Landverbindung nach Ostpreussen.
Ich selbst würde sogar unter Umständen eine Annexion des Korridors akzeptieren, solange der Preis Frieden in Europa bedeuten würde.“

Churchill schaute unbemerkt aber bedeutungsschwanger Roosevelt in die Augen.
Roosevelt quittierte sein Verstehen mit einem Wimpernschlag.

„Herr Premierminister, ich kann nur dann helfen, wenn Freunde unserer Nation angegriffen werden
und Großbritannien wird von der amerikanischen Öffentlichkeit als Freund empfunden.
Ich muss es so in aller Deutlichkeit sagen:
So lange Sie persönlich eine weitergehende Appeasement -Politik um des lieben Frieden Willens betreiben,
so lange sind mir persönlich die Hände gebunden.
Ich habe dies in einigen Briefen Ihnen gegenüber schon mehrfach zum Ausdruck gebracht.
Ich persönlich betrachte es immer noch als unglücklich,
dass Hitler einfach und ohne großen Wiederstand Seitens Frankreich und Großbritannien die Tschechoslowakei zerschlagen konnte.“

„Aber was hätten wir denn tun sollen?“ Chamberlains Stimme klang fast weinerlich.

„Vielleicht NEIN sagen?“ antwortete Roosevelt.

Schweigen…

Churchill schaltete sich ein:
„Mr. President, ich denke ich schildere Ihnen mal einfach die geopolitische und militärische Großwetterlage in Mitteleuropa aus britischer Sicht.
Vielleicht hilft es uns im eigentlichen Gespräch dann weiter.“

„Gerne, bitte fahren sie fort.“

„Nun, geopolitisch formiert sich ein Achsenbündnis, bestehend aus dem Reich, Italien und Ungarn in Mitteleuropa, sowie Japan in Asien.
Uns allen hier sind die ostwärts gerichteten Ambitionen des Reiches bekannt,
nichts desto trotz existiert seit kurzem ein Nichtangriffspakt zwischen dem Reich und der Sowjetunion,
der Ihnen so in der Form noch nicht bekannt sein dürfte.
Uns ist seit fünf Tagen bekannt, dass zusätzliche Geheimverträge eine Zerschlagung Polens vorsehen.
Die Nutznießer sind die Partner des Nichtangriffspaktes.
Alleine aus dieser Konstellation dürfte es eher unwahrscheinlich sein, dass das Reich mit seinen Ansprüchen sich nur auf den polnischen Korridor beschränken wird.
Diese Geheimverträge sind überhaupt der Grund dafür, dass zwischen den ideologischen Erzfeinden ein Nichtangriffspakt zustande gekommen ist.
Sämtliche südeuropäischen Länder sind unter politischem Druck dieser Großmächte und es nur eine Frage der Zeit, wie sich diese Nationen positionieren werden.
Letztlich ist ganz Osteuropa mit dem Schicksal des Reiches oder mit dem der Sowjetunion verwoben ohne dass wir irgendeinen großen Einfluss hätten.
Einzig unsere Willenserklärung gegenüber den Polen hat einen zugegebener Maßen risikoreichen Handlungsstrang aufgetan. Wie wir diesen nutzen wollen, liegt in Ihrer beiden Händen.
Italien hat ebenfalls expandierende Ambitionen. Diese dürften Jugoslawien, Griechenland und Nordafrika betreffen. Im letzteren Fall würde dies unsere eigene Nation direkt betreffen.
Ungarn betrachten wir als einen nutznießenden Mitläufer.
Über Japan brauche ich Ihnen gegenüber bestimmt nicht referieren, aber auch da könnten von deren bekannten Expansionsplänen Kolonien des Königreiches betroffen sein.

Frankreich und Großbritannien haben für die Beneluxstaaten ebenfalls Garantien ausgesprochen. Ob diese im Ernstfall militärisch umsetzbar sind, sei an dieser Stelle mal dahingestellt.
Franco in Spanien verhält sich auffallend neutral. Mutmaßlich will er es sich nicht mit dem Königreich verscherzen.

Churchill holte Luft.

„Polen soll zerschlagen werden?“ Roosevelt hob ungläubig die Augenbrauen.

„Ja, so ist es.“

Roosevelt drehte sich zu einer schattengleichen Person im Hintergrund um.
„Warum weiß ich das noch nicht?“

„Wir haben diese Informationen von unseren Agenten noch nicht bekommen, Mr. President.“

„Gut, bemühen Sie sich bitte persönlich um Aufklärung der Sachlage, Taskar.“

„Sehr wohl, Mr. President.“
Der Schatten verschwand vor den ungläubigen Augen der Besucher.

Roosevelt wandte sich wieder zu Churchill: „Bitte, fahren Sie fort in ihren Ausführungen.“

„Wer zur Hölle war das?“

„Mein persönlicher Agent.“ Eine Geste deutete den Besuchern an, dass Roosevelt nicht mehr darüber sagen wollte.

„Nun, denn…“ Churchill sinnierte einen kurzen Augenblick.
„Kommen wir kurz zur militärischen Beurteilung aus britischer Sicht.
Vielleicht verständlicherweise beginne ich mit der Marine.
Es dürfte unbestritten sein, dass Großbritannien zumindest in Europa die schlagkräftigste Marine besitzt.
Zugegebener Maßen sind ein Teil der Großkampfschiffeinheiten auch auf Grund der Flottenverträge aus den 1920er nicht komplett auf neustem technologischem Stand.
Zusammen mit Frankreich haben wir als einzige Nationen in Europa Flugzeugträger, welche einen deutlichen Vorteil im Seekrieg bedeuten.
Die italienische Flotte fürchten wir im Mittelmeer gar nicht.
Die Einheiten sind technisch sicherlich nicht schlecht, aber der Duce hat die verhältnismäßig große Flotte mehr zu Repräsentationszwecken am Laufen.
Die Besatzungen sind miserabel ausgebildet und die Gesamtkampfkraft dürfte eher gering sein.

Bild
Bismarck

Das Reich hat mit der Bismarck-Klasse jedoch eine echte Bedrohung geschaffen.
Diese Schlachtschiffe fallen viel größer aus als vergleichbare Einheiten bei uns.
Dies mag vor allem den noch schlecht entwickelten Mehrzweckgeschützen geschuldet sein.
Diese Schiffe führen noch getrennte Mittelartillerie und Flak mit. Der Fahrbereich dieser Schiffe ist, gemessen an deren Größe, eher klein.
Die Schiffe haben eine sehr gute Feuerleitung und wir fürchten, dass in einem direkten Duell unsere Schiffe viel näher heran müssen um Wirktreffer zu erzielen.
Zum Glück existieren gerade mal zwei dieser Einheiten. Die drei Westentaschenschlachtschiffe sind nicht auf ein Großkampfschiffduell ausgelegt.
Die leichten Kreuzer sind für uns kein Maßstab.
Es besteht die Annahme, dass das Reich im Kriegsfall wieder eine Seehandelsblockade mittels der gut gerüsteten U-Boote versuchen wird.
Zusammenfassend jedoch dürfte das Königreich erfolgreich die Seeherrschaft um Europa aufrechterhalten können.

Bei der Luftwaffe sehen wir uns gleichauf. Wir haben mit der Zuführung der Spitfire zur Truppe einen ebenbürtigen Jäger zur Me-109.
Mit der sich in der Entwicklung befindlichen Mosquito dürften wir demnächst den Me-110 Zerstörern überlegen sein.
Mit der Vickers Wellington haben wir einen guten, beschussfesten Mittelstreckenbomber und wir bauen gerade Fernbombergeschwader aus Halifax´ und Stirlings aus.
Die Deutschen besitzen derzeit keinen Fernbomber, aber gute Mittelstreckenbomber.

Problem: Die Bodentruppen.
Die Deutschen haben fast 600 Brigaden ausgerüstet, wir gerade mal 150 weltweit und Frankreich ebenfalls ungefähr so viele wie wir.
Wir stehen hier einem hochgerüsteten Gegner gegenüber und mit dem erbeuteten Knowhow der tschechischen Waffenfabriken
in Bezug auf leichte Panzer haben die einen deutlichen Kampfvorteil.
Die sich in der Entwicklung befindlichen mittleren Panzerwaffe haben wir derzeit technologisch nichts entgegenzusetzen.
In Kombination mit den moralisch zermürbenden Schlachtflugzeugen,
wie wir sie noch aus Spanien kennen, dürfte ein schneller Panzerangriff der Deutschen psychologisch verheerend sein.
Die deutschen Truppen sind auf einen schnellen, hochmobilen Krieg ausgelegt.
Die Versorgungstruppen sind hingegen deutlich unterdimensioniert.
Der Großteil der Versorgung läuft nicht motorisiert sondern sogar noch über Pferdegespanne.
Das wäre unser Ansatz im Konfliktfall. Schwerpunkt müsste dann die großflächige Logistikstörung sein,
damit die Kampftruppen keine Effektivität mehr besitzen würden.


Militärisch sind wir zusammen mit unserem französischen Verbündeten der Auffassung,
dass ein eventueller Westfeldzug an der Maginotlinie definitiv zum Erliegen kommen würde.
Belgien ist wegen der ausgedehnten Wälder in den Ardennen nicht für schnelle Angriffe geeignet.
Lediglich die Küstenregion Belgiens und Hollands stellen ein Risiko dar.
Zusammenfassend glaube ich nicht an einen größeren Konflikt im Westen.
Das Hauptproblem ist und bleibt Polen und unsere angemessene Reaktion auf einen eventuellen Angriff.“

Roosevelt nickte dankend und sie widmeten sich wieder dem Diner um hernach weiter über das politische Weltgeschehen zu reden.