1. Oktober 1942: Es wird allmählich kälter hier im Osten, General Winter rückt an und will Stalingrad in russischer Hand behalten – hoffentlich hat das ganze hier schnell ein Ende… Ich will endlich meine Frau und meinen Sohn in den Arm nehmen können… Unsere Luftwaffe fliegt nun auch Angriffe auf das Stadtzentrum.
6. Oktober 1942: Wir starten einen neuen Angriff, diesmal geh es um Russische Wohnungen am Stadtrand. Erst soll ein Wohnblock genommen werden, danach das Propagandagebäude, hiernach der Potapawa-Park und zuletzt das Kaufhaus. Das gefährlichste kommt direkt zu Anfang: wir werden über zwei Brücken stürmen müssen, direkt hinein in das Russische MG Feuer. So wahr Gott uns helfe!
Eintrag Abends: Bei unserem Anblick erschrak der Russkie, nahm seine Füße in die Hand und floh. So war es fast an allen Orten. Einzig das Kaufhaus wurde versucht zu halten. Dort erwies sich dann vor allem der Keller als hinterhältig. Dunkel voller Rauch, dazu das Dröhnen der MG’s, dass schreien verwundeter und sterbender. Dazu das Hämmern deutscher und russischer Artillerie, die um die Wette schießt… Nachdem letztendlich dann auch das Kaufhaus genommen werden konnte und sich der Rauch gelegt hatte, erkannten wir warum der Russe bis zuletzt gekämpft hat: Er hatte hier sein provisorisches Krankenhaus eingerichtet. Unter all den Leichen da unten in der Finsternis fanden sich fünf verwundete auf provisorischen Tragen. Als unser Unteroffizier davon erfuhr, schickte er uns alle aus dem Keller – und man hörte fünf Schüsse aus seiner Mauser C96 – danach kam er wieder hoch und teilte uns in Wachposten ein. Der Rest hatte „Freizeit“.
7. Oktober 1942: Die ganze Nacht über donnert schon die russische Artillerie auf unsere Stellung ein – braut sich da etwa etwas zusammen? Ich hoffe doch wohl nicht…
11. Oktober 1942: Diese Hundesöhne! Nach stundelangen Artilleriefeuer stürmte der Russe unsere Stellung! Unter ungünstigen Gegebenheiten und der Zahlenmäßigen Unterlegenheit mussten wir uns aus dem Wohnblock zurück in das Propagandagebäude zurückziehen. Ich habe, zusammen mit Max, der sich auch mal wieder zeigte, die Verteidigung organisiert. Unsere beiden LMG auf Kreuzfeuer ausgerichtet, die Scharfschützen tödlich gelegt. Unser tapferer Unteroffizier hatte nämlich gestern noch einen sechsten Schuss abgegeben – direkt in die Schläfe…
Zwar mussten wir uns nach Stunden des Kampfes auch aus dem, inzwischen recht beschädigten, Propagandagebäude zurückziehen. Doch im Park konnten wir den Ivan dann mit frisch eintreffender Unterstützung zurückschlagen und die verlorenen Gebiete sehr schnell wieder besetzen.
12. Oktober 1942: Aufgrund meiner hervorragenden Führung am gestrigen Tag, im Verteidigungskampf, wurde ich heute, in aller Eile, zum Unteroffizier befördert – der erste Offiziersdienstrad. Ist dies etwa der Beginn einer Offizierskarriere? Welch Ironie, sie würde mitten in einer der blutigsten Schlachten beginnen…
13. Oktober 1942: Ich bin jetzt seit zwei Monaten in der Hölle von Stalingrad. Man kann sich gar nicht vorstellen, was hier los ist. Es ist schlimmer, als alles, was ich je erlebt habe. Die Stadt wird immer kleiner und die Ruinen immer mehr. So gut wie jedes Haus wurde zerstört, und wie oft haben wir nur um Trümmerhaufen gekämpft… Die Artillerie schlägt darauf ein, Panzer und Infanterie durchkämmen die Straßen, und das ist die schwierigste Arbeit von allen. Jeder, der da noch lebend rauskommt, kann seinem Schöpfer danken…
14. Oktober 1942: Der nächste Angriff… diesmal geht’s zum Pawlowhaus – die Gegend dort ist schwerst beschädigt von unseren vor angriffen durch Luftangriffe und Artillerie. Zuerst wird meine Truppe die Ruine Ecke Voyentorg nehmen, danach die vom Sabs Haus. Zu guter Letzt muss dann nur noch das Pawlowhaus selbst genommen werden. Die größten Schwierigkeiten werden wir wohl mit den Russischen T-34 haben, selbst verfügen tun wir nämlich über keine Panzerwaffe in unserer Division und derzeit scheint auch keiner unserer PzKpfw IV verfügbar zu sein – das kann ja was werden…
18. Oktober 1942: Wie vermutet, die gesamte Gegend ist ausgebombt und der Russe will einfach nicht weichen!
Auch setzt der Ivan gerne Panzer ein – unsere Pioniere haben schwer an ihnen zu knacken… Was die Ruine Ecke Voyentorg angeht, so mussten wir Stockwerk um Stockwerk erobern und nachher alles wieder runtererobern – erst als wir im Keller angekommen und sicher waren das dies Haus frei von Ungeziefer ist – dies war heute Nachmittag – begannen die Vorbereitung auf den Angriff auf die Ruine von Sabs Haus. Uns hier auszuruhen ist zu gefährlich. Der Ivan hat sich schon fast eingeschossen… Und los – von Hölle zu Hölle stürmt der Landser!
25. Oktober 1942: Die Ruine von Sabs Haus ist bei weitem schlimmer als die Ruinen davor, welche wir erstürmt haben… Desto näher es an den Platz des 9. Januar geht, desto härter verteidigt sich der Ivan. Ständig haben die einzelnen Stockwerke den Besitzer gewechselt. Die Dielen sind durchschossen, Blut klebt an den Wänden und überall das einschlagen Russischer Artillerie Granaten… Gestern war ich gerade dabei einen Raum zu betreten der als „deutsch“ galt. Doch plötzlich stand ein Ivan am Bodentiefen Fenster und schaute heraus. Ich hatte nicht mehr viel Munition und so griff ich mir sein Gewehr, welches er lose in der linken Hand hielt und stieß ihn aus dem Fenster – aus dem vierten Stock. Er knallte unten auf dem Boden auf und wahr wohl sofort – tot. Im Fall hat er noch irgendetwas gesagt, doch ich habe es nicht verstanden, es war Russisch. Also weiter, der nächste Russe lauerte bereits um die Ecke, er verfehlte und ich traf ihn direkt zwischen den Augen. Ein Blutfleck sowie ein Einschlagsloch markieren nun die Stelle seines Todes. Plötzlich hörte ich schnelle Schritte hinter mir – im innersten Verabschiedete ich mich, ich drehte mich um, Schuss – da stand ein Landser vor mir. Zum Glück hatte ich nur seinen Ärmel gestreift, nichts Schlimmeres. Aber im Häuserkampf wirst du verrückt, du schießt auf alles was sich bewegt. Du denkst es bewegt sich, du schießt, es war doch nur dein eigener Schatten… Wer Stalingrad überlebt, hat noch nicht sich selbst überlebt…
6. November: Endlich! Pawloshaus wurde heute genommen! Der letzte Russe ergab sich hinter seinem MG – doch die Granate war geworfen… Nun sahen wir auch warum dies Gebiet mit jedem Tropfen Blut des Russen verteidigt worden war, nur noch wenige Hundert Meter trennen uns von der Wolga – von dem Sieg! Und gefangene Russen berichten, hinter der Wolga gäbe es kein Russland mehr, deshalb der starke Widerstand. Viele Kameraden sind gefallen, viel zu viele. Doch ihr Heldentot wird nicht umsonst gewesen sein! Max wurde heute das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen. Er hatte alleine den Keller und das Erdgeschoss des Pawlowshauses gestürmt und nachher auf dem Platz des 9. Januars die schwarz, weiß, rote Fahne gehisst! Der Sieg ist nahe!
Unsere Truppen im Kaukasus konnten das gesamte Gebiet erobern, nun rücken sie weiter Südwärts um dort die Ölfelder zu nehmen. Danach werden sie uns nach Norden unterstützen – oder uns in Stalingrad helfen.
10. November 1942: Es wird allmählich immer kälter, Dauerregen und sogar Schneeschauer kündigen die nächste Jahreszeit an – den russischen Winter. Werden wir ihn hier erleben? All dies erschwert und das Kämpfen noch mehr. Die Verluste an Männern und Material sind so sehr gestiegen, dass es einfach unvorstellbar ist, dass die Einheiten, die von Anfang an dabei waren, noch lange einsatzfähig sein werden.
13. November 1942: Zusammen mit Panzerunterstützung sollen wir heute die Gegend rund um das Haus des Kommissars erobern. Dazu muss als erstes das Gebäude 81 genommen werden und danach, Schrittweise, das Haus des Kommissars. Unsere Panzer rollen vor, kaum biegen sie um die Ecke, warten bereits T-34 auf sie und eröffnen das Feuer. Wir erwidern, doch die ersten Panzer sind zerstört. Im selben Atemzug fliegen aber auch schon die ersten Russen Panzer in die Luft – wir stürmen vor – in das Haus!
Die erste Etage konnte schnell genommen werden, auch die weiteren stellten kein großes Problem dar. Nun hieß es, über die Straße zu laufen, auf die andere Seite, und dann, durch den Keller, in das Haus des Kommissars, um dies zu erobern. Auch dies war schnell gemacht, allein in der Apotheke hielt sich der Widerstand des Feindes verbittert, wir können sie nicht nehmen! Doch was ist das? Die Artillerie beginnt wild zu schießen und das dröhnen vieler Russischer Motoren ist zu hören!
Die Kugeln russischer Waffen stecken im Schnee, in den Körpern toter Kameraden sowie in den Mauern. Ebenso sieht es auf Russischer Seite aus. Unsere Kugeln verfehlen ihr Ziel, der Ivan rennt wie ein aufgescheuchtes Huhn hin und her. Es scheint ein letzter, verzweifelter Akt zu sein, Stalingrad zu halten. Doch diesen Angriff werden wir abwehren! Zwar ist unsere derzeitige Stellung schwer unter russischem Feuer und eher ungeeignet. Doch das verlegen unserer Truppen an Gebäude 81 heran hat bereits begonnen…
Der Kampf ist zu ende, mit allerletzter Kraft konnte die Stellung gehalten werden. Mehr als 70% unserer, zu Anfangs, 250 Soldaten, ist gefallen. Weitere 20% davon sind schwer verwundet und wohl Kampfunfähig. Lediglich die restlichen
10% können „weiterkämpfen“. Doch unsere Munition ist uns in den schwersten Abwehrkämpfen in der Schlacht um Stalingrad ausgegangen. Wir sind nun gezwungen und so zu verschanzen, das wir den Russen mit unseren Spaten niederstrecken können – vorausgesetzt wir haben sie nicht auf dem „koordinierten Rückzug“ weggeworfen…
20. November 1942: Nachdem der Ivan an unserer Stellung sich die Zähne ausgebissen hat, versucht er es jetzt weiter nördlich in der Steppe von Gumrak mit einem Panzerangriff! Er will wohl den dortigen Flugplatz und den Güterbahnhof erobern, sowie den Kessel um seine Truppen in Stalingrad von Norden her öffnen… doch unsere Panzerverbände stehen in Stellung und werden den Ivan zurückschlagen. Ich selbst will nur noch nach Hause zu meiner Frau und meinem Sohn! Seit Monaten habe ich nichts mehr von ihnen gehört- ich hoffe es geht ihnen gut!
21. November 1942: Heute traf bei uns der Kriegsgerichtsbarkeitserlass ein – direkt aus Berlin, vom Führer persönlich! Da weder Wehrmacht noch Waffen SS diesen Partisanenkrieg zu gewinnen scheinen, wurde nun erlassen das JEDER Zivilist, und zwar ausnahmslos JEDER Zivilist, der mit einer Waffe angetroffen wird, auf der Stelle zu erschießen ist. Doch hier in Stalingrad stellt sich nun die Frage: Mit welcher Munition? Wir sind froh wenn unsere Munition noch für die regulären Soldaten der Roten Armee reicht, da ist kein Spielraum um auch noch Partisanen zu erschießen – müssen sich andere darum kümmern oder uns sollte mal wieder Nachschub gebracht werden. Nachdem die Munition äußerst knapp geworden ist, werden nämlich nun auch noch die Essensrationen knapp. Plündern haben wir bereits versucht, doch die meisten Zivilisten sind aus Stalingrad geflohen und haben versucht, so viel wie möglich mitzunehmen, dann sind viele Häuser ausgebombt oder das Essen schlecht. Die Moral der Truppe sinkt von Tag zu Tag, ebenso wie die Temperaturen immer weiter sinken. Der Großteil unserer Kameraden ist nicht gut vorbereitet auf den Winter in Stalingrad, es mangelt an Mänteln und sonstigen warmen Zeugs für den General Winter.
22. November 1942: Das kann doch nicht wahr sein, es muss sich um einen Fehler handeln- wieso? Heute bekam ich die Nachricht, das Hans Müller gefallen ist, im heldenhaften Abwehrkampf im Panzer IV in der Steppe von Gumrak. Aber er war doch in Berlin und hat dort seine Lehre gemacht – da muss es sich um einen Fehler handeln. Hier in Stalingrad, und ich wusste nichts davon? Nein, das kann nicht sein.
25. November 1942: Heute kam endlich mal wieder Post aus der Heimat durch! Ich erhielt Post von meinem Sohn Hans, ich wusste doch, dass er nicht gefallen sein konnte! Doch als ich auf das Datum schaute, stellte ich fest, der Brief ist alt, sehr, sehr alt. Er hatte seine Lehrstelle in Berlin gekündigt und war eingetreten – er wollte es seinem Vater gleich tun und für die Zukunft Deutschlands kämpfen. Ich konnte es nicht fassen. Mein einziges Kind war eingetreten. Zwar sollte es mich stolz machen, aber ich musste weinen – und dies tue ich auch jetzt noch. Erst als Max, der selbst sehr angeschlagen ist, mir half, wagte ich es den Brief weiterzulesen. Er war in die Panzer-Division „Kurmark“ eingetreten – diese steht im Norden von Stalingrad. Aber der Brief stammt aus Anfang Frühling, so schnell kann er doch gar nicht an die Front kommen – oder ist die Lage hier etwa so ernst? Ich weiß nicht, was ich glauben soll.
27. November 1942: Der Krieg geht weiter, er hat keine Gnade, kein Gewissen. Immer nur vorwärts lautet die Parole, niemals zurück! Der Sieg ist nahe, so die Generale. Unser Angriff auf den Komplex „Stahlwerk Roter Oktober“ beginnt heute. Er soll den Russen endgültig brechen und zurücktreiben. Dazu wird als erstes die Plattenverarbeitung genommen, danach der Schmiedebereich, die Kalibrierungswerkstatt und zuletzt das Lager für fertige Produkte. Unsere Luftwaffe hat dieses Gebiet tagelang bombardiert, ebenso unsere Artillerie – vorausgesetzt sie hatte noch Munition – sodass diese Gegend weitgehend dem Erdboden gleichgemacht ist.
Meine Leute bereiten sich auf den Angriff vor, gleich geht es los.
29. November 1942: Da unser Angriff vor zwei Tagen in den frühen Morgenstunden startete, konnten wir die Plattenverarbeitung recht zügig und ohne größere Verluste erobern. Derzeit versuchen wir den Schmiedebereich zu nehmen, doch dieser ist fast vollständig zerstört. Hinter jeder Ecke lauert die Gefahr und die unterirdischen Etagen machen den Kampf nicht gerade einfacher. Zum Trauern um den Verlust des Sohnes bleibt dazu keine Zeit – Zuviel Kameraden sterben in diesen letzten Kämpfen um Stalingrad.
3. Dezember 1942: Nach tagelangen Kämpfen konnte heute der Schmiedebereich genommen werden, nun geht es an die Kalibrierungswerkstatt. Sie soll stark vom Ivan verteidigt sein, unsere Artillerie hat das Gebiet lange Zeit „bearbeitet“ sodass es nun Sturmreif für deutsche Landser ist!
6. Dezember 1942: Nikolaus, doch es ist noch kein Ende in Sicht. Attacke und Verteidigung, Angriff und Gegenangriff, überall Brände, Schreie, Mörser- und Artilleriefeuer – Stalingrad ist zu einer brodelnden Hölle geworden. Schutt wurde zu Festungen, in der zerstörten Werkstatt lauern tödliche Scharfschützen, hinter jeder Drehbank, jeder Maschine lauert der jähe Tod. Aus jedem Winkel droht ein plötzlicher Kugelhagel aus einem automatischen Gewehr. Wir müssen den Verteidigern buchstäblich jeden Zentimeter Boden abringen.
8. Dezember 1942: Nachdem wir an einer Stelle durchgebrochen waren in der Werkstatt, erkannte der Russe sehr schnell, dass er keine Chance mehr hat und zog sich zurück. Nun verschanzt er sich im Lager für fertige Produkte. Das letzte große Widerstandsnest auf der Westseite der Wolga des Ivan. Er wird es bis zum letzten Atemzug verteidigen – es müssen noch einmal alle Kräfte angespannt werden um den Sieg zu erringen.
10. Dezember 1942: Nach zweieinhalb Tagen ununterbrochenem Kampf und Schlachtenlärm wurde heute, nach größter Anstrengung, das Lager genommen. Es war ein blutiger Schlag, weit mehr als die Hälfte der Kameraden ist gefallen und die Munition neigt sich, wieder einmal, näher dem Ende.
Unsere Kraft ist am Ende, wir sind völlig erschöpft, doch der Kampf um Stalingrad geht weiter. Der Russe hält noch letzte Widerstandsnester am Ufer der Wolga. Sobald diese ausgeräuchert wurden, gehört die Stadt, oder besser die Reste, uns und die Sowjetunion ist geschlagen.
11. Dezember 1942: Im ganzen Krieg habe ich nichts Schrecklicheres gesehen: Riesige Bombenkrater, bis zum Rand mit Wasser gefüllt, am Wegesrand zerstörte Fuhrwerke und Autos, tote Pferde und ringsherum nur Leichen. Und aus aus allen Richtungen das Stöhnen der Verwundeten.
12. Dezember: Unser Leutnant ist vor einigen Tagen gefallen, ein junger Rekrut hatte vor ihm die Hand zum Deutschen Gruß gehoben – beide wurden vom selben Scharfschützen getötet – somit wurde ich dann heute befördert, zum Leutnant, nachträglich für meine hervorragenden Dienste für das Vaterland und der Verteidigung im Gebiet des Hauses des Kommissars.
Meine erste Amtshandlung wird wohl daraus bestehen, meine Truppen auf den morgigen Tag vorzubereiten. Denn da ist unsere „Erholphase“ wieder zu Ende und wir sollen einige Häuser stürmen.
15. Dezember 1942: Der Ivan hält sich hartnäckig in seinen letzten Widerstandsnestern, er will sich einfach nicht zurückziehen. Doch unsere Angriffstrupps stoßen weiter vor.
16. Dezember 1942: Stalingrad ist keine Stadt mehr. Bei Tage ist sie eine Wolke aus brennendem, beißendem Rauch. Ein riesiger Hochofen, in dem Flammen lodern. Wenn die Nacht kommt, eine dieser sengenden, heulenden, blutigen Nächte, stürzen sich die Hunde in die Wolga, um verzweifelt ans andere Ufer zu schwimmen. Die Nächte in Stalingrad sind der Horror für sie: Die Tiere entfliehen dieser Hölle, die härtesten Steine bersten, nur die Männer halten durch.
18. Dezember 1942: Wie es scheint wird Stalingrad wohl erst im Frühling uns gehören – der Russe versteckt sich in allen Ecken und Rattenlöchern. Du musst nur einen Fuß hinter einer Hausecke hervorstrecken und ein Kugelhagel bricht auf dich los - es ist unvorstellbar was wir hier aushalten müssen. Es ist schlimmer als die Hölle was wir hier erleben müssen.
24. Dezember 1942: Das OKW möchte nun endlich das Stalingrad genommen wird, darum wird heute, auf Heiligabend, ein neuer Angriff gestartet. Nur noch kleine Widerstandsnester werden vom Feind gehalten, doch diese mit aller Macht und Entschlossenheit. Über die Wolga beschafft sich der Russe zudem immer neue Truppen und Munition und alles was er sonst zum Kämpfen benötigt!
25. Dezember 1942: Man hört nichts anders mehr als den Rhythmus von Explosionen, mehr oder weniger weit entfernt und gewaltig …. Da sind die Schreie der Verwundeten oder der qualvoll Sterbenden, die mitansehen müssen, wie Teile ihres Körpers zu Brei werden …. Tragische, unglaubliche Szenen, bei denen sich einem unaufhörlich der Magen umdrehen will: Gedärme, im Schutt verteilt und von einem Sterbenden auf einen noch Lebenden ergossen …
28. Dezember 1942: Bald ist Neujahr und dort werden wir dem Russen endgültig den Hahn abdrehen! Unsere Kräfte gehen in Stellung, im Weg stehende Gebäude werden kurzerhand weggesprengt von den Pionieren. Unsere Panzer poliert und Gefechtsbereit gemacht – bald ist der Ruskie tot! Die Männer und ich sind des Kämpfens auch Müde und werden diesen Strapazen und den eisigen Temperaturen nicht mehr lange standhalten können. Heute Mittag sah ich zwei Landser meiner Einheit sich um einen Russischen Wintermantel streiten, als sie handgreiflich wurden schoss ich in die Decke – wenn zwei sich streiten freut sich der dritte. Beim blinden schießen in die Decke muss ich einen Russen erwischt haben, denn er schrie laut auf und kurz danach hörte man ihn zu Boden gehen. So eng sitzen sich Feinde nur in Stalingrad gegenüber.