24.08.1939, Taranto (Hauptstützpunkt der Regia Marina), Königreich Italien"Und, meine Herren, was halten Sie von den Leistungen der Marine? Ist sie kriegsbereit?", fragte Williamson seine anwesenden Verbündeten.
Hauptmann Azrael zuckte mit den Achseln: "Sie haben ja die Luftwaffe bisher eher vernachlässigt, Williamson. Das haben wir Marineflieger auch zu spüren bekommen. Ab davon, dass der Wert von Flugzeugträgern bei den italienern eh noch nicht erkannt worden ist."
"Gleiches bei den Panzertruppen.", meldete
Oberleutnant Hohenlohe. "Die gibt es ja effektiv noch nichtmal. Wir sind ja nur am rumspielen mit den Panzerwagen der Mot-Kavallerie, und basteln an den Prototypen. Aber immerhin haben meine Jungs eine hohe Moral und sind topmotiviert. Sie sehen sich als Elitetruppe."
Rittmeister Sathe grunzte seine Zustimmung aus dem Hintergrund. "Naja. Eher weil sie bisher die einzigen mit Fahrzeugen sind, als dass sie wirklich Elitetruppen darstellen. Aber mit ihren Blechkübeln umgehen können sie, das stimmt."
Oberleutant Frankenland blieb still. Seine Aufgaben waren immer noch geheim. Ein Nicken musste Williamson ausreichen. Dann massierte er weiter ausgiebig seine Füße.
"Die Schweren Kreuzer der 3. Flotte sind erstklassiger Verfassung, und die Besatzungen gut ausgebildet.", meldete
Kapitänleutnant Æxit. "Gegen die Franzosen ist uns ein Sieg sicher. Gegen die Royal Navy wirds aber hart."
Leises Gelächter war aus der Runde im abgedunkelten Lagezentrum zu hören. Gegen die Masse der Royal Navy nahm sich die Regia Marina aus wie ein Dackel neben einem Rottweiler.
Das Aufglühen einer Zigarrenspitze aus dem Halbdunkel neben der italienischen Staatsflagge kündigte den nächsten Rapport an. "Alles an Ort und Stelle. Die Männer sind bereit und hochmotiviert. Und meine Bezahlung kommt auch immer pünktlich. Wie sagt der Italiener? Tutto bene."
Der zweifelhafteste und gleichzeitig wahrscheinlich wichtigste Mann seiner kleinen Gruppe bereitete Williamson immer noch Kopfschmerzen. Aber solange der
H34DHUNT3R sein Geld bekam, war alles gut. Wenigstens nahm er immer nur einen Vertragspartner auf einmal an...und sein aktueller Vertrag war unbegrenzt.
"Alle Männer kriegen regelmäßige Rationen, auch wenn ich gerne mehr Vorräte hätte. Treibstoff sieht gut aus, obwohl auch hier mehr gut wäre. Immerhin ist die Versorgung durch unsere engen Verbindungen nach Rumänien und Deutschland bis auf weiteres sicher.", meldete Stabsquartiermeister
Deltadagger.
Kapitänleutnant Beaker grinste breit: "Wunderbar, Munition, Fraß und Brennstoff werden wir auch brauchen, wenn wir die neue Littorio-Klasse auf irgendjemanden loslassen wollen. Zwar könnten die Besatzungen noch etwas Übung gebrauchen, aber ich bin sicher, die Schiffe sind erstklassig."
Zuletzt räusperte sich Geheimrat Silem: "Nun gut, dann möchte ich ihnen allen noch einmal die Entwicklungen der letzten Jahre in Erinnerung rufen. Wenn sie diese nun in so kurzer Folge noch einmal vorgetragen bekommen, können sie vielleicht eine Entwicklung ausmachen."
"Zuerst hatten wir im Frühjahr '38 den Zusammenbruch der Republik in Spanien und den totalen Sieg der Nationalisten. Damit haben wir einen potentiellen Verbündeten direkt bei Gibralter."
"Kurz darauf schloss sich Italien auf Druck des Duce der sogenannten 'Achse' an. Dies soll kein Vorwurf sein, Herr Williamson. Ich weiß, Sie stehen unter enormem innenpolitischen Druck."
"Immerhin profitierten wir schnell vom Wissensaustausch mit dem Reich, die Kavallerie und die in Entwicklung befindlichen Panzertruppen freuen sich jedenfalls über die neue taktischen Erkenntnisse aus Deutschland."
"Zeitgleich schluckte das Reich Österreich und nur kurz darauf, erneut dank der Einflussnahme des 'Duce', auch Tschechien."
"Währenddessen wurden die 'Littorio' und die 'Vittorio Veneto' in Dienst gestellt, ihre Schwesterschiffe sollten Mitte '40 bereit sein."
Beifälliges Klatschen und theatralische Verbeugungen seitens KaLeun Beaker begleiteten diesen Punkt.
"Danach begannen die wirklich schweren diplomatischen Spannungen. Großbritannien sah nun, durch seine eigene Appeasement-Politik, seine Nachkriegsordnung bedroht und sicherte den Polen seine Unterstützung zu."
"Polen und Franzosen, derart bestärkt, mobilisieren daraufhin ihre Armeen als Zeichen der Stärke."
"Die Briten begannen dann, mit der steigenden Kriegsgefahr, ihre Kolonien enger ins Bündnis einzubinden."
"Es folgte der 'Putsch' Mussolinis, der eitle Fatzke...entschuldigen sie, meine Herren, aber dieser diplomatische Dilettant spielt dem Gefreiten etwas arg in die Hände. Also: Der 'Duce' kann die innenpolitischen Ämter unter seine Kontrolle bringen. Der werte Williamson kontrolliert aber weiterhin Geheimdienst und Streitkräfte. Und wie wir wissen: Ohne das Militär geht nichts."
"Der Gefreite ließ ja kürzlich ein wenig die Muskeln spielen, die Ungarn machen jetzt auch mit. Entschuldigung, ich muss kurz lachen."
Der Rest der Zuhörer schloss sich an.
"Auf Betreiben des ja nun leider etwas mächtigeren Muskelheinis, äh, Mussolinis, schluckte dann das Königreich das Provinznest Albanien. Immerhin, etwas mehr Rohstoffe. Ach ja, einige Stützpunkte wurden auch noch fertig."
"Dann machte der 'Föhrar' sich in einem, zugegebenermaßen, überraschenden Akt der Diplomatie den Rücken frei von den Roten."
"Ach ja, und die italienische Armee führte endlich im großen Stil leichte automatische Waffen ein."
"So. Da wären wir nun. Ich frage Sie, Herr Williamson, welche deutliche Entwicklung machen Sie aus?!"
Williamson überlegte nur kurz: "Will uns dieser kleine Österreicher etwa schon wieder in einen Krieg stürzen?! Das darf doch nicht wahr sein. Aber warum hat er dann noch nicht..."
Die Tür wurde aufgerissen, und der hereinstürmende Melder erstarrte nach zwei Schritten zur Salzsäule, mit dem Messer des
H34DHUNT3R an der Kehle und einem knappen Dutzend deutscher Pistolen auf seine Brust gerichtet.
"Scusi, scusi, importante!", stotterte der völlig verängstigte Marinesoldat, und fuchtelte mit einem Telegrammzettel herum.
Der Geheimrat trat vor, las kurz und wurde auf einmal sehr, sehr blass.
"Das Reich hat gerade die Mobilmachung verkündet..."
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