Krieg in Europa
Verfasst: 22. Oktober 2014 19:50
Im August 1939 verschärften sich die Spannungen in Europa zusehends. Das wiedererstarkte Deutschland empfand seine Forderungen gegenüber Polen als berechtigt. In Berlin war man nicht länger bereit, die polnische Minderheitenpolitik und die Abdrosselung Ostpreußens hinzunehmen. Da das robuste Auftreten gegenüber der Tschechei zum Erfolg geführt hatte, die Westalliierten sich nicht zu einem entschlossenen Handeln einigen konnten und mit dem deutsch-sowjetischen Nichtangriffvertrages die Gefahr eines Zweifrontenkrieges abgewendet war, konnte man zurecht annehmen, dass London und Paris auch diesmal nachgeben würden.
Jedoch auch in Warschau gab es keine beschwichtigenden Stimmen. Im Vertrauen auf die Zusagen der Alliierten glaubte man sich in der Lage, den Deutschen selbstbewusst entgegentreten zu können. Nach der schweren Niederlage 1918, würde Deutschland nicht wieder einen Krieg in der strategischen Umklammerung wagen. Die Armee fühlte sich in der Lage, den Deutschen bis zum Eintreffen der Briten und Franzosen standhalten zu können. Sogar Annexionsphantasien eines polnischen Reiches bis an die Elbe machten die Runde
Am 29.08.1939 erreichte die Konfrontation ihren Höhepunkt, mit der ultimativen Forderung an Polen, einen gesicherten Zugang vom deutschen Reichsgebiet nach Danzig und Ostpreußen zu zulassen. Warschau schlug das Ultimatum aus und in den Morgenstunden des 1. September begannen die Waffen zu sprechen. Unmittelbar darauf erklärten Frankreich und Großbritannien ihrerseits Deutschland den Krieg.
In den Fluren des Tokioter Außen- und des Kriegsministeriums herrsche mehrere Tage Kopflosigkeit. War dies der Bündnisfall? Der Angriff des Achsenpartners erfolgte ohne vorhergehende Konsultationen. Flotte und Heer befanden sich im Friedensdienst.
Der unerwartet rasche Zusammenbruch der polnischen Armee und die ausbleibende Offensive der Westmächte sorgten dann für nachlassende Anspannung. Am 15. September fiel Warschau an die deutschen Panzerspitzen und am 19. September kapitulierten die polnischen Streitkräfte. Weder waren die Westmächte in Aktion getreten, noch hatten sich die europäischen Achsenpartner in den Konflikt involviert.
Für weitere Verwirrung sorgte, dass die Russen den Zusammenbruch Polens nutzten um die Gebiete zurückzuholen, die Polen in den Bürgerkriegswirren an sich gerissen hatte. Dies geschah ohne Kriegserklärung an Polen und scheinbar mit Einwilligung der Deutschen. Es wurde von deutsch-sowjetischen Paraden an der neuen gemeinsamen Grenze berichtet.
Obwohl die Alliierten den deutschen Angriff auf Polen als Kriegsgrund benannten, wurde von ihnen die russische Annexion kommentarlos hingenommen. Der japanischen Diplomatie blieb unklar, was hinter den Kulissen verhandelt und vereinbart worden war.
Der ausbleibende Angriff der Westalliierten fand in Tokio verschiedene Erklärungen. Ein kurzer Kräftevergleich ergab, dass die Achse im September 39 bei Heer Marine und Luftstreitkräften überlegen war.
Es war selbstverständlich jedem klar, dass dieses Verhältnis so nicht bestehen bleiben würde. Großbritannien würde - wie bereits im Großen Krieg - alles daran setzen, immer mehr Länder auf seine Seite zu ziehen. Wenn es wieder gelang, die USA in den Krieg zu verwickeln, würde sich die Waage – besonders unter Beachtung der Verfügbarkeit von Rohstoffen und Industriekapazitäten – deutlich in Richtung Alliierte neigen.
Wenn es London darüber hinaus gelang, die beiden ideologischen Erzfeinde Deutschland und Russland nicht nur zu entzweien sondern wie 1914 aufeinander zu hetzen, würden die Alliierten unweigerlich wieder die Oberhand gewinnen. Wie sich Japan auf seinem Weg zur gleichrangigen Weltmacht verhalten sollte, blieb noch unklar.
In Berlin erklärte Rippentrop dem japanischen Botschafter in diesen Tagen, dass sich die anglo-französische Kriegserklärungen letztlich als bloße Propaganda herausstellen würde. Mehrere Apelle wurden nach Paris und London gesandt um doch noch einen Kompromiss zu finden. Doch die Wochen verstrichen, die Alliierten vergrößerten nach und nach ihre Koalition und ließen kein Einlenken erkennen.
Um sich in eine strategisch bessere Position zu setzen, entschloss sich Deutschland im Oktober 1939 Dänemark zu besetzen. Damit war den Engländern die Einfahrt in die Ostsee verwehrt und die deutsche Nordflanke gegen Seelandungen gesichert.
Im Leben Tarasawas war es seit dem Rückschlag bei Nomonhan etwas ruhiger geworden. Seine Eltern gehörten zum gehobenen Bürgertum Japans. Er hatte daher selbst weder eine staatliche Schule besucht noch Wehrdienst geleistet. Ein neuer Krieg schien immer näher zu rücken. Tarasawa wollte sich daher selbst ein Bild von der hochgerühmten kaiserlichen Armee machen.
Ihm wurden zwar von Generalen, die ihm nahe standen die Tore geöffnet, jedoch war sein Name nicht bekannt, so dass sich die Standortkommandeure, die Offiziere und Unteroffiziere nicht die Mühe machten vom normalen Drill abzuweichen. Es fiel Tarasawa nicht leicht, sein Entsetzen über die Ausbildungsmethoden in der Kaiserlich Japanischen Armee zu verbergen.
Nach dem Abendbrot betrat der Unteroffizier vom Dienst in Begleitung mehrerer Unteroffiziere die Rekrutenbaracke zur Inspektion. Den Grundsätzen der Rekrutenausbildung zufolge musste die Kontrolle ungünstig ausfallen. Die Schuhe eines Rekruten standen unvorschriftsgemäß, sie befanden sich einen Sun (3 cm) vom eigentlichen Platz entfernt. Der Socho (Oberfeldwebel) überprüfte das mit einem Bandmaß, das er aus seiner Uniformtasche holte.
„Aufstehen, alles aufstehen! Los bewegt euch!“ brüllte er.
Schimpfend trieben die Unteroffiziere die müden Rekruten mit Fußtritten aus der Baracke. Nur mit Lendenschurz bekleidet, mußten sie zitternd vor Kälte, in einer Reihe antreten.
Der Socho hielt eine lange blumige Rede, während der die Soldaten sich nicht zu bewegen wagten. Er wies nach, dass er vor einem Haufen Muttersöhnchen stehe, vor schmutzigen und vernachlässigten Trottel und Faulenzern die nicht in der Lage seien, die einfachsten Befehle auszuführen. Der Auswurf der Nation und des japanischen Imperiums. Und er habe die schwierige und undankbare Aufgabe, aus diesem Haufen von Tagedieben mutige und tapfere Soldaten des göttlichen Tennos zu machen, der sein göttliches Antlitz in Trauer verhüllen würde, wüsste er, was für schlechte Untertanen er in der Rekrutenbaracke habe. Zum Schluss befahl er: „Abteilung kehrt!“
Nach dem die Rekruten den Befehl ausgeführt hatten, erblickten sie vor sich ein metallenes Geländer, das in Brusthöhe an der Baracke entlanglief. Bevor sie den Sinn dieser seltsamen Einrichtung errieten, die sie bisher nicht beachtet hatten, befahl man ihnen, sich vorzubeugen und sich am Geländer festzuhalten.
Darauf nach der Socho einen dicken Holzknüppel und begann die erste Lektion auf die Hinterteile niedersausen zu lassen. Wenn ein Rekrut zu laut aufstöhnte, erhielt er zusätzliche Hiebe. Schließlich erlahmte der Socho. Ein Unteroffizier trat an seine Stelle und setze die Belehrung fort.
Bei einer anderen Gelegenheit hatte die Kleiderbürste eines Rekruten nicht vorschriftsgemäß mit den Borsten nach oben gelegen. Währen des Kontrollganges erspähten die scharfen Augen des Socho dieses entsetzliche Vergehen. Die Soldaten mussten vor der Baracke antreten.
Der Socho seufzte wehmütig: „Ja, liebe Jungs, ihr habt meinen guten Rat, den ich euch als euer älterer Bruder gegeben habe nicht befolgt, und müsst ihr büßen! Ich habe euch aufrichtig gewarnt. Aber ihr wisst, ich bin großzügig und werde euch, statt euch zu bestrafen, ein überaus lehrreiches Spiel beibringen. Es heißt Taiko-Binta. Merkt euch den Namen, denn es wird euch bestimmt gefallen und ihr werdet mich noch manches Mal bitten, dass ich es euch spielen lasse.“
Die Rekruten mussten sich in zwei Reihen, die Gesichter zueinander, aufstellen. Auf Befehl des Socho hatten die Rekruten der ersten Reihe die Kameraden der anderen Reihe aus voller Kraft mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Schlug jemand nicht fest genug, wurde er mit dem Knüppel geprügelt. Versucht jemand den Schlägen auszuweichen, bezog er ebenfalls Knüppelhiebe.
„Stellt euch vor, meine lieben Jungs, ihr steht vor einem Feind!“ erklärte der Socho. „Vor einem Russen oder einem feigen Amerikaner. Das ist nicht euer Kamerad, das ist euer Feind!“
Mehrere Tage beobachtete Tarasawa als stummer Gast die Rekrutenausbildung. Dass in diesem Regime auch Todesopfer gleichgültig hingenommen wurden, verwirrte den Zivilisten. Tatsächlich gab es kaum eine Kompanie, die nicht durch Unfälle und Selbsttötungen mehrere Soldaten verlor. Zur erschreckenden Härte befragt, erklärten die Unteroffiziere, dass es ihre Aufgabe und Pflicht sei, die schwachen Elemente auszusondern und nur die Soldaten übrig zu lassen, die zu unbedingten Gehorsam und zur Selbstaufopferung bis in den Tod bereit seien. Nur diese seien würdig in der glorreichen Armee des göttlichen Tennos zu kämpfen und zu sterben.
Die Offiziere waren über Tarasawas Fragen erstaunt. Für sie waren diese Methoden selbstverständlich denn sie waren selbst als junge Rekruten durch diese Hölle gegangen. In der militarisierten Gesellschaft Japans gab es die unausgesprochene Übereinkunft, über die unerbittlichen Härten nicht zu sprechen. Und der Erfolg heiligte schließlich die Mittel.
(Nacherzählt aus: “Kamikaze“ von Bohdan Arct)
Jedoch auch in Warschau gab es keine beschwichtigenden Stimmen. Im Vertrauen auf die Zusagen der Alliierten glaubte man sich in der Lage, den Deutschen selbstbewusst entgegentreten zu können. Nach der schweren Niederlage 1918, würde Deutschland nicht wieder einen Krieg in der strategischen Umklammerung wagen. Die Armee fühlte sich in der Lage, den Deutschen bis zum Eintreffen der Briten und Franzosen standhalten zu können. Sogar Annexionsphantasien eines polnischen Reiches bis an die Elbe machten die Runde
Am 29.08.1939 erreichte die Konfrontation ihren Höhepunkt, mit der ultimativen Forderung an Polen, einen gesicherten Zugang vom deutschen Reichsgebiet nach Danzig und Ostpreußen zu zulassen. Warschau schlug das Ultimatum aus und in den Morgenstunden des 1. September begannen die Waffen zu sprechen. Unmittelbar darauf erklärten Frankreich und Großbritannien ihrerseits Deutschland den Krieg.
In den Fluren des Tokioter Außen- und des Kriegsministeriums herrsche mehrere Tage Kopflosigkeit. War dies der Bündnisfall? Der Angriff des Achsenpartners erfolgte ohne vorhergehende Konsultationen. Flotte und Heer befanden sich im Friedensdienst.
Der unerwartet rasche Zusammenbruch der polnischen Armee und die ausbleibende Offensive der Westmächte sorgten dann für nachlassende Anspannung. Am 15. September fiel Warschau an die deutschen Panzerspitzen und am 19. September kapitulierten die polnischen Streitkräfte. Weder waren die Westmächte in Aktion getreten, noch hatten sich die europäischen Achsenpartner in den Konflikt involviert.
Für weitere Verwirrung sorgte, dass die Russen den Zusammenbruch Polens nutzten um die Gebiete zurückzuholen, die Polen in den Bürgerkriegswirren an sich gerissen hatte. Dies geschah ohne Kriegserklärung an Polen und scheinbar mit Einwilligung der Deutschen. Es wurde von deutsch-sowjetischen Paraden an der neuen gemeinsamen Grenze berichtet.
Obwohl die Alliierten den deutschen Angriff auf Polen als Kriegsgrund benannten, wurde von ihnen die russische Annexion kommentarlos hingenommen. Der japanischen Diplomatie blieb unklar, was hinter den Kulissen verhandelt und vereinbart worden war.
Der ausbleibende Angriff der Westalliierten fand in Tokio verschiedene Erklärungen. Ein kurzer Kräftevergleich ergab, dass die Achse im September 39 bei Heer Marine und Luftstreitkräften überlegen war.
Es war selbstverständlich jedem klar, dass dieses Verhältnis so nicht bestehen bleiben würde. Großbritannien würde - wie bereits im Großen Krieg - alles daran setzen, immer mehr Länder auf seine Seite zu ziehen. Wenn es wieder gelang, die USA in den Krieg zu verwickeln, würde sich die Waage – besonders unter Beachtung der Verfügbarkeit von Rohstoffen und Industriekapazitäten – deutlich in Richtung Alliierte neigen.
Wenn es London darüber hinaus gelang, die beiden ideologischen Erzfeinde Deutschland und Russland nicht nur zu entzweien sondern wie 1914 aufeinander zu hetzen, würden die Alliierten unweigerlich wieder die Oberhand gewinnen. Wie sich Japan auf seinem Weg zur gleichrangigen Weltmacht verhalten sollte, blieb noch unklar.
In Berlin erklärte Rippentrop dem japanischen Botschafter in diesen Tagen, dass sich die anglo-französische Kriegserklärungen letztlich als bloße Propaganda herausstellen würde. Mehrere Apelle wurden nach Paris und London gesandt um doch noch einen Kompromiss zu finden. Doch die Wochen verstrichen, die Alliierten vergrößerten nach und nach ihre Koalition und ließen kein Einlenken erkennen.
Um sich in eine strategisch bessere Position zu setzen, entschloss sich Deutschland im Oktober 1939 Dänemark zu besetzen. Damit war den Engländern die Einfahrt in die Ostsee verwehrt und die deutsche Nordflanke gegen Seelandungen gesichert.
Im Leben Tarasawas war es seit dem Rückschlag bei Nomonhan etwas ruhiger geworden. Seine Eltern gehörten zum gehobenen Bürgertum Japans. Er hatte daher selbst weder eine staatliche Schule besucht noch Wehrdienst geleistet. Ein neuer Krieg schien immer näher zu rücken. Tarasawa wollte sich daher selbst ein Bild von der hochgerühmten kaiserlichen Armee machen.
Ihm wurden zwar von Generalen, die ihm nahe standen die Tore geöffnet, jedoch war sein Name nicht bekannt, so dass sich die Standortkommandeure, die Offiziere und Unteroffiziere nicht die Mühe machten vom normalen Drill abzuweichen. Es fiel Tarasawa nicht leicht, sein Entsetzen über die Ausbildungsmethoden in der Kaiserlich Japanischen Armee zu verbergen.
Nach dem Abendbrot betrat der Unteroffizier vom Dienst in Begleitung mehrerer Unteroffiziere die Rekrutenbaracke zur Inspektion. Den Grundsätzen der Rekrutenausbildung zufolge musste die Kontrolle ungünstig ausfallen. Die Schuhe eines Rekruten standen unvorschriftsgemäß, sie befanden sich einen Sun (3 cm) vom eigentlichen Platz entfernt. Der Socho (Oberfeldwebel) überprüfte das mit einem Bandmaß, das er aus seiner Uniformtasche holte.
„Aufstehen, alles aufstehen! Los bewegt euch!“ brüllte er.
Schimpfend trieben die Unteroffiziere die müden Rekruten mit Fußtritten aus der Baracke. Nur mit Lendenschurz bekleidet, mußten sie zitternd vor Kälte, in einer Reihe antreten.
Der Socho hielt eine lange blumige Rede, während der die Soldaten sich nicht zu bewegen wagten. Er wies nach, dass er vor einem Haufen Muttersöhnchen stehe, vor schmutzigen und vernachlässigten Trottel und Faulenzern die nicht in der Lage seien, die einfachsten Befehle auszuführen. Der Auswurf der Nation und des japanischen Imperiums. Und er habe die schwierige und undankbare Aufgabe, aus diesem Haufen von Tagedieben mutige und tapfere Soldaten des göttlichen Tennos zu machen, der sein göttliches Antlitz in Trauer verhüllen würde, wüsste er, was für schlechte Untertanen er in der Rekrutenbaracke habe. Zum Schluss befahl er: „Abteilung kehrt!“
Nach dem die Rekruten den Befehl ausgeführt hatten, erblickten sie vor sich ein metallenes Geländer, das in Brusthöhe an der Baracke entlanglief. Bevor sie den Sinn dieser seltsamen Einrichtung errieten, die sie bisher nicht beachtet hatten, befahl man ihnen, sich vorzubeugen und sich am Geländer festzuhalten.
Darauf nach der Socho einen dicken Holzknüppel und begann die erste Lektion auf die Hinterteile niedersausen zu lassen. Wenn ein Rekrut zu laut aufstöhnte, erhielt er zusätzliche Hiebe. Schließlich erlahmte der Socho. Ein Unteroffizier trat an seine Stelle und setze die Belehrung fort.
Bei einer anderen Gelegenheit hatte die Kleiderbürste eines Rekruten nicht vorschriftsgemäß mit den Borsten nach oben gelegen. Währen des Kontrollganges erspähten die scharfen Augen des Socho dieses entsetzliche Vergehen. Die Soldaten mussten vor der Baracke antreten.
Der Socho seufzte wehmütig: „Ja, liebe Jungs, ihr habt meinen guten Rat, den ich euch als euer älterer Bruder gegeben habe nicht befolgt, und müsst ihr büßen! Ich habe euch aufrichtig gewarnt. Aber ihr wisst, ich bin großzügig und werde euch, statt euch zu bestrafen, ein überaus lehrreiches Spiel beibringen. Es heißt Taiko-Binta. Merkt euch den Namen, denn es wird euch bestimmt gefallen und ihr werdet mich noch manches Mal bitten, dass ich es euch spielen lasse.“
Die Rekruten mussten sich in zwei Reihen, die Gesichter zueinander, aufstellen. Auf Befehl des Socho hatten die Rekruten der ersten Reihe die Kameraden der anderen Reihe aus voller Kraft mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Schlug jemand nicht fest genug, wurde er mit dem Knüppel geprügelt. Versucht jemand den Schlägen auszuweichen, bezog er ebenfalls Knüppelhiebe.
„Stellt euch vor, meine lieben Jungs, ihr steht vor einem Feind!“ erklärte der Socho. „Vor einem Russen oder einem feigen Amerikaner. Das ist nicht euer Kamerad, das ist euer Feind!“
Mehrere Tage beobachtete Tarasawa als stummer Gast die Rekrutenausbildung. Dass in diesem Regime auch Todesopfer gleichgültig hingenommen wurden, verwirrte den Zivilisten. Tatsächlich gab es kaum eine Kompanie, die nicht durch Unfälle und Selbsttötungen mehrere Soldaten verlor. Zur erschreckenden Härte befragt, erklärten die Unteroffiziere, dass es ihre Aufgabe und Pflicht sei, die schwachen Elemente auszusondern und nur die Soldaten übrig zu lassen, die zu unbedingten Gehorsam und zur Selbstaufopferung bis in den Tod bereit seien. Nur diese seien würdig in der glorreichen Armee des göttlichen Tennos zu kämpfen und zu sterben.
Die Offiziere waren über Tarasawas Fragen erstaunt. Für sie waren diese Methoden selbstverständlich denn sie waren selbst als junge Rekruten durch diese Hölle gegangen. In der militarisierten Gesellschaft Japans gab es die unausgesprochene Übereinkunft, über die unerbittlichen Härten nicht zu sprechen. Und der Erfolg heiligte schließlich die Mittel.
(Nacherzählt aus: “Kamikaze“ von Bohdan Arct)