Die neue WehrmachtNach einem ausgiebigen Frühstück hatten sich alle wieder im Konferenzsaal eingefunden. Nachdem König Friedrich VI. mich dazu aufgefordert hatte die neue Wehrmachtsstruktur vorzustellen, stand ich also vor den führenden Männern des Reichs und versuchte das was ich die letzten 2 Jahre ausgearbeitet hatte in wenigen Stunden zu erklären.
"Eure Majestät, in Eurem Auftrag habe ich in den letzten beiden Jahren den letzten Krieg ausführlichst analysiert. Ich habe die Befehlsstrukturen, die Strategien und Taktiken aller beteiligter Armeen untersucht. Dazu die Zusammensetzungen der Divisionen, Korps und Armeen. Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Truppenteilen. Den Verlauf der Schlachten, Gefechte und Scharmützel. Ich habe mit Offizieren und Mannschaften gesprochen und ihre Erfahrungen ausgewertet. Eine ausführliche Begründung der Ergebnisse würde unseren zeitlichen Rahmen hier sprengen, wenn Sie möchten können Sie die Begründungen in meinem Abschlussbericht einsehen. Hier also nur die Quintessenz meiner Arbeit. Zuerst gehe ich auf die Divisions-, Korps, und Armeezusammensetzung ein.
Die neue Wehrmacht wird auf 5 Säulen stehen. Die erste Säule bilden 80 Infanterie Divisionen die in 16 Korps aufgeteilt werden. Diese Divisionen bilden das Rückgrat des Heeres. Jede Infanterie Division wir aus 2 Infanterie Regimentern gebildet. Zur Unterstützung erhält jede Infanterie Division ein Artillerie- und ein PAK Regiment. Jedes Infanterie Korps besteht aus 5 Infanterie Divisionen. Dem Korps Hauptquartier werden 2 Infanterie Regimente und ein FLAK Regiment zugeteilt.
Infanterie Division
Infanterie Korps HQ
Zusätzlich werden noch je 2 Korps mit Gebirgsjägern und Marinesturminfanterie aufgestellt. Die Ausrüstung der Gebirgsjäger muss noch verbessert werden, die der Marinesturminfanterie komplett entwickelt werden. Der Aufgabenbereich der Marinesturminfanterie liegt in Flußüberquerungen und Kämpfen in Küsten- und Sumpfgebieten.
Gebirgsjäger Division
Marinesturm Division
Aus jeweils 5 Korps wird eine Armee gebildet. Je nach Aufgabe und Einsatzort erhält eine Armee Gebirgsjäger und, oder Marinesturm Korps. Oder weniger als 5 Korps, sollte die volle Anzahl an Korps nicht nötig oder möglich sein.
Nach genauer Prüfung des Vorschlags von Oberst Guderian sind wir zu dem Entschluß gelangt als 2. Säule der Wehrmacht eigenständige Panzertruppen aufzustellen. Dabei wird es 4 verschiedene Divisions- und damit auch Korpstypen geben.
Die leichte Panzer Division / Korps
Ein leichtes Panzer Korps besteht aus 5 leichten Panzer Divisionen zu je 3 leichten Panzerregimenter. Die Aufgabe der leichten Panzerdivisionen ist es nach erfolgreichem Durchbruch durch die feindlichen Linien in die Tiefe zu stoßen und dort Nachschub und Kommunikationsverbindungen zu unterbrechen und schnell strategisch wichtige Punkte zu besetzen. Dadurch wird das Chaos beim Feind um ein vielfaches vergrößert und führt so zur Destabilisierung ganzer Frontabschnitte.
Die Panzer Division / Korps
Ein Panzer Korps besteht aus je 5 Panzer Divisionen. Jede Panzerdivision erhält 2 Panzer Regimente, ein Regiment mobiler Infanterie und eine Abteilung Sturmgeschütze. Die Panzerdivisionen werden zur Bekämpfung feindlicher Infanteriestellungen und Panzer eingesetzt. Diese Panzer Divisionen schaffen den Durchbruch durch die feindlichen Linien und erweitern ihn in die Tiefe und die Breite damit die leichten Panzerverbände hindurch stoßen können.
Die schwere Panzer Division / Korps
Ein schweres Panzer Korps besteht aus 5 schweren Panzer Divisionen mit je 3 schweren Panzer Regimenter. Diese schweren Panzer müssen erst noch entwickelt werden. Ihr Einsatz soll gegen stark befestigte Stellungen und größere Ansammlungen feindlicher Panzer erfolgen. Deshalb müssen sie über eine schwere Panzerung verfügen die auch heftigem Beschuß größerer Kaliber standhält. Ihre Hauptbewaffnung muß stark genug sein um sämtlichen feindlichen Panzern überlegen zu sein. Ihre Geschwindigkeit ist sekundär da sie nach erfolgtem Gefecht von den Panzer Divisionen überholt und abgelöst werden.
Die mobile Infanterie Division / Korps
Jede Panzerarmee erhält ein Korps mobile Infanterie zur direkten Infanterie Unterstützung der Panzer. Dieses Korps besteht aus 5 Divisionen mobile Infanterie. Jede Division mobile Infanterie besteht aus 2 Regimenter Panzer Grenadiere, einer Abteilung Sturmgeschütze und einer Abteilung Panzerjäger. Panzerjäger sind eine vereinfachte Version eines Panzers, sozusagen eine PAK auf Selbstfahrlafette. Auch diese Fahrzeuge müssen noch entwickelt werden. Bei den Panzer Grenadier Regeminter handelt es sich um mit gepanzerten Fahrzeugen ausgerüstete Infanterie die für die Zusammenarbeit mit Panzertruppen besonders geschult ist. Es muß noch erforscht werden wie diese Regimente genau ausgerüstet werden damit sie ihre Aufgabe erfüllen können. Damit sind die mobilen Infanterie Divisionen in der Lage die mittleren und schweren Panzer Divisionen beim Kampf gegen Infanterie zu unterstützen und den schnellen leichten Panzer Divisionen beim Vorstoß Rückendeckung zu geben.
Die Panzerkorps Hauptquartiere
Alle Panzerkorps Hauptquartiere werden mit einem Panzer Regiment, einem Regiment Panzer Grenadiere und einer Aufklärungsabteilung verstärkt und können so direkt ins Gefecht eingreifen. Aus strategischen Gründen soll die Panzerwaffe so lang wie möglich geheim gehalten werden."
War bei der Vorstellung der Infanterietruppen noch eher zustimmendes Gemurmel zu vernehmen, so nahmen einige Generäle bei den Panzertruppen deutlich ablehnende Haltungen ein. Nunja, die dicke Kröte kommt zum Schluß und erst einmal kommt die neue Luftwaffe an die Reihe.
"Die Luftwaffe bildet die dritte Säule und übernimmt 3 Aufgaben. Die erste und wichtigste Aufgabe ist die Eroberung und Sicherung des Luftraums über dem Deutschen Reich und über den Schlachtfeldern. Die zweite Aufgabe wird die Bekämpfung feindlicher Einheiten in Aufstellungsräumen und auf dem Schlachtfeld, sowie der Angriff auf die Infrastruktur und Städte des Feindes. Die dritte Aufgabe ist der Kampf gegen feindliche Überwassereinheiten, weil die Kriegsmarine Aufgrund des Vorsprungs der uns feindlich gesinnten Ländern dazu vorerst nicht in der Lage sein wird.
Das Oberkommando der Luftwaffe hat die volle Befehlsgewalt über alle Lufteinheiten die über dem Deutschen Reich im Einsatz sind. Im Kriegsfall werden die Jagd- und Kampfstaffeln den Heeresgruppen zugewiesen die die Befehlsgewalt über den Frontabschitt des Einsatzgebietes haben. So wird eine enge Zusammenarbeit der Luftwaffe mit den Bodentruppen gewährleistet. Alle Führungsstäbe bis zum Divisionskommando erhalten Luftwaffenverbindungsoffiziere um die Einsätze auf taktischer Ebene zu koordinieren.
Um den Luftraum zu erobern und zu verteidigen werden 6 Jagdverbände zu je 3 Geschwadern aufgestellt. Heimatstützpunkte sind Berlin, Hannover, Frankfurt am Main, München, Breslau und Stuttgart. Für die direkte Gefechtsunterstützung unserer Bodentruppen werden 2 Stukaverbände und 3 Kampfverbände zu je 3 Geschwadern aufgestellt. Heimatstützpunkte werden Hannover, Berlin und Breslau. Der weitere Ausbau erfolgt nach freien Produktionskapazitäten."
Damit hatte ich zumindest Richthofen auf meiner Seite, bedeutete dieser Plan doch einen großzügigen Ausbau der Luftwaffe. Bei anderen, die sich nicht die Möglichkeiten die starke Luftwaffe bringen würde vorstellen konnten, wurde er Unmut größer.
"Die Kriegsmarine stellt die vierte Säule dar. Der Ausbau konzentriert sich vorerst auf U-Boote und Flugzeugträger-Kampfgruppen. Den Vorsprung den die anderen Seemächte in Großkampfschiffen haben können wir durch den Bau von Schlachtschiffen nicht mehr einholen. Deswegen werden wir vorerst landgestützte Marinebomber gegen Überwassereinheiten des Feindes einsetzen. Mit den Flugzeugträger-Kampfgruppe erhalten wir mobile Flugplätze um die Strategie „Flugzeuge gegen Schiffe“ weiter ausbauen zu können. Die U-Boot Waffe wird auf die Nachschubrouten zielen und sich wie schon im letzten Krieg als effektiv erweisen.
Die fünfte und letzte Säule bildet die neu aufzustellende Volks-Verteidigung. Die Truppe wird eine Mischung aus Infanterie- und Polizeieinheit und wird die Küstensicherung und die Sicherung von erobertem Gebiet übernehmen. Außerdem erhält die VV die stationären Flakeinheiten und den Aufgabenbereich der Spionageabwehr. In den Einheiten der VV werden bedingt Kriegsdienstfähige, Verwundete zur Erholung und junge Rekruten zur ersten Praxisausbildung eingesetzt.
Sollte es tatsächlich zum Ernstfall kommen werden unsere Feinde zahlenmäßig weit überlegen sein. Unsere einzige Chance auf Erfolg stellt die Geschwindigkeit dar. Um wirklich schnell zu sein müssen taktische Entscheidungen direkt vor Ort getroffen werden. Das bedeutet, dass die niederen Offiziersränge deutlich mehr Entscheidungsspielraum und -befugnisse bekommen."
In dem Augenblick stand General Heye auf.
"Eure Majestät, das ist doch ausgemachter Blödsinn! Jeder Offiziersanwärter weiß, dass Panzer zu langsam und schwerfällig sind um Angriffe gegen eingegrabene Infanterie durchzuführen und deshalb bestenfalls als Deckung für die Infanterie taugen. Eigenständige Panzerarmeen ... Das ist Materialverschwendung und nicht mehr als eine Träumerei von einem Spinner. Panzer haben auf dem modernen Schlachtfeld keine Chance. Genauso wenig wie eine derart übertriebene Luftwaffe. Flugzeuge taugen nur zur Aufklärung. Im Angriff ist ihr Effekt zu gering. Und dann auch noch schwimmende Flugplätze bauen wollen, statt Schiffe mit großkalibrigen Geschützen. Aber der Gipfel der Unverschämtheit ist es der Generalität die Entscheidungsgewalt entziehen zu wollen. Das müssen wir uns von einem dahergelaufenen Generalmajor ja wohl nicht bieten lassen!"
Der König erhob sich mit ernster Mine von seinem Platz.
"General Heye, sie haben Recht. Der Generalmajor hat bei Weitem seine Befugnisse überschritten. Wenn Sie so freundlich wären und mir seine Schulterklappen bringen würden."
"Sehr gern, Eure Majestät."
Die Worte trafen mich wie ein Hammerschlag. Der Mann dem ich vertraute und den ich Freund nannte, degradierte mich hier vor aller Augen? Weil ich das getan hatte was wir gemeinsam geplant hatten? Ich war so fassungslos, daß ich mich nicht rühren konnte während Heye mir die Schulterklappen abnahm. Was ihm einige Freude zu bereiten schien.
"Feldmarschall, des Kästle da drüben, wenn Sie mir die Ehre erweisen würden und da mal einen Blick reinwerfen."
"Aber natürlich, Eure Majestät."
Dann stand der König vor mir und forderte mich auf nieder zu knien.
"Schwören Sie dem Deutschen Volk und Vaterland allzeit treu und redlich zu dienen, stets zu seinem Wohle zu handeln und es mit aller Kraft tapfer zu verteidigen selbst wenn es Sie das Leben kosten sollte?"
"So wahr mit Gott helfe, schwöre ich dem Deutschen Volk und Vaterland allzeit treu und redlich zu dienen, stets zu seinem Wohle zu handeln und es mit aller Kraft tapfer zu verteidigen selbst wenn es mich das Leben kosten sollte."
Daraufhin trat Feldmarschall Blomberg neben mich und machte etwas mit meinen Schulterklappen, der König zog sein Schwert und berührte meine Schultern damit.
"Erheben Sie sich, Generalfeldmarschall Rommel. Ich ernenne Sie hiermit zum Reichsverweser und beauftrage Sie mit dem Aufbau und der Umstrukturierung der Wehrmacht in meinem Namen. Sie sprechen mit meiner Stimme und Autorität und werden mir regelmäßig Bericht und Rechenschaft ablegen.
Nun, General Heye, ich denke von ihrem Generalfeldmarschall und Reichsverweser werden Sie es sich gefallen lassen, daß Ihre Entscheidungsgewalt oder Dieststelle eventuell geändert wird.
Generalfeldmarschall nehmen Sie ihren Stab und fahren Sie fort."
Jetzt war ich nicht mehr der einzige Fassungslose im Raum. Irgendwie schaffte ich es den Feldmarschallstab aus dem Kästle zu nehmen ohne ihn fallen zu lassen und meine Stimme wieder zu finden.
"Eure Majestät, ich danke Euch für diese Ehre und das Vertrauen das Ihr mir entgegen bringt. Ich werde Euch nicht enttäuschen. Wir waren bei den Offizieren stehen geblieben. Um eine wirklich schnelle und schlagkräftige Wehrmacht zu bekommen müssen die Offiziere vor Ort in der Lage sein taktische Entscheidungen selbst zu treffen. Deswegen werden wir viele, sehr gut ausgebildete Offizieren benötigen. Außerdem werden alle Offiziere geprüft ob sie die geeigneten Männer für ihre Aufgabe sind. Falls es geeignetere Offiziere gibt werden sie durch diese ersetzt.
Unsere zahlenmäßige Unterlegenheit gleichen wir zum einen durch höhere Einsatzgeschwindigkeit und zum anderen durch modernere Waffen aus. Deswegen ist mein nächstes Thema die Forschung und Wissenschaft."