30. April 1936 MonatsabschlußbesprechungIch war pünktlich und ausgeschlafen und hatte bereits meine Unterlagen im kleinen Konferenzsaal vorbereitet. Vielleicht sollte ich wirklich den Rat von Karl befolgen und Friedrich überreden alle Monatsabschlußbesprechungen auf dem Staufen stattfinden zu lassen.
An diesem Morgen wollten alle Neuigkeiten von Feldmarschall von Richthofen aus Spanien hören. Aber die Ankunft des Königs beendete seine Ausführungen vorzeitig.
"Seine Majestät Friedrich VI. von Staufen, Beschützer des Volkes und König des Deutschen Reichs!"
"Lang lebe der König!"
"Guten Morgen meine Herren, bitte nehmen Sie Platz. Wie ich sehe sind Sie genauso gespannt auf den Bericht von Feldmarschall von Richthofen, wie ich selbst. Aber alles zu seiner Zeit. Herr Haushofer, wenn Sie bitte beginnen würden."
PolitikGuten Morgen, Eure Majestät und die Herrschaften, im April haben sie 2 große Dinge ereignet. Zuerst ist es den Italienern gelungen den Abessinien-Krieg, nach langem Ringen am 16. April, für sich zu entscheiden.
Der werte Admiral Canaris wird später eine Analyse vortragen.
Das zweite große Ereignis war, wie Ihnen bekannt ist, der Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs am 18. April. Ich werde dem Herr Feldmarschall von Richthofen nicht vorgreifen und deswegen dazu nichts weiter sagen.
Der Spanische Bürgerkrieg hat aber innenpolitische Auswirkungen. Einigen Gruppierungen im Reich missfällt die neutrale Haltung des Reichs im Spanischen Bürgerkrieg. Die Einen wollen die Nationalisten unterstützen, während die Anderen die Aggression die von den Nationalisten ausgeht als Grund nehmen totalitäre Regierungen, wie unsere Monarchie eine ist, zu verteufeln. Aus diesen Gründen ist die Beliebtheit Eurer Majestät um 6% auf 74% gefallen.
Ich bin mit Minister von Schleicher im Gespräch welcher Gegenmaßnahmen wir ergreifen können."
Nach einer kurzen Verbeugung nahm Herr Haushofer wieder Platz.
"Das sind beunruhigende Nachrichten, Herr Haushofer. Tun Sie was nötig ist um den Frieden im Volk wieder herzustellen. Herr Schacht, ich hoffe unserer Wirtschaft geht es besser."
Rohstoffversorgung"Eure Majestät, meine Herren, unserer Wirtschaft geht es so gut wie die letzten Monate auch. Der Rüstungsindex liegt konstant bei 230. Unser Handelsvolumen liegt jetzt auf einem konstanten Niveau:
Einzig der Export von Energieträgern ist etwas zurückgegangen. Die Auswirkungen werden wir dann Ende nächsten Monat sehen. Der Lagerbestand der Nachschubgüter entwickelt sich positiv."
"Sehr gut, Herr Schacht. Welche neuen Einheiten haben wir diesen Monat aufgestellt, Herr Reichsverweser Rommel?"
Produktion"Eure Majestät, wir haben im letzten Monat keine neuen Einheiten aufgestellt, da wir erst im März das zweite Fertigungslos in Auftrag gegeben haben. Für den nächsten Monat sind weitere Neuaufstellungen geplant.
Forschung und EntwicklungBei unseren Forschungs- und Entwicklungsprojekten haben wir einige Terminverschiebungen nach hinten zu verzeichnen. Das liegt zum einen daran, daß ich mehrere Prototypen für den Einsatz in Spanien angefordert habe und zum Anderen daran, daß wir Ressourcen für die Ausbildung weiterer Spione zum Einsatz in Österreich abziehen mussten."
"Ich hoffe die Erkenntnisse aus dem Spanieneinsatz sind die Terminverschiebungen wert."
"Wir sind uns sicher, daß sie das sind, Eure Majestät."
"Admiral Canaris, ich hoffe Sie haben Erfreulicheres zu berichten."
AbwehrAdmiral Canaris erhob sich und hängte sein Diagramm auf.
"Eure Majestät, sehr geehrte Herren, wie sie sehen können hat die Abwehr im April 1936 insgesamt 8 feindliche Spione neutralisieren können. Die meisten kamen dies Mal aus der Sowjetunion und alle Spione kamen von Großmächten.
Leider ist es uns diesen Monat nicht gelungen die Beliebtheit der GDVP zu verbessern und sie steht noch immer bei 1%.
Unsere Grenzposten melden folgende Truppenstärken unserer Nachbarn an unseren Grenzen:
Frankreich:
2 Kommando-Divisionen (maximal 2 gesichtet)
10 Infanterie-Divisionen (maximal 10 gesichtet)
Luxemburg:
1 Kommando-Division (maximal 1 gesichtet)
Belgien:
6 Infanterie-Divisionen (maximal 6 gesichtet)
Niederlande:
1 Kommando-Division (maximal 1 gesichtet)
8 Infanterie-Divisionen (maximal 8 gesichtet)
Dänemark:
Hat keine Truppen an unserer Grenze.
Polen:
3 Kommando-Divisionen (maximal 4 gesichtet)
20 Infanterie-Divisionen, plus 4 zum Vormonat (maximal 20 gesichtet)
1 Kavallerie-Division, (maximal 1 gesichtet)
Litauen:
1 Infanterie-Division (maximal 1 gesichtet)
Tschechoslowakei:
2 Kommando-Divisionen (maximal 2 gesichtet)
14 Infanterie-Divisionen, plus 1 zum Vormonat. (maximal 14 gesichtet)
3 Gebirgsjäger-Divisionen (maximal 3 gesichtet)
Österreich:
5 Infanterie-Divisionen (maximal 5 gesichtet)
1 Kavallerie-Division (maximal 1 gesichtet)
Schweiz:
2 Infanterie-Divisionen (maximal 4 gesichtet)
Für genauere Angaben fehlen uns derzeit die Mittel. Wenn Sie keine Fragen dazu haben komme ich nun zum Bericht über den Abessinien-Krieg.
Abessinien KriegAm 3. Oktober 1935 haben die italienischen Streitkräfte Äthiopien überfallen. Am 16. April 1936 haben die Äthiopier kapituliert.
Italien führte 330000 Mann reguläre Soldaten, 87000 Mann Askaris und 100000 Mann Unterstützungspersonal gegen 250000 Mann der äthiopischen Armee ins Feld. Damit waren die italienischen Truppen 2:1 überlegen.
Die Überlegenheit war bei der Ausrüstung noch weit deutlicher. Die Italiener haben Flugzeuge, Panzer, schwere Geschütze und MGs eingesetzt, während die Äthiopier nur über einfache Gewehre verfügten. Einige haben anscheinend sogar mit Wurfspeeren gekämpft.
Obwohl die italienischen Streitkräfte ohne Vorwarnung und von 2 Seiten aus angreifen konnten benötigten sie 200 Tage um die ca. 400 km bis nach Addis Abeba zurück zu legen. Zu Beginn im leichten Gelände war der Vormarsch noch recht ordentlich, aber im gebirgigen Teil Äthiopiens brach der Vormarsch zusammen und die Italiener mußten sich sogar gegen Gegenangriffe verteidigen. Letztendlich brachte erst der Einsatz von Senfgas den Vormarsch wieder in Bewegung."
"Admiral Canaris, wollen Sie damit sagen die Italiener haben Senfgas gegen Wilde mit Speeren eingesetzt?"
"Es wurde Senfgas aus der Luft auf Stellungen der äthiopischen Armee und Dörfer abgeworfen. Es gibt auch Berichte über Luftangriffe auf Stationen des internationalen Roten Kreuz. Zu viele Berichte um von Versehen aus zu gehen."
"Das ist einfach ungeheuerlich. Ich gehe davon aus, daß Sie Beweise für derartige Ungeheuerlichkeiten haben."
"Sehr wohl, Eure Majestät. Wir haben zwei Männer beim Roten Kreuz. Beide haben durch Senfgas Getötete und Verletzte gesehen und einer der Männer hat einen Senfgasbehälter bei einem Dorf gefunden."
"Mussolini ist also bereit Giftgas gegen Zivilisten einzusetzen. Behalten Sie diesen Mann im Auge. Wer so etwas einmal tut. Aber fahren Sie mit ihrem Bericht fort. Wieso konnten die Äthiopier die Italiener stoppen?"
"Dafür gab es 3 Gründe.
Erstens: Das Gelände. Im Gebirge und Hochland konnten sich die Äthiopier besser verstecken und aus dem Hinterhalt angreifen. Und durch bessere Ortskenntnis konnten sie sich schneller bewegen als die Italiener und unerwartet auftauchen. Außerdem konnten die Italiener dort ihre Panzer gar nicht und die schwere Artillerie nur sehr begrenzt einsetzen.
Zweitens: Der Nachschub. Trotz unzähliger Träger hatten die Italiener ständig Probleme ausreichend Proviant, Munition, Ersatzteile und anderen Nachschub zur kämpfenden Truppe zu bekommen. Zum Teil lag das an Korruption. Nicht alles was für die Armee in Äthiopien bestimmt war wurde auf die Schiffe geladen und nicht alles was aus den Schiffen ausgeladen wurde machte sich auf den Weg zur Front. Und was sich auf den Weg zur Front machte war oft schlecht organisiert. So kamen oft Teile dort an wo sie nicht gebraucht wurden.
Drittens: Die Offiziere. Viele Offiziere in der italienischen Armee haben ihren Posten nicht wegen ihres Könnens, sondern wegen ihrer Beziehungen erhalten. Das hat sich dann vor allem dort sehr bemerkbar gemacht wo Aktionen von verschiedenen Einheiten koordiniert werden mussten. So gelang es zum Beispiel nie so richtig Luftangriffe mit Bodenangriffen abzustimmen. Das gelang erst durch die lang anhaltende Wirkung des Senfgas."
"Wie schätzen Sie auf Grund dessen die Kampfkraft der italienischen Armee ein?"
"Ich bin überzeugt, wenn der äthiopische Armee Gasmasken, ein paar Panzer und Artilleriegeschütze und dazu einige Flugzeuge gehabt hätte dann hätten die Italiener keinen Fuß in das Gebirge setzen können. Vermutlich hätten sie den Krieg bereits aufgeben müssen. Die Italiener haben einzig durch die technische und Luftüberlegenheit gewonnen."
"Ich danke Ihnen für diesen Bericht, Admiral Canaris. Feldmarschall von Richthofen, wie ist die Lage in Spanien?
Spanischer Bürgerkrieg"Sehr gut, Eure Majestät. Wir haben bereits den ersten Konvoi nach Ferrol geschickt. Damit haben die ersten Beobachter und Militärberater die Nationalisten erreicht. Mit dem Konvoi haben wir Nachschub und einige Gewehre geliefert. An Flugzeugen sind bisher nur 4 Passagierflugzeuge verlegt worden, die Soldaten von Spanisch-Marokko nach Sevilla bringen. Weitere Männer und schweres Gerät folgen sobald wir einen genaueren Überblick haben.
Die aktuelle Lage sieht folgender maßen aus:
Im Nordwesten halten die Republikaner einen Brückenkopf der über den Hafen von Vigo versorgt werden kann. Von dort aus können sie die Flugfelder in La Coruna und den Hafen in Ferrol bedrohen. Dort ist die Lage noch völlig unklar. Östlich von La Coruna sind die Nationalisten auf dem Vormarsch und scheinen die Lage im Griff zu haben.
Im Süd-Westen sind die Nationalisten auf dem Vormarsch. Eine Landverbindung zwischen der Hafenstadt Cádiz und den Flugfeldern in Sevilla konnte hergestellt werden. Außerdem werden in der Region bald größere Gebiete von der Verbindung nach Madrid abgeschnitten.
Weiter östlich bei Cartagena sind die Nationalisten auf dem Weg nach Westen um eine Verbindung zu den Truppen bei Sevilla und Cádiz herzustellen.
Wir haben außerdem erfahren, daß 2 weitere Länder in den Krieg eingreifen:
Italien auf der Seite der Nationalisten und die Sowjetunion auf der Seite der Republikaner."
"Behalten Sie die Italiener im Auge. Ich möchte nicht, daß unsere Soldaten in irgendwelche Giftgas Angelegenheiten mit reingezogen werden. Ich danke Ihnen für ihre Berichte und wünsche noch einen angenehmen Tag. Der 31. Mai ist ein Sonntag, deswegen findet die nächste Besprechung schon am 30. Mai statt. Auf Wiedersehen."
"Lang lebe der König!"