31. Juli 1936 MonatsabschlußbesprechungAn diesem Morgen war ich früh aufgewacht und hatte deshalb Zeit, vor dem Frühstück, eine Runde durch die Burg zu laufen. Auf der Nordmauer blieb ich stehen und schaute in das Tal das noch vom Nebel verdeckt war hinab.
"Ein bissle wie die Zukunft. Man weis, daß da unten ein Tal ist aber den Weg dort hin kann man net sehen."
"Friedrich! Guten Morgen. Schon so philosophisch am frühen Morgen?"
"Die einzige Zeit des Tages wo ich mir das erlauben kann. Sind wir auf dem richtigen Weg oder steuern wir auf den Abgrund zu?"
Nachdenklich blickten wir auf den Nebel der nur langsam, in der aufgehenden Sonne, heller wurde.
"Ich befürchte das werden wir erst erfahren wenn wir angekommen sind."
"Dann gehen wir diesen Weg weiter."
"Uns bleibt wohl keine andere Wahl."
"Komm, das Frühstück müßte fertig sein."
Später, im kleinen Konferenzsaal, war kein Platz mehr für Zweifel.
Politik"Eure Majestät, meine Herren, Außenpolitisch gibt es nichts zu berichten. Dafür ist die innenpolitische Lage um so angespannter:
Eurer Majestät ich bitte um Entschuldigung, aber keine unserer Maßnahmen hat Wirkung gezeigt. Eure Beliebtheit im Volk ist weiter gefallen und ist jetzt bei 64%. Es ist uns zwar gelungen die Beliebtheit der Faschisten um 2% auf 5% zu reduzieren, aber die Kommunisten liegen weiterhin bei 10%. Dafür gelang es den Demokraten ihre Beliebtheit von 13% auf 21% zu steigern."
"Wie, die Demokraten? Haben die Leute denn nichts aus der Weimarer Republik gelernt?"
"Ich befürchte nicht, Eure Majestät. Es wird von einer Forderung nach einer konstitutionellen Monarchie geredet. Admiral Canaris hat die Vermutung geäußert, daß es sich um das Werk von Spionen unserer demokratischen Nachbarn handeln könnte."
"Ich erwarte, daß Sie etwas dagegen unternehmen. Sie werden alle 2 Wochen über ihre Pläne und Erfolge berichten. Wir müssen das beenden, bevor daraus eine Regierungskrise entsteht."
"Jawohl, Eure Majestät."
"Herr Schacht, ihr Bericht bitte."
RohstoffversorgungHerr Schacht erhob sich von seinem Platz und präsentierte seine üblichen Diagramme:
Eure Majestät, meine Herren, der Rüstungsindex liegt weiterhin bei 230. Diesen Monat konnten wir wieder eine größere Menge Treibstoff einlagern. Die Nachschubproduktion ist weiterhin im Plus, wenngleich deutlich weniger als im letzten Monat. Wir haben ein Auge darauf um gegebenenfalls die Produktionskapazität anzupassen."
"Danke, Herr Schacht. Die Übersicht über die Produktion diesen Monats, bitte."
Produktion"Eure Majestät, meine Herren, die fertig gestellten Produktionen in diesem Monat sind überschaubar:
U-16, ein Typ IID Küsten-U-Boot wurde fertig gestellt und der Kriegsmarine übergeben.
Für kommenden Monat sind wieder mehr Indienststellungen geplant.
Forschung und EntwicklungEure Majestät, meine Herren, auch im Bereich Forschung und Entwicklung sind keine weiteren Projekte abgeschlossen worden. Aber in den nächsten Monaten dürfen wir mit einigen Projektabschlüssen rechnen:
Wie Sie sehen können ist die Radarforschung wieder rausgefallen, da wir Ressourcen für die Ausbildung weiterer Spione einsetzen mußten. Auch diesen Monat ergaben sich wieder geringfügige Terminänderungen nach vorne und hinten."
"Ich danke Ihnen. Admiral Canaris, wenn Sie so freundlich wären."
AbwehrHeute gelang es mir tatsächlich Admiral Canaris anzusehen und kurz zuzunicken bevor der König ihn erwähnte. Für einen kurzen Augenblick schien er überrascht zu sein. Dann erhob er sich und verneigte sich kurz in Richtung des Königs.
Eure Majestät, verehrte Herren, diesen Monat ist es uns gelungen 9 Spione zu neutralisieren.
Mit jeweils 15 erwischten Spionen sind Frankreich und die Sowjetunion mit Abstand am aktivsten am spionieren. Diesen Monat haben wir auch aus Belgien, aus Polen und aus der Tschechoslowakei je einen Spion erwischt. Auch ein amerikanischer Spion war diesen Monat wieder dabei. Wie Herr Haushofer bereits erwähnte glaube ich, daß diese Spione für die plötzliche Beliebtheit der Demokraten mit verantwortlich sein könnten.
Unsere Bemühungen in Österreich waren diesen Monat etwas erfolgreicher. Der Beliebtheitsgrad der GDVP ist auf 5% gestiegen.
Unsere Grenzposten melden folgende Truppenstärken unserer Nachbarn an unseren Grenzen:
Frankreich:
2 Kommando-Divisionen (maximal 2 gesichtet)
10 Infanterie-Divisionen (maximal 10 gesichtet)
Luxemburg:
1 Kommando-Division (maximal 1 gesichtet)
Belgien:
6 Infanterie-Divisionen (maximal 6 gesichtet)
Niederlande:
1 Kommando-Division (maximal 1 gesichtet)
9 Infanterie-Divisionen, plus 1 zum Vormonat (maximal 9 gesichtet)
Dänemark:
Hat keine Truppen an unserer Grenze.
Polen:
3 Kommando-Divisionen (maximal 4 gesichtet)
18 Infanterie-Divisionen, minus 2 zum Vormonat (maximal 20 gesichtet)
1 Kavallerie-Division, (maximal 1 gesichtet)
Litauen:
1 Infanterie-Division (maximal 1 gesichtet)
Tschechoslowakei:
2 Kommando-Divisionen (maximal 2 gesichtet)
12 Infanterie-Divisionen, minus 1 zum Vormonat. (maximal 14 gesichtet)
3 Gebirgsjäger-Divisionen, minus 1 zum Vormonat. (maximal 4 gesichtet)
Österreich:
5 Infanterie-Divisionen (maximal 5 gesichtet)
1 Kavallerie-Division (maximal 1 gesichtet)
Schweiz:
2 Infanterie-Divisionen (maximal 4 gesichtet)
Für genauere Angaben fehlen uns derzeit die Mittel. Wenn Sie keine Fragen mehr haben wäre das von meiner Seite alles."
Admiral Canaris verneigte sich kurz und nahm wieder Platz.
"Feldmarschall von Richthofen, wie kommen Sie in Spanien voran?"
Spanischer BürgerkriegFeldmarschall von Richthofen hatte wieder einige zusammen gerollte Karten dabei, die er auf dem Tisch ausbreitete.
"Eure Majestät, meine Herren, hier sehen Sie die Lage im Norden um La Coruna.
Grün der Frontverlauf von Ende Juni, Gelb der aktuelle Stand.
Der Brückenkopf von Vigo wurde auf den Stand von Ende Mai zusammen gedrückt. Danach ist ein Teil der Truppen nach Norden marschiert und hat den Brückenkopf von Navia geräumt. Somit ist die Nordküste komplett in der Hand der Nationalisten und die Nachschubroute für La Coruna gesichert."
"Aber warum wurde der Brückenkopf von Vigo nicht weiter angegriffen? Mit seinem Hafen ist dieser Brückenkopf doch viel gefährlicher."
"Wie es den Anschein hat, folgt General Franco nur sehr ungern und zögerlich unseren Ratschlägen. Ich vermute er will einen Sieg komplett auf sein militärisches Geschick zurück führen und nicht auf unsere Ratschläge."
"Aber das ist doch törichter Leichtsinn! Bringen Sie den Mann irgendwie zur Vernunft."
"Ich werde es versuchen, Eure Majestät. Den Nationalisten ist es gelungen die Gebietsverluste vom Juni wieder rückgängig zu machen. Außerdem ist es gelungen ein Landverbindung nach Sevilla herzustellen.
Außerdem gelang es mit der Eroberung von Oropesa die Republikaner zwischen Sevilla und Cartagena von Madrid abzuschneiden. Das konnte nicht gehalten werden weil die Truppen nach Süden marschieren mußten um Sevilla vor der erneuten Einkesselung zu bewahren.
Valencia ist gefallen und das Umland wurde teilweise gesichert. Weiter im Osten wurde das Umland von Barcelona gesichert. Entgegen unserem Rat die Truppen gegen Madrid marschieren zu lassen wo sie dringend benötigt werden.
Von Madrid aus gab es vier Vorstöße der Republikaner. Mit dem Vorstoß nach Westen wurde die Verbindung zu den Truppen vor Sevilla wieder hergestellt. Ein Vorstoß Richtung Süden sollte wohl die Truppen abschneiden die Richtung Nord-westen unterwegs sind. Dieser Vorstoß wurde aber selbst abgeschnitten, in Daimiel eingekesselt und zerschlagen. Der dritte Vorstoß soll wohl Valencia entsetzen und hat viel Raum im Süd-Osten von Madrid erobert. Mittlerweile ist es den Nationalisten gelungen diesem Vorstoß bei Toledo in die Flanke zu fallen. Der gefährlichste Vorstoß ging nach Norden und hat jetzt die Stadtgrenze von Burgos erreicht. Jede Seite steht jetzt vor der Hauptstadt der anderen. In den nächsten Tagen könnte die Entscheidung fallen. Unsere Flugzeuge kämpfen sowohl über Madrid, als auch vor Burgos."
"Halten Sie mich unbedingt auf dem Laufenden. Wir brauchen Spanien als Verbündeten."
"Sehr wohl, Eure Majestät."
"Meine Herren, frisch ans Werk. Wir sehen uns nach der Urlaubszeit am 31. August wieder in Berlin."
"Lang lebe der König!"
Alle packten ihre Unterlagen zusammen und freuten sich auf ein paar ruhige Tage übers Wochenende. Vom Hohen Staufen hatte ich es, zum Glück, nicht so weit nach Hause.