[HoI III TFH AAR] Das Blatt hat sich gewendet

AARs zum Zeitpunkte der beiden Weltkriege

Moderator: Moderatoren

Benutzeravatar
Taras
Medicus
Medicus
Beiträge: 231
Registriert: 19. Juni 2014 11:58
:
AAR-Schreiber

SIEG

Beitragvon Taras » 19. März 2016 17:21

Als am 6. November 1944 bei den deutschen Heeresstäben der offene Funkspruch des sowjetischen Oberkommandos einging, dass man Verhandlungen über einen raschen Waffenstillstand anstrebe, glaubte man zuerst an einen Irrtum oder eine Hinterlist. Im engen Kreis hatte der OB Ost Generalfeldmarschall Hans-Jürgen von Arnim bereits seinen Misserfolg eingeräumt, weil es dem Ostheer offensichtlich nicht gelingen wollte, die Rote Armee vor Wintereinbruch zu schlagen. Alles schien so, als hätte der Russe sich – trotz aller Erfolge der Wehrmacht im Sommerfeldzug – in den Winter gerettet und wie die Kriegslage im Frühjahr 45 aussehen würde, konnte niemand einschätzen.
Umso erleichterter war man, als sich bereits am 7. November im Vorfeld von Murmansk Vertreter der Heeresgruppe Nord mit Vertretern des Oberkommandos der Roten Armee trafen um die ersten Vorgespräche zu führen. Die Russen hatten ihrerseits bereits alle Angriffshandlungen eingestellt und in etlichen gegenüberliegenden Fronteinheiten konnte die deutsche Aufklärung Unruhe erkennen, die auf innere Zerwürfnisse in Armee und Sowjetstaat hinwiesen.

Am 9. November 44 begannen im deutsch besetzten Molotowsk – einem von Stalin aus dem Taigaboden gestampften Flottenstützpunkt an der Mündung der Nördlichen Dwina, wenige Kilometer vor Archangelsk – die Verhandlungen zum deutsch-sowjetischen Waffenstillstand.

Die neu entstandene politische Situation sorgte jedoch auch in der deutschen Führung für erhebliche Unruhe. Ein Waffenstillstand durfte auf keinen Fall eine Atempause für die Rote Armee herbeiführen. Die eine Richtung tendierte dahin, dass die Bedingungen so hart formuliert werden sollten, dass die gegnerische Streitmacht derart geschwächt ist, dass sie in näherer Zukunft zu keinen wirksamen offensiven oder defensiven Maßnahmen in der Lage ist. Diesen Männern schwebte der Waffenstillstand von Compiègne mit der Herbeiführung der Wehrunfähigkeit des Kaiserlichen Heeres 1918 vor.
Die andere Partei drängte darauf, die Bedingungen eher moderat zu formulieren um noch vor dem Frühjahr 45 einen Friedensvertrag abschließen zu können.

In Teilen des Volkes, der politischen Führung und auch in einigen frontfernen Teilen der Wehrmacht gab es das nachvollziehbare Verlangen, für die erlittenen Opfer eine Entschädigung verlangen zu können. Der Russlandfeldzug hatte die deutsche Wehrmacht annähernd 2 Millionen Gefallene gekostet. Träumereien nach einer angemessenen Entschädigung näherten sich daher sogar der Naziideologie von Volk und Raum - mit einem großgermanischen Siedlungsgebiet bis an den Ural. Die Regierung Beck schob diesen Phantastereien jedoch sofort einen Riegel vor und konnte sich dabei auf die überwiegende Mehrheit der Kommandeure des deutschen Ostheeres stützen.

Niemand konnte nachvollziehbar machen, wie der gewaltige Raum Zentralrusslands beherrscht werden sollte ohne die faschistische Rassen- und Völkervernichtung wieder aufzunehmen. Es war damit von vornherein undenkbar größere Teile Russlands über einen längeren Zeitraum besetzt zu halten.

Darüber hinaus wurde ein rascher Friedensschluss immer dringender, denn im Dezember waren die Alliierten von Nordafrika aus in Süditalien gelandet und es war ihnen gelungen einen stabilen Brückenkopf zu errichten.

Bild

Die italienischen Truppen in Ägypten hatten im Herbst 44 die Herrschaft über den Suez-Kanal verloren und waren von alliierten Verbänden, die aus Palästina vorrückten, vertrieben worden. Die Engländer hatten es 43-44 geschafft, eine italienische Seeherrschaft im Mittelmeer zu verhindern. Binnen Kurzem geriet die italienische Marine in die Defensive und damit brach dann die Versorgung der Truppen in Nordafrika zusammen.

Während alliierte Armeen aus Englisch Ägypten und Französisch Tunesien gegen Italienisch Libyen vorrückten, begannen sie gleichzeitig die Invasion des europäischen Festlandes. Ohne dass das italienische Militär zu wirksamen Abwehrmaßnahmen in der Lage war.


Am 15. Januar 1945 konnte zwischen dem Deutschen Reich und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken der Waffenstillstand von Archangelsk unterzeichnet werden. Verhandlungsführer für die deutsche Seite war Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel. Für die sowjetische Seite unterzeichnete Außenminister Molotow. Die sowjetische Militärführung wollte sich offenbar nicht in Verbindung mit der Niederlage bringen lassen.

Bild

Die allgemeinen Bedingungen lauteten:
1. Unverzügliche Einstellung aller Kampfhandlungen.
2. Rückzug der Roten Armee hinter die Linie Archangelsk – Nördliche Dwina – Wolga – Astrachan.
3. Besetzung der Gebiete westlich dieser Linie durch die Koalition unter Führung des Deutschen Reiches.
4. Sofortige Einleitung von Verhandlungen zum Abschluss eines deutsch-sowjetischen Friedensvertrages.
5. Abschluss des Vertrages bis April 1945.

Kommandeur der Deutschen Militäradministration in Russland wurde dann auch Feldmarschall Keitel. Das deutsche Ostheer blieb weiter unter dem Befehl des Oberkommandos Ost unter Feldmarschall von Arnim, nur Teile wurden für die Besatzungstruppen unter Keitel abgestellt.

Bild

Die Armeen der Heeresgruppen Nord, Mitte und Süd wurden zwar vorerst in Russland belassen, sie wurden aber näher an den verkehrstechnisch ausgebauten Magistralen in Garnison gelegt und nur mit schwachen Detachements zur Besatzung herangezogen. Die Armeen sollten einerseits Druck auf den Verhandlungsgegner ausüben, sollten aber andererseits effektiv versorgt, aufgefüllt und modernisiert werden. Darüber hinaus mussten sie gegebenenfalls für rasche Rochaden an die Westfront zur Verfügung stehen.

Die 1. Panzerarmee wurde zur Aufrüstung nach Sachsen verlegt. Generaloberst Mackensens 2. Panzerarmee wurde in die Ostmark verlegt um auf die alliierte Landung in Italien reagieren zu können. Da die Panzerdivisionen weit über den vielfach weglosen russischen Raum verteilt waren, würde die Verlegung mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Das Oberkommando des Heeres ging davon aus, dass die Panzerarmee frühestens Mitte März in die Kämpfe in Italien eingreifen könnte.

Die 17. Armee unter Generaloberst Richard Ruoff wurde aufgelöst. Der Armeestab und ein Korps dieser Armee wurden in einer verdeckten Aktion nach Japan transportiert. Diese Einheiten sollten den Kern der neugebildeten ‚Armeegruppe Asien‘ bilden um den japanischen Verbündeten in seinem Abwehrkampf zu unterstützen.


Unmittelbar nach Abschluss des Waffenstillstandes gelang es dem deutschen Außenministerium auch sofort einen Handelsvertrag mit der Sowjetunion über die Lieferung von Wolfram, Molybdän, Chrom und Bauxit abzuschließen. Dies war umso bemerkenswerter, weil sich beide Nationen ja noch immer offiziell im Krieg befanden.

Bild

Weil mit dem einsetzenden deutsch-sowjetischem Handel die erdrosselnde Knappheit an Importrohstoffen behoben werden konnte, stieg die deutsche Industriekapazität nun sprunghaft auf 400 Einheiten an.

Ab Mitte März 1945 konnte die Fliegergruppe des Flugzeugträgers ‚Graf Zeppelin‘ den Dienst aufnehmen. Damit war der Flugzeugträger nun vollständig einsatzbereit. Von seinem Deck aus würden 33 Ju-87C und 10 Me-109T operieren. Fraglich blieb, ob sich die Marineführung einen Einsatz dieses kostbaren Schiffes überhaupt wagen würde.

Bild

Das spezifische der Ju-87C war die stärkere Bewaffnung mit dem MG 131, die Möglichkeit, die Tragflächen an zuklappen, die Verstärkung für den Katapult Einsatz und der Einbau des Landehakens. Adäquat erfolgte die Modifikation der Me-109T (T für Träger).
Zuletzt geändert von Taras am 6. Juli 2018 12:24, insgesamt 3-mal geändert.
mot de Cambronne
Bild Bild

Benutzeravatar
Taras
Medicus
Medicus
Beiträge: 231
Registriert: 19. Juni 2014 11:58
:
AAR-Schreiber

In der Heimat

Beitragvon Taras » 22. März 2016 18:46

Mit dem Sieg über die Sowjetunion und dem nachlassenden äußeren Druck, nahm die politische Unruhe im Deutschen Reich spürbar zu. Die politischen Lager trieben nicht nur bei den Friedensverhandlungen auseinander. Es musste auch entschieden werden, wie es in Deutschland weitergehen sollte.

Die Meinung des Lagers um Regierungsoberhaupt Reichsverweser Generaloberst Ludwig Beck war klar. Gemeinsam mit dem Teil der Bevölkerung, die die Zeit von vor 1914 noch lebhaft in Erinnerung hatte, strebte er die Rückkehr zum Kaisertum an.
Viele jüngere und liberal eingestellte Reichsbürger wollten den Ausbau einer parlamentarischen Demokratie vorantreiben. Sozialdemokraten, die aus der Illegalität aufgetaucht waren, wollten die Fehler der Weimarer Zeit hinter sich lassen und eine soziale Marktwirtschaft erlangen.
Auch Nationalsozialisten und Faschisten konnten sich weiterhin der Unterstützung von Teilen der Bevölkerung sicher sein. Sie strebten die Fortführung der sozialen Revolution an und empfanden den völkischen Ständestaat als das erstrebenswerte Ideal.

Obwohl die äußere Bedrohung nach wie vor existent war und es alliierten Bombern auch immer wieder gelang, den Krieg nach Deutschland hineinzutragen, begann der Burgfrieden zu bröckeln. Die nationale Aussöhnung blieb daher für die Regierung Beck Priorität.

Die Generalstaatsanwaltschaft eröffnete im März 1945 die ersten Verfahren gegen führende Faschisten und gegen Offiziere der SS, die sich furchtbarster Verbrechen schuldig gemacht hatten. Das Ministerium unter Innenministers Josef Wirmer trieb zwar die juristische Aufarbeitung der Jahre 1933 bis 1942 voran. Man bemühte sich aber, nicht allzu viel öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen. Quer durch alle politischen Lager wollte man die Verbrechen in den Ghettos und Konzentrationslager sowie bei den Sonderaktionen nicht wahrnehmen. Hier wurde relativiert und verdrängt. Und im Übrigen begingen ja alle kriegsführenden Parteien schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das wurde fast jede Woche deutlich, wenn wieder in einer deutschen Industriestadt tote Kinder aus rauchenden Trümmern geborgen wurden.


Die 9. Armee unter Generaloberst Model war nach Deutschland verlegt worden und wurde im März 1945 im Raum Schwerin disloziert. Hier erfolgte die Auffüllung der Verbände. Obwohl die 7. Fliegerdivision aus dem Bestand genommen und direkt dem Oberkommando der Wehrmacht unterstellt wurde, wurde die Schlagkraft der Armee wesentlich verstärkt. Jede der verbliebenen 18 Divisionen erhielt – soweit noch nicht im Bestand – ein eigenes Artillerieregiment zugeteilt. Diese Artillerieregimenter verfügten teilweise über Haubitzen und teilweise über Panzerabwehrkanonen. Als Standardgeschütz erhielten die Panzerabwehrabteilungen die Pak-43 im Kaliber 8,8 cm.

Bild

Als Zugmittel wurden in allen Artillerieabteilungen der Armee die Pferde ausgemustert und durch Zugkraftwagen ersetzt. Das Artillerieregiment 28 behielt die amerikanischen Beute LKW für die beiden leichten Abteilungen und erhielt für die schwere Abteilung als Zugmittel die Sd.Kfz. 8 (Sonder-Kraftfahrzeug 8 − Schwerer Zugkraftwagen 12 t).

Bild




Im Rahmen einer Kommandeursbesprechung wurde Major von Stargard vom Kommandeur der 28. Infanteriedivision Generalmajor Hyazinth Graf Strachwitz zu einem vertraulichen Gespräche gebeten. In seiner gewohnt direkten Art, hielt sich Generalmajor Strachwitz nicht mit langen Einleitungen auf. „Mein lieber Stargard.“ Begann er. „Wir liegen in der Heimat und ohne Zuviel verraten zu wollen, kann ich Ihnen mitteilen, dass dies nicht dauerhaft so bleiben wird. Sie sollten also Urlaub nehmen und wenn es denn angedacht ist, Ihre Familienangelegenheiten in Ordnung bringen!“

Major Stargard wurde sofort rot und er stotterte peinlich berührt: „Herr Generalmajor, ich wüsste nicht, was es da in Ordnung zu bringen gäbe.“

„Nun Herr Major, ich meine mich zu erinnern, dass Sie mir bei unserem letzten Gespräch zu dem Thema erklärt haben, dass Sie verlobt wären!“

„Ja schon – so in der Art.“

„Verlobt- so in der Art - ist mir als Familienstand nicht bekannt. Wer weiß, wann wir der Heimat wieder so nah sein werden. Der Krieg geht weiter. Ein Ende ist nicht abzusehen und als Nächstes könnte es uns nach Nordafrika oder gar nach Asien verschlagen. Sie sollten also die kostbare Ruhe nutzen und Ihre Beziehung zu dem Fräulein in geregelte Bahnen lenken.“ Strachwitz zog ein silbernes Etui hervor und bot Stargard eine Zigarette an. Nachdem sich beide Offiziere eine Zigarette angesteckt hatten und der aromatische Rauch das Zimmer füllte, fuhr Strachwitz fort.
„Sie wissen, dass unverheiratete Offizier nicht gern gesehen sind. Sie neigen zu Karrierismus oder zur moralischen Verlotterung. Beides ist in der Wehrmacht nicht wohl gelitten. Ein Offizier, der den Krieg mit all seinen Abgründen ertragen muss, der seine Männer gut führen will und der in der Hierarchie aufsteigen will, benötigt den Rückhalt in einer Familie.
Und sollten Sie etwa dem Schwiegervater in Spe nicht gut genug sein, nur heraus damit. Ich versichere Ihnen, Ihre Vorgesetzten – mich eingeschlossen, werden sich für Sie verwenden.
Wenn ich fragen darf, Herr Major, um wen handelt es sich denn bei Ihrer Auserwählten.“

„Das äh… Es handelt sich, äh… Sie ist Fräulein Käthe Rogenow aus Neubrandenburg!“

Wie ein Blitz blendete vor Stargards Augen das Jahr 36 auf. Er war 17 und belegte das Neustrelitzer Georgs Gymnasium. Seine Bindungen blieben aber in Hohenzieritz - nicht in der Familie sondern in der Bündischen Jugend. Zum Führergeburtstag waren sie zum Sportfest nach Neubrandenburg gereist und dort ziemlich schnell mit dem örtlichen Jungsturm aneinander geraten. Die Ordner von SA und HJ hatten die Prügelei rasch auseinandergetrieben. Man sah es zwar gern, wenn sich die Burschen im Kampf aneinander maßen, jedoch das Sportfest sollte dadurch nicht gestört werden.

Da saß Taras dann am Rande der Feierlichkeiten allein an einem Bach und wusch sich das Blut aus dem Gesicht. Plötzlich stand sie über ihm auf der Böschung. Sie gehörte offensichtlich zu der Neubrandenburger BDM Truppe, die bei den Feierlichkeiten rhythmische Gymnastik aufführte. Mit zwei Freundinnen hatte sie sich rüber getraut, wohl um den ‚Feind‘ mal aus der Nähe zu betrachten.

Erschrocken sprang Taras auf. Da sie oben auf der Böschung stand, schaute sie weiterhin auf ihn herab. Waren die fremden Mädchen gekommen um ihn zu demütigen? Er sah sich um, konnte aber keine weitere Gefahr ausmachen. „Was willst du hier!“ stieß er zornig hervor.
Sie sah ihn unverwandt an. Graue ernste Augen, aschblonde mittellange glatte Haare. Die langen nackten Beine steckten in dunklen Stoffturnschuhen. Dunkle kurze Sporthose, das weiße Trägerhemd und zwischen ihren sprießenden Brüsten prangte das Hakenkreuz in der BDM Raute. „Du blutest.“ Sagte sie ungerührt. Und dann reichte sie ihm ein Taschentuch.
Ihre Freundinnen in der gleichen Aufmachung kicherten und riefen ihr zu, dass sie zurück zu ihren Leuten wollten.
Sie sah ihn weiter aufmerksam an, während er verlegen das Taschentuch in seinen schmutzigen Händen hielt. „Wer bist du?“ fragte sie schließlich.
„Taras!“ antwortete er. „Wir sind aus Hohenzieritz.“
„Ich weiß!“
Er war unsicher ob sie ihn verspotten wollte. „Und wie heißt du?“ wagte er zurückzufragen.
Doch sie antwortete nicht. Sie schenkte ihm lediglich ein rätselhaftes Lächeln und ging dann mit ihren Freundinnen davon.

So hatten sie sich kennengelernt.

Taras hatte sie bis zu diesem Tag nicht wahrgenommen, weil sie noch zu den ‚kleinen Mädchen‘ gehörte. Die Jungen seines Alters hatten nach größeren Mädchen geschaut, die wiederum für die kleinen Jungen keine Augen hatten. Käthe war mehr als drei Jahre jünger als er. Später erfuhr er auch ihren Namen und dass sie die Tochter eines Neubrandenburger Apothekers ist. Sie trafen sich wieder und Taras fühlte sich immer stärker zu ihr hingezogen. Er spürte auch, dass sie seine Gefühle erwiderte und dennoch kam zwischen Ihnen nie wirkliche Nähe auf. Nachdem sie erfahren hatte, dass er Offizier werden wollte, ging sie auch nach Stunden großer Vertrautheit immer wieder auf Distanz.
Auch ihr Vater stand einer Beziehung seiner Tochter zu einem angehenden Wehrmachtsoffizier offen ablehnend gegenüber. Höflich aber bestimmt erklärte der Weltkriegsveteran, dass sich für den adligen Fahnenjunker sicher eine bessere Partie finden würde.

Im Sommer 39 ließ sich Käthe von dem frischgebackenen Leutnant Freiherr von Stargard zu einem Ausflug ins Mühlental einladen. Hier in der Abgeschiedenheit der Wälder erklärte sie ihm auch endlich, warum sie beide keine gemeinsame Zukunft haben konnten…

„Herr Major!“ rief Strachwitz verwundert.
„Äh… Wie meinen!“ Stargard schüttelte die Erinnerungen ab. „Bitte entschuldigen sie Herr Generalmajor, ich war unkonzentriert.“
Strachwitz zog verständnisvoll die Augenbrauen hoch. „Herr Major, ich hatte gefragt, welchen Standes das Fräulein Rogenow ist.“

Aus Stargard platzte es heraus: „Sie ist jüdischer Abstammung!“

Generalmajor von Strachwitz ließ in seinem Gesicht keine Regung erkennen. Lediglich die lang anhaltende Sprachlosigkeit machte deutlich, dass er all die einstürmenden Gedanken zu verarbeiten versuchte. Weit vor der faschistischen Rassenideologie gehörten Vorbehalte gegenüber Juden – wie auch in allen anderen bedeutenden Armeen – zum Grundverständnis des preußisch-deutschen Offizierskorps. „Inwiefern?“ fragte er schließlich zögernd.

„Die Großmutter väterlicherseits war Jüdin. Der Vater war im Krieg Sanitätsunteroffizier in Flandern. Nachdem er verwundet zurückgekehrt war, hat er in eine angestammte Neubrandenburger Familie eingeheiratet. Er musste auch ab 41 keinen Stern tragen. Als deutschnationaler Frontkämpfer fühlte er sich dennoch durch die Rassengesetze tief verletzt. Das interpretiere ich jedenfalls so denn er hat mit mir natürlich nicht darüber geredet. Ich denke, in mir sieht er einen Vertreter derjenigen, die solche Gesetzte erlassen haben.
Ich habe um Fräulein Rogenows Hand angehalten - nachdem sie mich über ihre Abstammung unterrichtet hatte und sie hat auch ihr Einverständnis erklärt. Aber ihr Vater hat sich wiederholt gegen eine Eheschließung ausgesprochen.“

Strachwitz blies den Rauch seiner Zigarette grübelnd gegen die Decke. „Die Nürnberger Gesetzte wurden bereits 43 außer Kraft gesetzt und soweit ich mich erinnere, stände selbst zu deren Wirkungszeit einer Eheschließung zwischen Ihnen und dem Fräulein Rogenow nichts entgegen. Wenn die Bedenken gegen den Bund also weder von Ihnen noch von Ihrer Verlobten ausgehen, dann – mein lieber Stargard – sollten Sie in Erwägung ziehen, auf die Zustimmung des Vaters zu pfeifen.
Sollten Sie Bedenken wegen ihrer Kameraden haben, Herr Major… Nun wir leben in der Welt, die uns gegeben ist und nicht in der, die wir gern hätten. Niemand zwingt Sie die – im Übrigen völlig beanstandungsfreie – Herkunft Ihrer Braut, wie ein Plakat vor sich herzutragen.
Ich komme also auf den Anfang zurück. Wer weiß, wann sich Ihnen wieder die Gelegenheit bietet. Bitte betrachten Sie unser Gespräch als manifestiertes positives Interesse Ihres Kommandeurs. Ich schlage mal vor, dass Sie zwei Wochen Urlaub nehmen um diese Herzensangelegenheit zu regeln. Mit Ihrer Erlaubnis möchte ich auch dem Vater Ihrer Verlobten gern schriftlich mein Urteil über Sie mitteilen. So von Weltkriegsveteran zu Weltkriegsveteran.“

Stargard war spürbar erleichtert. „Es wäre mir eine Ehre, Herr Generalmajor!“

Strachwitz erhob sich und reichte Stargard mit einem väterlichen Lächeln die Hand. „Herr Major, ich bitte Sie, nehmen Sie sich ein Herz und besprechen Sie alles noch einmal mit Ihrer Verlobten und auch mit deren Vater. Wenn Sie aufrichtig sind, bin ich sicher, es wird sich alles zum Guten wenden. Und vergessen Sie nicht rechtzeitig die Heiratsgenehmigung bei ihrem unmittelbaren Vorgesetzten zu beantragen!“ Damit war Major Stargard entlassen.
mot de Cambronne
Bild Bild

Benutzeravatar
Taras
Medicus
Medicus
Beiträge: 231
Registriert: 19. Juni 2014 11:58
:
AAR-Schreiber

Süditalien

Beitragvon Taras » 29. März 2016 18:59

Generaloberst Eberhard von Mackensen, der jüngste Sohn des berühmten Generalfeldmarschall August von Mackensen, war seit Frühjahr 43 Befehlshaber der 2. Panzerarmee. An der Ostfront hatten die, unter seinem Kommando stehenden, Einheiten überragende Erfolge erzielt. In Anlehnung an den Nimbus seines Vaters, der vom Kaiser die Genehmigung hatte die Uniform des 1. Leib-Husaren-Regiments auf Lebenszeit zu tragen, gestattete der Generaloberst den Truppenteilen seiner Armee den Totenkopf im taktischen Zeichen oder auf den Einheitsfahnen zu führen.

Bild

Dass damit die, in seiner Armee vorhandenen, ehemaligen SS-Einheiten symbolisch fortgeführt wurden, war Mackensen reichlich egal und er ließ das per Befehl verdrängen. Für ihn war der Totenkopf das Zeichen an den Feind – den Tod zu bringen und an die eigene Truppe – den Tod in Erfüllung der gestellten Aufgabe willig anzunehmen. Und damit erübrigten sich für ihn alle Diskussionen über Dinge die in der Vergangenheit lagen.
Er führte den mächtigsten Verband des Deutschen Reiches und ihm war die Aufgabe übertragen worden die alliierte Invasion in Süditalien – in Europa zu zerschlagen.

Vom Oberlauf der Wolga bis nach Italien, war es ein weiter Weg für die Divisionen der 2. Panzerarmee. Die Verlegung nach Süditalien dauerte bis Ende März 45. Inzwischen hatte sich der britische Raumgewinn bis nach Neapel am Tyrrhenischen Meer und Termoli an der Adria ausgedehnt und konnte über die Flugfelder und Häfen von Neapel und Tarent verfügen.

Bild

Nördlich von Neapel am Fluss Volturno legte Mackensen einen Sperrriegel quer über den unteren Teil des italienischen Stiefels. Vorerst ging es ihm darum den alliierten Vormarsch zu stoppen. Obwohl die deutsche Regierung erheblichen Druck ausübte, hatte Mackensen keine Eile mit der Eröffnung der Offensive. Er sah zwar ein, dass die italienische Führung stabilisiert werden musste, dass die Stellung des Duce immer schneller an Rückhalt in der Bevölkerung und am Königshof verlor und dass die süditalienischen Flughäfen für eine neue gegnerische Bomberoffensive gegen Italien und das Reich genutzt werden könnten aber erst wollte er das vollständige Eintreffen seiner Divisionen abwarten.

Am 1. April brach dann endlich der Angriff los. Die Panzergruppe V unter Generalleutnant Hausser durchbrach mit vier Divisionen die britische Front und stieß gegen Foggia vor. Damit geriet sofort der nördliche Flügel der britischen Linie in große Bedrängnis. Fünf britische Divisionen wurden auf die gebirgige Halbinsel Gargano abgedrängt und dort sofort von der Panzergruppe Harpe angegriffen.

Bild

Obwohl der Angriff an sich zu erwarten war, wurden die Alliierten von der Durchschlagskraft der deutschen Panzerverbände überrascht. Immerhin hatten sich die britischen Truppen quer über italienische Halbinseln, gestützt auf Flüsse und Gebirgszüge eingegraben. In der ersten Linie standen 17 Divisionen – darunter 3 Panzerdivisionen. Diese Stellung konnte nicht flankiert werden. Jeder der hier durch wollte, musste dies im selbstmörderischen Frontalangriff versuchen.
Die meisten in der ersten Linie eingesetzten englischen Infanteriedivisionen bestanden aus zwei Infanteriebrigaden, einer Aufklärungs- und einer Panzerabwehrbrigade. Die britischen Panzerdivisionen waren mit M24 Panzern aus amerikanischer Produktion und mit den modernen Centurion Panzern ausgerüstet. Dennoch konnten die alliierten Linien dem frontalen Angriff der Deutschen nicht standhalten.

Bild

Die Divisionen der deutschen 2. Panzerarmee waren die ersten, die den neu entwickelten E-50 Panzer erhalten hatten. Das E stand für Einheitskampfwagen. In der Not des Krieges an der Ostfront und der ständigen Knappheit an Ressourcen hatte die deutsche Heeresleitung die Konzeption einer ganzen Reihe von neuen Kampfwagen in Auftrag gegeben, die für eine effektive Serienproduktion optimiert waren und bei der zahlreiche Teile und Baugruppen auch bei unterschiedlichen Modellen austauschbar waren. Auch die Wartung und Reparatur unter Frontbedingungen sollten damit erleichtert werden. Der E-50 würde dabei den Panzer V ersetzen.

Bild

Aus der Gefechtserfahrung mit den modernen russischen Panzern der Modelle T-34/85 und IS-2, wurde der E-50 stärker gepanzert, stärker motorisiert und stärker bewaffnet. Ohne, dass es offiziell beabsichtigt war, erhielt der neue Panzer vom Gegner wie von der eigenen Truppe den Namen Panther II.

Die Briten konnten in ihrer Panzerentwicklung durch ihre Kriegsbeobachter zwar auch vom Krieg an der Ostfront profitieren, mit ihrem Centurion lagen sie jedoch einen Schritt in der Entwicklung zurück. Dieser Panzer war entwickelt worden, um es mit Panther I und Tiger I aufnehmen zu können, gegen den Panther II konnte er bei Panzerung und Bewaffnung nicht mehr mithalten. Die ebenfalls auf dem süditalienischen Kriegsschauplatz auftretenden Cromwell Panzer waren bereits hoffnungslos unterlegen.

Durch die Einschließung von fünf englischen Divisionen bei Monte Gargano, war die rechte Flanke der alliierten Front aufgerissen. Mackensen schob nun rasch seine schnellen Divisionen durch die Lücke um nach Tarent und Salerno vorzustoßen.

Bild

Bereits am 23. April war Neapel eingeschlossen. Die zusammengehauenen alliierten Truppen wurden vom 1. Kürassierkorps über den Volturno hinweg bestürmt. Aus dem Süden gingen die deutsche 2. und 8. Panzerdivision gegen die Stadt vor.
Am 28. April baten die Briten in Neapel um Feuereinstellung. Nachdem am Monte Gargano bereits fünf Divisionen vernichtet wurden, gingen in Neapel noch einmal 6 Divisionen in Gefangenschaft.
Nun waren die Schleusen geöffnet. Tarent fiel am 29. April.

Bild

Mit dem Verlust der wichtigen Flugplätze brach auch die britische Luftverteidigung in Süditalien zusammen. Bereits vorher konnten die von Tarent aus startenden Hawker Tempest Abfangjäger nur mäßige Luftdeckung geben, weil die Versorgungslage des Landungskopfes permanent angespannt war. Am 14. Mai mussten 3 Divisionen am italienischen Stielabsatz bei Brindisi aufgeben.

Bild

Der Endkampf tobte bis zum 15. Mai um Reggio Calabria. Hierher hatten sich die verbliebenen 6 alliierten Divisionen zurückgezogen um sich nach Sizilien oder mit Hilfe der englischen Flotte nach Nordafrika zu retten. Doch Hilfe konnte das gefangene Expeditionscorps nicht erreichen. Die Regia Marina hatte sich zum Kampf gestellt. Mit zwei Kampfgruppen unter der Führung der Schlachtschiffe ‚Andrea Doria‘ und ‚Littorio‘ sperrte die italienische Kriegsflotte die Straße von Messina zuverlässig ab.

Bild

Unter dem raschen Zugriff der deutschen Panzerdivisionen mussten sich auch diese durcheinandergeratenen und demoralisierten britischen Truppen ergeben.

Bild

Sir Arthur Havisham, der letzte Kommandeur des britischen Expeditionscorps, übergab nach Einstellung der Kämpfe, die Stellungen persönlich. Auch Mackensen war bei der Übergabe anwesend.

Havisham ließ seinen Blick noch einmal über die aufgegebenen Verteidigungsstellungen und über seine, in flirrender Hitze in Gefangenschaft wankenden Männer gleiten. Resigniert brummte er: „An einem anderen Ort hätten diese Soldaten einen sinnvolleren und besseren Kampf geliefert.“
„Herr General, Ihre Leute waren ebenbürtige Gegner.“ Versicherte Mackensen. „Sie haben gekämpft, wie wir es von Engländern bereits vielfach erlebt haben. Ich bin froh, dass die Kämpfe endlich zu Ende sind.“
Havisham sah dem deutschen General aufmerksam in die Augen. Erst nach langem Schweigen erwiderte er: „Ich befürchte, hier sind nicht die Kämpfe in Italien zu Ende gegangen, sondern hier hat der Kampf um England begonnen und die erste Schlacht haben wir verloren!“
Generaloberst Eberhard von Mackensen senkte den Blick, salutierte stumm, bestieg seinen Befehlswagen und fuhr davon ohne noch einmal zu antworten.


Bild
mot de Cambronne
Bild Bild

Benutzeravatar
Taras
Medicus
Medicus
Beiträge: 231
Registriert: 19. Juni 2014 11:58
:
AAR-Schreiber

Das Blatt hat sich gewendet

Beitragvon Taras » 5. April 2016 19:20

Am 1. Mai 1945 war in Stockholm - der Hauptstadt des neutralen Schweden – zwischen dem Deutschen Reich und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken der Präliminarfrieden unterzeichnet worden. In dem Vertrag musste die Sowjetunion ihre Niederlage anerkennen und darüber hinaus erklären, dass in dem von beiden Seiten betriebenen Kampf um die Vorherrschaft in Europa, Deutschland - gemäß jus ad bellum - den Krieg in berechtigter Weise als Ultima Ratio gewählt hatte.

Im Weiteren musste die Sowjetunion weitreichenden Gebietsverlusten zustimmen:
- Karelien, sowie das Murmansker Gebiet und die Kola Halbinsel fielen an Finnland,
- Estland, Lettland und Litauen musste die Unabhängigkeit zugestanden werden,
- Weißrussland erhielt die Unabhängigkeit,
- Der überwiegend ruthenisch / ukrainisch besiedelte westliche Teil der Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik erhielt die Unabhängigkeit,
- Bessarabien und Moldawien fielen an Rumänien,
- Die Kaukasus Regionen Georgien, Armenien und Aserbeidschan erhielten ihre staatliche Unabhängigkeit.

Der besiegten Sowjetunion wurden darüber hinaus Reparationen in Höhe von 6 Milliarden Reichsmark von 1914 (Goldmark) auferlegt, zahlbar in sechs Jahresraten bis 1950. Das sowjetische Staatsgebiet bis Murmansk und Astrachan blieb vorerst besetzt und sollte schrittweise mit der Begleichung der Reparationen von Truppen des Deutschen Reiches und seiner Verbündeten geräumt werden. Die Kriegsgefangenen der Roten Armee blieben ebenfalls bis zur endgültigen Begleichung der Reparationen in Gefangenschaft und zur Arbeit verpflichtet. Kriegsgefangene Angehörige der Roten Armee, die aus Regionen stammten, die nicht mehr zur Sowjetunion gehörten, sollten auf ihren Wunsch in ihre Heimatregionen entlassen und nicht repatriiert werden.
Die deutschen Kriegsgefangenen waren bereits im Zuge des Waffenstillstandes im November entlassen worden.
Wie bereits dem besiegten Frankreich 1871 wurde auch der Sowjetunion die Möglichkeit eingeräumt, die Reparationen vorzeitig auszulösen um die Rückkehr der Kriegsgefangenen zu beschleunigen und die Besetzung bereits vor 1950 zu beenden. Ebenso wurde die Begleichung der Schuld in Devisen oder Waren ermöglicht.



Das Deutsche Reich hatte durch den Friedensschluss mit Russland die gefährliche strategische Spanne des Zweifrontenkrieges beendet. Für Großbritannien rückte damit die Möglichkeit eines Siegfriedens in unrealistische Ferne. England war nicht in der Lage den deutschen Konkurrenten zu schlagen aber gleichermaßen war Deutschland offensichtlich nicht in der Lage das ‚British Commonwealth of Nations‘ im Bündnis mit den Vereinigten Staaten von Amerika niederzuringen.
Das fragile Patt könnte ins Schwanken geraten, wenn Deutschland seine im Osten freiwerdenden Energien auf die Eroberung oder Zerschlagung Englands richtete. Für die englische Führungsschicht wäre jedoch die Alternative zur Fortsetzung des Kampfes - der Verzicht auf die bisherige globalstrategische Position. England als Nation unter Gleichen, aus Europa herausgedrängt, es drohte der Verlust der Weltwährung und die Gefahr des Zerbrechens des Kolonialreiches...
Im festen Vertrauen auf die mächtige Royal Navy, den amerikanischen Verbündeten und nicht zuletzt auf die Royal Air Force, schlug die englische Regierung ein weiteres Mal das Friedensangebot aus Berlin in den Wind.

Die britischen Hoffnungen, den Krieg doch noch zu gewinnen, waren auch nicht völlig unberechtigt. Die Lage Deutschlands hatte sich zwar spürbar gebessert, dagegen waren die deutschen Verbündeten jedoch permanent auf dem Rückzug.
Japan war es nicht gelungen, der alliierten Erdrosselung seiner maritimen Verbindungswege zu begegnen. Nachdem es alle seine Eroberungen ab 41 aufgeben musste, ging auch der Krieg in China verloren. Das kaiserliche Heer konnte sich nur noch auf der Shantung Halbinsel und in einem winzigen Brückenkopf um Shanghai halten. Menguko war untergegangen und der Feind rückte nach Manchukuo vor.
Bild

Italien war zwar mit deutscher Hilfe gerettet worden, aber Nordafrika war für die Achse kaum noch zu halten. Trotz der schwierigen Versorgungslage, rückten die anglo-französischen Truppen Schritt für Schritt vorwärts.
Bild

Auch im letzten Krieg war die britische Armee nicht in der Lage, die Deutschen im Feld zu schlagen. Auch im letzten Krieg war Russland zusammengebrochen. Durch den langen Atem und die Kontrolle der globalen Versorgungsströme blieb Großbritannien dennoch Sieger.

Die Streitkräfte der Achse in Europa umfassten Anfang Mai 1945 mehr als 320 Divisionen, davon ca. 37 motorisiert oder gepanzert. Ungefähr 85 Luftgeschwader konnten ins Gefecht geführt werden. Die verbündeten Marinen verfügten über 18 Großkampfschiffe.

Bild

Nach Aufklärungsergebnissen der Abteilung Fremde Heere West, hielten Die Alliierten zu diesem Zeitraum ungefähr 340 Divisionen unter Waffen, davon dürften 60 Divisionen motorisiert oder gepanzert sein.
Bei den Luftwaffen sah die Lage etwas besser aus, denn die Aufklärung konnte nur 133 alliierte Geschwader feststellen, die allerdings – wie auch die Landstreitkräfte, weltweit in Stellung gebracht waren.
Die Überlegenheit bei den Seestreitkräften war dagegen erdrückend. Die Alliierten hatten im Mai 45 festgestellter maßen 58 Großkampfschiffe auf den Meeren, zahlreiche weitere Einheiten befanden sich in der Produktion,

Einen langfristigen Abnutzungskrieg wollte Deutschland in jedem Fall vermeiden. Daher entschloss sich der Große Generalstab im Frühjahr 1945 die Planungen des Unternehmen ‚Seelöwe‘ wieder aufzunehmen.

Für die deutsche Wehrmacht war bei der Niederringung des britischen Gegners die Ausgangslage im Mai 45 die Gleiche, wie im Herbst 1940. Beide Seiten verfügten über moderne und kampfkräftige Armeen. Eine strategische Überraschung war nicht möglich. Deutschland verfügte weder über die Mittel noch über die Konzepte um England in einem strategischen Luftkrieg friedensbereit zu bomben und die deutsche Kriegsmarine war bekanntermaßen viel zu schwach um gegen die alliierten Flotten eine Landung und anschließende Versorgung von ausreichend starken Heereskräften auf den britischen Inseln sicherstellen zu können. Würde es jedoch – gegen alle Logik – gelingen, deutsche Verbände auf den britischen Inseln anzulanden und zu versorgen, war es möglich, England zu schlagen.
Wie 1940 war daher die Erringung der Luftherrschaft über dem Kanal und über Südengland die wichtigste Voraussetzung. Vor fünf Jahren ging die Schlacht verloren. Die Luftwaffenführung musste einräumen, dass man damals zu früh geglaubt hatte, die Royal Air Force zerschlagen zu haben. Aus politischen und propagandistischen Zwängen, war man dann auf andere Ziele umgeschwenkt und hatte dem Gegner die Möglichkeit gegeben, sich wieder zu sammeln. Die Fehler von damals mussten erkannt und vermieden werden.
Der deutsche Generalstab legte bei der Planung der neuen Luftschlacht um England daher größte Bedeutung auf die Konzentration der Kräfte in Zeit und Raum. Darüber hinaus sollte das napoleonische Prinzip strikte Anwendung finden – sich unter keinen Umständen von dem einmal gesetzten Ziel abbringen zu lassen. Dieses Ziel war die Erringung der Luftherrschaft über Südengland mittels der Ausschaltung oder wenigstens der zeitweisen Niederhaltung der alliierten Luftstreitkräfte. Als Tarnbezeichnung für die entscheidende Schlacht fiel die Wahl auf: ‚Unternehmen Dynamo‘.

‚Dynamo‘ sollte laut der Planung dann die Einleitung des Unternehmens ‚Neptun‘ bilden – die Landung deutsche Truppen in England.
mot de Cambronne
Bild Bild

Benutzeravatar
Taras
Medicus
Medicus
Beiträge: 231
Registriert: 19. Juni 2014 11:58
:
AAR-Schreiber

Luftschlacht um England

Beitragvon Taras » 10. April 2016 15:11

Die Entdeckung, dass elektromagnetische Wellen – genauso wie der Schall – ein Echo erzeugen, das aufgefangen und ausgewertet werden kann, erzeugte zum Ausgang der 30er Jahre ein völlig neues militärisches Kampffeld – die Funkmesstechnik.

Seit Frühjahr 1943 – unmittelbar nach dem Machtwechsel in Berlin – hatte die Wehrmachtsführung die Funkortung an der Kanalküste und an der Nordseeküste stetig ausbauen lassen. Nicht nur die Anzahl der Funkmessanlagen wurde erhöht, es wurden auch erhebliche Mittel in deren Verbesserung investiert. Im Mai 45 verfügte die deutsche Wehrmacht daher von Cherbourg in der Normandie über Belgien und Holland bis nach Wilhelmshaven über eine verlässliche Linie von leistungsstarken und störungsresistenten Funkstationen

Bild

Das älteste Model war das Funkmessgerät 80 (FuMG 80) mit der Codebezeichnung „Freya“ nach der germanischen Göttin der Fruchtbarkeit. Die ersten Freya Stationen wurden bereits 1938 installiert, als die elektronische Kampfführung noch in den Kinderschuhen steckte. Es wurde mit einer Wellenlänge von 1,2 m betrieben. Die vergleichsweise kleine Wellenlänge ermöglichte eine höhere Auflösung in der Funkaufklärung. Damit wurden auch kleinere Objekte identifizierbar. Die Höhe anfliegender Flugzeuge ließ sich nicht genau bestimmen, aber die Freya Geräte waren vollständig schwenkbar (Rundsichtaufklärung) und konnte zudem mobil eingesetzt werden.
Funkmessgerät 402 mit dem Decknamen „Wassermann“ war eine Weiterentwicklung des FuMG 80 „Freya“ und wurde zur „Fernstsuche“ eingesetzt. Auch die Wassermann Geräte waren um 360° schwenkbar. Flugobjekte in einer Höhe von 50 Metern, konnten auf eine Entfernung von 35 Kilometer erkannt werden. Bei einer Anflughöhe von 6.000 m, hatte das FuMG Wassermann eine Reichweite von 190 km – bei einer Entfernungsmessgenauigkeit von plus / minus  300 m. Wassermann konnte auch die Flughöhe von Objekten bis zu 12.000 m bestimmen.
Eine weitere Neuentwicklung war das FuMG-41/42 „Mammut“, das der Identifizierung von Luft- und Seezielen diente (Kriegsmarine FMO51/52 „Seetakt“). Dieses Gerät war ebenfalls eine Weiterentwicklung des FuMG 80 indem acht (bzw. sechs) Freya-Antennenfeldern auf zwei Freya-Geräte zusammengeschaltet wurden. Damit konnten Ziele in 8.000 m Flughöhe auf 300 km Entfernung geortet werden. Die Antennen waren fest montiert. Die einzelnen Antennenfelder konnten elektronisch gesteuert und damit erheblich verstärkt werden, der Richtstrahl konnte elektronisch um ±60° geschwenkt werden.
Ebenfalls an der Kanalküste aufgebaut wurden FuMG 65 „Würzburg-Riese“ die auf einer Wellenlänge von 53,6 cm sendeten. Mit dem 11 Tonnen schweren drehbaren Parabolspiegel mit Bedienkabine, konnte rundum aufgeklärt werden.
Wegen ihrer ausgefeilten technischen Möglichkeiten zur Ausblendung oder Übersteuerung feindlicher Störmaßnahmen, waren die Würzburg Geräte zur Aufklärung und Fliegerleitung im modernen elektronischen Krieg geeignet. Die Reichweite gegen Flugziele betrug 250 km.

Bild

Das britische Gegenstück zu den deutschen Funkmess-Stationen war die ‚Chain Home‘. Bereits vor Ausbruch des Krieges hatten die Briten entlang der englischen Küste zahlreiche Funkmess-Türme errichtet. Beim Gegner wurde die Funkmesstechnik als RADAR (Abkürzung für Radio Detection and Ranging - übersetzt ‚Funkortung und Abstandsmessung‘) bezeichnet.

Bild

Die Erkenntnisse der deutschen Aufklärung ergaben, dass diese Chain Home bei der Luftschlacht um England einen nicht zu unterschätzenden Einfluss hatte. Sie ermöglichte den effektivsten Einsatz der damals geschwächten alliierten Luftstreitkräfte gegen die einfliegenden deutschen Bomber.

Im Mai 45 war der deutsche Vorteil, dass die britische Funkmesstechnik nicht unter dem Druck der Weiterentwicklung stand. Nach der Niederlage im Luftkrieg 1940 und der anschließenden Bindung der Luftwaffe an der Ostfront, war England nicht mehr der Bedrohung durch gegnerische Flieger ausgesetzt.
Ganz anders in Deutschland! Hier erforderte der stetig steigende Strom an eindringenden feindlichen Bombern eine immer weitere Verbesserung der eigenen elektronischen Kampfführung. Damit war die Wehrmacht derzeit technisch überlegen. Doch gerade mit den Erkenntnissen aus der eigenen Fortentwicklung der Funkmesstechnik, wurde die Bekämpfung der Chain Home eines der primären Ziele des Unternehmens Dynamo.

Anfang Mai 1945 war der Großteil der deutschen Luftwaffe nach Nordfrankreich, Belgien und Holland verlegt. Die logistische Führung wurde dem Luftwaffenführungsstab Wallonie unter Generalleutnant Buschenhagen übertragen. Folgende Kräfte waren für die entscheidende Schlacht vorgesehen:

Bild

Cherbourg, Kampfgruppe II unter dem Kommando von General der Flieger Hellmuth Felmy, bestehend aus drei Geschwadern (vorwiegend Me-262)

Lille, Kampfgruppe I unter General Lörzer, bestehend aus drei Geschwadern (Me-262, Fw-190G)

Kortrijk, Reichsluftverteidigungsgruppe III, kommandiert vom gerade 33 jährigen Generalleutnant Adolf Galland, Träger des Ritterkreuz mit Brillanten, die Gruppe war vorwiegend mit Me-109 Kurfürst ausgestattet

Den Haag, Reichsluftverteidigungsgruppe IV, unter General Bogatsch, drei Abfangjagdgeschwader mit Me-109 K

Amsterdam, Reichsluftverteidigungsgruppe V, unter General Huth, drei Abfangjagdgeschwader mit Me-109 K

Weiter waren für die nachfolgenden Unternehmen zusammengezogen:

In Brüssel, das Transportgeschwader unter Generalleutnant Karl Koller, ausgerüstet mit der Ju-52

In Antwerpen, die Luftflotte I, Generalfeldmarschall Erhard Milch (ein Geschwader Me-262, vier Bombengeschwader Ju-188 und Ju-388), Luftflotte II, General der Flieger Martin Fiebig (ein Geschwader Me-262, vier BombengeschwaderJu-88 / Ju-188 / Ju-388), Luftflotte III, Generalfeldmarschall Hugo Sperrle (ein Geschwader Me-262, vier Bombengeschwader Ju-188 / Ju-388)

In Rotterdam, die Schlachtfliegergruppe Keller, unter Generaloberst Alfred Keller, drei Schlachtgeschwader, vorwiegend ausgerüstet mit Henschel Erdkampfflugzeugen Hs 129 und die Luftverteidigungsgruppe II (Me-109K) unter General der Flieger Alfred Mahnke

In Wilhelmshaven, Marinegruppe Wilke, Kommandeur Generalleutnant Gustav Wilke, drei Geschwader Marineflieger (Ju-88, Ju-188, Ju-290, Ju EF-140)

Für das Unternehmen ‚Dynamo‘ waren damit der Einsatz von 2.100 Jagd- und Jagdbombenflugzeugen und 1.800 Bombenflugzeugen geplant. In der Reserve des Großen Generalstabes verblieben lediglich drei Geschwader Abfangjäger, fünf Geschwader Jagdbomber und zwei Bombergeschwader.

Das Unternehmen Dynamo gliederte sich in mehrere aufeinander folgende Etappen. In der deutschen Luftwaffenführung ging man davon aus, dass der Gegner eine Offensivhandlung erwartete. Damit schien ein Erfolg, bei einem überfallartigen Angriff auf die Stützpunkte der Royal Air Force, mehr als fraglich. Um dennoch einen Überraschungseffekt zu erzielen, war es entscheidend, so zu handeln, wie es der Gegner nicht erwartete. Daher sollten in der ersten Phase deutsche Jagdflugzeuge massiv in den südenglischen Luftraum eindringen und den Kampf mit den gegnerischen Jägern suchen. Hier würden dann Me-109 Kurfürst auf Hawker Tempest Jäger treffen.

Bild

Und die Messerschmitt Düsenjäger würden auf Gloster Meteor Jäger mit den leistungsstarken Düsentriebwerken des Herstellers Rolls-Royce stoßen.

Bild

Erst mehrere Stunden später sollten die deutschen Bomber aufsteigen und den ersten Schlag gegen die Chain Home führen. Wenn die Royal Air Force blind war, fiel der Sieg der modern ausgestatten und erfahrenen Luftwaffe zu!

Bild

Innerhalb von zwei Tagen, berechnete die Luftwaffenführung, würde das englische Luftkriegsführungssystem ausgeschaltet sein. Deutsche Jäger sollten dabei permanent – Tag und Nacht – auch unter der Hinnahme großer Verluste, den gegnerischen Luftraum besetzt halten. Wenn dann die britische Luftführung ausgeschaltet war, sollten die Luftflotten I – III die gegnerischen Fliegerhorste zerschlagen. Um die Zielgenauigkeit zu optimieren, waren nur Tagangriffe vorgesehen. Mit drei Anflügen pro 15 Stunden Tageslicht, waren hierfür zwei Tage vorgesehen. Danach sollte die Luftherrschaft über Südengland in den Händen der deutschen Luftwaffe liegen.
Die letzte Phase des Unternehmens Dynamo war dann die systematische Zerschlagung der englischen Häfen im Kanal und an der Nordseeküste bis nach Schottland hinauf.

Damit waren dann die Voraussetzungen für die Landung deutscher Truppen in England geschaffen.



In den frühen Morgenstunden, des 19. Mai 1945 wurden auf den Flugplätzen um Cherbourg die Triebwerke angelassen. Blau-Weiße Feuerlanzen stachen in die Dunkelheit. Fauchend und brüllend erhoben sich die Me-262 paarweise in den normannischen Morgenhimmel. Die Maschinen der Jagdgeschwader der Kampfgruppe II sammelten sich über der Bucht von Carentan und strebten dann der britischen Insel zu.
Bild
Bei Antwerpen starteten 50 Ju-388 Bomber in die Nacht und begannen bereits über Belgien tonnenweise Stanniolstreifen abzuwerfen. Die Streifen hatten die unterschiedlichen Längen, die den Wellenlängen der britischen Sendestationen entsprachen. Mit solchen ‚Düppel‘ genannten Störmaßnahmen, war es den Alliierten Anfang 43 gelungen, die Wirksamkeit der deutschen Funkmessortung deutlich herabzusetzen. Nun hoffte man den Gegner mit seien eigenen Mitteln zu schlagen. Von Antwerpen aus zogen die Bomber über den Kanal und in die Nordsee und überfluteten die Chain Home mit falschen Funkmess-Signalen.

Der Aufstieg der Jäger und Bomber war vom englischen Radar erfasst worden. Die Masse der startenden Flugzeuge und die unmittelbar einsetzenden deutschen Störaktionen, bestätigten, dass der lange erwartete Angriff begonnen hatte. Auf den Flugplätzen in Südengland wurde der Alarmstart befohlen. Den Deutschen sollte es nicht gelingen, die Royal Air Force am Boden zu erwischen. Wie im Sommer 1940 würde man den deutschen Überfall abwehren.

Die Luftwaffe zielte aber gar nicht auf die britischen Flugplätze, sie suchte den Kampf mit dem Gegner in der Luft. Im ersten Tageslicht des 19. Mai trafen die verfeindeten Luftstreitkräfte im gegenseitigen Abfangkampf aufeinander.
Bild
Nordwestlich von London war der Himmel voller Flugzeuge. Die englischen Verbände versuchten dem Gefecht mit den deutschen Jagdflugzeugen auszuweichen und suchten nach den feindlichen Bombern. Doch die Bomber kamen nicht. Aus Amsterdam vorschnellend, hatte die Luftverteidigungsgruppe Huth zur Kampfgruppe II aufgeschlossen. Die Briten erlitten in diesem ersten rasanten Begegnungsgefecht erhebliche Verluste. Das 1. Geschwader der 11. Kampfgruppe der Royal Air Force verlor fast die Hälfte seiner Maschinen.
Trotz der ebenfalls nicht unerheblichen Verluste, konnte die deutsche Luftwaffe den Angriff erneuern. Sobald ein Geschwader wegen Munitions- oder Treibstoffmangel zurückkehren musste, wurde es von einem frisch eingeführten Geschwader ersetzt.
Bild
Der erste vernichtende deutsche Bombenangriff richtete sich gegen die Radar- und Horchstationen um Dover. Die Ju-188 warfen Bombenteppiche auf die Stellungen, zerschlugen die Luftverteidigung und die Logistik während die begleitenden Fokke-Wulff Jagdbomber die Sendemaste direkt mit Raketen, Bomben und Bordwaffen angriffen. Die Führung der Royal Air Force befand sich im Kampf mit deutschen Jagdflugzeugen und sah sich nicht in der Lage den Bombenangriff abzuwehren.

Im Laufe des 19. und 20. Mai sah die britische Führung die eigenen Kräfte dahinschmelzen, ohne auch nur einen einzigen Abschuss eines deutschen Bombers verzeichnen zu können. Reihenweise wurden die Stationen der Chain Home ausgeknipst während die englischen Jäger auf ihrem Abfangkurs durch deutsche Jagdgruppen gestellt und in verlustreiche Luftkämpfe verwickelt wurden.
Am Nachmittag des 20. Mai erging daher der Befehl an die Royal Air Force, sich zurückzuziehen. Gemäß der eigenen Luftkriegsdoktrin erwartete man strategische Bombenangriffe auf London oder die englischen Industriereviere. Man glaubte die gegnerische Absicht durchschaut zu haben und wollte die eigenen Jäger für die Abwehr dieser Angriffe zurückhalten.
mot de Cambronne
Bild Bild

Benutzeravatar
Taras
Medicus
Medicus
Beiträge: 231
Registriert: 19. Juni 2014 11:58
:
AAR-Schreiber

Vor dem Sturm

Beitragvon Taras » 25. April 2016 19:19

Am 19. Mai hatte die Royal Air Force den Versuch unternommen ihrerseits in die Offensive zu gehen. Die Engländer hatten entdeckt, dass die gefährlichen Me-262 im Moment des Starts und der Landung äußerst schwerfällig waren. Daraus war die Idee entstanden, die Angriffe der Luftwaffe zu parieren, indem sie auf ihren Fliegerhorsten angegriffen wird. Der Start der englischen Flugzeuge, ihre Angriffsrichtung und –höhe war jedoch von der leistungsstarken deutschen Funkmessaufklärung erkannt worden. Der Angriff wurde über Flandern mit hohen Verlusten für die RAF abgefangen. Jeder Abschuss wog hier doppelt schwer, weil auch ein geretteter und unverletzter Pilot in Gefangenschaft geriet und für die englische Luftverteidigung verloren ging.

Der taktische Rückzug der Royal Air Force ab dem 21. Mai war zwar erforderlich, erwies sich aber dennoch als schwerwiegender Fehler. Die von der englischen Führung erwarteten Bombenangriffe gegen die Städte blieben aus. Dafür zerschlug die deutsche Luftwaffe bis zum 24. Mai sämtliche RADAR Stationen der Chain Home inklusive des Großteils der dazugehörigen Logistik. Ende Mai war die britische Funkaufklärung mittelfristig ausgeschaltet. Die Luftlage musste wie 1918 per Sichtung und Horchung erstellt werden.

Bild

Beginnend mit dem 24. Mai 1945 verlegten die Luftflotten I, II und III ihren Angriffsschwerpunkt auf die englischen Fliegerstützpunkte.
Hochfliegende Staffeln Ju-388 zwangen die Luftverteidigung der Flugplätze nieder und bereiteten den Weg für die direkt angreifenden Ju-188 Bomber. Im Tiefangriff kamen dann die Jagdbomber des Begleitschutzes.

Bild

Der britische Gegner hatte diese Angriffe offensichtlich erwartet und sich gut darauf vorbereitet. Die Zeiten, als die Flugzeuge in Reihen am Rande der Startbahn standen, waren längst vorbei. Ab November 44 hatten die Engländer ihre Maschinen weit verteilt im Umland der Start- und Landebahnen in überdachten und getarnten Splitterboxen untergestellt. Damit blieben die deutschen Angriffe gegen die britischen Flugzeuge – bis auf Zufallstreffer – wirkungslos.
Anders war es mit der Logistik der englischen Luftstützpunkte. Die Startbahnen, Stromversorgung, Fliegerleiteinrichtungen, Mannschaftsunterkünfte, Reparaturhangars und Tanklager ließen sich schwer verbergen. Hier leisteten die deutschen Bomber gründliche Arbeit. 1.000 kg Bomben rissen tiefe Krater in die Startbahnen, mit kleineren Waffen wurden die anderen Einrichtungen zerschlagen. Am Ende waren die englischen Flugzeuge nahezu unversehrt, sie konnten jedoch kaum starten oder gewartet werden.

Bild

Ab dem 28. Mai gelangte die Luftwaffenführung zu der Auffassung, dass die Royal Air Force für mehrere Wochen nicht handlungsfähig sein würde. Obwohl die Einsatzfähigkeit der eigenen Verbände durch Verluste und Erschöpfung bedenklich gesunken war, wurde der Angriff auf die britischen Häfen entlang der englischen Kanal- und Nordseeküste bis hinauf nach Schottland angeordnet. Neben den Luftflotten I-III beteiligten sich nun auch die Schlachtflieger unter Generaloberst Keller an den Einsätzen gegen die Kanalhäfen und die Marineflieger von Wilhelmshaven aus an den Einsätzen gegen die Nordseehäfen. Hierbei wurden erstmals die modernen Junkers Düsenbomber EF-140 im realen Einsatz erprobt.

Bild

Bereits die ersten schweren Angriffe gegen Portsmouth und Southampton erzwangen den Rückzug der Royal Navy in die Irische See und nach Schottland.

Bild

Die deutsche Armeeführung hatte sich entschlossen, die Landung in England zu wagen. Angesichts der eigenen maritimen Schwäche, ein äußerst riskantes Unternehmen. Das erste Problem, war gegen den sicherlich rücksichtslosen Einsatz der Homefleet Truppen an einer verteidigten Küste abzusetzen. Das zweite und weitaus größere Problem war, die gelandeten Truppen zu versorgen. Fraglich blieb, ob diese beiden Probleme mittels der Luftherrschaft zu bewältigen waren.
Der Große Generalstab entschied sich für eine kombinierte Luft- Seelandung an der nur schwach besetzten Nordseeküste. Damit sollte wenigstens ein kleines Überraschungsmoment erreicht werden. Die Briten erwarteten ganz offensichtlich eine Landung an der Kanalküste und hatten dort die Masse Ihrer Truppen zusammengezogen.

Mit Luftlandungen hatte die Wehrmacht bereits reichhaltige Erfahrungen sammeln können. Die 7. Fliegerdivision von Generalmajor Heidrich war nach Brüssel verlegt worden. Drei Luftwaffenfeldregimenter waren zu Luftlandeeinheiten ausgebildet und umgerüstet worden. Daraus wurde eine zweite Luftlandedivision aufgestellt und nach Brüssel verlegt. Hier war auch das Transportgeschwader unter Generalleutnant Koller stationiert, dass mit seinen, in die Jahre gekommenen, Ju-52 Transportern die beiden Luftlandedivisionen über England absetzen würde.

Bei der erforderlichen Seelandung, hatte die Wehrmacht keine ausreichenden Erfahrungen. Im Reich waren drei Divisionen Marineinfanterie aufgestellt worden. Sie bestanden jeweils aus drei Regimentern Marineinfanterie und einer Pionierabteilung. In England würden sie die erste Welle bilden. Erst wenn diese Truppen einen Hafen erobert hatten, sollten reguläre Wehrmachtsverbände angelandet werden.
Aus den Erfahrungen der Murmansker amphibischen Operation, hatte die Kriegsmarine spezielle Landungsfahrzeuge entwickeln lassen. Die Marineinfanterie sollte mit Kriegsschiffen und Transportschiffen bei Nacht vor die gegnerische Küste gebracht werden. Mit der auflaufenden Flut würden mit den schnellen aber nur bedingt seetauglichen – Sturmbooten die ersten Kompanien an den Strand gebracht werden. Später sollte mit Marinefährprähmen angelandet werden. Das wichtigste Ziel war die rasche Einnahme eines funktionsfähigen Hafens.

Bild

Für die Einnahme Englands waren folgende Verbände vorgesehen: Models 9. Armee mit 18 Divisionen, Rommels 1. Panzerarmee mit den Panzergruppen I und II mit 10 Panzerdivisionen sowie Generalleutnant Kluges 1. Kürassierkorps mit drei Divisionen.
Wenn es gelang, diese Truppen nach England zu bringen, dann stellten sie eine gewaltige Macht dar. Sollte das Unternehmen aber scheitern, würde dies einen unwiederbringlichen Verlust bedeuten.

Ab Anfang Juni 45 wurde mit Schnellbooten, Flugzeugen und U-Booten massive Minensperren im Englischen Kanal und vor der nordenglischen Nordmeerküste gelegt. Damit sollte der geplante Landungsabschnitt gegen die Royal Navy abgeschirmt werden. Die Nervosität in den Stäben von Wehrmacht und Kriegsmarine stieg mit jedem Tag.



Am 14. Juni 1945 ereignete sich ein folgenschwerer Vorfall, der die unmittelbar bevorstehende Landung maßgeblich beeinflussen sollte.

Die 3rd Reconnaissance Group der Royal Navy, bestehend aus drei D-Klassen Zerstörern und dem leichten Kreuzer HMS Unicorn, hatte den Auftrag erhalten von Scapa Flow gegen Süden aufzuklären und die Lage und die Ausmaße des erwarteten deutschen Minenfeldes zu ermitteln. In den frühen Morgenstunden des 14. Juni erreichte die Gruppe die Gewässer nördlich von Spurn Point bei Kingston Upon Hull.
Hier wurden die englischen Schiffe von den Seetakt Stationen Helgoland und Amsterdam erfaßt und es wurde die in der Nähe befindliche Patrouille der Marinefernaufklärungsgruppe / Kampfgeschwader 200 auf den Gegner geleitet. Die beiden Ju-290 Bomber waren mit jeweils einer Lenkbombe Fritz X ausgerüstet.
Bei der Fritz X handelte es sich um eine Entwicklung, die erst 1943 ihre Einsatzreife erlangt hatte. Es war eine 1.400 kg schwere Bombe, die über Gleitflächen und eine Steuereinheit verfügte. Weit vor dem Ziel aus 6.000 m Höhe abgeworfen, konnte die Bombe über Funksignale in das Ziel gesteuert werden.
Bild
Zwar musste das abwerfende Flugzeug das Ziel noch immer überfliegen, weil der Bombenschütze es die ganze Zeit im Fadenkreuz behalten musste aber der immer stärker werdenden Flugabwehrbewaffnung konnte in einem verhältnismäßig sicherem Abstand ausgewichen werden.

In Rotterdam starteten zwei Alarmrotten des Schlachtgeschwader 29. Obwohl sich der festgestellte Gegner im äußeren Handlungsbereich der Henschel Bomber befand, konnten die Maschinen als erste in der Luft und am Feind sein.

Bei guter Sicht und ruhiger See hatte das britische Aufklärungsgeschwader um 7 Uhr 35 die deutsche Minensperre erreicht, als die beiden Flugzeuge des Kampfgeschwader 200 entdeckt wurden. Die schwere 3 Inch Flak begann das Feuer auf die sich in großer Höhe rasch nähernden deutschen Flugzeuge zu eröffnen. Die Zweipfündigen Pom-Pom in Achtfach-Lafetten schwiegen noch, weil sich die feindlichen Maschinen weit außerhalb deren Reichweite befanden.
An Bord der Unicorn war der Abwurf einer Bombe festgestellt worden. Man kam jedoch zu der Auffassung, dass keine Gefahr drohte, weil der Abwurf in viel zu großer Entfernung stattgefunden hatte. Bei den Flak Besatzungen brach sogar Jubel aus, denn die Matrosen glaubten, dass das Abwehrfeuer die Deutschen zu einem panischen Fehlwurf verleitet hatte. Der Verband leitete dennoch eine scharfe Ausweichbewegung nach Steuerbord ein.
Beide Flugzeuge stiegen immer weiter auf und überflogen die englischen Schiffe als sich auf der Unicorn eine heftige Explosion ereignete. Der Bug war fast vollständig abgerissen worden. Das Schiff nahm sofort Wasser begann bei zunehmender Schlagseite über den Bug wegzusacken.

Eine weitere Lenkbombe schlug achtern des begleitenden Zerstörers HMS Duncan (D99) ins Wasser und warf mit ihrer Detonation eine gewaltige Wassersäule in die Luft. Obwohl der Zerstörer verfehlt worden war, ließ der Nahtreffer die Steuerung und die Backbordschraube ausfallen.

Die beiden deutschen Bomber waren verschwunden, ohne ihren Angriff zu erneuern. In Feuer und Qualm begann die Evakuierung der Überlebenden der Unicorn. Noch wusste bei den englischen Mannschaften keiner genau, was überhaupt geschehen war. Hatten tatsächlich die mehrere Kilometer vor dem Verband abgeworfenen Bomben getroffen? War man auf eine Mine gelaufen oder hatte sich eine Havarie ereignet?

Um 8:15 Uhr hielt sich die Unicorn noch immer über Wasser. Ein Zerstörer war längsseits gegangen um die Mannschaften zu übernehmen und um das schwer getroffene Schiff an die Trosse zu nehmen. Es sollte versucht werden den Kreuzer zum nächsten Hafen zu schleppen. Der dritte Zerstörer war dabei, die manövrierunfähige Duncan in Schlepp zu nehmen als erneut Alarm gegeben wurde.

Direkt aus Süden näherten sich in geringer Höhe vier Henschel -129.

Bild

Noch außerhalb der Reichweite der Schiffsflak, fächerten die schwer gepanzerten Schlachtflugzeuge auf. Zwei hielten Höhe und Richtung um die Schiffe an den Längsseiten anzugreifen, während die beiden anderen aufstiegen um in einer Schleife den Verband aus einer 90 Grad versetzten Richtung von schräg oben anzugreifen. Nahezu gleichzeitig eröffneten die Henschel das Feuer aus allen Rohren.

Die HMS Decoy hatte gerade die Duncan an den Haken genommen und war damit in Manövrierfähigkeit und Feuerbereich eingeschränkt. Der Zerstörer wurde im ersten Anflug am schwersten getroffen. Die 30 mm Panzergeschosse durchsiebten die Kommandobrücke und machten das Schiff auf einen Schlag führungslos. Die Flak auf dem Vorschiff und auf der Backbordseite wurde in einem Hagel von Geschossen zertrümmert. Im Überflug klinkte der deutsche Bomberschwarm noch eine Reihe von 50 kg Bomben aus. Diese fegten das Deck er Decoy ab und rissen ein Leck in die Flanke des Zerstörers. Da bereits zahlreiche Panzerbrechende Geschosse der Henschel Bomber die Bordwand nahe der Wasserlinie durchschlagen hatten, begann der Zerstörer nun immer schneller Wasser zu nehmen. Maschine und Führung waren ausgefallen, so dass die Lenzpumpen nicht eingesetzt werden konnten. Ohne Schlagseite zu nehmen sackte die Decoy beständig nach unten weg.

Aus Norden kommend waren die Kondensstreifen alliierter Flieger zu sehen. Die aufkommende Hoffnung wurde jedoch sofort zerstört, weil sich weit zahlreicher deutsche Düsenjäger in den Luftkampf warfen. In großer Höhe begannen die Gegner umeinander zu kurbeln und Salven auszutauschen, ohne dass eine Seite einen Abschuss verzeichnen konnte. Es war den englischen Jägern dadurch aber unmöglich den eigenen Schiffen zu Hilfe zu kommen.

Ein Henschel Bomber war vom Abwehrfeuer getroffen worden und eilte – dicke Rauchschwaden nachschleppend – der englischen Küste zu. Die drei anderen Bomber zogen eine Schleife und kehrten zum Schlachtfeld zurück, um ihr Vernichtungswerk zu vollenden. Der letzte noch weitgehend unversehrte Zerstörer wurde in einem Anflug mit Kanonen und Bomben in ein Wrack verwandelt. Die sich rasch ausbreitenden Brände konnten von der Mannschaft nicht unter Kontrolle gebracht werden. Das Schiff musste eine Stunde nach dem Angriff aufgegeben werden.
Und auch die Duncan sollte nicht entkommen. Allein von der Steuerbordschraube angetrieben entfernte sie sich in einem großen Bogen aus dem mit Menschen, Trümmern, Rettungsbooten und brennendem Öl brodelndem Gewässer. Im dritten Anflug wurde der Zerstörer so schwer getroffen, dass auch er zu sinken begann.
Die Henschel hatten ihre Munition verbraucht und machten sich auf den Rückweg. Alle vier gegnerischen Schiffe hielten sich zwar noch über Wasser, waren aber tödlich verwundet.

Gegen halb zehn erreichte ein Rotte Focke Wulff Jagdbomber den Ort der englischen Niederlage. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits drei Schiffe gesunken und ein Zerstörer lag in Flammen und Rauch gehüllt mit schwerer Schlagseite so tief im Wasser, dass die deutschen Flugzeuge es mit einem Überflug bewenden ließen.

Die Luftwaffe hatte eindrucksvoll belegt, dass sie in der Lage war, einen Vorstoß britischen Marine abzuwehren. Und die britische Admiralität musste erkennen, dass ein Einsatz der Homefleet gegen die zu erwartende deutsche Seelandung – ohne Brechung der deutschen Luftherrschaft – in einem sinnlosen Massaker enden würde.
mot de Cambronne
Bild Bild

Benutzeravatar
Taras
Medicus
Medicus
Beiträge: 231
Registriert: 19. Juni 2014 11:58
:
AAR-Schreiber

Neptun

Beitragvon Taras » 7. Mai 2016 16:44

Nachdem einmal die Entscheidung für die Landung in England gefallen war, galt es die vorhandenen Mittel entschlossen und ohne Rücksicht einzusetzen. Einen Kommandeur für die deutschen Überwasserkräfte musste der Generalstab nicht lange suchen. Großadmiral Wilhelm Marschall drängte sich mit seiner ganzen Person und seinem gesamten Einfluss in der Militär- und Staatsführung um den riskanten Posten. Der 59 jährige war seit Beginn der Wiederbewaffnung unter Hitler einer der entschiedensten Vertreter für den Aufbau und den Einsatz einer deutschen Flotte von Großkampfschiffen.
Großadmiral Dönitz belächelte solche Phantastereien. Die Kriegsmarine hatte die verbliebenen Großkampfschiffe weit verteilt und sorgsam vor alliierten Angriffen verborgen, während die U-Boote im Zeitraum Mai 1944 bis 45 allein 1,22 Mio. BRT versenkt hatten. Und das trotz steigender Effektivität der alliierten U-Boot Abwehr. Die schwindende Versorgungskapazität des Empires machte sich bereits auf allen Kriegsschauplätzen bemerkbar. Der Sieg der 2. Panzerarmee in Süditalien sei damit vor allem ein Sieg der deutschen U-Boot Waffe. Dönitz forderte daher vehement die industriellen Kapazitäten statt in den Bau und den Erhalt der schwimmenden Dinosaurier, lieber für die Entwicklung und den Bau neuer Unterwasserschiffe aufzuwenden. In dem Fall würde sogar die selbstmörderische Landung in England unnötig, denn seine U-Boote würden die Seemächte England und USA mit der Erdrosselungstaktik allein in die Knie zwingen.
Von solchem Gegenwind fühlte sich Marschall jedoch erst recht angespornt, die Wirksamkeit eines Verbandes von Großkampfschiffen zu belegen.

Ende Mai zog er seine Flotte in der sicheren Ostsee bei Gotenhafen zusammen. Alle großen Überwassereinheiten waren hier versammelt.

Bild

Das Flaggschiff des als ‚Trägergruppe M‘ benannten Großverbandes war die Tirpitz, das letzte verbliebene Schlachtschiff der Kriegsmarine. Mit einer Länge von 251 Meter und einer Wasserverdrängung von 46.000 Tonnen, war die Tirpitz das mit Abstand größte Schiffe der Kriegsmarine. Die 38 cm Artillerie war in vier Zwillingstürmen angeordnet, die mit 36 cm dickem Stahl gepanzert waren. Darüber hinaus verfügte das Schlachtschiff über eine mächtige Luftabwehr. Über 90 Geschütze in den Kalibern von 13 bis 88 mm sollten die Bedrohungen aus der Luft abwehren. An Bord waren 2.500 Mann Besatzung. Die Maschine leistete 163.000 PS und konnte das stählerne Ungetüm auf 31 Knoten beschleunigen.
Die Artillerieführung erfolgte mittels der Funkmessanlage FuMO 212 – der Marine Version der Funk-Sende- und Empfangsanlage FuSE 62C ‚Würzburg‘. Auch bei schlechten Sichtverhältnissen konnten damit Ziele bis in 30 km Entfernung mit einer Genauigkeit von plus minus 100 Metern eingepeilt werden.
Bild
Der Flugzeugträger Graf Zeppelin war zwar etwas länger als die Tirpitz, besaß aber nur etwas mehr als die Hälfte der Wasserverdrängung.
Bild
Eher vergleichbar mit der Tirpitz waren die beiden Schlachtkreuzer Scharnhorst und Gneisenau. Von den Alliierten wurden sie aufgrund der Abmaße, der Panzerung und der Wasserverdrängung von fast 36.000 Tonnen als Schlachtschiffe geführt. Die 3 x 3 aufgestellte 28 cm Artillerie war aber erheblich schwächer als die Hauptbewaffnung der Tirpitz. Aber immerhin war es der Scharnhorst gelungen, mit ihren Geschützen auf eine Entfernung von 24 Kilometern einen Volltreffer auf ein fahrendes Ziel zu platzieren.
Bild
Bild
Weiter gehörten zu dem Verband die vier schweren Kreuzer Admiral Scheer, Admiral Hipper, Lützow und Prinz Eugen. Die bereits 1934 Indienst gestellte Admiral Scheer führte als Hauptbewaffnung sechs 28 cm Geschütze in drei Zwillingstürmen. Die anderen drei Schiffe gehörten zur Admiral-Hipper-Klasse und waren annähernd baugleich. Die Hauptbewaffnung bestand aus jeweils 8 x 20,3 cm Geschützen.
Bild
Bild
Bild
Bild
Die Deckung der Dickschiffe gegen U-Boote, Torpedo-Schnellboote und die Verstärkung der Luftabwehr übernahmen die drei leichten Kreuzer Nürnberg, Leipzig und Köln sowie sechs Zerstörer unterschiedlicher Klassen. Diese Abschirmung wurde von Admiral Marschall als viel zu gering erachtet, jedoch über mehr Einheiten verfügte die deutsche Kriegsmarine nicht.

Die noch aus der Kaiserzeit stammenden Schlachtkreuzer Schleswig-Holstein und Schlesien sowie der leichte Kreuzer Emden und einige ältere Zerstörer verblieben in der Reserve der Kriegsmarine. Aufgrund der nicht kompatiblen Leistung und Geschwindigkeit, wollte Marschall die Schiffe nicht seiner Trägergruppe zuordnen.

Insgesamt konnte Marschall damit eine beeindruckende Flotte in den Einsatz führen, jedoch allen Beteiligten war klar, dass sie gegen die unvergleichlich größeren Flotten der Engländer und der Amerikaner chancenlos war. Gegen die 8 deutschen Großkampfschiffe konnten die alliierten 58 Einheiten ab Schwerem Kreuzer und größer in den Kampf schicken. Die Homefleet, die von Scapa Flow innerhalb weniger Stunden gegen die Kanalregion operieren konnte, wurde auf 10 Großkampfschiffe mit entsprechender Bedeckung geschätzt. Hinzu kamen die amerikanischen Einsatzgruppen, die in mindestens gleicher Stärke in den Gewässern um Großbritannien fuhren.

Gemäß der alten Denkschule der kaiserlichen Hochseeflotte, beabsichtigte Großadmiral Marschall auch gar nicht, die gegnerische Marine zu schlagen. Es genügte bereits, wenn die eigene Flotte ein Risiko für den Gegner darstellte und damit seine Operationsfreiheit wesentlich einschränkte. Im Übrigen vertraute er auf die Zusage der Luftwaffe, die Landungsoperation abzuschirmen.

Am 13. Juni 1945 gingen auf allen Schiffen der Trägergruppe M im Hafen und auf Reede vor Gotenhafen die ‚Blauen Peter‘ in den Wind. Die Flotte würde innerhalb der nächsten 24 Stunden in See gehen. Großadmiral Marschall begab sich an Bord des Schlachtschiffes Tirpitz wo er die Meldung des Kommandeurs des Schiffes Kapitän zur See Hans Karl Meyer entgegennahm. Die Weichen waren gestellt. Marschall hatte nun keinen Einfluss mehr auf den Fortgang der Operation, denn Tag und Stunde würden die Meteorologen festlegen. Sie würden im Zeitraum der nächsten 10 Tage den günstigsten Zusammenlauf von Wetter und Gezeiten ermitteln und damit den Startpunkt für das Unternehmen Neptun bestimmen.

In Hamburg war unter Generalleutnant Ferdinand Schörner das 1. Korps Marineinfaterie aufgestellt worden.

Bild

Bei Bestätigung des Einsatztermines würde die Kriegsmarine durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal sowie durch Umfahrung Dänemarks durch Skagerrak und Kattegat in die Elbemündung vor Hamburg verlegen. Die Transportschiffe würden das Marinekorps aufnehmen und sich ebenfalls auf Reede begeben. Bei der Zweiten Bestätigung des Termines würde dann das Landungsunternehmen beginnen.
Das Auslaufen der Trägergruppe und insbesondere die Umfahrung Dänemarks würden sich vor alliierten Spionen kaum verbergen lassen. Ein Überraschungsmoment müsste dann durch Geschwindigkeit und den Ort der Landung hergestellt werden.

Am Sonntag, dem 17. Juni 1945 war es endlich so weit. Der Wetterdienst der Wehrmacht meldete für den 20. Juni optimale Bedingungen für die Durchführung des Unternehmens Neptun. Das ruhige Wetter würde die geplante Luftlandung von zwei Divisionen ermöglichen und die hoch auflaufende Flut die vorbereitete Seelandung erleichtern. Für den Zeitraum nach dem 20. Juni wurde weiterhin ruhiges und sonniges Wetter erwartet.

Die erforderlichen Daten hatte der Deutsche Wetterdienst über seine Stationen an der französischen Atlantikküste gesammelt. Mit erheblichem Aufwand wurden U-Boote und Flugzeuge für die regelmäßige Sammlung von Wetterdaten eingesetzt. Aber die abenteuerlichsten Unternehmen, waren die Errichtung von geheimen teils bemannten, teils automatisch sendenden Wetterstationen an der kanadischen und grönländischen Küste sowie auf Spitzbergen.

Mit Auslösung des Codewortes Neptun1 begann die Luftwaffe umfangreiche Täuschaktionen gegen die englische Kanalküste. Die Funkaufklärung konnte die steigende Nervosität bei den englischen Verteidigern feststellen.

Am 19. Juni wurde dann das Codewort Neptun2 ausgegeben. Die Schlacht begann.

Unter starker Luftdeckung durch Nachtjäger startete in der Nacht vom 19. Auf den 20. Juni Kollers Transportgeschwader zur besonderen Verfügung von Brüssel aus mit Kurs auf East Anglia. Generalleutnant Heidrichs 7. Fliegerdivision war in 1. Luftlandedivision umbenannt worden. Sie waren die ersten, die sich aus dem Himmel auf die Erde ins Gefecht stürzten.

Um zwei Uhr nachts, am Morgen des 20. Juni gingen westlich der kleinen ostenglischen Universitätsstadt Norwich die ersten Trupps des Fallschirmjägerregiments 1 nieder. Der Überflug war ruhig verlaufen. Die englische Funkmessaufklärung schien tatsächlich ausgeschaltet zu sein. Auf dem nördlich von Norwich befindlichen Flugfeld, waren die Geräusche der anfliegenden Maschinen ausgemacht worden. Die Geräusche und die undeutlichen Sichtungen konnte dort nicht eingeordnet werden und so ballerte die Flugplatzsicherung mit ihrer Flak ungezielt in den Himmel.

Die deutschen Fallschirmjäger stießen vorerst auf keinerlei Widerstand, so konnten sich die Trupps sammeln und den eingeübten Einsatz abspielen. Wie zu erwarten hatten Engländer mehrere Patrouillen ausgesandt um sich Klarheit über die ungewöhnlichen Bewegungen zu verschaffen. Mit diesen Patrouillen gab es die erste Gefechtsberührung. Nun waren die Engländer alarmiert. Während dessen schwebten die deutschen Lastensegler auf den gesicherten Wiesen und Feldern ein. Die Gotha Go 242 Lastensegler waren von He-111 oder Ju-88 Maschinen über den Kanal gezogen und südlich von Norwich ausgeklinkt worden. Sie konnten 20 Männer mit Bewaffnung oder auch schwere Waffen wie Granatwerfer oder leichte Panzerabwehrgeschütze transportieren.

Bild

Von der weniger als 20 Kilometer entfernten Nordseeküste grollte dumpfer Artilleriedonner herüber. Das Geheimnis war nun keines mehr. Der Angriff auf England erfolgte nicht am Kanal sondern nordöstlich von London.

Oberst Karl-Lothar Schulz verfügte nun über drei Bataillone die sich rasch sammelten und ordneten. Plangemäß ging seine Einheit gegen den Flugplatz vor.
Die zur Verteidigung des Flugfeldes stationierte Flak erwies sich im Erdkampfeinsatz als sehr gefährlich. Das Regiment hatte die ersten Ausfälle. Gegen 4 Uhr war es bereits hell und der Flugplatz befand sich fest in deutscher Hand. Nun wurde der Rest der Division eingeflogen, teils in Lastenseglern aber teils auch durch die Landung der Ju-52 Transportmaschinen.
Mit dem anbrechenden Junimorgen ging die Division gegen Norwich vor. Die Besatzung der Stadt bestand aus Home Guards und konnte gegen die deutschen Elitekämpfern keinen nennenswerten Widerstand leisten. Um 8:25 Uhr konnte Generalmajor Heidrich die Einnahme von Norwich melden. Die Division begann sich zu verschanzen um den zu erwartenden englischen Angriff auf den Landungsabschnitt abzuwehren.

Bild


Das Transportgeschwader der Luftwaffe kam aber noch nicht zur Ruhe. In immer neuen Anflügen wurde im Laufe des 20. Juni auch die 2. Luftlandedivision bei King‘s Lynn abgesetzt. Der Plan der Wehrmachtsführung sah vor, dass diese beiden Divisionen den Landungsabschnitt nach Westen und Norden so lange abschirmen sollten, bis ein stabiler Brückenkopf gebildet werden konnte.

Am Abend des 19. Juni hatte die Trägergruppe M, nach Eingang des Codes Neptun2, die Reede von Hamburg verlassen. Für die ca. 80 Seemeilen bis vor die Ostenglische Küste benötigte der Großverband annähernd 8 Stunden. 5 Seemeilen vor Englands östlichstem Küstenabschnitt drehten die schweren Kreuzer und die Schlachtschiffe bei und begannen mit ihrer großkalibrigen Artillerie den Küstenbeschuss nach den Schießtabellen. Seit Wochen hatte die Luftwaffe den Küstenbereich vermessen und aufgeklärt. Alle Verteidigungsstellungen und Landungshindernisse waren in Tabellen erfasst und den Geschützen der Großkampfschiffe zugewiesen worden.
Während die gewaltigen Salven der Dickschiffe die Nacht wie in einem Gewittersturm immer wieder blitzartig erleuchteten, stiegen die Soldaten der Marineregimenter in die Sturmboote. Angetrieben mit 500 PS jagten die Nussschalen mit über 40 km/h auf die unbekannte Küste zu.
Jedes Boot – 40 Mann – die schwarze Nacht vor sich – verunsichert – teils seekrank – den eingedrillten Ablauf immer wieder durch den Kopf laufend – auf den Nebenmann vertrauend – um den Kameraden besorgt – fliegende Gedanken an die Lieben daheim – an die Eltern, die Geschwister, die Verlobten, die Frauen – konzentriert auf das Ziel.
Durch das brüllen der Motoren spürten die Marineinfanteristen das Knirschen der auf den Strand auflaufenden Sturmboote. Raus! Raus! RAUS!
Die Unteroffiziere brüllen. Weg vom Strand. Platz für die nächste Welle.
Kein Zögern. Ich muss!
Strandhinderniss ‚Zecke7‘ muss gesprengt werden! Unterstand ‚Wespe9k‘ muss dann genommen werden! Weiter! Weiter! Weiter!
Ohne meine geballte Ladung wird das nichts.
Wo bleiben die Flammwerfer?
Ohne mein MG sind die Pios schutzlos!
Ohne meine Munitionskisten geht der Knochensäge die Luft aus.
Ohne mein Funkgerät können die Befehle nicht weitergegeben werden.
Ohne meine Verbandspäckchen müssen die Kameraden verbluten.
Ich muss! Weiter! Vorwärts!

Bild

Während die erste Welle gegen sporadisches Maschinengewehrfeuer, den Strand hinauf in die Küste sickerte, lief die zweite Welle mit den Siebelfähren auf den Strand auf. Diese Fahrzeuge waren langsam, konnten aber mehr Männer und Technik transportieren.

Die Küstenverteidigung war meistens mit Home Guards besetzt und wurde rasch überrannt. Der Punkt ‚Einhorn26‘ setzte allerdings eine böse Zäsur.

Nach den Meldungen der Passage der deutschen Großkampfschiffe durch den Belt, war in der englischen Armeeführung Hektik ausgebrochen. In dem Durcheinander waren zwei geschlossene Kompanien der Royal Highland Fusiliers südlich Lowestoft ‚gestrandet‘! Die Männer waren nicht in den Verteidigungsabschnitt eingewiesen, sie hatten keinen klaren Gefechtsbefehl aber sie brachten einige Infanteriegeschütze, schwere Maschinengewehr und Granatwerfer mit. Und, die beiden Kompanien bestanden zum großen Teil aus langdienenden unerschütterlichen Berufssoldaten.
Das waren böse Männer, die es vorzogen heute und hier ins Gras zu beißen, als in 30 Jahren in einem Bett zu verröcheln vor dem ein Sohn sitzt, der einen hasst oder ein Enkel der den Namen des Großvaters nicht kennt und der nur auf das klägliche Erbe wartet. Hier war der Platz um zu kämpfen und zu sterben. Hier mussten die Marinesturmregimenter reichlich Blut zahlen, denn diesen Leuten war nicht leicht beizukommen. Mit stoischer Gelassenheit nahmen die Schotten den eigenen Tod hin und teilten ihn reichlich aus und gerieten sie verwundet in Gefangenschaft, senkten sie nicht den Blick.
Während bereits rings am Strand grüne Sterne in den Himmel stiegen um der Flotte zu signalisieren, dass der Beschuss ins Landesinnere verlegt werden müsse, wurde am Punkt ‚Einhorn‘ weiterhin blutig gerungen. In dem schlecht organisierten Verteidigungssystem standen die Schotten – bis zum Schluss – an dem Platz an dem man sie gestellt hatte. Am Ende, in den frühen Morgenstunden des 20. Juni ging es auf Bajonett, Spaten und Messer.
Um 10 Uhr hatten die deutschen Marinesturmtruppen die Häfen von Lowestoft und Yarmouth bereits genommen als die Kämpfe mit den beiden schottischen Kompanien endlich zu Ende gingen. Über 500 Mann ließ das Marineinfanterie Regiment 11 tot und verwundet am ‚Wilden Einhorn‘ zurück.
Ein deutscher, mehrfach verbundener Leutnant stolperte über den völlig überfüllten Regimentsverbandsplatz. Um die größte Not abzufedern, hatten die Sanitäter begonnen erbeuteten Whisky an die Verwundeten beider Parteien auszuteilen. Der Leutnant konnte englisch und dolmetschte wo es erforderlich war als er von einem übel zugerichteten graubärtigen schottischen Sergeant heran gewunken wurde. Sein Mischmasch aus schottischem Englisch und Gälisch war kaum zu verstehen aber der Leutnant begriff: „Wenn ich schon hier verrecken muss, dann gebt mir doch bitte schottischen Whiskey oder meinetwegen deutschen Schnaps aber quält mich nicht mit dem fucking english Stuff!“

Die Schlacht um England hatte begonnen.

Bild
mot de Cambronne
Bild Bild

Benutzeravatar
Taras
Medicus
Medicus
Beiträge: 231
Registriert: 19. Juni 2014 11:58
:
AAR-Schreiber

Neptun

Beitragvon Taras » 17. Mai 2016 17:55

Der Plan des deutschen Generalsstabes zur Niederringung Englands war relativ simpel gestrickt.

Am Tag der Landung – dem 20. Juni 1945 – sollte der Flugplatz von Norwich sowie die Häfen um Lowestoft möglichst unbeschädigt in Besitz genommen werden.
Hierzu sollte die 1. Luftlandedivision westlich und nördlich von Norwich abgesetzt werden. Nach der Einnahme des Flugplatzes sollte dieser möglichst für den Fortgang der Luftlandung nutzbar sein.
Im Verlauf des 20. Bis 21. Juni sollte die 2. Luftlandedivision in der Region Kings Lynn abgesetzt werden. Dieses Luftlandeunternehmen würde sich insoweit schwieriger gestalten, weil die Division hier auf kein Flugfeld zugreifen konnte. Somit mussten alle Truppenteile mit dem Fallschirm und mittels Lastenseglern abgesetzt werden. Unterstützung sollte die 1. Luftlandedivision leisten. Soweit dies nach Gefechtslage und logistisch möglich war, sollte auch der eingenommene Flugplatz Norwich genutzt werden.
Die beiden Luftlandedivisionen würden sich umgehend eingraben und den Raum für die Anlandung des deutschen Heeres nach Westen und Norden abriegeln.
Die drei Divisionen des 1. Marineinfanteriekorps sollten am 20.06. im Raum Lowestoft in einer amphibischen Unternehmung angelandet werden. Ziel war es die Häfen Lowestoft und Grat Yarmouth in Besitz zu nehmen und dann den Landungsabschnitt aggressiv in Richtung Südwesten auszudehnen. Die beiden Häfen waren von entscheidender Bedeutung und mussten vor Überraschungsangriffen oder gegnerischem Artilleriefeuer geschützt werden. Dazu war es erforderlich, bis zum 23. Juni mindestens 30 km ins Landesinnere vorzustoßen.
In diesem Zeitraum sollte dann auch die ersten Heereskräfte im Seetransport England erreicht haben und gemeinsam mit den Luft- und Seelandeverbänden den Brückenkopf sichern.

Ab dem 25. Juni war beabsichtigt, gegen erwarteten heftigen Widerstand gegen London vorzurücken. Ziel dieser Bewegung sollte nicht die Einnahme der englischen Hauptstadt sein, sondern es sollten die wahren operativen Absichten verschleiert möglichst viele gegnerische Verbände in diesen Frontabschnitt gezogen werden. Für diese Aufgabe war Generaloberst Models 9. Armee vorgesehen.
Ab Anfang Juli war beabsichtigt, erste gepanzerte Einheiten nach England überzusetzen. Mit diesen sollte der Ausbruch aus dem Brückenkopf in Richtung Norden erzwungen werden. Ziel dieser Bewegung war es, möglichst rasch die Linie Liverpool – Hull zu erreichen um rasch weitere Häfen einzunehmen und vor allem um ein Ausweichen der gegnerischen Streitmacht nach Schottland oder Irland zu verhindern.

Bild

Die bis Mitte August 45 angelandete 1. Panzerarmee von Generalfeldmarschall Rommel sollte dann die Entscheidung im Süden Englands erzwingen. Nach der Vernichtung der hier eingeschlossenen gegnerischen Truppen, sollte London dann möglichst ohne Kampf fallen.

Soweit der Plan!

Wie im Krieg nicht anders zu erwarten, geriet der Plan des Generalstabes bereits am 2. Tag des Unternehmens Neptun ins Stocken. Die alliierten Angriffe auf die 1. Und 2. Luftlandedivision setzten früher als erwartet ein. Insbesondere die zweite Luftlandedivision, die sich noch nicht vollständig gesammelt hatte geriet rasch in schwere Bedrängnis. Hilfe von der benachbarten 1. Luftlandedivision konnte nicht geleistet werden, weil auch der Raum Norwich bereits am 21. Juni von zwei englischen Divisionen angegriffen wurde.
Generalleutnant Schörner – der derzeitige Kommandeur im Landungsabschnitt – entschied sich daher, vom gesetzten Plan abzuweichen und seine Marineinfanteriedivisionen zu einem Entlastungsangriff gegen die Engländer anzusetzen. Die Kritik aus dem Generalstab wies er mit dem Hinweis zurück, dass der Verlust von Norwich und damit die Bedrohung des einzigen verfügbaren Hafens unmittelbar drohte.

In Lowestoft und Yarmouth arbeiteten die Pioniere währenddessen unermüdlich daran, die Dogs und Kais wieder klar zu bekommen. Trotz der Überraschungsangriffe war es den Engländern gelungen, mehrere Schiffe in den Fahrrinnen zu versenken und einige Hafenanlagen zu sprengen. Auch hatte es mehrstündige Kämpfe um Lowestoft gegeben und die hierbei entstandenen Trümmer mussten beseitigt werden. Solange die Versorgung der kämpfenden Truppe nicht anlief, stand das ganze Unternehmen auf Messers Schneide.

Die optimistisch stimmende Meldung dieser Tage war, dass die Luftherrschaft durch die deutsche Luftwaffe behauptet wurde. Die Royal Air Force blieb weiterhin – bis auf geringfügige Störaktionen – am Boden und die Royal Navy hielt sich mit ihren Überwasserkräften vom Operationsgebiet fern.

Ab dem 26. Juni konnte endlich der Hafen von Lowestoft soweit klar gemeldet werden, dass das Übersetzen der 9. Armee erfolgen konnte. Den Anfang machte das XXVII. Armeekorps von Generalleutnant Weiss mit vier Divisionen.

Bild

In der Elbmündung sammelten sich im Dunst des anbrechenden Tages in Pulks und langen Reihen die schweren Marinefährpräme um gemeinsam in Konvoifahrt die gefährliche Überfahrt zu wagen. Die Führung des Verbandes erfolgte durch zahlreiche Zerstörer und die Deckung durch die Trägergruppe M. Über 300 Seemeilen lagen vor ihnen, bei maximaler Geschwindigkeit von 10 Knoten waren das anderthalb Tage und das Gekotze ging bereits im ruhigen Wasser der Binnenelbe los.

Dem XXVII. Armeekorps war noch immer die 28. Infanteriedivision von Generalmajor Hyazinth Graf Strachwitz zugeteilt. Der General zog es vor, mit dem Fieseler Storch nach England überzusetzen, während sich seine Truppen und auch der Großteil seines Stabes an Bord der Präme und Pionierboote zusammenzwängte.
In Dreck und Gestank zusammengekauert saß auch Major Taras Freiherr von Stargard und kämpfte mit der Seekrankheit. Solange noch die Küste zu sehen war, hatte er gehofft mit Disziplin gegen die Übelkeit anzukommen. Aber sobald die Flotte die offene See erreicht hatte und bei eigentlich ruhigem Wetter mit der langen Dünung gegen England rollte, waren die meisten Männer an Bord still geworden. Die Gesichter wurden immer bleicher und bald fingen immer weitere an, sich zu übergeben.
Stargard presste sich die Arme krampfhaft um den Leib und versuchte zwanghaft an etwas anderes zu denken als an den Mannschafttransporter mit seinem würgendem Gestank nach Schweiß, Diesel, feuchtem Filz und Erbrochenem.
Schwer atmend hielt er sich die rechte Hand vors Gesicht und drehte mit seinem Daumen den goldenen Ring an seinem Ringfinger. Er war verheiratet. Unglaublich!
Strachwitz hatte tatsächlich einen Brief an Käthes Vater aufgesetzt und Herr Rogenow hatte endlich resigniert aufgegeben. Am 16. Mai hatte der alte Herr seine Tochter mit reserviertem Gesicht zum Rathaus in Neubrandenburg geleitet. Im Standesamt hatten sich Taras und Käthe endlich das Ja-Wort gegeben - im kleinen Kreis, wie es den Kriegszeiten angemessen war. Von ihrer Seite waren nur ihre Eltern anwesend und von seiner Seite war seine Mutter gekommen, in Begleitung seines Bruders und dessen Frau.
Zwei Tage später hatte es dann noch die eigentliche Zeremonie in der Dorfkirche von Hohenzieritz gegeben. Aber auch diese Feier stand unter dem Eindruck des weiter erbarmungslos laufenden Krieges. Alle wussten, dass der Major bald wieder fort musste – wahrscheinlich an irgendeine Front – und dass die frischgebackene Braut allein und bangend zurückbleiben würde. Fröhlichkeit kam auch hier nicht auf.
Wenige Tage auf dem Gut in Hohenzieritz in prangendem Maigrün und blühendem Flieder. Mit der Gratulation der Regiments- und Divisionsführung zur Eheschließung kam auch die Versetzung in den Stab der 28. Division. Hier würde Stargard dem Ib – dem Zweite Generalstabsoffizier für die Versorgung – unterstellt sein. Die Versetzung kam einer Beförderung gleich, die ihn für Höheres qualifizieren konnte.
Dann der rasche Abschied und Käthes bleiches Gesicht, fassungslos und zum Weinen nicht in der Lage. Sein Bruder versprach ihm sich um seine Braut zu kümmern, egal was kommen würde…
Stargard dreht an dem goldenen Ring.
… egal was kommen würde …

Sein Zwerchfell begann sich zuckend zusammenzuziehen. Ihm wurde immer schwindliger.
„Mensch Herr Major, was mach’n Se’n hier!?“ wurde er von der Seite angefahren.
Der Obergefreite Büchner hatte ihn eher unsanft an der Schulter gepackt und zerrte ihn in die Höhe. „Wir müssen raus hier, ausse Seeche!“
Stargard konnte das Gleichgewicht nicht halten und die Schmerzen in seinem Leib wollten, dass er sich zu einer Kugel zusammenrollte.
„Herr Major, ick sach ma!“ brüllte ihn der Obergefreite an. Jedenfalls kam es Stargard so vor. „Ick sach ma, wir gehn die Nase in Wind halten!“ Damit schleppte der Obergefreite seinen Vorgesetzten durch den Bauch des Transporters und drängte ihn über eine der Luken nach draußen.

Blauer Himmel, klare Luft, scharfer Wind, Sonne! Stargard kam es vor, als könnte er auf einmal wieder atmen, nachdem man ihn unter einer Decke ersticken wollte.
Büchner war sozusagen ein ‚Erbstück‘ des Gefreiten Burmeister. Nach Beendigung des Russlandfeldzuges hatte der 46 jährige Burmeister seinen Abschied erhalten. Bei aller Freude darüber, dem Kommiss endlich den Rücken zu kehren, wollte er seinen Major nicht ohne Obhut zurücklassen und erwirkte die Versetzung des Obergefreiten Hugo Büchner in die Stabskompanie.

Major Stargard versuchte den klaren Sauerstoff in die Lungen zu saugen und den würgenden Brechreiz irgendwie zu unterdrücken.
„Schüttgut unner Deck!“ wurden sie von einem Matrosen der Besatzung des Prams angebrüllt.
Büchner war um eine Antwort nicht verlegen: „Halt die Fresse du Blödmann! Hier isn Offizier anwesend!“
„Wat wissu!?“
„Komm her un ick schlach di deine hässliche Schnauze ein!“
Der Matrose linste auf die Schulterstücke von Stargard, der sich verkrampft an das Schanzbord klammerte und verkrümelte sich dann schimpfend.
Hugo Büchner war Jahrgang 21, ein Pommer aus Greifswald, ein Riesenkerl, mehr als einsachzig, breite Schultern, klare graublaue Augen, das aschblonde Haar einkoppelbreit über dem Ohr abrasiert und den Rest in einem strengen Seitenscheitel nach rechts gekämmt. Ein Arbeitersohn, der gerade seine Tischlerlehre abgeschlossen hatte, als der Krieg ausbrach und er eingezogen wurde. Hans-Dampf-in-allen-Gassen, leutselig, handwerklich geschickt und skrupellos beim Organisieren. Aber darüber hinaus verbohrt und jähzornig, was ihn mehrfach zwischen Soldat und Obergefreiten auf und absteigen ließ. Stargard hatte eingewilligt Büchner zu übernehmen, damit Burmeister beruhigt nach Hause gehen konnte. Zwar gab es für den Chef des Stabes eines Regimentes keinen Anspruch auf eine Ordonanz oder einen ‚Burschen‘ aber dennoch gab es Traditionen, die über den Dienstverordnungen standen. Damit wechselte Büchner nach Major Stargards Versetzung auch ganz selbstverständlich in die Stabskompanie der 28. Infanteriedivision.

„Mensch, Herr Major, Sie sehn ja aus, wie’n Schluck Spucke inner Kurve. Ick sach ma, wir gehen bischen mehr nach Achtern, da schaukelt dat nich so.“
Gestützt auf den Obergefreiten Büchner, schwankte Stargard in Richtung Heck. Hier stand der Kommandeur des Schiffes im halboffenen Führerstand. Als er das Häuflein Elend anwanken sah, fing der Oberbootsmannsmaat sofort lautstark gegen Motor und Wind an zu schimpfen. In breitestem Hamburger Platt beschwerte er sich über die verdammten Landratten, die sein Boot vollreiherten und dass bei dieser lauen Mütze voll Wind.
Stargard fühlte sich zu schlecht, um gegen die offene Insubordination einzuschreiten. Er war einfach nur froh, im Heck des Schiffes an freier Luft zu stehen. Büchner hörte sich das Gemecker des Seemannes eine Weile an, bis ihm endlich der Kragen platzte. Mit einem scharfen Anspruch machte er den ranghöheren Marineunteroffizier darauf aufmerksam, dass sich der Stab eines Pommerschen Regimentes an Bord befand, und dass die meisten Offiziere sehr wohl verstehen konnten, was er da an unangebrachten Bemerkungen von sich gab.
Der Oberbootsmannsmaat zuckte erst gleichgültig mit den Schultern, als wenn es ihm egal wäre, ob der Offizier verstünde, was er gesagt hatte. Aber er hielt dann doch sicherheitshalber die Klappe. Je länger er nachdachte, desto größer wurden seine Bedenken, was wohl die Folgen wären, wenn der fremde Major seinen Unmut über die Seekrankheit an ihm auslassen würde.
„Heh, Herr Major!“ rief er endlich und versuchte verständliches Hochdeutsch zu sprechen. „Kommse ma her zum Führerstand, hier wird man dat Gekröse im Bauch am ehsten los.“ Der Seemann übergab das Steuer an einen Matrosen und kramte eine große grüne Flasche vor. „Herr Major, nehmse n Schluck davon! Dat hilft! Entweder es geht Ihnen besser oder wat rout soll, geit ouck rout! Un auch denn, geht’s Ihnen besser! Aber immer nach Lee, nich!“ Damit schenkte er einen großen Schluck in einen Aluminiumbecher.
Auch Büchner bekam einen Becher und stürzte den Inhalt ohne viel Bedenken hinunter. „Ahja!“ stöhnte er dann. „Dat gibt Haare aufe Brust!“
Stargard nippte vorsichtig von dem brennenden und stark nach Kümmel schmeckenden Schnaps. Nach und nach ging es ihm tatsächlich besser, wobei er nicht sagen konnte, ob es an der frischen Luft oder an dem Aquavit lag.

Ungefähr eine Seemeile Achtern aus stiegen nacheinander eine Reihe haushoher Wassersäulen in die Luft. Die Explosionen konnte man erst mit einiger Verzögerung hören.
Mit ernsten Gesichtern beobachteten die Männer das Geschehen. Der Oberbootsmannsmaat erklärte: „Da machen unsere Zerstörer wohl Jagd auf ein englisches U-Boot. Bei jeder Fahrt holt sich der Tommy einen von unseren Pötten.“
Mehre Ju-87 von der 'Graf Zeppelin' brummten über den Verband und beteiligten sich an der Suche nach dem verborgenen Feind.
Darüber hinaus verlief die Überfahrt der 28. Infanteriedivision dann aber ohne weitere Zwischenfälle. In den Abendstunden erreichten sie England. Ein Teil der Präme konnte in die eroberten Häfen einlaufen und dort die Truppen anlanden. Der Marinefährpram, auf dem sich der Stab der Division befand lief jedoch direkt auf den Strand auf.

Bild

Um später über Heck wieder ablanden zu können, kamen die in Davits gelagerten Heckanker zum Einsatz. Bevor der Pram Grundberührung hatte, wurden die beiden Anker geworfen, so dass sich der Pram nach dem Entladen selbst wieder freischleppen konnte.

Von hier aus ging die 28. Infanteriedivision in die Schlacht um England.
mot de Cambronne
Bild Bild

Benutzeravatar
Taras
Medicus
Medicus
Beiträge: 231
Registriert: 19. Juni 2014 11:58
:
AAR-Schreiber

Neptun

Beitragvon Taras » 21. Mai 2016 14:01

Das XXVII. Armeekorps hatte die Aufgabe des Marinekorps übertragen bekommen. Gegen mäßigen Widerstand ließ Generalleutnant Weiss seine Divisionen nach Südwesten gegen die englische Hauptstadt vorgehen. Am 30. Juni hatte die 28. Infanteriedivision Basildon an der Themsemündung erreicht. Hier versteifte sich der britische Widerstand zusehends.
Ein Sturm auf London war nicht befohlen und so ließ Weiss seine Divisionen zur Defensive übergehen. Die Versorgungslage war nach wie vor äußerst angespannt und unter diesen Voraussetzungen könnte ein unüberlegter Angriff auf einen verschanzten Gegner schwerwiegende Folgen haben.
Ab dem 21. Juni – dem zweiten Tag der Landung – sahen sich die deutschen Truppen auf der ganzen Linie von Cambridge bis zur Themsemündung ununterbrochenen Angriffen ausgesetzt. Den Briten stand die Drohung der Vernichtung unmittelbar vor Augen und so fochten sie mit dem Mut der Verzweiflung.

Bild

Mitte Juli war der Transport der 9. Armee abgeschlossen. Model hatte sein Hauptquartier in Lowestoft aufgeschlagen und musste eingestehen, dass es ihm trotz der beeindruckenden Truppenmasse von 18 Infanteriedivisionen, 3 Marineinfanteriedivisionen und 2 Luftlandedivisionen nicht gelang, die Initiative zu ergreifen. Von Cambridge über Chelmsford bis an die Themse Mündung wurde der Brückenkopf ununterbrochen von gegnerischen Truppen berannt. Besonders heftig wurden die Angriffe aus dem Raum London geführt

Am 19. Juli geriet das Landungsunternehmen in eine kritische Phase. Die bisher eroberten Häfen reichten von ihrer Verladekapazität nicht aus, um die bisher gelandeten 23 Divisionen ausreichend zu versorgen. Damit verbot sich die Anlandung weiter Einheiten von selbst. Die schlechte Versorgungslage in Verbindung mit den ununterbrochenen Angriffen, führte dazu, dass die deutschen Truppen dem Druck nicht mehr standhalten konnten.
Cambridge fiel an diesem Tag an die vordrängenden Briten. Norwich war nun bedroht.
Das XXVII. Armeekorps musste Basildon räumen und auf Southend zurückgehen.
In einem dramatischen Appell meldete Generaloberst Model, dass der Brückenkopf unter diesen Bedingungen nicht weiter zu halten wäre.

Bild

Im Großen Generalstab stand die Katastrophe an die Wand gezeichnet. An der Ostfront hätte man Model freie Hand lassen können, um zurückzufallen und neuen Halt zu suchen, doch diese operative Tiefe fehlte im englischen Brückenkopf. Der Verlust der 9. Armee und das Scheitern des gewagten Landungsunternehmens drohten.
Jetzt benötigte man den Mann, der unhaltbare Situationen retten konnte. Aus dem Etappendienst im besetzten Russland wurde der 58 jährige Generalfeldmarschall Fritz Erich von Lewinski genannt von Manstein gerufen und mit dem Oberbefehl über die Landung in England beauftragt.

Bild

Nach Emden eingeflogen und nach kurzer Einweisung in die Lage, untersagte Manstein die Verschiffung der ersten Verbände der Panzerarmee Rommel in den ohnehin unterversorgten Landungsabschnitt in East Anglia. Stattdessen wies er auf den wunden Punkt des Gegeners im Norden des bisherigen Landungsabschnittes. Durch die heftigen Kämpfe in East Anglia waren die Häfen von Kingston Upon Hull und Grimsby ohne Deckung.
Aus der Reserve des Oberkommandos der Wehrmacht unterstellte sich Manstein das XVIII. Armeekorps von Generalleutnant Karl Eglseer und das LII. Armeekorps unter General der Infanterie Eugen Ott. Beide Korps bestanden aus jeweils drei Divisionen Gebirgsjäger.
Das Marineinfanteriekorps war in England gebunden. Trotz des Verstoßes gegen das strategische Prinzip der Konzentrierung der Kräfte in der Hauptstoßrichtung entschloss sich Manstein mit den Gebirgsjägern ein weiteres Landungsunternehmen in Grimsby durchzuführen. Da der neue Brückenkopf noch weiter im Norden und damit näher an Scapa Flow lag, musste das erhöhte Risiko des Eingreifens der Homefleet hingenommen werden. Wenn es gelang, nach Grimsby den Hafen von Hull in die Hände zu bekommen, könnte Rommels Panzerarmee hier in die Schlacht eingeführt werden. Die eigentliche Landung in Lowestoft wäre damit zum Ablenkungsmanöver degradiert worden. Model musste nur so lange Widerstand leisten, bis der Transport der Panzertruppen abgeschlossen wäre.

Bild

Der Plan ging auf. Da die in England verfügbaren britischen und alliierten Truppen gegen Models Landungsabschnitt anrannten, gelang die Landung von Eglseers Gebirgsjägern am 21. Juli fast ohne Widerstand. Die kampflose Einnahme von Kingston Upon Hull war bereits nicht mehr möglich, weil die Briten eiligst Truppen gegen die neu entstandene Bedrohung warfen. Das LII. Korps konnte aber in Grimsby entladen werden und das XVIII. Armeekorps begann von hier aus den Sturm auf Hull.
Jetzt war es endlich gelungen die Initiative an sich zu reißen. Die beiden englischen Regimenter – verstärkt mit einer Artillerie- und einer Panzerabwehrabteilung, die Hull verteidigten, waren standhaft aber sie hatten gegen drei Gebirgsjäger Divisionen keine Chance die Front zu halten. Am 30. Juli waren die Stadt und der Hafen in den Händen der deutschen Wehrmacht.

Trotz der Bedrohung durch die überlegenen alliierten Marinekräfte wurden mit den begrenzten Transportkapazitäten das Übersetzen von Rommels Panzertruppen forciert. Das LII. Armeekorps griff in Richtung Süden, die zwischen den Flüssen Nene und Great Ouse verschanzten britischen und griechischen Truppen an um die beiden deutschen Brückenköpfe zu vereinen.

Die Bedrohung im südlichen Abschnitt war in diesen Tagen noch einmal gestiegen. Cambridge war durch deutsche Truppen zurückerobert worden und ging wieder verloren. Das XXVII. Armeekorps wurde aus Southend-on-See vertrieben. Auch die Stellungen der 2. Luftlandedivision von King’s Lynn den Fluss Great Ouse entlang wurden von den Alliierten überrannt. Alle Verbände der 9. Armee waren aufgrund der schwierigen Versorgungslage erschüttert und nur noch bedingt zum Widerstad in der Lage. Es wurde fraglich, ob Model die zurückdrängenden Truppen noch einmal zu Stehen bekommen würde.
Inzwischen war jedoch auch das 1. Kürassierkorps in Grimsby eingetroffen und begann in das unverteidigte Hinterland der Briten gegen Nottigham und Birmingham vorzudringen.

Bild

Anfang August begann sich endlich der Erfolg des Unternehmens Neptun abzuzeichnen. Zwar stand die 9. Armee weiterhin unter erheblichem Druck und eine Vereinigung der beiden Brückenköpfe wurde weiterhin durch den hartnäckige Kampf der griechischen Division verhindert aber es trafen immer weitere Panzerdivisionen von Rommels Armee ein und konnten sofort in die Offensive übergehen.

Bild

Bild

Erst am 9. August konnte die inzwischen eingekesselte griechische Division zur Kapitulation gezwungen werden. Damit waren beide Landungsabschnitte endlich vereint. Die Versorgungslage der deutschen Truppen in East Anglia verbesserte sich nun spürbar. Die Engländer mussten jetzt auch ihre Angriffe auf Models Armee einstellen um sich den aus Norden und Westen vorstoßenden Panzerkeilen entgegenzuwerfen. Nach fünfwöchigem Kampf bekam das XXVII. Armeekorps endlich einmal Ruhe.

Bild
mot de Cambronne
Bild Bild

Benutzeravatar
Taras
Medicus
Medicus
Beiträge: 231
Registriert: 19. Juni 2014 11:58
:
AAR-Schreiber

London has fallen

Beitragvon Taras » 31. Mai 2016 19:38

Ab 12. August 1945 nahm die 28. Infanteriedivision im Verband des XXVII. Armeekorps den Vormarsch auf den Großraum London wieder auf. Der Weg war bereits durch die - zu Generalleutnant Hoth‘s Panzergruppe II gehörende - 17. und die 23. Panzerdivision gebahnt worden. Diese beiden Panzerverbände hatten den Auftrag, die untere Themse zu überschreiten, Dover einzunehmen und London von Süden abzuriegeln. Die Infanteristen von Generalmajor von Strachwitz marschierten durch die Ruinen der seit sechs Wochen tobenden Kämpfe und durch die Trümmer, die die Panzerdivisionen in einer breiten Fahrspur hinter sich gelassen hatten.

Bild

Major Stargard war damit beschäftigt, die Versorgung der 28. Division zu gewährleisten. Dazu gehörte nicht nur der Transport von Verpflegung, Munition sowie von Treib- und Schmierstoffen an die Front sondern auch der Abtransport der Verwundeten und Gefangenen zu den rückwärtigen Sammelstellen, Lazaretten und möglichst zu den funktionierenden Häfen.

Bild

Am 20. August hatte die 13. Panzerdivision unter Ritterkreuzträger Generalmajor Hellmut von der Chevallerie die Kanalküste bei Weymouth erreicht. In Grimsby am 1. August gelandet, war die Division im großen Bogen nach Leeds und Manchester in Mittelengland, weiter nach Liverpool an der Irischen See vorgestoßen, dann durch ganz England nach Süden über Bristol bis an die Kanalküste vorgeschnellt.
Etwas östlich versetzt erreichte einen Tag später die 11. Panzerdivision den Kanal, der England vom europäischen Festland trennte, bei South Hampton. Die Division unter der Führung von Generalmajor Hermann Balck war nun auch in England ihrem Ruf aus dem Frankreichfeldzug als ‚La division fantome‘ gerecht geworden. Ihr Divisionszeichen war das Gespenst auf flammenden Rädern. Damit waren alle nennenswerten alliierten Kampfverbände auf den britischen Inseln im Raum London-Portsmouth zusammengedrängt.

Bild

Bereits im Juni 45 war Field Marshal Bernard Montgomery – der Held von El Alamein - nach London berufen worden um die verfahrene Situation, in der sich das Empire befand, irgendwie zu retten. Nun im Chaos des ausgehenden August war der kühle Rechner kaum noch in der Lage, die sich auflösende britisch-alliierte Gefechtsordnung neu auszurichten. Von Hertfordshire und Essex drangen starke gegnerische Infanterieverbände in den Raum London vor und von Gloucestershire, Wiltshire und Hampshire wirbelten deutsche Panzertruppen aufgelöste alliierte Brigaden vor sich her und drängten diese ebenfalls in den Großraum London.
An den Lagekarten begann sich das Desaster abzuzeichnen. Der Kampf ging zu Ende, das war unverkennbar!
Die Themse und das Stadtgebiet London dienten den Truppen unter Montgomery als Bastion. Von hier aus befahl er kategorisch Angriffe zur Abriegelung des deutschen Vorstoßes nach Dover und Angriffe nach Norden um den Druck von den Truppen zu nehmen, die sich hinter dem Themsebogen westlich Slogh verschanzt hatten.

Druck erzeugt Gegendruck. Der Angriff der alliierten Truppen aus dem Raum London gegen die westlich von London vorgehenden deutschen Verbände, brachte die 10. Panzerdivision von Generalmajor Walter Krüger in ernste Schwierigkeiten. Das zur Division gehörende Panzer-Artillerie-Regiment 90 wurde in der Bereitstellung erwischt und fast vollständig zerschlagen. Auch die daneben vorrückende 6. Panzerdivision musste ihren Angriff auf die Themseschleife einstellen, weil sie von dem britischen Gegenangriff überrascht wurde. Rommel, der Kommandeur der 1. Panzerarmee, eilte an die Front und so stand er hier noch einmal seinem Kontrahenten aus Afrika quasi direkt gegenüber. Diesmal war die erdrückende Überlegenheit in der Luft und zu Land jedoch auf der Seite der Deutschen.
Um den befohlenen Angriff auf den Themsebogen fortsetzen zu können, forderte Rommel Entlastungsangriffe gegen London an.

Generalfeldmarschall Manstein, der Befehlshaber des Unternehmens ‚Neptun‘ wollte den Kampf in bebautem Gelände - und insbesondere den Kampf um die Welthauptstadt London mit den unvergleichlichen Bauten und Kulturschätzen in jedem Fall vermeiden nun blieb ihm jedoch nichts anderes übrig.
Am 21. August erteilte Manstein Generalleutnant Weiss die Weisung, mit seinem XXVII. Armeekorps den Angriff auf das verteidigte London zu eröffnen. General Weiss gab zu bedenken, dass seine vier Divisionen dringend der Auffrischung bedurften und nach den vorhergegangenen langwierigen Kämpfen für die erteilte Aufgabe nur bedingt bereit waren.
Die Lage westlich von London duldete jedoch keinen Aufschub und so unterstellte Manstein der Angriffsgruppe noch die nördlich von London vorgehende 1. Luftlandedivision. Diese hatte 43 / 44 während des Russlandfeldzuges als 7. Fliegerdivision ohnehin zum XXVII. Korps gehört. Vor einem Jahr hatten die fünf Divisionen gemeinsam mit weiteren Truppen bei der Einnahme von Moskau zusammengewirkt.

London war auf einen Angriff durch Landstreitkräfte nicht explizit vorbereitet. Das Stadtgebiet wurde hauptsächlich durch die britische 5th Infantry Division unter Major-General Horatio Berney-Ficklin und die 10th Indian Infantry Division unter Major-General Wilfrid Lewis Lloyd verteidigt. Außerdem befanden sich zahllose Stäbe unterschiedlichster militärischer Organisationen in der Stadt und die britischen Verbände westlich von London nutzten die Stadt als Rückzugsgebiet, was jedoch insgesamt das Chaos auf Seiten der Verteidiger nur erhöhte.
Auf Druck des Generalfeldmarschalls Montgomery verließ der englische König, in der Nacht vom 22. zum 23. August die Hauptstadt und begab sich nach Scapa Flow. Churchill hatte London bereits im Juli Richtung Kalkutta verlassen um von der britischen Kronkolonie aus den Kampf gegen Deutschland und Japan zu koordinieren.
Am 23. August begannen die Verteidiger am Stadtrand zu weichen. Die 28. Infanteriedivision taste sich an der Themse in Richtung Stadtkern vor. Die Artillerie hatte den spärlichen Munitionsvorrat bereits am ersten Angriffstag verschossen und konnte jetzt nur sporadisch in die Kämpfe eingreifen, wenn Geschosse über die ungesicherten Versorgungswege nachgeführt wurden. Da sich auch die Luftwaffe aufgrund der engen Verzahnung der Kampftruppen ebenfalls zurückhielt, wurde der Kampf um London weitgehend durch die Infanterie geführt.

Strachwitz‘ Regimenter profitierten von dem energischen Vorgehen der 1. Luftlandedivision, die von Norden auf die Themse vorgehend, die Hauptlast der Kämpfe trug.

Bild

Die Nacht zum 24. August verbrachte Major von Stargard in der Gegend von Bow Creek an den Docks, wo der Lea Fluss in die Themse mündet. Im Bereich der 28. Division blieb es weitgehend ruhig. Man begrenzte sich meist darauf, vom Feind geräumte Positionen zu erkunden, zu besetzen und zu halten. Gefechtslärm drang nur aus Nordlondon, wo sich die Fallschirmjäger bereits bis an die City of London vorgearbeitet hatten.
Zivilisten nutzten die Gefechtspause in diesem Gebiet um aus den Kellern zu kriechen und sich Wasser aus dem Lea zu holen und um sich über den Stand der Dinge zu orientieren. Die 28. Division war nicht in der Lage, die Zivilisten zu unterstützen – dazu war die eigene Versorgungslage zu angespannt. So gut es ging, hielt man die Londoner aus den Kampfzonen heraus und siebte lediglich nach untergetauchten gegnerischen Soldaten durch.
Büchner hatte einen Jeep besorgt, der wohl zu einer hier eingesetzten amerikanischen Einheit gehörte. Das leistungsfähige kleine Fahrzeug wurde nun eingesetzt, um die Verbindung zu den Quartiermeistern der Division zu halten und um einfache Versorgungsaufgaben zu erfüllen.

Bild

Am 24. August brach der Kampfeswille der Briten zusammen. Die 28. Division konnte gleich am Morgen den Lea an mehreren Stellen überwinden und zügig in Richtung City vorstoßen. Über den Dächern der Häuser konnte man die nach wie vor unzerstörte Kuppel der Saint Paul´s Cathedral sehen.

Bild

Am Abend hatten sie die Linie vom Themse Ufer durch die Tabak-Docks bis zum Royal London Hospital erreicht. Bis zum Tower war es nur noch etwas mehr als einen Kilometer. Generalleutnant Weiss ließ durchstellen, dass der Druck auf den weichenden Gegner nun ununterbrochen aufrechterhalten werden müsse. Der Sieg stand unmittelbar bevor!
Stargard ging dicht hinter den Angriffsspitzen des Infanterieregiments 15 vor um sich über die Ausstattung mit Munition auf dem Laufenden zu halten. Büchner bildete mit drei weiteren Soldaten seinen Führungstrupp. Feuer aus Handfeuerwaffen und Explosionen von Werfer- und Handgranaten erhellten die Nacht. Gegen verbunkerte Stellungen wurde die Panzerfaust eingesetzt. Etliche Gebäude waren in Brand geraten.
Ein Unteroffizier schleppte mit Unterstützung einiger Gefangener Verwundete durch die Trümmer nach hinten. Bei der Stellung von Major Stargard warf sich der Trupp stöhnend in Deckung um zu verschnaufen.
Der Obergefreite Büchner machte Stargard auf einen der Gefangenen aufmerksam. Der Dienstgrad des Gegners war nicht erkennbar. Er blutete aus mehreren notdürftig versorgten Wunden und befand sich offenbar in einem Zustand lethargischer Verwirrung.
„Herr Major hörn se ma!“ rief Büchner durch das sporadische Knattern der Schützenwaffen. „Der brabbelt ständig wat vonne Rewen.“
Stargard winkte den fremden Unteroffizier heran. „Was ist mit dem Gefangenen?“
„Tut mir leid Herr Major, mein Englisch ist nicht so gut. Der muss was an Kopf bekommen haben. Irgendwas ist mit irgendwelchen Raben los.“
Der Gefangene bemerkte, dass über ihn geredet wurde. Mit zitternden Händen wies er in Richtung London Tower und rief in möglichst klarem Englisch: „The ravens are gone!“ Er schüttelte verzweifelt den Kopf. „It's all lost!“

Am Morgen des 25. August 1945 wichen die letzten kampffähigen britischen Truppen aus dem Stadtgebiet nach Südwesten zurück. An die 28. Infanteriedivision war der Haltebefehl erteilt worden um sinnlose Opfer zu vermeiden. Bis zum Mittag des heißen Sommertages wurden die letzten Kämpfe vereinzelter Widerstandsnester eingestellt.
London war gefallen!

Bild
mot de Cambronne
Bild Bild

Benutzeravatar
Taras
Medicus
Medicus
Beiträge: 231
Registriert: 19. Juni 2014 11:58
:
AAR-Schreiber

London has fallen

Beitragvon Taras » 7. Juni 2016 18:59

Nach der Einnahme Londons begann sich im britischen Heer die Agonie wie eine ansteckende Krankheit auszubreiten. Alle Anstrengungen schienen vergebens gegen die immer überlegen agierenden ‚bloody Huns‘ mit ihrer schrecklichen Effektivität. Die englischen Soldaten, die bisher willig ihren Offizieren gefolgt waren, wurden zunehmend apathisch. In immer mehr Einheiten ging die Führung verloren. Am Südufer der Themse wurde der Kessel um Montgomerys Divisionen ständig enger geschnürt.

Bild

Am 31. August 1945 begann der Schlussakkord des Kampfes um England. Westlich von London wurden im Themsebogen bei Slogh die verbliebenen alliierten Truppen zusammengedrängt. Auf britischer Seite kämpften neben den einheimischen Soldaten, Truppenteile aus dem gesamten Commonwealth. Kanadier, Australier und Neuseeländer kämpften an der Seite von Südafrikanern, Indern und Gurkhas aus dem Himalaja. Mehrere dänische und jugoslawische Divisionen, die im Exil aufgestellt worden waren, strandeten hier ebenso, wie die brasilianischen Regimenter, die unter britisches Kommando gestellt waren. Mit den Trümmern der britischen Einheiten wurden auch zahlreiche US-amerikanische Truppen von der deutschen Panzerwalze fortgespült.

Bild

Am Morgen des 1. September, baten die Briten im Kessel von Slogh um einen Waffenstillstand. Field
Marshal Montgomery war klar geworden, dass jeder weitere Widerstand zwecklos war und den ‚ehrenvollen Heldentod‘ wollte er seinen Männern ersparen. Ein junger Major in Begleitung eines Trompeters mit der weißen Fahne, überschritt im ersten Morgengrauen die Kampflinien und wurde unverzüglich zu Feldmarschall Rommel geleitet. Der Kommandeur der 1. Panzerarmee hatte sein Quartier in einem Wäldchen am Südufer der Themse zwischen Windsor und Maidenhead bezogen um die abschließenden Angriffe seiner Panzerdivisionen zu koordinieren. Dem erbetenen Waffenstillstand stimmte Rommel sofort zu und er lud den Befehlshaber der verbliebenen britischen Truppen noch zum selben Tag zu den Kapitulationsverhandlungen ein.
Die anwesenden Stabsoffiziere konnten dem alten Hasen die Aufregung anmerken. Rommel überlegte, ob die Verhandlungen im nahegelegenen Windsor Castle geführt werden sollten. Dies wäre ein würdiger Rahmen für solch einen überragenden Sieg. Er entschied sich dann jedoch für sein eher spartanisches Stabszelt, weil er nicht vorhatte, seinen langjährigen Gegner zu demütigen.

Rommels Überlegungen blieben jedoch unerheblich, denn als Montgomery gegen Mittag im Stab der 1. Panzerarmee erschien, wurde rasch deutlich, dass er sich in jedem Fall gedemütigt fühlte. Montgomery war am rechten Bein durch mehrere Granatsplitter schwer verletzt worden. Den Verband ließ er durch seine Hose verbergen, das Humpeln konnte er jedoch nicht unterdrücken. Er hielt sich stolz aufrecht, das Kinn vorgestreckt, als wenn er hier das Kommando führe. Den Blickkontakt mit seinen Gegnern vermied er und er sprach in lautem akzentuiertem Ton lediglich mit seinen Begleitoffizieren und Dolmetschern. Die Verhandlungen verliefen dann recht kurz, da es nicht viel zu verhandeln gab. Von den 14 Divisionen im Kessel waren nur noch wenige Regimenter kampftauglich. Von Anfang an machte die englische Führung deutlich, dass sie allein für die Truppen im Kessel sprechen können und keineswegs das Mandat für die anderen Truppen auf den britischen Inseln habe. Der Vorschlag, des britischen Kommandos, die englischen Offiziere gegen das schriftliche Ehrenwort, nicht mehr in diesem Krieg zu kämpfen, zu entlassen, musste Rommel ablehnen. Er konnte lediglich zusichern, dass alle Kombattanten gemäß der Haager Landkriegsordnung sowie nach dem Genfer Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen behandelt werden würden.
Resigniert unterzeichnete der 58jährige Field Marshal Bernard Montgomery die Kapitulation seiner Armee.

Bild

Nach der Unterzeichnung trat Rommel auf Montgomery zu. Hier standen sie sich nun tatsächlich Auge in Auge gegenüber. „Herr Feldmarschall.“ begann Rommel und verfiel, sichtlich erregt, in seine pfälzische Mundart. „Ich möchte mich bei ihnen persönlich bedanken, dass sie der Vernunft gefolgt sind und das Leben so vieler Männer auf beiden Seiten der Front geschont haben.“
Montgomery ließ seinen Blick von oben auf Rommel herabgleiten. Nach der Übersetzung erwiderte er in distanzierten nasalen Ton ebenso von oben herab: „Ihr Dank ist Makulatur! Und ich würde gern auf das persönliche Gespräch mit Ihnen verzichten, denn es gibt nichts was mich – den Verteidiger der Heimat, mit Ihnen – dem Brandstifter verbindet! Guten Tag!“ Damit ging er mit über 100.000 seiner Männer in Gefangenschaft.




Das XXVII. Armeekorps war nicht an den Kämpfen um Slogh beteiligt. Die vier Divisionen wurden vorerst zu Sicherung Londons und des Umlandes eingesetzt. Die 28. Infanteriedivision sicherte das rückwärtige Gebiet der 1. Panzerarmee. Die Versorgungslage war nach wie vor angespannt und Oberstleutnant Karl – der Ib der 28. Division sowie der ihm unterstellte Freiherr von Stargard hatten alle Hände voll zu tun um die Kampfbereitschaft der Truppe in möglichst kurzer Zeit wieder zu gewährleisten.

Im Abschnitt des Infanterieregiments 15 war Major Stargard auf der Suche nach dem Quartiermeister als er zufällig auf den Regimentskommandeur Oberstleutnant Schmidt traf. Schmidt, ein vierschrötiger rotgesichtiger Reserveoffizier, weit jenseits der 50, putzte gerade einen seiner Bataillonsführer herunter, als ihm der Offizier aus dem Divisionsstab vor das Visier lief.
„Sie kommen mir gerade richtig!“ brüllte er Stargard schon von Weitem an und stürmte auf ihn los. „Was ist das hier für eine Riesensauerei!“
„Herr Oberstleutnant, gestatten Sie…“ versuchte Stargard zu melden. Doch weiter kam er nicht.
Schmidt stand nun unmittelbar vor ihm. Die Fäuste in die fetten Hüften gestemmt brüllte er erbarmungslos weiter. „So eine gottverdammte Scheiße! Ihr rammelt Euch durch ganz London und meine Männer müssen hier mit Steinen schmeißen, weil Leute wie Sie zu unfähig sind Munition nach vorn zu schaffen. Die Bagage mag ich! Bei den Pimpfen und in der HJ mit völkischem Geist bedrieselt anstatt deutsche Tugenden wie Fleiß und Pflichterfüllung zu lernen.
Halten Sie die Schnauze, ich will keine von Ihren saublöden Ausreden hören. Traben Sie bloß ab und lassen sie sich erst wieder hier blicken, wenn Sie in der Lage sind, Ihre Aufgabe zu erfüllen!“
Damit ließ er Stargard verdattert zurück und stampfte davon – auf der Suche nach einem neuen Opfer an dem er seine Wut auslassen konnte. In seinem Fahrwasser folgten seine Bataillonsführer und die Offiziere seines Stabes – alle deutlich erleichtert, dass das Gewitter auf jemand anderes herniedergefahren war.

Major Stargard war in seinem hilflosen Zorn vorerst sprachlos. So hatte ihn seit dem Polenfeldzug niemand mehr heruntergeputzt. Als junger Leutnant hatte er es damals zu verantworten, dass seine Männer den Angriff auf eine polnische MG Stellung abgebrochen und sich im Gelände verkrümelt hatten. Und nun als Major und Offizier im Divisionsstab eine solche ungerechtfertigte Demütigung.

Der Regimentsquartiermeister Hauptmann Dernitz war auf einmal wie aus dem Nichts aufgetaucht. „Herr Major, nichts für ungut. Sie wissen doch wie der Alte drauf ist. Der macht hier jeden zur Schnecke. Und denn grade jetzt noch, wo sich seine Tochter zu Haus von dem polnischen Ostarbeiter hat schwängern lassen.“ Dernitz wollte den Stabsoffizier gütlich stimmen, weil er befürchten musste, dass die Blitze weiter nach unten abgeleitet werden könnten.
Stargard winkte mit unsicherer Hand ab. „Dernitz, jetzt nicht. Ich kann jetzt nicht. Büchner übernehmen Sie das mal.“ Damit trat er beiseite und versuchte sich mit vor Wut zitternden Händen eine Zigarette anzustecken.
Der Obergefreite Hugo Büchner trat an Dernitz heran. „Herr Hauptmann, wir sind mit 6 Lkw durch ungesichertes Gelände nach vorn gestoßen. Die stehen dahinten bei dem Gehöft an der Scheune und auf dem Hof und da sind nur die sechs Fahrer dabei. Wir haben Kisten 7-92er Munition kurz und lang und Granaten für die Panzerfaust dabei. Aber nur drei Ladungen sind für euch, die anderen drei gehen an die 7er. Fourage gibt’s nicht, da müssen Sie wohl weiter requirieren.“
Der Quartiermeister fluchte herzhaft und reichte Büchner eine Zigarette.
Büchner dankte und fuhr fort. „Wir brauchen die Laster noch heute Abend in London zurück. Ich würde darum vorschlagen, dass Sie ein paar Männer rüberschicken um den Kram zu übernehmen. Aber Vorsicht, das sind amerikanische Beutewagen – nicht dass Ihre Leute anfangen rumzuballern.
Und dann lassen Sie bitte noch ein paar Männer zur Sicherung zurück. Wir wollten ja nicht, dass eine paar Heimatgardler denken, sie könnten hier noch den Krieg gewinnen indem sie unsere schönen Studebaker in Klump hauen.“
„Warum sollen wir die Wagen sichern, wenn uns nur die Hälfte der Ladung gehört?“ Dernitz wollte noch einen Vorteil für seine Einheit herausschinden.
Büchner erkannte die Richtung der Frage. Er grinste den Hauptmann breit an. „Weil Sie von dem Herrn Major höflichst darum gebeten werden!“
Dernitz kratzte sich hinter dem Ohr. Hier war wohl nichts zu machen. Dann ging er rasch zu seinem Kübel und kramte eine Flasche Whiskey hervor. Die drückte er Büchner in die Hände: „Hier, das einzig vernünftige was das Scheißland hervorbringt! Die ist für Deinen Major, damit er das 15. Regiment in nicht ganz so schlechter Erinnerung behält.“




Die Kämpfe in England waren mit Montgomerys Kapitulation noch nicht beendet. Jedoch die wenigen alliierten Divisionen konnten den weit überlegenen deutschen Verbänden keinen nennenswerten Widerstand entgegen setzen. Cornwall und Wales wurden eingenommen. Die Gebirgsjäger drangen Nordirland entgegen und die deutschen Panzerdivisionen eilten nach Schottland um dieses schwierige Terrain einzunehmen, bevor sich dort eine Verteidigung etablieren konnte. Anfang Oktober wurde Scapa Flow – der wichtige britische Kriegshafen auf den südlichen Orkney Inseln eingenommen. Die englische Flotte hatte sich zurückgezogen und die Anlagen so gut es ging unbrauchbar gemacht.

Am 12. September versuchte das Royal Air Force Bomber Command unter Luftmarschall Sir Arthur Harris noch einen verzweifelten Angriff auf das Ruhrgebiet. Mit annähernd 300 Bombern wollte Harris einen Entlastungsschlag gegen Dortmund führen, bevor die deutschen Truppen in England soweit vorgerückt waren, dass keine Flugplätze mehr zu Verfügung standen, von denen aus gegen das Reichsgebiet operiert werden konnte.

Bild

Die circa 200 Handley Page Halifax und 100 Avro Lancaster Bomber hatten den Auftrag 1.800 Tonnen Spreng- und Brandbomben auf Dortmund abzuwerfen. Harris wollte die deutsche Bevölkerung spüren lassen, welchen Preis die Fortsetzung des Krieges kosten würde. Seine Bomber waren ohne Begleitschutz unterwegs und ab der deutsch-belgischen Grenze fielen die Abfangjäger der Reichsluftverteidigungsgruppe I von Generaloberst Wolfram Freiherr von Richthofen über sie her. Nur den wenigsten Briten gelang es zum befohlenen Ziel durchzubrechen. Die 3. Strategische Gruppe wurde fast völlig ausgelöscht.

Zwei Tage später ereilte auch Harris das Schicksal. Beim Rückzug seines Stabes nach Nordirland wurde seine Westland Lysander Mk III von einer Rotte Me-262 erwischt. Nahe Belfast wurde der Mann begraben, der die deutschen Städte nach ihrer Brennbarkeit einteilen ließ und der geglaubt hatte Deutschland mit einem strategischen Bombenkrieg bezwingen zu können.

Auf dem britischen Kriegsschauplatz gestaltete sich das Übersetzen nach Nordirland langwieriger als geplant. Immer wieder gelang es der Royal Navy mit ihren Störangriffen den Übergang der deutschen Truppen über den North Channal zu verhindern. Erst nachdem die Luftwaffe gegen die britischen Kräfte in der Irischen See eingesetzt wurde, konnte das Heer nach Nordirland vordringen.
Belfast wurde durch eine kanadische Division unter englischem Kommando verteidigt. Die Gebirgsjäger des LII. Armeekorps benötigten mehrere Tage um die hartnäckigen Kanadier aus der Stadt zu drängen. Diese wichen nach Süden aus und überschritten hinter Newry die Grenze zum neutralen Irland. Irland sah sich weder diplomatisch noch militärisch dazu in der Lage, die britischen Truppen zu internieren.

Bild

In Berlin wurde der irische Botschafter einbestellt. Der deutsche Außenminister Carl Heinrich Albert Freiherr Dufour von Féronce machte dem irischen Botschafter in aller Schärfe deutlich, dass sich Irland durch sein Unterlassen wie eine Kriegspartei aufführe und entsprechend behandelt werden würde. Ultimativ forderte er die irische Regierung auf, alle Truppen fremder Mächte, die sich mit Deutschland im Krieg befänden, unverzüglich zu internieren.
An die Heeresgruppe E unter Generalfeldmarschall Manstein erging die Weisung, sich darauf vorzubereiten, gegen Irland vorzugehen, wenn dieses nicht in der Lage wäre, seine Neutralität durchzusetzen.

Am 18. November 1945 trat Eduard Hempel – der deutsche Botschafter in Dublin den schwersten Gang an seiner diplomatischen Karriere an. Unter Verweis auf äußerste Dringlichkeit hatte er einen Termin beim irischen Außenminister Richard Mulcahy erbeten.
Hempel rechnete sich bisher zu, durch sein geschicktes Agieren, seine guten diplomatischen Kontakte und seine engen Verbindungen in die irische Gesellschaft, Irland im Spannungsfeld des benachbarten übermächtigen Großbritannien auf dem Weg der Neutralität bestärkt zu haben. Nach dem Sturz der NSDAP im Frühjahr 43 war er vom deutschen Außenministerium als Fachmann in seinem Posten bestätigt worden, obwohl er sich vorher mehrfach als überzeugter Nationalsozialist präsentiert hatte.
Ab Mai 45 hatte er seine diplomatischen, informellen und geheimdienstlichen Bemühungen in Irland noch einmal verstärkt. Jetzt galt es nicht mehr die Neutralität zu wahren, sondern Irland sollte auf die Seite des Deutschen Reiches gezogen werden. Mit der sich abzeichnenden englischen Niederlage könnte nach jahrhundertelanger Unterdrückung endlich die ganze Insel frei werden. Ganz unverblümt machte Hempel der irischen Regierung das Angebot, dass für die Kriegsbeteiligung auf deutscher Seite oder wenigstens für die wohlwollende Neutralität die Übergabe Nordirlands an die Irische Republik lockte. Weite Kreise des irischen Establishments waren diesen Ideen gegenüber sehr aufgeschlossen. Allein die Angst, dass das kleine Irland zwischen die Mahlsteine geraten würde hielt die Regierung zurück.
Heute waren all diese Bemühungen zerschlagen!
Auch Mulcahy konnte sich ausrechnen, worum es bei diesem Dringlichkeitstermin ging, darum hatte er den 78 jährigen Präsidenten der Republik Irland Eoin MacNeill hinzugebeten.
Botschafter Hempel sprach sein tiefstes Bedauern aus und verlas dann die Note des deutschen Außenministeriums. In diplomatischem Prozedere wurde erklärt, dass die Republik Irland nicht bereit oder in der Lage sei, die Pflichten der neutralen Partei zu übernehmen. Feindliche Kräfte agierten offen auf irischem Territorium und gegen das Deutsche Reich. Damit habe Irland unbestreitbar den Cassus Belli geschaffen. Die Wehrmacht habe demzufolge die Aufgabe erhalten, Irland als Bedrohungsfaktor auszuschalten.

Bild

Am 5. Dezember fand sich in Dublin die neue irische Regierung unter dem erst 46jährigen Seán Francis Lemass zu ihrer Konstituierenden Sitzung zusammen. Einer der ersten Schritte der Regierung, war der Beitritt zur Achse Berlin-Rom-Tokio.

Bild

Das Deutsche Reich hatte damit seine Kriegsziele erreicht. Die drei Hauptbedrohungen Frankreich, Russland und England waren ausgeschaltet. Der Frieden lag trotzdem noch in weiter Ferne denn die Gegner fanden Rückhalt bei den mächtigen Amerikanern und weder England noch die Freifranzosen zeigten sich zu einem Friedensschluss bereit.

Darüber hinaus standen die beiden stärksten Verbündeten des Deutschen Reiches Italien und Japan im Dezember 1945 kurz vor dem Zusammenbruch.
mot de Cambronne
Bild Bild

Benutzeravatar
Taras
Medicus
Medicus
Beiträge: 231
Registriert: 19. Juni 2014 11:58
:
AAR-Schreiber

Das Blatt hat sich gewendet

Beitragvon Taras » 15. Juni 2016 17:31

Während die Kämpfe um die britischen Inseln zu Ende gingen, waren brasilianische Einheiten mit anglo-amerikanischer Unterstützung in Casablanca gelandet. Damit hatten die Alliierten das italienische Expeditionskorps in Nordafrika wieder in eine katastrophale Lage manövriert. Seit der Vernichtung der alliierten Landungsarmee in Italien im Mai diesen Jahres, hatten sich die Italiener noch nicht wieder gesammelt. Sie hatten im Sommer 45 ganz Libyen verloren und wurden nun Schritt für Schritt aus Algerien in Richtung Marokko verdrängt. Der Rückzug wurde ihnen durch die brasilianische Landung abgeschnitten und das Expeditionskorps mit 16 italienischen und bulgarischen Divisionen war verloren.
Der Verlust Nordafrikas wäre eine schwerwiegende strategische Bedrohung für das Deutsche Reich, noch schwerer wogen aber die politischen Folgen. Das faschistische Regime unter Benito Mussolini war durch die ständigen Niederlagen und auch durch den Sturz der faschistischen Bewegung in Deutschland völlig diskreditiert. Es fehlte nur noch der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen würde. Die deutsche Botschaft in Italien warnte vor der explosiven Stimmung in der Bevölkerung und die Abwehr unter Walter Schellenberg informierte, dass Mussolini nicht mehr zu halten war. Die, bei dessen Sturz zu erwartenden, Unruhen würden wohl den Verlust des italienischen Bundesgenossen bedeuten.
Eine schwierige Lage.



Fast noch katastrophaler sah es bei dem japanischen Bündnispartner aus.
Die Alliierten hatten die Seeherrschaft im chinesisch-japanischen Meer erobert und die Hauptinseln des Japanischen Kaiserreiches von jeglichen Verbindungen gekappt.
Nach und nach wurden die unversorgten japanischen Positionen eingenommen. Die gefürchtete Kwantung-Armee brach - permanent unterversorgt - zusammen und wurde in die Mandschurei zurückgedrängt.
Anfang Dezember 1945 wagten die Amerikaner den Sprung auf die Hauptinseln und landeten auf Shikoku. Die Kaiserliche Armee stand größtenteils an vielen Fronten außer Landes. Japan schien verloren

Bild

Glücklicherweise war im Frühjahr 45 – nach dem Sieg gegen Russland – die 17. Armee unter dem 62 jährigen Generaloberst Richard Ruoff nach Japan verlegt worden um dort den Kern eines asiatischen Engagements des Deutschen Reiches zu bilden. Auf Ruoff und seinen 9 Divisionen ruhte nun die ganze Verantwortung, das japanische Kaiserreich zu halten, bis Unterstützung eintreffen könnte.

Als erste Maßnahme wurde Richthofens Luftverteidigungsgruppe mit drei Geschwadern Abfangjägern nach Japan verlegt um den amerikanischen Bombenterror gegen die japanischen Städte einzudämmen.
Die Staffeln dieser Luftverteidigungsgruppe hatten das Ruhrgebiet mit Heinkel Strahlflugzeugen He-162 „Salamander“ verteidigt. Trotz der erstaunlichen Leistungsfähigkeit war bereits hier auch viel Kritik laut geworden. Es wurde die geringe Reichweite und die schwache Zelle beklagt. So gingen weit mehr Piloten durch Unfälle und Bruchlandung verloren als durch die Abwehr der gegnerischen Bomberpulks.

Bild

Mit der Verlegung der Abfangjäger einher, ging die Verlegung von 22 U-Booten der Kriegsmarine. Dabei handelte es sich um Boote des modernsten Typ XXI. Gegenüber den technisch überholten Typen VII und IX waren Maschinenleistung, Reichweite und Tauchtiefe erhöht worden. Entscheidend aber waren die weiteren Neuerungen.

Bild
U-Boot-Klasse XXI
Verdrängung: über Wasser 1.620 t, Getaucht 1.820 t
Länge: 76,7 m, Breite: 6,6 m
Antrieb: 2 MAN 6-Zylinder Dieselmotoren mit je 2.000 PS, 2 × Doppel-E-Motoren SSW GU365/30 je 2.500 PS, 2 E-Motoren für die Schleichfahrt zusammen 230 PS
Max. Geschwindigkeit: Aufgetaucht 18 kn, Getaucht 16,5 kn
Reichweite: über Wasser 15.500 sm bei 10 kn, Getaucht 340 sm bei 5 kn
Bewaffnung: 6 Bugrohre mit 20 Torpedos, Tauchtiefe: 220 m (max 300 m), Besatzung: 56 Mann


Durch Co2 Bindung und Sauerstoffreserven konnten die Boote 150 Stunden getaucht bleiben. Die Kommunikation der U-Boote verlief mittels der neuen Rotor-Chiffriermaschine Enigma-M5, mit 5 Chiffrierwalzen und frei programmierbarer Verstöpselung.
Zur Funkmessbeobachtung bzw. Warnung vor gegnerischer Radarstrahlung diente der Impulsverstärker „Fu MZ 6 Naxos Ia“.
Auf dem Empfangskopf des Ausfahrrohres war zur Ortung von Suchscheinwerfern gegnerischer Marineflieger, ein Infrarot-Rundwarnsichtgerät „Flammingo II“ von NVK/Zeiss installiert.
Das Funkmessgerät 84 „Berlin U II“ ermöglichte die aktive Ortung von Luft- und Seezielen bei Überwasserfahrt. Bei Unterwasserfahrt konnte es jedoch nicht verwendet werden. Wegen der geringen Einbauhöhe waren die durchschnittlichen Ortungsreichweiten relativ gering aber ein feindlicher Zerstörer konnte auf 4 bis 5 km ausgemacht werden. Ein 1.500-BRT-Handelsschiff konnte auf 6 km und ein 6.000-BRT-Handelsschiff auf 10 km erkannt werden. Luftziele wurden je nach Flughöhe bereits aus 9 bis maximal 40 km identifiziert.
Für den Unterwasserkampf war die Horchanlage „Balkon“ eingebaut. Das unter dem Bug angebrachte passive akustische Gruppenhorchgerät arbeitete mit 2 × 24 hufeisenförmig angeordneten Membran-Kristall-Hydrophonen. Die Auswahl der Peilrichtung erfolgte rein elektronisch. Unter günstigen Bedingungen konnten mit dem Gruppenhorchgerät Einzelschiffe auf bis zu 20 km und Geleitzüge bis 100 km Entfernung entdeckt werden.
Weiter verfügten die Boote über das aktive akustische Horizontal-Lot „Nibelung“, das mit wenigen Impulsen Richtung, Entfernung und ungefähre Geschwindigkeit des Gegners ermitteln konnte. Hiermit war der Abschuss von Torpedos ohne Sehrohrkontrolle möglich. Die empfangenen Schallwellen wurden von einem speziellen Analogrechner (Torpedorechner) verarbeitet. Die errechneten Einstellungen wurden fortlaufend elektromechanisch auf die Torpedos übertragen, wobei lageunabhängige Torpedos aus maximal 20 m Tiefe abgeschossen werden konnten. Abhängig von den Wasserverhältnissen betrug die Peilentfernung bei langsamer Tauchfahrt und größeren Schiffen 5 bis 10 km.
Der Schnorchel der Boote war mit einem, bei der Funkortung reflexionsmindernden Gummiüberzug, geschützt. Die Boote verfügten im Weiteren über verschiedenartige Täuschkörper und Scheinziele die ausgestoßen werden konnten um einen verfolgenden Gegner in die Irre zu führen.

Die Hauptwaffe dieser modernen Boote war der elektrisch angetriebene Torpedo VII „Geier“. Dabei handelte es sich um einen lageunabhängigen Torpedotyp, d. h. er konnte aus jeder Lage des U-Bootes zum Feind heraus abgeschossen werden und suchte sich nach einer vorgegebenen Sicherheitslaufstrecke sein Ziel selbständig. Hierfür verfügte der Torpedo über eine aktive akustische Eigenlenkung mittels Echopeilung. Die Präzision war um einiges höher als die der Torpedos V und VI „Zaunkönig“, und die „Foxer“-Täuschkörper der Alliierten waren hiergegen wirkungslos.


Ende Dezember waren auf Shikoku bereits mehr als 20 amerikanische Divisionen festgestellt worden. Ruoffs unterlegene Korps konnten lediglich versuchen, den Übergang der Amerikaner auf die Hauptinsel Honshu zu verhindern.

Bild

Unter den hartnäckigen Angriffen der Amerikaner begann die deutsche Verteidigung jedoch zu zerbröckeln. Auch die drei Abfangjagdgeschwader Richthofens waren zu diesem Zeitpunkt abgekämpft und hatten hohe Verluste zuverzeichen.
Die Wehrmachtsführung musste nun rasch reagieren. Die Luftverteidigungsgruppe II sowie die Luftflotten I, II und III mit insgesamt 1.500 Bomben- und Jagdbombenflugzeugen wurden auf den asiatischen Kriegsschauplatz geworfen. Die rasche Verlegung war nur möglich, indem Russland gezwungen wurde, den Überflug und einige Zwischenlandungen mit notwendiger Versorgung zu dulden.

Die taktischen Bomberverbände der Reichsluftwaffe hatten ab Sommer 45 das neue Standardmodell von den Arado Flugzeugwerken erhalten. Bei der Ar 234 B-2 „Blitz“ handelte es sich um einen einsitzigen, kleinen, leichten und äußerst schnellen taktischen Bomber. Das Einsatzkonzept sah vor, dass der Bomber aufgrund seiner Geschwindigkeit und Steigleistung nicht abfangbar sein sollte. Darum hatte er anfangs keine eigene Abwehrbewaffnung und die Abwurfmunition musste an Außenstationen mitgeführt werden.

Bild

Unmittelbar nachdem sich die deutschen Luftflotten im Raum Osaka - Kobe reorganisiert hatten, nahmen sie den Luftkrieg gegen die gelandeten Amerikaner auf. Das effektivste Mittel hierzu war nicht die Bekämpfung der gegnerischen Truppen selbst, sondern der Angriff auf ihre Versorgung.
In einem zweitägigen Einsatz wurden zuerst die Flugfelder um die Hafenstadt Kōchi zerschlagen.

Die Amerikaner hatten hier ihre neuen strahlgetriebenen Lockheed P-80 Shooting Star stationiert, die den deutschen Luftwaffen Geschwadern schwer zusetzten. Nachdem jedoch die Startbahnen und die Flugplatzlogistik zerstört waren, war die Luftherrschaft über Japan errungen.
Im nächsten Schritt wurde der Hafen von Kōchi zerbombt und die gesamte Infrastruktur – Straßen, Schienen, Brücken – auf Shikoku zerschlagen. Damit saßen die amerikanischen Landstreitkräfte auf dem Trocknen und mussten ihre Angriffe einstellen. Ruoffs Divisionen waren nun zuversichtlich, dass sie Japan unter den gegebenen Verhältnissen halten konnten.



Das deutsche Oberkommando wollte eigentlich ein erneutes Engagement in Nordafrika vermeiden und hatte den Achse-Partnern diese Aufgabe gestellt. Die desaströse Lage des italienisch-bulgarischen Expeditionskorps erzwang jedoch im Januar 1946 das Eingreifen deutscher Truppen.

Walter Schellenberg – als Leiter der deutschen Abwehr – spann seine Fäden nach Rom in das Hauptquartier der königlich italienischen Armee. Die Generalität war mit dem unglücklichen Agieren des Duce Benito Mussolini im höchsten Maße unzufrieden. Auch war die revolutionäre Stimmung im Lande nicht mehr zu übersehen. Schellenbergs Verbindungsmänner machten ein Angebot, dass der Generalstab nicht ablehnen konnte. Der Preis für die Rettung der italienischen Truppen in Nordafrika, sollte ein Militärputsch gegen Mussolini sein. Ein Erfolg in Afrika sollte als Sieg des, von der faschistischen Diktatur befreiten, Militärs dargestellt werden um damit der neuen Regierung der nationalen Einheit unter König Viktor Emanuel III. Legitimität zu geben.

Weil die deutsche Marineinfanterie im Nordatlantik mit der Einnahme der Shetlandinseln und der britisch besetzten Färöer-Inseln gebunden war, erhielten das XVIII. Armeekorps von Generalleutnant Eglseer und das LII. Armeekorps unter General Ott den Auftrag, die Italiener rauszuhauen. Mit einer Seelandung in Casablanca sollte das brasilianische Expeditionskorps abgeschnitten und vernichtet werden. Wenn dadurch, die italienischen Truppen aus der Falle befreit waren, konnte von hier aus ganz Nordafrika aufgerollt werden. Die sechs deutschen Gebirgsjägerdivisionen hatten ihre Fähigkeit zur amphibischen Operation ja bereits in England bewiesen und auch die Kriegsmarine sammelte zunehmend Erfahrungen in dieser Kampfart.

Bild

Es gelang den Gebirgsjägern die Brasilianer in Casblanca zu überraschen und nach kurzem Kampf zu werfen. Der Druck auf die vor der Vernichtung stehenden Italiener ließ mit der unerwarteten deutschen Landung schlagartig nach. Bei den Kämpfen in Marokko wurde aber auch schnell deutlich, dass sich das englische Bollwerk von Gibraltar als äußerst hinderlich erwies.

Bild

Der Felsen an der Mündung des Mittelmeers in den atlantischen Ozean blockierte für die Achse nicht nur die Durchfahrt aller Marineverbände, er diente auch als unversenkbarer Flugzeugträger, der die Versorgung des deutschen Landungsabschnittes in Casablanca stark behinderte.
Von Land war die strategisch wichtige Festung durch das neutrale Spanien gedeckt. Allen diplomatischen Bemühungen zum Trotz, wagte es Diktator Franco nicht, sich auf die deutsche Seite zu stellen.
Also war ein Angriff von See erforderlich. Die schmale Felsenhalbinsel bot dafür aber wenig Raum. Aus dem Nordatlantik wurde Schörners 1. Marinekorps herangeholt um das gefährliche Unternehmen zu wagen.

Trotz der schwierigen Strömungsverhältnisse in der engen Wasserstraße, gelang es der Trägergruppe Marschall, die Sturmboote dicht an den Felsen zu bringen. In der Nacht zum 24. Januar gelang es den deutschen Marinesoldaten in Gibraltar Fuß zu fassen.
Im Morgengrauen gaben dann die Schiffsgeschütze und die Trägerflugzeuge der Kriegsmarine Feuerunterstützung. Der Hafen und die Stadt konnten im Verlaufe des 24.01. rasch eingenommen werden. Der Felsen und die Festung wurden jedoch von zwei britischen Brigaden unter Sir Archibald James Halkett Cassels hartnäckig verteidigt. Es dauerte fast drei Tage, bis Gibraltar endgültig in deutscher Hand war. Ein bedeutsamer Sieg, denn nun konnten die deutsche und die italienische Marine ungehindert zwischen Atlantik und Mittelmeer operieren.

Bild

Trotz der Öffnung der Straße von Gibraltar stießen die deutschen Gebirgsjäger bei ihrem Vormarsch von Marokko nach Oman dann doch sehr rasch auf unerwartete Schwierigkeiten.
mot de Cambronne
Bild Bild

Benutzeravatar
Taras
Medicus
Medicus
Beiträge: 231
Registriert: 19. Juni 2014 11:58
:
AAR-Schreiber

Das Blatt hat sich gewendet

Beitragvon Taras » 22. Juni 2016 17:28

Das 7. Kriegsjahr hatte begonnen, ohne das ein Frieden in greifbare Nähe gekommen wäre. Die deutschen Waffen hatten alle europäischen Gegner niedergeworfen und dennoch mussten neue Jahrgänge einberufen werden und noch immer waren deutsche Städte durch aus Nordafrika einfliegende Bomber bedroht.

Major Freiherr von Stargard hatte die Kämpfe in England glücklich und unversehrt überstanden. Von seinem Kommandeur, Generalmajor Graf Strachwitz wurde er aufgrund seiner Leistungen für die Kriegsakademie vorgeschlagen. Ende Januar 1946 erhielt er die Abkommandierung nach Groß-Lichterfelde. Hier in der ehemaligen Hauptkadettenanstalt Preußens war die neue Generalstabsschule eingerichtet worden. Stargard war sich der Ehre und auch der Aussichten auf seine künftige Karriere bewusst. Hier hatte nicht nur sein Vater das Offizierspatent erhalten. Dieser Ort hatte auch die Marschälle von Bock, von Rundstedt und von Manstein und zahlreiche andere berühmte Generale hervorgebracht.
Aber insbesondere ermöglichte ihm der im März beginnende Generalstabslehrgang, mit seiner frisch angetrauten Frau zusammenzuleben. Sie mieteten sich in Zehlendorf einige Zimmer in der Villa einer Offizierswitwe und konnten die Zeiten außerhalb des Dienstes fast wie im Frieden verbringen.
Doch der Frieden war noch in weiter Ferne und beide wussten, dass diese glücklichen Tage nur von kurzer Dauer sein würden.

Hier in der Reichshauptstadt waren die innenpolitischen Spannungen natürlich viel deutlicher zu vernehmen als an den Fronten. Reichsverweser Generaloberst Beck drängte vehement auf eine Neuordnung des Deutschen Reiches. Er war auch der prominenteste Vertreter derjenigen Strömung, die das Kaiserreich wiedererstehen lassen wollten. Zwar waren auch die Gegner eines neuen Kaiserreiches zahlreich, sie waren aber in viele unterschiedliche Interessenlagen aufgespalten.

Für den Herbst waren trotz des andauernden Krieges die Wahlen zu einer Reichsversammlung einberufen worden. Diese Reichsversammlung sollte dann über die weitere Zukunft des Deutschen Reiches entscheiden.



Ende Januar hatten die 22 U-Boote der Kriegsmarine ihre Fahrt um den halben Globus beendet und waren ohne nennenswerte Zwischenfälle in Japan angekommen. Die Amerikaner sammelten weiter Truppen und hatten den Sprung auf die anderen Inseln, trotz zahlreicher Versuche noch nicht geschafft.
Unter Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch wurde die Asiengruppe gebildet, zu der neben der 17. Armee, die Luftverteidigungsgruppen I und II, den drei Bomberflotten nun auch die U-Boote zugeordnet wurden. Einsatzziel der modernen Unterseeboote war die Unterbindung der amerikanischen Versorgungstransporte im japanischen und chinesischen Meer.
Japan verfügte noch über 6 Schlachtschiffe / Schlachtkreuzer und 11 Flugzeugträger und konnte unter der deutschen Luftdeckung die Eindämmung des amerikanischen Landungsabschnittes gewährleisten.

Bild

Innerhalb von vier Wochen verloren die Amerikaner Handels- und Transportschiffe in einem Umfang von 473.000 Bruttoregistertonnen. In Zusammenwirken mit der Zerstörung der Infrastruktur kam die Versorgung der in Japan gelandeten alliierten Truppen damit gänzlich zu Erliegen.

Bild

Im März wurde die Asiengruppe mit der 2. Armee unter Generalleutnant von Salmuth verstärkt. Die Armee bestand zwar nur aus sechs Divisionen, aber Brauchitsch schätze ein, dass er mit der nun verfügbaren Streitmacht, die Amerikaner von der Insel drängen konnte.

Bild

Mitte März begann Brauchitsch seine Offensive zu Befreiung der Insel Shikoku. Der Widerstand der amerikanischen Truppen war beim Übergang von Osaka auf die kleinste der vier Hauptinseln noch hinhaltend. Als aber die beiden Korps unter Hans von Salmuth auf Shikoku Fuß gefasst hatten, brach die gegnerische Führung völlig zusammen. Seit Januar ohne ausreichende Versorgung, waren die amerikanischen Soldaten nicht mehr einsatzbereit. Der gegnerische Kommandeur General Lesley James McNair suchte zutiefst verbittert über die offene Unfähigkeit der US Heeresleitung – die ihn und seine Männer in eine solch unhaltbare Position befohlen hatte - den Freitod. Beim Angriff der 299. Infanteriedivision auf Kōchi, stellte er sich den Deutschen mit seiner Colt M11 Dienstpistole entgegen und wurde versehentlich von den eigenen demoralisierten und desorganisierten Leuten über den Haufen geschossen.

Bild

Das Drama um den amerikanischen Brückenkopf fand erst in den drückend heißen Maitagen am Berg Imanoyama sein Ende. Nachdem sich die Deutschen verpflichtet hatten, die Amerikaner nach den Genfer Vereinbarungen zu behandeln und dies auch gegen die japanischen Verbündeten durchzusetzen, gingen 246.000 Amerikaner in Gefangenschaft. Auf Shikoku waren damit von März bis Mai 46 insgesamt 32 alliierte Divisionen untergegangen



In Nordafrika gingen die Kämpfe nur schleppend voran. Die deutschen Gebirgsjäger hatten die Aufgabe, die italienischen Verbündeten bei ihrem Vormarsch nach Französisch Algerien zu unterstützen. Die Offensive kam aber nicht in Gang, weil die Italiener zu keiner Zeit eine ausreichende Versorgung der Truppen in Nordafrika gewährleisten konnten. Nachdem bei den Gebirgsjägern der Hunger zu einem andauernden Problem wurde und die Truppe vermehrt Ausfälle wegen der schlechten Trinkwasserversorgung zu verzeichnen hatte, rief die Heeresleitung die beiden Armeekorps nach Casablanca zurück.
Mit dem italienischen Oberkommando wurde vereinbart, dass die Wehrmacht ihren eigenen Kampfabschnitt in Nordafrika eröffnen würde. Hierfür musste das 1. Marineinfanteriekorps nach der Einnahme Gibraltars eine weiteres Mal rann um die nächste wichtige Festung der Engländer im Mittelmeer einzunehmen – Malta.
Rommel hatte gesagt, Malta habe die Niederlage des Afrikakorps im Jahr 1943 verschuldet. Vom Hafen und vor allem von den Flugplätzen der Felseninsel konnten die Briten zuverlässig alle gegnerischen Versorgungskonvois bekämpfen. Bevor also noch einmal deutsche Truppen in Nordafrika kämpfen sollten, musste Malta in deutsche Hände fallen. Das Unternehmen Herkules wurde für Anfang Mai 46 angesetzt.

Bild

Kernstück des deutschen Angriffes war die Landung in der Bucht von Marsaxlokk. In den frühen Morgenstunden des 10. Mai wurde die erste Welle der 2. Marinesturmdivision mit Sturmbooten an die felsige Südküste der Insel geworfen. Die 1. Marinesturmdivision hatte die schwierige Aufgabe direkt in die Bucht von Marsaxlokk einzulaufen und von hier die Stadt einzunehmen.
Die Bucht wurde durch die beiden Forts Delimara und Benghaisa gedeckt. Um den deutsche Marineinfanteristen dennoch das Einlaufen zu ermöglichen, sollten das Schlachtschiff Tirpitz mit seinen acht 38 cm Geschützen und die beiden Schlachtkreuzer Scharnhorst und Gneisenau mit ihren 18 Kanonen im Kaliber 28 cm, das südliche Fort Benghaisa niederhalten. Das erste Angriffsziel der südlich gelandeten Marineinfanteristen war dann die Ausschaltung des Forts.
Die Niederhaltung des nördlichen Forts Delimara wurde der Fliegergruppe des Flugzeugträger Graf Zeppelin übertragen. Im rollenden Einsatz sollten die Ju-87T und die Fw-190T mit Bomben, Raketen und Bordwaffen gegen die Befestigung vorgehen bis die erste Marinesturmdivision Fuß gefasst hatte und das Fort von der Landseite einnahm.

Bild

Die Einnahme des Forts Benghaisa klappte dann auch wie geplant. Die Festungsbesatzung konnte die Salven der deutschen Schlachtschiffe nicht erwidern und musste mehrere Stunden den Beschuss über sich ergehen lassen. Als dann die Marineinfanteristen mit geballten Ladungen und Flammwerfern angriffen, war die Kampfmoral bereits schwer erschüttert.
Beim nördlichen Fort wurde es komplizierter. Die Angriffe der Trägerflugzeuge konnten das Feuer der Festungsbesatzung erfolgreich niederhalten, so dass die 1. Marinesturmdivision relativ unangefochten in die Bucht einlaufen konnte. Damit war die Festung aber noch nicht gefallen. Selbst drei 1.000 kg Bomben, die von den Stukas in das Fort geworfen wurden, konnten den Widerstand nicht brechen. Die Fliegergruppe der Zeppelin erlitt bei diesen Angriffen durch Flak und britische Abfangjäger so große Verluste, dass sie am Mittag des ersten Angriffstages nicht mehr einsetzbar war.
Da die Besatzung von Delimara zwar nicht kapitulierte aber durch die erfolgten Bombenangriffe auch kaum in der Lage waren, die Deutsche Landung wesentlich zu stören, entschloss sich Generalleutnant Schörner, den Trümmerhaufen nur abzuriegeln und statt dessen zügig gegen Valetta vorzugehen.
Am 14. Mai musste die britische Garnison von Malta kapitulieren. Ein wichtiger Pfeiler der britischen Herrschaft über das Mittelmeer war eingebrochen.

Schörners Marinekorps bekam nur kurz Ruhe um sich nach der Einnahme Maltas zu sammeln. Bereits am 24. Mai 46 erfolgte der nächste Schlag. Ohne auf Widerstand zu stoßen, gingen die deutschen Marineinfanteristen in Port Said am strategisch wichtigen Suez Kanal an Land.

Bild

Wie vereinbart eröffnete die Wehrmacht ihre eigene Afrika Front und schnitt dabei alle alliierten Truppen zwischen Algerien bis Ägypten von der Versorgung und vom Rückzug ab. Um den Brückenkopf abzusichern und um den Kanal zuverlässig zu sperren, wurden eilig die beiden Korps Gebirgsjäger von Casablanca nach Port Said verschifft.

Bild



Kurz nach der Landung in Ägypten wurde dann plötzlich auch die erstaunliche Passivität der Alliierten nachvollziehbar. Von der deutschen Aufklärung unbemerkt, hatten die Gegner die Rückeroberung Großbritanniens von Island aus vorbereitet.
Überraschend ging am 31. Mai ein starker amphibischer Verband im schottischen Glasgow an Land.

Bild

Der Hafen war unversehrt an die Alliierten gefallen, so dass rasch weitere Truppen in den eroberten Brückenkopf nachgeführt werden konnten.
Nach einem kurzen Schreckmoment, wurde im Stab der Heeresgruppe Manstein klar, dass das gegnerische Landungsunternehmen kaum Aussichten auf Erfolg hatte. Der alliierten Aufklärung war offensichtlich entgangen, dass sich große Teile von Models 9. Armee und fast die vollständige 1. Panzerarmee in Großbritannien und Irland befanden. Binnen 48 Stunden hatte Manstein ausreichend Truppen nach Schottland geworfen, die den feindlichen Vorstoß auf Edinburgh abwehren konnten.
In den folgenden Tagen wurde der alliierte Brückenkopf eingedämmt und Ende Mai begann das XXIII. Armeekorps und das 1. Kürassierkorps mit dem Sturm auf Glasgow.
Bisher war der Krieg an der schottischen Hafenstadt fast spurlos vorübergegangen. Bei den Kämpfen im Mai-Juni 1946 erlitt sie jedoch schwere Zerstörungen. Am 12. Juni befand sich der Hafen wieder in deutscher Hand. Die gelandeten alliierten Truppen wurden auf die Halbinsel von Campeltown abgedrängt. Hier gab es jedoch keine ausreichend große Hafenkapazitäten so dass weder die Versorgung noch ein Rückzug der 10 Divisionen möglich war.

Bild

Am 28. Juni kapitulierten die letzten Kampfverbände und über 80.000 Alliierte – vorwiegend Amerikaner gingen in Gefangenschaft.

In der 1. Hälfte des Jahre 1946 hatten die Alliierten damit über 400.000 Mann verloren. Die deutsche Wehrmachtsführung hoffte, dass damit vorerst die Offensivkraft der Amerikaner gedämpft sei. Die militärischen Erfolge sollten nun auch rasch politische ausgenutzt werden. In Spanien und Portugal, in der Türkei und in Afghanistan und auch in Südamerika verstärkte die deutsche Diplomatie ihre Bemühungen, zahlreiche Länder auf die Seite der Achse zu ziehen.

Als sich das Franco Regime in Spanien im Frühsommer 46 weiterhin einer Annäherung an Deutschland verschloss, ließ das Oberkommando der Wehrmacht an der Grenze Truppen aufmarschieren.

Bild

Der deutsche Gesandte in Madrid Hans-Adolf von Moltke machte El Caudillo de España Francisco Franco deutlich, dass das Deutsche Reich auch ohne ihn einen Beistandsvertrag mit Spanien eingehen könnte. Angesichts des glaubhaften Aufmarsches an Spaniens Grenzen, würden sich rasch gesellschaftliche Kräfte finden, die eher bereit waren, sich mit Deutschland zu einigen.
Am 1. September trat Spanien der Achse bei.
mot de Cambronne
Bild Bild

Benutzeravatar
Taras
Medicus
Medicus
Beiträge: 231
Registriert: 19. Juni 2014 11:58
:
AAR-Schreiber

Herbst 46

Beitragvon Taras » 4. Juli 2016 18:48

Island hatte den Alliierten als Basis der amphibischen Operation gegen die britischen Inseln im Juni 46 gedient. Um diese Gefahr zu beseitigen, wurde das neuaufgestellte 2. Marinekorps eingesetzt. Im Juli wurde die schwache amerikanische Garnison aus Reykjavik verdrängt und der Hafen in Besitz genommen. Der Garnison gelang es jedoch sich ins weglose Hinterland zurückzuziehen, so dass die abschließenden Manöver der Marineinfanteristen weit länger dauerten, als die Seelandung.
Um allerdings die Herrschaft über den Nordatlantik sichern zu können, musste auch noch das dänische Grönland gesichert werden. Gemäß Aufklärungsberichten, hatten die Amerikaner den eisigen Außenposten besetzt. Nun drängte die Zeit, denn ab der Herbst Tag und Nacht Gleiche wäre ein solches Unternehmen aufgrund des im hohen Norden frühzeitig hereinbrechenden Winters nicht mehr möglich.
Das 2. Marinekorps war durch die Einnahme der Vulkaninsel gebunden während Schörners 1. Marinekorps mit der Einnahme Zyperns - des letzten britischen Posten im Mittelmeer - beauftragt war. Die Trägergruppe Marschall eilte ins Mittelmeer, nahm die drei Marinesturmdivisionen an Bord und eilte in den Nordatlantik. In Reykjavik wurden Generalleutnant Schörners Männer schnellst möglich für den Winter umgerüstet, in die bevorstehende Aufgabe eingewiesen und dann Mitte September nach Grönland gesandt.

Bild

Die gefährlichen Gewässer an der südöstlichen Küste Grönlands und das weit fortgeschrittene Jahr gestalteten das Unternehmen äußerst schwierig. Aufgrund der schwierigen Wetterbedingungen wollte sich die Wehrmachtsführung nicht allein auf Schiffsartillerie und Trägerflugzeuge verlassen um die Seelandung zu unterstützen. Vom Flugdeck der "Graf Zeppelin" aus sollte erstmals eine vollkommen neue Waffe im Kampfeinsatz erprobt werden.

Bild

Die Transportstaffel 40 verfügte über 30 Focke-Achgelis Fa 223 E „Drache“ und 20 Flettner Fl 282 B2 „Kolibri“ Hubschrauber.
Ursprünglich waren Hubschrauber für Beobachtungsaufgaben für die Artillerie oder für die Marine konzipiert worden. Schnell wurden aber die militärischen Möglichkeiten deutlich, die ein leistungsfähiger senkrecht startender und landender Hubschrauber eröffnete. Die Modelle der Firmen Focke-Archgelis und Flettner erreichten als erste die Serienreife und demonstrierten ihre Fähigkeiten bei der Pilotenrettung, bei der Versorgung von schwer erreichbaren Gebirgsstellungen und sogar beim Kampfeinsatz mit Maschinengewehren und leichten Bomben gegen Ziele ohne Luftverteidigung. Beide Konstruktionsbüros hatten sich für den Einsatz von zwei gegenläufigen Rotoren entschieden.
Hier in Grönland hatten die größeren und leistungsstärkeren Drache-Hubschrauber die Aufgabe jeweils vier Marineinfanteristen an Bord zu nehmen und punktgenau hinter den gegnerischen Verteidigungsstellungen abzusetzen. Die Kolibri übernahmen Aufgaben der Feuerunterstützung und der Versorgung der angelandeten Truppen.

Bild

Trotzdem die amerikanische Besatzung von Godthåb durch die zuvor erfolgte Einnahme von Frederikshåb alarmiert sein sollte, wurde sie durch den Einsatz der Hubschrauber völlig überrumpelt.
Ende September dauerte der Tag auf Südgrönland noch 12 Stunden. In der ersten Stunde nach hellwerden, setzte die Transportstaffel im rollenden Betrieb auf einem Platau ca. 3 km landeinwärts zwei Kompanien Marineinfanterie ab. Nach dem Absetzen der ersten Welle, benötigten die Hubschrauber gerademal 30 Minuten, um von der - 10 km vor der Küste im rauen Polarmeer dümpelnden - Graf Zeppelin, die nächsten 100 Mann am Landepunkt abzusetzen. Die Kolibri brachten Granatwerfer, Panzerbüchsen, Funkgeräte und Munition. Nach dem Sammeln begannen die Männer mit dem Sturm auf den wichtigsten grönländischen Hafen.
Der Ort und die vorgelagerten Artilleriestellungen verfügten zwar auch über notdürftig errichtete Stellungen um sich gegen einen Angriff von der Landseite zu verteidigen aber eine solcher Aktion war dennoch nicht erwartet worden.

Bevor die MG-Bunker besetzt werden konnten, waren die Sturmpioniere bereits rann. Mit gestreckten Ladungen wurden Gassen in Minengürtel und Stacheldrahtsperren gesprengt. Mit Flammwerfern und Hohlladungen wurde gegen die Bunker vorgegangen. Maschinengewehre und Mörser hielten die Verteidiger nieder. Bis zum Mittag war der Zauber vorbei.

Bild

Im nun immer schneller hereinziehenden Polarwinter hatten Schörners Marineinfanteristen – verstärkt durch eine Brigade der Organisation Todt die Aufgabe, den Hafen und die Infrastruktur auszubauen, die Verteidigungsanlagen zu verstärken, leistungsfähige Fliegerhorste und Funkmessstationen zu errichten.



In Afrika ging der Feldzug weiterhin nur äußerst schleppend voran.

Generalleutnant Eglseers XVIII. Armeekorps und das LII. Armeekorps unter General Ott sollten den Norden Afrikas freikämpfen. Da von hier immer wieder alliierte Bomber gegen das Reich und seine Verbündeten einflogen, war diese Aufgabe von hoher Bedeutung. Der Widerstand der bunt zusammengewürfelten Alliierten war eher symbolisch und trotzdem war man von dem schnellen Manöverkrieg Rommels, vor vier Jahren, weit entfernt. ab dem Erreichen der Grenze zu Libyen waren die 6 Gebirgsjäger-Divisionen bei ihrem Vormarsch auf die Versorgung durch die italienische Militärverwaltung angewiesen. Dies führte immer wieder zu Verzögerungen und auch zu längeren Stopps.

Nicht zuletzt sorgten die innenpolitischen Verwerfungen für die anhaltenden Versorgungsschwierigkeiten. In Italien wurde Benito Mussolini in einer verdeckten Palastrevolte genötigt, dem König Viktor Emanuel III. seinen Rücktritt einzureichen. Dieser ernannte umgehend Marschall Pietro Badoglio zum Ministerpräsidenten. Innerhalb der nächsten Wochen wurde mit einer Reihe von Maßnahmen die faschistische Bewegung von der Macht entfernt

An der östlichen Seite der Afrikafront wurde für die Einnahme der levantinischen Küste, die 4. Armee unter Generaloberst Gotthard Heinrici mit 14 Divisionen in vier Korps nach Ägypten befördert. Diese konnte zwar den Suezkanal sichern, ein Vordringen nach Palästina wurde ihr jedoch von mehreren britischen Panzerverbänden verwehrt. Großbritannien hatte seine stärksten verbliebenen Einheiten nach Irak verschifft und drängte nun nach Palästina um den Suezkanal, mit seiner überragenden Bedeutung, zurückzugewinnen.
Hinzu kamen die zahlreiche Gloster Meteor, die aus Palästina und Transjordanien einflogen. Die Briten hatten von diesem Strahlflugzeug eine Jagdbomber-Version entwickelt, die Heinricis Infanteriedivisionen im Spätsommer 1946 schwer zu schaffen machten.

Da es nicht vorwärts ging, verlegte die Wehrmachtsführung Ende September – Anfang Oktober auch noch die 5. Armee von Generalleutnant Erich von dem Bach-Zelewski mit 9 Divisionen nach Ägypten. Im Großen Generalstab war bekannt, dass Heinrici auf der einen Seite - verheiratet mit einer Halbjüdin und nicht zuletzt deswegen Befürworter der Beseitigung der Hitler-Clique, und Bach-Zelewski auf der anderen Seite – als Nazi der ersten Stunde und ehemaliger SS-Offizier, nicht gut miteinander auskommen würden.
Um die Bewegungen der beiden Armeen sinnvoll zu koordinieren, wurden die Großverbände Generalfeldmarschall Ewald von Kleist unterstellt. Die damit neugebildete Heeresgruppe Afrika hatte die Aufgabe über Palästina, Libanon und französisch Syrien gegen Transjordanien und das englische Protektorat Irak vorzugehen.

Bild

Die Verlegung der 5. Armee brachte jedoch gegen die geschickt agierenden britischen Panzerverbände vorerst keine Besserung. Diese trat erst ein, nachdem die Luftwaffe die Kampfgruppen 'Felmy' und 'von Greim' nach Alexandria verlegte.

Beide Kampfgruppen bestanden aus jeweils drei Geschwadern, die hauptsächlich mit Gotha Jagdbombern ausgerüstet waren.

Bild
Bild

Die Gotha war ein Nurflügler Strahlflugzeug aus dem Konstruktionsbüro der Gebrüder Horten. Sie war das technologische fortschrittlichste Kampfflugzeug über das die Luftwaffe verfügte. Der Jäger war den alliierten Modellen in fast allen Bereichen überlegen. Er benötigte jedoch erfahrene Piloten und umfangreiches Flugtraining.
Innerhalb einer Woche hatten die Kampfgruppen II und III die Luftherrschaft über der Levante erobert. Damit konnte die Luftwaffe den nächsten Trumpf ausspielen

Bild

Der Entwurf des Henschel Bombers stammte zwar noch aus dem Luftwaffennotprogramm von 1944 und wies daher zahlreiche Kritikpunkte auf – insbesondere was das Triebwerk und die schwache Zelle betraf – bei der Bekämpfung der Alliierten in Palästina konnten die Flugzeuge jedoch wirksame Luftnahunterstützung liefern. Mehrere alliierte gepanzerte Divisionen wurden aus der Luft zerschlagen und der Vormarsch der Gruppe Kleist kam endlich ins Rollen.
Zur gleichen Zeit verzeichnete auch das italienische Militär Erfolge in Äthiopien. Der Sudan fiel im Oktober an Italien. Damit war Ägypten auch von Süden abgesichert.



Auf dem asiatischen Kriegsschauplatz geriet die kaiserlich japanische Armee unter immer stärkeren Druck. Chinesische Truppen drängten in die Tiefe der Mandschurei und nach Korea. Schanghai war der letzte Stützpunkt, den Japan auf dem chinesischen Festland noch halten konnte. Es war aber absehbar, dass dieser sich auch nicht würde halten können, wann erst die Mandschurei gefallen wäre.
Um den japanischen Bündnispartner zu unterstützen, entschloss sich die Wehrmachtsführung Anfang November, das neuaufgestellte 2. Kürassierkorps nach Schanghai zu verlegen

Bild

Die Entscheidung zur Entsendung der Eliteformation kam keinen Augenblick zu früh. Nur wenige Tage bevor die Verlegung auf die andere Seite des Globus abgeschlossen werden konnte, brach Mandschuko zusammen. Bis zum Eintreffen weiterer Verstärkung sollten die Gardekürassiere aus Deutschland nun einen starken Brückenkopf um Schanghai errichten.



Zum 18. November 1946 hatte die Regierung Beck die Reichsversammlung einberufen um über die weitere Zukunft Deutschlands zu entscheiden. Die Besetzung der Reichsversammlung wurde sowohl von den im Reichstag vertretenen Parteien als auch von den Vertretern der Provinzen und von in den Wahlkreisen direkt gewählten Wahlmännern bestimmt. Wehrmachtsangehörige hatten weder aktives noch passives Wahlrecht. Dennoch hatten die Militärs der Regierung Beck und auch die Feldkommandeure mit ihren verhaltenen Äußerungen einen erheblichen Einfluss auf den emotional geführten Wahlkampf. Im ersten Schritt hatte die Reichsversammlung zu entscheiden, ob Deutschland die Verfassung der Weimarer Republik annehmen sollte oder ob das Kaiserreich wiederbelebt werden sollte.

Die Deutschen hatten auch über den aussichtsreichsten Anwärter auf einen Kaisertitel eine gespaltene Meinung. Für die einen war er der Kommandeur in der Schlacht von Verdun, für die anderen verkörperte er die Goldene Zeit vor Weltkrieg und Versailles.
Auf Schloss Cecilienhof bei Potsdam erwartete der 64 jährige Wilhelm von Preußen die Richtungsentscheidung der Reichsversammlung. Bis 1918 Kronprinz, hatte Wilhelm sich nicht am politischen Streit beteiligt und nur dadurch eingegriffen, indem er deutlich gemacht hatte, dass er bereit wäre, eine Wahl zum Kaiser durch das hohe Gremium anzunehmen.

Bild
mot de Cambronne
Bild Bild

Benutzeravatar
Taras
Medicus
Medicus
Beiträge: 231
Registriert: 19. Juni 2014 11:58
:
AAR-Schreiber

Das Kaiserreich

Beitragvon Taras » 11. Juli 2016 17:11

Am 18. November 1946 fand im Berliner Sportpalast die Reichsversammlung statt. Reichsverweser Generaloberst Ludwig Beck warb in seiner aufrüttelnden Rede noch einmal eindringlich dafür, dass die Nationale Einheit unter einem neuen Kaiser der Garant für einen raschen Frieden wäre.
Angesichts der im Vorfeld deutlich gewordenen Zerrissenheit der politischen Lager und des emotional geführten Richtungsstreites, war das Abstimmungsergebnis dann doch erstaunlich. 62,83 Prozent der Delegierten stimmten für die Wiedererrichtung des Kaiserreiches.

Der Titel wurde noch am selben Tag dem Sohn des 1941 verstorbenen letzten Kaiser, Wilhelm von Preußen angetragen. Der Kronprinz nahm die Wahl durch die Reichsversammlung an und die Thronbesteigung wurde für den 1. Januar 1947 festgesetzt. Bis dahin sollte die neue Verfassung erarbeitet werden.

Anlässlich der Wahl gab Wilhelm von Preußen am Abend des 18. November eine Erklärung über den Reichsrundfunk ab:

„Ich habe 1919 nicht dem Thron entsagt, um das Reich Wahnwitzigen und Verbrechern auszuliefern! Eine niederträchtige Clique von Verbrechern hat dem deutschen Volk den geleisteten Eid durch geheime Mordbefehle gebrochen. Ich stelle mich nun vor den Thron meiner Väter, vor dem sie Unrecht nicht duldeten, vor das Werk unserer Vorfahren, um es zu retten und Euch um die Frucht harter Arbeit nicht durch Buben betrügen zu lassen, die sich scheinheilig, aber schamlos im Rücken unserer Soldaten bereichert haben. Ich werde die Führung des Reiches und den Oberbefehl über die Wehrmacht übernehmen. Soldaten und Beamte werden einen Eid leisten, den sie mit redlichem Herzen halten können, wie auch ich zu Gott schwöre, dass ich das Reich in Recht und Anstand, in Treue und Redlichkeit führen werde. Ich werde daher befehlen, die verantwortlichen Verbrecher dingfest zu machen und vor Gericht zu stellen. Das deutsche Volk wird Gelegenheit erhalten, sich selbst ein Urteil über Größe und Umfang der Verbrechen und der Gefahr zu bilden. Noch ist Krieg. Aber wir wollen in gemeinsamer Arbeit einen Frieden erstreben, der unsere nationalen Lebensnotwendigkeiten erfüllt, die Freiheit des ganzen Volkes und jedes Deutschen in einem lauteren, auf Recht und Anstand begründeten Staat sichert, ohne Freiheit und Glück anderer Völker zu zerstören. Nur enge Zusammenarbeit aller Völker wird uns und der Welt Wohlfahrt und das erhoffte Glück bringen.“


Bild




Mit dem Befehl vom 14. März 1943 durch den damals ernannten Kommandeur der Wehrmacht Erwin von Witzleben waren alle Einheiten der Waffen SS in das Heer eingegliedert worden. Im Verlaufe des Jahres 43 wurden diese Truppenteile aufgelöst und soweit möglich in die neugebildeten Kürassier Divisionen unter dem Befehl von Generalleutnant Kluge – dem jüngeren Bruder des erfolgreichen Feldmarschalls – zusammengefasst.
An allen Frontabschnitten, an denen dieser Verband eingesetzt war, erzielt er durchschlagende Erfolge. Die Wehrmachtsführung entschied daher ziemlich rasch dieses Erfolgsrezept fortzusetzen. Bis zum Herbst 1946 waren vier neue Kürassier Divisionen aufgestellt worden. Zu diesen Einheiten wurden keine Wehrpflichtigen einberufen – sondern es wurden nur Freiwillige aufgenommen, die eine Bewährung im Gefecht nachweisen konnten und für die eine Empfehlung des unmittelbaren Vorgesetzten und des übergeordneten Kommandeurs vorlagen. Diese harten Bedingungen galten für Soldaten genauso, wie für die Unteroffiziere und die Offiziere. Weiter musste sich jeder Bewerber einer Prüfung seiner körperlichen, militärtechnischen und seiner sittlichen Eignung unterziehen.
Die landsmännische Bindung, die den Einheiten der Wehrmacht ihren überragenden Zusammenhalt auch in Krisensituationen gab, musste dieser zusammengewürfelte Haufen durch elitären Korpsgeist wettmachen.
Der Dienst bei den Kürassieren versprach – aufgrund ihres Angriffsgeistes –die höchsten Ausfallraten innerhalb des Heeres aber vor allem auch Prestige! Er brachte eine höhere Besoldung, vorrangige Versorgung und bessere Aufstiegschancen durch alle Chargen. Er brachte Rehabilitation für diejenigen, die sich an Verbrechen mitschuldig gemacht hatten. Im Weiteren nutzte die Wehrmacht die Kürassiere um die neuesten waffentechnischen Entwicklungen im scharfen Schuss zu testen. Dies war ein weiterer treibender Motivationsaspekt, denn damit waren sie zu jeder Zeit der am modernsten und am schlagkräftigsten ausgerüstete Kampfverband der Welt!

Bild

Die neuaufgestellten Divisionen hatten alle die gleiche Struktur. Zu jeder Division gehörten 3 Kürassier-Regimenter, eine Jagdpanzer-Brigade und eine Flugabwehr-Brigade. Alle Einheiten waren motorisiert, die Kampfeinheiten gepanzert und auf Kette. Die Regimenter waren mit Schützenpanzerwagen Sd. Kfz 251 und Schützenpanzer „Büffel“ ausgerüstet. Die Jagdpanzer-Brigade verfügte über Jagdpanther II und die Luftabwehr Brigade über schlagkräftige Flak-Panzer vom Typ „Kugelblitz“. Als Rammbock war jeder Division eine Panzerabteilung mit 38 Kampfpanzern Panther II zugeordnet.

Bild

Im Herbst 1946 waren die vier neuaufgestellten Kürassier Divisionen unter dem Kommando des gerade 32 jährigen und frisch zum Generalleutnant ernannten Eichenlaubträgers Erich Bärenfänger, zusammengefasst worden. In China sollte diese Einheit nun den japanischen Verbündeten retten.

Nach der Ankunft in Schaghai ging das Armeekorps Bärenfänger unverzüglich zum Angriff auf die schwer verschanzten Chinesen über. Im raschen Zugriff wurde das Gebiet Songjiang südöstlich von Schanghai eingenommen.
Der Vorstoß auf Hangzhou gestaltete sich dann schon schwieriger. Die Nationalchinesen hatten die Stadt befestigt und konnten dabei das wasserreiche Gelände ausnutzen. Dem Druck der vier Kürassier Divisionen mussten sie nach mehrtägigem Kampf dann aber doch weichen. Damit waren dann mehrere gegnerische Divisionen in Suzhou am Ostufer des Tai Hu Sees abgeschnitten. Diesen Kessel zu beseitigen dauerte dann bis Ende Dezember 1946. Nicht nur das äußerst schwierige Gelände mit den zahlreichen Wasserläufen und Seen erschwerten die Kämpfe sondern die Chinesen versuchten auch mit hartnäckigen Entsatzangriffen die Kesselwand aufzubrechen.
Zum Ausklang des Jahres 46 war das ganze Gebiet um Schanghai für den japanischen Bündnispartner gesichert. Gestützt auf den Fluss Jangtsekiang im Norden, den Tai Hu See im Osten und den Fluss Quiantang im Süden war dieses Gebiet auch gegen eine starken Gegner leicht zu verteidigen. In Hangzhou wurde die Befestigung verstärkt, der Hafen wurde ausgebaut, es wurden Funkmessstationen und leistungsfähige Flugfelder errichtet. Damit konnte Hangzhou der Ausgangspunkt künftiger Offensiven werden.

Bild
mot de Cambronne
Bild Bild