[HoI III TFH AAR] Das Blatt hat sich gewendet

AARs zum Zeitpunkte der beiden Weltkriege

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Taras
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Planungen

Beitragvon Taras » 19. Juli 2016 19:41

Am 1. Januar 1947 wurde die Inthronisierung Wilhelms III im Berliner Dom feierlich inszeniert. Mehrere Hunderttausend begeisterte Menschen füllten den Schlossplatz und die angrenzenden Alleen.
Vom Dom begab sich der frisch gekürte Kaiser ins Schloss und hielt vom Balkon des Stadtschlosses seine erste Rede als Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches. Die Rede wurde über Lautsprecher die „Unter den Linden“ hinab bis zum Brandenburger Tor und auf der anderen Seite bis hinauf zum Roten Rathaus und zum Alexander Platz übertragen und mit dem Reichsrundfunk in ganz Europa gesendet. Über den Fernsehsender „Paul Nipkow“ konnten die Besitzer eines Fernsehgerätes die Rede deutschlandweit sogar in Echtzeit verfolgen.

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Der Kaiser sprach den Menschen aus dem Herzen, als er erklärte, dass die höchste Bestimmung seines Amtes die Erringung eines schnellen und gerechten Friedens sei.

Eine der ersten Amtshandlungen Kaiser Wilhelms III war dann auch ein erneuter Friedensappell, der sich vor allem an die letzte potente gegnerische Macht – die Vereinigten Staaten von Amerika richtete:

„Der furchtbarste Krieg, den die Geschichte je gesehen hat, wütet seit bald acht Jahren in einem großen Teil der Welt. Diese Katastrophe, die das Band einer gemeinsamen tausendjährigen Zivilisation nicht hat aufhalten können, trifft die Menschheit in ihren wertvollsten Errungenschaften. Sie droht, den geistigen und materiellen Fortschritt, in Trümmer zu legen.
Deutschland und seine Verbündeten, haben in diesem Kampf ihre unüberwindliche Kraft erwiesen. Sie haben über ihre an Zahl und Kriegsmaterial überlegenen Gegner gewaltige Erfolge errungen. Unerschütterlich halten ihre Linien den immer wiederholten Angriffen ihrer Feinde stand. Die letzten Ereignisse beweisen, daß auch eine weitere Fortdauer des Krieges ihre Widerstandskraft nicht zu brechen vermag, daß vielmehr die gesamte Lage zu der Erwartung weiterer Erfolge berechtigt.
Zur Verteidigung ihres Daseins und ihrer nationalen Entwicklungsfreiheit wurden die verbündeten Mächte gezwungen, zu den Waffen zu greifen. Stets haben sie an der Überzeugung festgehalten, daß ihre eigenen Rechte und begründeten Ansprüche in keinem Widerspruch zu den Rechten der anderen Nationen stehen. Sie gehen nicht darauf aus, ihre Gegner zu zerschmettern oder zu vernichten. Getragen von dem Bewußtsein ihrer militärischen und wirtschaftlichen Kraft, und bereit, den ihnen aufgezwungenen Kampf nötigenfalls bis zum äußersten fortzusetzen, zugleich aber von dem Wunsch beseelt, weiteres Blutvergießen zu verhüten und den Greueln des Krieges ein Ende zu machen, schlagen die verbündeten Mächte vor, alsbald in Friedensverhandlungen einzutreten.
Die Vorschläge, die sie zu diesen Verhandlungen mitbringen werden, und die darauf gerichtet sind, Dasein, Ehre und Entwicklungsfreiheit ihrer Völker zu sichern, bilden nach ihrer Überzeugung eine geeignete Grundlage für die Herstellung eines dauerhaften Friedens.
Wenn trotz dieses Anerbietens zu Frieden und Versöhnung der Kampf fortdauern sollte, so sind die verbündeten Mächte entschlossen, ihn bis zum siegreichen Ende zu führen. Sie lehnen aber feierlich jede Verantwortung dafür vor der Menschheit und der Geschichte ab.“




Am 8. Januar wurden die wichtigsten Minister und Militärs zur ‚Großen Lage‘ ins Berliner Stadtschloss bestellt. Zu diesem Termin stand bereits fest, dass die Alliierten das Friedensangebot erneut ausgeschlagen hatten.

Generalfeldmarschall von Manstein war vom Kaiser zum neuen Chef des Großen Generalstabes ernannt worden. Der bisherige Generalstabschef von Witzleben hatte nach zwei Herzinfarkten um seinen Rücktritt gebeten. So wurde also der Vertreter der Verteidigungsdoktrin durch den ausgefuchsten Angreifer ersetzt.
Bestätigt durch die Erfolge gegen Frankreich, Russland und England – und ernüchtert durch die erneute Ablehnung von Friedensgesprächen, erstrebte die Wehrmacht nun die Erringung eines Siegfriedens. Das bedeutete, das Deutsche Reich musste sich auf das schier unmögliche Wagnis einer Landung auf dem amerikanischen Kontinent einlassen. Hierzu galt es die erforderlichen Kapazitäten auszubauen.

Generalmajor Oster, Chef des Nachrichtendienstes und sein Bereichsleiter Walter Schellenberg (Leiter Abwehr) bestätigten die Strategie der Wehrmacht. Nach Erkenntnissen des Amtes Fremde Heere West wurde vom Gegner weiterhin mit einem immensen Einsatz von Mitteln ein Projekt zur Herstellung einer Uranbombe vorangetrieben. Wenn eine solche Waffe einsatzfähig wäre, könnte sie das militärische Handeln dieses Jahrhunderts völlig umkrempeln. Schellenberg führte den möglichen Schrecken in aller Deutlichkeit aus.
Ein einziger amerikanischer Bomber der modernen Ausführung Boeing B-29 Superfortress mit einer Traglast von 9.000 Kilogramm, könnte in einer für die Flugabwehr witterungsbedingt ungünstigen Lage, von Algier in Nordafrika startend, über das Mittelmeer und Norditalien in das Reichsgebiet eindringen und über einer deutschen Großstadt – München, Hamburg oder Berlin – eine einzige Bombe abwerfen.
Nach Auffassung der deutschen Atomforscher, würde diese Bombe eine solche Sprengkraft entwickeln, dass die anvisierte Stadt mit all ihren Einwohnern auf einen Schlag vernichtet wäre. Die Zündung einer transportierbaren Uran-Ladung würde nach den Berechnungen der Wissenschaftler, eine Sprengkraft freisetzen, die vergleichbar war mit der Explosion von 10.000 Tonnen des stärksten gebräuchlichen Sprengstoffes Trinitrotoluol.

Der Kaiser und zahlreiche Minister und Militärs waren fassungslos. Niemals würde eine zivilisierte Macht wie die Vereinigten Staaten eine solche Waffe gegen eine Stadt mit Frauen und Kindern einsetzen. Auch im Bombenkrieg waren bisher alle Mächte davor zurückgeschreckt, Giftgas gegen urbane Ziele einzusetzen. Es erschien unvorstellbar, wie ein Staatsoberhaupt oder ein militärischer Führer einen solchen Massenmord vor seiner Bevölkerung würde verantworten können.

Schellenberg postulierte: „Dennoch ist es möglich!“ Daher stimmte das Ressort Aufklärung dem neuen Generalstabschef vollends zu: Punkt 1: Nordafrika muss schnellst möglich gesichert werden um den Einflug gegnerischer Bomber ins Reichsgebiet unmöglich zu machen!
Punkt 2: Die Vereinigten Staaten von Amerika – VSA – müssen als Kriegsgegner unverzüglich ausgeschaltet werden. Alle anderen Kriegsziele müssen dahinter zurückstehen!
Punkt 3: Das Uran-Projekt der deutschen Atomforschung muss höchste Priorität erhalten um nötigenfalls eine adäquate Abschreckung zu erzeugen.
Schellenberg grinste in die Runde: „Die Engländer haben deswegen keine Giftgas gegen Berlin einsetzt, weil sie wussten, dass unseres wirkungsvoller ist und dass wir in jedem Fall in der Lage gewesen wären, es ins Ziel zu transportieren!“

Generalmajor Oster konnte berichten, dass nach der Einnahme der britischen Inseln und der damit freiwerdenden wirtschaftlichen Ressourcen, nun endlich der erste Kernforschungs Reaktor fertig gestellt werden konnte.

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Im hohenzollerischen Haigerloch unterhielt das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik eine Außenstelle. Hierher hatte die Wissenschaftlergruppe um Werner Heisenberg, Carl Friedrich von Weizsäcker, Robert Döpel und Kurt Diebner ihre Forschung ausgelagert und im Keller unter der Schlosskirche einen Forschungsreaktor gebaut. Das Uranprojekt – unter dem Namen wurden alle deutschlandweiten Arbeiten auf diesem Fachgebiet zusammengefasst – verschlang erhebliche Wirtschaftskapazitäten. Die Gruppe um Heisenberg war aber nun in die Lage versetzt, ihre Erkenntnisse erforderlichenfalls zum Bau einer Waffe einzusetzen.

Kaiser Wilhelm III erklärte mit Zustimmung der meisten anwesenden Minister und Generale, dass der Einsatz einer solchen Uran-Bombe – wenn sie denn tatsächlich die von Schellenberg beschriebene Wirkung hätte – hoffentlich niemals erfolgen müsse. Der Garant dafür, müssten die Erfolge der Wehrmacht sein.

Nordafrika würde sich innerhalb weniger Wochen in der Hand der Achse befinden. Aber wie eine Landung in Amerika stattfinden sollte, dazu gab es nur vage Vorstellungen.

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Deutschland verfügte über 240 Divisionen, davon 40 motorisiert und teilweise gepanzert. Gem. Berichten der Aufklärung verfügten die amerikanischen Gegner – VSA, Kanada und Mexiko zusammen über ca. 190 Divisionen davon ebenfalls 40 motorisierte oder gepanzerte Großverbände. Genauso, wie Deutschland würden Amerika nur einen Teil seiner Divisionen in die Schlacht führen können, denn es sei auch damit zu rechnen, dass zahlreiche gegnerische Verbände über den ganzen Globus verteilt waren.
Manstein erklärte, dass die Wehrmacht in der Lage sei, das amerikanische Heer zu schlagen. Die Probleme wären jedoch der Transport auf den weit entfernten Kriegsschauplatz und vor allem die Versorgung der angelandeten Truppen.

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Bei der Luftwaffe schätzte General Milch ein, hatten Deutschland und seine Verbündeten mittlerweile eine zahlenmäßige Überlegenheit erreicht. Bedenklich für ein derart gewagtes Unternehmen blieb also die deutsche Schwäche zur See.
Zwar war 1943 ein umfangreiches Flottenbauprogramm aufgelegt worden aber es würde noch bis zum nächsten Jahr dauern, bis neugebaute Großkampfschiffe in ausreichender Zahl eingesetzt werden könnten.
Der für das Marineressort zuständige Minister Admiral Kieseritzky konnte in diesem Punkt beruhigen. Auch wenn die Kriegsmarine nach wie vor schwach war, so hatten die Verbündeten den westlichen Alliierten doch unersetzliche Verluste zugefügt.

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Insbesondere beim Kampf um Japan aber auch in der Schlacht um das Mittelmeer hatten die Gegner bei den Großkampfschiffen 18 Schlachtschiffe und 7 Flugzeugträger verloren. Damit war auf den Weltmeeren Seitens der Achsenmächte sogar eine zahlenmäßige Überlegenheit erlangt worden. Während die Westalliierten nach den Erkenntnissen der Aufklärung nur noch 40 Kampfschiffe ab Leichtem Kreuzer aufwärts hatten, verfügten die Achsenpartner in diesen Klassen über 80 Kampfschiffe. Und nur noch die Vereinigten Staaten hatten die wirtschaftlichen Kapazitäten um neue Großkampfschiffe zu bauen. Die Amerikaner würden sicher alle Anstrengungen unternehmen, um eine starke Flotte aufzubauen aber das würde Zeit kosten und die Verluste bei den Landstreitkräften mussten auch ersetzt werden. Die Gelegenheit für das riskante Landungsunternehmen war demnach innerhalb des nächsten Jahres günstig. Hierzu musste die deutsche Wirtschaft umfangreiche Vorbereitungen mit hoher Priorität einleiten.

Der ehemalige und Reichsbankpräsident und Wirtschaftsminister Hjalmar Schacht war vom Kaiser wieder zum Bereichsleiter der Wehrwirtschaft ernannt worden. Schacht berichtete über die bereits unternommenen und bereits eingeleiteten Maßnahmen um den furchtbaren Krieg in möglichst kurzer Zeit siegreich beenden zu können.

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Die Schwierigkeiten auf die die Wehrmacht bei ihrer Landung in England gestoßen war, hatten alle Militärs noch gut in Erinnerung. Die beiden wichtigsten Punkte bei einem Landungsunternehmen, das so viel weiter von den verlässlichen Basen entfernt war als die amphibische Operation gegen England, waren die Versorgung der gelandeten Truppen und die rasche Erringung der Luftherrschaft. Deutsche Ingenieure hatten im Auftrag des Wehrmachtsplanungsstabes Baukastensysteme entwickelt. Die einzelnen Komponenten einer technischen Anlage konnten damit im Reich vorgefertigt, an dem gewünschten Kriegsschauplatz transportiert und dort vor Ort, innerhalb kürzester Zeit zu komplexen Anlagen zusammengebaut werden. Molen, Wellenbrecher und Entladestationen standen schon in ihren transportablen Einzelteilen bereit. Aber auch Flugabwehrstellungen, Funkmessanlagen und ganze Fliegerhorste ließen sich nach dem Prinzip vor fertigen.
Die deutsche Wirtschaft war durch die Ausbeutung der Ressourcen von ganz Europa auf 509 IK angewachsen. Aber die gewaltigen Aufträge im Rahmen der Vorbereitung eines Angriffs auf Amerika waren auch damit nicht zu bewältigen.

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Kaiser Wilhelm war erstaunt, wie weit die Vorbereitungen bereits gediehen waren. Daraufhin räumte Generalfeldmarschall von Kluge ein, dass es im Wehrmachtplanungsstab bereits seit Mitte 1945 erste Überlegungen für ein solches Unternehmen gab.

Schellenberg ließ mit einem bübischen Grinsen Faksimiles herumgeben. „Hier die Abzüge aus dem amerikanischen Life Magazin. Die stammen zwar von 1944 aber da haben uns die Amerikaner gleichmal ein paar Vorschläge gemacht, wie wir den Krieg zu ihnen nach Hause tragen können.“

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Neben den eher unsinnigen Plänen einer Invasion über Alaska oder Südamerika, haben die Journalisten des amerikanischen Magazins auch ganz brauchbare Szenarien entworfen.

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Die Landung über die Azoren und die Bermudainseln waren auch in den deutschen Stäben besprochen worden. Aber neben den diplomatischen Schwierigkeiten – denn hierfür müsste Portugal auf der Seite der Achse in den Krieg eintreten – gab es auch erhebliche logistische Probleme. Die auf den Inseln zu schaffenden Basen wären dauerhaft amerikanischen Angriffen zu Luft und zur See ausgesetzt. Darüber hinaus erwartete der Gegner diesen Angriff am ehesten.
Daher wurde die – ebenfalls logistisch äußerst anspruchsvolle – Route über Grönland und Neufundland präferiert.

In Abstimmung mit dem Obersten Befehlshaber beschloss der Große Generalstab die Niederwerfung der Gegner in einem Feldzug auf dem amerikanischen Kontinent. Bis zum Mai habe der Planungsstab die erforderlichen Feldzugspläne auszuarbeiten.
Fehlte nur noch der Name für das große Unternehmen. Der Kaiser sah sich in der Runde um. Feldmarschall von Arnim meldete sich als erster: „Da die Route über Grönland ins Auge gefasst wird, schlage ich mal die Tarnbezeichnung ‚Erik‘ vor - nach dem ersten Wikinger, der in Richtung Amerika vorstieß.“


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Beitragvon Taras » 24. Juli 2016 18:26

Bis Anfang Februar 1947 waren die beiden in Tripolitanien selbständig agierenden Armeekorps der Generale Ott und Eglseer nach Französisch Tunesien eingedrungen. Von Gabes aus starteten sie ihre Offensive gegen Tunis und gegen den Mittellauf das Flusstales Wadi Maalegh.

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Am 25. Februar fiel Tunis an die deutschen Gebirgsjäger. Der weiter im Süden vorgehende Generalleutnant Eglseer entschloss sich aus der Bewegung das Wadi Maalegh zu forcieren und unverzüglich auf die wichtige Hafenstadt Bône vorzustoßen. Mit dieser raschen Bewegung hoffte er die letzten kampffähigen alliierten Verbände abschneiden zu können.

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Bis zum 7. März gelang es zwei Divisionen aus Eglseers Korps ans Mittelmeer durchzustoßen. Die unter französischem Kommando stehenden alliierten Verbände hatte sich zu spät aus ihren Verteidigungsstellungen am Wadi Maalegh gelöst. Ihr energischer Angriff auf die Einschließungsfront konnte nicht durchdringen. Die drei Divisionen unter Generalleutnant Ott stießen auch sofort nach, als sie den Abmarsch der britischen Panzerregimenter bemerkten.
Mitte März kam es in Bône zum Endkampf. Die 6. englische Panzerdivision, eine nepalesische Infanteriedivision und eine Division aus Bhutan wurden von den deutschen Gebirgsjägern in der Küstenstadt zusammen gehauen und zur Aufgabe gezwungen.

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In Bône – von den Einheimischen Beleb el-Anab oder Annaba genannt – war die Schlacht um Nordafrika entschieden. Das nächste Ziel war nun Algier doch vor den Gebirgsjägern lagen nur noch gegnerische Stabseinheiten und noch einige alliierte Regimenter von geringem Kampfwert, die darüber hinaus seit Monaten unversorgt waren.

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Auf der östlichen Seite des afrikanischen Kriegsschauplatzes war die Armeegruppe Kleist ab Februar 47 in die britischen Mandatsgebiete Palästina und Transjordanien und weiter in die französischen Mandatsgebiete Libanon und Syrien vorgedrungen. Jeder gegnerische Widerstand wurde von der deutschen Lufthoheit in den Wüstenboden gestampft. Die Geschwindigkeit des deutschen Vormarsches wurde daher vor allem von der Verladekapazität der levantinischen Häfen und von dem daran anschließenden schlechten Straßen- und Schienennetz bestimmt.

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Mit der Einnahme Palästinas trat der Mufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini an Generalfeldmarschall Ewald von Kleist aber auch vehement an das deutsche Außenministerium heran. In den letzten 50 Jahren waren in mehreren Wellen mehr als Hunderttausend europäische Juden nach Palästina eingewandert. Der Großmufti begrüßte daher den Sieg der Deutschen und erhoffte sich Hilfe gegen die anwachsende Verdrängung. Er verlangte, dass das Deutsche Reich seine Absprachen mit dem damaligen Reichsführer SS Himmler und dem Referatsleiter beim Reichssicherheitshauptamtes Adolf Eichmann einhielt und die Palästinenser bei der Vertreibung der Juden unterstützen würde.

Kleist untersagte jegliche Maßnahmen gegen die jüdischen Siedlungen und wies die Feldgendarmerie an Gewaltakte der Bevölkerungsgruppen gegeneinander konsequent zu unterbinden. Auch das Außenamt wollte den Wünschen von Mohammed Amin al-Husseini nicht nachkommen. Hier wurde signalisiert, dass das Deutsche Reich gedenke, dem Geiste des Völkerbundbeschlusses von 1922 zu folgen und die Einwanderung von Juden nach Palästina sogar zu fördern. Es sollte dabei ausdrücklich dafür Sorge getragen werden, dass nichts getan werden soll, was die bürgerlichen und die religiösen Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und die politische Stellung, deren sich die Juden in irgendeinem anderen Lande erfreuen, präjudizieren könnte.
Angesichts des in Europa nach wie vor verbreiteten Antisemitismus, sowie der noch nicht aufgearbeiteten Verbrechen an den Juden in der Zeit bis 1943, erschien es den politischen Kreisen in Berlin sinnvoll, den alten zionistischen Traum von einem eigenen Staat im Heiligen Land zu unterstützen. Ein Ausgleich mit den Palästinensern musst irgendwie herbeigeführt werden.

Zahlreiche Juden waren vor dem Eintreffen der deutschen Truppen geflohen. Die Hagana – der militärische Arm der zionistischen Bewegung – hatte an der Seite der Briten gekämpft und war in Ägypten und auf dem Sinai weitgehend vernichtet worden. Das große Projekt des Theodor Herzl, dem jüdischen Volk eine öffentlich-rechtlich gesicherte Heimstätte in Palästina zu schaffen, stand kurz vor dem Scheitern.
Trotz großer Bedenken wagte sich daher Schaul Meyeroff Kommandeur des Mossad le Alija Bet (Organisator der jüdischen Einwanderung in das Geheiligte Land) und Jitzchak Rabin der militärische Befehlshaber aus dem Untergrund und nahmen Kontakt zur deutschen Militärverwaltung auf.
Generalfeldmarschall Kleist konnte die Befürchtungen zerstreuen und sagte der zionistischen Bewegung Unterstützung zu. Die vom deutschen Vormarsch überrollten Flüchtlingstrecks sollten geordnet in die jüdischen Siedlungsgebiete zurückgeführt werden, den Juden wurde die Selbstverwaltung inklusive des Heimatschutzes zugestanden und es wurde zugesichert, dass im Rahmen einer Friedenslösung mit den Alliierten auch die Gründung eines jüdischen Staates geregelt werden sollte.

Bis Mai 47 hatte die Heeresgruppe Kleist den Irak der alliierten Kontrolle entrissen. Von hier drangen deutsche Truppen nach Persien vor und dahinter lag das Kronjuwel des englischen Imperiums – Indien. Der Vormarsch erfolgte, aufgrund der mangelhaften Versorgung, sehr schleppend. Doch sollte Indien fallen – so hoffte man im Großen Generalstab – dann würde der britische Widerstandswille endlich zusammenbrechen.

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Derweil wurde auf der anderen Seite des Globus eine Schlacht geschlagen, deren Ausgang kriegsentscheidend sein könnte.




Am 6. Februar 1947 waren in Japan erneut die Amerikaner erfolgreich angelandet. Die Kaiserlich japanische Armee hatte ihre maritimen Erfolge nicht ausnutzen können um die Feinde von den Hauptinseln abzudrängen. So war den Amerikanern erneut ein für das japanische Kaiserreich lebensbedrohlicher Schlag gelungen.

Wieder hatten die Amerikaner die Insel Shikoku für ihren Angriff gewählt. Zuerst war der Schreck im Hauptquartier von Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch groß. Welche Überraschung hielten die Amerikaner bereit, wenn sie sich für denselben Angriffsplan, wie vor einem Jahr entschieden?
Der Schreck wich aber bald ungläubiger Erschütterung. Wieder stopften die Amerikaner zahllose Truppen in einen schwer zugänglichen Kriegsschauplatz, ohne sie ausreichend versorgen zu können. Bereits Mitte März konnte die deutsche Luftaufklärung 80 Regimenter identifizieren.

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Die Asiengruppe, die das japanische Kaiserreich weiterhin bei der Verteidigung unterstützte, verfügte Anfang 1947 noch immer über die beiden Luftverteidigungsgruppen mit 6 Geschwadern sowie über die drei Luftwaffen Kampfgruppen mit 15 Geschwadern Bomber / Jagdbomber. Darüber hinaus konnte Brauchitsch eine neue Waffe einsetzen.

Ab 1939 wurde in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde auf Usedom unter der Leitung von Wernher von Braun eine ballistische Boden-Boden-Rakete entwickelt. Ab 1945 hatte das sogenannte Aggregat 4 seine Einsatzreife erreicht. In Japan erfolgte nun der erste Gefechtseinsatz

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Die 15 Meter hohe und 14 Tonnen schwere Rakete konnte einen Gefechstkopf mit 1.000 kg hochbrisantem Sprengstoff mit Geschwindigkeit von 5.000 km/h in ein bis zu 300 km entferntes Ziel bringen. Mit dem Meillerwagen konnten die Raketen von mobilen Abschussrampen aus eingesetzt werden.
Die Trefferwahrscheinlichkeit war nicht besonders hoch. Daher wurde die Waffe in Salven abgefeuert. Ein Punktziel, wie beispielsweise eine Brücke konnte damit kaum bekämpft werden aber gegen Flächenziele wie Häfen, Rangierbahnhöfe oder Flugplätze waren Raketenangriffe sehr effektiv. Der Gegner hatte keine Möglichkeit, einen solchen Angriff abzuwehren.

Die erste Angriffswelle gegen Flugplätze und gegen die Infrastruktur auf Shikoku wurde ab März durch die Raketenabteilungen ausgeführt. Erst danach setzte Brauchitsch die Bomber ein. Nach zwei Tagen war der Vormarsch der Alliierten gestoppt.

Die alliierte Versorgungslage wurde aber nicht nur durch die deutschen Luftangriffe zunehmend angespannter. Die Amerikaner waren auch durch die fehlende Frachtkapazität kaum in der Lage, den eroberten Brückenkopf zu versorgen.

In den zurückliegenden 12 Monaten hatten deutsche U-Boote annähernd 2 Millionen BRT allein an amerikanischen Konvois versenkt. Die Amerikaner hatten in zahlreichen Werften ihre Schnellbauprogramme aufgelegte um dem dauerhaften Aderlass entgegenzuwirken. Die Frachtschiffe der Liberty und der Victory-Klasse verfügten über eine Verladekapazität von 7.200 BRT und konnten innerhalb von 40 Tagen zu einem Preis von gerade 1,5 Millionen US-Dollar (entspricht etwa 3,5 Mio. Reichsmark) zusammengeschweißt werden. Die Verluste auf den fernöstlichen Linien konnten damit trotzdem nicht mehr ausgeglichen werden.

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So spielte sich im Frühsommer 1947 auf Shikoku das gleiche Drama ab, wie im Jahr davor. Über Monate unversorgt, konnten die alliierten Truppen den deutschen Divisionen der Asien-Gruppe keinen nennenswerten Widerstand entgegensetzen. Im Mai überwanden die Deutschen die Wasserstraßen nach Shikoku. Ende Mai war der einzig bedeutende Hafen von Kōchi eingenommen. Damit hatten die demoralisierten Gegner auch keine Möglichkeit zu einem Rückzug.
Die deutsche Generalität schüttelte über so viel Verbohrtheit und strategisches Unvermögen die Köpfe. Gefangengenommene amerikanische Offiziere sagten aus, dass durch die bevorstehende Präsidentenwahl unbedingt ein militärischer Erfolg erzwungen werden sollte – egal was es kostete.

Im Juni war die ungleiche Schlacht endlich beendet. 37 Divisionen aus Vereinigten Staaten, dem britischen Weltreich und aus Brasilien waren untergegangen. Wobei die alliierten Divisionen nicht mit den deutschen vergleichbar waren. Im Regelfall bestanden sie aus nur zwei Regimentern / Brigaden zuzüglich zahlreicher Unterstützungsabteilungen wie Truppenluftabwehr, Artillerie oder Aufklärung. Über 300.000 Soldaten gingen in Gefangenschaft.

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Im Großen Generalstab in Berlin waren die Planungsoffiziere elektrisiert. Solche gewaltigen Verluste konnte auch die mächtige amerikanische Wirtschaft nicht ohne weiteres ausgleichen! Wenn man die Vereinigten Staaten angreifen wollte, dann war jetzt der günstigste Augenblick!
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Beitragvon Taras » 7. August 2016 18:07

Der Wehrmachtsführungsstab mit seinem Sitz in den Bunkeranlagen „Zeppelin“, „Maybach I und II“ in Wünsdorf – südlich von Berlin, hatte bis Anfang Juni den Operationsplan für das Unternehmen Erik ausgearbeitet.
Gestützt auf die Lageeinschätzung des Großen Generalstabes und unter der Prämisse eines frühest möglichen Operationsbeginn, wurde das direkte Vorgehen über die Azoren und die Bermudas gegen die Ostküste der Vereinigten Staaten abgelehnt. Stattdessen wurde ein Vorgehen in zwei Phasen über die Route Island-Grönland geplant.
Die Zwei Phasen waren aufgrund des langen Anmarschweges erforderlich. Die Transportkapazität der Kriegsmarine, die Dislozierungsmöglichkeiten des Heeres und die ungünstige Witterung für eine Offensive auf diesem Kriegsschauplatz setzten Grenzen, die auch bei aller Ingenieurskunst und bei allem Planungsgeschick nicht überwunden werden konnten.

Phase I sah die Einnahme der britischen Dominion Neufundland mit ihrem Teil der Labrador Halbinsel, von Island und Grönland aus, vor. Es war damit zu rechnen, dass sich bei einem Vorrücken in Richtung Quebec der amerikanische Widerstand versteifen würde. Die begrenzten Transportmöglichkeiten ließen eine raschere Verstärkung des gewonnenen Brückenkopfes nicht zu. Weiter war die erst noch aufzubauende Versorgungsinfrastruktur des deutschen Vormarsches zu berücksichtigen.
Der auf diesem Kriegsschauplatz rasch einbrechende Winter würde sowohl ein weiteres deutsches Vorgehen als auch amerikanische Gegenangriffe erschweren. Der Winter sollte daher genutzt werden, um auf Neufundland die Kräfte für die folgende Offensive zu konzentrieren.

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Phase II sollte dann im Frühjahr 1948 beginnen. Hier war die Fortführung der Offensive in Richtung Quebec vorgesehen. Die Fixierung des Gegners in der Schlacht um Kanada sollte dann die Voraussetzungen für weitere amphibische Unternehmen gegen Nova Scotia mit dem wichtigen Hafen Halifax und gegen Cape Cod bei Boston erzwingen. Durch rasches und entschlossenes Handeln, galt es hier den gegnerischen Vorteil - des operieren auf der inneren Linie – auszuhebeln. Die Planung sah vor, diesen Vorteil umzukehren. Die Möglichkeit des Gegners, mit den Kräften auf der inneren Linie zu operieren, sollte angesichts der gewaltigen Dimensionen des Kriegsschauplatzes und durch das energische Vortreiben von gepanzerten deutschen Stoßkeilen dazu führen, dass er zu den entscheidenden Zeitpunkten in den entscheidenden Stoßrichtungen jeweils zu schwach sein würde.
Die zahleichen Flüsse die hier immer quer zur Angriffsrichtung aus der Appalachen-Gebirgskette zur atlantischen Küste flossen, stellten eine zusätzliche Herausforderung dar, die das deutsche Vorgehen erschweren würden.
Bis zum Herbst 1948 sollte dennoch die allgemeine Linie Chicago – Washington erlangt werden. Damit wären die industriellen, politischen und kulturellen Zentren im Ostteil der Vereinigten Staaten unter deutscher Kontrolle. Bis hierhin musste die gegnerische bewaffnete Macht zum Kampf gestellt und weitestgehend zerschlagen sein. Damit sollte dann auch der Wille des Gegners zur Fortsetzung des Krieges gebrochen werden. Eine vollständige Einnahme und dauerhafte Besetzung der Vereinigten Staaten war nicht vorgesehen und daher auch nicht in der Planung berücksichtigt.

Im Kräfteansatz waren folgende Verbände eingebunden:

Phase I

Das 1. und das 2. Marineinfanteriekorps mit 6 Divisionen,
Die beiden Korps Ott und Eglseer mit den derzeit 6 Gebirgsjägerdivisionen,
Die 2. Panzerarmee mit den derzeit 13 Divisionen.

Die Panzerdivisionen befanden sich derzeit in der Umstrukturierung. Soweit es die deutsche Industriekapazität zuließ, sollten alle Panzerdivisionen ein zweites Panzerregiment erhalten. Dafür sollte das derzeitige zweite Panzergrenadierregiment abgegeben werden. Die Wehrmachtsführung versprach sich von zwei Panzerregimentern in einer Division eine höhere Durchbruchskraft. Den Nachteil der schwächeren Infanterieunterstützung und der stärkeren Abhängigkeit von Pioniermitteln, nahm man dafür in Kauf. Für die Sollstruktur 47 einer Wehrmachts-Panzerdivision war demnach vorgesehen: 2 Panzerregimenter, 1 Panzergrenadierregiment, 1 Sturmartilleriebrigade und eine Brigade Truppenluftabwehr.
Angesichts der begrenzten Kapazitäten war aber auch klar, dass keinesfalls alle in Amerika eingesetzten Panzerdivisionen diese Struktur erreichen würden.

Für die Phase II ab März-April 1948 waren weiter vorgesehen:

Das in Aufstellung befindliche 3. Marineinfanteriekorps
Die 3. Armee mit 13 Infanteriedivisionen
Die 16. Armee mit 20 Infanteriedivisionen
Die 1. Panzerarmee mit 10 Panzer- und 4 Kürassierdivisionen
Die Armee Hollidt mit 9 Infanteriedivisionen
Selbstverständlich Models 9. Armee mit 18 Infanteriedivisionen
Das 2. Kürassierkorps mit 4 Divisionen
Sowie 2 in Aufstellung befindliche Panzergrenadierkorps mit insgesamt 10 Divisionen

In der Reserve des Großen Generalstabes verblieb die 18. Armee mit 20 Infanteriedivisionen.

Das waren in der Planung zusammen 136 Divisionen, davon 41 gepanzerte Großverbände. Der Fall „Erik“ erreichte damit annähernd die Dimensionen des Unternehmens Barbarossa. Ab Mai 1948 würden weit über 2 Millionen Wehrmachtssoldaten auf dem weit entfernten Kriegsschauplatz versorgt werden müssen.

Für den Transport und die anschließende Versorgung würde die gesamte Kriegsmarine – eingeschlossen die „Museumsschiffe“ Schleswig-Holstein und Schlesien sowie die bis dahin fertiggestellten modernen Einheiten – zum Einsatz kommen. Auch die Luftwaffe sollte nahezu vollständig auf dem amerikanischen Kriegsschauplatz eingesetzt werden.

Bis auf die in Vorderasien operierende Heeresgruppe Kleist, die Asiengruppe und die Besatzungstruppen, war das alle bewaffneten Kräfte über die das Deutsche Reich verfügen konnte. Ein Scheitern des Unternehmens würde unersetzliche Verluste bedeuten.
Dagegen würde ein Erfolg des Unternehmens nach 9 Jahren Krieg endlich den Frieden herbeiführen!
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Beitragvon Taras » 14. August 2016 14:52

Am 3. Juni 1947 fiel Algier – die Hauptstadt von Französisch Algerien - endlich in deutsche Hand. Der Kampf um Nordafrika war beendet! Damit war auch die Gefahr neuer alliierter Invasionsversuche in Europa gebannt. Darüber hinaus verfügten die Kriegsgegner nun über keinen Flugplatz mehr, von dem aus Mitteleuropa erreichbar wäre.

Die Vorbereitungen des Unternehmens „Erik“ traten in ihre heiße Phase. Die in Afrika frei werdenden Divisionen der beiden Gebirgskorps wurden jeweils um eine Pionierbrigade verstärkt und nach Grönland verschifft. Hier wurden beide Korps mit jeweils einer weiteren Division verstärkt. Die 707. Infanteriedivision und die 15. Luftwaffenfelddivision waren in der Heimat auf die Verwendung als Gebirgsjäger umgerüstet und ebenfalls mit jeweils einer Pionierbrigade verstärkt worden.
Aus dem XVIII. und dem LII. Gebirgskorps, sowie aus dem XLV. Armeekorps (drei Infanteriedivisionen) wurde die neu aufgestellte 5. Armee unter Generaloberst Konrad gebildet.
Der 56 jährige Rudolf Konrad war als überzeugter Nazi bekannt, der 1943 nicht zuletzt wegen seiner unerbittlichen Härte im Besatzungsregime in Russland in die Führungsreserve versetzt worden war. Aber er war auch langjähriger erfolgreicher Führer von Gebirgstruppen in verschiedenen Kommandeurspositionen. Auf Konrads eigene Bitte, hatte der Große Generalstab beschlossen, ihm das verantwortungsvolle Kommando an der Spitze der deutschen Gebirgstruppen zu übertragen, die den Brückenkopf für das Unternehmen „Erik“ sichern sollten.

Das von der Abwehr unter Walter Schellenberg installierte Agentennetz in den Vereinigten Staaten bestätigte die Berechnungen des Wehrmachtsplanungsstabes.

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Die Amerikaner konnten 467 Industriekapazitäten einsetzen, um die erlittenen Verluste zu ersetzen. Diese gewaltige Wirtschaftsmacht musste aber auf mehrere Bereiche aufgeteilt werden. Es mussten dringend neue Divisionen aufgestellt werden, jedoch der Großteil der Ressourcen wurde eingesetzt um neue Frachtschiffe zu bauen.
Die Ausrichtung der Produktion zeigte deutlich, dass die amerikanische Strategie weiterhin von einer Offensive ausging und die aufziehende Bedrohung durch eine Landung der Achsenmächte noch nicht in vollem Umfang erkannt worden war. Auch konnte errechnet werden, dass die erlangte zahlenmäßige Überlegenheit der Achse zu Lande und zu Wasser vorerst nicht gebrochen werden konnte.
Für die Planung des Unternehmens „Erik“ spielte es darüber hinaus eine wichtige Rolle, dass eine amerikanische Infanteriedivision zwar in drei bis vier Monaten mit dem Einsatz von täglich 10 IK aufgestellt werden konnte, dass dieser Einheit aber jegliche Erfahrung fehlen würde. Die VSA verfügten über genügend Industriekapazität und genügend Rekruten um ohne weiteres rasch eine gewaltige Armee aus dem Boden stampfen zu können aber damit hatten die Amerikaner noch keine erfahrenen Soldaten. Noch weit schwerwiegender wirkten sich die schweren Verluste bei den verfügbaren Führern und Unterführern aus.
Aus einem Arbeiter, der die Schule mit der mittleren Reife verlassen hatte, konnte in einem Drei-Monats-Lehrgang ein Unteroffizier gemacht werden – einen Unterführer hatte man damit noch lange nicht. Erst der Truppendienst und das Gefecht machten aus einem Absolventen einen Offizier.
Die amerikanische Armee musste also getroffen und geschlagen werden, bevor die neu aufgestellten Verbände die erforderlichen Erfahrungen sammeln konnten!

Mit Kaiserlichem Erlass Nummer 7 vom 14. Juli 1947 wurde der Angriff auf Amerika befohlen:
„Seit fast acht Jahren steht das deutsche Volk nun im Kampf. Bereits unmittelbar nach dem Ausbruch des schrecklichen Völkerkrieges hat sowohl die deutsche Führung unter Reichskanzler Hitler, als später auch die Regierung unter Reichsverweser Beck wiederholt Appelle zur Einstellung des Kampfes ausgesandt, um einen gerechten Frieden für alle Parteien herbeiführen zu können.
Auch der erste Erlass meiner Regierung forderte den Feind und appellierte an die Welt einen raschen Waffenstillstand herbeizuführen.
Weder die Verzweiflung über die von der unüberwindlichen deutschen Wehrmacht zugefügten bitteren Verluste noch die rationalen Eingebungen der Vernunft konnten den Feind zum Einlenken veranlassen. In ihrem widernatürlichen Verlangen nach der Vernichtung unserer großen Nation, wendet sich das Washingtoner Regime damit letztendlich gegen das eigene Volk.
So muss dann das Schwert nun entscheiden!
Nachdem alle diplomatischen Möglichkeiten erschöpft sind, um auf friedlichem Weg einen für Deutschland annehmbaren Frieden zu erlangen, habe ich mich entschlossen, der Wehrmacht die gewaltige Aufgabe zu übertragen, den Feind in seinem eigenen Land zum Nachgeben zu zwingen. Möge uns der Herrgott in diesem Kampfe helfen!"


Am Morgen des 16. Juli 1947 begann das Unternehmen „Erik“ mit der Anlandung von drei Divisionen Marineinfanterie auf der Bonavista Halbinsel auf Neufundland. Der Angriff kam für die Alliierten überraschend, so dass die Truppen unter Generalleutnant Friedrich Foertsch unangefochten amerikanischen Boden betraten.

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Die Landung wurde durch die Trägergruppe Marschall gedeckt. Es tauchten jedoch keine gegnerischen Kampfschiffe auf.
Die erste Aufgabe des 2. Marineinfanteriekorps war die Einnahme der Avalon Halbinsel mit der wichtigen Hafenstadt Saint John’s. Bis zum Ausbau weiterer Häfen, war das deutsche Landungsunternehmen gänzlich von Saint John’s abhängig.

Nach dem die britische Besatzung in Saint John’s die Anlandung deutscher Truppen bemerkt hatte, ging sie sofort zum Angriff auf den empfindlichen Landungsabschnitt vor. Die britischen Truppen waren aber seit längerem schlecht versorgt und bereits stark demoralisiert. Für die deutschen Marineinfanteristen war es ein leichtes, die Attacke abzuwehren und im Gegenangriff Saint John’s größtenteils unversehrt einzunehmen.

Am 25. Juli wurde von Grönland aus das 1. Marinekorps von Generalleutnant Schörner auf der Nordhalbinsel Neufundlands angelandet. Auch dieses Manöver gelang ohne alliierte Gegenwehr. Während das 2 Marinekorps Saint John’s sicherte, nahmen Schörners Seesoldaten die gesamte Insel ein.

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An jedem neugewonnenen Strandabschnitt, an dem es technisch überhaupt umsetzbar war, wurden sofort die im Reich vorgefertigten Modular-Häfen eingerichtet. Die Rückwärtigen Dienste der Divisionen sowie die umgehend hier her verlegten Einheiten der Organisation Todt machten sich sofort daran, die Verladekapazitäten der neugegründeten Häfen auszubauen. Auch wenn die Baumaßnahmen Monate dauern würden, waren sie erforderlich, denn Neufundland sollte das Aufmarschgebiet für die folgenden Operationen bilden.

Auf der Avalon-Halbinsel an der Südspitze Neufundlands wurden die britischen „Radar“-Anlagen durch die Wehrmacht übernommen und es wurden weitere modulare Funkmessanlagen aufgebaut um die Sendeleistung so weit wie möglich auszubauen. In Zusammenschaltung sollten die Funkmessanlagen auf Neufundland gegnerische Bewegungen bis an die Linie Quebec-Boston aufklären können. Auch die Fliegerleitung der Luftwaffe von Labrador bis zum Golf von Maine sollte über diese Anlagen erfolgen.

Jetzt drängte die Zeit. Das deutsche Oberkommando rechnete beinahe täglich mit alliierten Gegenmaßnahmen und mit dem Auftauchen starker gegnerischer Verbände auf dem neuen Kriegsschauplatz. Auch dem letzten Bürokraten im Washingtoner Hauptquartier musste im Sommer 47 die Gefahr deutlich werden, die von dem deutschen Manöver ausging.

Am 8. August wurde - wieder von Grönland aus - das neuaufgestellte 3. Marinekorps unter Generalleutnant Gollwitzer auf dem amerikanischen Festland angelandet. Die britische Region Charlottetown auf der Labrador-Halbinsel war überraschender Weise nur schwach gedeckt, so dass die Seelandung ohne größere Zwischenfälle durchgeführt werden konnte.

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In Goosebay wurde unverzüglich ein Baukasten-Hafen errichtet, über den Versorgungsgüter und Verstärkung herangeführt werden konnten.
Bis zum 12. August konnte der Transport von Generaloberst Konrads 5. Armee nach Labrador abgeschlossen werden. Konrad ordnete die sofortige Offensive an um die gefährliche Enge des Landungsabschnittes auszuweiten und wenigstens eine begrenzte operative Tiefe zu erlangen, bevor der Gegner reagieren konnte.

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Das XVIII. Armeekorps von General Eglseer sollte in Richtung Osten vorgehen um die Grenze zur kanadischen Provinz Quebec zu erreichen und zu sichern. Generalleutnant Ott‘s LII. Armeekorps erhielt den Auftrag, mit vier Divisionen in allgemeine Richtung Nordwest vorzugehen. Konrad bewertete die Besetzung der weitgehend unbewohnten Tundren Landschaft bis an die Südspitze der Ungava Bucht und bis an den Rivière Koksoak für erforderlich um die Nordflanke des deutschen Angriffsstreifen abzusichern. Das 3. Marinekorps erhielt den Befehl an der Südküste der Labradorhalbinsel in Richtung Quebec bis zum Rivière du Petit Mécatina vorzugehen um die Südflanke zu sichern.

Während die 5. Armee die Ausweitung und Sicherung des amerikanischen Brückenkopfes vorantrieb, war die Kriegsmarine mit dem Transport der eigentlichen Angriffsgruppe von Europa nach Amerika ausgelastet.

Im Verlauf des August und September 1947 wurde die 2. Panzerarmee von General von Mackensen nach Nordamerika verschifft. Die Verlegung einer Panzergruppe benötigte dabei so viel Schiffsraum wie die gesamte 5. Armee. Dies war die vom Planungsstab ermittelte gefährlichste Phase der ersten Stufe des Landungsunternehmens. Denn Deutschlands schlagkräftigste Truppen trafen nur häppchenweise auf dem neuen Kriegsschauplatz ein.

Mackensens Armee bestand im September 47 aus den Großverbänden Panzergruppe I, Guderian, Panzergruppe III, Brennecke und Panzergruppe V, Hausser. Mit 15 Panzerdivisionen, die 21 vollaufgefüllte Panzerregimenter im Bestand hatten, war dies Deutschlands mächtigster Kampfverband.

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Eine besondere Bedeutung kam dabei der Panzergruppe III unter dem Kommando von Generalleutnant Kurt Brennecke zu. Alle fünf Panzerdivisionen hatten zwei Panzerregimenter in der Struktur. Die Panzerregimenter der 8., 9. und 12. Panzerdivision waren mit dem E-50 Panther II ausgerüstet. Dagegen waren die 26. Panzerdivision und die Panzerdivision Großdeutschland mit jeweils einer mittleren Panzerabteilung (E-50) und jeweils zwei schweren Panzerabteilungen mit E-75 Tiger III ausgestattet.

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Diese beiden Divisionen mit jeweils 112 schweren und über 200 mittleren Panzer und bildeten damit den Rammbock der Invasionsarmee. Mit ihren mächtig bewaffneten und schwergepanzerten Durchbruchskampfwagen sollten sie dem Gegner die Tür eintreten.

Im Verlaufe des Septembers kam der Vormarsch der deutschen Truppen auf der Labrador-Halbinsel zum Stehen. Wie erwartet erschienen immer zahlreicher alliierte Kampfverbände vor den Fronten der der 5. Armee. Dagegen konnte der Transport und die Verlegung der 2. Panzerarmee in den geplanten Angriffsstreifen zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen werden.
Ende September waren durch die intensive deutsche Aufklärung bereits weit über 200 gegnerische Regimenter identifiziert worden. Der Anmarsch zahlreicher weiterer Einheiten konnte von der Funkaufklärung erkannt werden.

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Generalfeldmarschall von Kluge hatte das Kommando auf dem amerikanischen Kriegsschauplatz übernommen. Er schätzte die feindliche Mannstärke vor seinem Brückenkopf auf mehr als 450.000 Soldaten – rasch wachsend. Damit waren die Alliierten den deutschen Truppen bereits jetzt erheblich überlegen. Der Gegner verfügte darüber hinaus über mehr Panzereinheiten und auch mehr Einheiten motorisierter Infanterie.
Die Frage war, würde der Gegner zuerst Angriffsstärke erreichen oder würde zuerst der Wintereinbruch offensive Handlungen für beide Parteien unmöglich machen. Im Großen Generalstab in Berlin wurde überlegt, wie der amerikanische Brückenkopf rasch verstärkt werden könnte. Aber die gewaltigen Dimensionen des Kampffeldes – von Europa nach Amerika und dann durch weitgehend wegloses Land bis an die neue Front – machten ein sinnvolles und wirksames Reagieren unmöglich.



Während sich die Ereignisse in Amerika zuspitzten, kamen aus Vorderasien gute Nachrichten. Am 11. August hatten Truppen der Armeegruppe Kleist Teheran - die Hauptstadt Persiens – eingenommen. Nachdem sich bereits der Großteil des Landes unter deutscher Kontrolle befand, entschloss sich der 1941 von den Briten eingesetzte Schah von Persien, Mohammad Reza Pahlavi, die Seiten zu wechseln.

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Beitragvon Taras » 18. August 2016 15:00

Seit Juli 47, dem Zeitpunkt der Landung erster deutscher Truppen auf dem amerikanischen Kontinent, war überraschend viel Zeit ohne größere Kampfhandlungen vergangen. Im Verlaufe des Aufmarsches der Kriegsparteien in der britischen Dominion Labrador und Neufundland sowie der zu Kanada (ebenfalls eine sich selbst verwaltende Kolonie des britischen Empire) gehörenden Provinz Quebec, war der Oktober angebrochen. Amit war der Winter, der die Kampfhandlungen insbesondere für den Angreifer ungemein erschweren würde, immer näher gerückt.

Der unvermeidliche Kampf wurde dann am 3. Oktober durch die Amerikaner eröffnet. Die Nächte Anfang Oktober brachten Frost und dünnen Schnee, der tagsüber wieder taute.
Südwestlich von Labrador City war vor wenigen Tagen die Panzerdivision Großdeutschland unter dem Kommando von Eichenlaubträger Generalmajor Walter Hörnlein eingetroffen und in Stellung gegangen. Die Soldaten und Offiziere gingen nicht davon aus, lange hier zu bleiben, daher wurde der Stellungsbau mit wenig Enthusiasmus betrieben.
Die Aufklärung hatte mehrere generische Verbände im Gebiet am anderen Ufer des Walsh River ausgemacht und die vorgeschobenen Horchposten des Panzergrenadierregimentes Großdeutschland konnten gestern starke feindliche Aufklärungsaktivitäten feststellen.
Der Morgen dämmert gegen halb sieben neblig herauf, als plötzlich, aus der tiefhängenden Wolkendecke zwei amerikanische Tornado-Bomber herandonnerten. Die Truppenluftabwehr begann unkoordiniert zu belfern und konnte nicht verhindern, dass die beiden Flugzeuge über den deutschen Linien vier Kanister Napalm abwarfen. Gegen dieses teuflische Zeug halfen keine Schützenlöcher und keine Gräben. Egal ob in Gebäuden oder Fahrzeugen, selbst in Bunkern oder Panzern war menschliches Leben dagegen nur dürftig geschützt. Dicht über dem Boden wurden die Napalm Kanister von kleinen Sprengladungen entzündet und die brennbare klebrige Masse auf eine große Fläche verteilt. Auf dem Areal von zwei Fußballfeldern in Länge und Tiefe wurde ein Loch in die deutsche Stellung gebrannt.
Elektrisiert sprangen die aus dem Dienstalltag geschreckten Soldaten an die zugewiesenen Stellungen. Sanitäter eilten zum betroffenen Gebiet. Offiziere legten eine rückwärtige Auffang-Verteidigungslinie fest und ließen sie von Alarmkompanien besetzen. Panzerbekämpfungstrupps rückten von den Rändern gegen den Abschnitt vor, auf den der feindliche Angriff erwartet wurde. In den vier Kilometer zurück liegenden Stellungen des Sturmartillerieregimentes Großdeutschland wurde Gefechtsalarm befohlen und die Koordinaten des Vorfeldes der Kampflinie eingestellt. Aus den gedeckten Stellungen östlich von Labrador City rumpelten schwere Tigerpanzer dem zu befürchtenden Angriff entgegen.
Aus dem Nebel vor den ersten deutschen Stellungen lösten sich graue Schatten. Leichte Chaffee Panzer spürten gegen die geschlagene Lücke vor. Sie waren schnell, geländegängig und mit ihrer 7,5 cm Kanone auch relativ gut bewaffnet. Zwischen den amerikanischen M24 konnten feindliche Stoßtrupps ausgemacht werden.
Der Gegner misstraute scheinbar dem Erfolg seiner Luftwaffe und ging daher nur zögerlich vor. Wie berechtigt die Vorsicht war, zeigte sich als 200 Meter vor dem schweigenden deutschen Stellungssystem der vorderste Panzer explodierte. Das war keine Mine, denn in einiger Entfernung war die Abschusswolke der Panzerschreck des deutschen Panzerbekämpfungstrupps deutlich auszumachen.

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Amerikanische Panzer und Infanteristen eröffneten sofort massives Feuer auf die erkannte Stellung. Die leichten Panzer blieben stehen und erwarteten Verstärkung. Aus dem Nebel schoben sich die großen Brocken nach vorn.
Zwei schwere Pershing Panzer erschienen – begleitet von zwei Jackson Jagdpanzern und dahinter, weiter rechts tauchten mehrere M47 Patton aus dem Nebel auf. Das gab dem liegengebliebenen Angriff wieder Schwung. Auch wenn die amerikanische Infanterie von dem einsetzenden MG Abwehrfeuer zu Boden gezwungen wurden, rücke die Panzermauer weiter vor.

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Der unmittelbar am Ortsrand von Labrador City in getarnter Stellung liegende 3. Zug der 12. Kompanie (Panzerregiment Großdeutschland I) erhielt den Befehl „Panzer Marsch“. Mit aufbrüllenden Motoren ruckten die vier Tiger an und rollten in den Kampf. Nach dem Überschreiten der Hügelkette in westliche Richtung, bekamen die Panzer Feindkontakt. Aus 2 km eröffnete der Zugführer das Feuer. Hier fehlte jedoch noch die Übung – der Schuss ging fehl.
Die anderen Kampfwagen des Zuges schlossen auf. Breitkeil vorwärts über die Hügelkuppe um gegen den Horizont nicht so deutlich sichtbar zu sein. Im Vorderhang stoppten die Panzer. Der Zugführer wies die Ziele zu. Panzergranate – 1-900 – Feuer! In einer Salve brüllten alle vier Kanonen auf. Dem vorderen Pershing wurde das linke Laufrad zerschlagen und die Kette abgesprengt. Mit der rechten Kette wühlte er sich noch ein Stück um die eigene Achse und blieb dann liegen. Dem anderen Pershing erging es jedoch wesentlich schlechter. Der Wolframkern der Panzergranate durchschlug die Turmfront und ließ die hier gelagerte Munition explodieren. Der schwere Panzerturm wurde mehrere Meter beiseite geschleudert.
Der dritte Tiger hatte den seitlich der Pershings vorrückende amerikanische Jagdpanzer zugewiesen bekommen. Seine Granate traf den Motor. Der Jackson blieb abrupt stehen, als wäre er gegen eine Mauer gefahren. Kurzdarauf wurde er in schweren schwarzen Qualm eingehüllt.
Die an der linken Flanke vorgehenden Patton Panzer drehten auf den erkannten Gegner ein. Während die deutschen Panzer nachluden, eröffneten die Amerikaner das Feuer. Panzer 3 erhielt zwei Treffer an der Turmseite, die jedoch beide aufgrund des großen Aufschlagwinkel wegsprangen.

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Die Antwort der Tiger war verheerend. Der Treffer bei dem vordersten Patton konnte nicht durchdringen aber durch die gewaltige Kraft des eingeschlagenen 28 kg schweren Projektils, wurde der Turm abgerissen und nach hinten geschleudert. Zwei weitere Patton explodierten und auch der vierte schien etwas abbekommen zu haben. Wie ein waidwundes böses Tier zog er sich ruckend und qualmend zurück.
Der Angriff war abgeschlagen aber das Gefecht war noch nicht vorbei. Die leichten Chaffee Panzer hatten gegen die deutschen Stahlkolosse keine Chance. Sie nebelten sich ein und zogen sich schleunigst zurück. Die Tiger rückten weiter vor um auch die amerikanische Infanterie zu vertreiben.
HInter der deutschen Stellung schlugen jetzt Artilleriesalven ein, die nach den siegreichen Panzern suchten.

Die schwere Artillerieabteilung des Sturmartillerieregimentes Großdeutschland hatte die 150 mm Haubitzen auf Panzerlafetten östlich von Labrador City entfaltet. Die Horchabteilungen der Batterien peilten die generischen Abschussgeräusche ein. Die Koordinaten wurden festgelegt, die Rohre ausgerichtet. Dann erging der Feuerbefehl. In schneller Folge wurden vier Salven aus den 12 Geschützen abgefeuert. Anschließend sprangen die Motoren an und die drei Batterien bezogen in eingeschleifter Präzision die Wechselstellung.
Eine Antwort des Gegners blieb jedoch aus. Da auch der Artillerieangriff auf die vorderen Linien verstummte, konnten die deutschen Artilleristen von einem Erfolg ihres Feuerschlages ausgehen.



Aufgeschreckt durch mehrere gleichartige amerikanische Angriffe, untersagte Generalfeldmarschall von Kluge weitere Vorwärtsbewegungen und ordnete an dass sich die Truppen eingraben und die Verteidigung vorbereiten sollten. Die in der Planung für das Unternehmen Erik für die erste Phase festgelegten Linien waren erreicht. Kluge wollte für die nächste Offensive das Frühjahr oder weitere Verstärkungen abwarten. Zudem könnten dem Gegner auch aus der Defensive heraus schwerwiegende Niederlagen zugefügt werden. Das war im Russlandfeldzug oft genug belegt worden.

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Der Kommandeur der 2. Panzerarmee Generaloberst von Mackensen wollte die Nachricht erst nicht glauben. Diese amerikanischen Angriffe wurden in seinem Stab lediglich als gewaltsame Aufklärung bewertet. Ja, der Winter kam – aber ein weiterer Angriff war möglich. Ja, das Gelände war schwierig – aber rasche Vormärsche der gepanzerten Truppen waren möglich. Die Offensive war möglich – und sie war geboten!
Generalleutnant Guderian appellierte, dass mit einem kühnen Stoß von Labrador gegen den St. Lorenz Strom eine große gegnerische Gruppierung von mehr als zwei Dutzend Divisionen vernichtet werden könnte. Darüber hinaus wäre die 2. Panzerarmee in der Lage, parallel zur Hauptbewegung, in Richtung Nordwesten, gegen die James Bay vorzugehen und damit alle gegnerischen Verbände, die zwischenzeitlich in der Tiefe der Labrador-Halbinsel Stellung bezogen haben, von ihrer Versorgung abzuschneiden. Die deutsche Panzerwaffe musste angreifen, denn sie war in der Defensive nur bedingt effektiv.
Ungläubige Nachfragen aus Mackensens Quartier bestätigten den Befehl des Feldmarschalles von Kluge.
Neben Generaloberst von Mackensen, remonstrierten auch die Kommandeure der drei Panzergruppen gegen die Entscheidung der Heeresgruppe. Kluge war über den Widerstand erstaunt. Da es aber zu seinem militärischen Selbstverständnis gehörte, den Führern nachgeordneter Truppen möglichst großen Handlungsspielraum zu geben und deren Initiative anzuspornen, berief er eine Kommandeurbesprechung ein.
Am 5. Oktober flogen Mackensen, seine Korpskommandeure und auch mehrere Divisionskommandeure nach Happy Valley-Goose Bay in das über 500 km entfernte Hauptquartier, um mit dem Befehlshaber das weitere Vorgehen abzustimmen.

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Wie nicht anders zu erwarten gerieten die unterschiedlichen Charaktere von Generalfeldmarschall Kluge und General Guderian rasch aneinander. In scharfen Repliken brausten der „kluge Günther“ und der „schnelle Heinz“ wieder einmal gegeneinander auf. Die Generale Mackensen, Hoth, Höpner und Schweppenburg mussten reichlich diplomatisches Geschick aufbringen um die Besprechung wieder auf eine sachliche Ebene zu bringen.
Über die Karten gebeugt wurden Marschtabellen begutachtet, Manöver- und Gefechtsberichte ausgewertet. Nach fünfstündiger Beratung überzeugten die Panzermänner den Generalfeldmarschall, die Offensive kompromisslos voranzutreiben.
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Beitragvon Taras » 31. August 2016 16:54

Die Offensive der 2. Panzerarmee begann am 8. Oktober 1947 mit einer vierstündigen Artillerievorbereitung. Die Artillerieregimenter der Panzergruppen III wurden zu dem Feuerschlag zusammengefasst. 180 Haubitzen trommelten auf die erkannten gegnerischen Stellungen ein, dann rollten die schweren Panzerabteilungen der 26. Panzerdivision (Schweppenburg) und der Panzerdivision Großdeutschland (Hörnlein) los um das Tor nach Kanada einzurennen.

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Trotz der, auf dem Kriegsschauplatz insgesamt festgestellten, zahlenmäßigen Überlegenheit der Amerikaner, wurden im Angriffstreifen der Panzergruppe III nur fünf bis sechs gegnerische Divisionen ausgemacht. Damit hatte Generalleutnant Brennecke in der Hauptschlagrichtung ein kräftemäßiges Gleichgewicht. Tatsächlich waren seine fünf Panzerdivisionen dem Gegner in Ausrüstung und Erfahrung maßgeblich überlegen.
Die Witterung und die weglose Landschaft machten allerdings das Manövrieren mit den Panzerverbänden fast unmöglich. Immer wieder aufs Neue mussten die schweren Panzerabteilungen gegen vorbereitete Verteidigungsstellungen frontal angreifen. Für Brenneckes Panzermänner war es neben den schwer gepanzerten Tiger III jedoch von entscheidendem Vorteil, dass zumindest alle Offiziere und Unteroffiziere und auch ein großer Teil der Mannschaften Erfahrungen an der Ostfront in Russland und damit wichtige Erfahrungen für den Winterkrieg gesammelt hatten.
Es dauerte dennoch eine Woche um die gegnerische Verteidigung endlich zu durchstoßen. Dann war der Feind geworfen und es gab kein Halten mehr. Die erschütterten alliierten Verbände strömten zurück in Richtung der Mündung des Sankt-Lorenz-Stromes. Hastig eingerichtete Auffanglinien und neu ins Gefecht eingeführte Truppen wurden von den anstürmenden deutschen Panzerdivisionen zertrümmert, bevor eine spürbare Abwehrstärke erreicht werden konnten. Die nun ebenfalls zurückflutenden Truppen vergrößerten anschließend noch den ungeordneten Pulk führungsloser Soldaten. Das Ziel, auf dass die alliierten Soldaten hofften, war der Rivière Saguenay – das letzte große Wasserhindernis ca. 180 km vor Quebec. Aufgrund von Witterung und Gelände gelang Brennecke jedoch keine überholende Verfolgung, so dass die Gefangenzahlen in den Oktobertagen gering blieben.
Alliierte Gegenangriffe von anderen Frontabschnitten gegen die deutsche Hauptstoßrichtung wurden nur unentschlossen und zaghaft geführt und konnten den Vormarsch zu keinem Zeitpunkt gefährden. Das Hauptproblem im Quartier der 2. Panzerarmee war daher auch eher, wie man angesichts der wenigen belastbaren Straßen und Schienen, die anderen Panzergruppen effektiv in die Schlacht einführen könnte.

Angesichts der Erfolge der schweren Panzerabteilungen mit den E-75 Durchbruchskampfwagen wurden im Heeresplanungsamt wieder Überlegungen laut, die Pläne für den Panzerkampfwagen VIII aus der Versenkung zu holen. Bereits bei der Konzeption der E-Serie waren auch überschwere Kampfwagen mit einem Gefechtsgewicht von über 100 t angedacht worden. Von den Praktikern wurden diese Pläne bereits 1943 abgelehnt. Der Ressourcenverbrauch wäre für die Kolosse einfach zu groß ohne dafür einen erkennbaren Vorteil zu erlangen. Panzer von mehr als 80 Tonnen Gewicht würden keine normale Brücke mehr passieren können und wären beim derzeitigen Stand der Technik einfach viel zu schwerfällig.
Jetzt im Winter 47 konnten die Kommandeure der Panzerverbände auch durch Versprechungen von noch stärker Panzerung und umfangreicherer und großkalibriger Bewaffnung nicht zu einer Änderung ihrer Auffassung überredet werden. Die Praxis verlangte nach schnellen und manövrierfähigen Kampfwagen und nicht nach gigantomanischen Ungetümen.


Da die Alliierten im Verlaufe des Feldzuges nicht in der Lage waren, die gepanzerte Spitze der Invasionsstreitmacht zu stoppen, versuchten sie es schließlich über die alte Strategie der indirekten Annäherung. Wo war der schwächste Punkt der vorwärtswalzenden Deutschen. Dieser Punkt lag in Neufundland mit St. John’s als dem einzigen Hafen mit nennenswerter Umschlagkapazität, der sich bisher unter deutscher Kontrolle befand. Konsequenterweise unternahmen die Amerikaner am 22. Oktober eine Seelandung auf Neufundland.

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Selbst wenn die Einnahme des nun strategisch wichtigen Hafens nicht gelang, so genügte doch allein das Durchtrennen der lebenswichtigen Versorgungswege. Im Plan der Amerikaner kam jedoch nicht das 2. Kürassierkorps von Generalleutnant Bärenfänger vor, dessen Verlegung von Shanghai nach Neufundland Mitte Oktober abgeschlossen werden konnte. Damit war die alliierte Seelandung zum Scheitern verurteilt. Bevor noch der eroberte Brückenkopf auf Neufundland durch weitere Truppen verstärkt werden konnten, waren die deutschen Gardekürassiere heran und zerschlugen das ambitionierte Unternehmen noch am Strand. Fast 9.000 amerikanische Ledernacken gingen in Kriegsgefangenschaft.

In den Abendstunden des 27. Oktober 47 brach die 9. Panzerdivision „Hohenstaufen“ unter Ritterkreuzträger Generalmajor Hasso von Manteuffel bei Rivière-aux-Graines an die Küste des Sankt-Lorenz-Stromes durch. Damit waren zahlreichen alliierten Verbänden, die östlich St. Pierre standen die Versorgung und der Rückzug abgeschnitten. Die deutsche Funkaufklärung konnte in dem sich abzeichnenden Kessel mehr als 20 vor allem amerikanische Divisionen feststellen.

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Wenn es gelang, die eingeschlossene Gruppierung zu zerschlagen, wäre die zahlenmäßige Überlegenheit auf diesem Kriegsschauplatz mit einem Schlag in ihr Gegenteil gekehrt. Die Beseitigung eines in Raum und Truppenanzahl so gewaltigen Kessels gestaltete sich jedoch weit schwieriger als erwartet. Während die Panzergruppe III weiter gegen Quebec vordrang, musste das XVIII. Gebirgskorps heftige Gegenangriffe der eingeschlossenen Amerikaner abfangen.



In der Anfangsphase der Offensive wurden die größten deutschen Verluste durch die amerikanische Luftwaffe verursacht. Um den lästigen Tornado Angriffen Herr zu werden, wurden in den neugewonnenen Territorien, wo es überhaupt möglich war, Feldflugplätze angelegt. Durch die im Reich vorgefertigten Komponenten, konnte ein derart komplexes System innerhalb weniger Tage und Wochen einsatzbereit gemacht werden.
Zur Vorbereitung eines neuen Stützpunktes, folgten Sondierungstrupps der Luftwaffe bereits den Angriffsspitzen des Heeres und analysierten das Gelände. Es wurde jeweils ein Areal gewählt, das es erlaubte, eine mindestens 1.700 Meter lange Startbahn mit einem vertretbaren pioniertechnischen Einsatz, innerhalb kurzer Zeit anzulegen. Dann folgten die Bautrupps.
Auf dem E-50 Fahrgestell war der Pionierpanzer „Büffel“ entwickelt worden. Diese Fahrzeuge waren für die Werkstattkompanien der Panzerabteilungen konzipiert und sie wurden nun auch erfolgreich zum Flugplatzbau eingesetzt. Mit Sprengungen, Planierschild und Baggerschaufel wurde das geeignete Gelände eingeebnet und anschließend verfestigt. Soweit erforderlich wurde in Teilen des künftigen Fliegerhorstes sogar Dränage verlegt um überschüssiges Wasser abführen zu können.
Die Haupt Start- und Landebahn sowie die wichtigsten Rollbereiche wurden mit vorgefertigten Stahl-Loch-Elementen gedeckt. Die Einzelelemente waren dabei so leicht, dass sie ohne weiteres von einem Mann getragen und verbaut werden konnten. Zusammengesteckt und verschraubt, ergaben sie eine stabile und witterungsbeständige Oberfläche.
Die Fliegerleitstelle mit den erforderlichen funktechnischen Anlagen wurde in mehreren Lastkraftwagen-Kofferaufsätzen angeliefert und vor Ort mit wenigen Handgriffen zusammengeschraubt. Alle technischen Mittel des Fliegeringenieurdienstes waren ohnehin auf Lastkraftwagen installiert.
Für die Flugzeuge des Jagdgeschwaders wurden – unweit der Startbahn – Dezentralisierungsräume ausgebaut. Jede Jagdmaschine erhielt einen eigenen ausgebaggerten Unterstand. Der Aushub wurde zu Splitterschutzwällen verfestigt. Die Engländer hatten mit dieser Methode sehr erfolgreich die deutsche Luftüberlegenheit im Sommer 45 kompensiert. Gegen die Witterung waren die Unterstände mit Zeltplanen und gegen die Feindsicht darüber mit Tarnnetzen abgedeckt.
Die Stromversorgung für die Fliegerleitstelle und die Startbahnbefeuerung wurden durch stationäre Dieselaggregate sichergestellt. Die Stromversorgung der Flugzeugunterstände und der Vorstartlinien erfolge durch mobile Dieselaggregate (Koffer auf Lastkraftwagen).
Auch die Unterkünfte für das fliegende Personal waren bereits vorgefertigt. Die beheizbaren Baracken ließen sich in wenigen Stunden aus genormten Einzelteilen zusammenschrauben. Das Bodenpersonal sollte vorerst mit Zelten vorlieb nehmen – selbst im kanadischen Winter.
Die Bautrupps mussten auch die gedeckten Lager für Treibstoffe und für die Munition sowie die hierfür erforderlichen An- und Abfahrtswege und die Tarnanlagen errichten. Ebenfalls wurde noch vor dem Einzug der ersten Jagdmaschinen das Stellungssystem für die Boden- und die Luftverteidigung des Fliegerhorstes angelegt.
Die wichtigsten Bauabschnitte für eine Aufnahme des Flugbetriebes konnten bei effektiver Planung des Mitteleinsatzes und mit Unterstützung von Heerestruppen innerhalb von vierzehn Tagen abgeschlossen werden. Der weitere Ausbau des Fliegerhorstes erfolgte dann im laufenden Betrieb.

Von diesen – im wahrsten Sinne aus dem Boden gestampften – Fliegerhorsten wurden dann umgehend Deutschlands modernste Jagdflugzeuge eingesetzt um den Himmel über den vorgehenden Panzerverbänden zu sichern. Ab Spätsommer 47 war der Entwurf aus dem Konstruktionsbüro Kurt Tank durch den erfolgreichen Hersteller Focke-Wulf-Flugzeugbau zur Serienreife gebracht. Über der Labrador-Halbinsel kamen die Ta-183 Jäger zu ihrem ersten Großeinsatz.

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Der Strahljäger Ta-183 wurde als Abfangjäger mit vier Maschinenkanonen und als Jagdbomber mit zwei Maschinenkanonen und dafür mehr Aufhängepunkte für Bomben und Raketen ausgeliefert. Die X-4 Luft-Luft Rakete war konzipiert worden um enggeschlossene Bomberverbände aufzubrechen. Für den engen Kurvenkampf war sie ungeeignet und wurde daher auf dem kanadischen Kriegsschauplatz kaum eingesetzt.
Die Ta-183 war allen alliierten Jagdflugzeugen deutlich überlegen. In Verbindung mit der Erfahrung der deutschen Piloten, eroberte sie innerhalb weniger Wochen die Luftherrschaft in ihrem Einsatzgebiet.



Während auf Neufundland die Invasionsstreitmacht für die Phase 2 der Unternehmen „Erik“ gesammelt wurde, versuchten die Amerikaner noch einmal den Hafen von St. John’s einzunehmen. Doch die amphibische Operation vom 27. November war noch viel aussichtsloser, als die im Oktober.

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Zwischenzeitlich war unter dem massiven Einsatz der Kriegsmarine die 16. Armee nach Neufundland verlegt worden. Auf einen Einsatz der Divisionen von Generaloberst Busch wurde jedoch aus Geheimhaltungsgründen verzichtet. Die amerikanische Landung in Gander wurde wieder allein durch die Gardekürassiere zerschlagen.

Am 10. Dezember hatten die 8., 9. Und 12. Panzerdivision der Panzergruppe III den Fluss Saguenay erreicht. Die 26. Panzerdivision und die Panzerdivision Großdeutschland waren mit ihren langsameren schweren Panzerabteilungen mittlerweile weit zurückgeblieben. In Baie Comeau gelang es der 26. PD unter Generalmajor Leo Geyr von Schweppenburg fünf alliierte Divisionen zu stellen, die von den schnelleren Einheiten der Panzergruppe ausmanövriert worden waren.

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Anfang Dezember war die 6. Panzerdivision der Panzergruppe I (Generaloberst Guderian) an die Südküste der James Bay durchgebrochen. Damit waren alle alliierten Truppen auf der Labrador-Halbinsel von der Versorgung abgeschnitten. Diese Gruppierungen aber endgültig auszuschalten, würde aufgrund der Weite und Weglosigkeit des Landes und der Witterung noch erhebliche Zeit in Anspruch nehmen.

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Mit den abgeschnittenen aber dennoch mächtigen Feindgruppierungen im Rücken, der weiteren Auffächerung der vorrückenden deutschen Panzerverbände in die sich immer mehr ausdehnende Front und den immer länger werdenden Versorgungsrouten, verlor die Winteroffensive Mitte Dezember 47 ihren Schwung. Von Fort Rupert an der James Bay, den Rivière Bell hinunter bis an den Rivière Saguenay und den Sankt-Lorenz-Strom gelang es den Alliierten den deutschen Vormarsch zum Stehen zu bringen. Beide Seiten mussten neue Kraft schöpfen, bevor sie weitere Operationen beginnen konnten.

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Lage

Beitragvon Taras » 9. September 2016 10:03

Im September 1947 hatte Major Taras Freiherr von Stargard seinen Generalstabslehrgang an der Kriegsakademie in Berlin-Lichterfelde erfolgreich beendet. In der Bestenliste seines Lehrganges schloss er als 13. von 106 Absolventen ab. Die Qualifikation beschaffte ihm aber noch keine neue Dienststellung und so erfolgte vorerst seine Kommandierung zurück in den Stab der 28. Infanteriedivision, die noch immer im Rahmen der 9. Armee in England stationiert war.
Der Abschied von seiner Frau und seiner, im September 46 geborenen Tochter fiel ihm sehr schwer. Sicher nahm die 9. Armee nur Besatzungsaufgaben wahr und er würde als Stabsoffizier regelmäßig Gelegenheit finden, nach Deutschland zu reisen aber die Entfernung war doch schmerzhaft groß und der Krieg noch nicht vorüber.
Bevor Taras nach England abflog, zog die junge Familien zurück nach Mecklenburg. Auf dem heimatlichen Gut in Hohenzieritz konnten Käthe und Ingrid - seine kleine Tochter - auf die Unterstützung der Familie Stargard und aus Neubrandenburg auf die Unterstützung ihrer eigenen Eltern zählen.

Nachdem Major Stargard schweren Herzens zurück in England war, kümmerte er sich als erstes um den Verbleib seiner ehemaligen Ordonanz. Hugo Büchner saß zu diesem Zeitpunkt seit vier Tagen im Bau und wartete auf seine Militärgerichtsverhandlung, weil er sich eine schwere Prügelei mit der Feldgendarmerie geliefert hatte.

„Herr Major.“ Stammelte er, als Stargard ihn zum Verhör bestellte. „Wat soll ick säggen!? Ick war im Auftrag unterwegs.“
Major Stargard sah den derangierten Unteroffizier skeptisch an. Die schweren Arbeiterhände lagen auf dem Tisch. Die Knöchel blau und blutig aufgeschlagen, das linke Auge blau, das rechte zugeschwollen und die die rechte Oberlippe war dick und aufgeplatzt. „In wessen Auftrag!“
„Der Kompanie… Der Kameraden… Und die stellen keine Passierscheine aus. Und klar, die Kettenhunde haben da wenig Verständnis för.“
„Was haben Sie besorgt?“
„Och, Herr Major, Se wissen doch. Dit un Dat…“
„Herr Unteroffizier, Sie waren nicht allein unterwegs, als Sie von der Militärstreife gestellt wurden! Wer war noch bei Ihnen!“
Büchner sah Stargard aus seinem zerschlagenen Gesicht verwundert an. „Nich Ihr Ernst, wat! Herr Major, Sie glauben doch nich wirklich, dat ick meine Kameraden inne Pfanne haue!“
Stargard senkte den Blick. Ihm war klar, dass er als Offizier viel zu inkonsequent gegenüber dem Unterstellten war aber er hatte auch selbst keinerlei Interessen an der Aufklärung des Sachverhaltes. „Ich staune, dass Sie es bei Ihrer Haltung zum Unteroffizier geschafft haben. Wieviel Degradierungen haben Sie denn zwischenzeitlich hinter sich.“
„Och Herr Major, bi twej häb ick augehört tou tählen.“ Büchner berichtete dann, dass die nach der Einnahme Englands erlassenen Wehrdiensterleichterungen sämtlich nicht auf ihn zutrafen. Nachdem Stargard England verlassen hatte, musste Büchner die Stabskompanie verlassen und war zur Kolonne versetzt worden. Um sich das Leben beim Kommiss dennoch irgendwie zu erleichtern, hatte er sich schließlich auf 10 Jahre verpflichtet und war damit – trotz seiner Kaderakte – zum Unteroffizierslehrgang kommandiert worden.
Major Stargard schüttelte den Kopf. „Büchner! Es gibt schwerwiegende Vorwürfe gegen Sie. Dennoch würde ich Sie – soweit ich es beeinflussen kann – wieder anfordern, wenn ich die Garantie bekomme, dass solche Vorfälle sich nicht wieder ereignen.“
„Herr Major, Sie mussten sich doch nie über mich beschweren. Wär schon schön, wenn ick hier rut kommen würd…“
Stargard grübelte und raffte sich dann auf. „Gut, Büchner.“ Räumte räumt er schließlich ein. „Ich werde mit dem Militärrichter und mit Ihrem Kompaniechef reden. Wenn ich Sie mir so anschaue, haben Sie wohl bereits genug gebüßt. Ich werde schauen, dass ich Sie wieder in meinen persönlichen Bereich bekomme – wenn Sie es wünschen.“
Büchner wies auf sein Gesicht. „Dat hier, dat kümmt nich vonne Verhaftung. Aus der Boxerei bin ich rut – blütenweiß wie ne Konfirmandin. Dat hier, dat warn die Sauhunde vor der Tür un mit denen bin ick noch nich fertich!“
„Umso besser, wenn Sie möglichst bald die Umgebung wechseln!“

Major Stargard kam nicht mehr dazu, sich in den alten Dienstposten einzuarbeiten. Bereits Anfang Dezember erhielt er die Versetzung nach Friedland in Mecklenburg-Strelitz.
Der ehemalige Kommandeur der 28. Infanteriedivision Hyazinth Graf Strachwitz von Groß-Zauche und Camminetz war nach dem Sieg auf den britischen Inseln zum Generalleutnant befördert und ins Reich versetzt worden. Hier erhielt er das Kommando über das in Aufstellung befindliche 1. Panzergrendierkorps. Als ersten Generalstabsoffizier forderte er den jungen Major Stargard an. Die überraschende Versetzung machte Freiherrn von Stargard überglücklich. Die neue Dienststellung brachte nicht nur die sofortige Beförderung zum Oberstleutnant und eröffnete darüber hinaus die Möglichkeit zu einer weiteren Beförderung. Vor allem aber lag der neue Dienstort nahe bei Neubrandenburg und damit nahe bei seiner Familien. Diesmal ließ sich Stargard von Unteroffizier Büchner begleiten, der weiterhin sein Fahrer und seine Ordonanz bleiben sollte.

Das Armeekorps Strachwitz sollte aus fünf komplett mechanisierten Divisionen bestehen. Die Panzergrenadierregimenter waren mit Schützenpanzer „Büffel“ und gepanzerten Mannschaftstransportwagen „Kätzchen“ ausgerüstet. Die ohnehin bereits große Schlagkraft wurde durch zusätzliche Abteilungen noch weiter erhöht.
Die unterstellten Artillerieregimenter waren gepanzert und mobil. Die leichten Batterien waren mit der 10,5 cm leichten Feldhaubitze 43 L/35 auf dem E-50 Fahrgestell und die schweren Batterien mit der 15 cm schweren Feldhaubitze 43 L/32 auf den E-75 Fahrgestellen ausgerüstet. Die 14. Infanteriedivision verfügte sogar über drei Batterien Sturmartillerie „Grille“ mit 17 cm Kanone 72 L/50 auf dem Tigerfahrgestell. Zwei Divisionen des Korps hatten selbständige Aufklärungsabteilungen erhalten, die mit Panzerspähwagen Puma ausgerüstet waren. Die 18. Panzergrenadierdivision hatte ein Panzerjagdregiment mit Jagdpanthern erhalten. Bis März 48 sollten alle Divisionen des Armeekorps Strachwitz noch zusätzlich mit einer weiteren Abteilung zur Truppenluftverteidigung ausgestattet werden.
Es war klar, dass ein solch mächtiger Großverband für besonders anspruchsvolle Aufgaben vorgesehen war.

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Der erste Kampfeinsatz des Korps war jedoch die Niederschlagung des Dänischen Aufstandes Anfang Januar 1948. Eingeschleusten Agenten der Briten und Amerikaner gelang es immer wieder in Frankreich, Belgien und Dänemark flächendeckende Revolten gegen die deutsche Besetzung auszulösen.
Im Dezember war es in Südfrankreich losgegangen. Deutsche Garnisonen wurden überfallen und einheimische Kollaborateure wurden umgebracht. Während die Besatzungstruppen alle Hände mit der Niederschlagung des Aufstandes zu tun hatte, brachen auch in Flandern und anschließend in der Wallonie Unruhen aus. Im Januar wurde dann auch Jütland erfasst.

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Der OB West Generalfeldmarschall von Rundstedt beschwerte sich zum wiederholten Male, dass ihm alle kampfkräftigen Einheiten weggenommen waren. Seine mobilen Truppen hatte er bereits 1943 an die Ostfront abgeben müssen. Und auch danach bediente sich das Oberkommando der Wehrmacht immer wieder rücksichtslos bei seinem Bestand, wenn irgendwo auf der Welt Truppen benötigt wurden. Ihm war lediglich ein Gerüst aus Regimentern der dritten Linie verblieben.
Um den OB West zu unterstützen, wurde das Panzergrenadierkorps Strachwitz vom OKW nach Dänemark verlegt.

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Das war keine Aufgabe um die sich ein Truppenführer drängelte denn hier gab es nur Verluste und wenig zu gewinnen. Für den Bandenkampf gab es keine Orden. Allerdings brach der Aufstand beim Auftauchen von fünf Panzergrenadierdivisionen auch sehr rasch zusammen und das Korps konnte wieder zurück nach Mecklenburg verlegen um weiter die Ausbildung und Ausrüstung zu vervollständigen.



Ende Januar 48 hatte Kaiser Wilhelm III die Ressortleiter zur „Großen Lage“ ins Berliner Stadtschloss beordert. Vor über einem Jahr hatte er dem deutschen Volk einen baldigen Frieden versprochen. Er fühlte sich trotz aller bekannter Schwierigkeiten an dieses Versprechen gebunden und wollte endlich Fortschritte vermelden können.

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Wirtschaftsminister Hjalmar Schacht unterstrich die Forderungen des Kaisers – ohne damit die Militärs angreifen zu wollen. Aber die seit 1935 andauernde Rüstung mit der nochmaligen Verschärfung im Jahr 1943, hatte die deutsche Währung tiefgreifend zerrüttet. Wenn der überwiegende Teil der Wirtschaftsleistung einer Nation dauerhaft in den unproduktiven Wehrbereich abfloss, so konnte das nicht ohne Folgen bleiben. Die Mefo-Wechsel konnten die ungesunde Entwicklung verschleiern und die Reparationsleistungen Russlands führten zu einer deutlichen Entspannung aber nicht zu einer Lösung. Eindringlich appellierte Schacht, dass selbst die gewaltige Wirtschaftskraft von 520 Industriekapazitäten, auf die Deutschland zugreifen konnte, diesen Belastungen nicht mehr lange gewachsen sein würde. Schlachtensiegen blieben wertlos, wenn nicht ein baldiger Frieden errungen werden konnte!

Bereichsleiter Abwehr Walter Schellenberg – dem auch das Uranprojekt unterstellt war, blähte sich vor Stolz. Den meisten Anwesenden war die Nachricht bereits seit mehreren Tagen bekannt, aber er würde sie in diesem höchsten Gremium verkünden.
Mit überschlagender Stimme berichtete er, dass Deutschland nun über die Waffe verfüge, mit der jeder Feind mit einem Schlag niedergeworfen werden könne. Am 12. Januar 1948 war in der libyschen Wüste (Italienisch-Libyen) die erste Uran-Bombe erfolgreich gezündet worden. Dabei wurde eine Energiemenge von ungefähr 50 Terajoule freigesetzt – also 50 Billionen Joul.
Schellenberg sah sich begeistert um aber er erntete nur verständnislose Blicke. Um den Erfolg des Experimentes zu verdeutlichen, erinnerte er an den Minenkrieg in Nordfrankreich. Er selbst war damals noch ein kleiner Junge aber die meisten anwesenden Offiziere und Generale – einschließlich seiner Majestät – hatten im Großen Krieg an der Westfront gedient und konnten sich lebhaft erinnern. Im Sommer 1916 hatten die Engländer die erste Schlacht an der Somme mit der Sprengung einer gewaltigen Mine eröffnet. Damals wurde Sprengstoff mit einen Äquivalent von 13 Tonnen TNT zur Explosion gebracht. Im Sommer 17 wurden in der Schlacht bei Messines sogar eine Sprengkraft von 225 t TNT entfaltet und damit ein gewaltiges Loch in die deutsche Abwehrlinie geschlagen.
Aber die Bombe, die nun in der libyschen Wüste gezündet wurde, hatte eine Sprengkraft von 12.000 t TNT.
Die Militärs blieben skeptisch. Generalfeldmarschall Manstein wandte ein, dass ihm kein Fall bekannt sei, in dem eine solche Explosion einen durchschlagenden operativen Erfolg erzielt hätte. In der Flandernschlacht wurde zwar durch Minensprengungen eine komplette deutsche Division ausgelöscht aber der alliierte Vorstoß wurde dennoch durch improvisierte Auffanglinien zum Stehen gebracht. Erst Recht im Bewegungskrieg waren derart aufwändige Sprengungen kein geeignetes Mittel zur Bekämpfung der gegnerischen Streitmacht.
Schellenberg unternahm einen weiteren Versuch. Er erinnerte an die berühmte Halifax-Explosion im Dezember 1917. Durch einen Unfall kamen in dem kanadischen Hafen Sprengstoffe in einem Äquivalent von 3.000 t TNT zur Explosion. Stadt und Hafen wurden völlig verwüstet. In einem Umkreis von 2 Kilometern wurden alle Bauten komplett zerstört und in einem Umkreis von 4 Kilometern wurden alle Bauten erheblich beschädigt. Wie groß wäre erst die Wirkung auf ein strategisches Ziel mit einer vier bis fünfmal so starken Ladung.

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Nach dem erfolgreichen Test verfügte das Deutsche Reich über eine weitere einsatzfähige Waffe und konnte beim derzeitigen Stand der Forschung und der technischen Anlagen –alle zwei Monate eine weitere Bombe herstellen.
General Milch musste einräumen, dass Deutschland derzeit kein geeignetes Mittel hatte, um die vorhandene Waffe einsetzen zu können. Die Entwicklung strategischer Bomber war zu keinem Zeitpunkt mit der erforderlichen Energie vorangetrieben worden. Kein Kampfflugzeug war derzeit in der Lage die ungefähr 9 Tonnen schwere Bombe über gegnerischem Gebiet abzuwerfen. Die Luftwaffe trieb die Entwicklung eines neuen sechsstrahligen Junkers Bomber voran aber bis zur Einsatzreife würde noch Zeit vergehen. Auch an einem Mistel-Projekt wurde geforscht, bei dem die Sprengladung selbst flugfähig war und an ein Aradobomber angehängt ins Ziel geleitet werden sollte.
Da ein sinnvoller militärischer Einsatz der neuen Waffe derzeit nicht erkennbar war, schlug der Kaiser vor, zu prüfen, ob man nicht eine weitere Sprengung in der Wüste durchführen könnte – im Beisein gegnerischer und neutraler Militärdelegationen. Vielleicht würde ja eine solche Demonstration die Friedensbereitschaft des Gegners herbeiführen. Bis darüber entschieden war, sollte die Heeresleitung jedoch den Sieg der bewährten deutschen Waffen vorantreiben.

Manstein konnte berichten, dass die erste Phase der Landung in Amerika erfolgreich abgeschlossen war. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Kapitulation der in Südlabrador abgeschnittenen feindlichen Gruppierung ausgehandelt.

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In der Winterschlacht von Kegaska wurden 26 gegnerische Divisionen zerschlagen – davon 5 Panzerdivisionen. Die Heeresgruppe Kluge musste mit weit über 200.000 Gefangenen rechnen, die im kanadischen Winter in der unwirtlichen Landschaft versorgt werden mussten. Der sofortige Abtransport der durch Hunger, Erfrierungen und Verwundungen belasteten Gefangenen war unbedingt geboten. Durch den desolaten Zustand, der seit drei Monaten eingeschlossenen gegnerischen Soldaten, war auch nach Einstellung der Kämpfe mit dem Tod vieler Tausend Männer zu rechnen und jeder Tote würde dem Deutschen Reich angelastet werden.
Mit der Auflösung des Kessels und dem Freiwerden der Einschließungstruppen, könnte dann auch die Fortsetzung der Offensive ins Auge gefasst werden.

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Deutschland verfügte derzeit über 286 Divisionen, davon waren 47 Panzer- oder Panzergrendierdivisionen. Doch selbst zusammen mit den verbündeten Armeen war die Achse den Alliierten weiterhin noch zahlenmäßig unterlegen. Es musste aber beachtet werden, dass ein beachtlicher Teil der gegnerischen Truppen in Asien eingesetzt war. Auf dem amerikanischen Kriegsschauplatz rechnete das OKW mit maximal 30 mechanisierten und 130 Infanteriedivisionen.
Die 16. Armee befand sich bereits auf Neufundland. Rommels 1. Panzerarmee und das Panzergrenadierkorps Strachwitz waren in Norddeutschland transportbereit. In England wartete die 9. Armee auf den Einsatzbefehl und hatte die Planung zur Verlegung in die Kanalhäfen bereits ausgefertigt. In Spanien stand die 3. Armee mit vier Korps bereit. Insgesamt würde das Deutsche Reich bis Sommer 48 annähernd 140 Divisionen in Amerika zum Einsatz bringen. Und die deutschen Divisionen geführt durch die überlegene operative und taktische Kunst hatten sich im bisherigen Kriegsverlauf meist als weitaus schlagkräftiger erwiesen als ihr Gegenüber.
Weiter Panzer- und Panzergrendierregimenter befanden sich derzeit in der Aufstellung / Umrüstung, sodass sich die Zahl der gepanzerten Division bis zur Eröffnung der Offensive weiter erhöhen würde.
Hinzu kam die zwischenzeitliche Überlegenheit der Achse zu Luft und zu See.
Den geschätzten alliierten 150 Kampfgeschwadern standen 208 Kampfgeschwader unter der Führung der Luftwaffe gegenüber.
In der Marinekriegsführung waren die Alliierten im Verlauf des zurückliegenden Jahres vollständig in die Defensive geraten. Sie verfügten noch über 21 Kampfschiffe ab Leichten Kreuzern aufwärts. Die Achse hatte in diesen Klassen mittlerweile 79 Kampfschiffe.
Admiral Kieseritzky konnte die Indienststellung der drei modernen deutschen Flugzeugträger „Carl von Clausewitz“, „Friedrich Wilhelm von Seydlitz“ und „Peter Strasser“ Anfang Januar vermelden.

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Auch wenn den Großkampfschiffen der Kriegsmarine noch die notwendigen Begleitschiffe fehlten, konnte die ausreichende Versorgung der Schlacht um Amerika zugesichert werden.

Trotzdem für das Große Manöver gegen Amerika jeder Verband benötigt wurde, erlaubte sich der Chef des Großen Generalstabes auf die Lange der Heeresgruppe Kleist aufmerksam zu machen. Nach dem Übertritt Persiens waren Teile der Heeresgruppe rasch nach Belutschistan vorgedrungen. Für einen weiteren Vormarsch fehlten Kleist jetzt einfach die Kräfte. Sein Verband musste einen Raum decken, der sich über 4.000 km vom Suez-Kanal über das Zweistromland bis an den Indus erstreckte.
Aus den Tiefen der englischen Kronkolonie und des indopazifischen Commonwealth holten die Briten zahlreiche Truppen heran und marschierten vor der schwachen deutschen Deckung auf. Manstein schlug daher vor, aus der Reserve des OKW die Armee Hollidt nach Karatschi zu verlegen und Generalfeldmarschall von Kleist zu unterstellen. Anhaltender Druck in Indien sollte auch dafür sorgen, dass die Briten nicht in Nordamerika zum Einsatz kamen.

Angesichts der Lage stimmte der Oberbefehlshaber der Empfehlung Mansteins zu und ordnete dann die Eröffnung der Offensive in Kanada auch noch vor dem Winterende, sowie die Einleitung der geplanten Phase II des Unternehmen „Erik“ zum frühest möglichen Zeitpunkt an.

Manstein schlug weiter vor, mit der Landung in Nova Scotia eine neue Armeegruppe unter Führung von Heinz Guderian zu bilden. Mit Erlaubnis des Kaisers würde dann er selbst sich von seinen derzeitigen Aufgaben entbinden lassen, um persönlich die Koordinierung der Heeresgruppen in Amerika zu übernehmen.
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Taras
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Seeschlacht vor Nova Scotia

Beitragvon Taras » 25. September 2016 13:29

Die Phase II des Unternehmens Erik sollte ausgelöst werden, sobald die Witterung dies erlaubte. Als gigantisches Ablenkungsmanöver startete die Heeresgruppe K noch Ende Februar eine neue Offensive gegen die alliierten Verteidigungsstellungen quer über die Labrador-Halbinsel. Doch die klimatischen Bedingungen waren zu hart. Nach erheblichen Verlusten war die 1. Panzerarmee Anfang März gezwungen die Angriffe einzustellen und ihrerseits in die Defensive zu gehen.
Gegenangriffe der Alliierten konnten abgewiesen werden und auch zwei amerikanische Seelandungen, die auf die Hauptversorgungshäfen auf Neufundland und bei Goose Bay an der Ostküste Labradors zielten, konnten zum Scheitern gebracht werden.

Anfang April 1948 setzte für die Region Nova Scotia eine spürbare Wetterbesserung ein. Im Oberkommando der Wehrmacht fing das Räderwerk an zu laufen.

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Auf Neufundland standen das 1. und das 2. Marinesturmkorps mit jeweils 3 Divisionen Marineinfanterie bereit. Das neuaufgestellte 4. Marinesturmkorps bildete die Reserve um einen erzielte Erfolg rasch zu verstärken.
Wichtigstes Ziel war der Zugriff auf den Hafen von Halifax. Dabei musste vermieden werden, dass es zu schwerwiegenden Zerstörungen kam. Dieser Hafen war von überragender Bedeutung für die Versorgung der folgenden Bewegungen.
Die deutsche Funkmessaufklärung hatte ergeben, das Halifax von anglokanadischen Truppen verteidigt wurde, daher war eine direkte Anlandung in der Stadt nicht vorgesehen. Die deutschen Marineinfanteristen sollten südlich und nördlich der Stadt an Land gehen und von diesen Brückenköpfen aus angreifen. Um eine Verstärkung der Verteidigung zu erschweren, sollte außerdem ein Verband in die Fundy Bucht einlaufen um bei Middelton an der nördlichen Binnenküste Nova Scotias Truppen anzulanden.

Die Deckung des Landungsunternehmens sollte wieder Admiral Wilhelm Marschall übernehmen. Da der deutschen Kriegsmarine nach wie vor Begleitschiffe zu den Großkampfschiffen fehlten, hatte sich Marschall Anfang April entschieden, seine Kampfgruppe umzustrukturieren. Dem Schlachtkreuzer Gneisenau sowie den schweren Kreuzern Admiral Hipper, Prinz Eugen und Admiral Scheer wurden anderen Aufgaben zugeteilt. Dafür ordnete er seiner Kampfgruppe die modernen Flugzeugträger „Peter Strasser“ und „Friedrich Wilhelm von Seydlitz“ zu.
Die drei leichten Kreuzer Nürnberg, Leipzig und Köln sowie die neun Zerstörer der Z36A (Mob) und Z36B Klasse wurden durch Marschall als ausreichend eingeschätzt um seine dicken Pötte gegen feindliche U-Boote oder Torpedoschnellboote zu decken. Außerdem würden sie den Flugabwehrgürtel um die Großkampfschiffe bilden. Ebenso schätzte er die Artillerie der Tirpitz, der Scharnhorst und des schweren Kreuzers Lützow als ausreichend ein um das Landungsunternehmen gegen feindliche Seestreitkräfte abzuschirmen.
Die Aufklärung hatte informiert, dass die Alliierten zusammengenommen nur noch über 6 Schlachtschiffe, 7 Flugzeugträger und zwei schwere Kreuzer verfügte. Es war mehr als unwahrscheinlich, dass diese Einheiten unerkannt und plötzlich im Golf von Maine massiert werden könnten.
Mit den drei Flugzeugträgern „Zeppelin“, Strasser“ und „Seydlitz“, die zusammen 200 Flugzeuge ins Gefecht führen konnten, fühlte sich Admiral Marschall stark genug, die Flotte gegen Luftangriffe zu decken und gegebenenfalls die Landung unterstützen zu können.

Witterung und Gezeiten versprachen für die Wochen nach dem 11. April günstig zu verlaufen. Gerade für das Teilunternehmen in der Fundy Bucht – die durch ihre Lage einen außergewöhnlich großen Tidenhub aufwies – war die Beachtung der Gezeiten von großer Bedeutung. Damit wurde der Beginn der Phase II des Unternehmens „Erik“ für den Morgen des 13. April 1948 festgelegt.

In der Nacht zum 12. April waren die Marineinfanteristen an Bord der Transportschiffe und der hochseetauglichen Marinefährprame gegangen. Für die 66.000 Marineinfanteristen mit ihrer Bewaffnung und Technik wurden weit über 30 Transportschiffe und zahllose Prame und Sturmboote benötigt. Zusammen mit der Deckungsflotte bildeten sie eine gewaltige Armada. Jedem war klar, dass sich diese Schiffsansammlung keinesfalls vor der gegnerischen Aufklärung verbergen ließ. Es kam also darauf an, überraschend und schnell zu handeln.

Am Morgen des 12. April nahm die Armada Kurs auf die kanadische Küste von Nova Scotia. In den dunklen Morgenstunden des folgenden Tages sollten die Sammelräume erreicht und mit dem ersten Tageslicht sollte mit dem Sturm auf die Küste begonnen werden. Doch wie immer im Krieg, hielt sich die Wirklichkeit selten an einen Plan.

Die ersten Warnungen kamen in den Abendstunden des 12. April von den stark ausgebauten Funkmess-Stellungen an der neufundländischen Südspitze. Admiral Marschall wurde informiert, dass feindliche Aktivitäten festgestellt werden konnten. Der Kommandant der Tirpitz Kapitän zur See Hans Karl Meyer hatte die Meldung persönlich an Admiral Marschall übergeben, der das Unternehmen von Bord des Schlachtschiffes aus leitete. Marschall verlangte die Aufklärungsergebnisse seiner Flotte. Doch außer, dass die Jagdstaffel der Seydlitz wiederholt feindliche Aufklärungsflugzeuge abgedrängt hatte, konnte nichts festgestellt werden. Es waren keine feindlichen U-Boote oder Monitore ausgemacht worden.

Dann, in der Abenddämmerung begannen auch die Oszillographen in den Kontrollräumen der Tirpitz und der Scharnhorst auszuschlagen. Noch war nicht klar zu erkennen, was vorging. Waren das gegnerische Maßnahmen des elektronischen Kampfes oder vielleicht auch nur atmosphärische Störungen? Marschall konnte wegen der einbrechenden Dunkelheit keine Aufklärer mehr rausschicken. Die Alarmbereitschaft musste nicht erhöht werden, denn die höchste Stufe war bereits befohlen.
Um 20 Uhr zeichneten die Kontrollgeräte der Funkmessanlagen aller Großkampfschiffe ein wahres Gewitter an Ausschlägen ab. Das waren keine Störungen – Das war die feindliche Flotte!

Alles klar zum Gefecht!

Zu diesem Zeitpunkt wusste niemand, welche und wie viele Schiffe ihnen gegenüberstanden. Die gegnerische Flotte musste sehr groß sein, denn die Ausschläge der Oszillographen ließen keine Identifizierung von Einzelobjekten zu.
Marschall erteilte den Truppentransportern den Befehl, den Kurs zu ändern und auf den Atlantik hinauszufahren. Auch die Flugzeugträger sollten sich zurückfallen lassen. Die Schlachtschiffe und der schweren Kreuzer deckten die Ausweichbewegung.

Die Würzburg III Anlagen der Großkampfschiffe stellten die weitere Annäherung des Gegners in der einbrechenden Nacht fest. Um 21 Uhr war die Kampfentfernung der schweren Artillerie der Tirpitz und der Scharnhorst erreicht. Marschall hoffte weiterhin, der Schlacht ausweichen zu können, weil seine Aufgabe der Schutz der Landungsflotte war, daher ließ er alle Einheiten mit großer Fahrt nach Norden ablaufen. Die Bewegungen des Gegners waren nicht klar zu erkennen. Suchte er das Gefecht oder wollte er ebenfalls der Enge des Golfs von Maine entkommen.

Um 22 Uhr hatten sich die beiden Flotten in völliger Dunkelheit, bei rauer See und geschlossener Wolkendecke auf fast 10 Kilometer angenähert. Für Schlachtschiffe – das Weiße im Auge des Gegners! Die Position des Gegners war eingepeilt. Die Geschütztürme wurden fortwehrend ausgerichtet. Die Geschützbesatzungen standen mit den Geschossen in den Aufzügen an den Zünder Maschinen und erwarteten den Befehl. ….. Gespannte Stille!

Wetterleuchten in der Nacht… Der Gegner feuerte!

Noch bevor der Artillerieschlag des Feindes eintraf, erging auch von der Brücke der Tirpitz der Befehl „ALLE EINHEITEN - FEUER!“

Da sich die Flotten in der Dunkelheit derart dicht angenähert hatten, konnten alle Kampfschiffe der Trägergruppe M sofort in das Artillerieduell eingreifen. Acht Rohre im Kaliber 38 cm, 15 Rohre mit 28 cm, 50 Rohre mit 15 cm und auch die 9 Zerstörer mit ihren 45 Rohren 12,7 cm spien Feuer, Stahl und Vernichtung in die Nacht hinaus. Selbst die mehrere Seemeilen abgefallene Zeppelin war in der Lage, mit ihren vier verbliebenen 15 cm Doppeltürmen, das Feuer zu erwidern.

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Das sofort darauf folgende Kommando lautete: „Äußerste Kraft, hart Steuerbord!“
Bevor der Befehl Wirkung entfalten konnte, explodierten rings über der deutschen Sicherungsgruppe Leuchtgranaten. In großer Höhe wurden Dutzende Brandstäbe an Fallschirmen abgeworfen, die ein blendendes Licht über die deutsche Flotte warfen.

Zeitgleich schlug die Salve der Amerikaner ein.

Links und rechts der Tirpitz stiegen in dem gleißenden Licht der Leuchtgranaten haushohe Fontänen aus der unruhigen See. Mit einer Explosion wurden beide Katapulte samt der darauf bereit gestellten Flugzeuge vernichtet. Der nächste Schuss saß im Aufzug für die Aufklärungsflugzeuge. Die beiden unten geparkten Maschinen und die bereitstehende Besatzung wurden von der rasenden Feuerzunge verzehrt.
Dies waren aber nur Gelegenheitstreffer. Die amerikanischen Schlachtschiffe hatten anscheinend die vorrausfahrende Scharnhorst eingepeilt. Hier schlug es hageldicht ein. Turm Anton erhielt einen Volltreffer durch ein ganz schweres Kaliber. Die Granate durchdrang die Panzerung und tötete fast die gesamte Geschützbesatzung. Turm Bruno wurde mehrfach getroffen ohne dass ein Geschoss die Panzerung durchschlagen konnte. Der Turm war durch die Treffer auf 10 Uhr verkeilt, blieb aber ansonsten gefechtsbereit. Mehrere Treffer und Nahtreffer am Heck ließen die Backbordpropeller ausfallen und es mussten Wassereinbrüche im Unterwasserschiff festgestellt werden. Die Scharnhorst musste aus der Kiellinie ausscheren und konnte sich nicht mehr an dem Gefecht beteiligen.
Die Tirpitz fuhr nun an der Spitze des kleinen Verbandes und jagte Breitseite auf Breitseite in die Nacht hinaus.

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Der Gegner, dessen Stärke noch immer nicht bekannt war, versuchte zu den Truppentransportern durchzubrechen. Dadurch wurden seine Salven unkonzentrierter. Die Funkmessaufklärung konnte in dem Rauschen vier große Einheiten ausmachen, auf die sich nun das Feuer der Tirpitz und der Lützow konzentrierten.
Gegen Mitternacht meldete sich die Scharnhorst zurück. Die Wassereinbrüche waren gestoppt und die ausgefallene Backbordwelle konnte mit dem Ruder ausgeglichen werden. In günstiger Position konnte der Schlachtkreuzer mit den Türmen Bruno und Caesar feuern. Im Manöver musste der weiterhin blockierte Bruno jedoch stumm bleiben.
Weithin leuchtende Explosionen am dunklen Horizont zeigten an, dass auch die deutschen Geschosse Ziele gefunden hatten

Marschall hatte in der Nacht mehrere Haken schlagen lassen und seine Flotte in die allgemeine Richtung Nordost geführte. Der Gegner manövrierte ebenfalls und verlor mehrfach die Fühlung. Das Gefecht brach er aber erst mit der aufkommenden Dämmerung des 13. April ab. Vom Deck der Zeppelin wurden die ersten Jagdmaschinen in den noch dunklen Morgenhimmel katapultiert. Sie kamen jedoch nicht mehr zum Einsatz denn die amerikanische Flotte lief mit hoher Geschwindigkeit gegen die Küste von Maine ab.

Die zerstreute deutsche Flotte sammelte sich im offenen Atlantik. Der Schadensbericht, der Admiral Marschall am Morgen vorgelegt wurde, sah ernüchternd aus. Mehrere Transporter hatten Treffer erhalten und mussten zahlreiche Verluste melden. Die Scharnhorst war schwer beschädigt, die Tirpitz und die Lützow mehrfach getroffen, zwei Prame waren versenkt worden – nur wenige Überlebende. Aber die Flugzeugträger und die die leichten Kreuzer waren ohne einen Kratzer aus dem Nachtgefecht gekommen.
Wie weiter?
Dass der Gegner den Kampf im Morgengrauen abgebrochen hatte, war ein sicheres Zeichen, dass er keine Flugzeugträger dabei hatte. Demzufolge war die deutsche Flotte jetzt eindeutig im Vorteil. Marschall entschied daher, das Landungsunternehmen fortzusetzen!

Beim Kurs auf Nova Scotia querte die Trägergruppe das Kampfgebiet der Nacht. Auch der Gegner hatte Verluste gehabt. Ein dutzend kleinere amerikanische Einheiten waren mit der Bergung von Schiffbrüchigen befasst. Beim Auftauchen der deutschen Flotte zogen sie sich schleunigst zurück und den deutschen Zerstörern gelang es mehrere gegnerische Rettungsboote aufbringen. Damit konnten auch endlich Informationen gesammelt werden, mit wem man es in der Nacht zu tun hatte.

Während die deutsche Landungsflotte erneut Position vor der Südwestspitze von Nova Scotia bezog, wurde Admiral Marschall informiert, dass eine amerikanische Schlachtschiffgruppe unter dem Kommando von Raymond A. Spruance den Auftrag hatte, die amerikanisch-kanadische Nordküste abzuschirmen. Zu seiner Gruppe gehörten die Schlachtschiffe Texas, Arkansas, Colorado und Idaho. Besonders die beiden letzten waren schwere Brocken denn sie führten jeweils achtmal 40,6 cm Geschütze ins Gefecht. Spruance hatte jedoch – wie bereits vermutet - keine Flugzeugträger und auch von Land war nur schwache Luftunterstützung verfügbar.

Also musste jetzt schnell gehandelt werden, bevor der Gegner weiter Verstärkungen heranziehen konnte. Fünf Landungsabschnitte waren ausgewählt – teils in der Fundy Bucht, teils an der Südküste Nova Scotias. Die Transportschiffe schlossen auf und die seekranken Marineinfanteristen mussten in der hoch gehenden See über Bord die Landungsboote und Marinefährprame besteigen. Unfälle waren dabei unvermeidlich. Das Wasser war eiskalt und konnte einen Mann der hineinfiel innerhalb weniger Minuten töten. Nach dem nächtlichen Beschuss waren wieder Verluste zu verzeichnen.

Die Nacht blieb ruhig. Der Gegner musste wissen, was hier vorging. Aber er wagte keinen neuen Angriff. Am Morgen des 14. April eilten die Landungsboote endlich den nur schwach verteidigten Stränden entgegen. Zu einem Sturmangriff auf eine befestigte Stellung wären die Männer der Marinesturmdivisionen allerdings gar nicht in der Lage gewesen. Seit 48 Stunden in den Schiffen unter Deck eingeschlossen, vom rauen Atlantik und dem feindlichen Beschuss durchgeschüttelt, war die Masse der Marineinfanteristen mehrere Stunden am Strand nicht einsatzfähig. Die Soldaten lagen seekrank im Sand oder wankten unsicher von den Befehlen ihrer Vorgesetzten und von der Pflicht getrieben landeinwärts.

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Um 10 Uhr schrillten auf den Kampfschiffen wieder die Alarmglocken. Der Feind war im Anmarsch! Admiral Marschall hatte keine Möglichkeit zum Manövrieren, denn das Landungsunternehmen konnte jetzt keinesfalls unterbrochen werden. Die Tirpitz, der schwere Kreuzer Lützow und die schwerfällig dümpelnde Scharnhorst mussten sich dem herannahenden Unheil stellen.

Von der Zeppelin stiegen die 30 Ju-87T nacheinander auf. Sie kreisten über dem Flugzeugträger bis alle Maschinen im Himmel waren, dann nahmen sie Kurs auf den gegnerischen Kampfverband.

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In der Zwischenzeit hatten die Strasser und die Seydlitz ihre Jagdstaffel aufsteigen lassen und auf Feindkurs geschickt. Erst danach waren die Startbahnen frei für die Jagdbomber. Während bei der Zeppelin die Trägergruppe noch immer aus 33 Ju-87T und 10 Me-109T bestand, waren die beiden moderneren Flugzeugträger ausschließlich mit Fw-180T ausgerüstet. Die Strasser und die Seydlitz hatten jeweils 30 Fw-180 in der Jagdvariante und 50 in der Jagdbomber Ausführung an Bord. Jedoch nur die mittlerweile veralteten Junckers Sturzkampfbomber waren in der Lage die 1.000 kg Torpedos zu tragen. Die Focke-Wulf Jagdbomber konnten maximal 500 kg Bomben ins Gefecht führen.

Binnen kurzem hatten die Junkers Stuka die 30 km zum gegnerischen Kampfverband überwunden. Der erste Sichtkontakt. Jetzt wurde auch klar warum die Funkmessaufklärung keine eindeutigen Ziele zuweisen konnte. Die amerikanische Flottenabteilung hatte sich mit annähernd einhundert Transportschiffen, Tankern, Landungsschiffen und armierten Handelsschiffen umgeben. Durch diesen Pulk mussten sich die Stukas durchboxen.

Bevor sie auf Abwurfentfernung heran waren, stürzte aus den Wolken eine Rotte amerikanischer Düsenjäger auf die trägen Bomber herab. Die mörderische Gefahr wurde recht schnell als vier Lockheed P-80 Shooting Star identifiziert. Der Vorstoß der Zeppelin Angriffsstaffel geriet zum Desaster. In raschen, kurzen Feuerstößen hämmerten die Shooting Stars 10 Junkers ins brodelnde Meer.
Die nach und nach eintreffenden Trägerstaffeln verwickelten die Amerikaner in Luftkämpfe. Der nächste Anlauf der Junkers scheiterte dennoch. Aus dem Wirrwarr unterschiedlicher Schiffsklassen hatte sich der leichte Kreuzer Helena vor die Schlachtschiffe geschoben und stellte sich mit seiner beeindruckenden Flugabwehrbewaffnung dem deutschen Angriff entgegen.
Dahinter standen die Zerstörer und dahinter die Schlachtschiffe. Keinem Sturzkampfbomber gelang es diesen tiefgestaffelten Flak-Gürtel zu durchbrechen. Weitere 10 Junkers explodierten in der Luft oder stürzten ins Meer. Die restlichen warfen ihre Torpedos unkontrolliert ab und versuchten der feuerspeienden Hölle irgendwie zu entkommen. Einige Hilfsschiffe wurden von den Torpedos versenkt aber nicht eines der wichtigen Ziele wurde getroffen.
Nur neun Ju-87 gelang es, die Zeppelin wieder zu erreichen. Vier davon mussten nach der Evakuierung der Besatzung sofort ins Meer geschoben werden, weil sie irreparabel waren und weil Explosionsgefahr bestand. Das war der erste und wohl auch der letzte Kampfeinsatz der Ju-87T.
Aber auch die Staffeln der Seydlitz und der Strasser konnten keine Erfolge verzeichnen. Sie balgten sich mit den technisch weit überlegenen Shooting Stars herum und immer mehr wurden im Abwehrfeuer der amerikanischen Flotte vernichtet oder beschädigt.

Während sich die deutschen Trägerstaffeln glücklos herumschlugen, hatten sich die Großkampfschiffe der Kriegsmarine auf Schussweite angenähert. Die Tirpitz eröffnete das Feuer aus 25.000 m. Bereits die erste Salve erfasste die vorgerückte Helena. Der neben ihr laufende Hilfskreuzer wurde von einem Treffer der 38 cm Artillerie in zwei Stücke gehauen. Ein weiteres Geschoss sprengte der Helena den Bug ab, der nächste Schuss traf den leichten Kreuzer mittschiffs. Das war tödlich. Der Nahtreffer am Heck, der die Backbordschraube und das Ruder außer Gefecht setzte, war nur noch überflüssig.
Durch die Zerstörungen am Bug und in der Flanke wurden innerhalb weniger Minuten mehrere Schotts geflutet. Die Männer da unten waren – wenn sie Glück hatten tot – und sonst hoffnungslos verloren. Das Schiff nahm zusehends Schlagseite. Der Kapitän hatte alle Hände voll zu tun, die an Deck befindliche Besatzung über Bord und in die verbliebenen Rettungsboote zu bringen. Während die Schlacht weiter tobte, sank die Helena ohne weiter Treffer einstecken zu müssen innerhalb von 20 Minuten.

Von Neufundland fegten Huckebein Jäger heran. Sie operierten zwar an der Grenze ihrer Reichweite aber es genügte um die amerikanischen Shooting Stars zu vertreiben. Die Trägerstaffeln der Seydlitz und der Strasser hatten in dem zurückliegenden Gefecht ihre Bomben ziellos ins Meer geworfen um beweglicher zu sein. Jetzt nutzten sie aber die allgemeine Verwirrung, um über die gegnerischen Schlachtschiffe herzufallen.
Mit dem Verlust der Helena und den verstärkten deutschen elektronischen Störmaßnahmen, hatte das amerikanische Luftverteidigungssystem die Koordination verloren. Die Jagdbomber beschossen mit ihren Bordkanonen die Decks der Schlachtschiffe. Den schwer gepanzerten Einheiten konnte damit kein Schaden zugefügt werden aber die Flugabwehrstellungen und die Funkmessantennen fielen in dem Geschoßhagel reihenweise aus. Die amerikanische Flotte nebelte sich hakenschlagend ein und setzte sich gegen Südwest ab.

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Während die Landung der Marineinfanterie fortgesetzt wurde und die Kämpfe um Nova Scotia begannen, kehrten die arg zerzausten Trägerstaffeln an Bord der drei Flugzeugträger vor der Fundy Bucht zurück. Sie wurden aufmunitioniert, getankt und soweit es möglich war notdürftig repariert.
Bereits in der Nacht erneuerte der amerikanische Schlachtschiffverband seinen Angriff. Das Feuer seiner weitreichenden schweren Artillerie erreichte die Landungsflotte und auch den westlichsten Landungsabschnitt. Wieder kreuzten die schweren deutschen Einheiten dem Gegner in die Parade. Die Lützow erhielt einen schweren Treffer, der die Funkmessanlage außer Gefecht setzte. Für die Feuerleitung blieb sie nun auf die Tirpitz angewiesen.
Mit der Morgendämmerung schwärmten die Trägerstaffeln von den Decks der deutschen Flugzeugträger. Der Flakgürtel der Amerikaner wurde zusehends durchlässiger und von Land erhielten sie keine Unterstützung. Gegen Mittag brachen sie den Kampf ab und zogen sich hinter einer breiten Nebelwand gegen die Küste zurück.

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Am Nachmittag war das Absetzen der sechs Marinesturmdivisionen endlich abgeschlossen und die Trägergruppe M kehrte nach Neufundland zurück. Der Kampf um Halifax tobte und die vierte Marinesturmdivision rückte auf New Brunswick vor. Für mehrere bange Stunden blieb die Landungstruppe ohne maritime Unterstützung.

Am 16. April fand an Bord der Tirpitz eine Kommandeur Besprechung statt. Wie sollte es weitergehen? Die auf Nova Scotia gelandeten Truppen meldeten Erfolge gegen den schwachen kanadischen Widerstand aber sie riefen auch nach weiterer Unterstützung.
Die Flotte war schwer angeschlagen – genaugenommen nicht mehr einsatzbereit. Man könnte nun die Einnahme des Hafens von Halifax abwarten um gefahrloser weitere Verstärkung hinübertransportieren zu können. Aber die Verstärkungen wurden in New Brunswick benötigt um den Vormarsch rasch vorantreiben zu können. Wollte man jedoch Truppen dorthin transportieren, riskierte man den Verlust der gesamten Flotte.
Man könnte auch das Überholen der weniger schwer beschädigten Einheiten abwarten und die anderen Großkampfschiffe von jenseits des Atlantiks anfordern aber damit würden kostbare Tage vergehen und die Amerikaner konnten sich auf die neuaufgetauchte Bedrohung einstellen.
Admiral Marschall ließ sich den Stand der Gefechtsbereitschaft melden. Kapitän zur See Fritz Hintze, der Kommandant der Scharnhorst, konnte melden, dass noch etwa 10 Stunden benötigt wurden um den Turm Bruno wieder einsatzfähig zu bekommen.
Damit war für Marschall die Entscheidung gefallen. In seinen Augen brannte der Ehrgeiz. Er wollte beweisen, dass die Kriegsmarine ihre alte Position zurückerlangt hatte. Sie konnte ein entscheidendes Instrument zum Sieg sein. Die Trägergruppe würde auslaufen und gegen den feindlichen Widerstand die Anlandung weiterer Truppen erzwingen.

Am Abend des 16. April fuhr die Trägergruppe M wieder in die Schlacht. Der Auftrag war, das 4. Marinesturmkorps an der Küste der kanadischen Provinz New Brunswick anzulanden.

Am frühen Morgen des 18. April hatten Marschalls Kampfschiffe wieder Position vor der Südspitze der Halbinsel Nova Scotia bezogen um den Landungsschiffen, die in die Fundy Bucht einfuhren Deckung zu geben. Die Amerikaner hatten die Anfahrt der großen Flotte selbstverständlich ausgemacht und sie stellten sich erneut zum Kampf. Aus Richtung Südwest liefen die Schlachtschiffe mit voller Fahrt auf die Fundy Bucht zu. Spruance, dem amerikanischen Kommandeur musste klar sein, dass dies ein Himmelfahrtskommando war, denn seine Schlachtschiffe traten am hellen Tag gegen die deutschen Flugzeugträger an.

Nachdem die Jäger von der Zeppelin aufgestiegen waren, erhoben sich auch noch die verbliebenen Junckers Sturzkampfbomber vom Deck und torkelten schwer beladen den flinken Jägern hinterher.
Die Focke-Wulf Trägerflugzeuge der Strasser und der Seydlitz erreichten den amerikanischen Verband in einer Entfernung von 100 km. Umgeben von den Zerstörern und Hilfskreuzern versuchten die Schlachtschiffe auf Schussentfernung an die deutsche Landungsflotte heranzukommen. Bordwaffen prasselten auf die Deckungsschiffe ein, Bomben explodierten. Zwei Focke-Wulf brachen zur USS Colorado durch, die den Schlachtschiffverband in der Kiellinie anführte. Vier 250 kg Bomben wurden abgeworfen, zwei trafen und schalteten fast die gesamte Flugabwehrbewaffnung der Steuerbordseite aus.
Da es durch die Vielzahl von Schiffen schwierig war, zu den Schlachtschiffen durchzukommen, konzentrierten sich die meisten Trägerflugzeuge auf die Begleitschiffe. Immer mehr Hilfskreuzer verloren Fahrt, nahmen Schlagseite und scherten aus dem Verband aus. Ein Zerstörer explodierte nach mehreren Bombentreffern. Das Flugabwehrfeuer wurde immer schwächer und unkoordinierter.
Während sich die Focke-Wulf auf den Rückflug machten um neue Munition zu fassen, traf die Trägerstaffel der Zeppelin ein. Die Ju-87 konnten diesmal ihre Torpedos weitgehend unbehelligt abwerfen.
Alle fünf Torpedos liefen auf die Colorado zu. Das gewaltige Schlachtschiff zackte und rammte dabei einen Hilfkreuzer in den Grund. Drei Torpedos schlugen in die Colorado ein. Fast zeitgleich stiegen zwei riesige Wassersäulen in den Himmel. Die Colorado musste die Spitze verlassen und hüllte sich mehr und mehr in schwarzen Rauch ein.
Ein weiterer Torpedo traf ein Transportschiff und riss es auseinander der letzte ging verloren ohne ein Ziel zu treffen. Ein Bomber wurde im Abflug von der gegnerischen Flak erfasst und stürzte ins Meer. Die verbliebenen vier überschütteten die Schlachtschiffe mit einem Kugelhagel.
Die Maschine der Colorado war ausgefallen und unter Deck wüteten Brände. Ohne ausweichen oder sich wehren zu können, musste das Schlachtschiff weitere vier Bombentreffer einstecken. Dann ging den deutschen Flugzeugen die Munition aus.

Während sich die deutschen Flugzeuge auf den Rückweg zu den Trägern machten, spielten die Amerikaner ihr letztes Ass aus. Dicht über der Wasserfläche war es einer Gruppe zweimotoriger Douglas A-26 Invader Bomber gelungen, der deutschen Aufklärung zu entgehen. Erst kurz vor ihrem Eintreffen, wurde die Gefahr erkannt. Die acht Bomber stürzten sich auf die Flugzeugträger. Es gelang ihnen jedoch nicht, ihre Waffen effektiv einzusetzen.

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Von der Zeppelin wurden Me-109 in den Kampf katapultiert und die zurückkehrenden Jagdflugzeuge hatten noch genügend Munition für den Luftkampf um den Angriff scheitern zu lassen. Nach dem erfolglosen Abwurf ihrer Bomben und dem Verlust von fünf Bombern, zogen sich die Überlebenden rasch zurück.

Zwischenzeitlich hatten sich die amerikanischen Schlachtschiffe auf Schussentfernung genähert. Zwischen den schweren deutschen Einheiten schlug die erste Salve ein. Die Tirpitz anwortete mit ihre Hauptartillerie und auch die Scharnhorst feuerte mit den beiden verbliebenen Türmen.
Die Träger versuchten Zacken schlagend den Abstand zu der heranstampfenden Gefahr zu vergrößern. Dies erschwerte jedoch das Ausbringen ihrer Flugzeuge.

Die nächste Salve der Amerikaner traf ein und die lag gut. Die Lützow und die Tirpitz erhielten mehrere Treffer. Am schwersten wurde jedoch die Scharnhorst erwischt. Ein schwerer Koffer schlug in den Kommandoturm und tötete neben ihrem Kapitän Hintze fast die gesamte Schiffsführung. Der bereits angeschlagene Geschützturm Bruno fiel erneut aus und zahlreich behelfsmäßig reparierte Lecks rissen wieder auf. Die deutsche Flotte manövrierte um den gefährlichen Lagen zu entgehen doch die Scharnhorst konnte nicht mehr folgen.

Es ging gegen 16 Uhr als es den drei Flugzeugträgern endlich gelang in den Wind zu drehen und ihre Staffeln in den Himmel zu schicken. Mehr als 15 km achtern aus schickten die Lützow und die Tirpitz weiter Salve auf Salve gegen den Feind. Die Scharnhorst war kampfunfähig. Sie war weit abgetrieben und hatte schwere Schlagseite. Aber nun kam das Ende für die amerikanische Schlachtflotte.

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Es waren noch 120 Flugzeuge einsatzfähig und die Möglichkeiten des Gegners zur Flugabwehr waren weiter geschwunden. Die Tirpitz hatte mehrere amerikanische Zerstörer in den Grund gebohrt und Luftunterstützung vom Festland war nicht zu erkennen.

Die zahlreichen Jagdflugzeuge verfügten zwar über keine Bewaffnung, die den gepanzerten Schiffen gefährlich werden konnten aber sie griffen die weichen Stellen des Gegners an. Sie überschütteten den Gegner mit einem Geschosshagel, der Flakstellungen, Antennen, Kommandotürme sowie Horch- und Peilstationen ausschaltete. Danach trafen die 80 Jagdbomber ein. Jeder bewaffnet mit zwei 250 kg Bomben.
Die Texas erwischte es als erstes. Nacheinander schlugen drei Bomben backbord des vorderen Geschützturmes ein. Dann erfolgte eine gewaltige Explosion, die das Schlachtschiff aus dem Wasser zu heben schien. Dabei wurde dem Stahlkoloss das Rückgrat gebrochen und er versank innerhalb weniger Minuten.

Die Arkansas spuckte weiter Feuer und Vernichtung. Sie steckte einen Schlag nach dem anderen ein. Sie verlor Fahrt und feuerte dennoch weiter. Der Steuerbordantrieb und das Ruder wurden zerstört aber sie fuhr im Bogen und feuerte weiter auf Luft- und Wassergegner. Erst die zunehmende Schlagseite ließen ihre Artillerie verstummen.

Auch die Idaho hatte ihr Feuer zu diesem Zeitpunkt bereits eingestellt. Die deutschen Trägerflugzeuge und zwei Treffer der Tirpitz hatten die gesamte Flugabwehrbewaffung ausgeschaltet. Nun lag das Schlachtschiff immer tiefer gehend mit ausgefallener Maschine auf dem Meer und erwartete sein Schicksal.

Als die Nacht hereinbrach, verebbte die Schlacht. Die Mannschaft der Scharnhorst hatte es geschafft, die zahlreichen Lecks soweit abzudichten, dass die Pumpen in der Lage waren das eindringende Wasser außerbords zu bringen. Mit einer Gegenflutung konnte die schwere Schlagseite gemindert werden. Dadurch lag der Schlachtkreuzer jedoch so tief im Wasser, wie ein Flussdampfer. Glücklicherweise hatte sich die See beruhigt und die beiden leichten Kreuzer Nürnberg und Leipzig waren längsseits gegangen um das manövrierunfähige Schiff zu stabilisieren und nach Neufundland abzuschleppen.
Die Tirpitz und der schwere Kreuzer Lützow näherten sich in der Nacht dem Gegner weiter an. Marschall hatte das Feuer einstellen lassen, weil die Munition der schweren Kaliber zur Neige ging.

Noch vor dem Morgengrauen des 19. April sank die Arkansas. Die Schlagseite hatte immer weiter zugenommen und während mehrere Hilfskreuzer beidrehten um die Mannschaft zu retten, kenterte das Schlachtschiff plötzlich und versank brodelnd in der schwarzen See.

Die Idaho hielt sich noch bis gegen 10 Uhr. Dann waren die Jagdbomber der Seydlitz heran und schickten das Schlachtschiff auf den Grund. Die Dutzenden Transport- und Handelsschiffe waren den Schlägen der deutschen Trägerstaffeln nun fast wehrlos ausgeliefert. In kopfloser Flucht versuchten sie dem Chaos zu entkommen. Aber kaum einem Schiff gelang es die Küste zu erreichen.

Die weit zurückgefallene Colorado hielt sich zu diesem Zeitpunkt immer noch über Wasser. Als aber die Tirpitz in Begleitung der Zerstörer das Kampfgebiet erreichte, ließ der Kapitän das Schiff evakuieren und anschließend mit drei Torpedos versenken.

Mit dem Verlust des letzten Schlachtschiffes war der Kampf aber immer noch nicht beendet. Die Trägergruppe Marschall war nun mit der Rettung der amerikanischen Seeleute beschäftigt. Am frühen Morgen des 20. April tauchte vor der langsam fahrenden Scharnhorst Gruppe 100 Meilen nordöstlich vor Halifax plötzlich ein kanadischer Zerstörerverband auf. Die Kanonen der leichten Kreuzer und die herangerufenen Jagdbomber der Flugzeugträger machten mit dem Gegner kurzen Prozess. Innerhalb 90 Minuten wurden alle gegnerischen Schiffe vernichtet ohne dass diese überhaupt zu Schuss kamen.

Nun war die Seeherrschaft vor der kanadischen Küste gesichert. Und die Phase II des Unternehmens Erik konnte planmäßig vorangetrieben werden.

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Beginn der Sommeroffensive

Beitragvon Taras » 9. Oktober 2016 13:49

Während auf Nova Scotia die Anlandung der zweiten deutschen Angriffsgruppierung voranschritt, nahm auch die Heeresgruppe Kluge die im März gestoppte Offensive wieder auf. Im Zuge des amerikanischen Gegenangriffes waren zahlreiche alliierte Verbände in die Tiefe der Labrador Halbinsel vorgedrungen. Mit der sich verbesserden Witterung, bot sich der 2. Panzerarmee nun die Gelegenheit, diese Divisionen abzuschneiden.

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Die Kämpfe zur Zerschlagung der eingeschlossenen Gruppierung dauerten bis Anfang Mai. Dabei zeigte sich dass die alliierten Truppen zwar zahlenmäßig stark aber von geringem Kampfwert waren. Unter kanadischem Kommando waren Divisionen aus den USA, Kanada, Mexiko, Nicaragua, Guatemala und Salvador zusammengewürfelt und in eine ausweglose Situation manövriert worden. Hier traten auch zum ersten Mal die aus dem letzten Krieg bekanntgewordenen Kampfstreiks auf. Die Mannschaften hatte die Unfähigkeit der Führung satt. Ganze Einheiten gingen - die Befehle ignorierend - kampflos zurück. Andere warfen ihre Waffen weg und ließen sich von deutschen Patrouillen gefangen nehmen. Kommandeure wurden bedroht und teilweise sogar niedergeschossen. Besonders die mittelamerikanischen Soldaten begaben sich regimentsweise in Gefangenschaft.
In Labrador gingen den Alliierten damit mehr als 15 Divisionen mit annähernd 200.000 Soldaten verloren.

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Für die deutsche Seite ein optimistischer Auftakt der Offensive.

Nach der erfolgreichen Landung des 4. Marinesturmkorps in New Brunswick, konnte über eilig angelegte Baukasten-Häfen die 16. Armee unter Generaloberst Busch nach Kanada verlegt werden.
Generalfeldmarschall Guderian begab sich ebenfalls nach New Brunswick um das Kommando über die hier entstehende Heeresgruppe zu übernehmen. Derzeit bestand die Armeegruppe lediglich aus der 16. Armee und aus den zugeordneten Marineinfanteriedivisionen.
Während die Kriegsmarine in ununterbrochenem Einsatz weitere Truppen über den Ozean heranschiffte, wurde Generaloberst Busch beauftragt, nach Nordwesten vorzugehen. Er sollte mit den Divisionen seiner 16. Armee möglichst rasch nach Quebec vorstoßen um den Brückenkopf auszuweiten und um die Verbindung zur Heeresgruppe Kluge herzustellen.

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Nach dem Eintreffen weiterer zugeteilter Verbände wollte Guderian dann die anderen strategischen Ziele in Angriff nehmen.



Mitte Mai 1948 standen Oberstleutnant im Generalstab Taras Freiherr von Stargard und Unteroffizier Hugo Büchner auf dem Promenadendeck der ‚Prinz Wilhelm von Preußen‘ und schauten auf die gewaltige Flotte, die das 1. Panzergrenadierkorps über den Atlantik transportierte.

„Nee Herr Oberstleutnant, dat hätt ick mir ja auch nicht träumen lassen, dat ick mal so vornehm reise. Nach Stalingrad und Moskau musste ick noch latschen. Nach London wurde ick schon gefahren. Und jetzt auf dem KdF Schiff nach Amerika!
Mein Vadder war Tagelöhner. Wenn’s bei uns tou Hus mal Fleisch gab, dann hats der Vadder allein gegessen und wir dürren Sprotten durften mit langen Hälsen zu schauen. Und jetzt schipper ick wie wie n Ufa Star übern Ozean.“
Die Prinz Wilhelm war 1937 als Kreuzfahrtschiff der nationalsozialistischen Organisation Kraft durch Freude vom Stapel gelaufen. Nachdem der Krieg ausgebrochen war, wurde sie als Lazarettschiff und jetzt als Truppentransporter genutzt. Ursprünglich war das Schiff auf den Namen Wilhelm Gustloff – einem ermordeten Funktionär der NSDAP – getauft. Als aber dieser Name nach 1943 suspekt wurde, benannte man es nach dem ältesten Sohn des jetzigen deutschen Kaisers, der 1940 in Frankreich gefallen war.
Stargard nickte versonnen. „Tchja, unter anderen Vorzeichen wäre die Reise wohl besser.“
„Sie meinen, wenn wir nicht in den Krieg ziehen würden? Stimmt schon aber wollen wir mal ehrlich sein. Ick als kleiner Tischler, als armer Schlucker wäre niemals so weit herumgekommen und ick wäre gewiss nicht an Bord eines solchen schniecken Potts gekommen! Jedenfalls nicht aufs Promenadendeck.
Ja und wat den Kriech angeht, da müssen wir eben hübsch aufpassen und den Kopf unten halten. Dat kann ja nich ewig weitergehen. Der Ami ist doch an einknicken. Und wenn der erstmal in Dutt is – Plautz bricht auf einmal der Frieden aus!“
„Ihr Wort in Gottes Gehörgang. Jetzt müssen wir aber erstmal die Daumen drücken, dass uns hier kein alliiertes U-Boot erwischt.“ Stargard ließ seinen Blick rings über die See streichen. Eine gewaltige Flotte aus Frachtern und Truppentransportern fuhr im Geleit. Achternaus fuhr die Steuben, das Schwesterschiff der Prinz Wilhelm. Voraus stampften die Cap Arcona und der Frachter Goya mit einem Teil der Technik des Armeekorps. Die Führung des Zuges lag bei dem Schlachtkreuzer Schleswig Holstein. Weiter gehörten die Schlesien und der leichte Kreuzer Emden sowie sechs ältere Zerstörer zur Deckung des Geleitzuges. Der Schutz war für eine derart große Flotte eher dürftig aber die gegnerische Kriegsmarine war im Mai 48 bereits weitgehend vernichtet. U-Boote konnten zwar weiterhin gefährlich werden doch glücklicherweise hatte man während der einwöchigen Überfahrt keinen Feindkontakt.

Am 15. Mai konnten die fünf Divisionen des Armeekorps Strachwitz in Saint John / New Brunswick entladen werden. Das Korps wurde hier der 1. Panzerarmee unter Generalfeldmarschall Erwin Rommel zugeordnet, die ihrerseits Bestandteil der Heeresgruppe Guderian war. Bis zum Eintreffen der restlichen Verbände der 1. Panzerarmee sollte das Panzergrenadierkorps die südwestliche Speerspitze für die Heeresgrupp Guderian bilden. Die ebenfalls bereits nach Amerika verschiffte Panzergruppe II (Generalleutnant Hoth) sollte am Südrand der Gebirgskette der Appalachen in Richtung Westen vorgehen.
Während Strachwitz sein Korps für die große Aufgabe vorbereiten ließ, errang ein anderes Elitekorps weiter im Norden einen bedeutenden Sieg.

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Das Kürassierkorps unter Generalleutnant Bärenfänger war Manstein direkt unterstellt. Es sollte der 16. Armee bei ihrem Vorgehen gegen Quebec mehr Schlagkraft verleihen. Obwohl die Gardekürassiere erst später als die Truppen unter General Busch nach Amerika transportiert worden waren, erreichten sie als erste die feindlichen Stellungen vor der bedeutsamen Stadt. Die Divisionen verfügten über mehr geländegängige Fahrzeuge und einen größeren Kampfgeist als die Infanteriedivisionen der 16. Armee.
Am 12. Mai wurden die alliierten Verteidigungsstellungen aus der Bewegung forciert und der Sturm auf die Stadt begonnen. Obwohl der bedeutende Ort hartnäckig verteidigt wurde und über den Sankt-Lorenz-Strom fortlaufend Verstärkungen in den Kampf geworfen wurden, mussten die Alliierten dem überwältigenden Druck am 19. Mai schließlich weichen.
Mit der Einnahme von Quebec waren mehrere Zielsetzungen verknüpft. Einerseits konnte nun die Verbindung zur Heeresgruppe Kluge hergestellt werden. Zweitens verfügte das deutsche Heer mit dem eingenommenen großen Hafen nun über eine frontnahe Versorgungsmöglichkeit. Weiter war Quebec eine der wichtigsten Städte der englischen Dominion Kanada und der Verlust würde die Kampfmoral sowohl der Kanadier als auch der Briten maßgeblich schwächen. Und zu guter Letzt hoffte das deutsche Oberkommando mit der Eroberung der Hauptstadt von Französisch Kanada einen Keil zwischen den englischen und den frankophonen Bevölkerungsteil treiben zu können.
Im Winter hatte es bereits erste Abstimmungen mit Vertretern der französisch sprechenden Kanadier gegeben. Das kaiserliche Reichsaußenministerium hatte deutlich gemacht, dass Deutschland gemäß dem Selbstbestimmungsrecht der Völker bereit wäre, die Bildung eines unabhängigen Landes zu unterstützen. Und Quebec war das Pfand hierfür.

Im Nordabschnitt der Heeresgruppe war damit das zentrale Offensivziel bereits erreicht während sich das Armeekorps Strachwitz gerade aufmachte, das Offensivziel im Südabschnitt der Heeresgruppe Guderian anzugehen. Um den Vormarsch durch Neuengland logistisch abdecken zu können, war die Einnahme von Boston befohlen.

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Der Ia des Armeekorps – Oberstleutnant i.G. von Stargard - hatte alle Hände voll zu tun, um das rasche Vorgehen ohne ausreichende Flankendeckung zu koordinieren. Erst recht, weil sein Kommandeur die Führung von Vorn anstrebte. So befand sich der Stab des Armeekorps immer unweit der Angriffsspitzen. Stargard musste die Bewegungen der fünf Divisionen gemäß den Anordnungen seines Vorgesetzten abstimmen, die erforderlichen Karten bereitstellen, Befehle übermitteln, den Kontakt zu den Nachbarverbänden halten und die rückwärtigen Bindungen nicht abreißen lassen. Diese Aufgaben waren für den jungen Offizier nur zu bewältigen, weil er sich auf eine gut eingespielte Maschinerie verlassen konnte. Moderne Techniken in Verbindung mit langgedienten verlässlichen Soldaten ermöglichten das geschlossene Vorgehen des Großverbandes.

Strachwitz ließ die schnelle 18 Infanterie-Division (mot) von Generalmajor Werner von Erdmannsdorff bis an den Connecticut River vorgehen und Bosten nach Westen abriegeln. Der Angriff schien für die Amerikaner unerwartet zu kommen. Die Funkstelle konnte Hilferufe der Garnison abfangen. Aber die im Norden gebundenen Verbände der US Armee konnten sich nicht vom Druck der Heeresgruppe Kluge lösen.

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Die am Oberlauf des Connecticut River auftauchende Feindgruppierung in der geschätzten Stärke eines Panzerkorps, konnte durch die Panzergruppe Hoth abgefangen werden. Darüber hinaus konnte das Marineinfanteriekorps von Generalleutnant Schörner aufschließen und die Deckung der rechten Flanke des Korps Strachwitz übernehmen.

Für den Sturm auf Boston setzte Strachwitz alle fünf Divisionen ein. Auch Boston war, wie Quebec ein strategisches Ziel mit mehreren erhofften Wirkungen. Diese Stadt hatte nicht nur einen bedeutsamen Hafen, sie würde darüber hinaus die erste eingenommene US-amerikanische Großstadt sein. Auch die symbolische Bedeutung der Stadt musste ins Kalkül gezogen werden denn in Boston brach 1773 die amerikanische Rebellion aus. Damit konnte Boston auch als der Geburtsort des großen Gegners betrachtet werden.

Der Widerstand war dann überraschender Weise gering. Nach zwei Tagen wurden die Kämpfe eingestellt und die Garnison musste sich in Gefangenschaft begeben. Die Bevölkerung verhielt sich jedoch ablehnend bis feindselig. Strachwitz sorgte daher dafür, dass möglichst wenig seiner Truppen in das unübersichtliche Stadtgebiet sickerten. Er wollte seinen Verband so schnell wie möglich wieder einsatzbereit haben.
Mit dem Zugriff auf den Hafen konnte die auf Neufundland bereitstehende 3. Armee nach Boston verlegt werden. Sollte doch Generaloberst Jacob mit seinen Einheiten die Stadt befrieden! Das Panzergrenadierkorps Strachwitz würde inzwischen nach dem nächsten lohnenden Ziel greifen. Nach New York!
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Fall Erik

Beitragvon Taras » 29. Oktober 2016 16:54

Mit der Einnahme der frontnahen und leitungsstarken Häfen von Quebec und Boston, sah Generalsfeldmarschall von Manstein seine Armeen in der Lage, noch in diesem Sommer die Entscheidung zu suchen. Die Feindaufklärung hatte eine gegnerische Stärke von ungefähr 75 Divisionen vor der Front ausgemacht. Mansteins Truppen waren zahlenmäßig etwa gleichstark jedoch die Waage begann sich zugunsten der Deutschen zu neigen denn von Europa wurden 10 Divisionen der 1. Panzerarmee nach Amerika transportiert. Im Weiteren konnten aus der Reserve des OKW die 9. Armee und die 18. Armee angefordert werden.
Aber die Wehrmachtsdivisionen wurden nicht nur zahlreicher, sie waren auch weit schlagkräftiger als die gegnerischen Verbände. Die Masse der gegnerischen Divisionen – egal welcher Nation – bestanden nur aus zwei Regimentern oder Brigaden zuzüglich mehrerer Unterstützungseinheiten (Flak, Pak, Pioniere, Aufklärungsabteilungen). Dies gab einer alliierten Division eine große Flexibilität. Die deutschen Divisionen hatten dagegen durchgängig drei Regimenter. Im direkten Aufeinandertreffen verlieh dies eine größere Durchbruchsmasse. Darüber hinaus waren viele Einheiten aus Mittel- und Südamerika und aus dem britischen Commonwealth ohnehin nur von geringer Kampfkraft. Die Soldaten waren aus unterdrückten Völkern rekrutiert und verstanden nicht, wofür sie hier - fernab der Heimat sterben sollten.

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In Einschätzung der Gesamtlage plante Manstein nun die Masse der gegnerischen Armeen in die Zange seiner beiden Heeresgruppen zu nehmen und sie vorwärts des Ontario Sees zu zerschlagen. Der anhaltende Druck der Heeresgruppe Kluge musste eine geordnete Rochade der Kräfte und eine Neuformierung des Gegners unmöglich machen. Sollte die Einkesselung nicht gelingen so musste wenigstens ein Ausweichen der amerikanischen Streitmacht nach Süden verhindert werden. Der zurückweichende Gegner wäre dann auf die verkehrstechnisch ungünstige Gegend nördlich der Großen Seen abgedrängt.
Sollte dieser Plan aufgehen, so wäre die 1. Panzerarmee damit in die Lage versetzt, die politisch und wirtschaftlich wichtigsten Regionen des Gegners mit relativ schwachen Kräften zu besetzen. Im Rahmen dieser Gesamtplanung eröffnete Generalleutnant von Strachwitz am 3. Juni den Aufmarsch gegen New York.

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Mit der Einnahme von Quebec und Boston fielen der Wehrmacht auch die zahlreichen und leistungsstarken Flugplätze der Regionen in die die Hände. Damit konnten die Abfangjagdverbände unmittelbar an die Front gezogen werden um die Entscheidung im Kampf um die Luftherrschaft auf dem amerikanischen Kriegsschauplatz zu suchen.

Auf den Fliegerhorsten rund um Quebec hatten sich unmittelbar nach der Eroberung die drei Geschwader der Luftverteidigungsgruppe III unter dem Kommando von General der Jagdflieger Adolf Galland eingenistet.
Das Jagdgeschwader 2 „Richthofen“ war im März 48 mit den neuen Messerschmitt Me-709 „Eisvogel“ Abfangjagdflugzeugen ausgerüstet worden. Das Konkurrenzmodel zur „Huckebein“ von Focke-Wulff sollte in Amerika im scharfen Schuss erprobt werden.

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Als am Morgen des 3. Juni Alarm gegeben wurde, rannte auch Geschwaderkommodore Oberstleutnant Erich Hartmann zu seiner Maschine mit der für ihn typischen schwarz gezackten Schnauze. Der berühmte Fliegerheld hatte an der Russlandfront und bei der zweiten Luftschlacht um England insgesamt 324 Luftsiege errungen. Hartmannn war einer der am höchsten dekorierte Soldaten der Wehrmacht aber durch wiederholte Insubordination verbaute er sich regelmäßig seine Karierechancen. Dafür war es ihm aber auch weiterhin möglich mit seinen Männern zu starten anstatt hinter einen Schreibtisch gesperrt zu werden.

Die mehr als 500 km entfernten leistungsstarken Funkmessanlagen (Ausbau auf Stufe 10) an der Südspitze von Nova Scotia hatten einfliegende Feindbomber ausgemacht. Das Luftlagebild schärfte sich rasch als auch die weniger leistungsstarken Funkstationen auf Labrador und auch die neu errichteten bei Quebec die gegnerischen Flieger orteten. Der Feind wurde auf ungefähr 200 Bomber und zahlreiche Begleitjäger geschätzt. Damit erging an alle drei Geschwader der Kampfgruppe der Befehl zum Abfangen. Galland konnte an diesem Morgen 250 Maschinen an den Feind bringen.
Im Alarmstart stiegen die Eisvolgel Strahljäger paarweise und parallel von zwei Startbahnen in den Himmel. Das JG 2 sammelte sich über dem Sankt-Lorenz-Strom in 5.000 m Höhe und raste nach der Gruppierung dem Kampf entgegen.
Die Fliegerleitstelle gab fortlaufend Höhe Richtung und Geschwindigkeit der gegnerischen Bomber durch. Und da waren sie auch schon. „Indianer auf 11 Uhr!“ wurde über Funk gemeldet.
Hartmann konnte bald die eng gestaffelten Bomber ausmachen und die Begleitjäger, die der Formation Deckung gaben. Bei den Bombern handelte es sich wohl um vierstrahlige Tornado. Die Typen der Begleitjäger konnte Hartmann noch nicht erkennen.
Auf die maximal mögliche Entfernung feuerte Hartmann seine Luft-Luft Rakete ab. Bereits mehrfach hatte er sich bei seinen Vorgesetzten über die Bewaffnung mit der ‚Ruhrstahl‘ beschwert. Bei den einsitzigen Maschinen erforderte es einen sehr erfahrenen Piloten um Flugzeug und Rakete gleichzeitig zu steuern. Die eigenständige Endphasenlenkung der neuesten Modelle war eine spürbare Verbesserung. Aber dennoch war der Einsatz der Rakete wenn man dann in einen Luftkampf geriet, gänzlich unmöglich.

Viele Piloten seines Geschwaders taten es dem Kommandeur gleich. Hartmann gelang es nicht seine erste Rakete ins Ziel zu steuern. Aber der Einsatz lohnte sich dennoch. Die Bomberpiloten der amerikanischen Combat Box hatten die zahlreichen Rauchbahnen ausgemacht, die auf den Verband zuhielten. In den nun folgenden wilden Ausweichbewegungen zerbrach die enggestaffelte Verteidigungsformation.
Mindestens drei Raketen trafen. Vier weitere Bomber gingen verloren weil sie sich gegenseitig rammten.
Hartmann feuerte eine weitere Rakete auf die Bomber ab aber auch diesmal wollte ihm kein Treffer gelingen denn jetzt waren die amerikanischen Begleitjäger heran und er musste sich nun voll auf den Luftkampf konzentrieren.
Er ließ seine Messerschmitt über die rechte Tragfläche wegkippen um den auf Gegenkurs heranbrausenden Gegners auszuweichen. In einer engen Kurve mit der größtmöglichen Belastung zog er sein Flugzeug herum, um den Kampf mit den amerikanischen Jägern aufzunehmen. Die Geschwaderneulinge sollten sich auf den Bomber konzentrieren während die alten Hasen die Aufgabe hatten, ihnen den Rücken freizuhalten.
Hartmann hatte sich einen Amerikaner ausgewählt, der ebenfalls in einer Kurve in das Gefecht zurückkehren wollte. Bevor die gegnerische Maschine eine stabile Fluglage erreichen konnte, feuerte Hartmann seine Kanonen ab. Mehrere Geschosse trafen den Gegner. Von seiner Maschine lösten sich Trümmer. Feuer war zu sehen und schwarzer Rauch. Gleich darauf brach die rechte Tragfläche ab und die Maschine trudelte zu Boden.

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Für Triumph war keine Zeit, denn die Schlacht war in vollem Gange. Wieder in einer engen Kampfkurve eilte Hartmann dem feindlichen Bomberverband hinterher. Die Jagdflugzeuge kurbelten wild durcheinander um sich in Schussposition zu bringen oder der tödlichen Salve auszuweichen. Die Bomberverbände hatten sich gänzlich aufgelöst. Teils allein, teils in kleinen Gruppen versuchten die schweren Maschinen zu entkommen. Die Luft war angefüllt mit den Bahnen der Leuchtspurgeschosse.
Hartmann eilte einem arg bedrängten Kameraden zur Hilfe, der den Indianer in seinem Nacken nicht abschütteln konnte. Aus unsicherer Position feuerte er ohne zu treffen aber dafür ließ der Amerikaner von seinem Ziel ab und versuchte nun seinerseits zu entkommen.
Schnell wurde klar, dass es sich bei diesem Gegner nicht um einen der vielfach eingesetzten blutigen Anfänger handelte. Hartmann kam nicht zum Schuss. Immer wieder gelang es dem Jäger vor ihm die Lage zu ändern, bevor er feuern konnte. Aber er ließ sich auch nicht abschütteln.
Der Amerikaner versuchte in die Wolken zu entkommen doch als er merkte, dass die Leistung seiner Maschine aufgrund der zunehmenden Höhe nachließ und er in Gefahr geriet, sich zur Zielscheibe zu machen, lies er sich abkippen und jagte seine Maschine in einem senkrechten Sturzflug auf den Boden zu. Hartmann blieb weiter dran.
Rasend schnell nahm die Höhe ab. Der Boden raste auf ihn zu. Wie weit konnte er noch mithalten bevor ein Abfangen seiner Maschine nicht mehr möglich sein würde. Tiefer, tiefer … Kurvend stürzte der Amerikaner immer weiter in die Tiefe – den deutschen Jäger unerbittlich hinter sich.
Jetzt wurde es gefährlich. Hartmann war mit seiner Maschine noch nicht so vertraut. Mit einem ärgerlichen Fluch fing er sie wenige hundert Meter über dem Boden ab. Aufgrund der Fliehkräfte wurde ihm kurzzeitig schwarz vor Augen. Der Gegner konnte dennoch nicht entkommen. Hier hatte er zu viel riskiert. Trotz der einsetzenden Abfangbewegung schafft er es gegen die Macht der Physik nicht mehr den Sturz zu beenden und knallte mit einer gewaltigen Explosionswolke in einen Hügel.
Auf der Verfolgungsjagd hatte sich Kommodore Hartmann weit von seinem Verband entfernt. Rasch stieg er wieder auf 8.000 Meter Höhe und eilte dem von der Fliegerleitung durchgegebenen Sammelplatz zu. Der Angriff war abgewehrt, das JG 2 sollte auf seinen Fliegerhorst zurückkehren.

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Noch während am 1. Juni die Weisungen von Generalfeldmarschall von Manstein zur Zerschlagung der gegnerischen Wehrmacht an die Heeresgruppen ausgegeben wurden, begann Generalleutnant Hausser am Sankt-Lorenz-Strom bereits Tatsachen zu schaffen.
Nach der Überwindung des erbittert verteidigten Flusses Saguenay hatte LII. Armeekorps mit seinen vier Gebirgsdivisionen die Aufgabe parallel zum Sankt Lorenz Strom gegen Montreal vorzugehen. Jeder Schritt vorwärts musste gegen heftigen Widerstand bitter erkauft werden. Der Gegner zog immer weitere Verbände heran, um den deutschen Vormarsch endlich zu stoppen.
Rechts des LII. Armeekorps sollte Haussers Panzergruppe nach Westen vorrücken. Ende Mai wuchs die Spannung in der alliierten Front mit dem Verlust der Stadt Quebec. Weiter im Norden hatte das alliierte Oberkommando die Stellungen immer weiter ausgedünnt, um Truppen in den Fleischwolf am Sankt-Lorenz-Strom zu werfen. Und dann zerriss die Front unter dem Druck der Panzergruppe Hausser auf einmal wie eine überspannte Gitarrensaite.
Vor sich hatten die Panzerdivisionen plötzlich nur noch wenige aufgelöst fliehende Regimenter und ansonsten leeres Hinterland der Alliierten. Hausser mit seinem Gespür für günstige Situationen, dachte nicht daran, sich an die Befehle aus dem weit entfernten Hauptquartier der Heeresgruppe K zu halten. Zwei Divisionen behielten die angeordnete Marschrichtung bei und mit drei Divisionen drehte Hausser in Richtung Montreal ab.
Als das Panzergrenadierregiment 113 am 2. Juni in die Stadt einfuhr, traf es auf keine Verteidigung. Zahlreiche Stäbe befanden sich in der wichtigen Stadt. Die Soldaten hatten das Eintreffen der Deutschen nicht erwartet und gingen größtenteils verwirrt in Gefangenschaft.
Da erst viel weiter westlich hinter dem Ottawa Fluss Feindtruppen ausgemacht wurden, das Südufer des Sankt-Lorenz-Strom aber weiter feindfrei blieb, entschloss sich Hausser zwei Divisionen an das andere Ufer überzusetzen. Viel weiter konnte er gar nicht von seiner befohlenen Marschrichtung abweichen. Denn mit dem Strom hatten seine Divisionen die Nahtstelle zur Heeresgruppe G überschritten. Hausser hatte die Gelegenheit gesehen und sie genutzt.

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Auch auf die Gefahr hin, die Fühlung zu verlieren, ließ Generalleutnant Hausser seine beiden Divisionen weiter in den fremden Befehlsbereich vorstoßen. Mit dieser Bewegung – tief im Rücken des Feindes – erleichtere er den Vormarsch von Hoths Panzergruppe II. Vor allem aber verlegten seine beiden Panzerdivisionen dem Gros der angeschlagenen feindlichen Heeresmacht vor Quebec den letzten Rückzugsweg. Als am Abend des 6. Juni die schwere Panzerabteilung des Panzerregiment 1 (1. Panzerdivision Generalmajor Höpner, der Panzergruppe V) die Verteidigung des Bahnhofs in Saint-Jean-sur-Richelieu überrollte, war die Tür vor der Nase der gegnerischen Armeegruppe Quebec zugeschlagen.

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Die volle Bedeutung dieses Schachzuges wurde erst Ende Juni deutlich.



Am 6. Juni war die Verlegung der 3. Armee unter Generaloberst Jacob nach Boston abgeschlossen. Unter der Führung durch die Heeresgruppe G sollte die 3. Armee den südlichen Zangenarm in Mansteins Plan bilden. Mit einem breit gestaffelten Vormarsch nach Nordwesten gegen die Südufer des Ontario- und des Erie-Sees sollte das Ausweichen des Gegners nach Süden verhindert werden. Dass dieser Gegner zu dem Zeitpunkt bereits gefangen war, konnten die deutschen Stäbe noch nicht erkennen.

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Während dessen vollendete Generalleutnant von Strachwitz seinen Aufmarsch gegen New York. Die Spitzen seines Armeekorps hatten am 9. Juni nördlich der Stadt den Hudson River erreicht. Die 14. Infanteriedivision taste sich an die nordöstlichen Vororte heran. Hier wurde rasch klar, dass der Feind die Stadt nicht kampflos aufgeben würde.
Strachwitz meldete Bedenken an. Wie sollte er mit gut 60.000 Soldaten ein bebautes und verteidigtes Gebiet mit einem Umfang von über 700 km² und im Ballungszentrum mehr als 10 Millionen Einwohnern einnehmen? Doch seine Vorgesetzten von der Armee bis zum Oberkommando wollten von solcher Verzagtheit nichts wissen. Manstein verwies darauf, dass Strachwitz als Divisionskommandeur bei der Erstürmung Moskaus und Londons wertvolle Erfahrungen gesammelt hatte. Außerdem sollte ihm die im Häuserkampf erfahrene 1. Luftlandedivision von Generalmajor Richard Heidrich zur Seite gestellt werden. Da sich die beiden Kommandeure aus vielen Schlachten kannten, sollte die Zusammenarbeit reibungslos verlaufen.

Im ersten Schritt schickte Strachwitz die 18. Panzergrenadierdivision und die schnelle 36. Infanteriedivision über den kaum verteidigten Hudson. Damit sollte eine weitere Verstärkung der Verteidiger verhindert werden. Generalmajor Gollnicks 36. rückte am 10. Juni gleich in die zum Großraum New York gehörenden Städte Newark und New Jersey ein. Die hier versammelten gegnerischen Truppen waren von dem Vorstoß überrascht und wurden nach kurzem Scharmützel aus der Stadt gedrängt. Auch der Stadtteil Staten Island befand sich nun in deutscher Hand. New York war damit eingeschlossen!

Am 11. Juni hatten die Amerikaner die neu entstandene Situation erkannt und wollt mit heftigen Gegenangriffen gegen die deutschen Truppen auf dem Westufer des Hudson den Einschließungsring von außen wieder aufbrechen. Die 18. und die 36. Division gerieten unter starken Druck und konnten sich nicht an dem Angriff auf New York beteiligen.

Dafür war die 1. Luftlandedivision eingetroffen und Strachwitz ließ sie gemeinsam mit seinen drei verfügbaren Divisionen auf der zwischen Hudson River und Long Island Sound liegenden Landzunge gegen Manhattan vorrücken.

Zehntausende Menschen sickerten auf der Flucht vor den beginnenden Kämpfen aus der Stadt. Nachdem die Artillerieabteilungen des Armeekorps ihre ersten Schläge gegen die erkannten Verteidigungsstellungen ausgeteilt hatten, verdichtete sich der Strom der Flüchtlinge. Die Feldgendarmerie war kaum noch in der Lage die verwirrten Menschen zu kanalisieren und wenigstens die wehrfähigen Männer auszusieben. Die verzweifelten Schreie der getrennten Familien führten dennoch nicht zu einem Abbruch des Flüchtlingsstromes. Dolmetscher versicherten in fortlaufenden Durchsagen, dass die internierten Männer nach Beendigung der Kämpfe und nach Feststellung der Identität wieder freigelassen werden würden. Nur Soldaten würden in Kriegsgefangenschaft verbleiben.

Die Amerikaner gaben den Nordteil der Stadt nach hinhaltendem Widerstand auf und zogen sich im Verlaufe des Tages hinter den Harlem River zurück. Den Aussagen der verhörten Flüchtlinge und der Kriegsgefangenen konnte entnommen werden, dass die Verteidigung der Stadt durch den 47jährigen Generalmajor Robert M. Cannon geleitet wurde. Er stützte sich in wesentlichen auf die 21. Luftlandedivision (21st US Airborn) und auf die 5. Division der Nationalgarde des Bundesstaates Texas. Im Weiteren hatte Cannon zahlreiche „Minutemen Einheiten“ aufstellen lassen. Erfahrungsgemäß besaßen solche Truppen nur geringen Kampfwert, machten aber das Gefecht unübersichtlich weil die Trennlinie zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten verwaschen wurde. Strachwitz wies seine Kommandeure an, streng nach der Haager Landkriegsordnung zu verfahren. Freischärler sollten durch Standgerichte abgeurteilt werden.

In der Nacht zum 12. Juni wurden die Artillerieabteilungen des Korps im Botanischen Garten im Stadtteil Bronx zusammengezogen. Der Angriff auf die Verteidigungslinie entlang des Harlem River erfolgte dann am Morgen unter massiven Einsatz aller Kaliber.
Der Übergang gelang nach heftigen Kämpfen im Stadtteil Hudson Heights über die Trümmer der Broadway Brücke und bei dem großen Rangierbahnhof. Von hier aus wurde die gegnerische Verteidigungslinie aufgerollt.

Auch auf der anderen Seite des Hudson River tobten den ganzen 11. Juni Kämpfe. Vier amerikanische Divisionen griffen hier die beiden Panzergrenadierdivisionen an, die sich in Newark und Staten Island verschanzt hatten.

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Den 12. Juni kämpften sich die Panzergrenadiere und die Fallschirmjäger durch den Stadtteil Harlem bis an den Nordrand des Central Parks heran. Die amerikanischen Luftlandesoldaten waren verbissene und dennoch äußerst flexible Gegner, die das günstige Kampffeld optimal ausnutzten.
Die Angreifer bildeten Kampfgruppen aus Panzern, Schützenpanzern und abgesessenen Panzergrenadieren. Die Fahrzeuge mussten mit Sandsäcken und Drahtzäunen zusätzlich gepanzert werden um den allgegenwärtigen Bazookas Herr zu werden. Unter massiven Munitionseinsatz gingen diese Kampfgruppen entlang der großen Alleen vor.
Nachdem die Artillerie zum Crotona Park vorgezogen wurde, ordnete Strachwitz an, auch diese massiv im Häuserkampf einzusetzen. Notfalls sollten alle Häuser entlang der Alleen in den Boden gestampft werden.

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Oberstleutnant von Stargard war anwesend als drei Abgeordnete der Stadt New York zum Befehlshaber vorgelassen wurden. Die Herren hatten sich durch die Frontlinie gewagt um auf das unermessliche Leid der Frauen und Kinder aufmerksam zu machen. Die deutsche Artillerie schoss auf bewohnte Quartiere, die nicht im Geringsten auf solche Kämpfe vorbereitet waren. Es gab keine Bunker und keine sonstigen Rückzugsorte wohin die Menschen ausweichen könnten. Eindringlich nannten die Honoratioren das deutsche Vorgehen ein Kriegsverbrechen und appellierten an das menschliche Gewissen des Generals.
Jedoch Strachwitz wies diese Vorwürfe kühl zurück und belehrte die Zivilisten, dass der Einsatz der Artillerie in einer als Festung benutzten Stadt sehr wohl dem Kriegsrecht entsprach. Dagegen nannte er die Entscheidung des amerikanischen Kommandeurs – in einer Millionenstadt zu kämpfen ohne vorher die Menschen zu evakuieren – als unverantwortlich. Sehr leicht hätte das amerikanische Militär all das Leid vermeiden können in dem New York zur offenen Stadt erklärt worden wäre.

Im Anschluss an das unerfreuliche Gespräch, erhielt Oberstleutnant Stargard den Befehl, mit einer Vorausabteilung den neuen Gefechtsstand in der Upper East Side am Nordrand des Zentral Parkes zu beziehen. Das Gebiet war durch das Luftsturm-Regiment 1 gesichert und das passende Gebäude für den vorgezogenen Korps-Gefechtsstand bereits durch eine Abteilung der Stabskompanie bezogen.
Am Morgen würde dann die Artillerie im Zentral Park entfaltet werden und von hier aus das gesamte Stadtgebiet beherrschen können.

Die Kämpfe ebbten in der Nacht zum 13. Juni ab. An vielen Stellen stand die Stadt in Flammen und Die Feuerwehr hatte ihren Dienst eingestellt.

Als Generalleutnant Strachwitz in sein neues Quartier umzog, mußte er feststellen, dass die Vorbereitungen nicht befehlsgemäß ausgeführt waren. Oberstleutnant Stargard und die Vorausabteilung waren nicht angekommen. Gegen 10 Uhr meldeten sich Versprengte aus Stargards Vorauskommando. Sie waren in einen Hinterhalt geraten und komplett aufgerieben worden. Oberstleutnant i.G. Taras Freiherr von Stargard wurde als vermisst gemeldet...
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Beitragvon Taras » 21. Dezember 2016 17:49

Am Nachmittag des 12. Juni 1948 hatte Generalleutnant von Strachwitz seinen Ia Oberstleutnant von Stargard gebeten, den vorgezogenen Gefechtsstand für die Führung der abschließenden Kämpfe um das Ballungsgebiet New York, zu beziehen. Das Luftsturmregiment 1 hatte das Stadtgebiet bis an den Nordrand des Zentral Parks freigekämpft. Im Gefolge der Fallschirmjäger hatte eine Abteilung der Stabskompanie des Panzergrenadierkorps ein Gebäude der New Yorker Feuerwehr beschlagnahmt, das die Voraussetzungen aufwies, den Stab und seine notwendigen Einheiten aufzunehmen.

Nachdem Stargard die kurze Übergabe zur Vertretung an den Ic Oberstleutnant Möller besprochen hatte, eilte er zu den Fahrzeugen. Die Kartenstelle, der Quartiermeister und ein Großteil der Funkabteilung rückten gemeinsam mit Schützenpanzern auf Halbkette und mehreren Lastkraftwagen auf den neuen Gefechtsstand vor. Bis zum morgigen Eintreffen des Korpskommandeurs würde Stargard der Befehlshaber sein.

Dumpfes Grollen lag über der Stadt. Gedämpftes Kollern und dumpfes Knarren zeigte die anhaltenden Kämpfe in der Ferne an. Doch eingeengt durch die Häuserschluchten ließ sich die Gefechtslage schwer einschätzen. Weit hinten waren die Abschüsse der eigenen Artillerie zu vernehmen. Über die Köpfe hinweg wurde die tödliche Last in Gebiete geschleudert, die man von hier nicht ausmachen konnte. Stargard hatte bereits mehrfach Kämpfe in bebautem Gelände erlebt und konnte damit die Lehrmeinung wieder bestätigen, dass es für einen Angreifer kaum einen schlechteren Kampfplatz gab.

In der kurzen Juninacht hatte sich die frühsommerliche Hitze der letzten Tage kaum abgekühlt. Die engstehenden Häuser hatten die Wärme wie in einem Backofen gespeichert und jetzt stieg die Sonne bereits wieder in den strahlend blauen wolkenlosen Himmel und versprach einen weiteren heißen Tag.

Auf der Straße erwarteten ihn die Offiziere und Unteroffiziere der Vorausabteilung. Major Mehrigshof war der Leiter der Kartenstelle. Auf der Motorhaube eines Schützenpanzers hatte er einen amerikanischen Touristen-Stadtplan und einige Luftbildaufnahmen ausgebreitet. „Überhaupt kein Problem!“ tönte er. „Die südlichen Brücken über den Harlem Fluss sind für Fahrzeuge nicht passierbar. Aber die…“ Mehrigshof stockte. „Die Brücke der 3. Straße ist frei. Von hier biegen wir auf die Straße ‚Harlem-River-Drive‘ ein. Nördlich des Thomas-Jefferson-Parks müssen wir dann links rein und sind dann in insgesamt 15 Minuten da.“

Stargard wusste nichts an der Planung auszusetzen. „Der Schützenpanzer der Stabskompanie übernimmt die Führung! Danach die Kartenstelle! Danach ich! Hinter mir die Funkstelle und den Schluss macht der Quartiermeister! Noch Fragen, meine Herren!?“ Der Blick in die Runde ergab keine Unklarheiten. „Gut, Aufsitzen in fünf Minuten! Abmarsch auf mein Zeichen!“ Mit einem Salutieren verabschiedete er die Anwesenden und begab sich zu seinem eigenen Fahrzeug.

Unteroffizier Büchner erwartete ihn an den Kotflügel des Vw Kübels gelehnt. Den Helm trug er am Koppel, die Ärmel seiner Feldbluse waren aufgekrempelt und die Feldmütze hatte er keck auf das rechte Ohr gesetzt. Im Mundwinkel hing eine Zigarette. Auf dem Beifahrersitz wartete Ordonanzoffizier Oberleutnant Werner, ein Reserveoffizier, der dem Stab erst kürzlich zugeteilt worden war.
„Es geht los Büchner!“ rief Stargard und ließ seinen Blick über das Innere des Wagens schweifen. „Wir fahren an die Front. Wollen Sie sich nicht ein Gewehr besorgen?“
„Och, Herr Oberstleutnant.“ Winkte Büchner ab. „Ick bin doch Staber. Ick sach ma, wenn dat so weit kommt, dat ick ein Gewehr benötige, dann werden wohl genuch rumliegen!“
Stargard schüttelte schmunzelnd über die Schlagfertigkeit seines Fahrers, den Kopf. Er sprang in den Wagen und richtete sich im Fond auf. Sein Blick ging nach vorn auf das Führungsfahrzeug und dann zurück zum Ende der Kolonne. Dann stieß er die Faust in die Luft und gab damit das Zeichen zum Abmarsch.

Weit kamen sie nicht, die Abbiegung zum Harlem-River-Drive war gesperrt, weil die Pioniere des Grenadierregiments 11 Minen räumen mussten. Also rechts weg. Dann einen Block weiter wieder rechts aber zurück auf die ursprüngliche Strecke kamen sie nicht, weil weiter vorn ein Häuserzug in Flammen stand. Zivilisten rannten wirr über die Straße und versuchten ihr Hab und Gut zu retten. Die Feuerwehr war nicht zu sehen.
Weiter nach links. Wieder rechts. Trümmer von zusammengeschossenen Wohnhäusern versperrten die Straße. Rechts, rechts, links…
Hier war die enge Straße voller Menschen. Neger plünderten die Geschäfte. Die Leute rangen mit einander um das Beutegut oder rannten beim Anblick der deutschen Kolonne kopflos davon. Viele begannen auch die Fahrzeuge mit Steinen, Mülltonnen und Möbelstücken zu bewerfen, was besonders für die Lastkraftwagen und die offenen Kübelwagen gefährlich wurde.
Von den Schützenpanzern wurden mehrere Salven in die Luft gefeuert um die Menge auseinanderzutreiben. Dann ging es im gestreckten Galopp über die Trümmer und die Leichen der Menschen hinweg, die sich gegenseitig erschlagen und über den Haufen geschossen hatten.
Links in die nächste freie Straße hinein. Dann zwei Blocks geradeaus. Hier bremste der Führungspanzer abrupt. Weiter vorn an der nächsten Kreuzung versperrt eine Barrikade die Weiterfahrt. Stargard richtete sich auf und spähte durch sein Fernglas auf die Sperre aus Fahrzeugen, Trümmerteilen und herausgerissenen Gehwegplatten. Er konnte keine Feinde ausmachen aber dennoch würde es schwerfallen die Sperre ohne Vorbereitung zu überwinden. Ein Zurückstoßen mit der langen Kolonne würde sich in der Enge der Straßenschlucht ebenfalls schwierig gestalten. Zu seinem Ärger musste er darüber hinaus feststellen, dass ein Teil der hinteren Fahrzeuge bereits fehlte. Die Lkw der Quartiermeisterei hatten wohl an einer der vielen Abbiegungen den Anschluss verpasst.

Noch während Stargard versuchte einen Entschluss zu fassen, brach im nächsten Augenblick die Hölle los. Von schräg oben fauchte eine Rakete herab und schlug in eines des vorderen Fahrzeuge ein. Die darauf folgende Detonation füllte die Straße mit Feuer und Rauch.

Von allen Seiten wurde auf die Kolonne geschossen. Oberleutnant Werner auf dem Beifahrersitz von Stargards Kübel wurde mehrfach getroffen und war sofort tot. Büchner drückte entschlossen aufs Gas und setzte den Wagen über den Bürgersteig gegen die rechte Häuserfront. „Raus hier und flach machen!“ brüllte er. Dann sprang er über Werners Leiche und suchte hinter dem Kübel Deckung. Auch Stargard griff nach seiner Kartentasche, mit den vertraulichen Dokumenten und ließ sich aus dem Wagen rollen.

Im Führungsfahrzeug der Kolonne – einem Büffel-Schützenpanzer – hatte die Besatzung sofort reagiert. Die Maschinenkanone hackte in die Fassaden der Häuserschlucht und das Kettenfahrzeug stürmte mit zunehmender Geschwindigkeit auf die vorn liegende Barrikade zu. Die dahinter stehenden Fahrzeuge versuchten zu folgen. Aus Bordwaffen und über die oben offenen Mannschaftsräume erwiderten die Schützenpanzerwagen aus allen Rohren das gegnerische Feuer. Trotz zerschossener Reifen gelang es den Schützenpanzern auf Halbkette zum Büffel aufzuschließen. Die ungepanzerten Lastkraftwagen wurden jedoch ausgestoppt. Sie versuchten um den, von der Bazooka außer Gefecht gesetzten, Schützenpanzer herumzufahren, blieben aber gleich im feindlichen Feuer liegen und blockierten die Straße damit zusätzlich.

Aus den Fenstern torkelten Glühwürmchen herunter. Molotowcocktails! Die Glasflaschen zersprangen auf dem Boden und auf den getroffenen Lkw und verteilten das Benzin, das sich sofort entzündete. Um sich schießend sprangen die Männer von den Fahrzeugen und suchten an den Hauswänden Deckung.

Vorn hatte der Büffel die Barrikade erreicht und sie ohne zu zögern halb durchbrochen, halb überfahren. Damit war den aufschließenden Schützenpanzerwagen eine Bresche geschlagen, durch die sie der Falle entkommen konnten. Selbst der Hanomag mit den zerschossenen Reifen setzte mit blockierter, kreischender und funkensprühender Vorderachse über die Trümmer hinweg.
Das Ende der Kolonne versuchte im Rückwärtsgang dem Kreuzfeuer zu entkommen. Auch hier wurde ziellos auf die Häuserfassaden geschossen um die Gegner in Deckung zu zwingen. Ein Lkw der von feindlichen Salven vielfach im Fahrerhaus getroffen wurde, brach aus und stürzte um. Damit war auch dieser Fluchtweg blockiert.

Unmittelbar neben dem Stargards Kübelwagen wurde ein fliehender Soldat von mehreren Geschossen zu Boden gerissen. Büchner griff sich geistesgegenwärtig das fallengelassene Sturmgewehr und brüllte dann: „Bloß weg hier!“. Hastig kroch er auf die nahe Treppe zu, die in einen Laden halb unter dem Straßenniveau führte. Stargard hatte seine Walther P38 gezogen und kroch seinem Fahrer hinterher. Andere Soldaten folgten ihnen.
Das um sich greifende Feuer der brennenden Fahrzeuge füllte die Straßenschlucht mit schwarzem Qualm und nahm den Gegnern die Sicht. Die mitgeführte Schützenmunition begann in den Flammen unruhig knatternd zu explodieren und verwirrte die Lage damit noch zusätzlich.

Zahlreiche deutsche Soldaten lagen tot auf der Straße und die gegnerischen Parteien konnten sich gegenseitig nicht ausmachen. Die Salven aus Maschinenpistolen, automatischen und halbautomatischen Gewehren wurden daher ziellos über die Straße gestreut. Weiter hinten bei dem umgekippten Lkw schrie ein Verwundeter jammernd nach dem Sani. Oberstleutnant Stargard konnte erkennen, dass seine Kameraden ihm helfen wollten doch der Abschnitt wurde mit Salven und Handgranaten belegt. Zwei weiter Soldaten erwischte es dort. Dann verstummten die Schreie.

Bei Stargard befanden sich vier Männer. Büchner war der einzige, den er davon kannte. Weiter hockten hier ein Obergefreiter Mitte-Ende Zwanzig, ein glattgesichtiger blutjunger Soldat und ein Oberfeldwebel, ohne Stahlhelm, mit graumeliertem Haar und verwittertem Landsergesicht. Die offene Seite der hinabführenden Treppe war durch eine nahe Mauer gedeckt, die zum Wohnhauseingang gehörte.

Der Obergefreite begann mit kontrollierten Feuerstößen aus seinem Maschinenkarabiner sich bietende Ziele niederzukämpfen. Mit kurzen norddeutsch klingenden Satzfetzen kommentierte er sein Gefecht. „Da hässu!“ „Pat up du schiet Düwel!“ „Dej gifft kejn Mucks mehr von sich.“
Da auch andere Soldaten aus ihren Deckungen gezielt auf die Fenster schossen, wurde der Angriff seitens der Amerikaner eingestellt. An der gegenüberliegenden Straßenseite kauerten ebenfalls deutsche Soldaten hinter einem Mauervorsprung.

Den Feldwebel an Stargards Seite hatte das blutige Durcheinander offensichtlich nicht im Geringsten erschüttert. „Eh, du Pimpf!“ brummte er den flachsblonden Soldaten mit dunkler Raucherstimme an. „Wo hast du deine Flinte gelassen!“
„Verloren, Herr Oberfeldwebel.“ antwortete der junge Soldat zitternd. „Im Gefecht, als wir vom Wagen gesprungen sind.“
Der Feldwebel sah den Jungen durchdringend an. „Meinst du nicht, dass du das Ding heute noch gebrauchen kannst!“
„Was?“ rief der Gefreite verwirrt. Nur langsam schien er zu begreifen, was der Vorgesetzte von ihm erwartete. „Zu Befehl, Herr Oberfeldwebel. Ich werd‘s holen.“ Schwer atmend sammelte er sich und rannte dann los.
Die gegnerischen Heckenschützen hatten mitbekommen, dass sich auf der Straße etwas regte und sie begannen das Trümmerfeld ziellos zu bestreichen. In seiner Verwirrung griff sich der blonde Gefreite nicht das erstbeste Gewehr sondern rannte tatsächlich zu dem brennenden Lkw um sein Eigenes zu suchen. Zwischen Trümmern und Leichen fand er es endlich, zerrte unter einem gefallenen Kameraden noch eine Tasche hervor und rannte dann zurück zur Ladentreppe.
Der Oberfeldwebel nickte nur zustimmend und wandte sich dann an Stargard: „Herr Oberstleutnant, wir müssen hier schleunigst weg, solange die Straße noch vollgequalmt ist. Wenn die Amis erst sehen, wo wir hocken, sind wir erledigt. Direkt über uns sitzt der Scheißkerl mit der Bazooka.“
Stargard nickte zustimmend. „Büchner, schauen Sie nach, ob wir durch den Laden wegkommen. Nach hinten liegt die Straße unter Kreuzfeuer und vorn müssten wir wie auf dem Präsentierteller über die Barrikade krabbeln.“

Trotz des damit verbundenen Lärms, brach Büchner das Sicherungsgitter und die dahinterliegende Ladentür des kleinen Milchwarengeschäftes auf. Stargard winkte die Soldaten auf der anderen Straßenseite zu sich herüber um zum Abmarsch zu sammeln. Doch das war eine schlechte Entscheidung. Sobald sich die drei aus der Deckung wagten, lebte das Geballer wieder auf. Um sie herum stiebten die Schüsse in den Boden und in die Fassade. Einer der Soldaten wurde in einer roten Wolke gegen die Hauswand geschleudert. Die beiden anderen bekamen ebenfalls Treffer, schafften es aber zur Treppe.
Der Gefreite, der es herübergeschafft hatte war schwer getroffen und blutete aus mehreren Wunden. Der Unteroffizier hatten einen Schultertreffer, blieb aber noch einsatzfähig. Die Kameraden beeilten sich die Verwundeten zu verbinden.

Büchner polterte inzwischen aus dem Laden am Fuße der Treppe heraus. Während er sich mehrere Käseecken unter die halboffene Feldbluse stopfte, berichtete er, dass der Laden nach hinten mit einer Stahltür verschlossen war. Die müsste man aufsprengen ohne dabei zu wissen, wie es dort weitergehen würde.

„Jetzt wird’s eng!“ rief der erfahrene Oberfeldwebel gerade lautgenug um im sporadischen Gefechtslärm verstanden zu werden. Völlig unaufgeregt wies er die Straße hinunter. „Sie kommen! Wenn die uns hier erstmal entdeckt haben, zerstampfen die uns zu Sülze.“

Auf der Straße in Richtung Barrikade waren mehrere Gestalten in khakifarbenen Uniformen auszumachen, die sich auf beiden Seiten an den Hausfronten entlang auf ihre Stellung zu bewegten. Das Vorgehen ließ erkennen, dass sie es mit einer wenigstens halbwegs ausgebildeten Truppe zu tun hatten. Wenn es schlimm kam, waren das die amerikanischen Fallschirmsoldaten. An jeder Straßenseite waren mindestens 10 Soldaten mit unterschiedlicher Bewaffnung - von der Maschinenpistole, über das Garand Schnellfeuergewehr bis zum leichten Maschinengewehr - erkennen.

„Gut!“ entschied Stargard. „Dann also zurück. Wir versuchen in Deckung der zerstörten Kraftwagen in die Richtung auszuweichen, aus der wir gekommen sind.“ Er sah den Feldwebel an. „Sie übernehmen die Spitze!“ Dann tippte er den norddeutschen Obergefreiten an. „Sie sichern das Ende. Feuern nur im Notfall. Wir müssen deren Unklarheit ausnutzen. Die Verwundeten nehmen wir in die Mitte. Und ab!“
Sie kamen aber nicht weit. Ihre Bewegung war sofort bemerkt worden und von hinten und aus mehreren Fenstern wurde massiv auf sie gefeuert. Die Häuserfassade staubte unter den Treffern, Putztrümmer flogen ihnen um die Ohren. Wenige Meter neben der in den Milchladen hinabführenden Treppe, führten wenige Stufen mit gemauertem Geländer zum mehrgeschossigen Wohnhaus hinauf.
„In den Hauseingang!“ brüllte der Oberfeldwebel und rannte die kurze Treppe, die Ihnen bisher Deckung geben hatten hinauf. Die zweiflüglige massive Haustür war durch das vorangegangene Gefecht bereits stark beschädigt und brach unter dem rücksichtslos anrennenden Mann sofort auf. Besinnungslos, von glühenden Hornissen umstäubt, hastete der Rest der Truppe ihm nach.
Vor ihnen ein kurzer schmaler Flur, dann das Foyer und dort eine Treppe hinauf in das Obergeschoss. „Dort hoch!“ brüllte der Oberfeldwebel.
Zu viert zerrten sie den schwerverwundeten Gefreiten die Treppe hinauf. Hier oben hofften sie endlich Ruhe zu finden. Wie durch ein Wunder waren sie alle ohne weitere Verwundungen durch den Geschosshagel entkommen. Büchner, der norddeutsche Obergefreite und der Pimpf sicherten mit Maschinenkarabinern den Eingang und die weiter hinaufführende Treppe. Wegen des verwinkelten Flures würden die Amis nicht ohne weiteres Handgranaten hier hoch werfen können. Die bräuchten schon einen Flammenwerfer um sie her weg zu bekommen.
Büchner keuchte: „Doa häm wi äba Dusel häft!“
„Sellagerr (c'est la guerre)!“ zitierte der Oberfeldwebel den alten Landserspruch aus dem Großen Krieg.
Stargard spürte, dass seine Soldaten eine Entscheidung erwarteten. „Machen wir uns nichts vor, Männer.“ Begann er dumpf. „Die Amerikaner haben uns gründlich erwischt. Ich denke, wir brauchen nicht darauf zu hoffen, dass die durchgebrochene Spitze der Kolonne kehrt mach, um uns hier rauszuhauen. Bestenfalls gelingt es denen rasch zu einer Wehrmachtseinheit durchzubrechen und von dort aus Meldung über den Hinterhalt zu geben. Bis dann ein Kampftrupp zusammengestellt ist, sind wir hier längst Geschichte. Wir werden uns also selbst durchboxen müssen.“ Er machte eine Pause und beobachtete die Reaktion der Männer auf seine Einschätzung.
Der Blick des flachsköpfigen Jungen war in hoffnungsvoller Ergebenheit auf ihn gerichtet. Der erfahrene Oberfeldwebel schürzte zustimmend die Lippen und der norddeutsche Obergefreite nickte. Büchner vertraute ihm ohnehin und die beiden Verwundeten hatten mit sich zu tun. Draußen waren die Kampfgeräusche nun fast gänzlich erstorben. Nur ganz vereinzelt bellte ein Schuss auf. Die Luft in dem Hausflur war drückend warm und vom Rauch der draußen brennenden Fahrzeuge erfüllt.
Stargard fuhr fort: „Auch wenn unsere Stellung hier gut zu verteidigen ist, können wir nicht bleiben. Wenn die Amerikaner erst mal merken, dass sie vorn nicht reinkommen, werden sie unsere Position umgehen. Hinzu kommt, dass sich offensichtlich Heckenschützen in diesem Haus über uns verschanzt haben. Wir müssen also rasch abrücken und zusehen, dass wir irgendwie Anschluss zu unseren Reihen finden.
Stellen wir uns kurz vor, ehe wir gemeinsam ins Gefecht ziehen. Mich sollten Sie kennen. Ich bin Oberstleutnant Stargard, Erster Generalstabsoffizier des Korps Strachwitz. An meiner Seite, Unteroffizier Büchner, mein Fahrer.“ Mit einem Blick forderte er den Oberfeldwebel zum Sprechen auf.
„Müller.“ Brummte der. „Zugführer beim Fahrdienst des Quartiermeisters.“
Stargard blickte auf die Uniform des Oberfeldwebels. „Das Panzervernichtungsabzeichen und das Infanterie-Sturmabzeichen gibt‘s aber nicht beim Brote ausfahren.“
„Nee, in Russland.“
Es war unübersehbar, dass sich Müller nicht weiter zu seinen zahlreichen an der Uniform erkennbaren Auszeichnungen äußern wollte aber Stargard wusste, dass er hier einen verlässlichen Mann dabei hatte. „Weiter!“ sagte er und blickte auf den verwundeten Unteroffizier.
„Unteroffizier Liebenau, Herr Oberstleutnant!“ stöhnte der. „Fahrer bei der Funkstelle.“
„Kennen Sie den verletzten Soldaten?“ fragte Stargard, da der Verwundete inzwischen bewußtlos geworden war.
„Nein, Herr Oberstleutnant. Nie gesehen. Wir sind bei der Knallerei zusammengekommen.“
Stargard tippte auf den Obergefreiten, der unablässig den Eingang sicherte. „Und Sie?!“
„Obergefreiter Kowalski, Herr Oberstleutnant!“ antwortete der in breitem Norddeutsch. „Stabskompanie. Aber eigentlich Infanterist aus der 28. Infanteriedivision.“
Büchner konnte sich ein Lachen nicht. „Kowalski? Ich fass es nicht! Guter alter pommerscher Name!“
Der Obergefreite war es sicher gewohnt, dass man sich über seinen Familiennamen lustig machte und so schüttelte er nur den Kopf über Büchners Bemerkung.
„Und sie Soldat?“
„Soldat Kernel, Herr Oberstleutnant!“ brüllte der Blondschopf und versuchte sogar Haltung anzunehmen.
Bevor er weiter Meldung erstatten konnte, wurde er jedoch von dem Oberfeldwebel zurechtgewiesen: „Mensch, halt den Kopp unten, du Pimpf!“

An der Tür regte sich etwas und gleich darauf brüllte Kowalskis Sturmgewehr auf. In der Enge des Hausflures dröhnten die Schüsse überlaut. Der Obergefreite schien ein erfahrener Schütze zu sein. Es gelang ihm wieder kontrollierte Feuerstöße von drei Schuss abzugeben. „Hä, du Blödmann!“ kommentierte er seine Salve.
Die Amerikaner feuerten von der Straße in den Hausflur, konnten die Stellung auf dem Podest jedoch nicht erreichen ohne sich selbst dem zielsicheren Feuer auszusetzen.

„Also los jetzt!“ rief Stargard. „Wir gehen die Treppe hinauf und sehen nach, ob wir eine Verbindung zu einem anderen Treppenflur finden. Müller, Sie führen wieder.“
„Ich muss mir aber den Kerl mit der Bazooka noch schnappen!“
„Aber vorsichtig, der ist bestimmt nicht allein! Büchner und Kerner, Sie übernehmen den Verwundeten und Sie Kowalski machen wieder den Schluss. Ich rufe zum Abrücken.“
Mühsam arbeiteten sie sich die Treppe hinauf. Als sie die zweite Etage erreicht hatten, detonierten im Hausflur mehrere Granaten, die die Amerikaner wohl hereingeworfen hatten um die deutsche Stellung aufzusprengen. Zwei Salven des Sturmgewehres und die höhnischen Ausrufe Kowalskis zeigten an, dass der sich davon nicht aus der Ruhe bringen ließ.
In der dritten Etage wurden sie von Oberfeldwebel Müller erwartet. „Das Arschloch mit der Bazooka hat sich selbst erledigt. Der Blödmann hat das Ding in nem engen Raum abgefeuert. Seinen Kameraden hat er gleich mit geröstet.
Das Haus ist voller Zivilisten. Die konnten wohl nicht mehr rechtzeitig abhauen bevor der Zauber losging.
Und Männer, hört Ihr die Schüsse auf der Straße?“ Müller machte eine kurze Pause. „Da kämpft keiner mehr. Die sind dabei unsere Verwundeten zu erledigen. Nur damit alle Bescheid wissen!“
Stargard nickte. „Los weiter, wir müssen aus der Falle hier raus!“
„Herr Oberstleutnant, gestatten Sie, dass ich spreche!“ meldete sich Kerner förmlich.
„Was ist los?“
„Über die Dächer. Bei uns in Berlin kann man über die Dächer ums ganze Karree rumlaufen. Wenn die hier in Amerika ähnlich bauen, könnten wir uns die Straße aussuchen, wo wir wieder runtergehen.“
Stargard sah zum Oberfeldwebel Müller hinüber um den Vorschlag abzuwägen. Der nickte. „Aber wenn‘s da oben nicht weiter geht, sind wir am Arsch!“
„Wir versuchen es!“ entschied Stargard. Dann beugte er sich über das Geländer und rief runter: „Kowalski, abrücken! Hoch zum Dachboden!“

Über ihm hämmerte ein Sturmgewehr eine kurze Salve. Unverständliches Gebrüll von Männern war dann zu hören. In böser Erwartung hastete Stargard seinen Soldaten hinterher. Eine Etage weiter lagen eine Frau und ein junger Bursche kopfüber auf der Treppe. Das geblümte leichte Sommerkleid der Frau war im Sturz hochgerutscht, so dass man ihre Unterwäsche sehen konnte. Der Junge konnte nicht älter als 16 Jahre alt sein. Sowohl auf dem Sommerkleid als auch auf dem Hemd des Jungen wurden die roten Flecke immer größer und ihr Blut plätscherte in einem kleinen Rinnsal die Stufen hinab.
Seine Soldaten waren schon weiter und so rannte auch Oberstleutnant Stargard besinnungslos die Treppen weiter hinauf. Erst auf dem Dach des Wohnhauses holte er den kleinen Trupp ein.
„Was ist da passiert?“ keuchte Stargard.
Oberfeldwebel Müller sah ihn an als begreife er nicht, was der Offizier von ihm wollte.
„Auf der Treppe. Die Frau und der Junge…“
Mit einem missbilligenden Schnaufen zog Müller einen kleinen silberfarbenden Revolver aus seinem Stiefelschaft. Der sah fast wie ein Spielzeug aus. Der Lauf war nicht viel länger als ein Daumenbreit und das Kaliber mochte nicht viel größer sein als beim Luftgewehr aber Stargard sah die gefüllte Trommel.
Müller brummte: „Wenn mir jemand diese Zimmerflak auf die Nase hält, sollte er auch bereit sein schneller abzudrücken als ich.“
Damit war alles gesagt. Für Müller, für Stargard und für die beiden Leichen auf der Treppe.
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Beitragvon Taras » 28. Dezember 2016 18:37

Hier oben hing tatsächlich noch Wäsche zum Trocknen auf der Leine. Die Menschen der Stadt waren offensichtlich nicht im Geringsten auf die Kampfhandlungen vorbereitet worden. Aus Stangen, Laken und Bettbezügen konnten die Versprengten nun eine Trage für den Schwerverwundeten bauen.
Obergefreiter Kowalski hatte endlich zu ihnen aufgeschlossen. Während er den Aufgang zum Dach sicherte, berichtete er, dass der Hinterhalt offensichtlich nicht von den gefürchteten amerikanischen Fallschirmjägern gelegt worden war. „Allet Dösköpp!“ urteilte er. „Viel Gebrülle und Geballer aber sauschlecht im Vorgehen und sobald von der Bande einer auf der Fresse liegt, haben die alle die Hosen gestrichen voll! Da kricht die keiner mehr vorwärts! Nich für Geld und gute Worte!“
„Dann sind das sicher Leute von der Nationalgarde.“ Urteilte Feldwebel Müller. „Oder Freischützen.“

Die erhöhte Position erlaubte einen weiten Blick über das Häusermeer der Großstadt. Nach Süden hin konnte man den Central-Park erkennen und von dort aus wurden die Häuser dann immer höher bis hin zu den berühmten Wolkenkratzern an der Südspitze der Halbinsel.
Überall in der Stadt wurde gekämpft. Detonationen und das gedämpfte Knattern der Schützenwaffen waren aus allen Richtungen zu vernehmen. Ein klares Bild, eine Frontlinie war nicht zu erkennen. Rauch stieg aus kleineren und größeren Bränden in den strahlend blauen Sommerhimmel. So wie auch aus ihrer Straße. Aus den Fahrzeugen, in denen sie gerade noch gesessen hatten.
Am Nordrand des Central-Parks befanden sich deutsche Truppen. So viel war klar. aber der Weg dorthin war am Boden genauso versperrt wie hier oben auf dem Dach. Weiter vorn zur Kreuzung hin, hatte eine starke Explosion den Dachstuhl und die oberste Etage weitgehend zerstört. Wenn sie es allerdings anders rum ums Karree über die Dächer schafften, konnten sie sich je nach Lage entscheiden ob sie sich nach Süden oder nach Norden, Richtung Harlem durchschlagen sollten. Also weiter! Abwarten verbesserte ihre Lage nicht.
Mühsam und um Deckung bemüht schleppten sie sich über die unterschiedlich hohen Dachbereiche. Besonders anstrengend war es, die Verwundeten über die Brandmauern zu bugsieren. Die Verfolger schienen tatsächlich abgeschüttelt zu sein.
Als der Durst in der brennenden Hitze immer schlimmer wurde, entschloss sich Stargard in einen der hier oben installierten Wassertanks zu schießen. Tatsächlich war noch Trinkwasser enthalten aber bis auf Büchner hatte niemand eine Trinkflasche dabei. Das Sturmgepäck aller Anderen war bei dem Überfall in den Fahrzeugen geblieben und die Tasche, die Soldat Kernel gerettet hatte enthielt zwar sehr willkommene Munition für die Sturmgewehre aber keine Handgranaten und auch keine Trinkflasche. Der Durst würde also ein Problem bleiben.

Bis zum Nachmittag hatten sie das Karree unter der erbarmungslos über ihnen stehenden Sonne bis zur gegenüberliegenden Straßenseite halb umrundet. Der unbekannt Verwundete hatte das Bewusstsein noch nicht wieder erlangt und auch Unteroffizier Liebenau wurde immer schwächer. Der Gefechtslärm drang in unterschiedlicher Intensität aus allen Richtungen zu ihnen heran. Niemand konnte genau sagen wo sie sich befanden und wo die Linien der kämpfenden Parteien verliefen.
Die unter ihnen liegende Straße schien ruhig zu sein. Keine Kämpfe, kein amerikanisches Militär aber auch kein Deutsches. Vereinzelt bewegten sich Zivilisten verunsichert auf den Bürgersteigen.
Stargard bestimmte, dass sie hier wieder absteigen würden um sich auf der Straße in Richtung Norden vorzutasten. Von dort aus müssten ja mittlerweile deutsche Truppen in Richtung Central-Park vorrücken.
Bis sie unten auf der Straße anlangten war es bereits nach 18 Uhr. Noch mehr als vier Stunden bis zur Dunkelheit. Vorsichtig bewegten sie sich vorwärts. Beim Tragen des Verwundeten mussten sie sich regelmäßig ablösen. Die wenigen Zivilisten, die sie auf der Straße antrafen, begegneten ihnen mit Verwunderung. Niemand geriet in Panik oder schrie amerikanische Soldaten herbei. Die Frauen blieben einfach stehen und staunten den kleinen Trupp an.
Ein kleiner rothaariger Bengel im Vorschulalter riss sich von seiner Mutter los, streckte den linken Arm in die Luft und rief ein amerikanisches „Siehg Hail!“, welches er in irgendeiner ‚Radio Show‘ aufgeschnappt hatte. Dann musste er ausgelassen lachen weil ihm wohl die Situation so unwirklich vorkam. Selbst die leichte Kopfnuss seiner Mutter, die ihn eilig wieder zu sich heranzerrte, konnte das helle Lachen nicht zum Verstummen bringen.
Stargards kleiner Trupp schleppte sich mühsam vorwärts. Jetzt war die Sonne zwar hinter den hohen Häusern verschwunden aber die Hitze stand weiterhin in der Enge der Straßen und der Durst machte ihnen allen bereits wieder zu schaffen. Der Lärm des Kampfes um New York tockerte mal ferner, mal näher zu ihnen heran.

Aus der Seitenstraße keine 30 Meter vor ihnen kam plötzlich ein amerikanischer Spähpanzer hervor geschossen, bog über den Asphalt schlitternd in ihre Straße ein und fuhr mit hoher Geschwindigkeit auf sie zu. Der Fahrer steuerte das Fahrzeug mit offener Luke. Er trug eine große dunkel gefärbte Brille und sah damit aus wie albtraumhaftes Insekt. Die Maschinenkanone war keck in den Himmel gerichtet. Auch die Turmluke war offen, und der Kommandeur ragte, wie auf einer Parade, bis zum Gürtel heraus - breit grinsend, ohne Kopfbedeckung, mit offener Feldbluse. Das unmilitärisch lange blonde Haar wehte im Fahrtwind.
Es war bereits zu spät um noch Deckung zu finden. Sie hatten auch keine Waffe um ein gepanzertes Fahrzeug bekämpfen zu können und mit den beiden Verwundeten war ein Entkommen jetzt nicht mehr möglich.
Ohne die Geschwindigkeit zu drosseln, polterte der Spähpanzer nur wenige Meter an den regungslosen Deutschen vorbei. Der Fahrer blickte leblos starr nach vorn und nahm keinerlei Notiz von Ihnen. Der Kommandeur dagegen sah Stargard grinsend an und tippte sich dann grüßend an die Stirn.
Klirrend, quietschend und schnaubend stürmte der Panzer die Straße hinunter. An der nächsten Kreuzung blockierte die rechte Kette, riss das Fahrzeug herum, damit es – schwarze Rußwolken in die Luft spuckend – rasant in die nächste Straße abbiegen konnte. Dann war es verschwunden.

Stargard sah sich, um Fassung bemüht, in seiner Gruppe um. Nein, das war kein Trugbild. Büchner hatte das Selbe gesehen. Kowalski saugte mit verzerrtem Gesicht Luft ein und rieb sich den Schweiß aus den Augen. Kernel erwartete eine Erklärung von seinem Vorgesetzten und nur Müllers Blick verriet, dass es nichts gab, was er noch nicht gesehen hatte.
Liebenau hielt sich mühsam aufrecht und suchte nach einer Erklärung: „Warum haben die uns nicht fertig gemacht? Vielleicht ist ja schon Schluss? Waffenstillstand?“
„Quatsch!“ brummte Oberfeldwebel Müller. „Hör doch das Geballer rings um. Meinst du das sind Freundenschüsse! C'est la guerre! Nimm es, wie es kommt! Denk nicht drüber nach, bringt nichts!“

Die wenigen Zivilisten ringsum hatte das amerikanische Fahrzeug mit der gleichen Teilnahmslosigkeit betrachtet, wie den kleinen deutschen Trupp.

Stargard begann zu zweifeln, ob das was um ihn passierte überhaupt noch real war. Was hatte Müller gesagt? Nicht drüber nachdenken! Stimmt genau! Nicht drüber nachdenken! Weiter! Weiter, sie mussten weiter!
Jedoch weiter als bis zur nächsten Kreuzung kamen sie nicht. Eine riesige Faust schlug in die oberste Etage des nächsten Häuserblocks und ließ Feuer und Trümmer auf die Straße regnen. Der nächste Schlag öffnete den Asphalt und schleudert einem Vulkanausbruch gleich Trümmer und Staub in die Luft. Artilleriefeuer in der Stadt!

Mit Schreien des Entsetzens flohen die Zivilisten von der Straße.
„Dort hinterher!“ schrie Stargard und wies auf mehrere Frauen, die in einen Laden hinabhetzten.
Der Laden lag bereits unter dem Straßenniveau und hinter der Verkaufstheke führte eine schmale Treppe noch einmal tiefer in einen massiven gewölbten Keller. Hier suchte die Hausgemeinschaft Schutz und auch die deutschen Soldaten waren hier vorerst sicher.

Einige nackte Glühlampen hingen von der Decke und spendeten spärliches Licht. Die Stromversorgung war erstaunlicherweise noch nicht zusammengebrochen. Aber auch Kerzen und Taschenlampen lagen bereit. Die meisten Erwachsenen taten, als ob sie die deutschen Soldaten nicht bemerkten. Nur wenige Leute sahen sie teils verwundert teils lethargisch an und nur wenige unterhielten sich gedämpft miteinander.
Eine befremdliche Situation. Im höchstwahrscheinlich deutschen Artilleriefeuer saßen sie gemeinsam mit den Amerikanern in diesem provisorischen Bunker fest. Stargard ärgerte sich, die Besatzungszeit in England nicht genutzt zu haben um die fremde Sprache zu lernen. Englisch verstand er nur rudimentär und der amerikanische Akzent verschärfte die missliche Lage noch.

Der Beschuss erfolgte nicht als konzentrierter Artillerieschlag sondern eher als sporadisches Streufeuer. Vielleicht waren das ja doch die Amerikaner, die hier bereits die deutschen Linien vermuteten. Meist war nur dumpfes Dröhnen zu hören aber wenn ein Schuss in der Nähe einschlug, ließ er die Menschen wie aus einem Mund entsetzt aufschreien und hier im Keller rieselte der Putz von der Decke.

Mehrfach wollte Oberstleutnant Stargard anordnen, dass der kleine Trupp abrücken sollte. Doch jedes Mal schlug dann wieder eine Lage in der Nähe ein. Jetzt ging es bereits auf 22 Uhr zu und so entschloss er sich, die Nacht hier im Keller zu verbringen. Wachen wurden eingeteilt und jeder konnte sich einige Stunden Schlaf gönnen.

Der Durst begann wieder alle Anwesenden zu quälen. Büchner bot sich schließlich an, mit einem Einwohner des Hauses Wasser zu besorgen. Für seine Geschäfte während der Besatzungszeit in England, hatte er sich ein bisschen Englisch angeeignet, so dass er sich halbwegs verständlich machen konnte.
Nach mehr als einer halben Stunde kamen sie mit drei Eimern voll Trinkwasser wieder und alle Bunkerinsassen konnten endlich ihren Durst stillen. Büchner berichtete auch, dass sich amerikanische Spähtrupps auf der Straße bewegten. Es blieb also weiter gefährlich für die abgeschnittenen Wehrmachtssoldaten.
So dass die anderen ihnen nicht lauschen konnten, raunte Büchner seinem Vorgesetzten noch zu, dass der Mann, mit dem er Wasser geholt hatte, deutscher Abstammung war. Der Deutschamerikaner wollte aber verdeckt halten, dass er Deutsch verstehen und ein wenig sprechen konnte. Seit Kriegsausbruch war jede deutsche Tradition verpönt und er befürchtete Repressalien.

Die Austeilung des Wassers hatte die Spannungen in dem Keller deutlich gemildert. Die Zivilisten hofften, dass von den fremden Soldaten keine weitere Gefahr ausgehen würde. Stargard unternahm nichts um die Leute am Verlassen des Kellers zu hindern. Aber es hatte auch Keiner das Verlangen danach, in die feindliche Umwelt hinauszukriechen. Selbst wenn einer von ihnen den amerikanischen Patrouillen Bescheid geben würde, so wäre der schmale Eingang in den massiven Keller doch leicht zu verteidigen.

Ein kleiner blonder Junge schien die Angst und die Bedrückung der vielen Menschen nicht zu spüren. Er schlich sich an die beieinander hockenden Deutschen heran und ließ sich von Kowalskis Grimmasse erschrecken. Nachdem er lachend bei seiner Mutter Schutz gesucht hatte, pirschte er sich glucksend erneut heran. „Ick häf twej von so‘n Schieters tou Hus.“ Brummte Kowalski wehmütig.

Büchner und Kowalski schienen auf Anhieb Gefallen aneinander zu finden. Außerhalb ihrer Wachzeiten und nachdem sie eine Mütze voll Schlaf genommen hatten, unterhielten sie sich in gedämpften Ton angeregt miteinander. Auch die hübschen Mädchen hier unten, waren Auslöser für den einen oder anderen flotten Spruch.
Die drei blutjungen Fräuleins, die drüben in einer Mauernische auf einer Kiste saßen, schauten abwechselnd mit Furcht, Verachtung und hochnäsiger Ablehnung zu ihnen herüber. Manchmal tuschelten sie miteinander und wenn in der Nähe ein Schuss einschlug, klammerten sie sich entsetzt jammernd aneinander. Soldat Kernel senkte beschämt den Blick doch Büchner und Kowalski grinsten breit hinüber, bis sie vom Oberfeldwebel Müller grob zurechtgewiesen wurden. Bei aller demonstrativen Missbilligung schienen die jungen Damen die Aufmerksamkeit der fremden Soldaten insgeheim zu genießen.

Mittlerweile war es vier Uhr geworden und draußen war es sicher schon hell. In der Nacht hatte der unbekannte Verwundete immer seltener gestöhnt und war der schließlich gestorben. Müller nahm das Soldbuch an sich und brach die untere Hälfte der Erkennungsmarke ab um sie zu verwahren.
„Wer war er?“ fragte Liebenau mit ängstlichem und schmerzverzerrtem Gesicht.
Müller hielt das Soldbuch unentschlossen in der Hand. Dann steckte er es weg, ohne einen Blick hineinzuwerfen. „Wozu willst du das wissen? Ändert das irgendwas, wenn du weißt, wer hier verreckt ist? So’n Scheiß, denk lieber an die Lebenden!“
Sie legten den Toten in einem dunklen Kellerverschlag ab und brachten die Trage zurück. Es war absehbar, dass Liebenau heute die Trage benötigen würde.

Während sich die deutschen Soldaten zum Abrücken fertig machten, kam Kowalski plötzlich nach hinten gerannt. „Wir kriegen Besuch!“ rief er und ging hinter einer Mauerecke in Deckung.
Kurz darauf wurde die schwere Tür nach oben aufgestemmt und Schnürstiefel wurden auf der Kellertreppe sichtbar. Der Mann da vorn brüllte etwas Unverständliches. Die Zivilisten waren nun zwischen den verfeindeten Parteien eingekeilt und drückten sich ängstlich an die Wände und in die Nischen. Wegen des schwachen Lichtes hier unten hatte der Amerikaner die deutschen Soldaten noch nicht entdeckt. Vorsichtig kam er einige Stufen weiter hinab und brüllte noch einmal fordernd.
Einige der Hausbewohne blickten ängstlich in den hinteren Gewölbebereich, wo sich Stargard und seine Männer in den hier abgehenden Gängen und Nischen verbargen. Jetzt wusste der Amerikaner Bescheid. Gleich würde es zum Gefecht kommen und das würde alle hier unten das Leben kosten.
Entschlossen sprang Oberstleutnant Stargard aus der Deckung. „Stopp!“ brüllte er dem Amerikaner entgegen.
Sein Gegenüber war in drei Meter Entfernung am Fuße der Treppe stehengeblieben und schaute ihn verblüfft an. Das Blatt an seinem Helm, den er nach amerikanischer Unart mit offenem Kinnriemen trug, wies ihn als Major aus. Die Schulterstücke seiner Feldbluse, waren die eines Oberleutnants und höchstwahrscheinlich war er nicht einmal das. Seine Kameraden konnten nicht in den Keller feuern, ohne ihn zu treffen und so wichen sie erschrocken die Treppe hinauf zurück. Oben war verwirrtes Stimmengewirr zu hören.
Die Vorgesetzten des deutschen und des amerikanischen Trupps maßen sich gegenseitig. Stargard versuchte gar nicht erst englisch zu sprechen. Obwohl sein Gegenüber allem Anschein nach kein Mitglied einer regulären Streitmacht war, salutierte Stargard: „Ich bin Oberstleutnant von Stargard und Befehlshaber dieses Wehrmachtskommandos. Wir haben hier vor dem Beschuss Schutz gesucht. Ich fordere Sie auf, einen Kampf zu vermeiden da unbeteiligte Zivilpersonen unweigerlich in Mitleidenschaft geraten würden.“
Der amerikanische Kommandeur folgte seinem Blick ringsum im Keller. Es war offensichtlich, dass er kein Deutsch verstand. Als er dann zu sprechen anfing, schien ihm seine eigene Stimme Mut zu machen, denn er wurde rasch immer lauter. Außer den gebrüllten Worten ‚unconditional surrender‘ und ‚hands up‘ konnte Stargard nichts verstehen. Der Amerikaner tastete nach seiner Maschinenpistole, die er an einem viel zu langen Riemen an seinem Hintern hängen hatte.
Stargard griff nach seiner Pistole und brüllte im Kasernenhofton: „Wenn Sie jetzt die Waffe heben, werden viele Leute sterben.“ Mit seinem ausgestreckten linken Arm wies sein Zeigefinger mitten in das Gesicht des Amerikaners. „Und Sie werden mit Sicherheit dabei sein!“
Atemlose Stille!

Nach einiger Zeit wurde von oben zaghaft gerufen. Die amerikanischen Freischärler wollten anscheinend wissen, was hier unten vor sich ging.
Der amerikanische ‚Major-Oberleutnant‘ hatte mit Sicherheit nicht ein Wort verstanden aber er schien doch begriffen zu haben, was gemeint war. Schließlich brummte er irgendetwas. Dann wurde er schnell wieder lauter, brüllte Satzfetzen rings in den Keller und zog sich schließlich zögernd zurück.
Auch Stargard lief daraufhin rasch in den hinteren Kellerbereich um aus der Schusslinie zu kommen. Mit beklommenen Blicken waren die Leute jedem unverständlichen Wort gefolgt und beobachteten jede Bewegungen ihres Kommandeurs. „Guerilla oder Minutemen oder wie immer ihr sie nennen wollt.“ Erklärte er seinen Männern.
„Banditen!“ brummte Müller.
Stargard nickte. „Kapitulation kommt also keinesfalls in Frage! Bestenfalls erschießen sie uns gleich oder aber sie machen vorher noch ihre Spielchen mit uns.“
„Naja,“ brummte Oberfeldwebel Müller. „So lange die Leute hier unten sind, können die den Bunker nicht ausheben.“
„Sie können… Und wir werden die Leute aber ziehen lassen.“
„Herr Oberstleutnant, ich möchte Ihre Entscheidung ja nicht in Frage stellen aber wenn die Weiber raus sind, werfen die Schweinehunde so lange Granaten in den Keller, bis wir zu Staub zermahlen sind.“
„Wir werden die Zivilisten gehen lassen. Immer hübsch Einen nach dem Anderen um Zeit zu gewinnen. Und wir gehen ganz nach hinten in den Gang dann müssen die schon die Treppe runterkommen um uns mit Granaten zu erwischen. Aber Helden haben die hoffentlich nicht dabei. Und irgendwann werden die Panzergrenadiere das Viertel säubern und uns raushauen.“

Von oberhalb der Kellertreppe wurde etwas gerufen und eine Frau antwortete ängstlich.
„Ruhe!“ brüllte Stargard und gab dann der ersten Frau ein Handzeichen, die Treppe langsam hinaufzugehen.
Ängstlich griff die ihren Sohn und wankte dann unsicher die Treppe hinauf. ‚Quick. Quick!“ wurde von oben gebrüllt.
Mit weiteren Handzeichen befahl Stargard den anderen Zivilpersonen sitzen zu bleiben. Dann wurden sie einzeln und nacheinander zur Treppe beordert.

Während sich der Keller langsam leerte, fasste sich der Mann, der mit Büchner Wasser holen war ein Herz und kroch zu den Deutschen rüber. „Ig deutsch.“ Flüsterte er mit zitternder Stimme und starkem amerikanischen Akzent. „Mein Vater is from Hämbörg. Ig deutsch. Ig bin Angst, sie mich schießen. Oder meine Familie.“
Stargard unterbrach die Evakuierung obwohl alle Leute zusehends nervös wurden. „Sie verstehen uns?“
„Verstehen gut, spreggen nich gut.“
„Gibt es noch einen anderen Ausgang?“
Der Mann nickte. „Loch in Wand.“ Und wies in den hinteren Teil eines der Gänge.
Stargard schlug dem Amerikaner mit neu gewonnener Hoffnung auf die Schulter. „Büchner, Schauen Sie nach, ob wir da mit Liebenau durchkommen.“
Der Mann winkte seine Frau und einen vielleicht zahnjährigen Jungen heran und verschwand dann mit Büchner in der Dunkelheit während im vorderen Gewölbe die nächsten Leute zum Gehen aufgefordert wurden.

In den schleichenden Minuten in denen die letzten Zivilisten zwischen Angst und Hoffnung schwankend den Keller verlassen durften, wurde der durch den Blutverlust stark geschwächte Liebenau durch das versteckte Loch manövriert. Die amerikanischen Minutemen mussten oben mitbekommen haben, dass der Keller geräumt war, denn sie riefen wieder irgendetwas mit ‚Surrender‘ hinunter. Stargard deckte mit dem treffsicheren Kowalski den Rückzug in dem er noch einmal selbstsicher verkündete, dass der erste Mann, der sich die Treppe hinunter wagte sofort erschossen werden würde. Dann macht er sich zusammen mit dem unterdrückt fluchenden Kowalski davon.
Von ihrem neugewonnenen Führer wurde der kleine Trupp zielsicher durch mehrere Keller und Mauerdurchbrüche geleitet bis sie über eine schmale Stahltreppe in eine, seit längerem nicht mehr genutzte, Großküche hinaufsteigen konnten. Wenn sie verfolgt wurden, dann höchstens sehr zögerlich.
Durch eine Stahltür gelangten sie in einen schmalen Lichtschacht – nicht viel mehr als drei Meter breit, an beiden Seiten hohe unverputzte Wände mit wenigen Fenstern die zu den stählernen Feuertreppen führten. Wenn der Trupp in so einem deckungslosen und mehr als 100 Meter langen Gang unter Feuer genommen würde, gäbe es kein Entrinnen. Aber weit vorn war die Helligkeit einer breiten Straße zu sehen.
Der Tag hatte die Mittagszeit bereits überschritten. In der Stadt wurde noch immer gekämpft. Unruhiger Gefechtslärm schwappte immer wieder in die schmale Häuserschlucht. Obwohl die Sonne wohl niemals den Boden in dieser Gasse erreichte, war es drückend heiß und sie hatte wieder nichts zu trinken.
Ihr Führer erklärte, dass dort vorn die Fünfte Straße lag und wenn man ihr nach rechts folgte, hatte man in weniger als einem Kilometer den Harlem River erreicht. Gestern befanden sich beide Ufer des Flusses unter deutscher Kontrolle. Das war also ihre Gelegenheit wieder Anschluss an die eigenen Linien zu finden.
Angesichts der Lage des Verwundeten und des fehlenden Trinkwasser entschloss sich Oberstleutnant Stargard, das Risiko einzugehen. „Müller, schauen Sie vorne nach, wie die Lage ist. Ob wir dort weiterkommen!“

Wieder zurück berichtete Oberfeldwebel Müller, dass die Straße voller Neger sei, die die Geschäfte plünderten und teils bewaffnet waren. Amerikanisches Militär hatte er nicht gesehen aber auch deutsche Positionen waren nicht zu erkennen.
Stargard musste an den gestrigen Vormarsch durch die Horde von Plünderern denken. Die Leute hatten sich nicht aktiv gegen das deutsche Militär gewandt, sondern wollten nur ihren Vorteil aus dem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung ziehen. Er entschloss sich daher, sich lieber mit dem führungslosen Mob anzulegen, als auf das Nachrücken amerikanischer Fallschirmjäger oder Milizen zu warten. Fünfhundert Meter bis zum Harlem Fluss – das musste zu schaffen sein!

Sie brachen als geschlossene Gruppe aus der dunklen Gasse in die blendende Helligkeit hervor. Oberstleutnant Stargard vorneweg, eine Sturmgewehr im Hüftanschlag. Büchner, Müller, der Deutschamerikaner und der Pimpf Kernel schleppten zu viert die Trage mit dem verwundeten und fast bewusstlosen Liebenau. Die Familie des Amerikaners hielt sich mit nackter Panik in den Gesichtern, dicht an der blutgetränkten Trage. Den Schluss macht wieder Obergefreiter Kowalski. So schnell es die Belastung durch den Verwundeten zuließ, eilten sie in Richtung Harlem River.
Auf der sonnendurchglühten Fünften Straße befanden sich hunderte Menschen, teils gaffend, teils plündernd, teils kämpfend. Viele ließen ihr Beutegut fallen und türmten Hals über Kopf, andere gingen in Deckung und die Nächsten drängten nach vorn um zu sehen, was dort vor sich ging. Ein dünner junger Mann mit nacktem schwarzen Oberkörper und einem geckenhaft großen, grünglitzerndem Hut auf den krausen Haaren legte mit einer kurzen silberglänzenden Pistole auf die Deutschen an und feuerte ohne etwas zu treffen. Kowalski wollte nicht abwarten, ob der nächste Schuss besser saß und schoss ihn über den Haufen.
Auch Stargard gab nun einen langen Feuerstoß in die Luft ab. Die Schussgeräusche verursachten eine allgemeine Fluchtbewegung der Menge an die Straßenränder und in die Seitengassen. Damit war ihr Weg frei! „Wehrmacht!“ brüllte Stargard so laut er konnte und ohne genau zu wissen, was er damit bezwecken wollte. Aber auch die anderen Soldaten nahmen den Ruf auf und brüllten „Wehrmacht!“. Durch Trümmer und Hitze stolperten sie weiter. Mit offenen Mündern und keuchendem Atem, gingen sie in die Knie, rappelten sich wieder auf. Stargard übernahm für den erschöpften Amerikaner. Weiter!

Die Plünderer beobachteten die seltsame Gruppe der fremden Soldaten und die meisten schienen zu erfassen, dass von denen keine Bedrohung ausging. Einige winkten jetzt sogar und riefen ihnen lachend etwas zu. Mehrere Jungs in kurzen Hosen und unbekleideten Oberkörpern rannten neben der Gruppe her. Sie schlenkerten die langen Arme und brüllten lachend.
Es dauerte etwas bis Stargard erfasste, was die Negerjungs riefen. „Sauerkraut!“ riefen sie und schütteten sich aus vor Lachen. „Ig mag Sauerkraut!“
Aus Richtung Harlem River kam ein grauer Kasten angepoltert und die Jungs stoben davon. Ein deutscher Schützenpanzer auf Halbkette war vorgeschickt worden um Stargards Truppe Deckung zu geben. Krachend fuhr er die 5th Avenue hinunter, durchbrach die improvisierte Panzersperre aus Trümmern, ausgebrannten Fahrzeugen und Stacheldraht und stellte sich dahinter quer auf die Straße. Seine zwei Maschinengewehre sicherten den erschöpften Abzug der Gruppe Stargard.

Sanitäter eilten ihnen entgegen. Endlich waren sie zurück in den eigenen Reihen. Zurück beim Korps Strachwitz.

Es dauerte aber noch, bis sich Oberstleutnant Taras Freiherr von Stargard im Stab des Armeekorps zurückmelden konnte. Bis dahin war bereits der Nachmittag des nächsten Tages angebrochen und Generalleutnant Hyazinth Graf Strachwitz war nicht zu sprechen. Die Kapitulationsverhandlungen mit dem Stadtkommandanten von New York General Cannon befanden sich gerade in der entscheidenden Phase.

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Das Blatt hat sich gewendet

Beitragvon Taras » 14. Januar 2017 13:32

Im Sommer 1948 ließen auf dem asiatischen Kriegsschauplatz die Erfolge weiterhin auf sich warten. Divisionen der Heeresgruppe Kleist waren zwar bis nach Britisch-Indien vorgedrungen aber der entscheidende Durchbruch wollte nicht gelingen.

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Generalfeldmarschall Ewald von Kleist verfügte über drei Armeen mit 31 Divisionen. Dafür erstreckte sich sein Befehlsbereich über 5.000 km von der Grenze zu Italienisch-Libyen bis nach Britisch-Bombay. Von der deutschen Reichgrenze bis nach Moskau waren es dagegen lediglich 1.000 Kilometer. Die Engländer konnten zwar nur wenige Truppen zur Verteidigung ihrer Kronkolonie aufbringen aber es reichte immer noch um Kleist zum Stehen zu bringen, weil annähernd 90 Prozent der deutschen Truppen für die Deckung des gewaltigen Raumes erforderlich waren.
Und selbst dann war die Truppenzahl nicht ausreichend, so dass es den Engländern immer wieder gelang, tief im Deutschen Hinterland Seelandungen durchzuführen um deutschen Versorgungswege zu kappen und wichtige Depots zu vernichten.

Während sich die einheimische Bevölkerung in Persien und Indien eher passiv verhielt und die Deutschen teilweise sogar als Befreier vom Kolonialjoch begrüßten, gelang es den Engländern die arabischen Beduinenstämme in Jordanien und Irak wiederholt zum Aufstand anzustacheln. Wie bereits im 1. Weltkrieg konnten britische Verbindungsoffiziere Kontakt zu örtlichen wahabitischen Clan-Häuptlingen aufnehmen und sie in einer Gemengelage aus Raubgier und religiösem Eifer zum Aufstand provozieren. Die ungeheure Ausweitung des Befehlsbereiches, das schlechte Netz der Straßen und Bahnlinien sowie die wenigen und schwach besetzten deutschen Garnisonen führten dazu, dass auch die Raubzüge kleiner Banden, schwerwiegende Auswirkungen hatten.
Seit dem Übertritt Persiens zur Achse im August 1947 und dem Vordringen deutscher Heeresspitzen nach Belutschistan, war es zu keinem Zeitpunkt mehr gelungen, die Front in ausreichendem Maße zu versorgen.

England – der große Gegner – stand kurz vor dem Fall. Wenn das britische Imperium mit Indien die wichtigste Kolonie verlieren würde, müsste es endlich die Waffen strecken. Um also in Indien endlich spürbar voranzukommen, beschloss der Große Generalstab in Berlin zu allererst die Versorgungslage zu verbessern. Die Häfen in Belutschistan und in der Region Bombay sollten ausgebaut und über regelmäßige stark gesicherte Konvois versorgt werden.
Mehrere, auf die Aufstandsbekämpfung spezialisierte Kavalleriebrigaden wurden nach Palästina beordert, um das Bandenunwesen in den Griff zu bekommen. Trotz der Bezeichnung Kavallerie kamen dabei aber kaum noch Pferde zum Einsatz. Die Brigaden waren sehr kleine und mit geländegängigen Pkw, Spähpanzern und Hubschraubern hochmobilie Einheiten, die über ein breites Spektrum der Antiguerilla verfügte. Hierzu zählten neben dem bewaffneten Kampf auch die Propaganda oder beispielsweise die Korrumpierung der örtlichen Eliten.
Die Luftflotten I, II und III wurden Feldmarschall Kleist unterstellt. Mit annähernd 1.200 Bombern und 400 Jagdbombern sollten die Kampfhandlungen der schwachen Heereskräfte wirksam unterstützt werden. Binnen kurzem würden die Ta-183 Jagdbomber die Luftherrschaft über dem gesamten Subkontinent erobern.
Die von der Royal Airforce über Indien gegen die überdehnten deutschen Verbindungslinien eingesetzten Avro Lancaster Bomber waren leistungsstarke und zuverlässige Maschinen. Gegen die fast doppelt so schnellen Huckebein Jagdbomber waren sie jedoch chancenlos. Eigene Jagdmaschinen konnte die britische Kriegswirtschaft nicht mehr produzieren und die amerikanischen und kanadischen Jäger wurden auf dem amerikanischen Kriegsschauplatz benötigt.

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Da sich mit dem Fall von New York die Operationen in Nordamerika sehr gut entwickelten, entschloss sich der Generalstab im Weiteren die 18. Armee unter Generaloberst Lindemann aus der Reserve des Oberkommandos freizugeben. Der Armee gehörten drei Armeekorps mit insgesamt 12 Divisionen an. Derzeit lag sie in Russland in Garnison. Der Verband sollte – nach Umrüstung auf das subtropische Einsatzgebiet – nach Indien verlegt werden.

Auf dem ostasiatischen Kriegsschauplatz gab es seit langem wenig Bewegung. Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch hatte im Januar 1946 den Befehl über die Asiengruppe erhalten. Aber er hatte nur wenige Truppen unter seinem Kommando so dass offensive Handlungen gar nicht erst in Frage kamen.

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Brauchitschs Aufgabe war es, das japanische Kaiserreich vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Dazu deckten seine Divisionen die Hauptinseln und den Brückenkopf um Schanghai.

Mit der Vernichtung der japanischen Handelsflotte, hatte das Kaiserreich des Tenno alle überseeischen Besitzungen verloren. Manschukko und Korea waren untergegangen und die mächtige Kwantung Armeegruppe war vernichtet worden.
Mit dem Verlust aller Rohstoffquellen, war die importabhängige japanische Industrie in eine schwere Krise geraten. Die gesamte Wirtschaft befand sich in einer Abwärtsspirale. Hinzu kam der Tod der vielen jungen Männer in Übersee. Die als schandhaft empfundene Niederlage mit dem Verlust des überwiegenden Teils der Landstreitkräfte, stürzte das japanische Kaiserreich in eine tiefe Staatskrise. In der asiatischen Gesellschaft wurde die Ansammlung von Katastrophen als Zeichen der Götter oder des Schicksals empfunden. Die Herrschenden verloren damit ihre Legitimation und der nationale Zusammenhalt schmolz zusehends dahin. Unterschiedliche Fraktionen intrigierten um die Macht und sogar die göttliche Position des Tenno wurde in Frage gestellt.
Briten und Amerikaner waren im Sommer 1948 durch die deutschen Erfolge an anderen Fronten fixiert. Damit war das japanische Kaiserreich vorerst militärisch gesichert. Um ihm auch wirtschaftlich aufzuhelfen, schloss das Reichsaußenministerium des Deutschen Kaiserreiches zahlreiche – für Japan äußerst vorteilhafte Handelsverträge ab. Auf Grundlage des vom deutschen Kaiser am 20. Juli 1948 unterzeichneten „Leih- und Pacht Gesetztes“, konnten Japan Transportschiffe, Militärgüter, Rohstoffe und Technologien im Wert von jährlich 2 Milliarden Reichsmark überlassen werden. Die Bezahlung der überlassenen Güter konnte über langfristige und zinsgünstige Kreditverträge erfolgen, die vom Deutschen Kaiserreich verbürgt wurden
Mit diesen Maßnahmen hoffte das Deutsche Kaiserreich den wichtigen ostasiatischen Verbündeten zu stabilisieren und möglichst auch zu einer neuen Offensive in China und im pazifischen Raum zu bewegen. Das Kriegsende zeichnete sich ab und jeder neue Druck auf die Gegner würde es beschleunigen.



Tatsächlich waren im Juni 1948 auf dem nordamerikanischen Kriegsschauplatz wichtige Erfolge errungen worden, die eine Niederwerfung des letzten nennenswerten Gegners unumkehrbar zu machen schien.
Bis zum 16. Juni hatten Verbände der Heeresgruppe Guderian den Großraum New York unter ihre Kontrolle gebracht. Der Gegner hatte seine Entsatzangriffe eingestellt und zog seine verbliebenen Truppen in Richtung Philadelphia zurück.

Zur gleichen Zeit gingen die Kämpfe im Kessel von Sherbrooke ihrem Ende entgegen. Im Zusammenwirken der beiden Heeresgruppen Guderian und Kluge, war im Zeitraum April bis Juni 48 eine klassische Zangenoperation gelungen. Durch die Fixierung in der Schlacht um Québec und überholende Flankierung, wurde die gesamte gegnerische Armeegruppe im Grenzgebiet von Kanada zur USA eingeschlossen. Ein Lehrbuchmäßiges Cannae wie es im Sommer 41 und auch 44 in Russland gelungen war! Am 30. Juni mussten die Kommandeure der wenigen noch kampffähigen alliierten Einheiten, nahe der kanadischen Provinzstadt Sherbrook, bedingungslos kapitulieren. Der große Rest war nur noch unversorgte, durcheinandergeratene, führungslose und demoralisierte Soldatenmasse. Mehr als 20 gegnerische Divisionen – oder vergleichbare Kampfverbände – waren vernichtet. Annähernd 180.000 Mann gerieten in Gefangenschaft.

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Durch die Kesselschlacht von Sherbrook würde General Buschs 16. Armee trotz des Sieges noch bis weit in den Juli gebunden bleiben. Hinzu kam das weiter im Osten die Kämpfe auf der Gaspé Halbinsel anhielten. Fünf gegnerische Divisionen waren auf die unwegsame Halbinsel südlich des Sankt-Lorenz-Stromes abgedrängt worden und banden dort das LIX. Armeekorps unter General Brandenberger.
Trotzdem war durch die Neutralisierung von mehr als 25 Feinddivisionen ein gewaltiges Loch in der Front entstanden. Bevor der Gegner sich wieder sammeln konnte, musste die Gelegenheit zum raschen Zugriff auf seine politischen und industriellen Zentren genutzt werden.

Generaloberst Alfred Jacob sollte mit seiner 3. Armee die Industriegebiete südlich der Großen Seen einnehmen. Den Angriff auf die politischen Zentren sollte die 1. Panzerarmee führen.

Das 1. Kürassierkorps war Ende Juni 48 nach Auffüllung und Modernisierung aus der Heimat auf den amerikanischen Kriegsschauplatz verlegt und Rommels 1. Panzerarmee zugeordnet worden. Nach Herstellung der Gefechtsbereitschaft, erhielt Generalleutnant Wolfgang von Kluge – der jüngere Bruder des Kommandeurs der Heeresgruppe K –den Auftrag, nach Washington vorzustoßen. Seine fünf Kürassierdivisionen sollten die Spitze des Angriffskeiles übernehmen. Das Korps Strachwitz sollte aufschließen, sobald die Panzergrenadierdivisionen aus dem Stadtgebiet von New York gelöst werden konnten.
Im raschen Sturm wurde Philadelphia eingenommen. Auch am Susquehanna Fluss fand der Gegner keinen Halt. Im Vorfeld der wichtigen Stadt Baltimore verlief das Wasserhindernis verteidigungstechnisch günstig quer zur Angriffsrichtung aus dem Appalachen Gebirgszug zum Meer. Bevor sich die Amerikaner jedoch festsetzen konnten, hatten die Kürassiere den Fluss bei Columbia forciert und die gegnerische Verteidigungsstellung damit ausgehebelt.
Baltimore wurde daraufhin aus der Bewegung eingenommen. Erst vor den Toren der amerikanischen Hauptstadt befahl Generalleutnant Kluge die Einstellung des Vormarsches. Die ungesicherte Flanke war inzwischen so lang geworden, dass vor dem Sturm auf die verteidigte Stadt, das Aufschließen von Strachwitz’s Panzergrenadieren abgewartet werden sollte.

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Taras
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Washington

Beitragvon Taras » 8. Februar 2017 19:24

Anfang Juli 1948 hatten drei Divisionen des Korps Strachwitz zum Kürassierkorps Kluge im Raum Washington aufgeschlossen. Die beiden anderen Divisionen waren mit der weiträumigen Flankensicherung für die Angriffsoperation betraut und dementsprechend zurückgefallen.

Generalleutnant Kluge hatte das Kommando für diesen bedeutenden Angriff erhalten. Vor dem frontalen Sturm auf die amerikanische Hauptstadt wollte er versuchen, mit Teilkräften die gegnerischen Verteidigungsstellungen zu umgehen um das Stadtgebiet möglichst einzuschließen. Dies gestaltete sich jedoch angesichts der geografischen Verhältnisse schwierig.
Die eigentliche Hauptstadt – der sogenannt Columbia Bezirk – lag am diesseitigen Ufer des Flusses Potomac. Den Fluss südlich der Hauptstadt zu forcieren, erschien mit den vorhandenen Mitteln unmöglich. Denn hier wurde er sehr rasch immer breiter und glich eher einem Meeresarm als einem Fluss.
Auch eine nördliche Umgehung war kompliziert. Bis zu den felsigen Ausläufern des Appalachen Gebirgszuges – wo der Fluss bei Harpers Ferry die Felsenbarriere durchbrach - waren es gerade 70 Kilometer Luftlinie und in diesem Flussverlauf gab es nur zwei Brücken.
Die 8. Kürassierdivision erhielt den Befehl, die Brücke bei dem kleinen Örtchen Point of Rocks in überraschendem Zugriff zu nehmen, den Potomac zu forcieren und rücksichtslos in das Hinterland der gegnerischen Hauptstadt vorzustoßen.
Die tragfähigere aber auch leichter zu verteidigende Brücke von Harpers Ferry wurde der 18. Panzergrenadierdivision des Korps Strachwitz übertragen. Die Kommandeure sollten vor Ort, nach eigener Einschätzung der Lage, den schwachen Punkt des Gegners finden, den Durchbruch erzwingen und ausweiten. Dies bedeutete gegeben Falls auch, auf die Einnahme einer der Brücken zu verzichten um dafür die Kräfte des bereits gelungenen Durchbruchs zu verstärken.

Generalleutnant von Strachwitz musste intern einräumen, dass die Abstimmung der beiden Divisionskommandeure vor Ort schwierig verlaufen könnte. Der 52 jährige Befehlshaber der 18. Panzergrenadierdivision, Generalmajor Martin Lattmann war ohne Zweifel ein guter Taktiker aber ihm haftete ein Makel an. Im Verband der untergegangenen 6. Armee war Lattmann Anfang Februar 43 beim Zusammenbruch des Stalingrader Nordkessels in russische Kriegsgefangenschaft gegangen. Durch seine Erlebnisse während des Ostfeldzuges wandelte sich der überzeugte Nationalsozialist hier zum aktiven Antifaschisten. Er wurde Mitglied des von deutschen Kommunisten initiierten und durch Politischen Hauptverwaltung der Roten Armee zugelassenen „Nationalkomitees Freies Deutschland“ und Mitbegründer des „Bundes Deutscher Offiziere“. Über Flugblätter und Radioansprachen beteiligte er sich an Aufrufen kriegsgefangener deutscher Generale an die kämpfende Truppe. Die Wehrmachtsführung betrachtete solche Propaganda als verräterische Wehrkraftzersetzung, die Mitglieder des NKFD und des BDO dagegen als Kampf gegen die Naziclique für eine bessere und demokratische Zukunft Deutschlands. Nach Hitlers Tod und der Entmachtung der faschistischen Führungsriege im Verlauf des Jahres 1943, verloren die nach Russland emigrierten deutschen Kommunisten jeden Einfluss auf die Organisationen der deutschen Kriegsgefangenen. Insbesondere nach den Friedensappellen der neuen Regierung Beck und den zunehmenden Rückschlägen der Roten Armee ab Sommer 43, wurden die Initiativen des NKFD mehr und mehr substanzlos. Die sowjetischen Behörden stellten schließlich die Zusammenarbeit ein aber sowohl das NKFD als auch der BDO blieben bis zum Waffenstillstand und zur Repatriierung der deutschen Kriegsgefangenen - beginnend ab November 44 – aktiv.
Die Regierung Beck hatte damals beschlossen, die Organisationen deutscher Soldaten und Offiziere in der sowjetischen Kriegsgefangenschaft weder juristisch noch dienstrechtlich verfolgen zu lassen. Zurückgekehrte Offiziere erhielten den ehrenhaften Abschied und wurden nur auf Antrag wieder in den aktiven Dienst übernommen. In diesen Fällen wurde eine oberflächliche Untersuchung zum Verhalten während der Kriegsgefangenschaft durchgeführt. Lattmanns patriotisch begründete Aufrufe zum raschen Frieden lagen dabei auf der politischen Linie der Regierung Beck und so kehrte er mit der Aufstellung des Korps Strachwitz in seine Dienststellung als Divisionskommandeur zurück.
Generalleutnant von Strachwitz hatte selbst im 1. Weltkrieg eine schwere Zeit in Kriegsgefangenschaft verbringen müssen und fand in der Gesamtbetrachtung keinen Tadel an Lattmanns handeln. Er wusste aber auch, dass zahlreiche Wehrmachtsoffiziere, die Mitglieder des NKWD insgeheim als unzuverlässig bewerteten. Daher bat er seinen 1. Generalstabsoffizier - Oberstleutnant von Stargard – ein besonderes Augenmerk auf die rechte Flanke der Angriffsoperation und auf das Zusammenwirken der 18. Panzergrenadierdivision mit der verbandsfremden 8. Kürassierdivision zu haben.

In den Morgenstunden des 3. Juli eröffneten die zusammengefassten Artillerieabteilungen der beiden Korps das Feuer auf die amerikanischen Verteidigungsstellungen im Vorfeld der Hauptstadt Washington. Trotzdem Generalleutnant Kluge auf keine nennenswerte Luftunterstützung zugreifen konnte, sollte die Artillerievorbereitung nur von kurzer Dauer sein. Kluge zählte mehr auf die Beweglichkeit und den Kampfgeist seiner Männer. Erste Berichte der Funk- und Gefechtsaufklärung ergaben, dass Washington an diesem Morgen lediglich von der 40. Division unter General William B. Kean verteidigt wurde. Trotzdem geriet der deutsche Angriff angesichts der unerwartet hartnäckigen Verteidigung ins Stocken. Das seit mehreren Tagen anhaltende kalte und regenreiche Wetter verlangsamte das Angriffstempo zusätzlich.

Auch die nördliche Umfassungsbewegung kam nicht wie geplant voran. Oberstleutnant von Stargard ließ sich laufend über die Bewegungen der 18. Panzergrenadierdivision unterrichten. Das Gelände nordwestlich in Richtung Oberlauf des Potomac war abseits der Straßen für Fahrzeuge nicht passierbar. Für den Vormarsch zweier vollständig motorisierter Divisionen war das Straßennetz im Operationsraum wiederum nicht ausreichend. Die Einheiten der beiden eng nebeneinander vorgehenden Divisionen waren im Verlauf des Vormittags durcheinander geraten. Die Führung schien teilweise verlorengegangen zu sein und über Funk kamen widersprüchliche Meldungen.

Kurz entschlossen sprang Stargard in seinen Kübelwagen und ließ sich in Richtung Point Rock fahren um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen und gegebenenfalls, Kraft seiner Dienststellung, ordnend einzugreifen.

Schon weit vor Point of Rocks begann sich das große Durcheinander abzuzeichnen. Die 8. Kürassierdivision war an der Spitze aufgehalten worden und Teile der 18. Panzergrenadierdivision – die auf die selbe Straße angewiesen waren – hatten aufgeschlossen. Nervöse Offiziere rannten herum doch niemand konnte Stargard Auskunft erteilen, wo sich die Stäbe der beiden Divisionen befanden oder wodurch das Chaos verursacht worden war. Von weit vorn war zwar Gefechtslärm zu hören aber von der Intensität her nichts, was zwei Elitedivisionen hätte aufhalten können. Nur gelegentliches Kollern und Tackern von Maschinenwaffen und einige wenige Artillerieexplosionen.
Je weiter sich Stargards Kübel nach vor drängelte, desto größer wurde die Verwirrung. Teilweise standen die Fahrzeuge beider Divisionen komplett durchmischt auf und neben der Straße. Die Mannschaften saßen mit soldatischer Gleichmut auf ihren Panzern, warteten ab, welcher Befehl kommen würde und schirmten ihre Kippen mit den Händen gegen den kalten Nieselregen.

Endlich kam auch der Kübel nicht mehr weiter. Stargard griff sich seinen Stahlhelm und eilte gemeinsam mit Unteroffizier Büchner zu Fuß weiter nach vorn in Richtung des deutlicher werdenden Gefechtes. Hinter der von felsigen, baumbestandenen Hügeln eingeengten Straßenbiegung eröffnete sich ihm endlich das Malheur.
Vor ihm breitete sich ein schmales Tal, an dessen Ausgang ein unbekanntes Panzerfahrzeug deutlich zu erkennen war. Es war weder eingegraben noch getarnt und schien völlig auf seine Panzerung zu vertrauen.
Im Angriffsstreifen standen qualmend und blakend vier vernichtete deutsche Panzer. Vier Panther, die mit ihren Achtacht scheinbar nichts gegen den seltsamen Gegner ausrichten konnten. Während er sich umschaute, musste Oberstleutnant Stargard feststellen, dass die Situation noch verfahrener war, denn hinter Bäumen und Felsen standen qualmend noch weitere lädierte E-50, die sich wohl zurückziehen konnten aber nicht mehr einsatzfähig waren. Die Männer der Spitzenabteilung hatten im Straßengraben und hinter einigen vorher abgeschossenen und stehen gelassenen amerikanischen Chaffee Deckung gefunden. Es schien unglaublich – ein amerikanischer Kampfwagen hatte eine komplette Panzerkompanie der Kürassiere gestoppt.

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„Wer führt hier?!“ brüllte Stargard.
Ein Unteroffizier sah ihn fragend an. „Nicht Sie?“ Dann wies er auf eine zerschlagene Befehlsstelle.
„Einheit?“
Der verwirrte Unteroffizier meldete: „Erstes Bataillon, 81. Kürassier-Regiment. Bataillonsführer Major Remer ist vor einer halben Stunde gefallen. Die beiden anwesenden Stellvertreter sind verwundet und nicht dienstfähig.“
„Und wer führt das Bataillon jetzt?“
Zögernd wies der Unteroffizier auf einen blonden Oberleutnant, der dem Geschehen mit wirrem Blick folgte.
An der Lagebesprechung nahmen, neben dem kommissarischen Bataillonskommandeur, ein verwundeter Panzerleutnant und ein Oberleutnant der Aufklärungskompanie teil. Die Offiziere berichteten, dass das unbekannte amerikanische Fahrzeug sofort nach seinem Auftauchen, von der deutschen Panzerkompanie angegriffen worden war. Die Kanonen der Panther waren selbst auf 500 Meter – trotz zahlreicher festgestellter Treffer - nicht in der Lage die gegnerische Panzerung zu durchschlagen. Andererseits vermochte die gegnerische Kanone mit jedem Schuss einen deutschen Kampfwagen auszuschalten. Nach schweren Verlusten, war das ungleiche Gefecht abgebroch worden. Der amerikanische Panzer war völlig allein aber aus den Hügeln ringsum gab es gelegentliches MG und Granatwerferfeuer, was auf eine schwache Infanteriedeckung hinwies. Einem solchen Überfall waren auch Major Remer und sein Stab zum Opfer gefallen.

Stargard wagte einen kurzen Blick auf den gefallenen Bataillonskommandeur. Es war tatsächlich der Remer, den er aus Neubrandenburg kannte und der in jener denkwürdigen Nacht im März 43 bei der Ausschaltung des Reichspropagandaministers eine so entscheidende Rolle gespielt hatte.
Remer war ein unverbesserlicher Nazi geblieben, soviel wusste Stargard. Vom Wachregiment Großdeutschland war Remer bei den Kürassieren untergeschlüpft. Stargard hatte gehört, dass Remer des Öfteren gegen die „März Putschisten“ wetterte. Nun hatte ihn eine amerikanische Werfergranate in mehrere unappetitliche Einzelteile zerlegt. Vielleicht auch besser so. Für Leute wie ihn, gab es nach dem Krieg kein Leben.

Durch das Fernglas betrachtete Stargard den unbekannten amerikanischen Panzer. Es war ein niedriges Turmloses Gefährt, das irgendwie an eine Schildkröte erinnerte. Aus der großen Frontblende ragte ein mächtiges Geschütz. Bei der Größe des Kalibers, dürfte der Panzer nicht allzu viele Geschosse mitführen und Unterstützungsfahrzeuge waren nicht auszumachen. Sie konnten aber auch nicht zuwarten, ob oder wann dem Feind die Munition ausging.

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Es konnte einfach nicht sein, das ein einziger Panzer den so entscheidenden Angriff auf die amerikanische Hauptstadt ausbremste! Stargard sah sich nach dem derzeitigen Bataillonskommandeur um. „Wir müssen weiter! Koste es was es wolle! Herr Oberleutnant, wie lautet Ihr Entschluss!?“
Der blonde Junge schien frisch von der Kriegsschule gekommen zu sein. Er sah den fremden Oberstleutnant in der Stabsuniform mit breiten roten Biesen an den Reiterhosen mit wachsender Verwirrung an. „Ent… Entschuss?“
„Sie müssen den Gegner werfen! Weil es hier nicht weiter geht, stauen sich hinter Ihnen zwei Divisionen! Wie also lautet Ihr Entschluss zur Lösung der Gefechtsaufgabe.“
„Mein Entschluss… Ähm, äh…“ Verzagte blickte der Oberleutnant zu dem regungslos da stehenden amerikanischen Panzer hinüber. Sein Blick ging auch über die abgeschossen Panzer der eigenen Division. „Ähm, ich würde Artillerie anfordern…“
Stargard schüttelte den Kopf und fühlte sich zu seiner Offiziersausbildung zurückversetzt. „Für einen Kommandeur gibt es im Gefecht kein ‚Ich würde‘!“ erwiderte er schneidend. „Sie haben weder die Mittel noch die Zeit um Artillerie oder die Luftwaffe anzufordern. Unsere Panzer sind wirkungslos, gegen Das da also muss es der Infanterist richten. Lassen Sie die Panzerbekämpfungsmittel zusammenfassen!“
Die anwesenden Unteroffiziere zogen lange Gesichter und waren wenig begeistert, dass sie in die Bresche springen sollten, wo die Panzer versagten. Der unbekannte Stabsfuzzi wollte sie scheinbar mit aller Gewalt zu Helden machen.
Der Oberleutnant der Aufklärungskompanie schien jedoch zufrieden, dass der Stabsoffizier das Heft in die Hand nahm. Ihm erteilt Stargard den Auftrag mit seinen vier Spähpanzern, verstärkt durch zwei Züge Kürassiere die umliegenden Hügel zu besetzen und die gegnerische Infanterie zu vertreiben.

Innerhalb von weniger als 10 Minuten waren 15 Mann mit fünf Raketenpanzerbüchsen und zahlreichen Panzerwurfminen versammelt. Die meisten hier waren alte Hasen, die wohl bereits an der Ostfront Erfahrungen in der Panzerbekämpfung gesammelt hatten. Eine stählerne Entschlossenheit – die so gern in den Propagandaschriften gedruckt wird – sah man bei keinem. Die Männer wussten dass dort vorn ein unbekanntes böses Tier auf sie lauerte und dass sie nicht alle wieder zurückkommen würden. Aber die Stimmung verbesserte sich spürbar, als sie sahen, dass der Oberstleutnant den Angriff begleiten würde.

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„Büchner, Sie laufen zum Wagen zurück und schauen, dass Sie den rankriegen.“ Ordnete Stargard an. „Wenn wir das Ungetüm beseitigt haben, muss es rasch weitergehen.“
„Herr Oberstleutnant, Sie gehen da aber jetzt nicht mit, oder?“
„Ich muss!“
„Aber das ist nicht die Aufgabe eines Offiziers im Stab eines Armeekorps!“
„Das ist mir auch klar.“ Stargard wandte sich seinem vertrauten Fahrer zu. „Hugo, ich muss! Wenn Washington fällt, dann ist dieser Krieg endlich vorbei.“
„Dat glöf ick erst, wenn ick’s seh! Wirklich, Herr Oberstleutnant, was Sie da vorhaben, wird Frau von Stargard aber nich glücklich machen.“
„Sie wird’s ja nicht erfahren! Und jetzt hol den Wagen!“
„Jo, schon klar!“ Wütend entriss Büchner einem dabeistehenden Kürassier das Sturmgewehr. „Wenn Sie schon Dummheiten machen, bin ick aba mit bi!“
Stargard hatte jetzt nicht die Kraft, sich gegen Büchner durchzusetzen. Und so machten sie sich gemeinsam auf den gefährlichen Gang.

Die Puma Spähpanzer rückten ab und gleich den anderen pirschten Stargard und Büchner gegen den unbekannten Panzer vor. Die Amerikaner bemerkten sofort, dass die Deutschen einen neuen Vorstoß versuchten.
Der flache Panzer mit den ungewöhnlich breiten Ketten hatte sich bisher regungslos verhalten. Nun stieß er wie ein wütender Stier mächtige schwarze Dieselwolken in die Luft und versuchte ruckend die Stellung zu wechseln. Er schien sich festgefahren zu haben, denn er gab die Versuche bald auf. Das machte ihn aber nicht ungefährlich, denn seine Kanone konnte, wie bei deutschen Sturmgeschützen auch, selbst ohne Turm um einige Grad in verschiedene Richtungen geschwenkt werden. Auch konnte er mit den Ketten ruckend, das ganze Gefährt nach links und nach rechts schwenken. Trotz des eingeschränkten Sichtbereiches schien der das deutsche Panzerbekämpfungskommando bemerkt zu haben. Seine Kanone brüllte auf und mit seinen Bord MG begann er das Gelände zu bestreifen.
Auch von den Hügeln lebte das amerikanische Feuer auf und suchte nach den Panzerjägern. Die ersten Männer des Kommandos fielen aus. Klagende Rufe „Sani!“ drangen durch den Gefechtslärm.
Aus den Hügeln war das Vorgehen der deutschen Spähpanzer durch die Bewegung ihrer Maschinenkanonen zu vernehmen. Um die Aufmerksamkeit der amerikanischen Panzerbesatzung abzulenken, begann ein deutsches MG 42 ununterbrochen Feuerstöße gegen die Panzerung zu streuen. Wie bei einem Feuerwerk stiegen abprallenden die Leuchtspurgeschosse in den Himmel.

Einem wilden Tier gleich spürte der amerikanische Panzer die herangleitende Gefahr. Mit aufheulendem Motor drehte er sich mal nach links, mal nach rechts und versuchte mit den eingeschränkten Bewegungen seiner Kanone die Deutschen zu erreichen. Die seltsam ungelenken Bewegungen ließen ihn noch mehr einem urtümlichen Ungeheuer ähneln.
Aus ungefähr 200 Meter fauchte die erste Ladung einer Panzerbüchse heran. Der Treffer auf die Blende, war jedoch Wirkungslos. Die Panzerung war so mächtig, dass die Hohlladung nicht durchschlagen konnte.
Die Männer fluchten, ließen sich aber dennoch nicht entmutigen. Der Panzer konnte ja unmöglich überall so stark gepanzert sein. Wenn es vorn nicht ging, musste es eben an den Seiten gehen. Aber dafür mussten sie noch dichter heran.

Stargard wies den Panzerbüchsenschützen neben ihm an, auf die Ketten zu zielen. Damit konnte man das Ungetüm endgültig bewegungsunfähig machen. Fauchen schlug die Granate in den linken Kettenkasten ein und zertrümmerte das Führungsrad.
Trotz des nasskalten Wetters verriet die Abschusswolke ihre Position. Mit der verbliebenen Kette zuckte der Panzer herum, schwenkte die Kanone soweit es die Kasematte zuließ und feuerte in Ihre Richtung.
Stargard verspürte einen heftigen Schlag in der Seite. Er schloss kurz die Augen und als er sie wieder öffnete, lag der blutüberströmte Unteroffizier Büchner neben ihm. Der Panzerbüchsenschütze war fort. Stargard ahnte, dass er vorübergehend bewusstlos war. Es hatte Ihn erwischt und der verdammte Panzer war noch immer nicht geknackt.

Inzwischen hatten sich die überlebenden Kürassiere immer weiter an das feindliche Ungetüm herangearbeitet. Aus unterschiedlichen Positionen schossen sie immer weitere Granaten ab, ohne den Gegner erledigen zu können.
Die Kommandantenluke sprang auf und ein Amerikaner wollte nach dem Turm MG greifen. Bevor er es einsetzen konnte, wurde er von einer Salve aus einem Maschinenkarabiner zurück in den Panzer geschleudert. Die deutschen Wurfgranaten erreichten den Panzer gar nicht erst oder trafen nicht die offene Turmluke. Sie sprangen ab oder explodierten wirkungslos auf der dicken Schwarte.
Endlich gelang es einem Kürassier seinen letzten Schuss aus der Panzerbüchse aus fünfzig Meter im Heckbereich des Gegners zu platzieren. Hier lag wohl der Motor und die Panzerung war nicht so stark, dass sie der Hohlladung widerstehen konnte. Das war der Blattschuss!
Das Ungetüm hüllte sich in schwarzen Qualm, Flammen züngelnden aus dem Heck und gleich darauf sprengte eine Explosion alle Luken auf. Der Weg war endlich frei!

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Während Oberstleutnant von Stargard und Unteroffizier Büchner zum Regimentsverbandsplatz abtransportiert wurden, gelang den Kürassieren des 2. Bataillons der Griff nach der Brücke von Point of Rocks. Aus der Bewegung konnte die zur Sprengung vorbereitete Brücke genommen werden.

Durch die endlich erlangte Bewegungsfreiheit konnten die beiden Divisionen noch im Verlaufe des 3. Juli entflochten werden. Der Zugriff auf Harpers Ferry misslang jedoch. Als sich abzeichnete, dass die Amerikaner bereits an den Zugängen hartnäckigen Widerstand leisteten, ließ Generalmajor Lattmann zwei seiner Regimenter im Gefolge der Kürassiere bei Point of Rocks den Potomac forcieren um am anderen Ufer aufzufächern.

Auf die Schlacht um Washington hatte der Kampf um die beiden Brücken kaum Einfluss. Nach anfänglich harten Kämpfen, hatten die Truppen unter Generalleutnant Kluge, die Verteidigung im Verlauf des 3. Und des 4. Juli frontal durchbrochen. Die 8. Kürassierdivision, die am rechten Ufer des Potomac auf die amerikanische Hauptstadt vorstieß, konnte nur noch in die letzten Gefechte eingreifen. Ihr Auftauchen – nordwestlich des brennenden Pentagon (Hauptsitz des amerikanischen Kriegsministeriums) – war jedoch ausschlaggebend dafür, dass der Stadtkommandant General Kean am Abend des 4. Juli 1948 endlich die weiße Fahne hisste und mit der Garnison am amerikanischen Nationalfeiertag kapitulierte.

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Taras
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Das Blatt hat sich gewendet

Beitragvon Taras » 27. Februar 2017 18:01

Trotz der kategorischen Befehle des Commander in Chief - General Douglas MacArthur: „Keine weißen Fahnen!“ und „Wennschon, dann nicht am verdammten vierten Juli!“ hatte Generalmajor William B. Kean am Abend des 04.07.1948 die weiße Fahne an den Trümmern des Kapitols anbringen lassen. Hier in den massiven Kellergewölben des Sitzes des Kongresses hatte er seinen letzten Gefechtsstand eingerichtet.
Am 2. Juli standen noch über 4 Divisionen unter seinem Kommando. Nachdem der Griff des Gegners nach Harpers Ferry erkannt worden war, hatte das Oberkommando ihm eine Brigade nach der anderen weggenommen, um den Potomac ober- und unterhalb der Hauptstadt zu decken. Am Ende waren ihm zur Verteidigung Washingtons drei Brigaden plus einige Abteilungen Panzerabwehr und Pioniere geblieben.
Die deutsche Artillerie hatte am Morgen des 3. Juli seine Kabelverbindungen und seine Funkstellen bereits in den ersten Stunden zerschlagen und nach zwei Tagen Großkampf befehligte er nur noch seinen Stab und die wenigen Truppen die akustisch und mit Meldern erreichbar waren.
Geboren 97 in Buffalo am Lake Erie, hatte er 1918 am Weltkrieg in Europa teilgenommen. Er war an der Planung der Invasion in Japan im März 46 maßgeblich beteiligt. Dort war er schwer verwundet worden und hatte das Glück noch rechtzeitig ausgeflogen zu werden, bevor die Japse mit Unterstützung der Deutschen den Laden im Mai gemacht hatten.
Verbittert dachte Iron Bill – wie ihn die Männer nannten - an seine langwierige Genesung und an seine mühevolle Tätigkeit bei der Neuaufstellung der in Japan untergegangenen Verbände. Die Politiker und willfährige Viersterne-Generale, die zu dumm waren, die Pisse aus ihren Stiefeln zu kippen, hatten wirkungsvoller gegen die Operationen der US Armee gearbeitet, als Japse und Krauts zusammen. Alles hinüber!
Wie der größte Teil der höheren Offiziere, war Kean der Auffassung, Amerika hätte zu der Doktrin von Präsident Monroe zurückkehren und die Europäer sich selbst und ihren Kriegen überlassen sollen. Sicher hatten die Japse angegriffen und die Nazis hatten daraufhin ebenfalls den Krieg erklärt aber soweit, wie es jetzt stand, hätte es nicht kommen müssen! Die Deutschen hatten aus ihren Fehlern die Konsequenzen gezogen und die Hitlerbande davon gejagt. Hier hätte auch die amerikanische Führung einen Schluss finden müssen. Japan war zu diesem Zeitpunkt bereits auf die Hauptinseln zurückgedrängt und man hätte einen Frieden finden müssen, der für alle Seiten annehmbar wäre. Aber die Lösung hätte gefunden werden müssen, bevor die verdammten Krauts ihre Stiefel auf amerikanischen Boden gesetzt hatten. Nun war alles verloren!
In wenigen Tagen war sein 51. Geburtstag und er stand vor den Trümmern seines Lebens. Heute und hier musste er sich gegen den Wahnsinn stemmen und sich der Vernunft beugen. Es galt, das Leben seiner wenigen verbliebenen Männer zu retten. Und darum würde er einen Scheiß tun, um dem verdammten Hurensohn MacArthur seinen verschissenen 4. Juli zu retten!
Sollen sie doch alle zur Hölle fahren!

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Für all die Männer, die in den Berliner Ministerien, im Großen Generalstab und auch im Stab Mansteins auf einen Zusammenbruch des Gegners gehofft hatten, zeichnete sich in den Tagen nach dem 4. Juli eine bittere Enttäuschung ab. Die Kapitulation von General Kean blieb eine Kapitulation der amerikanischen Truppen in Washington und wurde nicht die Kapitulation der US Armee. Der Krieg ging weiter!
Generalfeldmarschall von Manstein forderte daher die Verlegung der 9. Armee auf den amerikanischen Kriegsschauplatz voranzutreiben. Der Gegner war zwar geschlagen – das wurde nun offensichtlich – aber er war nicht bereit, die Niederlage einzugestehen. Das hieß in letzter Konsequenz, dass das riesen Land besetzt werden musste.

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Generaloberst Models 9. Armee hatte seit der Einnahme der britischen Inseln im Sommer 1945, dort in Garnison gelegen. Seine 18 Divisionen wurden nun mehr als notwendig um die abschließende Phase des Krieges bewältigen zu können. Im Juli 48 war New York der frontnaheste einsatzfähige Hafen. Hier konnte Model am 16. Juli die Gefechtsbereitschaft melden. Der Heeresgruppe G zugeordnet, sollte Model die Einnahme der wichtigen Industriegebiete am Südrand der Großen Seen gewährleisten.

Mit der frisch eingetroffenen 9. Armee verfügte der Oberbefehlshaber auf dem amerikanischen Kriegsschauplatz Generalfeldmarschall Erich von Manstein nun über 118 Divisionen. Diese Streitmacht war bei der Anzahl der Großverbände und der Mannschaften annähernd so stark wie das Ostheer im Sommer 1941. Von der Schlagkraft waren Mansteins Divisionen natürlich weitaus stärker. Das lag nicht nur an den moderneren Waffen und Einsatzkonzepten sondern vor allem an dem viel größeren Motorisierungsgrad.
Zum Unternehmen Barbarossa war das Ostheer mit 19 Panzer- und 17 motorisierten Divisionen angetreten. Dagegen verfügte Manstein im Juli 1948 über 25 Panzerdivisionen, von denen die meisten zwei Panzerregimenter und ein Panzergrenadierregiment im Bestand hatten. Weiter konnte er an gepanzerten Einheiten zehn Kürassierdivisionen und fünf Panzergrenadierdivisionen ins Gefecht werfen.

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Dieser Streitmacht konnte der Gegner – gemäß den Angaben der Aufklärung – noch ungefähr 70 Divisionen entgegen stemmen. Das schien ausreichend um der deutschen Übermacht weiterhin langwierigen zähen Widerstand zu leisten. Um also die Möglichkeiten des Feindes zur Gegenwehr rasch weiter einzuschränken, galt es zu allererst die industriellen Zentren einzunehmen. Mit der Wegnahme von Pittsburgh, Cleveland, Detroit und Chicago, würde der Gegner mehr als die Hälfte seiner noch verbliebenen Wirtschaftskraft verlieren.

Die Heeresgruppe G erhielt die Aufgabe, die im Raum Pittburgh festgestellte Feindgruppierung zu zerschlagen. Die Spitze der Operation bildete selbstverständlich Rommels 1. Panzerarmee. Nach der Einnahme Washingtons waren zwei Korps wieder frei geworden.

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Die fünf Kürassierdivisionen unter Generalleutnant Kluge stießen weiter nach Süden vor. Das erste Ziel war der überaus wichtige Standort der US-Navy bei Norfolk. Mit dem Hafen und den hier befindlichen Werften, verlor der Gegner einen seiner wichtigsten Marinestützpunkte. Wirkungsvolle Aktionen gegen die deutschen Verbindungslinien über den Atlantik, wurden damit maßgeblich erschwert.
Das Panzergrendierkorps unter Generalleutnant von Strachwitz sollt aus den Raum Washington, die Appalachen überschreiten und in nordwestliche Richtung vorgehen. Sein Korps würde damit den südlichen Zangenarm zur Einschließung der gegnerischen Gruppierung um Pittsburgh bilden. Der nördliche Arm wurde von den Panzergruppen Hoth und Harpe gebildet, die entlang der großen Seen nach Westen vorstießen.

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Ende Juli gelang es den Ring um die letzte große Truppenansammlung des Gegners zu schließen. Im Raum Pittsburgh wurden damit ungefähr sieben bis acht alliierte Divisionen unter General Carl A. Baehr abgeschnitten. Sinnlose Gegenangriffe verkleinerten seine Streitmacht noch weiter, so dass General Baehr Anfang August – als die Kämpfe um das eigentliche Stadtgebiet von Pittsburgh begannen - nur noch über vier Divisionen verfügte.
Im Angriffsstreifen der Heeresgruppe Guderian war auch das 1. Marinekorps mit vorgerückt. Wegen der zahlreichen großen Flüsse, die den Kriegsschauplatz der Neuenglandstaaten charakterisierten, hatte Manstein das ihm direkt unterstellte Korps an die Front beordert. Da Rommels Panzerdivisionen nur bedingt für den Häuserkampf geeignet waren, und sich die Infanteriedivisionen der 9. Armee erst im Anmarsch befanden, sollten Schörners Marineinfanteristen die wichtige Stadt einnehmen.

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Trotz der aussichtslosen Lage wurden die Kämpfe von amerikanischer Seite mit großer Zähigkeit geführt. Die Lage der Stadt am Zusammenfluss der großen Flüsse Monongahela River und des Allegheny River zum Ohio Fluss und die zahlreichen massiven Industriegebäude der bedeutenden Stahlwerke begünstigten die Verteidiger. Um den Widerstand in den Ruinen der Stahlwerke zu brechen, sah sich Schörner gezwungen, die Unterstützung der schweren Panzerabteilung 703 mit Ihren Tiger III anzufordern.

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Die Schlacht dauerte dennoch 9 Tage und ging mit umfangreichen Zerstörungen des gesamten Stadtgebiets einher, dann hatten die Amerikaner einen weiteren wichtigen Industriestandort und ihre letzte Armee verloren. Vor der gesamten Front des amerikanischen Kriegsschauplatzes war kein Feindverband erkennbar, der vergleichbar stärker war als ein bis zwei deutsche Divisionen.


Während die Heeresgruppe G durch die Pittsburgh-Operation gebremst war, kämpfte sich die Heeresgruppe K mit ihrer gepanzerten Spitze - der 2. Panzerarmee von Generaloberst von Mackensen – durch das Gebiet der Großen Seen. Von Toronto vordringend wurde Anfang August die Landenge zwischen dem Huron See und dem Erie See überwunden. Nachdem Generalleutnant Bärenfänger 2. Kürassierkorps den St. Clair Fluss am südlichen Ausfluss des Huron Sees überschritten hatten, war die Verteidigungslinie um Detroit ausgehebelt und die Stadt konnte ohne aufreibende Kämpfe eingenommen werden.
Von hier waren es knapp 300 km Luftlinie bis nach Chicago. Vor den Männern von Mackensens Panzerarmee lag leeres Land. Die wenigen auszumachenden Feindverbände mussten Kämpfen ausweichen um von der zahlenmäßigen Übermacht der Deutschen nicht einfach überschwemmt zu werden. Jetzt blieben die einzigen hemmenden Faktoren, die überdehnten Verbindungslinien.
Das letzte große Industriegebiet der Amerikaner wurde von wenigen schlecht ausgebildeten und darüber hinaus demoralisierten Alarmverbänden verteidigt. Am 24. August fiel Chicago in deutsche Hände und am 26. Milwaukee.

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