Planungen
Verfasst: 19. Juli 2016 19:41
Am 1. Januar 1947 wurde die Inthronisierung Wilhelms III im Berliner Dom feierlich inszeniert. Mehrere Hunderttausend begeisterte Menschen füllten den Schlossplatz und die angrenzenden Alleen.
Vom Dom begab sich der frisch gekürte Kaiser ins Schloss und hielt vom Balkon des Stadtschlosses seine erste Rede als Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches. Die Rede wurde über Lautsprecher die „Unter den Linden“ hinab bis zum Brandenburger Tor und auf der anderen Seite bis hinauf zum Roten Rathaus und zum Alexander Platz übertragen und mit dem Reichsrundfunk in ganz Europa gesendet. Über den Fernsehsender „Paul Nipkow“ konnten die Besitzer eines Fernsehgerätes die Rede deutschlandweit sogar in Echtzeit verfolgen.
Der Kaiser sprach den Menschen aus dem Herzen, als er erklärte, dass die höchste Bestimmung seines Amtes die Erringung eines schnellen und gerechten Friedens sei.
Eine der ersten Amtshandlungen Kaiser Wilhelms III war dann auch ein erneuter Friedensappell, der sich vor allem an die letzte potente gegnerische Macht – die Vereinigten Staaten von Amerika richtete:
„Der furchtbarste Krieg, den die Geschichte je gesehen hat, wütet seit bald acht Jahren in einem großen Teil der Welt. Diese Katastrophe, die das Band einer gemeinsamen tausendjährigen Zivilisation nicht hat aufhalten können, trifft die Menschheit in ihren wertvollsten Errungenschaften. Sie droht, den geistigen und materiellen Fortschritt, in Trümmer zu legen.
Deutschland und seine Verbündeten, haben in diesem Kampf ihre unüberwindliche Kraft erwiesen. Sie haben über ihre an Zahl und Kriegsmaterial überlegenen Gegner gewaltige Erfolge errungen. Unerschütterlich halten ihre Linien den immer wiederholten Angriffen ihrer Feinde stand. Die letzten Ereignisse beweisen, daß auch eine weitere Fortdauer des Krieges ihre Widerstandskraft nicht zu brechen vermag, daß vielmehr die gesamte Lage zu der Erwartung weiterer Erfolge berechtigt.
Zur Verteidigung ihres Daseins und ihrer nationalen Entwicklungsfreiheit wurden die verbündeten Mächte gezwungen, zu den Waffen zu greifen. Stets haben sie an der Überzeugung festgehalten, daß ihre eigenen Rechte und begründeten Ansprüche in keinem Widerspruch zu den Rechten der anderen Nationen stehen. Sie gehen nicht darauf aus, ihre Gegner zu zerschmettern oder zu vernichten. Getragen von dem Bewußtsein ihrer militärischen und wirtschaftlichen Kraft, und bereit, den ihnen aufgezwungenen Kampf nötigenfalls bis zum äußersten fortzusetzen, zugleich aber von dem Wunsch beseelt, weiteres Blutvergießen zu verhüten und den Greueln des Krieges ein Ende zu machen, schlagen die verbündeten Mächte vor, alsbald in Friedensverhandlungen einzutreten.
Die Vorschläge, die sie zu diesen Verhandlungen mitbringen werden, und die darauf gerichtet sind, Dasein, Ehre und Entwicklungsfreiheit ihrer Völker zu sichern, bilden nach ihrer Überzeugung eine geeignete Grundlage für die Herstellung eines dauerhaften Friedens.
Wenn trotz dieses Anerbietens zu Frieden und Versöhnung der Kampf fortdauern sollte, so sind die verbündeten Mächte entschlossen, ihn bis zum siegreichen Ende zu führen. Sie lehnen aber feierlich jede Verantwortung dafür vor der Menschheit und der Geschichte ab.“
Am 8. Januar wurden die wichtigsten Minister und Militärs zur ‚Großen Lage‘ ins Berliner Stadtschloss bestellt. Zu diesem Termin stand bereits fest, dass die Alliierten das Friedensangebot erneut ausgeschlagen hatten.
Generalfeldmarschall von Manstein war vom Kaiser zum neuen Chef des Großen Generalstabes ernannt worden. Der bisherige Generalstabschef von Witzleben hatte nach zwei Herzinfarkten um seinen Rücktritt gebeten. So wurde also der Vertreter der Verteidigungsdoktrin durch den ausgefuchsten Angreifer ersetzt.
Bestätigt durch die Erfolge gegen Frankreich, Russland und England – und ernüchtert durch die erneute Ablehnung von Friedensgesprächen, erstrebte die Wehrmacht nun die Erringung eines Siegfriedens. Das bedeutete, das Deutsche Reich musste sich auf das schier unmögliche Wagnis einer Landung auf dem amerikanischen Kontinent einlassen. Hierzu galt es die erforderlichen Kapazitäten auszubauen.
Generalmajor Oster, Chef des Nachrichtendienstes und sein Bereichsleiter Walter Schellenberg (Leiter Abwehr) bestätigten die Strategie der Wehrmacht. Nach Erkenntnissen des Amtes Fremde Heere West wurde vom Gegner weiterhin mit einem immensen Einsatz von Mitteln ein Projekt zur Herstellung einer Uranbombe vorangetrieben. Wenn eine solche Waffe einsatzfähig wäre, könnte sie das militärische Handeln dieses Jahrhunderts völlig umkrempeln. Schellenberg führte den möglichen Schrecken in aller Deutlichkeit aus.
Ein einziger amerikanischer Bomber der modernen Ausführung Boeing B-29 Superfortress mit einer Traglast von 9.000 Kilogramm, könnte in einer für die Flugabwehr witterungsbedingt ungünstigen Lage, von Algier in Nordafrika startend, über das Mittelmeer und Norditalien in das Reichsgebiet eindringen und über einer deutschen Großstadt – München, Hamburg oder Berlin – eine einzige Bombe abwerfen.
Nach Auffassung der deutschen Atomforscher, würde diese Bombe eine solche Sprengkraft entwickeln, dass die anvisierte Stadt mit all ihren Einwohnern auf einen Schlag vernichtet wäre. Die Zündung einer transportierbaren Uran-Ladung würde nach den Berechnungen der Wissenschaftler, eine Sprengkraft freisetzen, die vergleichbar war mit der Explosion von 10.000 Tonnen des stärksten gebräuchlichen Sprengstoffes Trinitrotoluol.
Der Kaiser und zahlreiche Minister und Militärs waren fassungslos. Niemals würde eine zivilisierte Macht wie die Vereinigten Staaten eine solche Waffe gegen eine Stadt mit Frauen und Kindern einsetzen. Auch im Bombenkrieg waren bisher alle Mächte davor zurückgeschreckt, Giftgas gegen urbane Ziele einzusetzen. Es erschien unvorstellbar, wie ein Staatsoberhaupt oder ein militärischer Führer einen solchen Massenmord vor seiner Bevölkerung würde verantworten können.
Schellenberg postulierte: „Dennoch ist es möglich!“ Daher stimmte das Ressort Aufklärung dem neuen Generalstabschef vollends zu: Punkt 1: Nordafrika muss schnellst möglich gesichert werden um den Einflug gegnerischer Bomber ins Reichsgebiet unmöglich zu machen!
Punkt 2: Die Vereinigten Staaten von Amerika – VSA – müssen als Kriegsgegner unverzüglich ausgeschaltet werden. Alle anderen Kriegsziele müssen dahinter zurückstehen!
Punkt 3: Das Uran-Projekt der deutschen Atomforschung muss höchste Priorität erhalten um nötigenfalls eine adäquate Abschreckung zu erzeugen.
Schellenberg grinste in die Runde: „Die Engländer haben deswegen keine Giftgas gegen Berlin einsetzt, weil sie wussten, dass unseres wirkungsvoller ist und dass wir in jedem Fall in der Lage gewesen wären, es ins Ziel zu transportieren!“
Generalmajor Oster konnte berichten, dass nach der Einnahme der britischen Inseln und der damit freiwerdenden wirtschaftlichen Ressourcen, nun endlich der erste Kernforschungs Reaktor fertig gestellt werden konnte.
Im hohenzollerischen Haigerloch unterhielt das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik eine Außenstelle. Hierher hatte die Wissenschaftlergruppe um Werner Heisenberg, Carl Friedrich von Weizsäcker, Robert Döpel und Kurt Diebner ihre Forschung ausgelagert und im Keller unter der Schlosskirche einen Forschungsreaktor gebaut. Das Uranprojekt – unter dem Namen wurden alle deutschlandweiten Arbeiten auf diesem Fachgebiet zusammengefasst – verschlang erhebliche Wirtschaftskapazitäten. Die Gruppe um Heisenberg war aber nun in die Lage versetzt, ihre Erkenntnisse erforderlichenfalls zum Bau einer Waffe einzusetzen.
Kaiser Wilhelm III erklärte mit Zustimmung der meisten anwesenden Minister und Generale, dass der Einsatz einer solchen Uran-Bombe – wenn sie denn tatsächlich die von Schellenberg beschriebene Wirkung hätte – hoffentlich niemals erfolgen müsse. Der Garant dafür, müssten die Erfolge der Wehrmacht sein.
Nordafrika würde sich innerhalb weniger Wochen in der Hand der Achse befinden. Aber wie eine Landung in Amerika stattfinden sollte, dazu gab es nur vage Vorstellungen.
Deutschland verfügte über 240 Divisionen, davon 40 motorisiert und teilweise gepanzert. Gem. Berichten der Aufklärung verfügten die amerikanischen Gegner – VSA, Kanada und Mexiko zusammen über ca. 190 Divisionen davon ebenfalls 40 motorisierte oder gepanzerte Großverbände. Genauso, wie Deutschland würden Amerika nur einen Teil seiner Divisionen in die Schlacht führen können, denn es sei auch damit zu rechnen, dass zahlreiche gegnerische Verbände über den ganzen Globus verteilt waren.
Manstein erklärte, dass die Wehrmacht in der Lage sei, das amerikanische Heer zu schlagen. Die Probleme wären jedoch der Transport auf den weit entfernten Kriegsschauplatz und vor allem die Versorgung der angelandeten Truppen.
Bei der Luftwaffe schätzte General Milch ein, hatten Deutschland und seine Verbündeten mittlerweile eine zahlenmäßige Überlegenheit erreicht. Bedenklich für ein derart gewagtes Unternehmen blieb also die deutsche Schwäche zur See.
Zwar war 1943 ein umfangreiches Flottenbauprogramm aufgelegt worden aber es würde noch bis zum nächsten Jahr dauern, bis neugebaute Großkampfschiffe in ausreichender Zahl eingesetzt werden könnten.
Der für das Marineressort zuständige Minister Admiral Kieseritzky konnte in diesem Punkt beruhigen. Auch wenn die Kriegsmarine nach wie vor schwach war, so hatten die Verbündeten den westlichen Alliierten doch unersetzliche Verluste zugefügt.
Insbesondere beim Kampf um Japan aber auch in der Schlacht um das Mittelmeer hatten die Gegner bei den Großkampfschiffen 18 Schlachtschiffe und 7 Flugzeugträger verloren. Damit war auf den Weltmeeren Seitens der Achsenmächte sogar eine zahlenmäßige Überlegenheit erlangt worden. Während die Westalliierten nach den Erkenntnissen der Aufklärung nur noch 40 Kampfschiffe ab Leichtem Kreuzer aufwärts hatten, verfügten die Achsenpartner in diesen Klassen über 80 Kampfschiffe. Und nur noch die Vereinigten Staaten hatten die wirtschaftlichen Kapazitäten um neue Großkampfschiffe zu bauen. Die Amerikaner würden sicher alle Anstrengungen unternehmen, um eine starke Flotte aufzubauen aber das würde Zeit kosten und die Verluste bei den Landstreitkräften mussten auch ersetzt werden. Die Gelegenheit für das riskante Landungsunternehmen war demnach innerhalb des nächsten Jahres günstig. Hierzu musste die deutsche Wirtschaft umfangreiche Vorbereitungen mit hoher Priorität einleiten.
Der ehemalige und Reichsbankpräsident und Wirtschaftsminister Hjalmar Schacht war vom Kaiser wieder zum Bereichsleiter der Wehrwirtschaft ernannt worden. Schacht berichtete über die bereits unternommenen und bereits eingeleiteten Maßnahmen um den furchtbaren Krieg in möglichst kurzer Zeit siegreich beenden zu können.
Die Schwierigkeiten auf die die Wehrmacht bei ihrer Landung in England gestoßen war, hatten alle Militärs noch gut in Erinnerung. Die beiden wichtigsten Punkte bei einem Landungsunternehmen, das so viel weiter von den verlässlichen Basen entfernt war als die amphibische Operation gegen England, waren die Versorgung der gelandeten Truppen und die rasche Erringung der Luftherrschaft. Deutsche Ingenieure hatten im Auftrag des Wehrmachtsplanungsstabes Baukastensysteme entwickelt. Die einzelnen Komponenten einer technischen Anlage konnten damit im Reich vorgefertigt, an dem gewünschten Kriegsschauplatz transportiert und dort vor Ort, innerhalb kürzester Zeit zu komplexen Anlagen zusammengebaut werden. Molen, Wellenbrecher und Entladestationen standen schon in ihren transportablen Einzelteilen bereit. Aber auch Flugabwehrstellungen, Funkmessanlagen und ganze Fliegerhorste ließen sich nach dem Prinzip vor fertigen.
Die deutsche Wirtschaft war durch die Ausbeutung der Ressourcen von ganz Europa auf 509 IK angewachsen. Aber die gewaltigen Aufträge im Rahmen der Vorbereitung eines Angriffs auf Amerika waren auch damit nicht zu bewältigen.
Kaiser Wilhelm war erstaunt, wie weit die Vorbereitungen bereits gediehen waren. Daraufhin räumte Generalfeldmarschall von Kluge ein, dass es im Wehrmachtplanungsstab bereits seit Mitte 1945 erste Überlegungen für ein solches Unternehmen gab.
Schellenberg ließ mit einem bübischen Grinsen Faksimiles herumgeben. „Hier die Abzüge aus dem amerikanischen Life Magazin. Die stammen zwar von 1944 aber da haben uns die Amerikaner gleichmal ein paar Vorschläge gemacht, wie wir den Krieg zu ihnen nach Hause tragen können.“
Neben den eher unsinnigen Plänen einer Invasion über Alaska oder Südamerika, haben die Journalisten des amerikanischen Magazins auch ganz brauchbare Szenarien entworfen.
Die Landung über die Azoren und die Bermudainseln waren auch in den deutschen Stäben besprochen worden. Aber neben den diplomatischen Schwierigkeiten – denn hierfür müsste Portugal auf der Seite der Achse in den Krieg eintreten – gab es auch erhebliche logistische Probleme. Die auf den Inseln zu schaffenden Basen wären dauerhaft amerikanischen Angriffen zu Luft und zur See ausgesetzt. Darüber hinaus erwartete der Gegner diesen Angriff am ehesten.
Daher wurde die – ebenfalls logistisch äußerst anspruchsvolle – Route über Grönland und Neufundland präferiert.
In Abstimmung mit dem Obersten Befehlshaber beschloss der Große Generalstab die Niederwerfung der Gegner in einem Feldzug auf dem amerikanischen Kontinent. Bis zum Mai habe der Planungsstab die erforderlichen Feldzugspläne auszuarbeiten.
Fehlte nur noch der Name für das große Unternehmen. Der Kaiser sah sich in der Runde um. Feldmarschall von Arnim meldete sich als erster: „Da die Route über Grönland ins Auge gefasst wird, schlage ich mal die Tarnbezeichnung ‚Erik‘ vor - nach dem ersten Wikinger, der in Richtung Amerika vorstieß.“
Vom Dom begab sich der frisch gekürte Kaiser ins Schloss und hielt vom Balkon des Stadtschlosses seine erste Rede als Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches. Die Rede wurde über Lautsprecher die „Unter den Linden“ hinab bis zum Brandenburger Tor und auf der anderen Seite bis hinauf zum Roten Rathaus und zum Alexander Platz übertragen und mit dem Reichsrundfunk in ganz Europa gesendet. Über den Fernsehsender „Paul Nipkow“ konnten die Besitzer eines Fernsehgerätes die Rede deutschlandweit sogar in Echtzeit verfolgen.
Der Kaiser sprach den Menschen aus dem Herzen, als er erklärte, dass die höchste Bestimmung seines Amtes die Erringung eines schnellen und gerechten Friedens sei.
Eine der ersten Amtshandlungen Kaiser Wilhelms III war dann auch ein erneuter Friedensappell, der sich vor allem an die letzte potente gegnerische Macht – die Vereinigten Staaten von Amerika richtete:
„Der furchtbarste Krieg, den die Geschichte je gesehen hat, wütet seit bald acht Jahren in einem großen Teil der Welt. Diese Katastrophe, die das Band einer gemeinsamen tausendjährigen Zivilisation nicht hat aufhalten können, trifft die Menschheit in ihren wertvollsten Errungenschaften. Sie droht, den geistigen und materiellen Fortschritt, in Trümmer zu legen.
Deutschland und seine Verbündeten, haben in diesem Kampf ihre unüberwindliche Kraft erwiesen. Sie haben über ihre an Zahl und Kriegsmaterial überlegenen Gegner gewaltige Erfolge errungen. Unerschütterlich halten ihre Linien den immer wiederholten Angriffen ihrer Feinde stand. Die letzten Ereignisse beweisen, daß auch eine weitere Fortdauer des Krieges ihre Widerstandskraft nicht zu brechen vermag, daß vielmehr die gesamte Lage zu der Erwartung weiterer Erfolge berechtigt.
Zur Verteidigung ihres Daseins und ihrer nationalen Entwicklungsfreiheit wurden die verbündeten Mächte gezwungen, zu den Waffen zu greifen. Stets haben sie an der Überzeugung festgehalten, daß ihre eigenen Rechte und begründeten Ansprüche in keinem Widerspruch zu den Rechten der anderen Nationen stehen. Sie gehen nicht darauf aus, ihre Gegner zu zerschmettern oder zu vernichten. Getragen von dem Bewußtsein ihrer militärischen und wirtschaftlichen Kraft, und bereit, den ihnen aufgezwungenen Kampf nötigenfalls bis zum äußersten fortzusetzen, zugleich aber von dem Wunsch beseelt, weiteres Blutvergießen zu verhüten und den Greueln des Krieges ein Ende zu machen, schlagen die verbündeten Mächte vor, alsbald in Friedensverhandlungen einzutreten.
Die Vorschläge, die sie zu diesen Verhandlungen mitbringen werden, und die darauf gerichtet sind, Dasein, Ehre und Entwicklungsfreiheit ihrer Völker zu sichern, bilden nach ihrer Überzeugung eine geeignete Grundlage für die Herstellung eines dauerhaften Friedens.
Wenn trotz dieses Anerbietens zu Frieden und Versöhnung der Kampf fortdauern sollte, so sind die verbündeten Mächte entschlossen, ihn bis zum siegreichen Ende zu führen. Sie lehnen aber feierlich jede Verantwortung dafür vor der Menschheit und der Geschichte ab.“
Am 8. Januar wurden die wichtigsten Minister und Militärs zur ‚Großen Lage‘ ins Berliner Stadtschloss bestellt. Zu diesem Termin stand bereits fest, dass die Alliierten das Friedensangebot erneut ausgeschlagen hatten.
Generalfeldmarschall von Manstein war vom Kaiser zum neuen Chef des Großen Generalstabes ernannt worden. Der bisherige Generalstabschef von Witzleben hatte nach zwei Herzinfarkten um seinen Rücktritt gebeten. So wurde also der Vertreter der Verteidigungsdoktrin durch den ausgefuchsten Angreifer ersetzt.
Bestätigt durch die Erfolge gegen Frankreich, Russland und England – und ernüchtert durch die erneute Ablehnung von Friedensgesprächen, erstrebte die Wehrmacht nun die Erringung eines Siegfriedens. Das bedeutete, das Deutsche Reich musste sich auf das schier unmögliche Wagnis einer Landung auf dem amerikanischen Kontinent einlassen. Hierzu galt es die erforderlichen Kapazitäten auszubauen.
Generalmajor Oster, Chef des Nachrichtendienstes und sein Bereichsleiter Walter Schellenberg (Leiter Abwehr) bestätigten die Strategie der Wehrmacht. Nach Erkenntnissen des Amtes Fremde Heere West wurde vom Gegner weiterhin mit einem immensen Einsatz von Mitteln ein Projekt zur Herstellung einer Uranbombe vorangetrieben. Wenn eine solche Waffe einsatzfähig wäre, könnte sie das militärische Handeln dieses Jahrhunderts völlig umkrempeln. Schellenberg führte den möglichen Schrecken in aller Deutlichkeit aus.
Ein einziger amerikanischer Bomber der modernen Ausführung Boeing B-29 Superfortress mit einer Traglast von 9.000 Kilogramm, könnte in einer für die Flugabwehr witterungsbedingt ungünstigen Lage, von Algier in Nordafrika startend, über das Mittelmeer und Norditalien in das Reichsgebiet eindringen und über einer deutschen Großstadt – München, Hamburg oder Berlin – eine einzige Bombe abwerfen.
Nach Auffassung der deutschen Atomforscher, würde diese Bombe eine solche Sprengkraft entwickeln, dass die anvisierte Stadt mit all ihren Einwohnern auf einen Schlag vernichtet wäre. Die Zündung einer transportierbaren Uran-Ladung würde nach den Berechnungen der Wissenschaftler, eine Sprengkraft freisetzen, die vergleichbar war mit der Explosion von 10.000 Tonnen des stärksten gebräuchlichen Sprengstoffes Trinitrotoluol.
Der Kaiser und zahlreiche Minister und Militärs waren fassungslos. Niemals würde eine zivilisierte Macht wie die Vereinigten Staaten eine solche Waffe gegen eine Stadt mit Frauen und Kindern einsetzen. Auch im Bombenkrieg waren bisher alle Mächte davor zurückgeschreckt, Giftgas gegen urbane Ziele einzusetzen. Es erschien unvorstellbar, wie ein Staatsoberhaupt oder ein militärischer Führer einen solchen Massenmord vor seiner Bevölkerung würde verantworten können.
Schellenberg postulierte: „Dennoch ist es möglich!“ Daher stimmte das Ressort Aufklärung dem neuen Generalstabschef vollends zu: Punkt 1: Nordafrika muss schnellst möglich gesichert werden um den Einflug gegnerischer Bomber ins Reichsgebiet unmöglich zu machen!
Punkt 2: Die Vereinigten Staaten von Amerika – VSA – müssen als Kriegsgegner unverzüglich ausgeschaltet werden. Alle anderen Kriegsziele müssen dahinter zurückstehen!
Punkt 3: Das Uran-Projekt der deutschen Atomforschung muss höchste Priorität erhalten um nötigenfalls eine adäquate Abschreckung zu erzeugen.
Schellenberg grinste in die Runde: „Die Engländer haben deswegen keine Giftgas gegen Berlin einsetzt, weil sie wussten, dass unseres wirkungsvoller ist und dass wir in jedem Fall in der Lage gewesen wären, es ins Ziel zu transportieren!“
Generalmajor Oster konnte berichten, dass nach der Einnahme der britischen Inseln und der damit freiwerdenden wirtschaftlichen Ressourcen, nun endlich der erste Kernforschungs Reaktor fertig gestellt werden konnte.
Im hohenzollerischen Haigerloch unterhielt das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik eine Außenstelle. Hierher hatte die Wissenschaftlergruppe um Werner Heisenberg, Carl Friedrich von Weizsäcker, Robert Döpel und Kurt Diebner ihre Forschung ausgelagert und im Keller unter der Schlosskirche einen Forschungsreaktor gebaut. Das Uranprojekt – unter dem Namen wurden alle deutschlandweiten Arbeiten auf diesem Fachgebiet zusammengefasst – verschlang erhebliche Wirtschaftskapazitäten. Die Gruppe um Heisenberg war aber nun in die Lage versetzt, ihre Erkenntnisse erforderlichenfalls zum Bau einer Waffe einzusetzen.
Kaiser Wilhelm III erklärte mit Zustimmung der meisten anwesenden Minister und Generale, dass der Einsatz einer solchen Uran-Bombe – wenn sie denn tatsächlich die von Schellenberg beschriebene Wirkung hätte – hoffentlich niemals erfolgen müsse. Der Garant dafür, müssten die Erfolge der Wehrmacht sein.
Nordafrika würde sich innerhalb weniger Wochen in der Hand der Achse befinden. Aber wie eine Landung in Amerika stattfinden sollte, dazu gab es nur vage Vorstellungen.
Deutschland verfügte über 240 Divisionen, davon 40 motorisiert und teilweise gepanzert. Gem. Berichten der Aufklärung verfügten die amerikanischen Gegner – VSA, Kanada und Mexiko zusammen über ca. 190 Divisionen davon ebenfalls 40 motorisierte oder gepanzerte Großverbände. Genauso, wie Deutschland würden Amerika nur einen Teil seiner Divisionen in die Schlacht führen können, denn es sei auch damit zu rechnen, dass zahlreiche gegnerische Verbände über den ganzen Globus verteilt waren.
Manstein erklärte, dass die Wehrmacht in der Lage sei, das amerikanische Heer zu schlagen. Die Probleme wären jedoch der Transport auf den weit entfernten Kriegsschauplatz und vor allem die Versorgung der angelandeten Truppen.
Bei der Luftwaffe schätzte General Milch ein, hatten Deutschland und seine Verbündeten mittlerweile eine zahlenmäßige Überlegenheit erreicht. Bedenklich für ein derart gewagtes Unternehmen blieb also die deutsche Schwäche zur See.
Zwar war 1943 ein umfangreiches Flottenbauprogramm aufgelegt worden aber es würde noch bis zum nächsten Jahr dauern, bis neugebaute Großkampfschiffe in ausreichender Zahl eingesetzt werden könnten.
Der für das Marineressort zuständige Minister Admiral Kieseritzky konnte in diesem Punkt beruhigen. Auch wenn die Kriegsmarine nach wie vor schwach war, so hatten die Verbündeten den westlichen Alliierten doch unersetzliche Verluste zugefügt.
Insbesondere beim Kampf um Japan aber auch in der Schlacht um das Mittelmeer hatten die Gegner bei den Großkampfschiffen 18 Schlachtschiffe und 7 Flugzeugträger verloren. Damit war auf den Weltmeeren Seitens der Achsenmächte sogar eine zahlenmäßige Überlegenheit erlangt worden. Während die Westalliierten nach den Erkenntnissen der Aufklärung nur noch 40 Kampfschiffe ab Leichtem Kreuzer aufwärts hatten, verfügten die Achsenpartner in diesen Klassen über 80 Kampfschiffe. Und nur noch die Vereinigten Staaten hatten die wirtschaftlichen Kapazitäten um neue Großkampfschiffe zu bauen. Die Amerikaner würden sicher alle Anstrengungen unternehmen, um eine starke Flotte aufzubauen aber das würde Zeit kosten und die Verluste bei den Landstreitkräften mussten auch ersetzt werden. Die Gelegenheit für das riskante Landungsunternehmen war demnach innerhalb des nächsten Jahres günstig. Hierzu musste die deutsche Wirtschaft umfangreiche Vorbereitungen mit hoher Priorität einleiten.
Der ehemalige und Reichsbankpräsident und Wirtschaftsminister Hjalmar Schacht war vom Kaiser wieder zum Bereichsleiter der Wehrwirtschaft ernannt worden. Schacht berichtete über die bereits unternommenen und bereits eingeleiteten Maßnahmen um den furchtbaren Krieg in möglichst kurzer Zeit siegreich beenden zu können.
Die Schwierigkeiten auf die die Wehrmacht bei ihrer Landung in England gestoßen war, hatten alle Militärs noch gut in Erinnerung. Die beiden wichtigsten Punkte bei einem Landungsunternehmen, das so viel weiter von den verlässlichen Basen entfernt war als die amphibische Operation gegen England, waren die Versorgung der gelandeten Truppen und die rasche Erringung der Luftherrschaft. Deutsche Ingenieure hatten im Auftrag des Wehrmachtsplanungsstabes Baukastensysteme entwickelt. Die einzelnen Komponenten einer technischen Anlage konnten damit im Reich vorgefertigt, an dem gewünschten Kriegsschauplatz transportiert und dort vor Ort, innerhalb kürzester Zeit zu komplexen Anlagen zusammengebaut werden. Molen, Wellenbrecher und Entladestationen standen schon in ihren transportablen Einzelteilen bereit. Aber auch Flugabwehrstellungen, Funkmessanlagen und ganze Fliegerhorste ließen sich nach dem Prinzip vor fertigen.
Die deutsche Wirtschaft war durch die Ausbeutung der Ressourcen von ganz Europa auf 509 IK angewachsen. Aber die gewaltigen Aufträge im Rahmen der Vorbereitung eines Angriffs auf Amerika waren auch damit nicht zu bewältigen.
Kaiser Wilhelm war erstaunt, wie weit die Vorbereitungen bereits gediehen waren. Daraufhin räumte Generalfeldmarschall von Kluge ein, dass es im Wehrmachtplanungsstab bereits seit Mitte 1945 erste Überlegungen für ein solches Unternehmen gab.
Schellenberg ließ mit einem bübischen Grinsen Faksimiles herumgeben. „Hier die Abzüge aus dem amerikanischen Life Magazin. Die stammen zwar von 1944 aber da haben uns die Amerikaner gleichmal ein paar Vorschläge gemacht, wie wir den Krieg zu ihnen nach Hause tragen können.“
Neben den eher unsinnigen Plänen einer Invasion über Alaska oder Südamerika, haben die Journalisten des amerikanischen Magazins auch ganz brauchbare Szenarien entworfen.
Die Landung über die Azoren und die Bermudainseln waren auch in den deutschen Stäben besprochen worden. Aber neben den diplomatischen Schwierigkeiten – denn hierfür müsste Portugal auf der Seite der Achse in den Krieg eintreten – gab es auch erhebliche logistische Probleme. Die auf den Inseln zu schaffenden Basen wären dauerhaft amerikanischen Angriffen zu Luft und zur See ausgesetzt. Darüber hinaus erwartete der Gegner diesen Angriff am ehesten.
Daher wurde die – ebenfalls logistisch äußerst anspruchsvolle – Route über Grönland und Neufundland präferiert.
In Abstimmung mit dem Obersten Befehlshaber beschloss der Große Generalstab die Niederwerfung der Gegner in einem Feldzug auf dem amerikanischen Kontinent. Bis zum Mai habe der Planungsstab die erforderlichen Feldzugspläne auszuarbeiten.
Fehlte nur noch der Name für das große Unternehmen. Der Kaiser sah sich in der Runde um. Feldmarschall von Arnim meldete sich als erster: „Da die Route über Grönland ins Auge gefasst wird, schlage ich mal die Tarnbezeichnung ‚Erik‘ vor - nach dem ersten Wikinger, der in Richtung Amerika vorstieß.“