Juli
3.07.1950: Ich bin ziemlich weit vorne am westlichen Ortsrand von Babrujsk, sitze in einem Panzerspähwagen mit Funkausstattung. An meiner Seite General Bittrich, dessen fahrender Gefechtsstand der Hotchkiss darstellt. Wir sind müde, übernächtigt. Auch unsere Soldaten haben dunkle Ringe unter den Augen. Über Funk lausche ich Gefechtsmeldungen, schlürfe eine dampfende Tasse heißen Kaffees. Einer der Posten brüllt auf: "PANZER! - 10 Uhr Waldrand, 500."
Ich fahre hoch, stürze aus dem Schützenpanzer. Aus dem Birkenwäldchen zu unserer Linken bricht ein olivgrüner Koloss hervor und richtet sein Kanonenmaul auf unsere Stellung. Da schreit auf einmal einer unserer Funker aufgeregt ins Mikrofon:
"Yankee Zulu, hier Forward Bravo. Nicht feuern, nicht feuern, eigene Truppe, eigene Truppe."
Dann atmen wir erleichtert auf, schlägt der deutsche Offizier seinem Funker auf die Schulter.
"Mensch, Mensch, Mensch, klasse reagiert."
Der junge Kerl strahlt übers ganze Gesicht und auch ich beginne breit das Grinsen, als ich den Wimpel über dem M48 entdecke. Die Lucky Seventh ist zu uns durchgebrochen. Wir haben es tatsächlich geschafft. Ein riesiger Kessel umschließt den gesamten Südabschnitt der Ostfront. Wie die Irren springen wir auf den Panzer, als dieser neben unserem Fahrzeug zum Halten kommt, schlage ich dem riesigen Neger, der Kommandant ist, auf die Schultern. Aus dem Wald sind bereits die restlichen Fahrzeuge der Kompanie aufgetaucht. Jetzt können wir anfangen, den Kessel von allen Seiten aufzurollen.
Dazu kommen noch Nachrichten, die uns schlichtweg überwältigen. Die gesamte französische Armee und viele weitere Divisionen aus allen europäischen Ländern haben sich dem Feldzug angeschlossen. Das bedeutet, dass das Bündnis funktioniert. Das jeder zum Anderen steht und wir Amerikaner es diesmal nicht alleine schaffen müssen. Bittrich strahlt mich an.
"Mensch Greifenstein...", und dann umarmt mich der ehemalige SS-Offizier. "Wenn das hinhaut... mein Gott, wenn das wirklich hinhaut."
Ich bleibe jedoch erstmal gelassen, spiele den coolen Typen.
"Immer langsam mit den jungen Pferden. Halder hat damals auch nach den ersten Kesselschlachten gedacht, der Krieg wäre vorbei."
Das bringt auch Bittrich wieder auf den Boden der Tatsachen.
"Trotzdem... unsere Verluste halten sich in Grenzen. Die Russen können uns kaum etwas entgegen setzen. Die Technik... alleine schon die Luftwaffe. Kaum eine russische Biene zeigt sich mehr am Himmel - und das nach zwei Wochen. Und diesmal wird kein Amerikaner Stalin Flugzeuge zur Verfügung stellen."
"Nein", antworte ich ernst, "diesmal nicht."
5.07.1950: Im Atlantik patroullieren jetzt auch die neuesten U-Boote der Nautilus-Klasse und sichern die Transportwege vor russischen Jagd-U-Booten.
13.07.1950: Der Erfolg ist unglaublich: MacArthur ist bei Wladiwostok ebenfalls der Angriff gelungen. Damit sind die Flotte und der Hafen eingeschlossen. Marineinfanteristen beginnen mit der Eroberung der Stadt.
18.07.1950: General Bradley beweist sein Können, die russische Offensive am nördlichen Frontabschnitt aufzuhalten. Er erwirbt sich dabei die Fertigkeit eines Tiefenverteidigungsspezialisten. Durch die Landungsoperation bei Reval / Tallinn scheint das Oberkommando der Roten Armee verwirrt zu sein. Mit unserem Vorstoß kann es auch gelingen, dort einen Kessel zu bilden.
23.07.1950: Der Erfolg ist nicht so durchschlagend wie bei Kiew, doch gehen auch die nördlichen Divisionen der Russen in unsere Falle. Kann es wirklich sein? Haben wir den Widerstand der Russen gebrochen? Hat Stalin wirklich nichts mehr, dass er uns entgegenwerfen kann? Die Offensive im Westen und im Osten scheint die Sowjetunion schwer zu treffen. Beim Vormarsch stoßen unsere Truppen immer wieder auf Hinterlassenschaften des 2. Weltkrieges, auf zerstörte und noch nicht wieder aufgebaute Dörfer, Brücken oder Bahnhöfe. Die Armut der sowjetischen Landbevölkerung ist schrecklich. Von einem Widerstandsgeist oder gar einem weiteren 'Vaterländischen Krieg' ist nichts zu spüren. Fatalistisch sitzen die Zivilisten teilweise am Straßenrand und sehen uns nur aus großen, traurigen Augen an. Unsere Soldaten werfen oftmals ihre Rationen von den Panzern, die erst zögerlich angenommen werden.
Irgendwie verstehe ich die Menschen. Die Deutschen kamen und sie haben sich erhofft, von Stalin befreit zu werden. Doch statt dessen wurden sie nur ausgebeutet. Als die Rote Armee zurück kam, wurden sie wiederum von Stalin bestraft, weil sie sich den Deutschen ergeben hatten. Dann muss der russische Diktator begonnen haben, das Land mit aller Gewalt zu industrialisieren. Jetzt erwarten sie in uns wieder Eroberer, die sie erneut in die Zwangsarbeit pressen werden. Gut zu wissen, dass unsere Hilfskorps nur wenige Kilometer hinter der Front bereits beginnen, die bemitleidenswerte Bevölkerung davon zu überzeugen, dass diesmal wirklich eine Befreiung ankommen wird.
U.S. Infantry beim Häuserkampf in Kiew
Forschungsergebnisse des Monats Juli 1950 (übermittelt von BuTech, Washington) |
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Datum | Abgeschlossenes Projekt | Forschungsteam | Neues Projekt |
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01.07. | Atomarer Großkampfschiffantrieb | Hyman Rickover | --- | |||
01.07. | --- | Boeing | Fortgeschrittenes Lazarettsystem | |||
01.07. | Luft-boden-Rakete | Arado | --- | |||
01.07. | --- | U.S. Army Ordnance Corps | Moderne Panzerabwehrartillerie | |||
09.07. | Doktrin für Jagd- und Zerstörungsgruppen | Carl Spaatz | Doktrin für tiefgestaffelte Luftnahunterstützung | |||
29.07. | Luftkavallerie | Heinz Guderian | --- | |||
29.07. | --- | Arleigh Burke | Amphibische Operationsdoktrin |
August
3.08.1950: Wieder hat sich ein Kessel gebildet, während unsere Truppen immer weiter vorstoßen. Bei Smolensk und Wjasma kommt es zur Doppelschlacht. Unsere Auswertungsoffiziere sind sich ziemlich sicher, dass die Russen seit Beginn des Einmarsches über 150 Divisionen sowie den größten Teil ihrer Luftwaffe verloren haben. Allgemein zeigt sich die Rote Armee nicht so effizient geführt, wie sie es 1944 und 1945 demonstriert hatte. Hat Stalin etwa die siegreichen Marschälle der Sowjetunion verhaften lassen? Zuzutrauen wäre es ihm.
7.08.1950: Eisenhower übermittelt mir eine dramatische Nachricht. Offenbar hat das Strategische Kommando in Washington unter General Groves den Präsidenten dazu überreden können, eine Atombombe auf Moskau abzuwerfen. Allerdings ging unser Vormarsch so schnell, dass der Bomber 'Enola Gay' mit einer Atombombe an Bord doch nicht zum Einsatz kommen soll.
10.08.1950: Rostow fällt in unsere Hand und die Rumänen haben die Krim erobert. Wieder zeichnet sich eine Kesselschlacht ab, wieder werden russische Divisionen zusammen getrieben. Unsere Jungs sind in einer unglaublichen Siegesstimmung. Die Verluste erträglich und doch trauere ich um jeden Mann, den ich verliere. Immer wieder zeugen die auftauchenden Soldatenfriedhöfe der Wehrmacht und der Roten Armee von unvorstellbaren Kämpfen, die sich Anfang der vierziger Jahre hier abgespielt haben müssen.
13.08.1950: Moskau ist eingeschlossen. Ich kann es kaum glauben. Soll das bereits das Ende des Krieges sein? Können wir es tatsächlich geschafft haben, dieses Riesenreich in nur zwei Monaten niedergerungen zu haben?
19.08.1950: Mittlerweile wird uns allen der Erfolg selbst unheimlich. Von Schlaf kann keine Rede mehr sein. Meine Panzer breschen über die russische Steppe, wir überqueren den Donez, stoßen weiter vor zum Don. Was die Deutschen erst 1942 geschafft haben, scheint uns jetzt schon nach nur zwei Monaten zu gelingen. Mein Korps befindet sich auf dem Weg zur Wolga. Ich schlafe fast schon im Stehen. Von warmen Essen können wir nur noch träumen, meistens schieben wir uns irgend etwas in Mund und kauen darauf herum. Dazu Kaffee in Mengen. Wieder kommt ein Funker mit einer Nachricht vom Hauptquartier, fast schon automatisch zeichne ich ab, lese den Funkspruch durch. Am 18. August hat Moskau kapituliert, sind unsere Truppen unter General Patton in den Kreml eingedrungen. Von Stalin keine Spur. In letzter Sekunde muss der Diktator geflohen sein. Und über seinem Palast weht jetzt das Sternenbanner.
21. August: Mein Korps hat nördlich von Stalingrad die Wolga erreicht. Mit General Bittrich stehe ich an den Ufern des Stromes, den er selbst niemals gesehen hat. Sinnend blicken wir in die blauen Fluten, die sich breit und gemächlich nach Süden wälzen. Wir müssen anhalten. Der Nachschub kommt kaum noch nach und ohne Sprit fahren selbst unsere Panzer nicht. Hier auf den Anhöhen blicken wir weiter nach Osten.
"Wie weit noch?", fragt Bittrich.
"Keine Ahnung... Astrachan... dann durch die Steppe immer weiter vor."
"Ein großes Land."
"Ja."
Mehr gibt es nicht zu sagen. Ich haue mich erst einmal hin und schlafe ununterbrochen 21 Stunden.
Dadurch verpasse ich die Nachricht, dass am selben Tag Leningrad sich ergeben hat. Die erste Aktion des einmarschierenden Generals Bradley: er gibt der Stadt ihren alten Namen zurück: Sankt Petersburg.
An einem zerstörten T34 stoßen unsere Panzer weiter nach Osten vor
Forschungsergebnisse des Monats August 1950 (übermittelt von BuTech, Washington) |
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Datum | Abgeschlossenes Projekt | Forschungsteam | Neues Projekt |
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21.08. | Doktrin für tiefgestaffelte Luftnahunterstützung | Carl Spaatz | Bomberassinitiative |
September
Die Lage am Nordabschnitt:
Unsere Gebirgstruppen sind von Narvik nach Hämmersvjord vorgerückt. Die Stadt Leningrad ist gefallen und unsere Truppen stehen bereit, nach Finnland vorzurücken. Archangelsk steht kurz vor dem Fall. General Bradley beherrscht die Situation vollständig. Die Frage ist, wie sich die sowjetischen Truppen in Finnland verhalten werden und ob sie von den Finnen eventuell unterstützt werden.
Die Lage in Südrussland:
Die Truppen stehen an der Wolga und legen eine kurze Pause ein, bis genügend Einheiten aufgeschlossen haben. Ein ernsthafter Widerstand scheint uns nur noch in Stalingrad bevor zustehen. Wir fragen uns, ob der Herrscher der Sowjetunion hierher geflohen ist in die Stadt, die seinen Namen trägt. Immer wieder stoßen unsere Truppen beim Vormarsch auf die Hinterlassenschaften des Krieges von 1942. Vor allem die unzähligen Soldatenfriedhöfe lassen unsere Jungs schweigen, wenn sie auf ihren Fahrzeugen daran vorbeifahren. Von der Härte der Kämpfe, als sich Wehrmacht und Rote Armee in tödlicher Umklammerung gegenüber lagen, können wir uns gar keine Vorstellung machen. Die wenigen der Deutschen, die damals dabei waren, schweigen auf alle Fragen. Nur der starre Blick in ihren Augen verrät, wie tief das Entsetzen über die damalige Zeit immer noch in ihnen steckt.
Die Lage im Fernen Osten:
MacArthur hat, wie befohlen, die Russen durch die Wüste Gobi marschieren lassen. Sämtliche Angriffe auf unsere befestigten Stellungen sind gescheitert. MacArthur mit seinen eher schwachen Panzerkräften wartet auf einen Befehl aus Washington, den Angriff fortzusetzen.
18.09.1950: Ich stehe an der Seite von General Bittrich, als unsere Pioniere beginnen, über die Wolga zu setzen. Vor uns befinden sich die unendlichen Weiten der östlichen Steppe. Doch erst muss noch Stalingrad von seinen rückwärtigen Verbindungen abgeschnitten werden. Unsere abgekämpften und verschmutzten Soldaten sitzen trotz aller Müdigkeit stolz auf ihren Panzern, als sie uns beide passieren und manch einer regt seinen Daumen hoch. Ich weiß, mit den Soldaten dieser Divisionen könnte ich bis in die Hölle marschieren. Und sie wissen, dass ich immer an ihrer Spitze fahren werde. Verstehen Sie mich nicht falsch. Mir macht der Krieg keinen Spaß. Aber als Kommandeur bin ich für das Leben und Überleben meiner Soldaten verantwortlich. Und diese können sich darauf verlassen, dass ihr Wohl bei mir an erster Stelle steht.
Unsere M48 im vereinten Kampf mit der Airforce gegen eine sowjetische Pak-Stellung.
Forschungsergebnisse des Monats September 1950 (übermittelt von BuTech, Washington) |
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Datum | Abgeschlossenes Projekt | Forschungsteam | Neues Projekt |
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01.09. | Motorisierte Division Modell 51 | Mausser Werke | Moderne Marineinfanterie | |||
14.09. | Infiltrationsbombardierungsdoktrin | Curtis LeMay | Karusellbombardements | |||
18.09. | Moderne Panzerabwehrartillerie | U.S. Army Ordnance Corps | Moderne Fla-Brigade |